THr ROYAL CANADIAN INSTITUT! ,sl
ABHANDLUNGEN
DER PREUSSISCHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
1921
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE
If'
ABHANDLUNGEN
(der PREUSSISCHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
•' ^
JAHRGANG 1921
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE
BERLIN 1922
VERLAG DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
IN KOMMISblUN ÜKl DER
VKKKINIGt'NG WISSHNSCHAFTLICHKR VERLEGKR WALTER DK CRUYTKR U. Cü.
VORMAU O. J. (iÖSCHlirSCHE VEKLAGSHANDLUMO. 1. GUTTKNTAG, VKKLAUSBIK'HHANDLUNI!.
OKOBO RQHER. KARL 1. IHfiBNKR. VIOT U. COMP.
Berlin, gedniclvt in der Reiclisdruckerei
A6
182.
B10190
Inhalt
öffentliche Sitzungen S. vii
Verzeichnis der im Jahre 1921 gelesenen Abhandlungen S. viii— xiii
Bericht ül)er den Erfolg der Preisausschreihungen für 1921 und neue
Preisausschreibungen S. xiv — xvii
Statut der Hippokrates-Stiftung S. xviri
Vei-zeichnis der im Jahre 1921 erfolgten besonderen Geldbewilligungen
aus akademischen Mitteln zur Ausfiihrung wissenschaftlicher Unter-
nehmiugen S. xix
Veiv.eichnis der im Jahre 1921 erschieneneTi im Auftrage oder mit Unter-
stützung der Akademie bearbeiteten oder herausgegebenen Werke S. xx — xxii
Veränderungen im Personalstande der Akademie im Laufe des Jahres 1921 S. xxu — xxiii
Verzeichnis der Mitglieder der Akademie am Schlüsse des Jahres 1921
nebst den Verzeichnissen der Inhaber der Bradley-, der Helmholtz-
und der Leibniz-Medaille und der Beamten der Akademie, sowie
der Kommissionen, Stiftungs-Kuratorien usw S. xxiv — xxxviii
Abhandlungen
Nr. 1. Bknno Ekdmann-;-: Die philosophischen Grundlagen von Ilelm-
holz' Wahmehmungstheorie S. 1 — 45
- 2. HernhardSeuffert: Prolegomena zu einer Wieland- Ausgabe
VII, Nachträge und Untersuchungen S. 1 — 71
■ .'J. W. Bang: Vom Köktürkischeu zum Osmanischen, \'orarbeiten
zu einer vergleichenden Grammatik des Türkischen, 4. Mit-
teilung S. 1— 2(>
■ 1. Prof. Dr. M. Weli.mann: Die Georgika des ffennjiritos . . S. I — ."»8
JAHR 1921.
Öffentliche Sitzungen.
Sitzung am 27. Januar zur Feier des Jahrestages
König Friedrichs II.
Der an diesem Tage Vorsitzende Sekretär Hr. Lüders eröffnete die
Sitzung mit einer Ansprache. Weiter machte der Vorsitzende Mitteilung von
den seit dem Friedrichs-Tage 1920 in der Akademie eingetretenen Personal-
veränderungen und gab einen kurzen Jahresbericht. Darauf verlas Hr. Diels
einen eingehenderen Bericht des Hrn. Erdmann (f) über die Kant- und die
Leibniz-Ausgabe. Es folgte der wissenschaftliche Festvortrag von Hrn.
Einstein: Geometrie und Erfahrung.
Sitzung am 30. Juni zur Feier des Leibnizischen Jahrestages.
Hr. Rubner, als versitzender Sekretär, eröffiiete die Sitzung mit einer
Ansprache.
Daraufhielten die seit dem letzten Leibniz-Tage (1. Juli 1920) neu ein-
getretenen Mitglieder Hr. von Laue und Hr. Wilcken ihre Antrittsreden,
die von den beständigen Sekretaren Hrn. Planck und Hrn. Lüders be-
antwortet wurden. 'Daran .schlössen sich die Gedächtnisreden auf Heinrich
Dressel von Hrn. Dragendorff, auf Hermann Struve von Hrn. G. Müller,
auf Benno Erdmann von Hrn. Stumpf, auf Wilhelm von Waldeyer-
Hartz von Hrn. Fick und auf Heinrich Morf von Hrn. Roethe.
Sodann erfolgte die Verleiliuijg des Preises aus dem Cotheniussclien
Legat, aus der Charlottenstiftung für Philologie, aus dem Stipendium
der Eduard-Gerhard-Stiftung, aus der Graf-Loubat-Stiftung, aus der
Paul Rieß-Stiftung und aus der Emil Fischer-Stiftung.
VIII
Verzeichnis der im Jahre 1921 gelesenen Abhandlungen.
Physik und Chemie.
Rubens, die optischen Eigenschaften einiger Kristalle im langwelligen
Spektrum, nach gemeinsam mit Hrn. Liebisch ausgeführten Unter-
suchungen. Dritte Mitteilung. (GS. 6. Jan.: SB. 10. Febr.)
Planck, die Entropie fester Körper bei tiefen Temperaturen. (Kl. 3. Febr.)
Beckmann, die Umlagerung von Oximen in Amide. (Kl. 17. Febr.)
Einstein, über eine naheliegende Ergänzung des Fundamentes der allge-
meinen Relativitätstheorie. (Kl. H. März; SB.)
von Laue, über einige Fragen aus der allgemeinen Relativitätstheorie.
(Kl. 16. Juni.)
Rubens, neue Versuche zur Prüfung des Planckschen Strahlungsgesetzes.
Mit G. Michel. (Kl. 21. Juli; SB.)
Eggert, J., und W. Noddack, über die Prüfung des photochemischen
Äquivalentgesetzes an der photographischen Trockenplatte. Vorgelegt
von Nernst. (GS. 28. Juli; SB.)
Weigert, Prof. Dr. Fritz, zur Photochemie der Silberverbindungen. (Nach
Versuchen von W. Schoeller.) Vorgelegt von von Laue. (GS.
28. Juli; SB.)
Einstein, über ein den Elementarprozeß der Lichtemission betreffendes
Experiment. (GS. 8. Dez.; SB.)
Kaluza, Theodor, zum Unitätsproblem der Physik. _ Vorgelegt von
Einstein. (GS. 8. Dez. ; SB. 22. Dez.)
Mineralogie, Geologie und Paläontologie.
Liebisch, die homogenen Deformationen der Kristalle, die durch einfache
Schiebungen nach Gleitflächen hervorgerufen werden. (Kl. 13. Jan.)
Pompeckj, die Beziehungeii, zwischen Klima und Meeressedimenten. (GS.
10. März.)
Pompeckj , das Gebiß des ürnithopoden Dysalotosaurus aus den Tendaguru-
Schichten Deutsch-Ostafrikas. (Kl. 2. Juni.)
Pompeckj, die Einstämmigkeit der Pterosaurier. (Kl. 1. Dez.)
IX
Botanik und Zoologie.
Haberlandt, Zur Physiologie der Zellteilung. Sechste Mitteilung. Über
Auslösung von Zellteilungen durch Wundhormone. (GS. 6. Jan.; SB.
10. Febr.)
Gorrens, Zweite Fortsetzung der Versuche zur experimentellen Verschiebung
des Geschlechtsverhältnisses. (Kl. 17. März; SB. 7. April.)
Heider, über die Beziehungen der Körperachsen zur Eiachse bei den Chor-
daten. (Kl. 7. April; SB. 12. Mai.)
Kükenthal, die Brustflosse des Buckelwales und ihre Entwicklung. (GS.
26. Mai; SB. 14. Juli.)
Bluhm, Dr. Agnes, ein Fall experimenteller Verschiebung des Geschlechts-
verhältnisses bei Säugetieren. Vorgelegt von Correns. (Kl. 2. Juni;
SB. 7. Juli.)
Haberlandt, Zur Physiologie der Zellteilung. Siebente Mitteilung. Die
Entwicklungserregung befruchteter und parthenogenetischer Eizellen.
(GS. 23. Juni.)
Hoppe-Moser, Dr. P'anny, Ursprung und Verwandtschaftsbeziehungen
der Siphonophoren. Versuch einer Urmedusentheorie. Vorgelegt von
Heider. (Kl. 7. Juli; SB. 21. Juli.)
von Allesch, Dr. G. J., über die drei ersten Lebensmonate eines Schim-
pansen. Vorgelegt von Correns. (GS. 14. Juli; SB. 28. Juli.)
Haberlandt, über experimentelle Erzeugung von Adventivembryonen bei
Oenothera Lamarckiana. (Kl. 20. Okt. SB.)
Haberlandt, die Entwicklungserregung der Eizellen einiger partheno-
genetischer Kompositen. (GS. 8. Dez.)
Anatomie und Physiologie, Pathologie.
Bickel, Prof. Dr. A., und Dr. C. van Eweyk, über Hitzesekretine. Vor-
gelegt von Orth. (Kl. 17. März; SB. 31. März.)
Fick, Gewichts- und Querschnittsbestimmungen. (Kl. 12. Mai.)
Rubner, die Wasserbindung in Kolloiden mit besonderer Berücksichtigung
des quergestreiften Muskels. (Kl. 20. Okt.)
Orth, über Unfälle und Aneurismen. (Kl. 3. Nov.; SB. 10. Nov.)
b
Astronomie, Geographie und Geophysik.
Hellmann, neue Untersuchungen über die Regen Verhältnisse von Deutsch-
land. Zweite Mitteilung: Die Schneeverhältnisse. (GS. 10. Febr.; SB.
24. Febr.)
Hell mann, die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flug-
blättern des 16. Jahrhunderts. (GS. 10. Febr. ; Abh.)
G. Müller, über Turmteleskope. (Kl. 21. April.)
Nernst, das Alter der Fixsterne. (GS. 28. Juli.)
Penck, Ablagerungen und Schichtstörungen der letzten Interglazialzeit in
den nördlichen Alpen. (GS. 10. Nov.)
Hellmann, Nebel in Deutschland. (Kl. 15. Dez.; SB.)
Mathematik.
Schmidt, über den Beweis des Jordanschen Satzes. (GS. 14. April.)
Ostrowski, Dr. Alexander, über die Eigenschaften gewisser Potenzreihen
mit unendlich vielen verschwindenden Koeffizienten. Vorgelegt von
Schmidt. (Kl. 2. Juni; SB. 7. Juli.)
Schottky, die Produktausdrücke der £'-Funktionen. (Kl. 17. Nov.; SB.
1. Dez.)
Mechanik.
Müller-Breslau, Elastizitätstheorie der versteiften Kettenbrücke. (Kl.
7. Juli.)
Zimmermann, die Knickfestigkeit von Stäben mit elastischer Einspannung.
(GS. 27. Okt.; SB. 10. Nov.)
Zimmermann, über den Einfluß des Vorzustandes auf das Knicken gerader
Stäbe. (GS. 24. Nov.)
Philosophie und Psychologie.
Erdmann, die philosophischen Grundlagen von Helmholtz' Wahrnehmungs-
theorie, kritisch erläutert. Vorgelegt von Stumpf (GS. 20. Jan.; J.M.)
Köhler, Prof Dr. Wolfgang, Zur Psychologie des Schimpansen. Vorgelegt
von Stumpf (GS. 9. Juni; SB. 28. Juli.)
Stumpf, über die Tonlage der Konsonanten und die für das Sprach Ver-
ständnis entscheidende Gegend des Tonreiches. (GS. 28. Juli; SB.)
Köhler, Prof. Dr. Wolfgang, über eine neue Methode zur psychologischen
Untersuchung von Menschenaffen. Vorgelegt von Stumpf. (GS. 27. Okt.)
XI
Prähistorie.
Sohuchhardt, Ausgrabungen in altgermanischen Burgen und Siedlungen.
(GS. 6. Jan.)
Schuchhardt, Rethra und Arkona. (GS. 27. Okt.; SB. 10. Nov.)
Geschichte des Altertums.
Wilcken, Urkunden der Ptolemäerzeit. (Kl. 3. Febr.)
Erman, über den Harem der ägyptischen Könige. (Kl. 3. März.)
von Wilamowitz-Moellendorff, Sphakteria. (Kl.ll .MArz; SB. 31. März.)
Meyer, über die Einwirkung der zoroastrischen Religion auf die Ent-
wicklung des pharisäischen Judentums und des Christentums und die
diese beherrschende dualistische Weltanschauung. (GS. 28. April.)
de Groot, über Frauenregierungen in China. (Kl. 16. Juni.)
Hiller von Gaertringen, Prof. Dr. Friedrich Frhr., Attischeinschriften.
Vorgelegt von von Wilamowitz-Moellendorff. (Kl. 1(5. Juni; SB.)
Norden, Römer und Burgunden. (Kl. 7. Juli.)
Gressmann, Prof. Dr. Hugo, Die ammonitischen Tobiaden. Vorgelegt von
Meyer. (GS. U.Juli; SB. 28. Juli.)
von Wilamowitz-Moellendorff, einige Angaben des Ephoros. (Kl.
21. Juli.)
Lüders, die Beziehungen Indiens zu den westlichen iJindern in der älteren
Zeit. (Kl. 20. Okt.)
vonWilamowitz-Moellendorff.zurgriechischen Geschichte und Literatur.
(KL 20. Okt.; SB. 27. Okt.)
Meyer, Tougener und Teutonen. (GS. 10. Nov.; SB.)
Mittlere und neuere Geschichte.
Kehr, Aktenstücke zur preußischen und deutschen Geschichte aus den
Jahren 1863 und 1870. (GS. 10. Febr.)
Kehr, zurGeschichteWibert-s von Ravenna (Clemens HI.) I. (Kl. 7. April; .Sß.)
Schäfer, Honor, citra, eis im mittelalterlichen Latein. (Kl. 21. April;
SB. 28. April.)
Stutz, Reims und Mainz in der Königswahl des zehnten und zu Beginn
des elften Jahrhunderts. (GS. 9. Juni ; SB.)
Stutz, das Erststimmrecht des Mainzer Erzbischofs bei der Wahl Richards
von Cornwallis zum deutschen König im Jahre 1257. (Kl. 20. Okt.)
b*
xn
Hintze, über die Amtsverfassung in den deutschen Lä&dern des 13. — 18.
Jahrhunderts in ihrem Verhältnis zur Kreisverfassung. (Kl. 3. Nov.)
Mein ecke, über Machiavell, das Wesen des Machiavellismus und den
Sinn und Zweck der Schrift vom Fürsten. (Kl. 17. Nov.)
Kehr, zur Geschichte Wiberts von Ravenna (Clemens III.) II. (Kl. 15. Dez.;
SB. 22. Dez.)
Kirchen geschichte.
von Harnack, die apokalyptischen Reiter. (GS. 24. Febr.)
von Harnack, neue Fragmente des Werkes des Porphyrius gegen die
Christen. Die Pseudo-Polycarpiana und die Schrift des Rhetors Pacatus
gegen Porphyrius. (GS. 24. Febr.; SB. 10. März.)
Holl, über den Kirchenbegriff des Paulus in seinem Verhältnis zu dem
der Urgemeinde. (Kl. 1. Dez.; SB. 15. Dez.)
von Harnack, Nachträge zur Abhandlung 'Neue Fragmente des Werkes
des Porphyrius gegen die Christen'. (Kl. 1. Dez.; SB.)
Rechts- und Staatswissenschaft.
Heymann, die Rechtsformen der deutschen militärischen Kriegswirtschaft
und ihre Bedeutung für die Entwicklung unseres Gewerberechts.
(Kl. 13. Jan.)
Seckel, die karthagische Inschrift CIL VIII 25045 — ein kirchenrechtliches
Denkmal des Montanismus? (Kl. 12. Mai; SB. 22. Dez.)
Seckel, Werners von Schussenried in Schwaben Decretum metricum et
abbreviatum. (GS. 14. Juli. Ahh.)
Allgemeine, deutsche und andere neuere Philologie.
Seuffert, Prolegomena zu einer Wieland-Ausgabe VII. (Kl. 3. Febr.; Abh.)
Mitzka, Dr. Walther, Studien zum baltischen Deutsch. Vorgelegt von
Roethe. (Kl. 3. März.)
Burdach, platonische und freireligiöse Züge im 'Ackermann aus Böhmen".
(GS. 31. März; Abh.)
Heusler, die deutsche Quelle der Ballade von Kremolds Rache. (GS.
26. Mai; SB. 23. Juni.)
Schuchardt, zur Kenntnis des Baskischen von Sara. (GS. 26. Mai; Abh.)
Brandl, über Shakespeares 'Julius Cäsar'. (Kl. 2. Juni.)
Schuchardt, Possessivisch und Passivisch. (GS. 28. Juli: SB.)
XI 11
Riassische Philologie.
Diels, Lukrezstudien IV. (Kl. 17; Febr.; SB.)
Meissner, Prof. Dr. Bruno, ein neubabylonisches Zuckungsbuch. Vor-
gelegt von Diels. (Kl. 17. Febr.; SB. 31. März.)
Wellmann, Prof. Dr. Max, die Georgika des Demokritos. Vorgelegt von
Diels. (Kl. 12. Mai; Abh.)
Wenkebach, Dr. E., über den Galenübersetzer Johannes Sozomenus. Vor-
gelegt von Diels. (Kl. 7. Juli.)
Ilberg. Dr. Johannes, aus einer verlorenen Handschrift der Tardae
pa.ssiones des Caelius Aurelianus. Vorgelegt von Diels. (Kl. 20. Okt.;
SB. 1 0. Nov.)
von Wilamowitz-Moellendorff, Athena. (GS. 22. Dez.; SB.)
Orientalische Philologie.
Möller, Prof. Dr. Georg, die Zeichen für 'Westen' und 'Osten' in der
ägyptischen Hieroglyphenschrift. Vorgelegt von F-rnian. (Kl. 18. Jan.;
SB. 3. Febr.)
Möller, Prof. Dr. Georg, über einen ägyptischen Schuldschein der zwei-
undzwanzigsten Dynastie. Vorgelegt von Erman. (Kl. 17. Febr.; SB.
17. März.)
W. Schulze, über Tocharisch Lseke peke. (Kl. 3. März: SB. 17. März.)
Bang-Kaup, vom KöktOrkischen zum Osmanischen. 4. Mitteilung. (GS.
10. März; Abh.)
W. Schulze, Ober das Tocharische. (Kl. 12. Mai.)
Gressmann, Prof. Dr. Hugo, Ode Salomos 23. Vorgelegt von von Ha r-
nack. (Kl. 7. Juli; SB. 21. Juli.)
Kunstwissenschaft und Archäologie.
Schuchhardt, Fliegeraufnahmen aus der Dobrudscha von 1918. (Kl.
21. April.)
Goldschmidt, über die Komposition mittelalterlicher Wandmalerei. (GS.
24. Nov.)
XIV
Bericht über den Erfolg der Preisausschreibungen für 1921
und neue Preisausschreibungen.
(Leibniz-Sitzung am 30. Juni 1921.)
Preisaufgabe aus dem Coiheniusschen Legat.
In der Leibniz-Sitzung des Jahres 1917 hat die Akademie folgende
Preisaufgabe für das Jahr 1921 unverändert zum vierten Male ausgeschrieben,
nachdem auf die drei früheren Ausschreibungen Bewerbungsschriften nicht
eingegangen waren:
»Der Entwickelungsgang einer oder einiger Ustilagineen soll
möglichst lückenlos verfolgt und dargestellt werden, wobei beson-
ders auf die Überwinterung der Sporen und Mycelien Rücksicht zu
nehmen ist. Wenn irgend möglich, sind der Abhandlung Präpa-
rate, welche die Frage entscheiden, beizulegen.«
Diesmal hat sich nur ein Bewerber gemeldet. Die Preisschrift wird
in einer Vorbemerkung als Teil einer größeren Arbeit über die Brand-
krankheiten unserer Hauptgetreidearten bezeichnet und bezieht sich nur
auf den Steinbrand des Weizens, Tilletia tritici. Wenn auch der Verfasser
in mancher Hinsicht mehr bietet, als verlangt wurde, indem er z. B. auch
das physiologische Verhalten der vom Pilze befallenen Wirtpflanze ein-
gehend erörtert, so ist er doch andererseits die Antwort auf gewisse Ein-
zelfragen schuldig geblieben, insbesondere in bezug auf die tTberwinterung
der Sporen und Mycelien, auf die in der Preisausschreibung ausdrücklich
hingewiesen wurde.
Die Akademie anerkennt gerne das wissenschaftliche Streben und den
großen Fleiß des Verfassers, doch ist sie nicht in der Lage, ihm den aus-
geschriebenen Preis zuzuerkennen, da seine Bewerbungsschrift zu wenig
neue Tatsachen enthält und in methodischer Hinsicht verschiedene Mängel
aufweist, die die aus den Untersuchungsergebnissen gezogenen Folgerungen
zum Teil als fraglich oder auch unberechtigt erscheinen lassen.
Die Akademie hat aber im Sinne des § 7 des Reglements für die
akademischen Preiserteilungen beschlossen, den Betrag von 2000 Mark dem
Verfasser einer in das Gebiet der gestellten Aufgabe einschlagenden wert-
vollen Schrift als Ehrengabe zu überweisen. Als eine solche Schrift kann
nach dem Urteile der Akademie die Arbeit »Untersuchungen über den
XV
Antherenbrand (Ustilago violacea Pers.)« von Prof. Hans Kniep in Wörz-
burg betrachtet werden. Der Verfasser weist darin nach, daß bei der
Keimung der Brandsporen zwei äußerlich gleiche aber physiologisch ver-
schiedene Sorten von Sporidien entstehen, und daß es nur dann zur Ko-
pulation kommt, wenn diese beiden Sorten von Sporidien zusammentreffen.
Der Nachweis einer solchen physiologischen Geschlechtsdifferenzierung ist
nicht nur für die Beurteilung der Fortpüanzungsverhältnisse der Ustila-
gineen, sondern für das Sexualitätsproblem überhaupt von nicht geringer
Bedeutung.
C/uirlotten-Stißuny fiir Fhiloloffie.
Die Akademie hatte in der Leibniz-Sitzung des Jahres 1 920 (Sitzungs-
ber. S. 710) folgende Preisaufgabe der Charlotten-Stiftung gestellt:
»Die Untersuchung der Komposition des theophrastischen Buches de
historia plantarum wird verlangt. Mit Rücksicht auf die Kürze der zur
Bearbeitung verfugbaren Zeit genügt eine auf dieses Ziel gerichtete in sich
abgeschlossene Untersuchung.«
Es sind rechtzeitig zwei Bearbeitungen eingegangen. Die erste um-
fänglichere trägt das Motto: eÄTXON nicreveiN AeTYnnui axaainwi rt AÖrui Xcyn-
tAktui. Sie behandelt ausführlicher die beiden ersten Bücher der Historia
plantarum, analysiert aber auch im Überblick die übrigen mit Ausnahme
des letzten. Diese Arbeit zeichnet sich durch scharfsinnige, Inhalt und
Form gleichmäßig berücksichtigende Untersuchung der Disposition aus.
Wenn auch bei der starken Zerrüttung unseres Textes nicht überall volle
Sicherheit erzielt werden konnte, so ist doch über die nicht immer von
Theophrast erreichten Ziele seiner Komposition hinreichende Klarheit er-
zielt; auch sind im einzelnen zur Textgestaltung und zur Feststellung der
Abfassungszeit des Werkes wertvolle Beiträge zugegeben worden.
Der Verfasser der zweiten Bearbeitung, der das Motto: ^ru Ae kXn
«H M^AAü) NIKAN TYMNACÄMENÖC FE T09T0N TÖN XPÖNON Ö^GAHehlCOMAI hat daS VOn
dem ersten Bearbeiter beiseite gelassene neunte Buch der Pflanzengeschichte
untersucht. Sein Hauptaugenmerk ist weniger auf die Komposition als
auf den Nachweis der von Bretzl in Abrede gestellten Echtheit gerichtet.
Obgleich seine Ausfuhrungen manches Brauchbare enthalten, .-ist doch diese
Bearbeitung weder im Umfang noch in der Qualität der wissen.schaftlichen
Methode mit der des ersten Verfassers zu vergleichen.
XVI
Daher hat die Akademie kein Bedenken getragen, der ausgezeichneten
Arbeit mit dem Motto: oätton nicieveiN acT kta. das Stipendium der Char-
lotten-Stiftung zuzuerkennen, das in dem Genüsse der Jahreszinsen des
Stiftungskapitals von 30000 Mark auf die Dauer von acht Jahren besteht.
Die Eröffnung des Umschlages mit dem Motto: Gätton nicjeveiN aeT
Tnnü)i axaaInü)! h AÖrui acyntäktui ergab als Verfasser: Studienrat Dr. phil.
Otto Regenbogen in Berlin.
Stipendium der Eduard-G^erhardStifiung .
Das Stipendium der Eduard-Gerhard-Stiftung war in der Leibniz-Sitzung
des Jahres 1920 für das laufende Jahr mit dem Betrage von 5000 Mark
ausgeschrieben. Die philosophisch-historische Klasse hat beschlossen, den
gesamten Betrag Hrn. Dr. Gottfried von Lücken für seine Arbeiten auf
dem Gebiete der frührotfigurigen attischen Wandmalerei zu verleihen.
Für das Jahr 1922 wird das Stipendium mit dem Betrage von 2500 Mark
ausgeschrieben. Bewerbungen sind vor dem I.Januar 1922 der Akademie
einzureichen.
Nach § 4 des Statuts der Stiftung ist zur Bewerbung erforderlich:
1. Nachweis der Reichsangehörigkeit des Bewerbers;
2. Angabe eines von dem Petenten beabsichtigten, durch Reisen be-
dingten archäologischen Planes, wobei der Kreis der archäologischen
Wissenschaft in demselben Sinne verstanden und anzuwenden ist,
wie dies bei dem von dem Testator begründeten Archäologischen
Institut geschieht. Die Angabe des Planes muß verbunden sein mit
einem ungefähren, sowohl die Reisegelder wie die weiteren Aus-
fuhrungsarbeiten einschließenden Kostenanschlag. Falls der Petent
für die Publikation der von ihm beabsichtigten Arbeiten Zuschuß
erforderlich erachtet, so hat er den voraussichtlichen Betrag in den
Kostenanschlag aufzunehmen, eventuell nach ungefährem Überschlag
dafür eine angemessene Summe in denselben einzustellen.
Gesuche, die auf die Modalitäten und die Kosten der Veröffentlichung
der beabsichtigten Forschungen nicht eingehen, bleiben unberücksichtigt.
Femer hat der Petent sich in seinem Gesuch zu verpflichten:
1 . vor dem 3 1 . Dezember des auf das Jahr der Verleihung folgenden Jahres
über den Stand der betreffenden Arbeit sowie nach Abschluß der Arbeit
über deren Verlauf und Ergebnis an die Akademie zu berichten;
XV JI
2. falls er während des Genusses des Stipendiums an einem der Pallien-
tage (21. April) in Rom verweilen sollte, in der öffentlichen Sitzung
des Deutschen Instituts, sofern dies gewünscht wird, einen auf sein
Unternehmen bezüglichen Vortrag zu halten;
3. jede durch dieses Stipendium geförderte Publikation auf dem Titel
zu bezeichnen als herausgegeben mit Beihilfe des Eduard-Gerhard-
Stipendiums der Preußischen Akademie der Wissenschaften;
4. drei Exemplare jeder derartigen Publikation der Akademie ein-
zureichen.
Preis der Graf-Loubat-Stiftung.
Die Akademie hat auf Vorschlag ihrer Kommission fixr die Graf-Loubat-
Stiflung beschlossen, den für dieses Jahr ausgeschriebenen Preis derselben
von 3000 Mark Hrn. Prof. Dr. A. Eekhof in Leiden für seine Werke »De
HervormdeKerkinNoord-Amerika(1624 — 1664)«,2Bde.'S-Gravenhagel913
und »Bastiaen Jansz. Krol, Krankenbezoeker, Kommies en Kommandeur
von Nieuw-Nederland (1595 — 1645)«, 'S-Gravenhage 1910, zuzuerkennen.
Paid-Rieß-Stiflung.
In Ausführung der Bestimmungen des Statuts der Paul-Rieß-Stiftung
hat die physikalisch-mathematische Klasse auf Vorschlag des Kuratoriums
beschlossen, die diesjährigen Stiftungserträgnisse in Höhe von 83 IH Mark
an einen Chemiker zu vergeben, und zwar an Hm. Prof. Dr. Adolf Sieverts
in Greifswald für seine Arbeiten Ober die Wechselwirkungen zwischen
Metallen und Gasen.
Emil-Fisc/ier-Stißung.
Nach dem Statut der Emil-Fischer-Stiftung hat das Kuratorium der
Stiftung mit Zustimmung der physikalisch-mathematischen Klasse den fol-
genden früheren Assistenten Emil Fischers nachstehende Beträge zur Fort-
fiihrung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten bewilligt:
8000 Mark einmalig dem Hrn. Dr. Max Bergiq.ann, zur Zeit
Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Faserstoffchemie,
8000 Mark einmalig Hm. Dr. B. Helferich, zur Zeit Assistent am
1. Chemischen Institut der Universität Berlin,
4000 Mark einmalig Hrn. Dr. Helmuth Scheibler, zur Zeit Privat-
dozent am organisch-chemischen Laboratorium der Technischen
Hochschule.
XVIIl
Hippokrates-Stiftung.
Statut vom 6. November 1920.
Ein Berliner Kaufmann, der ungenannt bleiben will, hat der Preußischen
Akademie der Wissenschaften am 28. Juli 1920 ein Kapital von 150000 Mark
mit der Bestimmung überwiesen, das Kapital und seine etwa auflaufenden
Zinsen zur Herstellung der im Rahmen des Corpus Medicorum in Aussicht
genommenen Ausgabe der Werke des Hippokrates nach Anweisung der
bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften bestehenden Kommission
für das Corpus Medicorum zu verwenden.
§ 1.
Die Stiftung, die am 6. November 1920 von der Preußischen Staats-
regierung genehmigt worden ist, wird gemäß den Bestimmungen des Stifters
von der Kommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften für
das Corpus Medicorum verwaltet. Die eingezahlte Summe wird unter dem
Namen Hippokrates-Fonds bei der Preußischen Staatsbank (Seehandlung)
hinterlegt. Zahlungen daraus werden gegen Quittung des Vorsitzenden jener
Kommission oder in Vertretung von dem Vorsitzenden Sekretär der Akademie
erhoben.
§2.
Die Entlastung wird alljährlich in Verbindung mit der der Abrechnung
der Kommission füir das Corpus Medicorum von der philosophisch-histori-
schen Klasse vollzogen. Der wissenschaftliche Bericht über die Vorbereitung
und Ausführung der Hippokrates-Ausgabe, die mit den Mitteln der Stiftung
veröfifentlicht werden soll, erfolgt alljährlich in der Friedrichssitzung inner-
halb des allgemeinen Berichtes der genannten Kommission.
XIX
Verzeichnis der im Jahre 1921 erfolgten besonderen Geldbewilligungen
ans akademischen Mitteb zur Ausführung wissenschaftlicher Unter-
nehmungen.
Es wurden im Laufe des Jahres 1921 bewilligt:
10800 Mark für das »Tierreich«.
8740 » für das Deutsche Wörterbuch.
19680 " für das Deutsche Rechtswörterbucli.
9100 » für die Leibniz- Ausgabe.
8200 » für das Wörterbuch der ägyptischen Sprache.
11060 » für die Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen.
7800 » für den Nomenclator aninialium generum et subgenenim.
28000 » für die Arbeiten der Orientalischen Kommission.
1800 » für die Deutschen Geschichtsquellen des 19. Jahrhunderts.
15000 » dem ordentlichen Mitgliede der Akademie Hrn. de Groot für
die Drucklegung seines Werkes: »Die Hunnen der vorchrist-
lichen Zeit«.
1700 » für die deutschen Geschichtsquellen des 19. Jahrhunderts.
1000 » für den Thesaurus linguae latinae.
10000 » für den Nomenclator animalium generum et subgenerum.
24000 » für das »Tierreich«.
14000 » für das »Pflanzenreich«.
800 • für die Kant-Au.sgabe.
5000 » für die Inscriptiones Graecae.
1500 » für das Wörterbuch der ägyptischen Sprache.
20000 » für die Arbeiten der Orientalischen Kommission.
7500 » dem ordentlichen Mitgliede der Akademie Hrn. Burdach für
seine Forschungen zur neuhochdeutschen Schriftsprache.
5000 » für die Arbeiten der Deutschen Kommission.
800 » dem Prof. Dr. August Fischer in Leipzig zur Bearbeitung
seines arabischen Wörterbuchs.
6000 » für die Herausgabe der Werke Leonhard Eulers.
2000 - dem Hrn. Cuno Hoffmeister in Sonneberg zur Unterhaltung
seiner Privatstemwarte.
XX
Verzeichnis der im Jahre 1921 erschienenen im Auftrage und mit Unter-
stützung der Akademie bearbeiteten oder herausgegebenen Werke.
Unternehmungen der Akademie und ihrer Stißungen.
Das Pflanzenreich. Regni vegetabilis conspectus. Im Auftrage der Preuß.
Akademie der Wissenschaften hrsg. von A. Engler. Heft 75-77. Leipzig
1921.
Corpus inscriptionum Etruscarum a Carolo Pauli conditum et B. Nogara
adiutore ab A. 0. Danielsson et Gr. Herbig continuatum. Suppl. Fase. 1 .
Lipsiae 1919-2.1.
Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen. Bd. 38 nebst Ergbd. Berlin
1920.
Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Preußischen
Akademie der Wissenschaften. Bd. 13. Berlin 1920.
Ibn Saad. Biographien Muhammeds, seiner Gefährten und der späteren
Träger des Islams bis zum Jahre 230 der Flucht. Im Auftrage der
Preußischen Akademie der Wissenschaften hrsg. von Eduard Sachau.
Bd. 9, Th. 1. Leiden 1921.
Deutsche Texte des Mittelalters hrsg. von der Preußischen Akademie der
Wissenschaften. Bd. 27. 1920.
Thesaurus liiiguae Latinae editus auctoritate et consilio Academiarum quinque
Germanicarum Berolinensis Gottingensis Lipsiensis Monacensis Vindo-
bonensis. Vol. 6, Fase. 4-5. 1920-21.
Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften. Hrsg. im Auftrage der
Akademien der Wissenschaften zu Berlin, Göttingen, Heidelberg,
vLeipzig, München und Wien. Bd. 2, T. 1, H. 4, 7-9. Bd. 2, T. 2,
H. 4-5. Bd. 2, T. 3, H. 1-5. Bd. 3, T. 1, H. 1-7. Bd. 3, T. 2, H. 1-6.
Bd. 3, T. 3, H. 4, 5. Bd. 4, T. 1, 1 H. 1-4. Bd. 4, T. 1, 2, H. 1-3.
Bd. 4, T. 2, 1, H. 1-4. Bd. 4, T. 2, 2, H. 1-6. Bd. 5, T. 1, H. 1-6.
Bd. 5, T. 2, H. 1-4. Bd. 5, T. 3, H. 1-3. Bd. H, T. 1 A, H. 1-3. Bd. 6,
T. 1 B, H. 1 -4. Bd. 7, T. 2, H. 1 -7. Leipzig 1 899-1 920.
von MiloszewkyscJies Legat.
Wentscher, Else. Geschichte des Kausalproblems in der neueren Philo-
sophie. Leipzig 1921.
XXI
Edaiard-Gerhard-Stiflung.
Weege, Fritz. Etruskische Malerei. Halle (Saale) 1921.
Graf-Loubat-Htiftung.
Eekhof, A. De Hervormde Kerk in Nonrd-Amerika. Deel 1. 2. 's-Graven-
hage 1913.
. Bastiaen Jansz. *s-Gravenhage 1910.
Alhert-8amson-&tifiuny.
Müller, Fritz. Werke, Briefe und Leben. Gesammelt u. hrsg. von Alfred
Möller. Bd. 2. Jena 1921.
Hermann-und-Elise-geb.-Heckmann - Wentzd-Stiflung.
Beiträge zur Flora von Mikronesien. Zusammengestellt von L. Di eis. Serie 11.
Leipzig 1921.
Beiträge zur Flora von Papuasien. Hrsg. von C. Lauterbach. Serie VII.
Leipzig 1921.
Laas, Walter. Die photographische Messung der Meereswellen. Berlin 1921.
Die altpolnischen Predigten aus Heiligenkreuz. Hrsg. von Paul Diels.
Berlin 1921.
Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur. Ar-
chiv flir die von der Kirchenväter-Commission der Preußischen Aka-
demie der Wissenschaften unternommene Ausgabe der älteren christlichen
Schriftsteller. Reihe 3. Bd. 15, Leipzig 1921.
Humboldt-Stiflung.
Hellmann, Gustav. Klima-Atlas von Deutschland, o. O. 1921.
Von der Akademie unterstützte Werke.
Leonhardi Euleri opera omnia. Sub auspiciis Societatis Scientiarum
naturalium Helveticae edenda cur. F. Rudio, A. Krazer, P. Stäckel.
Ser. I, Vol. 2. ii. 6. 13. 17. 18. Lipsiae et Berolini 1914-20.
Feine, Hans Erich. Die Besetzung der Reichsbistümer vom Westfälischen
Frieden bis zur Säkularisation. Stuttgart 1921.
de Groot, Johann Jakob Maria. Die Hunnen der vorchristlichen Zeit.
T. 1. Berlin und Leipzig 1921.
XXII
Haarmann, Erich. Über Stauung und Zerrung durch einmalige imd
wiederholte Störungen. Berlin 1920. Sonderabdr.
Kögel, R. Die Palimpsestphotographie. Halle a. S. 1920.
Libanii opera rec. Richardus Förster. Vol. 10. Lipsiae 1921. (Biblio-
theca Script. Graec. et Roman. Teubneriana.)
Naef, Adolf. Die Cephalopoden. T. 1, Lief. 1. Berlin 1921. (Fauna u.
Flora des Golfes von Neapel hrsg. von der Zoologischen Station zu
Neapel. 35.)
Schneider, Hermann. Uhlands Gedichte und das deutsche Mittelalter.
Berlin 1920. ■
Taschenberg, 0. Bibliotheca zoologica II. Verzeichnis der Schriften über
Zoologie, welche in den periodischen Werken enthalten und vom
Jahre 1861-1880 selbständig erschienen sind. Lief. 21-24. Leipzig
1921.
Veränderungen im Personalstande der Akademie im Laufe
des Jahres 1921.
Es wurden gewählt:
zum ordentlichen Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse:
Hr. Issai Schur, bestätigt durch Erlaß der preußischen Regierung vom
31. Dezember 1921,
zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Klasse:
Hr. Ulrich Wilcken, bestätigt durch Erlaß der preußischen Regierung
vom 7. Januar 1921;
zu korrespondierenden Mitgliedern der physikalisch-mathematischen
Klasse:
Hr. Carl Duisberg in Leverkusen | -
Tix„ 4.- V A ■ rr v } am 23. Juni 1921,
» Martin Knudsen m Kopenhagen j
» Richard Wettstein von WettersheiminWien^
» Friedrich Oltmanns in Freiburg i. B.
» Johan Nordal Fischer Wille in Christiania
zum korrespondierenden Mitglied der philosophisch-historischen
Klasse:
Hr. Rudolf Wackernagel in Basel am 9. Juni 1921 -
am 8. Dezember 1921 ;
XXIII
Gestorben sind:
die ordentlichen Mitglieder der physikalisch-mathematischen Kks&e:
Hr. Wilhelm von Waldeyer-Hartz am 23. Januar 1921,
. Franz Eilhard Schulze am 29. Oktober 1921,
» Hermann Amandas Schwarz am 30. November 1921 ;
die ordentlichen Mitglieder der philosophisch-historischen Klasse:
Hr. Benno Erdmann am 7. Januar 1921,
» Heinrich Morf am 23. Januar 1921,
» Michael Tangl am 7. September 1921,
» Johann Jakob Maria de Groot am 24. September 1921;
das Ehrenmitglied der Akademie:
Hr, Konrad von Studt in Berlin am 29. Oktober 1921 ;
die korrespondierenden Mitglieder der physikalisch-mathematischen
Klasse :
Hr. Alfred Gabriel Nathorst in Stockholm am 20. Januar 1921,
• Oswald Schmiedeberg in Baden-Baden am 12. Juli 1921,
» Julius Edler von Hann in Wien am 4. Oktober 1921,
» Max Noether in Erlangen am 13. Dezember 1921,
» Leo Koenigsberger in Heidelberg am 1.5. Dezember 1921,"
» Gabriel Lippmann in Paris;
die korrespondierenden Mitglieder der philosophisch-historischen
Klasse :
Hr. Ignaz Goldziher in Budapest am 13. November 1921,
» Ludwig Mitteis in Leipzig am 27. Dezember 1921.
Beamte der Akademie.
Hr. Prof. Dr. Hermann Dessau trat am 1. Oktober 1921 in den Ruhestand.
» Dr. Hugo Gaebler wurde am 31. Januar 1921 zum wissenschaftlichen
Beamten ernannt.
XXlV
Verzeichnis der Mitglieder der Akademie am Schlüsse des Jahres 1921
nebst den Verzeichnissen der Inhaber der Bradley-, der Helmholtz- und der Leibniz-
Medaille und der Beamten der Akademie, sowie der Kommissionen, Stiftungs-Kura-
torien usw.
1. Beständige Sekretare
Gewählt ron der L>atiun der Bestttigung
Er. Jioet/ut .... .... phil.- bist. Klasse 1911 Aug. 29
- Planck phys.-math. - 1912 Juni 19
- Rvbner phys.-math. - 1919 Mai 10
- iJlders . phil.-hist. - 1920 Aug. 10
' 2. Ordentliche Mitglieder
Physikalisch-mathematische Klasse Philosophisch-historische Klasse Datum der Bestttigung
Hr. Hermann Diels 1881 Aug. 15
- Otto Hirschfeld 1885 März 9
- Edvard Sac/iau 1887 Jan. 24
Hr. Adolf Engler 1890 Jan. 29
- Adolf von Hamack . . . 1890 Febr. 10
- Oscar Hertwig 1893 April 17
- Max Planck 1894 Juni 11
- Carl Stumpf 1895 Febr. 18
- Adolf Erman ..... 1895 Febr. 18
- Emil Warbtirg . 1895 Aug. 13
Ulrich von Wilamotcitz-
Moellendorff 1899 Aug. 2
- Heinrich Müller -Breslau 1901 Jan. 14
- Konrad Burdach .... 1902 Mai 9
- Friedrich Scholtky 1903 Jan. 5
- Gustav Roethe 1903 Jan. 5
- Dietrich Schäfer 1903 Aug. 4
- Eduard Meyer 1903 Aug. 4
- Wilhelm Schulze .... 1903 Nov. 16
- Alois Brandl 1904 April 3
XXV
Phfstkalisch-muhenutisclie Klüse Philosophiscb-historische Klasse Datum der BestJUignag
Hr. Hermann Zimtnermann 1904 Aug. 29
- Walter Nemsl 1905 Nov. 24
- ilax Rubner 1906 Dez. 2
- Johannes Orth 1906 Dez. 2
- Albrecht Penck 1906 Dez. 2
Hr. Friedrich Müller .... 1906 Dez. 24
- Heinrich Rttbens 1907 Aug. 8
- Theodor Liebhch 1908 Aug. 3
- Eduard Seier 1908 Aug. 24
- Heinrich Luders .... 1909 Aug. 5
- Goalieb Haherlandt 1911 Juli 3
- Gustav Uellinann 1911 Dez. 2
- EmU Seckel 1912 Jan. 4
- Eduard Norden 1912 Juni 14
- Karl Schuchhardt . . . . 1912 Juli 9
- Ermt Beckmann 1912 Dez. 1.1
- A&ert Einstein 1913 Nov. 12
- Otto Htntze 1914 Febr. 16
- Max Sermg 1914 März 2
- Adolf Goldschmidt . . . 1914 März 2
- Fritz Habe,- " 1914 Dez. 16
- Karl HoU • . 1915 Jan. 12
- Friedrich Meinecke . . . . 1915 Febr. 15
- Karl Vorrens 1915 März 22
- Hans Droffendorff .... 1916 April 3
- Paul Kehr 1918 März 4
- Ulrich Stutz 1918 März 4
- Eyrnst He^fmnnn .... 1918 Mänc 4
- Karl Heider 1918 Aug. 1
- Erhard Schmidt 1918 Aug. I
- Gustav Maller 1918 Aug. 1
- Rudolf Etck 1918 Aug. 1
- Wilhj KnkentluU 1919 April 12
- Josef Pompeckj 1920 Febr. 18
- Mar von Laue 1920 Aug. 14
- Ulrich Wilcken 1921 Jan. 7
- Issai Schur 1921 Dez. 31
XXVI
3. Auswärtige Mitglieder
Phy«ikaUseh*nuithematische Klasse Philosophisch-historische Klasse Uatam der BettAtigucg
Hr. Theodor A^öldeke in KsiAsTuhe 1900 März 5
- Vatroslav von Jagic in Wien 1908 Sept. 25
- PanagiotisKabbadias in Athen 1908 Sept. 25
- Hugo Sclmchardt in Graz . 1912 Sept. 15
Hr. Wilhelm Conrad Röntgen in
München 1920 Dez. 22
4. Ehrenmitglieder
Uatum der BesUtigung
Hr. Max Lehmann in Göttingen 1887 Jan. 24
- Max Lenz in Hamburg 1896 Dez. 14
- Wilhelm Branca in München 1899 Dez. 18
Hugo Graf von und zu Lerchenfeld in Köfering bei Regensburg . 1900 März 5
Hr. Richard Schöne in Berlin 1900 März 5
- Andreas Heusler in Basel 1907 Aug. 8
Bernhard Fürst von Bülow in Klein-Flottbek bei Hamburg ... 1910 Jan. 31
Hr. Heinrich Wölfflin in München 1910 Dez. 14
- August von Trott zu Solz in Kassel 1914 März 2
- Rudolf von Valentini in Hameln 1914 März 2
- Friedrich Schmidt in Berlin 1914 .März 2
- Richard Wilktätter in München 1914 Dez. 16
- Konstantin Garatheodory in Athen 1919 Febr. 10
xxvn
5. Korrespondierende Mitglieder
Physikalisch-mathematische Klasse Datum der Wahl
Karl Frhr. Auer von Welsbach auf Schloß Welsbach (Kärnten) . . 1913 Mai 22
Hr. Friedrich Becke in Wien 1920 Dez. 9
- Alfred Bergeat in Kiel 1920 Dez. 9
- Oskar Brefeld m hexWn 1899 Jan. 19
- Httgo Bücking in Heidelberg 1920 Jan. 8
Giacomo Ciamician in Bologna 1909 Okt. 28
- T/ieodor Curtins in Heidelberg 1919 Juni 26
- William Morris Davis in Cambridge, Mass 1910 Juli 28
- Heter Deln/e in Zürich 1920 März 11
Carl Duisberg in Leverkusen 1921 Juni 21
- Viktor Ebner Ritter von Rofenstein in Wien 1920 Juli 15
- Ernst EMers in Göttingen 1897 Jan. 21 ,
- Karl Engler in Karlsrulie 1919 Juni 26
Sir Archibald Geikie in Haslemere, Surrey 1889 Febr. 21
Hr. Karl von Goebel in München . 1913 Jan. 16
- Alexander Goelte in Heidelberg 1920 Dez. 9
- CamiUo Golgi in Pavia 1911 Dez. 21
- Karl Graebe in Frankfurt a. .M 1907 Juni 13
- Ludwig von Graff in Graz - . 1900 Febr. 8
- Seen Hedin in Stockholm 1918 Nov. 28
- Viktor Henaen in Kiel 1898 Febr. 24
- Ricliard von Ilertwig in München 1898 April 28
- David Hubert in Göttingen 1913 Juli 10
- Htigo Hildebrand Hildebrandsson in Uppsala 1917 Mai 3
- Emanuel Kayser in München 1917 Juli 19
- FeUx Klein in Göttingen 1913 Juli 10
- Martin Knttdsen in Kopenhagen 1921 Juni 23
- Wilhelm Kömer in Mailand 1909 Jan. 7
- Eugen Korschelt in Marburg 1920 Dez. 9
- Friedrich Kfhtner in Bonn 1910 Okt. 27
- Philipp Lenard in Heidelberg 1909 Jan. 21
- Karl von Linde in München 1916 Juli 6
- Hendrik Antoon Lorenlz in Haarlem 1905 Mai 4
- Felix Marchand in Leipzig 1910 Juli 28
- FVam MerUn» in Wien 1900 Febr. 22
- Hans Horst Meyer in Wien 1920 Okt. 28
- Keu-l Neutnann in Leipzig 1893 Mai 4
- FriedrirJi Okmnnns in Freiburg i. B 1921 Dez. 8
d*
xxvm
Datum der W»hl
Hr. Wilhelm Ostwald iu Groß-Bothen, Sachsen 1905 Jan. 12
- Georff Quincke in Heidelberg 1879 März 13
- Ludwig Radlkofer in München 1900 Febr. 8
- Theodore William Richards in Cambridge, Mass 1909 Okt. 28
- WUhelm Roux in HaUe a. S 1916 Dez. 14
- Georg Ossian Sars in Christiania 1898 Febr. 24
- Otto Sciwtt in Jena 1916 Juli 6
- Hugo von Seeliger in München 1906 Jan. 11
- Emest Solvay in Brüssel 1913 Mai 22
- Arnold Sommerfeld in München 1920 März 11
- Gustav Tammann in Göttingen 1919 Juni 26
Sir Joseph John Thomson in Cambridge 1910 Juli 28
Hr. Gustav Edler von Tschermak in Wien 1881 März 3
- Hugo de Vries in Lunteren 1913 Jan. 16
- Joliannes Diderik van der Waals in Amsterdam ....;. 1900 Febr. 22
- Otto Wallach in Göttingen 1907 Juni 13
- Eugenius Warming in Kopenhagen 1899 Jan. 19
- Richard Weitäein von Wettersheim in Wien 1921 Dez. 8
- Emil Wiechert in Göttingen 1912 Febr. 8
- Wilhelm Wien in München 1910 Juh 14
- Jolmn Nordal Fischer Wille in Christiania 1921 Dez. 8
- Edmund B. Wilson in New York 1913 Febr. 20
Philosophisch-historische Klasse Datum der w »hl
Hr. Aar/ von Amira in München 1900 Jan. 18
- Klemens Baeumker in München 1915 Juli 8
- WiUy Bang-Kaup in ^&v\m 1919 Febr. 13
- Friedrich von Bezold in Bonn 1907 Febr. 14
Joseph Bidez in Gent 1914 Juli 9
- Frans Boas iu New York. 1920 Juli 15
- James Henry Breasted in Chicago 1907 Juni 13
- Harry Breßlau in Heidelberg 1912 Mai 9
- Rene Cagnat in Paris 1904 Nov. 3
- Arthur Chuquet in Villemomble (Seine) 1907 Febr. 14
- Franz Cumont in Rom 1911 April 27
- Georg Deliio in Tübingen 1920 Okt. 28
- Louis Dtichesne in Rom 1893 Juli 20
- Franz Ehrle in Rom 1913 Juli 24
- Paul Foucart in Paris 1884 Juli 17
XXIX
Datum der Wahl
Sir James George Frazer in Cambridge . . 1911 April 27
Hr. Wühelm Fröhner in Paris 1910 Juni 23
- Percy Gardner in Oxford 1908 Okt. 29
- Francis Llewellyn Griffiih in Oxford 1900 Jan. 18
- [gnazio Guidi in Rom 1904 Dez. 15
- Georgias N. Hatzidakis in Athen 1900 Jan. 18
- Bemard Haussoullier in Paris 1907 Mai 2
- Johan Ludvig Heiberg in Kopenhagen 1896 März 12
- Anioine HSron de VUlefosse in Paris 1893 Febr. 2
Gerardus Hegmans in Groningen 1920 Juli 15
- Harald Hjärne in Uppsala 1909 Febr. 25
- Maurice HoUeaux in Versailles 1909 Febr. 25
- C/tristian Hülsen in Heidelberg 1907 Mai 2
- Hermann Jacobi in Bonn 1911 Febr. 9
- Adolf Jalicher in Marburg 1906 Nov. 1
Sir Frederic George Kenyon in London 1900 Jan. 18
Hr. Georg Friedrich Knapp in Darmstadt 1893 Dez. 14
- Axel Kock in Lund 1917 Juli 19
- Karl von Kraus in München 1917 Juli 19
- Basil Latyschew in St. Petersburg 1891 Juni 4
- Friedrich Loofs in Halle a. S, 1904 Nov. 3
Giacomo Lumbroso in Rom 1874 Nov. 12
- Arnold Luschin Ebengreuth in Graz •. . 1904 Juli 21
- WiHielm Meyer-Lilbke in Bonn 1905 Juli 6
- Georg Elias Müller in Göttingen 1914 Febr. 19
- Karl von Müller in Tübingen 1917 Febr. 1
- Samuel Muller Frederikzoon in Utrecht 1914 Juli 23
- Franz Praetorius in Breslau 1910 Dez. 8
- Pio Rajna in Florenz 1909 März 11
- Moriz Ritter in Bonn 1907 Febr. 14
- Karl Robert in Halle a. S 1907 Mai 2
- Micliael Rostowzew in St. Petersburg 1914 Juni 18
- Edward Schröder in Göttingen 1912 Juli 11
- Eduard Schuartz in München 1907 Mai 2
- Kurt Seilte in Göttingen 1920 Juli 15
- Bern/iard Seuffert in Graz 1914 Juni 18
- Eduard Sievers in Leipzig 1900 Jan. 18
Sir Edward Maunde Thompson in London 1895 Mai 2
Hr. Vilhelm Thomsen in Kopenhagen 1900 Jan. 18
- Ernst Troeltsch in Berlin 1912 Nov. 21
- Paid Vinogradoff \n Oxford 1911 Juni 22
XXX
Datum der Wahl
Hr. Girolamo Vitelli in Florenz . 1807 Juli In
- Jakob Wackernagel in Basel 1911 Jan. 19
- Rudolf Wackernagel in Basel 1921 Juni 9
- Adolf WiUielm m 'Wiem. 1911 AprU 27
Inhaber der Bradley-Medaille
Hr. Friedrich Küstner in Bonn (1918)
Inhaber der Helmholtz-Medaille
Hr. Santiago Ramön Cajal in Madrid (1905)
- Max Planck in Berlin (1915)
- Richard von Herlung in München (1917)
- Wilhelm Conrad Röntgen in München (1919)
Verstorbene Inhaber
Emil du Bois-Re;imond (Berlin. 1892, f 1896)
Karl Wderstraß (Berlin, 1892, y 1897)
Robert Bunsen (Heidelberg, 1892. f 1899)
Lord Kehin (Netherhall, Largs. 1892, f 1907)
Rudolf Virchow (Berlin, 1899, f 1902)
Sir George Gabriel Stokes (Cambridge. 1901, -]- 190;V,
Henri Becquerel (Paris, 1907, f 1908)
Emil Fischer (Berlin, 1909, f 1919)
Jakob Heinrich van't Hoff (Berhn, 1911, f 1911)
Simon Schwendener (Berlin, 1913, -j- 1919)
Inhaber der Leibniz-Medaille
a. Der Medaille in Gold
Hr. J^ntes Simon in Berlin (1907)
- Emest Solvay in Brüssel (1909)
Jos^h Florimond Duc de Loubat in Paris (1910)
Hr. Hans Meyer in Leipzig (1911)
Frl. Elise Koenigs in Berlin (1912)
Hr. Georg Schweinfurth in Berlin (1913)
- Leopold Koppel in Berlin (1917)
- Rudolf Havenstein in Beriin (1918)
- Heinrich Schnee in Berhn (1919)
XXXI
Verstorbene Inhaber der Medaille in Gold
Henry T. von Böttinger (Elberfeld, 1909, -{- 1920)
Otto von Schjerning (Berlin, 1916, -{■ 1920)
h. Der Medaille in Silber
Hr. Adolf Friedrich Lindemann in Sidmouth, England (1907)
- Joliannes Bolle in Berlin (1910)
- Albert von Le Coq in Berlin (1910)
- Johannes llberg in Leipzig (1910)
- Mas Wellmann in Potsdam (1910)
- Robert Koldewey in Berlin (1910)
Gerhard Hessenberg in Tübingen (1910)
Werner Janensch in Berlin (1911)
- Hans Osten in Leipzig (1911)
- Robert Davidsohn in München (1912)
- N. de Garis Davies in Kairo (1912)
- Edtcin Hennig in Tübingen (1912)
- Hugo Rabe in Hannover (1912)
- Josef Emanuel Hibsch in Tetschen (1913i
- Karl Richter in Berlin (1913)
- Hans Witte in Neustrelitz (1913)
- Georg Wolff in Frankfurt a. M. (1913)
- Walter Andrae in Assur (1914)
. - Erwin Schramm in Dresden (1914)
- Ricliard Irvine Best in Dublin (1914)
' Otto Baschin in Berlin (1915)
- Albert Fleck in Berlin (1915)
- Jiäius Hirschberg in Berlin (1915)
- Hugo Magnus in Berlin (1915)
- E. Dehes in Leipzig (1919)
- C. Domo in Davos (1919)
- Johannes Kirchner in Berlin (1919)
- Edmund von Lippmann in Halle a. S. (1919)
Freiherr von Schrötter in Berlin (1919)
Hr. Otto Wolf in Berlin (1919)
Verstorbene Inhaber der Medaille in Silber
Karl Alexander von Martim (Berlin. 1907, -J- 1920)
Karl Zentner (Berlin, 1910, f 1914)
Georg Wenker (Marbui^, 1911, f 1911)
xxxir
Beamte der Akademie
Bibliothekar und Archivar der Akademie: Dr. Sthamer, Prof.
Archivar und Bibliothekar der Deutschen Kommission: Dr. Behrend, Prof.
Wissenschaftliche Beamte: Dr. Dessau, Prof. (im Ruhestand). — Dr. Harms, Prof. —
Dr. Karl Schmidt, Prof. — Dr. Frhr. Hiller von Gaertringen, Prof. — Dr. Bitler,
Prof. — Dr. Apstein, Prof. — Dr. Paetsch, Prof. — Dr. Kuhlgatz, Prof. — Dr.
Gaebler. —
"Wissenschaftliche Hilfsarbeiter: Dr. Frhr. oon Künßberg, Prof (Heidelberg). —
Dr. Grapow. — Dr. Hochstetter. — Dr. Siegling. —
Registrator und Kalkulator: Grünheid.
Kanzleiassistent: (fehlt z. Zt.).
Hilfsarbeiterin in der Bibliothek: Fräulein Koch.
Hilfsarbeiterin im Bureau: (fehlt z. Zt.).
Hilfsarbeiterinnen im Bureau des «Tierreich«: Fräulein Luther. — Fräulein Born.
Kastellan: Janisch.
Akademiegehilfen: Hennig. — Siedmann {■/.. Zt. beurlaubt).
Hilfsdiener: Glaeser.
XXXIII ^
Vei-zeichnis der Koramissioneu, Stiftungs-Kuratoiien usw.
Kommissionen ßa' wissenschaftUcfie Unternehmiingm der Akademie.
Acta Bonissica.
Hintze (geschäftsfiihrendes Mitglied). Meinecke. Kehr.
Ägyptologisehe Kommission.
Ermaii. Meyer. Schulze. Sethe (Göttingen).
Außerakad. Mitglieder: Junker (Wien). H. Schäfer (Berlin). Spiegelberg
(Heidelberg).
Griechisch-römische Altertamskmide.
Wilcken (Vorsitzender). Diels. von Wilamowitz-Moellendorfl'. Meyer.
Schulze. Norden. Dragendorff.
Corpus inscriptionum Etruscarum: Schulze.
Corpus inscriptionum Latinaruni: Wilcken.
Fronto-Ausgabe: Norden.
Griechische Münz werke: Dragendorff.
Inscriptiones Graecae: von Wilamowitz-Moellendorfl".
Prosopographia imperii Romani saec. I — III: Wilcken.
Strabo- Ausgabe: von Wilamowitz-Moellendorff.
Corpus medicormu Graecorum.
Diels. Sachau. von Wilamowitz-Moellendorff.
Deutsehe Geschichtsquellen des 19. Jahrhunderts.
Meinecke. Roethe. Schäfer. Hintze. Sering. Holl. Kehr.
Deutsche Kommission.
Roethe (geschäftstührendes Mitglied). Diels. Burdach. Schulze. Hintze.
Kehr. Schröder (Göttingen). Seuffert (Graz).
Außerakad. Mitglied: Wrede (Marburg).
Dllthey-Kommission.
Stumpf (geschäftsföhrendes Mitglied). Burdach. Roethe. Seckel.
xxxtv
Geschichte des Fixsternhimmels.
G. Müller (geschäftsführendes Mitglied)
Außerakad. Mitglied: Cohn (Berlin).
Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen.
Hintze (geschäftsfülirendes Mitglied). Meinecke. Kehr.
Herausgabe der Werke Wilhelm von Humboldts.
Burdach (geschäftsführendes Mitglied), von Wilamowitz-Moellendorff.
Meinecke.
Herausgabe des Ihn Saad.
Sachau (geschäftsfährendes Mitglied). Erraan. Schulze. F.W. K. Müller.
Kant -Ausgabe.
Stumpf (Vorsitzender). Roethe. Meinecke.
Außerakad. Mitglied: Menzer (Halle).
Ausgabe der griechischen Kirchenväter,
von Hamack (geschäftsführendes Mitglied), von Wilamowitz-MoellendorfF.
Holl. Norden. Loofs (Halle). Jülicher (Marburg).
Leibniz -Ausgabe.
Stumpf (geschäftsführendes Mitglied). Planck, von Harnack. Roethe.
Kehr. Schmidt.
Oskar-Mann-Naehlaß-Kommission.
Sachau. F. W. K. Müller. Schulze. Lüders. von Harnack.
Nomenelator animalium generum et subgenerum.
Kükenthal (geschäftsführendes Mitglied). Heider.
Orientalische Kommission.
Meyer (geschäftsführendes Mitglied). Sachau. Erman. Schulze.
F. W. K. Müller. Lüders.
Außerakad. Mitglied: Delitzsch (Berlin).
, , XXXV
„Pflanzenreich".
Kngler (geschäftsüRhreudes Mitglied). Oorrens.
„Tierreich".
Kükentliai (geschäftsfiihrendes Mitglied). Heider.
Herausgabe der Werke von WeierstraJß.
Planck (geschätlsfülirendes Mitglied). Schmidt.
Wörterbuch der deutschen Reehtssprache.
Koetlic (geschäftsfulirendes Mitglied). Stutz. Heymanu.
Außerakad. Mitglieder: Frensdorff (Göttingen). Huber (Bern). Frhr. von
Künßberg (Heidelberg). Fi-iir. von Schwerin (Freiburg). Frhr. von
Schwind (Wien).
WissenschaftlicJte Unternehmungen, die mit der Akademie in Verbindimg stellen.
Corpus scriptorum de musica.
Vertreter in der General-Komnii.ssion: Stumpf.
Luther-Ausgabe.
Vertreter in der Kommission: von Harnack. Burdach.
Monumenta Germaniae historica.
Von der Akademie gewählte Mitglieder derZentral-Direktion: Schäfer. Hintze.
Thesaurus der japanischen Sprache.
Sachau Schulze. F. W. K. Müller.
Sammlung deutscher Volkslieder.
Vertreter in der Kommis.sion: Roethe.
Wörterbuch der ägyptischen Sprache.
Vertreter in der Kommi.s.sion : KrmHn.
XXXVI %
Reiehszentralstelle der naturwissenschaftliehen Berichterstattung. '
Planck (Vorsitzender). Schmidt. Rubens. Haber. Liebisch. Helluiann.
G. Müller.
Kommission für öffentliche Vorträge.
Roethe. von Wilamowitz-Moellendorff. Penck. Rubens.
Bei der Akademie errichtete Stiftungen.
Bopp-Stiftung.
Vorberatende Kommission (1918 Okt.— 1922 Okt.)!
Schulze (Vorsitzender). Lüders (Stellvertreter des Vorsitzenden). Brandl
(Schriftführer). Roethe.
Außerakad. Mitglied: Brückner (Berlin).
Charlotten-Stiftung für Philologie.
Kommission.
Diels. von Wilamowitz-Moellendorff. Schulze. Norden.
Emil-Fischer-Stiftung.
Kuratorium (1920 Nov. 1—1921 Okt. 31).
Beckmann (Vorsitzender). Nemst. Haber.
Außerakad. Mitglied: Hermann Fischer.
Eduard-Gerhard-Stiftung.
Kommission.
Dragendorff (Vorsitzender). Wilcken. von Wilampwitz-Moellendorft". Meyer.
Schuchhardt.
De-6root-Stiftung.
Kuratorium (1917 Febr.— 1927 Febr.).
Lüders (Vorsitzender). F. W. K. Müller.
XXXVII
Max-Henoch-Stiftung.
Kuratorium (1920 Dez. 1—1925 Nov. 30).
Planck (Vorsitzender). Scliottky. Schmidt. Riiliens.
Humboldt-Stiftung.
Kuratorium (1921 .lau. 1—1924 Dez. 31).
Kühner (Vorsitzender). Hellmann.
Außerakad. Mitglieder: Der vorgeordnete Minister. Der Oherhürgermei.ster
von Berlin. P. von Mendelssohn-Bartholdy.
Akademische Jnbiläumsstiftung der Stadt Berlin.
Kuratorium (1921 Jan. 1—1924 Dez. 31).
Lüders (Vorsitzender). Planck (Stellvertreter des Vorsitzenden). Iloll. Ruhens.
Außerakad. 31itglied: Der Oberhürirenneister von Berlin.
Theodor-Mommsen-Stiftung.
von Wilaraowitz-Moellendorff. Norden. Seckel.
Stiftung zur Förderung der kirehen- und religionsgeschichtliehen Studien im
Rahmen der römischen Kaiserzeit (saec. I —VI).
Kuratorium (1913 Nov.— 1923 Nov.).
von Harnack (Vorsitzender). Norden.
Außerdem als Vertreter der theologischen Fakultäten der Universitäten Ber-
lin: Holl, Gießen: Kroger, .Marburg: Jülicher.
6raf-Loubat-Stiftung.
Kommission (1918 Febr.~1923 Febr.).
Sacliau. Seier.
Paul-Rieß-Stiftung.
Kuratorium (1920 Jan. 1-1925 Dez. 31).
Planck. Beckmann. Rubens.
t
XXXA'III
Albert-Samson-Stiftung.
Kuratorium (1917 April 1—1922 März 31).
Correns (Vorsitzender). Planck (Stellvertreter des Vorsitzenden). Ruitner.
Orth. Penck. Stumpf. Fick.
Hermann-und-Elise-geb.-Heckmann-Wentzel-Stiftimg.
Kuratorium (1920 April 1—1925 März 31).
Roetlie (Vorsitzender). Planck (Stellvertreter des Vorsitzenden). Erman
(Schriftfiährer). Nernst. Haberlandt. von Harnack.
Außerakad. Mitglied: Der vorgeordnete Minister.
ABHANDLUNGEN
DER PREUSSISCHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
JAHRGANG 1921
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE
NrI
DIE PHILOSOPHISCHEN GRUNDLAGEN
VON HELMHOLTZ' WAHRNELIMUNGSTHEOHIE
KRITISCH ERLÄUTERT
r
VON
BENNO ERDMANN t
BERLIN 1921
VERLAG DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
IN KOMMISSION BEI DKR
VEREINIGUNG WISSENSCUAtTI.lCIi™ VERLEGER WALTER DE GRUYTER U. CO.
VORXAI.S O. J. UÖMHKirSI'HE VtRl.A(i8llANDU;NG. 1. ODTTOITAG. VERLA(i3BDCHHANI)I.t'N(;.
UEORU REIXUl. KARL J. TROUNER. VKITU. (OXP.
iii-
Gelesen in der Gesamtsitzung am 20. Januar 1921.
Zum Druck genehmigt am 2. März 1921, ausgegeben am 26. Mai 1921.
Vorwort.
J./ie nachstehende Untersuchung hat das Ziel, den philosophischen Gehalt der Wahr-
nehmungstheorie von Helmholtz gegenüber den vielfachen Mißverständnissen, denen sie
von Anfang an ausgesetzt war, und den aus ihnen abgeleiteten Bedenken zu erläutern. Sie
soll damit angesichts der zahlreichen, aber vielfach auseinanderlaufenden zeitgenössischen
Einzelarbeiten zur Sinneswahrnehmung auf Helmholtz" grundlegenden Versuch einer zu-
sammenfassenden Darstellung der Wahrnehmungsprobleme zurückverweisen. Sie hat zu-
gleich eine persönliche Note. Es ist mir ein Bedürfnis, voll bewundernder Verehrung ein
Zeugnis dafür abzulegen, welch entscheidende Anregungen ich dem frühen Studium von
Helmholtz' Schriften verdanke. Der Versuch, in diese seine Lehren einzudringen und sie,
wo ich nicht zuzustimmen vermochte, umzuarbeiten, hat auf mein jugendliches Denken
vor allem richtunggebend gewirkt. Was speziell an meinen reproduktionspsychologischen
Arbeiten wertvoll sein mag, geht für mein Bewußtsein auf diese frühen Anregungen zurück.
Helmholtz" Schriften und die neben ihnen auch für den hier vorliegenden Zweck
imentbehrliche Biographie von Koenigsberger sind allgemein zugänglich. Ich habe des-
halb bei der Drucklegung die wörtlichen Zitate aus diesen Quellen nicht durch die äußer-
liche Mosaik von Anfiihrungsstrichen kenntlich machen lassen. Wo ich so zu zitieren hatte,
sind die Belegstellen in den Anmerkungen durch fetten Druck kenntlich gemacht.
Berlin-Lichterfelde, den 22. November 1920.
Benno Erdmann.
Abkürzungen.
0': Helmholtz, Handbuch der physiologischen Optik, Leipzig 1856 — 67.
" , » » » » , 2. Aufl., Leipzig 1886 — 95.
O'
O:
T'
T
vi,n
Ai,u,m
E
KI, U, III
Der hier bcsondei-s häufig benutzte § 26 der Optik ist in O" durchgreifend uiiigearteitet.
Nicht viele Partien von O' sind -- umgestellt — beibehalten. In den durch ein n am Rande
als neu bezeichneten Teilen sind beträchtliche Abschnitte aus der Rede über die Tatsachen in
der Wahrnehmung (VII 213 — 247) aufgenommen. Andere Bestandteile des Paragraphen geben,
fast nur redaktionell geändert, die aus dem ursprünglichen Manuskript herausgenommene Ab-
handlung über den Ursprung der richtigen Deutung unserer Sinneseindrücke wieder; vgl. A IIT,
VIII, 536 f.
Der beiden Auflagen gemeinsame, in 0' durch RandzifFern der Seitenzahlen von
0' bezeichnete Text.
Von der posthumen dritten Auflage, Hambui'g und Leipzig 1909 — 191 1. war hier abzusehen
Helmholtz, Die Lehre von den Tonempfindungen, Braunschweig 1862.
»,»>.». » , * 1877.
» , Vorträge und Reden', Braunschweig 1903.
» , Wissenschaftliche Abhandlungen, Leipzig 1882, 1883, 1895.
» , Einleitung zu den Vorlesungen über theoretl.sche Physik, Lei{)zig 1 903.
L. Koenigsberger, Hermann von Helmholtz, Braunschweig 1902 — 03.
E R D M A N N :
Inhalt.
Seite
Einleitung: Aufgabe und Methode 5 — 6
Die erkenntnistheoretischen Annahmen 6 — 17
Frühe physikalische und philosophische Einflüsse.
Das Wirkliche und das Reelle.
Topogene und hylogene Momente.
Das Kausalgesetz. .
Stellung zur Philosophie.
Die Axiome der Geometrie, Helmholtz und Kiemann.
Das Grundproblem der Erkenntnistheorie.
Die psychologischen Annahmen i -j ji
Vorläufer, J. Müller.
Das psychologische Problem.
Helmholtz und Schopenhauei'.
Die Arten der psychischen Tätigkeiten.
Der passive Wahrnehmungsbestand.
Der aktive Wahrnehmungsbestand.
Die assoziativen Bedingungen.
Die logischen Annahmen ^j ,-
Die Deutung des Syllogismus.
Die Hypothese der unbewußten Schlüsse.
Induktion und Kausalgesetz.
Die Synthese : die Zeichentheorie , ^ . j
Die Empfindungen als Zeichen.
Die Abbildung des Wirklichen.
Der Sinn der Wahrheit.
Schlußbemerkungen: Ergänzendes und Zusammenfassendes 41—45
Die philosophiscJien Grundlagen von Uebnhultz' Wahrnehmunystlieoric .
rlelmholtz" Theorie der Sinneswahrnehmung hat nocli vor und neben der ihr prinzipiell
entgegenstrebenden Theorie Herings die Grundlage abgegeben, an der alle späteren Unter-
suchungen der liierhergehörigen Fragen orientiert worden sind. Dieser Einfluß wird be-
greiflich, wenn man die Leistungen von Helmholtz' beiden physiologischen Hauptwerken
mit dem vergleicht, was auf den Gebieten der optischen und akustischen Wahrnehmungs-
lehren vorher vorhanden war. Die Anerkennung, die W. v. Bezold in seiner Gedächtnis-
rede dem Handbuch der physiologisclien Optik gezollt hat, gilt, wie von Du Bois-Reymond
gleichzeitig betont worden ist, nicht weniger auch für die Lehre von den Tonempfindungen.
Die Optik, urteilt v. Bezold, »darf wohl als eines der bedeutendsten Bücher bezeichnet werden,
die je geschrieben worden sind, da ihm an Vollständigkeit, Reichtum neuer Gedanken und
früher unbekannter Tatsachen, Zuverlässigkeit des gesamten Inlialts und Klarheit der Dar-
stellung nur wenige an die Seite gesetzt werden können ' « .
Ebenso begreiflicli aber ist, daß Helmholtz' Theorie — ähnlich wie Herings — im
ganzen wie im einzelnen fast nur eingeschränkte Zustimmung oder scharfen Widers])ruch ge-
funden hat. Mit der ihm eigenen Vorsicht hat er selbst erklärt, daß unsere Kenntnis der
hierhergehörigen Erscheinungen noch nicht so vollständig ist, um nur eine Theorie zu er-
lauben und jede andere auszuschließen. Und noch heute gilt, was er damals schrieb:
Bei der Wahl zwischen den verschiedenen theoretischen Ansichten scheint mir unter diesen
Umständen bisher mehr eine Neigung zu gewissen metaphysischen Betrachtungsweisen
als der Zwang der Tatsachen ihren Einfluß auf die verschiedenen'jForscher ausgeübt zu
haben, namentlich da in dem psychologischen (iebiete noch prinzipielle Fragen hinzu-
kommen, die in dem Bereiche der unorganischen Naturerscheinungen längst vollständig be-
seitigt sind*.
Ganz leicht ist das Verständnis von Helmholtz' Wahrnehmungstheorie nicht zu er-
werben. Sie hat sich allerdings im Verlauf von vier Jahrzehnten in seltener Kontinuität von
philosophisclien Grundgedanken aus entwickelt, die ihm schon Anfang der fünfziger Jahre
feststehen. Aber diese Grundgedanken sind durch eine so verwickelte wie originale Syn-
these ineinander verschlungen und müssen in ihrem einheitlichen Zusammenhang aus den
beiden Hauptwerken sowie zahlreichen vorschieden orientierten Abhandlungen, Vorträgen
und Reden herausgelesen werden. So war und ist der Mißverständnisse und auf sie ge-
gründeter Einwürfe kein Ende.
Eine Darstellung und kritische Erläuterung der philosophischen Grundgedanken von
Helmholtz' Wahmehmungstheorie in der hier versuchten Weise, die durchaus nur dem
Verständnis dienen soll, fehlt bislier. Aber sie ist gerade gegenwärtig angezeigt. Die
' V. Bezold, H. V. Helmholtz, I^eipzig 1895; Du Bois-lteyinoiid, Gedächtni.sie !e, jetzt in seinen Reden II,
Leipzig 19 12.
-' 0796, vgl. 819. ()' 441.
(i K K I) mann:
Einzelarbeit auf diesem Gebiete ist in vollem Fluß. Die Strömungen des philosophischen
Denkens überhaupt und des psychologischen insbesondere laufen jedoch auf Grund tief-
greifender Zersetzungen und noch tastender Aufbauversuche wirr durcheinander. Freilich
ist damit zugestanden, daß auch die nachstehende Erläuterung durch Parteinahme für und
wider mitbedingt ist. Reine, parteilose Objektivität würde jedoch, wenn sie überhaupt
möglich wäre, jedes eindringende Verständnis ausschließen. Alles Verstehen fremder Ge-
dankengänge setzt Kenntnis des fragliclien Sachverhalts und eigene Stellungnahme zu ihm
sowie zu der zu prüfenden Leistung voraus'.
Auch eine unaufhebbare Schwäche des Vorzugs, den eine kritisch erläuternde Ana-
lyse gewährt, sei vorweg zugestanden. Die philosophischen Gedankenglieder, die in
Helmholtz" Denken von vornherein vereinigt waren, müssen vorerst möglichst reinlich
voneinander getrennt werden. Weniger besagt, daß die zahlreichen psychophysiologischen
Daten, die das Fundament von Helmholtz' Wahrnehmungslehre bilden, ffir den vorliegen-
den Zweck nur gestreift werden durften. Die philosophischen Annahmen, die zu ihrer
Erklärung von Helmholtz herangezogen worden sind, können unschwer von ihnen abge-
löst und verständlich gemacht werden.
Drei Reihen leitender philosophischer Gedanken lassen sich auf diese Weise in Helm-
holtz' Wahrnehmungslehre vorläufig scheiden: erkenntnistheoretische, psycholo-
gische und logische.
Die ursprüngliche und philosophisch bedeutungsvollste ist diejenige, die wir nach
Helmholtz' Sprachgebrauch als erkenntnistheoretische zu bezeichnen haben.
In der Gedenkrede an seinem siebzigsten Geburtstag hat er selbst darauf hinge-
wiesen, daß ihm das Interesse an erkenntnistheoretischen Fragen schon in der Jugend
durch Gespräche seines Vaters mit Verehrern von Kant oder Hegel eingeprägt ward.
Sein Vater hatte bei warmer Religiosität einen tiefen Eindruck von Fichtes Idealismus
behalten. Anscheinend war es das noch früher erwachte geometrisch-physikalische Denken,
das dem jungen Studenten der Medizin aus Anlaß dieser Anregungen den Weg zum Ein-
dringen in die kritischen Lehren Kants geebnet hat. Er glaubt noch 1871 urteilen zu
dürfen: Man kann nicht verkennen, daß der jugendliche Kant, seiner Neigung und An-
lage nach, vorzugsweise Naturforscher war. Und er schreibt von sich selbst: Die Physik
war eigentlich von jeher die Wissenschaft, der sich mein Interesse hauptsächlich zuge-
wendet hatte; zur Medizin und durch sie zur Physiologie wurde ich wesentlich durch
äußere zwingende Umstände geführt. Was ich in der Physiologie geleistet habe, basiert
wesentlich auf physikalischem Boden. Jedenfalls kannte er Kants Lehren, als ihn seine
Untersuchungen über Sinnesenipfindungen und Sinneswahrnehmungen auf das Gebiet der
Erkenntnistheorie führten. So wird ihm seit dem Anfang der fünfziger Jahre, zu einer
Zeit, in der Schopenhauers Bekenntnis zu Kants transscendentaler Ästhetik noch so gut
wie unbeachtet war, Kant zum einflußreichsten Begründer der Erkenntnistheorie. Kant
hat nach Helmholtz" oft und bis zuletzt betonter Deutung in der Kritik der reinen Ver-
nunft den wesentlichsten Schritt getan, um die Frage nach den Bedingungen der Sinnes-
' Außer den im Text zitierten Gedächtnisreden von v. Bezold und Du Bois-Reymond sowie der Abhand-
lung von Fr. Cotirat seien hier die Scliriften und Aufsätze von Fr. Zöllner (1872), W. Tol.ias (1875), J. O. N. Land
(1877, Mind II), A. Krause (1878), .1. Schwertschlager (1883). K. Utas (1884, Id. u. pos. Erkth. Ill), .1. H. Hvslop
(i89r, Wind XVI), 0. Stumpf (1895, Archiv f Gesch. der Philos. VIII). J. V. llupfelder (1897), AI. Riehl ('1904.
Kantstudien IX), v. Kries (in der dritten Auflage von Helmholtz' Optik, insl)esondere II 1911, S. s=;4f-. III iQio
S-458f-, 534 <•) genannt. ^. y
]yie philosophischeil (irundlaycn von ttdmholtz' Wahrnehmungsthroric. 7
Wahrnehmung auf den richtigen Standpunkt zu stellen, sofern er allen reellen Inhalt aus
der Erfahrung ableitete, von diesem aber unterschied, was in der Form unserer Anschau-
ungen und Vorstellungen durch die eigentümlichen Fähigkeiten unseres Geistes bedingt
ist. Das reine Denken a priori kann nur formal richtige Sätze ergeben, die als notwen-
dige Gesetze des Denkens und Vorstellens allerdings absolut zwingend erscheinen, aber
keine reale Bedeutung für die Wirklichkeit haben, also auch niemals irgendeine Folge-
rung über Tatsachen einer möglichen Erfahrung zulassen können'.
Der volle Sinn dieser Erklärung kann erst allmählich deutlich werden.
Vorerst sei betont, daß die ihr angeschlossene Bemerkung nicht mißverstanden werden
darf, welche besagt: In dieser Auffassung ist die Wahrnehmung anerkannt als eine Wirkung,
welche das wahrgenommene Objekt auf unsere Sinnlichkeit hat, welche Wirkung in ihren
näheren Bestimmvmgen ebensogut abhängt von dem Wirkenden wie von der Natur dessen,
auf welches gewirkt wird. Was Helmholtz hier unter dem wahrgenommenen wirkenden
Objekt versteht, ergibt sich, wenn wir hinzunehmen, daß er 1878 Land gegenüber mit
vollem Recht erklärt, er habe sein Leben lang gegen die Voraussetzung gekämpft, that
empirical knoicledge is acquired by si7nple importatian or lyy cmintrrfeit, and not by peadiar Operations
of (he mind, soUicited hy variims impulses from an unknown reality. Er hat es auch späterhin
überflüssig gefunden, auseinanderzusetzen, daß es eine contradictio in adjecto sei, das Reelle
oder Kants ,Ding an sich' in positiven Bestimmungen vorstellen zu wollen, ohne es doch
in die Form unseres Vorstellens aufzunehmen. Gemeint ist also mit dem wahrgenommenen
Objekt — ähnlich, aber, wie wir sehen werden, nur älinlich wie bei Kant — das, was
hinter dem Wechsel der F>scheinungen stehend auf uns einwirkt, nämlich nach einer
sehr glücklichen Bezeichnimg unserer Sprache ,das Wirkliche'. Hierin ist nur das Wirken
ausgesagt; es fehlt die Nebenbeziehung auf das Bestehen als Substanz, welche der Begriff'
des Reellen, d. h. des Sachlichen, einschließt. ...Über die Verschiedenheit der reellen
Bedingungen, unter denen die Wahrnehmungen sich gebildet haben, über das eigentlich
Reelle, was den Erscheinungen zugrunde liegt, wissen wir nichts, d. h. wir können
nur hypothetisch Gültiges von ihnen aussagen".
Machen wir mit Helmholtz über die Natur der Bedingungen, unter denen Vorstellungen
entstehen, gar keine Voraussetzimgen, so haben wir aus den Tatsachen des Wahrnehniungs-
bewußtseins nur zweierlei zu erschließen. Daß erstens ein Objekt an einem bestimmten
besonderen Orte erscheint und nicht an einem anderen, wird abhängen müssen von der
Art der realen Bedingungen, welche die Vorstellung hervorrufen . . ., von irgendwelchen
Verhältnissen oder Komplexen von Verhältnissen in dem Realen, welche bestimmen, an
welchem Orte im Räume uns ein Objekt erscheint, d. i. in Helmholtz' Namengebung
von topogenen Momenten, von deren Natur wir nichts wissen. Und daneben
muß es im Gebiete des Realen andere Ursachen geben, welche bewirken, daß wir zu ver-
schiedener Zeit am gleichen Orte verschiedene stoffliche Dinge von verschiedenen Eigen-
schaften wahrnehmen, d. i. hylogene Momente, von deren Natur wir natürlich eben-
sowenig wissen^.
Damit ist festgestellt, was wir in abstrakter Sprache und ohne jede besondere Vor-
au.ssetzung über die Natur des Realen . . . unter einer einzigen Voraussetzung annehmen
müssen. Denn nur die Voraussetzung des Kausalgesetzes ist festgehalten, daß näm-
lich die mit dem Charakter der Wahmehnmng in uns zustande kommenden Vorstellungen
' V 1 17: K I 7, 56. — Zu Kant s. vorerst die Urteile V II 56. V 1 88. KI 30. -~ Helmholtz über sein
physikiilisches Denken KII 115, V I 7 f., 169, V II 314. — O 456.
. ■' O 456, A II 655, V II 242, 241 =:. O' 51*3, 592, A II 656 ---- VII 402.
' All 656 r. = VII 402 f.
,S E R I) IM A N N :
nach festen Gesetzen zustande kommen, so daß, wenn verschiedene Wahrnehmungen sich
uns aufdrängen, wir berechtigt sind, daraus auf Verschiedenheit der reellen Bedingungen
zu schließen, unter denen sie sich gebildet haben'.
Die abstrakte Natur dieser Erörtenmg erklärt sich daraus, daß in ihr alle die mehr
oder minder wahrscheinlichen Hypothesen über das den Erscheinungen zugrunde liegende
Reelle gleicherweise enthalten sind. Die Repräsentanten solcher Hypothesen sind für
Helmholtz die realistische und die idealistische. Jene nimmt an, daß die Dinge,
welche wir objektiv wahrnehmen, reell bestehen und auf unsere Sinne wirken ... sie
bleibt ganz im Gebiete des objektiven und realistischen Standpunktes des Naturforschers,
wobei die begriffliche Fassung der Naturgesetze der Endzweck ist, und die Kenntnis
durch Anschauung nur eine erleichternde Hilfe, beziehlich ein zu beseitigender falscher
Schein. Diese dagegen ist in ihrer extremsten Form ein System des subjektiven Mea-
lismus, welches das Leben als Traum betrachten wollte ; gemilderter und ethisch gewendet
findet sie sich in der Lelire Fichtes vom absoluten Ich. Helmholtz urteilt: Ich kann
nicht umhin, selbst den extremsten subjektiven Idealismus als eine mögliche und in sich
konsequente Hypothese anzusehen. Man könnte ein solches System für so unwahrschein-
lich, so unbefriedigend wie möglich erklären — ich würde in dieser Beziehung den
härtesten Ausdrücken der Verwerfung zustimmen, aber konsequent durchführbar wäre es'.
Diese 1878 von Helmholtz veröffentlichten Ausführungen bilden den zeitlichen Abschluß
seiner erkenntnistheoretischen Annahmen. Es bedarf keines Beweises, daß sie auf dem
Boden von Kants realistisch gedeutetem Kritizismus gewachsen sind. Ausdrücklich hat
er die Meinung vieler moderner Kantianer, daß . . . das Ding an sich nur ein trans-
scendentaler Schein sei, abgewiesen. Aber es ist fürs erste ein naturwissenschaftlich
umgebildeter kritischer Realismus: das Reelle ist, wenn auch nur durch schließlich un-
verificierbare Hypothesen, erkennbar. Den frühen Ursprung dieses Realismus bezeugt eine
noch stark kantisch gefärbte Aufzeichnung, die nach Koenigsberger, der sie abgedruckt
hat, noch einige Jahre vor 1847 niedergeschrieben ist. Es heißt in ihr: Naturwissen-
schaft hat zum Objekte denjenigen Inhalt unserer Vorstellungen, welcher von uns als
nicht durch die Selbsttätigkeit unseres Vorstellungsvermögens erzeugt angeschaut wird,
d. h. also das als wirklich Wahrgenommene^.
Die in diese Bemerkung eingeschlossene Voraussetzung des Kausalgesetzes kommt
in der Einleitung zvi dem Aufsatz über die Erhaltung der Kraft, bei der er, wie ein
gleichzeitiger Brief besagt, alles über Bord geworfen hatte, was nach Philosophie roch,
in physikalischer Wendung zu deutlichem Ausdruck: Aufgabe der physikalischen Wissen-
schaften ist es, einmal die Gesetze zu STichen, durch welche die einzelnen Vorgänge in
der Natur auf allgemeine Regeln zurückgeleitet und aus den letzteren wieder bestimmt
werden können. Diese Regeln . . . sind offenbar nichts als allgemeine Gattungsbegriffe,
durch welche sämtliche dahin gehörige Erscheinungen umfaßt werden . . . Der theoretische
Teil der physikalischen Wissenschaften sucht . . . die unbekannten Ursachen der Vorgänge
aus ihren sichtbaren Wirkungen zu finden; er sucht dieselben zu begreifen nach dem
Gesetze der Kausalität. Wir werden genötigt und berechtigt zu diesem Geschäfte durch
den Grundsatz, daß jede Veränderung in der Natur eine zureichende Ursache haben
müsse ... Das endliche Ziel der theoretischen Naturwissenschaften ist also, die letzten,
unveränderlichen Ursachen der Vorgänge in der Natur aufzufinden\
' A II 648 — V II 394, A II 655 f. = V II 401 f.
^AII656 VII 402, All 648 V II 394. A II 655 - V II 401 : V II 238 = 0' V)=;
' VII 242 =0^ 593, KU 126 f.
* KI 68, 72, 77 f.. AUS, 18.
Dif philosophi-ichf^n (irundlagrn von tielmholtz' Wahmehmmgsthporip . 9
An der Apriorität des Kausalgesetzes hat Helmholtz in seinen Druckschriften stets,
wenn auch in wechselnder Begründung und schließlich in völliger Umbildung des Kanti-
schen Sinnes festgehalten. In dem Vortrag über das Sehen des Menschen (1855) wird
sie aus der Voraussetzung abgeleitet, daß wir nur Wirkungen der Gegenstände der
Außenwelt auf unsere Nervenapparate, nicht diese Gegenstände selbst unmittelbar wahr-
nehmen, also die Gegenwart äußerer Objekte als Ursache unserer Nervenerregung voraus-
setzen müssen; denn es könne keine Wirkung ohne Ursache sein. Das aber sei kein
Erfahrungssatz. Er entstamme nicht der äußeren Erfahrung. Da wir ihn nach dem
Angeführten brauchen, um nur überhaupt zu der Erkenntnis zu kommen, daß es Objekte
im Räume um uns gibt, zwischen denen ein Verhältnis von Ursache und Wirkung be-
stehen kann. Wir können ihn auch nicht aus der inneren Erfahrung hernehmen; denn
wir betrachten die selbstbewußten Akte unseres Willens imd Denkens gerade als frei,
d. h. wir leugnen, daß sie notwendige Wirkungen zureichender Ursachen sind. Also
fahre uns die Untersuchung der Sinneswahrnehmungen ... zu der schon von Kant gefundenen
Erkenntnis, daß der Satz »keine Wirkung ohne Ursache« ein vor aller Erfahrung gegebenes
Gesetz unseres Denkens sei, d. i. zu dem außerordentlichsten Fortschritt, den die Philo-
sophie durch Kant gemacht habe. Ebendiese Begründung kehrt in ()' wieder. Sie wird
nur durch den hier direkt gegen Stuart Mill gerichteten Nachweis ergänzt, daß es mit
dem empirischen Beweise des Gesetzes vom zureichenden Grunde — den Helmholtz also
mit dem Kausalgesetz ineinssetzt — äußerst mißlich aussehe. Wenig später tritt der
Gedanke in den Vordergrund, daß wir, wo wir ein Naturgesetz vollständig kennen, Aus-
nahmslosigkeit seiner Geltung fordern und diese zum Kennzeichen seiner Richtigkeit
machen müssen. Die so bedingte Notwendigkeit ist eine objektive: Wenn wir ims
vergewissern können, daß die Bedingungen eingetreten sind, unter denen das Gesetz zu
wirken hat, so müssen wir auch den Erfolg eintreten sehen ohne Willkür, ohne Wahl,
ohne unser Zutun mit einer die Dinge der Außenwelt ebenso gut wie unser Wahrnehmen
zwingenden Macht, also als objektive Macht. Dementsprechend finden wir noch in 0%
in der die kritische Auseinandersetzung mit Stuart Mill aus O' fehlt, die Erklärung: das
Kausalgesetz jst wirklich ein a priori gegebenes, transscendentales Gesetz. Und Helmholtz
findet sich dabei noch auf dem Boden des Kantischen Systems in dem, was ihm immer
als der wesentlichste Fortschritt in Kants Philosopliie erschienen sei, so daß er in diesem
Sinn . . . häufig die Übereinstimmung der neueren Sinnespliysiologie mit Kants Lehren
betont habe'.
Aber Helmholtz" Berufung auf Kant für seine Deutung des Kausalgesetzes darf so-
wenig wie der Hinweis auf die Übereinstimmung der Kantischen Lehre in diesem Punkt
mit der neueren Sinnespliysiologie wörtlich verstanden werden.
Helmholtz hat fürs erste (1881) erklärt, daß die philosophischen Erörterungen der
Einleitung zu seinem Aufsatz über die Erhaltung der Kraft durch Kants erkenntnistheore-
tische Ansichten stärker beeinflußt seien, als er jetzt noch als richtig anerkennen möchte.
Schon in O" schließt er seine Erörterung des Gesetzes mit der Bemerkung: das Gesetz
vom zureichenden Grunde ist vielmehr nichts anderes als die Forderung, alles begreifen
zu wollen. . . . Naturgesetze sind nichts als Gattungsbegriffe für die [als Ursachen und
Wirkungen gedachten] Veränderungen in der Natur. Indem wir aber die Naturgesetze
als gültig und wirksam betrachten müssen, unabhängig von unserem Beobachten und Denken,
während sie als GattTnigsbegriffe ziinäclist nur die Ordnung unseres Denkens betreflen
würden, nennen wir sie Ursachen und Kräfte. Wenn wir also Naturerscheinmigen nicht
' V I llSr.; 0> 453; V I 375, K § 6: V II 244; V II 243 =r ()> 594. V II 244.
Phil.-hist. Abh. 1921. Nt. 1. 2
lö ERD^fANN:
auf ein Gesetz zurückfiiliren können, also auch das Gesetz niclit objektiv gültig als Ursache
der Ersclieinungen hinstellen können, so hört eben die Möglichkeit auf, die Erscheinungen
zu begreifen . . . Somit ist das Gesetz vom zureichenden Grunde eigentlich nichts anderes als
der Trieb unseres Verstandes, alle unsere Wahrnehmungen seiner eigenen Herrschaft zu
unterwerfen, nicht ein Naturgesetz. . . . Ebenso wie es die eigentümliche Tätigkeit
unseres Auges ist, Lichtempfindung zu haben . . ., ist es die eigentümliche
Tätigkeit unseres Verstandes, allgemeine Begriffe zu bilden, d. h. Ursachen zu
suchen, und er kann die Welt also begreifen nur als kausalen Zusammenhang. Das sind
in der Tat, wie keiner Ausführung bedarf, nicht mehr Gedankengänge der transscendentalen
Methode Kants, sondern von naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten aus geformte Um-
bildungen seiner Lehre'.
Eben diese Bestimmungen über den Ursprung des Kausalgesetzes und die Weclisel-
beziehungen von Gesetz, Ursache und Kraft wiederholen sich in den Reden über das Ziel
und die Fortschritte der Naturwissenschaft (1869), die Tatsachen in der Wahrnehmung
(1878) und in der Einleitung zu den Vorlesungen über theoretische Physik (1893). Sie
erleiden jedoch weitere von Kant abführende Modifikationen. Der »Trieb unseres Ver-
standes«, an dem festgehalten wird, wird zu einem »Vertrauen auf die Gesetzmäßigkeit
und damit auf die Begreifbarkeit der Naturerscheinungen«. Das Vertrauen auf die voll-
kommene Begreifbarkeit der Welt reicht weiter, als der Ausdruck »Naturerscheinungen«
im ersten Augenblick verrät: Das Gesetzmäßige ist . . . die wesentliche Voraussetzmig
für den Charakter des Wirklichen überhaupt mit Einschluß der gesetzmäßigen Folgen un-
serer Willensimpulse, allgemein aller Daten, die uns die Wahrnehmung der Vorgänge in
unserem Seelenleben liefern. Denn auch die Vorgänge, von denen uns unsere innere
Anschauung berichtet, schließt Helmholtz ausdrücklich unter den Begriff der wirklichen
Vorgänge ein. Das Gehii-n ist dementsprechend als Organ des Bewußtseins, wie ihm früh
feststeht, auch das Organ des Willens. Li seinen älteren Begründungen der Apriorität
des Kausalgesetzes spielt allerdings der Umstand eine Rolle, daß wir in den Tieren (!)
und im Menschen nach den Aussagen unseres eigenen Bewußtseins ein Prinzip des freien
Willens annehmen, für welches wir ganz entschieden Unabhängigkeit von der Strenge des
Kausalgesetzes in Anspruch nehmen, und . . . unser natürliches Bewußtsein wird sie, glaubt
er, kaum jemals loswerden. Aber diese und ähnliche Wendungen sind doch deutlich
nur als Ausdrücke eines allgemein verbreiteten Glaubens, nicht aber als Anerkennung seiner
Gültigkeit gemeint. Schon das Vorstehende und mehr noch der Gesamtcharakter alles
Folgenden schließt eine solche Anerkennung völlig aus. Die Wendungen werden aus Er-
innerungen an die Freiheitslehre Kants entsprungen sein. Aber diese ethische Lehre und
ihre metaphysische Fundierung durch den mundus intelligibilis ist seinem naturwissen-
schaftlichen Realismus von vornherein fremd geblieben".
Die scheinbare Übereinstimmung mit Kants Apriori geht dem Kausalgesetz bei Helm-
holtz sogar noch weiter verloren, als seine Parallele desselben mit der »Tätigkeit« unserer
Sinnesorgane anzeigt, auch wenn wir den »Trieb des Verstandes« in seinem dunklen
Sinne beiseitesetzen. Bei Kant ist die absolute Gültigkeit der Kategorien, also auch
der Kausalität, durch ihren spontanen, letztlich intelligibelen Ursprung verbürgt. Die
Kategorien sind in seiner Sprache »konstitutive« Bedingungen für die Möglichkeit der Er-
fahrung. Für Helmholtz ist das Kausalgesetz das regulative Prinzip unseres Denkens . . .,
für dessen Anwendbarkeit wir keine weitere Bürgschaft haben als den Erfolg. Es bleibt
AI 68, VI 115 Anm., A 11 642, O- 454f.
All 642, VII 243 r. (> 593; __ A 11 872, 877 f., 882; — 0-454, AI 13, V I 116, 190.
Die philosophischen Grundlagen von Helmholtz' Wahmehmungstheorie. 1 1
unter seiner Voraussetzung immer ein Induktionsschluß, daß es auch in Zukunft gültig
sein werde, selbst wenn eine vollendete Erfahrung auch lehrte, daß alles bisher Beobachtete
gesetzmäßig verlaufen ist. Wie stark Helmholtz diesen offensichtlich hypothetischen Ein-
schlag in seine Kausalitätsdeutung wenigstens gelegentlich empfand, lehrt eine von Koenigs-
berger veröffentlichte Nachlaßaufzeichnung, die ich vollständig hersetze: Das Kausalgesetz
(die vorausgesetzte Gesetzmäßigkeit der Natur) ist nur eine Hypothese und nicht
anders erweisbar als eine solche. Keine bisherige Gesetzmäßigkeit kann künftige Gesetz-
mäßigkeit erweisen. Der einzige Beweis aller Hypothesen ist immer: prüfe, ob es so
ist . . . Den übrigen Hypothesen, welche besondere Naturgesetze aussagen, gegenüber hat
das Kausalgesetz nur folgende Ausnahmestellung: i. Es ist die Voraussetzung der Gültig-
keit aller anderen. 2. Es gibt die einzige Möglichkeit für uns überhaupt, etwas nicht Be-
obachtetes zu wissen. 3. Es ist die notwendige Grundlage für absichtliches Handeln.
4. Wir werden darauf hingetrieben durch die natürliche Mechanik unserer Vor-
stellungsverbindungen. Wir sind also durch die stärksten Triebfedern getrieben, es
richtig zu wünschen; es ist die Grundlage alles Denkens und Handelns. p]he wir es
nicht haben, können wir es auch nicht prüfen; wir können also nur daran glauben,
danach handeln, und werden es bei richtiger Prüfung bewährt finden; wir müssen den
Erfolg vorausdenken, dann ist der Erfolg eine Bestätigung. Wir müssen uns bewußt sein,
daß wir den Erfolg voraus erwartet haben, dann werden wir des Gesetzes bewußt.
Denken heißt die Gesetzmäßigkeit suchen; urteilen heißt sie gefunden haben. Ohne
Kausalgesetz also kein Denken. Kein Denken ohne Anerkennung des Kausalgesetzes ist
also eine Tautologie: es fragt sich, ob wir zum Denken berechtigt sind und ob
das einen Sinn hat; dieser Sinn läßt sich nur durch die Handlung (innere oder äußere)
erweisen'.
In seinen Schriften hat Helmholtz diese Konsequenz nicht ausdrücklich gezogen,
wenn man zu ihren Gunsten nicht Wendungen heranziehen will, wie den Satz, daß jede
richtig gebildete Hypothese ihrem tatsächlichen Sinne nach ein allgemeineres Gesetz der
Erscheinungen hinstellt, als wir bisher unmittelbar beobachtet haben; sie ist ein Ver-
such, zu immer allgemeinerer und umfassenderer Gesetzlichkeit aufzusteigen. Wie in
der zweiten Auflage der Optik bleibt er in der Einleitung zu den Vorlesungen über
theoretische Physik vom Jahre 1893 darauf bestehen, daß wir ohne das Kausalgesetz aus
keiner vor sich gehenden Erscheinung schließen können, daß sie von einer bestimmten
Ursache ausgehen müsse ... Es ist daher der Kausalitätssatz in der Tat ein von formalen
Bestimmungen unseres Denkvermögens abhängiger Satz a priori; denn wir könnten . . .
nicht zu der Vorstellung irgendeiner Ursache oder zur Anerkennung einer Ursache kommen,
wenn wir nicht an die Natur mit der Vorstellung herantreten, daß es immer möglich
sein muß, Ursachen zu finden. Dementsprechend wird dort der Kausalsatz von den
»Hypothesen als Vorstufen des Gesetzes« getrennt. Allerdings bleibt auch hier ein hypo-
thetischer Einschlag. Die eben angeführte Begründung gilt der Behauptung, daß wir
den Kausalitätssatz eigentlich aus der Erfahrung nicht beweisen können, und dient der
Konsequenz, daß es, insbesondere angesichts der Erscheinungen des organischen Lebens . . .
ein sehr gewagter Schluß sein würde, a posteriori aus der großen Reihe von bereits be-
greifbaren Naturerscheinungen auf die allgemeine Begreiflichkeit zu schließen".
Gleichviel jedoch, ob und inwieweit wir hier auf letzte Überzeugungen treffen:
der Zug zur Umbildung des kantischen Apriori in einen empiristischen Gedankengang, '
' VII 243 f. = O' 593 f., K I 247 f.
' V U 242 =r 0» 593, E 17, § 6, 7, 18.
12 Erdmann:
wie wir ihn auch in Helinholtz" Raumtheorie treifen werden, ist unverkennbar. Seine
Meinung ist insoweit der Lehre Humes, den er im Lichte seiner Zeit lediglich als Skeptiker
gesehen hat, sowie den Gedanken Stuart Mills ähnlicher als denen Kants'.
Nicht minder bedeutsam als diese Fortbildungen und Umdeutungen der Kantischen
Kausaltheorie ist die Wendung, die den Wechselvorstellungen von Gesetz, Ursache und
Kraft noch die Substanzvorstellung zur Seite setzt. In dem oft genannten Vortrag von
1878 heißt es: Wir nennen, was ohne Abhängigkeit von anderem gleichbleibt in allem
Wechsel der Zeit: die Substanz; wir nennen das gleichbleibende Verhältnis zwischen
veränderlichen Größen: das sie verbindende Gesetz . . . Der Begriff der Substanz kann
nur durch erschöpfende Prüfungen gewonnen werden und bleibt immer problematisch,
insofern weitere Prüfung vorbehalten wird. Die anschließenden Bemerkungen über Gesetz,
Ursache und Kraft lassen die hier schon gemeinte Wechselbeziehung zur Substanz nicht
deutlich erkennen. Aber schon in der Rede auf Faraday (1881) wird der Gedanke deut-
licher: der ursprüngliche Begriff der Substanz ist wohl zu unterscheiden von dem der
Materie oder eines Stoffes. Substanz ist nur id^ quod substat, was hinter dem Wechsel
der Erscheinungen quantitativ unveränderlich bleibt, und in diesem ältesten weiteren Sinne
des Wortes würden wir jedenfalls die beiden Elektrizitäten Substanzen nennen können,
selbst wenn sie nicht \ on stofflicher Natur wären. Abgeschlossen ist der Gedanke jedoch
erst in dem letzten, unvollendeten Vortragsentwurf vom Jahre 1894 über dauernde Be-
wegungsformen und scheinbare Substanzen ausgesprochen, den Koenigsberger veröffentlicht
hat. Von dem Wesen der Substanzen wollte er reden, dieses Wort aber in seinem älteren
und weiteren Sinne genommen . . . , als das was im Hintergrunde oder hinter der ver-
änderlichen Erscheinungsweise fortbesteht . . . , dessen wichtigstes Attribut die Unzerstör-
barkeit ist. Als P]rgebnis des letzten Jahrhunderts wird nach Abweis der Annahme im-
materieller geistiger Substanzen die tatsächliche Kenntnis von (rrößen angenommen, die
dem alten Begriff der immateriellen Substanzen entsprechen, unzerstörbar, unvermehrbar,
wirkungskräftig im Räume, aber nicht notwendig teilbar mit dem Räume sind. Als Bei-
spiele dieser Substanzen werden der Energievorrat der Natur überhaupt sowie unver-
änderliche Bewegungsgrößen und Riclitungsbestimmungen unseres Planetensystems auf-
geführt; aber es wird zugleich — hier bricht das Manuskript ab — darauf hingewiesen,
die Zahl dieser unzerstörbaren und unvermehrbaren immateriellen Größen ... sei so groß,
daß das Menschengeschlecht schwerlich je mit ihrer Erkenntnis und Zählung werde fertig
werden können'.
Es muß hier dahingestellt bleiben, welche fruchtbaren Gedanken in dieser Umbildung
des überlieferten Substanzproblems liegen. Sicher ist, daß sie gleichfalls von Kants Kritizis-
mus auf Helmholtz' eigenen, naturwissenschaftlieh orientierten Pfaden weit abführen.
Wie fest alle diese Annahmen mit Helmholtz" Wahrnehmungstheorie verwachsen sind,
zeigt schon ein Rückblick auf die in ihr enthaltenen topogenen und hylogenen Momente
des Realen. Aber wir werden die von ihm wiederholt betonte Übereinstimmung mit der
modernen Sinnesphysiologie nur so verstehen dürfen, daß sie allmählich sich klärende
Voraussetzungen seiner Theorie, nicht aber aus ihr heraus gewachsene Konsequenzen,
geschweige denn Folgebestimmungen der modernen Sinnesphysiologie überhaupt sind.
Andere Vertreter der Sinnesphysiologie hatten schon zu seiner Zeit Hypothesen entwickelt,
die der Annahme einer Apriorität des Kausalgesetzes und der durch sie bedingten Natur-
auffassung nicht bedurften. Es sind vielmehr, wie weiterhin noch deutlicher werden
^'455-
V II 240 0^ 591 ; K III 125 — 134.
Die philosophiscJien Grundlagen von Helmholtz' Wahrnehinungstheorie. 1 3
wird, erkenntnistheoretische Annahmen, die von Helmholtz" ffüher Stellungnahme zu Kant
her seine Wahrnelunungslehre mitgestalteten.
Aber die so erkenntnistheoretisch fundierte realistische Hypothese ist noch unvoll-
ständig wiedergegelien. Helmholtz" Studienjahre fallen in die Zeit, in der die mechanische
Naturauffassung des 1 7. Jahrhunderts auch in Deutschland allgemeine Geltung gewann.
Schon Reil hatte in seiner vielberufenen, noch neuerdings gründlich mißverstandenen Ab-
handlung »Von der Lebenskraft« (1796), wenn auch in seltsamer Verhüllung fiir die Über-
tragung der physikalischen Deutung auf die Lebensvorgänge plädiert. Wie von Henle
und von Lotze in seinen medizinischen Erstlingsschriften, so wurde auch in dem Kreis
der zahlreichen Schüler Johannes Müllers gegendieHypothe.se einer die organischen Vorgänge
willkürlich beherrschenden Lebenskraft, die Müller selbst noch festgehalten hatte, ins Feld
gezogen. Die Berliner medizinische Gesellschaft, in der Helmholtz seine Abhandlung über
die Erhaltung der Kraft zuerst vortrug, war unter dem Zeiclien des aufgehenden Gestirns
gegründet worden. Mit H(>hnholtz" Abhandlung war über das Schicksal des älteien Vitalis-
mus im Prinzip entschieden. Im Geiste der mechanischen Naturdeutung ist sein oben
schon (S. 8) erwähnter früher Versuch gedacht, die Grundbegriffe der Naturwissenschaft
klarzustellen. In eben die.sem Sinne entwirft er 1852 das Bild des Physikers von der
äußeren Natur: Überall nichts als immer wieder dasselbe einförmige Wirken anziehender
und abstoßender Molekularkräfte, keine Mannigfaltigkeit als der dürre Wechsel der Zahlen-
verhältnisse, kein Licht, keine Farbe, kein Ton, keine Wärme. Entsprechende Andeutungen
bietet O". Und wenig später erklärt Helmholtz, ents{)rechend der Zeitlage nocli unter der
Voraussetzung, daß die Atome unveränderlich seien, daß alle Veränderung in der [körper-
lichen] Welt Änderung der räumlichen Verteilung der elementaren Stott'e ist und in letzter
Instanz durch Bewegung [als Ortsveränderung mit der Zeit] zustande kommt. Ist aber
Bewegung die Urveränderung, welche allen anderen Veränderungen in der Welt zugnuule
liegt, so sind alle elementaren Kräfte Bewegungskräfte, und das Jlndziel der Naturwissen-
schaften ist, die allen anderen Veränderungen zugrimde liegenden Bewegungen und deren
Triebkräfte zu finden, al.so sicli in Mechanik aufzulösen. Späterhin treten diese
direkten .\ußenmgen zurück und machen Energie-KWirterungen Platz. Aber bis zidetzt
werden auch diese an das Begriff'spaar Kraft und Stoff" angeknüpft, ohne daß damit irgend-
eine Annäherung an Kants »Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft« voll- |
zogen würde. Helmholtz hat der kritischen Naturphilosophie Kants, wenn ich recht ge-
sehen habe, nur einmal flüchtig gedacht, falls dieses Gedenken sich nicht lediglich auf
die Fragestellung von Kants Prolegomena bezieht'.
Aber Helmholtz" erkenntnistheoretische Schulung und die frfllie Vielseitigkeit seiner
geistigen Interessen bewahrten ihn, ähnlich wie Lotze, vor dem Schick.sal, dem auch
manche seiner Mit.schüler aus dem Kreise der Berliner Physikalischen Gesellschaft verfielen,
den Sprung von der Mechanik der äußeren Natur in die metaphysische Hypothese des
Materialismus mitzumachen. Gegen den Verdacht des V'ulgärmaterialismus der Vogt und '
Moleschott hat er sich 1857 energisch gewelirt. Nicht im entferntesten, schrieb er damals |
seinem Vater, bin ich ein Anhänger ihrer trivialen Tiraden . . . Ein besonnener Natur-
forscher weiß sehr wohl, daß er dadurch, daß er etwas tiefer in das verwickelte Treiben
der Naturprozesse Einblick gewonnen hat, noch nicht die Spur mehr berecJitigt ist, über
die Natur der Seele abzusprechen als jeder andere Mensch '^
' t'ber Helmholt/,' Stellung zur Lebenskraft vi;l. .\I6f., 65 f., .\ II 700, 735, VI 10, 75 f.. 385 f., 395,
VII i68f., 1771'. tlber den ScLülerkreis J. Müllers s. VII 182 und Du Üois-Reyinond a.a.O. S. 19. Zur iiicclia-
nischen Natui-aufFassung: All 609, VI 40 f.. K I 392, O' 444, 454, VI 379, vgl.'376, 386, 394. K 15. — All 642.
' K I 292, V I 17, V II i86f., 205, 244f., 433, O- 443-
14 Erdmann:
Der bei den Naturforschern jener Zeit landläufigen Verwerfung aller Philosophie stimmt
er nur zu, soweit sie sich auf die apriorische metaphysische Spekulation, vor allem auf
die »Ausschweifungen« der Naturphilosophie Schellings und Hegels bezieht. Diese ist ihm
das Vorbild der Metaphysik, die er nicht müde wird, energisch zu bekämpfen, d. i. nach
seiner Deutung der vermeintlichen Wissenschaft, deren Zweck es ist, durch reines Denken
Aufschlüsse über die letzten Prinzipien des Zusammenhanges der Welt zu gewinnen. Ihr
rechnet er den Spiritualismus nicht weniger als den Materialismus zu. Die eigentliche
Aufgabe der theoretischen Philosoplde ist ihm vielmehr das Geschäft, welches immer
der Philosophie verbleiben wird, und dem sich liein Zeitalter ungestraft wird entziehen
können, nach dem Vorbild Kants die Quellen unseres Wissens und den Grad seiner
Berechtigung zu untersuchen. P'reilich steht er ihr wohl stets als mathematisch geschulter
Naturforscher gegenüber. Ich fand, schrieb er 1869 an Ludwig mit Bezug auf seine Wahr-
nehmungslehre, daß das viele Philosophieren zuletzt eine gewisse Demoralisation herbei-
führt und die Gedanken lax und vage macht, ich will sie erst wieder eine Weile durch
das Experiment und durch Mathematik disziplinieren'.
Aber nicht nur die Umbildung des Kantischen Realismus zu dem physikalischen
Realismus seiner Naturauffassung kommt für Helmholtz' Stellung zur Lehre Kants, und
damit zu der Auflösung der theoretischen Philosophie in Erkenntnistheorie • und der erst
später zu erörternden wissenschaftlichen Methodenlehre in Betracht. Nicht berührt ist
bisher die folgenreiche Umbildung, die er in seiner Wahrnehmungstheorie der Kantischen
Raumlehre angedeihen ließ. Sie ist ein kaum weniger alter Bestandteil seiner Überzeugungen
als die physikalische Wendung des Kausalproblems. Schon die bereits erwähnte kantiani-
sierende Niederschrift über die naturwissenschaftlichen Grundbegriffe aus den vierziger
Jahren zeigt Keime dieser Umbildung. Wir begegnen schon dem Gedanken, daß die Geo-
metrie wie die Zeitlehre und die reine Mechanik »allgemeine oder reine Naturwissen-
schaften« seien. Wir finden im Anschluß daran ferner die Bemerkung: Die allgemeinen
Naturbegriffe, nur hergeleitet aus der Möglichkeit irgendeiner Naturanschauung, dürfen nicht
die Möglichkeit irgendeiner empirischen Kombination von Wahrnehmungen beschränken,
d. h. es darf aus ihnen durchaus kein empirisches Faktum oder Gesetz ableitbar sein, sondern
sie können uns nur die Norm für unsere Erklärungen abgeben. Deutlicher tritt das Problem
in dem Brief an den Vater vom Jahre 1857 zutage. Ich selbst, schrieb er dort, fühle
sehr lebhaft das Bedürfnis einer spezielleren Durcharbeitung gewisser Fragen, an welche
aber, soviel ich weiß, kein neuerer Philosoph sich gemacht hat, und die ganz auf dem von
Kant in seinen Umrissen erforschten Felde der apriorischen Begriffe liegen, so z. B. die
Ableitung der geometrischen und mechanischen Grundsätze . . . Eine Anmerkung in 0,
die spätestens dem Jahre i 866 zugehört, zeigt ihn schon auf dem später weiter beschrittenen
'Wege: Kant hatte Raum und Zeit kurzweg als gegebene Formen aller Anschauung hin-
gestellt, ohne weiter zu untersuchen, wieviel in der näheren Ausbildung der einzelnen räum-
lichen und zeitlichen Anschauungen aus der Erfahrung hergeleitet sein könnte. Diese Unter-
suchung lag auch außerhalb seines Weges. So betrachtete er namentlich die geometrischen
Axiome auch als ursprünglich in der Raumanschauung gegebene Sätze, eine Ansicht, heißt
es dort, über welche sich wohl noch streiten läßt. Wieweit er wenig später be-
reits gekommen war, zeigt ein Brief vom 21. April 1868 an Schering: Indem ich Ihnen
meinen Dank für die Übersendung der beiden kleinen, Riemann betreffenden Aufsätze aus-
spreche, ertaube ich mir eine Frage. In Ihrer Notiz über sein Leben finde ich die Angabe,
' Gegen die Metaphysik: V II 432f.; vgl. K I 243, K II 163, V I 8g, ,63f.: V II 42, 171. 175, ,82 f., 185 f.,
'«^V ^^^^'Uo'^^^' ^^96. - Aufgabe der Philosophie: VI 88; vgl. 164 VII i87f.. 433, KI 243; - VU
loo I., H 11 loJ.
lyie philosophischen Grundlagen von Hdmholtz' Wahrnehmungstheorie. 1 5
(laß er eine Habilitationsvorlesung gehalten habe über die Hypothesen der Geometrie. Ich
habe selbst in den letzten zwei Jahren im Zusammenhang mit meinen Untersuchungen über
physiologische Optik mich mit dem gleichen Gegenstande beschäftigt, aber die Arbeit noch
nicht abgeschlossen und veröffentlicht, weil ich immer noch hoffte, einzelne Punkte ver-
allgemeinern zu können. Ich kann namentlich noch nicht alles für drei Dimensionen gleich
allgemein machen, wie ich es für zwei kaim. Nun erkenne ich aus den wenigen An-
deutungen, die Sie über das Resultat der Arbeit geben, daß Riemann zu genau denselben
Resultaten gekommen ist wie ich . . . Ich möchte Sie bitten, mich wissen zu lassen, ob
Riemanns Aufsatz schon gedruckt ist, oder ob Aussicht ist, daß er bald gedruckt werden
könnte, was mir höchst wünschenswert erscheint; eventualiter ob Riemann von demselben
Ausgangspunkte ausgegangen ist, dann würde nämlich meine Arbeit imnütz, und ich möchte
dann nicht mehr soviel Zeit und Kopfschmerzen daran verwenden, als sie mich schon
gekostet haben. Einen Monat s])äter hat er dann die erst 1867 von Dedekind veröffent-
lichte, schnell berühmt gewordene Habilitationsvorlesung Riemanns erhalten. Wenige
Tage darauf, am 22. Mai 1868, hat er über die tatsächlichen Gnmdlagen der Geometrie
in Heidelberg gelesen. Er berichtet dort über das Verhältnis seiner »der Hauptsache nach
.schon fertig« gestellten Untersuchung zu der Arbeit Riemanns und seinen von Riemanns
Erörterung abweichenden Ausgangpunkt über die Bedingungen für die Konstatierung von
Kongruenz, von dem er schon Schering Kenntnis gegeben hatte. Und bereits unter dem
3.Juni d. .1. veröffentlicht er in den Göttinger Nachrichten die ausführliche, dem gleichen
Zweck dienende Abhandlung über die Tatsachen, die der Geometrie zugrunde liegen'.
Auch die philosophischen Konsequenzen beider Forscher sind vorerst weit vonein-
ander verschieden. Riemann, der selbst erklärt hat, »Herbartianer in Psychologie und Er-
kenntnistheorie zu sein«, nimmt an, daß nicht nur die Axiome der Geometrie, welche die
Maßverhältnisse des Raumes bestimmen, nur aus der Erfahrung entnommen werden können,
sondern daß die Raumvorstellung überhaupt empirischen Ursprungs sei. Helmholtz da-
gegen beschränkte seine Konse<}uenz dahin, daß nur die geometrischen Axiome empirische
Voraussetzungen über die Konstatierung von Kongruenz fordern, daß also die Geometrie
insofern physische Geometrie sei. Die Raumvorstellung überhaupt, d. i. »die Vorstellung
von einem dauernden Bestehen von Verschiedenem gleichzeitig nebeneinander«, die noch
gar keine Bestimmungen über die Maßbeziehungen dieses Nebeneinander enthält, bleibt
eine notwendige Form der äußeren Anschauung und eine gegebene, vor aller Erfahrung
mitgebrachte Form der Anschauung, d. i. eine transscendentale Anschauungsform wie bei
Kant. Bei Kant sei allerdings diese Annahme wesentlich auf die Meinung gestützt, die
Axiome seien synthetische Sätze, a priori gegeben. Er operiert noch mit dem älteren
Begriff der Anscliaimng, welche nur das als durch Anschaining gegeben anerkennt, dessen
Vorstellung ohne Besinnen und Mühe sogleich mit dem sinnlichen Eindruck zum Bewußt-
sein kommt, während die von Beltrami angegebene Methode der Abbildung metamathe-
matischer Räume in Teilen des euklidischen Raums . . . einige Übung im Verständnis analy-
tischer Methoden, perspektivischer Konstruktionen und optischer Erscheinungen verlangt.
Wenn man aber Kants Annahme fallen läßt, würde kein wesentlicher Zug des Kantischen
Systems verloren gehen . . . Seine Lehre von den a priori gegebenen Formen der An-
schauung ist ein sehr glücklicher und klarer Au.s<lruck des Sachverhältnisses, aber diese
Formen mü.ssen wirklich inhaltsleer und frei genug sein, um jeden Inhalt, der überhaupt
in die betreffende Form der Wahrnehmung eintreten kann, aufzunehmen . . . Die Lehre
' Kni27. 1292; — 0 456; vgl. den abgeänderten Text in ()'; — K H 138f.. All «10 f.. 6t4f.. A III 619.
VII 4, 19, 231.
16 Erdmakn:
von der Transscendentalität der Anschauungsform des Raumes ist dann ohne allen Anstoß.
Jedoch nur dann. Helmholtz erklärt selbst, daß Kant in diesem Punkt in seiner Kritik nicht
kritisch genug gewesen sei, aber freilich handelte es sich dabei um Lehrsätze aus der
Mathematik, und dies Stück kritischer Arbeit mußte durch die Mathematiker erledigt
werden. Kants Kritik, die sonst überall gegen die Zulässigkeit metaphysischer Folge-
rungen gerichtet sei . . ., würde an Konsequenz und Verständlichkeit gewinnen . . ., wenn der
wesentlich auf die überzeugende Kraft der geometrischen Axiome als synthetischer Sätze
a priori gebaute Beweis für die Möglichkeit einer Metaphysik fortfiele, von welcher Wissen-
schaft er doch selbst weiter nichts zu entdecken wußte als die geometrischen und natur-
wissenschaftlichen Axiome! Allerdings meint Helmholtz, wie noch zu zeigen ist (S. 26 f.),
mit seiner Anerkennung des Räumlichen überhaupt etwas, was ganz außerhalb des Kanti-
schen Gedankenkreises liegt'.
Analoges hat Helmholtz später (1887) durch erkenntnistheoretische Betrachtung des
Zählens und Messens im Anschluß an die Brüder Grassmann und an E. Schroeder für
die Axiome der Arithmetik durchgeführt. Kantisch ist der Gedanke, daß diese Axiome
in entsprechender Beziehung zur Zeit stehen, wie die geometrischen zum Räume . . . Jede
gegenwärtige Vorstellung ist in einem der Anschauungsform der Zeit angehörigen Gegen-
satz als die nachfolgende den vorausgegangenen gegenübergestellt, weil jeder gegen-
wärtige Akt der Wahrnehmung, des Gefühls oder Willens mit den Erinnerungsbildern
vergangener Akte zusammenwirkt ... In diesem Sinne also ist die Zeitfolge die unaus-
weichliche Form unserer inneren Anschauung. Das erinnert an Kants Synthesis der Re-
produktion. Aber bei Helmholtz ist nur die reine Arithmetik eine auf rein psycholo-
gische Tatsachen aufgebaute Methode . . . Wir geben jedoch mittels ihres Zeiehensystems
Beschreibungen der Verhältnisse . . . reeller . . . Objekte. Es entstehen also die Fragen
nach dem objektiven Sinn davon, daß wir zwei reelle Objekte als gleich erklären, und
nach dem Charakter der physischen Verknüpfung zweier Objekte, damit wir vergleichbare
Attribute derselben als additiv verbunden, diese Attribute also als Größen ansehen dürfen,
die durch benannte Zahlen ausgedrückt werden können. E]s sind also die empirischen
p:igenschaften zu definieren, welche den Objekten zukommen müssen, damit sie zählbar
seien . . ., Angaben, die sich natürlich nur durch Erfahrung bestimmen lassen. Erst da-
durch gewinnen die arithmetischen Axiome objektive Bedeutung".
Trotz alledem ist zu beachten, daß Helmholtz ;iuch in diesen Zusammenhängen nicht
sowohl seine Umbildung des Kantischen Kritizismus als vielmehr ihre Übereinstimmung
mit dessen prinzipiellen Grundlagen betont hat. Nur die Kantianer »strikter Observanz«
lehnt er ab, die auf der Apriorität der geometrischen und arithmetischen Axiome be-
stehen, ebenso wie diejenigen seiner modernen Anhänger, denen Kants Ding an sich nur
ein transscendentaler Schein ist (S. 8). Es bleibt ihm das Wesentliche an Kants Leistung,
daß er die Lehre von den vor aller ErfVihrung gegebenen oder, wie er sie deshalb nannte,
»transscendentalen« Formen des Anschauens und Denkens ausgebildet hat, in welche aller
Inhalt unseres Vorstellens notwendig aufgenommen werden muß, wenn er Erfahrung
werden solP.
Aus solcher Anerkennung heraus hat Helmholtz die erste Darstellung seiner Wahr-
nehmungstheorie in dem Vortrag »tTber das Sehen des Menschen« gegeben, den er
1855 in Königsberg zugunsten von Kants Denkmal hielt. Kant, heißt es dement-
' B. Riemann, Über die Hypothesen, welche der Geometrie zugrunde h"eo-en. W hrso- v Dedeklnd»
Leipzig 1893, S. 273, 284. 508. 521. — All 614. 659, 642, VI! 224f.. 226, 231, Äil66U.
■' AI1I357, 361f., 359, 358, 372, 383, 378t.
' VII229, KII163, All 642, 650, Vll39rf., 396; — VII218f.
Dif philosophiscJum Grundlagen von Helmholtz' Wahrnt^hmungslheorie . 1 7
sprechend noch in Helmholtz" zweiter Goetherede (1892), hat für uns Nachkommende
das Facit aus den froheren Bemühungen der Erkenntnistheorie gezogen. Und in seiner
tiefsinnigsten philosophischen Rede formuliert er: das Grundproblera der Erkenntnistheorie
war auch das Kants: »Was ist Wahrheit in unserem Anschauen und Denken? in welchem
Sinne entsprechen unsere Vorstellungen der Wirklichkeit?« Wie vordem wiederholt, hebt
er auch hier hervor: Auf dieses Problem stoßen Philosophie und Naturwissenschaft von
zwei entgegengesetzten Seiten; es ist eine gemeinsame Aufgabe beider. Die erstere . . .
sucht rein hinzustellen, was der eigenen Tätigkeit des Geistes angehört. Die Natur-
wissenschaft im Gegenteil sucht . . . übrigzubehalten, was der Welt der Wirklichkeit
angehört, deren Gesetze sie sucht ... In der Theorie der Sinneswahrnehmungen und
in den Untersuchungen über die Grundprinzipien der Geometrie, Mechanik, Physik kann
auch der Naturforscher diesen Fragen nicht aus dem Wege gehen. Um diese erkenntnis-
theoretischen Aufgaben zu lösen, schien es ihm geboten, auch die Leistungsfähigkeit
unseres Denkvermögens zu untersuchen ... Es handelte sich dabei auch nur um eine
Reihe tatsächlicher Fragen, über die bestimmte Antworten gegeben werden konnten und
mußten. Wir haben bestimmte Sinneseindräcke; wir wissen infolgedessen zu handeln.
Der Erfolg, der Handlung stimmt der Regel nach mit dem überein, was wir als be-
obachtbare Folge erwarten, zuweilen, bei sogenannten Sinnestäuschungen, auch nicht.
Das sind alles objektive Tatsachen, deren gesetzliches Verhalten wird gefunden werden
können'.
Dadurch ist der Punkt für Helmholtz' erkenntnistheoretische und weiterhin seine
philosophische Leistung überhaupt bezeichnet, in dem alle seine Untersuchungen zur Wahr-
nehmungstheorie zusammenfließen.
Wir stoßen in ihm auf die zweite, die psychologische (iruppe von Helmholtz"
philosophischen Annnahmen.
Die Lösung des erkenntnistheoretisch gestellten Wahrnehmungsproblems erfordert
eine psychophysiologische Untersuchung. Es handelt sich in ihr um eine auf die Phy-
siologie der Sinne gestützte, kurz um eine physiologische Erkenntnislehre, deren Ge-
schäft ganz nach naturwissenschaftlichen Methoden ausgeführt werden kann . . . , inso-
fern nämlich festgestellt werden muß und auf naturwissenschaftlichem Wege auch fest-
gestellt werden kann, welche besonderen Eigentümlichkeiten der physikalischen P>regungs-
mittel und der physiologischen Erregung Veranlassung geben zur Ausbildung dieser oder
jener besonderen Vorstellimg über die Art der wahrgenommenen äußeren Objekte . . . ,
d. i. über deren Existenz, Form und Lage"''.
Unerläßlich ist es demnach, bei dieser Untersuchung das Gebiet der Psychologie
soweit zu betreten, als die Tatsachen des Wahrnehmens erforderlich machen, den phy-
siologischen Teil der Psychologie also, gegen die reine Psychologie abzugrenzen, deren
wesentliche Aufgabe es i.st, die (Jesetze und Natur der Seelentätigkeiten, soweit dies
möglich ist, festzustellen. Die Untersuchung tritt demnacli, so korrigiert Helmholtz in 0'
seinen ursprünglichen, mehr psychologisch gefärbten Text, notwendig zum Teil in das Gebiet
der Psychologie ein. eben weil sie sich mit der Entstehung und dem Bewußtwerden von
Vorstellungen zu beschäftigen hat. Aber es bleibt eine psychologische Frage, wie
aus den Nervenerregungen Wahrnehmungen entspringen^.
' VlSyf.. KI242: — VII338: — V II 218, V I 90. 267, 427^; — V 1 16.
« V II 360, 358; — O 427, V I 269, I^ 6.
' 0'576, O 427, \' I 184. 269, vgl. dazu die >pliysiulogische Untersuchung« Villi.
Phil.-hisl.AbA. 1921. Nr.l.
18 Erdmann:
Die somit vollzogene Übertragung des erkenntnistheoretischen Wahrnehmungsproblems
in ein psychophysiologisches bedarf der Erläuterung. Helmholtz hat die Frage nach derStellung
der Psychologie zu den übrigen Wissenschaften und ihr Verhältnis zu der auf Erkenntnis-
theorie und Logik beschränkten Philosophie nur gestreift und ihre bisherigen Leistungen
— bis Anfang der siebziger Jahre — wenig anerkennend beurteilt. Er hebt hervor,
daß der Gegenstand der eben deshalb sogenannten Geisteswissenschaften sich wesentlich
aus psychologischer Grundlage entwickelt. Aber die Hoffnung, daß auch die Psychologie
der Individuen und der Völker nebst den auf sie zu basierenden praktischen Wissen-
schaften der Erziehung, der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung zum gleichen Ziele
[wie die Naturwissenschaften] gelangen werde, scheine sich vorläufig nur auf eine ferne
Zukunft richten zu dürfen (vgl. S. 2of.). Dabei wird die Psychologie das eine »Mal an-
scheinend in die Philosophie einbezogen, ein anderes Mal von ihr unterschieden. Sicher
ist, daß er die »reine« Psychologie auf die Selbstbeobachtung eingeschränkt sein läßt,
deren Objekte, wie er später ausführt, zu den Sinneswahrnehmungen gar keine Beziehung
der Ähnlichkeit zulassen. Insofern sei es durchaus zutreffend . . ., daß man die Wahr-
nehmungen der Seelenzustände, darunter auch die der Tätigkeit des bewußten Denkens
und Vorstellens, einem inneren Sinne zuschrieb'.
Es ist auffallend, daß Helmholtz diese Lehre, die den Funktionen der reflection bei Locke
und der anthropologischen Umdeutung des Kantischen Kritizismus durch Fries entspricht,
auch in Kants Lehre vom inneren Sinn hineindeutet. Aber das ist sachlich belanglos.
Es mag durch gelegentliche Wendungen des Philosophen nahegelegt sein, die seiner Fassung
der Spontaneität widersprechen. Allerdings ist bei dieser Analogie zu Lockes Reflexions-
lehre zu bedenken, daß Helmholtz' hier zu Tage tretender Empirismus von dem fülirenden eng-
lischen Empirismus des achtzehnten Jahrhunderts wesensverschieden ist. Er entspringt
bei ihm experimentell fundierten physiologischen Erfahrungsdaten, die Locke und Hume
gleicherweise von ihrer induktiven psychologischen Analyse abweisen und Berkeley nur
ohne nennenswerte experimentelle Hilfen verwertet".
Zudem beruht die psychologische Problemstellung von Helmholtz auf Voraussetzungen
über das Verhältnis von Empfindung und Wahrnehmung, die ihm die zeitgenössischen Hy-
pothesen der deutschen Vorläufer seiner Lehre, deren er wiederholt gedenkt, und vor
allen anderen die Lehren Joh. Müllers darboten. Allerdings hält er sich dabei von den
psychologischen Annahmen Müllers, die einen starken Einfluß der metaphysisch fundierten
Gedanken Herbarts bekunden, von Anfang an frei. Immerhin erkennt er an, die Rückkehr
der Physiologen zu der älteren Ansicht, wonach alle Beurteilung des Räumlichen auf
Erfahrung beruhe, habe ihr Vorspiel auf philosophischer Seite in den Ansichten von
Herbart über die Sinueswahrnehmungen gefunden*.
Die Helmholtz insbesondere durch J. Müller überlieferte grundlegende Voraussetzung
seiner Wahrnehmungstheorie ist, daß das Gehirn das Organ des Bewußtseins, speziell
des Wahrnehmens, des Vorstellens überliau])t und des Willens sei. Im (Jehirn also kommen
die Empfindungen erst zum Bewußtsein. Von hier aus sind die zahlreichen zum Teil
einander scheinbar widersprechenden Bemerkungen zu verstehen, durch die Helmholtz,
ebenfalls ähnlich wie Müller, die Empfindungen charakterisiert, sofern sie nicht als Be-
' VI 163, VII 425, 189, O797. 0^577 f. vgl. VII 187 f.
'' Kant, Kiitik der reinen Vernunft^' z. B. 321, 330, ebenda' 359.
'' OVI, 595, 456, 797, 8i9f. — ,1. Müller, Handbuch der Physiologie des Mensehen l3 1838. II 1840:
über das Bewußtsein z.B. II 498, 516, 525, 537 f., 551; über Empfindung und Vorstellung z. B. I 846. II 258,
268f., 479, 5i7f., 523f., 532, 536, abw(!icliend I 854; über Vorstellungen als Zeichen von Empfindungen
z. B. Il526f.; zur Projektionstheorie z.B. II 352 f., 355,362, 364. Vgl. dazu K. Post, J. Müllere philosophische
Anschauungen (Abh. zur Philosophie XXI. Halle 1905) S. 8if'.. i35f.
Die philosophischen Grundlagen von Helmholtz' Wahrnehmungstheorie. 1 9
standteile der Wahrnehmung gegeben sind. Die physischen Vorgänge in den Sinnes-
nervenapparaten, d. i. den Sinnesorganen, den sensorischen Nervenfasern und den ihren
Endigungen entsprechenden Gehirngebieten vermittehi auf Grund von Reizen die Emp-
findung, die im Gehirn bewußt wird: durch das äußere Licht entsteht die Lichtempfin-
dung, welche dann durch die Fasern der Sehnerven dem Gehirn zugeleitet wird und
hier zum Bewußtsein gelangt. Die an die bewußt gewordenen Empfindungen sich gleich-
viel wie anschließenden seelischen Vorgänge lassen sie als Bestandteile der Außenwelt
wahrnehmen. Schon bei Aristoteles, lieißt es dementsprechend in der Optik, findet
sich eine feine psychologische Untersuchung über die Mitwirkung der geistigen Tätigkeit
in den Sinneswahrnehmungen, das Physikalische und Physiologische, die Empfindung,
ist deutlich unterschieden von dem Psychisclien; die Wahrnehmung äußerer Objekte be-
ruht . . . auf Urteil. Auf Grund solcher Unterscheidung von Wahrnelimung und Emp-
findung ist Helmholtz unbedenklich, von Empfindungen der Sinnesorgane und in ihnen
der Nervenfasern zu reden. Gemeint ist damit stets »die Empfindung in physischer Be-
ziehung«, der Inbegriff der physischen Vorgänge, welche die Empfindung im Gehirn als
Bestandteil des Bewußtseins »vermitteln« oder »erregen«, denen die Empfindungen »ent-
sprechen«. So vermag er auch von »körperlichen Empfindungen in den Sinnesorganen«
zu s{)rechen, ein Ausdruck, der nocli später zur Bezeichnung von Hunger, Durst usw.
wiederkehrt, und, in Variation einer eben schon benutzten Aiisfiihrung, über die Klang-
farbe der Vokale zu sagen: Wir müssen zweierlei unterscheiden: erstens die Empfin-
dung der Hömerven, wie sie sich ohne Einmischung geistiger Tätigkeit entwickelt;
zweitens die Vorstellung, welche wir uns bilden infolge dieser Empfindung. Wir
müssen also gleichsam unterscheiden: das leibliche Ohr des Körpers und das geistige
Ohr des Vorstellungsvermögens. Das leibliche Ohr empfindet den Ton einzeln, welcher
. . . einer einfachen Tonwelle zugehört. Am deutlichsten ist der Sinn der Unterscheidung
vielleicht in dem ursprüngliclien Text der Lehre von den Tonempfindungen ausgesprochen:
Empfindungen nennen wir die Eindrücke auf unsere Sinne, insofern sie nur als Zustände
unseres Körpers (speziell unserer Nervenapparate) zum Bewußtsein kommen, Wahrnehmun-
gen, .sofern wir aus ihnen uns die Vorstellung äußerer Objekte bilden'.
Es liegt zutage, daß diese Voraussetzung über das genetische und sachliche prius
der Empfindung vor der Wahrnehmung nicht einen psychologischen Untergrund für
die Problemstellung bietet. Für die psychologisclie Analyse liefern die im entwickelten
Bewußtsein unmittelbar gegebenen geordneten Empfindungsinbegriffe der Walirnehmung
mit den Empfindungen als ihren Gliedern den Ausgangspunkt. Für Helmholtz ist der
Ausgangspunkt vielmehr der physiologische, der von den Sinneserregungen aus die Wahr-
nehmung konstruiert. Dem entspricht nicht nur sein Aufbau der eben physiologisch
orientierten Optik, sondern auch seine Gestaltung der Lehre von den Tonempfindungen
sowie alles, was von ihm gelegentlich über die andern Sinne vergleichsweise ausgefiihrt
wird. Ausdrücklich hat er diesen sekundären Charakter seiner psychologischen P>-
örterungen anerkannt, und absichtlich hat er sie gewählt. Wir werden, erklärt er in der
Optik, nicht vermeiden können, auch von psychischen Tätigkeiten und den Ciesetzen derselben,
soweit sie bei der sinnlichen Wahrnehmung in Betracht kommen, zu sprechen, aber wir
werden die Ermittelung und Beschreibung dieser psychischen Tätigkeiten nicht als einen
wesentlichen Teil unserer vorliegenden Arbeit betrachten, weil wir dabei den Boden
' Müller, a.a.O. z. B. I 805, 809, 845 f., II 249, 261 f., 516; man vergleiche dazu A II 878 f., 886 f.; VI
90, 99, 115; O 191, (>'577 usw. — (iber die Leitungsvorgänge z. B. O 193 und schon A II 864, 873, 879.
605. 686 f. VI 99, 114. -, über Aristoteles O 207. - Erregung der Kmpfindungen: 0194, All 911, 923 f..
VI 114, T4 6 u. ö. — Doppelsinn der Empfindung: A I 399, VI 143, T' 101.
20 E R I) M A N N :
sicherer Tatsachen und einer auf allgemein anerkannten und klaren Prinzipien gegrün-
deten Methode kaum würden festhalten können. Aus demselben Grunde hat er seiner
Absicht nach versucht, die der Lehre von den Gesichtswahrnehmungen speziell gewid-
meten Ausfuhrungen von allen Ansichten über Seelentätigkeit frei zu erhalten, welche
in den Bereich der zwischen den verschiedenen ])hilosophischen Schulen bisher und viel-
leicht für immer streitigen Punkte fallen. Auch aus diesem Grunde hat er wohl ver-
mieden, die von Müller öfter herangezogenen psychologischen Lehren von Herbart und
Hume in Ansatz zu bringen'.
Diese absichtliche Zurückhaltung macht verständlich, daß er es für sicherer hielt,
die Erklärung der Erscheinungen des Sehens, und damit ein Prinzip der Sinneswahr-
nehmung überhaupt anzuknüpfen an . . . jedenfalls vorhandene und tatsächlich wirksame
Vorgänge, wie os die einfa(!heren i)sychischen Tätigkeiten sind . . ., deren Gesetze uns
bis zu einer gewissen Grenze aus der täglichen Erfahrung wohlbekannt sind. Freilich:
wir wissen von ihnen so gut wie nichts und sind von einem naturwissenschaftlichen
Verständnis derselben noch weit entfernt; sie sind nicht schon jetzt glatt und einfach
auf die bekannten Gesetze der Erregung von Nervenfasern imd deren Leitung zurück-
zuführen. Indessen die Möglichkeit eines solchen Verständnisses entweder absolut zu
leugnen, wie die Spiritualisten, oder andrerseits absolut zu behaupten, wie die Materia-
listen, dazu könne wolil die Neigung zu dieser oder jener Richtung der Spekulation
treiben; dem Naturforscher . . . sei dies eine Frage, für welche er keine Entscheidungs-
gründe besitzt'.
Aus der oben besprochenen Voraussetzung über das Verhältnis von Empfindung und
Wahrnehmung ergibt sich Helmholtz' Fragestellung für das Wahrnehmungsproblem. Die
von ihm benutzten psychologischen Hilfsdaten und ihre Bewertung bestimmen die von
ihm eingeschlagene Lösungsrichtung desselben. Aus beiden Voraussetzungen folgt die von
ihm sogenannte »empiristische Wahrnehmungstheorie«.
Seine psychologische Problemstellung lautet in ihrer ersten Fassung auf den Gesichts-
sinn bezogen: Lichtempfindung ist immer noch kein Sehen. Zum Sehen wird die Licht-
empfindung erst, insofern wir durch sie zur Kenntnis der Gegenstände der Außenwelt
gelangen; das Sehen besteht also erst im Verständnis der Lichtempfindung. . . . Wie also
entspringen aus den Nervenerregungen Wahrnehmungen? Dieselbe Frage ergibt sich
aus der oben schon (S. i 7) erwähnten einleitenden Feststellung der physiologischen Optik
in der Erörterung über die Wahrnehmungen im allgemeinen: Wir benutzen die Emp-
findungen, um uns aus ihnen Vorstellungen über die Existenz, die Form und die Lage äußerer
Objekte zu bilden. Dergleichen Vorstellungen nennen wir Gesichts Wahrnehmungen''.
Es gilt demnach, die Natur der psychischen Prozesse zu bestimmen, welche die Licht-
empfindung in eine Wahrnehmung der Außenwelt verwandeln, d. i. uns von der Emp-
findung der Nerven aus zu der Vorstellung desjenigen äußeren Objektes gelangen lassen,
welches die Empfindung erregt hat (vgl. S.jfy.
Die Keime dieser Fragestellung und die Anfänge ihrer Lösung durch die empiristische
Hypothese sind bei Helmholtz schon um den Anfang der fünfziger Jahre zur Entwicklung
gekommen. Er hat, wie wir aus seinem ersten Bericht über die Erklärung des Glanzes
schließen dürfen, schon seit 185 1 in seinen Vorlesungen von ihnen Kunde gegeben.
Diese scheint auch durch einzelne Wendungen seines Königsberger Ordinariatsvortrags
' O 427 f. vgl. 796.
^ 0 796, vgl. O' 441: V I 353. V II 187.
' VI99f., 269: — 0427 vgl. V I 267, T4 6.
* V 1 111, 146.
Die philosophischen Grundlagen von Helmholtz' Wahrnehmunystheorie. 2 1
von 1852 hindurch. Die Unterscheidung der pigmentösen und spektralen Farbenmischung,
die er damals gegen Goethe und Brewster durchführte, hat er zudem selbst eine der
Tatsachen genannt, die ihn zuerst zur empiristischen Theorie der Wahrnehmung her-
überdrängte'.
Aus jener Zeit schon, dürfen wir demnach annehmen, stammt der Grund zu den
Klagen, daß er bei den Psychologen leider keine Hilfe gefunden habe, die Natur der
psychischen Prozesse zu bestimmen, welche die Lichtempfindung in eine Wahrnehmung
der Außenwelt verwandeln, weil fiir die Psychologie die Selbstbeobachtung bisher der
einzige Weg des Erkennens gewesen sei, wir es aber hier mit geistigen Tätigkeiten zu
tun haben, von denen vn)s die Selbstbeobachtung gar keine Kunde gibt, deren Dasein
wir vielmehr erst aus der physiologischen Untersuchung der Sinneswerkzeuge erschließen
können . . . Selbst noch Kant . . . faßte noch alle Zwischenglieder zwischen der reinen
Sinnesempfindung und der Bildung der Vorstellung des zur Zeit wahrgenommenen, räumlich
ausgedehnten Gegenstandes in einen Akt zusammen, den er die Anschauung nannte.
Diese spiele bei ihm und seinen Nachfolgern eine Rolle, als wäre sie durchaus nur Wirkung
eines natürlichen Mechanismus, der nicht weiter Gegenstand philosophischer und psycho-
logischer Untersuchung werden könnte, abgesehen von seinem Endergebnis, welches eben
eine Vorstellung ist".
Das Urteil ist begreiflich. Bei Kant fehlt in der Tat jede Erörterung über die Ver-
standesbedingungen, welche die Wahrnehmung bestimmter Gegen.stände der Außenwelt
an bestimmten Orten möglich machen. Seine transscendentale Methode ließ ihn nur
die synthetischen Funktionen entwickeln, auf Grund deren die Voi-stellungen empirischer
Objekte überhaupt möglich werden. Zudem hemmte seine Lehre von der Unerkennbarkeit
der Dinge an sich jede Feststellung der Funktion, die ihnen für die Bestimmtheit der
einzelnen Sinneswahrnehmungen zugeschrieben werden muß. Auch bei Herbart und bei
Beneke, falls Helmholtz dessen psychologische Schriften überhaupt gesehen hat, fand er
für seine Fragestellung keine Hilfe. Ebensowenig selbst in Lotzes Medizinischer Psychologie.
Die Abliandlung von E. H.Weber »über die Umstände, durch welche man geleitet winl,
die Empfindung auf äußere Objekte zu beziehen« (1848), deren stark kantianisierende
Erörterungen zum Teil auf seinem Wege lagen, ist ihm anscheinend entgangen, da er
sie nirgends er^vähnt. Auf weitere Analogien, bei Fichte und Schopenhauer, ist s{)äter
(S. 22, 42) einzugehen^.
So kam Helmholtz dazu, selbständig die Bedingungen zu suchen, die den von ihm
vorausgesetzten Übergang der Empfindung zur Wahrnehmung vermitteln.
Zwei Arten solcher Bedingungen sind zu unterscheiden.
In erster Linie kommt diejenige in Betracht, durch die wir, wie Helmholtz 1855
sagt, zuerst aus der Welt der Empfindungen unserer Nerven hiiu'ibergelangt sind in die
Welt der Wirklichkeit. . . . Wenn eine Verbindung zwischen der Vorstellung eines Körpers
von gewissem Aussehen und gewisser Lage und unseren Sinnesempfindungen entstehen
soll, müssen wir doch erst die Vorstellung von solchen Körpern haben, d. i. die Gegen-
wart äußerer Objekte als Ursachi' unserer Nervenerregung voraussetzen. Der Teil des
Wahrnehmung.sbestandes, der von unserem Willen unabhängig ist, heißt es in 0', drängt
sich uns mit einer nicht willkürlich veränderlichen Notwendigkeit auf, zwingt uns daher,
eine von unserem Wollen und Vorstellen unabhängige, also [im Sinne der realistischen
' A III 5, A II 602, 608, V II 317.
» V 1 111, V II 338, V 1 267, A III 536 z:. ()' 596.
' Stärker wird der P^intluß Lotzes betont durch v. Kries in OjIII, 521 f. Vgl. Jedoch weiterhin S. 20 1'.
und K. I 293.
22 Erdmann:
Hypothese S. 8 f.] äußerliche Ursache unserer Empfindungen anzuerkennen. Demgemäß
haben wir schon bei der ursprünglichen sinnlichen Wahrnehmung den Begriff der Ur-
sache vorauszusetzen. Freilich können wir damit diese Vorgänge nur in der Sprache
der reflektierenden Wissenschaft beschreiben, während in der ursprünglichen Form der
bewußten Wahrnehmung die Reflexion des Bewußtseins auf sich selber noch nicht deutlich
enthalten ist. . . . Das natürliche Bewußtsein, welches ganz im Interesse der Beobachtung
der Außenwelt aufgeht . . ., pflegt nicht zu beachten, daß die Eigenschaften der be-
trachteten und betasteten Objekte Wirkungen derselben schließlich auf unsere Sinne
sind. Ihm erscheint deshalb konsequenterweise unser Eindruck als ein reines Bild der
äußeren Beschaffenheit, der uns jenes Äußere wiedergibt und nur von ihm abhängig ist'.
Auch in der späteren Auflage der Optik, in der Helmholtz diese Annahmen in
der Sprache seiner Umbildung des Kantischen Kausalgesetzes und seiner Entgegen-
setzung von Realismus und Idealismus wiedergibt, bleibt der ursprüngliche Gedanke un-
verändert: der Begriff der Kraft als einer uns entgegentretenden Macht ist unmittelbar
durch die Art und Weise bedingt, wie unsere einfachsten Wahrnehmungen zustande
kommen. Von Anfang an scheiden sich die Änderungen, die wir selbst durch imsere
Willensakte machen, von solchen, die durch unseren Willen nicht gemacht, durch unseren
Willen nicht zu beseitigen sind . . . Der Nachdruck fällt hierbei auf die Beobachtung.s-
tatsache, daß der Kreis der uns zur Zeit wahrnehmbaren Gegenstände nicht durch einen
.bewußten Akt unseres Vorstellens und Willens gesetzt ist".
Auch wenn wir von den psychologischen und logischen Gedankengängen, in die
diese Annahmen bei Helmholtz von vornherein eingewebt sind, noch absehen, ist dem-
nach klar, daß in ihnen altbekannte Daten über den Ursprung des Außenwelt-Bewußt-
seins mit der Kantischen Voraussetzung wirkender Dinge an sich sowie der Apriorität
des Kausalgesetzes verknüpft sind. Schon damit erledigt sich der Vorwurf eines Plagiats,
den Schopenhauer in seinem zum Übermaß gesteigerten Selbstgefühl und seinem blinden
Mißtrauen 1856 gegen Helmholtz hat erheben lassen. Gleichviel ob Helmholtz die zweite
Auflage von Schopenhauers Dissertation über die vierfache Wurzel des Satzes vom zu-
reichenden Grunde (1847) oder die zweite Einleitung der Abhandlung über das Sehen
und die Farben (1854) 1856 gekannt hat — ehie von beiden hat Schopenhauer ihm
damals zugeschickt — : seine leitenden Gedanken über die Wahrnehmungstheorie standen
fest, speziell längst die Annahme der Apriorität des Kausalgesetzes im Sinne Kants. Er
hatte in diesem Punkt von Schopenhauer nichts zu lernen und nach seiner Forschungsart
keine Veranlassung, sich über dessen Umbildung der Kantischen Verstandeslehre zu
orientieren, noch weniger endlich bei seiner Stellung zur Metaphysik einen Grund, auf
Schopenhauers rationalistisch metaphysische Wahrnehmungstheorie kritisch einzugehen.
Wenige Körnchen Wahrheit stecken in dem literarischen Staub, den Helmholtz' Stellung
zu Schopenhauer damals und seitdem mehrfach aufgewirbelt hat. Erstens unterliegt
keinem Zweifel, daß schon Schopenhauer die grundlegende Funktion des Kausalgesetzes
für die empirische Anschauung ausführlich entwickelt und als eine unmittelbare, augen-
blickliche, intuitive, ohne Beihilfe der abstrakten Erkenntnis mittels Begriffe und Worte
durch einen »Verstandesschluß« vollzogene, in der Anwendung durch Übung und Er-
fahrung bedingte angesehen hat, so daß von dieser Verstandesoperation nichts als bloß
das Resultat zum Bewußtsein kommt. Aber es ist nicht weniger zu beachten, daß
Helmholtz diese Gedanken, falls er überhaupt von ihnen genauere Kenntnis genommen
' VI 115, 0-452f.
' 0'592f.
Die phi/osophischen Grundlagen von Helmholtz' Wahrnehmunystheoric 28
hatte, hei Schopenhauer in einem nach seiner Auffassung vielfach unzulänglichen oder
irrigen, allem Geist mathematischen und physikalischen Denkens widersprechenden, meta-
physisch erfüllten Zusammenhang vorfand. So konnte er abgestoßen werden. Deshalb
mag es gekommen sein, daß er auch Schopenhauers Empfindungslehre erst in 0' und
nur mit den Worten gedenkt: Was in Schopenhauers einschlägigen Erörterungen richtig
ist, wird meist auf Fichte zurückzuführen sein. Sonst erwähnt er Schopenhauer nur
ablehnend; dessen Verstandeslehre oder Wahrnehmungslehre setzt er sogar, offenbar
gereizt durch eine völlig unbillige Polemik, später als eine, wie ihm scheine, gänzlich
unklare und ungerechtfertigte Vorstellung beiseite'.
Doch gleicliviel, soweit Helmholtz' Wahrnehmungstheorie durch die Apriorität des
Kausalgesetzes im Sinne Kants und der sachlichen Analogie zu Schopenhauers Umbildung
der Kantischen Verstandeslehre fundiert ist, kann sie nicht wohl als eine empiristische
bezeichnet werden. Zu einer solchen wird sie erst, wenn wir von Helmholtz" Umbildung
der Kantischen Raum- und Kausaltheorie hier absehen, durch die zweite Grui)pe der Be-
dingungen für die empirische Anschauung, durch diejenigen, die Helmholtz bei dieser
Namengebiuig im Auge hatte '■.
Weniger als die erkenntnistheoretischen Annahmen zeigen sie Spuren einer fortschrei-
tenden Entwicklung. In zusammenfassenden Darstellungen finden sie sich hauptsächlich :
I. in der oft erwähnten Rede von 1855; 2. in der ersten Auflage der Oi)tik (1S67) und
in deren übersichtlichem Abriß, den Vorlesungen über die neueren Fortschritte in der
Theorie des Sehens (1868) sowie manchen Ergänzungen in der Lehre von den Tonempfin-
dungen; 3. in der zweiten Auflage der Optik mit ihren Einschaltvuigen im i; 26 aus der
Rede über die Tatsachen in der Wahrnehmung, denen eine Umarbeitung des § 33 folgen
zu lassen, die er doch wohl schließlich vorgenommen hätte, ihm versagt geblieben ist'.
Die Aufgabe, die der naturwissenschaftlich orientierten psychologischen Wahrnehmungs-
theorie gestellt ist, besteht darin, wesentlich nur das Empfindungsmnterial, welclies zur
Bildung von Vorstellungen Veranlassung gibt, in denjenigen Beziehungen zu untersuchen,
welche für die daraus hergeleiteten Wahrnehmungen wichtig sind*.
Das bedeutet in erster Reihe, durch die auf naturwissenschaftlichem Boden großge-
zogene Kunst des Experimentierens . . . die Art der sinnlichen Eindrücke festzustellen,
welche bald dieses, bald jenes Anschauungsbild vor unser Bewußtsein rufen. Grundsätz-
lich ist zu brachten, daß, was uns l)eim Sehen (und damit bei allem sinnlichen Wahr-
nehmen] hauptsächlich interessiert, das P>kennen und Wiedererkennen der uns umgebenden
Körper ist ".
Wir legen die Sinnesempfindungen beobachtend .so aus, wie sie bei ihrer normalen
Krregungsweise und beim normalen Gebraucli der Sinnesorgane entstehen. Dabei sind
folgende Bestimmungen zu treffen. Unter Perzeption versteht Helmholtz in erster Linie
die Empfindung schlechthin, so daß Perzipieren eines Empfindungseindrucks und Bewußt-
werden der Empfindung das.selbe bedeutet, die Anschauung, in der nichts enthalten ist.
was nicht aus den unmittelbar gegenwärtigen sinnlichen Empfindungen hervorgeht, also
' Die wesentlichen Helmholtz-Schopcnhauer-Daten in einer oben stillschweigund berichtigten ausfülirliclien
Dai-steihing bei Fr. l'onrat, H. v. Helmholtz' Psychologische Anschauungen, Halle 1904 (Abli. z. Fhilos. inid
ihrei' (iesch. XVHI). — Schopenhauer, t'ber die vierfache Wurzel . . .', Frankfui-t a. ."\1. 1847, S. 65. 68, 69,
vgl. die ci-ste Auflage S. S4f. — O' 249, VII 233, vgl. 414. 358, A II O41. 657 (- V II 403); Über "das Sehn
und die Farben, Frankfurt a. M. 1854, § 1.
" 0 435-
' O' X.
• 0 427.
' VI 268. 323, 109. 146.
24 Erdmann:
eine Anscliauung, wie sie auch ohne alle Erinnerung an früher Erfahrenes sich bilden
könnte. In der älteren Psychologie sei dieser Ausdruck für die seelisch vermittelte Wahr-
nehmung gebraucht worden, indem man diese als ein unmittelbares Produkt der orga-
nischen Einrichtungen des Nervensystems auffaßte. Dabei sind nocli, nicht nur für den
Gehörssinn, bloß perzipierte und apperzipierte Empfindungen zu unterscheiden. Bei
jenen, dem niederen Grad des Bewußtseins, wie Helmholtz in der späteren Bearbeitung
der TonempHndungen in Anlehnung an den Leibnizischen Sprachgebrauch unbedenklich
ist anzunehmen, macht sich der Eintluß der Empfindung nur in der von uns gebildeten
Wahrnehmung geltend, ohne daß wir dabei zur Erkenntnis bringen, worin dieser ihr
Wahrnehmungsanteil besteht, ohne daß sie also zur bewußten Wahrnehmung kommen.
Denn »wahrgenommen« oder »apperzipiert« ist eine Empfindung erst, wenn wir sie in
einem höheren Grad des Bewußtseins . . . als einen vorhandenen Teil der zur Zeit in
uns erregten Summe von Em[)findungen unterscheiden'.
Alle aus diesem Emi)findungsmaterial abgeleiteten Bewußtseinsinhalte bezeichnet
Helmholtz kurzweg als Vorstellungen [im weiteren Sinne]. Die erste Gruppe von ihnen
bilden in Typeneinteilung diejenigen, die, gleichviel in welchem Maße, von gegenwärtigen
Empfindungen begleitet . . . durch sie unterstützt sind und sie »ergänzen«. Das sind
die Wahrnehmungen oder Anschauungen. Vorstellungen in beschränktem Sinne sind
die »Erinnerungsbilder« von Wahrnehmungsobjekten, die von keinen gegenwärtigen
Empfindungen begleitet sind. Als eine besondere Art von Anschauungen charakterisiert
Helmholtz in zunehmender Betonung die künstlerischen auch dann, wenn der Künstler
nicht mit gegenwärtigen Sinneseindrücken, sondern mit Erinnerungsbildern von solchen
operiert, sofern sie in der unmittelbaren Weise von Wahrnehmungen auftreten. Eine be-
sondere Art von Erinnerungsbildern sind die Vorstellungen individueller Objekte, welche
alle die möglichen einzelnen Empfindungsaggregate umfassen, die dieses Objekt, von ver-
schiedenen Seiten betrachtet, berührt oder sonst untersucht, in uns hervorrufen kann.
Sie sind in diesem Sinne nach Helmholtz Begriffe, d. i. nach neuerdings vorgeschlagenem
logischen Sprachgebrauch abstrakte Einzelvorstellungen. Ihre Analogie zu den Begriffen
im überlieferten Sinne, d. i. den abstrakten Allgemeinvorstellungen, deren definitionelle
Bestimmungen zahlreiche »Konnotationen« im Sinne Stuart Mills zulassen, wird ausdrück-
lich hervorgehoben''.
Mit diesen Unterschieden hängt ein anderer zusammen. Die philoso^jhische Über-
lieferung pflegt, wie Helmholtz erklärt, Anschauung und Denken einander entgegenzu-
setzen. Sie versteht unter Denken die bewußte Vergleich ung der schon gewonnenen
Vorstellungen unter Zusammenfassung des Gleichartigen zu Begriffen und die bewußte
Verbindung von Urteilen zu Schlüssen, kurz, die bewußte logische Tätigkeit also. Da-
gegen pflegt man als Anschauung eine solche Entstehung von Vorstellungen zu bezeich-
nen, bei denen in bewußter Weise nur der sinnliche Eindruck perzipiert wird und den-
noch die Vorstellung von der Gegenwart des Objekts in das Bewußtsein springt, ohne
daß weitere Zwischenglieder des Vorstellungskreises zum Bewußtsein kommen. Aber die
Wahrnehmungen und Begriffe zeigen, daß neben dem Wissen, welches mit Begriffen
arbeitet und deshalb des Ausdrucks in Worten fähig ist, noch ein anderes Gebiet der
Vorstellungsfähigkeit besteht, welches nur sinnliche Eindrücke kombiniert, die des un-
mittelbaren Ausdrucks durch Worte nicht fähig sind . . . und doch den allerhöchsten
Grad von Bestimmtheit und Sicherheit haben kann, d. i. in unserer Sprache das Kennen.
' 0438; - O^ 579, V I 296, 330 11. ö. — O 435. O^ 596; - T4 1071'.
J O 798; — O 435, A III 10, 544, T- 468 f., O 798, (> 591 ; — V II 341, 344l'.: — O 798. O' 446. O' S98f.,
601, VI 354; — O' 446, VII 172, E§ 4, 0^578.
Die philosophischen Grundlagen von Helmhottz' Wahrnehmungstheorie. ^5
Wir kennen einen Menschen, einen Weg, eine Speise, eine riechende Substanz, d. h. wir
haben diese Objekte wahrgenommen, halten ihren sinnlichen Eindruck im Gedächtnis
fest und werden ihn wiedererkennen, wenn er sich wiederholt, ohne daß wir imstande
wären, uns oder anderen eine Beschreibung davon in Worten zu geben. Mit der ihm
eigenen Vorsicht erklärt Helmholtz demnach als Endergebnis des Aufsatzes von 1 894, das
offenbar lediglich aus redaktionellen Gründen in O' nicht aufgenommen ist: Es erscheint
zweifelhaft, ob im Vorstellungskreise des Erwachsenen überhaupt Kenntnisse vorkommen,
die eine andere Ursprungsquelle als die unbewußte Arbeit des Gedächtnisses fordern'.
Demzufolge sind die oft wiederholten normalen Wahrnehmungen unseres natürlichen
Bewußtseins durch eine Reihe von Eigentümlichkeiten bestimmt, die sie auch im ein-
zelnen von dem bewußten logischen Denken unterscheiden. Sie können fürs erste blitz-
schnell und ohne das geringste Besinnen zustande kommen, so zwar, daß sie »ohne be-
wußte Reflexion« ausgelöst werden. Sie vollziehen sich ferner unwillkürlich und drän-
gen sich unserem Bewußtsein auf als gewonnen durch eine uns zwingende, gleichsam
äußere Macht, über die unser Wille keine Gewalt hat, treten also mit unabänderlicher
Sicherheit auf. tlberdies können sie den allerhöchsten Grad von Bestimmtheit und Sicher-
heit haben. Sie sind endlich, wie Helmholtz, die sich oft unwillkürlich zudrängenden
bezeichnenden Worte bei Seite setzend, ausdrücklich erklärt, des sprachlichen Ausdrucks
in Worten nicht fähig, weil bei ihnen statt der Worte nur die ^Empfindungen und Er-
innerungsbilder der Empfindungen eintreten . . . Man kann nun statt der Worte dieselbe
Art der Verbindung herstellen, die man, wenn sie in Worten ausgedrückt wäre, einen
Satz oder ein Urteil nennen würde".
Allgemein läßt sich demnach sagen: Wir haben in jedem Augenblick unseres wachen
Lebens außer dem Bewußtsein unseres gegenwärtigen Seelenzustandes noch Erinnerungen
an die nächst vorausgegangenen im Bewußtsein und sind uns auch, wie Hehnholtz hin-
zusetzt, deutlich der Verschiedenheit dieser beiden Arten von Zuständen, der gegenwär-
tigen Wahrnehmung und der P>innerung, bewußt, so daß wir sie sicher unterscheiden'.
Auf diesen Punkt ist noch (S. 44) zurückzukommen. Vorerst ist zu beachten, daß
wir bisher nur ein (ilied des normalen Wahrnehmimgsbestandes, das passive, berück-
.sichtigt haben. Eine zweite, wichtige Seite des Kennens ist es, die Muskelinnervationen
zu kennen, die wir anwenden müssen und unter Umständen gleichfalls ,mit dem höch-
sten (irad von Sicherheit, Bestimmtheit und Genauigkeit' anwenden, um irgendeinen Er-
folg durch Bewegung unserer Körperteile zu erreichen. Denn eine Scheidung von Ge-
daclitem und Wirkhchem wird erst möglich, wenn wir die Scheidung dessen, was das
Ich ändern und nicht ändern kann, zu vollfuhren wissen. Diese wird aber erst möglich,
wenn wir erkennen, welche gesetzmäßigen Folgen die Willensimpulse zur Zeit haben.
Außerdem bestimmen die Prüfungen, welche wir mittels der willkürlichen Bewegungen
imseres Körpers, al.so des Könnens, an.stellen, die Festigkeit unserer Überzeugung von
der Richtigkeit unserer sinnlichen Wahrnehmung . . . Wenn wir bemerken, daß wir von
einem vor uns stehenden Tische verschiedene Bilder erhalten können, wenn wir nur den
Platz Wech.seln, daß wir nach unserem Willen in jedem uns beliebigen Augenblicke bald
die erste Ansicht desselben, bald die zweite haben können, dadurch, daß wir unsere
Stellung passend wech.seln, daß der Tisch unseren Sinnen entschwinden kann, aber in
jedem uns beliebigen Augenblicke wieder da ist, wenn wir die Augen nach ihm hin-
' V II 341. V 1 176f.. O» 600: — V I 358f., O' 598) , A III 558
■' 0=59«, 0448. V I HO f.; - 0'45o, (M 601, V I ii2r.: — 0 449, ()'43of., ()'596, V I 112 f., 361; —
V I 358 f.. 360. 1 70, O ' 598.
' 0'578.
Phtl.-Mst. Abh. 1921. Nr. 1. 4
2(5 Erdmank.
wenden, so entsteht in uns, wie wiederholt nachdrücklich betont wird, die experimen-
tell begründete Überzeugung, daß unsere Bewegungen der Grund der wechselnden An-
sichten des Tisches sind, daß dieser, ob wir ihn nun gerade sehen oder nicht sehen,
doch von uns, sobald wir nur wollen, gesehen werden kann. So lernen wir durch un-
sere Bewegungen das ruhende Raumgebild des Tisches kennen als den (irund wechseln-
der Bilder unserer Augen. Wir erklären den Tisch als daseiend, unabhängig von unserer
Beobachtung, weil wir ihn in jedem uns beliebigen Augenblicke beobachten können,
sobald wir uns in passende Stellung zu ihm versetzen. Besonders scharf ist das in der
schon oben (S. i i) zitierten Nachlaßaufzeichnung hervorgehoben'.
Der Impuls zur Bewegung aber, so nimmt Helmholtz entsprechend der Überlieferung
bis zuletzt unbedenklich an, den wir durch Innervation unserer motorischen Nerven geben,
ist etwas unmittelbar Wahrnehmbares . . . auch der Grad der Innervation, . . . d. i. die
Intensität der Willensanstrengung, durch welche wir die Muskeln in Wirksamkeit zu setzen
suchen. Da Helmholtz übrigens zu diesen motorischen Sensationen auch die Kraft der
Muskelspannung und die durch den Erfolg der Anstrengung ausgelösten Wahrnehmungen
rechnet, so ist die längst wohl erledigte Annalime von »Innervationsgefühlen« für den
wesentlichen Gehalt seiner Lehre belanglos. Ebenso die bedenkliche Annahme, daß als
Absicht der Impulse zu willkürlichen Bewegungen der Regel nach die lebhafte Vor-
stellung der intendierten Veränderungen zugrunde liegt. Alle die eingehenden Aus-
führungen, in denen Helmholtz im § 27 der Optik das Gesetz der Augenbewegungen aus
den Bedürfnissen des Wahrnehmens herleitet, bleiben bestehen, auch wenn jene beiden
Annahmen fallen gelassen werden".
Die Funktion der durch unsere willkürlichen Bewegungen bedingten Sinneswahr-
nehmungen erstreckt sich sogar noch tiefer in unser Wahrnehmen hinein. Sie bedingen
nicht nur das ohjectwn mit seinen hylogenen und topogenen Momenten, sondern auch die
Apriorität der Raum Vorstellung überhaupt in dem schon (S. 16) erwähnten, der Kantischen
Lehre durchaus fremden Sinne.
Schon 1868 wird dies von Helmholtz ausgeführt, in reicherer Erörterung 1878 und
1894, jedesmal speziell für den Gesichtssinn, aber unter der Voraussetzung, daß der »zu-
verlässige« Tastsinn trotz seines »engbegrenzten Gesichtskreises« für sich allein durch die
ihm entspringenden motorischen Sensationen die dreifach ausgedelinte räumliche Mannig-
faltigkeit liefern kann. Vorausgesetzt ist nur, daß den P'mpfindungen beider Sinne außer
ihren qualitativen und Intensitätsdiiferenzen auch von den gereizten Stellen abhängige
Verschiedenheiten eigen sind, die gleichfalls empirischen Ursprung haben. Helmholtz be-
zeichnet diese Verschiedenheiten mit Lotze, auf den er sich in diesem Punkte beruft, als
Lokalzeichen. Er enthält sich jedoch, darin von Lotze und späteren abweichend, jeder
spezielleren Hypothese über ihren Bestand. Nur das ist ihm, wie er Hering gegenüber
bemerkt, ein für sein Denken ganz unübersteigliches Bedenken, daß eine einzelne Nerven-
erregung ohne vorausgegangene Erfahrung eine fertige Raimianschauung zustaiule bringen
könne. Er erkennt aber an, daß dieser Einwand vielleicht von zu metaphysischer Natur
sei, um auf naturwissenschaftlichem Boden gehört zu werden. Der Bereich der hierher-
gehörigen erfahrungsinäßigen Tatsachen macht nur sicher, daß die Lokalzeichen der Emp-
findungen des einen Auges durchgängig von denen des anderen verschieden sind. Im
übrigen sei es nicht unwahrscheinlich und der Analogie anderer organischer Einrichtungen
gemäß, daß die Lokalzeichen benachbarter Punkte einander ähnlicher seien als die ent-
V I 359, V II 242 -. O ^ 592, () ' 450, 452 vgl. 0 S30, 798. V 1 355, O > S78. S99.
O ^ 587, O 797, 599. - O 801. ^- O ^ 580. 6 485, ( ) 628 K, 654
Dif philosophischen Grundlagen von Helniholtz' Wahrnehmungstheorie. 27
fernter Punkte, daß somit die Art des Lokalzeichens eine kontinuierliche Funktion der
Koordinaten der Netzliautpunkte, das System der Lokalzeichen, von welcher Art sie selbst
sein mögen, nur erleichternd für die Einübung des Augenmaßes [wie der Tastsinnmaße],
nicht entscheidend für seine definitiven Resultate sei. Alle weiteren Hypothesen über die
Art dieser Lokalzeichen hält er, was sich seitdem allen Versuchen dieser Art gegenüber
bestätigt hat, für verfrüht'.
Unter diesen Voraussetzungen finden wir. daß die auf räumliche Objekte bezüglichen
Empfindungen durch motorische Impulse, z. B. die Wendung des Blicks, durch Bewegung
der Hände, durch Hin- und Hergehen geändert werden können, während solche Ände-
rungen, wie insbesondere in O' unter völliger Umbildung der trotzdem von Helmholtz
anerkannten Lehre Kants vom inneren Sinn ausgeführt wird, durchaus nicht eintreten.
Demgemäß erklärt Helmholtz: Aus dieser Quelle sind alle eigentümlichen Bestimmungen
unserer Raumanschauung herzuleiten. Denn es ist ein wesentlich unterscheidender Charakter
der Raumbeziehungen, daß sie veränderliche Beziehungen zwischen den Substanzen [d. h.
hier den Gegenständen der Tast- und Gesichtswahrnehniung] sind, die nicht von deren
Qualität und Masse abhängen, während alle anderen reellen Beziehungen zwischen den
Dingen von deren Eigenschaften abhängen. Durch die Unabhängigkeit der so ermöglichten
Reihenfolgen von Empfindungen von den Qualitäten [und Intensitäten] der Sinneseindrücke
und den bewegten Sinnesorganen sowie durch den Verlauf dieser Folgen in wiederholten
Wahrnehmungen sind diese Veränderungen charakterisiert als \ on der eigentümlichen Art,
welche wir oben Raumveränderungen nennen. An der Fiktion eines Menschen ohne alle
Erfahrung, also auch ohne Raumanschauung und ohne Verständnis der Außenwelt,
sucht Helmholtz zu zeigen, wie auf dem Wege solcher Reihenfolgen die Vorstellung von
einem dauernden Bestehen von Verschiedenem gleichzeitig nebeneinander
gewonnen werden kann, wobei dieses Nebeneinander dadurch gerechtfertigt ist, daß das
durch Willensimpulse geänderte Verhältnis als räumlich definiert worden ist. Er nennt
die räumlichen Wahrnehmungen, die während einer bestimmten Zeitperiode durch eine
gewi.sse bestimmte und begrenzte Gruppe von Willensimpulsen herbeizufiihren sind, die
zeitweiligen Präsentabilien, dagegen präsent da.sjenige Empfindungsaggregat aus dieser
Gruppe, was gerade zur Perzeption kommt. Dann erscheint jenem Menschen jedes einzelne
aus der Gruppe der zeitweiligen Prä.sentabilien als bestehend in jedem Augenblicke.
Er hat es beobachtet in jedem einzelnen Augenblicke, wo er es gewollt hat. Der Induktions-
schluß, daß er es auch in jedem zwischenliegenden Augenblicke habe beobachten können,
ist also gerechtfertigt. In diesem Sinne also, d. h. in einem Kants Lehre vom Raum
durchweg fremden, würde der Raum eine subjektive Anschauungsforni sein, wie
die Empfindungsqualitäten Rot, Süß, Kalt. Von diesem Standpunkt aus würde er als
die notwendige Form der äußeren Anschauung erscheinen, weil wir eben das,
was wir als räumlich bestimmt wahrnehmen, als Außenwelt ... im Unterschied von der
Welt des Selbstbewußtseins zusammenfassen, und eine gegebene, vor aller Erfahrung
mitgebrachte Form der Anschauung, insofern seine Wahrnehmung an die Möglichkeit
motorischer Willensimpulse geknüpft wäre, für die uns die geistige und körperliche Fähig-
keit durch unsere Organisation gegeben sein muß. Selbst hier also wird die naturwissen-
schaftliche Betrachtung bis zu einer gewissen Grenze mitgehen können".
Deutlicher noch als beim Kausalprinzip sind demnach hier die rationalistischen Ge-
danken Kants in ihr empiristisches Gegenstück umgebogen. Daß sie trotzdem in Kanti-
> VI 829, 356r., VII 322, 0> 577 f- - O800, 812, 797, 332. vgl. VI 330, 336, 352, 356 f., V II 227, 234,
" 53<'. 535. 540. 595.
■' V II 224 f, r^ ()' 587, O" 577 f., 590!., V I 356 f.. V II 224 f., O II 223 O» 587.
28 E R I) M A N N :
sehen Formulierungen geprägt werden, beweist demnach eindringlicher noch als dort Helm-
holtz' Bedürfnis, die Grundgedanken der Lehre des Begründers der Erkenntnistheorie fest-
zuhalten. Auch hier aber finden wir Helmholtz auf selbstgebahnten Wegen. Er erwähnt
zwar den Versuch von Steinbuch, die räumlichen Einzelanschauungen mittels der Be-
wegungen der Augen und des Körpers herzuleiten. Aber seine Untersuchung verläuft
doch in wesentlich anderer Richtung. Völlig unabhängig ist er dagegen auch hier offenbar
von den ebenfalls analogen Versuchen der englischen Assoziaf ionspsychologen, speziell
AI. Bains. Die für ihn entscheidenden Antriebe liegen vielmehr in den Daten der Farben-
mischung, der sogenannten Sinnestäuschungen sowie des binokularen, speziell des stereo-
skoi)ischen Sehens, denen wir die Phänomene des Glanzes und die Funktionen der reagie-
renden Bewegungen, insbesondere der Augen, zugesellen dürfen, also in experimentell von
ihm geprüften psychophysiologischen Daten'.
Aus ihnen entwickelt er unter gelegentlicher Erwälinung der Einbildungskraft und
A'ielfachen, aber immer nur für das Wahrnehmen, auch von Empfindungen, verwerteten
Hinweisen auf die Funktionen der Aufmerksamkeit (S. 43) »allgemeine Regeln« für die
Bestimmung der Gesichtswahrnehmungen, die sich leicht in Normen für die Wahrnehmung
überhaupt umformen lassen. Durch reiche Wahrnehmungsdaten werden sie von Helm-
holtz im einzelnen belegt. Zuerst werde hier der Satz genannt, daß wir auf unsere
Sinnesempfindungen nur so weit leicht und genau aufmerksam werden, als wir sie für
die Erkenntnis äußerer Objekte verwerten können, daß wir dagegen von allen denjenigen
Teilen der Sinnesempfindung zu abstrahieren gewöhnt sind, welche keine Bedeutung für
die äußeren Objekte haben. Eine andere lautet, daß nichts in unseren Sinnes Wahrnehmungen
als Empfindung anerkannt werden kann, was durch Momente, die nachweisbar die Er-
fahrung gegeben hat, im Anschauungsbilde überwanden und in sein Gegenteil verkehrt
werden kann. An dritter Stelle stehe hier in allgemeiner Formulierung der Satz, daß wir
stets solche Objekte in der Wahrnehmung vorhanden uns vorstellen, wie sie vorhanden
sein müßten, um unter den gewöhnlichen normalen Bedingungen des Gebrauchs unserer
Sinnesorgane denselben Eindruck auf den Nervenapparat hervorzubringen'^.
Keinem Zweifel unterliegt nach dem allen, daß unsere Wahrnehmungen der Außen-
welt durch seelische »Vorgänge« (»Prozesse, Akte, Tätigkeiten«) bedingt sind, obgleich
sich diese Tätigkeiten der Selbstwahrnehmung entziehen. Sie fallen nicht in das Bereich
des auf sich selbst reflektierenden Bewußtseins und mußten deshalb notwendig der psycho-,
logischen Selbstbeobachtung verborgen bleiben ... Sie sind daher nicht unterworfen der
Kontrolle der selbstbewußten Intelligenz . . . der direkten Herrschaft unseres Selbstbewußt-
seins und unseres Willens . . . Ohne Nachdenken, ohne Besinnen und Mühe gehen sie vor
sich, so daß wir von ihnen nur aus ihren Resultaten wissen. Es sind unbewußte Tätig-
keiten . . ., die im dunklen Hintergrunde des Gedächtnisses vor sich gehen, indem in ihm
das Gleichartige früher beobachteter Fälle sich aneinanderfügt und sich gegenseitig ver-
stärkt und als, Erinnerung auftaucht . . . Wir kennen es als eine allgemeine Regel der
Wirkungsweise unseres Gedächtnisses, daß sehr oft in gleicher Weise wiederholte und immer
in derselben Art der Verbindung zusammengeschlossene Eindrücke unter übrigens gleichen
Bedingungen eine viel dauerndere Spur ihrer selbst und ilirer Verbindung in uns hinter-
lassen und viel sicherer und schneller in dieser Verbindung wieder in das Bewußtsein
treten als solche, welche uns nur in zufälligen und wechselnden Verbindungen vorge-
kommen sind. Sehen wir von der selbstverständhchen Mitwirkung der Aufmerksamkeit
' 0456, Vlioif., 352, VII317, 337f., 350.
,> ^ ' ,?,",'*^^' ""^°'*' '^'^ '°+' '"^l-, 246, 29if. - 0438, 8i7f., VI 353. _ O' 428f., 4381-.. OyoSf.,
< t' 003. V 11 357. TJ ir J
Die philosophischen Grundlagen von Helmholt z' Wahmehmungstheorie. 29
bei dieser unwillkürlichen Einprägung in das Gedächtnis und Erinnerung ab, so versteht
sicii demnacli das zusammenfassende Ergebnis von selbst, das Helmholtz sagen läßt, je
aufmerksamer er die Erscheinungen der Gesichtswahrnehmung studiert habe, desto gleich-
mäßiger habe sich überall die Einwirkung der unwillkürlich erfolgenden psychischen Vor-
gänge der Ideenassoziation und des unwillkürlichen Flusses der Vorstellungen
gezeigt, desto konsequenter und zusammenhängender habe sich ihm das ganze Gebiet dieser
Erscheinungen dargestellt ... Es ist somit in der empiristischen Theorie nichts voraus-
zusetzen, als die durch tägliche Erfahrung ihren wesentlichen Gesetzen nach wohlbekannten
Assoziationen der Anschauungen und Vorstellungen'.
Das will beachtet sein. Es handelt sich in der Tat bei Helmholtz auch hier nicht
um irgendwelche Einflüsse der Assoziationspsycliologie englischer Herkunft, nicht einmal
um einen entscheidenden Einfluß der assoziationspsychologischen Annahmen J. Müllers,
sondern eben um die assoziativen Gedächtniswirkungen, die durch die Erfahrungen des
täglichen Lebens an die Hand gegeben sind. Das zeigen auch die Ausfuhrungen, durch
die Helmholtz die Inans[)ruchnahme der Assoziation und damit der P>fahrung, Einübung
und Gewöhnung wiederholt, auch an dem Sehenlernen der Kinder im einzelnen erläutert.
Nirgends bietet sich uns ein Anlaß, bei seinem Hinweis auf die so bedingte Erfahrungs-
grundlage des entwickelten Wahrnehmens an eine der philosophischen Assoziationstheorien
zu denken, die seit der Zeit Hartleys und Humes entwickelt worden sind. Ebenso fern
liegen sie, wie keines Nachweises bedarf, Schopenhauers rationalistischen Ansichten über
den Verstandesursprung der empirischen Anschauungen^.
Mit sich verstärkendem Nachdruck legt Helmholtz Wert auf die erläuternden Be-
stätigungen, die seiner empiristischen Wahmehmungstheorie aus zwei verwandten Gebieten
zufließen. Die einen sind den Erscheinungen des Sprachlebens entnommen, in deren
Heranziehung er sich ahnungslos mit freilich ganz anders gerichteten Gedanken Berkeleys
begegnet. Die Analogie der konventionellen Symbolik der Sprache mit der i.atürlichen
Symbolik unserer Sinnesnerven wird schon 1852 betont. Später ist eS' die Analogie der
seelischen Vorgänge, die das S[)rechenlernen und das Sprachverständnis vermitteln. Das
Erlernen der Sprachen zeigt, daß ein sicheres und übereinstimmendes Verständnis eines
willkürlichen Zeichensystems auf empirischem Wege zu gewinnen ist. Und es gewährt
Aufschluß über die Frage, wie ein solches sich durch Gedächtniswirkungen bilden kann,
von denen in unserer Erinnerung .schließlich nur das Gesamtergebnis der bisherigen Er-
fahrungen stehenbleibt. . . Dabei ist eine ausgebildete Sprache einer zivilisierten Nation
ein .so reich entwickeltes Ausdrucksmittel der vielfältigsten und feinsten Schattierungen
des Gedankens, daß sie in dieser Beziehung sehr wohl mit dem Reichtum der körper-
lichen Formen der uns umgebenden Naturgebilde verglichen werden kaim. Und dennoch
bleibt sie für eine genaue Beschreibung der mannigfaltigen Sinneseindrücke, welche ein
einziger Naturkörper, namentlich bei etwas unregelmäßiger oder verwickelter Gestalt, dem
Auge und der Hand darbietet, viel zu arm. Trotz dieser Unterschiede aber, die wesent-
lich durch die Verschiedenheit von willkürlicher grammatischer Regel und unabänder-
lichem Naturgesetz bedingt sind, läßt sich sagen: Die Empfindungen sind Zeichen, welche
wir lesen gelernt haben, sie sind eine durch unsere Organisation uns mitgegebene
Sprache, in der die Außendinge zu uns reden ; aber diese Sprache müssen wir durch
Übung und Erfahrung verstehen lernen, ebensogut wie unsere Muttersprache'.
' VI184, O804, 448; VMIO, VII231, 0'4',o, 450, O' 580, 596, 601, VI 155. E6. — O 449, 448,
Tmö», 0>597f.. 601 f., VII 343. — 0797f., 801, 804, VI 353. '
' 0'43', 0'6oi, VII 187, vgl. O810, VI ii3f.
» A II 6o8f., vgl. V I 41 ; — O' 596r., 598, O- 43of.. 443, V I 363f., 393, V II 232 f.
30 K R I) M A N N :
Eine zweite Gruppe bestätigender Krläuterungen für die psychischen Tätigkeiten des
Wahrnelmiens, von denen es schwer hält, überhaupt in Worten zu reden, findet Hei ra-
holtz in dem, was in der Ästhetik, in der sie noch am meisten berücksichtigt worden
sind, als »Anschaulichkeit, unbewußte Vornunf'tmäßigkeit, sinnliche Verständlichkeit« und
ähnlichen halbdunkeln Bezeichnungen eine große Rolle spiele. Es stehe ihnen das sehr
falsche Vorurteil entgegen, daß sie unklar, unliestimmt, nur halbbewußt vor sich gehen,
daß sie als eine Art rein mechanischer Operationen dem bewußten und durch die Sprache
ausdrückbaren Denken untergeordnet sind . . . Daraus, daß die künstlerischen Anschau-
ungen nicht auf dem Wege des begrifflichen Denkens gefunden sind, daß sie mühelos
kommen, plötzlich aufblitzen, daß der Besitzer nicht weiß, woher sie ihm gekommen
sind, folge durchaus nicht, daß sie keine Ergebnisse enthalten sollten, die aus der Er-
fahrung entnommen sind und gesammelte Erinnerungen an deren Gesetzmäßigkeit urn-
fasscn . . . Wir müssen die Künstler als Individuen betrachten, deren Beobachtungen
sinnlicher Eindrücke vorzugsweise fein und genau, deren Gedächtnis für die Bewalirung
der Erinnerungsbilder solcher Eindrücke vorzugsweise treu ist . . . Hierdurch werden
wir auf eine positive Quelle der künstlerischen Einbildungskraft hingewiesen, welche voll-
ständig geeignet ist, die strenge Folgerichtigkeit der großen Kunstwerke zu rechtfertigen . . .
und die aus Anschauungen zusammengewachsene Kenntnis des regelmäßigen Verhaltens,
d. i. die Kenntnis der Typen der Erscheinungen zu erklären'.
Das entscheidende psychologische Moment für Helmholtz" empiristische Wahrnehmungs-
theorie bilden dieTatsachen der Wahrnehmung, die es nicht möglich, oder, wie er in der Optik
sagt, oft recht schwer machen zu beurteilen, was in unseren durch den Gesichtssinn
gewonnenen Anschauungen unmittelbar durch die Empfindung, und was im Gegenteil
durch Erfahrung und Einübung bedingt ist . . . An diese Schwierigkeit knüpft sich auch
der hauptsächlichste prinzipielle Gegensatz, welcher. . auf diesem Gebiete besteht. Helmholtz"
Stellungnahme ergibt sich daraus, daß, wo man auch diese Grenze zu ziehen versuche,
immer sich die Fälle finden, in denen die Erfahrung sich genauer, unmittelbarer imd
bestimmter erweist als die angebliche Empfindung und in denen sie letztere besiegt.
Sie zeigen ihm: Nur die eine Annahme führt in keine Widersprüche . ., welche alle
Raumanschauung als auf Erfahrung beruhend betrachtet, und voraussetzt, daß auch die
Lokalzeichen unserer Gesichts- [und damit aller in Betracht kommenden] Empfindungen,
ebenso wie deren Qualitäten an und für sich, nichts als Zeichen sind, deren Bedeutung
wir . durch Erfahrung und Übung ... zu lesen erst lernen müssen. Die Bedenken, die
sich dieser empiristischen Auffassung aus den Beobachtungen früher Raumorientierung
bei Tieren entgegenhalten lassen, hat Helmholtz auf Grund nächstliegender Daten von vorn-
hereinbeachtet, aber zurückgestellt, solange nicht sorgsamere Beobachtungen und gesichertere
Hypothesen über das beschränkte Seelenleben des Instinkts vorliegen. Was seiner Auf-
fassung nach die Anerkennung der empiristischen Theorie durch ihre früheren und zeit-
genössischen Vertreter (1866) bisher verhindert hat, rührt, abgesehen von der Abneigung
des Zeitalters gegen ])hilosophische und psychologische Untersuchungen, davon her, daß
es an einer zusammenhängenden Darstellung aller Erscheinungen dieses Gebiets fehltet
Verbreiteter als die empiristische Hypothese waren um die erste Hälfte des Jahr-
hunderts die Deutungen des Wahrnehmungsbestandes, die Helmholtz als nativistische
zusammenfaßt. In ihnen wird, wie Helmholtz formuliert, der Einfluß der Erfahrung zwar
fiir eine gewisse Reihe von Wahrnehmungen zugegeben, aber für gewisse, bei allen Beob-
' VI361, VII 344, 96, 232, 318, 339, 341, 3471-., T4 387, sgof., sgsf.
- VI354, 0433, 435, 0797f., 8r7f., O-600, V 1 17, 332, VI i i4f. — V 1 362 f.: vel. iii;.0^6oo; —
0 797, O'Vl. ' t 0 6 3..
Die philosophvirhen Grundlagen von Helmholtz' Wahrnphmiingslheorie. 31
achtem gleichförmig eintretende elementare Anschauungen ein Sj'stem von angeborenen
und nicht auf Erfahrung begründeten Anschauungen, namentlich der R^umverhältnisse,
vorausgesetzt. So namentlich von J. Müller, Panum und Hering, deren Annahmen Helmholtz
spezieller bekämpft und in der zweiten Auflage der Optik, was Herings spätere Aus-
fuhrungen betrifft, ebenso wie die Deutung Stumpfs wohl ausführlicher bekämpft hätte,
wenn er den Schlußparagraphen des Werks noch hätte umarbeiten können. Die wesent-
liche Schwierigkeit jedoch, der nach seinem Urteil noch keine dieser Theorien entgangen
ist, daß ihnen zufolge wirklich vorhandene Empfindungen durch eine Erfahrung, die sie
als unbegründet nachweist, aufgehoben werden können, hätte er auch dann wohl in ihnen
allen gefunden".
Der Hauptsatz der empiristischen Theorie ist nach Helmholtz: Die Sinnesempfindungen
sind nur Zeichen für die Beschaffenheit der Außenwelt, deren Deutung durch Erfahrung
gelernt werden muß. Diese Zeichentheorie der Empfindungen hat durch die vor-
stehenden Erläuterungen der erkenntnistheoretischen Annahmen von Helmholtz nur zum Teil
deutlich gemacht werden können. Auch die Rolle der Erfahrung ist durch die vor-
stehende Analyse der Assoziationsfunktionen nicht vollständig bestimmt. Das bezeugt
die Formulierung des Hauptsatzes in der Optik: Die Sinnesempfindungen sind fiir unser
Bewußtsein Zeichen, deren Bedeutung verstehen zu lernen unserem Verstände über-
lassen ist. In ihr wird dem Verstände zugeschrieben, was in der ersten Formel als
Sache der Flrfahrung bezeichnet war'.
Dieser Hinweis auf die Verstandesfunktionen in der Erfahrung fuhrt uns auf die
dritte und letzte, besonders beanstandete Gruppe von Helmholtz' philosophischen Annahmen,
auf die logische Deutung der A'ssoziationsbedingungen als unbewußte Schlüsse.
Helmholtz' logische Ann'ähmen sind einerseits durch Kants Einschätzung der über-
lieferten Logik, andrerseits durch Stuart Mills Deutung des Syllogismus bedingt; nur Mills
empiristische Ableitung des Kausalgesetzes bleibt, wie schon zu besprechen war, formell
abgelehnt. Das zeigt insbesondere die mancherlei frühere Auslassungen zusammenfassende
»Kritik der alten Eogik« und ihre Folgeparagraphen in der Einleitung zu den Vorlesungen
von 1893/94. Auf die spätere Entwicklung der Logik, auch die deutsche seit dem
Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, hat Helmholtz keine Rücksicht
mehr genommen^.
Wesentlich für die vorliegende Erörterung ist, daß Helmholtz die Auffassung der Funk-
tionen des Obersatzes, der propositio major, als eines bloßen Memorandums früherer Fälle für
alle Syllogismen, bei denen die major ein Satz ist, der sich auf die Wirklichkeit bezieht
und also nur das Resultat der Erfahrung sein kann, von Mill angenommen hat. In
diesen Fällen, so argumentiert er mit Mill, müssen wir des Schlußsatzes sicher sein, ehe
wir noch den Obersatz, durcli den wir ihn beweisen wollen, aufstellen können. Der
scheinbare Zirkelfehler in diesen Schlüssen hebe sich dadurch, daß wir in der gewöhnlicheren
und ursprünglicheren Art, durch Induktion zu schließen, zu der Überzeugung des Schluß-
satzes auch unmittelbar kommen können, ohne in unserem Bewußtsein den allgemeinen
Satz zu bilden..., indem in unserem Gedächtni.sse das (Gleichartige der früher l)eob-
achteten Fälle sich aneinanderfügt und gegenseitig verstärkt. Das zeige sich namentlich
' O 435, 804 r. — O'X, Stumpf: tTber den psychologischen Ursprung der Raiimvoi'stellung, Leipzig 1873.
0 817, 456, 594, Vl336f., 343f., 349^, 352f., 394, VII 235^
' V I 17, 332, O 797.
» h:6, vi 178. 0447.
32 • E R D M A N X :
bei allen verwickeiteren Vorgängen unsicheren Schließens. So bei den Schlüssen auf
zu erwartende Reaktionen uns bekannter Persönlichkeiten'.
Diese Deutung der Syllogismen aus induktiven Prämissen, die stets gemeint
sind, wo Hehnholtz von induktiven oder Analogieschlüssen aus früheren Erfahrungsdaten
spricht — sie sind ihm wie Mill das Urbild der Syllogismen überhaupt — , übertrug er
früh, anscheinend selbständig, auf die seelischen Vorgänge, die das Wahrnehmen bedingen.
Schon 1852 berichtet er über stereoskopische Beobachtungen, bei denen nach Ana-
logie dessen, was die tägliche Erfahrung gelehrt habe, auf Glanz »geschlossen« werde,
daß ferner das binokulare Einfachsehen die Folge eines Aktes des Urteils sei. Deutlicher
wird die Meinung, noch ohne feste Namengebung, in dem Vortrage von 1855. Hier Avird
im Anschluß an J. Müllers Projektionshypothese und in illustrierendem Gegensatz gegen
die schon von Müller zitierte mythische Deutung der Gesiclitswahrnehmung im Platoni-
schen Timaeus der Satz zugrunde gelegt: da das Bewußtsein nicht unmittelbar am Orte
der Körper selbst diese wahrnimmt, so kann es nur durch einen Schluß zu dieser Kennt-
nis kommen. Denn nur durch Schlüsse können wir überhaupt das erkennen, was wir
nicht unmittelbar wahrnehmen. Aber die Akte des normalen Verständnisses unserer Sinnes-
empfindungen und der Deutung des Wahrnehmungsbesüindes bei den Sinnestäuschungen
gehen ohne unser Wissen vor sich und können auch nicht durch unsern Willen und [bei
Täuschungen] unsere bessere Überzeugung abgeändert werden . . . nicht wir . . . schließen
. . ., die Vorstellung in uns schließt. Denn es ist kein mit Selbstbewußtsein voll-
zogener Schluß, durch den wir zur Kenntnis der Körperwelt kommen. Vielmehr hat
er mehr den Charakter eines mechanisch eingeübten, der in die Reihe der unwillkür-
lichen Ideenverbindungen eingetreten ist, wie solche zil entstehen pflegen, wenn zwei
Vorstellungen sehr häufig miteinander verbunden vorgekommen sind. Dann ruft jedes-
mal die eine mit einer gewissen Naturnotwendigkeit die andere hervor. In Form von
Fragen, die ihre Bejahung voraussetzen, werden diese mechanisch eingeübten Ideenver-
bindungen als eine Art des Denkens charakterisiert: Dürfen wir denn nun, was hier
geschieht, dieses Denken ohne Selbstbewußtsein und nicht unterworfen der Kontrolle der
selbstbewußten Intelligenz, wirklich als Prozesse des Denkens bezeichnen? Unvermittelt
wird dies schließlich, wie schon oben (S. 9) zu erwähnen war, dadurch gesichert, daß
wir durch einen Schluß die Gegenwart äußerer Objekte als Ursache unserer Nerven-
erregung voraussetzen, also die Gegenstände der Außenwelt, die wir nicht unmittelbar
wahrnehmen, auf Grund des Kausalgesetzes a priori als Wirkungen denken. Es wird also
der Kausalschluß zwar von den assoziativ vermittelten unterschieden, aber in das Den-
ken ohne Selbstbewußtsein einbezogen".
Befriedigt war Helmholtz von dieser ersten Darstellung auf die Dauer nicht. Im
Jahre 1857 berichtet er dem Vater in dem (S. 14) schon zitierten Brief von dem Be-
dürfnis einer spezielleren Durcharbeitung gewisser, von den neueren Philosophen nicht
untersuchter Fragen. Unter diesen nennt er auch die Gesetze der unbewußten Analogie-
schlüsse, durch welche wir von den sinnlichen Empfindungen zu den sinnlichen Wahr-
nehmungen gelangen. Den ersten Ertrag dieser fortschreitenden Untersuchungen zeigt
die Heidelberger Festrede vom Jahre 1862. In ihr geht er von den bereits erwähnten ver-
wickelten Fällen aus, in denen wir mit ziemlicher Sicherheit Handlungen eines uns Bekann-
ten voraussagen, indem wir dessen bisher von uns beobachtete Handlungen mit ähnlichen
Anderer vergleichen. Dann ziehen wir unseren Schluß auf den Erfolg der künftigen
' O 4471-.: v-l. V II 233. K 6. ^- O 448: vgl. V I 170, 360.
■ ' / '".."; rr."'- ^''"«"■' Handbuch ... II 268f., 352, 257, vgl. O- 441. () 762, 766, 781. 801. — V 1 112, 110
vgl. loif. — VI 115.
Die philosophisehm Grundlagen von Hehnholtz' Wahrnehmungsthrorie. 33
Handlungen, ohne weder den Major noch den Minor dieses Schlusses in einer bestimm-
ten und deutlich begrenzten P^orm aussprechen zu können, ja ohne uns vielleicht selbst
klar gemacht zu haben, daß unsere Vorhersagung auf der beschriebenen Vergleichung be-
ruht. Unser Urteil geht in einem solchen Falle nui- aus einem gewissen psychologischen
Takte, nicht aus bewußtem Schließen hervor, obgleich im wesentlichen der geistige
Prozeß derselbe geblieben ist . . . Auf dieser Art der Induktion beruhe die ganze Aus-
bildung unserer Sinneswalirnehniungen ... als Resultaten psychischer Prozesse, welche
nicht in das Bereich des auf sich selbst reflektierenden Bewußtseins fallen, und welche
deshalb notwendig der psychologischen Selbstbeobachtung verborgen bleiben mußten . . .
Man könnte sie im Gegensatz zu der logischen, welche es zu scharf definierten all-
gemeinen Sätzen bringt, die künstlerische Induktion nennen, weil sie im höchsten
Grade bei den ausgezeichneteren Kunstwerken hervortritt'.
In schärfstem Gegensatz zu dieser Art des Denkens steht dasjenige der mathema-
tischen Wissenschaften, der reinen Mathematik, d. i. der Arithmetik, sowie der Geometrie,
der Mechanik und mathematischen Physik. Hier sehen wir die bewußte logische Tätig-
keit unseres Geistes in ihrer reinsten und vollendetsten Form, auch die ganze Mühe, Vor-
sicht, Genauigkeit und Schwierigkeit, welche die eiserne Arbeit des »reinen Verstandes«
im selbstbewußten Schließen erfordert. Weniger ausgeprägt sei diese Eigenart in den
historischen Naturwissenschaften. In ihnen ist die Bestimmung der Arten und die Glie-
derung der Abteilungen der Organismen wesentlich nur einem solchen Takte überlassen,
<ler ohne genau definierbare Regel verfährt, wennschon es in ihnen meist viel leichter
sei, allgemein umfassende Begriffe und Sätze aufzufinden . . ., als da, wo wir unser Urteil
auf die Analyse der Seelentätigkeiten gründen müssen . . . Die Geisteswissenschaften da-
gegen haben es überwiegend mit Urteilen nach psychologischem Taktgefühl zu tun. Nur
in der Theologie, Ethik, Jurisprudenz und Grammatik geschieht die Subsumtion unter
die entsprechenden Gebote, den Vordersätzen der Subsumtion, in der Form des bewuß-
ten logischen Schließens. Nur die Lösung für die Formulierung des Untersatzes werde
meist wieder eine Sache der psychologischen Anschauung sein".
Im wesentlichen abgeschlossen ist die Lehre in der ersten Auflage der Optik. Ge-
mäß der nur bedingten Anerkennung, die Helmholtz för seine psychologischen und logi-
schen Hilfssätze fordert, ist sie fast ausschließlich in dem Anhang zu dem oft schon zitierten
^ 26 ausgeführt. Auch in dem Schlußparagraphen des Werks wird sie nur flüchtig be-
rührt. In ihm wird ausdrücklich auf Stuart Mills Analyse des induktiven Obersatzes Bezug
genommen, dessen Name zum erstenmal von Helmholtz in dem eben analysierten Vortrag
genannt wird (vgl. S. 32). Schon ni den ersten, bereits 1860 veröffentlichten Seiten des
Paragraphen wird programmartig erklärt: Die psychischen Tätigkeiten, durch welche wir
zu dem Urteile kommen, daß ein bestimmtes Objekt von bestimmter Beschaffenheit an
einem bestimmten Orte außer uns vorhanden sei . . . sind in ihrem Resultate einem
Schlus.se gleich, in.sofern wir aus der l)eobachteten Wirkung auf unsere Sinne die Vor-
stellung von einer Ursache dieser Wirkung gewinnen, während wir in der Tat direkt doch
immer nur die Nervenerregungen, also die Wirkungen wahrnehmen können, niemals die
äußeren Objekte . . . Sie werden als unbewußte Schlüsse, spezieller als unbewußte Analogie-
oder Induktions.schlüsse bezeichnet, die — das wird wiederholt — »in ihren Resultaten»
den bewußten Schlüssen dieser Art »kongruent sind«. Die Schlüsse auf Grund des Kausal-
gesetzes werden also auch hier (S. 32) von vornherein diesen Schlüssen zugeordnet. Die
> Kl 292. VI 170 f., 184.
■' VI 172— 178, 180: vgl. 191.
Phil.-hUt. Abh. 1921. Nr. 1.
34 Kr DMA NN :
erläuternden Ausfiihrungen werden allerdings vorerst durchweg den assoziativ vermittelten
Einflüssen der topogenen und hylogenen Momente entnommen: Wenn wir uns in millionen-
fach wiederholten Erfahrungen . . . durch die unbewußten Vorgänge der Assoziation von
Vorstellungen über den Ort eines leuchtenden Objekts mit Hilfe von reagierenden Be-
wegungen orientiert haben, so liegt kein eigentlicher, bewußter Schluß vor, aber es ist
doch die wesentliche und ursprüngliche Arbeit eines solchen vollzogen. Ähnlich so ent-
stellt aller Schein durch vorschnelle, unreflektierte Induktionen, bei denen wir aus früheren
Fällen Schlüsse auf neue Fälle ziehen, und wo die Neigung zu den falschen Schlüssen
bestehen bleibt trotz der auf bewußte Überlegung gegründeten besseren Einsiclit in die
Sache. Das Wesentliche in allen diesen und sonstigen analogen Fällen, wie bei der Deutung
der äußeren Zeichen für (Gemütszustand e und Charaktereigentümlichkeiten, ist das Prinzip
des Experimentierens . . . Erst indem wir unsere Sinnesorgane nach eigenem Willen
in verschiedene Beziehungen zu den Objekten bringen, lernen wir sicher urteilen über die
Ursachen vmserer Sinnesempiindungen, und solches F'xperimentieren geschieht, wie wieder-
holt ausgeführt wird, von frühester Jugend an ohne Unterbrechung das ganze Leben
hindurch '.
Dabei wird durch alles, was von der Beschaffenheit [und dem Ort] des gerade vor-
liegenden Objekts abhängt . . . die äußere Ursache als ein unabhängig von unserer Wahr-
nehmung bestehendes Objekt anerkannt. Das vermittelt für Helmholtz den Übergang zum
Kausalgesetz: Es schiebt sich hier der Begriff der Ursache hinein, und es ist zu fragen,
ob es zulässig ist, diesen bei der ursprünglichen sinnlichen Wahrnehmung vorauszusetzen.
Die Frage wird aus den früher (S. 9) angeführten Gründen gegen Stuart Mill bejaht.
Zugleich wird das Kausalgesetz — als Gesetz von zureichendem Grunde — in der gleich-
falls oben schon erörterten Fassung als die Forderung bestimmt, alles begreifen zu wollen,
andeutungsweise auf Naturgesetze und Kräfte bezogen (S. 9) und mit der Subjektivität
der Empfindungen in Parallele gesetzt (S. 10). Unser Verstand kann die Welt also be-
greifen nur als kausalen Zusammenhang . . . Neben unserem Verstände steht wenig-
stens für die Auffassung der Außenwelt kein anderes gleichgeordnetes Vermögen da'.
Der Unterschied aller dieser unbewußten Schlüsse von den eigentlich sogenannten
und mit Bewußtsein vollzogenen besteht fürs erste darin, daß wir bei diesen nichts anderes
tun, als daß wir mit Überlegung und sorgfältiger Prüfung diejenigen Schritte der induk-
tiven Verallgemeinerung unserer Erfahrungen wiederholen, welche schon vorher in schnellerer
Weise ohne bewußte Reflexion ausgeführt waren. Es fehlt an ihnen also die reinigende
und prüfende Arbeit des bewußten Denkens. Überdies widersteht ihrer Aufnahme in das
bewußte Denken noch ein ihnen ganz eigentümlicher Umstand, nämlich der, daß wir gar
nicht näher bezeichnen können, was in uns vorgegangen ist, wenn wir eine Empfindung
in einer bestimmten Nervenfaser hatten . . . Wir können im natürlichen Zustande . . . von
der Empfindung nicht anders sprechen, sie nicht begrenzen und festhalten, als indem wir
sie bezeichnen durch die Bedingungen, unter denen sie zustande gekommen ist. Ich
muß z. B. sagen: »ich sehe etwas Helles nach links hin«; das ist der einzige Ausdruck,
den ich der Empfindung geben kann ... F:s fehlt jedes Mittel, die Empfindung anders zu
beschreiben und mit anderen, früher gehabten P^mpfindungen zu identifizieren, als dadurch,
daß man den Ort des scheinbar entsprechenden äußeren Objekts bezeichnet. Auch hin-
sichtlich des Kausalgesetzes sind wir, wie schon (S. 22) zu zitieren war, in der Verlegen-
heit, daß wir die Vorgänge nur in der Sprache der reflektierenden Wissenschaft beschreiben
^ O447, VI 178, 0817. O-430, 0 448, 449, O- 450, 452; vgl. VI 3541-., VII 344, O^ 600.
Die philosophischen Grundlagen van Helmholtz' Wnhrnehmunysthcoric . 35
können, wälirend in der ursprünglichen Form des bewußten Wahmehmens die Reflexion
des Bewußtseins auf sich selber noch nicht deutlich enthalten ist . . . Die Urteile, durch
welclip wir von unseren Sinnesempfindungen auf die Existenz einer äußeren Ursache der-
selben übergehen, können wir also auf dem gewöhnlichen Zustande unseres Bewußtseins
gar nicht einmal in die Form bewußter Urteile erheben'.
In dem »xVbriß« von 1869 wird diesen Erörterungen nur weniges hinzugefügt. Es
wird hier betont, daß man bei den unbewußten Schlüssen . . . von den gewöhnlich be-
tretenen Pfaden der psychologischen Analyse etwas seitab gehen muß, um sich zu über-
zeugen, daß man es hierbei wirklich mit derselben Art von geistiger Tätigkeit zu tun
hat, die in den gewöhnlich sogenannten Schlüssen wirksam ist. Der Unterschied scheine
ihm in der Tat nur ein äußerlicher zu sein. Es sei ferner klar, daß man mit den sinn-
lichen Erinnerungsbildern statt der Worte dieselbe Art der Verbindung herstellen könne,
die man, wenn sie in Worten ausgedrückt wäre, einen Satz oder ein Urteil nennen würde.
So erklärt sich der Sprachgebrauch, der Helmholtz unterschiedslos von Urteilen im lo-
gischen Sinne uiul Urteilen im Sinne unformulierter Wahrnehmungen reden läßt. Auch
daß diese Schlüsse . . . uns so zwingend entgegentreten, wie eine äußere Naturgewalt, . . .
unterscheide sie niclit von den logischen und bewußten Schlüssen . . . Was wir mit Will-
kür und Bewußtsein tun können, um einen Schluß zustande zu bringen, ist doch nur,
daß wir das Material fiir seine Vordersätze vollständig herbeischaffen Sobald dieses
Material wirklich vollständig da ist, drängt sich uns der Schluß unabweislich auf'.
Auch in den späteren Ausfiihrungen ist trotz der meist auf mangelhaftem Verständnis
beruhenden Einwendungen gegen diesen Bestandteil seiner Lehre von Helmholtz sachlich
an ihm nichts geändert worden. Er schreibt noch 1894: Bei der Bildung von Anschau-
ungen spielen InduktionsschlOsse, gewonnen durch unbewußte Arbeit des Gedächtnisses,
eine hervorragende Rolle. Denn daß er gegenüber der Gleichsetzung seiner Aimahmen
mit Schopenhauers Ausführungen (S. 23 ) den Namen »unbewußte Schlüsse« vermeiden
will, bedeutet sachlich garnichts. Es bestätigt der historischen Forschung nur, was
aus dem ganzen Zusammenhang von Helmholtz" Ausfulirungen folgt, daß die für ihn hier-
hergehörigen Schlüsse aus dem Kausalgesetze zu Schopenhauers intuitiven • Verstandes-
schlüssen in keinem Abhängigkeitsverhältnis stehen. Die Einschränkung ferner, die er
in der zweiten Auflage der Optik der bis zu einer gewissen Grenze zulässigen und be-
zeichnenden Namengebung für die ersten Wiederholungen seltenerer Beobaclitungen zu-
gibt, bedeutet nicht viel. Daß in diesen Fällen die Erinnerung an die früheren mit
ihren Nebenumständen deutlicher wird hervortreten können, zeigt doch nur, daß der
psychische Prozeß hierbei eine größere Analogie mit bewußtem Denken gewinnen würde.
Ausdriicklich wird wieder erklärt, daß der Vordersatz dt-r unbewußten Schlüsse aus einer
Reihe von Erfahrungen gebildet ist, die einzeln längst dem (iedächtnis entschwunden
sind und auch nvir in Form von sinnlichen Beobachtungen, nicht notwendig als Sätze
in Worte gefaßt, in unser Bewußtsein getreten waren. Der bei gegenwärtiger Wahr-
nehmung eintretende neue .sinnliclie Eindruck bilde den Minor, auf den die durch die
früheren Beobachtungen eingeprägte Regel angewendet wird. Ebenso wird daran erin-
nert, wie dieser psychische Prozeß von den niedrigsten bis zu den höchsten Entwick-
lungsstufen unseres Geisteslebens sowie, wenn auch häufiger zu Irrtum führend, in den
Tieren wirksam ist. Die Auflösung des Begriffs der Anschauung in die elementaren Vor-
gänge des Denkens, d. i. in begriff"liche Bildungen, bleibt ihm gegenüber Kant der we-
■ o 448—449, O' 453; vgl. O 540.
" V I 358, 3«« f., E 5.
36 E R D M A N N : '
sentlichste Fortschritt der neueren Zeit . . . Schon die ersten elementaren Wahrnehmungen
enthalten in sich ein Denken und gehen nach den Cxesetzen des Denkens vor sich. Alles,
was in der Anschauung zu dem rohen Materiale der Empfindungen hinzukommt, kann
in Denken aufgelöst werden'.
Auch diese logischen Annahmen von Helmholtz bedürfen kritischer Erläuterungen.
In vielfachen Wendungen hat Helmholtz, wie sich uns zeigte, die »unbewußten«
Schlüsse denen des eigentlich sogenannten bewußten logischen Denkens entgegengesetzt:
Jene gehen ohne unser Wissen . . ., ohne Selbstbewußtsein und nicht, unterworfen der
Kontrolle der selbstbewußten Intelligenz vor sich ; sie gehen aus einem gewissen psycho-
losischen Takt, nicht aus bewußtem Schließen hervor: es ist kein selbstbewußtes Schließen,
das des Ausdrucks in Worten fähig wäre ; sie sind im allgemeinen nicht bewußte Tätig-
keiten; sie werden ohne bewußte Reflexion ausgeführt; sie sind Induktions-, nicht be-
wußte Schlüsse und als solche niemals so zuverlässig, wie wohl geprüfte Schlüsse des
bewußten Denkens; sie gleichen diesen nur in ihrem Resultat usw. Im Hinblick auf
die assoziativen unbewußten Vorgänge, die in ihnen syllogistisch geformt werden, ist
die eigentliche Meinung aller dieser Wendungen sicher: Die unbewußten Schlüsse sind
logische Formulierungen von assoziativen Gedächtnis Wirkungen, bei denen der Obersatz
des logischen Schlusses durch meist undeutlich bleibende Erinnerungen, der Untersatz
durch den neuen sinnlichen Eindruck, der Schlußsatz durch den gleichfalls nicht sprach-
lich formulierten vorliegenden Wahrnehmungsbestand vertreten ist. Unter- und Schluß-
satz sind deutliche Bestandteile des unformulierten Wahrnehmungsbewußtseins, während
der Obersatz der Regel nach undeutlich bleibt. Das Unbewußte ist also bei Helmholtz
nicht die Negation des Bewußtseins überhaupt in dem Sinne, wie etwa zur Zeit nach
verbreiteten Annahmen unerregte Gedächtnisresiduen als unbewußt gedacht werden. Die
Gedanken ähneln vielmehr dem, was Kant im Anschluß an Leibniz unter unbewußten,
d. h. undeutlichen Vorstellungen verstanden hat. Eben diese, man könnte sagen »rela-
tive Unbewußtheit« gibt das tertium comparaüonis zu den logischen Schlüssen, d. i. dem
logischen Denken, imd damit dem Verstände. Erschwert wird die Einsicht in diesen
Sinn dadurch, daß Helmholtz den Ausdruck »Bewußtsein« nirgends bestimmt, vielleicht
im Anschluß an J. Müllers Erklärung, daß das »Bewußtwerden sich nicht weiter als durch
das Bewußtwerden an sich selbst aufklären und so wenig beschreiben läßt als Ton,
blau, rot, bitter.« Er läßt nur, gleichfalls ohne entsprechende Festlegung, erkennen,
daß er unter Selbstbewußtsein in diesem Zusammenhang die kontrollierende Selbstwahr-
nehmung eines in logischen Urteilen formulierten Bewußtseins Verlaufs versteht. Auch
demgegenüber aber bleibt schließlich kein Zweifel. Es handelt sich doch um seelische
Vorgänge, die sich an die Empfindungen »anschließen«, auf dieser Grundlage erst
»im Bewußtsein«, und damit im Gehirn als dem Organ des Bewußtseins zustande
kommen '".
Vorausgesetzt ist bei dem allen die Helmholtz gleichfalls durch J. Müller überlieferte,
bereits (S. i8f) besprochene Trennung von Empfindung und Wahrnehmung; die Annahme
also, daß die Empfindungen der Sache nach vor der Wahrnehmung, die sie kombiniert, ge-
geben seien, die Wahrnehmung der Außenwelt demnach, psychologisch genommen, assoziativ
vermittelt, logisch gefaßt erschlossen sei, d. i. allgemein gesprochen der physiologische,
nicht der psychologische Ausgangspunkt, der die Empfindungen von vornherein als inte-
grierende Bestandteile der Wahrnehmung fassen läßt.
' AIII 553, 0=6oif., VII 233, 0^602; vgl.Vl 267. 391. — VII 244: vgl. 338, h', 9^, O' 591.
' Vgl.Vl Tio, 171, 358, 360, ()'430, O436, 448. — O^ 602, V II 233. — J.Müller, a. a. O. II 516.
Die philosophLirhen Gmndlagen von Helmholtz' Wahrnehmungstheorie. 37
Kurzweg stellt Helmholtz gelegentlich die Induktionen oder Analogieschlüsse den
»logischen« Schlüssen gegenüber. Dabei sei nochmals betont, daß er unter ihnen ledig-
lich Syllogismen mit induktivem Obersatz versteht, deren Untersätze, der bei gegenwärtigen
Wahrnehmungen eintretende neue Eindruck, von ihm auf seinen induktiven Gehalt nicht
analysiert wird'.
Auch abgesehen davon aber bleibt eine Schwierigkeit, die schon oben (S. 3 1 f.) wieder-
holt angedeutet wurde. Es sind, wie schon Conrat hervorgehoben hat, zwei verschiedene
Arten von Syllogismen, die in diesen Induktionen zusammengefaßt werden. Erstens die
in Helmholtz" Sinne offenbar induktiven, in deren Obersätzen bisher gewonnene Erfah-
rungen topogenen und hylogenen Ursprungs assoziativ in Einzel- und Allgemeinbegriffen
zusammengefaßt sind. Aber auch der aller möglichen Sinneswahrnehmung zugrunde liegende
Schluß auf die wirkenden Ursachen der Objekte der Außenwelt überhaupt wird ihnen, wie
wir sahen, zugerechnet. In diesem aber ist, wenn der Scliluß syllogistisch formuliert wird,
der Obersatz das Kausalgesetz selbst, das alle Induktionen bedingt. Das Kausalgesetz aber
ist, wie wir gesehen haben, nach Helmholtz' gleichsam offiziellen Erklärungen keine in-
duktiv gewonnene Erkenntnis, sondern eine formale apriorische Bedingmig unseres Denkens.
Denn die Momente, die diese Apriorität von der Kantischen offensichtlich trennen, dem
Gesetz bloß eine hypothetisch, also empirisch bedingte Geltung zuerkennen, es auf die
natürliche Mechanik unserer Vorstellungsverbindungen zurückfuhren lassen, werden von ihm,
wie wir sahen (S. 11), direkt nur in einer Nachlaßniederschrift ausgesprochen. In seinen
Schriften fanden wir sie nur andeutungsweise zutage tretend. Und es geht auch auf Grund
dieser Einfügung in die unbewußten Schlüsse nicht an. dem Kausalgesetz den hypothetischen
(Charakter sicher als die eigentliche Meinung von Helmholtz zuzuweisen. Dem widerspricht
nicht nur die Art, wie die Funktionen des Kausalgesetzes in dem Vortrag von 1855 den
»mechanisch eingeübten Ideen Verbindungen» entgegengesetzt, sondern auch die Art, wie
das Kausalgesetz späterhin immer wieder als a priori gegebenes liingestellt wird. Die
Dunkelheit, die wir an diesem Punkte fanden, bleibt also auch von diesem logischen Ge-
sichtspunkt aus bestehen'.
Damit sei auch die Rekonstruktion der logischen Gedankengänge in Helmholtz' Theorie
der Wahrnehmung abgeschlossen.
Die Auslösung der logischen Gedanken aus dem originalen Ganzen von Helmholtz"
Theorie bleibt allerdings nicht minder künstlich als die hier vordem abgegrenzten Kr-
örtei-ungen seiner erkenntnistheoretischen und psychologischen Annahmen.
Ihre Synthese finden wir abschließend in demjenigen Bestände des »Hauptsatz«'«» der
empiristischen Theorie, der bisher (vgl. S. 3 1 ) fast unberücksichtigt bleiben mußte, daß
»die Sinnesempfindungen für unser Bewußtsein Zeichen« sind.
Als bekannt darf hier vorausgesetzt werden, daß Helmholtz von Anfang an auf J. Müllers
Lehre von den spezifischen Energien der schon nach Müllers gelegentlicher Namengebung
»modal« verschiedenen Empfindungen das größte Gewicht gelegt hat. Noch 1873 hat er
sie als eine wissenschaftliche Errungenschaft geschätzt, deren Wert er der Entdeckung des
Gravitationsgesetzes gleichzustellen geneigt sei, obgleich er die philosophischen Vorstufen
des Gedankens — der als Konse(iuenz der mechanischen Naturauffassung so alt ist wie
' V II 233, Conrat, a. 3.0.941'. Die ebenda S. io2f. angenommene dritte Art der unbewußten Schlüsse
(S. I02f., 107 f.) bpnilit auf oincin Mißvi-rvtändnis. .\iich der Induktionsschluß von jodcm bob'ebigen Wahi--
nehmungsaugenblick auf alle zwischtnliegcnden (()' 452, VII 226) gehört in die erste Art der unbewußten
Schlüsse hinein.
■' V II 360, - V I 115, O' 453 f., 0" 593 f., K § 6, 7.
38 E R I) M A N N :
diese bis zurück zu Locke zu würdigen weiß. Ebenso bekannt ist, daß er diese Lehre
durch Übertragung auf die ((ualitativen Unterschiede innerhalb der Gebiete der Gesichts-
und Tonempfindungen vorbildlich weitergeführt hat, ohne sie übrigens, so warm er
Darwins Leistung anerkannt hat, in direkte Beziehung zur Entwicklungshypothese zu
bringen'.
Die Empfindungen bezeichnen nach seiner Wendung des Grundgedankens dieser Lehre,
wie bereits (S. 22) zu erwähnen war, nur Wirkungen der Objekte der Außenwelt auf
unsere Sinne, die wir, weil sie in jedem Augenblick eintreten oder durch unseren Willen
herbeigeführt werden können ... als dauernde Fähigkeit zu solchen Wirkungen Eigen-
schaften jener Objekte nennen. Dabei sind wir, wie Helmholtz schreibt, von jeher ge-
neigt gewesen, zu vergessen, daß wir es bei ihnen mit Reaktionen gegen unser Nerven-
system zu tun haben, daß also auch Farbe, Gerucii und Geschmack, Gefühl der Wärme
und Kälte . . . Glätte und Festigkeit . . . Wirkungen sind, die ganz wesentlich von der
Art des Organs, auf welches gewirkt wird, abhängen . . . Die Körperfarben z. B. sind
die Erscheinung gewisser objelctiver Unterscliiedo in der Beschaffenheit der Körper, sie
sind also auch der naturwissenschaftlichen Ansicht nach kein leerer Schein. Wir können
in bezug auf den Gesichtssinn nur sagen : Gleiches Licht erregt unter gleichen Umständen
die gleiche Farbenempfindung. Licht, welches unter gleichen Umständen ungleiche Farben-
empfindung erregt, ist ungleich. Analoges gilt für die übrigen Sinne. Die Empfindungen,
die doch nur unserem Nervensystem angehören und gar nicht in den äußeren Raum
hinausreichen, sind also nicht Bilder der objektiven Beschaffenheiten. Denn in einem
Bilde müßte die Abbildung dem Abgebildeten gleichartig sein . . . Wenn zwei Verhältnisse
sich einander in der eben angegebenen Weise entsprechen, so ist das eine ein Zeichen
für das andere. Die Empfindungen der Sinne sind also natürlich gegebene, sinnliche Er-
kennungszeichen oder Symbole für objektive Qualitäten. Ebenso sind die Einzelbegriffe
von Gegenständen der Sinnes Wahrnehmung geistige Zeichen für den dadurch vorgestellten
Gegenstand, die mir durch die Natur meiner Sinnesorgane und meines Geistes aufgedrungen
sind. So können wir über die Bedeutung der sinnlichen Zeichen durch . . . gesammelte
Erfahrungen alles <las lernen, was sich nachher an der Erfahrung wieder prüfen läßt,
also den ganzen wahrhaft reellen Inhalt unserer Anschauungen, obgleich das Zeichen-
system unserer Empfindungen, speziell der optischen, das einzige wesentliche Erfordernis
eines Zeichensystems, nämlich die Konstanz, nur mit sehr wesentlichen Einschränkungen
und Mängeln besitzt".
Irgendeine Ähnlichkeit zwischen unseren Empfindungen und den objektiven Beschaffen-
heiten dessen, was wir wahrnehmen, besteht demnach nicht. Das wird insbesondere in
der ersten Auflage der Optik spezieller, wenn auch mit noch unpräziser Benutzung des
Bildsymbols, ausgeführt. Das Ergebnis bleil)t, wie schon oben angegeben, entsprechend
dem angeführten »Hauptsatz« überall dasselbe: Die Empfindungen sind Zeichen, welche
wir . . . durch Erfahrung und Übung . . . lesen gelernt haben. Nur unterscheidet sich
die so in der Wahrnehmung gegebene Zeichensprache unserer Vorstellungen dadurch, daß
sie uns durch die Natur unserer Sinnesorgane und unseres Geistes aufgedrungen ist, von
den willkürlich gewählten Laut- und Buchstabenzeichen^.
' All 593 — .1. Müller, a. a. 0. II 249,497 — VII 182; VI 98, 295 f., 318, O 208: VI 320, T* 244, O 219,
45Ö, 0' 584 — z. B. V I 313, 392, 'r4 244, 0= 349, vgl. Conrat, a. a. O. 41 f. — Über Darwin: V I 46, 387 f., 390,
VII 205, 338, 349 f.
■' O 444, V I320r., O- 450; - V 1 319, V II 228; — O 194, V I 301, 319, V II 222; vgl. V I 40 f., 146, 319^,
332<"-, 393fv O^ 586, VII 357, 0 194, O- 442. O' 446f.: — VI 356f.. 327, 0^ s84f.. s86.
' 0- 443, 446, V I 393, O- 446.
hir philnsophlscheii Grundlagen von Hdmholtz' Wahrnehmungstkeoric. 39
Der Sinn dieses natürlichen Zeichensystems ist jedoch durch das Vorstehende noch
nicht erschöpft. Wir müssen hinzunehmen, inwieweit nach Helmholtz unser Vorstellen
das Wirkliche — selbstverständlich nicht das ihm zugrunde liegende Reale (S. 7) —
abzubilden vermag.
Die Wahrnehmungen des inneren Sinns, so lesen wir in definitiver Darstellung, ordnen
sich, ebenso wie die der äußeren Sinne . . . durch eine fortdauernde Tätigkeit des Ge-
dächtnisses . . . jede in einem bestimmten Augenblick der Zeitreihe ein . . . Jeder neu-
eintretende Akt unseres Bewußtseins erhält notwendig von vornherein seine Stelle in
der Zeitreihe nacli dem schon Erlebten, vor dem erst noch zu Erlebenden angewiesen . . .
Solange diese Akte überhaupt im Gedächtnis stehenbleiben, bleibt auch die Erinnerung
an ihre Zeitfolge ... So wird auch die Möglichkeit gegeben, regelmäßige Wiederholungen
solcher Zeitfolgen von gleichartigen Wahrnelimungen als solche zu beobachten und wieder-
zuerkennen . . . Die einzige Beziehung, heißt es schon in 0', in welcher eine wirkliche
Übereinstimmung unserer Wahrnehmungen mit der Wirklichkeit stattfinden kann, ist die
Zeitfolge der Ereignisse mit ihren verschiedenen F^igentümlichkeiten. Die Gleichzeitigkeit,
die Folge, die regelmäßige Wiederkehr der Gleichzeitigkeit oder Folge kann in den Emp-
findungen eben.so stattfinden wie in den Ereignissen. Die äußeren Ereignisse wie ilire
Wahrnehmungen gehen in der Zeit vor sich, also können auch die Zeitverhältnisse der
letzteren das getreue Abbild der Zeitverhältnisse der ersteren sein ... So sind die Vor-
stellungen von der Außenwelt Bilder der gesetzmäßigen Zeitfolge der Naturereignisse.
Auch die Zahlen fallen unter die Bestimmungen des zeitlichen Verlaufs. Später for-
muliert Helmholtz: Unsere Sinnesempfindungen sind eben Zeichen von Etwas, sei es
von etwas Bestehendem oder Geschehendem, und, was das Wichtigste ist, das Gesetz
dieses Geschehens können sie uns abbilden. Und zusammenfassend, so daß auch das
Räumliciie hinzugenommen wird : Niu* die Bezieluuigen der Zeit, des Raumes, der Gleich-
heit' und die davon abgeleiteten Beziehungen der Zahl, der Größe, der Gesetzlichkeit,
kurz das Mathematische, sind der (erkennbaren] äußeren und der inneren Welt [unserer
Vorstellungen] gemeinsam, und in diesen kann in der Tat eine volle Übereinstimnuing
der Vorstellungen mit den abgebildeten Dingen erstrebt werden".
Damit stehen wir zum Schluß wieder vor dem erkenntnistheoretischen Grundproblem,
dessen Lösung, soweit die Naturforschung reicht, das Fundament und der Zielpunkt von
Helmholtz" empiristischer Wahrnehmuiigstheorie ist, vor der Frage: wie weit unsere Vor-
stellungen überhaupt mit ihren Objekten übereinstimmen, ob sie, wie man es ausdrückte,
wahr oder falsch seien*.
Auf die Meinungen der einzelnen Philosophenschulen — gemeint sind die metaphy-
sischen — verzichtet HelmJioltz einzugehen. Er verwirft gleicherweise die Annahme einer
prästabilierten Harmonie zwischen Natur und Geist, der sich die nativistische Theorie an-
schließt, wie die Behauptung einer Identität beider, indem man die Natur als Produkt oder
Tätigkeit eines allgemeinen Geistes ansah, dessen Ausfluß andrerseits wieder der mensch-
liche Geist sein sollte. Er weist ebenso die spiritualistischen wie die materialistischen
Hypothesen zurück. Nicht weniger ablehnend steht er endlich, unter dem schon (S. 12)
erwähnten Banne der Auffassung seiner Zeit, den englischen »Sensualisten« des achtzehnten
Jahrhunderts gegenüber, welche die Übereinstimmung der Vorstellungen mit ihren Ob-
jekten leugneten und dieselben deshalb für Täuschungen erklärten, womit man denn auch
' tiber Gleichartigkeit, Uleichheit unil Gleichwei-tigkeit in ■ physischem « Sinne s. V 11 395 t. und A 111
358, 375 f.
■' 0> 578; vgl. V II t86; — O- 445 f.; — V II 358. A 111 356, 360, O' 586, 592 f., V I 365, O' 442. O^ 583.
' O- 442, ()"583.
40 V' ]{ I) M A N N :
konsequeiiterweise die Mögliclikeit alles Wissens von irgendwelchen Objekten leugnen
mußte!'
Im Gegensatz zu diesen philosophischen Hypothesen will Hehnholtz sich darauf be-
schränken, zu erörtern, wie sich seines Erachtens der Naturforscher diesen Streitigkeiten
gegenüber zu verhalten habe. Dementsprechend wird im Sinne seiner Theorie erklärt:
Wir nennen unsere Vorstellungen von der Außenwelt wahr, wenn sie uns genügende
Anweisung über die Folgen unserer Handlungen der Außenwelt gegenüber geben tmd uns
richtige Schlüsse über die zu erwartenden Veränderungen ziehen lassen . . . Die philo-
sophischen Schulen kamen nicht heraus aus ihrer Welt von Gleichnissen; sie erkannten
nicht, daß die durch den Willen gesetzten Handlungen des Menschen einen unentbehr-
lichen Teil unserer Erkenntnisquellen bilden".
In mißverständlicher und mißverstandener Formulierung hatte Helmholtz, wie schon
anfangs (S. 7) zu erörtern war, die Grundform dieser Schlüsse aus dem Wirkungscharakter
imserer Wahrnehmungen abgeleitet. In scheinbarer Diallele hieß es in 0": Unsere An-
schauungen und Vorstellungen sind Wirkungen, welche die angeschauten und vorge-
stellten Objekte [d i. das kausale topogene und hylogene Moment des Realen] auf unser
Nervensystem und unser Bewußtsein hervorgebraclit haben. Aber er ließ schon dort über seine
eigentliche Meinung keinen Zweifel, indem er fortfuhr: Unsere Vorstellungen von den Dingen
können gar nichts anderes als Symbole, natürlicli gegebene Zeichen . . . für die Dinge sein,
welche wir zur Regelung unserer Bewegungen und Handlungen benutzen lernen. Wenn
wir jene Symbole richtig zu lesen gelernt haben, so sind wir imstande, mit ihrer Hilfe
unsere Handlungen so einzurichten, daß dieselben den gewünschten Erfolg haben, d. h.
daß die erwarteten neuen Sinnesempflndungen eintreten. Eine andere Vergleichung zwischen
den Vorstellungen und den Dingen ... ist gar nicht denkbar . . . Ich meine daher, daß es
gar keinen möglichen Sinn haben kann, von einer anderen Wahrheit unserer Vorstellungen
zu sprechen als von einer praktischen. Oder, wie der Gedanke später ausgedrückt wird,
nachdem der gleichfalls schon (S. 7) erwähnte Widerspruch in sich selbst abgewiesen ist,
das Reelle oder Kants Ding an sich in positiven Bestimmungen vorstellen zu wollen : Was
wir erreichen können, ist die Kenntnis der gesetzlichen Ordnung im Reiche des Wirk-
lichen, diese freilich nur dargestellt in dem Zeichensystem unserer Sinnesorgane. Daß un.ser
Denken und Wahrnehmen in bezug auf Erkenntnis des Wirklichen mehr als dieses Ziel
erreiche, muß ich verneinen^.
So werden wir in Wendungen, die eine lange Vorgeschichte haben und den allein
folgenreichen Gedanken in dem modernen Pragmatismus ausmachen, zu der realistischen
Hypothese zurückgeführt. Aber nur in dem vorstehend entwickelten Sinne ist es zu ver-
stehen, wenn Helmholtz auch in diesem Zusammenhang erklärt: Die realistische Hypothese
ist die einfachste, die wir bilden können, geprüft und bestätigt in außerordentlich weiten
Kreisen der Anwendung, scharf definiert in allen Einzelbestimmungen, und deshalb außer-
ordentlich brauchbar und fruchtbar als Grundlage für das Handeln . . . Jedoch für mehr
als eine ausgezeichnet brauchbare und zuverlässige Hypothese können wir die realistische
Meinung nicht anerkennen, notwendige Wahrheit dürfen wir ihr nicht zusehreiben, daneben
ihr noch andere unwiderlegbare, idealistische Hypothesen möglich sind . . . Das Gesetz-
liche in unseren Empfindungen würden wir sogar in ideali^ischer Anschauungsweise kaum
anders ausdrücken können, als indem wir sagen: Die mit dem Charakter der Wahrneh-
mung auftretenden Bewußtseinsakte verlaufen so, als ob die von der realistischen Hypo-
' O" 442, 443, O' 583: vgl. 447 mul \- I 233, 391, 394.
-' O' 442, 0= 590; mißverständlich 0' 442 f., 446 f.; V T 320. — V II 359. V I 365.
' O' 442 f.; vgl. O- 446 f., 452. V I 319 f.; — 0= 593.
Die philosophischen Grundlagen von Helmholtz' Wahrnehmungstheorie. 4 1
these angenommenen Welt der stofflichen Dinge wirklich bestände. Aber über dieses »als
ob« kommen wir nicht hinweg. Als letztes gilt dementsprechend nur der eine Rat: Ver-
traue und handle. Das Unzulängliche, dann wirds Ereignis . . . Am Anfang war die Tat.
Damit ist auch ein bedingter Frieden mit der Metaphysik geschlossen: Die verschiedenen
Abstufungen der idealistischen und realistischen Meinimgen sind metaphysische Hypothesen,
welche, solange sie als solche anerkannt werden, ihre vollkommene wissenschaft-
liche Berechtigung haben, so schädlich sie auch werden mögen, sobald man sie als Dogmen
oder als angebliche Denknotwendigkeiten hinstellen will'.
Die kritischen Bemerkungen, die im vorstehenden ausgesprochen oder zwischen den
Zeilen zu lesen sind, bedürfen einer Ergänzung und Zusammenfassung.
Wiederholt war anzudeuten, daß die leitenden Gedanken von Helmholtz' Wahrnehmungs-
theorie um den Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrliunderts bereits zumeist fest-
stehen. Nur weniges, wie die Ableitung der Raum- und Zahlvorstellung, tritt später er-
gänzend hinzu. Entscheidend für die Konzeption der Tlieorie ist also die Problemlage
um jene Zeit. Die Voraussetzungen für diese Konzeption sind dementsprechend der da-
mals vorliegende Stand der physiologisch-psychologischen Forschung zur Theorie der Sinnes-
wahrnehmung, vor allem die Lehren Johannes Müllers, sowie der früher noch erworbene
starke Eindruck der erkenntnistheoretischen Lehren Kants und J. G. Fichtes. Richtung-
gebend aber fiir die Synthese dieser Voraussetzungen ist die originale Kraft von Helm-
holtz' physikalisch-mathematischem Denken und das nicht minder originale, behutsam ver-
wertete Bedürfnis, der lebendigen, experimentell variierten Anschauung allein zu vertrauen".
Der Einfluß J. Müllers ist in der Anerkennung der Lehre von den spezifischen Sinnes-
energien und der grundlegenden Unterscheidung von Phnpfindung und Wahrnehmimg bei
Helmholtz dauernd geblieben. Was seine Überzeugungen von denen seines Lehrers treimte,
die Ablehnung der spezifischen Lebenskraft, des Nativismus in den Raumfragen sowie der
Einflüsse des psychologischen Empirismus von Hume und des metaphysischen von Herbart:
das alles stand ihm schon früh fest.
Kantianer dagegen war Helmholtz nie. Die ihm durch seinen physikalischen Realis-
mus eingegebene Idee der praktischen Wahrheit, die er in 0' endgültig formuliert (S. 40),
schwebte ihm von vornherein vor. Die Unerkennbarkeit des »Reellen oder Kants Ding
an sich« wird zugestanden, aber nur durch den Hinweis auf den Selbstwiderspruch in
ihrer vermeintlichen Erkenntnis erledigt. Von der rationalistisch metaphysischen mid
ethischen Fundierung des Kantischen Realismus fehlt jede Spur. An ihre Stelle tritt
lediglich die Forderung des Kausalgesetzes für die Wahrnehmungsdaten des äußeren und
inneren Sinnes (S. 10). Die besondere Art der ursächlichen Verbindung . . ., die wir zur
Erklärung der einzelnen aufgefundenen Fälle von Gesetzmäßigkeit in der Zeitfolge der
• Wahrnehmungen anzunehmen haben [der Inbegriff der topogenen und hylogenen Momente],
wird immer nur in hypothetischer Weise gefunden werden können, kann aber, wie wir
in Helmholtz' Sinn hinzuzusetzen haben, auf (xrund der realistischen Hypothese im Sinne
der mechanischen Naturauffassung gefunden werden. Schrittweise hat sich Helmholtz
ferner von Kants Aprioritütslehre entfernt, falls ihm die unkantische Gleichstellung apriori-
scher Empfindungsbedingungen mit der formalen Apriorität (S. 10) nicht von Anfang an be-
rechtigt erschienen ist. So hinsichtlich des Kausalgesetzes, der geometrischen und arithme-
tischen Axiome und der Raumvorstellung selbst. Trotzdem blieb ihm die Anerkennung
' O» 595, V II 244 = 0» 594, V II 859, 189.
» VI 268.
Phil-hiiit. AhK. 1921. Nr. 1.
42 E R D M A N N :
Kants für die Entwicklung der Philosophie zur Erkenntnistheorie und für die Problem-
stellung in der Kritik der reinen Vernunft so gegenwärtig, daß er auch für seine späteren
Deutungen des Kausalgesetzes und der Raumvorstellung die Kantischen Lehren als vor-
bildlich in Anspruch nahm\
Selbst die Anerkennung J. G. Fichtes erhielt sich bei Helmholtz bis zuletzt. Die Ab-
sicht, die er 1852 gehabt hat, die Grundansicht von Fichte über die sinnliche Wahrnehmung
empirisch darzustellen, war allerdings wohl Plan geblieben. Auf speziellere Lehren und
Namengebungen Fichtes weist Helmholtz gelegentlich hin . . . Noch spät beruft er sich
kurz auf »vieles Richtige, scharf ausgesprochen« in Fichtes Vorlesungen über »die Tat-
sachen des Bewußtseins«, in deren Anfangsabschnitt mehrfach von der Rolle des Denkens
in der Sinnes Wahrnehmung gehandelt wird. Prinzipielle Bedeutung behält Fichtes Wissen-
schaftslehre für Helmholtz in der Koordination der Hypothesen des Realismus und Idealismus.
Dagegen sind ihm — wie Schopenhauer — wie sehr viel frühere Vorstufen der Lehre
von den unbewußten Schlüssen, so anscheinend auch die Deduktionen in der »Bestim-
mung des Menschen«, entgangen, die Fichte auf Grund seiner Annahmen über die pro-
duktive Eiinbildungskraft »schnelle und uns unbewußte Schlüsse« annehmen iießen, durch
die wir »den Grund unserer Affektion, den Gegenstand, setzen«.'
Auch daß Helmholtz die theoretische Philosophie auf Erkenntnistheorie und Logik
einschränkt und erst zuletzt der ursprünglich von ihm im Sinne der nachkantischen speku-
lativen deutschen Philosophie konstruierten Metaphysik ein bedingtes Recht als Hypothesen-
bildung zugesteht, entstammt der Problemlage in seiner Jugendzeit, ebenso wie sein ab-
schätziges Urteil über den Empirismus Berkeleys und Humes. Die Vorstufe seiner empi-
ristischen Wahrnehmungstheorie bei Berkeley hat er gesehen, die seiner hypothetischen
Kausaldeutung bei Hume entsprechende, die seinen assoziationspsychologischen Annahmen
verwandten bei beiden und ihren Nachfolgern hat er auf Gmnd dieses Vorurteils niclit
erkannt. Offenbar hat er gar keinen Anlaß genommen, sie zu suchen. Ähnlich so ist
ihm der Gedanke, daß in der Entwicklung der englischen Philosophie seit Locke und der
Synthese empiristischer Konsequenzen und rationalistischer Voraussetzungen bei Kant die
Bedingungen zu einer Umbildung der Metaphysik zur Erkenntnistheorie liegen, fremd ge-
blieben. Die Scheu vor der Metaphysik, die ihm bei Schelling, Hegel und Schopenhauer
in so fragwürdiger Gestalt entgegengetreten war, hat er nie verloren. Wie Newtons, so
lag auch seinem naturwissenschaftlich zentrierten Denken jede durch die Tatsachen nicht
gesicherte, in diesem Sinne also vorzeitige, metaphysische Hypothesenbildung fem. Er.
hat wohl auch später noch seinen Schülern, wenn nicht direkt, so durch die ganze Art
seines Denkens, darin sich mit Zeller begegnend, den Grundsatz eingeschärft: Ein meta-
physischer Schluß ist entweder ein Trugschluß oder ein versteckter — und, wie wir hin-
zufügen dürfen, durch die Tatsachen nicht geforderter — Erfahrungsschluß^.
Trotzdem ist Helmholtz eine bedeutsame Stellung in der philosophischen Entwick-
lung des neunzehnten Jahrhunderts für alle Zeiten sicher. Als man in weitesten Kreisen
bei uns, speziell der Naturforscher, geneigt war, der Philosophie mit äußerster Gering-
schätzung zu begegnen, ist er für das unaufhebbare Recht ihrer Untersuchung der Be-
' VII 244; VI, VIII f.
2 0»248, 584, VII 219: vgl. ()■ 193; Fichtes sämtliche Werke, II, Berlin 1845. S. 541!.: — a. a. O. 2i2f.:
vgl. 2 20 f., 238 f.; — KI 169. — Auf Analogien der Lehre von unbewußten Schlüssen bei Alhacen, Witelo
und Roger Baco hat Cl. Baeuniker aufmerksam gemacht (Witelo, Münster 1908, in den Beiträgen zur Ge-
schichte der Philosophie des Mittelalters III 2, S. 625f.. v-i. M. Baunigartner bei t'l)orwe?. Grundriß der Ge-
schichte der Philosophie 'o, Berlin 1915, S. 553f.)
-, Y^'vl^?' "~ '*^*'^*^®* ^ E. Zeüer, jetzt in den -Vorträgen und Abhandlungen-, II, Berlin 1877,
Nr. Xv, XIII, XIV.
Die philosophischen Grundlagen von Helmholtz' Wahrnehmungstheorie. 43
<lingungen unseres Erkennens uiid TDenkens eingetreten, ohne den Widerstand seiner Facli-
genossen zu scheuen. Und das in ungleicli tieferer Fundierung, als ein Jahrzehnt später
dem scliwärmenden Geist Haeckels vergönnt war. Unvergeßlich wird speziell sein wirkungs-
voller nachdrücklicher Hinweis auf die Leistung Kants in einer Zeit bleiben, in der Schopen-
hauers Eintreten für Kant erst in ganz kleinem Kreise Beachtung gefunden hatte. Vor
allem ist seine Theorie der Wahrnehmimg in ihrem philosophischen Gehalt eine bahn-
brechende Leistung, so durchaus er jede Stellungnahme zu den Hypothesen über das
Verhältnis des Physischen und Psychischen vermeidet, um nicht die für die Tatsachen
zu gewinnende mögliche Übereinstimmung durch Streitigkeiten über abstrakte Sätze zu
stören. Nur die Annahme der unkörperlichen, räumlich nicht ausgedehnten Seele hat er
anscheinend dauernd festgehalten'.
Möglich ist allerdings bei der Hochschätzung, die er den Untersuchungen Fechners
Ober empirische Daten zollt, daß er dem Grundgedanken des von diesem erneuerten
p.sychophysischen Parallelismus näher stand als jeder Form der metaphysischen Hypothesen
materialistischen und spiritualistischen Gepräges. Er hat ihn wenigstens nicht,, wie diese
bei<len, abgewiesen. Möglichenfalls ist auch im Hinblick darauf, daß er an der Eigenart
der seelischen Vorgänge stets festgehalten hat, die Bemerkung über das »naturwissen-
schaftliche Verständnis« der seelischen Vorgänge (S. 20) sowie eine noch (S. 44) anzu-
führende Bemerkung in der Kritik Panums im Sinne des psychophysiologischen Parallelis-
mus ru deuten. Andere Daten für die gelegentliche Bemerkung Koenigsbergers, daß
Helmholtz sich auf deii Standpunkt Fechners gestellt habe, demzufolge das psychophysische
Gesetz eine Beziehung zwischen psychophysischer Bewegung und Empfindung formuliere,
habe ich nicht gefunden. Fechners reizvolle, von tiefstem religiösen Emjifinden getragene
Ausführung seiner Idee zu einem abgestuften psychophysischen Parallelismus wird Helmholtz
freilich weit von sich abgewiesen haben. Fechners erkenntnistheoretisch undurchleuchtete
»Tagesansicht« war zudem das volle Gegenstück zu Helmholtz" physiologischer Zeichen-
und physikalischer Bildertheorie, in Fechners Sinne einem Musterbild der von ihm so-
genannten »Nachtansicht«".
Ernsteren Bedenken sind Helmholtz' psychologische Annahmen au.sgesetzt. Der un-
präzise Sprachgebrauch, der ihn Assoziation, Gedächtnis, Reproduktion, Erinnerung und
Einbildung nicht reinlich scheiden, den ihm wohl durch J. Müller geläufig gewordenen
Ausdruck »Verschmelzung« in mehrfachem Sinne gebrauchen, Bewußtsein und Selbstbe-
wußtsein nicht genauer bestimmen läßt : das alles kann den Kundigen, der nicht von vorn-
herein kritisieren, sondern vorerst verstehen will, nicht stören, l^bensowenig der Um-
stand, daß Helmholtz, so häufig er von den Funktionen der Aufmerksamkeit für das
Wahrnehmen Gebrauch macht, doch, offenbar absichtlich, keinen Anlaß nimmt, über
nächstliegende Bestimmungen hinauszugehen; auch da nicht, wo er auf Grund eigener
Versuche und der Untersuchungen von N. Baxt auf Wirkungen der Aufmerksamkeit stößt,
denen er große Wichtigkeit . . . für eine künftige Theorie der Aufmerksamkeit beimißt,
weil sie zeigen, daß das, was wir das willkürliche Richten der Aufmerksamkeit nennen,
eine von Bewegungen der äußeren beweglichen Teile des Körpers unabhängige Veränderung
in unserem Nervensystem ist, wodurch Reizungszustände gewisser Fasern vorzugsweise
zum Bewußtsein gelangen. Es ist bei dem allen eben in Rechnung zu setzen, daß er
in diesen Annahmen bei den Philosophen keine Hilfe gefunden hatte und deshalb sich selbst
hat helfen und die Dinge vielfach in eigener Weise hat zurechtlegen müssen'^.
> O' 428, 444.
» Kin39, I158.
» All 951 f., 0 741, vgl. O605, 772, 776, 804.
44 E R n M A N N :
Aber in dem entscheidenden Moment kommt, wie schon (S. i8) anzudeuten war, die
Abhängigkeit von der Problemlage um die Mitte des vorigen Jahrhunderts und der physio-
logische Gehalt der Theorie zu einem Recht, das nicht dauernd bestehen bleiben kann.
Die Sinnesempfindungen sind, wie schon (S. 19) anzudeuten war, weder ein npöTepoN th
«Ycei noch ein npörepoN npöc hmac gegenüber der Wahrnehmung. Sie sind abstrakte Kunst-
produkte der Wahrnehmungsanalyse, die optischen, taktilen und motoseusorischen nicht
weniger als die raumzeitlichen Beziehungen, in denen sie gegeben sind. So auch dann,
wenn wir entgegen den nativistischen Deutungen diese Bezieliungen der Wahrnehmungs-
inbegriffe von den qualitativ und intensiv abgestuften Empfindungen abtrennen, uns also
auf den Boden der empiristischen Theorien stellen. Dementsprechend gelten die psychi-
schen Tätigkeiten, um den mißverständlichen Ausdruck von Helmholtz zu gebrauchen, nicht
erst fiir die Wahrnehmungskomplexe, sondern weil für diese, so auch für die Emp-
findungen, die ihre Elemente bilden. Das »Sinnengedächtnis», das er gelegentlich nennt,
d. i. das Gedächtnis, was wir für sinnliche Eindrücke, auch solche, die nicht in Worte
zu fassen sind, haben, ist, wie der Zusammenhang auch an dieser Stelle zeigt, das Ge-
dächtnis für wahrgenommene Empfindungsinbegriffe. Allerdings stehen wir hier vor
Fragen, über deren Beantwortung keine Einstimmigkeit erreicht ist. Das gilt auch für
die Annahme unbewußter seelischer Vorgänge. Für Helmholtz, sehen wir, sind sie im
Grunde lediglich unwahrgenommene. Sie spielen sich, weil seelischer Art, im Gehirn als
Organ des Bewußtseins ab, bleiben nur unbeachtet, sind nicht dem »Selbstbewußtsein«
zugehörig, meist überhaupt nicht wahrnehmbar, erst recht nicht sprachlich formulierbar,
dennoch aber dem Denken zuzuweisen. Sie bekunden sich erst der nachträglichen Re-
flexion, und dieser durchweg als Erinnerungsinhalte, die auf assoziativer Grundlage
reproduziert sind oder, wie man es in abweichendem Sprachgebrauch ausgedrückt hat,
als Repräsente. Allerdings beruhen diese Annahmen nicht lediglich auf der Helmholtz
überlieferten Trennung zwischen Empfindung und Wahrnehmung, d. i. schließlich der alten,
von Kant besonders systematisierten Scheidung von rezeptiver Sinnlichkeit und tätigem
Verstände, die Helmholtz übrigens, wie wir salien, nicht abhält, von einer Tätigkeit der
Sinnesorgane zu sprechen. Sie beruhen auch nicht allein auf seiner physiologischen Unter-
suchungsmethode. Im Hintergrunde steht auch hier seine mechanische Naturauffassung.
Ein naturwissenschaftliches Verständnis der unbewußten seelichen Vorgänge, fanden wir
(S. 20), ist erlangt, wenn sie glatt und einfach auf die bekannten Gesetze der f>regung
von Nervenfasern und deren Leitung zurückzuführen sind. In gleichem Sinne haben wir
demnach letztlich die Bemerkung zu deuten : Will man diese Vorgänge der Assoziation und
des natürlichen Flusses der Vorstellungen nicht zu den Seelentätigkeiten rechnen, sondern
sie der Nervensubstanz zuschreiben, so will ich um den Namen nicht streiten. Sie richtet
sich allerdings gegen Panums Hypothese der » Synenergien « und die aus ihr resultierende
Verwahrung gegen die Einmischung psychischer Vorgänge, in der nach Helmholtz der
Nervensubstanz Formen der Tätigkeit beigelegt werden, die wir wohl aus dem Gebiete
der niederen Seelentätigkeiten kennen, aber denen Ähnliches im Gebiete der Körperwelt
noch niemals aufgefunden ist. Aber es bleibt doch zu beachten, daß er diese und andere
physiologische Erklärungsmöglichkeiten mit bewußter Zurückhaltung beiseite läßt und
die Eigenart des Seelischen nie verleugnet liat'.
Den stärksten Anstoß hat Helmholtz' logische Deutung der unbewußten Wahrnehmungs-
bedingungen als Induktions- und Analogieschlüsse auch bei solchen erregt, die im Auge
behielten, daß sie für ihn nur »ihrem Resultat nach« als solche Schlüsse in Betracht
' T4 468, O 536. — ()■ 444, O454, E § if., 0 804, 809; 632.
Die philosophischen Grundlagen von Helmholtz' Wahrnehmunystfieorie. 4 5
kamen. Über seine Gleichsetzung des a priori bedingten Kausalschlusses mit den asso-
ziativen ist schon oben (S. 32) gehandelt worden. Hier sei nur noch das prinzipielle
Moment dieser Deutung erläutert. Sie ist eine Konsequenz der Annahme, daß es sich
auch in jenen Vorgängen um ein Denken, nur nicht um das selbstbewußte, sprachlich, im
engeren Sinne urteilsmäßig geformte Denken handelt. An diesem Punkte bleibt Helm-
holtz, ohne davon zu wissen, bei der Scheidung stehen, die Hume zwischen moral und
demonstrative reasonings vorgenommen hat. Der Versuch, eine Psychologie des nach seiner
Ausdrucksweise selbstbewußten Denkens zu schaffen, lag ihm wie Huine fern. Er be-
trachtet es lediglich vom Standpunkt logischer Normierung aus und nimmt deren Ansätze
als Feststellungen des tatsächlichen Sachverhalts. Dadurch verliert die Analogie der Wahr-
nehmungsschlüsse mit den logischen ihre Überzeugungskraft. Anderseits sind ihm die
Reproduktionen der induktiven Obersätze durchweg Erinnerungen, eine Annahme, gegen
die auf Grund der psychologischen Analyse des Wahrnehmungsbewußtseins schwerwiegende
Ausstellungen erhoben worden sind, ebenso wie gegen die Annahme, daß nur die Walir-
nehmungsschlüsse induktiven Charakter tragen. Und schließlicJ! sind in dor Entwicklung
der Logik seit Stuart Mill, dem er in der Auflösung des syllogistischen Denkens folgt,
doch von mehr als einer Seite aus gegen diese Auffassung Mills berechtigte Bedenken
ausgesprochen worden.
Aber selbst wenn alles Kritische dieser allgemeinen und der dem vorhergehenden
Text eingefügten speziellen Erläuterungen sich als zutreffend erweisen sollte: es bewiese
schließlich doch nur, daß Helmholtz auch in seiner Wahrnehinungstheorie, nur einem Glied
in der strahlenden Kette seiner einzigartig vielseitigen Leistungen, von der Zeitlago ihrer
Konzeption und der Eigenart seines genialen Denkens abhängig geblieben ist. Die leitende
Idee seiner Wahrnehmungstheorie, der Versuch, die empirischen Bedingungen des wahr-
nehmenden Denkens aufzuweisen, wird durch keines der erhobenen Bedenken angetastet,
ebensowenig die in ilun enthaltene, seitdem nur vervollständigte Ableitung der geometri-
schen Axiome, nach meinem Dafürhalten auch nicht der Grundgedanke seiner Deduktion
der Raum Vorstellung überhaupt.
Bciibi. ^rdnickt iu drr Kcifiludnieker«!
Phil.-hitt. Abh. 1921. Nr. 1.
ABHANDLUNGEN
DP:R PREUS5SISCHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
JAHRGANG 1921
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE
Nil. 2
VOM KÖKTÜRKISCHEN ZUM OSMANISCHEN
VORARBEITEN ZU EINER VERGLEICHENDEN GRAMMATIK
DES TÜRKISCHEN
4. MITTEILUNG: DUHCTI DAS I'OSSESSIVSUFFIX ERWElTKRTi: NOMINALSTÄMME
VON
W. RANG
BERLIN 1921
VERLAG DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
IN KOMMISSION BEI DKU
VKREINIGÜNO WISSKNSCHAKTLICIIER X'KKI.CTiEU WAI.TKU DK (atrVTKR f. CO.
V0RMAI.8 <;. 1. «Ost IIEN'SCHE VKHI-AdSHANnU NC. J. liirrKN l'A«. VKIILAGSIUI llirA.NUU Ni;.
«EUBG KKIMKK. K.VBL J. TkOUNEK. VEIT II. ( OMr.
Vorgelegt in der Sitzung der phil.-hist. Klasse am 10. März 1921.
Zum üi-nck genehmigt am 22. April 1921, ausgegeben am 8. Juli 1921.
IV. Durch das Possessivsuffix erweiterte Nominalstämme.
§ 1'. Im § 17 der Einleitung zu seinem großen Kawiwerk sagt W. von Humboldt:
»Die Verbindungen mit dem Besitzpronomen sind im Mexikanischen nicht bloß überhaupt
viel häufiger, als die Hinzufugung desselben unsrer Vorstellungsweise notwendig erscheint,
sondern mit gewissen Begriffen, z. B. denen der Verwandtschaftsgrade und der Glieder
des menschlichen Körpers, ist dies Pronomen gleichsam unablöslich verwachsen'".«
Wie die finnisch-ugrischen Sprachen, so kennen auch die türkischen Mundarten einen
artikelhaften (Tebrauch' des suffigierten Possessivpronomens: daß er sich besonders bei den
von W. VON Humboldt genannten Kategorien festsetzen konnte, ist vom logischen Stand-
punkt aus ohne weiteres begreiflich.
In unsren türkischen Texten, die ja immerhin nur erst ein unvollkommenes Bild des
gewaltigen Reiclitums dieser Dialekte geben, fehlt der sogenannte cams indtßnitm natur-
gemäß fast immer. Anderseits wird in Glossaren und Wörterlisten statt des casu.^
indefinitus häufig das betreffende Wort mit angehängtem Possessivsuffix gegeben. Bei
unsrer mangelhaften, lückenhaften Kenntnis des jeweiügen Sprachgebrauchs ist es dann
manchmal schwer, mit aller Bestimmtheit zu entscheiden, ob das Suffix bercclitigt oder
aber mehr mißverständlich von den Verfassern dem Wortkörper einverleibt ist: so heißt
ein verbreitetes Wort für »Brust, Oberkörper« köyilz kögiis (BtüW § 5); mit Possessivsuffix
versehen, lautet es "köyiis-i oder *kögüs-ü > köksi, kökm. Während nun A. von Le Coy
(Spr. 96c) vorsichtig sagt *k6ksüm .meine Brust' (nie ohne Affix gehört)«, finden wir
bei Shaw II £72 köksi. Man wird nun fragen: lautet der Plural wirklich "köksiläri — jak.
kö%sülnr('i ist nsich Böhtlinck §§ 53, 157, 420 zu beurteilen, also spezifisch jakutisch* — .
und sagt man auch *kükaisi oder wird dies »einfach durch Hajjlologie wieder beseitigt«?
Sehen wir nun aber, daß auch Casthen köksn kennt, ja, daß er nach Giganow 107 sogar
köksä (über dessen -ä vgl. unten § 29 ff.) aufführen kann, so scheint die Annahme nicht
' Die Abkürzungen sind die auch sonst von mir gebrauchten. Meinen Freunden Albert von Le Coi}
und Josef Mar(juart verdanke ich außer mannigfacher mündlicher Beieliruns; auch die Benutzung; von
Memoranski, Apaßi. 'I'ii.io.ioiT., Petersburg 1900.
Shaw, A Sketch of the Turki Language, II, Calcutta 1880.
OnFSEN, The second Danish Famir-Kxpeditiun. A vocabulary of the dialect ot'Bokhara [Kopenhagen 1905].
Wbitaker, Eastern Turki [Chaubattia (:') 1909 {;')].
Naliwkin, PyKOiiO/iCTBo Kl. upaKiiiMccKOMy ii:iyii'iiiB) capiDiiCKaro iiauKit, Taschkäud 191 1.
Pröhi.e, Karatschaisches Wörterverzeichnis. KSz X.
Nemeth, Kumük t-s Balkär szojegyzek, KSz XII.
Jisti-.Iaua, Dict. Kurdc-Fran(;ais, Petei-sburg 1879.
- In Porrs Ausgabe, 1876, II 190; vgl. auch S.487. Porr selbst erwähnt die I->s(-heinung im Bd 1 S. XXIV.
^ Vgl. D. K. Fuchs in FUF XIII 191 3 S. 8 und Anmerkung mit Literaturnachweisen; ö. Beke in KSz XV
1914 — 15 .S. i6. Auf Türkisches habe ich St3 1243 Anm. 3 hingewiesen; eine nach Kategorien geordnete syn-
taktische Darstellung auf breiter Grundlage würde unser Wissen vertiefen.
* .ähnliches findet sich sporadisch allenthalben: so lautet im Kumükischen der Plural zu <rin ■Lippo»:
rrniler (KSz XII 112), während die Balkaren fril/fi sagen. Wir wissen ja aber nicht bestimmt, ob im Kumü-
kischen nicht *erni im Knistehen begriffen ist, wie es nach dem l'lural den Anschein hat. Eine Stütze für
<Iiese .Annahme gewährt jedenfalls das höchst lehrreiche kumük. '/rnu »Platz- (I) neben orun »Bett".
I*
4 Bang:
IV ^ , zu gewagt, (las Possessivsuffix -/, -n sei in gewissen Dialekten zum integrierenden Bestand-
teif dieses Wortes geworden oder wenigstens auf dem Wege, es zu werden.
Wie dem nun auch sein mag: unberechtigt wird der vokalische Auslaut wohl sein in
CGiioalni (vgl. unten § 7) '-frons«, ctni »gingiva«, 112 amu »vulva«, hoti »Arsch« (lies
5 köt-i; vgl. unten § 50)'. In dem von Klai>roth herausgegebenen uigurisch-chinesischen
Glossar (Hua-i-yi-yü = HiRTH-Handschrlften Nr. i der hiesigen Staatsbibliothek), das nach
seinen Angaben in der Asia polyglotta 214 »von eingebomen Dollmetschern verfaßt« wurde,
steht 19a kilssi »Auge«, 19a adachi »Fuß«, igh . vi ngiilä »Knochen«, kuksuin »Brust« mit
Verweis auf tat. ^f hßcsse; i6a oMy »Sohn« gegen 17a uclivl, 16I) ijingh'ssi »Frau des
.0 älteren Bruders«; i8b kundehtai »Eidam«'; 17b ikrsi »der Herr des Hauses« usw. usw.
Doch gibt es zweifellose Fälle, in denen das Possessivsuffix allmählich seine Kraft
verloren hat und — rein äußerlicli betrachtet — in die Klasse der nominalen Formantien
überzutreten scheint, ohne freilich die Wörter, an die es endgültig antritt, begriff'lich irgend-
wie modifizieren zu können'.
.5 In den folgenden Paragraphen habe icli die mir bekanntgewordenen Beispiele zu-
sammengestellt, und zwar unter I die mehr sicheren und unter III die unsicheren;
diesen letzteren gegenüber befand icli mich in der Lage eines Menschen, dem plötzlich
ein Licht aufgegangen ist und der nun alles im Scheine dieses Lichtes sielit (vgl. Höff-
niNG, Humor als Lebensgefühl SS. 3—4). Daß ich mich trotzdem nicht ganz habe blenden
ao lassen, geht ja für den Leser schon aus der bewußten Zweiteilung des Materials hervor.
Die Auslautsverhältnisse, die oben schon bei dem Nebeneinander von köksi und köksc'i zu
Tage traten, wurden in Abschnitt II ausführlicher dargelegt. Ob einige der auf-?, -a und
-i, -n auslautenden Wörter zu den Deminutiven zu rechnen sind, kann leider erst nach
der Darstellung der türkischen Deminution ins Auge gefaßt werden; ich bemerke dies
25 hier ausdrücklich ein für alle Male.
I.
§ 2. Das uig. qad'm »Schwiegervater« wird mundartlich zu qaiti und qaz'in usw. (vgl.
Wb.). Für das Lcbedtatarische führt Wb. dagegen qai/ü auf; ich kenne diese Form des
Wortes auch bei den Schwarzwaldtataren (Tuba) Prob. I 253182, 26126 qainizi, ebenso im
Barabinzischen Prob. IV 813 qainizi-, im Tümenischen Prob. IV 36218, 36312 usw., aber
30 qairäsi Prob. IV 3471 und mehrfach S. 326. Prob. III 3154 qainisi »ihr Schwager«.
Castrkn gibt käste, das von Katanofi-, Mel. as. IX 120 besser qasFi geschrieben wird;
die l^ntwicklung beruht auch hier auf *qa:'ini > "(jaz'n'i > "qazrii > qasfi. Ein *qasti-:'i kann
ich hier nicht nachweisen; Prob. II 4863653 bedeutet qast'i »sein Schwiegervater«.
' la CC 114 cf)uni, Syiion. vun oinas »ainica", sah W. W. Radloff küfi -Sklavin«. Es dürfte eher = kün
35 sein: .Shaw II 173 kiin »wonien connected by bcing the wives of the same husband". Geschichte unbekannt.
'' Neben külilö »Schwager" (KOsm.= 45 27) kennt das Jakutische auch kiUiiöf, dessen -t meines Wissens
nicht erklärt ist. Geht es mit Schwund des auslautenden V'okals auf küdägii-si, -:i >- *küdä(^üs, -z > *küzäns,
-z > kütüöt (vgl. otuz, -s > jak. otut »dreißig«) zurück';' Ganz unklar ist auch noch jak. kinTt »die Frau eines
Jüngeren Verwandten. Schwiegertochter, Frau des jüngeren liriiders, des Neffen«, das irgendwie zu kulin ge-
40 hören muß, wie jak. kulul »Knecht« zu 5«/ (wie erklärt sich sag. tgät »Gefährte, Diener, Begleiter-? Bei kir.
tiiliinat »die Leibeignen der Sultane, wahrscheinlich ursprünglich die kriegsgefangenen Telcuten«, vgl. lälänäl,
tüläiiit, tälinit, Piob. HI 302 i3u Plural iüliiniittör, wird man wohl an alten l'lural auf -t denken). Bei kinJt
läge es besonders nahe, an Deminution zu denken; vgl. bar. tum. tob. kaz. käläs (wohl direkt zu schor. küli?
Prob. IV 299 s tum. kaläsä = kriläiii) und dschag. kälincük, kir. kdimäk.
45 ' Eine Ausnahme bilden jak. a-^jab'it, uig. tiinrim usw. unten § 61, 62.
Vom Köktürk'iscfien zum Osmanischen. 5
Im Schordialekt heißt »Schwager« qazin aya; es wird fast immer qa~in aya~i »sein iv ? 2
Schwager« gesagt: statt (ja:'in aya-m »mein Schwager« finden wir daher Prob. I 361 416
den Genitiv (/az'in ayaz'imnin.
§3. Kokt. «V/j »Herr« hat vielerlei Entwicklungen durchgemacht (KSz XVIII 26).
Mit Possessivsuffix lautet es im Tar. (igm, äyäsT, ignsi (Prob. VI 1 10 — i i i). In den Abakan- 5
Mundarten finden wir das kontrahierte t und ä, katsch. von Radloff e geschrieben: Prob. II
1 14889 Im »mein Herr«, 114891 ih »dein Herr«; 498204 em »mein Herr«, 503388 eFi »dein
Herr«. Mit dem Possessivsuffix der 3. Person: 114912 izmm »seines Herrn« oder einfach
»des Herrn«, wie Raoloit übersetzte; 503377 e-t »sein Herr«; karagass. Prob. IX 621
Nr. 45 äzi. Diese Form mit schließendem -zi lag den Sprechenden so in den Ohren, 1°
daß sie nun auch dzim, tzim »mein Herr« bildeten: Prob. II i 10755 mänin Jzim, IX 471 104
(izim. Es ist also unzweifelhaft özi, izi ein neuer Nominalstamm geworden oder im Werden,
den wir auch bei den Schor antreft'en: Prob. I 362442 azim, was freilich in den Corri-
gendis zu rfm »verbessert« wird, jedenfalls aber so im Manuskript gestanden hat.
Finden wir nun bei den Karaimen i/äsi, so werden wir diese Form zunächst mit dem 15
kaz. it/ü = balk. karatsch. ii/e vergleichen und demnach Anlautschwund' annehmen: iyä-si
> 1/osi; vgl. jetzt St 531 Anm. 2. Das Kumükische hat iy und die höchst wertvolle Neben-
form ys < i/(ii<i.
Vgl. auch krm. sab'i «Wirt, Herr« = osm. sah ~< sahib •< arab.
§ 4. Das kokt. Wort für »jüngere Schwester« setzt V. Thomsen als sinil an ; diese =0
Form besteht nach Wb. im dschag. OT. kur. ; Spr. 93 b gibt A. von Le Cog siiir/il (so im
wesentlichen RAyuEXTE MSOS 1914 204b) mit dem Zusatz »aber stets si}'igm7n<^ ! Wb. kennt
tar. .sinni, kar. T siiili, kir. sinli, siiidi. In Prob. VI 168, 169, 170, 171 si/inisi und slfmlsT.
BtüW § 8a hal)e ich vorgeschlagen, in dem Wort ein Deminutiv zu sehen von *.s«n:
dieses *sifl dürfte nun aber in der Tat bei Klaproth vorliegen, wenn wir nämlich an- »s
nehmen dürfen, das von ihm S. 17a (= Hua-i-yi-yü 36a) aufgeführte .sing/ii stehe, wie
die oben ^ i erwähnten Wörter, für siil-i »seine jüngere Schwester«.
Aus si/'iil entstand über *,sit'it, "sifin das tel. sin'^; im alt. kmd. tuni, leb. sinä scheint
aber -/, -('1 wieder auf dem Possessivsuffix zu beruhen, wie in den oben angeführten Formen
tar. s^iMi usw. 30
§ 4a. Nicht ohne weiteres klar ist auch eins der Wörter für -ältere Schwester« : in den kaukasischen
Mundarten karatsch. egec, ytgrc, balk. egi^c, egi'i, -Schwester- Uours. 51 ägiici =^ dschaft. sart. t<ir. (l'rob.VI 93 f.)
ägäöi »ältere Schwester« ; Sul.-Kun. 61 Mr», ehice -^ ahla, LUt/iik, hcmiire, ayadia; Spr. 81 c ägicä -ältere Schwester« ;
kom. ägäci »Tante«.
' Ein sehr interessanter Fall von Anlautverlust liegt ini ostt. sart. iim «weite Hosen« vor (vgl. Sbavv .<s
II 136); nach A. VON Le Co<^ Baesslerarchiv. VI, 3 117, sind es «große, weite Keitbeinklei<ler (ohne die sonst
übliche reiche Seidenstickei ei) sie reichen bis zum Gurt und nehmen die Schöße des Keckes auf. Sie
heißen iim oder ixim und werden von gelbbraunem, weichem Leder angefertigt.« Es handelt .sich also
um ein weitverbreitetes Wort: HorrsMA 58 Hirn • Beinbekleidung« mit Verweis auf Vl-i.i,ers. Nach Wb. tarn
i*im -Gellecht« und yisim -Strumpf«; ha\k. isim -Stiefelröhre, Gamasche aus Leder oder Filz-, karatsch. /.«»( <o
-Stiefelschaff, Stiefelröhre«. Im Seibani namä 170 u» tartip idi tizigä tüK-Uik isim übersetzt Vambi'rv durch
-Itauchwerk-. Man wii-d zunächst an icton, i.ilon -Unterhose« usw. (BtüW Anm. 24) erinnert; ich glaube aber,
daß wir zur Erklärung herbeiziehen müssen: bar. izii «Zopf- < *iiu, tara äiim «Haarflechte« mit der Erklärung
-von 'äi + ni«, die ich nicht begreife. Es wird sich um 'di- 5 handeln: -zusammendrehen, drillen« ;- ^H- i
-zusammendrehen« usw. Zu diesem Verbum stelle ich auch äiik usw. -Tür« — natürlich im Sinne einer 4;
geflochtenen Jurtentür. Im Kurdischen bedeutet i/w -chausson, gu^tre« Justi-Jaha i6i-a: kimik ahcv »chausson,
guf'tre, pnntoufle- und »seuil«, wie ja auch iiiik -Schwelle« meint. Semasiologisch ist ör-, iir- zu vergleichen
mit den Ableitungen örüm, iinm, iiriim: iirgii: örwa, -mii, i'irmä; \i.o\h. Irkin -Schwelle« ((Jastrkn 83a) ist wohl
auch nicht von Tr- «spinnen« zu trennenl'
' Zum Lautlichen vgl. unten § 8 zu iiiiil. Ebenso ist kokt. kom. usw. kiiniH> alt. tel. leb. kiin geworden 1 50
Auf das gekürzte balk. köl verwies ich schon BtüW § S. I*rob. VI 154 kiifdi, köjilüm ganz vereinzelt gegen
sonstiiif's kiiiinJ usw.
C Bang;
IV «ia Es ist wahrscheinlicli — mehr kann ich einstweilen nicht sagen — , daß ägäc^ die Grundform ist,
^ und zwar ein Deminutiv von einem verlorengegangenen *üg oder von *äyä — kokt. äkä. lOs wäre also -i, -ä
das Possessivsuftix; diese Annahme scheint bestätigt zu werden durch mg. nachatschi zzz nayaci Ki..\vR(rru 17 a
mit der Übersetzung »Frauenscliwester«. Dr. H. Hüli.e sagt mir, daß das chines. ^ nach (Iiles -a wife's
5 sister, a mother's sister« bedeute. Es wäre also nayaci zurückzuführen auf *ana ägäc-i > kir. »107a«
• Verwandten der Mutter", z.B. auch nayasi aya > nayasaya »der ältere Bruder der Mutter« usw.
Anderseits kann nicht geleugnet werden, daß cgtic ja auch aus älterem ägäci gekürzt sein könnte und
daß bei Compositis wie dem vorliegenden das zweite Glied nicht immer mit dem Possessivsuffix versehen wird.
Unsicher ist aucii noch, ob äcä (im Dschag. »ältere Schwester«, bei den Kumandinen •Tante«, bei den
lo Turkmenen »Weib, Gemahlin, Jlutter«) über *acä'^ < ägäcä entstanden oder ein selbständiges Lallwort ist:
vffl. ädlä »ältere Schwester; iSIutter«, idzä »Mutter, usw. Wb. I 720 wird idiä nun noch mit alt. tel. schor. äyä
• Vaters- oder Jlutter-Schwester. Tante, ältere Schwester, ältere Base« verglichen zugleich aber auch mit äjracä,
änäcä, die im Wb. ebenso fehlen wie igäci (erwähnt I 697 . unter ägätsi; letzteres wird in Mem. Acad. .St.
Polersb. XXXV Nr. 6 1887 S. 9a auch noch mit yäiiä, diefiäsi zusammengestellt. Prob. III 296 14 u dzengäii
■ 5 •Schwägerin« — Wb. diengäsä < -cä zu dzefigä »Frau des älteren Bruders«). Ich sehe die Notwendigkeit, all
diese Wörter auf eins zurückzuführen, nicht ein.
§ 5. Für »Nefle« hatte das Ostn. ein Wort y(ig('in, yäyäii, das jetzt -außer Gebraucli
zu sein scheint. Bei Sul.-Kun. 105 wird es yikän transkribiert; vgl. Pavet 556. Es
wurde kontrahiert zu alt. küär. ynn, tub. nän. Bei den Lebedtataren finde ich Prob. I 304 78ff.
20 yäncizl^ »sein Neffe«; dieses yänä fehlt im Wb. Im Schor bestehen die beiden Formen (V7n
und cüni. Für kir. dziyün (Wb.) gibt rkWb. 179 n.ieJiflHHUKt = »Neffe« an.
§ 6. In den Bedeutungen schwankend ist das Wort, welches Klapkoth 18b als yasna
»Mann der älteren Schwester« aufführt; es ist kom. pexna »cognatus« = Houts. 105 yiznä
»Schwiegersohn, Bräutigam« = bar. Prob. IV 76 i6u yisnä »Schwager« (fWb); dschag.
=5 yäznä, yäzdä — dies nach Vambery; wohl keine literarische Form? — Als Grundform
können wir *yizin, *yäzin ansetzen; sie hat sich im wesentlichen im schor. cäzin erhalten.
Aus ''yäzin-i bildeten sich die oben aufgeführten Wörter sowie koib. Uisti < *{üsni, tel. fmU'i
(neben dem deminutiven /'(MäS), schor. mstn, sag. Prob. II 477 3331 fcsfin »seinen Schwager«,
kyz. Prob. II 664 106 yästä, 670 308 yästäzlnä. Kir. dzezdd, kaz. dziz)iä neben dem deminuierten
3° dzizna » von dziznä + t « .
§ 7. Zu hurun, nmrun, purun lautet die Possessivform ''hurun-u usw. Prob. II 28 279
bedeutet ^2<m« s?7 (< *suii) den »Nasenschleim« = 508 556 ptinmnüfi sün (Akk.) = Prob. IX
351 7» purdunun sün. Prob. II 1 16 956, 1 17 1003 steht dafür purdii sü. Es ist hier nicht mit
Sicherheit zu sagen, ob purun auf dem Wege ist, sich in purnu, purdu zu entwickeln, oder
35 ob -u noch reines Possessivsuffix ist (vgl. II 230 35° card'i izäninäh »von dem Erhitztsein des
Schulterblattes«, rufin^; 254 138 ahau idzän d'urtün (Akk.) »die Jurte deines Vaters und
deiner Mutter«).
Die beßarabischen Gagausen haben jedenfalls den Schritt zu humu getaii: Prob. X 78 4
bahunim burnii.nma »in die Nase des Alten«.
• 4° Selbstverständlich haben sich im Gagausischen dann angeschlossen: boinu »Hals«
<boyun-u und qoinu »Busen« <qoyun-u. Es ist ein schlagender Beweis für die Richtig-
' Paa.sonen erwähnt unter ruwas. aMa ein jak. ägäs »ältere Schwester«. Böhti.ingk hat nur oyaü, das
jedoch aus ägäc entstanden sein kann und das er mit kom. ägäci vergleicht, indem er annimmt •/ ist hier
wohl das affizierte Possessiv der 3teii Sg.« (Gr. S. 248 Anm. 80).
" Vgl. aqa »älterer Bruder« > 070 > ä; andre Dialektformen sind: aqqa. aqqi. dann crjaca, ayaci —
alle mit weitgehender Bedeutungsdifferenzierung: dann aca (Wb. »=; ataca- lies ayaca). oci (i'), aci, adzi.
■■ Ich weiß nicht, wie sich W.W. Kaui.off Prob. II 241 724ff. zurechtgelegt hat. Der Text lautet:
aldi kizi is-/o<:pas Hadi.oif übersetzt: Den die Dorfbewohner nicht leeren.
ah qor sara Den bunten, gelben Napf
alih-aldi ol qis Nahm jetzt dieses Mädclien.
Die unpassenden »Dorfbewohner« beruhen auf einem Hörfehler; lies dld:i M:i »Gast.. [Vgl. Prob. IX 203 ^n
qnidi hh/idiän atdzi Icizi'! »wie wird ein Gast nicht essen;'«] '^
Vo>ii Köktürkischin cum Osnuinischen. 7
keit meiner Auslegung (vgl. unten V §63), daß qoi/un «Schaf« nur in dieser Gestalt iv§7
bei den Gagausen bekannt ist. Im übrigen haben sie anni »Stirn« <i altn-'i (vgl. §1)
und zu gelin »junge Frau« die Nebenform yelni (Prob. X 22b), die schon durch die nicht
vollzogene Assimilation {-nl- > -nn- in (/öww« »tapfer« <^qanl'i) zeigt, daß sich der Pro-
zeß hier vor unseren Augen abspielt. Sagt man heute in den Dialekten des Abakaa 5
keldim »meine Schwiegertochter« (z. B. Prob. IX 373 16), so wird auch dort über kurz oder
lang »Schwiegertochter« '*keldi lauten, wozu weiter *keldizi gebildet werden wird.
§ 8. Das uig. Wort für »Schulter«, bei Kl.\i'rotii 19b äüil, ist wohl von Haus aus
ein Abstraktum, wrtl. »die Biegung«, also gleichbedeutend mit der zweiten uig. Form (igln
(M 39 12)'. Die für meine augenblicklichen Zwecke wichtigen Entwicklungen sind: änni, ">
ohne Dialektangabe unter ägin erwähnt, schor. ägini, sag. igni, koib. ktsch. inni, schor.
ngnd, schor. küär. innd (vgl. auch Castrkn 80 b) sowie ktsch. Fin, alt. kir. usw. In. Für
das Sojonische gibt Castrk.v ikte, Wb. ikti < ifmi bzw. inmi.
Im Osttürkischen bedeutet diiU usw. (Prob. VI 70b Sundaq yjasltl bar ähil ikän »es
war ein Kleid mit solchen Eigenschaften«) »das die Schulter bedeckende Kleid« ton -s
usw. Vgl. Prob. IV 378 14" inninä tun kigizip »seine Schultern mit Kleidern bedeckend«.
Prob. IX 315 13U ehnimä keznrga hp ipar-hi-ni t ^= »ist ein Kleid für meine Schultern da?«
In den oblitjuen Kasus' erscheint immer änn-'i usw.; *n'tlntst ist m. W. nicht zu belegen.
Wb. fuhrt ein bar. iin »Schulter« auf, das mit unserem (igln verglichen wird. Prob. IV
754 steht aber un, das ich eher zu öS/in im § 9 stellen möchte"" [doch vgl. karatsch. '»
nn-bati »Schulter« KSz X 143, kumük. ImmaS < ün-b<is, mit der Entrundung, wie in izihn
»Rosinen« = iiziim; zu haS vgl. yan-hai »Hüfte« und kurd. ser-mil »epaule d'homme«,
Justi-Jaba 241a, wo spr = baS; vgl. Tomaschek, Centralas. Stud. II 56 = SWAW XCVI
1880 788 unter Hüftknochen'].
§9. Da dem Osttürkischen die Bedeutung »Schulter«, wie wir eben sahen, (nr (ifill =5
abhanden gekommen ist, so gebraucht es hierfür murä (Spr. 98 a, Prob. VI 56 8u, Raquette
MSOS 19 14 225a), ein Wort unbekannter Herkunft. Auch ttöa »Rücken« tritt teilweise
in die Rechte des (ifiil (Spr. 82b, Prob. VI 132 10, Raquette, I.e. 177a; vgl. Wb).
Wichtiger ist für uns üäni »Schulter« Shaw II 24, das auch Wiutaker kennt. Ich
stelle es zu iiSün, das als özbiigi.scher Stammname bisher nur im Seibaninamä cd. Vam- 3°
BKRv 272 — 77 belegt zu sein scheint; Sul.-Kun. 150 hat einen Stammnamen ojSun, der
wohl dieses öMin repräsentiert. Die anderen Mundarten haben bisher geliefert: halk. öii'in
»Brust«, (Jiun-alti »Vorhemd« sowie karatsch. öSun, yöäun »Brust», öiüUtik »Brtistrienien
am Pferdegeschirr« KSz X 127, bar. Mihi »Schulterknochen« (vgl. u)t. im vorigen Para-
graphen?), alt. schor. leb. öiiin »Schlüsselbein« und das auf derselben llntwicklungsstufe 35
wie öirti stehende .schor. üitii »Schulter«, dem karagass. öSte — koib. (Mü bei Castren 87a
(Mel. as. IX 114 östü) in der Bedeutung »Oberarmknochen« entspricht. Prob. IX 615 311
noch karagass. öSti/m (Vittln; »bis zu seiner Schulter«!
Vgl. unten § 53 qari.
' Das sag. iiimä •.Schulter" ist wohl ehi weiteres Abstraktum, wie aber ist ifimän zu erklären?
* Abgesehen ganz davon, daß im Barabinzisclien Prob. IV 50 4 iftninä -auf seine Sciiulter- vorkommt
— allei'ding.s tinden s'ch ja lautliche Varianten ein und desselben Wortes des öfteren in ein und demselbi-ii
Dialekt — ist ün oder ün lautlich nicht gut auf inni usw. zurürkzuluhren. .\nderscits kann ich einen .Schwund
von -«- oder -;- auch nicht nachweisen. Will man also nicht annehmen, vn sei von iis'ün ganz zu trennen,
so bleibt zunäclist nur Schwund der ersten Silbe als Erklärung übrig: so doch wohl osm. miirdzi .Schmied'.
< tämürci! Vis wäre dann aber sehr auffallend, daß dieser höchst seltene Vorgang sich gerade bei demsellx'ii
Worte in zwei örtlich von einander geti-ennten Mundarten sollte abgespielt hüben. Es bliebe also noch die
.Annahme, niün .sei ein Kompositum von *oi und ün: mit dieser Annahme sitzen wir daim glüi'klicii in einer
Sackgas.se. solange *i)s nicht erklärt i.st.
S Bang:
IV <q I)<as Jakutische hat ein Wort I'üi- .Hiilte«, (ittük, welches Böhti.ingk m filiin stellt: *otün-ük > öttük. Dieses
* ötiin. das nur mit dem Possessivsuffix auftritt {öttüm -meine Seite« usw.) könnte unbedenklich zu ösün gestellt
werden, wenn der Cbergang von -s- > -t- (Böhti.ini.k § 185) besser belegt wäre; nur das flektierte ■mis : -mis-in,
-mUin ist ganz sicher im Jakutischen durch -üUm vertreten. Zur Bedeutung »Hüfte« ist zu Ijemerken, daß
5 das oben erwähnte uca »Hucken, Schulter« im Cuwasischen v9Üh lautet und .Hüfte« bedeutet'.
§ 10. Dem mg. dscliag. mdniz »Antlitz, Gesiclit« entspriclit das tar. miifizi .-Wange« ;
der Possesiv "manzisi Ist hier noch nicht durcligedrungen oder wohlklangshalber ver-
mieden worden : Prob. VI 160 4 iki mänzT {siaAX mänzi) qarnm töpäsigä aqqan qanya (r/ßaS
qizü holsa » wenn ihre beiden Wangen (ihr Gesicht) rot ist wie Blut, das auf Schnee ge-
■" flössen«. Weiteres BtüW 308 2.
Einen Dual auf -c werden wir auch in osU. qötcüz »Backe, Wange« Spr. 95c, qulni: -cheek, the bucci-
natores, a mouthful« MSOS 1914 217a erblicken müssen; ich möchte es mit alt. tel. leb. tob. scher, qoytis -Selten-
wände der Brust« usw. zusammenstellen, das mit köyüs nichts zu tun hat (Wb.). Semantisch wäre auf das
o-ewöbnliche AVort fiir »Backe, Wange- zu verweisen: ijafiaq, das im Uig. noch »Seite« bedeutet haben muß
15 {sägiz yanaq »die acht Weltgegenden «) und dessen Deminution yanaciy im Dschag. »beide Seiten« bedeutete;
vielleicht hängt i/anaq sogar mit yan »Seite« zusammen (< '^yan-qaq'^?)! Das jetzt in den Turfanfj-agmenten
auftretende ytiiaq »Seite« würde neben yafiaq stehen wie y'iyac neben yayac »Baum«.
§11. Das uig. usw. ay'iz »Mund« ist heute u. a. durch die folgenden Formen ver-
treten: tub. sag. sclior. äs, alt. tel. üs, kkir. öz, ös; osm. usw. «72^. Unter äs werden ohne
=° Dialektangabe aqs'i und agsi erwähnt, die an ihrer Stelle im Wb. fehlen ; vgl. Casthkx
koib. ayje, karagass. akse = Mel. as. IX 102 ay'is (aqst).
Für das Osttürkische kennen Raquette a. a. 0. 174a äyiz, von Le Coq Spr. 83c cyis^.
In Prob. VI kommt meines Wissens nur einmal aqsiya (743) vor; sonst immer ayzTya, ayzlda,
ayztni usw. Daß hier wie im Dialekt von Yarkänd der Umlaut fehlt, ist für die relative
'5 Chronologie von Wichtigkeit, zeigt außerdem, wie alt der Verlust des -i-, -i- ist: kom.
aflX «os» CG iio, während sonst -t- teilweise noch erhalten war.
' ScL.-KuN. 26 hat h'iq'in »Seite. Hippe, Hüfte», PAvrr 187 = teL piqq'in, kir. kkir. m'iq'in »Hüfte, Wei-
chen«; kai-atsch. b'iyin KSz X 93. Kacjuette bietet 182a bäqin < *baqin »the side-part of the ehest«; dieses
scheint mit bayindas in Konilikt gekümmeii zu sein, das nach Sül.-Kun. 19 bedeutet: dizlärin yoqarisi,- baydas,
30 San. Nach rkWb bedeutet mn soviel wie oi'.ipo »Hüfte, Schenkel«, ostt. sanoq »Hüfte (der Tiere)«.
■'' Vgl. kokt, qulqaq »Ohr« und KO.^m.^ 6 30: jetzt auch A. von Le Coq, Türk. Manichaica aus Chotscho U
S. 1 1 20 iamyaq »Kehle« {■=■ M 37 12 ta7nq[a(j\ »Gaumen«) und das ganz unklare ärngük »Finger« S. 1 1 n
(;:=M^46 7i und Anm.). Ich möchte es zu fträn »^Nlaun« stellen; vgl. alt. tel. ärkäk, Abakanmundarten eryäk
»Daumen«. Nehmen wir kurz entschlossen Deminution an, so hätten wir für »Ohi«: »Knechtlein«, für «Gau-
35 men« (»harter Gaumen« oder »Segel«): »Wändlein«, für »Finger« (»Daumen«): -Männlein« und für »Backe«:
»Seitleiu«. Wenn die Länge im Jak. kulgSy^ »Ohr« berechtigt ist, so wird *-qäq eine gehäufte Bildung aus
'■'-qa-aq sein.
Für kiptsch. dir-jaq »ICralle« (Hours. 73) -— tiryaq (sag. koib. ktsch. küär.; Prob. IV 26 s) ergibt sich
eine analoge Geschichte: L^ 1720 das mamch. tiranyaq »Nagel« von *t'ir, *i'iran, dessen Bedeutung vorläufig
*° nicht zu erraten ist; dazu das -a-Denominativ *l'iran-a > tirna- > tirna- »sich jucken, kratzen, harken« —
also auch hier kein '-na; K0sm^3S. Umspringen der Konsonanten in ^1=^3522 tingray wie 4671 in angräk,
die wohl beide noch dreisilbig zu lesen sind: t'inayraq, änägräk. Zum Umspringen vgl. BtüW' 528 und Anm. 30;
sonst u. a. kiptsch. azbar «Viehhof» > kumiik. azbar, abzar balk. arbdz; vgl. von Erckert, Spr. des Kaukas.
Stammes I 51 azbar 'Dach', 155 a:var 'Zaun'.
■'S Nach Wb. bedeutet osm. lifaq »Gaumensegel«; wrtl. »Zäpfchen« d. h. »Zünglein«: vgl. russ. )i;ihiHoi>-b,
kiptsch. i'ilaq »Clitoris« ^ np. Ebenso kir. böböiiik »Zäpfchen, Gaumensegel«, aber kkir. böböciik »Kitzler«,
worüber an andrer Stelle.
Wie neben qulqaq osm. usw. qiilaq steht, so muß es für ärdnkäk die Nebenform *äränäk «Finger» ge-
geben haben > ämäk bei Sil.-Kin 65: ernak = parmaklarin ud'zu »Fingerspitze«. Aus der Wb. I 787 mit-
5° geteilten Stelle aus RiB'yuzi (ärndkliir ucida) geht aber hci'vor, daß Silejjians Übersetzung nicht ganz genau
ist, daß ämäk vielmehr nur »Finger, bedeutet.
Ablautend -qnq in uig. yalngquq »Mensch» M^ 142 z=z yalafi-qnq zu kokt, yalafi »nackt«; vgl. etwa russ.
io.ii.niiKa -ein nackter Mensch« usw. zu lo.n.iii »nackt, kahl».
^ . A. VON Le Coij sagt mir, daß die auf den russ. Karten Sänim auz genannte örtlichkeit im Norden
55 von Turfan vulgär sä/iim ey'i.z'i hieß, was der Wang ayz'i aussprach.
Das Prob. VI 135 lu stehende a-/;«';/«?' »deinen Mund« ist des fehlenden Umlauts wegen ebenso auf-
fallend, wie Hai^ueties äyiz, für das man «7/; erwartet (sieh dieses MSOS 1913 165a und vgl. 167 2«).
Vom Köktürklschen :nm Osmanischcn. 9
Das obenerwähnte aqsi liegt dem Prob. IX 250 i vorkommenden qan aqs'iliy »mit iv§ii
blutigem Munde« zugrunde = osm. ay'izti = alt. tel. üstü < *v,s-lü < *ajizli-)i. Sonst
kenne ich noch Prob. IX 343 8u aqs^-\sildüh »die Milch deines Mundes« 343 6u aqs^-\sü(lüm
»die Milch meines Mundes« = Prob. II 336 1132 aqs'innm südi'i, 336 1139 aqsimnw südn. Den
Ausschlag gibt aber Prob. IX i i 7 4" J50 cill'^ po aqsi »was ist das?., das ist der 5
Mund« !
Formen wie *aqsisi, *cr/zisi wären wohl des Wohlklangs wegen bald wieder ver-
mieden worden'. Wie lauten die Plurale?
§ 12. Für »Kinn« — auch »Kiefer, Wange« — hat das Osttürkische imk (Prob. VI
148 8u ihäglgä »auf seinen Backen«), das zu alt. tel. schor. leb. sag. koib. katsch. ak kon- .0
trahiert wird, rkWb. 185b ek. Hierzu stelle ich schor. (W) Igl < iMk-i. Ganz sicher
ist dies freilich nicht, denn theoretisch könnte -g"i vielleicht das Abstraktformans -gü
sein, das dem -k ungefähr gleichwertig war; Parallelformen auf
-k, -gil
-q, -7« -5
finden sich ja öfter. Das auf den ersten Blick ganz unverständliche l)alk. zegi »Rippe«
entspricht so dem kiptseh. dU (Houts. 57): der vokalische Anlaut fiel im balk. Worte fort
wie in balk. zer »Sattel« < -;y(ir < äijär usw. Im übrigen vgl. Wb. unter nyägü, igägii,
ögi'igii (KOsm' 53 Anm.), von denen eins der Vorfahr von zegi ist; welches, werden wir
nach gründlicherer Durchforschung der Türkdialekte tles Kaukasus wohl erfahren [vorläufig 20
vgl. wenigstens karatsch. iyegi »Rippe« KSz X 107].
§ 13. Die meisten Dialekte haVjen o/7 »rechts, rechte Seite«, nur das Jakutische liat
uha. Da auslautendes jak. -a aus -i entstanden sein kann (kokt, alt'i «sechs» > jak. alta;
Possessivsuffix kokt, -s'i > jak. -ta; Praeteritum kokt. -U > jak. -ta), so führe ich ona auf
OH-'i zurück. 2s
§ 14. Das uig. usw. uzun »lang« halte ich für einen erstarrten Instrumental zu uz (Vs"?)
»*Länge«; davon das denominale uza- »lange dauern« usw., von dem wieder t<^og' »lang,
weit« gebildet wurde. Im Jakutisclien lautet das Gnnidwort tisun, zu dem *umnu < *iizun-i
gehörte (vgl. z. B. osm. iizunundza »der Länge nach«, baUc. hin iizimii »den ganzen Tag
lang«; Olufsen 58 dewdl uzunidan »die Mauer entlang« |k:iratsch. halt'ä uzniiii »entlang 3"
der Schärfe des Beils« KSz X 143]); usuna > *usna > uxta »Länge«. Vgl. schon Böht-
LiNGK unter ustun.
' Es ist u. a. daran zu eiinnerii, daß der Possessiv von su meines VVi.ssens nirgends *iiis'i, *susu lautet,
sondern fi4yu, sü'n, sü; fui/T, mtT. Dabei spricht, historisch betrachtet, der alte konsonantische Auslaut selbst-
verständlich noch mit (kokt, .wi, Abakantat. .««7, sitg); praktisch ist die so naheliegende Neubildung jedoch ,15 .
des Wohlklangs wegen nicht zustande gekommen. Freilich kann man ja in der grauen Theorie wieder
annehmen, sü sei aus *su:u entstanden; vgl. bar. Prob. IV 58 su qann'iii yäü < yayiz'i, kur. Prob. IV 148 iju äiinä
■< äüzünä 'ZU seinem HausC", 154 14" (iündä < nüziindä -in ihrem Hause- ; zum Schwund von -z- vgl. KOsm'' 43 22.
Daß bei der Behandlung von su nicht ausschließlich historische Gründe im Spiele sind, lehrt osm. baru.
bani-sit »Zutluchtsort, .\^l; Schutz; Mauer, Festung«. Es soll nach Youssouk dem Iranischen entlehnt sein 40
(np. bärü), doch hat das Kujnükischc neben barusu »seine Mauer« auch baruicu (KSz XII 302 46) im Keim mit
ariwu zu ar'iu, arU = uig. ariy .schön, gut- (vgl. kum. eliivai, el'iuwas -Leichenschmaus- < nlüg as, aber kum.
otit -tot"). Als Grundform ergibt sich also ein echttürkisches *bafiy, *baruy, dessen -7 im Osm. spurlos ver-
schwunden ist wie in qapu -Tor- =^ kokt, qap'iy usw. Zu np. bära -Mauer« vgl. HrriiSciiMANS. Armen. Gramm. I
226 Nr. 523. 45
Zu täräzä -Fenster« wird Prob. IV 67 su bar. qannin täräzäzmä gebildet, doch steht 62 n iäräzinä soqt'ilar
■ sie klopilen an (sein) Fenster« ; vgl. meine Bemerkung bei Pki.. X — XI. Ich halte das Wort jetzt für iden-
tisch mit np. darida «Tiirchen, Fenster- von dar »Tür- mit dem Deminuiivsuffix nip. -Tcak >- np. -Tra. -Tza
(HÜBSCHMAN.N, a. a. O. 137 Nr. 178): täräcä Prob. IV 225 5; doch wurde im Türkischen das Wort an täri usw.
• Haut« (vgl. unten § i,^) angelehnt: daher IV' 327 8 tiräzä (vgl. BtüW Anm. 30). Das kir. ököskii ..Fenster« 5<>
Prob. III 297 8 usw. ist das russ. deminutive oldhikd; die Toboitatnren haben nach Gi(;anow 337 ein gehäuftes
Deminutiv täräziU'ik.
PAil.-hi3l.Abh. 1921.' Nr. 2. 2
10 . Bang:
IV §15 § 15. Castren gibt 122b und 146a ein karagass. (soj.??) soMe »Hintern«. Wb. stellt
sclior. leb. sag. tub. sön = son. Das kann in dieser Form niclit ganz richtig sein, da die
Länge unerklärt bleibt und auch der schließende Nasal Schwierigkeiten macht. Mel.
as. IX 148 gibt Katanoif für das Koibalische:
5 so/i »Hintere«.
sofit {so) »das hinten Befindliche, nach hinten«.
söna (Dat.) »nach hinten«.
söndu (Lok.) »später; hinten, nacli«.
sönan (Abi.) »von hinten«.
Es muß also sön doch wohl ein erstarrter Instrumental sein: *soa-in (oder *sofn-n'?)
> son. Von diesem "sonin gehe ich auch bei der Erklärung von sokte aus: *sonin-t>''sonnt
> *soqni > "soqt'i, das Castren als soklc hörte oder auffaßte: zu -qt- vgl. soj. ikte (VYb. ikü)
»Schulter« =: inne, inni; oben § 8.
Das Karagassische schwelgt in einsilbigen Längen, wo die übrigen Mundarten Kürzen
.5 haben: Prob. IX 616 Nr. 28 usw. sön, aber 625 Nr. 61 son^u «Hinterteil». Auf .w/7i gehen
zurück: 628 Nr. 88 söm^a olur »setz dich hinter mich«, 651 4" sömza < "sonimca »hinter
mir her«. Vgl. soj. schor. sohtz'i »übermorgen« < ''soiYisi -- son-'i + erneut angetretenem
Possessivsuffix, da soft'i zum Stamm geworden war. Ob sich soiYi überall säuberlich von
so/l-yi, song'i usw. wird scheiden lassen, weiß ich nicht.
20 § 16. Aus der Kandakowschen Mundart gibt Castren 86a 6ü »Handfläche«. Es
ist wieder das mit dem Possessivsuffix versehene Wort: tar. öc, alt. tel. US, sag. koib. ktsch.
ÖS, das Castren auf derselben Seite erwähnt; für die Kandakowsche Mundart: Us\ Wichtig
sind hier u. a. kir. üs mit unerklärtem -.s* statt -S (vielleicht ist^-.s von qos-üs hergenommen'
= schor. qos-öS usw., Castren 97 kozos »Handvoll, beide Fäuste«) sowie Olufsens havr.
=5 »a handful« wegen der A-Prothese. Es ist also 6H =-- *awic-i (dessen Quetschlaut vor Vokal
erhalten blieb, während er im absoluten Auslaut zu -s wurde) ; vgl. cuwas. /»i<^ neben jviL
§ 17. Das türkische Wort für »Ende« iic wird lautgesetzlich im Abakan zu us. Castren
hat für das Karagassische die beiden F'ormen id'u und ud'ii. Auch Wb. gibt udu für
»■Ende« im Sojonischen.
30 § 18. \iig. "yay'ii- »Schulterldatt«, dschag. »Schulter« (Pavet 52g, Sul.-Kun. 95), osm.
»dos du cheval« (Youss.) hat eine osm. Nebenform ya'yr'i »Kreuz des Pferdes«, die jetzt
veraltet ist; jak. suri »Haut vom Ende des Pferderückens; daraus verfertigte Stiefel« (zur
Bedeutung vgl. § 19). Das Wort bedeutete zunächst wohl »den oberen Teil des Rückens«
und ist mit ^yayir »durchgeriebene Stelle auf dem Pferderücken« identisch; ist dies der
35 Fall, so vgl. tub. yaur = alt. yür in letzterer Bedeutung. Das bar. yauru »Schulterblatt«
kann ich leider nicht belegen; kom. yauru (Wb.) existiert nicht. Über kiptsch. yo7/-flrt
usw. vgl. KSz XVII 142-. Das misch, yaw'irni »Schulter«, das zweifellos wieder -t ent-
hält, steht bei Paasonen unter cuwas. surhn^.
' Umgekehrt hat von Le Cik^s qocüc -eine doppelte Handvoll.^ (Spr. 95a) das mittlere -c- fiir -s- vom
Auslaut her bezogen, während das Simplex bei ihm qoi lautet.
'■'Dort habe ich versucht, das bar. tsögdr durch Annahme von ^/-Umlaut und c-Umlaut aus *ca~/ir, *cayitr
zu erklären. Da der t'-Umlaut in den Kreisen der Fachgenossen hier und da bezweifelt wird, so will ich
Oi.ursENS cäikarc, cäsJcarrj ..outside« erläutern: ifh nehme r-ümlaut an, so daß ra.w/an das Ursprünülichere war:
caSqari entspricht dann dem bekannten ta.iqari. -gari: vgl. die Entwickluns; von ^ vor silbenschließendem -s
in osttürk. «.s = ft.« ..Zahn.. (Spr. 88c; Prob. VI 181. „), tvi.v = «v »Traum. "und ..Mittag«, riis- = fiis- »fallen.
(Spr. 90 a).
' Im QB 16511 ist Jj_ wohl yäriit-i ..seine Schulter., zu deuten.
Vom Köktürkisclien zum Osmanischen. 1 1
§19. Im Scliordialekt bedeutet wyi/- »diirchräuehertes, nicht gegorbenes Leder und IV §19
Scliuhwerk aus solchem Leder«. Osm. sa-^r'i meint i. »Bug, Rücken des Pferdes«, 2. »Rücken-
leder des Pferdes, hauptsächlich zum Einbinden von Büchern gebraucht«. Vgl. jetzt auch:
HoüTs. 81 Sö7n > tel. mri (Prob. I 2485 süru)-. kaz. muri, kir. saurü, beide im Sinne von
»Pf erde rücken« usw. und »Leder«, während tar. sa-)'ra < sa'^ri nur »Hintern, Hinterbacken« 5
zu bedeuten scheint (vgl. kir. saur'i u. a. »Hinterteil des Viehs«): doch gibt Shaw II 118
sayri im Sinne von »a leather prepared from liorse-skin (from the back of the horse)«.
§20. Für »Schlund, Kehle, Gurgel« gibt es ein Wort, dessen Formen lauten: uig.
dschag. tar. boyvc, > tob. buyuz; osm. hoynz> kaz. huyaz usw. usw. Für das Karagassische
gibt Castken 127 b bokse, 15c aber hoksu. Da er an letzterer Stelle ausdrücklich den Dativ 10
hoksd erwähnt, der nur aus *boksu, *bokse + 7a kontrahiert sein kann, so ist sein Ansatz
dieses Wortes über jeden Zweifel erhaben; es ist aus boyvz-t, boyitz-u entstanden (vgl.
tob. kök.-<fi § i ) > ho(jsi.
§ 21. Das dschag. ^y wird im Wb. zweimal gegeben: i. bök.-<a »der Teil des Rumpfes
oberhalb des Kreuzes«, 2. büksä »der Teil des Körpers unterhalb des Gürtels«. Für das is
Kirgisische haben wir pöksö (<C -S('i) »Unterkörper« und böksö »der untere Teil des Rumpfes
in der Gegend des Beckens«. Für das Barabinzische hat Wb. pöksil (< -si) »Unterkörper« ;
Prob. IV 2 2 6u scheint es nur »Körperteil« schlechtlun zu bedeuten.
Dürfen wir ein *böyüz, *bögüs konstruieren, aus dem böksn usw. entstanden wäre,
und weiter annehmen *bögüz sei durch Rhotazismus zu osm. bö(jilr, biigür, bihjür »Seite, 20
Hüfte, der Teil des Körpers unterhalb der Rippen« usw. usw. geworden? Vgl. den Ver-
such, kOkrak mit köyüz zu verbinden in meinen BtüW § 6.
§22. Für »Nacken, Hinterko])f« gibt es ein Wort, das schon CC 136 und Houts. 55
als diWi auftritt und diese Form bis heute in allen Dialekten, in denen es nachgewiesen
worden ist, im wesentlichen behalten hat: kir. n'isu, osm. a/ist'i, tob. ii'isd, kumd. (inzd usw.; 25
nur das leb. (deminutive wie in kir. la(]tai »dünnes Brett« von (a(jla?) rn,tai bedeutet
»Schulter«'. Gehört a'/Wi zu den Wörtern, in denen -d auf älteres -i zurückgeht, und
sollen wir annehmen, der Grundtypus sei *d/'iiz, *diiis gewesen? Vgl. die l)eidon vor-
hergehenden Paragraphen und die Bemerkungen zu 07/- § 1 1 ■.
§ 23. Hier möchte ich nun aucli noch ein Wort erwähnen, in welchem -/, -?V, zwejfel- 3°
los das Po.ssessivsuffix darstellt: ebi »Haus«, das nach Wb. nur bei den Sagaiern am
Flu.sse Is vorkommen soll, in Wirklichkeit aber viel verbreiteter ist: Prob. II 17565 dbiz'in,
25177, 29299 dbtz'indd, 43780 öbiizündd, 4437 usw. tbizmd, 79282 ehigd ncXxin sonstigem ibgä,
egbä, 793'3 ebizmin usw. usw. Prob. IX 332 Nr. 2763 öbiziniü. Anderseits besteht im
Schordialekte neben iig »Haus« auch ügü (Prob. I 34443, 353 '48 usw. iigiizi'md; vgl. meine 35
Anmerkung bei Pel. S. X) und ich bezweifle nicht, daß, wenn wir bei eben diesen Schor
• Paasoken erwähnt unter tuwaS. anzs ein misch, iüzä -der Teil der Brust, der zwischen der Sfliultcr
und der Brustwarze liegt«.
' Ich hätte dieses Wort lieber zu dem unsicheren Material gestellt, wollte es aber von hoqs'i und biiksä
nicht trennen. Man wird sofort fragen, wie es zu erklären sei, «laß hier schon im Jahre 1245 (Hovr.SMA's 4"
Glossar; CT aus 1.503) dei- Abschluß erreicht war. Ich kann darauf nur antworten, daß im Sprachleben iuinier
einzelne Wörter den anderen voraus sind. Bei ihnen tritt aus lautlichen oder semantischen Gründen oder
auch weil sie häufiger gebraucht werden irgendeine Andening im Laut oder in der Gestalt zuerst auf: ihnen
schließen sich dann andre an: ohne die •Frühreifen- gäbe es kaum eine Veränderung oder, wenn man will,
keine Entwicklung in der .Spr<ache. Warum sagen die Tarantschi des Ililales .<?«7)«r (ij 4), nicht aber *o7;;/w 45
(§ 8) usw. :• Daß im Osttürkiscben später auch einmal *ä/inTsT durchdi'ingen wird, ist liöchst wahrscheinlich.
Wie aber lür denjenigen, der heute diese Gruppe betrachtet, xiü n7s7 ohne, ei-sichtlichen Grutul den andeien
VV^örtern voraus ist, so kann auch äi'isä seinen Genossen vorangecilt sein.
1 2 I^ -^ ^' *■ •
IV §23 I 390500 uzilnö finden, dieses ü aus ii(/ü entstanden ist; es ist also auch sehr wahrschein-
lich, daß ügil auch den Dialekten bekannt ist oder war, für welche Wb. ü nachweist'.
§ 24. Da das np. >- »Stadt« überaus häufig mit dem Possessivsuffix versehen wird,
so ist -i auf dem Weg, "bei diesem Worte zum integrierenden Bestandteil zu werden : bar.
5 äähäri, Prob. IV 42 1 Qannii'i ^('ihfMcmä usw.; 4714 zwar äühärgä, aber 5713 wieder üzünün
säMnzmm »seiner eignen Stadt« usw.; ^j m ^ahärnm, 6^2,» qan Mluimm. Prob. VI ii6iou
für mJuingä.
§ 25. Tara inüäM {?iob. IV 119 12, 120 i) bedeutet »Winkel, Ecke«. Es gehört zu
den Begriflfen, die man sich kaum ohne Beziehung zu einem anderen, folglich auch nicht
■o ohne Possessivsuffix denken kann. Seine Geschwister sind: kur. niiUS (Prob. IV 1393")
= tob. bar. müyüS = dschag. mmüS, müS^, tob. müä (oder niM), kir. müyils, kar. L. müwiis usw.
Bei SuL.-KuN. 146 lesen wir buchstäblich: miinkusi »Winkel, Ecke« d. h. milnüM, das obigem
inüäM wohl entsprechen dürfte. Prob. IV 1 19 9" üynmnün türt miiäsädä »in den vier Ecken
meines Hauses«, wo aus dem »Fehlen« des Possessivs hervorgeht, daß die Bildung noch
15 nicht abgeschlossen ist.
§ 26. Zu den Wörtern, die sehr häufig mit dem Possessivsuffix vorkommen, gehört
auch Mräh »Bedarf« usw. Vgl. nun Prob. III 310 16 qat'infn mayan herägisi dzoq »ich bedarf
der Weiber nicht«.
§27. Das Nomen bar »das Vorhandene«, das wie jedes andere Nomen dekliniert
20 werden kann, erhält seiner Bedeutung entsprechend oft das Possessivsuffix: berini Prob. VI
163 16 »alles davon Vorhandene«. Statt hart aber auch barisi, das wieder zu 6am" wird:
vgl. KSz. XII 100, wb Nemeth folgerichtig ein kumük. öari' als Stamm ansetzt. Vgl. balk.,
karatsch. unter bar und z. B. Prob. IV 92 lon bafisin. Lies jetzt unten S. 20 Anm. 1.
Wenn bafi auf *barar-t zurückgeht und wenn überhaupt hart (im Jakut. mit kurzem -a-\
n Vgl. aber här) das Possessivsuffix enthält, muß das jak. bafi »jeglich, all; das Ganze, die
Gesamtheit« einer jüngeren Turkisierungsperiode angehören, weil -i sonst zu jak.
-a hätte werden müssen; dem barm entspricht jak. bafita »sein Ganzes, Alles«. In bafi
ein Gerundium auf -i {al-, al'i) zu sehen und Böhtlingk § 528 heranzuziehen wird wolil
niemand gutheißeii. Erwähnt sei auch noch das kir. bäri (so auch Prol). IV 122 8 usw.,
30 292 16 barM), obwohl es uns in nichts w'eitcrhilft (< *ba'fi?).
§ 28. Daß in den lieutigen Formen für die Ordinalia wie üciinci »der dritte« (vgl.
kokt., uig. üöi'mc und jak. i(si}s) das Possessivsuffix vorliegt, habe ich BtüW^' § 8 wahr-
scheinlich gemacht. Die ältere Form liegt möglicherw^eise auch den karagassischen Ordinalien
(ild'iiSkif usw.) zugrunde. Da auch die Kardinalzahlen oft mit dem Possessivsuffix auf-
33 ' Slt,.-Kun. 5 ayovi. akevi .^ alaaiij »Zelt« ist aij ähi.
- Wb. unter ^mu.i. Das vom Wb. aufgeführte dscliag. mzi/nts »ein einsamer Ort« ist selbstverständlich
unser münüs. Von dem anderen W^ort für »Ecke« kommt das epische pidufi ;/är und pulu/i sii -Eckenland-,
-Eckeuwasser«, d.h. doch wohl »vereinsamtes Land, Wasser« usw. In den Epen lebt der Held oft in einem
an yär usw. «öden, einsamen Lande« (vgl. Wb. unter an. Hin < ;'). Vgl. ,Si:r..-KrN. 32 hucaq .p:cke, Winkel,
^o ?]insamkeit [inziva)"-, osm. bir hudla-ja laqilmaq »einsam leben«.
' Mit dem -ki, -ql, welches vorliegt in alt. tel. pasqi (das Karagassische scheint ja für -erster, nur
hasqi zu kennen; vgl. Prob. 188 105 fl-. die Folge tel. pa.iqi, äkhu-i, iicunci) = sa.'^. pasiayi .anfänglich-. te\. paiiain
(mit -«- < -7- oder < *pastani < -■paitayan-yi'.') pastnpqi »der Erste-: vgl. tiirn. hailapqida »zu Anfang-;
karatsch. (2/7W77iy( »erstens« < *«/-7i-«-7i-Äi KSz. X 87 ; in Yarkänd und sonst amcälqi MSOS. 1912 139:
45 uig. burunyi »der erste« kar. L. T. hiirnnyu. Ist Imi-un »früher« wirklich, wie Bohtli.ngk wollte (.lakut. Spr.
n n^^ '" '^''"' ^''"^'^''•■'"Se")- '"''' *"'"« »Nase« identisch, oder hängt es irgendwie mit dem skr. puräna zusammen;'
Daß nach KSz X 220 heute im Karatschajiscben der Akzent verschieden ist [bürun »früher«, btirim »Nase-)
ist am Ende kein Argument gegen ISöiitmncks .\nnahnio: wie aber soll nnn dschag. 01\ tar. burna, tar.
Vom KökturkiscIu'H :uin Osinaiüschen. 1 3
treten {ilci »ihrer drei« -- »alle drei«'), so könnte man geneigt sein, das cuwas. vizc), vissd \\ ^2%
»drei« auf diese Form zurückzuführen; es liegt aber wohl Anschluß an ikk>,i(id »zwei«
vor, von dem auch wohl peri, ptTrs »eins« die Zweisilbigkeit hat, während ik »zwei«
sich nach per »eins« modelte.
Im Anschluß an i'iünnc, ncünci möchte ich erneut die Aufmerksamkeit der Fachge- 5
nossen auf das jak. Nomen actoris erbitten : für türk. -ci finden wir eine durch -t er-
weiterte Form in ämcit »Arzt«, kömüccüt »Silberarbeiter«, altann'it »Kupferschmied«, baltqsit
»Fischer« usw. (Böhtl. § 387; vgl. auch § 161, 171, ^y^). Während Böhtlingk glaubte
(§ 225), -t könne die mißverstandene mongolische Pluralendung sein, möchte ich fragen,
ob es nicht ein (Tberbleibsel des Possessivsuffixes -«iist: ämdm, ämcizi > *ämcis', *ämiHz''' 10
> ämcU (vgl. Poss. I. Plur. -Inz, -bis > jak. -bit; negat. Praes. -maz, -mas > -bas > jak. -hat;
Böhtl. §«185)?
Naturgemäß tritt ja das Nomen auf -n gerne mit dem Possessivsuffix in Verbindung
(QB. Sil baSci-s'i »,der Führer des Heeres«, budun basci-s'i »der Führer des Volks« u. dgl.).
Es muß jedocli auch in Erwägung gezogen werden, ob -s'it, -n't nicht eine auf jakutischem .5
Boden vollzogene Weiterbildung von -ci ist*. P]s könnte hier das Abstraktformans -/ an-
gefügt worden sein, wie in anderen türkischen Dialekten das Abstraktformans -/ sekundär
an -ei trat und so -eil in sag. undz'il »Jäger« usw. bildete'. Es stünde also -r'it neben -eil
wie -yu-t neben -yu-l steht, worüber an anderer Stelle zu handeln sein wird'.
II.
§ 29. Wenn wir uig. kom. usw. yarii »neu« mit bar. kaz. tum, (Prob. IV 346) tob. jo
(GifiANOw 3 I 7) yai^ia - - kir. dzafia = jak. sana vergleichen, so stehen wir vor der Frage, wie
der Wechsel im Auslaut zu erklären sei. Beim Jakutischen ist es zunächst nicht ausge-
macht, ob -a ererbt oder erst auf jakutischem Boden zu -a geworden ist. Will man an-
nehmen, das Wort sei von Haus aus ein »Partizipium« und könne als .solches sowohl ijiiün
als j/afä lauten (al-,'ala, alt), so wäre diese Antwort vielleicht nicht durchaus zu verwerfen, 25
doch entstünde ja gleich die neue Frage, wie sich denn ala zu al'i und umgekehrt verhält.
Ferner könnte man aus den folgenden Paragraphen irgendein anderes Wort wählen, das
in einem Dialekt oder in einer Dialektreihe auf -i, -i, in einem anderen Dialekt oder in einer
anderen Dialektreihe aber auf -a, -ri auslautet und das ganz zweifellos ein reines Nomen
biiruna »früher- usw. erklären'.' Neben tar. biirnn kürt -vorgestern- — - Spi'. 85a biirnä A'iiii steht kir. Iiiirriayi 3,,
oder mum/i-yi kün: vgl. OT. bunaqi, bumayi. bar. purna~/i Prob. IV 25 '.. Dns -a kann also nicht die osttürkiscbc
Verderbnis von -i (sieh unter II) srin. Die Dnlilettc bnriia : Inirun wird der Abneigung biegen dreisilbige Wörter
ihr Dasein verdanken. Hs ist wohl auch daran zu erinnern, daL^ dei" Uegrifl' bunin auch sonst entlehnt wird:
außer dem schon erw-ähnten äiciriil usw. vgl. tar. ijedim »einst, ehemals, früher- -^ np. qatllm, (jdriim -^ arab.,
sodann i-uwaS. /yi>p<7y -anfangs, ei-st« --, rnss. iii'jiiujji -- kaz. pinroi -zuerst, zu .Anfang-, nn'sch. /) c»«:/ (1'r.i.. 43;i); 35
kumük. )>ercii.
' Doch nicht ausschliel^iich in diesem Sinn: vgl. Prob. III 268 211 fonüri otu:üii cihdi, otuziin arlip ald'i
• dreißig davon fraß er, dreißig lud er sich auf-: IV 47 lu yidi:'t -die sieben von ihnen».
' Leider sind unsere Texte fast alle normalisiert. In M. Haktmanns Text aus Kas-yar, der eine rühm-
liche Ausnahme bildet, finde ich KSz V 162 30 /J-- für //;/, 164 «9 aned waredi >• anasöredi, 165 70 yalresi iimiis 40
>■ yalces'mii.% 167 it.5 bajiki ^> bajik. Man sieht daraus wenigstens so viel, daß das -betonte- -i trotz seiner
Betonung gar nicht so fest ist, als man glauben möchte. Für das osttürkische kämä-si «alle» (vgl. np. Iiarna
HrB.scnMA.N.v. Armen. (Jram. 176 Nr. 3.50. 177 Ni-. 332), das A. vo.n Le Coy mit osm. hiipxi gleichstellt, sagte
Ki!Nos" Gewährsmann K.Sz. VI Nr. 4 § 15 hüminäx neben Nr. 7 § 10 /lämmase
' Wenn es sich in der Tat um eine Weiterbildung handelt, werden wir allerdings annehmen niü.ssen, 4=,
daß sie schon in einem der türkischen Dialekte vorhanden war. die die Jakuten annahmen.
* Vgl. vorläufig Motü.Spr. 40 und .Vnmerkungcn. Hin von diesem verschiedenes Suffix -(■(/ suche ii'h
Ostasiat. Zeitschr. VIII 23 § 4 zu erklären.
* \'i;l. vorläufig KOsmJ 39 .Vnm. 2 und 65.
14 Bani;:
IV §29 wäre, und die Frage würde wieder sein, wie die beiden Auslaute zu erklären seien. Ich
glaube vorläufig — ich unterstreiche dieses vorläufig, weil durch die Turfanfunde ja viele
Fragen in ein anderes Licht gesetzt worden sind, täglich wieder in ein anderes Licht ge-
setzt werden können — , daß 1. auslautendes -a, -ü aus -i, -i geschwächt oder verdorben
5 sein können, daß also 2. die genannten Laute in einer bestimmten Periode der Entwicklung
nicht durch die große Kluft getrennt waren, die sie heute Avieder voneinander scheidet.
Diese Periode wird die sein, in der -i, 4 nach 1. zu -a, -ä verderbt wurde. In dieser
Periode waren -a-, -ä- außerhalb der ersten Silbe möglicli an allen Stellen, wo die ältesten
Texte und fost alle heutigen Mundarten wieder -i-, 4- haben'. Ich glaube ferner 3., daß
.0 aucli außerhalb der Stammsilbe in vielen Wörtern ein Neben- oder Durcheinander von -a-,
-n- und -i-, 4- möglich war und ist, wie in der Stammsilbe selbst z. B. in Ml-, kil- oder
hc'ir-, hir-, für die ich heute weniger als je eine gemeinsame Quelle *M-, "her- «ansetzen
möchte'-. Also nochmals: vorläufig! Mit festen Theorien ist hier gar nicht gedient; die
^Entscheidung dieser höchst komplizierten Fragen liegt zeitlich hinter dei; Herbeischaffung
.5 des Materials, für die die folgenden Paragraphen eine Vorarbeit sind. Ich habe mich da-
bei ganz besonders an das Osttürkische gehalten, weil unsere Quellen hier reichlicher
fließen; anderes wird meine Monographie über die Abstrakta auf 4 bringen.
§30. Für »Boot« schwanken die Bezeichnungen zwischen kümi dschag. Hoüts. 98,
Meuoranskioi 10 gnml = osm. aderb. kom. kar. L. und h'inu'i kom. dschag. tar. OT. alt. teL
jo küär. tum. (Prob. IV 299) = kemn kir. kkir. sag. koib. katsch. = kähä tub. leb. schor. Im
Kazantatarischen kimä = tum. Prob. IV 3 1 7 n.
' Ich denke hier an Formen wie iyacay (Akk.) für h/aciy, bardamaz »wir gingen« für hardimiz, tartap
• ziehend" = tart'ip usw. usw. in den Turfanfragmenten. Vgl. auch Bkockelmann, KSz XVIII 36 Anm. 2: hardam
= bardim.
25 - Unter anderem haben die Vertreter dieser Ansicht m. W. bisher ganz versäumt, sich mit der Tat-
sache auseinanderzusetzen, daß der Wechsel -ü-:-i- auch in Lehnwörtern auftritt. Das arab.-pers. säkl
»Form, Gestalt" usw. lautet im Ost.türkischen mH = savt. iäkil, bar. sägil in Prob. IV 6713«- = bar. iägäl rx&ch^
Wb. IV 1000 (Uruckfehlei') ; dazu kai. silntli »mit einer Form« usw., xik'dsi: »gestaltlos«: vgl. Prob. IV 357 7u
iikUli und 1229 usw. ■siyilli.
30 Das mp. np. -e- haben die Tiguien durch -ai- wiederzugeben versucht: F. W. K. 5Ii"i.ler weist für uig.
ttaiwaziki M» 83 »guter Genius« als Quelle auf das mp. nein icäyjiij hin. Als Varianten kennen wir allerdings
uig. näwaziki und niwaziki (Wb. III 687, 690). Dieselbe Wiedergabe noch in mp. ne:ak, np. ne:a »Lanze-
(IICiiscHiiANN, Armen. Gramm. I 204 Nr. 442) >- dschag. kir. naiza, das auch Prob. IV 55 mi lurdas Barabinzische
belegt ist; es wird durch /-Umlaut zu aderb. tar. näizä. Ob in sart. päis »vor« dieselbe Ei-scheinung vor-
35 liegt oder türkische Epenthese vor -s- kann ich nicht mit voller Sicherheit sagen; dem n^. pesänT -Stirn«
entspricht im Sartischen päiianä =; Spr. 85 päianä, Raquette 187 prianä, wo das auslautende -ä < np. -» be-
achtet werden muß.
Von großer Wichtigkeit in dieser Frage wird einmal die Geschichte des alten Kulturworts für »Baum-
wollenzeug« usw.. sein, sobald wir sie genauer kennen werden. Zu uig. böz verglich F. W. K. Mi'li.er syr.
40 r<'^a=s bi/ssus (M' 70 Anm. 2; vgl. Heh.n ' 189 und Si'iegei.berg in KZ 41 128 <; ägypt.). Die Aussprache bö:
ist heute belegt aus kom. OT. dschag. kir. =; Spr. 85 a bös mit der doitigen Entstimmung = alt. tel. pös, das
auch für das Koib. nachgewiesen wird in Mel. as. IX 154 = Castrkn 128a bös. Im kaz. biiz liegt das diesem
Dialekt eigentümliche -ii- vor. Ich halte böz für eine frühe Rundung durch b- von beiz, das im Osm. Chiv.
Türkm. Sart. bekannt ist. Schon Houtsmas Glossar vom Jahre 1245 hat 62 böz neben 65 türkm. biz =^ kumük.
45 biz »Leinwand«, dem wohl !-m\;\'s. pir in derselben Bedeutung entspricht - bei Paasonex Verweis auf arab.
bezz »gewebter Stoff im allgemeinen« nach Zenker. Ich nehme an, daß /ii'z auf ein sovd *bis < ß-jTTc<;
zurückgeht und daß das türk. Wort mit stinnnhaftcm Auslaut erscheint, weil Wörter, die auf -.1 auslauten, in
den älteren Mundarten und wohl auch im Urlüikischen fast nicht voihanden wai-en. Auch für das
Wort fiir »Leinwand, Flachs« (\Wb. kutan, käaäti, kedän, kitän; öuwas. kaoam) scheint es neben arab.-np. ö^
50 eine ältere (Quelle zu geben, di(! dem griechischen yjrxr lautlich näherstand (etwa *kitim): vgl. QB 88 js kutan
timlar. PAVEr455 (vgl. Sil. -KuN. 128) gibt aus ungenannter (,)uelle einen Vers, in dem käti'in neben kätän
steht. Vgl. HÜBSCiiJiANN, Armen. Gramm. 1 278 Nr. 168, 308 Nr. 59; kurd. qoutin »coton« (.ksri-JABA 312b =
arab. j2^; dazu krm. qutunsu »Oberkleid«;'). In väg. kedis »Baumwolle«, das nach einer freundlichen Mit-
teilung Dr. Ilri.LES durch k'o ti'-ssu nnischriobcn wird, sah Ki.ai'ROtii 14b einen Schreibfehler für kätin; ob
er l{echt liatl' \'gl. auch Zimmern, .-Vkkadisclie Fremdwörter» 37.
Vom Köktiirkischen zum Osmanischen . 15
§ 31. HoüTs. 95 hat kdli »Mörserkeule« = CC 94, 124 d)CÜ = käli; kir. kell »Mörser«. iv§3i
kaz. kill (vgl. Pel. 40b unten); jak. kali. Aber. tob. kilä, cliiv. Vajib. källä.
§ 32. Tel. iidögä »Frau, Wirtin« > bar. i'idögö (Prob. IV 3 1 18) = bar. tel. kumd. iUdügä
(vgl. IV 1196) aus iU-d(lgi. Vgl. ?-Eh. /{6h üdä'gi^ler »Hausbewohner«; schor. ämdägl »Haus-
frau, Frau«; Prob. IX 460 19 fhda'gih'ir »die Hausgenossen«; karatscli. fndegile »Familie, 5
Angehörigen « .
§ 33. »Fell« lautet kom. dschag. krm. bar. Kar. T. L. fä'ri = kir. teri, osui. dd'ri.
Prob. IV 9 3u steht tdrä --~ alt. tel. leb. schor. küär; td'rä Prob. IV 18 i, 23 2uff = tln'i IV 911.
Kaz. tiri, jak. tirf. Dazu ruwas. tir »Balg, Fell, Haut«, sag. koib. tfr »Leder«.
§ 34. CC 179 ein merkwürdiges kOJ = «angnus« (sie), 128 coxi = Houts. 90 qozii i»
»I^mm«. Bei 1/ qoz'i = uig. alt. tel.; osm. krm. qucu, kaz. quz'i; dschag. OT. qozi: aber
tar. qoza, Spr. 95 a qöza, während Raquette qozi bietet. Zu kom. qoz das kir. Verbum
qozda- »Lämmer werfen« < qoz-la-?
§ 35. Kokt. uig. usw. tayi > osm. krm. daha.
§ 36. Kokt. uig. tar. OT ini »jüngerer Bruder« wird in Turfan zu i/iä (Spr. 84 b); >5
es fällt also mit ind »Mutter« zusammen = bar. im'i, das auch Prob. IV 9041111'., 109 611
{ind neben 114 ini aber 112 lou md »Mutter«), 142 211, 227 m, 329311 vorkommt. Jak. ini
»jüngerer Bruder«.
§ 37. Das unerklärte Ödzl »Beute« in A. von Le Coqs Erzählungen KSz XVIII 114a
= Spr. Sab ist dschag. oläi (dies auch Prob. IV 2146) usw. -- CC öldza »praeda« (für «
oldza?). Bei den Kumüken bedeutet oldza »Weib, Frau«. Vgl. mong. olh-a mid mand.
olji »Gefangener«. Lehnwort -:?
§ 38. Die beiden vorangehenden Paragrai)hen zeigen uns, daß -/, -i > -d, -a werden
können, während umgekehrt -«, -a > -/, -i sich entwickeln. Weitere Beispiele in den fol-
genden Paragraphen; daß in einem Teil dieser Wörter np. -/' > -d wird, ist von besonderer »5
Bedeutung.
§ 39. Das np. adj. rini (aus mj). cinik »chinesisch«) wird elliptisch für »Napf« (.Seiban.
namä 306 — 7 ciniaijaq) gebraucht, wohl im ganzen Osten. Raquette hat cinr: im Tarantschi
haben wir:
artj Prob. VI 1782, (Hnistgä ijS 4, <Vw/.«f 44 10, rindgd ^^c), ^V/jr/w 44 16, ö'«^/.«* 45 4. 3°
Prob. IV 66411 bedeutet s'inyan Cind »zerbrochenes Porzellan«'; IV 9417 samoirar tsi-
nimindn »Teemaschine und Tassen«.
Das kir. .^ini »Glas, Porzellan«, ist wohl durch Enklise guttural geworden (vgl. Mn'i
ayaq »Porzellanschale usw.); vgl. osm. darein, darein, dschag. tarcin »Zimmet« = np. ddr-
i'im, däröiii < m\).*dür i cinik (IICbschmaxn, Armen. Gramm. I 137 Nr. 179). 35
§ 40. A. VON Le Coq hat für »Napf aus Ton« KSz XVIII 117a qara — Spr. 94a
qdi'a »Trinknapf« = Raquette 215a qaca »vessel, bowl«.
Prob. VI 6640 qai'a, 66 m qarifar, von dem es jedoch nicht ganz sieher ist, ob es
nicht für qai^dar verdruckt ist. Aber Prob. VI 102 — 3 qaci durch »Kasten« übersetzt (102 311
qa^ya < fqaöaya) statt durch »Gefiiß« oder dgl. Für »Kasten« hat man ja sandiiq^. 40
' Süi..-KuN. kükär ■=. cana^, kiasä .in der .Sprache von Kääyar« ist wohl eher kökiir zu lesen: v;;!.
Prob. VI 164 jiiff. kökiir Wb. . I^derfla.sche. Schlauch- r- .Spr. 96c köki'ir, kokiir (sol) »einheimische Felddasche-
:=z tc\. kir. kökkör. Es ist wohl Lehngut i' Vgl. niand. A-t/A-«ri .Milchtopf- 1'
Woher stammt osttürk. ff/ii -großes Tongefäß (ur Wa.sser« nacli Spr. 83c? Vgl. dschag. idü »(iet'iiß",
i-ini ifiii -chinesische Vase«, uig. d.scliag. ädii -Becher, Trinkgeniß«, ky/.. tidi.i -Einiei-« ; fd/s. in di'u .VhaUnn-
inundartcn »(Jeschirr-. im Kir. «lederner Melkeiiinr-.
IQ Bano:
IV §41 §41» Unser »-mal« wird durch yo/ "Weg« wiedergegeben, und zwar tritt, wie bei
den Zeitbestimmungen (vgl. § 58), -t an: kokt, tört yolt, osm. hir yolu, kaz. bir yuli, kir.
hir dzoU. Dagegen Prob. VI 103 15 bir rjola, 167 211 mit Gemination im als Ganzes gefühlten
Worte: bir yolla. Der früher von mir angenommene Einfluß von qata (KOsm' 18 Anm. 2)
5 hat sich also nicht geltend zu machen brauchen.
Bei qat scheint die Anfügung von -i nicht beliebt zu sein ; doch finde ich im Bal-
karischen VC qafi »dreimal« und bir qat'i kitjim »ein Anzug« = osm. bir qut äswab usw. Ob
man deshalb schon berechtigt ist, qafi als neuen Stamm anzusetzen, müssen doch wohl
erst andere Formen lehren.
10 Das karatsch. q'urü in q'urü da »immer, immer nur« und yßr q'urii »beständig« hat
mit balk. usw. qurü »leer, bloß, nur; trocken, öde« usw. nichts zutun; es gehört zu
qur, das ich Türän 19 18 93 und BtüW 529 Anm. 35 besprochen habe: qur-u.
§ 42. Nach Wb. bedeutet dschag. OT 7nuri i. »Rinne, Gosse. Schornstein«. 2. (nach
Vamb.) »Rohr der Trompete oder Wasserleitung«. Sul.-Kun. 147 hat für muri u. a. die
.3 Bedeutungen »Luftloch, Rohr, Rauchfang«. Die Herkunft des Wortes ist mir nicht be-
kannt, die Ansetzung mit -u- aber zweifelhaft: vgl. Shaw 11 183 mori »gutter; chimney«,
tar. mnra » Feuerstelle des Hauses (an der Wand)«, Spr. 98a mnrS »Kamin« = Raquette
225a mnri^. Zu -ä in morü vgl. Spr. 84b tlqü »Pferdeherde« < ilq'i, ifilq'i.
§ 43. Ra(,>uette hat 207 a s^ph'i »brilliancy, reflex, light« ; vgl. tar. so// und künniii
20 iolisT »Sonnenlicht«, wofür Prob. VI 151 17 kimnin saulcsi steht, was ein »literarisches« Saula
voraussetzen läßt, das im Kumükischen nachgewiesen ist. Vgl. also kaz. Millä »Morgen-
röte« = kir. säülö »Glanz« = aderb. ^- sölö »Glanz, Flamme«, woraus krm. sölhä durch
Metathese entstand. Spr. 93c soilä, äimltnin Sniläsi "Wiederschein des Spiegels an der
Wand«. Np. suln »Flamme« < arab.
"5 § 44. YoussouF hat awli, hawli »cour, parc, vestibule« = uvK-zi (Wb.); -y, = -/ > -i".
Olufsens häuli »house, home« ist wohl dasselbe Wort. Wb. tar. höla = hola Prob. VI 39 16;
49 14 hoksl'^a mit /-Umlaut, woraus hervorgeht, daß das Wort als eclittürkisches betrachtet
wird. Raquette 196b hat h'oyli »court-yard, house«.
§ 45. Np. nala (Seiban. namä 370 145'j ebenso) > tar. «ö^<» Wehklage« Wb. und Prob. VI
30 121 4; 1947 aber nalä. Unterbleiben des /-Umlauts'"!
§ 46. Tar. Sdsi »Glas, Flasche»^; Raquette 207b sisä, das in derselben Bedeutung
im Dschag., Osm., Kom., Bar., nachgewiesen ist; Prob. IV 207 5" a7^/; 210 7<i iiSä. Np. SiSa
< mp. *S/lak (HüBsciiMANN, Armen. Gramm. I 214 Nr. 481). In den kaukas. Dialekten das
neue Lehnwort ^isd. Herkunft des Wortes? Vgl. Zimmern, Akkadische Fremdwörter' 60.
35 ' Vgl. ToMASCHEK, Centralas. Sturl. II 78 = SWAW XCVI 1880 810 [und jetzt Räsäxen MSFOu XLVIII
1920 155].
'■' Ein -i entsteht auch aus älterem -v. Vgl. Spr. 87b tijti, tötn .Pony aus Ladäkh oder Kaschmir (von
hindust. /a//« = Pony)« = Raquetie 191a tiiH, Wb. OT to*/.
Ebenso: iip. .satit, (< ■'), ostt. satT, uig. .iatu = sota, *'ö<f ..Leiter«, Rac^ueite 207 a sota; kir. satt. Wbitakkr
40 hat satu, sati. Vgl. Sul.-Kun. 177 satur und satt, satun nach Zenker. Zu -ö- in diesen Wörtern vgl. Ostasiat.
Zoitschr. VIII 33 — 35. Mit osm. cat'i kann das Wovi heute noch nicht zusammengestellt werden (Wb. IV^ 969).
Das m^. iaß-alu »Pfirsich« muß schon sehr früh ins Türkische entlehnt worden sein; dies beweist nicht
nur CG 125 saftalu, sondern auch die umgelautetcn osttürk. Formen: *saptolu > *saplulu > Raquette 207a
sapiol, Spr. g^]) sdptnla, sdplul, tai: .saptul. A. von Le Coq hat sogar säptoita gehört: das epeuthetische -i'- wird
45 aus der Zeit stammen, wo man noch *sap/oli oder ähnlich sprach (Ostasiat. Zeitschr. VIII 330"). In saptui,
kuniük. sa/ital, balk. in/t/il koiistatieien wir wieder einmal die Abneigung gegen dreisilbige Wörter: vgl. A. von-
Lr C04S lipäp ..Kuvert« (Spr. 97c) gegen RAyuExrES kpapä (223a) < np. ÄiU.
'' Vgl. alt. tel. l(-b. «Yi ..Glas, Glasflasohe, (ilasgeschirr« ;' l'ber -s- ^ -/- an andrer Stelle.
Vom KöktürkiscJien zum Osmanischen. 17
Das tar. scLii bedeutet auch »ein Baumwollenzeug« — Shaw 134 shashi »a tlimsy i\'§46
material used for linings«: es scheint dasselbe Wort zu sein wie A. von Le C'ogs sisiii
»grober Baumwollenstoff« (Spr. 83c: chines.?). Das auslautende -«»' ebenso unklar wie in
möcüi »Kalb« (KOsm^ 44^4): während bei letzterem aber doch immerhin die Möglichkeit
bleibt, das von dem Gewährsmann inö~ Ui geschriebene Wort als möz' üi aufzufassen, wo 5
dann Ui < ud »Rind« wäre, fällt dieser Ausweg hier fort.
§ 47. Das np. Sinnt < mj). iirinlJc zu sirtn »süß« lautet im Sartischen sirni »Sirup«.
Es ist schon im Uigurischen zu §irnä geworden \md diese Form kennen auch die ostt.
Mundarten: Prob. VI 110 — iii, Raquette 207b; hier auch miw < Si'nä.
§ 48. Von dem Wort für «Messing» fehlen uns leider die älteren Formen: alt. leb. -o
qoti =: kir.,schor.,sag., koib.,ktsch., küär. qola > kkir. (jolo. Es ist wohl Lehngut, wie auch
das mong. i^ , das im tel. kumd. qül'i in neuerer Entlehnung vorliegt.
\
Das echtlürkische yi; hat V. Thomskn MSFOu XXXVII 32 in den kokt. Inschriften nachgewiesen; kon».
yäz, alt. leb. küär., tel. yäs, kumük. ye:, karatsch. kir. dzez, kaz. yi:. dzk, bar. //iV. Ist das Wort im Ustt. ganz
verschwunden!' Für -Kupfer., was yüz in einem Teil der Mundarten auch bedeutet, haben wir tar. OT ?«(>, 15
Spr. 98 b nits, Rac^ietie 225 b »11«, tob. mis (Prob. 1\' 2244), kir. m/<f -^ np. (Jos. MARc^iAni- verweist mich
anf Jaba-J( Sri S. 398).
§ 49. Es konnte nicht ausbleiben, daß die Suffixe -ca und -ci vermengt wurden:
qanra wird zu qancä, qanci, qaia^i, wie es außerhalb des Ost türkischen vielfach zu qanvi
wurde. Für »rote Rübe« hat A. von Le Co«.», Baesslerarchiv VI 3 127 q'iziUü, wrtl. »die =<>
rötliclie« =^ V.\r. q'iz'iUa »irgendeine Pflanze«: Raquette gibt 215b q'iz'ilrl »beetroot«. In
einem jüngeren der hiesigen Turfanfragmente (T III 56—14 Rückseite, letzte Zeile) steht
sözlägiiM für -giiri, was wohl schon nuf die eintretende Verwirrung liinweist, freilich auch
nur ein Schreibfehler' sein kann.
m.
§50. Neben kötän ködän, ködön, küdün {<,'ködin), die ich für Deminutiva halten 25
möchte (KSz XVII 128, Anm. i; 141), besteht für »Hintern« das Stammwort köt. Prob. VI
13816 erscheint jedoch ein isoliertes kötösim. Da wir nun nach Abschnitt II annehmen
dürfen, kötn sei < *köti verderbt, so liegt die Annahme nahe, köti stehe = köt-i: vgl. die
Bemerkung zu kom. hotl § i ^. Hier noch eine Frage: wie ist karagass. kotu (Castrkn
96b) »weibl. Geschlechtsglied« zu erklären? Im Alt. Tel. bedeutet köt »Sdiarateile und 3>
Hintern«.
§ 51. Für »Körper« haben die meisten Dialekte tön, das dem Iranischen entlehnt
ist. Im Kirgisischen finden wir den imd daneben dcnä^; so auch Seibani namä 11030I1
' Das auflällende qailesi »als er blickte« Prob. VI 123 lia Kv qailasa, qailisa, qälisa kann schwerlich nur
Ifir einen Druckfehler gelten. Aber es ist doch etwas ganz anderes, wenn I'roli. 1\' 99 m neben närstitar »Dinge»
ein närsilär <. *nä ärsä erscheint; vgl. auch KOsm .S. 22 Anm. 3.
" Wie .soh so bedeutet Mt auch • Hinterseite • : z. B. Prob. 111 2943 köt-ii-nön = »hinter ihm«.
' Kei tar. diwä ~- däw, diw ■-- mp. (/er, awest. daeva könnte man uralte Kntlehnuog annehmen und so
den vokalischen Auslaut erklären wollen. I^ ist aber nichts mit einer solchen Annahme (so-yd. unbelegt/),
vielmehr wird diwä auf älteres *diwi, "rf/wr zurückgehen und der Auslaut wird von pari, pari entlehnt sein
(<; np. /wir»" m^. parlk «böse Fee- IlrBScuMANN. Aiinen. (iranmi. I 328 Nr. 532), da Jie Wörter sich nahe genug
stehen und daher zusammen gebraucht werden: Proh. IV 2109 d:iiimistn'.' piriniisin.' rillä hir/ir tiiinusiri! [piri
<^ ptiri 309!!.; liü wohl mit dem -irrtümlichen- -«- = tar. rf« r= diw, diwi): im ostt. kann es ue\)cn priri, par7
ein vulgäres *pärä {: diwä) geben; ich finde es alx-i- nirgends l)elegt und es ist fraglich, ob es des Wohlklangs
wegen nicht vermieden wird. Wer darum glanlit, die oben vorgeschlagene Kikliitung von diic'i ablehnen zu
Phil.hi$t. Abh. 1921. Nr. 2. :!
lÖ B ANG :
IV §51 qara haSi täncidin ainldi »der schwarze Kopf wtirde vom Körper getrennt«. Freilich steht
in diesem Text 12812I) iähir nUi für 102 m süliur al-i »die Bewohner der Stadt«, so daß
tänndin ja für tän-l-din gemeint sein könnte. Im Kirgisischen finde ich -« < -i in Mw
»wo« (Ilminski, MaieplajiM, Kazan 1861, 188) = Mnä (KOsm S. 6 Anm. 2; Prob. III 131 56)
5 < qaini, qani — käni »wie« in Prob. III 263 i. Ferner in der schließenden Fragepartikel -md,
-bd (berdtmd »gab er«), die im Wortinnern -mi- {bcrdmisin »gibst du«) lautet. Prob. III
308 iiu steht iM qar'intn dznU »er fraß seine Eingeweide und seinen Magen«: ISd = i^i <
ic-V; grammatisch zu beurteilen nach III 2961611 /Wi qolün diüptü »er wusch sich Gesicht
und Hände«.
10 § 52. Dem sonstigen WS »Brust« = kir. sag. koib. fe'.s = kaz. tiU steht nach V.\mbery
ein dschag. tösä zur Seite.
§ 53. Statt kokt. usw. tl: = abak. tis finden wir zum 'l'eil neben Hz auch tizd:
OT. alt. tel. scher, leb. kir.; auch Whitaker imd Naliwkin kennen tlzd neben üz. Prob. IV
1757 tizä. Hier an Auslautseliwund zu denken, wie er bei kir. qar »Oberarm« = uig.
15 usw. qafi usw. vorliegen dürfte, geht doch wohl nicht an. Liegt Deminution vor?
§54. Im Jakutischen bedeutet batis »jünger an Jahren«'", baltim usw. »meine jün-
gere Schwester« < "ballsim; -l- < -Id-: Sul.-Kun. 21 baiduz »Schwägerin« = osm. kaz. kir.
bald'iz, hi\v. pald'is (Prob. IV 7614"). Wb. kennt auch bar. bald'i. [Hierher der karatsch.
Frauenname Baldü KSz X 9 1 ?] Ist -z deminutiv oder ein Rest von -«', -r?? Da schon
2° im Cuwasischen pulD^r »die jüngere Schwester oder der jüngere Bruder der Frau« vor-
liegt, müßte der Auslautseliwund jedoch wohl alt sein; JaW* könnte durch falsche Silben-
trennung (baldlz: bald'izi: baldt-zi) entstanden sein. Existiert aderb, yalduz »Schwägerin«
wirklich oder ist es durch falsche Pvmktierung entstanden^?
über das Verhältnis von bald'is : haldi werden wir besser urteilen können, sobald einmal das »Suffix«
25 -du: erklärt ist, das mit Vorliebe hinter -/ und -n der ersten Silbe auftritt: uig. kom. dschag. usw. yulduz -Stern«,
uig. dschag. usw. hündüz »Tageszeit«. Es hat den Anschein, als sei dieses -duz in -du-z zu zerlegen : vgl. kkir.
müssen, dem bleibt noch die Annalime, es gehe unmittelbar auf das adjektivische np. dexcl (< mp. ''deink) »gi-
ganteus, daemoniacus» Vullers I 962 zurück.
Das np. r/är »Baum, Galgen« ist im Kirgisischen durch- dar und dara .Galgen« vertreten; an Beein-
30 flussung durch aspa < asma wird man nur ungern glauben. Jos. Marquart verweist mich auf manich. mp.
därö° < mp. '*därük > np. *därö, -ü; ich weil? aber nicht, wie dieses -ö, -u im Kirgisischen beliandelt worden
wäre; ich vermute, daß es -u ergeben hätte. Vgl. Ostasiat. Zeitschr. VIII S^ff. Wb. hat für »Galgen« tob.
tarmas, während Giga.now nur dar gibt; Prob. IV 2757 steht: iis tarmas asi'inan »unter seinem eignen Galgen«
und es scheint als stehe tarmas für tarmas'' (= tarma-s'i) vor dem A'okal des folgenden Wortes. Das richtige
35 wäre also tarma! Ist hier an Einfluß von asma zu denken?
' Vgl. das isolierte esina für emii <^ -l-asini in Prob. VI 112 4; palatal 7719 därdinä = därdiht u. dgl.
- Hängt das Wort mit bata «Kind« zusammen, das vielfach iur Iranisch gilt? Wb. gibt nach VÄmbkrt
im dschag. hend'zä »die jüngere Tochter«; vgl. Sll.-Kin. 69 unter c/endic: es ist das kir. kfniä »das jüngste
Kind, der zuletzt geborene Sohn, das Nesthäkchen«; vgl. Prob. III 3071511 keniä aya, 2569 das pleonastische
4c kenzä ini. Ist dies mit krm. gänc, osm. gändi »jung« usw. in yandi qiz usw. vei-wandtl' Doch wohl zweifellos,
da in Konia gändzä qiz gesprochen wird (KSz 1\' 164311). Ich kann mir nicht helfen, aber das Wort ist wohl
nichts andres als "kä-n-cä = klncä »hinter« usw. (KOsm. S. 7 Anm. 3: Wb. II 1345; vgl. Prob. I 8780: 276151 atiiu
kminrä qis c'iqt'i usw.): *käncä külyän bata, etwa wie osni. son küliin »das letzte Kind« (Wb. IV 537). Hier
hiitte ich gerne auch diese Nuß geknackt: schor. oca »der jüngste, kleinste, letzte« — sag. oci, tel. od'zi, koib.
45 ocuy (:■ In Mcl. as. IX 112 und bei Castren nur nci »das jüngste Kind [Sohn oder Knabe]- gedankenlos nach
ScHiEFNER abgeschi'ieben für »Tochter«), koib. ktsch. od' i »das letzte Kind, Nesthäkchen«. Schor. Piob. I 397»oo
Or'i (laraqii'in Aliaqai; vgl. 4552= orton qaraqci pala usw. In ähnlichem Sinn alt. leb. aci slni »jüngere Schwester.
= Pi-ob. I 31 44 ot« »jüngerer Bruder«, wohl mit aca gleichzustellen wie aqi mit aqa (ibid.). Ein anderes Wort
wieder in Prob. IX 131 13U: picä tiirän ölduü aai »der Name des jüngstgeborenen Sohnes«; vgl. Castren 127
50 karagass. bit'ä bit'j, soj. pit'ä »klein«, jak. deminutiv bicikäii, bU'ikan ^ mongoL Hierher wohl mordw. fiVie
»jung, klein«, und sart. bicä (Wb. »von bir + (•«:'«) »klein, ein wenig«. Es'läge also im uig. känc uri känc
qizlar »Jünglinge und .Jungfrauen« (M^ 20 20 usw.) kein Abstraktum auf -nr vor, wie ich KOsm 66.0 zweifelnd
annahm, sondern früher Auslautschwund;'
' Das Wort fehlt bei Foy .MSOS \II 228.
Vom Köktürkischen zum Osmanischen. 19
händun ■ Sonnenstrahl" (<^ * kün-dii-n!) und kkir. aidiii »Mondschein« = osm. usw.aidin »Ghinz, Helle«, bei I^"§54
HouTSMA 57 "Mondschein, Licht im allgemeinen«. Gehört hierher auch osin. usw. ayaz »Mondschein, helle
Mondnacht- (Wb. »Stamm ai ,Mond' + rtc[?]«) *aidu: ■.hilndii: ^ aiyuz> .... ayaz > iawhs. vi/ar »heiteres
Wetter» = kom. usw. »serenum«;' An ziemlich frühen sporadischen Übergang von -rf- > -^- sind wir jetzt
durch die TurfanCragmente gewölnit: vgl. auch np. fbL »Mandel» > kiptsch. hayam bei Houtsma 65. Im Ja- 5
kutischen ist -d- gesehwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen: snlus »Stern-, künli.i »am Tage«: auch in jak.
b'ilir »früher, vor alten Zeiten- < bir y'it dir ^ osni. h'ild'ir, kir. hilt'ir, OT. haldir, tar. baldur, Spr. 85 b bültur;
alt. tel. /«Air -voriges Jahr«, Invihi. patn-'/r.
§ 55. Raql'ette 225}) gibt für »Gehirn«' die beiden Formen min und m'mr, letz-
teres nach Wb. auch OT, während für das Tarantschi nur mnyä aufgefiihrt wird — Spr. 98 b >°
miyä =^ Pavet 508. Die übrigen Dialekte, soweit sie mir bekannt sind, haben: CC 1 10
mäh; Houxs. 63 o^; von ihm Ixiln gelesen = osm. aderb, bäin, bä'i/in =^ dschag. Vamb. md'i/in
(SüL.-KuN. 143 mäyüii, muynän = bnyni.W). Sodann uig. tar. iruiNl, krm. man = alt. tel.
kmd. schor. mä > leb. pil wohl aus mähi kontrahiert, wie auch kir., kar., sag., koib. ml;
Prob. IX 221 Nr. 3 tmlig »voll Hirn«. Wb. IV 2085 unter mt'iyin auch mäini ohne Dia- 15
lektangabe. Im Kir. und Kaz. eine gutturale Aussprache mü (rkWb. mii) = karatsch.
m'iyt KSz X i 23. Dagegen hat das Balkarische: miyis = sag., koib., ktsch , schor., kOär. mls.
Im osm. Ix'iin könnte die türk. »Epenthese« vorliegen; es entspräche dann -n dem
-n, -ü- der andern Mundarten. Ich würde vielleicht vorziehen, von uig. 7nähi auszugehen
und anzunehmen, -«- sei zu -y- geworden: mahl > */H/yi = bar. miä, tob. miyü; es müßte 2°
also -n ein Zuwachs sein, der sich in Suleimans maym'in (lies mäinnn?) wiederholt hätte?
Hier wie in miyis ist Deminution in Anbetracht des frz. cerceau, cercellc nicht kurzer Hand
zu leugnen. Anderseits mag in mäni, mäini der Auslaut auf das Possessivsuffix zurück-
gehen: män-i. Gehen wir von dem wohlbelegten mäh aus, so bietet sich eine andere
P>klärung für das osm. bäin: es könnte -in-, -in- der Vertreter von -h sein wie in osm. ^s
buinuz »Hörn« < buhuz = bühüz, miihi/z- usw., kiptsch., osm. yäifii »leicht« < ''yahi, vgl.
yähil usw.^.
Wie leider sooft sind auch hier die jak, und ruwas. Formen ohne Belang: jak. mäyi
{mäyitä sua/^ »dumm« < mäyisi yuq), ruwas. ininu, mime »Mark, Gehirn« mit der bekannten
Su])stituierung von -m- für -h-. 30
A. VON Le Coq sagt mir, daß er in Turfan m'iydy gehört habe; da nun im Kirgisi-
schen »Knoclienmark« durch diclik may'i wiedergegeben wird und mni das Synon. von
ya-y »Fett« usw. ist, so wird m'iydy < *miyä-yny entstanden sein. Vgl. das Kompositum
OT suyay »öl«. Hierzu Spr. 98b m'iycy'idä kiil- »lächeln«, wofür Raquette i86a pistä mä-
jizi hfl- bietet. Herkunft dieser Redensarten? 35
§ 56. Für »Kind und Kegel« hat das Osttürkische: Spr. 84c buhi burij, Ravuktte
183 b b<ild-ba{r)qu, Wh. balabar-qa, tar. Ita/awdqi. Prob. VI 106 bald baqi.'nibilän, 10 10 bald
baqimizdin, 60 5 balawSqisi, 2915 Ixtlawakisl, 6 7 511 bala waqisl.
' Das arab. dimSy »Gehirn- bedeutet schon im Np. »Nase-. Im OsltOrkischen scheint nur diese Be-
deutung heute bekannt zu sein: I?A(;iErTE 199b d^mdy »the nose cavity., I'rob. VI 79 1, dime-yvia {.') »in seine 40
Nase». Spr. 91c. Da-s Osm. hat damaq »Gaumen«.
' Ist auch dies Wort ein alter Dual (BtüW 307 fT.)!'
' Dagegen wird osm. däinük »Stock- über *däyniik infulgc Mitteliiilbcnscliwundcs auf krm. diiyi'mük zu-
rückzuführen sein; dieses steht = schor. usw. tägänäk »Dornstrauch- = kiptsch., kom. usw. tiyanfik, einem
Deminutiv zu alt., tel. </"//'» »Rottanne- - uig., dschag. OT tar.. kir. tiktin »Dorn, Strauch mit Dornen«, kir. 4,
(]ara tiknn »Hottanne-; aq tikän OT »Hippopha"- rhamnoides, Lycium ruthenicum — Weißdorn« (Wb. 1 91
nach Shaw II 216; vgl. A. von Lk Coi; im B.icsslcr-Archiv VI 3 122): Mel. jis. IX 133 tfyiin xibi -Silbertanne».
Da es den Anschein hat, daß die Bedeutung »'I'anne- die ursprünglichere ist, so wird an eine denoniinalc
Ableitung gedacht werden können: CC 120 lik (rjat- »Säule-, sag. feA' »der l'falil zum Anbinden der Pferde«,
zu dschag., tar., kir., kkir. lik -aulrecjit, gerade, steil- karatsch. t'ik »steil« (KSz X 139); kaz. ///•, i\kn (I) 50
osm. dik. Hierher auch IIoiisjias likic <^ *tiki-c »Stachel- und nicht zu Itk- »nähen"/ Vgl. kunn'ik. toyciirk
•Stachel".
20 B A N (i :
IV §56 Daß dem Kompositum kokt. uig. osm. harq usw. zugrunde liegt, ist wold sicher (vgl.
Spr. 83b öl hdrqt «Hausrat« und n^). yßn-män, yßn-u-män); fraglich ist — schon aus
kulturhistorischen Gründen — ob barq nicht Lehnwort ist'? Zur Erklärung des neuen
Auslauts könnte man annehmen, -a sei von dem Parallelwort bähi cdqa (Spr. u. Raq. a.a.O.)
5 = kir. bah sayn hergenommen. Nach den Zusammenstellungen dieser Arbeit ist dies
wohl wenig wahrscheinlich. Es bleibt also die Annahme, -a sei mechanisch angetreten,
wie in den unten § 640". behandelten Wörtern, oder aber, es sei auf älteres -ü zurückzu-
führen und von Haus aus das Possessivsuffix.
§ 57. Zu jak. si/ö-v/ »Hausvieh« vergleicht Wb. alt. jjüs »Ware, Habe« Prob. I 39316
.0 alt. //öiw (!) aber 40348 i/özi/n (Akk.) = leb. kmd. i/özö (< -ä), tel. iözö, scher, cöiä » =.yözü'
(fWb.). Wohl Lehnwort?
§58. Zeitbestimmungen werden mit dem Possessivsuffix versehen; ich stelle das Nötigste
her: Prob. IV 125 3 igdntsi ki'iiiu «am 2. Tage« = 2894" igintxi künii; VI 15010U bir küni
»eines Tags«, 121 16 0/ hiiiJ »an diesem Tage«; 738 hir ijili »in einem gewissen Jahre« :
■5 IV 726U Mtn Idinil tünTi yidi kiin »er ritt Tag und Nacht sieben Tage lang«. VI 53 17
yUida »jährlich« = 53211 hdr yillhß, vgl. 1094" hdr knlligl »alle Tage« (130 12 auch h/ir
kiim); VI 675 kiUligi »täglich«, VI 52 15 ailigl (so!) »monatlicJi« ^- III 1 1 7 6u ay'l nnonat-
lich«; VI 120 5 aqsenii »abends, am Abend«'". Dann auch bei der Datierung: VI362U
ainin on bdit — 32 14 alni/'i on bdii kimi{\Y ~ 32 19 aiiiiu an bdS bolya?i kiim »am i5ten
»o des .... Monats«; usw. usw.
' Oder gehört es mit üstt. baruq «Hali nntl Gut» zu kokt, har'im »Habe, Besitz.« ::^ dschag. barim? 7,\i
Ostasiat. Zeitsclir. VIII 23 Aniii. 2 macht mieh V. Thomsen darauf aufmerksam, daß es e'n Verbum bar- >seiD-
gar nicht gebe; ich bezweifle das vom Stand|juiikt der heutigen Mundai'ten auch gar nicht und doch muß
barim docli wolil von einer verbalen Grundlage ausgegangen sein und //ar- ..gehn» kann diese Grundlage
zunächst nicht gewesen sein, ^^'ic neben o>- die Ableitung ärin- steht, so wohl neben *bar- im Krm. bar'in-
(=: inwa^. purjn- »leben"), die in den Bedeutungen fast zusannnenfallen : »sich wohl, behaglich fiihlea, sich
freuen, in guter Stimmung sein, an etwas Gefallen finden, ruhen, und »zufrieden sein». Der Name dei- Stadt
Barnaul dürfte auf '-bar'imi^/ul zurückgeführt werden (vgl. die Wortei' Aui -uytd in KOsms S. 56ff.), doch ist
nicht auszumachen, welches *liai'iii- dem Wort zugrunde liegt.
BöHii.iNGK (.Tak.-Deut. Wb. 129b) wollte jak. l)är »daseiend, Dasein» usw. der Länge wegen auf *hajar
zurückführen; vom turkologischen Standpunkt aus empfiehlt es sich wohl eher, es ebenso wie das türk. bar
(vgl. üben 5j 27) durch Kontraktion oder Haplologie aus bariir. "harar entstanden sein zu lassen: vgl. besonders
jak. bärn xiioy^ »des Daseins bar, nicht vorhanden, nielit existierend« <; "barar-'i yoq. In Fällen wie Prob. IV
233 911 ol ziimiinda .... Qäbü iUindii bir vlU bat bar iyiin, Aräp (jap'ir.'ar'i arii vlü quda t'ir idi »Zu jener Zeit
war in der Kaaba ein großer (jötze, die heidnischen Araber nannten ihn den großen Gott" wären also bar
und tir durchaus gleichwertig; anderseits würden sich so durchaus »formlose« Konstruktionen wie Prob. VI
i ^6 lu mänin puliim bar raq »die Zeit, wo ich (noch) Geld habe, hatte« usw. vollkommen ebenbürtig neben
ölär kün »Sterbetag«, miriiir at »Keitpferd«, kilär ijnl »der Weg, auf dem man kommt« usw. stellen dürfen.
Ich würde das für einen sehr großen Gewinn halten, denn diese vorausgesetzte Formlosigkeit, man ver-
gesse das nicht, ist untürkisch.
Daß bar tatsächlich »sein, sich belinden, leben« bedeutet, geht aus den nicht gerade seltenen Fällen wie
Piob. VI 135 8 ol qiz bar säliär »die Stadt, wo jenes iNIädchen lebt, lebte«, 132 13U patisä bar yär .die Stelle,
wo der Padischah sich befindet« usw. hervor: im Osmanischen dafür qiz oldw/u yär usw.
Ks wäre also bar < barur, *barar einer jener oben erwähnten Fiühvollendeten; es wird diese Eigen-
schaft z. T. der Einsilbigkeit seines Gegenstückes i/oq zu verdanken haben, doch werden wir auch an die Be-
handlung \on -tiir in nlalur »er nimmt« nsw. erinnern dürfen (^ *alalwur! Vgl. jedoch meine MotüSpr. 14).
Was nun die Beziehungen anbelangt, die *bar- «sein, lelien» zu . bar- »gehn. doch vielleicht haben.
könnte, so wäre auf //»r(- usw. »gehn, fahren, reiten, leben« usw. usw. hinzuweisen.
'■' In meinem Kxeiiiplar des Wb. habe ich unler aq.^am handschriftlich auf mp. yjiäm > np. iäm ver-
wiesen, .los. Mariji ART sagt niii-, daß nur yjäm die (,)uelle sein köime und verweist mich auf sovd. y/iäm
bei F. W. K. MÜM-KR, Soghd. Texte 81 7. Die Aussprache ay^sam hat sich in zahlreichen Mundarten erhalten;
.Martin Hartiiann nf)ticrte in Kasyar a /kam KSz V 162 m. "
•' Syntaktisch ist dieses biisi nach osm. ürti\i<i yiin zu beurteilen.
^'om Köktiirkischrn zum Osmanischen. 21
Im Türän 191 8 94 habe ich vorgeschlagen käca, die Nebenform von kac, durch IV §58
Anlehnung an ('rrtä zu erklären. Ist das schon T' belegte k(Wi eine frühe Verderbnis von
kär-i? Und ist h'icdsi also eine Wiederholung?
Die Konstruktion mit -i, -s'i ist jedenfalls dem Volke so sehr ins Blut übergegangen,
daß in den von t. Kunos in KSz VI veröffentlichten Yarkender Texten, die allerdings 5
keineswegs einwandfrei zu sein scheinen, mehrfach ber ku/tzi = hir kihi-i-zl »eines Tags«
vorkommt; es ist eine Häufung wie ärtäsizi = ärtasi < drt(i-.4 im i. Stück § 13. In
Nr. 7 § I steht sogar: ü (/yl'i tfrf^an kunise »am Tage, an dem der Sohn geboren wurde«;
§ 2 M hme im Sinn von tar. kiiuT.
TäVl a(/Sam hat das Osm. neben a(/Sami auch aqsam'm (z. B. KA 153 15); ebenso subähM, '°
»morgens« KA 100 811 usw.
§ 59. Das kokt, odyr »Hengst« (KOsm' 22) tritt uns im Osttürkischen in den fol-
genden Varianten entgegen: tar. nryT: Spr. 81 c aiytr, aytr (für ^tr; a- < ai-), ön// = ä'yi;
Rai^iuette 174a fiyor, ay{r)ö. Ist an der Erweiterung des Stammes das Possessivsuffix
schuld (vgl. Fälle wie Prob. IV 556 ür aiy'ir-'i »Heerdenhengst»)? is
§ (M). In den Texten des VI. Bandes der Proben gehen die beiden Formen oyurlar
und oyrilar ständig nebeneinander her. Da bei diesem Worte sehr häufig das Possessiv-
suffix auftritt (Seiban. namä 15850 din i/ayM bu dur oyris'i ol »er ist ein Feind des Glau-
bens und ein Dieb an ihm«, Prob. VI 33 s" Cdmpdnnin iadä oyfisi (x'ik tola »unter den
Tschämj)än gibt es sehr viele Diebe«'), so kann an Erweiterung durch -/gedacht werden, ^o
T' S. 199 XVI schon oyr'i, aber (^B 9220 ynl oyri »Straßenräuber«, das doch wohl fiir
oyur-'i steht. Im Kirgisischen soll ein Wort oro bestehen (Wb. mit <ler Angabe: • = ?//v«);
das Gewöhnliche ist dort i/nt. Wb. gibt ür'i für Bar. und Tel. ; es kommt auch im Tob.
vor: Prob. IV 221. Man könnte geneigt sein, zu behaupten, oyur bedeute nur »Diebstahl«
(vglT tel. ür in dieser Bedeutung) und sich auf die Ableitungen alt. urri = tel. üjxi »Dieb« -5
berufen ; diese sind aber wohl neue Analogiebildungen nach qaraqcL
IV.
§ 61. Das russ. OTeuT> »Vater« wird als Titel derCieistlichen gebraucht. Im Jakutischen
bedeutet tryw »Vater«, cr/ab'it (< -hiz) »unser Vater« ; doch hat letzteres auch den Sinn
von »Pope« angenommen, während ijubit »unsere Mutter« die »l-rau des Popen« be-
zeichnet. »Unser Pope« lautet ayab'ippit -^ aya-b'it-b'it (Böhtlingk § 435 8)'. Ebenso wird 3"
Wb. alt. tel. usw. ab'iti »russischer Geistlicher« --.; abab'ist »unser Vater« hergeleitet.
' Vgl. osm. at '/Jriizi -Pfenledieb" ii. dgl.
■■' Das aus drei Teilen bestehende Wort für -Major-, wrtl. »der Anführer von 1000 Mann- {jiiin bd;/-/),
wii-d zu einem einzijten Wort. minbayT. dessen einzelne Bestandteile kaum noch gefühlt werden. Tritt ein
Ueoitiv hinzu, so nimmt es das von diesem Genitiv verlangte -«/ selbstverständlich auch noch an: i/amiil 35
miithäyisi (Piob. VI 27 8). AVie eng diese Verbindungen mit bäq sind, geht daraus hervor, daß a»^ yiizbägt A\u-v\\
Metathese yw4c*/f werden kann (Prob. VI 24 4, 64 i 4I. Vgl. Pi'oli. VI 120 6 saiidiyärnin qariwan btxi.si.
Kill durch das vorhergehende IJectum bedingtes und festgewordencs -> möchte ich Jetzt auch in den
Wörtern auf -n>ri annehmen, die ich KOsm.3 S. 50 zotr erwähnt habe: suairi ijär ;^ sii'jaly'i su nlat'iyan yir
(Prob. IV 1 10 im) »Tränke, AVasserstellc, I.uhmc. -^ *.«« atic-'i. wo *a/'ir' ein Abstraklum zn al- -nehmen" 40
wäre : osm. al'idi »vainqueur, qiii gagne-, Wb. -eine der vorteilhaften (gewinnenden) Seiten des Knöchels
(beim Spiele), das Gewinnen beim Knöchelspiel - (vgl. Sci-.-Kun. 10 atri]. Hierher tar. qhilrT »Schlafzimmer»
< *(ji:e'('i -^ *({is alic-i etwa •*Brautgemaoh, *Braulzelt", wrtl. • 'Braut-Nahme- 1'.* Sollte diese Erklärung
richtig sein, so muß es sich um ein altes Wort handeln, das noch aus der Nomadenzeit stammt. \'gl. kir.
otaii -die neue, weiße .(urte des Bräutigams" aderli. otny, osm. od/i •Zimmer, und Proli. IV 102 icu nTija / 45
ffUrlitar, (jlmiti r/oinya (so'.'] kirdi. utauda n'itti hir yili kiiu. Vgl. balk. otiiu »Zimmer", aber kuiniik. olai(
• Hochzeitsziminer- .
22 Bang:
IV §62 § 62. Über die Titel tafirini, %anuii usw. vgl. meine Zu.sammcnstellungen in KSz. XVIII
S. 1 19 Anm. 3.
Zu osm. güzüm, dzaiüin vgl. KO.sm.^ 66 17; über kir. qaraiim von qaraq »Auge- usw.,
wie in Prob. III 276 10 e qara-^fim qar'indasim »ach, liebste Scliwester«, werde ich an anderer
5 Stelle sprechen. Kkir. aiftm ~ dschag. ayim »Frau, Gemahlin« gehört wohl zu ai »Mond«.
Vgl. KA 9912 ayim als Kosewort. Das anatol. iiz'iin »Mädchen« hob ich 8t^ 1243 Anm. 3
hervor.
Aus dem Iranischen stammt osm. sina »Brust, Busen«; das tar. simm »Brust, Brust-
warze« scheint das Possessivsuffix der i. Sing, zu enthalten?
1° In dem von Kunos herausgegebenen Jarkander Text (vgl. oben § 58) steht Nr. 7 >^ 16
minem IsM gplam bä. Da der Sprechende -nari für -niii, -an im Imperativ fiir -in gebrauclit usw.,
so stünde golam für '^qal'im: »ich habe zwei Sklaven«. Vgl. nun § 12: Padsa drde ki : sez
meinem M gplam boha/uz, sezye kejik bcrenuiz. l lar : '/j)h, b'z gplam holemez dede. Er scheint
also gplam auch im Sinne von ""qolm »Dein Sklave« zu gebrauchen'. Jetzt versteht man
'5 Nr. 5 § 7 : on kolamdln altin caäp, cap kolam bilän kilmiiS racip kdseniz : » wenn Du mit deiner
rechten Hand Gold streuend, mit deiner linken Hand Silber streuend kommst, so . . . .'«
Im § 8 heißt es dann glücklich: on kolamdln alton caclp, cap kolam hilän kiimüS caclp padäanan
ödosya baräi. Hier steht also kolam für qol'i oder einfach fiir qol: es wäre wertvoll, von
R.\QUETTE zu erfahren, ob dies in der vulgärsten Jarkender Sprache tatsächlich gestattet ist.
20 Dem qvda »Gevatter« der übrigen Mundarten entspricht im Kazantatarischen neben
qpda noch qpdam, wo ja wohl das Possessiv der i . Person vorliegt. Woher stammt das
Wort und wie ist dschag. ^iw/f/m«« »A^erbindung durch Heirat« und kir. qndanda- »sich
verschwägern« (davon qudandal »Gevatter« wrtl. »Gevatterschaft») zu deuten?
Es ist unnötig, auf Wörter v/ie monsifur hinzuweisen; erwähnt sei aber, daß man
25 in Belgien familiär sagt c'est une matante, wo also das schon mit Hilfe von ta »deine«
entstandene Wort noch durch ma gehoben wird, und daß ich einmal zwei kleine Mädchen,
die lange den. Kopfputz einer Seeländerin angestaunt hatten, zu dem Entscheid kommen
hörte: r>x, 't /■*•• ' n masairj, d. li. »ach, es ist eine masimir, d. h. eine su'ur, Schwester, Nonne«.
V.
§ 63. Werfen wir zum Schluß einen Blick auf das hier vorgelegte Material, so wird uns
30 alsbald auffallen, daß eine große Anzahl der behandelten Wörter ursprünglich auf -?i, -r,
-/, -.«, -z auslautet, d. h. mit anderen Worten, daß es sich um zweisilbige Wörter handelt,
die vor dem suffigierten Possessivpronomen -"/, -i usw. den zweiten Vokal regelmäßig aus-
stoßen: burun, 'bunm-'i > bwnu usw. Selbstverständlich hat diese Eigentümlichkeit einen
großen Elintluß auf das Entstehen der neuen Nominalformen ausgeübt. Denn aus burn-u.
35
Das kij3t.sch. qan aKl (Houxs. 86) »Schröpf er« ist wolil aiioli iiiclits .iiidres als yan alir-'i; allenfalls käme
noch ali-c'i in Betracht; \gl. Holts. unter i/ap- und i^at-.
Auf eine ganz, älmlichc Geschichte blickt auch ein arulei-es Wort für .Jin'te« usw. zurück; alanciq, alaciq,
kir. t/ii'if/ usw., das ebcnialls auf r//- zurückgehen wird. In dein für die Ilorhzcitsgebräuche so sehr wertvollen
Stück in Prob. IK 371 Nr. 301 steht 373 i mJ tikiraii ainviq elidUii ay'U-catär etmiin arayin'i, was der geborene
40 Sagaier Katanokf so übersetzt: »(diese beiden Männer) bringen den Wein und das Fleisch aus einer kegel-
förmigen .lurte, die nicht für längere Zeit [iic na ,v>iro] für die Neuvermählten errichtet ist«.
Daß kir. otayas'i »der Herr des Hauses« nicht zu ot »Feuer«, sondern zu obigem otay gehören müsse,
war mir klar, ehe ich wieder Sll.-Kun. 152 ot ayasi -^ nsl'i otaq ayasi, %am basi (vgl. auch qos ItaM) sah:
"olayayasi > otayrm. Der »Herr des Feuers-, ot (i-si usw., ist dagegen ein Hausgeist, dem geopfert wird
45 (vgl. mehrfach Prob. IN).
' Kr scheint abci' auch ruit deui aiali.-jicrs.-liindust. yii/äm "Sklave- in Berührung gekommen zu sein;
liii' das Türkische fehlt dann aber jedenfalls das Possessivsuffix.
Vom Küktürkisch{<n cum OsnMnisclwn. 'l'.\
ntm-i mußte ein *huni, *('uin {> (m\Y abstrahiert werden, und dieses 'Äwr«, V'//)« enlspracli iv§63
mit seiner auslautenden Doi^pelkonsonanz nicht mehr den sonstigen Gewohnheiten der
türkischen Dialekte. So wurde denn das Possessivum zum Stamme geschlagen.
Daß es sich hier nicht um eine mechanische Umstellung {hurun > burnu usw.) handeln
kann", beweisen die in allen Turksprachen vorliandenen Wörter, in denen bei sonst gleicher s
Gestalt diese Umstellung nicht eintritt, weil sie eben selten oder nie mit dem Possessiv-
suffix gebraucht werden.
Wie in türkischen Wörtern, so wird nun aucli in Lehnwörtern auslautende Doppel-
konsonanz vermieden, indem an das Grundwort -i', -a usw. hinzugefügt Avird; in den meisten
Fällen wird es sich um ein mechanisches Anfügen des Vokals nach dem Vorbilde tür- -o
kischer Vorlagen handeln, doch wird in vereinzelten Fällen Zusammenhang mit dem Pos-
sessivsuffix nicht kurzerhand geleugnet werden können. Ich stelle einige Typen her:
§ 64. Np. dost »Freund« verliert -t und wird dos; doch sagt man dosti^; dostlcrl
neben dosiert Prob. VI 768. Ebenso wird np. rast »richtig« usw. zu ras, während es
rasti, rastlhih'in usw. lautet. Für np. %ist »Backstein« gibt Ra<,)Uktte 197b zwar noch is
%iM neben qß, doch haben Wb. %iS, Spr. 95c (fis »gebrannter Ziegel«. Nun liegt aber
Prob. VI 82 8uff. bir yjSta altun »ein Barren Goldes« (fWb.) vor, zu dem man sachlich
Prob. IV 95 Nr. 4 bir alt'in kirbits »(Goldklumpen» zu vergleichen hat. Der Antritt von
-a (< -i??) scheint mechanisch zu sein'.
§ 65. Arab. -^-a» qnrd »Streben, Absicht, Ziel« erscheint im Wb. als qas und (last. 20
Im Tarantschi steht qas aber qastl; so in der merkwürdigen Stelle VI 1264» /nösi/k/ni'i qastiya
tifsti »er trachtete der Katze nach dem Leben« o. dgl. Im Kirgisischen bedeutet qas da-
neben »zornig, erregt«; im Kuniükischen finden wir dagegen 70.«^ »leidenschaftlich« und
davon qastiliq »Leidenschaft«. Wohl mechanischer Antritt von -/'. Dazu auch liar. (idslan-
» beabsichtigen« Prob. IV 49 14 (fWb.), woraus wohl zu schließen, daß schor. (jasfa- »be- ^s
leidigen« aus *qasla- entstand. Auch bei den Turali hat .sich -/festgesetzt: Prob. IV 105211
sint Ultirtkäti qosl'i q'i'tipi'i »er hat die .\bsicht, dich töten zu lassen«.
§ 66. Arab. ras/n, np. n'/s/ti »Kegel, (iewohnheit« liegt im Tarantschi in drei Gestalten
vor: Prob. VI 48 16 /Jtai/iiii ra'sm-i-dd »nach cliinesischer (iewohnheit« ; meist wird nismi
gebraucht: 13 12" nismi-st, 158 rfmni-si-iit und 18 2» räsmilik; 1 15 7 steht prtfiSähkni/'i räsmisini, 30
Z. 8u Siher pctiSaliqni/'i rdsui-l-nt. Die dritte Form steht 943: rüsmü-si; räsuK'i wird aus
nismi verderbt sein und -/' letzten (irundes doch wohl das Possessivsuflix sein, ohne welches
das Wort ja kaum denkbar ist. In Prob. VI 80 n» steht übrigens ruyjnä »Mitleid« < arab.
rayjn, wohl mit mechanisch angefügtem -«".
§ 67. Das np. nnt~/j hegt im osm. narti »Marktpreis« vor; im Kirgisischen lautet das 35
Wort narqa, während A. von Le Coy in Turfan //rz/v/)' hörte (Spr. 98 b). Das np. Wort für
' Man darf sicli an <li»-scn liestcrntiMi Abstniktioiii'n nicht stoßen, di'nn füi' nlin .Stirn» ;;iht ^VlJ.
adcrb. ann und die-se Form finde ich bei den Karagassen I'r<>h. IX 653.
'•• Eine Ausnahme seheint das merkwürdif^e ynsui -Blitz, bei Oi.ikskn 25 zu l)ildeii. das für uig. usw.
yaiin stehen müßte (M 28«; K( )sni.' 3520). Tatsächlich wird wohl ein im -lienitiv« zu denkendes Nomen vor- 40
ausgehen müssen oder hinzugedacht werden können: vgl. Spr. 89c ('aqhi ritt .l.litz« und etwa j;di. A-"/( uo/ 1
<^ ol-'i »Sonnenfeuer« =r: »Sonnenstrahl«. .Shaw II 194 gibt nur yaiin.
' In anderen Dialekten ist -t überhaupt gefallen, so z. H. I'rob. IV 3951 diis-'i »sein Freund" -- I'rob. III
33 1 16 (los-ii.
' Russ. Jiocri. w^ird zu schor. mosla. alt. wo.itto >■ tub. leb. ;w.?/(v r- sag. ^»«/ct »Brücke": mocii. bedeutet 45
auch -Fußboden, Hausflur, rr jak. nii/as/a -Fußboden, Diele«. .Mau mag hier an den luss. Genitiv .mi)ci;i er-
innern, wie Katanofk dies Mcl. as. IX 285 und mit mehi' Berechtigung in anderen Fällen getan bat: doch
Steht Prob. IX 292811 ff. miixli.
■' Vgl. 7.. B. tara kährä »Grab« — uig. kühir. kaz. kulnr -^ arab. qältr > kaz. kir. <iabir, <inhir omh. nabr.
24 Bang: Vom Köktürkischen zum Osmanischen.
IV§67 »Schleifstein«, car/^, cniy^, ist mannigfach verändert: osm. krm. carq, alt. tel. (kir, aderb.
carl\ tel. leb. kmd. cwii. Betrachtet man diese Formen, so wird es wahrscheinlich, daß
das unerklärliche tar. bärgj: »Blattstiel« (?) nichts anderes ist als das np. barg »Blatt« > sart.
Imrg nach Naliwkin 214a, sart. bar nach Wb. Das tar. baraq wird von Wb. zu np. barg
5 gestellt; ist es in der äußeren Form durch sart. osm. waraq < arab. waraq »Blatt« beeinflußt?
§ 68. Np. si%f wird zu tar. sein <. *m%ri^ = tob. slyjrUk Prob. IV 221 10 »Hexerei,
Taschenspielerei«; np. mähr (< arab.) ist im Tarantschi durch mäyji »List« vertreten (vgl.
kaz. mäh'ir); dazu mct/fixml Prob. VI 143 19 usw. Np. bikr »Jungfrau« (< ärab.) liegt in
tar. hiyji »rein, unverletzt, unschuldig, jungfräulich« vor. Ich halte das -? für mechanisch
10 angetreten; in mäy/t kann man zweifeln, ob der Auslaut nicht aus dem Possessiv erwachsen
ist: dies Wort wäre dann den anderen vorbildlich geworden.
§69. RAyuETTE gibt 21 ob 'll(ij »remedy, means« < arab. r-!>lc ilädz. Prob. VI liegt
das Wort in zwiefacher Gestalt vor: z. B. 1924" iläd'-i, aber 137 i2u iladi-si. Da das Wort
fast immer mit dem Possessivsuffix gebraucht werden muß — Fälle wie VI 141 6u bi^
15 ilädi sind sehr selten — , so wird in -/, -i wohl das Suffix stecken.
' Zum Lautlichen vgl. Spr. 84b Mri {hayrt) »Wanderfalk« < arab.
^ Aus bir. Das Prob. VI 154 6ff. auftretende iaya bnydai, das im Wb. fehlt und in der Übersetzung
durch »Taga Waizen« wiedergegeben wird, ist selbstverständlich als tayä zu deuten ^ ta-yor =: osm. «üpyar
-Sack« und »Getreidemaß«. Im Teleutischen > tär »ein leinener Sack« ^: schor. sag. tar »grobes Tuch, Tuch-,
»o das Castrkn auch fih' Koib. Karagass. anführt.
25
Wörter und Formen.
Verweise auf Seite iiiul Zeile.
Abend 2049, 2 1 lo
abix 21 31
ady'ir 211a
ayab'ii 2 1 28
ay'i: 8is
aidin 191
alac'iq 223;
-afc7 21 39
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airti 1625
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Backe 811 14, 910
Backstein 2.;i5
bfila 1837
balti (lari/ i9<6
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Becken 1 1 17
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Ääryr 243
bUrt 2416
Beute 1519
bicä i8ii
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Blitz 2339
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Boot 141H
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Braut^eniacli 2143
BrBiitigani 6>i
Bruder, alt. 645
Brillier, jün?. 1515,
1848
Brust 317, 1810. 2 28
Brücke 2345
buiriii: 1916
bur/ia I 248
Imniii 631, 1245
Busen 640
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-("-Umlaut 1041
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rnp 2215
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qabr 2341-
l/lldill ^Ih
Phil.-hitt. Abh. W2I. Nr. 2.
26
Bang: Vom Köktürkmhm zum Omuinischen.
ijaca I5,i6
qoi/e.ti I 734
-/anim 221
-qoq 831 36
t/ar, qar'i 1 8 m
qarayim 223
qas, qast 2 320
qaxlan- 2324
qasta- 2325
y«/ 1 (16
-yi' I 2ji
7_/.vto 2317
(fhili'H I 720
qizilri 2 I41
qoda, -m 2221
qir-jiis 812
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qoiniz 8n
ijOi/iin 71
f/oc, lyoc/ I 511
yw/a 2220
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ijiitlanda- 222:
qiilaq, -qaq 831
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(y»r 1627
r«.«, rff.«; 2315
roclits 922
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räum, -/, -rf 2328
Hliota/.isiTiiis I I2
Rippe 827. 916
Roterülje 1 720
Rücken 727
Kücken b. Pferd i 1 2
Riickenleiier i 1 1
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sabah'i 2 iio
sabi 519
' Sack 2419
kaftnhi I 643
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Kau 833
Sattel 9.8
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I .sühär 1 23
j *-rt^/ 1427
; San 246
.vf/.vl 1631, 171
Schaf 7 r
Schleifstein 241
Schhind T 18
Sciiiüsselbein 735
Schornstein 1613
Schi-öpl'er 2235
I Schulter 7« 25, 1030,
I I j6
Schulterblatt 103)
Scliulteikiiüchcn 734
] Schwager 430 36, ^i.
622
Schwägerin 1817
Scliwelh> 1^45 48
Scliwestor.ält. 531,642
Schwester, jung. 520,
1816 47
Schwestei' il. Frau, il.
Mutter 64
Scliwiegersohn 622
Schwiegertocliter
439 43, 73 ö
Schwiegervater 426
iikilii 1428
siyirtik 246
Silbeiisehwiind 1332,
1646
tiili 164S
sim 535
sinä, -m 228
üinä =r siniii 1 79
stTiil 520
Sii-up 177
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Stock [941
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siialri 2 1 39
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Winkel 12« .
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I yo/zä 1 320
yaxin, i/ni<ii'i 2330
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yäiiii 1 926
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yäznii 622
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yfV.v 209
yiizbiigi 2 1 36
-c- schwindet 937
Zäpfchen 845
ciy« 916
Zeitbestiinmungen
2012
Zeit 1235. 2237
Zininiot 1534 ,
ilir li(i.li,ilni,t.ri-i
ABHANDLUNGEN
DER prkussischp:n
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
JAHRGANG 1921
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE
Nr. 3
PROLEGOMENA ZU EINER WIELAND-AUSGABE
VII
NACHTRÄGE UND UNTERSUCHUNGEN
VON
RERNHARI) SEUFFERT
IN GRAZ
BERLIN 1921
VKRLAG DKR AKADKMIK DKR WISSKNSCHAFTKN
IN KOMMISSION BEI DKR
VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER U. CO.
V0RHU.8 G. J. GÖ8CH13<'SCHE VERLAUSHANDLl'NG. J. UUTTKNTAG, VERLAGSBUCUHANDLUNO.
UEOBG REDUiB. KARL J. TsOBNER. VEIT U. COUP.
Vorgelegt in der Sitzung der phil.-hist. Klasse am 3. Februar 1921.
Zum Druck genehmigt am 14. März 1921, ausgegeben am 20. August 1921.
Vorbemerkung.
Uie Not der Kriegsjahre und noch mehr die Nöte der friedlosen Nachkriegszeit haben
den Abschluß längst begonnener Sammlungen und Vorarbeiten zu diesen neuen Prolego-
mena verzögert. Sie treten auch jetzt gewiß nicht fertig hervor; deim es ist hier un-
möglich, neuere Erscheinungen des Büchermarktes in halbwegs genügender Zahl einzu-
sehen, und Raub und Diebstahl unterbinden den Postverkehr der Bibliotheken. Um so
dankbarer fühle ich mich vielen Vorständen von Büchersammlungen und Wielandfreunden
für Auskünfte und Hilfen verpflichtet.
Vollständigkeit der Angaben über Wielandliteratur beabsichtige ich so wenig wie
früher. Einiges habe ich anführen zu sollen geglaubt, obwohl es nicht in meine Hand
gekommen ist; da mögen Irrungen unterlaufen. Neue Nachweise zu den schon in der
akademischen Ausgabe gedruckten Schriften dürfen, um den Prologomena selbständigen
Wert zu erhalten, nicht beiseitegelassen werden, zumal nur zur Shakespeare-Übersetzung
der Apparat bisher erschienen ist. Auf die älteren Nachträge wurde der Übersichtlich-
keit wegen verwiesen. Ich teile schwer zugängliche kurze Texte mit, versuclie auch An-
sätze zur Textkritik, um den Herausgebern den Weg abzustecken und zu bahnen, das Aus-
bauen muß ihnen überlassen bleiben. Wie ich überhaupt die Bitte wiederliole, meine
Angaben zu überprüfen und zu ergänzen. Vor allem die Züricher Schriften und der
Teutsche Merkur sind auf Wielands Anteil nochmals zu untersuchen. Die wachsenden
Jahre lehren joden, daß das Ideal der Vollständigkeit und Fehlerfreiheit von keinem
einzelnen erreicht wird.
Seit Klirrelmeyers ertragreiche Beobachtungen über die Doppeldrucke von Wielands
Werken in den Abhandlungen dieser Akademie 1913 erschienen, ist die textkritische Auf-
gabe verbreitert. Damit werden die Grundlagen der Textgestaltung fester, so wie die der
Goethcschen Werke durch die Erkenntnis des Wertes der Wiener Cottaausgabe (Goethe-
Jahrbuch 15, i66flF.) neu gesichert worden sind. Bisher ist noch kein Anlaß gefunden,
wie bei Goetheschen Sc!»riften auch auf Nachdrucke Wielandischer Werke Acht zu neh-
men; aber die Doppel- oder Nebendrucke, die die berechtigten Verleger von den ihnen
übertragenen Ausgaben veranstalteten, müssen so gut gesucht und untersucht werden,
wie mittelalterliche Handscliriften auch später Schreiber gesammelt und gesichtet wer-
den. Die Kurrelmeyerschen Nachweise sind also weiterzuführen.
Es an einem Werkchen zu tim, reizte mich der Zufall, daß Kollege Polheim, durch
allzeit förderliches Symphilologein mir verbunden, und ich mehrere verschiedene Exem-
plare des Weidmannschen Sokratesdruckes von 1770 (s. u. zu Prolegomena Nr. 162) be-
sitzen. Ich fand dabei bestätigt, was mich schon die Beschäftigung mit Goetheschen
Nachdrucken gelehrt hatte, daß gerade solche Druckereifabrikate für die Sprachgeschichte
Wichtigkeit haben, daß sie den Verfasser bei Erneuerung seines Werkes von seinem
eigenen Sprachgebrauch gelegentlich abdrängen. Dadurch wächst das Ergebnis solcher
Untersuchungen über den Gewinn fiir die einzelne Textberichtigung hinaus zu allgemei-
nem Werte.
4 Seüffert:
Konrad Burdach hat in den Sitzungsberichten dieser Akademie 1920 die Auflehnung
des dichterischen Sprachgefühls gegen Regel und Schema der Literatursprache, gegen
den schulmäßigen Kanon in der Schreibart der Drucke glücklich erörtert, aber aucli
neuerdings betont, daß die Gesamtausgaben der Werke Goethes imd Klingers der litera-
rischen Gemeinsprache Gottscheds und Adelungs im Äußerlichen und ohne Konsequenz
sich wieder näherten, während Errungenschaften im Stilistisch-Syntaktischen zumeist un-
verloren blieben. Gerade dies nun wird meines Ermessens durch die Dazwischenkunft
der Druckereien erklärt. Beobachtungen an einem ccliten Drucke der Göttergespräche
Wielands (s. u. zu Prolegomena Nr. 1048) erhärten, wie eigenmächtig das Setzersprach-
gefühl, geleitet vom Schrift- und Schuldeutsch, eingreift. Hätte Wieland diesen Druck
für seine Ausgabe letzter Hand benutzt, so wäre auch er, so gut wie Goethe gegenüber
den Himburgschen und andern Drucken, den 'Normen' gewichen (vgl. Euphorien 7, 45 f.).
Der Sprachbildnersinn, die natürliche Freiheit des jugendlichen Scliriftstellers verliert
an Widerstandslust gegen die Hartnäckigkeit der Druckereigewohnheit, die männliclie
Reife und Ruhe paßt sicli dem in der Masse Geltenden des lautlich Formalen an, ja
leidet alternd wohl gar Einbuße an sprachschöpferischem Selbstvertrauen und überprüft,
wie Wieland wenigstens für seinen Aristophanes tat, die Wortwahl von vornherein am
Kanon des Wörterbuchs. Gewiß hangen diese Erscheinungen mit der immer ausgedehn-
teren Aufnahme von literatursprachlichen Büchern zusammen; aber den ersten Anstoß
gibt der Kampf mit der Druckerei. Das werden auch die Lesartenverzeichnisse zu Wie-
lands Werken bestätigen.
Lesarten sollen darum nicht nur als Rechenschaftsbericht über die Herausgeber-
tätigkeit an dem einen Werke angesehen, auch nicht nur zur Entstehungsgeschichte des
einzelnen Werkes und zur Stilgeschichte eines Verfassers aufgeschlagen werden. Ist ihr
Druck verständlich und durchsichtig eingerichtet, wie es Prolegomena IV S. 59 empfohlen
wurde, so wird er eine Fundgrube für Emendationen jeglicher Überlieferung sein und,
was das wertvollste ist: allgemeine Entwicklung der Schrift- und Drucksprache, der
Literatursprache, ablesen lassen.
Juli 1920. (Nachträge: April 1 921.)
Zu Prolegomena IL V. VI Werke.
Vor Nr. 1: Prolegomena K S. 26 d) vgl. W.s Vorfahren, Funde und Forschungen, Eine
Festgabe für Julius Wähle, Leipzig 192 i S. I54f. 168 Anm. 89.
Nr. 2: Das Gedicht auf Gutermanns Amtsjubiläum ist vor dem Ofterdingerschen
Abdruck veröffentlicht in: Julius Ernst Günthert, Erinnerungen eines Schwaben [des Bibe-
racher Malers Pflug], Nördlingen 1874 S. 30. Mitteilung von E. von Steinmeyer.
Nr. 3: Das Gedicht sollte in der Ausgabe der Akademie 1,2 nicht An Frau Marie Kick
überschrieben sein, sondern An Frau Christine Kick; denn es feiert den 24. Juli als
Namenstag, das ist den Christinentag, wie in V. 30 übrigens eigens gesagt ist. — Vgl.
Dr. Irene Wunderlich, Euphorion 23,i73ff.
Nr. 4: Das Wieland-Museum in Biberach a. Riß besitzt: Diogenis Laertii de vita
et moribus philosophorum libri X. Rec [Fr. Ambrosius]. LA-gdvni, apud Ant. Gry-
phium. MDLXXXV. Sowohl auf dem Titel als auf der letzten Seite des hintersten Vor-
setzblattes steht Wielands Name von seiner Hand; das zweitemal ist 1 749 (irrig CIOIOXLVIIII
geschrieben) beigesetzt. Das Büchlein wechselte, wie die Namenseintragungen beweisen,
den Besitzer, Inschriften auf dem vorderen Vorsetzblatt sind von fremder Hand. Ob die
Prolegomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 5
lateinischen Bemerkungen und eine französische auf den Rändern von Wieland herrühren,
kann ich nicht bestimmen, es ist in das dicke Büchlein kleinen Formates schwer ohne
Entstellung zu schreiben; Feder und Tinte sind verschieden. Aber da die ßeischriften
alle die eine Art von Inlialtsangaben in Schlagvvorten haben, dürften sie von demselben
Leser stammen. Sachlich sind sie wertlos, bezeichnen nur, wo der Schreiber aufmerksam
gelesen hat. Das Buch war 1744 in Besitz eines B. J. Jaeneke in Halle, deshalb dürfte
es von W. noch in Klosterbergen, nicht erst in P>furt erworben sein. Da ein ebenfalls
in Schweinsleder gebundenes Exemplar der gleiclien Ausgabe im Auktionskatalog der
Bibliothek Wielands S. 16 Nr. 368 c verzeichnet ist, mag es dauernd in seiner Hand ge-
blieben und benutzt worden sein. Mir hat es der unermüdlich hilfreiche Gründer und
Vorstand des Wieland-Museums, Reinhold Schelle, vorgelegt.
Nach Nr. 4: 4a. Versifizierter Doktorglückwunsch zum 24. Dezember 1749, nach
Euphorien 21,139 in der akademischen Ausgabe Werke 4,655 nachgetragen.
(4b). Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen 1,162 vom 18. Oktober i 795 :
W. habe in Erfurt bei Baumer Privatisßima über Wolffs Anfangsgründe der Philosophie
gehört. Danach ist im Druck ausgefallen: 'W. hat das Wolfische Compendium mit seinen
klaren mit Bleistift beigekritzelten Anmerkungen noch unter seinen Büchern.' Nach
Böttigers Handschrift in der Landes-Bibliothek in Dresden. Im Verzeichnis der W.schen
Bibliothek sind Wolffs Anfangsgründe aller mathematischen Wissenschaften
nicht angeführt. Das Exemplar ist nicht bekannt.
Vor Nr. 6: 5a. Durch Dr. Max Hecker kenne ich den Inhalt eines im Goethe- und
Schiller-Archiv verwahrten, einseitig beschriebenen Folioblattes mit der Aufschrift: Le
Portrait de ma charmante Sophie. In einem undatierten französischen Briefe, den
Hom, Briefe an Sophie La Roche, Berlin 1820, dem Jahre 1752 zuweist, der gewiß früher,
wohl vor Ende Oktober 1750 anzusetzen ist, spricht W. zweimal (S. 14. 16) vom Porträt
Sophiens, das er in dem Schreiben entwerfe. Er tut das so, daß er Anforderungen an
seine Geliebte im Verhältnis zu seinen Eigenheiten aufstellt und ihre Erfüllung in Sophie
findet. Der Brief behandelt die inneren Eigenschaften und rühmt nur nebenher 'les char-
mes du corps'. Diese nun malt der Aufsatz ergänzend aus, zum Teil mit Worten des
Briefes; er ist also in die gleiche Zeit zu setzen. Er ist kein Brief, gewiß auch keine
für die ÖffentUchkeit bestimmte Schrift, aber durch den Anruf Minervas und der Götter,
die P>wähnung der Venus und der Grazien, durch die Rhetorik des Stiles doch eine
schriftstellerische Leistung, die in den Anhang der Werke gehört, wie dieser vorläufige
Abdruck überzeugen wird.
Le Portrait de ma charmante Sophie.
O ! Minerve, je peins une personne qui possede tous tes agreniens, anime mon portrait de tes chatmus
et le rends digne de son sage original. Ah ! que je la piiisse faire .si ' aimable qu"elle est gravce dans mon
coeur. Son visage seroit moins charmant, si son ame seroit moins parie de qualiti'-s angcliques. Ses ycux ne
sont que des miroirs de son ame. Ne doivent-iis donc etre infiniment beaux, puisque l'ame la plus belle y
brille ? Dites-moi, Dieux les yeux noirs de Venus lorsqu'elle sortit des ondes, etoient-ils plus ravissans que
ceux de ma Sophie quand le seren bleu du ciel s"y mire 1' Les plaisirs des ames beatcs dans les champs
Elysiens sont bien inferieurs aux ceux, dont ses regards pleins de feu et de tendres amours m"cnyvreiit. Sa
belle petite bouche, la patrie des ürai'es, ravit quand eile est fennee ressen)blante ä une jeune rose, qui vient
de s'ouvrir et de repandre ses odeuis ambrosicales, autant que si par un doux sourire eile niontre la serenite
de son ame divine. Parle, mon fier coeur, la vive tendresse de ses }'eux et les charmes engageantes de sa
belle bouche ne sont elles capables de calmer en un moment tes esprits agites et de tc rendre la ti'anquilite
qui te fait digne des regards si toutpouissans ;' Son leint qui est um peu plus brun que blanc, et ses beaux
cheveux qui s'acftordent bien avec la vivacite de ses yeux, donnent beaucoup de chaniies a un visage comnic
le sitn. P^n verite eile seroit moins belle si eile avoit plus de blanchcur-. L'eclat des astres comment est-il
i'leve par Tobscurite d'une belle nuit ! Ajoutcz une laille ravissante et une Symmetrie merveilleuse qui donne
' Über gestrichenem aussi.
6 Seuffert:
de la Diajeste a sa personne. En verite eile pourroit passer poUr unc trcs belle statue de la Minerve, si eile
iravoit ane amc qiii donne des agremens qui lui sont tout a fait propres, a son visage charmant par soi
meme. Mais parce que une ame graiule et lumineuse et un excellent coeur plein de sincerite et delicatesse,
et (oh Dieux ! quelle beaute pour moi) plein de tendresse et de bonte pour celui qui l'aiine, se fait voir dans
tous Ics traits de son visage et sur tout dans ses yeux, eile eile est la Dcesse meme. Ah ! qu'elle est aimable,
qu'elle est digiie de l'estime, de la tendresse et de la Constance d'une noble Ame.
Nr. 6ff. : vgl. Wlh. Calvör, Der metaphorische Ausdruck des jungen W., Göttingen 1906.
Gg. Beck, Die Sprache des jungen W., Tl. i Der Einfluß Klopstocks, Diss. Heidelberg,
l3ukarest 1913. Frz. Schlüter, Studien über die Reimtechnik W.s, Marburg 1 900. Frdr.
Neumann, Geschichte des nhd. Reimes von Opitz bis W., Berlin 1920, besonders §i8Sf.
Nr. 8: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 106. Vgl. Fritz Strich, Die Mythologie in der
deutschen Literatur von Klopstock bis Wagner, Halle 19 10 1,87. 139. — In Böttigers
Mitteilungen über W. in Raumers Historischem Taschenbuch 1839 10, 379 ist nach Zeile 3
die handschriftlicli ' erhaltene Aufzeichnung (Landes-Bibliothek Dresden) weggelassen:
'W.s Vater hatte eines Sonntags über den Text gepredigt: Gott ist die Liebe, und seinem
damals von Kloster Bergen zurückgekehrten Sohne höchlich misfallen. Denn schon war
der Jüngling W. wechselsweise Idealist mit Plato, Atheist mit Spinoza, usw. gewesen. Den
Plato kannte er nur aus Giceros philosophischen Schriften, die er damals mit großer
Liebhaberei las. — Nach der Kirche führte W. seine Sophie [Gutermann] in der brennen-
den Sonnenhitze spazieren und theilte ihr nun sein System von der Liebe (Aphrodite), die
das Chaos bildete, mit einer Exaltation und Beredsamkeit mit, wodurch die arme Sophie
bis in die Wolken entrückt und er selbst so hingerissen wurde, daß er von Stund an
der Bitte nicht widerstelien konnte, dies alles zu Papier zu bringen und in ein Ganzes
zu ordnen. So entstand die Natur der Dinge, ein Gedicht, das wenn es mit der ursprüng-
lichen Verve niedergeschrieben worden wäre, noch jetzt zu den merkwürdigsten Erschei-
nungen gehören müßte, dadurch aber daß W. den Lucrez und Antilucrez [von Polignac]
dabei zum Muster nahm, freilich eine Fehlgeburt werden mußte.'
Nr. 8ft'. : vgl. Herbert Grudzinski, Shaftesburys Einfluß auf Chr. M.W. , Breslauer Beiträge
zur Literaturgeschichte N. F. 34, Stuttgart 1913 S. 49 fl". Charles Elson, W. and Shaftesbury,
New York 19 13. Werner Bock, Die ästhetischen Anschauungen W.s, Berlin 1921 S. I3f.
Nr. 9: vgl. Enrico Pizzo, Miltons Verlorenes Paradies im deutschen Urteile des 18. Jahr-
hunderts, Literarhistorische Forschungen hg. von Schick und Waldberg 54, Berlin 1914
S. 38. — Die italienischen Schlußverse des Lobgesangs auf die Liebe fand ich in
Guarinis Pastor fido Akt I Szene i, in der Rede des Linco.
Nach einer Ortsüberlieferung in Erfurt, die mir Robert Boxberger erzählt hat, soll
W. daselbst bei einem Lektor Elias Greifenhahn, genannt Amadeo, die italienische Sprache
gelernt haben, also 1749/50. Ob der 1687 geborene Jhn. Elias Greifenhahn (oder Greiffen-
hahn), dessen neusprachliche Grammatiken (die italienische 17 14 — 1783 aufgelegt) ver-
breitet waren, auch in Erfurt lehnte, kann ich jetzt nicht feststellen; bei Ersch und Gruber
ist nur sein Unterrichten in Jena erwähnt. Der Pastor fido war damals das übliche Hilfs-
mittel bei Erlernung der italienischen Sprache: Leonardo Olschki, G. B. Guarinis Pastor
fido in Deutschland, Leipzig 190S S. 12. 18.
Daß W. den Pastor fido kannte, ergibt sich aus einem Folioblatt mit der Überschrift
Ä M-^"' G.. [= Gutermann] Du Berger fidele de Mr. Guarini Acte III. Scene VI.,
auf dem 13 Verse aus der Rolle Mirtils in französischer Sprache stehen: 'Ah! j"aime mieux
mourir pour celle qui m'enflamme' bis 'Otes m'en le desir otes m'en le J)ouvoir.' Der
Text stimmt wörtlich, aber nicht orthographisch zu der vom italienischen Text beglei-
teten Übersetzung [des Abbe de Torche] : Le Berger fidele. Traduit de ITtalien de Guarini
En Vers FrauQois. A Cologne, dies Pierre du Marteau. MDCLXXVII S.293. Die Abschrift
Prolegomena zu einer Wieland-Au^gahe. VIT. 7
hat Max Hecker aus dem La Roche-Nachlaß im Goetlie-Scliiller-Archiv kopiert; sie dürfte
dem Lobgesang auf die Liebe gleichzeitig sein. — In W.s Büchernachlaß wird als Nr. 3007
ein Druck des Pastor fido Verona 1735 angeführt. — Die Verse, die in Antiovid II. auf
das Werk anspielen, sind erst 1770 dazugekommen; in diesem Jahre tritt auch eine
kritische Äußerung über Guarini zutage: Grazien Buch 4 Anfang; nachdem 1768 im Idris I
7. Strophe er in Schutz genommen worden war.
Zu Nr. 9: 9a. In die Zeit des Lobgesangs auf die Liebe fallt der Versart nach ein
Gedicht an Sophie Gutermann, das Max Ilecker in dem La Roclie-Nachlaß des Goethe-
und Schiller-Archivs gefunden hat; i'y4 Seiten eines in deutscher Schrift (bis auf die
französischen Verse natürlich) beschriebenen Foliobogens, der wie Nr. 5 a und 9 von Sophie
aus dem heiligen Liebesfrühling über die innenfremde Ehe zärtlich bis zum Tode bewahrt
wurde. Es ist zum i. Bande der Jugendschriften nachzutragen.
Der Balsamische Hauch des vom Abend gebohrnen Westwinds
Der das Gesicht de.s \Vand[r]ers, das die Hizze der Sonnen
Mit dem erregten Blute durchglüht, erqvikend anbläst
Und den erhizten Geistern einen ruhigem Cirkel-Lauf giebet.
Hat viel weniger Anmuth und Seelen durchdrii%ende Kräfte
Als dein Ambrosicalischer Kuß, volkommene Schöne!
Sagt es ihr Götter die ihr nicht wißt was falsches zu sagen
kennt ihr im Schoos der Himmel, die ewige Wollust gebären,
Eine Lust die der meinigen gleicht, oder wenigstens nahet,
Wenn ich mit der großen Idee, die meinen Geist ganz erfüllet.
Von Sophien geliebet zu seyn, und in dem zärtlichsten Herzen
Nur ihr Bild, nur Sie, die Würdigste, anzubeten.
Dieses Englische Kind in der grösten Zufriedenheit küße.
Himmel, du kennest mein Herz, es kan seine Bildung nicht ändern,
Wird es demnach aufhören können. Die Schönste, zu lieben '.
Nein, eh sol der Tod durch eine gewaltsame Scheidimg
Meine' von ihrem Bild durchdrungene Seele vom Leibe
Und von meinem Leib Bewegung und I.«beii trennen ',
Ehe ich mich in das Elend stürze, Sophien zu mangeln.
Flöße mir selbst, o Herr, o Schöpfer der lebenden Wesen,
Tugend und Weisheit ein, Sophien würdig zu werden
Und zur Belohnung verlang ich nur Sie, die zärtliche Freundin,
Denn du kanst mir doch nie was liebers und treflichers schenken.
Ah I que * suis-je heureux ? de quelle voluptc
vraiment digne d'une ame belle
Douce, ravissante, spirituelle,
mon tendre coeur est inonde ?
La vie des Dieux quoique pleine de joie
n'en a autant que mon coeur sent sans .cesse
Oubliant dans les transpors de la tendresse
Sur la belle bouche de ma Sophie
Le monde entier et sans eile meme la vie. W..
Wegen der bei der vorigen Nr. besprochenen Kenntnisse W.s habe ich die franzö-
sische Übersetzung des Pastor fido durchgeblättert, ohne auf Verse zu stoßen, die der
Abschluß des (Gedichtes benutzt haben könnte. Auch hat er eine zu willkürliche Metrik,
um aus einem französischen Werke übernommen zu sein, selbst wenn man annehmen
wollte, daß der Schlußreim nur eine Anpassung sei
Nr. 10: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. 1,18.
Nr. 12: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 106.
Nr. 14: Die Ausführungen über die Zwölf moralischen Briefe in den Mitteilungen
des österreichischen Vereins für Bibliothekswesen 1906 10, 76ff. sind zu berichtigen. Der
Interpunktion unsicher. ' aus: Meinem ' davor gestrichen: zu. * danach gestrichen: je.
8 Seuffert:
da mit A bezeichnete Druck ist nicht von Einem Satze mit BC abgezogen, wie ich an
dem Exemplar der Universitätsbibliothek Graz I 5776 sehe. Höhe des Satzspiegels und
Breite der Verszeilcn sind nicht immer gleich, die Zierleisten sind oft, die Striche zu-
weilen verschieden, defekte Lettern finden sich an ungleiclien Stellen. Als Kennzeichen
vermerke ich außer den früher nach Stumme mitgeteilten (wobei aus der Vorrede: Be-
kantmachung A zu verbessern ist), indem ich nun das Stnmmesche = Grazer Exemplar E\
die früher bekannten E^ E^' nenne:
S. 6 Z. 2. I vu bestritten £<= bestritten E^^. S. 18 Seitenzahl richtig E" 12 E'^. S. 27 Z. 10 vu K» E"
19 £«''. S. 28 Z. 9 vu 14) £>= 14* E''^'. Umgekehrt S. 153 Z. 8 vu 1!)*E<' 19) E''^. S. 30 Z. 1 1 unser £<=
unsers £A S. 37 Z. 11 Vernunft E" Vernuft E^^, 4 vu Nosalindcn E" Rosalindcn E^^, finden. E" finden'! £»•>.
S. 95 Z. 6 llenelvus E^ Menelaus E?^. S. 113 Kustos Als E" Als-E^^'. S. 123 Kolumnentitel Brirf E"
Brief E^^, 5 vu Ueberbkibsel E" Uberbkibsel E'^. S. 143 Z. 8 vu Paradiesich, E" Paradiesisch £»•' usw.
Den Satz mit den zweierlei Verlagsfirmen E""^ wird man für den ursprünglichen halten,
weil die Beteiligung zweier an einem Nachdruck unwahrscheinlich ist. Schrift und Druck-
stöeke bezeugen, daß die drei Drucke sicher aus derselben Druckerei stammen.
Ich bemerke allgemein : Die bibliographische Feststellung von Nebendrucken hat
literarhistorisch ihre Bedeutung alj Zeichen des Absatzes. Für die Textkritik und also das
Lesartenverzeichnis kommt lediglich in Betracht, welcher von den Drucken in die Geschichte
der Überlieferung gehört. Wo eine neue echte Ausgabe von der Vorgängerin abweicht, muß
überprüft werden, welcher der Doppeldrucke der neuen echten Ausgabe nähersteht; dieser
allein ist für die Lesarten heranzuziehen, eine vollständige Vergleichung der übrigen Doppel-
drucke erübrigt sich, außer wo die neue Ausgabe offenbar Fehler ihrer Vorlage nimmt,
die Vorlage also als schlechter Doppeldruck erscheint. Freilich ist damit noch nicht ge-
sagt, daß der Druck mit der besseren Lesart der frühere und echte sein muß, wie VV. Kurrel-
meyer, Die Doppeldrucke in ihrer Bedeutung für die Textgeschichte von Wielands Werken,
Abhandlungen der Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 19 13, phil.-
hist. Classe Nr. 7 S. 3, annimmt; der spätere Neudruck kann einen verständigen und dazu
achtsameren Setzer oder Korrektor gefunden haben, als es der Verfasser war, falls er
überhaupt beim Druck mitwirkte.
Ob bei Schirmeyer, Gg. Ldw. v. Bar, Mitteilungen des Vereins für Geschichte und
Landeskunde zu Osnabrück 1907 Bd. 32, etwas für die Briefe W.s zu gewinnen ist, weiß
ich nicht. Vgl. Strich, Die Mythologie aaO. 1,87 f.
Nach Nr. 14: (14a). 1752 Januar — Februar. Drei verschollene Beiträge zur Zü-
richer Monatsschrift Crito. Budde, W. und Bodmer, Palästra LXXXIX, Berlin 1910
S. 13 f. 73. 205. — Über Budde vgl. Hordorff, Euphorion 19, 689 ff. Budde hat in seiner
Arbeit meines Erachtens zu niedrig eingeschätzt, wie anpassungsfähig an fremden Stil
der junge W. war; A. Kösters Nachweise über den 'Gefolgsmann' Bodmers (s. die reichen
Anmerkungen zu Kösters Ausgabe der Schönaichschen Ästhetik, Deutsche Litteraturdenk-
male, Berlin 1900 Nr. 70 IT.) hätten ihn vorsichtig machen müssen; auch war zu er-
wägen, wie unsicher es ist. Sprach- und Schreibformen der eigenmächtigen Druckereien
in Büchern und gar in Zeitschriften als Eigenarten des Verfassers anzusprechen. Daher
sind Buddes Urteile nicht ohne Prüfung hinzunehmen.
Nr. 25: Die Erzählungen erschienen 1752 gleichzeitig Heilbronn, bey Franz Joseph
Pickebrecht und Tübingen, bey Johann Christoph Löffler, also wie Nr. 14. — Über die
hier verwendete Züricher Antiquaschrift vgl. A. Köstcr, Schönaich, Die ganze Ästhetik
in einer Nuß aaO. S. 552; Euphorion Ergänzungsheft 3.66. 70; hiermit wird Prolego-
mena IV S. 53 ergänzt. — Die Quelle zu Balsora hat phil. Lia Weiss im Guardian aufge-
schlagen: Addisons Works, ed. by Henry G. Bohn, London 1888 4, 325 if. In der Über-
setzung der Gottschedin Des Aufsehers oder Vormundes 2. Teil 167. Stück 22. September
Proleyomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 9
17 13, Leipzig 1749 S. 389 ff. — Vgl. Budde, W. und Bodmer aaO. S. 1380". Luise
Wolf, Elisabeth Rowe in Deutschland, Heidelberg 18 10 S. 69 f. Strich, Die Mythologie
aaO. 1,88 f.
Nr. 27: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 106. Vgl. L. Wolf, E. Rowe aaO. S. 68.
Strich, Die Mythologie aaO. 1,88.
Nr. 28: vgl. Budde, W. und Bodmer aaO. S. 166 ff.
Nr. 29: vgl. ebenda S. 142. 215. Zwei Zitate daraus V. 1^8. 22 — 25 in Züricher
Freymüthige Nachrichten 15. Augstmonat 1753 S. 259 f. mit Abweichungen. Vgl. Budde,
ebenda S. 73.
Nr. 30: vgl. L..Wolf, E. Rowe aaO. S. 70 f.
Nr. 35: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 106.
Nr. 36: vgl. Budde, W. und Bodmer aaO. S. 32 Anm. *
Nr. 38: vgl. ebenda S. 7 i f.
Nr. 39: Zitat aus Brief 6 V. 228 — 230 Es hat — Liebe. in Das Angenehme
mit dem Nüzlichen, 15. Dezember 1755 St. 50 S. 493 als Motto, stimmt außer in Recht-
schreibung mit dem i. Druck überein. — Vgl. L.Wolf, E. Rowe aaO. S. 72!'. 79.
C. II. Ibershoff, New english source of W., The Journal of English and Germanic philo-
logy 14, 56 f. Köster, Schönaich aaO. S. XXVIII und Verzeichnis der Eigennamen unter
Wieland.
Nach Nr. 39: 39a(?). Anteil an Bodmer, Jacobs Wiederkunft von Haran,
Budde, W. und Bodmer aaO. S. 36 Anm. *
Nr. 40: Hsl. Widmung des Gepryften Abraham an Mde. Gessner nee Bodmer sollte
in L. Hirschberg, Erinnerungen eines Bibliophilen, Berlin -Wilmersdorf I9i8(?) faksimiliert
werden. — (Als Anregung oder Quelle kommt vielleicht auch Rowe, Geschichte Josephs,
2. Buch, in Betracht, weil Züricher Freymüthige Nachrichten 31. Weinmonat 1753 St- 44
S. 348 die Opferung Isaaks als in ihr enthalten angeführt wird.) — Vgl. Budde, W. und
Bodmer aaO. S. 143 ff.
Nr. 42: Der unausgesetzt hilfreiche Dr. E. G. Stumme in Leipzig zeigt mir an, daß
er ein Exemplar der Hymnen erworben hat, in welches das Blatt S. 15. 16 doppelt
eingebunden ist; das zweite (= E^) enthält V. 229 — 276 und 62 — 79; diese Versfolge
ist inlialtlich unmöglich, es liegt also eine Verschiebung der hsl. Vorlage beim Satze oder
ein Verwerfen der StOcksätze beim Umbreclien vor, seltsam, weil sie von Bogen C^ vor-
ausgreift und dann von der vorhergehenden Seite 14 wiederholt. Es wurde nun ein
Doppelblatt S. 13 — 16 neu gedruckt (= E^) auf weißerem Papier und an die stehenge-
bliebenen Falzen des 3. und 4. Blattes des 4"-Bogens B angeklebt; die Falzen haben das
gelbere Papier des ganzen Schriftchens: ein Exemplar mit diesem Karton hat auch
F. Homeyer für die akademische Ausgabe, Werke 2, i 75 ff. benutzt. Das verworfene Blatt E"
ist von einigem Werte wegen älterer Lesarten; Stumme verzeichnet mir: V. 77 Der E''
Ihr E^. 79 Sphaeren E" Erden E^. Da nach Stummes Mitteilung im Neuesten aus der an-
mutliigen Gelehrsamkeit, Leipzig 1753 S. 923 — 925 nur V. i — 47, in Edward Grandisons
Geschichte in Görlitz, Berlin 1755 S. 42^ — 44, V. 1 — ^54 der Sonnenhymne steht, sind diese
Lesarten hier allein überliefert. — Vgl. Pizzo, Miltons Verlorenes Paradies aaO. S. 42.
Nr. 43: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 106. Nach Mitteilung von F. Homeyer hat
Brunner seine Ansieht, die Hs. sei von Bodmer geschrieben, widerrufen. — Brunner schrieb
mir noch 1909, der Titel der zweiten Hymne auf Gott und die zehn ersten Verse
sowie drei Verse am Rand und Druckanweisung und Korrekturen rührten in der von
fremder Hand geschriebenen Hs. von W.
Nr. 47. 48: Budde, W. imd Bodmer aaO. S. 74. 76f. erklärt Bodmer für den Verfasser.
Phil.-hht. Abh. 1921. Nr. 3. 2
IQ S euffert:
Einlag-e nach Nr. 48: a) Budde, ebenda S. 74 bezeichnet Bodmcr als Verfasser.
b) ebenda S. 75, das Stück sei nicht von W. verfaßt.
c) ebenda S. 8iff., Bodmer sei der Verfasser.
d) s. Nachtrag Prolegomena VI S. 106. Budde, S. 84 ff., das Stück sei nicht von W.
verfaßt.
e) f) g) h) ebenda S. 86 ff. 90 f. gif. 86 ff., Bodmer sei der Verfasser.
i) ebenda S. 92 f, W. sei nicht der Verfasser.
Nr. 50: Schlußzeile ließ: Heiden statt Weisen.
Nr. 51: Budde, W. und Bodmer aaO. S. 7 5 f., Bodmer sei allein der Verfasser.
Nr. 53: ebenda S. 7 7 ff., Verfasser seien W. und Bodmer.
Nr. 54: ebenda S. 67ff., die Vorrede sei von Bodmer verfaßt.
Nr. 55: ebenda S. 72.
Nr. 56: Nicht die Vorrede zur Synd-Flut 1751, wie Deutsche Litteraturdenkmale 7off.
S. 412 Z. 13 ff. steht, sondern die 1753 hinzugekommene Neue Vorrede stammt von W.
Nr. 58: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 106. Vgl. zu Nr. 97.
Nr. 60: Budde, W. und Bodmer aaO. S. 79 ff. hält Bodmer für den Verfasser. Daß
W. von dem in Hausenstocks Erdichtetem Brief angegriffenen Lehrer am Lüneburger
Lyceum Chph. Stockhausen 1753/4 wirklich empfohlen wurde, ergibt sich aus der ge-
naueren Kenntnis des Eintrags in Beckers Beiträge S. 251, die ich E. von Steinmeyer
verdanke. Damit sind meine Fragen Euphorion 19,574 Anm. erledigt.
Nr. 61: vgl. Budde, W. und Bodmer aaO. S. 83 f.
Nr. 63: vgl. ebenda S. 177 ff.
Nr. 64: s. Nachtrag Prolegomena III S. 50.
Nr. 68: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 106.
Nr. 70: vgl. Budde, W. und Bodmer aaO. S. 217.
Nach Nr. 71: 71a(?). i 754 vor Pfingsten? Versuch einer Ode auf das Pfingst-
Fest. Freymüthige Nachrichten 7. Herbstmonat 1757 St. 36 S. 285 f. Nach Budde,
W. und Bodmer aaO. S. 97 'zweifellos von W.' und in das Jahr 1754 datiert. Ich ver-
danke F. Homeyer eine Abschrift, die ich zur Beurteilung unterbreite.
Versuch einer Ode auf das Pfingst-Fest.
Sie, die den Heyland dort jenseits dem Grabe lebend Von jedem Munde gleich in jeder Sprache herrlich
Auf dem errungnen Throne sahn, Ergießt in den gerührtem Sinne
Entriß nicht mehr dem nun entwölkten Himmel Des Volks der Geist die nie empfundnen Triebe
Ein allzuniedrer Wunsch; Mit siegender Gewalt;
Sie sahen starr dem Glanz des neuen Lichts entgegen Er winkt noch Gnade zu, er will den Sünder segnen
Und pi'iesen ihrer Hofnung voll Und ruft der Menschheit Frieden aus,
Den grossen Tag, des nahen Heiles Feyer Noch öfnet er die unbekannten Schätze
Schwellt ihr entzücktes Herz. Das Heil der jungem Welt;
Gleichwie der Libanon bey tobenden Gewittern Er lehrt des Glaubens Grund des Mittlers grosse Sendung
In seinen Gründen furchtbar bebt Die Wunden des Gesalbeten,
Und Erd und Luft das schreckende Gebräuse Des Vaters Bund, des grossen Tags Verheissung
Erschüttert wiederhohlt: Der Zukunft hohes Reich.
So bebten sie, weil auf des Sturmes hohen Flügeln Die Menge höhlet froh die Symphonien wieder
Der Geist des Herren niederfuhr, Die seines Gottes voll der Chor
Und unaufhaltsam seiner Allmacht Schauer Der Seraphim dem Held dem Überwinder
In Mark und Adern drang. Auf Tabor jauchzete.
Ein wirbelnd Feuer blitzt mit sanft zertheilten Funken Und Juda hört erstaunt des Heiles neue Lehre
Um den erstaunten Kreis herum, Wie dort um jenen Sinai
Sein göttlich Licht umwindet jede Stirne Das gleich[e] Volk den Gott der in Gewittern
Und glüht in jeder Brust; Gesetze donnerte:
Prolegomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII.
11
Es hört, und wünscht bei'eits in Jesu Dienst zu leben
Das Herz versinkt in wahrer Reu,
Die Sünde wird mit ernstem Leyd verworfen
Der Held siegt noch einmafal;
Er, der der Hölle Macht, er, der den Tod bezwungen
Der thut noch melir, er macht uns fromm;
Er weckt uns von dem giausenvoUen Schlummer
Zum neuen Leben auf;
Und ich, den sein Geschick dem grossen Glück entzogen
Mit diesem Auge dich zu sehn,
Wie soll, o Gott, die ungeweyhte Zunge
Ein Lied des Danks dir weyhn?
Wie soll mein schwacher Mund die Göttertöne singen
Und Himmelan vom Staube fliehn?
O Herr! du hast mein junges Herz entflammet
Entflamm auch meinen Geist;
Tragt mich ihr Seraphim durch die gestirnten Wege,
Laßt meine Sprache Musik seyn;
Ihr Sphären ruft das Hallelujah wieder
Und ihr, ihr Welten, weicht,
Wei<;h von mir träger Reitz, der Held hat überwunden
Mein. Lied erzählet den Triumf;
Des Glaubens-Krafb schwingt mich beglückt zum Ziele
Der kühnsten Hofnung auf.
So hebt den Adler auch die königliche Seele
Fern von der niedern Welt empor
So wagt er külm auf nie geschwächten Schwingen
Den grenzenlosen Flug.
O! daß das ernste Feur das mein Gemüth durch wallet
Und von mir weg den Erdball stößt
In jeder Brust auf jeder Zunge mächtig
Zum Rand der Himmeln stieg?
In diesen Fernen herscht, noch jetzt begrenzte Wünsche !
Ein Keim von Göttlichkeit für mich,
Dort werd ich einst vom nahen Licht der Engel
Begeistert seyn, euch gleich
Die sich aus einer Welt der hohe Gottmensch wählte
Die Zeugen seiner Macht zu seyn;
Dort werd' ich reif zu ungemeßner Grösse
Was niedrig ist, ausziehn.
Und jener Rose gleich dem Morgen mich enthüllen
Der ihr von Sarons Grüften winkt;
Dann flieg ich dort frey von der Erde Banden
Der Empifäer Flug
Wann Nacht und Finsterniß auf ewig von mir wähend
Der Geist zu seinem Glanz mich führt;
Dann will ich oft des Himmels hohe Sprache
Dem Auferstandnen weyhn.
Dann will ich oft entzückt von seinem Stuhl zum Strome
Mit dem der Sphären schneller Lauf
Harmonisch rauscht, erhabener den Helden singen.
Den aller Geister Welt,
Den aller Engel Chor, durch alle Ewigkeiten,
Von Welt zu Welt, von Künftigkeit
■ Zu Künftigkeit, nie satt an Lust erzählend
In den Olympen feyrt.
I
W.s Art vermag ich in der Ode nicht zu finden, er dichtet erregter, schäumender.
Es ist wenig wahrscheiidich, daß W., nachdem er Weihnachts- und Oster-Ode 'pindarisch',
wie sein Vorbericht betont, gesungen hat, die Pfingstode in vierzeiliger Strophe, gleich
der 1752 Nr. 36 für die Ode 'Klagen und Beruhigung', Werke akademische Ausgabe 1,453,
verwendeten, spricht. Dazu kommt, daß W. am 24. Juiii 1756 an J. G. Zimmermann
schreibt (Ausgewählte Briefe i, 193): 'Die Ode auf Pfingsten hat Herrn Breitinger und
mich gerührt, frappirt, entzückt, erbaut.' Daß das Höflichkeitsurteil ein Werk Zimmer-
manns betrifft, lehrt der Zusammehhang. Dazu kommt, daß Breitinger im April 1756
Zimmermann belobt hatte, weil er sich in Oden versuchen, sich dazu durch fleißige
Lesung des Horaz, der ihm die Leier stimmen solle, begeistern wolle (E. Bodemann,
J. G. Zimmermann S. 190). Ich vermute daher Zimmermann als Verfasser der Ode; ihre
erwägende gelassene Sachlichkeit scheint mir zu seiner Erdbebendichtung zu passen.
Immerliin ist auch ein anderer Verfasser möglich ; denn die entschuldigende Vorbemerkung,
die Zeitungen seien um den Abdruck gebeten worden, ist mir bei Zimmermann unerwartet,
freilich bei seinem eiteln Bemühen um Dichterruhm nicht ausgeschlossen. Jedesfalls aber
hatte der 1757 schon anerkannte W. keinen Anlaß zu solcher Bitte.
Nr. 72: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 106.
Vor Nr. 75: 74a. s. ebenda S. io6f. und Euphorien 19, 562 ff.
Nr. 75: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 107. Arthur Hordorff, Untersuchungen zu
Edward Grandisons Geschichte in Görlitz, Euphorion i8,68ff. 38iff. 634ff. i9,66ff.
B. Seuffert, ebenda S. 57off. Budde, W. und Bodmer aaO. S. 103 ff. lehnt W.s Betei-
ligupg ab, bekennt aber in der Vorrede: 'Die Kontroversen über p]dward Grandisons Ge-
schichte in Görlitz scheinen auch durch diese Schrift noch keine Erledigung zu finden.'
2*
12 Seuffert:
Nach Hordorff ist W.s 'Anteil weit größer als man dachte'. Man wird das Stück, meinem
ursprünglichen Vorschlag gemäß, nachträglich aufnehmen müssen.
Nr. 76: Budde, W. und Bodmer aaO. S. 93 f. lehnt W.s Verfasserschaft ab.
Nr. 77: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 107.
Nr. 78: Z. 4 lies: 121 statt 120; ebenso Prolegomena II S. 70 Stück 20. Der Vor-
bericht erscheint 1758 zum ersten Male. Über Einzeldruck s. Prolegomena III S. 50.
Nr. 79: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 107.
Nr. 80: vgl. Budde, W. und Bodmer aaO. S. 216.
Nr. 81: vgl. ebenda S. 157 ff. (Die sterbende Rahel kann wegen der Erwähnung in
den Freymüthigen Nachrichten 1753 St. 44 S. 349 durch Rowe, Geschichte Josephs an-
regt sein.)
Einlag-e Nr. 81: a) — d) Budde, W. und Bodmer aaO. S. 98 ff. weist W.s Verfa-sser-
Schaft ab. d) halte auch ich für nicht Wielandisch.
Nr. 82: vgl. Budde, W. und Bodmer aaO. S. looff. : nicht von W.
Nr. 84: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 107.
Nr. 87: Budde, W. und Bodmer aaO. S. 95 f lehnt W.s Verfasserschaft ab.
Nr. 89: vgl. ebenda S. 50 Amn.**
Nr. 90: vgl. ebenda S. 96: Verfasser sei Bodmer.
Nr. 91 : s. Nachtrag Prolegomena VI S. 108 unter: Nach Nr. 119. — Die Bemerkungen
Prolegomenall S. 71 Stück 25 werden durch Nr. 153 ergänzt. — Stumme besitzt außerdem
einen Druck: Empfindungen des Christen. Zweyte Auflage. Zürich, bei Orell und
Comp. 1758, 2 BIl. + 204 SS., der nicht Sonderausgabe aus den Prosaischen Schriften
Nr. 1 1 9 ist. Wohl diesen Druck besitzt UniversitätsbibUothek Königsberg i. Pr. 'an Gc 2 7 i
(Gh)'. — Vgl. L.Wolf, E. Rowe aaO. S. 730".
Nr. 92: vgl. L. Wolf, E. Rowe aaO. S. 76. ,
Nr. 93: nach Budde, W. und Bodmer aaO. S. 50** aus dem Frühjahr 1755. Vgl.
Strich, Die Mythologie aaO. 1,76.
Nr. 94: vgl. L. Wolf, E. Rowe aaO. S. 76f
Nr. 96: Budde, W. und Bodmer aaO. S. 96 f. verneint W.s Verfasserschaft. Steinberger
Euphorion 22,671.
Nr. 97: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 107. Vgl. Budde, W. und Bodmer aaO.
S. i29ff. i79f
Nach Nr. 100: 100a. 1756 vor August 18. Anzeige von Jonathan Swift, Sa-
tyrische und ernsthafte Schriften. Erster Band. Hamburg und Leipzig 1756 in
Freymüthige Nachrichten 18. August 1756 Nr. 33. Vgl. Euphorion 2 2, 671 ff. Julius Stein-
bergers Zuweisung hat trotz dem der Anzeige voranstehenden Ort: Braunschweig große
Wahrscheinlichkeit.
Nr. 101: vgl. Budde, W. und Bodmer aaO. S. 132.
Nr. 103: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. 1,18.
Nach Nr. 103: 103a. Neuer Vorbericht zu Der Tod Adams s. Nachtrag Prole-
gomena VI S. 107. Vgl. Muncker, Über einige Vorbilder für Klopstocks Dichtungen,
Sitzungsberichte der bayr. Akademie der Wissenschaften, Phil. -bist. Klasse, München 1 908
Abhdlg. 6 S. 33 ff.
Nr. 104: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 108. — Vgl. Emilie Marx, W. und das
Drama, Freie Forschungen zur deutschen Literaturgeschichte 3, Straßburg 19 14 S. 52ff.
Nach Nr. 109: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 108: 109a. Theorie und Geschichte
der Redkunst und Dichtkunst. Werke akademische Ausgabe 4, 303 ff. Vgl. W. Bock,
Die ästhetischen Anschauungen W.s, Berlin 192 i S. 56 ff.
Prolegomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 13
109b. Einleitung in die Kenntniß der itzigen Staaten in Europa, Werke
akadeinisclie Ausgabe 4,42ifF.
Nr. 112: .s. Nachtrag Prolegomena VI S. io8.
Nr. 115: ebenda. — Erich Schmidt erliielt von Max Hecker eine sehr sorgfältige
Abschrift des i. Bogens der Nachrichten an die Leser der Bibliothek d. seh.
W. u. fr. Künste, aus der ich die Abweichungen von meiner Lesung (Euphorion 14, 2 28ir.)
hier beifüge:
S. 228 Z. 4 meine über gcstr. meine (ich: meinen). Z. 13. 14 über gestr. Denn (ich: Die er). Z. 17 davon
nicht gestr. S. 229 Z. 6 schiklicheren (ich: sihiklichern). Z. 17 dem aus den. Z. 24 hahn. Z. 26 gestr. rinei-
(ich: einen). Z. 30 gestr. hiell\en\. S. 230 Z. 3 erörtert wtrden. Z. 6 gestr. poetischer (ich: poetisches). Z. 10
unnötig danach gestr. Punkt, danach Doppcipunkt. Z. 11 Ich aus ich. Z. 27 verhafß. Z. 38 Hern, (ich: Hrn.).
S. 231 Z. 7 hetceifjt. Z. 8 ihm aus ihn. Z. 12 hae (ich: hacc).
Nr. 117: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 108.
Nr. 121 : Die Hs. der Abschiedsrede kam beim Buchhändler Oskar Rauthe, Berlin-
Friedenau, Verzeichnis 64 Nr. 951 zum Verkauf, wie Dr. Fritz Behrend, immer hilfreicli,
feststellte.
Nr. 122: Statt 1759 lies 1758 Augu.st 12 und 26, wie Hnr. Funck, Die Pyramide,
Sonntagsbeilage des Karlsruher Tagblattes 4. März 191 7 Nr. 9 S. 36 richtigstellt. Weitere
Beiträge W.s zu den Nützlichen Sammlungen fand Funck, nach gütiger Mitteilung, nicht.
Ebensowenig Budde, W. und Bodmer aaO. S. 102.
Nr. 123: vgl. E. Marx, W. und das Drama aaO. S. 68 ff.
Nach Nr. 124: s. Nachtrag Prolegomena VI S. loS.
Vor Nr. 134: 133a. Promemoria oOuJ., das die Beziehung der Syndikus- zur
Kanzleiverwalterstelle in Biberacli a. Riß und W.s Vorbildung und Eignung dazu beliandelt.
Das Schriftstück ist von W.s Hand geschrieben und enthält Korrekturen seiner Hand,
so daß seine Verfasserschaft gewährleistet zu sein scheint. Verwaltungsaktuar und Archivar
Eduard Springer, dem ich die Kenntnis verdanke, setzt es nach 10. September 1760 an
und erkennt in der 2. Korrektorhand die des Bürgermeisters von Hillcrn. Vgl. E. Springer,
C. M. Wieland als Kanzleiverwalter in Biberach, Württembergische Vierteljahrshefte fiir
Landesgeschichte, Stuttgart 1913 N. F. XXII, 363 ff., wo noch andere Aktenstücke W.s
mitgeteilt sind.
133b. Ex Commissione Magistratus Evangelici verfaßte Beleuchtung der Scripta
derer HH. Ricliter und großen Räthe. Sie behandelt den Fall Brechter 1761 (vgl.
Ofterdinger, W.s Leben, Heilbronn 1877 S. iSoff.). Da eine Quittung W.s vom 23. Ok-
tober [1761 j hierüber erliegt, so ist er als Verfasser anzusprechen.
Nr. 134: vgl. E. Springer, W. als Kanzleiverwalter aaO. S. 366 ff.
Nach Nr. 134: 134a. 1762 April 14. Einbegleitung zur Actenmäßigen Erzählung
gibt eine Beschwerungsschrift W.s; vgl. Springer aaO. S. 39off.
Nr. 137: Die Diclitungen und Briefe W.s für Stadion suche ich bisher vergebens.
Landgerichtsrat A. Breucha in Ehingen a. d. Donau, der sich mit Stadionforschung be-
faßt, bestätigte eine früher von Reinhold Schelle in Biberach a. Riß erhaltene Nachricht,
daß in Oberstadion VVielandiana nicht vorhanden sind, und verwies an die Zentraldirek-
tion der gräflich Stadionschen Güter in Kauth in Böhmen. Der Vorstand des Wieland-
Mu.seums, R. Schelle, hat sich auf meine Bitte dahin gewendet und verneinenden Bescheid
erhalten. Kollege Heinrich R. v. Srbik erkundete, daß unter den Vorarbeiten zur Fort-
setzung der Wiener 'iVrchivalien zur neueren Geschichte Österreichs' sich noch keine Auf-
nahme des Archivs in Kauth befindet, hat mir auch die Adresse des jetzigen Besitzers,
des Grafen Zdenko Schönborn, verschafft, der auf meine Anfrage zu antworten nicht
beliebte.
J4 Seuffert :
Nr. 138 : Dr. Irene Wunderlicli, Besondere Beilage des Staats-Anzeigers fiir Württemberg,
I.August 1919 Nr. 7 S. 145 ff., luit den' Drucker des Don Sylvio, Clin. Ulrich Wagner, .
festgestellt und aus dem "Verzeichniss von neuen Büchern . . . welche in der Ostcrmesse
1 764 erschienen und . . . verkauft werden bey Albrecht Friedrich Bartholomäi' außer
dem Sieg der Natur usw. auch gefunden: 'Geschichte des Prinzen Biribinker, eine der
schönsten Feenhistorien in den Abentheuern des Don Silvio, a.Theil'; danach ist Anm. i
zu Nr. 153 zu ergänzen und doch W.s Anteil an dem Teildruck zu erwägen. — Vgl.
T.W. Berger, Don Quichotte in Deutschland und sein Einfluß auf den deutschen Roman,
Diss. Heidelberg 1908. Max Hellm. Neumann, Cervantes in Deutschland, Die neueren
Sprachen 25, 156. W. Kurrelmeyer, Gil Blas and Don Sylvio, Modern Language Notes
19 19 34, 78 ff. Derselbe, The sources of W.s Don Sylvio, Modern Philology 19 19
16, 141 ff. — Louis Lubovius, Sprachgebrauch und Sprachschöpfung in W.s prosaischen
Hauptwerken, nämlich : Don Sylvio di Rosalva, Agathon, Der goldne Spiegel, Geschichte
des weisen Danischmend, Geschichte der Abderiten, Peregrinus Proteus, Aristipp. Diss.
Freiburg i. B. 1901. Strich, Die Mythologie aaO. 1,75. 90ff.
Nach Nr. 138: 138a. [1763.] Pro notitia die über die Canzley Verwalters -Wahl
in der Kayserlichen Frcyen Reichs-Stadt Biberach zwischen beyderley Raths-Tli eilen lier-
vorgebrochene Weiterungen betreffend. Frakturdruck 4 SS. fol. oJ. Exemplar im Wie-
land-Muscum in Biberach a. R. Knappe übersichtliche Vorstellung der Streitlage, worin
die kaiserliche Majestät um allerhuldreichste Handhabung der Paritäts-Gerechtsame und
'AUergnädigste Erkenntniß' angefleht wird. Vgl. Springer, W'. als Kanzleiverwalter aaO.
S. 404. Sie dürfte die 12. August 1762 für das etwaige Scheitern der Verhandlungen
der Senatsteile beschlossene 'Supplique' an den Reichshofrat sein, deren Abfassung W.
aufgetragen wurde: Springer aaO. S.402. Der Stil schwankt zwischen Akten- und Lite-
raturdeutsch und scheint mir darin W.s Feder zu vorraten.
138b. 1 763 November 3 i . Amtsschreiben an den Reichshofrat Baron von Senckcn-
berg in Wien; vgl. Springer aaO. S. 405 ff.
138e. 1764 April 2. Schreiben an den evangelischen Magistrat Biberach; s. Springer
aaO. S. 408 ff.
Nr. 140: vgl. Hans Wahl, Geschichte des Teutschen Merkur, Palästra CXXVII S. 57
Anm. I, wonach vielleicht der Name in 'Febronius' zu verbessern ist.
Nr. 141: vgl. Jos. Brock, Hygin in der deutschen Literatur, München 191 3 S. 79ff.
Lydia Marinig, Der Einfluß von Ariosts Orlando Furioso auf W., Studi di Filologia Mo-
dema 1912 5, i7f 2off. Strich, Die Mythologie aaO. S. 83. 214.
Nr. 142: Z. 3 vu. lies: Herdin statt Herslin. Nr. 142. 146 vgl. W. Kurrelmeyer,
Nachtrag zur W.-Bibhographie, Modern Language Notes 1918 33, 282 ff. Otto Freise,
Die drei Fas.sungen von W.s Agathon, Göttingen 1910. Paul Groschwald, Das Bild des
klassischen Altertums in W.s Agathon, Diss. Gießen, Leipzig 19 14. Sprachliche Bemer-
kungen zu W.s Agathon, Sanders' Zeitschrift für die deutsche Sj^rache 2, 300. Lubovius,
Sprachgebrauch und Sprachschöpfurig 4ia0. Strich, Die Mythologie aaO. i, 86. 95 ff. —
Böttiger hat in dem handschriftlich erhaltenen Teil seiner Aufzeichnungen (Landes-
Bibliothek Dresden) über ein Gespräch mit Adelung niedergeschrieben: 'In der Sclirift
über den deutschen Styl habe Adelung im Kapitel von der Periode das Beispiel einer
ungeheuer langen und kauderwelschen Periode aus W.s Königen von Scheschian ge-
nommen, doch ohne den Verfasser zu nennen. Der Rezensent in der Allgemeinen Li-
teratur-Zeitung, zu deren Unternehmern W. gehöre und die daher W. überall Weihrauch
streuen müsse, habe dies nicht geahndet und habe gleichfalls diese Periode als Muster
des Konfusen und Undeutschen ausgezogen, worüber sich W. ohne Zweifel wenig erbaut
Prolpgomrna zu einer Wieland- Ausgabe. VII. 15
gefunden habe.' Das Gespräch bezieht sich auf Jhn. Cliph. Adelung, über den Deutschen
Styl I.Band, Berlin 1785 S. 26if. (ich zitiere nach der allein mir zugänglichen Neuen
Auflage von 1787, wo die Stelle sich auf den gleichen Seiten wie in der ersten findet):
gehäufte untergeordnete Sätze verdienten nicht den Namen einer wahren Periode, machten
in einem jeden Stile, der auf einige Grade der Schönheit Anspruch machen wolle, alle-
mal eine schlechte Figur; 'Zum Beyspiel diene eine einzige Periode eines angesehenen
Schriftstellers, der aber seinen Ruhm gewiß nicht seinem prosaischen Style zu danken
hat. Die Periode ist ungewöhnlich lang, und dabey sehr unordentlich angelegt, daher
ich sie abkürze, indem es mir bloß um den Schluß derselben zu thun ist, welcher wegen
der vielen Schachteln sehr verworren und unangenehm wird.' Und nun folgt das ge-
kürzte Zitat: 'Diese Überredungskraft' bis 'durch andere spielen ließ', das aber nicht aus
dem Goldenen Spiegel stammt, wie Adelungs oder Böttigers Gedächtnis irrig annahm,
sondern aus dem Agathon Buch 3 Kapitel 4, 1766 i, 108. 109. Dazu sagt der Rezen-
sent in der AUg. Literatur-Zeitung 1785 I Nr. 181 S. 135: 'S. 261/2 kommt eine überaus
schleppende prosaische Periode von einem unserer besten Dichter vor, dessen Namen
Hr. Adelung verschweigt. Wir haben nie begreifTen können, weder, wie ein guter Dichter
eine solche Periode machen, noch, wie ein Schriftsteller, der fähig war sie zu machen,
ein guter Dichter seyn konnte.' Der Rezensent hat offensichtlich W. erkannt, denn er
macht aus Adelungs 'angesehenem Schriftsteller' 'einen unserer besten Dichter'. Ade-
lungs Annahme, W. werde sich ohne Zweifel Ober diese Zustimmung wenig erbaut ge-
funden haben, wird dadurch widerlegt, daß W. den getadelten Satz unverändert bei-
behielt {1773 I, 194 — 196 und 1794 C' I, 171. 172); er wollte wohl Hippias in läs-
sigem Zwiegesprächston reden lassen, um allzu lehrhafte Vortragsform zu meiden, sonst
hätte er bei den Umarbeitungen wie an andern Stellen aus eigenem Bedürfnis umgebaut,
auch ohne A'or der letzten Ausgestaltung dadurch aufmerksam zu werden, daß Adelung
ihn an den Pranger gestellt und der Rezensent böseren Hohn dazu gesprochen hatte.
Übersehen hat W. die Angriffe kaum, trotzige Mißachtung entspricht nicht seinem Wesen,
obgleich er allerdings mit Adelung in Fehde lag und von der Literatur-Zeitung sich zu-
rückgezogen hatte (s. Prolegomena Nr. 752. 778. 838). — Von der Schonung W.s, die
Adelung voraussetzt, ist an diesem Platze der AUg. Literatur-Zeitung keine Spur zu
finden.
Nr. 145: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 109.
Nach Nr. 146: 1767 Dezember 7. Resolutum Inclyti Magistrat[us] Evangelici,
von W.s Hand, im Wieland-Museum in Biberach a. Riß. Dem Senator v. Hillern wird
bei seinem Rücktritt vom Direktorium des Komödienwesens evangelischen Teils — W. hat
es nach ihm übernommen — gedankt, die Kasse der Gesellschaft geordnet und der evan-
gelischen Schausj)ielergesellschaft ein Expektanzdekret zugestellt, vermöge dessen selbige
pro künftige H.Weihnachten 1768 und fürohin zu ewigen Zeiten als Reichsstadtbibe-
racher Meister-Sänger p]vangclischen Anthells erklärt werden. Mitteihmg Reinhold Schelles.
— Ich erwähne das Protokoll wegen seines Inhaltes, in die Ausgabe der Werke gehört
es nicht.
Nr. 147: vgl. L. Marinig, Der Einfluß von Ariosts Orlando Furioso auf W. aaO.
1912. 191 3 Jhrgg. 5 und 6. Hans Tribolet, W.s Verhältnis zu Ariost und Tasso, Sprache
und Dichtung Ilft. 22, Bern 1919. Strich, Die Mythologie aaO. i, 93.
Nr. 149: vgl. Kurrelmeyer, Nachtrag zur W.-Bibliographie aaO. 33, 284 f.
Nr. 151 : vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke in ihrer Bedeutung für die Textge-
schichte von W.s Werken. Abhandlungen der Kgl. Preuß. Akad. d. Wiss., Berlin 19 13,
Einzelausgabe S. 9,
] 6 S E U I F E R T :
Nr. 152: vgl. ebenda S. 9.
Nr. 153: Anm. i: s. oben zu Nr. 138.
Nr. 154: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. gf.
Nr. 155: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. i, 212.
Nr. 158: vgl. Kurrelmeyer, Nachtrag zur W.-Bibliographie aaO. s^,, 2 84 f.
Einlag-e nach Nr. 161: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 109.
Nr. 162: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 10 f.
Kurrelmeyer unterscheidet unter 10 ihm vorliegenden Exemplaren viererlei Drucke des
Sokrates mainomenos Leipzig 1770; von diesen gehören 7 zu einer Art E% die er als
Originaldruck anspricht, weil sie den korrektesten Text bietet; die übrigen ordnet er in zeit-
licher Folge auf drei Stufen E^E'E'^. Mir liegen 14 Drucke vor, davon drei E" sind (National-
bibliothek Wien 5933 A; Universitätsbibl. München P. germ. 504; Privatbesitz des Dr. Hans
Pichler, Graz); fünf E^ (Universitätsbibl. Wien I 85231 ; Universitätsbibl. Graz I 29390;
zwei in Privatbesitz des Dr. Karl Polheim, Graz, einer in meiner Hand); vier £" (Steicr-
märkische Landesbibl. Graz I 80213; Bibliothek des Seminars f. deutsche Philologie in
Graz 951; je einer im Besitz Polheim und Seufiert); ein i'"' (Besitz Polheim); einer (in
meiner Hand) bildet eine neue Art E"". Außerdem habe ich in Kennzeichen erbetene Nach-
richten erhalten über 10 ^'MStaafsbibl. Berlin Yv 5661 mit Kupfern; 'an Zd 166' ohne
Kupfer; Universitätsbibl. Gießen E 32320; dgl. Jena A. 1. XIVo 157; dgl. Kiel i. 2n8
ohne und mit Kupfern; dgl. Königsberg i. Pr. Pb 542; dgl. Leipzig Lit. germ. 675''; dgl.
Prag 12 F. 126; dgl. Würzburg L. g. 0. 165); über 3 E^ (Staatsbibl. Berlin 'an Yr 2991';
Hofbibl. Darmstadt E 3591/100; Universitätsbibl. Marburg i. H. XVI C 6518); über 2 E"
(Universitätsbibl. Göttingen 8° Fab. Rom. VI 4026: Privatbesitz von August Sauer, Prag);
über 4 E'^ (Universitätsbibl. Berlin Yq 37000: dgl. Gießen E 32321; dgl. Jena A. 1. XIVo
992; Friedrich Meyer, Leipzig, Autiquar.-Kat. 156 Nr. 653 [1920]). Im ganzen sind
also, mit den Kurrelmeyerschen, 43. Drucke bestimmt, darunter 20 £"", Avodurch Kurrel-
meyers Aufstellung, dies sei der am meisten verbreitete Druck, bestätigt wird; 9 E^; 7 E*;
6 E^ und der Kurrelmeyer unbekannte £'", der nur einmal' unterkam; gerade deswegen
können noch weitere Arten bekannt werden. Auffällig ist, daß unter den in Österreich
gefundenen Exemplaren bisher nur 2 E^ sich finden und eines in Prag; W.s Schriften
kommen hier langsamer in Aufnahme. Zu beachten ist ein mir vorliegendes Mischexemplar
der Universitätsbibliothek Wien, das zur Gruppe E^ gehört, aber den Bogen K aus E'' hat.
Solcher Mischexemplare kann es mehr geben, wodurch nötig wird, auf jedem Bogen Kenn-
zeichen der Gruppen zu prüfen.
Kurrelmeyers Beweisführung, E^ sei der älteste Druck, wird dadurch gestützt, daß
das Exemplar der Münchener Universitätsbibliothek ein Widmungsexemplar W.s ist; von
dessen Hand steht unten auf das Titelblatt geschrieben : 'ä Madame de Hillern | de Gouter-
mann par |'; der Rand rechts und unten ist beim Binden weggeschnitten, in der i. Zeile
stand wohl noch: nee, in der 2. und darunter W.s Name oder lauteur; die Beschenkte
ist Cateau von Hillern, die Schwester der Sophie La Roche; zu Cateau hatte W. bekannt
' Nachtrag April 1921. K. Polheim hat mir noch zwei Exemplare des Sokrates nachgewiesen: in der
Landesbibliothek Weimar W2: 15 und in der Bibliothek des Erzherzogs Friedrich in der Albertina in Wien.
Nach 1 3 Stichproben, die ich den Bibliothekslcitern zur Prüfung vorlegte, stimmen beide zu E^. Das Weimarer
Exemplar stnmmt nach W. Deetjens freundlicher Beschreibung aus dem Besitze der Anna Amalia, denn ihr
Namenszug ist auf den P^inbanddeckel in Gold geprägt; es ging als ihr Geschenk 1805 in die Bibliothek über.
Wann die Fürstin es erworben oder vom Verfasser erhalten hat, ist unbekannt; W. tritt im November 177 1
mit ihr in Berührung, siedelt September 1772 nach Weimar über (Vierteljahrschiift für Litteraturgeschichte i,
343.402). In dieser Zeit wird die Herzogin zu W.s neueren Werken gegriffen haben; darnach läßt sich die
Herstellungszeit des E^ mutmaßen.
Prolpgnmena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. ] 7
enge Beziehungen gehabt. Forner beweist der Nachdruck Biel, Heihnann 1772 (Universi-
tiitsbibl. Bonn Fa 729), der ^^ folgt, daß dieses vor 1772 ausgegeben worden ist, also
gewiß kein später Doppeldruck ist.
Die Stellung von E" zu erschließen, reichen Kurrelmeyers Merkmale begreiflicher-
weise nicht aus, da sie für die vier ihni bekannten Gruppen ausgewählt sind. PCs ist
nicht immer zulässig, das Korrektere für das Ältere zu halten; auch ist sachliche Richtig-
keit zuweilen verschieden zu beurteilen und starre Durchfuhrung einheitlicher Sprachformen
ist meistens mehr Neigung jüngerer Setzer als des Verfassers. Es erai)fiehlt sich, wie
auch Kurrelmeyer mit der Beobachtung der Kopfleisten getan hat, das Äußerlichste und
Mechanische vor den Lesarten zu prüfen.
Das Papier der Drucke mit und ohne Kupfer — die letzteren sind nur mit i Kupfer-
vignette auf dem Titel geziert — ist zu unterscheiden, i . Kupferexemplare. £■* hat Wasser-
zeichen: Knabe auf Kugel, Reif, darüber Krone; Inschrift: Fortuna Spe usw. Bogen S ff.
des Münchener und Bogen Rff. des Pichlerschen Exemplars haben ein anderes: König mit
Harfe, und auf anderem Blatte: Posthorn in Wappenschild. Das Papier mit Knaben -Wasser-
zeichen hat der Verleger des Sokrates, Weidmann, auch für Zimmermanns Einsamkeit 1773
benutzt. J?*"" haben als Wasserzeichen: Roß mit Reiter und Schrift: P. W. de VYFDE;
auf manchen Bogen steigt das Roß höher. So auch in meinem Exemplar der Musarion
1769 (Kurrelmeyer E'*") und drei mir vorliegenden Kupferexemplaren des Agathon 1773
(Kurrelmeyer £''*'). E^ mit Kupfern lag mir nicht vor. 2. Exemplare ohne Kupfer außer
der Titelvignette. E* sah ich nicht. E^ hat Krone und Posthorn als Wasserzeichen. E"
nackten Mann mit Schlange; von Bogen P an Einhorn und Posthorn. Das letztere Wasser-
zeichen ist auch für Agathon 1773 ohne Kupfer (Kurrelmeyers E"') verwendet, aber Bogen
mit Krone und Posthorn sind beigemischt. Einhorn allein liaben die Bogen des Goldenen
Spiegels 1772 mit Kupfern (Kurrelmeyers E') und die der Grazien i 770 mit Kupfern (Kurrel-
meyers E'). E"^ hat Wasserzeichen: Krone und Po.sthorn, ähnlich wie E^'.
Darnach steht unter den eingesehenen 14 Exemplaren /i" allein, A'"'" mit Kupfern bilden
eine Gruppe, E' ohne Kupfer steht allein, E*^ ohne Kupfer stehen sich nahe. Es ist im
Hinblick auf die andern Drucke desselben Verlags nicht möglich, aus dem Papiervorrat
oder dem Papierbezug aus verschiedenen Fabriken zeitliche Abstände festzulegen. Aber
im Zusammenhang mit anderen Merkmalen können die Wa.sserzeichen Gewicht gewinnen.
Kupfer. Da Kurrelmeyer keine E^" mit Kupfern vorlagen, konnte er den Bilder-
schmuck niclit erschöpfend prüfen. Prolegomena VI S. 87 gab ich Kupfertitel, 3 Kupfer-
blätter, 9 Vignetten an. Von Kurrelmeyers 7 Jlxemplaren £'" sind nur 2 mit Kupfern ge-
ziert, sein E'^hüt alle neu gestochen, 2 Vignetten verändert. Ich habe von Ü'^'nur Exemplare
mit Kupfern einsehen können, von £"'' nur eines ohne Kupfer außer der Titelvignette, von
E*' zwei, von E" je eines mit Kupfern. Titelvignetten haben alle eingesehenen Exemplare;
an den Stellen, wo die Blattkupfer einzudrucken waren, finden sich zumeist leere Blätter,
das heißt, der Satz wurde für Kupfer gesetzt, nicht von vornherein für geringere, billigere
Ausgaben eigens eingerichtet.
Die Kupferblätter sind in allen Drucken von denselben Platten abgezogen. Drei der
Vignetten aber sind nicht gleich ausgeführt.
Bei der Titelvignette unterscheidet sich die Darstellung desselben Vorwurfs — Baum,
darunter Nest mit Vogel — dreifach. A"" ist kräftiger, gedrungener gezeichnet, der Stamm
nach links gebogen, zweiästig, der Vogelkopf lang nach vorne gestreckt. />'""' ist leichter,
aufgelöster gezeichnet, der Stamm, ebenfalls nach links gebogen, einästig, der Vogelkopf
gehoben, so daß jetzt eine Taube zu erkennen ist. A'*" hat dieselbe Darstellung, aber nach
rechts, die Ausfuhrung ist hart und plump.
Phil.-hist. Abh. 1921. Nr. 3. 3
Ig S i: V V r E R T :
Die Vignetten S. 147 liaben den gleichen Gegenstand: die schöne Frau, die ihr nasses
Oberkleid gegen die Sonne ausgebreitet und sieh hinter dem Gesträuclie entkleidet hat,
S. 124 des Textes; sie sitzt auf dem Rasen, das von einem Baum herabhangende Oberkleid
verdeckt nur wenig ihrer nackten Figur, mit der rechten Hand hält sie das Kleid und
schaut daneben hervor. So weit ist die Darstellung gleich. Aber in £"" sitzt die Figur
vom Beschauer aus nach links gerichtet, das linke Bein ist ganz sichtbar, nach links ge-
streckt, das rechte ist darunter eingeschlagen, beide unbedeckt; in E'""' ist der Unterkörper
nach rechts gerichtet, beide Beine sind vom Kleid bedeckt, nur ist vom rechten nach rechts
gestreckten ein Stück Oberschenkel und der Fuß, vom linken dahinter aufgestellten ein Stück
Unterschenkel sichtbar. Auch der Baum ist verschieden: in A'" ist der Stamm vom Kleid
verdeckt, links ragt ein dicker abgesägter Hauptast, rechts ein fast kahler dürrer Ast her-
vor; das paßt zum Text S. 132 'die Kleider der Dame an einem dürren Aste gegen die
Sonne hangen'; dahinter großes Gebüsche, entsprechend dem Text S. i 24 und 132; £'*'"
lassen rechts neben dem Kleid den Stamm sehen, aus dem rechts und links belaubte dünne
Äste sprießen, der Busch ist kleiner. Entsprechend diesen Veränderungen ist auch die
Faltung des Gewandes imd der Rasen ungleich.
S. 227 endlich stimmen die Vignetten überein, nur fehlen auf der Platte £* die an
den Rändern des Bodenstückes herausragenden Grasbüschel (Schnörkel).
Da die Vignetten nicht zugleich mit dem Text, Avahrscheinlich erst nach dem Abzug
der Bogen eingedruckt sind, wie sich daraus ergibt, daß Kustos und Bogenzäliler wieder-
holt innerhalb der Kupferplattenvertiefung stehen, könnte man den Wert der Vignetten
für die Bestimmung der Drucke gering einschätzen. Es ist aber doch aus der Verschiedenheit
auf zeitliches Zusammengehören der gleichen Ausführungen zu schließen. E" sind drei
Vignetten allein eigen, von denen eine genauer zum Text paßt, was Kurrelmeyers Kenn-
zeichnung dieses Druckes als des ältesten entspricht, von denen die zwei anderen schlichter
sind, eine Zeitfolge nicht bestimmen lassen. Oesers Vignetten zu dem fast gleichzeitigen
Graziendruck Weidmanns sind in dem mir vorliegenden Exemplare in der ruhigen um-
rissenen Art von i''' gehalten. Die leichteren Randverzierungen £''" zur Vignette S. 227
können neu zur alten Platte hinzugestochen sein, wozu bei anderen auch die Möglich-
keit gewesen wäre. Geschehen ist es nur noch bei den zwei ganz neu gestochenen
zum Titel und zu S- 147; da sind auch die Bäume wie das Stück Rasenboden leichter,
zierlicher umrissen, was selbst noch bei dem harten Gegenbild des Titels E^ ersicht-
lich wird. Es zeigen also die drei abweichenden Vignetten einen etwas anderen Ge-
schmack des Stechers; ob Oeser oder Geiser daran beteiligt ist, ist mir unbeweisbar;
E"^ fügt seiner Titelvignette die Signierung G. F. = Geiser fecit bei. Es steht also wieder
wie bei den Wasserzeichen der Kupferexemplare E^ allein, und E^"" bilden wieder eine
Gruppe. Soll ich nach dem einen mir vorliegenden Kupferexemplar E" urteilen, so sind
dessen Platten abgenutzter als die für £''"' verwendeten; aber 'die zufällige Schwärzung
und das Papier können dort einen Teil der nur mit Lupe noch erkennbaren Striche haben
verschwinden machen.
So ist auch bei der Titelvignette in E"" an der Taube die horizontale Schattierung
sichtbar, weniger in E^ ohne Kupfer, kaum in E^" mit Kupfern ; und entsprechend ordnen
sich die Vignetten S. 147: die lichtere Falte des links hängenden Gewandzipfels ist, sicher
ursprünglich, durch Längsstriche und mit Rautengegitter geschattet; E"" zeigt das deutlich;
in E^ ist die Längsstreifung schadhaft unterbrochen, in E" fast ganz verschwunden ; und
hier sind auch von der Diagonalstreifung Teile der von links oben nach rechts unten
laufenden Striche ausgebliel)en, überdies andere Stellen lichter, obwohl die Schwärzung
im ganzen tiefer ist. Darf man die Unterschiede als nicht zufällige Formen der Abdrucke
I
Prolegomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 19
in den mir vorliegenden Exemplaren bewerten, sondern daraus auf verschiedene Abnutzung
der Platten schließen, so würde sich die Zeitfolge E^E^E" ergeben.
Als auffälligstes Kennzeichen hat Kurrelmeyer die Kopfleisten verwendet (wobei
in seiner Angabe zu E^ S. 25 — 48 die kopfleistenfreie Seite 37 auszuschalten ist). Die
Kopfleisten in dem ihm unbekannten E'' sind anders als in allen seinen Exemplaren gefügt,
nämlich: beide Hälften symmetrisch nach rechts und links durchaus außer: .beide Hälften
nach rechts S. 228, 266, 296; beide Hälften symmetrisch nach innen verkehrt S. 131, 149;
damit rückt der Druck an Setzersorgfalt nahe zu E''. Daß dies aber fiir die Originalität
nichts beweist, lehrt E'^, das in den Kopfleisten ganz einheitlich hergestellt, aus andern
Gründen aber zweifellos später Nebendruck ist. Zudem ist der Setzer von E^ unacht-
samer als alle andern in der Seitenzählung: 81 statt 18; iii fehlt; 220 die o weit
abgerückt; 234 statt 237; 205 stritt 250, während Kurrelmeyer nur eine Irrung in E"
anmerkt, was zu meinen Exemplaren stimmt. Auch im Kustos ist E" nachlässig, z. B.
S. 165 Ja statt — Ja^ \ S. 195 si/m statt sym- | S. 223 hin statt hin-.
Zeilenbrechung. /J"' steht allein mit dem Zeilenschluß:
S. 52 Z. 3 vu ei- (Z. 2 vu ntn)] Z. 3 vu einen E^'^'^'^ und mit dem Zeilenbeginn S. 256 Z. i ihr anilern]
il'^n E^^^. S. 255 Z. I vu schließt überall ihr an- und Kustos dem: 7J» wiederholte falsch auf der nächsten
.Seite; das veranlaßte weitere Verschiebungen S. 256 Z. i Schluß: sol/en £»] gollen mch £bcdx_ 2_ 2 Beginn:
'uch gexciß E^\ gewiß E^"^^. Sonst gehen A'"''" miteinander gegen A"«^'', und zwar: Bogen A: S. 10 Z. 5 vu
darü- £«•>»] dar- E"^. Bogen B: S. 22 Z. 7 Noch/olyer des £»'"'] Nachfolger E<^'^. Dann kommen Zeilen Ver-
änderungen erst wieder von Bogen N an vor: S. 191 Z. 10. 4 vu. 192, 3. 194, 3. 9. 195, 2.6 vu. 5 vu. 198, 3 vu.
200,1. 202, 3 vu. 203,7. 206,2.3.4.5.6.7. Bogen O: 207, 4 vu. 3 vu. 208,8. 210,8. 212,6. 213,6. 216,2.
218,8.9.10. 220,12. Bogen K: 252, 3VU. »53, 6 vu. 2 vu. 255,8.11.12.13. 256, 2 vu. 257, 10. 5 vu. 4 vu.
259, 7. 8. 261, I. 2. 3. 4. 5. 8 \ u. 265, 5 vu.
Man nimmt an der Übersicht wahr, daß wohl Setzer mit verschiedenem Wortteilungs-
geschmack am Satze bcscliäftigt waren. Es wird nicht durchaus zur gleichmäßigeren
Verteilung der Buchstabenzahl auf die Zeile verändert. Gleich der erste erwähnte Fall
52, 3 vu lehrt, daß die Trennung 'ei-nen' als solche beseitigt werden sollte; denn in 7i''
war der Text besser verteilt: 33 und 34 Buchstaben in der Zeile, während die übrigen
Drucke 36 und 3 1 zählen.
Auf diesem Bogen I) findet sich nur mehr eine 'einem'-Trennung 50,8 vu, die bei
völlig gleicher Buchstabenzahl der Zeilen bleibt; auf Bogen C, D, G, H, M, S wird 'eine',
"einer' usf. je einmal, auf Bogen A, B, E, P je zweimal. Bogen F fünfmal. Bogen J sechs-
mal, auf den übrigen acht Bogen nie getrennt, obwohl die Wörter 3 5 mal im Zeilen-
.schluß stehen. An den Zeilenschlüssen aller 20 Bogen sind sie 89 mal ungetrennt vor-
handen, es überwiegt also die Abneigung gegen die nur 25 mal eingetretene Trennung,
weim auch die Bogen verschiedene Setzerübung zeigen. Dazu kommen noch : 1 5 'mei-ne',
3 'dei-ne', 6 'sei-ne', 2 'kei-ne', 4 'ei-gen', i 'mei-rtige', i 'ei-gentliche\ Die Beobachtungen
lehren, daß die Annahme höchst unwahi-scheinlich ist, ein Setzer habe aus der Druck-
vorlage 'eine' zu 'ei-ne' geteilt; nur das Umgekehrte ist üblich, d. h. also £"" ist älter
als die anderen Drucke. Die Entwicklung der Setzerkunst geht überhaupt auf Verminderung
der Worttrennungen, wie Bogen N und 0 besonders deutlich zeigen, auf denen 16 Tren-
nungen an Zeilenschlüssen von />'"'"' in A'"' beseitigt und nur 3 neue eingeführt werden.
Durch Zeilenbrechungen ordnen sich die fünferlei Drucke in zwei Gruppen: £*'"'
und E"\
Siehe z. B. S. 10 Z. 5 vu. 22, 7. 191, 10. 4 vu. 192, 3. 194, 3. 9. 195, 2. 6 vu. 5 vu. 198, 3 vu. 200, i.
202. 3 vu. 203,7. 206,2 — 7. 207, 4 vu. 3 vu. 208,8. 210,8. 212,6. 213,6. 216,2. 218,8 — 10. 220,12.
252, 3 vu. 253, 6va. 2VU. 255,8.11—13. 256. 2 vu. 257, 10. 5 vu. 4 vu. 259,7.8. 261,1—5.8. 265, 5 vu.
Zum Teil bandelt es sich um Verengerung oder Dehnung des zu weiten oder zu gepreßten Satzes, wiederholt
um die Beseitigung bedenklicher Teilungen: z.B. 191, 10 und 198, 3 vu op-fern, geop-fert; 200,1 inte-ressant;
207.4 vu Affe cten; 255, 11 Kepu-blik; 257, 10 Gy-mnosophiste. Dann um die Vermeidung unschöner Einzel-
20 Seuffert:
Silben: z.B. lo, 5 vu daiü-ber; 191, 4 vu die-sen; 192, 3 an-ders; 194,3 er-weckt; 194,9 aufgedunse-nes;
195, 6 vu be-stcns; 203,7 eii-rc; 206, 2 wer-de; 208, 8oh-ne; 210, 8 je-dcr; 212,6 re-den; 213,6 un-tersuch';
218, 8 ohne-liin; 218, 10 an-fangen; 256, 2 vu wer-de; 259, 7 gewis-sen; 261, 8 vu be-haltet. Außerdem scheint
der Setzer manchmal Gefühl für Sprechtakte gehabt zu haben; denn er vereinigt in einer Zeile z.B.
22,7.8 des I Sokratischen Antisthenes ; 216,2.3 die | Sache; 252,3. 2 vu die I künftigen Einwohner;
255, 8. 9 zu I gebrauchen; 255, 13. 14 um | sie; 257, 4. 3 vu zu | wissen; 259, 8. 9 im | Schlaf: 261, 1. 2 nicht |
verständlich; 261,5. 6 in | erkünstelten Thränen.
In der Gesamtheit der Fälle erscheinen die Setzer von E"'' oder einer der daran
arbeitenden — denn derselbe Setzer würde kaum 207, 4 vu 'Af-fecten' setzen, um 'Affe-cten'
zu beseitigen, aber 114, 7 vu 'Affe-ctation', 138, 12 'Distin-ctionen' stehen lassen — sorg-
faltiger, geschmackvoller geschult als die von E"^"", wenn er — oder sein Mitarbeiter —
auch an wenigen Stellen 202,3 ^u; 207,3 ^u; 218,9; 255,12 andere Einzelsilben neu
abtrennt. Es dünkt mich wenig wahrscheinlich, daß ein Setzer von den 5 1 eigenen
Zeilenschlüssen in E"^ zu der Wortteilung in £'"'"' abwich, so daß also E"^ als das jüngere
Paar erscheint. Ob E" oder E"^ voranging, ist liiermit nicht beweisbar, ist aber durch
die Betrachtung der Vignetten so erledigt, daß i'"' der spätere Druck ist.
Aus den äußerlichen Merkmalen der Drucke ergeben sich folgende Tatsachen, die
Schlüsse erlauben: ^" steht in Wasserzeichen, Kupfern und Zeilenschluß allein, ist wegen
der Trennung 52, 3 vu und als Widmungsexemplar des Verfassers vermutlich der älteste
Druck; hiermit ist Kurrelmeyers Untersuchung bestätigt. Die Kupferexemplare von E^"
gehören in Wasserzeichen und Zeilenschlüssen zusammen ; zwischen E^ und E" muß eine
Verbindung bestehen wegen der Wortteilung 52, 3 vu; es ist auszuschließen, daß jeder
dieser Drucke selbständig aus E" erflossen ist, wenn jeder hier von E' abweicht, während
beide noch zwölfmal die Trennung 'ei-nen' aus E'' übernehmen (6, 2 vu. 29, 6. 42, 8.
70, 7 vu. 85, 8. 88, I. 128, 2. 131,1 vu. 136, 4. 140, 5. 175, 2. 231,3 vu). Ob E^ oder
E^ hierin voranging, ist freilich nicht festzulegen, doch nach einem Vignettenabzug könnte
E" als der ältere Druck gelten. E" geht in Wasserzeichen und Kupfern mit E"^, in der
Zeilenbrechung aber mit E'^, wird also das von Kurrelmeyer bestimmte Mittelglied zwischen
E""^ und E'^ sein. Nach seinen Beobachtungen an den Kupfern und meiner Prüfung der
Titelvignette steht E"^ als jüngster Doppeldruck allein.
Die Ergebnisse sind nun an den Lesarten zu prüfen und zu ergänzen. Kurrel-
meyer hat die Reihe E''^'"^ bestimmt aus steter Vermehrung der Druckfehler, wobei E*"
enger zu E"" gehört, was anzunehmen nun auch das Wiener Mischexemplar aus beiden
nahelegt, als zu E"; aus diesem stamme die Ausgabe letzter Hand C", während E^
keine Stelle in der Überlieferung finde, da seine Felder nicht auf C wirken. Für E"^
bleibt der Platz zu finden.
Es ist nötig, das Gewicht der von Kurrelmeyer ausgehobenen zwölf Lesarten zu
bewerten. S. i6 Z. 14 'wie ich zu der alten Handschrift gekommen bin, wovon [E'^^
davon E""^ C] ich . . . hiemit . . . vorlege'. W. verwendet im Sokrates noch mindestens
siebenmal 'wovon', für das 'davon' eintreten könnte, und oft wo, womit, worin, wodurch,
wobey, wornach, worauf, worein, wozu und nirgends, wenn ich nichts übersehen habe,
das relativische Demonstrativum, das aber in Grimms Wörterbuch aus Agathen (von
1766 an) für ihn belegt ist; er zeigt auch bei der Bearbeitung dieses Werkes C" keine
Neigung für 'davon', so daß die Änderung der Druckerei zufällt. Da nun 'wovon' für
die Zeit des Druckes die geläufigere Wendung ist, so würde man 'davon' fiir die ältere
La. halten sollen, also E"^" für die jüngeren Drucke, was gegen die äußerlichen Merk-
male verstößt. So muß man dem Setzer von E\ der ja auch die Zeilenbrechung mit
Gefühl für Sprechtakte zu regeln scheint, die Feinhörigkeit zutrauen, den Beginn zweier
aufeinander folgender Sätze mit 'wie' — 'wovon' vermeiden zu wollen.
Prolegomena zu einer Wieland- Ausgabe. VII. 21
Auch 24,12 macht E° den Eindruck überlegter Änderung: 'pflegten' E"^'' 'pflegen'
E'^ C". Die Stelle lautet: . . . daß Epiktet in dem Kapitel, worin er . . . 'handelt, und . . .
gegen die Vorwürfe, welche ihm von den Sitten . . . gemacht zu werden pflegten, . . . recht-
fertiget, ... zu erkennen giebt'; hier hat die präsentiale Umgebung das sachlich richtige
Präteritum verschlimmbessert; i?**"* haben die ursprüngliche Lesart.
65,11 bietet im Gegensatz zu dieser Ausgleichung einen Wechsel: 'Schwierigkeiten'
E"^"^ 'Schwierigkeit' E'^C; möglich sind beide Lesarten; E" hat die pluralische Umgebung:
'Einwendungen' 'Feinde' 'Verdienste' unterbrochen. Ähnlich liegt 131, 9 'Die Frage ist
um so begründeter' JE'*''" C" 'gegründeter' .E'' ; in der vorhergehenden Zeile steht 'benöthiget',
'gegründeter' ist der ungewöhnlichere Ausdruck, also eher dem Verfasser als der Druckerei
zuzutrauen (ich weiß jetzt allerdings nur eine Stelle für 'gegründet' in W.s Brief vom
20. 12. 175 1). 132, 20 'zu stark' i'*'"' 'so stark' E'^ C; zwei Zeilen früher im vorher-
gehenden Satze steht 'zumal', zwei Zeilen danach in demselben 'Satze 'so gerne' ; es ist
also für beides äußerliche Angleichung möglich. Im Stile des ältesten Goetheschen Werther
würde 'so' echt sein, bei W. halte ich 'zu' für wahrscheinlicher; möglich ist beides.
Sicherer als diese drei Fälle ist 109, 2 zu beurteilen: 'zerreiße die Rose, und verstreue
die Blätter' £'•''" C" 'zerstreue' E"^; hier liegt offenbar fehlerhafte Angleichung in E*^ vor.
39, 4 und 5 steht 'genung* J?*'"' 'genug' E"^ C. E^^'- haben die ältere Lesart, obwohl
sie auch zuweilen 'genug' drucken und die andere Gruppe an anderen Stellen "genung'
stehen läßt. — Unsicher zu beurteilen ist 42, 12 'eure ernsthaften' ü'"'"'^ C 'ernsthafte'
E^ (vgl. unten zu Nr. 1048); 45, 2 'euers' E"^" "eures' E^ C\
Die übrigen drei von Kurrelmeyer angeführten Kennzeichen sind sichere Druckfehler,
die leicht von C berichtigt werden konnten. Beachtung verdient nur 87, 15 'daß' ii" C"
"das' E^ 'da' E'^, weil der Fall eine falsche Verbesserung in E'^ aus der unmöglichen Les-
art E*" bezeugt, eine Verbesserung, die unmittelbar aus E"^ unwahrscheinlich wäre.
Die Beurteilung der Kurrelmeyerschen Kennzeichen ergibt, daß ein Teil der Ände-
rungen zufällig ist, der kleinere Teil überlegt sein kann, daß die Überlegung aber nir-
gends über das hinausgeht, was einer Druckerei zuzutrauen ist. Eine vollkommen ge-
sicherte Folge der fünferlei Drucke ist meines Erachtens aus diesen Beispielen nicht fest-
zustellen, wenn die Kurrelmeyersche Reihe auch Wahrscheinlichkeit für sich hat. A'" wäre
näher an E* als an E*" einzuschieben. Zur weiteren Klärung unterbreite ich eine größere
Zahl von Stichproben, die zumeist phil. Burkhard SeufFert neben zahlreichen anderen hier
verwendeten Beobachtungen ausgehoben hat.
Die Festigung der Stellung von E^ möchte ich vorausnehmen. Daß es achtsam ge-
setzt ist, ergibt sich aus der Gleichmäßigkeit der Kopfleisten und der Zierstriche nach
den Unterteilen. Druckfehler finden sich aber doch, z. B. S. 199 Z. i 'vrrwiesen', 252, 5
'wo' statt 'wie*. Schon wegen der gleichen Zeilenschlüsse steht es E" nahe. Sie werden
durch Druckfehler, die E^ mit E" gemeinsam hat, gestützt:
Z. B. 65, 12 Aa/ £»'> kalte £"■ habe C. 113, i das E"^C u>at E<^. 129,4 hätte E^^C hatte £"•. 134, 2
Falle, £">> C Falle E''^. 149, 1 1 eitiziger £"•> C rinzigen E'^. 155,11 Geld, E^"^ C Geld B«''. 1 76, i kurz, £«"•> C
kurz E"^. 203,2 schie/cH E"^ falschen E'='^ C. 228,2 einem E^'^^C einen £"<•. 277,2 Kram E'^^'^'G Kreuz £">.
292, 7 lyiicht meht auf £»»•' ijlicht auf E'^ C.
Den Gleichheiten gegenüber sind einzelne Eigenheiten des E^ nur als Hilfen zur Beur-
teilung der Zeitfolge von einigem Belang. Jünger ist, soweit meine Erfahrung reicht,
' Vgl. KuiTelmeyer zu: Grazien 1770 50, 9. Don Sylvio 1772 2,44, 10. Aber auch Präsens zu Präteritum:
Goldener Spiegel 1772 i, 137, 19. 2, 139, 3. 159, 18.
02 Skuifert:
die Abneigung gegen Strichpunkt': 125,2 vu gerettet; E' gerettet, E\ 135, i duhey; E'
dabey £'' Hier hatte die stärkere Interpunktion den folgenden Satz so abgetrennt, als
ob er mit ■nemlich' eingeleitet wäre, was C durch die Schreibung dahey! deutlicher macht.
Jünger ist auch 175,12 verlieren E'' statt verliehren E\ 190, 5 schattigen R statt schattichten
^^; wohl auch 235, i brauchst F/ im Sinne 'bedürfen' statt gebrauclist E' (Grimms Wörter-
buch hilft nicht zur Zeitbestimmung; im Sinne 'benützen' bleibt 255,9 gebrauchen'). In
vier dieser Fälle geht denn auch C, obgleich sonst von E" abhängig, mit E''. Auch 175,6
■ "Zehntausend' ist jünger als 'Zehentausend', aber der Gebrauch beider Formen wechselt
durchaus in W.s Büchlein und C bleibt bei 'Zehen', vielleicht weil Adelung nur diese
Form als Ordnungswort führt. 275, i eine E^ gegen Eine E' darf ebenso als jüngere Schrei-
bung angesprochen werden, weil bei Sinneindeutigkeit wie hier die Auszeichnung durch
Majuskel später gerne gemieden wird (die Stelle ist in C verändert). Im ganzen also
macht £"^ den Eindruck der zeitüblichen Schreibentwicklung gegenüber dem altmodische-
ren E\ Dazu paßt ja aus das Aussehen der Vignette, so daß Kurrelmeyers Anordnung
E" E^ sich bewährt. Hinter C" aber, was im Hinblick auf Prolegomena Nr. 1 1 94 möglich
wäre, darf man es nicht setzen, weil es dessen Neuerungen nicht aufnimmt und weil es
in der Zeilenteilung mit E" übereinstimmt.
E' nun stammt aus E^. Das wird durch folgende Betrachtungen gesichert:
Titel Z. 6 Handschrift. E^^ ohne Punkt ß'"«i Z. 7 im Motto [aus Horaz Episteln i, 6 V. isf.] Mqui £»^
iniuui. E^"'^: der Punkt ist aus der vorigen Zeile fälschlich herabgenommen, was in zwei von einander unab-
hängigen Drucken unwahrscheinlich ist. S. 15 Z. i dre E^^ andre Ä^cd falsche Wiederholung der letzten Silbe
der voiigen Seite. 65. 4 vu sahen, £"" sahen E*"''. 100, 4 Laidion E'-^ Ladion JS''«J. 149, 4 vu .Glücklich
E^^ GlUrklich E^"\ 173, 8 vu dir jB»^ die E^""^. 254,6 vu yemig hätte E" gehabt hätte E^"^. 256, i Luftfecher
E"^ Luft/echter ^bcd. 260, i vu seyn. — E»'' C seyn — £''"'. In allen diesen Fällen haben ß'""^ die falsche
Lesart. Und so ist auch zu fassen 54, 12 satige ich den... Athem der Natur ein ß« fange ich usw. £'""'. Dazu
tritt der oben besprochene Fall 87, 15, wo aus dem unmöglichen das E^ (für daß E'^) da £<■<' konjiziert
wurde, wofür bei der Abstammung von E<= aus fi"^ kein Anlaß vorhanden gewesen wäre.
Die Gruppen A'" und -E""=^ werden auch noch durch andere Lesungen gebildet, die an
sich echt sein könnten, nun aber als Verderbnisse zu erachten sind:
Z.B. 15,10 maschinenmäßige E'^^ maschienetimäßige E^'^'^. 19 Kustos ract/r £»=' rakter E^"^ (die Schrei-
bung schwankt überall). 25, 7 Menschenfreunds £'"' Menschenfreundes £'"=''. 55, 6 vergo'dtes £" vergoldetes E^x^.
57,6 Munde E'''' Mund E^"^. 66,6 versichre E^'^ versichere E^""^. 99,8 unverhofte E^^ unverhoffte E^''^. 172,3 vu
zehentausend E'^'^ zehntausend E^cd. 214,2 existiere, E^^'C existiere E^"^. 220, 7 vu Fisch £»' Fisch, £•>«•.
268,6 vu andere £•" andre £'»=<' C. 295, 2 vu andere; £"" andere, E^<"i. 296, 5 vu ist. — £« ist. E^'^.
Einen äußerlichen Beweis erlauben folgende Stellen: 85, i vu fehlt nach refidens der
Punkt E^\ E" bessert das Versehen durch ein falsches Komma. 293, 5 vu ist undeutlich
in den mir vorliegenden Exemplaren E^, ob nach thäte Doppelpunkt wie in .£'*" oder Strich-
punkt steht, das Zeichen ist unrein: F^'^ haben Strichpunkt gelesen. 138,6 und 290
Kustos sind nach sie und gen in einigen Exemplaren die Punkte (die richtig in E^"^ stellen)
undeutlich ausgeprägt, daher fehlen sie E"\
All das sichert die' Abhängigkeit des E" von E^ so, daß die wenigen Übereinstim-
mungen zwischen /i" und jE'° daneben nicht ins Gewicht fallen können; nämlich: 31,3
lassen Ä'^""*^ laßen E'. 45, 2 euers £'"""' eures F?. 5 1, 2 vu erlaubtet E^^ erlaubet E"""^. 56, i vu
ihren E"'""^ ihrem E^ (Angleichung an das folgende 'liebkosete ihr'). 1 15, 5 wenigstens E""^
wenigsten E^. 163, 5 vu Gelegenheiten E"^ Gelegenheit A'""" (hier falsche Angleichung an voran-
und nachgehendes Gelegenheit' 163, 9 vu. 2 vu). Doch ist das Zusammentreffen in diesem
Falle wie in 5 1 , 2 vu immerhin merkwürdig. Aber mit solchen Zufällen hat die Kritik
' Vgl. 295, 2 vu andere; E^'^ andere, i'>cJ C'-'. Agathon 3, 190, 6 s. Kurrelmeyer. Wenn Sokrates 229, 7
Komma £* zu Strichj)unkt jB^bcd C wird, so geschieht es wegen der Satzlänge; C' nimmt wieder Komma.
258, 8 vu Komma £* C'^ wird am Zeilenschluß falsch zu Strichpunkt, mit dem die vorhergehende Zeile schließt.
Prolfffomrna zit riricr Wlclond- Ausgabe. VII. 23
der Textüberlieferung stets zu rechnen. So hat E' sogar mit E", auf das es sicher nicht
zurückgeht, gemeinsam: 37,6 euere E'"^ eure E""^. 55, 4 vu lag, E""'^ lag £""''. 59, 5 vu Paläste
£"»■■'' Palld'ste i''"' (die Schreibung scliwankt); so dockt sich das junge £'' mit £"" oder gar
£■*: 1 75, 10 zehntausend E"'^ zehentausend E"^. 241, 7 vu dem E""^ den £""'"' (der Plural 'den
P>dboden' ist unwahrscheinlich, der Akkusativ singul. unmöglich) usw. Es ist also auch hier
Kurrelmeyers Ableitung des E" aus E^ bestätigt, aber die Bindung ist loser als zwischen
E' und E\
Denn unter rund 200 bei Stichproben gefundenen Abweichungen gehen E"^ ii5mal
zusammen, häufiger als irgendeine andere Gruppe, darunter 4 3 mal gegen die geschlossene
Gruppe £*'"', die sich im ganzen 6 2 mal bildet. Diese Gruppe bedarf noch der Unter-
suchung. Die Zahlenstatistik des Verhältnisses der Di-ucke zu dem ältesten -£"" ergibt
I 10 E", 65 E"^, 38 E'"', 33 E""^; die geringere Übereinstimmung läßt die weitere zeit-
liche Entfernung ablesen, also die Folge E" E^' E' E"^, die den Beobachtungen an den
Vignetten und Zeilenschlüssen entspricht. Die Beziehung von E^ zu E" ist etwas näher:
iiomal gegeben, als die zu E^: 94mal.
Der Sondercharakter des seltenen />" soll zunächst bestimmt werden. P"s allein hat
außer den angeführten Seitenzahlirrungen Druckfehler, und zwar gewöhnliche Nachlässig-
keiten, z. B,
25, 5 vu falsches Schlußsignia. 6.3, 10. 236, 10. 245, 5 vu fehlen Anführungszeichen. 85, i vu fehlt Punkt,
165 Kustos der Beistrich, 195 Kustus der Bindestrich, 50,4 vu an Zeilenbeginn s vor eyn, 116, 6/ nach au
[aufgelegt], 261,4 vu /J nach mu. 279,7 an Zeilenschluss e nach sein. 289,3 ist t: in Putz gestürzt, 297,4 \u
Stern durch Anführungszeichen ersetzt. 38.3 Clinius st. Clinias. 125,2 vu Arne st. Amme. 128, i erzählehi'te.
186. 2 vu mizsüchligfn st. miUsiUhligen. 229, 10 yemil'ielt st. gemildert. 264, 5 vu grüben st. gruben. 272, 7 salte
st. Sollte. Ferner Fehler, die ein mögliches Wort geben: z. B. 7, i verwirren st. verirren. 19,4 die st. der.
44,2 eure st. eurer. 183,1 vu ihn st. ihm. 2bi, 2 er st. e». 213,5 '^och st. doch'. 224,1 B'obavhtung st.
Beobachtungen''. 252,4 wie st. weil. 297,4 IV st. X. 297. 13 einem st. einen.
E^ hat also einen wenig aufmerksamen Korrektor gehabt.
Hiermit werden andere seiner Eigenheiten auch verdächtig; z. B.
t3, 3 vu andre gegen andere der übrigen E. 38. 5 habe und 231. 10 wollte gegen hab' und wollt' vor 'ich'.
119,8 geninnet neben 224,2 vu beleidigt gegen ytnennt und beleidiget. 168,7 ziehst gegen ziehest: einheitliche
Vorliebe für volle oder gekürzte Formen ist nicht festzustellen. 275,9 sechzehn (jüngere Form, auch in C)
gegen sechszehn. Rechtschreibung: 203, i vu Bcpublick vereinzelt neben Republik; 302. 14 Punkt gegen Punct.
Interpunktion: 116,13 und 275.3 vu fehlt das entbehrliche Komma nach 'mich' und 'selbst'; 189,5 nach
'haben' steht vor dem Nachsatz der langen Periode Strichpunkt statt des grammatikmäßigen Doppelpunktes:
249, 1 1 vu Komma nach 'Vortheil' st. des nicht nötigen Strichpunktes. Auch hier ist keine beabsichtigte Richtung
zu erkennen. 7, 3 in einem (st. einen) . . . Schrank . . . einzuschliessen, 51,2 vu sich unter einem (st. einen) Baum
hinzulegen könnte vielleicht für mehr Schriftdeutsch gelten.
Vereinzelte Fälle heischen Erörterung: 269, 8 vu unfehlbare st. unfehlbarste; der stärkere
Positiv scheint Entwicklung zum jüngeren Schriftstil zu verraten, denn Kurrelmeyer führt
an: aus Agathon 1773 i, 187, 22 beträchtlichsten E"^*'' beträchtlichen E""^: aus Goldener
Spiegel 1772 2, 130,9 öffentlicJisten E"^" öffentlichen E"^; 3,89, 14 verderblicMte E^ verderb-
liche, E^^; freilich auch einmal die umgekehrte Änderung 4, 39, 10 eifrige E" eifrigste E^""^^. —
113, 3 Fehler; alle andern lesen: wenn der Mann gar keine Flecken hätte; es dünkt mich
schwerer von 'Fehler' auf 'Flecken' als umgekehrt zu kommen; der Setzer hat Avohl das
Wort von zwei Seiten vorher festgehalten, wo es viermal gebraucht ist, um das Gesprächs-
ziel aufzustecken; inzwischen aber ward 'Fehler' zu 'Lastern' verstärkt, zu 'Grillen' ab-
geschwächt, so daß auch an der vorliegenden Stelle das im Munde des Xeniades höf-
' Vgl. Kurrelmeyer zu Musarion 1769 71,2.
' Vgl. Sokrates 65, 11 Schwierigkeiten £*'' Schwierigkeit £<"* C'; 163,5 v" Gelegenheiten E^^ Gelegen-
heit E^^. Kurrelmeyer zu Der Goldene Spiegel 2, 142, 19. 4, 96, 7. Agathon 1773 3, 26, 16.
• S. unten zu Nr. 1048.
24 Seuffert:
lichere 'Flecken' nicht als Willkürweclisel betrachtet werden kann. — 254, i vu aus so
heterogenen Bestandtheilen ein betrogenes Games zusammen zu setzen ist sinnlos; die anderen
Drucke haben erträgliches st. 'betrogenes', entsprechend dem 2 5 5 , 4 folgenden : 'alles noch
so ziemlich erträglich geht'. Freilich ist die nahe Wiederholung des farblosen Wortes
verdächtig und an sich erstaunlich, daß der Setzer von E"" das geläufige 'erträglich' ver-
fehlt haben, von dem in der vorangehenden Zeile stehenden 'heterogenen' zu dem buch-
stabenähnlichen, aber tonfallwidrigen 'betrogenes' verführt sein soll; er müßte denn ein
'heterogenes' fehlerhaft wiederholt, der Korrektor es allzu oberflächlich zu 'betrogenes'
umgebildet haben. Da £'" nacli den bisherigen Umfragen nur einmal' bekannt wurde,
also selten zu sein scheint, könnte vermutet werden, £"" sei unfertiger Vordruck zu E",
die anfangs makulierten Bogen seien erst nachträglich mit erneuerten Kupfern versehen
worden, um sie für das vergriffene £■* rasch in Handel zu bringen; ein ähnlicher Vor-
gang, das Verwenden von Resten, ist ja auch für Bogenmischexemplare anzunehmen; es
kann aber hier nicht stattgehabt haben, weil E'^ dann S. 256 wie E^ 'ihr andern' beginnen
müßte, während es richtig 'dern' beginnt. Eine andere Vermutung kann E"^ wie E" aus
der Handschrift ableiten. In ihr würde ein undeutliches 'homogenes' gestanden haben,
was möglich ist, obwohl W. so scharfe Gegensätze wie heterogen — homogen nicht bevor-
zugt; oder das ihm beliebte 'betrügliches' (s. Grimms Wörterbuch), das, von Adelung der
höheren Schreibweise zugewiesen, etwa der Setzersprache nicht geläufig war; ein Setzer
hätte das schwer leserliche oder das ungeläufige Wort in 'betrogenes', der andere in das
bald im Text folgende 'erträgliches' geändert. Diese Vermutung ist verboten, weil E^
bis auf zwei Fälle der Zeilenteihuig des älteren E'' folgt. Es bleibt noch eine dritte übrig,
£■" habe ein korrigiertes Exemplar E"" vor sich gehabt mit einer undeutlichen Verbesserung;
sie ist wenig, glaubhaft, weil W. für den heimlichen Nebendruck keine Durchsicht des
E"" abverlangt werden konnte, er müßte Weidmann gerade diesen einen Druckfehler
brieflich angezeigt haben, obwohl das 'erträgliches' nicht sinnstörend war. Alle diese
umständlichen Erwägungen zeigen, daß im Flinzelfall für einen Druckfehler die Annahme
unbegreiflichen Zufalls berechtigter sein kann als ein nachdenklicher Erklärungsversuch.
Den Eindruck der Zuverlässigkeit macht nach den vorstehenden Beobachtungen E"^
nicht; selbständige Verbesserung einer verderbten Vorlage ist ihm nicht zuzutrauen, eher
Verschlechterung.
Daß dieses £" Beziehung zu E^ hat, beweist, außer den Vignetten, die besprochene
Zeilenverteilung, weniger die Selbstverstäiidliches verbessernde 256, i als die nicht nötige
52, 3 vu 'einen' st. 'ei-iien' £'\ Die Lesarten bestätigen das Zusammengehören;
z.B. Sclireibungen : 42,8 Blöase £» Blöße E^^. 59,5 vu Paläste E" Palläsle E^^. — Interpunktionen:
55,4 VII lag, E=^ lag fi^b. 58, i Aristippm, £» Aristippen iE"''. 271, i Plato, — jB" Plato — E'^^. 67, 11 sagte
£•■> sagle, E^^. 79,5 Mittel E^ Mittel, E^^K 87,8 verbieten E'^ verbieten, E^K 103,3 bist E'' bist, E'^K 203,13
Uebel E"- Uebel, £">>. 229, 7 hineinsah, E^ hineinsah; E"^. 258, 8 vu sei/n, E^ seyn; £»'' [Druckfehler]. 74, i vu
begasten. £a begeistert Ä^h. 157, 8 Mann! E^ [besser;] Mann E^^. — Scliwabacher: 76, 12 ist £»
[besser;] ist E^^. 212,2 wuist, oder E^ [besser;] ist, oder Ä"»-. — Lautbild: 67,3 abhangen £» abhängen E^*>.
37, 5 euere £^ eure E''^. 82,6 zehentausend E'^ zehntausend E^^. 172, 10 zehentansendslen E' zehntatisendsten E^^.
2Ti,i verurtheilt E^ verurtheilet £"''. — Flexion: 184,3 einem E^ [richtig;] einen ß"!". 241. 7 vu dem £•
[i-ichtig;] den E^^. 130, 13 urtheilten E'- urtheiicn £== urtheilen £'>. 186,6 vu wolle E'' wollte E^^ [falsch über-
nommen aus der dritten Zeile vorher]. 259, i vu nützten B» nützen £"'' [angepaßt an 'sollen' in Zeile vor-
her; C' verdeutlicht zu "nütze wären']. — Wortverwechslung: 253,3 sie iS» [richtig; so auch C'] ich E^^\
Die Notwendigkeit des Zusammenhangs von E^ und E^ ist damit zweifellos er-
wiesen; in solcher Zahl können Übereinstimmungen nicht zufällig, Fehler wie 157,8.
' Nachtrag: s. oben S. 16 Anm. i. Auch jetzt noch sind unter 45 Exemplaren nur 3 E^ gefunden.
^ Vgl. Kurrelmeyer zu Musarion 1769 11 1%. Gedanken über eine alte Aufsch '
1769 11 1%. Gedanken über eine alte Aufschrift 1772 11,9.
Prolryomcna zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 25
184,3. 253, 3 müssen übernommen sein. Für die Priorität des Ä'" kann der verzeichnete
Fall 1 30, 1 3 (urtheilten > urtheiien > urtheilen) verwendet werden, denn es lag keine
angleichende Verführung vor, die Lesart E^ zu E^ zu ändern. Die Auslegung entspricht
den oben angeführten Gründen für die Reihenfolge £"" E" E^, die auch dadurch be-
kräftigt wird, daß die Gruppe E""^ 94 mal, die Gruppe E"^ 65 mal sich bildet, also E^
von E* weiter entfernt ist als von E"". Immerhin ist die Abstammung damit noch nicht
zwingend klargelegt.
Es sei zunächst herausgehoben, worin fi'' in der Gruppe ä**'' allein gegen E^^ steht (ein Teil der Bei-
spiele wurde schon fiir die Verwandtschaft von E^ mit E" angeführt). Z. B. Schreibung: 15, 10 tnaschinen-
mäßige B"" masrhiencnmäßige £*>. 19 Kustos ractT JE"'' rakttr E^. 31, 3 lassen E'^ laßen E^. 99, 8 vu tm-
verhijfte E'^ unv(rh'iffte E*'. — Interpunktion: 65,4 vu .mhpn, E^^ sahen E^ [falsch]. 220,7 vu Fi.sch E-"^
Fisih, £•> [möglich]. 283, 5 vu leben, £" leben! E'' [.schlecht]. 293, 5 vu thäte: — E'^ thäle; — £'>. 295,2 vu
andere; E"'^ andere, £*>. 296,5 vu ist — £*" ist. FT'. — Lautbild: 25,7 Mensthenfretmds £'" Menschenfriunde.f
E^. 45.2 niers £»* ejires E*>. 55,6 vcrgoldles ä»" vngaldetes E^. 100,4 Laidion E'^ Ladion E^\ 115,5 wenig-
gfens £" wenigsten £*'. 151. 5 gnldne Ä'*» goldene £•>. 172,3 vu :ehenlausend jB" zrhntatisend £*>. — Flexion:
56,1 vu iAren £»" ihrem E^. 57,6 Munde E" Mund E^. — Wortverwechslung: 54, 12 saitge E'^^ fange E^.
87, 15 daß £»» das E>' [falsch]. 173, 8 vu dir E" die E^ [falsch]. 256, i Lttftfecher A'»" Luft/echter E*> [falsch].
254, 6 vu ginvg E'^ gehabt E^ [falsch].
E^ hat zudem viele gewöhnlichste Druckfehler: n für u, v für o usf. und ist fürs
Abziehen schlecht hergerichtet, so daß nicht nur an den Zeilenanfängen und -Schlüssen,
.sondern auch im Innern der Zeilen Buchstaben ausfallen, Satzzeichen unklar werden. Um
die Korrektur ist es mindestens nicht besser bei ihm bestellt als bei E", an gröberen
Fehlem sind beide Drucke gleichwertig; eine bestimmte Eigenart hat E^ so wenig wie i'".
Seine Stellung gegen /i" und zu fJ" ist beim Nachweis der sicheren Beziehung zwischen
E^ und i'* betrachtet; es bleibt noch die Verbindung E"^ gt'gen E" zu erläutern. Die
Grundlage dazu ist oben S. 23 bei der Besprechung der Sonderart des E'^ gegeben. Die
sclb.stverständlich oder leicht im Sinne von E' zu bes.sernden Fehler des E'' sollen hier
zunächst außer acht bleiben, ebenso die Stellen, in denen E^ zufallig mit E" gegen E"
übereinstimmen mag. Herausgehoben werden muß, was bei der Annahme, E^ stamme
aus E^, als Rückfall in E" unerwartet kommt; also z. B. S. 7 Z. 3 und 51, 2 vu einen
A'*'' einem E^; da auch der Dativ möglich ist, war die Lesung von E" schwer zu finden.
38,5 hob' ich 231,10 toollf ich E'^ /labe ich . . . wollte ich E'; ebenso zu beurteilen.
1 13, 3 Flecken E'^ Fehler E^. 2 13, 5 doch E"^ noch £"'. 252, 4 weil E''^ wie E". 254, i vu
erträgliches E"^ betrogenes E^. 269,8 vu unfehlbarste E"^ unfehlbare E"; von diesen fünf
Fällen erheischt nur der vorletzte eine Besserung, die aber selbständig kaum in der Weise
des E" gefunden Avorden wäre. 201, 2 es E"^ er £■" war nur bei größerer Aufmerksam-
keit einzurenken, als sie fiir die Herstellung des Doppeldruckes vorausgesetzt werden
darf. Nun muß allerdings beachtet werden, daß 51,2 vu erlaubtet E''^ erlaubet E" und
163, 5 vu Gelegenheiten E"^ Gelegenheit E"^ mit E"" auch E" (und des.sen Abkömmling A"') geht,
obwohl E' sicher von E^, nicht von /<,'" abgesetzt ist. Das könnte einigen Glauben an Zufall
auch beim Zusammentreffen von E^ mit E" in den angeführten Stellen erwecken. Aber die
Fehlergemeinschaft von E""" in zwei Fällen besagt nichts gegenüber der größeren Schwierig-
keit, die für E*' wenigstens 163,5 vu erwuchs, von £'" zu J^" zurückzufinden, luul vor
allem gegenüber dem halben Hundert Übereinstimmungen von Zi' und /i.'"' gegen £""; es sei
zu den eben angeführten noch verwiesen auf die oben S. 23 in folgender Ordnung ver-
merkten: 7, I. 19,4. 44, 2. 183, I vu. 224, I. 297,4. 297, 13. 13,3 vu. I 19,8. 168, 7. 275,9.
203, I vu. 302,14. 116,13. 275, 3VU. 189,5. 249,11 vu, die im einzelnen geringer, in
der Summe doch schwer wiegen.
Darnach kann kein Zweifel sein, daß E^ wie mit E" so auch mit /i'" unmittelbar
zusammenhangt; es wurde E" für die Herstellung von E^ nicht nur etwa da eingesehen,
Phil.-hist. Abh. 1921. Nr. 3. 4
26
Seuffert:
wo Unebenheiten in £"" auffallen mußten, sondern auch an gleichgültigen Stellen befolgt.
Und es ist als Vorlage für E^ auch nicht ein Mischexemplar aus E" und E^ anzunehmen,
denn nur in den fünf Bogen E F G J K muß es nicht abhängig von E" und nur in den fünf
Bogen ABHTU nicht abhängig von E^ sein. Es ergibt sich also die unerfreulicJie Not-
wendigkeit, wie bei älteren Handschriften einen Mischtext aus zwei Vorlagen anzunehmen,
dessen Entstehung man sich so vorstellen mag, daß der Setzer und der Korrektor nach
zwei verschiedenen Exemplaren sich richteten. Die Gewissenhaftigkeit, bei Herstellung
eines Doppeldruckes bewußt den älteren Text heranzuziehen, braucht man dem Korrektor
oder gar dem Setzer nicht anzusinnen, der Zufall wird die zur Beschleunigung des Neu-
druckes erwünschten zwei Exemplare zwischen ihnen verteilt haben. Auch daß eine
Person zwei Vorlagen benutzte, ist wenig wahrscheinlich; sie würde auf Fehler aufmerksam
geworden sein, die £'" und i?"* gegen £"* gemeinsam haben; eine genaue Korrektur nach
E^ ist aber weder für E^ noch für E^ vorgenommen worden. Es kann -E"^ aus E*
stammen und nach E"^ korrigiert sein, es kann auch £"" aus E^ stammen und nach E"
korrigiert sein. Vielleicht gibt die vollständige Kollation der drei Drucke sicheren Auf-
schluß; denn ich betone nochmals, daß ich mich nur auf rund 200 Stichprobenvarianten
stütze.
Wer die Mischung des Textes in £■" und E^ nicht annehmen will, muß ein Mittel-
glied zwischen ihnen und E'' suchen. Dieses Y müßte entscheidende Lesarten haben,
die E"^^ gemeinsam sind, und solche, in denen E""^ gegen E^ zusammenstehen. (Beim
Suchen würde die Anwendung der bekannten Diagonalprobe nicht genügen, weil der
zeilengleiche Neudruck kleineren Formates den Setzer zu kaum unterscheidbar gleicher
Wortverteilung zwingt.) Doch hege ich zum Auffinden dieses unbekannten Doppeldruckes Y
wenig Vertrauen. Ich sehe also drei Möglichkeiten:
2. E^ ?.
E^
^E^
E^
Im ersten und dritten Falle steht E'' außerhalb der Überlieferungsreihe, seine Les-
arten sind also wertlos, soweit sie nicht etwa gute Konjekturen zu E" sind; nur diese
brauchen verbucht zu werden. Ich halte aber mit Rücksicht auf die Vignetten das zweite
Stemma für das wahrscheinliche, in dem £"" zur Überlieferungsreihe gehört. Und so-
lange Y nicht gefunden oder für die Gültigkeit des ersten Stemmas kein sicherer Beweis
erbracht ist, müssen die Lesarten von E"" in das Verzeichnis aufgenommen werden. Nur
wenn sich das erste Stemma erwahrt, kann es bei Kurrelmeyers Siglen bleiben, in den
beiden andern Fällen wird E'' oder Y zu E^ und darnach E"" zu ?:% E" zu E'^. Kurrel-
meyers E^ entfällt, weil die Vererbung von £'° zu C geht, ohne es zu berühren.
Schon aus Kurrelmeyers Beobachtungen ergab sich, daß die Fehler, die C" aus E"
ererbt hat, durch die Lesarten von E'' ersetzt werden müssen. Es sind sohin allein nach
den Stichproben einige Stellen des Textes im 7. Bande der akademischen Ausgabe zu ver-
bessern. ^ Z. B. S. 222 Z. 13 der akad. Ausg. 'davon' in 'wovon'. 223,33 'pflegen' in
'pflegten'. 236,17 'Schwierigkeit' in 'Schwierigkeiten'. 239,38 'ist' in 'ist'. 276,23
Prolegomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 27
'wollte' in 'wolle'. 281, 35 'falschen' in 'schiefen'. 306, 25 'verurtheilet' in 'verurtheilt'.
311, 13 nach 'Pflicht' einzufügen 'mehr'. An der Interpunktion ist zu bessern: 260,25
'sie — ' in 'sie. — '. 266,13 Geld' in 'Geld,'. 287,37 Fisch,' in 'Fisch'. 291,3 'sah;'
in 'sah,' (wie auch C'^* lesen). 312,10 'andere,' in 'andere;'. 312,20 'ist.' in 'ist. — '.
Weniger bestimmt lassen sich andere Fälle entscheiden, z. B. : 239,17 der Satz 'Selbst
der unpoetische Diogenes wird von ihr begeistert.' war, weil hier Diogenes sich selbst
ironisiert, durch einen Gedankenstrich vorne, durch Punkt und zwei Gedankenstriche (nur
durch zwei Gedankenstriche E''^") hinten in E"" 74,2.1 vu abgehoben; war der Verlust
des Punktes die Ursache dafür, daß W. zum Schaden des Textes alle Striche beseitigte?
Allerdings wird 311,25 auch ein immerhin weniger wünschenswerter Gedankenstrich in
C beseitigt, aber auch infolge von Textverderbnis; es stand "thäte: — ' E""" 'thäte; — '
E'; dies wird geändert zu 'thäte:' C", also zum grammatisch üblichen Satzzeichen nach
längerem Vordersatz. 241, 4 stand 'Mittel' ohne Komma E"; C hat 243, 26 vor Infinitiv-
satz das unnütz zugekommene Komma beseitigt: geschah es trotzdem 241,4 absichtlich
nicht, weil der Infinitiv noch ein Objekt bei sich hat? Wie ist sonst der Gebrauch in
C? 308,31 'leben,' £"" war falsch zu 'leben!' E^' C" geworden; wurde gebessert zu
'leben;' C^*; das Komma war die im Zusammenhang beste Interpunktion.
Auch folgende Änderungen sind nach der allgemeinen Beurteilung der Textgestaltung
C zu behandeln: Bevorzugt C die vollei'en Formen, so ist 223, 39 'Menschenfreundes' zu
belassen, sonst aber 'Menschenfreunds' aus £'" gegen 'Menschenfreundes' £'''" herzustellen.
Und ähnlich: 228, 26 'andre' zu setzen statt 'andere'. 236, 28 'versichre' statt 'versichere'.
Oder aber 282, 29 'eigene' zu setzen statt 'eigne'. 303, 30 'andere' statt 'andre'. Daß W.
oder die Druckerei in solchen Dingen Neigungen bekundete, zeigt 226, 19, wo C mit
E^*' 'eure' liest, während seine Vorlage E" mit £* 'euere' bot; und 229, 7, wo C mit E^
'eures' liest, während seine Vorlage E" mit E" 'euers' bot. Ebenso ist nach dem Schreib-
gebrauch des C zu entscheiden bei 232,29 'vergoldtes' E" gegen 'vergoldetes' E° C,
264,34 'goldne' E" gegen 'goldene' E°C. W. wählte sicher nach dem jeweiligen Ton-
fall, wie er ihn gerade beim Schreiben oder Lesen mithörte — ■ man hört ja nicht ein-
mal metrische, geschweige prosarhythmische Satzmelodie stets gleich — ; Norm ist nur
vom schulgrammatisch beengten Setzer oder Korrektor zu erwarten.
237, I ist 'abhangen' herzustellen, falls in diesem Werkchen nicht nur 'abhängen'
E' geläufig ist; Grimm belegt beide Formen fiir W. Und dergleichen wohl mehr.
Besondere Aufmerksamkeit verlangen die Fälle, in denen W. durch überlieferte Fehler
irre geworden die ursprüngliche Lesart nicht fand. Er hat ja für Verderbtes oft die erste
Lesart in sicherer Konjektur wiedergefunden, z. B. : £"54,12 für "fange' E' 'sauge' E".
82, 3 vu für 'Leid' E" "Lied" E\ 87, 15 für 'da' E" 'dass' E\ 212, 2 vu für 'ist, oder' E"
'ist, oder' E\ 256, i für 'Luftfechter' E" 'Luftfecher' E\ 253, 3 für 'ich' E" 'sie' E\
Zuweilen aber versagte seine Aufmerksamkeit oder der Scharfsinn'. 236, 18 der akad.
Au.sg. gibt zwar einen Beweis, wie nachdenklich er die Überprüfung fiir die Ausgabe
letzter Hand vornahm, aber auch, daß er die Besserung zum Ursprünglichen nicht fand.
Es heißt dort: es sei schwierig Lamon zu helfen, 'da er so viele Feinde hätte — ^ Er hatte
[£■"65,12, hat E^^] sie, weil er mehr Verdienste als Vermögen hat', sagte seine Frau.
W. spürte das falsche Präteritum 'hatte', fand aber das Präsens nicht und wendete die
Rede indirekt: 'er habe sie bloß weil er .... habe'; dies 'habe' taugt nun schlecht zu
dem vorhergehenden 'hätte' und das doppelte 'habe' ist schwerfallig. Oder 298, 36: es
' So doch wohl auch Musarion B. III V. 220 'kein Aug' gehört, kein Ohr gesehen', wie von der ersten
bis zur letzten .Ausgabe steht außer in Doppeldrucken (Kurrelmeyer 1769 116, 13). Oder soll die Verwechs-
lung der Sinne das Schwatzen des Theofron kennzeichnen;'
28: Seuifert:
stand: 'daß Aristoteles zwanzig Jahre zu tlmn genug hätte' is^'' 254,6 vu, 'zu thun ge-
habt hätte' i-v''; den chronologischen Widersinn des Plusquamperfekts bemerkte W., än-
derte darum 'zwanzig Jahre zu thun hätte' C" und besserte die ihm zu leere Wendung
in: 'in seinem ganzen Leben nicht fertig würde' C^* (woraus zugleich ersichtlich wird,
daß er den Text C" selbst überwachte). Oder 300, 27 'die ihnen zu nichts nütze wären';
'zu nichts nützten' hatte es E'- 259, i vu geheißen, der undeutliche Konjunktiv war zu
'nützen' £"'"" verderbt worden, W. beachtete seine Notwendigkeit und stellte ihn um-
schreibend her, wodurch nun die stilistische Symmetrie der Sätze 'die sie nicht kennen
sollen' und 'die ihnen zu nichts nützten' etwas gestört wird. Solche Neuerungen wird
man, obwohl sie nur durch frühere Verfälschung veranlaßt sind und nicht genau in den
alten Ton passen, im Texte belassen müssen. Vgl. über ähnliche Zwangslagen Euidiorion
7, 46 f. Goethe-Jahrbuch 2 i, 250.
Die vollständige Vergleichung aller ^-Drucke wird weitere Änderungen und Erwägungen
veranlassen. Hier sollte nur auf den Wert der Doppeldruck e-Untersuchung vorläufig hin-
gewiesen werden.
Nr. 163: Nach Paul Weizsäckers Mitteilung gibt es Exemplare der Beyträge zur
Geheimen Geschichte des menschlichen Verstandes und Herzens, die außer
dem Titelkupfer noch S. 50. 74. 155 Kupfer haben, von denen das erste G[essner] f[ecit]
gezeichnet ist; danach ist Prolegomena VI S. 87 zu ergänzen. — Vgl. Kurrelmeyer, Die
Doppeldrucke aaO. S. 1 1 f. Die Staatsbibliothek in Berlin besitzt einen Kurrelmeyer un-
bekannten Druck: B. Diez. 8". 8438. Auch ein in meinem Besitz befindliches Exemplar
stimmt nicht völlig mit Kurrelmeyers Kennzeichen.
Nr. 166: vgl. A. Filippi, W. e Le Grazie, Progr. Ginnasio Super, di Zara, Zara 1908.
Manacorda, Le Grazie di C. M. W. Studi di Filologia Moderna, Catania 1909.
Nr. 168: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. i4f. — Schon 19 10 stellte
Karl Polheim fest, daß das Exemplar des Neuen Amadis der Universitätsbibliothek
Berlin Yq 35758, das der Staatsbibliothek Berlin Yl 1901 und ein in seinem Besitz
befindliches unterschieden sind. Das der Universitätsbibliothek dürfte Kurrelmeyers A'*
sein, das der Staatsbibliothek ist nach ihrer Anzeige dessen E^. Ich besitze zwei Aus-
gaben, die die Kennzeichen von dessen E"" haben außer Bd. 2 S. 57 Z. 22 'Grazien' statt
'Grazien'. — Vgl. Lydia Marinig wie zu Nr. 141. 147. Tribolet, wie zu Nr. 147. Strich,
Die Mythologie aaO. 1,93.
Nr. 169: Die Staatsbibliothek Berlin besitzt zwei verschiedene Drucke der Stern-
heim: Yv 7301 und B. Diez. 8°. 8439/40.
Nr. 172: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 15 und Nachtrag zur W.-Biblio-
graphie, Modern Language Notes 1918 33, 285 f. — Nach erbetener Mitteilung der Uni-
versitätsbibliothek Basel steht in: Isaak Iselin, Sammlung, dem Nutzen und Vergnügen der
Jugend geheiliget, Basel 1773 ^. 187 f.: 'Betragen des Weisen in Rücksicht auf die Ur-
theile, welche andre von ihm fällen. Sie reden Was sie wollen; Mögen Sie doch reden!
Was kümmerts mich?' Dazu Fußnote: 'Winkelmanns Sendschreiben von den Herculani-
schen Entdeckungen S. 45.' Dies stimmt zu W.s Gedanken über eine alte Aufschrift,
nur daß dieser Titel wegfiel und dafür der sachliche: Betragen des Weisen usw. gesetzt
ist. Es bleibt zu prüfen, ob Nachdruck vorliegt oder Zitat. Der lückenhaft erhaltene Brief-
wechsel zwischen W. und Iselin (Archiv für Litteraturgeschichte 13, 204 flf.) schließt die
Möglichkeit nicht aus, daß W. von der Drucklegung wußte oder erfuhr. — Im Register
der I. Au.sgabe der Sammlung 1768 ist nach Anzeige G. Ryhiners in Basel W.s Name
nicht genannt; es könnte ja nur eine andere Schrift W.s darin aufgenommen sein.
Prolegomena zu einer Wieb nd- Ausgabe. VIT. 29
Einlag'e Nr. 177: Dr. Friedrich Schulze-Maizier in Erfurt teilt mit, daß das Meuselsche
Handexemplar der Erfurtischen Gelehrten Zeitungen in der Universitätsbibliothek
München die Verfassernamen der einzelnen Beiträge enthält.
Nr. 182: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. i5f. und Nachtrag zur W. -Bi-
bliographie, Modern Language Notes 1918 33, 286. Das Don-Sylvio-Exemplar Yv 5542
der Staatsbibliothek Berlin ist im i.Tl. = Kurrelmeyers E", im 2. Tl. = dessen E^. — Jahr-
buch der Goethe-Gesellsclrnft i, Soff.
Nr. 183: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. i6ff. — Lubovius, Sprachge-
brauch und Sprachschöpfung wie Nr. 138. Strich, Die Mythologie aaO. 1,84. 100.
Nr. 186: vgl. Julius Maurer, Anton Schweitzer als dramatischer Komijonist, Publika-
tionen der internationalen Musikgesellschaft, Beihefte 2. Folge XI, Leipzig 191 2 S. 20.
Nr. 190: vgl. ebenda S. 20. 43.
Nr. 192: Die Universitätsbibliothek Berlin besitzt: Der verklagte Amor 1772
Yq 84931.
Nr. 194: Die Universitätsbibliothek Göttingen besitzt: Alceste. Ein Singspiel in fünf
Aufzügen, von Wieland. Die Musik ist von Herrn Schweitzer. oOuJ. 40 SS., ohne Sänger-
verzeichnis und Musiknoten, anders als Nr. 209: 8° Poet. Dram. III 3504'. — Vgl. Kurrel-
meyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 18. Julius Maurer, Anton Schweitzer aaO. S. 2 i ff . 45 ff".
und 3 Musikproben. E. Marx, W. und das Drama aaO. S. Soff. Karl Ileinemann, Die tra-
gischen Gestalten der Griechen in der Weltliteratur, Leipzig 1920 i, 126 — 130. — Böttiger
bericlitet in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen (Landes-Bibliothek Dresden): Daß
W. Alceste so geraten, komme aus der damaligen Lage seines häuslichen Lebens. 'P> war
im Begriff seine Frau in der Schwangerschaft zu verlieren und i^hanlasierte sich nun in
seiner Frau eine sich opfernde Alceste. Schweizer kam selbst zu W. und ließ sich das
Gedicht von ihm vordeklamieren. Nach dieser Lektüre komponierte er vortrefflich, vor
allen schön das Lied, da Alceste den Lethe trinken soll.' — Die letzten 1 1 Verse des Par-
thenia-Monologs IV. Aufzug i. Szene wurden, auf Chor (V.i — 3.9 — 1 1) und Einer (V. 4 — 8)
verteilt, nach W.s Tod für das Weimarer Freimaurer-Liederbuch mit Komi)osition des Ka-
pellmeisters Müller eingerichtet; davon gibt es Einblattdrucke kl. 8° mit der Überschrift:
'An die Freundschaft' und Namenszusatz: Wieland.
Nr. 195: vgl. Hans Wahl, Geschichte des Teutschen Merkur, Palaestra CXXVII, Berlin
19 14. — Das Wieland-Museum in Biberach a. Riß besitzt nach Mitteilung Reinhold Schelles
Akten über das preußische Privileg für den Merkur vom 17.9. 1775 und darauf bezügliche
Schreiben von Göschen und Bertuch vom 26. 10. 1775. — II. Bräuning-Oktavio, J. H. Merck
als Mitarbeiter an W.s Teutschem Merkur, Archiv für das Studium der neueren Sprachen 131,
24 ff. 285 ff. Ders., J. IL Merck, Xenien 3', 267 IT. 349 ff. H. Reitzer, W. als Kritiker,
Xenien 19 10, 3', 65 ff. R. Lote, La France et Tesprit fran(,'ais juges ])ar le Mercure de
^V- I773~~'797> Repertoire bibliographique prccede d'une introduction, Paris 1913. —
W.s Anteil am Merkur bedarf, besonders bei den nicht unterzeichneten Stücken und den
Anmerkungen, durchwegs der Übei-prüfung.
Nach Nr. 195: 195a, 195b. Zwischen 1773 und Mai 1796, von wo an Böttiger die
Redaktion des Merkur übernimmt, W. also Antworten an unerwünschte Mitarbeiter wohl ihm
überließ, wären einzuschalten die vier Verse, die, von J.G. Gruber, W.s Leben, Leipzigi828
4, 1 96 mitgeteilt, an einen W. befreundeten Mann gerichtet sein sollen (vgl. Freundesgaben für
C. A. H. Burkhardt, Weimar 1900 S. 146 und Prolegomena VI Anm. zu Nr. 766) und die
acht Verse, die in F. W. Gubitz, Berühmte Schriftsteller der Deutschen, Berlin 1854 i, 245
als 'Zurechtweisung' gedruckt sind (Euphorion 19, 5S3f.), falls die ersteren kein Reim-
brieflein und die letzteren echt sein sollten.
30 Seuifert:
Nr. 198: s. unten Nachtrag zu Prolegomena III Übersetzungen Nr. lo.
Nr. 208: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeid rucke aaO. S. i8ff. — O.Schissel von Fleschcn-
berg weist das von Kurrelmeyer vermutete P^xemplar des Agathon £" mit Kupfern und
Vignetten in der Universitätsbibliotliek Innsbruck 92 F 7 nach, wo der 4. Teil fehlt. (Ein
vollständiges Exemplar vonü'^'mit Kupfern besitzt die Universitätsbibliothek Wien I 85229.)
Die Titelkupfer sind in die Seitenzahl der ersten Bogen jedes Teiles eingerechnet, auch in
den Exemplaren ohne Kupfer; aber die Blattzählung beginnt überall erst mit dem 2. Blatte
des Bogens, so daß also alle ersten Bogen nur 7 Blätter zählen. Kennzeichen für E"" ist,
daß die. Norm des Bogens S des 2. Teiles ist: 'II Band', während sonst 'II Theil' steht. —
Wie schwer die Textvererbung festzustellen ist, nach den Kurrelmeyerschen Kennzeichen,
möchte ich kurz andeuten: Tl. 2 S. 68 Z. 20 Denkensart E"^'' C Denkungsart E"^, dagegen
Tl. 4 S. 105 Z. 13 Benkensart /;"'"' Denkungsart E"^ C"; das heißt also, der Setzer von C" be-
wahrt einmal die sprachlich ältere Lesart, triflCt sich das andere Mal im jüngeren Sprach-
gefühl mit dem von /s"''; daß er aus eigenem Geschmack an der ersten Stelle auf die
frühere Lesung 'Denkensart' zurückgekommen sei, halte ich für ausgeschlossen und glaube,
daß C" von E"" abstammt. Denn von den sonst bei Kurrelmeyer ausgehobenen Überein-
stimmungen zwischen ^"' und C" ist nur die Stelle Tl. 2 S. 28 Z. 7 auffallend: Agathons
Seele durchflog die Szenen von Liebe und Glückseligkeit der letzten Tage; von diesen Er-
innerungen durchströmt, wollte sie den Gedanken nicht ertragen, daß sie 'in einem so
beneidenswürdlgen Zustand' unter sich selbst heruntergesunken sein könnte, wie die vor-
hergehende .^.ußerung des Hippias Agathons Verliebtheit auslegte; prosaischer gesagt : Aga-
thon will Hippias nicht glauben, daß er in der Wonne der Liebe zu Danae von seiner
idealistischen Weltauffassung abgekommen sei. Die Setzer von E"^ und C" haben sich von
"heruntergesunken' verleiten lassen zum sinnstörenden Akkusativ: 'in einen . . . Zustand'
(in C ist der Dativ wiederhergestellt); aus diesem Zusammentreffen allein möchte ich keine
Abhängigkeit £^''> C" schließen; und noch deutlicher erweisen sich die andern Überein-
stimmungen als Zufälle. .Setzer und Korrektor von C haben eben zuweilen versagt; darum
wird das Zurückgreifen Tl. 2 S. i 2 2 Z. 1 6 auf 'Kargheit' E'"^, statt 'Klarheit', das die Vor-
lage für C bot, der das Richtige neu findenden Durchsicht des Dichters und nicht der Be-
nutzung eines E'"^ Druckes durch die Druckerei zuzuschreiben sein.
Schissel von Fieschenberg hat auch die Zugehörigkeit der Kupfer zu Textstellen be-
stimmt, die bei der unerwarteten Umsetzung von 'historischen' Szenen in die Putti-
darstellung der Vignetten nicht unmittelbar offenliegt.' Das Kupferblatt zu Tl. i erklärt
er aus S. 144 oben: Cyane sucht Agathons Blick auf sich zu lenken; die Vignette stellt
den Bacchantinnen tanz S. 47 dar. Kupferblatt zu Tl. 2: der Liebesgott flattert auf Danae
zu S. 20; Vignette: Agathon küßt die Hand der schlafenden Danae Tl. 1 S. 336. Kupfer-
blatt zu Tl. 3 : der Syrakusaner begrüßt Agathon S. 8 ; Vignette : Bacchidion als Tänzerin
S. 136. Ich füge den Schissel nicht vorliegenden 4. Teil hinzu: Kupferblatt: Agathon
sinkt beim Anblick der Danae in die Arme des Kritolaus S. 114; Vignette: Agathon und
Kritolaus, bei der Jagd vom Unwetter überrascht, treffen auf das Landhaus der Danae
S. 97. — Die Seltsamkeit, daß zur Vignette des 2. Teiles ein Vorwurf aus dem Text des
I . Teiles gewählt wurde, erkläre ich so : zur Zeit des Auftrags an den Kupferstecher war
Buch 5 Kapitel 8 dem 2. Teile zugewiesen; denn Teil i mit XVI + 358 = 374 Seiten ist
beträchtlich stärker als die übrigen Teile; wäre, wie Teil 2 mit dem 4. Kapitel des
8. Buches geschlossen wird, auch Teil i mit dem 4. des 5. geschlossen worden, so wäre
ein etwas ebenmäßigerer Bandumfang gewonnen worden; die Zerreißung des Buches wurde
aber doch vermieden, die schon entworfene Vignette trotzdem für Teil 2 beibehalten.
Nr. 211: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. 1,71.
I
Prolcgomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 31
Nr. 214: vgl. J. Maurer, Anton Schweitzer aaO. S. 25. 44 und eine Musikprobe. — •
P.E. Pavolini, II mito d' Ercole in alcune poesie moderne. Atene e Ronfia 10 N. 107. 108.
F. Riedl, Der Sophist Prodikus und die Wanderung seines Herakles am Scheidewege durch die
römische und deutsche Literatur. Progr. I. Staatsgymn. Laibach 1908 S. 3 8 ff. Strich,
Die Mythologie aaO. i,2i6f.
Nr. 216: Z. I f . lies: Anmerkung zu Der Mohr von Venedig. Eine Erzählung
nach dem Italiänischen des Giraldi Cinthio. Unterz. d. H. (Berichtigung L. Pfannmüllers.)
Nr. 228: Den Titel des Klavierauszugs teilt mir Dr. E. G. Stumme in Leipzig nach
dem in seinem Besitze befindlichen Drucke mit: Alceste von Wieland und Schweitzer
in einem Clavierauszuge lierausgegeben von M ***. Berlin und Libau, auf Kosten des
Verfassers, und in Commission bey Lagardc und Friedrich 1786. Querfol. — - Die Staats-
bibliothek Berlin besitzt den Druck: Mus. 0. 11411.
Nach Nr. 232: 232a. L. Pfannmüller sclialtet ein: 1773 Anmerkung zu Auszug aus
des Herrn P. Brydone Reise auf den Ätna. Unterz. H. Merkur 4, 109. — Danach sind
wohl auch die Anmerkungen 4, 107. 108 W. zuzuweisen.
Nr. 233: In Nr. 346 wird einiges überW.s Vorstudien zu den Abderiten bemerkt.
— Vgl. Lubovius, Sprachgebrauch und Sprachschöpfung wie Nr. 138. Strich, Die Mytho-
logie aaO. I, 83. loi f.
Nr. 234: Vom Hoffmannischen Druck der Abderiten erschien noch 1774 ein Nach-
druck: Bonn, bey Ferdinand Romnierskirchen, kuhrfiirstl. Hofbuch druck er und Buchhändler.
Mit Kupferblatt von G. S. Facius. Universitätsbibl. Graz I 8412.
Nr. 237: Der Druck der Wahl des Herkules wurde auch von Martin Breslauer
Berlin, Verzeichnis 31 (Versteigerung Schüddekopf 19 18) Nr. 2142 ausgeboten.
Nach Nr. 237: 237a. 1774. Werthes' Hirtenlieder. Leipzig Müller. Landes-Bibliothek
Weimar W 2 : 22*^. Darin ist nacli des Direktors Prof Dr. Deetjen freundlicher Mitteilung
S. 135 — 216, also auf den gleichen Seiten und mit demselben Schluß wie Nr. 192 Der
verklagte Amor. Ein Fragment abgedruckt. Ob Neudruck oder Titelauflage, bleibt
zu untersuchen. 'Der Best ist von J. D. Falk, dem der Band gehörte, handschriftlich ergänzt',
fügt Deetjen seiner Beschreibung bei; es dünkt mich wahrscheinlich, daß Falk sich die
Mühe der Abschrift der Ergänzung aus Nr. 281 vor dem Erscheinen des P^inzeldruckes
Nr. 282 machte; oder sollte er W.s Handschrift benützt haben?
Nr. 239: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 109.
Nach Nr. 239: 239a. 1774 März. Erklärung gegen Lic. Albrecht Wittenberg.
Unterz. Wieland. Hamburgische Neue Zeitung 15. März 1774 42. Stück; s. Archiv für
Litteraturgeschichte 1 3, 4 1 5 f.
Nr. 269: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 109.
Nr. 273: L. Pfannmüller ergänzte: Anmerkung 2, 198 unterz. d. II.
Nr. 303: Die Clavigo- Anzeige wird von E. Marx, W. und das Drama aaO. S. 3off.
Anm. W. zugeschrieben. Vgl. aber Wahl, Geschichte des Teutschen Merkur aaO. S. 68 Anm.
Nr. 310: vgl. Joseph Brock, Hygin in der deutschen Literatur, München 1913 S. 310.
Nr. 311: vgl. Lubovius, Sprachgebrauch und Sprachschöpfung wie Nr. 138. Strich,
Die Mythologie aaO. S. 84. loi.
Nr. 313: vgl. W. Kurrelmeyer, Nachtrag zur W.-Bibliographie, Modern Language
Notes 191 8 33, 284f
Nr. 341: vgl. W. Bock, Die ästhetischen Anschauungen W.s, Berlin 192 i S. 78f.
Nr. 343. 344: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. i,i02f
Nr. 353: vgl. E. Marx, W. und das Drama aaO. S. 4iff. W. Bock, Die ästhetischen
Anschauungen W.s S. 108 ff.
32
S i: u y F E li T :
Nach Nr. 369: 369a. 1775 September 3. Cantate auf den neunzehnten Ge-
burtstag und Regierungs-Antritt des Herzogs von Sachsen-Weimar und
Eisenach. Merkur 3, 193 — 195. Nicht unterz. und deshalb früher von mir niclit auf-
genommen, ja des Stiles wegen verworfen, aber W. ausdrücklich zugewiesen in: Unter-
haltendes Schauspiel nach den neuesten Begebenheiten des Staats, der Kirche, der ge-
lehrten Welt und des Naturreiches vorgestellt. Im Jahr 1775. Sechzehnter Aufzug.
Erfurt, druckts und verlegts H. R. Nonne S. 966 — 968. Vgl. P^uphorion i9,58off. Der
Erfurter Druck folgt dem Merkur; nur hat er nach V. 11, wo die Seite wechselt, über-
sehen, im Gedicht einen Absatz zu machen. — H. G. Graf teilt mir aus den Weimarischeu
Wöchentlichen Anzeigen 6. 9.1775 Nr. 7 1 S. 290, 'Nachricht von der Feyerlichkeit bey
Hofe und in der Stadt am 3ten September', gütig mit: 'Nach aufgehobener Tafel und
eingenommenen Coffee hatte die Fürstliche CapcUe die Ehre eine feyerliche Cantate auf-
zuführen, worzu der Herr Hofrath Wieland den Text gegeben und der Herr Capellmeister
Wolf die Musik gesetzt hatte.'
369b. 1775 Oktober 19. Auf die Wiederkunft und Vermählung eines Landes-
fürsten, eine Cantate von Herrn Hofrath Wieland, in Musik gesetzt von Herrn Capell-
meister Wolf in Weimar. Breslau, gedruckt mit Graßischen Schriften. o.T. Universitäts-
bibliothek Breslau Lit. teut. II. Oct. 1 1 1 7''. Durch die Gefälligkeit der Bibliotheksdirektion
kann ich das sehr seltene Stück hier einrücken.
Kecitativ.
Er l^ömmt, der junge Held,
Ich sehe Ihn.
Heil dir mein Vaterland!
Er kömmt zurück, dein Hocbgelicbterl
Sein Blut [? Blick;'] stralt Wonne, glänzt wie Hesperus. —
Siehst du, wie. Ros' und Myrthe seine Stirn vertraulich
krönt:'
Vor seinem Wagen tanzt Freud' und Wohlfart her.
Glücksei 'ge Stadt, frolocke laut:
Du siehst, wie mit dem ädlen Bruder,
Hand in Hand,
Er deinen Thoren
und Amaliens,
für beide ofnen mütterlichen Armen entgegen eiltl
Er kömmt, Er kömmt
Ihr Bürger, Euer Fürst.
ARIE.
Empfangt Ihn, ihr Mädgen, mit Tänzen,
Pflückt Blumen zu lachenden Kränzen,
Bestreut Ihm mit Rosen den Pfad!
Zeichnet jauchzend alle Spuren,
Jünglinge, auf unsern Fluren,
Die der gute Fürst betrat. V[on]. A[nfang].
Recitati V.
Und iiir, ihr Sänger seines Volks seid stumm?
Kein Lied von euch grüßtCarl August, denMusageten;'
Dies soll nicht seynl [Gesang;
Ergreift die goldne Harf ' — Er ist euch hold und Hebt
Umringet Wonne trunken seinen W^agen,
und, voll des Musengottes,
singt Ihm das frohe Lied von Dejanirens und
Alcidens Liebe.
Mit Begleitung.
Mein Lied sey Dejanira
die Königstochter aus Calydon;
Schöner als ihre Gespielen
gieng sie in ihrer Schaar
wie Luna in heitrer Mitternacht im Heer der Sterne!
Mein Lied sey Dejanira,
denn sie war weis' und gut!
Ich singe den Göttersohn
Alkmenens Erstgebohrnen,
Ihn, dem [!] Tugend-geweih'ten ;
Im Lenz seiner Jahre kam Er nach Calydon,
und sah' die hohe Königs-Tochter;
Zum erstenmahle entbrannte sein Herz
und liebte Dejaniren,
denn sie war weis' und gut.
Auch Ihren Busen entflammte A m o rs reine Fackel
für den jungen Held;
Früh mit Aurorens erstem Gruße
gieng einsam Dejanira,
das Herz voll Liebe, in Amors heirgen Hain,
wo unter gewölbten Myrthen das Bild des Gottes stand:
Höher färbte sich mit Purpur die jungfräuliche Wange,
schneller schlug ihr Herz,
als Sie zum erstenmahle mit jungen Rosen die Stirn des
Gottes kränzte,
und eine Weyrauch-Schaale auf seinen Altar goß.
»Allmächt'ger Amor, ists von dir
»was ich in meinem Busen fühle?
• Bist du es, der Aleiden mir zum Abgott meiner Seele
machte?
»So nimm, Allgütiger, dafür mein erstes Opfer an!«
Prolegomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 33
rief der Held,
Aleides gieng an Blumenufem des Acheolus, und Tugend führte Ihn auf ihrem Pfad
kämpfte mit sich selbst und Amorn, zu Dejaniren,
Wollust und Tugend stritten lang um sein Herz, und zu ädlcn Thaten.
bis Tugend siegte.
• Dein bin ich, o Göttliche, auf ewig, Duett
»Dir weih ich mein Leben« Seelig ist Liebe der Edlen,
Seelig ihr heiliges Band.
Die gesperrten Worte sind in dem Fraktnrdruck mit Schwabacher Lettern, einzelnes
dazu noch gesperrt, Arie und Duett wie die Überschriften in größerer Frakturschrift gesetzt.
Wäre die Verfasserschaft nicht so bestimmt bezeugt, so würde man diese zweite
nicht minder als Nr. 369a schwache Kantate kaum W. zuschreiben, zumal der Druckort
Bedenken erregt. Aber sie ist im gleichen Stile gehalten und durch die Bezugnahme
des Textes auf die Wahl des Herkules Nr. 214 gewiß W. zuzueignen. Obgleich die Vor-
au.ssetzung der Verse der I'lmpfang beim Eintritt in die Stadt Weimar am 17. Oktober 1775
ist, dürften sie doch, vielleicht in nachträglicher Änderung der Festordnung, die Kantate
der Gymnasiasten bilden, von der, nach H. G. Grafs Auszug, die Weimarischen Wöchent-
lichen Anzeigen 21. 10. 1775 Nr. 84 S. 343 melden: 'am Donnerstag [19. 10.] Abends hatten
auch die hiesigen Gymnasiasten ihre Cantate vor dem Fürsten aufzuführen und zu über-
reichen Erlaubniß erhalten.'
Nr. 370: Ist hiefür Scarron, Typhon ou la Gigantomachie, poeme burlesque, das
Boileau in der Art poetique empfohlen hat, anregend?
Nr. 382: Die Handschrift ist im Besitz des Goethe- imd Schiller-Archivs.
Nach Nr. 384: 384a. 1776. Comische Erzählungen. Zweyte und verbesserte
Auflage. oO. 1776. Universitätsbibliothek Breslau bei Lit. teut. I. Oct. 98. Nachdruck?
Nr. 387: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 1 10.
Nr. 390. 396 sind bei Leonard Meister, Characteristik deutscher Dichter, St. Gallen
und Leipzig, bey Huber und Compagnie 17S9, i,359ff. benutzt, wohl ohne Zutun W.s.
Ich erwähne es, weil Goedeke, Grundriß 4', 623 zu dem Werk 'ergänzt von Wieland'
bemerkt, was sich meines Erachtens nur auf die Meistersche Wielandbiographie (Caracteres
des jx)etes les plus distingues de lAUemagne, Zuric Fiissli, et Steiner de Winterthour 1789
S. 2 25ff.) beziehen soll; vgl. Ausgewählte Briefe W:s hg. v. Geßner 3, 3 79 ff. Jahresbe-
richte für neuere deutsche Literaturgeschichte 16,460. Robert Arnold in Wien hat mich
zu dieser Nachprüfung veranlaßt.
Nr. 391: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. i, 73f.
Nach 391: ?391a. 1776. Anzeige von Musenalmanach für das Jahr 1776.
Merkur i, 85ff. Ni<ht unterz. Wird in Boies Brief an Gotter 9. März 1776 W. zuge-
schrieben; sie stammt aber wegen W.s Brief an Merck vom 26. Januar 1776 (Wagner,
Merckbriefe i , 86) wohl von Merck. Der Stil, besonders der Eingang, dünkt mich nicht
W.i.sch. Vielleicht hat Boic mit W.s Namen den Merkur bezeichnet.
Nr. 395: L. Pfannmüller vermutete, der in der Anmerkung erwähnte Herausgeber
scheine in diesem Falle nicht W., sondern Wezel zu sein als Editor der Ehestands-
Geschichte des Herrn Philip Peter Marks.
Nr. 405: Merkur 2, 90 ff. ist etwas verändert aufgenommen in Leonard Meister,
Characteristik deutscher Dichter i, 75 ff., wohl ohne W.s Mitwirkung; vgl. zu Nr. 390. 396.
Nach Nr. 411: 411a. 1776. Erziehungs-Wesen. Merkur 2,109 — m- Nicht
unterzeichnet. W. Stammler, Der Hofmeister von J. M. R. Lenz, Diss. Halle a. S. 1908,
S. 119 Anm. 13 vermutet W. als Verfasser dieser Anzeige der Chur-Cöllnischen neuen
Schul -Ordnung.
Phil.-hisl. Abh. 1921. Nr. 3. 5
34
Seuffekt:
Nr. 413: vgl. Rudolf Germann, W.s Gandalin, Probefahrten, hg. von A. Köstor 26,
Leipzig 1914.
Nr. 428: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. i, 73^-
Nach Nr. 433: 433a. Der Entwurf zu einem Gedicht an Chesterfield, hg. von Erich
Schmidt, Sitzungsberichte der Preuß. Akademie der Wissenschaften, Berlin 1909 S. 2i4f.
ist besser hier als nach Nr. 437 einzureihen, wie Prolegomena VI S. 1 10 geschah.
Nr. 439: Alexander v. Weilen vermutete unter dem 'Universal Magazin' : The universal
magazine of knowledge and pleasure, London 1747 — 1783-
Nr. 443: vgl. J. Maurer, Anton Schweitzer aaO. S. 2 8ff. 58 ff. und zwei Musikproben.
E. Marx, W. und das Drama aaO. S. 104 ff.
Nr. 446 : vgl. Kurrelmeyer, Nachtrag zur W. -Bibliographie, Modern Language Notes 1 9 1 8
33, 286f.
Nr. 449: Ein bei Max Perl, Berlin, zur Versteigerung vom 8. April 191 1 unter
Nr. 1072 ausgebotener Druck 'Lady Johanna Gray. Ein Trauerspiel. oOuJ. 1777. 8"' wird
identisch sein mit dem hier verzeichneten, wie aus dem Widerspruch '0. J.' und der Jahres-
zahlangabe zu vermuten ist.
Nr. 461. 462 sind: Taschenbuch für das Verdauungsgeschäft von 1785 [hg. von
Georg Carl Claudius] Gedruckt zu Spashausen [= Leipzig, Cnobloch] S. 1 1 2— 1 1 7 abgedruckt
und im 'Inhalt' S. XIV W. als Verfasser zugewiesen; ob aus anderem Grunde, als weil
die Anekdoten im Merkur und unter Miscellaneen stehen, die teilweise von W. gezeichnet
sind, bleibt offen.
Nach Nr. 467: 467a. 1777 Februar. Anzeige von Des Grafen von Shaftesbury
philosophische Werke. Aus dem Englischen übersetzt. Erster Band. Leipzig 1776. In
der Weigandschen Handlung. Merkur i, 20if. Nach Charles Elson, W. and Shaftesbury,
New York 191 3 S. lof. : 'The review . . . is evidently by Wieland'. Das Buch ist nicht
in W.s Büchernachlaß verzeichnet.
Nr. 469: L. Pfannmüller ergänzte: S. 272 unterz. W.
Nr. 471 : vgl. Nr. 48 1 .
Nr. 481: L. Pfannmüller beobachtete den Bezug zu Nr. 471.
Nr. 486: vgl. Strich, Die Mythologie 1,84. 204 f. W. Bock, Die ästhetischen An-
schauungen W.s, Berlin 192 1 S. i04ff.
Nr. 498: Heinse schreibt 18. Januar 1778: der Kurfürst von der Pfalz würde W.
vermutlich ein sauer Gesicht machen, 'daß er dem Kaiser sein göttliches Recht in der
sonderbaren und unbegreiflich wunderlichen Epistel an Dohm im Mercur so herausgestrichen'.
Archiv für Litteraturgeschichte 4,370.
Nr. 505: vgl. Funde und Forschungen, Leipzig 192 i S. 168 Anm. 85.
Nr. 524: Originalhandschrift von Ein viersylbiges Wort im Wieland-Museum in
Biberach a. Riß, mir durch Reinhold Schelle vorgelegt; 1^2 SS. 8" Fraktur von W.s
Altershand; gehört also nicht in den Anhang zu Bd. 12, sondern in den Text gegen Ende
Bd. 13. Ich vergleiche mit dem Abdruck in Freundesgaben für C. A. IL Burkhardt,
Weimar 1900 S. i39f. : Nacli Vers i Abstand von der 2. Zeile; 2 sn'n über unterstrichenem,
nicht durclistrichenem säh'en; 3 Bindestrich nach Gold fehlt; 6 das zweite der üdZ nach-
getragen; 9 Interpunktion fehlt, well kein Platz mehr am Zeilenende; 10 uns üdZ
nachgetragen; ii szcA mcA^ wor^Aei/Ao/i; über gestrichenem: schwerlich sich; 15 Im Fürstenbetle
wie über gestrichenem Im königlichen Bette danach vielleicht noch u [nd] gestrichen ; 2 2 darf
nicht Einem Seinesgleichen über gestrichenem: ist ein Stoffe woraus; 24 statt unverdrossen
steht unverdroßne
Prolegomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 35
Nr. 549: L. PfannmOUer hob die kurze Anmerkung zum gleichen Aufsatz S. 267 aus,
unterz. Fr. d. H. [Frage des Herausgebers].
Nr. 596: vgl. Prolegomena VI S. 70. Joseph Brock, Hygins Fabeln in der deutschen
Literatur, München 1913 S. 94ff. E. Marx, W. und das Drama aaO. S. 1236".
Nr. 602: Von den Unmaasgebliclien Gedanken über Bahrdts Glaubens-
bekenntnis besitzen unter dem angeführten Titel die Universitätsbibliothek Prag i 2 G 488
und die Landesbibliothek Stuttgart Theol. 4° kaps. einen Einzeldruck oOuJ.
Nr. 611: W.s Verfasserschaft dadurch gesichert, daß er die Anekdoten bei Zusammen-
stellung des Inhalts der Supplemente Bd. 6 zu seinen Werken Ausg. letzter Hand unter
seinen Schriften in den Adversarien Nr. 1192 verzeichnet hat; s. Nr. 1193.
Nr. 618: vgl. Lydia Marinig, Der Einfluß von Ariosts Orlando Furioso auf W.,
aaO. 1912 S. 3iff. 1913 S. 6f. Tribolet wie zu Nr. 147. Strich, Die Mythologie aaO. i,94f.
Nr. 620: lies: Umschlag zum Merkur Vierteljahrsheft usw.
Nr. 659: vgl. unten zu Nr. 11 96 und zu Übersetzungen Nr. 23 a.
Nr. 692: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. i, 1940".
Nr. 701 : vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 20. Die Staatsbibliothek Berlin
besitzt unter Signatur Yv 5870 einen Kurrelmeyers E^^ nahestehenden, doch eigenen
Druck der Abderiten. — Frdr. Schulze-Maizier, W. in Erfurt, SA. aus Jahrbücher der Aka-
demie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt N. F. Heft 44, Erfurt 1919 S. 73ff.
Paul Alfred Merbach in Berlin, durch Nachweise um die W. -Ausgabe vielfach ver-
dient, machte mich auf die Veröfientlichung eines Abderitenbruchstückes in der
Mitternachtzeitung aufmerksam. Der Direktor der lizgl. Bibliothek in Wolfenbüttel, Dr.
0. Milchsack, ermöglichte mir die Benutzung des seltenen Bandes im Frühjahr 191 8.
In Nr. 56 des 7. Jalirganges der Mitternachtzeitung, der zu Braunschweig und Leipzig
im Verlags-Comtoir 1832 erschienen ist, beginnt am 6. April S. 222 eine Reihe von ii
bis zu Nr. 70 vom i. Mai reichenden Mitteilungen unter dem Titel: Bruchstücke aus
Wielands Nachlasse. Die am Schlüsse verheißene Fortsetzimg folgt nicht. Nr. 56 gibt
nur eine Vorbemerkung. Nr. 57. 58. 63. 64. 65 enthalten: 'Die Abderiten. Zweites Buch.
Siebentes Kapitel. Von den Folgen, welche der Besuch des Hippokrates bei dem Deraokritus
auf das leibliche Wohl der Republikaner hatte'. In Nr. 65 beginnt: 'Die Abderiten. Zweites
Buch. Neuntes Kapitel. Die Reise nach dem Hafen. — Die Apopatie. — Glückliche
Heilungen.' Zu dessen Beginn steht die Anmerkung: 'Das in der Druckschrift folgende
siebente Kapitel ist nun als das achte anzusehen, welches nachzulesen wir den geneigten
Leser unmaaßgeblich vorschlagen.' Das Kapitel wird fortgesetzt Nr. 66. 67. 68. 69. In
der letzten Nummer hebt an: 'Neuntes Kapitel. Die Apopatiker in Abdera. Apotheose
des Onokefalus', das in Nr. 70 weitergeführt, aber nicht beendet wird.
Die Vorbemerkung lautet:
Der Redaction diesrr Blätter sind diese Bruchstücke, wovon von Zeit zu Zeit Proben erfolgen sollen,
nicht auf diplomatischem Wege durch die Herren J. G. Gruber, D. Erhard, F. II. Jacobi u. s. w. zugekommen,
sondern ein Langensalzer Bürger erstand zu Weimar in einer Auction eine Kiste mit beschriebenen und zum
Theil bedruckten Papieren, die er zu einer Dosenfabrikation zu verwenden bestimmt hatte. Der Factor dieser
Fabrik, ein Mutterschwcstei-sohn des Redacteurs, war bei dem Sortiren dieser Blätter selbst gegenwärtig, und
er, als ein Halbgelehrter, der sich in der deutschen Literatur etwas umgesehen hatte, entdeckte unter diesen
Papieren mehre handschriftliche Kapitel der Abderitengeschichte unseres Wielands. Die Grubereche Ausgabe
der Werke Wielands befand sich in seiner Handbibliothek, er säumte nicht, jene Manuscripte mit der Druck-
schrift zu vergleichen, und fand wenig abweichende Stellen; jedoch schien es ihm, daß diese Handschrift wahr-
scheinlich der erste Entwurf Wielands zur Abderitengeschichte gewesen sein müsse, und das Wasserzeichen im
Papiere (I. K. 1772) schien ihm einen synchronistischen Beweis für seine Meinung zu geben. — Nun erinnerte
sich der Factor seines Vetters, des Redacteurs der Mitternachtzeitimg; er glaubte es der Welt und den Manen
Wielands schuldig zu sein, diese Manuscripte, die vielleicht auch noch ungedruckte Sachen enthalten konnten,
36 S E U F I- E R T :
dem Untergange zu entreißen, und der Entschluß, dem Vetter damit ein Geschenk zu machen, war sogleich
gefaßt, und, nachdem, dem Gewichte nach, das Papier mit anderer Maculatur ersetzt war, auch ausgefühi-t.
Die Redaction nahm nun eine sorgfältige Ordnung dieser Blätter vor und hatte das Glück, mehre Ent-
würfe zum Danischmend, dem goldnen Spiegel, der Wasserkufe, den Abderiten, Agathon, Don Sylvio von
Kosalva u. s.w. zu finden. Kein Zweifel also, daß diese Manuscripte aus dem Wielandschcn Nachlasse
stammten. — Merkwürdig war aber, die größere Breite des Inhaltes dieser Manuscripte, wenn man sie mit
]doi)pelt.'] den Druckschriften Wielands verglich. Da fand sieb, daß der große Mann oft, nicht bloß ganze Blätter,
ja oft ganze Capitel verworfen hatte. — Wielanden ist oft eine zu große Breite in seinen Werken als Fehler
vorgeworfen worden, und es hieße einen Verrath an den Manen des großen Mannes begehen, wenn man jene
Breite durch Druck wieder herstellen wollte. — Auf der andern Seite aber ist es auch Pflicht, Proben der-
selben dem Publikum nicht vorzuenthalten, damit man den großen ^Mann bei seinen ersten Entwürfen sowol,
als auch als Autaristarch kennen lerne; und so mag es der geneigte Leser entschuldigen, wenn wir einige
ungedruckte Kapittel hier abdrucken lassen. — Da unser Vetter, der Factor der Schnupftabacksdosenfabrik,
die Entdeckung durch die Abderitengeschichte machte, so halten wir es für zweckmäßig, aus dieser einige
ganze bisher ungedruckte Kapitel unsern Lesern mitzutheilen; müssen aber bevorworten und versichern.
Per gcnium dextramque Deosque Penates,
daß wir nicht etwa diese Kapitel untergeschoben, und auf unsere Zeit, unser Land oder unsere Stadt wollen
angewandt wissen. Im Schlüssel zur Abderitengeschichte. hat ja Wieland selbst erklärt, daß nach der großen,
durch die Unzahl der Frösche bewirkten Auswanderung der Abderiten aus ihrer Mutterstadt, sie wie die Juden
in alle Welt zerstreut, in alle Nationen mehr oder weniger Abderitisches Blut einges[ch]muggelt haben sollen,
und daß vielleicht unsere Lust, diese ungedruckten Kapitel abdrucken zu lassen, selbst eine Folge von den
Abderitischen Atomen ist, die in unsern Adern wallen; denn bessern werden wir dadurch die Abderiten nicht,
wol aber wird jeder wahre Abderit uns unsere Druckseligkeit bei vorkommender Gelegenheit tüchtig ein-
tränken; und daß man dieses Völkchen allenthalben antrifft, hat Hafen Slawkenbergius S. 864. zwar gesagt,
aber zu sagen vergessen, daß sie an gewissen Orten und in den Provinzen, worin diese liegen, etwas dicker
gesäet sind, wie z. B. in Schiida, Krähwinkel, Irland, Schwaben, Schöppenstädt, Ungarn, Gascogne u. s.w., als
anderswo; an manchen von diesen Orten aber haben diese Abderitennachkömmlinge auch eine klimatische
Bosheit angenommen, die ihren Urvätern nicht eigentlich in dem Maße angeboren war. Doch, ohne Furcht
vor ihnen, zur Sache selbst.
Der sachliche Teil dieser Erklärungen klingt nicht von vornherein unglaubwürdig.
Wir wissen, daß ein Koller, wenigstens mit Briefen an W., verloren ging und daß W. deren
Ordnung überhaupt vernachlässigte (Journal für Litteratur, Kunst, Luxus und Moden 18 14
S. 557. Der Gesellschafter 1826 S. 898). Einige Handschriften seiner Werke hat der sorg-
same Bodmer verwahrt, andere die Empfanger der GlückAvunsch Widmungen; W. selbst hat
gleich Schiller sie nach der Drucklegung für erledigt erachtet und nicht druckreif Gewordenes,
anders als Goethe, mißachtet. Erst aus den späteren Jahren von W.s Leben' haben Zu-
fälle einzelnes gerettet. Dazu ist der Nachlaß kaum sorgfältig behütet Avorden. Es ist
also nicht unmöglich, daß noch 1832 eine Kiste mit Handschriften W.s als Makulatur in
Weimar auftauchte.
An der Inhaltsangabe des Fundes fällt nur das eine auf, daß neben den in den sieben-
ziger Jahren verfaßten oder umgearbeiteten Werken auch die Wasserkufe aus dem Jahre
1794 erscheint. Das macht die Angabe einigermaßen verdächtig. Der Verdacht wird be-
stärkt durch die feierliche Versicherung des Herausgebers, er habe nicht etwa die Abderiten-
kapitcl untergeschoben und wolle sie nicht auf seine Zeit, sein Land, seine Stadt angewandt
Avissen, er werde die Abderiten nicht bessern, wohl aber würden sie ihm die Veröflent-
lichung eintränken; so sei es abderitisch, daß er diese Kapitel drucken lasse. Die un-
nötige Verwahrung an sich, gar die Ablehnung eines Gegenwartsbezuges und die im Wider-
spruch dazu stehende Erwartung übler Folgen für den Herausgeber fordern die Vermutung
heraus, der Herr Vetter Faktor der Schnupftabakdosenfabrik sei erfunden, um wie Hippo-
krates den Zeitgenossen Nieswurz zu reichen. Denn sonst wäre bei den 'gebildeten Ständen',
für die die Mitternachtzeitung dem Titel nach bestimmt war, doch keine Entschuldigung
nötig, daß ihnen neue Abderitengeschichten vorgesetzt werden.
Allerdings widerspricht das dem Jahrgang beigeheftete Programm der kosmopolitischen
Tendenz der W.ischen Satire und bekennt im entschiedenen Gegensatz dazu die Mitter-
Prolegomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 37
nachtzpitung als ein Blatt für deutsches Wort an deutsclie Männer und Frauen, kündet
Krieg den feilen Sklaven, Krieg der Ausländerei an; verbeißt Erzählungen und Gedichte
zur Weckung der Vaterlandsliebe, Bilder aus dem deutschen Volksleben für deutsche
Einheit und Unabhängigkeit; aber es will doch auch unter 'Kunst und Wissen" das Schöne,
Gute und Nützliche sammeln, wo es sich findet, weil dieses ein Gemeingut aller Menschen
ist. Hierzu paßten denn W.ische Schriften ohne Vorbedenken; und wirklich Avird auch
S. 624 in der ständigen Rubrik zur Kulturgeschichte ein Allgemeinsatz W.s mitgeteilt.
Außerdem betont der Novemberjirospekt für den Jahrgang 1833 das Deutschtum nicht
mehr, versichert allgemein : 'Das Schönwissenschaftliche wird den Hauptbestandtheil unseres
Blattes auch fernerhin ausmachen', worunter Abderitengeschichten, alt oder neu, begriffen
werden konnten.
Wer der Herausgeber der Zeitung (Goedeke 8, 38 Nr. 188) damals war, kann ich
nicht feststellen. K. Clin. Frdr. Niedmann, der den Verlag Industrie-Comptoir in Braun-
schweig gegründet hatte, war 1830 gestorben (Goedeke 6, 416 Nr. 42; 9, 205 Nr. 15, 2d).
Da er ein mir nur dem Titel nach bekanntes Sittengemälde 'Krähwinkel wie es ist' ver-
fäl5t hat, wäre ihm eine Abdcritenerweiterung zuzutrauen; sie könnte aus seinem Nach-
lasse stammen, aus dem mir unbekannte Erzählungen 1833 ediert worden sind. Als Heraus-
geber des 'Beiblattes' der Zeitung, der 'Dramaturgischen Blätter', wird 1832, also im Er-
scheimmgsjahr der Abderitenfunde, Dr. Karl Köchy genannt, der sich als Dramaturg einen
Namen machte und 1834 die Leitung der Mitternachtzeitung übernahm (Goedeke 9, 336
Nr. 35 bes. Stück 13). Icli weiß nicht, ob einer der beiden Herausgeber Kenntnisse über
antike Naturforscher und besonders Ober Anaxagoras und einiges fachmäßige Verständnis
der neuen Medizin gehabt hat, wie sie der Verfasser der Funde besitzt; denn die mit-
geteilten Kapitel sind Arztsatirc und gehen darin weiter, als ich bei W. sonst wahrnehme,
der es sich sogar als Unvorsichtigkeit Jinrechnet, daß er über einen tödlich verlaufenen
Pockenimpffall in seiner Zeitschrift habe schreiben lassen (Teutscher Merkur 1774 4, 279),
der im Kampf gegen den Älagneti.smus die medizinische Seite nicht berührt (Teutscher
Merkur 1787 i, 82fl'.; 172 ff.; 4, I53ff.), der im Streit Jhn. Benjamin Erhard gegen Hufe-
land da.s Richteramt in ärztlichen Dingen ausdrücklich ablehnt, die Fortsetzung der Fehde
in Fachzeitschriften verweist (Teutscher Merkur 1795 3, 153. 1796 i, 94). Nur ins erste
der Gespräche unter vier Augen schaltet er Arztsatire ein (Teutscher Merkur i 798 i, i 2 i ff.):
die 'kleine Geschiclite', das 'Märchen' behandelt das Schicksal eines tüchtigen Arztes der
Reichsstadt Kuhschnappel; der war sehr beliebt, besonders beim dritten Stand, bis ein
Aristokrat die Arzneikuust in Schrift und Possensi)iel herabsetzte und durch seine Ver-
wandtschaft das Ansehen des Stadtarztes untergrub ; darauf verfielen die Kuhschnappler
Pfuschern und Quacksalbern, der kenntnisreiche Arzt verließ die Stadt. Was hier als Beispiel
für Vorurteile erzählt wird, stimmt in der Auffassung durchweg zum Inhalt der Abderiten-
funde, enträt aber im Abstand von ihnen jeder feichmännisehen Einzelheiten.
Und ebenso werden die abderitischen Ärzte in W.s Werk -nur allgemein als wenig
einsichtig gekennzeichnet. Zu Ende des i. Kapitels des V. Buches wird erzählt, daß sie
sich die Köpfe zerbrachen, um zu erraten, woher es käme, daß Schnupfen, Flüsse und
Hautkrankheiten von Jahr zu Jahr überhandnahmen; aus Deisibatrachie suchten sie die
Erklärung nicht in der Verwandlung Abderas und der ganzen Gegend umher in einen
unabsehbaren Froschteich. Einer genaueren Behandlung dieses Standes weicht W. aus;
sonst würde er bei Hippokrates' Anwesenheit in Abdera die einheimischen Ärzte ihm
gegenübergestellt, etwa ihre beschränkte Empfindlichkeit über die Berufung des Unpar-
teiischen zur Beurteilung des Geisteszustandes Demokrits gegeißelt haben. Diese Gelegen-
heit benutzt denn klug der gefundene Entwurf zur Arztsatire.
38 Seuffert:
Die Kapitel der Mittemachtzeitung scliließen an Hippokrates' Auftreten in Abdera
an. Er hat in W.s II. Buch 6. Kapitel Demokritus besucht, sie verstehen sich Irefflich
als Kosmopoliten; der Arzt scheidet von Demokrit mit der Erklärung, die Abderiten
sollten ihn nicht umsonst berufen haben. Im nächsten Kapitel bringt W., diese Ankün-
digung erfüllend, des Hippokrates Rede vor dem Senat. Statt dessen gibt aber das
7. Kapitel der Mitternachlzeitung weitere Unterredung zvv^ischen Hippokrates und Demo-
kritus, und zwar über das Medizinal wcsen der Republik ; besonders ist Onokefalus Gegen-
stand der Unterhaltung, der als Anhänger der knidischcn Schule die koische (der ja
Hippokrates angehört) herabsetze, der die Damen aus dem Punkte zu kurieren verstehe,
woraus ihre größten Leiden entspringen [ist der Ausdruck vor Goethes Faustfragment 1790
öffentlich geläufig? W. allerdings könnte il)n aus dem sog. Urfaust Ende 1775 sich angeeignet
haben] usw. Anknüpfend an die Froschzungenprobe (I. Bucli 12. Kap.), von der Hippo-
krates durch Demokritus erfahren habe (was W.s Angabe II 6, die Unterredner liätten
der Abderiten gänzlich vergessen, zuwiderläuft), berichtet Demokritus von Knetkuren,
die Onokefalus auf dem goldenen Hammelfell des Jasontempels an den Abderitinnen vor-
nahm, bis er ertappt und geprügelt wurde. •
Bis hierher könnte die Geschichte, allesfalls ohne die Prügelei, ein W.ischer Einfall
sein ; der Erzpriester des goldenen Widderfelles empfängt auch bei ihm nächtliche Mäd-
chenbesuche. Nun aber schlägt Hippokrates vor, er wolle ein unschädliches System im
Sinne der knidischen Schule erfinden, zu dessen Anwendung Demokritus den Arzt Ono-
kefalus (der Name ist nach W.s Onobulos, Ojiokradias, Onolaus V. Buch 3. Kap. u. ö.
gewählt aus dessen Danischmende, wo M. Pantaleon Onocefalus Fußnoten zeichnet; vgl.
Aristipp Buch 3 Brief i die Abderitenfomilie, deren Namen mit onos zusammengesetzt
wurden) gewinnen solle. Hippokrates verlangt zuvor noch eine Übersicht über die Ärzte
in Abdera, ob von ihnen Widerstand zu erwarten sei. Demokritus kennzeichnet fünf
Ärzte, darunter auch den tüchtigen Sigmander, der dann zur Unterredung dazutritt (der
Name erinnert an W.s Doktor Solauder I. Buch 3. Kap.).
Nun soll nach der Anweisung des Herausgebers das W.ische 7., das letzte Kapitel
des II. Buches folgen, worin Hippokrates seine Rede über Demokritus hält imd abreist,
die Abderiten durch die Zeit des Mittagsmahles und die Ankündigung der bevorstehenden
Euripidesaufführung — sie macht dann den Inhalt des nächsten Buches aus — von der
üblen Erfahrung mit Hippokrates abgelenkt werden. Der Herausgeber bringt aus dem
vorgebhchen Funde als Eingang des 9. Kapitels frühere und gleichzeitige Vorgänge: Sig-
mander geleitet Hippokrates vom Landhaus des Demokritus zur Stadt, wobei Hippokrates
den wesentlichen Inhalt der Rede, die er hier halten will, mitteilt und vereinbart, sich
mit Sigmander und Demokritus danach auf dem Wege zum Hafen zu treffen, da er vor
der zu erwartenden Rache der Abderiten schleunigst flüchten will. Als dann die drei
verabredungsgemäß zusammen reiten, verlangt Demokritus von Hippokrates das verheißene
ärztliche System. Nach dessen Darlegung treffen sie auf den von Maultiertreibern ge-
prügelten Onokefalus, er wird auf Demokrits Landgut gebracht, dieses dabei in einer
Pracht beschrieben, die etwas Farbe von W.s Schilderung äthiopischer Gärten entlehnt,-
aber der Angabe I. Buch 12. Kapitel über Demokrits Landhaus völlig entgegensteht. Ono-
kefalus wird in das neue System eingeweiht.
Das nächste wieder 9 bezifferte Kapitel sollte als das 10. bezeichnet sein; offenbar
hatte der Herausgeber Kapitel 7-9 des vorgeblichen Fundes zuerst in einem Zuge auf-
gefaßt, später erst W.s 7. Kapitel als 8. eingeschoben und nur sein 8. in 9., nicht aber
auch das 9. in ein 10. umbeziffert. Das Kapitel bringt die erfolgreiche Einführung des
ProJpgomma zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 39
aufgeschwatzten Heilsystems in Abdera und die Ankündigung der Apotheose des Ono-
kefalus, vor deren Darstellung abgebrochen wird.
Es ist wenig wahrscheinlich, daß W. sich gegen eine besondere Riclitung der Me-
dizin, wie dicLes Heilsystem, ausgesprochen haben soll; noch weniger daß er Arztpersön-
lichkeiten zeichnete und schließlich zum Fest der Apotheose 'die Vorsänger Kloppenheimer
und Simson' als Gesandte des Königs Jaddes von Hierosolyma einführte, auch das Schweine-
schlachtcn während ihrer Anwesenheit verbot, wie schon im vorletzten Kajiitel die Pa-
lästinische Diaeta antisybaca erwähnt haben sollte. Denn wenn auch W. im Schlüssel
zur Abderitcngeschichte den Hafen Slawkenbergius (vgl. Sterne, 'l'ristram Shandy Tl. 3
Kaj). 38 fr.), auf den sich der Herausgeber der Mitternächtzeitung im Vorwort und im
letzten Kapitel bezieht, sagen läßt: man sehe und höre so gewiß, daß ein Abderit ein
Abderit ist, als man es zu Frankfurt und Leipzig, Konstantinopel und Aleppo einem
Juden anmerke, daß er Jude sei, .so lag ihm doch in den siebenziger Jahren und wohl
überhaupt Satire aufs Judentum fern. Zudem ist die Ausfiihruiig mehr boshaft als hu-
moristisch, wie ja der Herausgeber selbst spürt, indem er am Schlüsse seiner Vorbemer-
kung sagt, an manchen Orten hätten die zerstreuten Abderiten eine ihren Vätern nicht
in dem Maße angeborene 'klimatische Bosheit' angenommen. Sie ist auch derber und
für den guten Ton anstößiger (die neue Mctliode besteht im Essen von XnönAToc, scy-
balon anthropinum), als W. zugetraut werden kann. Ausdrücke wie: Demokritus 'kreischte
hier fast wiehernd', Hippokrates 'kicherte' würde sich W. für diese beiden ihm Hoch-
stehenden nicht erlaubt haben, nur fiir das törichte Lachen abderitischer Zuhörer wählt
er die Worte wiehern und kichern.
Dazu kommt,/ daß in dem Nachlaßfunde zweimal auf andere Kapitel des Werkes
verwiesen wird, auf das I. Buch 5. Kapitel (S. 262) und sogar auf das IV. Buch 8. Ka-
])itel (S. 254). Auch setzt die Veröffentlichung gleich ein: 'Im sechsten Kapitel redeten
wir von' . . . und verheißt (S. 254) die Klage wegen Pfuscherei, 'deren Ventilation wir
in einem besondern Kapitel zu beschreiben gedenken'. Derlei bestimmte Verweisungen
und so plumpe Anknüpfung finden sicli in W.s Werk nicht, wenn er auch einmal (III 4)
beginnt: 'Ehe wir von dieser Abschweifung . . . zurückkehren, möchte es nöthig seyn . . .
einen kleinen Zweifel zu benehmen, der . . . während vorstehender . . . Abschattung . . .
aufgestoßen seyn möchte' und ein andermal (III 8) sagt: 'es ist oben schon bemerkt
worden' und allgemeine Vorankündungen ähnlich bringt. Der Hinweis auf ein Kapitel
eines späteren Buches setzt voraus, daß bei Niederschrift des Entwurfes, den doch der
Fund vorstellen will, das ganze Work schon in Kapiteln fest beziffert war; dagegen aber
würde der Fund selbst sprechen, weil er ja mehr Kapitel am Schlüsse des IL Buches
bringt als dessen Druckgestalt. Die Verweisungen verraten, wo der Verfasser des Ent-
wurfes sich anlehnte für seine Erfindung, was auch ohnedies hier wie sonst daran deut-
lich zu erkennen ist, daß unwahrscheinliche Wiederholungen sich einstellen. Er ist in W.s
Werk gut eingelesen, so daß er im allgemeinen auch seine Redeweise einhält. Doch
beliebt er mehr Wendungen aus fremden S])rachen einzustreuen als W. ; bei diesem kom-
men auf 58 Kapitel etwa 66 Fremdwörter, bei dem Nachlaßfunde auf 2'/2 Kapitel gegen
30; also so viele als W. in dem prozessualen Kapitel IV 4 häuft, ohne daß in der Mit-
temachtzeitung eine Prozeßführung erzählt würde.
Man könnte dem entgegenhalten, daß es sich eben um verworfene Entwürfe handle;
und zwar maßten sie zur Au.sarbeitung von 1781 gehören,'^ weil sie Kapitelüberschriften
haben, die dem früher veröffentlichten Teile der Abderiten fehlen. Und man könnte ein-
wenden, Entwürfe müßten sich inhaltlich und der Tonlage nach zum Ausgearbeiteten
nicht völlig schicken; es könnte also, da die Veröffentlichung der Blätter abgebrochen
40 Seuffert:
sei, die Zeichnung mehrerer abderitischer Ärzte nur in dem Bruchstücke zwecklos er-
scheinen, in der zurückgehaltenen Fortsetzung doch noch einen Wert gewonnen haben.
Wirklich ist ja nicht zu bestimmen, warum die verheißene Fortsetzung des Abdrucks
der Funde unterblieb. Aber es läßt sich meines Erachtens erweisen, daß Personalsatire
vorliegt, die den vorzeitigen Abbruch rätlich machte. Und damit werden alle Bedenken
gegen die Echtheit der Kapitel verstärkt.
Hippokrates verheißt, eine indifferente Methode anzugeben, dabei den Heilkräften
der Natur alles zu überlassen, eine 'unsinnige obschon unschädliche Heilmethode'; Ono-
kefalus solle Dinge anwenden, 'die einmal völlig unschädlich, d. i. indifferent sind, und
zweitens mag er diese in so kleinen Gaben reichen, daß sie der gesunde Menschen-
verstand für Tollhäußelei nehmen muß'. Zubereitet werden die Arzneien 'in einer my-
stischen Stunde unter mystischen Handgriffen', und übergössen 'mit einer bisher
noch ziemlich unerhört pathologischen Brühe"; Grundlage sei, daß lebende Körper,
die an gewissen Gebrechen leiden, durch ein Minimum ihres Körpers, z. B. ein Haar,
ein Stückchen Nagel, einen Tropfen Speichel, Nasenschleim usw. in andern an der-
selben Krankheit leidenden Menschenkörpern eine Heilung bewirken können.
Demokritus überbietet Hippokrates durch den Vorschlag, lieber die Abgänge der Kranken
als Arznei zu wählen, worauf Sigmander den Namen 'apopatisches System' ausheckt.
Hippokrates hat nichts dawider, wenn die Abderiten Esel (Onokcfalusl) genug seien,
'sich Dreck für Arznei geben zu lassen'. Sigmander entwirft nun die Diätetik unter
Mengung von koischen, mosaischen und ägyptischen Diätvorschriften und setzt A'oran:
'Möge sie nun durch eine Bocksbeutelei [ein in Goethes, aber kaum in W.s Sprachschatz
vorhandener Ausdruck] zur Norm erhoben werden'; er werde sie nicht mit Charlatanerie
befördern, weder mit Anaxagoras' Homöomerie noch mit Apopatie; es werde die Er-
fahrung erweisen, ob der Nutzen einer diätetistischen Behandlung, die eine rationell-
pharmakodynamische ausschließt, den einer rationell-empirischen Methode überwiege.
Mancher wissenschaftlich gebildete Arzt werde in Versuchung geraten, in die Fußtapfen
des Onokefalus zu treten. Dieser liest die Diätetik oberflächlich, aber die von Demokrit
unter dem Titel 'Die apopatisclie Orgel' niedergeschriebene Pharmakologie und The-
rapie mit Eifer, angezogen von der Konsequenz des neuen Systems. Und führt es ein.
Im Senat vermochte er die Ärzte nicht auf seine Seite zu ziehen, nur einige versuchten
aus Politik das System auf kurze Zeit; aber in der Praxis hatte Onokefalus Erfolg, be-
sonders bei den Damen, viele schluckten apopatisclie Pillen.
• Alles paßt auf Hahnemanns Homöopathie, sein'Organon [=Orgel!] der rationellen
Heilkunde' 1810, seine reine Arzneimittellehre iSiiff., sein Buch über die chronischen
Krankheiten 1828. Er stellte die Auffassung der Symptome obenan; er heilte similia
similibus, was von anderen an Hippokrates und Anaxagoras angeknüpft wurde; er nannte
die Allopathie 'den verwerflichsten Schlendrian' {~ Bocksbeutelei); er verdünnte die Dosen
mit Weingeist auf Hunderttausendstel und weniger des Präparates (= pathologische Brühe):
er befahl, dreißigmal 'mit etwa zehn Schüttelschlägen eines kräftigen Armes von
oben' (= mystische Handgriffe) bei der Verdünnung zu schütteln usw. Auch die Wirkung
der Homöopathie gleicht der der Apopatie. Ich halte, soweit ich der Sache mit Hilfe
von Hirscli, Geschichte der Medizinischen Wissenschaften in Deutschland, und Koeppe,
Die Homöopathie Hahnemanns und der Neuzeit, Berlin 1880, nachgegangen bin, die Über-
einstimmung für völlig beweiskräftig. Also kann W. die Kapitel der Mittemachtzeitung
nicht entworfen haben, denn das Manuskript seiner letzten Abderitenausgabe lag Anfang
Juli 1795 vollkommen fertig für die Sammlung letzter Hand vor, die ersten Anfänge
der Hahnemannschen Lehre aber fallen ins Jahr 1796.
Prolcgnmena zu einer ^Vieland- Ausgabe. VII. 41
Die Anregung, einen Ausfall auf die Homöopathie in W.s Abderiten hinein zu er-
finden, mag der Gegner llahnemanns weniger aus der Apathie und Hedypathie, die W.
seinen Abderiten (III 3) zuschreibt, was doch nur die Bezeichnung Apopatie ausgelöst
haben könnte, gewonnen haben als aus der Keimlehre Stilbons, der .Korax (V 7) eine
mehr als trillionenfache Verkleinerung der Keime nachrechnet, was an die homöopathischen
Verdünnungen gemahnt haben kann.
Danach wird bei den Arztcharakterköpfen an Zeitgenossen des neuen Satirikers zu
denken sein: bei dem Phalangenfeldscheerer Tragius (rp^roc), der aus dem Feldzug mit
Alexander heimkehrt, etwa an den Stabsarzt August Pockels (Bock) in Braunschweig, der
als Bataillonsarzt den russischen Feldzug Napoleons mitgemacht hat. Und bei S(igm)ander
an den Bekämpfer der Pest Gg. Karl Hnr. Sander, braunschweigischen Medizinalrat. Dieser
hat unter der durchsichtigen und aus der Anfuhrung seines Werkes Beiträge zur Poleo-
prophylaxis gegen die Gangetische Pest 1831/2 sicher zu ergänzenden Abkürzung S-r
in den Beiblättern zur Mitternachtzeitung 1831 und 1832 wiederliOlt über die Verbreitung
der Cholera nach Flußgebieten geschrieben. Sander am besten steht die überschüssige
Bemerkung an, Citma-anapoc Frau sei plötzlich gestorben, und anderes unnötig Individuelle
aus Sigmanders Leben, das ich freilich nicht bei Sander nachAveisen kann ; ich fand nur
die Nachrichten in Hirsch' Biographischem Lexikon der hervorragenden Ärzte 1887 5, i66f.
Wer genau in Braunschweigs Lokalgeschichte Beseheid weiß, wird die Bezüge auf Per-
sonen und Ereignisse sicherer und reichlicher aufdecken können; denn so viel ist klar,
daß trotz der Verwahrung Satire auf unsere Zeit, unser Land oder unsere Stadt' vorliegt,
deren üble Folgen der Herausgeber der Braunschweigischen Zeitung voraussieht. Traten
sie so rasch ein, daß er darum die Fortsetzung unterdrückte? Und ist Sander selbst
der Verfasser des Fundes? Ein Arzt wird die Blätter verfaßt haben; Sanders Beiträge
zur Mittemachtzeitung passen in der ganzen Art, in der Ironie, in der Neigung zu latei-
nisclicn Zitaten, im selbstl)ewußtcn Eigenbrötlerischen zum Tone der neuen Abderiten-
kapitel. (Und nun wird das Wasserzeichen des Fundpapieres J. K. A'ielleicht als Industrie-
Komjjtoir, die ursprüngliclie Verlagsfirma der Mitternachtzeitung, zu deuten sein.)
W. gehören sie nicht an. Und also sind uns auch keine Entwürfe zu den andern
in der Vorbemerkung genannten Werken verloren.
Nr. 732: vgl. W. Bock, Die ästhetischen Anschauungen W.s, Berlin 1921 S. 69.
Nr. 752. 778: vgl. Adolf Socln, Schriftsprache und Dialekte im Deutschen, Heil-
bronn 1888 S. 42off. Max Herrn. Jellinek, Geschichte der neuhochdeutschen Grammatik
1,374 ff., Germani-sche Bibliothek, hg. v. Streitberg, Abtlg. 2 Bd. 7.
Nach Nr. 767: 767a. 1783. Zusatz zu Wiegleb, Der Goldmacher zu London. Unterz.
d. H. Merkur i, 191. Ergänzung L. Pfannmüllers.
Nach Nr. 776: 776a. 1783. Anzeige von Jahrbücher des Geschmaks und der Auf-
klärung. Erstes Stück, Jänner 1783. Leipzig. Merkur Anzeiger S. XXXVIIf. — Vgl.
W. Kurrelmeyer, A Contemporary Critique of Schillers Räuber, The Journal of english and
germanic philology 1919 Vol. 18 Nr. i S. i f.
Nr.776b. I 783. Nota zu Kundmachung der Administratoren der Verlagskasse fürGelehrte
und Künstler. Dessau. Unterz. d. H. Merkur Anzeiger S.XLVII. Ergänzung L. Pfannmüllers.
Nr. 778: s. zu Nr. 752.
Nach Nr. 787: 787a. 1783. Anmerkung d. H. zu F.W. H. von Trebra, Erfahrungen
vom Innern der Gebirge. Merkur Anzeiger S. LXX. Ergänzung L. Pfannmüllers.
787b. 1783. Anmerkung zu G.Wilson, Auszug eines Briefes des Herrn Hofrat
D. Loder's . . . die Mahagony-Rinde und die rothe China-Rinde betreffend. Unterz. d. H.
Merkur 3,41. Ergänzung L. Pfannmüllers.
Phil.-hist. Abh. 1921. Nr. 3. 6
42 Sei:fi-ert:
Nr. 803: vgl. H.Trog, W. und die Aeronautik, Raschers Jahrbuch, hg. von Koni-ad
Falke, Zürich 1909 1,421 ff.
Nach Nr.803: 803a. 1783. Anmerkung zu Supplement zu den Nachrichten von
Doct. Johann GeUer von Kaisersberg. Unterz. d. H. Merkur 4, 1 34. Ergänzung L. Pfann-
müllers.
Nr. 810: Abschrift des Frl. v. Goechhausen in Landes-Bibliothek Weimar, aufbewahrt
im Goethe- und Schiller-Archiv.
Nach Nr. 812: 812a. 1784. Anmerkung zu Bericht über Stoschischc Sammlungen.
Nicht unterz. Merkur Anzeiger S. VI. Ergänzung L. Pfannmüllörs.
Nach Nr. 814: 814a. 1 784 Februar. Anmerkung zu S., Beschluß des kleinen Romans,
Moriz. Nicht unterz. Merkur i, 140. Ergänzung L. Pfannmüllers.
Nr. 819: Die Verfasserschaft W.s ist außer durch Denkwürdige Briefe 2,72 gesichert
durch die Benutzung der Retzerschen Sammlung für Nr. 824. Damit ist auch Nr. 864
gesichert und die Zuweisung der ganzen Reihe 816—823 an W. höchst wahrscheinlich.
Nr. 836 und 886: Die Wahl der Antiquaschrift der Sammlimgen mag durch Merkur
1782 4, 6 ff. eingeleitet sein: s. Nr. 749. 749 a. Die Minuskelschrift, wiederaufgenommen
aus der Züricher Zeit mit selbständigen Eigenheiten, kann unter dem Einfluß von Klopstock,
Über Sprache und Dichtkunst, Fragmente 1779, stehen, wo die Beseitigung der großen Buch-
staben erwogen wird (Sämmtliche .sprachwissenschaftliche und ästhetische Schriften hg.
von Back und Spindler, Leipzig 1830 2, 247). Nach M. H. Jellinek, Geschichte der neu-
hochdeutschen Grammatik 1,293 scheint nur der Pfälzer Jakob Hemmer im Kern der
deutschen Sprachkunst und Rechtschreibung 1780 dafür eingetreten zu sein, die Substantiva
mit kleinen Anfangsbuchstaben zu drucken. Vgl. unten zu Nr. 1048.
Nr. 837: vgl. W. Kurrelmeyer, Nachtrag zur W. -Bibliographie, Modern Language
Notes 191 8 33, 284 f.
Nr. 838: Prof. Chr. Gttfr. Schütz an Böttiger 2. März 18 13 (Handschrift in Dresden,
Landes-Bibliothek): 'W. hat an der Allgemeinen Literatur-Zeitung nie weitern Antheil
genommen, als 1) dass er anfangs mit Actionär war, und den Plan mit besprechen half.
2) das Avertissement aufsetzte, soweit es nicht das Detail der Ankündigung betraf. Er
ging aber von der Gesellschaft der Unternehmer schon vor dem Anfange der A. L. Z.
wieder ab und nahm seinen Einschuß . . . zurück. Die Veranlassung zu diesem Entschlüsse
war sonderbar; ich will sie Ihnen einmal mündlich erzählen. Allerdings wollte er selbst
auch Recensionen liefern; hat aber nie eine gemacht.' Vgl. oben zu Nr. 142.
Nr. 864: s. zu Nr. 819.
Nach Nr. 879: 879a. 1785 Dezember. Anmerkung zu Friedrich, Leopold. Nicht
unterz. Merkur 4, 267. Ergänzung L. Pfannmüllers.
Nr. 880-885. 920—924. 988-991: Durch Karl Polheims Aufmerksamkeit besitze
ich einen Neudruck des Dschinnistan des echten Verlagsortes: Dschinnistan, oder aus-
erlesene Feen- und Geister-Mährchen. Theils neu erfunden, tlieils neu übersetzt und um-
gearbeitet von G. M. Wieland. Winterthur 18 10. Erster bis Dritter Band. Mit Kupfer-
blatt vor jedem Titel. Dem gleichen Satze ist ein anderes Titelblatt vorgeklebt in der
Titelauflage: Bibliothek gewählter Unterhaltungsschriften. Zwanzigster bis Zwey und
zwanzigster Band, enthält: Dschinnistan. Von C. M. Wieland. Erster bis Dritter Theil.
Leipzig 18 10. Ohne Kupfer. — W.s Anteil ist nicht zu erwarten, er würde sich kaum
als alleinigen Verfasser und Bearbeiter haben nennen lassen. — Vgl. Strich, Die Mytho-
logie aaO. S. 84. 185 ff. Zu Nr. 884 und 922 vgl. Konrad Albrich, Goethes Märchen
Euphorien 22, 493 ff. 499.
I
Prolegnmena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 43
Nr. 914: Richard Bitterling, Jhn. Frdr. Schink, Theatergeschiclitliche Forschungen,
hg. V. B. Litzmann XXIU, Leipzig und Hamburg 191 1 S. 34 und Anm. iio, pflichtet der
Zuweisung an W. bei.
Nr. 920—924: .««. zu Nr. 88off.
Nr. 951: vgL Strich, Die Mythologie aaO. 1,81 f.
Nr. 960: Die Gedanken von der Freyheit in Glaubenssaclien zu philoso-
phieren hat Oskar Rauthe, Berlin-Friedenau Verzeichnis 92 Nr. 1264a in einem Druck
ausgeboten: 'A. d. teutschen Merkur abgedruckt. oO. 1789. 2 BU. u. 108 SS.' — Vgl. Strich,
Die Mythologie aaO. 1, 74 f. 196 ff.
Nr. 972: ebenda i, 200 ff.
Nr. 975: vgl. Deeleman, Peregrinus Proteus, Geloof en vrijheid, 48, 42 5 ff. Karl Raab,
Studien zu W.s Roman Peregi-inus Proteus, Programm Staatsgymn. Prag Altstadt 1909.
Lubovius, Sprachgebrauch und Sprachschöpfung wie Nr. 138. — Aus Böttigers hand-
schriftlichen Aufzeichnungen (Landes-Bibliothek Dresden): "Als W. seinen Peregrinus
Proteus schrieb, dachte er sich dabei immer Lavater, einen selbst betrogenen Betrüger,
der eben dadurch andere um so leichter ansteckt, weil seine Schwärmerei nicht erkünstelt
ist. Peregrinus bey der Faustina, Lavater bey der Fürstin von Dessau, welche Parallele!'
Nr. 988—991: s. zu Nr. 880 ff. — Lies Z. 4 vu statt: die Verfasserin von 'Adele
imd Theodor' wie Dr. Oskar Reithoffer in Graz berichtigt: 'die unbekannte Übersetzerin
des Palastes der Wahrheit'. Nebenbei: Verfasserin von Adele und Theodor ist Mde. Genlis.
Nr. 996: Eine Ausgabe aus demselben Jahr i 789, aber ohne Ortsangabe besitzt die
Universitätsbibliothek Jena Th XXVIII o 155.
Nr. 997: vgl. Bessire> Jacob Henri Meister i 744 — 1826. Sa vie et ses oeuvres, Delemont,
Boechat et Cie. 191 2, Diss. Bern.
Nr. 999: Auch der Schluß des Aufsatzes gehört Goethe (Werke, Weimarer Ausg.
47, 84ff.), wie sich aus dem Brief (Werke IV Nr. 2722) vom 4. Februar 1789 ergibt. Vgl.
Sigmund Auerbach in Deutsche Litteraturdenkmale 31 S. XL und XXXIV Anm. Mich
haben neben der Angleichung an Nr. 1003 und dem für W. so passenden Lob des
'schönen und rührenden Schlusses' (s. Goethe Werke 47, 89 Z. 12) Wiederholungen im
Ein- und Ausgang (vgl. ebenda S. 84 Z. 5 mit S. 89 Z. 9; S. 84 Z. 7 mit S. 89 Z. 21), dann
die lässige Verwendung des Wortes Betrachtung' für Moritz und für den Berichterstatter
(S. 89 Z. 26 und S. 90 Z. 3) irregeführt; endlich auch der Widerspruch von S. 90 Z. 4 zu
Goethe Band 32 S. 203 Z. 10, wo nicht eine Erweiterung, sondern der Wiederabdruck
der Moritzischen Schrift gewünscht wird; er erklärt sich aber daraus, daß 1789 dem
unzufriedenen Verleger der mangelhafte Absatz des Heftes begründet und dessen Wert
betont werden mußte, was 1829 unnütz war. — Die Nr. 999 entfällt also.
Nr. 1000: wird von Ch. Elson, W. and Shaftesbury, New York 1913 S. 1 1 W. zu-
gewiesen.
Nr. 1003: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. i, 290.
Nr. 1004: vgl. Alfred Stern, Reden, Vorträge und Abhandhmgen, Stuttgart 1914.
Darin: W. imd die französische Revolution. H. Wahl, Geschichte des Teutschen Merkur
aaO. S. 203 ff.
Zu Nr. 1005 — 1007 : 1007a. 1 789 Oktober Ende. Der die Ausgabe so vielfach fordernde
Dr. Fritz Behrend in Berlin schickte mir die Abschrift eines von W.s Hand beschriebenen
Blattes, Avis au Lecteur, das die Universitätsbibliothek Leipzig in der Kestnerschen
Handschriftensammlung bewahrt. Es trägt folgenden Wortlaut:
44 Seuffkrt:
Avis au Lecteur.
Das vielleiclit auch in Italien, wie hier in Teutsclihacid etwas anstößige
von ÄTchcnholz und Wieland
auf dem Titelblatt des Historischen Damen-Kalenders ist eine Buchhändler-S/)« uÄi/io/i des Herrn Götchen, an
welcher W. der sich so etwas gar nicht träumen ließ, so unschuldig ist als ein neugebohrner Bambino. Hr.
Göschen, der den Hrn. u. Archenhnk, nach buchhändlerischei' aestimation, für einen großen :Mann hält, glaubte
W. durch diese öifentliche Association mit einem so berühmten Nahmen keine geringe Ehre zu erweisen, und
so kommt man manchmal zu einer ungesuchten Celebrität.
(Deutsche Schrift; nur das kursiv gesetzte in lateinischen Buchstaben.)
Der Ton ist nicht der einer für den Druck bestimmten Erklärung; die Bezugnahme
auf Italien läßt vermuten, daß das Avis für Herzogin Anna Amalie oder Frl. v. Göchliausen,
die damals in Italien weilten, bestimmt war, vielleicht mit der Übersendung des Histori-
schen Kalenders fiir Damen für das Jahr 1790 zugestellt wurde. W. liatte am 27. Ok-
tober 1789 zwei Exemplare von Göschen erhalten; daß er über die Bindung mit Archenholz
ärgerlich war, beweist Schillers Brief an Lotte vom 30. Oktober 1789.
Nach Nr. 1020: 1790 Februar 22 schreibt W. an Göschen das Ersuchen, bekannt-
zumachen, daß er eine mit Anmerkungen und Zusätzen versehene Übersetzung von Retif
de laBretonne, Thesmographie ou Idees pour operer une reforme generale des lois,
Paris 1789, beabsichtige; er wünsche andern Übersetzern des Werkes zuvorzukommen,
worin Wahrheiten, welche die wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit betreffen, auf
eine sehr interessante und unterhaltende Art vorgetragen würden. Mitteilung \on Dr. Krohn,
Naumburg a. d. Saale. — Von der Ausfährung des Vorhabens finde ich keine Spur.
Nr. 1047: vgl. Kurrelmeyer, Nachtrag zur W. -Bibliographie, Modern Language
Notes 1918 33, 291 ff.
Nach Nr. 1048: 1048a. 1791. Im Jahre 19 15 schenkte mir der ausgezeichnete und
gefällige Bücherkenner Oberst Karl Gerbert von Hornau in Graz einen Antiquadruck:
Neue Götter-Gespräche. Von C. M. Wieland. Leipzig, bei Georg Joachim Göschen,
1791. Kupferblatt (Schnorr inv. Geyser sc. Situation aus Gespräch IX) und Titel und
374 SS. kl. 8°. Auf S. 374: Berlin, gedruckt bey Johann Georg Langhoff. Der Druck
ist in der gleichen Minuskelorthographie gesetzt, wie die Antiquadrucke der Auserlesenen
Gedichte i784ff. und der Kleineren prosaischen Schriften i785ff. (i?^ B^. A^), die für
betonte und eigennamenartig gebrauchte Wörter, also als Auszeichnungsschrift für den
Satzsinn doch die Majuskel verwendet (s. zu Nr. 836. Aus W. sehen Handschriften kenne
ich diese Manier nicht). Obwohl der Anti(;[uadruck, wie ich nun erkundet habe, sich in
verschiedenen Bibliotheken findet, kannte ich bis dahin nur einen Frakturdruck gleichen
Verlags, Erscheinungsjahrs und Druckers (Titel und Anzeigeblatt, dann 268 SS. kl. 8°).
Die sofort vorgenommene Vergleichung ergab, daß der Antiquadruck dem im Merkur
veröffentlichten Teile der Gespräche näher steht als der Frakturdruck und daß jener allein
auf C" wirkt, so daß also in der Geschichte des Textes lediglich für den Antiquadruck
eine Stelle ist.
Inzwischen hat Kurrelmeyer, Nachtrag zur W. -Bibliographie, Modern Language
Notes 1918 33, 288 — 291 denselben Antiquadruck beschrieben und ist zu dem gleichen
Urteil über seinen textgeschichtlichen Wert gekommen. Er kennt außerdem einen zweiten
Frakturdruck des Jahres 179 1, ohne Ortsangabe; einen solchen zeigte auch der Akademie
die Universitätsbibliothek Göttingen an (F. 8 °. Fab. Rom. VI 4046). Kurrelmeyers Vermutung,
daß der ortlose Druck mit dem Karlsruher Nachdruck, Chn. Gottlieb Schmieder 1791 (es
gibt auch einen solchen von 1801) identisch sei, geht irre; denn dieser (Universitäts-
bibliothek Graz I 29452) folgt nach Stichproben Seiten-, doch nicht immer zeilentreu
dem Frakturdruck mit Verlagsangalie, übernimmt seine auffallendsten Druckfehler und
selbst solche Lässigkeiten, daß er S. 251 Z. 8. 1 1. i vu den Wechsel von 'fodre', 'er-
Prolegomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 45
fordert', 'Foderungen' unselbständig nachahmt. Ich hatte das schon vor fönf Jahren
untersucht, Aveil ich daran die Richtigkeit der Jahrzahl des Fraktur-Göschendruckes er-
proben wollte.
Daß dieser = E*' jünger als der Antiquadruck = £'', nämlich aus E^ abgesetzt ist,
ergibt sich aus Übereinstimmungen und Fehlern, die nur so erklärt werden können. Z. B.
wählt E^ seiner Schriftweise gemäß bei betontem Personalpronomen den großen Anfangs-
buchstaben, während sonst die Pronomina, auch bei der Anrede, klein gedruckt sind; bei
E^ hat die gleiche Druckeinrichtung S. 115 Z. i6. 132, i vu. 152, 10. 258, 6 keinen Sinn;
und derartiges findet sich mehr. 91,5 druckt E^ 'Dankbarkeit' statt Undankbarkeit ; es
steht nämlich 'un-' am Schlüsse der Seite in E*, die nächste beginnt mit 'dankbarkeit',
dem man, wegen der üblichen Minuskel, nicht ansieht, daß es eine Vorsilbe hat'. Oder
244, 10 liest E": 'dieser vertrag, der bisher nur ein träum der weisen, und der fromme,
aber eitle wünsch der freunde der menschheit war'; E^ 1 78, i entstellt durch falsche Setzung
einer Majuskel und daraus sich ergebende Flexionsänderung: 'der Weisen, und der Frommen,
aber eitle Wunsch' . . . wobei das erste Komma unnötig beibehalten und vor 'eitle' das
nun nötige 'der' einzusetzen versäumt wurde.
Noch aber bleibt die Frage often, ob alle Eigenheiten von E^ der Druckerei zuge-
schrieben werden können oder ob sie etwa ein von W. überprüftes Exemplar von E''
benutzte. Die Beantwortung lohnt sich auf jeden Fall; denn selbst wenn die letztere
Frage verneint wird, ist hier ein allgemein bedeutendes Beispiel gegeben, was sich eine
Druckerei einem Texte gegenüber gestatten zu dürfen im Rechte fühlt, und zwar sogar
dieselbe Druckerei in demselben Jahr für denselben rechtmäßigen Verleger.
Von vornherein scheiden orthographische Änderungen aus, wozu ich auch Formen
wie 'betriegen' statt 'betrügen', 'fordern' statt 'fodern'^, 'stände' statt 'stünde' (alle drei
von Adelung bevorzugt) reclmen darf. Der Frakturdruck, einfacher und darum billiger
für eine größere Käuferz<ahl angefertigt, meidet das Ungewöhnliche, das dem Antlqua-
minuskeldi-uck als kostbarer ausgestattetem Zierdruck eingeprägt war. Er befleißigt sich
also auch der reichlicheren Kommasetzung, etwa 1 30 mehr als in E', die als jüngere
Übung ja auch sonst sich geltend macht (vgl. Goethes Werther, Weimarer Ausg. 19,335).
Der Setzei* ist dem Rufzeichen abgeneigt, wählt dafür den Punkt. Wie 28, i vu ein
Ausrufsatz mit Nachsatz durch Punkt statt Rufzeichen geschlossen wird, so 44, i vu ein
Fragesatz nebst Infinitivsatz mit Punkt statt Fragezeichen und ebenso eine längere Periode
88,9; denn Adelung, Umständliches Lehrgebäude der Deutschen Sprache, Leipzig 1782
2> 792 § 76 bestimmt: beide Zeichen 'werden nur gebraucht, wo sich in der lebendigen
Stimme der Ton merklich verändert', was ja nach den Nachsätzen nicht mehr der Fall
ist. 85, 4 läßt der Setzer einen Gedankenstrich weg, der zur Verstärkung der folgenden
überraschenden Wendung diente, weil im gleichen Satze schon Gedankenstriche als Schalte-
zeichen verwendet waren, und überdies vielleicht weil Adelung aaO. S. 796 § 83 von dem
nur zu oft so sehr gemißbrauchten Gedankenstrich spricht, den er nur als Zeichen einer
abgebrochenen Rede anerkennt. Ein andermal freilich, 235, 4 vu, wird ein Gedankenstrich
einer langen Periode eingefügt, um ihre Fortset'zung abzuheben ; der Merkurtext hatte hier
ein zu schwaches Komma, E' und mit ihm C" und C verstärkte es, die Periode zer-
reißend, zu Punkt; C und C* stellen die Verbindung durch Strichpunkt wieder her. Man
sieht an diesen Beispielen (anderes Gleichgültigere lasse ich hier wie sonst beiseite),
' 'un' j^eht übrigens auch sonst verloren: s. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. zu Beyträge zur Ge-
heimen Geschichte 1770 Bd. 2 S. 40 Z. i; Agathon 1773 Bd. 4 S. 213 Z. 18.
*) Nach Kurrelmeyer, Die Doppeldrucite aaO. ist 'fordern' die jüngere Schreibweise: Amadis 1771 Bd. 2
S. 47 Z. Ji. Goldener Spiegel 1772 Bd. 4 S. 16 Z. 8. Gedanken über eine alte Aulschrift 1772 S. 55 Z. 3.
46 S E U F F E H T :
daß man einen denkenden Setzer oder Korrektor von E^ vor sich hat, obwohl der Satz
im ganzen nachlässiger ist als E\ mehr als das Doj^pelte an Druckfehlern aufweist.
Und darunter so grobe wie 91,5 'Dankbarkeit' statt 'Undankbarkeit'; 188, i vu
'einiger' statt 'meiner'; 203, 8 'allen' statt 'alten' (wegen des Gegensatzes: 'neuen' not-
wendig); 203,16 'erbitten' statt 'erbittern'; 211,12 'Trotze' statt 'Tröste'; 126,9 wird
der Sprechername Jupiter ausgelassen (auch hierin folgt der Karlsruher Nachdruck E^).
Nur der zweite erwähnte Fall könnte Stilgefühl, am unrechten Platze aber, bekunden;
der Setzer wollte das doppelte Possessivum meiden: 'Was sich meine gute stadt Paris
seit meiner zeit verändert hat!'\ Sprachliche Schulgrundsätze verrät der Setzer an vielen
Stellen. Er neigt zu volleren Formen, auch darin Adelung folgend, der aaO. i , 400 gegen
die 'Verbeißung' des e eifert, auch im Wörterbuch nur die vollen Bildungen anführt:
'ehemaligen' statt 'ehmaligen', 'lange Weile' statt 'Langweile' (Adelung im Wörterbuch
unter Weile sagt, lange Weile wurde 'irrig zusammen gesetzt' Langeweile geschrieben),
'unsere' statt 'unsre', 'Range' statt 'Rang', 'Volkes' statt 'Volks', 'unbillige' statt 'unbillge'
usw.; solcher Fälle zähle ich rund 40, denen etwa ein Dutzend Kürzungen gegenüber-
stehen: z. B. 'kennst' und 'nennst' für kennest', nennest'; wiederholt 'gern' statt 'gerne',
denn Adelung im Wörterbuch erklärt: das e am Ende läßt sich wohl nicht leicht ent-
schuldigen.
30, 2 vu und 62, 10 ist statt 'einsmahl' und 'einsmahls' 'einmal' gesetzt; in der I.Auf-
lage von Adelungs Wörterbuch fehlt das Wort; in späteren wird einsmahls mit einst-
mahls gleichgesetzt, und so war das Wort im Antiquadruck auch gemeint (C bewahrt
nur an der 2. Stelle das alte). Es wird geändert 49, 3 'ratten' zu 'Ratzen' (Adelung
WB.: Ratze, in den gemeinen Sprecharten der Hochdeutschen Ratte); 94, 14 'lauinne' zu
'Lauwine' (so Adelung WB. 'verderbt Lauine'); 193, 4 vu und 261, 5 vu 'bürgermeister' zu
'Burgemeister' (dies, nach Adelung WB., 'im gemeinen Leben', ist den Sprach- und Gehör-
werkzeugen minder unangenehm); 56,19.4 vu und 184,2 vu 'Augenbrauen' und 'aug-
brauen' zu 'Augenbraunen' (nur dies als Ordnungswort bei Adelung WB.^); 37,6 vu,
100, 9 und 10 'leichtgläubig', 'abergläubisch' zu 'leichtgläubig', 'abergläubig' (Adelung
WB. kennt nur die umgelautete Form und verpönt 'abergläubisch' als gemein und niedrig) ;
27, 3 vu und 99, 2 vu, 59, 4 vu, 145, 3 'schwindlicht', 'droUicht', 'bucklicht' zu 'schwind-
lig', 'drollig', 'buckelig' (Adelung, Lehrgebäude 2,630". § 478 und WB. unter icht legt
zwar einen Bedeutungsunterschied der Bildungssilben fest, aber auch daß sie im gemeinen
Leben und von guten Schriftstellern häufig verwechselt werden und daß der Wohlklang
sich für ig erkläre).
Den Plural von Caesar 24, 20. 69, 3; Thcophrast 104, 3; Epiktet 158, 7 vu bildet E^
Caesare, Theophraste, Epiktete gegen A'^ Caesarn, Theophrasten, Epikteten; denn Adelung,
Lehrgebäude i, 523 ff. § 2360". fordert für die Masculina das e, das übrigens auch zuweilen
in E"" verwendet wird (Epiktete, Gratiane u. dgl.). Auffallend gegenüber der Zeitent-
wicklung (vgl. Euphorion 7,42) und gegen Adelung ist die starke Pluralflexion E^ "alle
übrige' 69,7 vu; 'diese fanatische' 105,14; 'diese rohe' 232,5 vu gegen E^ 'übrigen'
usw.^ aber 65, 14 hat E^ 'keine anderen' aus E" 'andere' geändert, vielleicht weil ein Miß-
verständnis eintreten konnte. 7, 16 'ein paar'; 31,2 vu "ein Paar' E^ gegen 'einem pär' E\
' Sonst neigen die Drucker dazu, 'einige' durch 'eine zu ersetzen: Kun-elmever, Die Doppeldrucke
aaO. Beyträge zur Geheimen Geschichte Bd. i S. 68 Z. 14. S. 90 Z. 6. Also wurde hier vieUeicht an dem
doppelten mein Anstoß genommen.
2 Siehe aber Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. zu Goldener Spiegel 1772 Bd. i S. 112 Z. 6, wo
Augenbrauen das jüngere ist. x- o / .
Lesart' ^^'•^""■''''"^y«'"' ^'« Roppeldrucke aaO. zu Sokrates 1770 S. 42 Z. 12 'eure ernsthafte' die jimgere
Prolegomena m einer M'^ieJand -Ansgah'. VII. 47
Aus den syntaktisch-stilistischen Änderungen hebe ich ebenfalls nur gröbere aus.
E^ beseitigt gemäß Adelung, Lehrgebäude 2, 468f. ^ 745 die doppelte Verneinung: 195, 12
'nie ein' E^ statt "nie kein' E^; 'niemand' 206, 5 vu £'' statt 'niemand nicht' E''. Statt
'was du dir bewußt bist' E" steht "wessen du' usw. E^ 27, 6 (Adelung WB. verlangt Ge-
netiv). Statt "was andre wollen, daß wir sagen sollen' E": "das wir' usw. A'** 41, 17 (kaum
Zufallsdruckfehler). £'* schreibt zumeist 'mich kostet' u. dgl., E^ den Dativ 34, 3 vu. 38, 1 1 .
70, 4. 125, 3 vu, den Adelung WB. als das im gemeinen Leben fast durchgängig Übliche
bezeichnet, wenn aucli viele gute Schriftsteller den Akkusativ gebrauchten (vgl. Euphorion
7,42)'. E" hat wie der Merkurdruck: allen unsern kräften aufbieten'; E^ den Akku-
sativ 168, 9. lO; Adelung WB.: die im Hochdeutschen ungewölinliche Wortfügung mit der
dritten Endung sei noch jetzt in der Schweiz üblich. "Auf dem wahne lassen' J?* wird in
dem Wahne' usw. E^ 65, 15, vielleicht weil Adelung WB. nur das Beispiel in ihrem Wahne
lassen' anführt. Die Änderung von E"" 'sich der galle erledigen' zu 'entledigen' E^ 39, 3 kann
icli aus Adelungs Vorschriften nicht begründen; sie trifft aber nach meinem Sprachgefühl
die jüngere Gewohnheit. Verlohnen ist nach Adelung WB. ein im Hochdeutschen unge-
wöhnliches Wort; man höre es noch zuweilen im gemeinen Leben in der Redensart: es
verlohnt die Mühe nicht, d. i. es lohnt die Mühe nicht, wofür man wohl gar höre, es ver-
lohnt sich nicht der Mühe; infolge dieser Beanstandung wird E" 'sich nicht der mühe ver-
lohnte' von E^' 3, 7 geändert zu nicht die Mühe lohnte'.
Endlich ein paar Beispiele für Willkür oder Nachlässigkeit des Fraktursetzers.
89, 6 vu 'Du gibst mir' statt Da giebst du mir'; wohl in Angleichung an den nächsten
Absatz; Du thätest. Ausgefallen ist 106, 3 vu 'selbst' nach Pontifcxe. Über den Aus-
fall von Einsilblern vgl. meine Philologischen Betrachtungen im Anschluß an Goethes
Werther Euphorion 7, 36f. Hier ist S. 44 auch über den Wechsel von Positiv, Kom-
parativ, Superl.ativ gehandelt: entsprechend schreibt E^ sinnschädlich 236, 1 5 und 263, 4 vu
"großem' statt gröfsen', und an sich möglich, ja gut, aber eigenmächtig oder zufällig 226, 14
'unbedingten' statt 'unbedingtesten''.
Würde man einzelne der besprochenen Änderungen ausheben,' so könnte wiederholt
ein Anteil W.s an E^ möglich, ja wahrscheinlich dünken. Bewertet man die geordneten
Gruppen, so wird meines Erachtens klar, daß alle Neuerungen bis auf allgemeiner übliche
Lässigkeiten als Maßregeln eines Setzers einzuschätzen sind, der ein zeitgemäßeres Druck-
bild geben will und sich schulgrammatischer Korrektheit befleißigt. Nun wissen wir ja
freilich, daß W., wenigstens ein paar Jahre nach den Göttergesprächen, 'täglich', wie er
unmutig sagt, Adelungs Wörterbuch nachgeschlagen haben will (Böttiger, Literarische Zu-
.stände und Zeitgenossen i, 164. 233; Raumers Historisches Taschenbuch 10, 383; in W.s
Büchernachlaß ist als Nr. i7--*-2i die Wörterbuchausgabe von 1775 [richtig 1774] verzeich-
net); aber es ist nicht glaubhaft, daß er erst die geringere Ausgabe nach dessen Spracli-
meinung durcharbeitete, die ihm lästige Mühe hätte er sicher auf die bessere gewendet.
Überdies zeigen Briefe, wofür er sich im Wörterbuch Rat erholte: er bedurfte fiir die
Aristophanesübersetzung Ausdrücke, die nicht zur gewöhnlichen Literatursprache gehörten,
und prüfte, ob sein Sprachschatz, an sich und in der ihm geläufigen Wortbedeutung, Schrift-
deutsch verständlich sei. Und auch für die Bearbeitung der Cicero-Briefe beachtete er
Adelungs und Campes Bemerkungen, ohne sich doch dauernd an sie zu binden (s. Ciceros
Briefe 4, 501 f.). Aber den eigenen Stil unterwarf er gewiß nicht dem Gelehrten, mit
' Kurrelmeyer, Die Doppeldr-ucke aaO.: Agathon 1773 Bd. i S. 185 Z. 6 ist der Dativ die jüngere Form.
' Vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. zu: Beyträge zur Geheimen Geschichte 1770 2, 40, 3. 4. Don
Sylvio 1772 1,60,14. Goldener Spiegel 17722,47,9. 130,9. 3,89,14. 4,39,10. Agathon 1773 1,187,22.
4. «57.8.
48 Seuffert:
dem er über den Begriff Hochdeutsch gestritten hatte. — Vgl. Klopstock, Grammatisehe
Gespräche, 4. Zwischengespräch, Sprachwissenschaftliche und ästhetische Schriften, hg. v.
Back und Spindler, Leipzig 1830 i, 125: Wieland nagelte sich das mundartische Wörter-
buch auf den Pult.
Man wird bei der W. -Ausgabe, gerade wie nach meinen Beobachtungen an Werken
Goethes, schulgrammatische Peinlichkeiten, stehende Vereinheitlichungen, überhaupt Nor-
mieren und Regeln stets richtiger der Druckerei als dem Dichter zutrauen, der
ungleicher, schulmäßig inkorrekter abfaßt und ausbessert. Dieser wiclitige Grundsatz hilft
manche unnützen Neuerungen ausmerzen, den Text echter herstellen, wenn man auch da-
bei beachten wird, daß W. wohl wie Goethe bei der Überarbeitung letzter Hand dem jün-
geren Sprachgefühl der Setzer nachgab, sich gar anpaßte. Das bedarf der Untersuchung.
So viel halte ich nach den vorstehenden Darlegungen für gesichert, daß die Lesarten
von E^ bei der Textgestaltung der Neuen Göttergesprädie keine Beachtung verdienen, selbst
in den vereinzelten Fällen nicht, in denen sie mit C übereinstimmen, und daß sie also
nicht verzeichnet zu werden brauchen. — Vgl. Strich, Die Mythologie aaO. i, 82. 166. 279 ff.
Nr. 1070: Hiervon gibt es Neben- und Neudrucke: Achtzehnter Rechenschaftsbericht
des Schwäbischen Schillervereins über das Jahr 191 3/4 S. 123. 125.
Nr. 1071: Eigenhändige Niederschrift W.s, 1 8.4°, im Schiller-Museum Marbach a. N.,
vermutlich erworben aus v. Biedermanns Sammlung, Auktion Börner, Leipzig 1905. Jlrich
Schmidt erhielt von Gg. Witkowski in Leipzig eine Abschrift des Biedermannschen Besitzes,
deren Abweichungen vom Druck im Prometheus ich hier beifüge:
Keine Überschrift. V. i fczte 2 r/es st. der 3 Reich Nemesis beides untei-strichen. n^ch Kommtn
Komma st. Punkt. 5 sezt ihre 7 Verdienst Glück beides unterstrichen, reinste st. größte 9 g'wisf,
10 Reich Nemesis beides unterstrichen. 11 indes/ 13 Ilicsf Zevs Olympia Z)er, beides unterstrichen.
14 MineTBen, 15 0! Du unterstrichen. 16 llerunt'r stiegst 19 Deinige Reich 31usen die drei Wörter
unterstrichen, nach Musen kein Komma. 20 links von der Unterschrift: Weimar den 24. October 1791.
Nr. 1079: Die Staatsbibliothek Berlin besitzt zwei verschiedene Drucke Yl 201 1 und
Yl 2012; der letztere gekennzeichnet durch falsche Zählung der letzten Seite: 231 st. 312.
Nr. 1082. 1092: Edmund Götze in Dresden berichtigte: Statt Eggers ist zu lesen: Pro-
fessor Martin Ehlers in Kiel. Ich habe leider, wie Düntzer in der Hempelausgabe 34, 147,
die falsche Lösung von W.s P. E. in K. (so in C) zu Eggers aus Grubers 8° Ausgabe 41, 183
übernommen. Hambergor-Meusel, Das gelehrte Teutschland, Lemgo 1796 2, 165 hat schon
Ehlers genannt und ich hatte längst die ungedruckten zwei Briefe vom 10. und 20. April 1 792
in Händen, mit denen Ehlers seine Antwort auf das Sendschreiben W. zuschickte.
Nr. 1134: Die Ankündigung ist nach Mitteilung Reinhold Steigs, Berlin, auch gedruckt:
Kaiserlich privilegierter Reichs-Anzeiger (Gotha), Donnerstags, den 21. November 1793
Nr. 124 Sp. 1067.
Nach Nr. 1134: 1134a. Ende 1793, Anfang 1794 wird eine Auslassung W.s einzu-
reihen sein, die aus dem Nachlaß der 1835 gestorbenen Gräfin Anna Purgstall in Hainfeld
(Steiermark) als 'Reliquie von Wieland' durch Joseph Frh. v. Hamnier-Purgstall ver-
öffentlicht ist in: Blätter für Literatur, Kunst und Kritik. Zur Österreichischen Zeitsclirift
für Geschichts- und Staatskunde. Wien. In Commission der F. Beckschen Buchhandlung.
9. November 1836 Nr. 90 S. 357. Um die Jahreswende 1793/4 war W. besonders be-
glückt durch die Pränumeration des Rates der Reichsstadt Biberach auf die Quartausgabe
seiner Werke'; damals mag er die Preisworte auf die 'geliebte Vaterstadt' niedergeschrieben
' Das pränumerierte Exemplar wurde dem Kronprinzen, nachmaligem König Wilhelm von Württemberg,
1816 als Ilorhzeitsgeschenk überreicht und wurde 1920 von Herzoa: Wilhelm von Württemberg auf Reinhold
Schalles Bemühungen hin dem Wieland-Museum in Biberach a. R. "als Leihgabe überwiesen.
Prolegomena zu einer Wieland -Ausgabe. Yll. 49
liaben, wohl für die Stadtväter; ob zum Druck, ist nicht erkennbar; gewiß aber trägt das
Schriftstück kein Merkmal eines Privatbriefes an sich. — 1793 war Gottfried Wenzel Graf
Purgstall zu W.s Schwiegersohn Reinhold nach Jena gekommen ; er begleitete seinen Lehrer
und Freund im Mai 1794 nach Kiel, erschien Ende 1795 Avieder in Jena, bei Schiller
(Schiller an Humboldt 9. Januar 1796). W. hatte Anfang 1794 gewünscht, den Grafen
kennenzulernen (R. Keil, W. und Reinhold, Berlin, Leipzig 1885 S. 183; vgl. S. 186); an
der Scheide 1795/6 war Purgstall bei W. in Weimar, sein ungedruckter Brief an W. vom
8. Januar 1796 aus Göttingen bestätigt, daß er glücklich bei ihm war. Wurzbach, Bio-
graphisches Lexikon des Kaiserthums Österreich 24, 91 berichtet, daß W. Purgstalls väter-
licher Freund und sein täglicher (?) Umgang war. 1797 hat Goethe Grüße von ihm an
W. bestellt (Briefe 12, 314. 320). Danach ist wahrscheinlich, daß W. das Blatt Purgstall
Oberlassen hat, das dann in den Besitz der Gemahlin Johanna Anna überging; die Ver-
mählung war nach Goethe, Briefe 12,313 wohl im Jahr 1797 vollzogen worden. Ich rücke
den Text aus der meines Wissens wenig verbreiteten Zeitschrift hier ein.
O meine geliebte Vaterstadt! — du bist zwar nur klein — hast keine Anlage, eine von den glänzenden,
reichen, üppigen, volkströmenden und volkverschlingenden Städten zu werden, die der Fremde besucht, um
sagen zu können, daß er sie gesehen, sich darin erlustigt, und vielleicht — Nachreue auf sein ganzes Leben
theuer erkauft habe! Aber desto besser für dich! Wohl dem. der das Auge des Neides nicht auf sich zieht!
Du hast Alles, was deine Bewohner bei den mäßigen Bedürfnissen und Wünschen der Natur so glücklich
machen könnte — glücklicher zu seyn als zu scheinen! Selbst deine gemischte Religions-Verfassung,
diese so oft beseuf/.te Parität, die (Quelle so mancher Jlißverständnisse, so manches verderblichen Haders,
dieß vermeintliche ewige Hinderniß deines Wohlstandes — könnte — o möcht' ich nur dießmal Glauben
finden ! — könnte eine ewige Quelle deines Wohlstandes, eine immer gespannte Ti'iebfeder wetteifernder Tu-
genden und patriotischer Wirksamkeit seyn, und aus diesen Differenzen, durch das Band aufrichtiger mensch-
licher und bürgerlicher Wohlmeinung und Friedfertigkeit die schönste Harmonie entstehen! Möchtest du
fühlen, wie glücklich du in deiner goldncn Mittelmäßigkeit seyn könntest; wie glücklich von dem Augen-
bh'cke an, da Zufriedenheit mit unscheinbarem häuslichem Glück, Liebe zum Vaterlande, wechselseitiges Kr-
tragen, wechselseitige Gefälligkeit und Dienstbeglerde, sich des Herzens deiner Einwohner bemächtigen würde.
Von dein Augenblicke, da sie fühlten, daß die Glieder Kines Leibes nicht in Eifei-^-ucht, Mißgunst und Zwie-
tracht leben können, ohne daß alle darunter leiden und zu Grunde gehen, und — daß für Euch alle
Kaum genug da ist, um neben und mit und durch einander glücklich zu seyn! O! meine von Jahr-
hunderten her väterliche Stadt! was sollte mich dann — was, außer der dankbaren Liebe zu den edelsten,
besten Fürstcnseelen — sollte mich dann abhalten, in deinen Schooß zurückzukehren, um da, wo ich meines
Lebens glückliche Morgenröthe genossen, an dem Ort, an dessen Wohl und Weh ich so manche Jahre Theil
genommen, an dem Ort, wo ich (es sey mir erlaubt, es zu sagen) mitten unter dem Drange der Geschäfte und
bürgerlichen Verhältnisse, glücklich genug war, einen Agathen, eine Musarion zu schreiben, — um da mein
frohes, unbereutes Leben auszuleben, und meine Gebeine in das Grab meiner Vorältem niederzulegen:'
WIEL.\ND.
Nr. 1147: vgl. Matthias, Zeitschrift für deutsche Wortforschung 1903 5,23 fr.
Nr. 1150. 1153. 1153a. 1161: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 23
bis 32.
Das in meinem Besitze befindliche, einheitlich gebundene Flxemplar C" entspricht
Bd. 1—30 und Supplement Bd. i dem Kurrelmcyerschen C"*; also alles Avas bis ein-
schließlich 1797 erschienen war. Bd. 31. 2ii- 34 entspricht Kurrelmeyers C"^ Ob die
übrigen auch hierzu gehören, ist nicht zu entscheiden, da Kurrelmeyer kein «^-Exemplar
von Bd. 32. 35 — 39, Supplemente Bd. 2. 4 — 6 kennt. Mein Bd. 32 geht bis auf eines
seiner Merkmale mit Kurrelmeyers C"; Bd. 35 und 36 mit keinem seiner Drucke; Bd. 37
mit seinem C"°; Bd. 38 mit der Norm seines 6"; für Bd. 39 fehlt ein Kennzeichen. Sup-
plemente Bd. 2 und 4 stimmen zu seinem C"; Bd. 3. 5. 6 zu keinem seiner Exemplare,
Bd. 3 steht C"' nahe, Bd. 5 und 6 weichen nur in Verbesserung einfacher Druckfehler
von C- ab.
Nach Nr. 1168: 1168a. 1795 Dezember 23. Reinhold Steig in Berlin wies mir
nach: Erklärung über eine französische Übersetzung von W.s Werken. Unterz. Weimar,
PhiL-hi.fl. Abk. 1921. Nr. 3. 7
50 Seuffert:
am 23. Dec. 1795. Wieland. Kaiserlich privilegirter Reichs- Anzeiger (Gotha), Donners-
tags, den 31. Dec. 1795 Nr. 302 Sp. 3086 f. unter Gelehrte Sachen. W. hat die Notiz
für den Reichsanzeiger und die Teutsche Nationalzeitung [23. 12. 1795] an deren Heraus-
geber Rat Rudolf Zacharias Becker in Gotha gesendet, wie ein handschriftliches Blatt 4°
der frhl. Carl von Rothschildschen Bibliothek in Frankfurt a. M. zeigt. Hiervon gab mir
Reinhold Schelle Kunde.
Nr. 1169: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 32 — 36.
Nr. 1176: vgl. W. Deetjen, W.s Bibliothek. Funde und Forschungen. Eine Festgabe
für Juhus Wähle, Leipzig 1921 S. 3f
Nr. 1177: Das Wieland-Museura in Biberach a. R. besitzt: 18 Bll. 4° beschrieben
von Schreiberhand: Agathodämon Attisches Museum I i S. 138 'deren reine Silber-
töne' bis I 2 S. 171 'aufbewahrt würden'. Reinhold Schelle ermöglichte mir 1912 die
Einsicht der Handschrift. Auf Bl. 9 die Seitenzählung 25. Auf Bl. 13" zu Beginn von
III, Att. Museum S. 161, ist eine Korrektur von W.s Hand eingetragen, die im Abdruck
nicht beachtet ist: bei 'Ich hatte nun' wird 'Ich' und 'nun' gestrichen und 'Inzwischen'
und 'ich' übergeschrieben. Die zum Teil groben Schreibfehler hat W. nicht verbessert.
Die Handschrift bildet eine Vorstufe zum Druck mit eigenen Lesarten ; Setzerzeichen sind
nicht im Text, sie war also kaum als Druckmanuskript verwendet. — Die Stelle in Böt-
tiger, Literar. Zustände und Zeitgenossen i, 240, auf die verwiesen ist, lautet in der in
Dresden, Landes-Bibliothek, aufbewahrten Handschrift Böttigers: 'Jenes Gespräch enthält,
was Jesus anlangt (man kann diesen Nahmen mit Ehre niclit wohl aussprechen, ohne
in der Katechismuslehre) den Keim zu dem, was er jetzt im Agathodämon ausgeführt
habe.' Vom 3. Januar 1801 zeichnet Böttiger ebenda, vor Literar. Zustände und Zeitgenossen
I, 254 'Man macht mir den Vorwurf, auf: 'Meine jetzigen Religionsüberzeugungen liegen
alle im Agathodämon zu Tage.' — Vgl. Johanna Mellinger, W.s Auffassung vom Urchristen-
tum mit hauptsächlicher Berücksichtigung seines Romans Agathodämon, Diss. München,
Marbach a. N. 191 1. Strich, Die Mythologie aaO. i, 203 ff.
Nr. 1181: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 36 — 39. — s. zu Nr. 1192.
Nach Nr. 1183: 1183a. 1797 März 4. E. G. Stumme in Leipzig weist mir nach:
Erklärung. An das Publikum über einen in Wien angekündigten Nachdruck meiner
sämmtlichen Werke. Unterz. Weimar den 4' März 1797. Wieland. Allgemeine Literalur-
zeitung. Intelligenzblatt Nr. 30. Mittwoch den 8' März 1797 Sp. 249 — 251.
Nr. 1192: Durch Reinhold Scheues zuvorkommende Gefälligkeit kann ich nun über
die im Besitze des Wieland-Museums befindliche Handschrift Adversaria genauer be-
richten. Sie umfaßt 4 Do25[)elbll. ineinander geheftetes Briefpapier gr. 8° und 3 einzelne
lose Bll. derselben Art ohne Seitenzählung; ich fügte Blattzählung bei. Die Einzelbll.
waren vordem einmal eingeheftet; keine zwei passen der Trennimgsfuge nach zu einem
Bogen zusammen, ihre Rück- oder Vorderbll. sind verloren. Die Heftung ist jung, Nadel-
stiche zeigen eine fmhere Heftung an. Die Reihenfolge der Bll. ist also unsiclier, nur
der Umscli lagbogen mit den Titeln und der Mittelbogen müssen an ursprünglicher Stelle
stehen, dieser weil hier Bl. 4*" und 5" und nur hier von der gleichen fremden Hand, durch
W. ergänzte, Einträge sich finden: i) Abschrift aus "Diod. Sic. Bibl. Hist. XIV. p. 415.
ed. H. Stefani.', die wegen ihres Bezugs auf Cyrene zu Aristipp vorgemerkt sein wird:
W . fügte den Schluß teils lateinisch wie die ganze Abschrift, teils deutsch und griecliisch
bei, schrieb auch der Abschrift einen griechischen Ausdruck bei, schlug also den grie-
chischen Text XIV 34, 4 — 6 auf. In Abstand, ohne Zugehörigkeit schrieb W. auf die Seite
noch einen lateinischen Vers mit dem Zitat: 'Plaut. Epidic. Act i. Sc. 2. v. 30' (Epidicus
Prolegomena zu einer Wieland- Ausgabe. VII. 51
V. 133). (Auch BI. 2' sind zwei Verse aus 'Plaut. Subdol. A. II. sc. i. v. 4' = Pseu-
dolus V . 5 7 7 f. ausgehoben.) 2) Abschrift aus 'Plutarch. de Genio Socratis.' = Plutarch,
Paris Didot 1885, Ethika i, 701 Z. 17 ff. Ob die Stelle für den Aristipp oder die An-
merkungen zu den Übersetzungen aus dem Griechischen (Prolegomena III Nr. 83 — 85) zu-
rechtgelegt wurde, weiß ich nicht.
Auf den Blättern, die ausschließlich von W.s Hand beschrieben sind, findet sich
sehr Verschiedenartiges zusammen — auch einmal Bl. 4* eine Weinbestellung — , Ein-
tragungen in ungleicher Tinte, oft gestürzt, wenn er das Heft, dessen einer Titel ja auch
gestürzt geschrieben ist, von der andern Seite her aufgeschlagen hatte. Die Seiten 2^.
3*. 8* blieben leer, auf 6* stehen nur einige Ziffernreihen; solche sind auch 3*". 4*. ö*",
S*". g*". lo*". II* beigeschrieben, teils Bereclmungen des Umfangs von Schriften, teils Be-
stimmungen von Daten nach griechischer Zeit, von griechischen Münzwerten u. dgl.
Die teilweise undeutlich geschriebenen I^inträge sind datiert oder datierbar zwischen
der Angabe des Umschlagbogens 19. Dezember 1797 und 1800 (nicht 1799, wie ich bei
früherer, nach den damaligen Umständen notgedrungen flüchtiger Durchsicht des Heftes an-
genommen habe). Bl. 11' vermerkt unter 1798 das nahe Erscheinen von Walpoles sämt-
lichen Werken und entnimmt einen Satz aus dem Journal de Paris vom 15. März 1798.
Bl. ö*" verzeichnet Schriften für die Supplemente zu den Werken 1. H. Bd. 5 und 6,
die im Januar 1798 Göschen eingeliefert werden sollten und 1798 erschienen; ferner
Gespräche, d. h. die Gespräche unter vier Augen, zu denen die Druckvorlage im
Oktober 1798 bereit, Anfang November in Göschens Hand ist; sie erschienen 1799. Mit
I 799 ist der Entwurf zu den Ossmanstättischen Unterhaltungen überschrieben. Bl. s"".
Bl. 9*. 9\ lo* befassen sich mit Aristophanes' Wolken, deren Übersetzung und Er-
läuterung 1798 erschienen ist. Bl. 1 1*" steht der Ansatz zu einer sehr gekürzten, freien,
sinnverändernden Übertragung des Prologs zu Aristophanes P^kklesiazusen. Bl. ö** fin-
den sich Vormerkungen zum Aristipp, der von Ende 1799 an in Arbeit ist. Bl. 7" gibt
eine Berechnung des Umfangs seines 3. Buches, dessen Druck im September 1800 begonnen
war. Bl. lO** enthält Hilfslisten zur Chronologie und Währung, 1 1*" ein allgemeines Schema
zum Roman, das also 1799 anzusetzen ist. Bl. 3** ist ein Entwurf des Glossars zu Aristipp,
Bd. I, der Herbst 1800 erschienen ist. Auch Einträge auf Bl. 2*. 4*. ^ und wohl auch
4*" und 5* gehören zu diesem Werke. Bl. 2* steht ein Hinweis auf Reichsanzeiger 1800
Nr. 69; hart darunter: 'J. J. Rousseau betreff[end]. S. N. T. Merkur 25. B. pag. 277. 26.
B. pag. 26.' d. i. Merkur 1798 i, 277. 2, 26. Bl. 4* wird 'Lucretii de Herum Natura
Libri sex etc. vol. i. Leipzig bey Wolf u. Comp. i8oo. auf Schreibpapier.' vorgeniorkt.
Und andere Neuerscheinungen dieses Jahres: 'Sprengeis allgem[eine] Bibliothek der Neuesten
Reisebeschreib[ungen]. Heinriclis Geschichte der Deutschen [d. i. Handbuch der Teutschen
Rcichsgeschichte]. Fichte von der Bestimmung des Menschen." 'Nitsch und Haberfeldt,
Vorlesungen über die Class[ischen] Dichter der Römer 3. Bände Leipzig bey Feind, gr. 8.'
[d. i. der 3. Band von Nitsch' Werk: Jim. Frdr. Haberfeldt, Dritter Band welcher die
Vorlesungen über das zweyte Buch der Satyren und das erste Buch der P]pisteln des
Horaz enthält, 1800]. Dazwischen ist vermerkt: 'Soirees litteraires, 20 Volum, in 8" ä
Paris chez les Librairs Morin et le Noir, rüe de Savoie no. 4.' wohl = Soirees litteraires
ou melanges de traductions nouvelles des plus beaux morceaux de Tantiquite [par l'abbe
J. M. L. Coupe] Paris 1795 — 1800 19 vol.; Barbier nennt als Verleger Honnert.
Über die zu einzelnen Werken gehörigen Einträge berichte ich bei Nr. 1193. 1195.
I20ib. 1209. 1210; Übersetzungen Nr. 81. 83. 83a. 84. 85. 87. 88. Die Zugehörigkeit ist
nicht überall sicher zu bestimmen. Hier füge ich noch eine vereinzelte Stelle an, die
Voltaire und Kaiser' Joseph II. betrifft.
52 S E u n- K U T :
celebre Adam Smith, de la Socfiote] Royale des Sciences d'Edinburg disoit^ ä Mr. Fauj
irlant des obligations incal culables que la raison (selon lui) avoit a Voltaire: Je i
Bl v*» Le celebre Adam Smith, de la Soc[R'tej itoyaie aes :5ciences q £.uuiuuig ui.ton a au. taujas
Saint-Fond cn parlant des obligations incal culables que la raison (selon lui) avoit a Voltaire: Je ne
pardonne pas a l'Empeieur Joseph II. qui vouloit se donner le ton de voyager en Sage, d avoir pas.se pres
deFerney Sans etie alle rcndre hommage k l'historien du Czar Pierre I. Je conclus dela que Joseph 11 n etoit
qu^un homme au dessous du mediocre. Voyage en Angleterre, en Ecosse et aux lies Hebrides, par Faujas
Saiut-Fond. (Paris 1797. Vol. 2. p. 279.)
Nr. 1193: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 43—45- — W. bittet den
Verleger Heinrich Gessner in einem Briefe oOuJ. um ein Exemplar seiner Kiementina
von Porretta, die er für den 4. Band der Supplemente seiner Werke brauche. Das Drama
eröffnet den 5. Band der Supplemente 1798, der schon mit der Pandora begonnen worden
war, wie deren neuerliche Bogenzählung Äff. und Seitenzählung i ff . in C" beweist. — Aus
Nr. 1192 Adversaria gehören hierher die Zusammenstellungen Bl. ö*":
1 . füi" Supplemente Bd. 5 :
Pandora. T. M[erkur]. 27. Band. Julius 1779.
Auszüge aus der Bunckliade. 23. u. 24. Band des Meik[ur]. Jul. Aug. Oct. Nov. December.
Auszüge aus Forsters R[eise] um die Welt. [Merkur] 1778. Julius, August.
2. für Supplemente Bd. 6:
Miscellanien.
Ein milesisches Mährchen.
2' Sendschreiben an einen jungen Dichter im [Merkur] 40. B. p. 57 im Octob. 1782. 28 Seiten,
[nachgetragen:] 3 ditto im März 1784. Band 45 pag. 228. 24. S.
Titanomachie, im 12' Bande. [Merkur 1775 4, 9 ff.]
Anekdote Voltaires lezte Lebenstage betr. 28. Band [Merkur 1779 4, i33ff. 2170.]
Über die Frage was ist hochdeutsch. 40. B. p. 149. 20. S. ibid. p. 193. 24. S. (im Nov. u. Dec. 1782
[Merkur 4, 145 ff. 193 ff-]) im April 1783 p. 307. S. [Seitenumfang fehlt hier. Merkur 2, 307 ff.]
Athenion im 35. Band, Heumond u. Erntemond 1781. S. 50. [Merkur 3, 3 ff. 140 ff.]
Luise Labe, Heumond 1781. 3.5 B. S. 23. S. 12. [Merkur 3,230'.]
Der tatsächliche Inhalt von Supplemente Bd. 6 ist anders geordnet und enthält nicht:
Ein milesisches Märchen und Anekdote Voltaires letzte Lebenstage betr. (s. oben Nr. 61 1).
Das milesische Märchen weiß ich nur auf Daphnidion zu deuten, Prolegomena Nr. 1223,
das den Untertitel führt: Ein Milesisches Mährchen und das 2. Stück des Hexameron
(Nr. 1237) bildet. Es ist allerdings unerwartet, daß mitten in der Merkurnachlese dies
Werkchen erscheinen und daß eine ungedruckte Dichtung in die Supplemente versteckt
werden sollte; ich kenne bisher kein Erscheinen der Daphnidion vor dem Hexameron
imd für die Entstehung kein früheres Jahr als 1802. Ich vermag auch nicht festzulegen,
aus welcher Sammlung 'Milesischer Märchen' W. die Erzählung entnommen haben könnte,
wie er Wunibald von P*** 1805 versichern läßt; 1803 sind Milesische Märchen von
Thomann = Jonath. Ldw. Lebrecht Nöller erschienen, die also später als die Entstehung
der Daphnidion angesetzt werden müssen, aber auf den Rahmentext des Hexameron ge-
wirkt haben können; Entlehnung aus einem so neuen Werke war unmöglich.
Nr. 1195: Zum II. Gespräch gehört ein Eintrag Adversaria Nr. 1192 Bl. 2*: 'Reichs-
anz[eiger]. 1800 N. 69.', hart darunter: 'J.J.Rousseau betreff[end]. S[ieh] N.T.Merkur
25.B. p. 277. 26. B. pag. 26' d. i. Merkur 1798 i, 277. 2,26. Es scheint, daß der mir
unzugängliche Reichsanzeiger sich auf die Stelle bezieht. — Vgl. H. Wahl, Geschichte
des Teutschen Merkur aaO. S. 244ff.
Nr. 1196: J. D. Gries schreibt an Böttiger 25. Februar 1798 (Handschrift in Dresden,
Landes-Bibliothek) : 'Sie haben mir . . . durch die Mittheilung der W.schen Note einen neuen
Beweis Ihrer Gewogenheit gegeben . . . Zugleich aber gestehe ich Ihnen, daß diese Note
mich in keine geringe Verlegenheit gesetzt hat. Die Möglichkeit nur, daß man mich für
eitel oder albern genug hielte, auf jenen Preis des großen Dichters Anspruch machen zu
wollen, jagt mir eine Schamröthe ab, die selbst durch W.s Erklärung, daß Er vom
Prolegomena zu einer Wieland -Aussähe. Vit. 53
Gegentheil versichert sey, kaum gemildert wird. Ich habe die Kanzonette erst vor kurzem
eben durch MsUe. Scliröter kennen gelernt . . . Wollen Sie . . . dennoch die W.ische Erklä-
rung bekannt machen, so muß ich freilich bitten, mich wenigstens nicht als einen
Vossiden aufzuführen . . . Sagen Sie Wielanden . . . . wie innig diese unverdiente
Äusserung seiner Güte mich rührt imd daß ich aus allen Kräften . . . dahin streben
werde, seinem Zutrauen keine Schande zu machen' usf. Vgl. Nr. 659 und Übersetzungen
unten Nr. 23 a.
Nach Nr. 1201 a: 1201b. Adversaria Nr. 1 192 Bl. 5b auffallend sorgfältig geschrieben.
1799.
Sujets zu den Ossmanst. Unterhaltungen.
Klassen der Aufsätze.
I. Historische Darstellungen. II. Kleine Novellen. III. Poetische Ei'zähl[ungen]. IV. Dialogen. V. Briefe.
VI. Filosofische Darstellungen.
I. Klasse.
i) Dionys. — Dien und Timoleon. 2) Solon. [Beides nicht ausgeführt. Danach ist Raum zu Ergän-
zungen gelassen.]
II. Klasse.
1) Celie. Das Sujet aus einer Erzählung dieses Nahmens in dpr Alcidamie der Mad. Villedieu Tom. IV.
p. 190.
In den CEuvres de Madame Ville-Dieu (in W.s Bibliotheksvei-zeichnis Nr. 2749—57)
T. 4 conlenant Alcidamie et les galanteries grenadines, Paris 1741, steht S. 190 — 222:
Histoire de Celie. Eine mit Celie befreundete Philimene erzählt rührselig eine über-
spannte Liebcsgescliichte. Celie verliebt sich in Celimedon, glaubt an Gegenliebe, ent-
deckt, daß er die Prinzessin von Cypern liebt, die ihn zunächst nur schätzt. Celie weckt
in ihr Liebe für Celimedon. Dieser hat Schmerz um Celie, will ihr kein Leid zufügen.
Sie aber führt ihn und die Prinzessin zusammen, erkrjinkt, stirbt, nachdem ihr die Prin-
zessin versprochen hat, Celimedon glücklich zu machen. — Mir ist nicht bekannt, daß
W. die Erzählung bearbeitet habe.
2) Ein egoistischer Liebhaher. Die Grundziige des Sujets genommen aus besagter Alcidamie. S. 223,
In den Q*]uvres de Madame Ville-Dieu Tom. 4 stellt, im Anschluß an die Celie,
S. 223 — 308 Histoire de Cinthie et d'Iphile, erzählt von Lisicrate, einem Freunde des
Iphile. Dieser verliebt sicli in die schöne und zärtliche Cinthie, die, obwohl vor Ent-
fuhrung durch ihn gereitet, ihm nur Freundschaft verspricht, allmählich aber doch Liebe
zuwendet. Darauf erkaltet Iphiles Gefühl für sie, sie wird todeskrank, er bleibt verhärtet,
sie gellt genesen ins Kloster, er wirbt neuerlich um sie und vergiftet sicli nach der Ab-
weisung. Auch von dieser Erzählung kenne ich keine Bearbeitung durch W. Reizte ihn
bei Celie die Aufopferung des Weibes, so hier die langsam aufkeimende aber beharrliche
Liebe des Weibes im Gegensatz zu der heftigen, durch Widerstand gereizten, aber wankel-
mütigen des Mannes.
Darauf folgt ein Entwurf zum Aristipp, den ich bei Nr. 1210 mitteile. Obwohl
durch einen Strich von der II. Klasse getrennt und ohne neue Klassenüberschrift — es
müßte die V. oder VI. sein — scheint er doch für die Ossmanstättischen Unterhaltungen
bestimmt gewesen zu sein. Diese waren wohl nacli der Art von Herders Aurora, die sich
in die Adrastea veränderte, geplant. Ausgeführt, aber selbständig, wurde nur der Aristipp.
Nr. 1207: Herder an Böttiger o. J. (Handschrift in Dresden, Landes-Bibliothek) : "W.s
»Wort« über die Metakritik ist... so glücklich ausgefallen, daß es sowohl in Be-
ziehung auf mich als auf die Sache selbst meinen wärmsten und (welches noch mehr ist)
meinen kältesten Dank verdient. Eben daß es nur darstellt, aber so ernst, angelegen,
biederhaft, verständig und Partheilos ist was ich wünschte.' usf.
54 Seuffert:
Nr. 1209 Bd. C 31: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 39. Wlh. Bauer,
Die öffentliche Meinung und ihre geschichllichen Grundlagen, Tübingen 1914 S. 25f. 157.
Aus Nr. 1192 Adversaria gehört hierher:
Bl. 6^. Gespräche. , , -, r, , ,-, . t
Was wird endlich aus dem allen werden? Was hat man sich zur französ[ischen] Republik zu versehen;
wohin werden die herrschenden Maximen d[er] Monarchen und ihrer Diener führen? wohin die Disposizion
des Volks. Wie konnte [wohl st. könnte] geholfen werden.
Unter 'Gespräche' sind auf diesem Blatt, auf dem der Inhalt für die Supplement-
bände 5 und 6 vorher verzeichnet ist, wohl die im Merkur erschienenen 'Gespräche' I.
II. IV. V gemeint; Was wird endlich aus dem allen werden? ist der Titel des 5. Merkur-
• gesprächs, das im Buch das VIII. wird. Was hat man sich zu versehen? kann mit dem
VI., Wohin die Disposizion des Volks mit dem IX., allesfalls mit dem VII. in Beziehung
stehen; Wie könnte geholfen werden mag dem X. entsprechen; Sicherheit des Bezugs ist
nicht da.
Auf dem Blatte folgt:
Über den Adel.
Über die Freyheit der Wiss[enschaft] des Untersuch[enden] Geistes, u[nd] der Mitheilung der Ideen.
Zufällige Gedanken über die Abschaffung des erblichen Adel.s in Frankreich Nr. 1035
war schon in Nr. i i8i Werke Bd. 29, der vor Beginn der Adversaria liegt, aufgenommen.
Über die Freyheit mahnt an (xedanken von der Freyheit über Gegenstände des Glaubens
zu philosophiren Nr. 960. 979. 980. 996, das gleichfalls in Nr. 1181 Werke Bd. 29 wieder
gedruckt war. Da W. diese Einreihung kaum vergessen haben konnte, müßte man ver-
muten, er habe über diese Gegenstände neue Gespräche schreiben wollen, für welche An-
nahme auch der neue Titel des zweiten Planes spricht.
Berührung mit dem II. und III. der Gespräche unter vier Augen hat der Eintrag:
Bl. 11''. Ist es wahr daß das Volk in der Monarchie für Nichts geachtet wird.
Kann man zum Beweis dessen anführen i) daß das Volk keinen Antheil an der Gesetzgebenden Ge-
walt hat? daß der Monarch Auflagen machen kann und k[eine] Rechnung abzulegen braucht.
Ich stelle hierher noch vereinzelte politische Vormerke und Entwürfe:
Bl. 5''. Über den Hang der Menschen zum Despotism ohne Einschränk[ung.] zum Genuss ohne Mühe,
zum Müßiggang ohne Langweile. Die Neigung zum Schaden thun, ä gater et detruiie les choses, ist eine
Frucht der letzten, conf. des Eoban. Hesse AnoeANSiN tgaoc in B. U. d. R. [Bibliotheque universelle des Romans,
die ich leider nicht aufschlagen kann] vol. 71. p. 11 et 12.
Bl. 7 •>. Wenn wir e[inen] so hohen und entfernten Standpunkt nehmen, um die fr[anzösische] Revolu-
zion im Großen und im Zusammenhang sowohl mit dem allgemeinen Lauf der Dinge als besonders mit der
Geschichte Frankreichs gleichsam mit Einem Blick übersehen zu können, so erscheint sie uns als eine ganz
natürhche Begebenheit und wir verwundern uns über uns selbst, wie wir uns durch die tägliche Aufmerksam-
5 keit auf die Besondere[n] und einzelne[n] Umstände, unter welchen sie sich vor unsern Augen entwickelte,
so verblenden und verwirren und in Erstaunen setzen lassen konnten, daß wir sie für etwas ganz une)-hörte[s]
Beyspielloses ansahen. Wenn der ungeheuie Stein den Sysifus allmehlich mit schwerer Arbeit den Berg hin-
aufgewälzt hat, s[einem] ermüdeten Arm [?] An der Spitze desselben wieder entschlüpft und in unendlich
mahl kürzerer Zeit wieder herunter kollert, was ist da zu verwundern. Es war e[ine] Zeit in Frankreich wo
>o das Volk nichts, der König wenig, die großen Barone des Reichs und die Prälaten und der Adel alles wai-en.
Die Könige fanden Mittel sich stuffenweise, unter Begünstigung der GlücksUmstände und mit Hülfe des Volks,
dem sie unter dem Nahmen des 3' Standes eine Ait v[on] l)ürgerliche[r] Existenz gaben, bis zu einem Grade
von Autorität und Macht zu erheben, vor welche[r] alle andre verschwand; die Großen des Reichs behielten
v[on] ihren ehmaligen Vorrechten nur noch diejenigen, die für d[en] dritten Stand drückend [?] waren. Dieser
15 sank allmählich wieder in sein altes Nichts zuiück; der Adel erhielt den Glanz, der ihm noch übrig blieb
bloß von dem Wiederschein des Throns, und der König war alles. Enfin la Monarchie a cede au tems qui
detruit tout, a la corruption des moeurs qui a tout affoibli, au pouvoir du peuple qui a tout abattu.
I wir] danach gesti-. : nns, sei zu sagen daiüber gcstr. : e. Stand darüber nicht gestr. : sti ho [oder:/«?
= fernen] daiunter der Text um] darüber nicht gestr.: daß wir 2 sowohl — besonders OdZ nachge-
tragen 3 Frankreichs] danach gestr.: als mit der allge ferner nicht gestr.: selbst übersehen darunter der
Text: gleichsam usw. können,] danach gestr.: so daß davor üdZ gestr.: v(m [?] danach nicht gestr.: die
[unter so daß die] der Text: so erscheint usw. uns] davor üdZ »[or?] ganz] über gestr.: sthr 5 die] über:
Proh'gnmena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 55
das r'mstän'Ir] üdZ nacligelragen iini'r] davor gestr. : w/is xo :u 6 (/an:] danach ein unbestimm-
barer Ansatz vielleicht zu: wnrf [gar] 8 s. (rmiidcten Arm[^]] üdZ nachgetragen 9 heriwUr] danach
gestr.: h) 10 Adel] danlbcr gestr.: heyiiahe 11 Mittel] danach gestr.: item nicht gestr.: Volk gestr.:
M eine [?] unter Volk: sich stußeriw-ise [?] » [;'] 7/«^« des Volkts] darüber: :um dritten Stand die zwei letzten
Wörter gestr. 12 tmter — Sfondes] üdZ nacligetr.. darüber gestr.: arbeit danach gestr.: mit Hülfe der
nicht ^tstT.: Zeit u (■;«<' [!'] hieruntar Text 11: unier — Umstände w^s sich der Wortordnung nach an 11 stnjfen-
iceise anschließen kann v] wohl nachgetragen 13 und Macht] üdZ nachgetragen zu erheben,] unter
gestr. empor:7iarb[f\tcn?] danach sy^ Zeilen gestr.: rler sie mit Bei/behalten die [oder der] vor welche [daran r
gestr.] alle ehinaligen Schaden welche] danach üdZ nicht gestr. : es [!'] Großen] danach gestr. : welche [■']
Reichs] danach gestr.: teer \?we(/en?] wu [:'] darunter gestr.: wurden Ilofliule, !/[nd] unter: wurden Uofteute
nicht gestr. : zu 14 f] all nachgetr. die] darüber nicht gestr. : ehmaliyen /«r] danach gestr.: das Volk
darunter Text 14 f/[en] danach {:cstr. : *o^«?ann[ten] 15 i^ein] danach gestr.: ehmaliy der] nach gestr.:
die Adel] danach üdZ gestr.: (/länztf nur 16 war] danach gestr.: allerseit [? oder: all(s /ort?] 17 a/-
/oibli.] danach gestr.: a l'</ut[rage'.'].
Der Entwurf ist zum Teil .selir schwor leserlicli; ich holte, den Text aus den vielen
teilweise nicht gestrichenen über-, unter- und beigesdiriebenen Ansätzen, deren Auf-
einanderfolge sich nicht deutlich umschreiben läßt, einigermaßen richtig er.schlossen zu
haben. Er kann als ein Abschluß für die Gespräche unter vier Augen beabsichtigt gewesen
sein; man spürt ja auch in diesen streckenweise das Dialogische nicht. Der französische
Schlußsatz enthält eine Korrektur, was der Annahme einer Abschrift entgegensteht.
Bl. II». Les CoDsuls Romains ont addres.ses le 10 Ventcse (28' Februar 98) au Directoire cxecutif
de la Republique fran^oise, au nom de la Republique Romaine, les temoignages de leiir vive reconnoissance
qu'ils transmettrons aux gcnerations futures
Voici comme se termine leur addrcsse:
»Les travaux les plus glorieux de la Rep[ublique] Frant[oi.se] qui eclipseront la rcnommce et la .splendeur
des gonvcrmens anciens et modernes, auront cet avantage, qu'ils auront elendu, pour la premicre fois, les
principes eternels de la Morale aux Droits des Nations, et les liens qui uniront desonnais, graces
a Vous, les nations aux nations, seront les mfimcs qui uiiissent Tliomme ä riiomme.« (tire du No. 175 du
Journal de Paris 1798. 25 Ventose, ou 15 März.
quelle Galimathias et quelle impudente flauerie!
Nr. 1209 Bd. ^'32: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 39 f. 0. Schissel
V. Fieschenberg in Graz macht mich aufmerksam, daß ein in meinem Besitze befindliches
Exemplar Kurrelmeyers C" entspricht bis auf die Seitenzahl 863, die es richtig 368 hat;
ebenso ist ein zweites Exemplar meines Besitzes.
Nr. 1210. 1217: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 40 f. 0. Schissel von
Fieschenberg besitzt ein Exemplar des Aristipp, das von Kuirelmeyers C* folgende Ab-
weichungen hat: Bd. 33 S. 105 Z. 15 Wie C"] Wie Bd. 34, 5, 27 ernsthofl €"■] ernsthaft
Bd. 36, 149, 24 dritte C"] dritte. Alle Abweichungen sind Verbesserungen. Schissel
teilt mir ferner mit: In seinem Band 34 ist auch das unkorrigierte BI. 5/6 mit den Druck-
fehlern von C" beigeheftet; selt.samerweise als Doppelblatt zu einem leeren, auf das
der Verleger schrieb: 'Die Anmerkungen .zum zweyten Bande [des Aristipp, also der
Schluß des Bd. 34] werden in einigen Wochen nachgeliefert.' Das klingt, als ob dies
verdruckte Blatt mit allen 2372 Bogen zugleich geliefert worden wäre; die Anmerkungen
wurden wirklich erst später eigens gesetzt, wenigstens in meinem Exemplar C"^ sind sie
als Bogen 25 signiert und angefalzt, aber die Seiten sind als 2. Halbbogen 24 fortgezählt;
auch das hat also der Setzer des Doppeldrucks nachgeahmt. Für wen der Verleger (oder
Drucker?) die Bemerkung beigeschrieben hat? für den Dichter des Aristipp? Schisseis
Exemplar ist jedesfalls alt, denn es besitzt zwei Druckfehlerverzeichnisse in verschiedenem
Satz; eines normal auf der letzten leeren Seite mit der von Kurrelmeyer bestimmten
jüngeren Schriftform, eines auf eigenem Blatt mit der älteren Schriftform und ohne die
beiden letzten Druckfehler 326, 12 und 350, 13, also vor deren Beachtung hergestellt. —
Vgl. Ignotus, W. und die Griechen, Berlin-Leipzig 191 1. Lubovius, Sprachgebrauch und
Sprachschöpfung wie Nr. 138.
5g S E U I F E R T :
Die Adversaria Nr. 1 192 enthalten verschiedene Vorarbeiten zum Aristipp, zu denen
vielleicht auch die unter Nr. 1192 angegebenen zwei Abschriften aus Diodor und Plutarch
gehören. Unter dem Titel: Sujets zu den Ossmanst. Unterhaltungen steht auch folgender
Entwurf des allgemeinen historischen Inhalts:
Bl. ';''• Aristipp.
Über die Demokratie der Athener.
Über den Karakter des Athenischen Volks
Über die Sokratiker.
Was er selbst vom Sokrates gelernt habe.
Ariston, Tyr. Cyrenaeos. [danach gestr. : fratris] Aritadis ex fratre Aristoole nepos fingitur. [An Aritades
ist gleich der 2. Brief des Aristipp B. I gerichtet.]
Für den romanhaften Teil können folgende Reihen vorgemerkt sein:
Bl. 11*". Was bindet die Menschen an einander Les grands Agens
a) Sympathie und Sinnesart etc. la Nature
b) Gleichförmige Grundsätze etc. La Neccssitc
c) Interesse La fortune ou le Hazard
d) Leidenschaft \ La raison
e) Noth, Bedürfniß / Quid est: res sibi ) submittere^
f) Vergnügen se rebus /
g) Religion Aristippe ä Cyrene, a Athenes, Corinthe, Syracuse avec [: eingefügt
h) Vernunft. ' vor gestr. che:] Socrate, Aspasic, Alcibiade, Denise, Diogene,
Xenofon — Lais, Glycere, Demophil
Moyens de vivre bien avec Nil admirari
les hommes Nil metuere
a) n'attendre rien d'eux Sibi imperare le [üdZ.:] grand moyen de sibi
b) n'exiger -- — res subniittere.
: c) nc pas blesser leur Etre consequent, condition alisolue pour
amour propre vivre bien avec |
d) cacher sa superiorite, a paroitre etre content de (
avouer la leur Lettres d'A[ristippe]. 1) ä un jeune ami de Cyr[ene].
e) les amuser sans en avoir la pretention 2) ä un Oncle 3) ä Alcibiade 4) ä Aspasie 5) ä
f) leur etre utile sans s'attendre ä leur Demophüe. peintre Sicilien. 6) ä un Ami de Co-
reconnoissance rinthe 7) ä Lais 8) ä un Ami de Syracuse 9) ä
g) n'etre pas blosse de leur defaiits, ne pas Diogene 10) ä Dion 11) ä Timoleon 12) ä sa
se gendarmer contre leurs folies et fiUe Arete 13) Ses amours avec la Mere d'Arete.
imbe[c]ilites
Da diese Skizze in französische Sprache übergeht, wird auch der dem ganzen Entwürfe
hart vorausstehende allgemeine Satz hierher gehören :
Chaque passion se presente avec un air de justice,
pensee digne d'etre aprofondie.
Einzelheiten historischen Inhalts sind vorgemerkt:
Bl. ob. NB. Demosthen. gebohren ol. 100.3 [über gestr. Ö9. 4.]. gestorben 115.3 alt 62 Jahre.
Lais, wofern sie bey ihrem Übergang in die Gewalt des Nikias (bey Erober[ung] von Gythara [I lies:
Kythera] Olymp. 91. 3.) 12 Jahre alt [danach gestr. : tpar und aR dafür beigefügt:], also Olymp 88. 2 gebohren war
müßte also, als Demosthenes 25 [: aus ^W[-']] "'T, [danach gestr.: 6,9 darunter die Ziffer:] 74 gewesen [sein].
Das Mährchen das A[a]l. Gelllus N[octes] A[tticae] I. cap. 8. von ihr erzählt ist also absurd.
Bl. lob. Aphyae, 2 sororcs meretrices Athen. v[ide] Meurs. att. Lect. II. c. 21. [Joannes Meurslus,
Lectionum atticarum libri 6.1
Venus Lamia. Athen. Atticae, II. c. XI. [Bezieht sich wohl auch auf Meursius' Lectiones atticae.]
Phaulos von Krotona soll (wie Pausanias sagt) 52 Fuß hoch gesprungen seyn, welches gerade so möglich
ist als 520 Fuß zu springen.
Athen. Monate Tagezahl Übereinstimmung mit den Römischen.
' Ungefähr
Hekatombaeon 30 »/j July und »/j August
Metageitnion 29 zwischen August und September
Und so werden weiter die 12 Monate umgerechnet; nur haben Maemakterion und
Pyanepsion ihre Stellen in der richtigen Folge vertauscht. Darauf folgt Münzvergleichung:
Prolfgomena zu einer Wieland -Ausgabe. VII. 57
I Drachme i Queiit 3^^ örtcben gilt 5 gg i?/,, Pf. ... .
Jlina 29 Loth. 21 rthl. 7 gg. 9 ^^
60 M[inen] i Talent 55 H 21 Loth i Q- 7gg. 9 ^3- '^^^ ''''^'* ^ SS-
50 Drachmen 10 rtl. 15 gg. 10 5/4 ^
Ein goldner Stater (didi-achmos) 4 rtl. 6'/, gg.
Ein Dareikos eben so viel.
Ein Philippeios .
Bl. 3'' enthält die Sammlung der Wörter zum Glossar des i. Bandes Aristipp; im
allgemeinen in alphabetischer Ordnung, die jedoch vielfach durchbrochen ist, auch Nach-
träge an irrigem Platze bringt. Das Glossar behandelt alle Wörter des Verzeichnisses
außer: Akropolis, musurgisch, sympotisch. Das Blatt bringt nur vereinzelt Erklärungen; so:
'NefelokokkygiaWolken-Guckuksheim''; 'musurgisch Abendgesellschaften'; 'Kechenäer Gähnaffen'; 'Chiron,
ein Centaur, der Erzieher des Achilles'; 'sj'mpotisch die scherzhafte sympotische Manier, womit Sokrates
die sublimsten Materien zu — Tischgesprächen zuzurichten weiß'; 'Fantasmen Erschein[ungen] die ihre Gestalt
bloß von getäuschten Sinnen oder einer zu lebhalten Einbildungskr[aft] erhalteu, Gespenster'.
Zu Aristipps 3. Buch gehört folgender Entwurf:
Bl. 2». III. Buch.
Briefe an Kleonidas, an Lais, anDemoklcs zu Cyrene, an Eurybates zu Athen, (an Kritobulos
daselbst) an Learchus zu Korinth. (an s[einen] Bruder Aristagoras zu Cyrene)
Im 3. Buch sind von den genannten nur Kleonidas, Lais, Eurybates, Learchus als
Korrespondenten; für die fehlenden: Hippias, Antipater, Musarion, Diogenes von Synope.
Die Skizze verrät also einen älteren Plan. — Im Abstand davon folgt der Eintrag:
neieANAfKH Cic. ad Attic. IX. 13. [ego autem non tarn roHTeJAN huius timeo quam neieANÄrKHN.]
Auf das 3. Buch beziehen sich auch Uinfangsschätzungen Bl. 7 a, die aber erst nur 27,
dann 28 Briefe vorsehen, während das Buch 36 zählt. Der Umfang ist etwas größer errechnet,
als der Druck C" ergab. Herauszuheben ist lediglich der Eintrag: 'Das Symposion oder
der 12' Brief; dieser enthält im Druck, oline Symposion betitelt zu sein, einen 'Bericht
über ein symposisches Gespräch'. Die Handschrift zählte nach den beigesetzten Ziffern
bei den 6 ersten Briefen bis Seite 51, bei den 5 folgenden bis S. 102, beim 12. bis
S. 130, beim 28. bis S. 190.
Eine Einzelnotiz Bl. 4* bezieht sich wohl auf das Verzeichnis zu Band III des Aristipp:
'Mystagog, [darunter:] Eleos, Aido [darunter:] Fobos'. —
Vgl. Strich, Die Mythologie aaO. i, 84. 209 ff.
Nr. 1214: Handschrift im Schillermuseum in Marbach a. N. Abschrift in Landes-
Bibliothek in Dresden 'Wielandiana No. 56 u. 57'. Vgl. Ella Hörn, Sonntagsbeilage Nr. 15
zur Vossischen Zeitung Nr. 185 Berlin 13. April 19 13 S. ii8f.
Nach Nr. 1216: 1801 — 1806. Das Wieland-Museum in Biberach a. Riss besitzt ein
18 Seiten 4" starkes Heft von Wielands Hand, datiert 20. Januar 1801 bis 26. Oktober
1806: Verzeichniß meiner sämtlichen Activ-Capitalien. — Daraus ist höchstens auszu-
heben, daß das Honorar für die Übersetzung der Vögel des Aristophanes 130 rtl.,
das für Euripides' Helena und Aristophanes' Wolken zusammen 400 fl. betrug.
Nr. 1217: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldnicke aaO. S. 4if.
Nr. 1222: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. i, i88f
Nr. 1223: über Daphnidion s. zu Nr. i 193. 1237-. Vgl. Strich, Die Mythologie
aaO. I, 189 f.
Nach Nr. 1223: 1223a. [t8o2.] Es hat sich ein Blatt erhalten mit einem von W. geschriebenen Auszug
aus Georg Gessner, Jim. Kasp. Lavaters Lebensbeschreibung, VVinlerthur 1802 Bd. i S. 03, Bd. 2 S. 129. 132.
134. Die erste und die letzte Stelle betreffen W.; da eine ihm geltende im 3., 1803 erschienenen Bande S. 233
nicht ausgehoben ist, wird die Abschrift ins Jahr 1802 fallen. Zum Aushub 2, 132 aus Lavaters Tagebuch:
'Ich erwache mit der tiefen Sehn.sucht nach dem Unentbehrlichen' usw. ist beigefügt: 'Eine wichtige Stelle und
der Schlüssel zu Lavaters Innerstem', wie auch Gessner sagt, sie charakterisiere Lavater am meisten. Zu
PhiL-hitt, Abh. J921. Nr. 3. 8
58 S i: u I- V K u r :
2 134: Lavatei- kommt mit Basedow zusammen, der ihm Grüße von W. biingt: 'Viel wurde von ihm [W.] un;l
der Wirkung seiner Schriften, besonders des Agathon gesprochen ist beigesetzt: 'Was? sagt G. Gessner nicht.
Sonderbar, dass Basedow (wie es seheint) nichts von dem merkwürdigen Abend in Belvedere erwähnte, woran
es ihm "c'lang Wieland seine .Tugendgeschichte erzählen zu machen, und von der sonderbaren Wirkung, die
diese Erzäliing auf ihn (Basedow) machte etc. etc.' Daß W. hier niclit in der ersten Person schreibt, wie er
doch bei seinem äußerlich ähnlichen kritischen Auszug aus einer Keinholdischen Anzeige der Literaturzeitung
— s. u. Nr. 1232b — getan hat, bezeugt, er habe die Aufzeichnung nicht für sich noch für einen Vertrautco,
etwa Reinhold, der ja über Lavater geschrieben hatte, hergestellt, sondern für Fernerstehende; ob als Vorbe-
reitung für den Druck einer Anzeige, bleibt offen.
Nach Nr. 1224: i8o3f. i8o8f. 'Aus Wielands Haushaltungsbucli' 2 Hefte mit
Eintragungen aus den Jahren 1803 f. 1808 f. Goetlie- und Schillerarchiv. Ob hierein sich
etwas Literarisches verlagert hat, weiß ich nicht.
Nr. 1225: A. Kippenbejg, Leipzig, besitzt laut freundlicher Mitteilung Handschrift
2 SS. kl. 4° und einen Einzeldruck: 3 luibezifferte Seiten kl. 8". Vgl. Katalog der Samm-
lung Kippenberg, Leipzig Inselverlag 1913 Nr. 4220. Baer und Co., Frankfurt a. M., Ka-
talog 562 Nr. 3416: An die liebenswürdige Prinzessin von Weimar. Am S.[?] Juli
1803. 2 Ell. 8".
Nr. 1226: vgl. Strich, Die Mythologie aaO. i, 190.
Nr. 1232: Das Exemplar Yt 958 der Staatsbibliotliek Berlin hat auf dem Druck
der Volksmärchen des gleichen Jahres den Verfassernamen: J. C. A. Musäus, während
in meinem Exemplar Johann August Musäus steht. Doppeldruck oder Titelauflage?
Nach Nr. 1232: 1232a. 1803 etwa Oktober. Rechtfertigung der berühmten
Frau von Maintenon gegen eine höchst ungerechte Anklage. Handschrift W.s
im Wieland-Museum in Biberach a. Riss. Vgl. Zeitschrift für Bibliophilen N. F. FV. 2. Bd.
S. 308 ff.
In Hayns Bibliothcca Germanorum erotica^ S. 24 ist ein Druck der Buchholzischen Be-
kenntnisse einer Giftmischerin, von denen die 'Rechtfertigung' angeregt ist, verzeichnet:
Berlin, Johann Friedrich Unger 1803 303 SS.'. Vom gleichen Ort und Jahr gibt es einen
zweiten Druck ohne Verlegernamen, der nur 224 SS. zählt. Da W.s Seitenzitat 'S. 94'
sich hier S. 72 findet, hat er also den ersteren Druck benutzt. (S. Auktionskatalog von
W.s Bibliothek Nr. 1665.) In dem von mir erworbenen Exemplar des 2. Druckes ist von
alter Hand, deren Züge an die W.s erinnern, unter 'einer Giftmischerin' beigeschrieben:
'Geheime Räthin von Ursinus'. Mit diesem Namen bringt auch Carl Müller-Fraureuth in
seiner Schrift Die Ritter- und Räuberromane Halle 1894 S. 91, auf die Goedeke 6, 385
unter Buchholz verweist, die Bekenntnisse in Beziehung, indem er mit ihnen das Buch
von Ignaz Ferdinand Arnold 'Aus den Papieren der Giftmischerin Ursinus' zusammenstellt.
Goedeke 5,533 und Hayn S. 195 geben dessen Titel im wesentlichen gleich also: 'Die
Meuchelmörderin nebst der Beichte ihrer Sünden. Aus den Papieren der Giftmischerin
U****s (Geheimrätin Ursinus). Ein wahrer Roman, von ihr selbst geschrieben. Berlin
(Erfiu't) 1804'. Zu diesen Werken wird die in Kaysers Bücherlexikon verzeichnete Schrift
gehören: 'Ursinus . . . Geh. Räthin, Authentische Vertheidigung von ihr selbst aufgesetzt.
Berlin, Mittler 1804'. Danach ist anztniehmen, daß W.s an Böttiger gerichtete Fragen, ob
ilie in den Bekenntnissen enthaltenen faktischen Umstände für wirkliche Tatsachen gelten
und ob die der Dame U*** angeschuldeten Verbrechen gerichtlich untersucht seien, von
Zeitgenossen bejaht wurden. Darauf deutet wohl auch eine dunkel gehaltene Bemerkung
des entrüsteten Hofrats Karl Friedrich Pockels in der Anzeige der Bekenntnisse, Neue
allgemeine deutsche Bibliothek 88, 503 f.: 'Noch verächtlicher, und noch schändlicher
' Hayn fügt bei: Dasselbe, tit: Bekenntnisse einer schönen Seele ...Ibid. 1806. Das führt irre: diese
Bekenntnisse sind völlig andere, wie sich aus deren Besprechung durch Goethe, Werke 40, 367 ff., ergibt.
Prolcgomena zu einer Wieland -Aiisc/obe. VlI. 59
würde der Zweck dieses Werks der seyn, wenn man eine schon an sich unglückliche,
von den Urtheilcn des Publikums so zerrissene Fiaü durch hämisch gestellte Erdichtungen
noch mehr brandmarken, und noch tiefer unter die Menschheit herabstoßeu wollte, da
sie bereits die Gerechtigkeit öffentlich gerichtet hatte'. Zeitungen zur Feststellung des
Vorfalls und der Person fehlen mir. Nach Schlichtegrolls Nekrolog ist die Geheimrätin
Charlotte Sophie Elisabethe Christine Ursinus im April 1836 kurz vor Vollendung ihres
75. Jahres gestorben zu Glatz, wo sie die ihr im Jahr 1803 auferlegte lebenswierige Festungs-
strafe duldete. Buchholz, der ja in Berlin lebte (Zelter an Goethe 7. September 1803
Briefwechsel 1 , 84), kannte zweifellos die Gerüchte oder Tatsachen.
Die Bezeichnung Geheimrätin Ursinus ruft den wegen seiner Balladen und Lieder
altenglischer und schottischer Dichter mit Herder in Briefverkehr stehenden preußischen
Gelieimen Kriegsrat August Friedrich Ursinus ins Gedächtnis (Haym, Herder 2, 89 Anm. 2):
Dieser ist erst 1805 gestorben, während der Gatte 'Kriegsrath V . . ." der Giftmischerin
von ihr vergiftet wird. Ursinus war verheiratet, denn sein Stammbuch wurde von seiner
Tocliter, verehelichte Iffland, aufbewahrt. Einträge desselben, auch einer von W. (un-
datiert, etwa 1775), sind nach K. Polheims Mitteilung in den Sonntagsbeilagen Nr. 29. 30
vom 20. und 27. Juli 1884 zur Vossisclien Zeitung veröffentliclit. Die Berührung des Ur-
sinus mit W. verdient angemerkt zu werden, weil die Giftmischerin in den Bekenntnissen
S. 180 von einer Heise berichtet: 'Berühmte Gelehrte, vorzüglich aber berühmte Dichter,
blieben nicht unheimgesucht; denn je mehr man von solchen Männern debütiren kann, . . .
desto willkommner ist man in der Gesellscliaft, die es nicht selten als ein Verdienst an-
rechnet, wenn man einen Klopstock, VVieland, Göthc u. s. w. nur von Angesicht zu An-
gesicht gesehen liat. Mit der Aufnahme, die ich allenthalben fand, konnte ich zufrieden
seyn.' Das könnte die vorgegebene Schreiberin, falls die Ursiims ihr Vorbild ist, dem
Gatten nacligesprocli(!n haben.
Ihre Behauptung, lialb oder nicht begründet, mag eine der Ursachen sein, Avarum
Goethe und W. dem Buche Aufmerksamkeit zuwendeten, so daß jener sogar an eine Be-
sprechung in der Allgemeinen Literatur-Zeitung dachte (Werke IV 16, 328). Für W. kam
dazu die Erzählung der Bekennerin S. 39, in dessen früheren Werken habe ihr Gei.st die
meiste Nahrung gefunden, sie habe sie beinahe auswendig gelernt, was den Grund zu
ihrer religiö.sen Schwärmerei gelegt habe. (Übrigens befaßt sie sieh S. 182 ff. auch mit
Kants Kritik der reinen Vernunft, über die sie ein Kollegium gehört haben will.)
Der als Autobiographie geformte Ich-Roman, der sich als Zuschrift an eine sitten-
reine Frau gibt, ist jedoch der Hauptsache nach nicht literarischen Inhalts. Er spricht
zwar von Veränderung des Dichtungsgeschmacks, von übler Wirkmig des Theaters und
der Romanleserci auf ein Mädchen — dort lerne es sich verstellen, liier, bei Rlchardson
z. B., üble Sitten; aber das ist, wie die Vorbemerkung des Herau.sgebers, es gelte ein
merkwürdiges psychologisches Problem zu lösen, nur Auf[)utz gleich mancher nachdenk-
lichen Überlegung und wohl auch der Grundauffassung: alles Tun sei durch Vererbung,
Erziehung und Umstände unweigerlich bestimmt, weshalb die Schuldige nichts zu bereuen
finde. Den Hauptinhalt bilden grobe Untaten: die Mutter, Ehebrecherin und Säuferin, wird
im letzten Stadium ihrer Krankheit vom Gatten vergiftet. Der Vater, der der Frau Frei-
heit gewährt, um selbst frei zu leben, mißbraucht seine Tochter. Die Tochter, schön-
gestaltet, geistcsgewandt ohne gründliche tiefere Bildung, berechnend klug, hatte schon
dreizehnjährig, um verführt zu werden, die Verbindung mit einem französischen Sprach-
lehrer gesucht, der die Folgen so beseitigte, daß sie für immer kinderlos bleibt. Nach
ihm und dem Vater wechseln die Liebhaber, eine nur durch den Mangel der Mutterschaft
beeinträchtigte Ehe wird bald gebrochen, der Gatte zugunsten eines Geliebten vergiftet,
8*
gQ Seuffert:
schließlich die Werber, die sich nicht mehr anbieten wollen, gesucht, bis die Alternde
zum Selbstmord reif wird. Daneben ist sie Betrügerin und Diebin, schon als Kind am
Vater, um den Franzosen zu unterstützen, später aus Gier nach Besitz, die sie auch eine
zu langsam sterbende Erbtante vergiften heißt. Kaum vereinzelt erhebt sich der Trieb
des Weibes, das bald als Frömmigkeitsheuehlerin, bald als Gesellschaftsdame alle blendet,
zur Leidenschaft.
Daß Goethe trotz der eintönigen Häufung der Sinnlichkeiten und Verbrechen den
Verfasser einen 'tüchtigen Mann in jedem Sinne' heißen konnte (Werke IV i6, 275), wüßte
ich nur aus Behagen an der festen Zeichnung mancher Randfiguren, Standes- und Cha-
raktergestalten zu erklären, deren in Einzelgliedern an der Hauptperson vorüberziehende
Typenreihe Militär und Zivil, und von diesem Vertreter aller Fakultäten in verschiedenen
Stellungen, außerdem auch Schauspieler, Nichtstuer, einen Handelsjuden usw. mit gutem
Spotte umfaßt und schon dadurch lehrt, daß höchstens Teile der Geschichte für 'wirk-
liche Tatsachen' gelten können. Dazu tritt die Bestimmtheit der Orte — die Hauptstadt
ist Berlin, das Bad Pyrmont — und der Zeit — von der Erscheinung des Klopstockschen
Messias bis zur französischen Revolution. Die Darstellung ist nirgends grell, zumeist
nüchtern und zurückhaltend farblos, allzu vereinzelt leuchtet die heitere Selbstverständ-
lichkeit der Boccaccioschen Art auf, überall fehlt die Grazie des Rokoko, selbst den
Schäferstunden im Park. Auf heftige Spannung ist es nicht abgesehen, Ansprüche an
Phantasie und Gefühl werden nicht geweckt. Der fremdwortreiche Ausdruck ist in seiner
nicht gewöhnlichen Geradheit doch undichterisch niedrig, wenn auch nicht stillos.
Trotzdem waren die Weimarer zuerst von dem Werke bestochen. Dann gab Goethe
den Vorsatz zur Besprechung auf und W. scheint, als er sein 'zufälliges Gespräch' nieder-
schrieb, schon abgekühlt zu sein. Er verkennt den 'bis zum Ekel widerlichen Stoff' der
'berüchtigten Bekenntnisse' nicht; erklärt für unzweifelhaft, daß Väter und Ehemänner
ihren Töchtern und Gattinnen den Einblick 'in ein so unziemliches Buch' unmöglich zu
machen suchen, spricht von Greueln und Schändlichkeiten des Inhalts. Doch es beschäftigt
ihn 'die Art der Behandlung' und die Frage, ob die Heldin der Gescluchte auch die Ver-
fasserin sei, wofür sie sich ausgibt. Mehr noch aber reizt ihn ihre wirklich unerlaubte
Kühnheit, sich einmal S. 72, allerdings in einer einzigen nebensächlichen Anspielung mit
der Maintenon zu vergleichen. Für diese war er wohl schon 1757 durch Artikel der
Züricher Freymüthigen Nachrichten Stück 3 \nid 30 eingenommen worden, von ihr hatte
er sich eine Vorstellung gebildet, als er die Favoriten der Könige von Scheschian aus-
malte (Vierteljahrschrift für Littcraturgcschichte 1,414); sie war ihm neuestens in Herders
Adrastea begegnet und er hatte ^iber dessen Zeichnung im Teutschen Merkur 1802 i, 287 ff.
(Prolegomena Nr. i 220) sich lobend ausgelassen, freilich auch mit verstecktem Widerspruch;
z. B. hatte Herder gesagt (Werke hg. von Suphan 23, 47), sie lenkte den König, W. aber
nennt ihren wirklichen Einfluß auf Ludwig XIV. soviel wie nichts. Doch äußert er
sich noch in der Anzeige weniger günstig über sie, als nun in der 'Rechtfertigung' ; zum
Widerspruch stärker herausgefordert durch den Roman wollte er wohl den 'Untersuchungs-
prozeß' nachholen, den er schon in der Anzeige für nötig erklärt hatte, der rätselhaften
Frau von Maintenon vollständiges Recht anzutun. Er greift in der Rechtfertigung einige
Wendungen aus der Adrastea-Anzeige auf; vollendet wäre sie eine Berichtigung gegen
Herders Darstellung geworden. Und dies Bedürfnis einer Rettung der Maintenon ver-
drängte die erste Neugier nach der Giftmischerin und ihrem Buche, wie ja schon die
Überschrift des Bruchstückentwurfes beweist.
Für die Anspielung auf die Prinzessin Ferrandine ist W.s Dschinnistan, Winterthur
1787 2, 232 f. aufzuschlagen, wo in dem von W. bearbeiteten Hamiltonschen Märchen
Prolegomena zu einer Wieland-Ausgabe. VII. 61
Pertharit und Ferrandine die Prinzessin durch eine unsichtbare Gewalt genötigt wird, sich
in die absclieuliche Fischhaut einzuwickeln, sowie sie sich ihren Augen darstellt.
1232b. 1804 etwa Mai. Jenaische Litteratur-Zeitung von 1804. No. 95.
S. 129 und 130. Handschrift W.s, 2 Bll. 8° in einem Umschlag mit W.s Aufschrift
'Adversaria 1803' im Goethe- und Schillerarchiv, dem ich eine Abschrift verdanke. Adolf
Dreßler in Wien und die Direktion der Universitätsbibliothek in Jena halfen mit gefälligen
Auskünften. Die Handschrift ist Zusatz zur Rezension: Hamburg b. Perthes: Schellings
Lehre oder das Ganze der Philosophie des absoluten Nichts dargestellt von Friedrich Koppen,
nebst drey Briefen verwandten Inhalts von F. H. Jacobi 1803. 228 S. gr. 8°, die in der
in Jena erschienenen Fortsetzung der Jenaischen Allg. Literatur-Zeitung vom 20. April
1804 Nr. 95 Sp. 129 — 136 (die Seitenzahl 130 ist verdruckt: 230, daher rührt W.s falsche
Zahl) als Beschluß der in Nr. 94 abgebrochenen Besprechung steht. Sie ist unterzeichnet
'Dr.'. Nach dem Vermerk im Meßkatalog ist Prof. Reinhold in Kiel der Rezensent; ihm
war die Anzeige übertragen, wie F. H. Jacobis Brief vom 4. November 1803 lehrt (Ernst
Reinhold, Karl Leonhard Reinhold's Leben und litterarisches Wirken, Jena 1825 S. 275^);
und aus Goethes Briefen vom 22. Februar und 21. März 1804 (Weimarer Ausgabe IV 17,
73,1 und 99,21) ergibt sich, daß er sie lieferte und daß sie nach Änderungen gedruckt
wurde; auch erhellt aus dem Briefe vom 25. Januar 1805 (ebenda 246, 7 und S. 329),
daß Reinhold sich der Chiffre Dr. bediente. So versteht sich W.s Aufmerksamkeit auf
die Rezension als eine Äußerung seines Schwiegersohnes; übrigens stand Köppens Buch
in seiner Bibliothek (Auktionskatalog Nr. I161); und über Schelling hatte er sich Rein-
holds Urteil am 16. Januar 1804 erbeten (R. Keil, W. und Reinhold, Leipzig-Berlin 1885
S. 266), worauf ihm Reinhold seine Köppen-Rezension ankündigte (Anzeiger für deutsches
Altertum 13,284). Im folgenden Abdruck hebe ich W.s Einschübe durch Kursivdruck
heraus.
Jenaische Litt. Zeitung von 1804.
No. 95_ S. 229. und 230.
• Die reine Logik hat keine andere als bloß formale Kenntniß aufzuweisen und kann daher eben so
wenig ein reales als absolutes Erkennen begründen. Gleichwolil stellt sie die bloße Identität, als die
bloße, in der Eigenschaft einer unläugbaren Form des Denkens auf. Da sich nun mit dieser bloßen Iden-
tität und dem bloßen Denken in der Philosophie nichts anfangen läßt, so muß der Philosoph aus beiden
heraus, und über beides hinaus gehen. — Ich. wie macht er dasf /?[einhold]. . Zu diesem Behuf hat er nur
von der bloßen Identität wegzusehen, (wohM ) \on Acv leidigen Blöße ( ja wohl leidigen ! ) derselben
zu abstrahieren (wie ist da^ möglichf was kann ton der bloßen Identität noch weggenommen odtT abgestreift
werden, ohne sie gänzlich :u vernichten?) hierauf auf die nicht bloße Identität hinzusehen, und dieselbe,
als solche, im Bewustseyn festzuhalten (wie kann er das? wo kommt die nicht bloße Identität her? was ist
sie? Um auf sie hinzusehen, sie festzuhalten, muß sie daseyn ; woher erkennt aber der Philosoph ihr Dasei/n?
Offenbar setzt er ei gratis voraus, d. i. er schiebt die Idee der Realität in die bloße Identität hinein, und hat
nun freilich gut hinsehen und festhalten) «und er befindet sich nun im Anschauen derjenigen Identität
welche, als die nicht bloße Identität, auch die Nicht-Identität mit der ihr gegen überstehenden
Identität, enthält; er ist in Besitz derjenigen Einheit, in welcher die Einheit und der Gegensatz
Eiins sind (?) und worüber Schelling in seinem Bruno (S. 39. u. f.) am faßlichsten sich vernehmen läßt;
Er hat die Anschauung der absoluten Identität des subjectiven und objectiven errungen- (das sehe ich
keineswegs ; er hat nichts errungen aU 1. eine gratis angenommene nicht bloße Identität; 2. das Anschauen, daß
die nicht bloße Identität nicht die bloße Identität ist) »Diese Identität beweiset eben dadurch ihre Un-
wandelbarkeit, Un vertilgbar k eit, Absolutheit, daß sie sich, in sich und durch sich selbst, ohne
aufzuhören Identität zu seyn, entzweyt (abermahl« gratis angenommen) und darum als die Identität des
Denkens und Anschauens, des Idealen und Realen, Ja! des Unendlichen und Endlichen, Gottes
und der Natur, in dem Bewustseyn des ächten Philosophen (cermuthlirh durch eine besondere Gnade
Gottes, denn natürlich geht es bey dieser Operation nicht zu) hervortritt, welcher jene Anschauung fest-
zuhalten und vermittelst derselben das gesammte Erkennen und Seyn zu construiren
vermag."
Ich denke Jedem der dies liest, müssen folgende Fragen einfallen :
1) was ist bloße Identität?
2) was ist nicht bloße Identität?
62 Seuffkut:
3) tcenn der ächte Philosoph skh'his zum Anschauen (hr hloßen Identität, als der ahstractesten aller
Ideen, erhoben hat, icie kommt er dazu über sie hinaussehen zu können? Woher weiß er d.e reelle Exisfenz
der nicht hloßen Identität'? Ist nicht klar, daß er, indem er über die bloße hinwegsehen will, das Dastyn einer
nicht bloßen gratis voraussetzen muß? oder kann die nicht bloße Identität etwas anders seyn, als die Identität
selbst? Diese aber ist entweder ein bloßes abstractum, eine bloße Idee oder das A, welches = A ist, ist Etwas
Wirkliches, Ueelles, für Sich oder an sich Bestehendes; ist sie eine bloß abstracte Idee, so läßt sich auch nichts
in ihr erkennen als die bloße Identität; ist sie aber ein wirkliches, ein Ding an Sich, wie kommt der ächte
Philosoph, durch bloßes Hinwegsehen über die bloße Identität zum Anschauen desselben, wenn ihm das
Daseyn derselben nicht schon voraus bekannt war?
'desselben' kann sich kaum auf Ding an Sich' bezielien, ist wohl verschrieben statt
'derselben'. Die Unterstreichungen zum Teil zwei- und dreifach, was der Abdruck nicht
wiedergibt, scheinen alle von W. herzurühren. Ob ich Z. 7 'Ich' im Hinblick auf Z. 18 u. 28
und "R[einholdJ' richtig löste, ist fraglich; die Buchstaben, in der Abschrift als 'nicht
entzifferbar' 'genau nachgezeichnet', könnten auch 'Q[uaestio]' und 'R[esponsio]' zu deuten
sein. — Der Eingang der Anzeige lautet im Druck anders:
Bekanntlicli hat diese Logik keine andere als bloß formale Erkenntniß, ein bloß formales Princip, eine
bloß formale Wahrheit aufzuweisen; und kann daher ebenso wenig ein reales, oder absolutes Erkennen be-
gründen, als dasselbe selbst seyn. Gleichwohl stellt sie wenigstens die Form des Denkens, als solchen auf;
und obwohl sie nicht völlig darüber einig ist: ob der Satz der Identität, oder der Satz des Widei'spruchs,
das Erste von jener Form ausdrücke: so stellt sie doch die bloße Identität, als die bloße, in der Eigenschaft
einer unläugbaren Form des Denkens auf. Da sich nun mit dieser bloßen Identität, und dem bloßen Denken
in der Philosophie nichts anfangen läßt: so muß der Philosoph aus beiden heraus, und über beide hinaus
gehen. Zu diesem Behufe hat er nur von der bloßen Identität, als der bloßen wegzusehen, von der leidigen
Blöße derselben zu abstrahiei'en ; usw.
Das Folgende stimmt genau mit W.s Abschrift, woraus sich ergibt, daß W. eine frü-
here Fassung vor sich hat; entweder einen schon (falsch) paginierten Bürstenabzug oder
eine Reinholdische Abschrift, der W. nachträglich den Druckort übergeschrieben haben
müßte. Nun spricht aber Goethe in den angezogenen Briefen von 'Bedenklichkeiten wegen
der altern Recension', die er auf ein Blättchen notiert habe; und von einem Vorschlag,
den er aufhefte; auch Eichstädt hat 'einiges zu tilgen gewagt'. Möglicherweise rührt
also die Änderung von diesen beiden her und das Blatt gewinnt dadurch an Wert. Frei-
lich scheint Goethes Wendung: 'Lassen Ew. Wohlgeb. die Recension nur drucken' zu
sagen, daß die Änderungen in Reinholds Handschrift vorgenommen sind; er zitiert ja
auch eine Seitenzahl dazu, die nicht die des Reindruckes ist. Hat also Goethe nicht
einen Bürstenabzug mit eigener Zäldung vor sich gehabt, so können seine Worte nicht
gedeutet werden als Anordnung, Eichstädt solle den Drucksatz abziehen lassen; dann muß
noch nach der Drucklegung, von der W. einen Abzug erhielt, die Korrektur vorgenommen
worden sein.
Nr. 1234: Katalog der Sammlung Kippenberg, Leipzig, Inselverlag 19 13 Nr. mZ
verzeichnet eine Ausgabe des Krates mit 3 Kupfern und eigenhändiger Widmung an
Henriette Göschen. Danach ist Prolegomena VI S. 89 zu ergänzen.
Nr. 1236: Die Staatsbibliothek Berlin besitzt unter Cz 3640a ein Exemplar mit ge-
änderter Bogennorm.
Nr. 1236. 1237: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 42 f. Der Hinweis auf
ein 3 9 bändiges Exemplar von C^ erledigt sich durch einen Druckfehler in Alickes Katalog,
wie mir die Buchhandlung anzeigt; das Exemplar hatte 36 Bände und 6 Supplementbände.
Nr. 1241: Ehas von Steinmeyer macht mich aufmerksam, daß Glieder der weima-
rischen Familie Brunnquell Beziehungen zu Goethe hatten; s. die Register zu dessen Werken,
Tagebüchern und Briefen. Die von W. beklagte Verstorbene wird da nicht erwähnt.
Nr. 1242: .Erster bekannter Druck des Gedichtes an Tischbein in Journal fiir Kunst
und Kunstsachen, Künsteleien und Mode, [Leipzig und] Berlin, Saalfeldscher Verlag, hg.
von Wlh. Römer, März 181 1. Exemplar in Staatsbibliothek Berlin. Euphorion 9, 117.
Prnh'cjomnin zu einer Wieland- Au sgohe. VIT. 63
Nr. 1245: Aus clor Absclirift eines Briefes von Ileinricli Geßner an Herrn Reinstein,
des blinden Flötenspielers Dülon Fiilirer, vom lo. April 1809: Die zwei bereits erschie-
nenen Bände entlialten nicht die Helfte des Mscpt .... Die ganze Lebensgeschiclite zu
geben wird beinahe olininöglich sojn, erstens da Hr. Hofratli Wieland bei langer Zeit
keine Muße finden wird den Rest des Mscpts. nocli zu redigiren, und .... die Elendig-
keit in der der Buchhandel gegenwärtig verfallen ist Entreprisen der Art gar zu schwie-
rig macht.'
Nr. 1246: Handschrift im Besitz der Landes-Bibliothek Weimar, aufbewalirt im Goethe-
und Schiller-Archiv. Alte Abschrift im Wieland-Museum in Biberach a. Riß stimmt zu der
Fassung der Handsclirift, mit ein paar Korrekturen offenbarer Schreibversehen.
Nr. 1247: Jacob Grimm an Gg. Frdr. Benecke i. Januar 1808: 'Ganz elend und Wie-
lands Beschränkung überhaupt beweisend, war die neulich von ihm angepriesene Bear-
beitung [der Nibelungen von Hinsberg] in einem Heft des Merkurs.' Briefe der
Brüder Grimm an Benecke, hg. von W. Müller, Göttingen 1889 S. 3.
Nr. 1249: Über den Erfolg des Aufrufs vgl. C. Bertuch jun. an Böttiger (Hand-
schrift in Dresden, Landes-Bil)liothek): 4. März 1809 er übergebe W^. die von der Dres-
dener Freimaurerloge gesandten 10 rtl.: Für die unglückliche Familie im Preußischen
.sind bereits über 200 rthl. eingelaufen, weh-hes in honorem W.s vorzüglich geschehen.'
Und am 9. März 1809, er habe in der Weimarer I>oge 10 rtl. 16 g. dafür gesammelt.
Nr. 1250: vgl. G. Deile, W. und die Gesellschaft der Freimaurer, Monatshefte der
Comeniusgesellschaft für Kultur und Geistesleben N. F^ VII Bd. 22 S. 2 7ff. Derselbe, Jahr-
bücher der Kgl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt N. F. 35. und 36. Heft
191 1 S. iff. Derselbe, Goethe als Freimaurer, Stunden mit Goethe, Berlin 1908, Sonder-
heft 4 S. i86ff. Wernekke, W. als Freimaurer, Stunden mit Goethe Bd. 9 Heft 2. Reitzen-
stein, Wieland, Bücherei für Freimaurer Bd. 20 Berlin 1909.
Nr. 1252: P^igenliändige Handschrift des Gedichtes an Prinzessin Caroline, 2 SS.
kl. 4", in Katalog der Sammlimg Kippenberg, Leipzig, In.<5elverlag 1913 Nr. 3332. Ein-
blattdruck mit alten handschriftlichen Beisätzen: 'überreicht auf dem Ressource-Ball von
12 jimgen Frauenzimmern' und 'von Wieland': Auktionskatalog Max Perl Berlin, 24. bis
26. Februar 1908 Nr. 1290.
Nr. 1253: Auch nach den Feststellungen Goethe-Jahrbuch 24, 90 ff. bleibt die Auf-
gabe, nach W.s Anteil im Maskenzug Völkerwanderung vom 16. Februar 18 10 zu suchen.
Freilich hatte W. sicli scljon mit dem Festgedicht Merlin eingestellt und der Brief Goethes
vom 14. Februar iSio, der W.s Antwort auf Goethes P'inladung vom 9. beantwortet, dankt
nur fiir eine 'Bemühung', nicht für etwas 'Ubersendetes', wofür gleichzeitig Knebel ge-
dankt wird, bittet aber überdies um den von W. angebotenen Entwurf, von dem am 16.
oder 18. Gebrauch gemacht werden solle; worin dieser bestand und ob er geliefert wurde, •
ist offen. Goethes Brief vom 18. an Fritsch spricht über musikalische Neuerung, nicht
über die Verwendung von W.s p^ntwm-f. Über W.s Beiträge zu den Masken- und Redoute-
festlichkeiten kann nur in Weimar Aufklärung gewonnen werden.
Nr. 1255: vgl. Kurrelmeyer, Die Doppeldrucke aaO. S. 42.
Nach 1255: 1255a. ? 1811. In den Gemeinnützlichen Blättern fiir das Großherzog-
thum Frankfurt, Frankfurt am Main, Mittwoch den 27. Februar 181 i Nr. 25 S. loi steht
folgender Spruch:
Ungedruckt.
Da.s Eigenfhümliclie der Menschheit ist, nach einem Ziele zu streben, das wir nie erreichen können,
weil es durch die Annäherung selbst immer weiter von uns entfernt wird. Wieland.
64 Seuffert:
Bemerkungen über Quelle, Datum usw. fehlen. Vgl. Archiv für Litteraturgescliichte
13,519. Der Spruch ist mir durch Vermittlung Heinrich Heidenheiraers in Mainz be-
kannt geworden.
Nr. 1258: Abschrift der Vorlesung über das Fortleben im Andenken der Nach-
welt in der Landes-Bibliothek Weimar, aufbewahrt im Goethe- und Schiller-Archiv. Einzel-
druck 15 SS. 8° im Katalog der Sammlung Kippenberg, Leipzig, Inselverlag 191 3 Nr. 4951.
Zu Prolegomena IH Übersetzungen.
Im allgemeinen: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 108.
Nr. 1: S. 7 Zeile 16 lies Wurth statt Würth. Vgl. Frdr. Gundolf, Shakespeare und der
deutsche Geist, Berlin 1911 S. i6olf. F.W. Maisnest, W.s Translation of Shakespeare,
Modern Language Review 9 Nr. 1 , über W.s Vorkenntnisse. Ernst Stadler, W.s Shakespeare,
Quellen und Forschungen 107, Straßburg i. E. 19 10.
Nr. 10: Leonard L. Mackall in New York teilt mir freundlich mit, daß der Verfasser
der englischen Vorlage Soame Jenyns ist. Er berichtigt ferner, daß ein Druck der Collection
of Poems von 1753 unbekannt sei, daß im Verzeichnis der W. sehen Bibliothek wohl die
Jahrzahl für 1763 verdruckt sei, zu welcher Ausgabe die im Teutschen Merkur 1773 1,25
angeführte Seitenzahl paßt.
Nr. 11 Anm. i : Nach Leonard L. Mackalls Mitteilung sind die Letters from a Per.'^ian,
deren 1735er Ausgabe die vierte ist, verfaßt von George first Baron Lyttelton.
Nach Nr. 23: ?23a. Canzonetta Romana. Teutscher Merkur 1780 4,276 — 280.
Nicht unterzeichnet. Ich nehme meine frühere Vermutung (Freundesgaben für C. A. H. Burk-
hardt, Weimar 1900 S. 140 Anm.), W. sei der Übersetzer, wieder auf, entgegen der An-
merkung zu S. 1 1 der Prolegomena III, und stelle die Verfasserschaft neuerdings zur
Erwägung aus folgenden Gründen.
Die Einleitung (s. Nr. 659) stammt sicher von W., denn nur der Herausgeber des
Merkur konnte schreiben: 'Noch bitte ich unsre schönen Leserinnen um Erlaubnis, ihnen
zum Beschluß dieses Jahres mit einem Römischen Liedchen . . . aufzuwarten.' Nun heißt
es aber in derselben Einleitung weiter: "Die DoUmetschung hat keine andre Prätension
als das Verständnis des Textes ... zu erleichtern.' Diese Bescheidcnheitswendung steht
doch nur dem Übersetzer selbst an; jedem Mitarbeiter gegenüber enthält sie eine unhöf-
liche Kritik, die sich W. ja als Herausgeber zuweilen gegen den und jenen erlaubte,
aber gewiß nicht gegen Goethe herausnahm. Ferner; die Einleitung schließt: "Wer diese
Canzonetta ... mit Reimen übersetzen kann, soll mir der große Apollo seyn!' Darauf
nimmt Bezug W.s Nachschrift zu Gries' Übertragung, Nr. 11 96 der Prolegomena, mit
diesen Worten: "Ich erinnerte mich . . ., dass ich das Italiänische Original . . . nebst einer
Übersetzung in Versen ohne Reim ... im December des Merkurs von 1780 gegeben
hatte, und, vermuthlich in einer kleinen Anwandlung von Laune, da mir selbst der Ver-
such einer Übersetzung in Reimen nicht hatte gelingen wollen, mir die etwas unvor-
sichtigen Worte hatte entfahren lassen: 'Wer diese Kanzonette ... mit Reimen über-
setzen könnte' usw. Die Wendungen: ich hatte gegeben, mir war keine gereimte Über-
setzung gelungen, ich war darüber mislaunig, müssen den Eindruck erwecken, daß der
Schreiber auch der Verfasser der ungereimten Strophen ist. Dazu nimmt W. als Titel
den von Gries gewählten Die Federn', während im Merkurdruck 1780 keine Überschrift,
' ^."""^ beschwert sich im Brief an Böttiger (s. oben zu Nr. 1196) ül.er den falschen Titelzusatz 'Nach
dem bnghschen statt Italienischen' und über andere Druckfehler im Merkur 1798 1,57 ff.
Prolegomena zu einer Wieland- Ausgabe. VII. 65
in dem mit 'Goethe' unterzeichneten Druck in Reichardts Musikalischem Almanach, Berlin
1796, aber Der Federsclimuck steht. Meines Wissens ist diese Unterschrift die einzige
Beglaubigung für Goethes Urheberschaft, die allerdings durch die Herausgeber des Nach-
lasses anerkannt wurde; denn sie nalimen, unter der neuen Aufschrift 'Mode-Römerinnen',
das Stückchen in den 47. Band auf, und zwar wie Reichardt als vierzeilige Strophen,
während der Merkurdruck dem Italienischen und seinen Reimen gemäß achtzeilige abge-
setzt hatte; im Texte aber wichen sie an einer Stelle — s. Weimarer Ausgabe Bd. 5 II
S. 202 — von Reichardts Kalender ab, und zwar so, daß sie dem Text des Merkur folgten.
Von diesem hinwieder stehen sie nicht nur an drei Stellen, wie ebenda verzeichnet ist,
ab, sondern auch: V. 36 Ihres Kriegesgotts] Ihrem Kriegesgott C 39 den Schweiffen ihrer
Pfauen] dem Schweife ihres Pfauen C, abgesehen von Rechtschreibung und Satzzeichen;
ob diese Änderungen auf Reichardt zurückgehen, ist in dessen mir unzugänglichem Ka-
lender zu prüfen. Reichardt und die Nachlaßherausgeber können Goethe wegen seiner
Beziehungen zur Komponistin der Canzonetta, Corona Schröter, für den Verdeutscher ge-
halten haben. Goethes Verkehr mit Reichardt war aber schon 1795 kühl, 1796 gelöst
(vgl. Schriften der Goethe-Gesellschaft 8, i i3fF.); daß er dem 'aufdringlichen' die Canzonetta
damals anbot, ist wenig wahrscheinlich. An W. sendete Reichardt 19. September 1795
eine Anzeige für den Merkur, die 1795 3, 323 veröffentlicht wurde; eine Anspielung auf
die Canzonetta habe ich mir aus dem ungedruckten Briefe nicht vorgemerkt. Es ist nacli
damaligem Kalendermäunerbrauch unnötig, anzunehmen, daß Reichardt für seinen Neu-
druck von Goethe oder W. zum Abdruck ermächtigt und über den Verfasser imterrichtet
worden sei. Umgekehrt wäre es erstaunlich, wenn W. in der Nachschrift zu Gries' Über-
tragung nochmals Goethe als Urheber der ersten verschwi(igen hätte, noch dazu in Worten,
die ihm selbst das Gedicht zueignen. Auch der vielbelesene Böttiger scheint Reichardts
Aufstellung nicht beachtet zu haben, weil er Gries — nach dessen Antwort (s. oben zu
Nr. II 96) — nicht auf diesen Rivalen aufmerk.sam machte. Ich sehe keinen Grund, die
Übersetzung W. nicht zuzutrauen, sie ist für ihn besser geraten, als sie es für Goethe wäre.
Für den Merkurherausgeber hatte sie ja den besondern Reiz, daß die Canzonetta V. 2 3 f.
die Federtracht als Einfiihrung des geflügelten Merkurs hinstellt. Auch Herder nimmt
einen sehr nahen Anteil W.s an der Veröffentlichung an ; er nennt in einem Briefchen an
Voigt (Goethes Briefe an Voigt, hg. von G. Jahn S. 461 Anm.) W. spöttisch Hofpfelzgraf
(W. war ja Pfalzgraf) und erwartet, er werde grob sein gegen Voigt und ihn als neue
Übersetzer, da er bei Scherzen, die ihn nur von fern streifen, keinen Spaß verstehe.
Nr. 33. 34: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 108. Vgl. Rudolf Ischer, Ein Beitrag
zur Kenntnis von W.s Übersetzungen Euphorion 14, 247 ff. — Das Wieland-Museum in
Biberach a. Riß besitzt nach Reinhold Schelles Mitteilung Diktat von Horazens Briefe
I. Buch I. — 20. Brief, II. Buch i. imd 2. Brief bis V. 126. — Zu Buch II Brief 2, Bd. 2
S. I38f. vgl. Teutscher Merkur 1783 2, 314 (richtig 10). Zu Brief 3 V. 89ff. I07ß". I29ff.
459ff. ebenda 1782 4, 2i3f. 1783 2,28.
Nr. 46: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 108.
Nr. 52: Ob die Baseler Ausgabe von 1789 sich 2. Auflage dieses Verlages nennt
oder nur neue Auflage der Ramlerschen Übertragung, weiß ich nicht. Ramlers Über-
setzung erschien Berlin 1777 (Goedeke 4', 181 Nr. 36). Ein Nachdruck davon Horazens
Dichtkunst mit Ramlers ÜI)ersetzung und Anmerkungen zum Gebrauche der Schulen
W'ürzburg, .1. J. Stahel 1780 enthält nichts von W., wie schon dem Datum nach vor-
auszusetzen ist.
Nr. 53 ff. : Blumenlese aus dem Stammbuche der deutschen mimischen Künstlerin,
Frauen Henriette Hendel-Schütz gebornen Schüler, Leipzig und Altenburg, F. A. Brock-
Phil..hist. Abh. 1921. Nr. 3. 9
g(5 Seuffkrt:
haus, 1815 S. 153 enthält einen Eintrag, unterzeichnet 'Weimar. Wieland. (Nach ^Lu-
eian'.)', Sokrates preise die Gebärdenkunst usw.; die Stelle bezielit sich auf W.s über-
sctzunsj- 4, 394. Der Stammbucheintrag ist Avohl 22.-29. Januar 1807 anzusetzen, vgl.
Goethe's Tagebücher IV 92, 7. 12. 93, 8. i i. 22, 25. — Vgl. Des Lucians Hetärengespräche
und der Dialog vom Tanze. Übersetzt von C. M. W. Neu herausgegeben und eingeleitet
von Hans Ludwig Held, München 191 2. Ob der von Floerke 'bearbeitete und ergänzte'
Neudruck in Klas.siker des Altertums 1. Reihe Bd. 7 — 1 i , München 191 1, Textfehler ver-
bessern hilft, weiß ich nicht. Strich, Die Mythologie aaO. i, 78 ff.
Nr. 67: vgl. Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft 1920 7, 260.
Nr. 72: vgl. P>itz Hilsenbeck, Aristophanes und die deutsche Literatur des 18. Jahr-
hunderts, Berliner Beiträge zur germanischen und romanischen Philologie 34, Berlin 1908.
Rudolf Binder, Über W.s Auffassung der szenischen Darstellung der Acharner des Ari-
stophanes, Gymnasialprogramm Bregenz 1909. Gurt Hille, Die deutsche Komödie unter
der Einwirkung des Aristophanes, Breslauer Beiträge zur Literaturgeschichte N. F. 2 Leip-
zig 1907.
Nr. 78: s. Nachtrag Prolegomena VI S. 109.
Nr. 81. 83: vgl. oben zu Nr. 12 16. Aus den Adversaria Nr. 1192 gehören zu Ari-
stophanes' Wolken: vielleicht die Abschrift aus Plularch de Genie Socratis Bl. s''; dann
der Entwurf zur Erläuterung:
Bl. 9". Zur Commentirung der Wolken des Aristofanes conf. inter alia, i) Hardions VII"' Disser-
tation snr Forigine et les progres de la Khetorique etc. Vol. 22 der Memoires de l'Acad. des Inscr. [Jacques
Ilaidion, Douze Dissertations sur l'origine et les progres de la rh(^torique dans la Grece. Memoires de l'Aca-
demie des Inscriptions et Beiles Lettres 1733 — 1754.]
der AiNOC des Aristof. Sokrates bezieht sich auf die Ainh des Demokritus.
I. Was war die alte Komödie;'
Was für ein Feld öfnete sie den Dichtern, das Volk zu belustigen i"
VV^as für Rechte und Freyheiten gestattete sie ihnen zu diesem Zweck.
Unterschied der Alten Komödie von der Menandrischen oder neuen, w eiche das Modell unsrer heutigen
ist [dieser Absatz mit Verweisungszeichen seitlich nachgetragen.]
Warum sah ihnen [unter gestr. : cannivierti^ die Policey soviel nach.
[Neben Absatz i als 2. Kolumne:] 2. Allgemeiner Zweck eines Komischen Dichtei-s, bey jedem seiner
Stücke den Preis davon zu tragen, indem er so viel ihm nur immer möglich war, seinem Stück alles [da-
nach gestr. : zu geben suchte], wodurch es gefallen konnte, zu geben, uod alle Voi'züge, deren die alte Ko-
mödie fähig war, darin zu vereinigen suchte, quoad materiam et formam.
3. Besonderer Zwek [über gestr. : Zweckt] des Aristofanes bey seiner Komödie überhaupt [die drei
letzten Wörter über gestr. : dm Wolhri] [Danach gestr. : '!)] Den Verfall der [danach gestr. : Erziehung] Re-
publik unter dem Demokratischen gouvernement diiecte und indirecte zu rügen, mit den menagemens, die
ihm die Klugheit hiebey nothwendig auferlegte.
Aristofanes war von der Aristokratischen Parthey, in wiefern:' Moral scher Charakter dieses Dichtere,
viel schlechter als Brunk und andre seiner Verehrer gestehen wollen. [Moralischer — wollen: nachgetragen.
Ph. Brunek's Ausgabe 1781 — 3.]
4. Besondere Zwecke des Aristofanes bey den Wolken.
a) Den Verfall der ehmaligen Erziehung als eine Quelle der Sittenverderbniß und des Verfalls der
Republik zu rügen.
b) In der Person des Strepsiades die Folgen zu zeigen, welche die Schwäche des Karakters bey
einem Hausvater für ihn selbst und für sein Hauswesen [danach gestr.: hat] nach sich zieht
c) Die Sofisten seiner Zeit überhaupt anzugreifen
d) Den Sokrates persönlich den Athenern lächerlich und verhaßt zu machen. Kurze Darstellung
dessen was Sokrates, höchstwahrscheinlich gewesen zu seyn scheint — In wie fern er sich um
die Meteora bekümmert haben mochte.
Worin seine Ironie bestand. Seine dialogistische Lehrart. Sein Cynismus ante Cynicos.
Wovon lebte er? [Von Kurze bis hierher mit \'erweisungszeichen seitlich nachgetragen.]
Entwiklung der unläugbaren Bosheit, womit Aristofanes hiebey zu Werke gegangen. [Da-
nach ein Wörtchen unleserlich durchstrichen.]
i) Es war nicht wohl möglich, daß der wahre Charakter des Sokrates dem Aristofanes hätte
unbekannt seyn können.
Prolf'ffomena zu einer Wieland -Ausyahe. VII. 67
2) Er mußte also besondere Bewegiirsachen und Absichten haben, warum er diesen Charakter
vorsetzlich verfälschte.
Bl. 9''. 3) Hätte er ihn bloß lächerlich machen wollen, so könnte dies allerdings ohne Persönlichen
Haß und absque [dies üdZ nachgetragen] aninio nocendi geschehen und dann hätte Brunck
recht [die fünf letzten Wörter nachgetragen]
4) Es ist aber handgreiflich daß er ihn verhaßt machen wollte. Beweise. Vortheile die ihm
des Sokrates wirklicher Karakter dazu gab.
5) Wahrscheinliche Ursache seines Hasses gegen Sokrates.
5. Schlechten Succeß der Wolken bey dem athenischen Publiko.
Dessen wahrscheinliche Ursache. ,
Hat Ai-istofanes dem Sokrates wirklich nichts geschadet? [Die nächste halbe Seite ist leer; der Entwurf
wurde also nicht weiter angelegt]
Bl. 10». Perikles stand der Republik 40 Jahre vor. Er starb im 4' Jahr der Systen Olympiade.
Anaxagoras
Zeno von Elea, Protagoras [darüber der Ort:] von Abdera, Gorgias von Leontium, Hippias,
Theodor von Byzanz Aleidamas aus Elea in Asien, Evi-niis von Paros,
Protagoras kam in der 84sten Olympi.ide zum ersten mahl nach Athen, und war der erste So fist, der
eine Taxe für seine Lekzionen setzte.
Sokrates
wurde im 4' Jahr der 77sten Olympiade gebohrcn und starb [darüber:] im i. der 95stcn [in der Zeile fort:]
im 7isten seines Alters. Als die Wolken gegeben wurden, war er ungefähr 48 [aus: 4f>[l']] Jahr alt.
Aristofanes hatte [darüber die Zeitangabe:] im i. der SSsten Olympiade als sein erstes Stück, die
Daitales, gegeben wurde das Gesetzmäßige Alter von 30 Jahren noch nicht. Er war also nicht über 32
bis 33 Jahre als er die Wolken gab.
Xenofon , . „, . , / 82. i oder 2
Piaton gcbohren Olympiade | g^ ^ ^^^^^^ g^^,^ . ^^ ^^
Xenofon war zur Zeit, da die Wolken aufgeführt wurden, ungefähr 26 [aus 25], Plato nur 5 [über
gestr. : 4] Jahre alt.
Der letztere war ungefähr 30 Jahre als Sokrates starb. [Die zwei letzten Absätze mit Verweisungs-
zeichen seitlich nachgetragen.]
Alci biades
wurde im 2' Jahr der 82sten Olympiade geliohren. starb im i. der 94ten Olympiade. War also [also: viel-
leicht gestr.] bey .Aufführung der Wolken [dannch gestr.: ungefähr] 22 [aus 2.V] Jahre alt, und befand sich
damahls eben im Besitz .seiner gi-ößten Popularität.
Gorgias kam in der 88sten Olympiade als Gesandter seiner Vaterstadt [die vier letzten Wörter iidZ
nachgetragen] nach Athen, also nur wenige Jahre vor den Wolken. Er war [e]in Schüler [wohl aus: S'hul/-^
des Empcdokles, und des Redners Korax von Syr.ikus. Mem[oires de l'Academie des Inscriptions] XXII
pag. 507 [oder .5/7;']. seq. Sein großes Succeß zu Athen, ibid. p. 510. s. [Sein — 510. s.: unten aR nachgetragen.
Seitlich nachgetragen der Satz:] Gorgias ei'hielt von den Richtern der Pythischen Kampfspiele eine goldne
Bildsäule im Tempel des Pythischen Apollo, überlebte den Tod des Sokrates noch um mehr als 20 Jahre.
[Als zweite Kolumne steht Bl. 10» von Anfang bis Piaton in abgesetzten Zeilen:]
Zeitfolge der Aristofanisclien Komödien
Olymp. 88. 3. Acharnes. 6 [aus 7]. B[elli] P[eloponnesiaci]. 4. Equites. »[nno] 7 [aus iV]"» B. Pelop.
Olymp. 89. I. Nubcs. anno 9 [aus 8]. Bell. Pel. z.Vespae.
Olymp. 90. I. Pax.
OljTiip. 91. 2. Aves.
Olymp. 92. I. The-smophoriazusae. Lysistrata. 4. Plutos I.
Olymp. 93. 3. Batrachi.
Olymp. 97. I. sfive] [*. üdZ. nachgetragen] 2. Ecclesiazusae. 4. Plutos II.
Nach Nr. 83: 83a. 1798. 1799. Jltwa in diese Zeit i.st zu setzen die selir gekürzte,
bis zu Sinnveränderungen freie Obertragung des Prologs zu Arlstophanes Ekklesia-
zusen in Adversaria Nr. i 192.
Bl. 1 1 ''. Praxagora zu ihrer Lampe
Du einzige verschwigne Zeugin unsrer nächtlichen
Mysterien [davor gestr.: Verliebten iS[tunden i']] und der unerschöpflichen
Erfindsamen Gewandtheit [darnach «estr. : «/«[ander]] uns in immer neue
Gestalten zu verwandeln und dem Überdruß
Durch immer neuen Reiz zuvoi-zukommen.
Nr. 84. 85: Vielleicht ist zu den Sokratischen Gesprächen vorgemerkt in Adversaria
Nr. 1 192 Bl. i'': 'F'ine Beweisstelle, daß zu Xenofons Zeiten schon ein ausgebreiteter Buch-
handel existiert haben müsse steht in Xenof. Anabasi L. VII cap. 5 § 8.' Vgl. oben S. 51.
9*
(58 Seuffert:
Nr. 87. 88: vgl. Nr. 1 192 Adversaria, avo die mit Horaz sicli befassenden Vorlesungen
Haberfeldts 1800 verzeichnet sind. — Exemplar mit eigenbändigen Verbesserungen W.s :
Staatsbibliothek Berlin Mscr. Germ. 4" 856.
Nr. 89. 90: Der Verleger und Schwiegersohn W.s, Heinrich (Jeßner, schreibt am
2. Juni 181 2 an Böttiger (Handschrift in Dresden, Lündes-Bibliotliek): W. habe ihn ge-
fragt, ob er es nicht mit einem Taschenbuch für 1 8 1 3 oder 1 8 1 4 versuchen wolle. W.
werde dazu seine Übersetzung des Gastmahls geben, das zwar im Attischen Museum
erschienen, aber eben deswegen den wenigsten Mitgliedern der eleganten Lesewelt in die
Hände gekommen sei: 'hiedurch aber den Endzweck, warum ich dieses schönste Meister-
stück des echt Sokratischen Geistes und der feinsten attischen Urbanität in Deutschland
bekannt und wo möglich in allen Händen hätte wissen mögen, nicht erreichen konnte',
schreibe W. an Geßner und fahre fort: 'Was ich selbst dazu beitragen würde, wäre, der
Übersetzung die möglichste Vollendung zu geben und sie mit etlichen eignen Absätzen
zu begleiten.' Ob davon etwas fertig wurde, was Böttiger im angeführten Neudruck ver-
wenden konnte, weiß ich niclit.
Nr. 92. 93. 96: s. Nachträge Prolegomena VI S. 109. Fritz Behrend ergänzt die Signatur
T 442 und den Beginn der Handschriften: Neues Attisches Museum I 47ff. I i ff. II i loff.
— Zu Nr. 92 und 96 vgl. oben zu Nr. 12 16.
Nach Nr. 97:97a. Bei Leo Liepmannssohns Berliner 41. Autographen Versteigerung
19 13 erwarb das Schiller- Museum in Marbach a. N. Nr. 16 13'' ein nach Liepmannssolins
Aufstellung eigenhändiges Schriftstück W.s ohne Über- und Unterschrift, Zeit- \md Ortsan-
gabe. Ich verdanke dem Museumsbeamten Hasenauer die Absclirift des kleinen literarischen
Notizzeltels', der drei Fassungen einiger Verse trägt; die erste mit Blei geschrieben (mir bei
W. ungeläufig) und sehr verwischt, die andern mit Tinte darunter und daneben. Die
Verse sind Übersetzung von Anakreons: FFapa thn ckihn BAevAAOY; s. Carmina ana-
creontea ed. Carolus Preisendanz, Leipzig Teubner 191 2 S. 1 7 Nr. XVIII *" "Aaao eic tön
AYTÖN [eic NeüTepON BÄeYAAON]. Da unter den griechischen Übungen der Herzogin Anna
Amalia im Großhgl. Ilausarchiv Nr. 123 Abt. A XVIII ihre Übertragung des Gedichtes
steht, wovon ich nur den Anfang: 'Sitze o Batliyll bey jenem Schatten' kenne, könnte
die W.sche Niederschrift in die 1780er Jalire fallen, denen ein Teil jener Übungen an-
gehört. Aber die Erhaltung eines Zettels W.s aus diesen Jahren ist wenig wahrschein-
lich; glaubhafter dünkt mich, daß W. 1800 durch Herders Kalligone (Suphan 22, 103
'der Schattenplatz imter diesem Baum, Anakreons und Bathyllus KATArünoN, das jeden Vor-
übergehenden einlud') auf Anakreon zurückgefülirt wurde, zumal er damals selbst so tief
in griechische Literatur versunken war. Ich setze die Verse hierher, bessere aber den
von Liepmannssohn und Hasenauer verlesenen Namen Bethyllos.
[i] Setze nun [?] Batbyllos zu mir dich
In des schönen B.-iumes Schatten
Sieh wie sanft am zartsten .\stclien
Er so weiches Haar bewegt
Horch wie neben ihm so lieblich
Die geschwätzige Quelle rieselt
[2] Setze dich zu mir Bathj'Uos
In den Schatten hin! Wie schön ist
Dieser Baum, der seine zarten
Haar' am dünnsten Ästchen schüttelt
.... [unleserlich] rieselt ihm zur Seite
Der geschwätz'ge Quell. Wer könnt es
Sehn u. a. solch[eni] Ruhplatz
Unge
Prolegomena zu einer Wieland- Ausgabe. VII. 69
[3] Setze dich zu mir Bathyllos
Iq des schönen Baumes Schatten
Der so sanft am zartsten Ästchen
Seine weichen Haare reget.
Sieh wie neben ihm so lieblich
Die geschwätzige Quelle rieselt.
Konnte wer's erblickt hey einem
solchen Ruheplatz vorbej'gehn.
Nr. 99ff.: s. Naclitrag Prolegomena VI S. 109. Hier ist bei 3. zu berichtigen: statt
of tlie City of Boston. Mass. lies: New York, wie L. L. Mackall mich aufmerksam machte,
Kollation nach Bd. 5 S. 8 — 10 der Cicero- Übersetzung. Die Handschrift trägt Seiten-
zahlen 7. 8.
S. 8 Z. 6 nach 706 Komma st. Punkt 8 noch üdZ nachgetragen 13 nach sUhe, durchstrichen:
schrnbt mir Schluß unleserlich. Vor Quiritus durchstr. Qu 21 — 29 seitlich aR 22 welchen aus wdchem
nach gestr. rnri Cicero wohl aus Ansatz zu ßr(ief ] nach gestr. im X/Il.] Xlllien mit der üblichen Abkürzung
für en 23 Kommata fehlen 24 nach bei gestr. rier 26 er üdZ nachgetr. S. 9 Z. 4 erkundigt
aus erkundiytr 5 alle üdZ nachgetr. 6 hithrsten über gestr. (/rö/lUn nach ihm gestr. die über gestr.
n7i/> 8 vor fffffen gostr. ge 9 die über gestr. viele nachdrücklichsti n aus nachdriUklicIie 12 rasenden
ÜdZ, nachgetr. 13. 14 cugcschickt nach gestr. ühirschickte, Komma zu streichen vergessen 14 Daß
dir über gestr. hh bin gewiß, Komma zu streichen vergessen J 5. 1 6 martern nach gestr. ^[uälen] 1 8 Komma
fehlt nach mich gestr. über sie 20 Komma fehlt 2 1 fester über gestr. besser 24 encorc] Anfangs
e über gestr. a 2$ n'ne aus keine nicht anders üdZ nachgetr. 27 — 31 seitlich aR 27 Wo]
wo 30 nach Cäsarv, gestr. Stand jitzt] i:l S. 10 Z. i und 6 A/le.'^] alles \V. schreibt ein mittelgroßes
a an beiden Stellen 4 nach stark Komma gestr. 5 ehemals] ehmals 7 nach es gestr. demnach
nach ich gestr. miih 9 so lange über gestr. in din Augenblicken da 16 Komma fehlt 17 etwas
ÜdZ nachgetr. 18 nach /«A/mi fehlt Komma vor reerth gestr. th/uer 20 letztes] leztts ha'ie aus haben
werde 20. 2 1 I^ebe wohl] Jjebewohl 2 2 \Bruruiisimn^ [Bnindnsium] nach Lebewohl, nachgetr. 20.] 20s/eti
23. 24 seitlich aR 23 Minen] unter s ein Ansatz C 24 N'ffeti.] Neffen,
Weitere Handschriften: i) 'Atis der [welcher?] Einleitung zu W.s Übersetzung der
Briefe Ciceros' mit vielen Korrekturen' 2 SS. kl. 4° J. A. Stargardt, Berlin, Katal. CCXXX
Nr. 463. 2) 2 SS. 91. 92. 4" aus der Übersetzung mit vielen Korrekturen. Ebenda
Nr. 464 und (vor- oder nachher?) K.trl Ernst Henrici, Berlin, Auktionskatal. 191 2 Nr. 422.
3) 12 SS. 95 — 104 III. 112. 4° Konzept. Liepmannssohn, Berlin, Versteigerung 1909
Katal. 38 Nr. 305 und Katal. 177 Nr. 447. 4) Der größere Teil der 5. Erläuterung zum
8. Buch = Druck Bd. 3 S. 501 Z. 3 vu bis S. 504 Z. 19 mit kleinen Abweichungen Staats-
bibliothek München Autogr. VIII A'. Gütige Mitteilung der Handschriftenabteilung. 5) Er-
läuterung zum achten Buch i Bl. 4°. Und Fragment aus der Übersetzung besitzt Staats-
bibliothek Berlin, das letztere in Sammlung Vamhagen. 6) 2 SS. 4° Übersetzung des
Beginnes des 9. Buches = Druck Bd. 4 S. 3 bis S. 6 Z. i 'Battonius'. Wieland-Museum
Biberach a. Riß. Durch Reinhold Schelle mir vorgelegt.
Kollation. S. 3 Z. 3 Divers!] Diversos. Zeitrechn.] Ziitrechnung. 4 dick verwendete [danach gestr. Komma]
über gestr. deine Ehre*) beeiferie [danach bleibt Komma] 5 öffentlichen] öffntlichen 7 nach mir gestr. Komma
8 nach einst gestr. in ein Virantassung] Viranlaßung guten Diinste über gestr. Verwendung 9 set/n] sein In-
dessen — mit über gestr. Aber [darüber gestr. Ich?], aufrichtig [danach aR gestr. Allein,] zu reden wenn ich
die reine 10 nach sagen Komma nachgetr. vor gestr. soll, so hast hast aR nachgetr. 10 zurückgegeben,]
Komma fehlt 13 nach Stimme, gestr. nicht [das dann wiederholt ist] 14 nach gesprochen — gestr. als
16. 17 daß du ÜdZ nachgetr. 17 nach sogar gestr. durch <f[eine] darüber: dieser [nach gestr. in] Angelegen-
heit halber] halben nachträgl. üdZ beigefügt 18 nach Meinigen gestr. dieser Sache wegen 19 sie aR nachgetr.
nach gestr. sie 20 irgend etwas über gestr. ein 21 deiner aus deines vor gestr. Wohlwollens 21. 22 Gesinnung
— mich all nachgetr. 22.23 ehrenvoller.] Komma fehlt S. 4 Z. 2 Verdienstes] Verdiensts sind schon über gestr.
sind haben gar Vielen] vielen aus viele ohne [danach üdZ gestr. ihr] Verdienst aR mit Verweisungszeichen
nachgetr. 4 nach von gestr. solchen wie du üdZ nachgetr. ohne Komma 6 Komma fehlt 7 sdbsl, aus selbst;
welche — allein, über gestr. ilenn wns [darüber gestr. da [?] sie] kan fruchtbringender sein als sie, 7. 8. in — auf
über gestr. /Br die Zwecke dann aR gestr. Gesinnungen 8 die über gestr. ttn.sere 9 sind, vipUeicht aR nachgetr.
danach gestr. so 10 Ich über gestr. Denn [darüber gestr. Denn] Ich [aus ich] also über gestr. da/ier 11 sowohl
ÜdZ nachgetr. fz gleicher über gestr. «i>)cr/^[i| 13 mich üdZ nachgetr. halten über gestr. steh/n 14 vorder
gestr. der 16 sujn] siin über gestr. bleiben Möchte 's] Macht' es aus Möchte die über gestr. Fortuna
16. 17 Glücksjföflin aR vor und über gestr. es 20 gleichwohl über gestr. doch nach mich und 21 Vorgefühl
0 Seuffert;
fehlt Komma 22 Icann — sein;] kann — sein, über gestr. kümmert dich nichts 24 vor für gestr. g« 26 nach
Zeit fehlt Komma 27 den Appius üdZ nachgetr. 28 und 2f>stpn] u. 26. 29 VIII.] VIII t/n S. 5 Z. i. 2 eine
Indessen über gestr. b/oß meine Sorge. Nur [darüber gestr. Indessen] i meiwn nicht gesperrt 2 nach icA,
gestr. daß 3 jVwer über gestr. dieser 4 on rfi'cÄ üdZ nachgetr. 5 viel eher wohl aus vielmeher 7 nach ich
fehlt Komma 8 wte«;,-] «^;>i;; mrin über gestr. dieser 9 rfa früher gestr. a/« 10 {«/, üdZ nachgetr. be-
srheidener nach gestr. beschneid Z. 13 vor Z. 12 14 «Äcn üdZ nachgetr. nach lange fehlt Komma i'6 «:ar,
ÜdZ nachgetr. 17 September] Septcmb. 19 Schifffahrt] Schiffahrt über gestr. Schiffarth aus Seereise 20 nach
Pilia*) gestr. rf/r zusammen getroffen verbunden zu einem Wort aus zusammentraf 21 f/j'r üdZ nachgetr. az —
S. 6 Z. I i>a/ür — Battonius über und unter gestr. Baltonius mit seiner 24 J>/27] mit S. 6 Z. i vor aScr ftdZ
gestr. hat dann sind nachgetr. und gestr. : uns dann aber dann otjV darauf folgt das ungestrichene aber
7) 2 SS. 4° Übersetzung des Beginnes der Erläuterungen zum 10. Buch = Druck Bd. 4
S. 501 — 503 Z. 8 'Einmüthigkeit'. Wieland-Museum Biberach a. Riß. Durch Reinhold
Schelle mir vorgelegt.
Kollation. S. 501 Z. 3 Zehnten] Zehenten 7 Kommata fehlen grenzenlosen] Grenzem/osen 11 Aber,] Aber
12 der ÜdZ nachgetr. 13 dm üdZ nachgetr. vor gestr. drei 14 durch fehlt 17 — welche beide darin über
gestr. habe abschrecken lassen 18 dass sie aR nachgetr. Mehrzahl über gestr. daß des deutschen Wortes aus
das deutsche Wort 19 nach Bedeutung gestr. Anführungszeichen, Komma fehlt lateinischen] Lateinischen
21 selbst, in allen über gestr. m unzählichen 22 c?as aus flfera 23 zu üdZ nachgetr. 24 mit einem aK zu und
über gestr. durch den 25 der über gestr. a//fr S. 502 Z. 2 .WcAreaA^] Mehrzahl, vor Äf»[?] 3 nach sondern
gestr. vielmehr 4 vermuthlich aR nachgetr. 6 Klammer aus Komma 7 j^ew««?».] Punkt aus Komma, danach
gestr. überdies auch gestehen, daß 8 Komma fehlt 1 1 ich üdZ nachgetr. 12 in — Zeilen üdZ nachgetr.
14 Falls] falls werden sollte über und aR zu gestr. würde 15 Sprachgerichte] Sprachgerichte, 17 nach 2) gestr.
» ae vettern, scribis, quisnam hie significasset. > nach ganze üdZ nachgetr. «Ste/Ze vor gestr. Stelle, deren Verdorben-
heit aus der \aus der über gestr. van dem] Handschrift [aus llanschrift] irgend eines der ältesten Abschreibers in
alle übrigen, noch vorhandenen, übergegangen .'■ein muß, 17. 18 in — Ausgabe aR nachgetr. 21 scribis] bis zu
unterstreichen vergessen 21 Alles] alles 22 nach Worten gestr. üdZ an nach certe Komma gestr. etc.] etc,
26 — 35 aR 28 Briefe] Briefe, 29 nach Spiel) gestr. ( Komma fehlt 30 pßegen,] vor nachgetr. Komma gestr. )
32 nach und gestr. mir nach Zusatz fehlt Komma 33 stehl,'^] steht", 35 einleuchtender] r fehlt wegen Aus-
fransung des Papiers. S. 503 Z. 3 Gedankenstrich üdZ nachgetr. am] an vor gestr. dem glücklichen] glück-
lichem [es ist bestimmt im Druck zu lesen: 'an glücklichem] 4 nach Sache gestr. , bei welcher sie soviel zu
verlieren hatten, und 6 nach bewußt gestr. /(/([Iten :'] 7 Wärme^ Komma nachgetr. vor gestr. und
Die Lesarten sind hier umständlich zusammengetragen, damit Art und Wert der
Nachlaßblätter für die Entstehung der Cicero-Übersetzung an einigen ergiebigen Beispielen
augenfällig werde. Auch soll erhellen, daß Schwankungen der Schreibung des Druckes,
z. B. zwischen Alle und alle, seyn und sein auf den Widerstreit der Handschrift mit der
Setzergewohnheit zurückgeht, daß der Setzer Beistriche mehrt und mindert usw.
Endlich ist zu verzeichnen 8) i Bl. aus der Übersetzung 181 1 (also Bd. 4, d. i. Buch 9
und 10) und i Bl. Erläuterungen zum 9. Buch. Nationalbibliothek Wien. — Von Max Morris
erliielt Erich Schmidt ein Doppelbl. 4° von C. A. Böttigers Hand mit Ratschlägen zu meh-
reren Bd. 2 S. 39 — io6ff. gedruckten Briefen; ferner das Prolegomena III S. 35 kurz er-
wähnte Doppelbl. kl. 4°, das vielleicht von Reinhard herrührt; davon 2 SS. beschrieben
mit Bemerkungen zu den Bd. 2 S. 158— i88fF. gedruckten Briefen; und von derselben
Hand i Bl. kl. 4° zu Bd. 2 S. 35— 7 2flf.
Zur Bandverteilung.
(Zählung nach den Prolegomena).
Werke.
Als Anhang zum Apparate der Jugendschriften sind aufzunehmen: Nr. 5a Portrait
de Sophie. Nr. 9a An Sophie. Vielleicht Nr. 39a Anteil an Bodmer, Jacobs Wiederkunft.
Kaum 7 1 a Pfingstode. Jedesfalls Nr. 75 Grandisons Geschichte in Görlitz. looa Swiftanzeige.
Zu Band 6 Stück 3 Komische Erzählungen Nr. 384 a für Lesarten zu beachten.
Anhang Nr. 133a Promemoria. Nr. 133b Beleuchtung. Nr. 134a Beschwerungs-
schrift. Nr. 138a Pro notitia. Nr. 138b und 138c Amtsschreiben.
Prolegomena zu einer M,^ieland- Ausgabe. VII. 71
Band 9 Stück 5 Amor Nr. 237a nach Lesarten Nr. 192 zu beachten. ~
Band 12 nach Stück 2 einzureihen: Nr. 369a. 369b Cantaten. (
Anliang Nr. 523. 524 fallen weg.
Band 13 an Stück 40 anzureihen: Nr. 524 Charade.
In Anhang Nr. 23a der Übersetzungen. Nr. 523.
Band 15. Im Apparat zu Stück 9 Pythagoräische Frauen zu benutzen Nr. 1007 a Avis.
Nach Stück 18 anzureihen: Nr. 1134a Reliquie.
Band 21 sind einzureihen: Nr. 232a. 239a. Ergänzung zu Nr. 273. 411a.
In Anhang etwa Nr. 391a. Zu erwähnen Nr. 195 a. iQSb.
Band 22 i.st einzureihen: Nr. 467a.
Band 23 sind einzureihen: Nr. 767a. 776a. 776b. 787a. 787b. 803a. 812a.
814a. 879a.
Band 24 Anhang in 3. Abtlg. fällt weg Nr. 999.
Band 25 .sind einzureihen: Nr. ii68a. 1183a. 1255a.
Zu Anhang 3. Abtlg.: Nr. i 192 ist hier in Übersicht zu behandeln, nur Nr. 1201 b
abzudrucken; die Nummern, denen die sonstigen Teile der Adversaria zuge-
wiesen wurden, sind anzuführen.
Anhang 4. Abtlg. sind einzureihen: Nr. 1232a. 1232b.
Übersetzungen.
Band 10 als Anhang Nr. 83a Aristophanes Ekklesiazusen.
Band 11 als Anhang Nr. 97 a Anakreon.
Berlin, gedruckt in der Reiclisdruclierei.
ABHANDLUNGEN
DER PREUSSISCHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
JAHRGANG 1921
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE
Nr. 4
DIE GEORGIKA DES DEMOKRITOS
VON
Prof. Dr. M. WELLMANN
BERLIN 1921
VERLAG DKR AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
IN KOMMISSION BEI DER
VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER \ERLEGER WALTER DE GRUYTER V. CO.
VOSÜALS O. J. uASt HKN'SdIli VERLAUSIIANDLI'NU. 1. UUITENTAO. VEKLAGSBDC'HHANDLCMU.
UKORU BKIXER. KAKL J. TRObNER VEIT V. COUP.
Vorgelegt in der Sitzung der phil.-hist. Klasse am 12. Mai 1921.
Zum Druck genehmigt am 27. Juni 1921, ausgegeben am 6. Oktober 19"21.
in Tlirasylls Verzeichnis der Schriften Demokrits bei Diog. L. (IX 48) begegnet uns
unter den technischen Schriften der Titel TTepi reupriAc fi re(dpriK(lJN\ Erwähnt wird dies
Werk mit Titel und Verfassernamen nur einmal in der griechisch-römischen Fachliteratur
von Columella (r. r. XI 3, 2 aus Celsus-Diophanes-Cassius Dionysios um 88 v. Chr.): Demo-
critus in eo libro quem Georgica' appellavit, parum prudenter censet eos facere, qui hortis
extruant munimenta, quod neque latere fabricata maceries perennare possit pluviis ac
tempestatibus plerumque infestata, eque lapide^ supra rei dignitatem poscat impensa; si
vero amplum modum saepire quis velit, patrimonio esse opus. Auf denselben Autor ist
femer das Zitat in dem Katalog der griecliischen Fachscliriftstellcr bei Varro (r. r. I 1,8)
zu beziehen, das den Reigen der pliilosophischen Landwirte eröffnet*, off'enbar weil Varro
den Verfasser für den berühmten Träger dieses Namens gehalten hat\ Dazu kommen
Bruchstücke unter dem Namen des Demokrit bei Columella, Plinius, Palladius und den
Geoponica. Das ist alles, wa.s wir bislier von dieser Schrift wußten.
Schon Ern.st Meyer hat in seiner Geschichte der Botanik (I 16 f.) namentlich aus sach-
lichen Gründen das Werk für apokryph erklärt und es dem Mendesier Bolos Demokritos
zugewiesen, und ihm sind Gemoll*, E. Oder" und Weidlich* darin gefolgt. Neuerdings
versucht H. Diels in seinen Vorsokratikern wohl lediglich auf Grund des Thrasyllkataloges
wenigstens die Zitate bei Columella für den echten Demokrit zu retten. Dieser Umstand
legt mir die Verpflichtung auf, die Argumente, die gegen diese Annahme sprechen, in
aller Kürze vorzuführen.
Zunäclist ist so viel klar, daß die Urheberschaft des Mendesiers ausgeschlossen ist,
wenn sich beweisen ließe, daß das Schriftenverzeichnis Thrasylls', so wie es uns vorliegt,
lediglich ein Exzerpt aus der auf pinakographischen Studien beruhenden Sclirift des Kalli-
machos rTepi tun Ahmokpitoy tawccun kai CYNTArMÄTCüN*" ist; denn Bolos gehört, wie wir
später sehen werden, der nachkallimacheischen Zeit an. Aber dieser Beweis kann nicht
geführt werden; es darf vielmehr als feststehend betrachtet werden, daß dies Verzeichnis,
das nicht erst von Thrasyll herrührt, sondern wegen der ihm zugrunde liegenden tetra-
logischen Anordnung und der Einteilung der Schriften nach sachlichen Gesichtspunkten
' rcuMexpiKÖN und reuwerPiKÖN Hdss. Vgl. Diels, Vors.3 55 A 33 S. 20, 29. 55 B 26 S. 69, 7. E. Wellmann
bei P\V.Vi37.
' yenrgicon und gtorgica Hdss.
' etpte lap'd* Diels: nrijue lapide.i Hdss: et lapidea Weidlich.
* Die Worte lauten: de philosophis (sc. f;raece scripsenint de agricultura) Democritus physicus, Xenophon
Socraticux, Aristoteles et Theoplirastus peripatetici, Archytas Pythagoreus.
' Vgl. übrigens noch Isid. ()r. XVII i, i (aus Garg. Mart.): rerum rusticarum scribendi sollertiain apud
Graecos primus Hesiodus Boeotius humanis studiis contiilit; deinde Democritus. Letzte Quelle Varro.
" Untersuchungen über die Quellen der Geoponica (Berl. Stud. i) S. 125.
' Rh. Mus. 45, 76 f.
' Die Sympathie in der antiken Literatur (Stuttgart 1894) S. 14 f.
" Dies Verzeichnis stammt, wie Usener (Kl. Schriften III 157) mit Recht vermutet hat, aus seiner Schrift
Ta npö THC ANArNWceuc tun Ahmokpitoy bibaIun (D. L. IX41); an eine Kditorentätigkeit dieses Hofastrologen
des Tiberius ist natürlich nicht zu denken.
'" Vgl. Suid. s. V. Diels, Vors. 55 A 32 S. 19, 11. üueb, Rh. M. a. a. 0. 73f. Rohde, KI. Schriften I 251.
1*
4 M. Wellmann:
der Editorentätigkeit des Tyrannion von Amisos und Andronikos von Rhodos seine Ent-
stehung verdankt', also die literarhistorische Kritik des i. Jahrhunderts v. Chr. wider-
spiegelt, zwar an die pinakographischen Arbeiten des großen Alexandriners anknüpft, aber
daneben auch die umfangreiche pseudepigraphe Literatur berücksichtigt, die sich seit der
Zeit des Ptolemaios III. Euergetes an Demokrits Namen angehängt hat und die gerade zu
Beginn dieses Jahrhunderts in Rom und anderwärts, namentlich auf naturwissenschaft-
lichem Gebiet, eine tiefgehende Wirkung ausübte".
Nun beachte man, daß der Verfasser der fecopriKA in dem Katalog Varros, d. h. bei
Cassius Dionysius den Beinamen ö oyciköc führt. Darin liegt meines Erachtens eine bestimmte
Absicht; denn Ahmökpitoc b «yciköc (= wÄroc) ist die typische Bezeichnung des unechten
Demokrit in den Geoponica^, dessen naturwissenschaftliche Schriftstellerei {IctopIa oyciki^)
diesen Beinamen vollkommen rechtfertigt, während der Abderite gewöhnlich 6 'AbahrIthc
oder b <t>iA6co*oc oder schlechtweg Ahmökpitoc genannt wird, und, wie es scheint, nur von
Epikur* und den Epikureern, die sich bekanntlich besonders viel auf ihre Physik zugute
taten (vgl. 'GniKOVPoc b «yciköc), dieser Beiname auf ihn übertragen worden ist, ohne indes an
ihm haften zu blejben. Cassius Dionysius bezweckte also mit diesem Zusätze, einer Ver-
wechslung des Abderiten mit dem unechten Demokrit vorzubeugen, übrigens ist die Ge-
sellschaft, in der er bei Varro erscheint, nicht weniger anrüchig; denn abgesehen von
Xenophons Oikonomiköc sind die Schriften der hier genannten Philosophen, die feupriAc
nAPArr^AMATA Theophrasts'\ die TecopriKÄ des Stagiriten" und des Archytas Schrift TTepi
reupriAc' gleichfalls apokryph. E. Oder** hat recht mit seiner Behauptung, daß überhaupt
kein namhafter griechischer Philosopli mit Ausnahme Xenophons über Landwirtschaft
geschrieben hat.
' Vgl. UsENKR, Kl. Schriften TI 307 f., in 151 f. Diels, Didymos' Kommentar zu Demosthenes XXI. Vors.
a. a. O. E. ScHWARTZ PW. I 2164. Daß der Verfasser des Verzeichnisses die Schriften des Bolos Dcmokritos
gekannt hat, ergibt sich aus den Titeln TTepi icTOPiHC (Diels, Vors. S. 21,4. Suid. s. v. Böaoc bei Diels
S. 125, 8: BÖAOC Ahmökpitoc *iAÖco<t>oc "Ictopian kaI Tsxnhn iatpikhn) und XeiPÖKWHTA npoBAHMATA (Diels
S. 21,6. 125, 10 ff.), die allerdings unter den besonders verdächtigen Schriften stehen.
' So knüpft der Dichter der Erotopaignia Laevius aus dem Anfange des i. Jahrhunderts v.Chr. (vgl.
Leo, Herrn. 49, 180 f.) nicht nur in dem Titel (Bolos schrieb nAirMA), sondern auch inhaltlich an Bolos an.
Vgl. das Bruchstück bei Apul. Apol. 30 S. 36, 4 H. Nigidius Figulus verdankt ihm den Stoff zu seiner Schrift
De animalibus. Außerdem ist er von Cassius Dionysius, Poseidonios, Metrodor von Skepsis, Krateuas und
Paxamos (um 60 v. Chr.) für ihre Zwecke zu Rate gezogen worden.
^ Geop. XIX 7, 3 : Ahmökpitoc gyn Ö <t>YciKÖc äc*oa^aoy Wzhc ^n' ÖAiroN eAAceeicHC mnäc r' KGAe't'ei kao'
6KACT0N gyn SIC THN TPOPKN MirNfNAI KTA. II14, 4: AhMÖKPITOC AG *YCIKHN TINA nAPATHPHCIN nAPAAlAOYC . . . CYM-
BOYAEYei. 11,42,3: eePAneiA »ycikih kai CYMnASHC, h kai Ahmökpitoc maptypeT. V50: «.ycikön AHMOKPi'TeiON.
Syncell. I 4, 7 1 : Ahmökpitoc 'ABAHpiTHC «yciköc «iaöcoiioc (HKMAzeN. Nach Suid. s. v. Büaoc schrieb er <t>YciKÄ
AYNAMepÄ und seine t^xnh iatpikh enthielt lAceic *ycikac Änö tinün BoneHMATCüN thc «Yceuc. Er ist der Be-
gründer der naturwissenschaftlichen Enzyklopädie (»ycikh ictopIa, *ycika), welche das Gesamtgebiet der sicht-
baren organischen und unorganischen Natur (Mensch, Tier, Pflanze, Stein) behandelte. Vgl. Basil. in Isaiam
c- 5 (30, 385AM1GNE). Hier. adv. Jov. II 6 (23, 306 B). Auf seinen Schultern stehen die späteren Verfasser von
<J>YCIKÄ wie Pamphilos, Neptunalios, Julius Africanus in dem entsprechenden Abschnitt seiner KecToi, Hermes
Trismegistus und Didymos (3. Jahrhundert n. Chr.).
* UsENER, Epicurea Ind. s. v. *yciköc.
° Oder bei Susemihl, Litt. d. Alex. I 832 A. 9.
* Über diese unechten TetopriKA, die von Cassius Dionysius benutzt worden und durch Vermittelung der
Quintilier zu Garg. Mart. gelangt sind, vgl. Rose, Ar. Ps. 268 f.
' Vgl. D. L. VIII 4, 5. Odkr, Rh. M. 45, 76. Susemihl, a. a. O. I 844. Die Fälschung gehört spätestens
ms 2. Jahrhundert v. Chr. Von einem Architas haben sich merkwürdigerweise aus arabischer Überlieferung
zwei mystisch-magische Rezepte nach Art des Bolos bei Ps.-Albertus, De mir. mundi erhalten, die hier Platz
zu finden verdienen, da sie vielleicht auf den Landwirtschaftler zurückgehen, der dann sicher der Zeit nach
Bolos angehören würde. Fol. 20^ (Ausgabe vom Jahre 1492, Argt-nt.): et dixit Architas, si accipiatur cor lupi
dum vivit et suspendatur super patientem quaitanam, eradicat eam. Fol. 2I'-: et dixit Architas, quod, si accipiatur
cerumen sinistrae auris canis et suspendatur febricitantibus periodice, confert, maxime quartanae.
* Rh. Mus. 45, 76.
Die Georgika des Demokritos. 5
Aber weit wichtiger und zugleich ausschlaggebend für diese Frage dürfte der Nach-
weis sein, daß der von Columella erwähnte Landwirtschaftler an der von Diels für den
Abderiten in Anspruch genommenen Stelle (XI 3, 2) identisch ist mit dem Demokrit der
Geoponica, den auch Diels (Vors. 55 B 8 S. 128, 2 f.) für den Mendesier hält.- An dieser
Stelle bezeugt Columella von Demokrit, daß er das Einhegen des Gartens mit einer aus
Luftziegeln oder Bruchsteinen bestehenden Mauer zum Schutz gegen Menschen und Vieh
als wenig dauerhaft und allzu kostspielig verworfen habe. Nun lesen wir bei Varro
(r. r. I 14, I — 4)', daß die Alten ihre Gärten außer mit Mauern auch mit lebendigen
Hecken oder toten Zäunen (resp. mit Wall und Graben) zu umgeben pflegten. Der De-
mokrit des (Jolumella muß also entweder den Hecken oder den Zäunen das Wort geredet
haben. Ist es nun Zufall, daß in den Geoponica von Bolos Demokritos eine Beschrei-
bung der Anlage einer lebendigen Hecke erhalten ist'? Dieselbe Beschreibung^ steht
aber auch bei Columella, nur ausführlicher, und zwar im unmittelbaren Anschluß an das
oben besprochene Zitat des Demokrit (XI 3, 3 — 7). Außerdem wird zu Beginn dieser
Beschreibung die größere Dauerhaftigkeit und geringere Kostspieligkeit dieser Art von
Einfriedigung gerähmt und die vetustissimi auctores, d. h. ein alter Gewährsmann als
Zeuge aufgerufen. Ich denke, der Schluß ist zwingend, daß er diese ganze Partie dem-
selben Demokrit verdankt wie die Geoponica, mit andern Worten, daß sein Demokrit
nicht der Abderite, sondern gleichfalls der Mendesier ist.
Daß man diesen Sachverhalt hat verkennen können, erklärt sich daraus, daß Colu-
mella die Schrift bald unter dem Namen Demokrits, bald unter dem des Bolos anführt;
denn darin glaube ich auf die Zustimmung überzeugungswilliger Leser rechnen zu dürfen,
wenn ich annehme, daß das Boloszitat bei Columella XI 3, 53 mit einer landwirtschaft-
lichen Notiz über die Möglichkeit der Erzeugung frischer ägyptischer Gurken auch während
der kalten Jahre.szeit aus derselben Schrift stammt. Dies Schwanken zwischen den beiden
Autornamen — der richtige Name ist Bolos Demokritos -, das auch bei andern Schriften
dieses Autors, z. B. seinem Sympathiebuch und seinen xeiPÖKWHTA^ nachweisbar ist, hat
er offenbar schon in seiner Quelle vorgefunden : durch sie ist er dazu verleitet worden,
die Schrift für ein Werk des Abderiten zu halten und den Verfasser als vetustissimus
auctor zu bezeichnen.
Zum Verständnis des Folgenden halte ich es für notwendig, zunächst etwas über
die Lebenszeit des Bolos Demokritos und über seine Stellung in der Literatur zu sagen.
Seine genauere Lebenszeit steht nicht fest trotz der doppelten Behandlung durch Suidas
(s.v. BüAoc Ahmökpitoc, Böaoc Mgnai^cioc): wir sind also auf Kombinationen angewiesen.
Zuerst hat E. Oder' diese Frage behandelt, indem er den Nachweis zu führen suchte,
daß er in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr., d. h. vor Kallimachos gelebt
habe. Dagegen haf Th. Weidlich" berechtigten Einspruch erhoben. Von der Annahme
ausgehend, daß das Sympathiebuch des Mendesiers die stoische Lehre von der cYwnÄeeiA
TUN ÖAü)N zur Voraussetzung habe, gelangt er zu dem Schlüsse, daß seine Lebenszeit
' Vgl. Maobrstbdt, lülder au.s der römischen Landwirtsrhaft V S. 103 f.
' Geop. V 44, 6. Vgl. XI 5, 4. Offenbar ist Demokrits Bericht in diesem Kapitel zweimal wiedergegeben;
denn die §§ i- 2 laufen auf dasselbe Verfahren hinaus. Plinius n. h. 17, 62 kennt es gleichfalls als demokri-
teisch: er benutzt dieselbe Quelle wie Columellü, d. h. Celsus-Diophanes. Vgl. Herm. 43, 27.
' Das Verfahren besteht darin, daß man zu Beginn des Frühlings einen Graben um den Garten zieht
und in diesen Graben ein altes Schiffstau legt, das mit einer Mischung von Ervenmehl und dem Samen von
Dornsträuchern, wie Brombeeren, Paliurus. Weißdorn u. a. bestrichen wird, worauf man den Graben, wenn
mö;i!icli. täglich wässert: nach 15 Tagen hat man dann die ersten Keime.
' Vgl. DiELS, Vors. 55 B 300, 2 ff. S. 125, 10 f.
Rh. M. 45, 73. 48,1. Vgl. Müller FHG II 25. Rohde, Kl. Schriften I 353 A. 1.
' Die Sympathie der antiken Literatur (Stuttgart 1894) S. 34 f.
6 M. Wellmann :
möglicherweise noch in das Ende des 3. Jalirhunderts zu setzen sei. Endlich hat
DiELS in seiner antiken Technik' die Frage gestreift und das Hauptwerk des Mannes um
200 V. Chr. angesetzt. Daß dieser Ansatz richtig ist, wird das Folgende lehren.
H. Bretzl hat in seinem bekannten Buche »Botanische Forschungen des Alexander-
zuges« (S.366A. 24) die Behauptung aufgestellt, daß das neunte Buch der theophrasti-
schen Pflanzengeschichte nichts mit dieser Schrift zu tun habe, sondern daß, abgesehen
von den ersten 7 Kapiteln, die eine selbständige Abhandlung des Eresiers TTepi öcmön
darstellen, mit dem 8. Kapitel ein Bruchstück aus der Schrift eines unbekannten Rhizo-
tomen einsetze. Diese Ansicht, die auf einer nicht gewöhnlichen Vertrautheit mit der
Sprache und dem Geist der naturwissenschaftlichen Schriften Theophrasts berulit, trifft
das Richtige: nicht nur in der Terminologie'-, sondern auch in den Wiederholungen und
Widersprüchen, vor allem aber in der auffallenden Vorliebe für Wundergeschichten aller
Art^ gibt sie sich als das Werk eines andern Autors. Ich begnüge mich in diesem Zu-
sammenhange damit, zwei besonders charakteristische Beispiele herauszuheben.
Ps.-Theophrast (IX 12, i) beschreibt die Mastixdistel (Atractylis gummifera L.) unter
dem später allgemein üblichen Namen xamaia^con AevKOc''. Zum Schluß dieser Besclirei-
bung heißt es: «^gtai ag ömoicoc nANTAxoY kai exei tö ♦yaaon ömoion ckoaymü), meTzon a^'
A'Y'TÖ A^ nPÖC TH rfi TINA KE^AAHN 6X61 AKANOGIAH MerÄAHN, Ol a' AKAN6AN KAA09ciN. Hält man
hiermit die Beschreibung zusammen, die Theophrast (h. pl. VI 4, 9) von der iiInh gibt^,
so überzeugt man sich leicht, daß beide Autoren dieselbe Pflanze im Auge haben: das
Gemeinsame und zugleich für die Mastixdistel Charakteristische ist der platt auf dem
Boden liegende (Ps.-Th.) resp. der von den wurzelständigen Blättern überall bedeckte
(Th.) Distelkopf (ke-haam ÄKANoeiAHc Ps.-Th. — akanoc Th.). Dann kann aber die Beschrei-
bung des 9. Buches wegen der Verschiedenheit des Namens unmöglich aus der Feder
des Eresiers stammen, und wenn Theophrast sich zu Beginn seiner Beschreibung gegen
die Behauptung wendet, daß die Mastixdistel an vielen Orten vorkomme, so glaube ich
darin eine Polemik gegen die Angabe des Rhizotomen: «YexAi hantaxo? zu erkennen.
Daraus würde folgen, daß das Kräuterbuch aus vortheophrastischer Zeit stammt".
Unter den Pflanzen des Kopaissees bei Orchomenos erwähnt Theophrast (h. pl. IV
10, I. 3) eine Wasserpflanze, deren Beschreibung auf Nymphaea alba L. fuhrt. Offenbar
kannte er aus eigener Anschauung nur die böotische weiße Seerose, bemerkt aber (IV 10, 2),
daß sie vielleicht auch anderwärts vorkomme, aber dann unter anderem Namen. Er
' DiKLS, a.a.O. S. i26f. (Zweite Auflage).
2 Am cliirchschlagendsten ist der abweichende Gebraiifih des Wortes Kza, das in diesem Bruchstücke
nicht, wie bei Theophrast, die Wurzel im botanischen Sinne, sondern die ganze heilkräftige Pflanze bedeutet.
Vgl. Bretzl, a. a. 0.
' Vgl. Ps.-Th. IX 8, 5 f. 9,3. 10,4. 12,1. 13,6. 19, 2 f.
* Die Identifizierung mit Atractylis gummifera wird durch die Übereinstimmung der Beschreibung und
der Heilwirkungen der Wurzel mit Diosk. Mat. M. TU 8 gesichert, dessen Beschreibung anerkanntermaßen auf
die Mastixdistel führt. Vgl. Nie. Ther. 656 (aus Apollodor-Theophrast). Krateuas in den Scholien. Plin. n. h.
22, 45 f. (aus Niger). Gal. XII154. Ps. Apul. de herb. med. 109.
^ Theophr., a. a. O.: h iiinh «yetai «eN oy noAAAXOY, Pizö»YAAON ae ^ctin. Änö Ae thc pizhc «ecHc 6 cnep-
MATIKÖC AKANOC ^nlne^YKEN CüCneP MHAON eY MÄAA SniKeKPYMM^NON YnÖ TÖN «DYAACÜN • OYTOC AG Än'l TOY AKPOY «GPei
TÖ AÄKPYON eYCTOMON, kaI toytö ^ctin h AKANeiKH MACTixH. isIac als Syuonym bei Diosk. a. a. O. Hes. s. v. Apoll,
bist. mir. 42.
" Offenbar verdankt Theophrast demselben Autor in seiner Beschreibung des CTP-f-XNOC yonüahc und
MANiKÖc (VII 15,4) die Angabe über die cyncünymIa der Strychnosarten sowie die pharmakologische Notiz über
die tödliche Wirkun-j des ctpyxnoc «aniköc. Vgl. IX 11, 5.' Die Schrift wird aus der zweiten Hälfie des 4. Jahr-
hunderts stammen. Als terminus post quem mag die Erwähnung des Bildhauers Pantias aus CLios dienen, der
bei dem Bau des Athenatempels in Tegea (nach 365) durch den Genuß einer giftigen Wurzel den Verstand
verlor. Vgl. IX 13,4, wo die Aldina TTAntioc, unsere Hdss. rTANAeioc haben. Vgl. Paus. VI 9,3.
Die Georgika . des Demokritos. 7
selbst nennt sie ciah'. Das ist aber nicht der böotisehe, sondern der attische Name;
denn ciah bedeutet in Böotien den Granatapfel", und den böotischen Lokalnamen der
Nymphaea alba (maaconaic? mallon Plin. 25, 75) hat der Rhizotom (IX 13, i) erhalten.
Mit den Angaben Theophrasts ist nun der Bericht Ps.-Theophrasts (IX 13, i) völlig un-
vereinbar; denn einmal kennt er zwar den gemeingriechischen ^ und böotischen Namen,
aber nicht wie Theophrast den attischen, und dann weiß er im Gegensatz zu Theophrast,
daß sie außer in Böotien und Kreta auch in Attika (bei Marathon) heimisch ist.
Obgleich also dies rhizotomische Bruchstück nicht theophrastisch ist, wird es doch
seit dem i. Jahrhundert v. Chr. unter dem Namen des Eresiers zitiert, so von dem alexan-
drinischen Arzte Sostratos*, von dem Grammatiker Theon (resp. seiner Quelle)* und von
Sextius Niger (resp. Krateuas)". Dieser Tatsache gegenüber erhebt sich die Frage: wann
resp. von wem ist die Vereinigung dieses Bruchstückes mit dem Corpus der Schriften
Theophrasts vollzogen worden? Zu einer Antwort verhilft ims die Überlieferung. Zu-
nächst bezeugt Athenaios ', daß Ptolemaios LI. Philadelphos den gesamten literarischen Nach-
laß Theophrasts für die alexandrinische Bibliothek angekauft habe. Außerdem wissen wir,
daß Kallimachos seinen Schüler Hermippos aus Smyrna mit der Ordnung des schrift-
lichen Nachlasses des Eresiers in der alexandrinischen Bibliothek betraut hat, und daß
dieser nach dem Vorbild seines Lehrers im Anschluß an diese pinakographische Tätig-
keit eine ausführliche Abhandlung über diese Ordnung, eine 'ANArpA^H tun ögoopäctoy bi-
BAiüJN verfaßt hat, auf die nach dem bündigen Beweise Useners der von Diogenes L. (V42f.)
aufbewahrte Katalog der theoph rastischen Schriften zurückgeht*. Die Vermutung liegt
nahe, daß die Einordnung des unechten Stückes in den Nachlaß Theophrasts bei dieser
(Ordnung erfolgt ist, d. h. daß dieser Kallimachosschüler, der auch sonst die Echtheits-
kritik ziemlich leicht nahm, bei dieser Gelegenheit das rhizotomische Stück, das er wegen
seines botanischen Inhaltes für echt hielt, mit der Püanzengeschichte vereinigt hat". Da-
' Der Name kehrt wieder bei Nie. Th. 887, wo die Schollen zu vergleichen sind, daraus wohl Hes. s. v.
Vgl. Ath. XIV 65 id, wo das Theophrastzitat aus einem erweiterten Text der Pflanzengeschichte stammt (alex-
andrinische Rezension).
' Ath. XIV 650 f. (nach Agatharchides). Vgl. Murr, Die Pflanzenwelt in der griechischen Mythologie
S. 50 f.
' NY«»AiA bei Diosk. M. m. III 132.
* Ael. n. a. IX 27 (-»- Ps.-Th. IX 18, 2) aus Sostratos nach Herm. 26, 321.
* Schol. Nie. Th. 500. 564. 656. 938.
* Diosk. m. m. III 74 S. 87. n (~ Ps.-Th. IX 11, 11) V 108 S. 79, 11 (~ Ps.-Th. IX 17, 3). Vgl. Plin.
n. h. 36, 156 (sicher aus Niger).
' Ath. 13 b. BiRT, Antikes Buchwesen 458. Offenbar handelte es sich bei dem Ankauf um Abschriften,
nicht um die Originale, da diese in der Familie des Neleiis von Skepsis bis c. 90 v. Chr. verblieben.
* Vgl. UsENER, Analecta Theophi astea, Bonner DIss. 1858 S. 22 (Kl. Sehr. I 68). Susemihi, I 492 f.
PW. VIII 849.
* Von der Pllan/.engeschichte gab es im Altertum zwei Rezensionen, die alexandrinische und die des
Andronikos von Rhodos (Tyrannion, vgl. Usener, Kl. Sehr. 1 68. III 151. PW. I2164), auf der unser Theo-
phrasttext fußt. Der Unterschied beider Rezensionen scheint weniger In der Anordnung der Schriften als in
der Textgestaltung bestanden zu haben. Bekanntlich ist uns eine Anzahl von Zitaten aus ihr erhalten, die
einen reicheren und erweiterten Text aufweisen. Da nun die Autoren, von denen diese Zitate herrühren,
nach Alexandrela weisen (Athenaios-Pamphilos, Pllniiis-Juba. Vgl. Suid. s. v. akaah4>h. Stein, Scholla In Arist.
Lys. Göttinger Diss. 1891 S. 20. Wii-amowitz, Abb. d. Gott. gel. Ges. 1904 S. 677), so dürfen wir annehmen,
daß diese Abweichungen im Text auf Rechnung der alexandrinischen Rezension zu setzen sind. Anderseits
stimmen beide Rezensionen in der Kinordnung des rhizotomischen Stückes hinter die Pflanzengeschlchtc über-
ein. Da nun diese Anordnung von Hermippos herrührt, so muß Andronikos bei der Neuordnung der Schriften
die alexandrinische Rezension zur Hand gehabt haben. Dazu stimmt, daß das rhizotomische Bruchstück doppelt
in verschiedener Rezension erhalten Ist, einmal In der Vulgatfassung in allen Hdss., daneben aber In 3 Hdss.
(Urbinasöi. Laur. 85, 3. 23) noch einmal in stark abweichender Textgestalt als B. 10. Es liegt auf der Hand,
daß diese Anordnung von Andronikos herrührt und daß die zweite Fassung dieses Stückes die alexandrinische
Rezension i-epräsentiert. Durch diese Annahme ei'halten wir eine Bestätigung der Angabe des Diogenes über
8 M. Wellmann:
zu paßt auf das beste, daß in seinem Katalog die Pflanzengeschichte mit lo Büchern ge-
bucht war, also mit einem Plus von zwei Büchern, wenn man den uns vorliegenden echten
Bestand in Rechnung zieht.
Trifl't diese Vermutung das Richtige, so hat Bolos Demokritos nach Hermippos ge-
lebt, da er das Tizotomikön als theophrastisch kennt. Die beweisende Stelle dafür steht
bei Stephanos von Byzanz s. V. "ArrNeoc- ecTi Ae kai gTaoc «oyto?, nepi oy Böaoc b Ahmo-
KPireioc, oti 0eö<t>PACTOC (IX 17,4) en tu nepi oytün eNATü) ' tA hpöbata tA ^n tu TTöntü) tö
AYYNeiON NeMÖM£NA OYK ^XGI XOaAn .
Eine Bestätigung gibt die Schriftstellerei des Bolos Demokritos. Wie ein Theophrastus
Paracelsus des Altertums tritt uns dieser Mann in der Literatur entgegen mit seinem Hang
zur Magie, Zauberei und Alchemie. Als Schriftsteller von einer staunenswerten Versa-
tilität — er war Arzt, Naturforscher, Landwirt, Alchemist, Astrologe und Zauberkünstler
in einer Person — , ist er darin ein echtes Kind seiner Zeit\ daß er, abgesehen von
rein technischen Sc^hriften (feupriKÄ, Ba<i>ika, Iatpika) große Notizen- und Exzerptensamm-
lungen verfaßt hat, in denen er einem Zuge seines Charakters folgend die merkwürdigen
Ausgeburten menschlichen Aberglaubens und Irrwahnes mit ungeheurem Fleiße zusammen-
getragen hat. Zu dieser Literaturgattung gehören seine GaymAcia, eine Sammlung von zum
größten Teil naturwissenschaftlichen Wundergeschichten aus der griechischen Literatur,
besonders aus dem Peripatos, nach löblicher Grammatikersitte mit gewissenhafter Angabe
seiner Quellen nach Art des Wunderbuches des Kallimachos und Antigonos von Karystos;
vor allem aber seine XeiPÖKWHTA^, ein commentarium, wie es Vitruv (IX praef. 14) nennt, d.h.
ein Exzerptenwerk, das durch seinen monströsen, superstitiösen, mystisch-magischen In-
halt alles überbot, was bisher auf diesem Gebiete geleistet worden war: commenta, d. h.
Fiktionen, Erfindungen, Lügen nennt sie Col. VII 5, 17, vanitätes, mendacia, portenta Plinius.
Aber gerade dieser Inhalt, der dem Sensationsbedürfnis eines in mystischer Spekulation
und krassem Aberglauben versunkenen Zeitalters in so reichem Maße entgegenkam, ist es,
der diesem Werke den Zuspruch sicherte. Es ist etwas ganz Neues, das er in ihm auf
den literarisclien Markt brachte und von dem er einen Teil auch in seine andern Werke,
sein Sympathiebuch, seine 'Iatpika und vielleicht auch in seine fecopriKA, FlAirNiA herüber-
genommen hat: iranische Magie, phönikisch-jüdischer Aberglaube, ägyptische Zauberei
und chaldäische Astrologie. Die Hauptquellen für diese kuriose, okkultistische Seite seiner
Schriftstellerei waren, abgesehen von Schriften vom Schlage des Ägypters ApoIIobex, des
Phönikiers Mochos, des Juden Dardanos*, die Werke der großen Meister der persischen
Magie, Zoroaster und Ostanes, die nach dem Zeugnis des Hermippos^ bei Plinius (n. h.
die Bücherzahl der hermippischen Redaktion, der wir auf keinen Fall mit Gercke (Einleitung I 19) Mißtrauen
entgegenbringen dürfen. Merkwürdig ist die Buchzählung, die Apollonios in seiner Hist. mir. a. 41 (d. h. Bolos)
beiblgt. Sie stimmt weder mit der alexandrinischen noch mit der unserer Hdss. überein, und doch hat die
Vorlage sicher die alexandrinische Rezension benutzt, da sie an zwei Stellen (16.47) einen erweiterten Text
bietet. Ich vermute deshalb, daß die Zahlen verderbt sind. c. 41: 0. ^n tu h' nepi *ytun (IX 18, 2) ist offen-
bar C statt h' zu lesen, eine Korruptel, die sich paläographisch leicht erklärt. An der zweiten Stelle liegt
vielleicht ein lapsus memoriae vor.
' Vgl. Apollonios, Hist. mir. 31 (gleichfalls aus Bolos). Vgl. Diels, Über Epimenides von Kreta, Sitzgber.
d. Berl. Akad. 21 (1891) S. 7. "^ s
" Vgl. DiELS, Didymoskommentar zu Demosthenes S. XXXVII.
' Die richtige Erklärung des Titels bei Diels, Vors. S. 125 Anm. Antike Technik» S. 135 A. 2. Ge-
naueres darüber bei anderer Gelegenheit.
* Die Hauptstelle darüber ist Plin. n. h. 30, 9. Vgl. Diels, Vors. II S. 129, i f. Antike Technik S. 113
(S. 126 f.").
' Offenbar hatte der Smyrnäer, der Sammler und Ordner der orientalischen (d. h. phönikisch-jüdisch-
persischen) Literatur, diese ganze Masse unter dem Sammelnamen »Zoioaster« zusammengefaßt, wie es ja auch
der Ordner der medizinischen Schriften getan hat.
Die Georgika des Demokritos. 9
30, 4) nicht weniger als zwei Millionen crixoi umfaßten. Dieser Wust von Schriftwerken
der Priester des Mazdaisuius, der ohne Zweifel durchsetzt war von griechischen Trug-
schriften unter dem Namen des großen Religionsstifters, ist nach der Übertragung ins
Griechische unter Ptoleniaios Philadelphos' von Hermippos in der alexandrinischen Biblio-
thek geordnet worden'^, und im Anschluß an diese Arbeit ist sein Werk TTepi mätun ent-
standen^, aus dem bei Plinius (n. h. 30, 3 f.) und Diogenes Laertios (praef. i fF.) Überreste
vorliegen. Es darf wohl als sicher gelten, daß diese Tätigkeit des alexandrinischen Gram-
matikers die notwendige Voraussetzung der XeiPÖKWHTA des Bolos ist, d. h. daß diese Schrift
erst der Zeit nacli Hermippos angehört. Wenn man übrigens um dieses Werkes willen
den Mendesier zum Schwindler stempelt, so tut man ihm bitteres Unrecht. Von ihm gilt
.so gut wie von den literarischen Größen jener Zeit das XmAptypon oya^n eeineN. Er ist
ebensowenig ein Fälscher wie etwa Alexander Polyhistor*, mit dem er wegen seiner
Kritiklosigkeit, seines Aberglaubens und seiner toten Gelehrsamkeit am ehesten verglichen
werden kann, und wir haben kein Recht, ihn in gleiche Linie zu stellen mit dem Ver-
fasser der Ps.-Plutarchischen Schrift TTepi noTAwöN, über dessen Fäischerarbeit uns Hekcher
aufgeklärt hat. Will m.in ihm einen Vorwurf machen, so sei es der naiver Leichtgläubig-
keit und unverkennbarer Freude am Monströsen, Lächerlichen, Bizarren, der indes nicht
sowohl ihn als seine Zeit überhaupt trifl't, und dem wir es anderseits allein verdanken,
daß uns eine große Fülle wichtigen kulturgeschichtlichen Materials erhalten worden ist.
Eine andere Erwägung führt zu demselben Schluß, daß der Mendesier nach Her-
mippos gelebt hat. H. DiELs hat in seinem Aufsatze »Über Ilpimenides von Kreta« a. a. 0.
S. 7 aus dem Autorenlerama Büaoy am Anfange der '^IctopIai saymäciai des ApoUonios* und
aus Kap. 3 1 derselben Schrift, in dem das im vorhergehenden bereits erwähnte Exzerpt
aus Ps.-Thoophrast (h. pl. IX 17,4) genati in der von Stephanos aus Byzanz (s. v. "ArYNeoc)
für Bolos bezeugten, von Ps.-Theophrast abweichenden Fassung erscheint, den Schluß ge-
zogen, daß (las ganze Machwerk ein Exzerpt aus der Schrift des Mendesiers FTepl tun
iK THC ANATNÜCeUC TUN ICTOPItüN t\C dniCTACIN HMÄC ÄrÖNTUN (fi) nGPI GAYMACIUN Sel*. DiCSe
Schlußfolgerung scheint mir trotz des Widerspruches von Susemihl" richtig zu sein. Ich
vermag dafür ein neues, wie mir scheint, zwingendes Argument beizubringen, welches
sich aus der Betrachtung zweier weiteren Kapitel ergibt.
Die Bemerkungen des Apollonios (c. 46) über die Puffbohnen haben in die landwirt-
schaftliche Literatur gleichfalls Eingang gefunden: sie kehren teils bei Plinius (n. h. 18,
ii8f.), teils in der Geoponica (II 35) wieder. Zur Veranschaulichung des Verhältnisses
dieser Berichte diene folgende Zusammenstellung:
' Vgl. Boi.L, Sphaera S. 370. Droysek, Gesch. d. Hell.' III i S. 50 A. 2. Susemihi. I 493 A. 11.
» Vgl. PW. XV 846.
' Diog. Laert. praef. 8 (vielleicht aus der 4>iA0CÖ*a)N ictopia des Antisthenes von Rhodos, des Verfassers
des MAfiKÖc, und nicht, wie üefkcken wollte, aus l'oseidonios).
* Vgl. Freitdenthal. Hellen. Studien S. 28 f.
' Leider schwebt für uns dieser Apollonios zeitlich völlig in der Luft. Vgl. Susemihi, 1 479. Mit dem
von Sopatros exzerpierten Stoiker, der auch paradoxographische Neigungen hatte (l'hot. Bibl. cod. 161), dürfte
er schwerlich etwas zu tun haben. Aus diesem .Stoiker stammen vielmehr die Zitate bei .loh. Lyd. De
mens. IV 74 (sicher stoisch; setzt eine .Schrift TTePi nPONOJAC voraus) W. 11. 125. Die Bekanntschaft unseres
l'aradoxographen mit einer Schrift des Bolos läßt vielmehr auf einen Neupythagoreer schließen. Vielleicht
ist er mit dem Verfasser eines Traumbuches, Apollonios aus Attaicia, identisch, über den Oder bei Suse-
mihi. I 872 zu vergleichen ist. Feinen magi.schon .Schriftsteller A. vom Schlage des Julius Africanus, Hermes
und Ilarpokration kennt Tzetzes, Exeg. in Hom. 76. 108. 109 ed. Hermann. Arnob. adv. nat. I 52. Es ist der
Belinus, Belbinus der Araber, von dem Razi bei Ibn al Baitar ed. Leclerc (Xot. et extr. 23, 244. 26, i6r. 311)
eine Schrift «ycikä kennt. Vgl. Ps. Alb. de mir. m. 19'. V. Rose, Arist. de lap. 327 A. r.
* Vgl. Suid. s. V. BüAOc. DiEt.s, Vors. S. 125. 160.
' Gesch. d. alex. Lit. II 674.
Phil.-hixt. Abh. 1921. Nr. 4. 2
10
M. W E L I- M A N N :
Apoll. '
SeöoPACTOC eN th e tüJn
OyTIKÖN AITIÖN (V 15, l) »HCIN,
TA K^AYOA TUN KYÄMü)N nEPI TÄC
MZAC TÖN A^NAPUN nePITie^MSNA
5 iHPAINeiN TA <t>YÖMeNA.
Kai AI KATOiKiAioi Ae ÖPNieec
CYNGXÖC TA?TA eceiOYCAl ATOKOl
rirNONTAi' oeeN kai aiä taythn
THN AITIAN, tAxA AG KAI Al' AAAAC
10 Ol TTYeAröpeioi XnArope^oYCiN
TU KYÄMü) XPHCeAl ' KAI TAP HNGY-
MATOnOlÖN KAI AYCnenTON KAI
TO'Vc ÖNeiPOYC TeTAPATM^NDYC
Geop.
1. cndPMA KYÄMOY OYaAtTOY TI-
eSNAI nAPA pizAN A^NAPOY, TnA MH
IHPANefl TÖ A^NAPON. AGT A^ TOYC
KYÄMOYC ÖYIMOYC «YTGYeiN ' XaI-
POYCI TAP TH nHAUAei TH. Vgl.
II 1 3, 3. 40, I . Africanus, KecToi
c. 3 2 (Thevenot) : 01 Kyintiaio!
<t>ACIN ÜC TA K^AYOA TÖN KYÄMUN
taTc pizaic (tön a^napun) ew-
BAAAÖWeNA TAY'TA IHPAiNei.
2. TnA KAAOl nPÖC THN eYHCIN
Sei, npö MiÄc HM^PAC To9 cneipeiN
BP^xe AYTOYC YAATl MGTA NITPOY.
3 K^AY4>A Hds. Africanus : ksay^h
Th. Clemens.
6 KATOIKIAIOI Clem. : katoikiaiai ed.
Theophr. c. pl. IV 16, 2:
KAI ÄNAnAHPOYCeAi A^ <I>ACI (sC.
K-I-AMOn) KOn^NTA.
3. Ol AG «YClKOl *ACI TOYC
KYÄMOYC AMBAYNCIN TAG AIANOIAC
(kapaiac Hdss., Vgl. Sim. Seth. s.
V. «oÄBA S. 114,17) TÖN eceiÖN-
T(ON A-Y-TOYC.
4. Aiö KAI ennoAlzeiN taTc e-f-
eYONeiPiAic nomIzontai, eici rÄp
nNCYMATÖAeiC.
5. <t>ACI Ae KAI TÄC KATOIKIAIOYC
ÖPNGIC CYNeXÖC AYTOYC eceiOYCAC
ÄTÖKOYC rlNecoAi.
6. TOYC AG KYÄMOYC Ö HyGA-
rÖPAC <t>HCI MH XPHNAI eceiciN AIÄ
TÖ KAI CN TÖ ÄNeei AYTÖN CYRICKe-
ceAi n^NeiMA tpämmata.
7. «ACI AC TÖN KYAMON ^KBPü)-
e^NTA ÄNAnAHPOYCeAl nÄAIN THC
CGAIHNHC AYSOM^NHC. TOYTON A^ GN
AAMYPÖ YAATl Ml^nOTC CYcTceAl,
OeeN O-r-AÖ CN eAAATTIü).
Theophr. c. pl. V 15, i:
«eeipei rÄP tä tön kyämun ke-
AY*H nePIBAAAÖMCIA TaTc PIZAIC
KAI TOTC BAACTOTC, Cr HANTA ÄAAÄ
TÄ APTI ÄNAOYÖMeNA KTA.
Theophr. h. pl. VIII 1,4:
Ol A^ KAI TÖN KYAMON ÖYC Cnei-
POYCIN. Verg. Georg. I 215:
veie (d. h. spät) fabis satio.
Pall. 16, 5: omnia legumina
Graecis auctoribus seri iuben-
tur in sicca terra, faba tan-
tummodo in umida debet
aspargi.
Pall. XII 1,3: nitrata aqua
respersa cocturam non habere
difficilem (sc. fabae semina
Gram adserunt). Verg. Ge-
org. I 193. Plin. n. h. XVIII
1 57: Vergiliusnitroetamurca
perfundi iubet fabam. Col. II
10, 11: priscis aulem rusticis,
nee minus Virgilio prius
amurca vel nitro macerari
eam et ita seri placuit.
Plin. XVIII 118: hebetare
sensus existimata (sc. faba),
insomnia quoque facere: ob
haec Pythagoricae sententiae
damnata, ut alii tradidere,
quoniam mortuorum animae
sint in ea . . . Varro et ob
haec tlaminem ea non vesci
tradit, et quoniam infloreeius
litterae lugubres reperiantur.
( Aus Varros Rerum divinarum
B. 2 nach Gellius X 15, 32).
Plin. 18,119: sola certe
frugum etiam exesa repletur
crescente luna. aqua marina
aliave salsa non percoqnitur.
' Aus Apollonios stammt Clem. Alex. Str. III 3, 24 S. 206, 22 f.
Die Georgika des Demokritos. 11
Was die Geoponica anlangt, so hat Fehrle in seinen Studien zu den griechischen
Geoponikern (CtdixeTa Heft 3 S. 4if.) den Nachweis geführt, daß die §§1 — 5 mit den
Anweisungen über das Anpflanzen der Puffbohnen und dem Bericht über ihre schädlichen
Wirkungen aus Anatolios stammen, während die folgenden Paragraphen Zusatz des Re-
daktors sind. Als Quelle des Anatolios kommen nach dem von mir angeführten Zeugnis
des Africanus die Quintilier in Frage, da sie das Exzerpt aus Theophrast (§ i) kennen.
Die Quelle des Plinius dagegen ist natürlich ein römischer Landwirtschaftler, vermutlich
Celsus', wie sich aus den Zitaten römischer Autoren (Vergil, Varro) ergibt. Daß aber
in letzter Linie griechisches Gut bei Plinius und den Geoponica vorliegt, beweist das
Theophrastexzerpt (Geop. i ), die Wiederkehr der von den meisten übrigen Landwirtschaft-
lern'^ abweichenden Ansicht (ot a^ Theophr.) über das Pflanzen der Bohnen (Geop. i), die
Tut-sache, daß für die von den Geoponica (2) und Plinius angeführte Vorschrift, die Bohnen
vor dem Säen in Natronwasser und Ölschaum aufzuweichen, Palladius die Graeci (prisci
rustici Col.) als Quelle nennt. Wir gewinnen also fiir Celsus (Plinius), Hygiii (Vergil)
und die Quintilier (Geoponica) eine gemeinsame griechische Quelle, die kein anderer ge-
Avesen sein kann als Cassius Dionysius (Diophanes). Damit fällt die Annahme Gemolls^,
daß Apollonios bei den Geoponica vorliege; vielmehr dürfen wir mit Wahrscheinlichkeit
annehmen, daß uns in den betreffenden Paragraphen der Geoponica Reste eines den Theo-
phrast verarbeitenden, von Cassius Dionysius benutzten Landwirtschaftlers erhalten sind.
Zur Namhaftmachung dieses Autors verhilft uns das wiederholte oycikoi der Geoponica
(§ 3. 5) und die prisci rustici Columellas: es ist Bolos Demokritos, der «yciköc der Geo-
ponica, der tatsächlich in seinen feupriKÄ den Theophrast benutzt hat*. Als Resultat
ergibt sich also, daß das Exzerpt bei Apollonios c. 46 demokritisches Gut enthält. Aber
noch an einer andern Stelle dieser Exzerptenmasse glaube ich die Feder des Mendesiers
zu erkennen, c. 49 ist die Rede von der wunderbaren Heilung besonders nervöser Er-
krankungen, wie Ohnmacht, Furchtanfällen, Ekstase, Epilepsie und Ischias, durch Musik,
besonders durcli Flötenspiel, im Anschluß an Theophrasts Schrift rTepi fiNeovciACMOv". Die
Behandlung dieses Problems, das ein beliebter Gegenstand peripatetischer Schriftstellerei
gewesen ist*, war sicher zuerst von den Pythagoreern in Angriff genommen Avorden' und
spielte in der neupythagoreischen Schule eine bedeutsame Rolle. Aus einer Stelle des
Gellius (IV 13) erhellt nun, daß Bolos, der bei Suidas den Titel eines pythagoreischen
Philosophen führt, zu dieser Frage gleichfalls Stellung genommen hat, wobei er die An-
sicht vertrat, daß Flötenmusik nicht nur den Biß von Vi])ern, sondern auch sehr viele
andere Krankheiten zu heilen vermöge. Die Worte lauten: viperarum morsibus tibicinium
scite modulateque adhibitum mederi, refert etiam Democriti liber, qui inscribitur <(nep] cymoa-
eeiöN), in quo docet plurimis liominum morbidis medicinae fuisse incentiones tibiarum. Ist
es glaublich, daß er bei seiner Beherrschung der peripatetischen Literatur sozusagen den
locus classicus für diese Lehre nicht gekannt hat? Die richtige Antwort auf diese Frage
gibt meines Erachtens Gellius, bei dem das Theophrastzitat, allerdings mit der ihm eigenen
sophistischen Einkleidung, die uns nicht täuschen darf (ego nuperrime in libro Theophrasti
' Vgl. Reitzenstein, De Script, r. r. Hbris deperditis S. 35 f. ♦
' Für die frühe Aussaat der Bohnen (also im Herbst) treten ein Theophr. h. pl. VII i. c. pl. III 30.
Varro I 34, 2. Col. II 10, 9. Pall. XII i.
' A. a. O. 13«: •Doch scheint Geop. II 35 aus Plinius 18, 30 und Apollonius 1. 1. 46 zusammengesetzt,
und zwar von dem Sammler.«
* Vgl. l'lin. 15, 138; Geop. X 29, 5 (Demokrit) — Theophr. c. pl. II 7, 4. III 10, 4.
' Vgl. Wklcker, Kl. Sehr. III &2. Frg. 88. 87 Wi.mmer.
• Vgl. .Stratons Schrift TTep'i ^ngoyciacmoy bei L. I). V 59.
' Cael. Aur. m. ehr. V i, 23. Porphyr. V. Pyth. 30. 33. Rohde, Kl. Sehr. II 344. 145.
12 M. Wellmann:
scriptum inveni), unmittelbar vor dem Demokritexzerpt steht, also wohl aus ihm entnommen
ist. Von ihm also wird das Exzerpt aus Theophrasts Schrift nepi eNeovciAcnioN c. 49
stammen.
Überhaupt ist es überraschend zu sehen, in wie hohem Grade sich die Schriftstel-
lerei des Bolos in den Exzerpten dieser Schrift widerspiegelt. Man gewinnt unwillkür-
lich den ICindruck, als seien sie die Vorarbeiten zu seinen naturwissenschaftlichen Schriften.
Man beachte nur, wie die Gliederung des Stoffes in seinem Sympathiebuche' resp. seiner
♦YciKt^ icTOPiA nach Mensch, Tier, Pflanze, Stein auch in ihr einen Widerhall findet: so
handeln die Kap. 9. 24. 25. 51 vom Menschen, in den Kap. 8. 10- 13. 20. 21. 26. 39 werden
merkwürdige Eigenschaften von Tieren, in den Kap. 16. 18. 31. 41. 47. 48. 50 solche von
Pflanzen und Kap. 17. 23. 36 von Steinen mitgeteilt. Seinen "'Iatpikä (t^xnh iatpiki^) ent-
sprechen die Kap. 14. 29. 30. 40. 42. 49 und seinen fecüpriKÄ die auf Landwirtschaft be-
züglichen Notizen in den Kap. 7. 15. 32. 33. 38. 43. 44. 46. Und für seine llAirNiA, sein
Zauberbuch, ein Werk nach Art der Magia naturalis des Mittelalters^ bietet Kap. 45 eine
Anknüpfung, das ein echtes nAirNioN enthält und das in die für diese Literaturgattung
charakteristische Form umgesetzt etwa folgendermaßen lauten würde: AevKoiOYC h cre^A-
NOYC AiA NYKTÖc wfi MAPAiNeceAi ' A^xNON AYAc 6ec AYToTc nAPAKAieceAi. Man Avird dabei er-
innert an ein anderes, gleichfalls unzweifelhaft demokritisches nAirNioN der Geoponica
(XIII 18), das durch Vermittelung der syrisch-arabischen Übersetzung des Anatolios in die
arabische Überlieferung^ und in die aus ihr schöpfende Schrift des Ps.- Albertus De mi-
rabilibus mundi* übergegangen ist: bätpaxoi ciunhtcoYc: KpAzoNjec, eku ayxnon ayac efic npöc
THN ÖXeHN.
Im Gegensatz zu dieser rein naturwissenschaftlichen Masse stehen die Exzerpte aus
Theopomps Mirabiliendigression (B. 8) in den Kap. 1—6, die »Galerie der Wunder-
männer«, wie sie Diels' genannt hat. Es sind fabulöse Berichte romantischen Charakters
von Epimenides aus Kreta, Aristeas aus Prokonnesos, Hermotimos aus Klazomenai, Abaris,
Pherekydes dem Syrer und Pythagoras, von denen die drei ersten insofern enger zusammen-
gehören, als sie von dem Weiterleben Totgeglaubter handeln. Es sind diese drei Er-
zählungen die typischen Beispiele für das Wiedererwachen Scheintoter, wie sie in der
ÄNABiucic-Literatur seit der Zeit des Herakleides Pontikos" und Chrysippos' immer wieder-
kehren. Sie zwingen uns meines Erachtens zu der Annahme, daß Bolos Demokritos eine
derartige Schrift verfaßt hat. In der Tat bezeugt sowohl der Thrasyllkatalog* als auch
Proklos in seinem Kommentar zum Platonischen Staat (II 113 Kroll) von Demokrit eine
Schrift TTepi tun en^Aiady, über deren Echtheit, soviel ich weiß, allein E. Rohde'' Zweifel
geäußert hat. Diese Zweifel lassen sich durch triftige Gründe stützen. Ganz abgesehen
' Vgl. DiELs, Antike Technik" S. 127.
2 DiELS, Vors. B 55. 300 S. 132, 10. Ganschinietz, Hippolytos' Kapitel gegen die Magier S. 30.
' Vgl. Ibn Baithar, Große Zusammenstellung über die Kräfte der Heil- und Nahrungsmittel, herausg.
von SoNTHEiMER I 213. i\ach ihm muß der Docht der Lampe mit Krokodilsfett bestrichen sein.
* Ps.-Alb. fol. 23': lampat aim accen'iitur in loco ranarum, nutla snnot sed omne^ siUnt, danec ßierit accensa.
'" Über Epimenides aus Kreta a. a. 0. S. 8.
" Tiber seine Schrift nePi tön sn "Aiaoy (L. D. V 87. 88) vgl. Voss, De Heraclidis rontici vita et scriptis
S. 55 f. CoRssEN, Rh. Mus. 67, 29 ff.
' Vgl. Rohde, Kl. Sehr. II 183.
* D1E1.S, Vors. 55 A 33 S. 19, 20. 55, 5. Aus Thrasyll stammt der Titel in den unechten hipp. Briefen
10, 3 (IX 322). DiELS, a. a. O. 136, i. Die Anekdote bei Ath. IV 168 B (Diels a. a. O.) stammt aus dem Demo-
kritroman^ In ihrer ursprünglichen Fassung (vgl. Antistheues bei L. D. IX 39) war unsere Schrift nicht er-
wähnt. Folglich ist die Fassung bei Athenaios jung und scheidet für unsere Frage aus.
" P.syche S. 483 A 2 : »Man kann nicht wissen, ob die Schrift wirklich von D. verfaßt war: spätere
Fälschungen haben ja den besonnensten der Materialisten mit Vorliebe zum Magus und Tausendkünstler sre-
macht." Kl. Schriften II 184 (mit Index).
Die Georgika des Demokritos. 13
davon, daß Proklos den Verfasser Ahmökpitoc ö oyciköc nennt, was, wie wir früher ge-
sehen, auf den Mendesier weist, abgesehen ferner davon, daß einem Anhcänger der neu-
pythagoreischen Schule des 2. Jahrhunderts mit ihrem Zauberspuk, ihrer Sternseherei und
Totenbeschwörung ein derartiges Werk zu Gesichte steht, während man bei dem Abderiten
umsonst nach den Fäden sucht, welche es mit seinem System verknüpfen, entspricht die
kurze Charakteristik, die der Neuplatouiker von ihm gibt, das Xepoizem thn nepi tun XnoeA-
NeTN AOiÄNTCüN, enciTA ANABiOYNTiüN ictopIan völlIg dem Bilde, das wir von der Sammeltätig-
keit dieses aus allen Winkeln der alexandrinischen Bibliothek Kuriositäten zusammentragen-
den Autors gewonnen haben. Schon diese eine Tatsache müßte zur Athetese der Schrift
führen. Aber jeder weitere Widerspruch dürfte verstummen, wenn man sieht, daß Proklos
in der weiteren Behandlung des durch die wunderbare Wiederbelebung des im Kampfe
gefallenen Pamphyliers Er (Pol. 614'') gestellten Problems just dieselben drei Beispiele wie
Apollonios-Bolos (Apict^ac Ö TTpokonnhcioc kai '^6p«ötimoc' Ö Kaazom^nioc kai '€niMeNiAHC 6
Kphc) zur Unterstützung seiner These verwendet. Wenn ferner Diels recht hat mit seiner
Annahme — und ich sehe nichts, was dagegen spricht — , daß die Erklärung dieses
Problems bei Proklos (113, 13 f.) gleichfalls aus dieser Schrift stammt, so gewinnt unsere
Vermutung eine noch größere Wahrscheinlichkeit; denn die Lehre, die ihr zugrunde liegt,
hat nichts mit dem Abderiten' zu tun, sondern trägt ganz unverkennbar pythagoreisches
Gepräge: die nachdrückliche Unterscheidung von zwh und yyxi^, d. h. von Leiblichem und
Geistigem, die Vorstellung, daß die Seele in den Banden (Aecwoi) des Körpers liegt und
im Rückenmark festgewurzelt ist und daß die in der Tiefe des Herzens schlummernde
Wärme die Trägerin des Lebens ist, das alles hat Analogien in pythagoreischer Lehre ^.
Es ist nach allem, was wir über das Schicksal der Schriften des Mendesiers wissen,
völlig unwahrscheinlich, daß der Neuplatoniker des 5. Jahrhunderts n. Chr. seine Schrift
fTepi TUN fiN'AiAOY noch selbst in Händen gehabt hat. Vielmehr dürfte, da die weiteren
sagenhaften Beispiele, die er S. 11 5, 7 f. aus einem philosophisch gerichteten Arzte, dem
Naumachios aus EpLrus (um 310 n. Chr.), dem Lehrer des Arztes Philagrios, anführt, sich
in gleicher Richtung bewegen^, dieser gelehrte Arzt der Vermittler sein. In letzter Linie
freilich gehört diese ganz auserlesene Gelehrsamkeit mit den Exzerpten aus Bolos Demo-
kritos, Klearchs Schrift fTepl VnNOY' und dem Buche des Pontikers Herakleides TTepi tun
eN "Aiaoy" ohne Zweifel einer noch älteren Quelle an, wie ich vermute, derselben Quelle,
aus der auch Phlegon in seinen Mirabilia (c. 2, 3)' geschöpft hat und die er c. 3 aus-
drücklich nennt, dem Peripatetiker Aiitisthenes von Rhodos, einem Schriftsteller, der am
' Das handschriftliche 'Gpmöaupoc ist von Rohde (Kl. Sehr. II 179) mit Recht in ^Cpwötimoc verbessert
worden. Merkwürdig ist allerdings, daß die Korruptel bei Plut.de gen. Soor. 22, 592 C wiederkehrt.
' Völlig unvereinbar mit der Lehre Demokrits ist die scharfe Trennung von Seele und Leben in den
Worten des Proklos, da nach ihm alles Leben durch die Seelenatome bedingt ist, ferner seine Annahme von
dem Sitz der Seele im Mark, während Demokrit sie sich folgerichtig durch den ganzen Körper verteilt dachte.
Vor allem aber, daß mit keinem Worte der Seelenatome gedacht wird, durch die doch allein nach seiner
Lehre ein Wiederaufleben Toter ermöglicht wurde. Vgl. Arist. de anima 404, 5 f. Aet. IV 4, 6. 7 S. 390. IV 3. 5
S. 388. RoHDE, Kl. Sehr. I 21 1. Psyche 483 A 2.
■■' Vgl. den Pythagoreer bei Alexander Polyhistor (L. D. VIII 28. Herrn. 54, 246): aia*^P6in te (sc. »Hci)
rrxHN zwAc. 31: accmA t' cTnai Tfic yyxSc tXc «a^bac kaI täc XPTHPiAC kaI ta NevpA, die im Marke wurzeln.
Vgl. Plai. Tim. 73 A. L. I). 2«: kai zfiN i*.iu riANe' öca weT^xei toy eePMOY 27: rö eePwÖN . . . bnep icr\ zoofic
AfriON. .\et. plac. IV 5, 10 (391 D.).
« Vgl. RoHDE, Kl. Sehr. II 180 f.
' über die merkwürdige Erzählung von dem Athener Kleonymos, vgl. Rohde, a. a. ü. 179. Bebnavs,
Wirkung der Tragödie S. 190. Theophrastos' Schrift über Frömmigkeit S. 187.
' Vgl. Proklos S. 119,20. Voss, a. a. O. 58. Maass, Orpheus 225 A. Rohde, Psyche 385 f.
' RoHOE, Kl. Sehr. II 183.
14 M. Wellmann:
meisten dem Pontiker Herakleides verwandt wie dieser für romantische Spukgeschichten
mid magische Zauberkünste eine auffallende Vorliebe besaß'.
Ob und wieweit hinter den folgenden, der Widerlegung des bekannten Epikureers
Kplotes dienenden Argumenten {116,19 f.) von der Möglichkeit der Konservierung des
Leibes durch Räucherungen mit Pflanzen oder durch bestimmte Steine (Aieoc CAPKO*Äroc?)
oder der Beeinflussung der Seele durch das Einträufeln von Pflanzensäften in die Augen
oder durch den Genuß bestimmter Pflanzen (Anorevceic), sowie hinter den aus der Tier-
welt entnommenen Beispielen (Schwalbe, Schlange) sich Gut des unechten Demokrit ver-
birgt, das wird sich ebensowenig mit Sicherheit entscheiden lassen, als es zweifelhaft sein
kann, daß die Erörterung des Problems des Scheintodes ihn auf sein Lieblingsgebiet
führen mußte. In einem von Plinius (n. h. 7, 189)'" aufbewahrten Bruchstück, das durch
Varro (sat. Men. 81) ergänzt wird und dessen Zuweisung an diese Schrift kein Einsichtiger
in Zweifel ziehen dürfte, wird dies wirklich von ihm bezeugt: similis et de adservandis
corporibus hominum ac revivescendi promisso Democriti vanitas, qui non revixit ipse. quae,
malum, ista dementia est iterari vitam morte? Varro a. a. 0. : quare Heraclides Ponticus plus
sapit, qui praecepit ut comburerent, quam Democritus, qui ut in melle servarent. Es leuchtet
ein, daß er die orientalische Sitte der Einbalsamierung der Toten in Honig (Waclis)^ deshalb
aufgegriffen und ihr das Wort geredet hatte, weil er wußte, daß dadurch die Verwesung
des Leibes verhindert wurde, d. h. daß er eine Wiedererweckung von Toten nur so lange
für möglich hielt, als der Körper noch unberührt von den Zerfallerscheinungen ist. Auch
ist es sicher kein Zufall, daß diese seine Ansicht von der Natur («ycic) des Honigs in die
pharmakologische Literatur bei Plinius (n. h. 22, 108, d.h. Sextius Niger), übergegangen
ist, in der auch sonst Spuren seiner Lehren nachweisbar sind: rnellis natura talis est ut
putrescere corpora non sinat. Auf ihn weist ferner, was Proklos über die Halluzinationen
hervorrufende Wirkung des Nachtschattens mitteilt; denn es stammt aus dem von ihm
benutzten pseudotheophrasteischen 'Pizotomikön (Ps.-Th. IX i 1,6. 19, i ; daraus Plin. 21, 178
nach Xenokrates-Bolos?), und die merkwürdige Notiz über die Schwalben, die im Norden
den Winter in hohlen Bäumen verbringen sollen, um zu Beginn des Frühlings zu neuem
Leben zu erwachen, hat eine Parallele in dem Hexaemeron des Georgios Pisides (v. 13 lof.)*,
dessen naturwissenschaftliches Material durch Vermittelung des Timotheos von Gaza letzten
Endes auf Bolos zurückgeht.
Wenn endlich Thrasyll in seinem Verzeichnis diese Schrift in die Klasse der HeiKÄ
BiBAiA stellt, so stehe ich nicht an, dies Zeugnis für die Annahme zu verwenden, daß
ihr Verfasser, abgesehen von den Wundergeschichten und ihrer theoretischen Begründung,
in ähnlicher Weise wie Herakleides Pontikos in seiner Schrift gleichen Titels eine Schil-
' Vgl. ScHWARTz bei PW. I2537. 2543.
'' Das Demokritzitat kehrt wieder in Bodins Heptaplomeres (ed. Noack S. 104), wo es in einer E!r-
{örterung über die Auferstehung folgendermaßen heißt: Ar philosophus fuit Athenagoras, qui eleganti oratione
scripsit ad M. Aurelium Augustum TTePi ÄNACTÄceuc. Claruit etiam Justinus martyr philosophiae disciplinis
sub eodem principe, qui tarnen sophistarum argutias de resutrectione acutissime refellit. Fnit praeter hos
Democritus, philosophorum sui temporis facile princeps, qui cadaverum resurrectionem comprobavit. (Toralba) :
hunc tarnen Plinius deridendum proponens, similis, inquit, de asservandis et de reviviscendis vanitas a Demo-
crito promissa, qui et ipse non revixit. quae, malum, ista dementia est. iterari vitam mortemquel
' Als Sitte des Orients uns geläufig ans Herod. I 198. Strab. XVI 746. Chrysippos bei Cic. Tusc.
I45, 108. Lucr. III 891. Vgl. dazu den Kommentar von Heinze S. 169.
* Diese Sage ist alt; Aristoteles (h. a. VIII 16, 600 A 15) kennt sie schon. Vgl. Claudian in Eutr. I 118.
Isid. XII 7, 60 (Z. iif. Lindsay) ist nicht Interpolation, sondern die Worte gehören hinter § 70: erundo.
quae etc. Sie ist (durch Isidors Vermittelung) ins Mittelalter übergegangen und hat eine derartige Verbreitung
gefunden (vgl. Bartsch, Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg II 173), daß Johannes Praetorius 1676
diesen Aberglauben in einem dicken Buche wissenschaftlich zu begründen versucht hat. Vgl. Meyer, Aber-
glaube des Mittelalters S. 159.
Die Georgika des Demokritos. 15
derung der Hölle und der himmlischen Freuden der Seelen im Jenseits nach neupytha-
goreischer Lehre gegeben hat'.
Sind demnach die ''IcTOPiAi GaymAciai des ApoUonios wirklich das, was das Autoren-
lemma (Büaoy) zu Anfang der Schrift besagt, nämlich weiter nichts als ein Exzerpt aus
den GaymAcia des Mendesiers, so hat dieser Schriftsteller nach 200 v. Chr. gelebt, da
die Quellen nur bis ans Ende des 3. Jahrhunderts reichen"^. Der Terminus ante quem
wird zunächst im allgemeinen durch die Autoren bestimmt, welche ihn zitieren. Das
sind Krateuas', Poseidonios^ und Cassius Dionysius (Columella), d. h. Autoren aus der
ersten Hälfte des i . Jahrhunderts v.Chr. Mithin gehört er dem 2. Jahrhundert an. Eine
weitere Einschränkung seiner Lebenszeit gestattet ein Bruchstück des pergamenischen
Arztes Menander bei Plinius (n. h. 19, 113), das Bekanntschaft mit den FTAirNiA des Men-
desiers verrät. Man vergleiche:
Plin. Bolos TlAlrNiA 4 (132, 16D).
Menander e Graecis auctor est alium eden- oapönta cköpaa <ah özeiN* pizac ce^-TAOY 6n-
tibus, si radicem betae in pruna tostum sw thcac »Are. Ähnliche Mätzchen lesen wir
perederint, odorem extingui (aus Hygin?). Geop. XII 29, 5. 30, 9.
Die Zeit dieses Arztes hat Stadleb^ festgestellt: er lebte am Hofe Eumenes' II. von Per-
gamon (197 — 159). Auf den Anfang des 2. Jahrhunderts führt ferner die Tatsache, daß
den Verfassern der unter dem Namen Nechepso Peto.siris erhaltenen astrologischen Schriften
(um 150*) der berühmte von Demokrit geprägte Spruch der Goldmacherliteratur' h «ycic
TH o'i'cei T^pneTAi kaI f) *<fc\c rfiN oycin KPAjeT kai h o^cic thn oycin nika bereits geläufig ist".
Somit ist er ein Zeitgenosse des bekanntlich auch naturwissenschaftlich interessierten
Grammatikers Aristophanes von Byzanz (f 1 80) gewesen und liat wie dieser in Alexan-
dreia gelebt und geschrieben. Ja es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß die boshafte Ge-
' Vielleicht gehört in diesen Zusammenhang das Bruchstück bei Plin. n. h. 2, 14: innumeros quidem
credere (sc. deos esse) . . . aut, ut Democrito placuit, duos omnino, Poenam et Beneficium.
' Vgl. KoHUE, Kl. Sehr. I 353. Susemihl II 683. Der jüngste Autor ist Skymnos von Chios (c. 15),
dem 185/4 die Ehre eines delphischen Proxeniedekretes zuteil wurde. Vgl. Rohde a.a.O. Seine rflc nepiOACC
wird somit geg^n Ende des 3. Jahrhunderts verfaßt sein. Die Entstehung der Städtebilder des Herakleides
ö KPiTiKÖc (zitiert c. 19) mag um 230 fallen. Vgl. Susemihl a. a. O. Über Sotakos (c. 36) vgl. Oder bei Suse-
mihl I 860.
' Vgl. Fig. 8 (Diosk. Bd. III S. 146, 6 W). Diels S. 126, 25. Alb. Magnus de veget. VI 471: et quae-
ritur diligenter (sc. anagallis) ad plures usus magorum. Zum Ausdruck vgl. Diosk. m. m. II 159: tö AevKÖN
n^nepi, evreeCYN wäaicta eic ... ohpiakäc AYNÄMeic. Vgl. Berthelot, La chimie S. 66, 9 f. üeop. XV^ i, 31.
* Seneca ep. 90, 32. D1EI.S S. 130, 16.
' Die Quellen des Plinius im 19. B. der nat. hist. (Diss. München 1891) S. 30. Übersehen hat er eine
Inschrift (C. J. A. II i n. 433), die einen Beschluß zu Ehren dieses Arztes enthält, weil er seinen Einiluß bei
dem Könige dazu verwandt hatte, den Athenern Vergünstigungen zu verschaffen. Herrn. 14, 593.
° Vgl. Kroll, N. Jahrb. f. kl. Ph. VII 559 f. Reitzenstein, Poimandres S. 4 f.
' Vgl. UsENER, Kl. Sehr. II 254.
* Möglicherweise beruht auch die Fiktion der in neupythagoreischen Kreisen entstandenen angeblichen
Schriften Numas, die im Grabe des Königs im Jahre 181 v. Chr. gefunden sein sollen (Zeller, Phil. d. Gr. 3 III
2S. looA. I. RonüE, Gr. Rom. ' S. 292 A. 2) auf Nachahmung des Demokrit, der nach einem in Ägypten
aufgekommenen und verbreiteten Schriftstellerkniff (Rohde, Gr. Rom. 292 A. 2. Reitzenstein, a. a. O. 163 A. 4
u. öfter) die Schriften des jüdischen Magiers Dardanos (Plin. n. h. 30, 9. Diels 129, 21. Dieser D. hat mit
dem Phiyger nichts zu tun, sondern ist identisch mit dem von Jos. Arch. VIII 43 erwähnten jüdischen Magier
aus dei- Zeit Sah>mos. Reg. III 4, 27. Rkitzenstein a. a. O. Er erklärt den jüdischen Einschlag in den
Schriften des Bolos) gleichfalls aus seinem Grabe hervorgezogen habon will. N.atürlich haben wir kein Recht,
ihn deshalb für einen .Schwindler zu halten. Erwähnen will ich noch, daß Archibios, der Leibarzt eines An-
tiochos, offenbar den Mendesier benutzt, wenn er zum Schutze der Saaten eine in einem irdenen Geschirr
ver.schlossene Kröte mitten in dem Saatfelde zu vergraben rät (Plin. n. h. 18, 294). Daß dies Sympathiemittel
demokritisch ist, schließe ich aus Plin. 18, 158, wo Demokrit unmittelbar darauf zitiert wird. Geop. II 18, 14
stammt aus Apuleius-Plinius. Dann ist mit Antiochos der begeisterte Freund des Griechentums, Antiochos IV.
(176 — 165), gemeint.
16 M. Wellmann:
scliichte von dem großen Grammatiker als Nebenbuhler eines Elefanten in der Liebe zu
einem schönen Blumenmädchen \ die durchaus nicht wie eine Erfindung aussieht, durch
ihn als schlagender Beleg seiner Sympathielehre Eingang in die naturwissenschaftliche
Literatur gefunden hat. *
Was den Namen des Mannes betrifft, so lautet er nach Suidas" Büaoc Ahmökpitoc.
Dies Zeugnis wird bestätigt durch Columella, der dieselben Schriften dieses Autors bald
unter dem Namen des Bolos, bald unter dem des Demokrit anführt^ Die Bezeichnung
BcüAoc ö Ahmokritsioc in den Scholien zu Nie. Ther. 764 und bei Steph. v. Byz. s. v. atynooc
kann unmöglich korrekt sein; denn einmal versteht man nicht, wie in diesem Falle Varro,
Columella und Plinius dazu kommen konnten, ihn für den echten Demokrit zu halten;
außerdem war er gar nicht Demokriteer, sondern Pythagoreer*, und eine Schule des Ab-
deriten hat es schwerlich noch im 2. Jahrhundert gegeben \ Diese Zitierweise beruht
offenbar auf Verkennung des Doppelnamens des Mannes. Es ist bekannt, daß in helle-
nistischer Zeit bei Philosophen und Grammatikern des Orients, d. h. in Ägypten, Phö-
nizien und Syrien, der Brauch aufkam, sich neben dem eigentlichen Namen einen zweiten
beizulegen, besonders im Verkehr mit den Griechen und mit der Regierung, meist zur
Unterscheidung von andern gleichnamigen Personen, aber auch aus andern Gründen",
wobei der zweite Name gewöhnlich mit ö ^niKAAovMeNoc (^niKAHeelc) oder mit ö kai an
den ursprünglichen Namen angeknüpft wurde; doch war es auch üblich, beide Namen
unverbunden nebeneinander zu stellen. Eine schlagende Parallele bietet der Name des
Freundes und Hofphilosophen des Kaisers Augustus, des in Alexandreia am Feste des
Ares" geborenen Stoikers Areios Dldymos*. Das Pseudonym des Mendesiers erklärt sich
aus seiner Zugehörigkeit zur neupythagoreischen Schule. Bekanntlich war es eine Eigen-
tümlichkeit der Anhänger dieser Schule", die in Alexandreia seit dem 3. Jahrhundert ihr
Wesen trieb*" und sich von hier aus über den Orient und Okzident verbreitet hat, soweit
sie schriftstellerisch tätig waren, ihre Schriften berühmten Namen der Vorzeit (Nechepso-
Petosiris), auch Göttern (Hermes), vor allem aber den Stiftern ihrer eigenen Schule wie
Pythagoras, Philolaos und Archytas unterzuschieben, wobei sich bisweilen der eigentliche
Name des Verfassers in der Überlieferung erhalten hat. So wird die uns aus Plinius
' Ael. n. a. I 38. Plin. n. h. 8, 13 (aus luba). Flut, de soll. an. 18, 972 D. A. Marx, Griech. Märchen
von dankbaren Tieren S. 93.
'' DiELs S. 125, 8: BöAOc Ahmökpitoc (so hat die Überlieferung) «iaöco^oc 'IctopJan kai Texnhn iatpikhn
KTA. Flach hat die Überlieferung ganz richtig verstanden, nur ist sein Zusatz: (Ö kaI) A. überflüssig.
^ So die xeiPÖKMHTA nach Col. VII 5, 17 (die Vitruv und Plinius als demokritische Schrift kennen), seine
TeupriKÄ nach XI 3, 53 und 61. Sein Sympathiebuch als Werk des Bolos in den Scholien zu Nie. 764, als
demokritisch Col. XI 3, 64.
* Suid BÖAOC MeNAHCioc TTveAröpeioc.
* AHMCKPixeioi aus der Zeit I'.pikurs bei Cic. Tusc. disp. I 82. Ein Mathematiker Bion aus Abdera wird
bei L. D. IV 7, 58 als Demokriteer erwähnt. Die Schule mag bis 300 v. Chr. bestanden haben. Später be-
zeichnet ÖAMMCKPireioc, adsectator Democriti den Nachtreter des Bolos: wir kennen als solche den Theognostos
ö AHMOKPiTeioc (Alex. Tr. I 569 P. Seine Zeit ist unsicher, da für Ahmokpäthn bei Alexander sicher Timokpathn
zu lesen ist) und einen Apollodor bei Plin. 24, 167.
« Vgl. Dessau, Herm. 45, 347 ff. Mommsen, Rom. Gesch. V 453. Freudenthal, Hellen. Stud. 130. Diels,
Dox. 86. Kaibel, Herm. 20, 614.
' Etym. M. 139, i.
* Etwas anders liegt die Sache bei dem berüchtigten alexandrinischen Grammatiker und Magier Apion,
der sich AniuN TTAeicTONiKHC nannte (in einer Inschrift bei Dm-ENBERCER, Orient, gr. inscr. II 371). Ebenso
bei dem Erbauer des Turmes der Winde, Andronicus Cyrrestes (aus Kyrros in Syrien? PW. I 2167), der so
bei Vitruv (I 6 S. 23, 26 IL) heißt, bei Varro (r. r. III 5, 17) dagegen in Übereinstimmung mit einer Inschrift
(Herm. 20, 614) Kyrrhestes.
" Zeller III 2 S. ii4f.
" K. ScHWARTz, Fünf Vorträge über den griechischen Roman S. 109. 121. RErrzENSTEiN, Hell. Wundererz.
S. 45 A. 2. RoHDE, Rom. 72 A. i. 276.
Die Georgika des Demokritos. 17
genauer bekannte, im 3. Jahrhundert v. Chr. entstandene Schi'ift TTepi botanun AYNÄMetoc'
bald unter dem Namen des Pythagoras^, bald unter dem des Kleemporos' angeführt.
Das gleiche gilt für unsern Mendesier. Offenbar trugen seine Schriften den Namen Böaoc
Ahmökpitoc, und es ist das Pseudonym wolil von ihm aus keinem anderen Grunde ge-
wählt worden, als weil er in dem gleichfalls in die Pythagoraslegende verüochtenen Ab-
deriten den Begründer der ihm eigentümlichen Betrachtungsweise der Natur sah.
Wenden wir uns nach dieser Abschweifung zu den feupriKA des Bolos zurück, so
gilt es zunächst eine Vorstellung von dem Inhalt und dem Charakter dieser Schrift zu
gewinnen. Unsere Kenntnis derselben gründet sich auf zwei Hauptquellen, zunächst, wie
schon erwähnt, auf den Bruchstücken, die in der griechisch-römischen Fachliteratur vor-
liegen und die in letzter Linie aus Cassius Dionysius und Hygin (Plinius) stammen. Daß
jder erstere ihn tleißig benutzt hat, geht daraus deutlich hervor, daß Bolos von allen
hellenistischen uiid vorhellenistischen Landwirtschaftlern der einzige ist, der in der ein-
schlägigen Literatur häufiger zitiert wird, ja in den Geoponica sogar am häufigsten von
allen Autoren; außerdem beachte man, daß er außer den Georgica auch seine andern
Schriften, so seine XeiPÖKMHTA (Col. VII 5, 17) und sein Sympathiebuch (Col. XI 3, 64) zu
Rate gezogen hat. Dem in Utica schreibenden Landwirte lagen natürlich die Schriften
eines Ägypters über landwirtschaftliche Dinge am nächsten. Üb Bolos selbst Landwirt
gewesen ist, steht dahin. Nach der Analogie seiner übrigen Schriften dürfen wir ver-
muten, daß er auch in ihr hauptsächlich Buchgelehrter war und seinem Hange zum Aber-
glauben und phantastischer Willkür schwerlich Zügel angelegt hat.
Die zweite Quelle, die man bisher für Demokrit nicht verwertet hat, ist die Über-
lieferung der arabischen Landwirtschaft. In Spanien, wo unter der Herrschaft der Araber
Landwirtschaft und Gartenkunst in der höchsten Blüte standen, hatte das Interesse für
dieses Gebiet menschlicher Tätigkeit eine große Anzahl wissenschaftlicher Darstellungen
hervorgerufen. Unter ihnen ragt als abschließendes Werk die große Kompilation des
Arabers Ibn al-Awam* aus Sevilla hervor, die uns in einer spanischen"' und neuerdings
in einer französischen" Übersetzung gedruckt vorliegt. In dieser Kompilation hat der Ver-
fasser, wie er in der F)inleitung S. 7Ö'. berichtet, vier ältere arabische Werke verarbeitet":
die nabatäische Landwirtscliaft des Abu Bekr und die einschlägigen Schriften des Ihn el-
Fazel, Abou'l Khair und Abou Omar Ibn Hedjadj. Der letztere, gleichfalls Andalusier aus
Sevilla, war Verfasser eines landwirtschaftlichen Werkes, das unter dem Titel p]l Mognah
(das Ausreichende)'* im Jalire 1073/74 erschienen war.
Es war ein großes Exzerpten werk, in welchem die griechisch-römische Überlieferung
hauptsächlich nach drei Quellen exzerpiert worden war: nach einer arabischen Übersetzung
des Anatolios (Justus oder Anatolius von ihm genannt)", einer resp. zwei arabischen Über-
' Plin. n. h. 25, 13. Ein Teil dieser Schrift ist'das iinum de Scilla volumen des Pythagoras philo-
sophus. das Plin. (19, 94 aus Hygin) erwähnt und das außerdem von Ps.-Galen (XIV 567) und in den Geo-
ponica (VI!I 42) benutzt ist. L. Diog. nennt im Homonymenverzeichnis der Pythagorasvita (VHI i, 47) als
Verfasser einen Ar/,t des Namens l'ythagoras. Vgl. Maass, De biogr. gr. S. 41. Der wirkliche Name dieses
Arztes war Kleemporos.
* Plin. n. h. 24, 159. 20, 78. loi. 134. 185 usw.
' Plin. n. h. 22, 90 (aus Xenokrates wegen des mit ihm zusammen genannten Arztes Zenon, des Vaters
des X.). Der Name ist selten und weist nach einer Handelsstadt. Wir kennen einen Issier dieses Namens
aus .4ppian, lllyr. 7, der um 230 als Gesandter seiner Vaterstadt ermordet wurde.
* Mkver, Ge-sch. der Botanik HI 260. Hose, Arist. Ps. 269f. (^lement-Mullet, Pref. S. 17.
' BANguERt, Llbro de agricultura su autor el doctor excelente Abu Zacaria Jahia. Madrid 1802.
° Clbment-Miili.et, Le iivre de Tagriculture, 2 Bd. Paris 1864. 1866.
' Meveb, a. a. O. 248f. Ci.KMENr-Mti.i.Er, Pref. S. 68 f.
' Meyer, a. a. O. 249. Ro.se, b. a. O. Clkment-Mii.let, Pref. 77 f.
' Kose, a. a. O. 270. Oder, lih. Mus. 48, 40.
PhiL-hist. Abh. 1921. Nr. 4. 3
13 M. Wellmann :
Setzungen des Cassianus Bassus (Kastos, Cassius, Cassianus)^ und merkwürdigerweise nach
Gargilius Martialis (Marsial, Marsinal)l Ibn al-Awam rühmt die große Gelehrsamkeit dieses
Autors, die in ihrer kompilatorischen Manier lebhaft an Ibn al-Baithar erinnert, und zählt
in der Vorrede die Schriftsteller (c. 30) auf, deren Berichte er in seiner Kompilation zu
berücksichtigen pflegtet Zu ihnen gehört Demokrit, der bald nach der Art der syrischen
Übersetzung des AnatoUos unter dem Namen Democrates erscheint, bald als Democrites le Grec
oder Democrite zitiert wird^ An der Zuverlässigkeit dieser Zitate zu zweifeln liegt schlechter-
dings kein Anlaß vor; vielmehr darf uns, glaube ich, die außerordentliche Gewissenhaftig-
keit, mit der Ibn Hedjadj seine Quellen nennt, einigermaßen Bürgschaft für die Treue
seiner Exzerpte sein, und in der Tat wird in einem Falle die Richtigkeit des Zitates durch
die Geoponica bestätigt (Awam I 254 ~ Geop. X 29, 5). P^ine andere Frage ist die, ob seine
Quellen denselben Glauben verdienen. In Betracht kommen für Demokrit nach Awam
die arabische Übersetzung des Anatolios (Junius) und des Gassianus Bassus. Vgl. Awam II 25:
Junius et Democrite disent qu'il faut semer l'orge dans une terre mediocre, parce que
la terre de bonne qualite doit etre preferee pour le froment\ I 2 1 9 : Democrite et ('assius
disent que toute espece de fumier, ä l'exception des matieres stercorales humaines, peut
convenir ä l'olivier; mais on ne doit lui donner de l'engrais que tous les trois ans une
fois**. Von diesen beiden Quellen ist die erstere hinsichtlich der Zitate unantastbar, da
ihr die von E. Oder verdächtigten Autorenlemmata fremd sind'. Anders verhält es sich
mit der arabischen Übersetzung des Cassianus Bassus. Neuere Forschungen haben er-
geben*, daß es von ihr zwei stark abweichende Redaktionen gab, die uns noch in dem
cod. Leidensis 1277 (A nach Fehrle) und 1278 (B) erhalten sind, und daß sich die große
textliche Verschiedenheit dieser beiden Redaktionen daraus erklärt, daß A den ursprüng-
lichen Text des Cassianus enthält, während die zweite Übersetzung (B) nach einer persi-
schen Übertragung angefertigt ist, die auf einer zwischen 600 und 950 entstandenen Re-
daktion beruht, deren Bearbeiter u. a. auch die Autorennamen zu den Kapitelüberschriften
hinzugefügt hat". Welche dieser beiden Redaktionen hat nun Ibn Hedjadj zur Hand ge-
habt? Auf diese Frage gibt Ibn al-Awam eine überraschende Antwort (I567): Dans les
livres de Kastos et de Cassius, on lit que si on pratique dans la vigne des fumigations
avec de la bouse de vache et du bazird, qui est la poix, les cantharides fuiront (~ Geop.
XIII 16, 2). Awam I 400. Es ist hiernach kein Zweifel, daß dem Andalusier zwei Über-
' Rose, a. a. O. Oder, a. a. O. Kuska, Archiv f. die Gesch. der Chemie und Technik, VI 306 f. Fehrle,
Studien zu den griech. Geoponikern, S. 4f. 50.
^ Meyer, a. a. 0. 256. Zitate des Marsial bei Clement I 8 (wo irrtümlich Marsinal d'Athenes steht).
153- 183. 245. 263. 271. 330. 381. 472. 475. Erinnert man sich, daß der Bischof von Sevilla Isidor (7. Jahr-
hundert) den Gargilius Martialis noch in Händen gehabt hat (in B. 17 seiner Orig. ist er direkt benutzt) und
daß Ibn Hedjadj aus Sevilla stammt, so ist direkte Benutzung des G. M. durch ihn nicht ausgeschlossen.
Dann gab es noch im 1 1 . Jahrhundert in Sevilla eine Hds. dieses Landwirtschalllers.
' Über die Namen vgl. Meyer 250. Clement Prcf. 7of. Rose a.a.O. Daß mit Sadihames Didymos
und mit Karour-Anthos Florentinos gemeint ist, scheint mir sicher zu sein. Diese Frage bedarf übrigens
genauerer Untersuchung.
* Vgl. Clement Prcf. S. 70.
" \gl. Geop. II 12, I : TÖN MeN cTton an th BAeYreicp kai th neAiÄAi amginon cneipeiN- tac ag kpioac in th
Mecuc ÄxoYCH. Vgl. Theoph. c. pl. HI 21, 2. Das ganze Kapitel' stammt aus Anatolios-Demokrlt; vgl. zu § 2
Awam II 14. 13. Der Autorenname Tapantinoy hat demnach keine Gewähr.
° Geop. IX 15, i: nXcA KÖnpoc öniTHAeiA th ^aaU aIxa thc ÄNeptüneiAC . . . xph a^ KonpizeiN täc ^aai'ac
nAPÄ AYO fl tpIa e'TH. Col. r. r. V9, 13: ac tertio quoque (sc. anno) fimo pabulandae sunt oleae. Plin. 17, 130.
Das Autorenlemma ist AiAf«OY. Es besteht die Möglichkeit, daß in der Überlieferung des Arabers Ver-
wechselung vorliegt. Das gleiche scheint der Fall zu sein bei Awam 1 391 ~ Geop. X 76.
' Boll, griechische Kalender, Sitzgsberichte d. Heidelb. Akad. 1911 S. 23.
* Fehrle, Studien S. 4. 50.
" Boll, a. a. 0. I4f. Fehrle, a. a. O. 25 f.
IHe Georgika des Demokritos. 19
Setzungen vorgelegen liaben, und die Annahme liegt nahe, daß es unsere beiden Re-
daktionen gewesen sind. In diesem Falle besteht allerdings die Möglichkeit, daß einzelne
Demokritzitate, soweit sie aus der zweiten Übersetzung (Cassius?) stammen, den berüch-
tigten Autorenlemmata ihren Ursprung verdanken, und es wird ratsam sein, die Demo-
kritzitate, die sich mit den Lemmata unserer Geoponica decken, mit Vorsicht zu behandeln,
solange nicht auf anderm Wege der Beweis für ihre Glaubwüi-digkeit erbracht ist.
Überblickt man die gesamte Masse der Bruchstücke, so gewinnt man den Eindruck,
als handle es sich um eine rein technische Schrift, in der das rein wirtschaftliche Element
das wundersüchtige und abergläubische überwog; daß es aber auch hieran nicht ganz
gefehlt hat, zeigt u. a. die auf Schwindel beruhende, phantastisch aufgebauschte An-
weisung zur Bugonie (Geop. XV 2, 21 f. Col. IX 14, 6. Verg. Georg. IV 280 f.). Die Schrift
umfaßte das Gesamtgebiet der Landwirtschaft, Ackerbau, Baum- und GemüsekuUur, Wein-
bau und Bienenzucht einschließlich des astrologischen Beiwerkes (Bauernkalender) und
der Veterinärkunde. Sie enthielt Lehren für den Landwirt über die Einfriedigung eines
Gutes rcsp. einzelner Teile, sie behandelte die Bodenkunde, gab Vorschriften über Saat-
bestcllung, Auswahl des Samens und die Saatzeit, über den Schutz der Saaten vor Un-
geziefer, über die Art der Aufbewahrung der Gerste, über Beseitigung des Rostes, über
die Kultur der Gemüsepflanzen, Hülsen- und Speisefrüchte (Porree, Kicher. Linse, Bohne,
Lupine, Flachs, Gurke), über das Ausroden von Kräutern und Bäumen, über die Anlage
von Weinbergen, über Auswahl und Aufbewahrung von Weinreben, wenn man sie nicht
sofort pflanzen kann, über die Dauer der reifen Trauben am Stock, über die verschie-
denen Weinstockarten, über den Schutz der Hühner, über die Art, Tauben an den Schlag
zu fesseln, über Heilmittel für Rinder und Schweine. Sehr ausführlich war von ihm die
Baumzucht behandelt: wir lesen Vorschriften über die Anpflanzung von Myrten, Lorbeer,
Zypressen, Rosmarin und Rosen, und fast alle Obstbäume werden behandelt einschließ-
lich der Zitronatzitrone (kitpion), des Judendorns (zizyoon) und der Pistazie (bictäkion).
Kulturhistorisch wichtig ist die Erwähnung des letzteren Baumes. Das unverdächtige
Bruchstück bei Ibn al-Awam' entliält Anweisungen, wie man das Abfallen der Nüsse dieses
Baumes verhindern kann. Wir lernen daraus, daß dieser aus Mittelasien stammende, in
historischer Zeit besonders in Syrien verbreitete und geschätzte Baum schon vor 200 v.Chr.,
und nicht erst in christlicher Zeit, wo Galen" ihn in Alexandreia kennt, nach Ägypten
verpflanzt worden ist*. Y.s ist bekannt, daß sich Ptolemaios II fiir derartige Dinge inter-
essiert hat: so ließ er den Weizen der Sporaden (besonders von Kalymna) nach Ägypten
verpflanzen*; vermutlich derselbe König ließ eine in der iranischen Landschaft Karmania
helmische Zistusart nach Ägypten bringen ', und unser Bolos berichtet von der Verpflan-
zung der in Persien, Arabien und Syrien heimischen schwarzen Cordie (nepc^A) nach
Ägypten". Auf Grund der Geoponica (X i 2, 3 f.) hat man bisher angenommen, daß Paxamos,
ein Zeitgenosse Varros, der erste Grieche gewesen sei, der die Kultur dieses Baumes
gelehrt liat'. Diese Annahme wird nunmehr, dahin zu berichtigen sein, daß das bereits
der Mendesicr getan hat, auf dessen Schultern ohne Zweifel Paxamos nach seinen Schriften
zu urteilen (er schrieb fecüPriKÄ, Ba»ika wie Bolos) gestanden hat. Für die hohe Blüte
' Clement-Mullet I 541 (wie es scheint aus Abu Bekr).
" Gal. VI6i2: reNNÄTAi m^n kata rfiN werÄAHN "AAesANAPeiAN tayta (si. ta hictakia), hoaS' nAeiu a'^n
BEPPoiA Tfic GypIac.
' Hehx, Kulturpflanzen* S. 405f.
* Etvni. M. s. V. KÄAYWNOC S. 486, 25. Steph. Bvz. s. v. Schreiber, Die Wiener Brunnenreliefs S. 66.
' Plin. n. h. 12,76.
" Schol. zu Nie. Ther. 764. Diosc. m. ni. I 129 (120, 16).
' Oder bei Susemibl Litt. I 842.
20 M. Wellmann:
der alexandrinischen Gartenkunst spricht das Raffinement, das uns in den einschlägigen
Bruchstücken des Mendesiers entgegentritt. So weiß er von der Verwendung der Insition
zur Vermischung der verschiedensten Fruchtarten' und zu sonstigen merkwürdigen Natur-
spielen" zu berichten und beschreibt ausführlich ein Verfahren, ägyptische Gurken^ resp.
Melonen und Rosen auch während der kalten Jahreszeit zu züchten*. Das Eigenartige
dieses Verfahrens besteht darin, daß Gurkenkerne in die mit Mist gefüllte Markhöhle
des Steckenkrautes gelegt und dann mit Erde bedeckt werden ^ Diese Verwendung des
Steckenkrautes bei der Fortzucht von Bäumen und Kräutern geht auf Mago zurück",
der mit seiner Hilfe eine bestimmte Mandelbaumart (die tarentinische) ' gezüchtet hatte.
Bolos muß ihn gekannt haben; doch darüber später. Ein wichtiger charakteristischer
Zug in seinen feupriKÄ ist die Aufnahme von Bemerkungen medizinischer Art in sein
Werk, und zwar nicht nur über Tiermedizin**, sondern auch über die Heilkräfte der Ge-
wäclise" und anderer Dinge'". Diese Verquickung von Medizin und Landwirtschaft" ist
also nicht erst eine Errungenschaft des 3. Jahrhunderts n. Chr.'', sondern reicht in die
hellenistische Zeit hinauf. Bolos, der ja Naturforscher, Chemiker, Arzt und Zauberkünstler
in einer Person war, ist auch hierin der Vorläufer der landwirtschaftlichen Fachliteratur
der Folgezeit geworden. Schon Varro'^ wundert sich über diese merkwürdige Verquickung
der Landwirtschaft mit allen möglichen Disziplinen: video enim, qui de agricultura
scripserunt et poenice (Mago) et graece (Democritus) et latine (Cato) latius vagatos quam
oportuerit. Und jeder weiß, daß dies Urteil auf die beiden ältesten landwirtschaftlichen
Werke der Römer, die Schrift Catos und die der Sasernae", mit iliren Kochrezepten,
Sympathiemitteln, Zauberformeln u. a. m. zutrifft. Vielleicht ist der Schluß gestattet, daß
beide hierin den Spuren Demokrits gefolgt sind, mit andern Worten, daß in seinen
feupriKÄ in ähnlicher Weise wie bei jenen außer der Landwirtschaft auch die Hauswirt-
schaft behandelt war'\
' Awam.I 391 — Geop. X 76. Sein Standpunkt ist danach des Columellas (V 1 1, 12). Vgl. Hehn, Kult.* 422 f.
'' Awam I 602. Geop. IV 7, i. Pall. III 29, i. Col. de arb. 9, 3 (daraus Plin. 17, 162). Derartige Spielereien
(Trauben ohne Kerne zu gewinnen) waren schon im vierten Jahrhundert in der griechischen Gartenkunst üblich.
Vgl. Theo|)h. c. pl. V 5, i. Der Verfasser der pseudo-hippokratischen Schrift TTapI roNHC 9 (VII 472 L) berichtet
von einem Verfahren, Gurken eine bestimmte Gestalt zu geben, das bei Theoph. h. pl. VII 3, 5 und Geop. XII 19, 6
wiederkehrt.
' Vgl. Hehn, a. a. O. 305.
* Col. XI 3, 53. Pall. IV 9, 9. Plin. 19, 68, der ebenso wie Palladius den CoUimella als Urheber dieses
Verfahrens nennt. Vgl. Plin. 17, 137. Über sein Verfahren bei Rosen vgl. Geop. XI 18.9.
* Ähnlich ist das von den Geoponica (XII 14), Palladius (IV 14, 3) und Plin. 19, 185 (aus Aemilius Macor
nach Stadler) beschriebene Verfahren, einen Salat zu züchten, der mit anderen Küchenkrüufem aus derselben
Wurzel kommt; nur ist hier an die Stelle der Ferulstaude eine Kugel von Ziegen- oder Sohafmist getreten.
Quelle sind die Ps. Aristotelischen TecopriKÄ bei Awam 1 617 (aus Kastos, d.h. Anatolios, vgl. U 233. Rose.
Ar. Ps. 274), die in der uns erhaltenen landwirtschaftlichen Literatur nui' einmal von Garg. Mart. erwähnt
werden (aus den Quintiliern, vgl. Rose a.a.O.), von Awam dagegen öfter zitiert werden. Sie gehören höchst-
wahrscheinlich dem 3. Jahrhundert an und sind vielleicht schon von Bolos benutzt.
« Garg. Mart. III3 (aus Mago-Drophanes). Col. V 10,4 (aus Celsus Diophanes). de arb. 22. 2. Geop. X 57,9.
' Die Zucht von tarentinischen Myrten lehrte Bolos (Plin. 17,62). Sein Verfahren bestand darin, daß
er die Myrtenbeere zerquetschte, dann mit dem Brei ein Seil bestrich, das er in die Erde legte.
. " Geop. XIX 7, 6. XVII 14, 3. XIV 9, 6.
' Geop. XI 13, 2. 16, 2.
1° Geop. Xm 8, 5. 9, 6. 14, 9.
" Die Frage niuß offen bleiben, wie weit einzelne dieser Mittel aus seinem Sympathiebuch oder seinen
XeiPÖKMHTA stammen. Wir wissen ja, daß Cassius Dionysius beide Schriften benutzt hat.
'2 Rh. Mu.s. 45, 87.
" Varro r. r. 1 2, 13.
'* Varni r. r. I 2, 28.
'' Da das landwirtschaftliche Hausbuch der Sasernae wahrscheinlich zu Beginn des i. Jahrhunderts v. Chr.
entstanden ist (sicher nach Cato und vor Tremellius Scrofa, d. h. zwischen 149 und 60), so können sie die
Die Georgika des Demokriios. 21
Das wichtigste Charakteristikum der Schriftstellerei Demokrits ist das sympathetische
P^lement (tö cvMnAeHTiKÖN, *ycikön), d. h. seine Lehre von den geheimnisvollen, in dem
Wesen (♦'»■cic) der Dinge begründeten Wechselwirkungen der verschiedenen Naturreiche
in Sympathie und Antipathie. Diese Lehre, die er in seinem Sympathiebuch ausführlich
begründet hatte, durchzieht seine sämtlichen Schriften. In die uns erhaltene landwirt-
schaftliche Literatur sind derartige Stücke nur zum Teil durch seine feupriKÄ gelangt;
man darf nicht vergessen, daß Cassius Dionysius daneben seine XeiPÖKMHTA und sein Sym-
pathiebuch benutzt hat: und die späteren Land Wirtschaftler abergläubischen Schlages, wie
Afrikanos und Didymos, scheinen auch seine ÜAirNiA durch Vermittlung des Anaxilaos
(Damigeron?) zur Hand gehabt zu haben. Auf seine fecüpriKÄ führe ich folgende vier
Bruchstücke zurück:
1 Georg. II 42, 3. Der Umgang einer Jungfrau mit einem Hahn in den Armen ver-
treibt das öcnpoA^uN (~ÖPOBÄrxH Ervenwürger, heutzutage in Griechenland aykoc genannt)
genannte Unkraut. Dieser Aberglaube ist eine Weiterbildung der übrigens alten Vor-
stellung von der Antipathie von Löwe und Halm'. In ähnlicher Weise schützen sich
in Libyen die Wanderer vor dem Biß des Basilisken' und jeglicher Schlange^, indem
'sie einen Hahn oder Ibis mit auf die Wanderung nehmen. Zugrunde liegt auch diesem
Volksaberglauben die Vorstellung einer Antipathie von Hahn und Basilisk*, von Ibis und
Schlange". Basilisk und Ibis führen auf ägyptisclien Ursprung dieses Aberglaubens. Auf
ähnlicher Übertragung einer anerkannten Antipathie beruhen folgende beiden Mittel bei
den Geoponica: IV 10 (Antipathie von Wespe und öl) und XVIII 17,8 (Antipathie von
Wolf und Meerzwiebel).
2 Pallad. I 35, 7. Geop. V 50. X 89. II 18, 3. Das Besprengen der Saaten mit
Krebswasser schützt sie vor Ungeziefer. Nach Plin. 19, 180: adversus urucas et cancrum
fluviatilem in medio horto suspensum auxiliari narrant (Demokrit). Dieser Aberglaube
beruht gleichfalls auf Antipathie. Vgl. Plin. 11,62.
3 Geop. XIV 9, 6. XIV 15. Raute unter die Flügel der Hühner gebunden oder
Fuchs- resp. Katzengalle unter ihr Futter gemischt, schützt sie vor Katzen und Füchsen.
Plin. 28, 265 (aus Celsus?): gallinaceos non attingi a vulpibus, qui iocur animalis eins
aridum ederint. Beruht auf Antipathie von Fuchs, Katze und Raute.
griechische Übersetzung Magos, die 88 erschienen war, noch nicht benutzt haben. Allerdings besteht die
Möglichkeit der Benutzung der lateinischen t'bersetzung, die der römische Senat nach der Kroberung Karthagos
durch eine Kommission, an deren Spitze D. Silanus stand, hatte anfertigen lassen (Plin. 18, 22. Rkitzenstein,
De Script r. r. libris deperditis 48). Anderseits zeigen mehrere Bruchstücke (Varro r. r. 1 2, 26. II 9, 6. Col. IV
11,1^ — Geop. V 3, 4. III ;, 7) unverkennbare Anklänge an Demokrit. So erinnert die Voi-sclirift der Sasernae
(Varro r. r. II 9,6: qui vellet se a cane sectari, ut ranam obiciat coctim) an das, was I'linius (32, 140) aus
einer der schriftsteliern-len Hebeammen (Salpe, benannt nach der Lesbierin aus dem 3. Jahrhundert, die TTAirNiA
verfaßt hatte, vgl. Ath. VII 321 f.) berichtet: Salpe negat canes latrare, quibus in offa rana viva(!') data sit.
Ferner hat das von ihnen empfohlene Yiacospon (Bestreichen des Körpers mit dem Absud eines in Wasser
abgekochten Laubfrosches) eine merkwürdige Parallele in den zum Teil auf Demokrit beruhenden Koiraniden
des Hermes (S. 57, 5 Mely): ih* a^ Tic e^AH XnoppyflNAi tag tpjxac öaoy to' cümatoc, toy batpäxoy tö a^pma KA-f-CAC
BÄAe ei'c b AOY6TAI YAUP, kaI AnoppYHCONTAi. Vgl. Diosc. simpl. I 49. m. m. II 26. Archigenes bei Gal. XII 799.
Am auffälligsten aber ist die Übereinstimmung ihrer beiden Wanzenmittel (Varro r. r. I 2, 25: in Wasser auf-
geweichte wilde Gurke und Rindergalle mit Essig) mit Geop. XIII 14, i. 2, einem Kapitel, in dem Demokrit
(XIII 14,9) ausdrücklich als Gewährsmann genannt wird: yrPA nicCA kai ArpioY cik+oy Ö xyaöc ÄniBAAAÖMGNOC
i.H KAINH ÄNAIPC? TÄC KÖPCIC . . . XOAHN TAYPOY fl TPÄrOY ÖlEI APIME? «ilAC AAei«e THN KAINHN KaI TOS'C TOixOYC.
' Aes. Fab. 323. Achill. Tat. \\ 21. Vgl. Lucrez IV 710. Pamphilos bei Geop. XV 1,9. Neptun. 63.
Ael. n. a. HI31 (aus Demokrit). Plut. soll. an. 32, 981 E. de invid. 4,537 c. Plin. 8, 52 (aus Juba) n. öfter.
* Ael. n. a. III 31 (Demokrit).
' Joseph, arch. II 246.
* Ael. a. a. O. vgl. V 50.
' Ael. n. a. I 38 (Demokrit).
22 M. Wellmann:
4 Col. r. r. VIII 8, 7. Tauben werden an den Schlag gefesselt, wenn man junge Turm-
falken in je einem irdenen Topf an den vier Ecken des Taubenschlages befestigt.
Plin. 10, 109 (Celsus): feruntque (Demokrit), si in quattuor angulis defodiantur (sc. tinnun-
guli) in oUis novis oblitis, non mutare sedem columbas. Beruht auf Sympathie nach
Plin. a. a. 0.
Weiter beweisen die Bruchstücke, daß die feupriKA des Bolos, wie bereits ver-
iliutet, eine Kompilation waren. Unter den Fachscliriftstellern, die von ihm zu Rate ge-
zogen worden sind, steht zeitlich obenan Leophanes', ein Landwirt, der nach Anaxagoras
und vor Aristoteles, d. h. im Anfange des 4. Jahrhunderts gelebt hat. Dieser Mann hatte
im Anschluß an Anaxagoras die Ansicht vertreten, daß man durch Unterbinden der Hoden
bei allen vierfüßigen Haustieren willkürlich männliche und weibliche Nachkommen er-
zeugen könne. Trotzdem Aristoteles diese Theorie widerlegt hatte, hat sie sich in der
landwirtschaftlichen Literatur erhalten. Ihr Vermittler ist Bolos. Vgl. Colum. r. r. VI 28
und Aristoteles De gen. an. IV i, 765a 23:
Col. Arist.
quae (sc. proles equorum) sive ut femina nAPAnAHciuc At xmec neneicweNOi toytoic eici
sive ut masculus concipiatur. nostri arbitrii kai Aerovcm, d)c tön AesiÖN öpxin AnoAovM^Noic
fore Democritus affirmat, qui praecipit, ut, ü tön Xpictepön cymbainci toTc Öxe-i-OYCiN XppeNO-
cum progenerari marem velimus, sinistrum tokgTn fi eHAVTOKeTN • oytu rÄP ka) Aeu)<»>ÄNHC
testiculum admissarii obligemus, cum femi- e'AereN. Vgl. Aet. plac. V 7, 5 S. 420D.
nam, dextrum. idemque in omnibus paene
pecudibus faciendum censet.
Von demselben Autor hat Theophrast an einer Stelle seines pflanzenphysiologischen
Werkes (c. pl. II 4, 12) ein kurzes Bruchstück erhalten, in dem er den schwarzen Boden
als den besten rühmt, weil er sowohl Feuchtigkeit wie Wärme vertrage. Merkwürdiger-
weise kehrt diese Ansicht in den Geoponica (II 9, i) wörtlich wieder. Auch hier wird
der Mendesier der Vermittler sein.
Theophr. Geop.
ÖMOicdc Ae KAI Ol THN MeAArrecoN enAiNOYNTec APicTH rfi H weAÄrreioc YnepenAiNOYweNH hapA
ücnep Aeu*ÄNHC- e-feYc rÄP XnoAiAÖNAi neiPÄTAi nÄciN, öti kai ömbpon *ipt\ kai ayxmön.
TAC AITIAC, OTI AYNATAI KAI OMBPON KAI
A'Y'XMÖN <t>^PeiN, AOXÖC 0?CA KAI TOY eePMO?
KAI TO? YTPOY.
Noch einen zweiten Landwirt aus vorhellenistischer Zeit scheint Bolos benutzt zu
haben: den Androtionl Nach Theophrast'^ hatte dieser Landwirt die Ansicht vertreten,
daß Liebe und Haß auch in der Pflanzenwelt verbreitet sei und zum Beweis die Sym-
pathie von Myrte und Ölbaum angeführt, die sich in der Weise äußere, daß beide Bäume
ihre Wurzeln miteinander verflechten, daß ilire Zweige durcheinanderAvachsen, und die
Frucht der Myrte zart und süß werde. Diesen Aberglauben hatte Bolos aufgegriffen
(Geop. X 29, 5), aber als Ägypter an die Stelle des Baumes der Athene den in Afrika
heimischen punischen Apfelbaum gesetzt, von dem Theophrast (c. pl. II 7,4) etwas Ähn-
liches anzudeuten scheint. Daneben aber hat er auch den Theophrast in Händen gehabt.
Die beweisende Stelle steht bei Plinius (n. h. 15, 138): eadem (sc. laurus) purificationibus
adhibetur, testatumque sit obiter et ramo eam seri, quoniam dubitavere Democritus atque
' E. Meyer, a. a. O. I 22.
'' Vgl. Oder bei Susemihl I 833.
= c. pl. III 10,4. Vgl. Hehn, a.a.O. 105.
k
Die Georgika des Demokritos. 23
Theophrastus'. Demnach sind wir berechtigt, die Bruchstücke bei Ihn al-Awam, soweit
sie inhaltlich an Theophrast anknüpfen, als unverdächtig anzusprechen. Dazu gehört,
was Awain I 602 von ihm berichtet, er habe mehrere Male das Experiment, Trauben
ohne Kerne zu erzeugen, mit Erfolg ausgeführt, über dies Experiment handelt Theophrast
(c. pl. V 5, I. III 14, 6); es lief darauf hinaus, daß man aus dem Setzling vorsichtig das
Mark entfernte, bevor man ihn der Erde anvertraute, weil sich aus ihm nach der An-
sicht Theophrasts die Kerne entwickeln. Dasselbe Verfahren lesen wir in den Geoponica
(IV 7, i), nur ausführlicher; auf Ägypten weist die Verwendung des Papyros bei der
Umwicklung des gespaltenen Setzlinges. Es liegt m. E. kein Bedenken vor, den ersten
und den damit aufs engste zusammenhängenden Paragraphen 2 für Demokrit in Anspruch
zu nehmen, mid wenn in der Überschrift dieses Kapitels Demokrit als Autor erscheint,
so haben wir hier einmal einen jener Fälle, wo das Autorenlemma (wenigstens für einen
Teil des Kapitels) auf einer wahren Vermutung beruht'.
Auch sonst sind Berührungen mit Theophrast in den von Ihn al-Awam aufbe-
wahrten Bruchstücken nachweisbar. So hat die ihm zugeschriebene Bemerkung (Awam II
S. 13), daß die Kicher von allem Gemüse und allen Hülsenfrüchten die längste Wurzel
habe, weshalb sie .sich nicht zur Verbesserung des Bodens eigne, ihre Quelle in Theo-
phrast (h. pl. VIII 2, 3), und zu seiner Behauptung (Avam II 16), daß der beste Samen zur
Aussaat der jährige sei, danach der zweijährige, während der dreijährige dazu unbrauch-
bar sei, daß aber Hirse und Reis davon eine Ausnahme machten, bietet Theophrast
(h. pl. VIII II, 5) eine schlagende Parallele.
Seiner Behandlung der Bienenzucht hat er, wie es scheint, die MeMccovpriKÄ des
Aristomachos aus Soloi zugrunde gelegt, eines Imkers aus voraristotelischer Zeit^; ich schheße
es aus einer auch in die Geoponica (XV 2, 6) übergegangenen Notiz des Plinius (13, 131)*:
apes quoque num([uam defore cytisi pabulo contingente promittunt Democritus atque
Aristomachus.
Sein Verhältnis zu dem Vater der I^and Wirtschaft (parens rusticationis Col. Ii, 13), dem
Karthager Mago habe ich bereits im vorhergehenden gestreift. Ich vermutete Benutzung
desselben durch Bolos. Zeitlich steht dieser Vermutung nichts im Wege; denn obgleich
die Lebenszeit des Karthagers nicht überliefert ist, so darf man einerseits aus der Tat-
sache, daß sein Werk nach der Zerstörung Karthagos ins Lateinische übersetzt wurde,
anderseits aus seiner Bezeichnung als parens rusticationis durch Columella schließen, daß
er älter war als Cato. Er gehört also spätestens ins 3. Jahrhundert, wie schon Reitzen-
STEiN^ vermutet hat. Zur-Gewißheit erhoben wird unsere Vermutung durch zwei Stellen
Columellas. Es war eine alte, oft behandelte Streitfrage", nach welcher Himmelsrichtung
die Weingärten anzulegen seien. Alle vier Himmelsrichtungen waren dafür in Anspruch
genommen worden', doch die Mehrzahl der Landwirte (so u. a. Tremellius Scrofa nach
Columella) hatte sich für eine Orientierung nach Süden entschieden. Die entgegengesetzte
Ansicht vertraten Mago und Demokrit mit der Begründung, daß die nordwärts gerichteten
Weingärten höhere Erträge lieferten, wenn sie auch an Güte des Weines hinter den anders
orientierten zurückständen. Col. r. r. III i 2, 5 : quam regionem (sc. caeli) spectare debeant
' Das Theophrastzitat bezieht sich nuf h. pl. II i, 3: Xoanta tAp b'cA txe\ ch^pmata kai Xnö ch^pmatoc
rJNCTAi- Xnö AÄ nAPAcrtXAOc kai thn aä«>nhn «acin, 6än tic tA ^pnh nAPCAÄN «yte-i-ch.
' BoLL, a. a. O. S. 1 3 f.
' Oder bei Susemihl 1 838. 839.
* Das Pliniuszitat stammt aus Hygin, vgl. Stadler, a. a. 0. S. 7.
' De scriptorum rei nist libris depeiditis, Berl. Diss. 1884 S. 47. Meyer, a. a. O. I396f.
" Plin. n. h. 17, 19 f. Col. r. r. III 12, 5 f. Vgl. Fall. II 13, 6. I 6, 2. üeop. V 4.
' Firn. a. a. O. Maoerstedt, Der Weinbau der Römer S. 59.
24 M. Wellmann:
vineae, vetus est dissensio . . . Democrito et Magone laudantibus caeli plagam septentrio-
nalem, quia existiment ei subiectas feracissimas fieri vineas, quae tarnen bonitate vini
superentur. Dieser Ansicht, die von Celsus (Col.III i 2,6) für Ägypten und Numidien mit
Rücksicht auf ihr übermäßig warmes Klima gebilligt und von Plinius (17, 20) für Ober-
italien akzeptiert worden war, liegt offenbar die Vorstellung, zugrunde, daß der Nordwind
befruchtet und der Südwind veredelt \ Ist es denkbar, daß beide unabhängig von einander
auf diese Begründung verfallen sind?
Die zweite Stelle (Col. IX 10, 6) betriift die Anweisung zur Bugonie, d. h. zur künst-
lichen Erzeugung von Bienen aus dem Aase junger Stiere: ceterum hoc eodem tempore
(d. h. peracto solstitio usque adortum caniculae, vom 24. Juni bis 26. Juli)'" progenerari
posse apes iuvenco perempto, Democritus et Mago nee minus Virgilius (IV 2 84 f.) prodiderunt.
Mago quidem ventribus etiam bubulis idem fieri affirmat^. Der später weitverbreitete Aber-
glaube von der Entstehung bestimmter Insekten aus verwesenden Tierleibern, wie der
Bienen aus Rindern, der Skorpione aus Krokodilen, der Wespen aus Pferden, der Käfer
aus Eseln, begegnet uns zuerst in Ägypten im 3. Jahrhundert: Archelaos (unter Ptolemaios
Euergetes) hatte in seinen Iaio^yh darüber ausführlich gehandelt*. Was die Bienen an-
langt, so ist er oiTenbar daraus entstanden, daß sich einmal in den Hörnern eines ver-
endeten Stieres wie in dem Aas des von Simson zerrissenen Löwen ein Bienenschwarm
eingenistet hatte. Durch falsche Deutung dieses Vorganges scheint in Ägypten die Sage^
entstanden zu sein, daß man, um Bienen zu erzeugen, einen Stier nach altem Brauch*
bestatte und nach einiger Zeit, wenn der Leichnam in Verwesung übergegangen, die
Hörner absäge, worauf aus den Öffnungen Bienen zum Vorschein kämen. Von dieser
ägyptischen Sage völlig verschieden ist die Art der Bienenmacherei, die Columella von
Mago und Demokrit bezeugt und die in den Geoponica' nach Demokrit in folgender Weise
beschrieben wird: In einem eigens zu diesem Zwecke erbauten Hause von bestimmten
Größenverhältnissen und mit einer bestimmten Anzahl von Türen und Luken versehen
soll man einen fetten Stier von 30 Monden durch Jünglinge zu Tode prügeln und, nach-
dem alle Öffnungen des Körpers verstopft sind, ihn rücklings auf Thymian legen lassen.
Dann soll das Haus hermetisch verschlossen und nach 1 4 Tagen gelüftet werden zur Förde-
rung des sich bildenden Lebens. Nach weiteren 10 Tagen findet man dann das Haus voller
Bienen, und vom Stier weiter nichts als Hörner, Knochen und Haare. Es liegt auf der
Hand, daß es sich hier um ein magisches Zauberkunststück handelt: dafür spricht der
außerordentlich große Aufwand von technischen Vorbereitungen und die eherne Unver-
schämtheit, mit der dieser Schwindel vorgetragen wird. Anderseits kann dieser magische
Unsinn unmöglich auf dem Boden Ägyptens aufgekommen sein. Die hohe Verehrung, die
der Stier bei den alten Ägyptern genoß und die zu dem Verbote geführt hatte, einen
Stier außer zu Kultuszwecken zu töten*, sowie die Tatsache, daß die Bienenzucht in Ägypten
eine so unbedeutende Rolle gespielt hat, daß sich keinerlei Nachrichten darüber erhalten
' Vgl. Fall, agric. T 6, 7 : aquilo vites sibi obiectas fecundat, auster nobilitat.
'' Vgl. Boi.i,, a. a. 0. 30. 31.
Vgl. Plin. n. h. 1 1, 70: in totum vero amissas (sc. apes) reparari ventribus bubulis recentibus cum fimo
obrutis, Vergilius (ü. IV 284 f.) iuveacorum corpore exanimato. Demokrit bei Geop. XV 2, 23ff.
* Vgl. Antigonos von Kar. bist. mir. 19. Varro r. r. III 16, 4. II 5, 5.
' Antigonos a.a.O. Ovid Fast. I 376 f. Quelle wahrscheinlich Archelaos. vgl. Malten, Kvrene 30.
nero(lotIl4i: eAnTOYCi Ae tcVc ÄnoeNHCKONTAC boyc tpöhon tönag . . . toS'c ab ePceNAC katopyccoyci
e'KACTOI^ ^N TOTCI nPOACTeiOlCI, TÖ KePAC TÖ e'TePON'fl KAI AA\<t>ÖTePA YneP^XONTA CHMHIOY eYNeKEN.
Geop. XV 2, 22 f. Aus Demokrit durch Vermittelung Hygins(?) stammt Verg. Georg. IV 20, f., außer-
dem vgl. Herrn. Koir. 73, 20 Mely. Isid. XII 8, 2. s. JB yj » s V3 ,
" Herod. II 41.
IHe Georgika des Demokritos. 25
haben', verbieten diese Annahme. Also hat Demolcrit das Zauberkunststück anderswoher^.
Columella verrät uns die Quelle: es ist punischen Ursprungs. In der Tat ist ja Afrika
im Altertum das Land der Vieh Wirtschaft und Bienenzucht gewesen^. Schon Herodot
(resp. Hekataios)* gedenkt der Bienenzucht bei den Zyganten, und das punische Wachs
erfreute sich bekanntlich in der Arzneiwissenschaft eines hohen Rufes ^. ' Bei diesem Ver-
hältnis der beiden Autoren zu einander wird man sich nicht wundern, wenn Demokrit
auch in dem Zeitpunkt der Ausübung der Bugonie (zwischen dem längsten Tage und dem
Aufgang des Sirius, d. h. dem 24. Juni und 26. Juli) mit Mago übereinstimmt, und wenn der
Karthager als die Primärquelle in der Behandlung dieser Frage ausführlicher gewesen ist
als Demokrit, insofern als er ein noch einfacheres Verfahren für die Bugonie angegeben
hat, nämlich das Verscharren frischer Rindermägen mitsamt dem Mist".
Endlich gehört einer der beiden thasischen Landwirtschaftler, die Cassius Dionysius
nach Varro (r. r. I i, 3) benutzt hat, Euagon oder Anaxipolis, zu den Autoren, die dem
Mendesier zur Hand waren. Plinius' erwähnt unter den Weinstockarten die XwneAoc eHPiAKA,
deren Trauben und Wein gegen Schlangenbiß helfen sollten: apud eosdem (sc. Thasios)
vitis theriaca vocatur, cuius et vinum et uva contra serpentium ictus medetur (aus Hygin?).
In Thasos war außerdem der Brauch aufgekommen, besonders heilkräftige Pflanzen, wie
Hellebores, wilde Gurke und Skammoniawinde, um die Wurzeln des Weinstockes zu ])flanzen,
um so die Heilwirkungen dieser Pflanzen, vor allem die abführende auf den Wein zu
übertragen: der Name dieser Weinstöcke war XwneAOc KAeAPTiKH und ♦eöpioc'*. Da es sich in
' Maoerstedt, Bilder aus der röm. Landw. VI 83.
' Schon der treffliche Johann Heinrich Voss tritt in seiner Ausgabe von Virgils Georgioa (Altona 1800)
S. 828 für gegenseitige Benutzung von Mago und Demokrit ein, nur sieht er in Demokrit die PrimärqueHe.
' Melzer, Geschichte der Karthager I 84. Magerstedt 154. 16 1.
* Herod. IV 194. Steph. Byz. s. v. ZrrANTic.
' Plin. n. h. 2i,83f. 30,70. 33, 122.
• Die beiden Coiumellustellen mit dem Zitat: Democritus et Mago können mic großer Wahrecheinlich-
keit auf Celsiis zurückgeführt werden. Ceisus aber hatte offenbar die Kompilation des Cassius Dionysius gar
nicht mehr in Händen, sondern kannte sie nur durch die Epitome des Diophanes von Bithynien: ich scIilieBe
es daraus, daß das einzige Zitat des C. D. bei C'ol. (VI 37. 3) aus Varro (II i, 27) stammt und daß sein eigenes
Werk an Umfang (5 B.) dem des Bithyniers (6 B.) nahestand. Also: die Schrift des C. D. übte ihre Herrsrhaft
nach dein Erscheinen der Epitome wenigstens in der Fachliteratur nur noch durch den Epitomator aus, der
denn auch sowohl in den Gcoponica wie bei Gargilins Martialis allein zitiert wird. Varro ist also der einzige
von den uns erhaltenen Landwirtschaftlern, dem sein Werk noch vorgelegen hat. Hygin hat ihn wohl gleich-
falls noch selbst gelesen, wenigstens spricht das Zitat bei Plin. (11, 40) dafür, wenn es. wie wahrscheinlich,
auf ihn zurückgeht. Von den griechischen Grammatikern hat ihn sicher Pamphilos benutzt und für seine
Glossen ausgezogen. Vgl. Ath. XIV 648 e — Hes. s. v. kooth und die übrigen Glossen bei Hesych. Vgl. Rkitzen-
STEi.v, a. a. O. 58. Wenn sich bei Varro in der Zitierweise ein Unterschied geltend macht, dergestalt, daß
er bald Mago et Dionysius (II i, 27. III 2, 13), bald Dionysius allein zitiert (1:7, 3f. 38,1), so dürfte d.is
so zu erklären sein, daß in letzterem Falle die aus den griechischen Autoren entnommenen Zusatzbemerkungen
gemeint sind, zumal da an der ersten dieser beiden Stellen ganz deutlich Anklänge an den Peripatos zutage
liegen. Vgl. Schneiders Kommentar zu Varro Script, r. r. I S. 300. Wie das cassianisclie Werk im einzelnen
angelegt war, wissen wir nicht. Über die Anlage der Epitome dagegen gibt uns ein an versteckter Stelle
aufbewahrtes Bruchstück Aufschluß, das bisher der Aufmerksamkeit der Forscher entgangen ist. In der
pseudoplutarchischen Schrift De nobilitatc c. 20 heißt es: Slenander, inquis, Ileracleotes agricolas ipsos unos
esse reliquias ex stirpe Saturni pi-aedicat, Epigenes Rhodius multis rationibus comprobat antiquiorem multo
fuisse rem rusticam quam urbanam, Diophanes nobilitatis initiuni ex agiioultura Irahit, in qua qui excellere
videbantur, pastores esse maluerunt, quasi et ipsi Imperium exercerent in animalia. Vgl. Philo de Jos. 2.
Das Werk war also doxographisch angeordnet, und zwar wahrscheinlich so, daß über die einzelnen Fragen
neben den griechischen Autoren Mago selbst regelmäßig zitiert war, eine Anordnung, die in den Exzerpten
der Geoponica noch deutlich hindurchschimmert, nur daß hier der Gepflogenheit der späteren Zeit ent-
sprechend die .\utorennainen durch unbestimmte Angaben wie tin^c a^, aaaoi a^, oi a^ ersetzt waren. Ist
diese Annahme richtig, dann muß die Epitome des Diophanes in der Art der Geoponica aus einzelnen
Kapiteln bestanden haben.
' Plin. 14, 117.
' Plin. 14, iio: sie et elleborum seritur in Thaso (sc. circa radices vitium) aut cucumis Silvester aut
si'ammonia, quod vinum phthorium vocatur, quoniam abortus facit. Diosc. m. m. V 67. IV 170 8.319, 18.
Phil.-hist.Abh. 1921. Nr. 4. 4
26 M. Wellmann:
beiden Fällen um eine spezifiscli thasische Überlieferung handelt, so ist zu vermuten, daß
der Bericht des Plinius in letzter Linie aus einem der beiden thasischen Landwirte stammt,
die denn auch im Autorenverzeichnis zu diesem Buche namentlich aufgeführt werden*.
Nun wissen wir aber, daß Demokrit die sämtlichen Weinstockarten Griechenlands, die
zu seiner Zeit bekannt waren, aufgezählt und behandelt hat\ darunter auch die AMneAoc
eHPIAKH. Vgl. Geop. V 2, 19: eiC HAYOINIAN a6 HACÖN (sc. AMn^ACON) AAHPiTÜJC KAAAIUN H OHPIAKH,
H AhMÖKPITQC KAI TÖ YTieiNÖN KAI THN KAAAIOINIAN (tÜ VT. KAI TH K. HdsS.) MAPTYPET. ^XEI A^ TÖ
KAHMA *Ycei AenTÖN KAI ÄceeN^c. Daß er dabei ihre Heilwirkung nicht unerwähnt gelassen
hat, wird man unbedenklich aus diesen Worten herauslesen dürfen, und zwar um so un-
bedenklicher, als er, wie wir früher sahen, die Verquickung von Landwirtschaft und
Medizin dem Gassius Dionysius vermittelt hat: aus ihm wird stammen, was Plinius (n. h.
23, 14) darüber berichtet. Aus diesem Sachverhalt ergibt sich also der Schluß, daß er
die thasische Lokalüberlieferung gekannt hat. P'olglich hat er auch die AwneAoc kaoaptikh
behandelt. Eine Bestätigung dieser Schlußfolgerung erhalten wir auf einem andern Wege,
der über Dioskurides führt.
Bekanntlich sind die beiden Hauptquellen der yah iatpiki^ des Anazarbeers das hzo-
TOMiKÖN des Krateuas und die "Yah Nigers, der gleichfalls zum Teil aus dem Rhizotomen
geschöpft hat, und zwar hat die Schrift des Krateuas den Stoff für die botanischen Partien
hergegeben, während die Abschnitte über die Metalle und Steine (B. 5) und über die
Heilmittel aus dem Tierreich (B. 2, i — 85) in der Hauptsache auf Niger beruhen, wie
sich daraus ergibt, daß von den neun Bruchstücken desselben (9 — 17 W) nicht weniger
als vier in diesem Abschnitte wiederkehren. Von diesen beiden Autoren hat sicher der
ältere, der am Hofe Mithridates des Großen lebte, den Demokrit gekannt und benutzt.
Den Beweis liefert das achte Bruchstück des Constantinopolitanus des Dioskurides: xpüntai
A^ A'Y'TH (sc. TH ANAHAAAlAl) KAI GIC TÄC AhMOKPITOY AYNAMeiC'^. GcstÜtzt wird diCS ZcUgUiS
durch mehrere Stellen der yah iatpikh des Dioskurides, die mit Bruchstücken des Demokrit
übereinstimmen. Diese Stellen sind folgende:
1 D. III 34 (45, 9): (hAYÖCMOy) KAI AYrMOYC KAI CM^TOYC KAI XOA^PAN ÜAYEI AYO H TPIA
KAcoNiA CYN pÖAc öieiAc XYAÖ noGGNTA, Simp. II 5. PÜn. 20, 149: singultus et vomitiones sistit
(menta) cum suco granati, ut Democritus monstrat.
2 D. U 142 (211, 15) ÖPOBÄrXH' Ol AG KYNOMÖPION Ol A^ A^ONTA, KYHPIOI AG SYPcTtIN KAAOYCI.
Geop. II 42 : nepi a^ontoc botänhc, hn kaI öpoBArxHN kaaoycin. Es folgt § 3 ein antipathe-
tisches Mittel Demokrits gegen dieses Unkraut.
3 D. II 87 (171,8): ev-ePTHc Ae kai ö eAe<t>Ac riNSTAC BpexÖMeNoc a'^tö (sc. zYeu). Seneca
Epist. mor. 90, 33: excidit porro vobis eundem Democritum invenisse, quemadmadum
ebur molliretur. Sim. Sethi i 19, 3. Plut. an vit. ad inf. sufficiat c. 4, 449 e: d)c rAp h kpökh
TÖ öcTeoN npiei Te<t>*A kai öiei aiäbpoxon reNÖweNON kai tön ga^^anta tu zYeei maaakön renö-
MeNON KAI XAAÜNTA KÄMnTOYci kaI AI acxhmatizoyci . . . Daß zYeoc Glas erweicht, bezeugt das
Rezept bei Berthelot, La chimie au moyen äge S. 176 n. 106. Aus derselben Quelle
D- IV 75 (2 35) 15)- MAAÄCCeiN a6 KAI eA^^ANTA A^TGTAI H PIZA (sC. MANAPATÖPGy) CYNerOWeNH
A-r-Tu im ÜPAC ei KAI efnAACTON A'Y'TÖN eic ö AN TIC BOYAHefi cxHMA nAPACKCYÄzEiN. Zum Er-
weichen des Steins bei der Beizung verwandt von Maria nach Berth. Alch. grecs S. 357, 22.
' Dieselbe tlberlieferung kehrt in den Geoponica wieder: Floren tinos (s. 3 n. Chr.) ist die Quelle (wohl nach
Demokrit). Vgl. Geop. IV 8. 1—3. 5—8. § 4 über die Kultur der A«neAOC kaoaptikh ist Einschub. Oder.
Rh. M. 45, 85.
■' Plin. n. h. 14, 20: genera Vitium numero conprehendi posse unus existimavit Democritus, cuncta sibi
Graeciae cognita professus.
' Vgl. Wellmann, Diosc. vol. III S. 146, 5. Am Texte ist nichts zu ändern. Zur Sache vgl. Geop.
XV I, 31 (Pamphilo.s-Anatolios). Berthelot, Coli. d. anc. alch. gr. S. 66, 9 ff.
Die Georgika des Demokritos. 27
Vgl. i6o, 8. Dafür Heliotrop naoh Pap. Holm, h i S. 13. Die letzte Quelle für alle diese
Notizen sind die bibaoi bacoikaI des Demokrit.
4 D. I 129 (S. 120, 16): TOYTO A^ (sc. nePC^A A^NAPON) ICTÖPHCÄN TINGC GN rTePCIAI ANAI-
PETIKÖN gTnAI, MCTATee^N A^ zic AtrYOTON AAAOlUeHNAI KAI EACÖAIMON rENeceAl. ScllOl. Nic. Tll. 764:
BüAOC AG b AHMOKPiTeioc eN TU) fTepi CY«nAeioN kai XNTinAeÜN FT^pcac «hcin exoNTAC oap' saytoTc
eANÄCIMON OYTÖN (sC. nePC^AN) OYXeYCAl ^N AfrYnTü) U)C nOAAUN «eAAÖNTWN ANAIPeeHCeCeAl, THN A^
(sc. THN ATrynTON) ArAOHN oycan eic toynantIon weTABAAeTN, noificAi xe tö «ytön kaphön tay-
KYTATON. Vgl. Ps. AHst. TTepi «ytün I 7. Plin. 15, 45. Gal. XII 569. VI 617. Orib. I 581.
5 D. IV 112 (264, 13): ^NIOI Ae OYTeYOYClN AYTÖN (SC. KYTICOn) OAPA ToTc CMHNeCIN U)C
^nAKTiKÖN TUN MEAiTTUN. Plin. 1 3, 131: apes quoque numquam defore pabulo contingente
promittunt Democritus atque Aristomachus, Geop. XV 2, 6: tAeAicoAKÖN xe kai bymbpa kai
KYTICON HaiCTAI «CAICCCON TPO*aI, tA Te N^A CMHNH nPOCIZÄNGI KYTicü) MAAICTA KAI ATl' A't'TOY AAM-
BAN€TAI XnONCJTePON.
6 D. I 87 (82, 19): KATACKEyAzOYCI a6 SnIOI eK T09 HP^MNOY (sc. THC MYPIKHC) KAI KYAIKAC,
aTc ^ni TÖN CnAHNIKÖN XPÜNTAI. GcOp. XIX 7,6: ^neiAH AAH<t>ÄrON ÖN TÖ ZÖON (sc. 6 CYC) MA-
AICTA TÖN CnAHNA NOCgT, ANOPAKAC MYPIKINOYC GIC YAü)P AnOCB^CAC HAPAcxe nieTN. KAI ANepünoic
A^ oTnoc anti to9 Vaatoc eic mypikInoyc Anopakac (1. mypikinac k^aikac) ^MBAHeeic KAI noeeic ee-
PAneYcer toyto a^ mAaicta Ahmökpitoc MAPTYPeT. Vgl. Cael. Aur. m. ehr. III 4, 61. Col. VII
10, 8. Scrib. Larg. 132. Plin. 24, 67. Marc. Emp. 23, i. 49. Äiinliches vom Efeu bei
Plin. 24, 79.
Es ist sicher kein Zufall, daß eine dieser übereinstimmenden Notizen (5) landwirt-
schaftlicher Art ist. Der Schluß liegt nahe genug, daß die sonstigen landwirtschaftlichen
Angaben bei Dioskurides, die mehr oder minder deutlich zusammengehören, auf dieselbe
Quelle zurückgehen, d. h. auf die feupriKA des Demokrit, wenigstens soweit sie Parallelen
bei Autoren haben, die nachweislich dieses Werk des Demokrit benutzt haben, also bei
Varro, Columella (Plinius) und den Geoponika. Es handelt sich dabei um folgende Partien:
1 D. I 77 (S. 77, 18): eePAncYCi a6 fAiuc tö (k^apinon) ^aaion kai tac ^ni tun TeTPAnoACON
YÜPAC kaI kynön KAI BouN Anapiküc kataxpiömcnon KAI TOYc trC A'Y'TuN KPÖTUNAC «eeipei nPOCA-
rÖMGNON KAI tAc tm TH KOYPA TINOM^NAC feAKUJCGIC A'Y'TüJN AHOYAoT. Col. VII I3, 2: Cadcm pCStis
(sc. Scabies canum) si fuerit vehementior, cedrino liquore aboletur. Vgl. VI 32, i. Geop.
XVIII 15, 5: ^N M^NToi TH ÄPABi/k TH xpiCGi THC KEAP^AC Apko9ntai (d.h. bei Y(i)PA dcr Schafc),
U)C KAI ^ni TÜJN KAMHAÜJN KAI ^A€<>AnT(i)N. GcOp. XVIII 1 6, 2 : TIN^C KAI ^NTAYSA (WCnU diC
Schafe Zecken haben) th KeAP^/k «önh xpöntai.
2 D. I 8l (S. 79, l8): ^NIOI a6 ICTOPOVcI tön OAOIÖN THC AGYKHC KAI THC AireiPOY tmhb^nta
eic aetttA Merken kai ^ncoap^nta hpaciaTc KCKonpicM^NAic ^n hanti kaipö mykhtac eAtdAiMOYC
♦'i'eiN. Geop. XII, 41, i : AtreiPON Ahökoton kai katA thc AnoKonflc toV ct€a^xoyc toy ^ctütoc
eN TH rfi zymhn yaati aycac ^n xee, kai eYe^uc ^contai 01 mykhtcc AfreipTTAi.
3 D. II 125 (198, l): ^NIOI A^ tCTOPHKACIN ÖTI, ^An TIC KPI09 K^PATA CYrKÖYAC KATOPYIH,
♦YeTAi AcnAPAToc. Vgl. Plin. 19, 151. Geop. XII 18, 2: ei a^ boyaci AcnAPAroN roayn nomcAi,
KPiÖN ArpicüN K^PATA eic AenTA köyac bAac efc tAc opaciAc kai ÄPACYe. tin^c oaci nAPAAOiÖTepoN
bTi, et ÖAÖKAHPA KPiÖN K^PATA TPHoeiH KAI KATATeeeiH, otcGi AcnAPAPON. Clcm. Rom. Rcc. VIII 25
(Patr. gr. I 1384 A): alia (sc. animalia oriuntur) ex herbis, ut de ocimo scorpius, et rursus
herbae ex animalibus, ut ex cornu cervi vel caprae apii et asparagi.
4 D. II 141 (211, II): ♦yaAccontai a6 Tmec a-t-tö (sc. ujkimon) kai ov'k eceioYCi aia tö ma-
CHO^N KAI Tee^N ^N haI(j) cküahkac reNNAN. AiBYCC AÖ npocYneiAi^oACiN, ÖTI Ol *ArÖNTec aytö kai
HAHr^NTec ■t'nö ckophioy XccijcTtoc AiATieeNTAi. Plin. 20, i 19. Geop. XI 28, 3: MAcneeN a^ toyto
(sc. TÖ ÜKIMOn) KAI ^N HAIü) TCe^N CKOPniOYC fCNNA. mAaICTA A^ TaTc TYNAIIIN 6cTI nOAeMlUTATON,
TOCA'f'THN ^XUN RPÖC AY'TAc «DYCIKHN ANTinAeeiAN, (i)C etTIC ■Y'nÖ AOnAAA 6yoy Öaöppizon ukimon Yno-
28 M. W E L L M A N N :
eeiH XrNOOYCHC tynaiköc, oy' npÖTepoN h rvNff to9 öyoy ayacoai TOAMi^ceie, npiN XpeRNAi tö ü3ki«on.
Clein. Rom. Rec. a. a. 0. Ael. n. a. VI 20. Gal. VI 640. Vom cicymbpion bezeugt Ähnliches
Aristoteles nach Antig. Kar. 19 (Rose Frg. 367. Arist. Ps. 337).
5 D. III 45 (59, 7): «t-ACI A^ TÖN XYAÖN (sC. nHrÄNOY) ^niPPANe^NTA ÖPNI9I XnCP^KeiN TOS'C
AiAOYPOYC. Antipathie von Raute und Katze. Geop. XIV 4: aIaoypon «h eNoxAeTw nepiciePATc-
£IC TÄC eYPIAAC KAI SIC TAC GICÖAOYC TOY nePICTGPeÜNOC KAI KATA nAGlÖNCüN TÖnUN AY-TO? KAUnIa
nHrÄNOY XnöeoY kai kp^macon' exei rÄp tina npöc ta eHPiA ÄNTinAeeiAN tö ni^rANON. Geop. XIV 9, 6:
^An aö uhtanon Y-nö tac nT^PYrAC tön öpniocün npocAeeem, ol^Te aTaoypoc oyte ÄA(i)nHi o<?Te
XaAO TI 6HPiON AYETAI AYTÜN ' KAI nOAAÜ MAAAON, SAN GIC THN TPOOHN XOAHN AAUnGKOC fi AIAOYPOY
ANAOYPACAC Aüc, ü)c ö Ahmökpitoc aiabebaioyta! (~ Pliu. 28, 265). Gcop. XIV 15. Tim. G.
(Arist. Suppl. S. 112, 17) Fall. I 24, 3.
6 D. IV 134 (280, 10): noieT a6, kai (sc. tö aaianton) toyc aagktpyönac kai toyc ÖPTYrAC maxi-
MOYC e?NAI weiTNYMeNON TH TPO*H' OYTC^GTAI Ae ^n' (i-OSAeiA HPOBATUN eN TaTc mAnAPAIC. Pliu. 22,65:
perdices et gallinaceos pugnaciores fieri putant in cibum eorum additis pecorique esse
utilissimos. Anaxilaos (Demokrit) bei Psellos Lect. mir. S. 146, 19: ef eoYAei Ae kai aa^ktopa
NIKHCAI MAXOMENON, aaianton TpItAC tu CYNI^eei BP(i)MATI nAPAwirNYe.
7 D. V 141 (100, 9): AOKeT Ae kai a^napgci npocTeeeic (sc. Aieoc ceAHNiTHC, ön Tmec
AOPOc^AriNON eKAAecAN. Vgl. DiELS, Vors. 'II 131, 31) KApnoröNoc eTNAi. Vgl. Geop. X 87, 7:
V 35, I. Plin. 17, 253. Theophr. h. pl. II 7, 6.
In den Rahmen dieser landwirtschaftlichen Notizen fügt sich nun die Bemerkung
des Dioskurides (IV 162 S. 308, 14) über die Kultur der AwneAOc kaoaptikA vortrefflich
ein: CYM4>YTeYeeic Ae Xwn^AOic (sc. caa^bopoc m^aac) hpöc th pIzh tön ei a'/tun oTnon kaoaptikön
eprAzeTAi'. Ich denke, dadurch wird die Herleitung dieser Notiz aus Demokrit gesichert,
um so mehr als sie sich inhaltlich mit Geop. VIII 18 deckt, und unsere Annahme von der
Benutzung eines der thasischen Landwirtschaftler wird dadurch bestätigt.
Es ist bisher noch nicht bemerkt worden, daß eine Reihe von Kapiteln der Geoponica
die Hand eines mit Chemie und chemischen Experimenten vertrauten Landwirtschaftlers
verraten. Um einige Beispiele anzuführen, so beruht das Verfahren, das zur Prüfung
(aokimacia) der Dauerliaftigkeit des Weines im Fasse empfohlen wird", auf einer genauen
Kenntnis der chemischen Veränderungen von Blei, Zinn und Kupfer. Ferner wird bei
der aokimacia des Essigs auf Wasser die Eigenschaft der Soda, im Wasser zu moussieren,
als bekannt vorausgesetzt^ und ebenso bei der Untersuchung des Weines auf Wasser
die Eigenschaft des gebrannten Kalkes, Wasser anzuziehen und dabei zu Pulver zu zer-
fallen, d. h. sich selbst zu löschen*.
\ Dieselbe tlberlieferung liegt vor bei Geop. VIII 18, Plin. 14. 110. Catoii4, 115. Vom weißen Helleboros
etwas Ähnliches bei [Theophr.] h. pl. IX 10, 3, von der Feige Geop. X 51 (^k tun Ahmokpitoy), von der Gurke
XII 19, 14.
^ Vgl. Geop. VII 15, 17: eTEPoi tön oTnon aokimäzoycin oytuc- h^taaa tpiaaktyaaTa mmkei kai HAArei
AnÖ «OAiBAOY fl KACCIT^POY H XAAKOY nOIHCANTeC KAOAPA COÖAPA tu nÜMATI TOY nieOY MeTA KHPOY nPOCKOAAäCI.
KAI ^niTieeACI ToTc nieOIC TÄ nUMAJA, kai MfTA TeCCAPAKONTA HMePAC ANOirOYCI TOYC nieOYC, KAi San eYPWCIN ANeoc
eXONTAC TOS'C oTnOYC KAI ÖCMHN rAYKeiAN KaI SYÜAH KAI TA nSTAAA HANTA KAOAPÄ, YriAINeiN NOMJZOYCI TÖN oTnON '
^AN A6 TI M^AAH nÄCXSlN, eYPHCSIC TÖ neTAAON TOY MOAIBAOY ABYKAINÖMeNON KaI ACniAAC fe'xON YlMYeOeiACIC ' ^AN
KACCJTePOC H, KAI M^AAH TPeneCOAl Ö oTnOC, eVPHCeiC lAPÖTA eN TU KACCIT^Pü) rlNÖWGNON MeAANA KaI TÖN lAPÜTA Ö£YN
ÖNTA- dÄN Ae XAAKOYN H^TÖ OeTAAON, KAI MHAeN nÄCXH Ö oTnOC, SYPHCelC AYTÖ KASAPÖN KAI AAMOPÖN, oIoN KAI
^neT^eH- ^An a^^ nAPAKiNeicGAi «saan ö oInoc, eYPHceic tö h^taadn aycöaec kai noM<t>ÖAYrAC exoN.
Geop. VIII 40: ÖiOYC AOKIMACIA, 61 YACOP CXer NITPON eiC TÖ ÖIOC BAAe, KAI ikn CÖC Z^ON OIAHCH. YAATOC
AYTÖ «xeiN NOMize. Vgl. Ilippol. Ref. IV ^t, S. 59, 14. Rhabanus Maur. de univ. XVII 2: acetum quippe si
mittatur in nitrum, fervescit nitriim protinus et ebuUit. Ganschiniejz, a. a. 0. S. 49.
Geop. VII 8,6: TiNec aä th AeroMeNH titanü), toyt^cti z(üch Acb^cto, ^niBÄAAOYCi toy oi'noy- kan w^n
Vaü)P gxH b oiNoc, AiAxv'cei THN ACBecTON" ei Ae KAOAPÖc ecTi, nHiei THN TiTANON. Vgl. DiELs. Zeitschrift für
vergleichende Sprachforschung Bd. 47 S. 203.
Die Georgika des Demokritos. 29
Daß diesen chemischen Experimenten ein höheres Alter zukommt, beweist wieder
Plinius, der das erste von ihtien kurz erwähnt (14, 130): in Vitium inclinantis (sc. vini)
experimentum est lamnae plumbeae mutatus in eo colos. Daraus folgt, daß sie aus Diophanes
(Cass. D.) entlehnt sind, dem also als Quelle ein Autor vorgelegen hat, der mit derartigen
Dingen vertraut war. Über den Namen dieses Vermittlers wird man kaum im Zweifel
sein können, besonders wenn man bedenkt, daß Demokrit, soviel wir wissen, der einzige
Landwirtschaftler gewesen ist, der nebenher auch chemische Interessen hatte, und daß
er in seinen Ba«ikä ein Teilgebiet der antiken Chemie aufgearbeitet hat.
Zieht man nun die Überreste der chemischen Literatur der Alten, wie sie uns in dem
Papyrus Leidensis und Holmiensis vorliegen, zur Vergleichung heran, so springt zunächst
eine merkwürdige formale Übereinstimmung in die Augen. Mit richtigem Blick hat der
verdiente Herausgeber des Holmiensis, Lagercrantz', erkannt, daß die Überschriften der
in diesen Papyri erhaltenen chemischen Rezepte jünger sind, daß aber die Einleitungen
dieser Rezepte in der Urquelle (Demokrit, wie ich glaube beweisen zu können) gestanden
und ursprünglich als Überschriften gedient haben. Ausfuhrlich hat er die verschiedenen
Typen dieser Überschriften behandelt, dabei aber übersehen, daß einer derselben (Infinitiv
nebst Zubehör, bisweilen mit vorgesetztem üjctg oder uc AeT) in dem Corpus der Geoponica
häufig wiederkehrt". Diese Übereinstimmung kann kein Spiel desi Zufalls sein, sie weist
vielmehr auf einen irgendwie gearteten Zusammenhang beider Schriften. Nun lehrt uns
der Papyrus Londinensis 121 (3. Jahrhundert n. Chr.), den Kenyon in den Greek Pap. in
the Br. Mus. I 89 herausgegeben und Diels in den Vorsokratikern (II 132) wieder abgedruckt
hat, daß diese schematische Form der Überschriften von Bolos Demokritos in seinen
IlAirNiA^ verwandt worden ist. Man vergleiche: tA xaakÄ xpycä noificAi «AiNeceAi. uiön ömoion
«HAU) reN^ceAi. «ÄreiPON mh a^nacoai ThtN hypAn XnAyai. »ArÖNTA cköpaa mh özgin. tpayn Mhue
noAAÄ AAAeTN «HTe ooaaA niNeiN usw. Also kommen wir mit diesen Überschriften in die
hellenistische Zeit, und es ist kein Zweifel, daß Demokrit auch hiei-in das Ur- und Vor-
bild der griechischen Landwirtschaftler gewesen ist.
Aus dem Londoner Papyrus lernen wir aber noch ein Zweites. Das siebente nAirNioN
hat folgenden Wortlaut: yyxpA TPÜroNTA KATAKAieceAi' ckIaaan eic yaup xaiapön bp^iac aöc
A^Tö NiYAceAi. AYCic (wohl AYceic) ^AAiü). Dics Scherzexperiment, das sich aus der kausti-
schen Wirkung der Meerzwiebel* erklärt, ist in eine eigentümliche Form gekleidet: neben
dem Zauberkunststück steht zugleich ein Mittel, das die Zauberwirkung aufzuheben (aycic,
AYceic) vermag. Dies cxhma hat der Mendesier in die Zauberliteratur eingefiihrt: wir be-
gegnen ihm überall da, wo Benutzung Demokrits nachweisbar ist. Vgl. Plin. n. h. 29, 59:
tradunt 3/oy« (aus Apion-Demokrit) iocinere muris dato porcis in fico sequi dantcm id animal,
in homine quoque similiter valere, sed resolvi cyatho olei poto. Neptun. 57 (aus Demokrit):
AIAOYPOY TÖ KPAnIon ^ÄN (»OaInI}) XPICHC, ^AYTÖN AlAXPHCeTAI. AYCeiC A^ A'r'TÖN, eAN HMtAnDY XYAÖN
' Paj)yrus üraecus Holmiensis, bearbeitet von 0. Laoercrantz (Üpsala-Leipzig) S. 121 f. 128.
' Vgl. Geop. VII9: oTnon Änö Vaatoc xupIcai. t6: oTnon Apxömenon öiizeiN eePAneYCAi. 17: oTnon aia
OAAÄTTHC nePAlOYMENON MÖNWON eTnaI. 20 : oTnON eYOCMON KAI HAYN nOIHCAI. 21: oTnON AEYKÖN M^AANA nOifiCAI.
22: oTnon aiayph noificAi. 25: oTnon XNeoc «h ^xsin. X 14: KATÄrPAOTA nePciKÄ noificAi. 47.60. — VII 11: ücre
YnÖ BPONTtüN KAI XCTPAnÖN WH TP^neCSAI TO'i'C OINOYC. X I5: ÜCTE TA AUPAKINA ^PYGPA nOIHCAI. 30 : ioCTE f>OIÄC
MH XAINEIN. Über die Papyri vgl. Laoercrantz .S. 125 f.
' Die TTAirNiA Demokrits waren natürlich eine besondere Schrift, ein Zauberhüchlein nach Art der
Magia naturalis des Mittelalters. V'gl. Ganschinietz, a.a.O. 19!. Diese Literaturgattung setzt schon im 3. Jahr-
hundert V. Chr. ein mit den TTai'nia (resp. 'GpuTonAirNiA ;') einer Lesbierin 8alpe. Ihre Hauptvertreter sind
außer Bolos noch Mnaseas, Lävius, Anaxilaos. Von dem Inhalt dieser Bücher gibt die aus arabischer Über-
lieferung stammende Schrift eines Schülers des Albertus Magnus De mii-abilibus mundi eine klare Vorstellung ;
außerdem die Kapitel des Hippolytos gegen die Magier iu s. Ref. IV 28 ff.
* V'gl. I'lin. 19,93. Diosc. m. m. II 171. Gal. XII 125. Ganschinietz, a. a. O. 45.
30 M. W E L L M A N N :
gniBpdiHc. Neptun. 67: kyun MANhiceTAi kai XnoeNHCKei -Vainhc cieATi xpiceeic- Avceic ae ean
(ei cod!) Xct.0AdA0Y xYAÖN xpicHc. Kenn. Trism. Koir. S. 99, 19. 119,9 (Mely). Bithys bei
Plin. 28,82. Ps. Gal. XIV 487. Wenn wir nun in den Geoponica (XVII 5, 3 ~ XIX 5, 4)
gleichfalls ein in dieser Art gehaltenes Zaubermittel lesen, so -werden wir um so weniger
Bedenken tragen es dem Mendesier zuzuweisen, als die Schlußbemerkung, daß das Mittel
bei Tier und Mensch gleich wirksam sei, echt demokriteisch ist*: ei a^ 01 taypoi npöc
TI^N ÖxeiAN BPAA^NOYCI, KAYCAC eAAOOY O-f-PÄN KAI CYAAGKiCAC otNÜ) TE «YPÄCAC ÄAei*e TÖ AIAOToN
KAI TOYC ÖPXeiC T09 TAYPOY, KAI OlCTPHCei e'r'e^tüC. TOYTO A^ OY'K eni TUN TAYPION MONON ÄAAA KAI
im TUN ÄAAUN zü)UN KAI 601 ANepunoY T^NOiTAN. AYCic AG oicTPHceuc gAAioN xpice^N^ Aber da-
mit ist die Ausbeute, die uns die Demokriteischen ÜAirNiA für die Geoponica gestatten,
noch nicht erschöpft. Zu dem vierten nAirNiON: «apönta cköpaa «h özgin- pizac ccytady
önTHCAC «Are stellt sich inhaltlich Geop. XII 30, 9: tin^c a^ «acin- änocma a'y'tA (sc. cköpaa)
riNGTAi, ^AN eni th BPtbcei (iwÖN kyamon ^niMAChicAiTÖ TIC. Formell aber stimmt es in auf-
fallender Weise mit Geop. VII 30: oTnon hinonta mh özcin. Tpin Tputadaytin aiamAchcai. Dies
kleine Stück klingt wirklich wie ein nAirNioN des Mendesiers, auf den die j:rwähnung der
troglodytischen Iris, die ich sonst in der Fachliteratur nicht nachweisen kann, führt. Als
Quelle figuriert in dem Autorenlemma: to9 a*to9, d. h. Africanus. Die.se Angabe stimmt
zu dem Charakter seiner fecopriKÄ und wird gestützt durch das Zeugnis der Geoponica
(V45,2): <t>Aci Ol nepi Ahmökpiton kai 'Aopikanön. Dann ist er der Vermittler für die ver-
sprengten Reste der demokriteischen TTAirNiA in den Geoponica. Zu ihnen gehört noch
der Anfang des folgenden Kapitels der Geoponica (VII 31,1): oTnon noAYN oinonta mh we-
eYCKGCeAl' HNEYMONA AtrCION ÖütAcAC GCeiC, H AM~rTAAAA RIKPA NHCTIC «Are £ H Z fi KpAmBHN (iMHN
npoeceie, kai cy <«h> MceYceAcH^, verglichen mit nAirN. 9: hoaaA niNONTA mh MeoYeiN' xoipeToN
RNC^MONA önThicAc <t>Are. Freilich ist bei Demokrit von einer Schweineleber die Rede; aber
das beweist nichts gegen die Abhängigkeit, da Plinius (n. h. 28, 263 aus Anaxilaos-Demokrit)
dafür Zeuge ist, dal3 ihm beide Mittel bekannt waren: ebrietatem arcet pulmo apri aut suis
assus ieiunis in cibo sumptus eo die, item haedinus.
Kehren wir zu den chemischen Kapiteln zurück, so sind auch in ihnen Anklänge
an die Papyri in der Ausdrucksweise und in der Behandlung des Stoffes ganz unver-
kennbar. So erinnert das Kapitel über die AinAucic des Essigs (VIII 41: ücTe AinAACiAcAi
TÖ öioc) lebhaft an die Partien der Papyri, wo die quantitative Veränderung der Edel-
metalle behandelt wird (Leid. I 30 f. 11 21. Holm, a 36 S. 4), wobei besonders die Über-
einstimmung in der Terminologie (acAmoy AinAucic) in die Augen springt. Aber auch das
Verfahren ist in beiden Fällen dasselbe: es besteht darin, die Maße durch den Zusatz
von weniger wertvollen Surrogaten zu vermehren. Als Surrogate dienen in den Geoponica
Meerwasser, Gerste mit Salz und Feigensaft. Vgl. Geop. VIII 24, 2 (aus anderer Quelle).
Die Verwendung des Feigensaftes bei der Herstellung von Essig kennt Plinius (14, 102
vgl, 23,117: aceti natviram habet fici sucus). Ausfuhrlich handelt darüber Columella
(XII 17 aus Diophanes-Celsus), der ebenso wie die Geoponica (VIII 41, 3 tincc) von einigen
' Vgl. Geop. XIX 7, 6. Col. r. r. VI 28.
' Africanus scheint der Vermittler zu sein: ihm lagen derartige magische aus Demokrit geschöpfte
Mittel. Etwas Ähnliches hat uns von ihm der cod. Cant. der Hippiatrica fol. 67 (Lond. fol. 22'^) aufbewahrt:
TOY AYTOY (sc. "'A»PIKAN0Y) nePI CYAAHYeCOC reNÖN. kai OYTCOCi MEN TA reNH «DIACKPIGHCeTAI KATÄ *YCIN. reNNHGHCCTAI
AÄ TexNiKÖc (-ÖC codd.) APPeN «en, (et) inixpiceic tö möpion toy YnnoY aimati AArojOY kaI tamicu (tA meccü codd.)
ö ^cti nYiiA (niTYTA codd.) AAruoY NeorNOY, eftAY as, ei ctsati XHNeiu ama Phtinh TepeeiNeiNH eiAc {is iic codd.)
ftMGPßN TPiöN t6 thc SHAeiAC YnnoY AIA0T0N Ynoxpiceic kai tu Ynnu eic öxeIan YnocTHceic. Vgl. die Afrikanos-
exzerpte bei Psellos (Westermann, Parad. S. 144). Liebre'cht, Zur Volkskunde 440 A.
' Der folgende Paragraph stammt offenbar aus einer anderen Quelle; daiier heißt es zu Anfang noch
einmal oyk An a^ MeeYceeih ö niNUN. Die Quelle ist Didymos, wie sich aus der magischen Verwendung des
Homerverses (9 170) ergibt. Vgl. X 87,6. Oder Rh. Mus. 45, 220.
Die Georgika des Demokritos. 31
Autoren zu berichten weiß, die ihn mit einem Zusatz von Wasser zur Vermehrung des
Essigs zu verwenden ptlegten: sunt qui multitudini (sc. aceti) studentes aquam ficis per-
misceant et subinde maturissimas ficus recentes adiciant et patiantur in eo iure tabescere,
donec satis acris aceti sapor fiat. Damit ist die Zeit der Quelle bestimmt: sie liegt jen-
seits des I. Jahrhunderts v. Chr. (Diophanes-Cassius Dionysius). Die Vermutung drängt
sich von selbst auf, daß der Autor (tin^c, sunt qui)' identisch ist mit der Urquelle der
chemischen Papyri, d. h. mit Demokrit. Mit dieser Vermutung steht im Einklang, daß in
der Kapitelübersclirift der Geoponica Demokrit als Quelle genannt wird. Wir wissen ja
jetzt durch die eindringenden Arbeiten Bolls", daß diese Autorenlemmata nicht bewußt
gefälsclit sind, wie E. Oder seinerzeit angenommen hatte, sondern zum Teil wenigstens
auf gute, alte Überlieferung zurückgehen. Ob freilich das ganze Kapitel aus Demokrit
stammt, ist eine Frage, die sich mit unseren Mitteln nicht entscheiden läßt. Ich ver-
mute deshalb, daß der Lemmatist seinen Namen an Stelle der tin^c im dritten Paragraphen
nocli in irgendeinem Texte (vielleicht Anatolios) vorgefunden und irrtümlicherweise auf
das ganze Kapitel übertragen hat.
V. LippMAsx^ hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß der Chemiker, der in
unseren beiden Papyri zu Worte kommt, es mit seinen Anweisungen zur Erzeugung von
Edelmetallen und kostbaren Perlen keineswegs auf Betrug abgesehen hat, da er ja seinen
Zweck, Vortäuschung echter Ware durch unechte, offen eingesteht. Vgl. Pap. Leid. V 14:
XAAKOY xPYC0OAN09c noiHcic. VI 2 5 : iücTe «AiNeceAi tA xaakÄ xpycä. Das ist aber auch
die Art, wie Demokrit sich zu dieser Kunst stellt. Vgl. oAirN. i : ta xaakä xpycä noificAi
♦ AiNEceAi. Die gleiche Absicht tritt in einem Kapitel der Geoponica (VII 24, besonders 2. 3)
zutage, in dem Kniffe und Kunstgriffe mitgeteilt werden, um jungem Wein das Ansehen
von altem (nAAAiooANeTc) zu geben, deren verblüffende Wirkung mit den Worten gerühmt
wird: kai AÖieic gTnai tön oTnon ^tön a^ka. Die Vorschriften (Verwendung von aromatischen
' Es ist sicher, daß sich hinter den tin^c, Xaaoi a^, £nioi der Geoponica häufig genug Demokrit verbirgt.
Ich vermag hierfür drei Stellen als Beleg zu geben.
Geop. XII8, 5: Col. Xl3,64:
TiNCC A^, ÜTAN KAMRAi noAAAJ fici, tynaTka kasaipo- sed Democritus in eo libro qui graece inscribitur TTePi
M^NHN eicÄroYciN €10 t6n KHnoN, ANYnÖACTON, AYcirPiXA, ÄNTinAGÜN affiriiiat lias ipsas bestiolas (sc. erucas) ene-
gN wÖNON ÄNAEAYM^NHN iwÄTiON, KAI «HAeN AAAo öAoc caii, si muüer (juae in menstniis est solutis crinibus et
ifxoYCAN, «HTe nePizcüMA MHTe fe'xePÖN Tl. nudo pede unamquamque aream ter circumeat . . .
Geop. II 30,3: Ihn al-A\vain II 324:
€nioi a^ öioyc XrreiON nAHPüCANTec kaI nwwACAN- Democrates dit . . . . que si on enfouit dans le milieu
T€C ^N M^C(j) Tie^ACi TUN KPieöN (ücTE AiAM^NeiN TAC (sc. du magasiu ii orge), une jarre pleine de vinaigre,
KPieÄCKAi YricIc^N Tofc&peioiC^YAATTeceAi). Plin. 18, 308 l'orge sera preservee de toute avarie (ans Junius, d.h.
(sunt «jui). .\natolios, vgl. S. 324 oben).
Geop. II 10, 3: Ibn al-Awam I 35:
AAAOi AÄ ov'K XPKO'i'MeNOi TH THC ÖYewc KPicEi KAI Pamii Ics choses qu'a ecrites Diiinocrite, on trouve ce
THN iK rcYCctoc AOKiA\AciAN ^lEYPON ToiAYTHN. ckAyan- qui suit: Ics caractei'es de la terre bonne pour la plan-
Tec €10 BÄeoc ^KefeeN ti tho rfic XNAcnwci, kai Xnö tation se reconnaissent ainsi : on creuse une Ibsse . . .
«^N Tfio öo<>PHce(oc THN kaaaIüj aokimazoycin. oyk ou prcnd de la terre du fond, on la met dans un vase
APK€ce^NT€C A^ TOYTO) TÖ TPÖHü) ^MBAAÖNTeo AYTHN de vcrrc, ou versc dcssus de l'eau . . . on mani^iuie cette
€10 0K€YO0 KAI KATAX^ANTEC HÖTiMON YAooP kaI TH tcrrc pour la möler ä l'eati. On laisse le depot se faire,
re'i'oei thn nefpAN hapaaiaöacin • öno?ON rk? Xn t6 yaup et l'eau se clarifier, puis on la goiite et on la flaire tout
rif re'T'cei «anA «ex/k thn MXIn, toia'jth kai nVin ^ctai. ä la fois. Si Todeur trouvee est bonne, la terre Test aussi;
si au contraire eile est salce, c'est l'indice de la sterilite
du sol etc. Aus Junius (Anatolios), vgl. S. 34. Die Anlage
des Werkes des Anatolios war demnach dieselbe wie die
des Diophanes, nach Kapiteln geordnet, mit Textzitaten.
- Griech. Kalender, Sitzungsber. d. Heid. Ak. 1911, 13 f. Fehrle a. a. O. 25.
' Chemiker-Zeitung 1917 (über chemische Papyri des 3. Jahrhunderts n.Chr.) S. 3f. Anders urteilt
DiEis, Antike Technik 148. Er vergißt dabei, daß es auch schon im Altertum marktschreierische Reklame
gegeben hat.
32 M. Wellmann:
Pflanzen und Scherben von einem Tongefäß, in dem alter Wein aufbewahrt war) sind
durchaus auf den Ton gestimmt, der uns aus den Papyri entgegenklingt. Und wie dort
Anweisungen zur Prüfung (aokimacia) der echten Metalle erhalten sind', so lesen wir hier
Vorschriften über die aokimacia des Bodens", die !Pi;üfung von Wein, Essig und Most',
von denen die ersteren zum Teil wenigstens, wie wir früher sahen, aus der Feder des
Mendesiers stammen. In den auf die Baumzucht und den Gartenbau bezüglichen Büchern
der Georgica (B. lo. n) wird eine Reihe von Spielereien mit zum Teil chemischem
Einschlag mitgeteilt, die auf das lebhafteste an die zahlreichen Goldschriftrezepte der
chemischen Papyri erinnern. So werden Anweisungen gegeben zur Färbung von Früchten
und Blumen*, wobei Zinnober und Schwefel Verwendung finden, zur Herstellung von
Aufschriften auf Früchten und Eiern ^; daneben stehen Vorschriften über die Verwandlung
voii hellem Wein in dunklen, ein echtes Magierstückchen'', über die quantitative Ver-
änderung des Weins", über die Gewinnung von durchsichtigem Wein**, über die Ver-
wandlung von Wein in Essig* usw. Daß derartige Spielereien und Scherzexperimente
von Demokrit behandelt worden sind, würde man nach der ganzen auf das Monströse
gerichteten Art seiner Schriftstellerei ohne weiteres annehmen, auch wenn es nicht von
Ibn al-Awam bezeugt würde'". Und wem dieser Araber nicht glaubwürdig genug erscheint,
den verweise ich auf das sicher einwandfreie Zeugnis der TTAirNiA Demokrits, deren zweites
also lautet: wön ömoion mi^au reNeceAi' z^cac tö uön xpTe kpöku mciiac wer' oTnoy. Dazu stellt
sich ein ähnliches Kunststück in den Geoponica (XIV lo), Eier mit einer beliebigen Auf-
schrift zu versehen", das darauf hinausläuft, die mit einer Mischung von Galläpfeln,
Alaun und Essig auf die Schale des Eies aufgetragenen Schriftzeichen durch Einlegen
in Salzlauge und Kochen auf die Haut des Eies zu übertragen. Als Quelle nennt der
Lemmatist Africanus. Das ist sicher gute, alte Tradition; denn es steht im Einklang
mit dem, was Psellos'' über den Inhalt seiner feupriKÄ (KecToi) berichtet. Da nun der
chemische Charakter und der ganze Tenor dieses Scherzexperimentes auf Demokrit weist,
so leuchtet ein, daß er diese demokritischen Spielereien an die späteren Landwirtschaftler
weitergegeben hat, wie er ja auch für die beiden Papyri der Vermittler der demokri-
tischen Chemie gewesen ist''.
Die Folgerungen, die sich aus der vorhergehenden Untersuchung für Demokrit er-
geben haben, lassen sich auf einem andern Wege noch weiter stützen. Zu den Vor-
' PL7, i2f. : XPYCOY aokimacIa, Äpr-i-pov aokimacIa und 5,37: KACcirepON rNWNAi ei agaöacütai.
'■* Geop. II 10, 3 f.
' Geop. VIII 40: öioYC AOKiMACiA, 61 YACüP exEi. VII 8 : nepi aokimaciac oinoy kaI rAGYKOYC, ei YACüP fxei.
Ahmokpi'toy. vi 17: TAevKoc ei yaup e'xei tnönai.
* Färbung von Pfirsichen Geop. X 15 (mit dem Lemma AhmokpJtoy), von Äpfeln X 19, von Rosen
XI 18, 13, von Lilien XI 20, i f.
' Pfir.-,iehe X 14 (Ahmokrtoy), Feigen X 47 (Ahmokpjtoy), Mandeln X 60 (AhmckpItoy), Eier XIV 10
(A*pikanoy).
" Geop. VII 21 (Graeci nach Palladius XI 14, 10).
' Geop. VII 23.
* Geop. VII 22.
" Geop. VIII 33.
'" Vgl. Ibn al-Awam I 391 (Färbung von Zitronatzitronen) ~ Geop. X 76, 7. Awam I 602 (Gewinnung
von Weintrauben ohne Kerne) ~ Geop. IV 7, i. PalL III 29, i. Colum. de arb. 9.3 (daraus Plin. 17, 162).
Theophr. c. pl. V 5, i.
" Dies Zauberstikkchen hat sich mit vielen anderen Scherzen dieser Art in die mittelalterliche Magie-
meratur fortgepflanzt. Vgl. Wiegleb, Die natürliche Magie (1779) S. 249, Porta, Magia naturalis (Hanoviae 1644)
B. 16 S. 5 [ 2.
'-^ Vgl. Westermann, Parad. S. 145,5: KATArPAnTA ae ^pyopötata nePciKÄ rJNeTAi, ei KATArPÄYeTAi Tic
TÖN ^rKeiweNON th hypInh kaphön ~ Geop. X 14, Parad. S. 146, 25.
" Vgl. Lagercrantz a. a. O. 106.
Die Georgika des Demokritos. 3H
scliriften über die Färbung von Blumen gehört die Von den Geop. (XI 20, i) mitgeteilte
Anweisung, Lilien purpurn zu färben. Das Verfahren besteht darin, daß man die Zwie-
beln vor dem Pflanzen in die Hefe von dunklem Wein legt, bis sie vollständig gerötet
sind, und beim Pflanzen noch einmal mit der Hefe übergießt. Dasselbe Experiment wird
von Plinius (21, 26) ausführlich besprochen, wahrscheinlich nach Hygin, der Kunststücke
dieser Art mit Vorliebe aufzuzeichnen pflegte'. Man vergleiche:
Plin. Geop.
inventa est in his (sc. liliis) et ratio in- et e^Aeic kpIna noPOYPÄ noiRcAi, otan anghch
serendi monstrificis hominum ingeniis. col- aabun Än'AYTÖN toyc kayaoyc cynahcon ana agka
ligantur namque mense Julio scapi are- fi aüagka kai kp^macon yrsp KAnNO?" aniaci täp
scentis lilii atque suspendimtur in fumo; ^k tun kayaön pizia mikpä üc boabia. otan o?n
dein nudantibus se nodulis in faece nigri kaipöc h toy oytsyein, gMBpeioN eic TP'frA oTnoy
vini vel graeci mense Martio macerantur, ut mgaanoc toyc kayaoyc, euc an aicaönti coi *anh
colorem percipiant, atque ita in scrobiculis nop*YPÄ kai bgbamm^na kaaöc. eTe' oytcoc oy-
seruntur heminis faecis circumfusis. sie fiunt tgycon, npocnAPAx^UN eKAcTu thc tpyfiac tö ap-
purpurea lilia, mirumque tingui aliquid, ut ko9n, kai oytcj ta i-i A-fTcoN riNÖweNA ANeHcei nop-
nascatur infectum. oypä.
Dieser Einklang der beiden voneinander unabhängigen Berichte gestattet uns, die letzte
Quelle vor der Zeit des Cassius Dionysius (Diophanes)' zu suchen. Auf Demokrit führen
die einleitenden Worte des Plinius : inventa est in his et ratio inserendi monstrificis ho-
minum ingeniis. In der Tat war die Schriftstellerei des Bolos vielfach auf das Monströse
gerichtet.
Mit Geop. XIV 10 endlich hängen ihrem Inhalte nach die Kapitel 14. 47. 60 des zehnten
Buches auf das engste zusammen (katatpaota hcpcikä, cyka, Xmytaaaa noificAi). Jline Parallele
zu ihnen gibt es nur bei Palladius ^11 15, 13), d. h. bei Gargilius Martialis^, dem wir das
wichtige Zeugnis verdanken, daß diese Spielereien von einem griechischen Autor herrühren:
Graeci adserunt nasci amygdala scripta, si aperta testa nucleum sanum toUas et in eo
quodlibet scribas et iterum luto et porcino stercore involutum re})onas. Vgl. Pall.Xll7,3.
Die Graeci werden von Palladius in seiner Schrift an 28 Stellen als Gewährsmänner er-
wähnt: ihre Vermittler sind die Quintilier\ aus denen Gargilius Mart. seine Kenntnis der
griechischen Landwirtschaftler geschöpft hat. Wer sich hinter den Graeci verbirgt, ist
zunächst nicht abzusehen. Mit Sicherheit läßt sich nur soviel sagen, daß an 4 Stellen
Demokrit damit gemeint ist '. Dafür spricht aber der Inhalt für ihn, zumal das entsprechende
Kapitel der Geoponica nach Psellos bei Westebmann a. a. 0. S. 145,5: KATÄrpAnTA a6
' Vgl. Stadler, a. a. O. S. 8.
* Vgl. VVf.i.lmann, Herrn. 43 S. 28.
' Vgl. Hermes, a. a. O. S. l ff.
* Abgesehen von Diophanes, der indirekt benutzt ist, sind die Quintilier die einzigen griechischen Land
Wirtschaftler, die G. M. an 6 Stellen nennt. Für Palladius folgt ihre Benutzung aus V^H 9 ('^ Geop. II 15).
Hier wird nach den Graeci über ein Prognostikon zur Erkennung des für die Aussaat brauchbaren Samens
berichtet, in dem der Aufgang des Sirius eine Rolle spielt. Nach einer Zusatzbemerkung der gemeinsamen
(,)iielle des Palladius und der Geop. wird dieser Aufgang auf den 19. Juli fixiei't. Das ist aber der Ansatz
1!' I- Quintilier nach Aetios (aus Didymos?) in dem meteorologischen Kapitel s. Tetrabiblou (III 164). Vgl.
lloLL, a. a. O. 31. 24. Übrigens ist die Angabe <les Pall., daß das Prognostikon ägyptischen Ursprungs sei, ein
deutlicher Fingerzeig für die Urquelle. Derartige Prognostika sind häufig bei Demokrit: vgl. Plin. 25, 50. 30, 83.
Herrn. Koir. 64, 22 (Mely). Tim. G. 26. Vgl. Ps.-Theophr. IX 12, i.
* Diese 4 Stellen sind folgende: IV 11,6 — ^ Demokrit nach Col. V^I 28. Geop. XVII 6, 2. Pall. 111 24, i
(I 34, 4) — Dem. bei Geop. V 44, 6. Plin. 17, 62. Pall. III 29, i — Geop. IV 7, i. Demokrit nach Awam I 602.
Pall. I 6, 9 ^ — Geop. IX 4.6. Demokrit nach Awam I 208. Übrigens lassen sich an 8 weiteren Stellen (Pall. II 15, 13.
III 2^. VII 9. VIII 5. XII 1,3. XII 7,3. XII 10. XII 21) die Graeci mit Wahrscheinlichkeit auf Demokrit
zurückführen.
Phil.-hist.Abh. 1921. Nr. 4. 5
34 M. Wellmann:
^PYepÖTATA nepciKA riNeTAL ei KATArpÄreTAi Tic tön erKeiweNON th hypinh kaphön (~ Geop. X 14)
höchstwahrscheinlich aus Africanus stammt. Ist es bei diesem Sachverhalt wirklich bloßer
Zufall, daß alle drei Kapitel den Autornamen AhmokpItoy in der Überschrift haben?
Ich denke, wir sind nunmehr hinlänglich gerüstet, um eine weitere Frage beant-
worten zu können, die immer noch der endgültigen Lösung harrt, wie Cato sich in seiner
Schrift De agricultura zu der landwirtschaftlichen Fachliteratur der hellenistischen Zeit
gestellt hat. Schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte der wackere Andreas Schottius
in seiner Ausgabe des Cornelius Nepos (Frankfurt a. M. 1608, vit. Cat. 3, i) die Vermutung
ausgesprochen, daß er seinem Werke griechische Quellen zugrunde gelegt habe: exstant-
que eins rei rusticae libri, quos e graecis fontibus hausit, quam tarnen nationem initio
cane peius et angue oderat. Die Frage ruhte dann lange, bis sie im Jahre 1903 von Paul
Reuter in seiner Dissertation De Catonis de agricultura libri vestigiis apud graecos von
neuem angeschnitten wurde. Sein Resultat, daß Cato an einzelnen Stellen (besonders in
den längeren Kap. 156. 157 de brassica Pythagorea) die griechische Literatur berücksichtigt
habe, wurde von Leo in seiner Geschichte der römischen Literatur S. 270 abgelehnt. Das
ist der augenblickliche Stand der Frage. Prüfen wir sie von neuem.
Nach dem Zeugnis Ciceros (de senect. 39) hatte Cato als jung«r Mensch im Jahre 209
in dem Hause seines Gastfreundes, des Nearchos aus Tarent, die jungpythagoreischen
Lehren des Archytas kennengelernt: accipite enim, optimi adulescentes, veterem orationem
Archytae Tarentini, magni in primis et praeclari viri, quae mihi tradita est, cum essem
adulescens Tarenti cum Q. Maximo: nuUam capitaliorem pestem quam voluptatem corporis
hominibus dicebat a natura datam etc. An der Glaubwürdigkeit dieses Berichtes zu zweifeln,
liegt kein Anlaß vor, trotz der Bedenken Zellers'; er bestätigt, was wir schon lange
wissen, daß der Pythagoreismus niemals erloschen ist, sondern auch während des 3. und
2. Jahrhunderts v. Chr. in den griechischen Pflanzstädten Unteritaliens und in Alexandreia
fortbestanden hat. Die Lehre dieser Schule mit .ihrer ausgebildeten Ethik und ihrer
asketischen Lebensweise, ihrer Pflege des Volkstümlichen und ihrem merkwürdigen Aber-
glauben mußte auf den Römer von altem Schrot und Korn, dem die moralische Tüchtig-
keit des Menschen am höchsten stand, einen tiefen Eindruck machen, und es ist durchaus
glaublich, daß seine Empfänglichkeit für diese Lehren ihn zur Beschäftigung mit der
Literatur dieser Schule veranlaßt hat. Es fragt sich, ob sich Spuren davon in seinem
literarischen Nachlaß nachweisen lassen.
Nach Plinius (n. h. 29, 15) war Cato im Besitze eines commentarius, d. h. eines
Exzerptenbuches medizinisch-pharmakologischen Inhaltes, das er bei Erkrankungen seiner
Kinder, Sklaven und sonstigen Hausgenossen zu Rate zu ziehen ptlegte. Ein Exzerpten-
bucli setzt aber immer Lektüre auf dessen Seite voraus, der exzerpiert, in unserm Falle
Catos, und da es zu seiner Zeit noch keine medizinische Literatur bei den Römern gab,
so kommen nur griechische Bücher über Pharmakologie (Botanik) in Betracht. Als Frucht
dieser Lektüre dürfen wir unbedenklich die beiden Kapitel 156. 157 seines Wirtschafts-
buches (über die Kohlarten und deren arzneiliche Wirkung) ansprechen, in denen Reuther
(2 2 f.) merkwürdige Übereinstimmungen mit einer Schrift (TTepi aaxänun?) des Arztes Mnesi-
theos von Kyzikos' aufgedeckt hat. Aber seine Vermutung, daß dieser kyzikenische Arzt
die Quelle sei, kann ich nicht für richtig halten, und zwar aus dem einfachen Grunde,
weil der Bericht Catos mancherlei enthält, was wir bei dem griechischen Arzte vergebens
suchen. Dazu vermisse ich den Beweis dafür, daß Mnesitheos die Kohlarten beschrieben
' Gesch. d. Phil. III 24 S. 98.
^ Vgl. ürib. I 278 f. Nicht erwiesen und unerweisbar ist die Vermutung Reuthers (S. 41), daß der
Kyzikener Mn. der Vater des Atheners gewesen sei. Ich halte ihn für jünger.
Die Georgika des Deinokritos.
35
hat. Und doch stammt diese Beschreibung bei Cato aus derselben Quelle. Von ihr haben
wir auszugehen, wenn wir den Namen der Quelle eruieren wollen. Sie liegt uns in drei
Brechungen vor, bei Cato (c. 157), Plinius (h. n. 20, 79) und Theophrast (h. pl. VII 4,4,
vgl. Athen. EK 370a). Man vergleiche:
Cato.
prima est levis quae nomina-
tur: ea est grandis, latis foliis,
caule magno, validam habet na-
turam et vim magnam habet,
altera est crispa, apiaca quae
vocatur: haec est natura et
aspectu bona, ad curationem
validier est ((uam quae supra
scripta est. et item est tertia,
(juae lenis(?) vocatur, minutis
caulibus, tenera et acerrima
omnium est istarum, tenui suco
veheinentissima.
Plin.
in tres species divisere eam
Graeci antiquissimi : crispam,
quam selinada vocaverunt a si-
militudine apii foliorum, sto-
macho utilem, alvum modice
moUientem ; alteram levem, latis
foliise caule exeuntibus, unde
caulodem quidam vocavere,
nullius in medicina momenti.
tertia est proprie appellata cram-
be, tenuioribus foliis et simpli-
cibus densissimisque, amarior,
sed efficacissima.
Theophr.
THC A^ ^A*ÄNOY TPIXH Al-
AIPOyweNHC, OYAOcKYAAOY TS
KAI AeiO<t>YAAOY KAI TPITHC
THC Arpuc, (h appIa) TÖ M^N
<t>YAAON i£xei AeTON, MIKPÖN
A^ KAI nepi4iep^c, hoa^kaa-
AOC KAI nOA^^YAAOC, ^Tl A^
XYAÖN eXOYCA APIM-i'N KAI <t>AP-
MAKUAH, Al' Ö KAI nPÖC TAC
KOIAIAC AYTÜ XPÜJNTAI 0\ lA-
TPOI ... TÖ a' OAON H Of ah
THC AeiAC eYXYAOT^PA KAI
werAAOOYAAOT^PA.
Wie man sieht, stimmen die drei Autoren in der Unterscheidung von drei Arten über-
ein, nur der Name der dritten Art (I»a«anoc XtpIa Th., crambe proprie appellata PI., lenis
Cato) fällt bei Cato aus dem Rahmen dieser Übereinstimmung heraus, so daß die Annahme
eines Textesschadens unabweislich ist. In der Tat erscheint bei Plinius (19, 136) in dem
Exzerpt aus unserer Stelle das anstößige lenis nicht als Pflanzenname, sondern als Be-
standteil der Beschreibung: genera eins facit (sc. Cato) extentis foliis, caule magno, al-
teram crispo folio, quam aj)iacam vocant, tertiam minutis caulibus, lenem, teneram
minimeque probat. Da nun aber in der Beschreibung Catos diese Art durch irgendein
charakteristisches Beiwort (brassica erratica Cato 157, 12. silvestris sive erraticae . . . effectus
laudat Cato Plin. 20, 92) von den andern Arten unterschieden gewesen sein muß, so glaube
ich, daß der Text in folgender Weise zu verbessern ist: et item est tertia, quae silvestris
vocatur, minutis caulibus, lenis, tenera'. Die Filiation aber scheint mir die zu sein, daß
Cato und Plinius zusammengehören, d. h. aus einer gemeinsamen Quelle schöpfen (den
Graeci antiquissimi des Plinius) und daß der Gewährsmann dieser Quelle von Theophrast
zu Rate gezogen worden ist. Wer sind nun die Graeci antiquissimi? Die Antwort gibt
Plinius selbst (20, 78): brassicae laudes longum e.st exsequi, cum et Chrysippus medicus
privatim voluraen ei dicaverit per singula membra hominis digestum et Dieuches, ante
omnes autem Pythagoras, d. h. der pythagoreische Verfasser der Schrift de effectu her-
barum (Pythagoras. Kleemporos), die Plinius in der Tat für das älteste botanisch-phar-
makologische Werk der Griechen hielt". Vgl. Plin. 21, 109: Theophrastus et fere Graeci
princepsque Pythagoras. 25, 13: ab eo (sc. Homero) Pythagoras clarus sapientia primus
Volumen de effectu earum composuit. Man versteht jetzt die Überschrift des catonischen
' Den Anlaß zu dieser Ver(lerbni.s mag der Ausfall von lenis (hinter caulibus leicht möglich) gegeben
haben, das, an den Rand verschlagen, das urspr. silvestris in der Folgezeit verdrängte.
■'' Demetrius Magnes, der Zeitgenosse Ciceros, kennt die Fälschung bereits in seinem Homonymenver-
zeichnis bei L. D. VIII 47. Ihr magischer F.insrhlag weist sie nach Ägypten. Vgl. Plin. 20, loi, 192. 24.116. i56f.
Charakteristisch fiir sie ist, daß die meisten Pflanzen auf göttlichen Ursprung zurückgeführt werden (Hermes,
der Zwölfgötterverband, Paion, Asklepios, Herakles, Cheiron, Athena, Artemis, Apollon; vgl. Plin. 25, 13). Das
Göttersystem, das ihr zugrunde liegt, ist griechisch und frei von orientalisch-ägyptischen Zutaten, daher darf sie
nicht allzu spät angesetzt werden. Ihre Tendenz ist Förderung des Vegetarianismus. Vgl. Meyer, a. a. 0. I 276.
36 M. Wellmann :
Kapitels 157: de brassica pythagorea. Der Bericht Catos über die Heilwirkungen der
brassica stammt natürlicli aus derselben Quelle'. Die Übereinstimmung mit Mnesitheos
erklärt sich am einfachsten so, daß die Vorlage Catos (Pythagoras) und der Kyzikener
aus derselben Quelle (wie ja auch Theophrast) geschöpft haben. Diese letzte Quelle wird
Chrysippos (nepi aaxänun) gewesen sein, der zuerst die universelle Wirkung dieses G-emüses
erkannt hat (volumen per singula membra hominis digestum ei dicavit) und der sicher bei
Cato an einer Stelle vorliegt. Vgl. Plin. 20,93 ™it Cato 157, 14. Erwähnung verdient
noch, daß in dem Berichte Catos mancherlei an die uns noch erhaltenen Bruchstücke der
pythagoreischen Fälschung anklingt, z. B. an das von Ps.-Galen (XIV 567 f) aufbewahrte
Bruclistück über die Heilwirkungen des Meerzwiebelessigs : bei beiden spielt die Vorschrift
eine bedeutsame Rolle, das Medikament früh morgens auf nüchternen Magen einzunehmen^,
und beiden ist das Streben gemeinsam, die Zahl der Heilwirkungen der verschiedenen
Gemüse ins Unglaubliche zu steigern*.
Ist es demnach in hohem Grade wahrscheinlich, daß Cato das auf den Namen des
Pythagoras gefälschte, zum Teil magische Schriftchen FTepi botanun AYNÄMeuc in Händen
gehabt hat, so werden wir ihm unbedenklich ein weiteres Kapitel der Catonischen Schrift
(159) zuweisen, in dem die Anweisung gegeben wird, bei Wanderungen ein Stück Beifuß
mit auf den Weg zu nehmen zum Schutz gegen das Wundwerden der Haut zwischen
den Hinterbacken (intertrigo-nAPATPiMMATA), ein echt magisches Mittel, das in der späteren
botanisch-pharmakologischen Literatur häufig wiederkehrt, so bei Krateuas-Niger (Diosc.
simpl. I 220 mit *aci eingeleitet, Plin. 26, 150), Ps. Apul. de herb. med. c. 100,4 und
im Carmen de herbis 3, 30. Vgl. Heim, Incant. magica 554. Es ist nun sehr merkwürdig,
daß Bolos Demokritos dies Sympathiemittel in seinem Sympathiebuche und seinen HAirNiA
gleichfalls gebucht hat. Vgl. Psellos bei Westermann, Parad. 146, 24 (aus Anaxilaos-
Demokrit): kai nezfi baaizun O'y' noNeceic aptemician taTc xepci kat^xcün monökaunon. Plin. 25, 130
(aus den Magi, d. h. Apion-Demokrit) : artemisiam quoque secum habentibus negant nocere
mala medicamenta aut bestiam uUam, ne solem quidem. Dasselbe Verhältnis des Bolos
zu dieser Weisheit des pythagoreischen Botanikers liegt noch an einer zweiten Stelle
Catos zutage. In dem Kap. 156, i ist die Rede davon, daß der Genuß der brassica vor
der Mahlzeit vor Trunkenheit schützt und nach derselben den Rausch vertreibt. Dies
Paradoxon, das offenbar in Anknüpfung an den Glauben an die Antipathie von Kohl und
Weinstock* entstanden ist, hat schon einen griechischen Arzt des 4. Jahrhunderts Androkydes'
beschäftigt und gehört gleichfalls (durch Vermittelung des Krateuas-Niger) zu dem eisernen
Bestände der späteren botanisch-pharmakologischen Literatur''. Daß Deraokrit es gekannt
hat, erhellt aus den Geop. VII 31, i, einem Stücke, das wir, wie man sich erinnern wird,
auf ihn zurückgeführt haben: oTnon noAVN oinonta mh MeevcKeceAi . . . kpämbhn (jjmhn npcdceie.
Sollte es zu gewagt sein, hieraus den Schluß zu ziehen, daß Bolos das pseudopytha-
goreische Büchlein gleichfalls gekannt habe?
Im übrigen ist die Schrift Catos merkwürdig nach Form und Inhalt". Die Einkleidung
der teils ausführlich, teils aphoristisch gehaltenen Vorschriften ist die des griechischen
' Was in den Geoponica (XII 17, 2 — 15) darüber mitgeteilt wird, geht auf Plinius (20, 8of.) zurück. Der
Vermittler ist Apiileius. Reuther S. 44 hat das Verhältnis verkannt. Aus den Geoponica .schöpft wieder der Verfasser
der Ps.-Galen ischen Euporista (XIV 574), hei dem sich auch sonst Benutzung der (ieoponica nachweisen läßt.
* Gal., a. a. (). 568, 5: ök to-t-toy aöc nhctikö (so ist zu lesen) npcoi mikp6n KATAPPotefN. 568,15. €310157,6:
hanc mane e.sse oportet ieiunum. Gal. 568,8. 12. Mnesitheos bei Orib. I 279,5. n-
' Plin. 19, 94, wo es von Pythagoras heißt: colligens medicas vires, 20, 185 f., ähnlich von Chrysipp 20, 78.
* Theophr. c. pl. 1118,4. Plin. 20, 84. 92. 17,239. Geop. XII 17, 21.
" V'gl. Theophr. h. pl. IV 16,6. Corssen, Rh. Mus. 67 S. 244 f.
•"' Vgl. Reuther, a. a. O. S. 36, wo das Material ziemlich vollständig zusammengetragen
' Leo, Gesch. d. röm. Lit. S. 270.
ist
Die Georgika des Demokritos. 37
Lehrbuches (2. Person). Sie erinnert am meisten an die der Geoponica: die Übereinstimmung
mit den technischen Schriften Xenophons ('"InnAPXiKöc, TTepi inniKfic), die Leo zur Vergleichung
heranzieht, ist zufällig: sie erklärt sich aus dem BegrifiFe des Lehrbuches. Der Inhalt
ist zum größten Teil echt römisch und aus eigener Erfahrung geschöpft, zum Teil aber
griechisch, wie die vielfachen Übereinstimmungen mit der griechischen Fachliteratur
lehren'. Was am meisten an seiner Schrift auffällt, ist, daß in ihr Dinge behandelt
werden, die an und für sich nicht das geringste mit der Landwirtschaft zu tun haben:
ich meine damit die Verquickung der Landwirtschaft mit Medizin, Kochkunst und Zauberei".
Das hatte, wie wii- sahen, schon Varro (r. r. I 2, 28) gerügt und die Griechen, d. h.
Demokrit dafür verantwortlich gemacht (I 2, 13). Aber noch eine andere Eigentümlichkeit
verknüpft die catonische Schrift mit dem Mendesier. Ich habe früher darauf aufmerk-
sam gemacht, daß es seit Demokrit in der landwirtschaftlichen, chemischen und Zauber-
literatur Brauch war, den Stoff nach einzelnen inhaltlich abgeschlossenen, teils kürzeren,
teils längereu Kapiteln zu ordnen, deren einleitende Worte häufig die Stelle der Über-
schrift versahen, und daß dafür feste, konventionelle Typen von ihm geschaffen waren,
zu denen unter anderen auch die Verwendung des Infinitivs mit oder ohne ücre und
u)c AeT gehörte. Es ist nun in hohem Grade beachtenswert, daß sich bei Cato dieselbe
Art der Stoff behandlung findet und daß dieselben Typen der Überschrift bei ihm wieder-
kehi'en. Vgl. Cat. 110: odorem deteriorem demere vino. 1 1 5 : vinum ad alvum movendam
concinnare. 122: vinum concinnare, si lotium difficilius transibit. 127: ad dyspepsiam
et stranguriam mederi. 128: habitationem delutare. — 94: fici uti grosses teneant. 103:
boves uti valeant et curati bene sint. 116: lentim quomodo servari oporteat. 72: boves
ne pedes subterant. 90: convolvulus in vinea ne siet. 96: oves ne scabrae fiant. Bei
dieser Sachlage darf nicht ohne Wahrsclieinlichkeit angenommen werden, daß die Schrift
Catos in formeller Beziehung unter dem Einfluß des Mendesiers gestanden hat.
Was den Inhalt anlangt, so ist die Übereinstimmung mit den Geoponica in einer
Reihe von Kapiteln notorisch. Reuther a. a. O. hat mehrere dieser Stellen geprüft und
die Übereinstimmung zum Teil mit Recht darauf zurückgeführt, daß durch Vermittelung
des Celsus-Apuleius catonisches Gut in das Corpus der Landwirtschaftler gelangt ist.
Aber daneben finden sich Stellen, für welche diese Erklärung nicht ausreicht. Sie bedürfen
der Besprechung.
Kap. 36 behandelt Cato in kurzer Fassung die verschiedenen Düngerstoffarten, die
festen aus dem Tierreich und von den flüssigen den ülschaum: quae segetem stercorent.
stercus columbinum spargere oportet in pratum vel in hortum vel in segetem. caprinum,
ovillum, bubulum, item ceterum stercus omne sedulo conservato. amurcam spargas vel
iuriges ad arbores: circum capita (i. e. radices, k€«aaAc Aristoteles)' maiora amphoras, ad
minora urnas cum acjuae dimidio addito, ablaqueato prius non alte. Über diese für den
Landwirt wichtige Frage nach dem Wert der Düngerstoff'e liegen uns mehrere Berichte
vor, die uns in den Stand setzen, Cato genau zu kontrollieren. Der Peripatos (Theo-
phrast)* hatte .sich in dieser Frage an einen älteren Landwirt des 4. Jahrhunderts ange-
' Ich verweise hierfür auf die ganz vortrefflichen Zusammenstellungen in der Ausgabe der Scriptores
rei rusticae von Jo. Gottlob Schneider Saxo. Eine kritische Neuausgabe mit der gesamten Parallelüberlieferung
ist sehr erwünscht.
' Bekanntlich hat Wessf.lv in den Wiener Studien (1898 S. 139) auf Grund dieses Tatbestandes die
Vei-mutung ausgesprochen, daß ihm ein Zauberbuch in der Qualität der uns erhaltenen Zauberpapyri vorgelegen
habe. Diese Vermutung enthält ein Körnchen Wahrheit.
' Mit I{echt sieht Reuther S. 49f. in diesem Gebrauch von caput (ke^aaih) '~ radix eine Reminiszenz
an griechische Tenninologie.
' Vgl. Thcophr. h. pl. II 7, 4.
38 ' M. Wkllmann:
schlössen, Chartodras von Paros\ der neben Apollodor von Lemnos und Leophanes zu
den Hauptquellen des Aristoteles und Theophrast für landwirtschaftliche Dinge gehörte.
Die Ansicht dieses Landwirtes kommt in folgender nach dem Wert der tierischen Ab-
gänge geordneten Zusammenstellung zum Ausdruck: Mensch, Schwein, Ziege, Schaf, Rind
und AÖ4>0YP0i, d. h. Pferd und Esel. Gegen diese Aufstellung hat ein Landwirtschaftler
der hellenistischen Zeit Front gemacht, dessen Lehre ihren Niederschlag in dem maß-
gebenden Werke des Cassius Dionysius gefunden hat. Vgl. Varro r. r. 138,1 f.: stercus
Optimum scribit esse Cassius (also nach griechischer Quelle, nicht nach Mago, vgl. S. 25 A. 6)
volucrium praeter palustrium ac nantium. de hisce praestare columbinum, (juod sit cali-
dissimum ac fermentare possit terram . . . Cassius secundum columbinum scribit esse hominis,
t«rtio caprinum et oyiilum et asininum, minime bonum equinum. Dieselben Düngerarten unter-
scheiden Columella (II 14, i f.) und die Geoponica (II 2i,4f.), und zwar im wesentlichen in
derselben Reihenfolge, so daß dieselbe Quelle deutlich durchschimmert, während bei Plinius
(n. h. 17, 51 f.)^ der Versuch gemacht ist, die Ansicht des Cassius D., Columella und Varro
mit der Theophrasts (Schweinemist an dritter Stelle) zu vereinigen. Bei dem hellenisti-
schen Landwirt haben wir also folgende Reihenfolger Taube, Mensch, Ziege, Schaf, Esel,
Rind und Pferd. Das Charakteristische seiner Ansicht ist, daß er dem Taubenmist den Vor-
zug gibt vor allen Arten und den Schweinemist verwirft, tls leuchtet ein, daß Cato dieser
Quelle folgt, wenn er folgende Reihenfolge aufstellt: Taube, Ziege, Schaf und Rind und
den Schweinemist unerwähnt läßt. Daß in der griechischen Quelle im Anschluß an die
tierischen Düngerstoffe über die Verwendung des ölschaums (amurca, amöpth) als Dünger-
mittel gehandelt war, ergibt sich daraus, daß Cato und Columella (II 14, 3. Vgl. Varro I 55,7)
im weiteren Verlauf ihrer Erörterung auf ihn zu sprechen kommen, ohne daß zwischen
beiden eine engere Beziehung bestünde. Vgl. Col. a. a. 0. : potest et vetus amurca, quae salem
non habet, permista huic (sc. stercori et urinae hominis) commode frugiferas arbores et
praecipue oleas rigare; nam per se quoque adhibita multum iuvat. Man sieht, die An-
weisungen Coluraellas sind allgemeiner Art, wobei Beachtung verdient, daß er in Über-
einstimmung mit den von ihm unabhängigen Geoponica (IX 10, i f.) nur den ungesalzenen,
mit Menschenurin (resp. Kot) verdünnten Ölschaum empfiehlt; die Catonischen dagegen be-
ziehen sich auf seine Verwendung bei der Düngung der Ölbäume und werden merkwürdiger-
weise c. 93 noch einmal wiederholt, allerdings mit einer wesentlichen Abweichung in den
Maßangaben (nach c. 36 eine Amphora für größere, eine Urne für kleinere Bäume, nach
c. 93 eine Urna für größere und für kleinere nach dem Verhältnis zu jenen). Ganz
dasselbe Schwanken in den Maßangaben kehrt bei Columella an zwei Stellen Avieder
(XI 2, 21 = C. 36. V9, i6~C. 93), ein schlagender Beweis für seine Abhängigkeit von ihm,
nur hat er dabei die Angaben der griechischen Quelle über die Zusammensetzung des
Ölschaums berücksichtigt. Vgl. Reuther S. 13 f.
Wichtiger ist ein weiteres Kapitel Catos (7 2) : boves ne pedes subterant, priusquam
in viam quoquam ages, pice liquida cornua infima unguito. Die Worte besagen, daß
man die Hufen der Ochsen, bevor sie angeschirrt werden, mit Teer bestreichen soll, um
ihr Durchreiben zu verhindernd Offenbar dieselbe Anweisung lesen wir in einer Inter-
' Vgl. Oder bei Susemihl I832A. 11. Bei Aristoteles (Pol. I 1 1 p. 1258 b, 39) ist natürlich Xaptöapa für
das überlieferte Xäphtiah zu lesen.
^ Vgl. Münzer, Beiträge zur Quellenkritik des Pliniüs S. 3if.
Aus ihm haben Plin. (28, 266) geschöpft: non subteri pedes boum, si prius cornua inia pice liquida
perunguantur und Garg. Marl, (curae boum S. 310, 24 L): boves si pedes adtriverint, prinsquam in viam mittas,
pice liquida cornua perunguito.
Die Georgika des Demokritos. 39
polation der aristotelischen Tiergeschichte (VIII 7,595b, 13)* und bei Plinius^, der sie aus
landwirtschaftlicher Überlieferung kennt, allerdings mit der wichtigen Abweichung, daß
nicht die Füße, sondern die Hörner einzureiben sind. Daß diese Fassung die ursprüng-
liche ist, beweisen die Parallelen bei Columella^, Plutarch* und den Geoponica\ Die
richtige Erklärung, die natürlich auf Sympathie hinausläuft, gibt der Scholiast, zu Homer
N 705: Ol Ae CYMnÄcxeiN oaci toTc noci ta «ePAiA th AiATÄcei tun ng^pun' aiö werÄ tön käma-
TON AAei*eiN AeT a'y'ta khpu P ^aaiu (h niccH, d)c Apictot^ahc ohcin. Es leuchtet ein, daß Cato
den sympathetischen Charakter dieser Anweisung verkannt und daß er sie dem Autor ent-
lehnt hat, dem die Interpolation bei Aristoteles ihren Ursprung verdankt. Wer war dieser
Autor? Ein griechischer Landwirtschaftler aus nacharistotelisclier Zeit mit sympathetischen
Neigungen, der, wie die Übereinstimmung von Columella und den Geoponica beweist, schon
von Diophanes (Cass. Dion.) benutzt worden ist. Auf Demokrit würde man raten, auch
wenn er nicht in dem Autorenlemma des Geoponicakapitels ausdrücklich als Quelle ge-
nannt wäre. Damit ist aber zugleich die Quelle aufgedeckt, aus der der Interpolator der
aristotelischen Tiergeschichte sein Wissen geschöpft hat".
Kap. III' wird von ihm zu der Frage, wie man Wein auf Zusatz von Wasser prüfen
kann (agkimacIa to9 oTnoy), folgendes Experiment angeführt: 'Gießt man in ein aus Efeu-
holz gefertigtes Gefäß Wein, der mit Wasser versetzt ist, so fließt der Wein durch dessen
Poren, das Wasser aber bleibt zurück.' Diesem Experiment liegt die richtige Beobachtung
zugrunde, daß poröse Körper für Flüssigkeiten durchlässig sind. Das Efeuholz ist aber be-
kanntlich so porös, daß es zum Filtrieren von Flüssigkeiten verwandt werden kann. Freilich
ob das Experiment der Wirklichkeit entspricht, ist eine Frage, die ich im Augenblick
nicht zu entscheiden vermag. Porta in seiner Magia naturalis S. 581 bestreitet es und nimmt
die gegenteilige Wirkung an: Abfließen des Wassers und Zurückbleiben des Weins. Doch
sei dem, wie ihm wolle, jedenfalls fugt es sich aufs beste in den Rahmen der in den
Geoponica (VII 8) zu demselben Zwecke mitgeteilten Experimente, von denen das fünfte und
sechste nach meiner früheren Beweisführung sicher aus Demokrit stammen".
Vom Kaiser Gallienus wird in seiner Vita** berichtet, er habe der Welt gezeigt, wie
man den Most das ganze Jahr hindurch ungegoren erhalten könne: mustum quem ad
modum toto anno haberetur docuit. In Wirklichkeit war dies Verfahren schon lange
vor ihm bekannt. Kein geringerer als Cato (c. 120) hat dazu folgende Anweisung gegeben:
mustum si voles totum annum habere, in amphoram mustum indito et corticem oppicato,
demittito in piscinam. post dies XXX eximito. totum annum mustum erit. Der Knall-
' Aristoteles: ta a^ k^pata tön n^con (sc. boön) xaiainömena tö KHPeJ XreTAi (»aaiuc, b'noY an Tic ^e^AH •
KAI TOYC nÖAAC a' StTON AArOYClN, AN TIC TA K^PATA ÄAei*H KHPÖ fl ninHI fl ^AAIU.
' Plin. n. h. 11,127: boum attntis ungulis coriiua unguendo ai-vina medentiir agricolae adeoque sequax
natura est, ut in ipsis viventium corporibus ferventi cera flectantur etc.
' Colum. VI 15, 2: subtriti pedes eluuntur celefacta bubula urina .... ac pice liquida cum oleo vel
axungia cornua eius linuntur.
* Plut. de sera num. vind. 16, 5S9E: kaoöaoy a' einelN, ücnep ^n (atpikh tö xphcimon kai ai'kaiön ^cti,
KAI reAoioc ö «ackun a&ikon eTnai tön icxIon noNorNTUN kaein tön äntixeipa, kai toy Mhatoc VnoYAOY reroNÖTOc
Xm+cccin TÖ ^nirÄCTPiON, kaI tön boön, Xn cic tAc xhaAc «aaakiöci, npoAAei*eiN (hpocaa. Hdss.) ta äkpa tön
KCPATWN . . .
' Geop. XVII9: b6ac äppazom^noyc «h kooiän. Ahmokpi'toy. ^aaion kai TepeeiNeiNHN (vgl. XVII 24,2:
PhtInh fl niCCH YTPÄ) 4yhcac xpTe tä k^pata.
' Dafür spricLt eine ganze Reihe von diesen Interpolationen. Die Frage bedarf einer Untersuchung.
' Die einzige Parallele, die uns die Literatur iiietet bei Plin. 16, 155, stammt wohl zweifellos aus Cato.
* Es handelt sich um die §§ 6 und 7. Das Kapitel hat in der Überschrift den Autornamen AhmckpItoy.
Möglich, daß sich das I^mma nur auf diese beiden Paragraphen bezieht; doch vergesse man nicht, was die
Papyri lehren, daß er derartige Dinge sehr ausführlich besprochen hat.
' Script, bist. aug. n. 23 c. 16.
40 M. Well mann:
effekt besteht also darin, daß man den Most der Kälte aussetzt, um dadurch die Gärung
zu verhindern. Obwohl man nun dem Römer Unrecht tun würde, wenn man glauben
wollte, er sei eines derartigen Einfalles nicht fähig gewesen, so vermag ich ihm doch
nicht im vorliegenden Falle die Urheberschaft zuzuschreiben. Keine der uns erhaltenen
Parallelen scheint mir einen solchen Schluß zu rechtfertigen. Vielmehr weisen die bei
Columella (XII 29) und den Geoponica (VI 16, i. 2. 5) vorliegenden Berichte auf eine
griechische Quelle. Ihre Selbständigkeit dem Cato gegenüber wird dadurch gewähr-
leistet, daß sie abgesehen von Abweichungen im einzelnen (nach den G. soll man das
Gefäß mit einem Felle verschließen und nach Col. soll es 40 Tage lang im Wasser bleiben)
den Grund des Verfahrens angeben resp. andeuten. So heißt es bei den G: ^^lA rAp tö
MH ANAz^CAi ecTAi AiA HANTÖc TAeYKOC und bei Col.: tunc in piscinam frigidae et dulcis
aquae totam amphoram mergito, ita ne qua pars exstet. Daß aber diese Begründung
in der gemeinsamen Quelle (Diophanes) gestanden hat, folgt aus dem Berichte des Plinius
(14, 83), in dem dies Verfahren ausdrücklich den Griechen zugeschrieben wird: medium
inter dulcia vinumque est quod Graeci aigleucos vocant, hoc est semper mustum. id
evenit cura, quoniam fervere prohibetur — sie appellant musti in vina transitum — ; ergo
mergunt e lacu protinus aqua cados, donec bruma transeat et consuetudo fiat algendi
(aus Hygin)*. Somit gewinnen wir als Quelle Catos einen griechischen experimente-
freudigen Landwirtschaftler, der zugleich von Cassius Dion. (Col. Geop.) und Hygin (Plin.)
benutzt worden ist.
Etwas anders liegt das Verhältnis bei Cato Kap. 116, wo eine Anweisung gegeben
Avird, Linsen vor dem Verderben zu bewahren, insofern als die entsprechenden Berichte
bei Plinius (18, 308) und den Geoponica (II 37, i) höchstwahrscheinlich in letzter Linie
aus Cato stammen. Zieht man dagegen den Bericht Columellas (II 10, 16) zur Vergleichung
heran, so gewinnt man durch seine größere Reichhaltigkeit und Geschlossenheit den
Eindruck, als habe er den Originalbericht erhalten. Man vergleiche:
Cato. Col.
lentim quo modo servari oporteat. laser- ea (sc. lens) ne curculionibus absumatur . . .
picium aceto diluito, permisceto lentim aceto curandum erit, ut, cum extrita sit, in aquam
läserpiciato et ponito in sole. postea lentim demittatur et ab inani, quae protinus innatat,
oleo perfricato, sinito arescat. ita integra separetur solida; tum in sole siccetur etradice
servabitur recte. silphii trita cum aceto aspergatur defricetur-
que (oleo) atque ita rursus in sole siccata
et mox refrigerata recondatur, si maior est
modus, in horreo; si minor, in vasis oleariis
salsamentariisque.
Wie man sieht, fehlt bei Cato die Vorschrift, die Linsen anfangs in Wasser zu legen
und dabei die obenauf schwimmende leichtere Masse abzuschöpfen sowie die Angaben
über den Ort der Aufbewahrung. Ich halte demnach eine Herleitung des Berichtes
Columellas aus ihm für unmöglich. Vielmehr werden wir durch ihn wieder auf einen
griechischen Autor geführt, der Cato sowohl wie Columella (d. h. Cass. Dion. -Diophanes
oder Hygin) vorgelegen hat. Zum Namen dieses experimentell und sympathetisch gerichteten
Landwirtschaftlers verhilft uns Cato durch sein -Kapitel 1 1 4 über den oTnoc KAeAPTiKÖc
oder feAAEBOPiTHC. Er berichtet hier, daß man Abführwein dadurch gewinnen könne, daß
man schwarzen Nießwurz, dessen Wurzel den Alten als das stärkste Abfülirmittel galt,
um die Wurzeln des Weinstockes pflanzt. Nun haben wir früher dargelegt, daß dies
' Vgl. Rkutheh S. iiff.
Die Georgika des Demokritos. 41
Verfahren auf Thasos aufgekommen war und daß Demokrit es in seinen FecopriKÄ behandelt
hatte, wie Dioskurides m. m. IV 162 {308, 14) beweist. Mithin ist die Abhängigkeit
Catos von ihm außer Frage. Man vergleiche:
Cato. Diosk.
veratri atri radices contundito in pila, eas CYM^Yieveeic a6 amh^aoic (sc. gaa^bopoc
radices dato circum vitem et stercus vetus mgaac) npöc th pizh tön i-E aytün oTnon kasap-
et cinerem veterem et duas partes terrae tikön ^prÄzeTAi. Geop. VIII 18 scheint aus
circumdato radices vitis . . . sine periculo Cato zu stammen. Vgl. Reuther a. a. 0. 5 f.
(sc. hoc vinum) alvum movebit.
Zum Schluß noch ein Wort über Catos Kap. 102, das unser Resultat zu bestätigen
geeignet ist. Wenn ein Stück Vieh von einer Schlange gebissen ist, so empfiehlt er
entweder Schwarzkümmel (weAÄNeioN) zu innerem Gebrauch oder einen Umschlag von
Schweinefett: si bovem aut aliam quamvis quadrupedem serptns momorderit, melanthi
acetabulum, quod medici vocant zmurnaeum', conterito in vini veteris hemina. id per
nares indito et ad ipsum morsum stercus suillum adponito. et idem hoc, si usus venerit,
liomini facito". Die beiden Mittel sind echte Sympathiemittel: ihre Wirkung erklärt sich
aus der warmen o^cic des Schwarzkümmels' und des Schweines*, die ihnen die Kraft
verleiht, die durch das Schlangengift hervorgerufene Abkühlung des Blutes zu hemmen.
Beide Mittel kehren in den Geoponica (XV'III 17, 7 und XVI 20, i) wieder, wie es scheint,
in Abhängigkeit von einer griechischen Quelle. Wichtig ist die Schlußbemerkung bei
Cato: et idem hoc, si usus venerit, homini facito. So kann nur ein Autor sprechen, der
Menschen- und Tierarzt in einer Person ist. Das war aber Demokrit. Und daß er
tatsächlich derartige Bemerkungen in seine Rezepte aufgenommen hat, wird erwiesen
durch Geop. XIX 7,6: ^nei/^H XamoApon 6n tö zuon (sc. Ö cyc) mäaicta tön chahna noceT,
Xnspakac mypikinoyc eic yauc XnocedcAC ttapAcxg nieTn. kai ÄNePÜnoYC aö oTnoc anti toy yaatoc
eic mypikInac kyaikac (XnePAKAC Hdss.) ^«BAHeeic kai noeeic eePAneYer toyto ae mäaicta
Ahwökpitoc MAPTYPeT' XIX 5, 4 (am Ende eines aus Demokrit stammenden Sympathiemittels):
KAi enl ANePü)nuN a^ toyto aytö noieT. Plin. 29, 59 (aus Apion-Demokrit) : tradunt Magi
iocinere muris dato porcis in fico secjui dantem id animal, in homine quoque similiter valere.
Vgl. S. 27.
Das Ergebnis ist also, daß Cato wirklich auf griechische Quellen, und zwar auf die
Schriften zweier Neupythagoreer zurückgegriflfen hat. Chronologische Bedenken stehen
diesem Resultate nicht entgegen. Bolos Demokritos hat bekanntlich um 200 v. Chr. in
Alexandreia gelebt, und die Abfassung der Schrift Catos De agricultura fällt sicher erst
nach seiner Zensur, d. h. nach dem Jahre 183, vielleicht sogar erst gegen Ende seines
Lebens. Er konnte also die feupriKA des Bolos so gut benutzen wie der pergamenische
Arzt Menander unter Eumenes II. seine HAlrNiA.
' Ea ist ein offenbares Mißverständnis Catos, wenn er behauptet, die Ärzte hätten das cmypnion (CMYPNeToN)
mit dem «eAÄneiON identifiziert. Unter cmypnion vei-standen sie entweder das innowÄPAeoN (schol. Nie. Ther. 596.
848. Plin. 20, 255, wo smyrneum zu lesen ist) oder das innoc^AiNON (.Sciib. L. 126. ("ol. XI 3, 36. I'lin. 19, 162.
Diosc. m. ra. III 67. (Jal. VI 638), rcsp. eine andere Eppichart (Diosc. ni. m. III 68), während für den Schwarz-
kümmel boi ihnen die Synonyma mhküjn Arpioc (Diosc. III 79) oder XweeMic (Plin. 22, 53) üblich waren.
' Vgl. Hippiatr. S. 220: 6an ti tön züun yho «YrAAHC &HxeH, weAANeioY 6iy8a*on tpiyac gn oinu eroiAei
^i^OY AIÄ TÖN MYKTHPUN- 6ni AÄ THN nAHTHN KÖnPON YelAN (KYNeiAN ed.) KATÄnAACCe • TOYTO A€ Ka! im ANePUnuN
(i)*^AiMON. Vgl. 217. Veget. II 141, 5.
' Vgl. Gal. XII 69. Diosc. m. m. III 79. Plin. 20, 182.
' Plut. aet. phys. 20. Ps. Arist. probl. X 21. Tim. Gaz. im Suppl. Arist. 142. 17.
Phil.-hUt. Abh. 1921. Nr. 4. 6
42 M. Wellmann:
BQAOY AHMOKPITOY TEOPriKA.
Fragmente.
1 Diog. Laert. IX 48 (in dem Thrasyllkatalog der demokriteischen Schriften): TTepi
reupriHC fi recopriKÖN (reuweTPiKÖN und recoMeTPiKÖN Hdss.).
2 Varro r. r. I 1,8 (aus Cassius Dionysius) : qui graece scripserunt (sc. de re rustica) . . .
de philosophis Democritus physicus, Xenophon Socraticus, Aristoteles et Theophrastus peri-
patetici, Arcliytas Pythagoreus. Vgl. I praef. 32. Aus Varro schöpft Colum. r. r. I i, 7.
Plin. Ind. auct. B. 17 — 19. Ihn al-Awam, Le livre de l'agriculture I S. 8.
3 Colum. r. r. XI 3, 2: Democritus in eo libro, quem Georgica (Georgicon v. 1.) appella-
vit, parum prudenter censet eos facere, qui hortis extruant munimenta, quod neque latere
fabricata maceries perennare possit pluviis ac tempestatibus plerumque infestata, eque lapide
supra rei dignitatem poscat impensa; si vero amplum modum saepire quis velit, patri-
5 monio esse opus. Vgl. Varr. r. r. I 14, 4.
4 Geop. I 12, 5: Ö A^ Ahmökpitoc A^rei tön oTnon xphctön kai hapämonon cTnai (sc. €nAN
^niCTH Tu) KPIÖ Ö TOY AlÖC ACTI^p), efeCTON a6 TÖ eTOC npÖC MÖNHN AMn^AUN OYTelAN. (6) XCOA-
AizeceAi Ae AeT tön cTton gn taTc aacüci aia toyc ömbpoyC reN^ceAi a^ öpn^un coanin, kaaön
AÖ KAI KHnOYC KATACKEYÄZEIN .... II (oTE AE GN TAYPCü ^N oTkü) THC 'AoPOAITHC T^NHTAI Ö Zeyc)
10 Ö Ae AhMÖKPITÖC *HCIN, EN TO-fTU Tüj STei XÄAAZAN nOAAHN riNeCGAl KAI XIÖNAC, TOYC A^ ^THCIAC MH
Ö«o!ü)C hngTn. eYxecsAi aö aeT mi^ reNdceAi ceicwoYC kai ctpatiäc kinhcin ... (17) Ahmökpitoc
A^ oHcr (sc. ÖTe eN aia^moic gn oTku ''Gpmo? ö Zgyc t^nhtai) xaaäzhc rmeceAi baabhn" e'fxeceAi
a6 {agT), TnA Mf( AOIMIKA nÄBH T^NHTAI . . . (I9) AhMÖKPITOC A^ OHCIN (sC. ^N otKü) CgaHNHC
KAPKiNü) reNOM^NOY TOY Aiöc) ^N TU *eiNon(i)pa) eKzewATA riNeceAi nepi tA ctömata' aiö xph npöc
15 TÖ SaP AAXANUN AHTeCGAl KOIAIAN TG AYGIN KAI MÄAICTA TOYC N^OYC, AKPÄTü) A^ . XPHCeAl. H a6
CAAiA ev'ooPHcei .... (28) Ahmökpitoc a^ *hcin gn to^tu tö gtgi (sc. ^n tS oIkcü thc Ä«poaithc
TÖ ZYrü) rGNOM^NOY TOY AlÖc) MI^TG nOTAMOYC GCGCSAI MGrÄAOYC MHTG XÄAAZAN nCAAl^N, TÖ A^
oeiNÖncopoN ^nyapon gTnai . . . (29) Ahmökpitoc a6 «hci (sc. otg ^n oTku "Apgcüc tö CKOpniu
r^NHTAi 5 Zgyc) noTAMOYC McrÄAOYC GcecGAi KAI NÖCOYC ncPi TÖ <t>eiNÖnu)P0N. (30) AIÖ efxeceAi agT,
20 YnA MH AOIMIKA r^NHTAl nÄSH. XPH, «HCl, BPÜMACI M^N ÖaIpOIC, nOTÜ A^ nAGIONI XPHCOAI ....
(40) Ahmökpitoc a^ <t>HCi (sc. to9 Aiöc gn toTc ixgycin ^n tö fAiu oTku reNOW^NOY) ThiN Ämogaon
KAI TiHN gaaian g'y'^ophcgin . GYXGCSAi A^ AcT MH rGN^csAi cGicMOYC. Außerdem gehen auf ihn zu-
rück die Paragraphen 22. 26. 32 (Schluß). 34 (Schluß). 37 (Schkiß). Aus ihm stammen
wohl auch die Zitate bei Jon. Lydus, De ostentis ed. Wachsmuth. Vgl. S. 155, 5. Hiermit
stehen im Zusammenhang die folgenden Notizen: Plin. n. h. 18, 200: Zoroastres (sc. adiecit
his ut sereretur) sole scorpionis duodecim partes transgresso, cum luna esset in tauro.
Vgl. Geop. V 46 (mit dem Autorenlemma Zcopoäctpoy): agT tpyfän thc ceAhiNHC oychc ^n kaprInu
fi A^ONTI fi ZYPÖ fi CKOPniü) H AirOK^PülTI H Y-APOXÖü). CnOYAÄZGlN AG XPH AHTO^CHC A'r'THC KAI 'Y'nOreiOY
o^chc TÖN TPYfHTÖN noiGTcGAi. Gcop. I 12; Pallad. VIII 5 : de extirpando gramine. hoc mense
(sc. Julio, vgl. Demokrit bei Geop. III lO, 7. i), cum sol cancri tenebit hospitium, luna
sexta <decima> in capricorni signo posita gramen ablatum Graeci adserunt nihil de radicibus
redditurum. item si bidentes cyprei fiant et sanguine tingantur hircino et post fornacis
ardores non aqua sed eodem sanguine temperentur, per eos erutum gramen extingui.
Vgl. Plin. 28, 148. Geop. III 5, 8: kai cgaihnhc gkkaiagkataiac rerGNHMGNHC häcan aspöuc a-tthn
(sc. ArPCOCTIN ^KPIZUGgTcan) ^K^OPHCOMGN TOY XCOPIOY, THC ÄNTinAOGlAC CYMBAAAOM^NHC HPÖC TÖ
MHK^Ti A'r'THN ANABioYN. Daraus erklärt sich die Vorschrift des Demokrit (Geop. III 10, 7),
Bäume und Sträucher zu roden rgpi täc giaoyc toy mhnöc IoyaIoy.
3 ntque lapides Hdss.: von Diels Vors. 55 B 28 S.69, 19 verbessert, ei lapidea . . . poscat impmuam schlägt
Weidlich a. a. 0. 14 vor. 6 Ae sTnai FH (ut videtur) 8 aeIn exspectamus, cf. Niclas 11 CTPATeiAC
FH 13 Ae? add. nescio quis.
I
Die Georgika des Demokritos. 43
5 Plin. n. h. XVIII 231: Democritus talem fiituram hiemem arbitratur, qualis fuerit
brumae dies et circa eum terni, item solstitio aestatem. circa brumam pleiisque bis septeni
halcyonum feturae ventorum quiete molliunt caelum.
Geop. I 5,3: Ahmökpitoc a^ kai Ähoyai^iöc ■xaci" toio9ton xph npocAOKAN ececeAi tön
xeiMÜNA, ÖnoiA IcTAi H HM^PA THC eoPTHC, Hn Ol '"PumaToi bpoyma kaao9ci, TOYT^CTIN H TeXÄPTH
efKAc To9 Aiöc mhnöc firoi NoeMSPiOY.
6 Plin. n. h. 18, 321: his quae sunt necessaria adicientiir de luna ventisque et prae-
sagiis, ut sit tota sideralis ratio perfecta, namque Vergilius (Georg. I 276 f.) etiam in
numeros lunae digerenda quaedam putavit Democriti secutus ostentationem.
° * 8' S- • •■ quintam fuge : pallidus Orcus
Eiimenidesque satae; tum pariu Terra nefando
Coeumque Japctumque creat saevumque Typhoea
et coniuratos caelum i escindere fratres . . .
septima post decimam felix et ponere vitem
et prensos domitare boves' et licia telae
addere; nona fugae melior, contraria fuitis. ~
Vgl. Hes. Oper. 802. 805. 795. Serv. in Verg. Georg. I 277 : dicitur enim hie numerus
(sc. quintus) Minervae esse consecratus, quam sterilem esse constat: unde etiam omnia
sterilia quinta luna nata esse dicuntur, ut Orcus, furiae, gigantes. Prokl. zu Hes. Op. v. 180:
to9to '"HcioAOc iK To9 AAeAÄMnoAOc eTAH«ie' ohci täp noY ^kcTnoc, ^n neMnjH ceAHNH Tic ^hiopkon
öm6cac TocATcAe him^paic teacyta. Catal. cod. astr. IV 142 f. Lobeck, Agl. I 429.
7 Plin. n. h. 18, 3 1 2 : dein consentiunt, quod est rarum, Philippus, Callippus, Dositlieus,
Parmeniscus, Conon, Criton, Democritus, Eudoxus IV kal. Oct. capellam matutino exoriri
et III kal. haedos.
8 Geop. V 44, 6: Ahmökpitoc a6 ♦hcin Xpxom^noy ^apoc ecüc 1^ HMepÖN kaaöc «YTCYeceAi
♦ PATMÖN TÖN TPÖnON T09tON. CXOINION nOAY ^N OAAÄTTH nONHCAN KAI AOinÖN AlACCCHnÖC bAtoY
cn^PMATi KAI ToTc AAAOic ToTc npoeiPHM^NOic XKANedjAeci (d. li. nAAio9pü) KAI öiYAKÄNeH) ka: öpöboic
tpTyon ka) katAxucon in th tA«>p(j) kaI Xpacyc, ef aynatön, kao' ^kActhn hm^pan ' oytu täp kai
TAx^uc KAI TeAciuc »YMceTAi Ö »PArMÖc kaI Xcoaahc ^ctai. Vgl. V 44, I flf.
Plin. n. h. 17,62: sie et spinas saepis causa serunt (sc. Democritus, der unmittelbar
vorher zitiert wird), tomice moris spinarum circumlita.
Cd. r. r. XI 3, 3: vetustissimi auctores vivam sepem structili praetulerunt, quia non
solum minorem impensam desideraret, verum etiam diuturnior immensis temporibus per-
maneret (vgl. Democrit bei Col. XI 3, 2); itaque vepris efficiendi consitis spinis rationem
talem reddiderunt. locus, quem saepire destinaveris, ab aequinoctio autumnali simulatque
terra maduerit imbribus, circumvallandus est duobus sulcis tripedaneo spatio inter se
distantibus. modum altitudinis eorum abunde est esse bipedaneum: sed eos vacuos per-
hiemare patiemur praeparatis seminibus, quibus obserantur. ea sint vastissimarum spinarum
maximeque rubi et paliuri et eins quam Graeci vocant kynöcbaton, nos sentem canis
appellamus. horum autem ruborum semina quam maturissima legi oportet et ervi moliti
farinae immiscere: quae cum est aqua conspersa, illinitur vel nauticis veteribus funibus
vel quibuslibet aliis restibus. siccati deinde funiculi reponuntur in tabulato. mox ubi
bruma confecta est, intermissis quadraginta diebus circa hirundinis adventum, cum iam
Favonius exoritur, . . . praedicti . . funes de tabulato prompti explicantur et in longitu-
dinem per utrumque sulcum porrecti obruuntur, sed ita, ut non nimium supergesta terra
semina spinarum, quae inliaerent toris funiculorum, enasci possint. ea fere circa trigesimum
diem prorepunt etc. Aus Columella-Garg. Mart. stammt Pall. I 34, 5 ff . Vgl. Herrn. 43, 27.
9 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 27: Le mcme ecrivain (d. h. Ibn Hedjadj) dit en traitant de
la Classification des terrains, d'apres les opinions de Junius, de Cassianus, Democrites et
6*
44 M. W E L L M A N N :
Kastos . . . suivant Democriles, le terrain de la meilleure nature est celui qui absorbe bien
les eaux pluviales, qui ne laissent point sur lui de surface glissante, et qui ä la suite des
pluies rie se fendille point. La terre qui par Teffet de la chaleur ne se gerce point est
encore de bonne nature.
Geop. II lo, I : nepi aokimaciac rfic. 'Anatoaioy (recte, cf. AwamI67). aokimacIa thc apicthc
rfiC r^NOITO WEN AN KAI ARO THC OYeCOC, TOYT^CTIN, £1 eN A'Y'XMü) MH C<t>ÖAPA KATAPPHTNYOITO fsO M)
MHTe ÖMBPCON PATAAICÜN KATGNexe^NTCüN TeAMATüJAHC em, AAa' eKA^XOlTO eiC THN AArÖNA HAN TÖ CK TUN
ÖMBPtON YACÜP, KaI Gl MH KPYOYC ONTOC 6cTPAKü)AH TA nePI TA NÖTA A'Y'THC ■y'nO^AINOI ' AYTH FAP ü)C
eni TÖ noAY ArASH an AOKiMAceeiH. Vgl. Kastos bei Ibn al-Awam I 68. Die letzte Quelle
ist Leophanes bei Theophr. c. pl. II 4, 12 (= Geop. II 9, 1), der gleichfalls den Boden
(weAÄrreuN) empfohlen hatte, der sowohl Wärme als Feuchtigkeit in sich aufnehme.
10 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 35: Parmi les choses qu'a ecrites Democrite, on trouve
ce qui suit: les caracteres de la terre bonne pour la plantation se reconnaissent ainsi:
on creuse une fosse de la profondeur de deux coudees, on prend de la terre du fond,
on la met dans un vase de verre, on verse dessus de l'eau de pluie ou de I'eau courante
de bonne qualitc exempte de toute mauvaise odeur. On manipule cette terre pour la
möler ä l'eau. On laisse le dep6t se faire, et I'eau se clarifier, puis on la goüte et on
la tlaire tout ä la fois. Si l'odeur trouvee est bonne, la terre Test aussi; si au contraire
eile est salee, c'est l'indice de la storilite du sol. Si l'odeur est desagreable, la terre
est de mauvaise qualite, le tout dans la proportion de l'odeur et de la saveur (revelees
par les organes). Vgl. I 68.
Colum. r. r. II 2, 20: sapore quoque dignoscemus, si ex ea parte agri, quae maxime
displicebit, effossae glaebae et in fictili vase madefactae dulci aqua permisceantur, ac more
faeculenti vini diligenter colatae gustu explorentur. nam qualem traditum ab eis ratulerit
humor saporem, talem esse dicemus eius soli. Vgl. Pall. I 5, 3. Colum. de arb. III 6.
Geop. II 10,3: AAAOI AG O'Y'K APKOYWeNOI TH THC ÖYeUC KPICEI KAI THN ^K re^CeUC AOKI-
MACIAN e£e9pON TOIAYTHN. CKAYANTGC GIC BAeOC GKeTsdN Tl THC THC XNACnÖCI, KAI XnÖ M^N THC
6c<t>PIHCeCüC THN KAAAICJ AOKIMÄZOYCIN. O'Y'K APKeCeeNTCC AG TOYTü) TW TPÖHCü GMSAAÖNTGC (SO M,
GMBÄAAONTGC LH) AYTHN GIC CKGYOC KAI KATAXGANTGC nOTIMON YACOP, KAI TH rCYCCI THN HeTpAN
nAPAAlAOACIN" ÖnoTON FAP AN TÖ YAUP TH TGYCGI <t>ANH MCTÄ THN mTiIN, TOIAYTH KAI fl TH ECTAI.
Vgl. Verg. Georg. II 241 f.
11 Ibn al-Awam II (i) S. 13: Mais, quand nous persistons ä semer du froment dans
un terrain, nous epuisons sa force nutritive, et ce qu'on lui confie ne donne plus ni produit
ni benefice. II faut donc par un emploi (raisonne) de la faculte nutritive au sol procurer
du repos, notamment en y semant des plantes legumineuses. Les anciens approuvaient ce
Systeme. Democrite est un de ceux qui en ont parle, quand 11 a dit que les legumes con-
tribuent ä ameliorer le sol, parce que la racine de cette famille de plantes est plus courte
que Celle des autres plantes cultivees, ä l'exception du pois chiche (fip^Bmeoc) qui est celui
de toutes les legumineuses qui a les plus longues racines; mais la lentille (*ak6c) et le
haricot (k-J-amoc) bonifient le terrain ... (S. 15) Democrite dit que quand on a seme de la
' roquette (e^PMoc) dans un terrain, ce qu'ensuite on y seme vient tres-bien; car cette plante
est ameliorante pour les terrains humides.
5 Geop. II 12, 2 (aus Anatolios nach Ibn al-Awam II [i] 14): aynatön as kai ^n th neAiÄAi cneipeiN ta
ÖCnPIA METÄ THN TOY cItOY CYAAOrHN TÄ ^niÖNTI KAIPfi • CHAP^NTA TAP ANAHAYei THN THN KAl' KOY»izei, AeOTOPPIZA
ÖNTA, HAHN TÖN ^pesiNscüN. Verg. Georg. I 7 1 f. 7 Quelle Theophr. h. pl. YIII 2, 3: basyppizötaton a6 ic
eineiN toytwn (sc. tön xeAPonwN) ö ÄpeeiNeoc. Daraus Plin. n. h. 18, 51.' 8 Über den *aköc und kyamoc
vgl. Cato r. r. 37, 2. Saserna bei Colum. r. r. II 13, i. Plin. 18, 120. Didymos bei Geop. X 84. 6. 10 t)ber
die Lupine vgl. Geop. II 39, 6, Cato und Saserna a. a. O.
Die Georgika des Demokritos. 45
12 Ibn al-Awam, a. a. 0. II(i) i6: Democrite recommande que la semence soit ägee ■
d'un an ou deux, mais celle qui en a trois est mauvaise: il faut la rejeter, ä l'exception
du millet (Kerxpoc) et du riz (öpyza). Toutes les fois, dit-il, que vous semez par un vent
de sud et dans un jour de chaleur, la terre re^oit bien la semence.
I Geop. II 16,4: cn^PMA Ad kaaaicton tö ^niayciaTon, tö /^k aist^c Saaccon- tö ag Tpierec käkicton, tö ae
nAAAiÖTePON AKAPnoN. Letzte Quelle Theophr. h. pl. VIII ii, 5: npöc eK*YCiN Ak kai thn öahn cnoPAN apicta aoke?
TÄ iNÄeNA- TÄ Ae aIgna xeipu ka'i TA TPieNA, TA a' YoePTeiNONTA cxeAÖN AroNA . . . ^peeiNeoN AG AH ka'i eePMON
KAJ ÖPOBON KAI KETXPON KAI TA TOIAYTA AHAON ÖTI nOAAü) nAelti) TOYTOJN (sC. AlAWeNGIN eHCAYPIZÖMENA) ÜCneP Ka)
6n Tolc nepi THN '€aaäaa rönoic. Fall, agric. I 6, 1 2 : semina plus quam annicula esse non debent, ne vetustate
comipta non prodeant. 3 Geop. II 14, 6 (nach einem §4 voraufgehenden Demokritzitat): AeT Ae tön cnei-
PONTA TÄC «eN BOPeiOYC HM^PAC KaI C*ÖAPA YYXPA HNe't'MATA ^XOYCAC nAPAITeTcSAI . . . ^N AE TaFc S'i'AieiNATc HMEPAIC,
TOYTeCTI TA?C NOTIoIC fi AAAWC BEPMaTc, AnEIM^NHN (sC. THN THN) eYee(OC Te KATAAeXeCeAl TA CnePMATA KaI eic THN
^izuCIN ÖPMÄN KAI XaPOYC TOYC KAPHOYC HOleTN.
13 Geop. II 14, 4: A HMÖKPITOC a6 «YCIKIHN TINA HAPATI^PHCIN nAPAAlAOYC nepl THN TOY CTe<DA-
noy mäaicta aycin cneiPeiN (sc. cTton kai kpibhn) CYMBOYAe-fei ' tötg täp O'y' mönon ömbpoi ^kh^m-
neceAi nOAAoi eiüeACiN, XaaA kai h rfi oycikkn tina kai aektikhn kinhcin (= kinhtikhn aynamin,
Öpeiin) ^xei npöc tö roNiMUTePA XneprÄzeceAi tä töte chap^nta.
I Der Untergang der Krone der Ariadne fällt nach Anatolios (Geop. II 14, 5 ^n to?c katä 4>oiNiKHN TÖnoiq)
auf den 25. Novemberj nach den Quintiliern (vgl. Boll, Griech. Kalender in den Sitzgsber. der Heidelberger
Akad. 1911 S. 33) auf den 27. resp. 28. Nov. Verg. Georg. I 2i9f. kannte die Ansicht Demokrits (aus Hygiu;'):
at si triticeam in messem robustaque farra
exercebis humum solisque instabis aristis,
ante tibi Eoae Atlantides abscondantur
Gnosiaque ardentis decedat Stella coronae,
debita quam suicis committas semina quamque
invitae properes anni spem credere terrae.
3 Zu der Begründung des Demokrit vgl. Theophr. c. pl. III 2, 6 ff. Von Demokrit weichen ab Col. XI 2, 74.
Plin. n. h. i8, 224.
14 Ibn al-Awam II (i) S. 25: Junius (d.h. Anatolios) et Democrite disent qu'il faut
semer l'.orge dans une terre mediocre, parce que la terre de bonne qualite doit etre prc-
feree pour le froment.
Geop. II 12, 1 (aus Anatolios): tön niu cTton ^n th BAeYreiu kai tih hcaiäai Xmcinon cneipem,
tXc a6 KPieXc 6n th m^cuc ^xo-i'ch, tä a^ öchpia ^n th aehtot^pa. Letzte Quelle Theophr.
c. pl. III 21, 2: u)c a' XnAÖc emeTN h m^n AenTA (sc. rR) KPieooöpoc AweiNUN, h a^ nieiPA hypo-
♦ ÖPOC AI MGN rkp fiAÄTTOYC KAI KOYOOT^PAC A^ONTAI TPO«HC, AI A^ HAeiONOC KAI Cü)MATü)AeCT^PAC.
Vgl. Plut. aet. phys. 15 p. 915 D.
15 Ibn al-Awam II (i) S. 324: Democrates dit que si on projette dans le magasin ä
orge et sur le grain, en le tamisant, du gypse pulverise de fagon que la nuance blanche
soit visible, ou que si on enfouit dans le niilieu une jarre pleine de vinaigre, l'orge sera
prcserve de toute avarie.
Plin. n. h. i8, 308: sunt qui urceis cinere substratis et inlitis acetum habentibus legu-
minum acervos siiperingerant, ita non nasci maleficia credentes, alii qui in salsamentariis
cadis gypso inlinant.
Geop. II 30, 3 : tH\o\ i^i öioyc XrreToN nAHPucANTec kai nuwXcANTec ^n m^cij) tio^aci tön
KPieÖN (sc. fiicTe tAc KPieAc ytieTc in toIc üpeioic oYAÄTTeceAi). Vgl. II 30, 2.
16* Pall. agric. VII 9: Graeci adserunt AegypHos hoc more proventum futuri cuiusque
seminis experiri. aream brevem loco subacto et umido nunc excolunt et in ea divisis
spatiis omnia frumenti vel leguminum semina spargunt. deinde in ortu caniculae . . . ex-
plorant, quae semina ortum sidus exurat, quae inlaesa custodiat. his abstinent, illa pro-
curant, quia indicium noxae aut beneficii per annum futurum generi unicuique sidus aridum
praesenti exitio vel salute praemisit.
46 M. Wellmann:
Geop. II15: npoTNUcTiKÖN, öcre eia^nai, hoTa tön cneiPOM^NcoN reNAcoNTAi e-i-eAAH. Zupo-
ÄCTPOY. TIN^C OYN TA M^AAONTA e-fSAAM PlNeceAl OYTü) nPOMANeÄNOYCl. HPO ÖAir(i)N HMePüJN THC eni-
TOAHC T09 KYNÖC ^N TINI TÖHü) AHÖ GKÄCTOY Cn^PMATOC nPÖC ÖAirON M^POC AOKIMACIAC eNCKCN Cnci-
POYCIN. ÖTAN OYN eniT^AAH Ö K-f-UN, TINA WEN TUN CHAP^NTUN, ÜC eiKÖC, BAÄnTei, TINA A^ OYAAMÜC.
to9to o?n CHweToN noiOYweNoi ta abaabh mginanta en th eniTOAfi cneiPOYCi, nAPAAi«nÄNOYCi a^
TA ^niKAYeeNTA. Ein anderes Prognostikon bei Verg. Georg. I 187 f., Theophyl. Sim. quaest.
nat. 16, Philo, Vita Mos. II 186 (IV 243 Cohn-Wendland) stammt wohl aus derselben Quelle.
1 7 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 589: La jaunisse (^pycibh — rubigo, Rost). Democrite dit que
quand on redoute pour une vigne ou pour un semis 1' Invasion de la jaunisse, on plante
des branches de laurier au milieu dw terrain, et le mal ne vient attaquer rien de ce
qui peut y etre plante, ni vigne, ni semis ; mais il se porte sur les branches du laurier
exclusivement. Ce qui est bon encore contre l'icteritie, c'est de faire tremper des racines
de cäprier dans de l'eau avec laquelle on arrose toutes les parties malades. Les fumigations
sont encore tres-efficaces ; on prend de la corne de taureau, qu'on jette sur le feu avec
du crottin de mouton, de fa<?on que la fumee soit portee par le vent du nord sur le
semis; cette fumee, en passant sur le semis, enleve la jaunisse et augmente le produit.
I Vgl. Plin. n. h. i8, i6i: rubigo quidem, maxima segetum pestis, lauri ramis in arvo defixis transit in ea
folia ex arvis. Apuleius bei Geop. V 33,4: <t>Hci Ae ^AnoYAHioc, 6an aä«nhc ^n tih Xpo't'pa kaäaoyc bäahc,
MeTABAJNelN elC AYTO'Y-C THN BAABHN THC ÄPYGIBHC. 7 GeOp. V ^i, I : AMA TW CYNICTACeAl ^N TU A^PI THN
ÄPYCIBHN [lAtJÖN] eYe't'C SOÖC KGPAC APICTSPÖN CYN BOABiTCü KAl'eiN, KAI KAHNÖN nOAYN nOiefN KYKAü) THC APOYPAC
KATA ANeWON, YnA Ö AN6M0C HANTA TON KAHNON HPÖC THN ^PYCl'aHN »äPH • AlACKeAACei PAP THN AITIAN TOY AePOC
Ö KAONÖc. Col. de arb. 13.
18 Geop. II 42,3: eePAneiA oyn ev-picKSTAi et^pa <t>YciKf) kai ANTinAei^c (sc. üctc A<t>ANiz€ceAi
A^ONTOC BOTANHN H ÖPOBAKXHn), H KAI AhMÖKPITOC MAPTYPET' HAPe^NOC ÜPAN 6xOYCA rÄMOY,
XNYnÖAeTOC, TYMNH, MHAEN KAeOAOY nePIKEIMENH, ACAYM^NH TÄC TPIXAC, AAEKTRYÖNA ^N TaTc XGPdN
^XOYCA, nepiGAeeTü) tö xupion, kai eYeeuc xupizetai mgn h AeÖNTeioc nÖA, ta Ae öcnpiA kpcIttona
tInGTAI, tciOC KAI THC BOTANHC TAYTHC TOY A^ONTOC TON AAeKTPYÖNA «OBOYM^NHC. NiclaS SClirCibt:
eePAneiA oyn e-y-picKeTAi et^pa ♦ycikh kai ANTinAet^c, h kai Ahmökpitoc wAPTYPeT, a^fun öti,
^nei A^cüN ö eHP nToeTTAi tön aa^ktopa iacün a-t-tön kai cyct^aagtai, oVtuc gän tic aäbh mgta
eÄPPOYC tön AAeKTPYÖNA GN TaTc XGPCIN A'Y'TO? KAI nePI^AOH TÖ xcopion, e-^'e^GJC XUPizeTAI M^N H
AeÖNTeiOC nÖA, ta AÄ ÖCHPIA KPeiTTONA riNeTAI, U)C THC BOTÄNHC TAYTHC TOY ACONTOC TON AACK-
TPYÖNA «OBOYMdNHC.
19 Colum. XI 3,61: veteres quidam auctores, ut Democritus, praecipiunt semina
omnia succo herbae, quae sedum appellatur, medicare eodemque remedio adversus bestiolas
uti: quod verum esse nos experientia docuit. Vgl. II 9, 10. X 356.
Plin. n. h. XVIII 159: Democritus suco herbae, quae appellatur aizoum, in tegulis
nascens . . . medicata seri iubet omnia semina. 19, 179 f. Geop. II 18, 1. XII 7, 3. 20, 4.
Pallad. X 3, 2. I 35, 3.
Geop. XII 7, 2: AAAOI AÖ *YCIK(i)TePON nOlOYNTeC efzCüMON CYCneiPOYClN in cym^ytgyoyci
(sc. TOTC AAXÄNOIC, Yna YYAAÖBPCJTA wfi r^NHTAl), KAI MÄAICTA KPÄMBAIC" AYTAI TAP «ÄAAON YHÖ TÜJN
YYAAÖN BAÄnTONTAI (vgl. XII lO. 26, 3). Gl A^ BOYAGI MHAG YHÖ GT^POY TINÖC BAÄnTGCeA! tA
Cn^PMATA, XYAU) AGIZCDOY AIÄBPGXe TAYTA, nPIN COAPHNAI.
20 Plin. n. h. XVIII 47 : silvae extirpandae rationem Democritus prodidit, lupini flore
in suco cicutae uno die macerato sparsisque radicibus.
Geop. III I o, 7 : (Demokrit nach der syrischen Übersetzung, vgl. Lagarde, De Geop.
versione Syriaca commentatio 1855 S. 17): gti a^ nepi tac ciaoyc toy aytoy mhnöc (sc. IoyaIoy)
UT^PIN KAI BO^TOMON KAI CXoTnON KAI KAAAMON GKPIZtüCGI TIC KAI e^PMOYC ANeOYNTAC KUNGICi) TPIYAC
KATAXYCei ^ni THN TOMHN THC nGPIAei*eGICHC GN TH TH pizHC ' IHPANGT TÄP A'r'THN. Gl A^ nOAYPPIZOC gTh H
rR, e^PMOYC cnepcT gn a'y'th kai toytoyc anbo^ntac TGMdJN apöcgi, uc ^rxöcAi ta Ähokckomm^na, kai
Die Georgika des Demokritos. 47
AenrfiN köhpon ^ninÄCAC ikcz\. metä a^ HMePAc ib' Xpöcei aic kai cnepeT ^n th rfl npöc*0PA, mitnyo
TU) Cn^PMATI KAI OAKHC M^POC ÖAirON. Vgl. Pall. VI 3, 3. VIII I.
Nach der Syr. vers. II 28 (Lagaede): Aüdaaünioc Ae kai Ahmokpathc xyacü oacin yockyA-
MOY AGTn BP^IAI tön TÖN e^PMCüN XÖPTON HM^PAN MIAN.
2 1 Ibn al-Awam II (i) S. 25: Democrite dit de semer les pois chiches (^p^ßmeoi) dans
un terrain humide et frais.
Col. r. r. 11 10, 20: cicer . . . seri mense Martio toto potest caelo humido, loco quam
laetissimo. Pall. IV 4 (aus Columella). Wenn Pall. a. a. 0. weiter berichtet: cicer grande
nasci Gracci dicunt, si infundatur aqua tepida pridie (Geop. II 31, i), so scheint diese Be-
merkung gleichfalls demokriteisch zu sein. Vgl. Plin. n. h. 1.8, 124. Demokrit bei Ibn
al-Awam I 339.
22 Ibn al-Awam II (i) S. 28: sniv^nt Democrite, les haricots (k-J-amoi) sont une de ces
plantes qui, comme les lentilles, bonifient le sol.
Col. r. r. II I o, 7 : sunt etiam qui putent in arvis hanc eandem (sc. fabam) vice stercoris
fungi. Eben.so Cato r. r. 37, 2. Sasema bei Col. r. r. II 13, i.
23 Ibn al-Awam II (i) S. 27: Democrite dit: II faut semer le lin (aInon) dans une terre
de moyenne qualite. Vgl. S. 109.
Vgl. Col. r. r. II 10,17: nonnuUis placet macro solo et quam spississimum semen
eius committi, quo tenuius linum proveniat. Daraus Pall. XI 2.
24* Plin. h. n. 19, 156: amicitia ei (sc. rulae) cum fico tanta, ut nusquam laetior
proveniat quam sub hac arbore.
Diosk. m. m. 11145(57, 2): to9 a^ KHnevTO? (sc. nHrÄNOY) ^acüaimutgpon tö oapa taTc
CYKaTc »YÖMeNON.
Plut. q. s. V 9, 684d: AdroYCi a^ to9 nnrÄNCY tö «YÖMeNON •r'n' a'y'th (sc. cykh) kaI hapa-
♦YTeYÖWeNON HaION gTnAI KAI tö XYMÖ MAAAKÖTePON, UC Xn XnOAA96N TINOC TAYR-i-THTOC, H KATA-
CB^NNYTAI TÖ XfAN BAPY KAI KATAkOPON.
Pall. IV 9, 14: sub fici arboris umbra libentius adquiescit (sc. ruta).
Vgl. Theophr. c. pl. V 6, 10: öwoiuc a^ kai et ti e'TepoN in feT^pu (sc. oYTe^eTAi), KAeXnep
TÖ niHTANON ^N CYKH" AüKsT tAp AH kAaaicton riNecGAi. Ps. Aristot. ProW. XX I 8.
25 Ibn al-Awam, a. a. 0. II (i) S. 198: Suivant Democrite, le poireau reussit tres-bien
dans les terrains sableux ; il y devient tres-gros. On le seme depuis le commencement du
second kanoun ( janvier) jusqu'ä la fin de schebath (fevrier) ; l'epoque du repiquage est
au mois d'ab (aoöt). Le poireau reste un an en terre et quelquefois quinze mois, alors,
on peut larracher et le manger. Le poireau est un de ces legumes qui poussent avec
lenteur. Vgl. Geop. XII 29, 2,
Col. r. r. XI 3, 32: semen eius (sc. porri) locis calidis mense Januario, frigidis Fe-
bruario seritur . . . mense Maio recte transfertur. Vgl. Pall. III 24, 11.
26 Colum. r. r. XI 3, 53: nos autem leviore opera istud (sc. sationem cucumeris) fieri
apud Aegyptiae gentis Bolum Mendesium legimus, qui praecipit aprico et stercoroso loco
alternis ordinibus ferulas, alternis rubos in hortis consitiis habere: deinde eas confecto
aequinoctio paululum iuxta (infra Hss. : supra coni. Schneider) terram secare et ligneo stilo
laxatis vel rubi vel ferulae medullis stercus immittere atque ita semina cucumeris inserere,
quae scilicet incremento suo coeant rubis et ferulis. nam ita non sua, sed quasi materna
radice aluntur: sicque insitam stirpem frigoribus quoque cucumeris praebere fructum. Vgl.
Col. de arb. 22, 3.
Plin. h. n. XIX 68: Columella suum tradit commentum, ut toto anno contingant (sc.
fucumeres), fruticem rubi quam vastissimum in apricum locum transferre et recidere duum
digitorum relicta stirpe circa vernum aequinoctium. ita in medulla rubi semine cucumeris
48 M. Wellmann:
insito terra minuta fimoque circumaggeratas resistere frigori radices. (Daraus Pallad.
IV 9, 9).
27 Ibn al-Awam II (i) S. 25: La lentille (oaköc), dit Democrite, se seme en terre legere.
Elle ameliore le terrain dans lequel on la met.
Col. r. r. II 10, 15: lentim . . . solo tenui et resolute . . . seri convenit. Als Dünger-
pflanze auch von Saserna verwandt (Col. r. r. II 13, i).
28* Geop. XI 28, 3: MACHeeN ag toyto (sc. tö üjkimon) kai en haiu Tee^N cKOPniovc reNNÄ,
mAaICTA AG TaTc TYNAIliN eCTI nOAGMldjTATON, TOCAYTHN 6XCÜN HPÖC AYTÄC <t>YCIKHN ANTinÄeeiAN,
ü)C et TIC YnÖ AOnAAA ÖYOY ÖAÖPPIZON UKIMON YnOeeiH, ArNOOYCHC TYNAIKÖC, O'r' nPÖTePON H TYNH
T09 ÖYOY AYACeAl TOAMHCGie, npiN APeHNAI TÖ CJKIMON.
Plin. 20, 1 19 : addunt quidam tritum (sc. ocimum), si operlatur lapide, scorpionem
gignere, commanducatum et in sole positum vermes: Afri vero, si eo die feriatur quis-
piam a scorpione quo ederit ocimum, non posse servari.
Diosk. m. m. II 141 (2 1 1, I i): «yaaccontai a^ tingc a-t'tö (sc. ükimon) kai o't'k ^ceioYCi aiA
TÖ MACHeSN KAI TGeEN SN HAICi) CKCÜAHKAC rENNÄN ' AlBYGC AG nPOCYneiAH«ACIN, OTI Ol <t>Ar6NTeC
A'^TÖ KAI nAHr^NTEc Y'nö cKOPnioY AccbcTcoc AiATieGNTAi. Vgl. AbI. u. a. VI 20.
Clem. Rom. Rec. VIII 25 (P. gr. I 1384A): alia (sc animalia nascuntur) ex herbis,
ut de ocimo scorpius. Gal. VI 640. Dasselbe vom cic^mbpion Aristoteles nach Antig. Mir. 19
(Rose Frg. 367, Arist. Ps. 337).
29 Colum. r. r. III 12, 5: Status caeli, cuius regionem quam spectare debeant vineae,
vetus est dissensio . . . Democrito et Magone landantibus caeli plagam septentrionakm,
quia existiment ei subiectas feracissimas fieri vineas, quae tarnen bonitate vini superentur.
Col. in 12, 6: nam ferventibus provinciis, ut Aegypto et Numidia, uni sejitentrioni
rectius opponentur (sc. vineta. Wohl aus Celsus). Vgl. Pall. I 6, 7. Geop. V 4, i.
Plin. n. h. XVII 23: ceteri fere rationem naturae secuti in aquiionem obversas vites
et arbores poni suasere. odoratiorem etiam fieri talem fructum Democritus putat.
30 Ibn al-Awam I 338: Democrite parlant de la forme des brins (de sarments destines
pour la plantation), de leur choix et de la maniere de les conserver, quand on ne peut
les planter au moment oü on les coupe, dit qu'il ne faut prendre ees brins ni sur une
vieille vigne, ni sur une jeune, mais sur celle qui est d'un äge moyen, parce que jeune
et vieille ne donnent aucun produit. Vgl. Ibn al-Baitar, Simpl. II 666 Sonth.
Geop. V 8, I : hnIka ai ÄMneAOi eJc t^aeion AnoAücoYCi tön kaphön, enieeupeTN asT täc
GY-KÄPHOYC KAI nOAY*ÖPOYC KaI nOAYO<t>eÄAMOYC ... KAI EK T0YTÜ)N TÖ KAIPü) THC *YTeiAC AAMBÄNGIN
tA OYTÄ, MI^TG GK NGO<t>YT(i)N AMnGACüN — ACeGNH PAP' MIHTG GK TGrHPAKYlCüN ■ AKAPHA TAP ,
Xaa' ^k tön akmaiotätun h mikpön ti npoGxoYcuN. (Quelle nach der Autorenbeischrift. die
Quintilier). Vgl. Theophr. c. pl. III 5, i.
31 Ibn al-Awam I 339: Democrite dit que si, apres quon a coupe les brins de sarment,
on ne peut les planter immediatement, il faut les Her en faisceau et les enfouir dans
une terre ni trop humide, ni trop seche, et si on les apporte d"un Heu eloigne, et qu"on
puisse croire que (frappes par le vent), ils en aient souffert, il faut les tenir plonges dans
I'eau douce avant de les planter. Vgl. Ibn al-Baitar, Simpl. II 667 S.
Geop. V 8, 4: Gl A^ MIKPAC •v-nGPe6CG(üC TA THC «YTgIaC XPHZei, AMA TU A*AIPeeHNAl TA kai^mata.
XPft TAYTA KATOPYTTGIN GIC THN, H AGAYM^NA H XAAAPUC AGAGM^NA, Tna HANTA THC THC AnOAAYH,
THC AG MI^TG EHPÄC MHTG YrPAC aYaN ... (8) TA AG XPÖNCü BAABGNTA KAI iHPÖTGPA TGNÖMGNA fiWBAAUN
Gfc *rAü)P NYXeiHMGPON OYTGYG. Vgl. 6. J.
32 Geop. V 45, 2: GCTiN oyn aokimacia toy kaipo? thc tpythc oy mönon Xnö thc rcYceuc,
AAaA KAI AnÖ thc OYGUC A'Y'THC (sc. thc CTAOYAHC)- OMUC A^ KAI CHMGICÖCeiC TInAc nAPAAÜCOMGN.
o>ACi rAp Ol ncpl Ahmökpiton kai 'A*pikanön gi mönac hmgpac kai oy hagioyc kaacüc aiam^ngin
Die Georgika des Demokritos. 49
nenANoeTcAN ikn ctaoyai^n. ^An o?n tö rlrAPiON mhketi xacopön aiaoianh, aaaa weAAN, CHWAiNei
A'r'THN ÜPIMON e?NAI.
4 Plin. n. h. XVIII 309 : eius (sc. vinrlemiae) argumentum erunt acini colore mutati. Colum. XI 2, 69 :
naturalis autem maturitas est, si cum expresseris vinacea, quae acinis celantur, iam infuscata et nonnuUa prope-
modum nigra fuerint. nam colorem nulla res vinaceis potest afferre nisi naturae maturitas, praesertim cum in
media parte acinorum sint et a sole aestuante et a ventis protegantur, humorque ipse non patitur ea percoqui
aut infuscari, nisi suapte natura. Pall. X 11, i.
33 Ihn al-Awam, a. a. 0. I 602: II en est qui diseiit que si on fait subir ä ce briii de
sarment (de la vigne) la preparation qui precede (c"est-ä-dire qu'on enleve la moelle), sans
introduire aucune des substances mentionnees, et qu'on effectue la plantation dans cet
etat, le raisin n"aura point de pepin. J"ai plusieurs fois, dit Democrite, repete cette ex-
perience. Es folgt die Beschreibung dieses Verfahrens.
Geop. IV 7, I : nepi XnrÄPTOY ctaoyahc. AhmokpItoy. XrirAPTON ctaoyahin xmec oVtu
noio?cr TOY kai^matoc m^aaontcc »YreYeceAi, toco9ton m^poc öcon eic thn thn m^aaoyci kata-
XUNNYNAI, TOCOYTON HP^MA ii tcOY CXICANTEC [A'ii'TÖ], (i)TOrAY*IAI THN ^N '"ePIÜNHN AAMBÄNOYCIN, eTjA
nAnYPiu Yppö nepiAKiCANTec KATATieeNTAi . . . . tö a^ a'y'tö noiHceic kai ^ni poiÄc kai KePAC^AC
(Pall. XI 12, 7), et BOYAei ÄrirAPTON noificAi. Vgl. X 31. 16. Feiirle, Richtlinien zur Text-
gestaltung der Geoponica, Sitzungsberichte der Heidelb. Ak. (1920) S. 5.
Col. de arb. 9,3: ut autem uvae sine vinaceis nascantur, malleolum scindito ita, ne
gemmae laedantur, meduUamque omnem eradito, tum demum in se compositum coUigato,
sie ne gemmas allidas, atque ita terra stercorata deponito et rigato . . . adulta vitis tales
uvas sine vinaceis creabit. Daraus Plin. n. h. 17, 162.
Pall. III 29, I : fit autem (sc. uva sine granis) Graecis auctoribus hac ratione per artem
succedente natura, sarmentum, quod obruendum est, quantum latebit in terra, tantum
findere debebimus et medulla omni sublata ac diligenter exculpta membra iterum divisae
partis adunare et vinculo constricta deponere. vinculum tarnen papyro adserunt esse
faciendum et sie in umida terra esse ponendum ... et in granatis malis (Geop. X 31) fieri
hoc posse firmatur a Graecis et in cerasis (vgl. Garg. Mart. bei Pall. XI 12, 7). opus eet
experiri.
Theophr. c. pl. V 5, i : XnrXpTOYC m^n tAp noio9ci toyc bötpyc ^5AiPo9NTec thn mhtpan,
Xo' HC riNCTAi TÖ nrAPTON. c. pl. III 14, 6.
34 Geop. V 35: nepi X^öpun Xwn^ACüN. Ahmokpitoy (recte). tö hp^mnon cxicon . . . kaI aigon
^MBAAAe eiC Tf(N CXICIN, ÜCTG XnOCTfiCAl Xn' XaAI^ACüN T09 nP^MNOY TA M^PH, KAI ^rXEG EIC AYTÖ
OYPON XnepüneiON haaaiön ucei kot'i'aac a', nepix^ooN hp^ma hanti tu hp^mnu, öcTe kai tAc Mzac
KATACTAfHNAI, gTta SmBAAAG KÖnPON rfl MGMirM^NHN. XPH M^NTOI THN T09 AieOY eiC TÖ CT^AEXOC
eNseciN noiOYM^NOYC XnocKAYAi tA nepi thn Mzan, thn a^ eePAnelAN <t>eiNon(i)Pü) noieTN e'r'KAipcdc.^
Vgl. Ibn al-Awam 1 571 (un autre agronome). Theophr. h. pl. II 7, 6: ^An a6 ti mh «^ph
KAPnÖN (sc. hl XMneAOc) Xaa' efc baXcthcin tp^ohtai, cxIzoyci to9 cTeA^xoYc tö katA thn kai AieoN
^NTie^AciN, bntoc XNeürH, kai 0AC1 «^pein. Daraus Plin. n. h. 17, 253. Ibn al-Avam I 517
(Rose, A. Ps. 271).
Pall. XII 10: isdem temporibus et locis vitem, quae sterilis fuerit, Graeci ita prae-
cipiunt esse curandam. trunco eius fisso lapidem adserunt includendum et ibi urinae veteris
humanae quattuor cotulas circa truncum debere suffimdi, ut ad radices instillatio ipsa
descendat. tunc adiciendum laetamen terra admixta et circa radices solum omne ver-
tendum. Vgl. Geop. X 61. IX 10, 7. Rose a. a. 0.
35 Geop. V 50: OYCIKÖN AHMOKPiTeiON nApXAOäON AiA neiPAC noAAXKic, npöc tö mhtg tAc
AMndAOYC mAtg tA a^napa mi^tc tA ai^ia mi^T€ Xaao ti •Y'nö TiNOC BAXnTGceAi, KAI mAaicta ■v'nö
TÖN MGIZÖNIÜN BHPiuN. [ AhMOKpItOY.]
Phil.-hist.Abh. 1921. Nr. 4. 7
50 M. Wellmann:
KAPKINOYC nOTAMlOYC nAGICTOYC H nATO^FOYC GAAACciOYC, MH eAATTON A^ TÖN A^KA, efc
XrreToN KSPAMeoYN wee' ¥aatoc ewBAAe, kai ocomäcac XnöeoY in -y-nAiePü), Yna haiAzhtai eni h-
M^PAC AeKA. gTtA AABUN HANTA, OCA BOYAei ABAABH MGNGIN, TOYTCi) Tu) ¥aATI KATAYeKÄCAl, HAP' HM^PAN
xpcüMGNOc ecüc A-r-iHeöci, KAI eAYMÄceic THN eNGPreiAN. Vgl. II i8, 3. X 89, I. Pall. I 35, 7
(mit Namennennung) : Democritus adserit neque arboribus neque satis quibuslibet noceri
posse a quibuscunque bestiis, si fluviales cancros plurimos vel marinos, quos Graeci paguros
nominant, non minus quam decem fictili vasculo in aqua missos tegas et sub divo
statuas, ut decem diebus sole vaporentur. postea quaecunque inlaesa volueris esse,
perfundas et octonis diebus peractis hoc repetas, donec solide, quae optaveris, ado-
lescant.
36 Plin. n. h. XIV 20: genera Vitium numero comprehendi posse unus existimavit
Democritus, cuncta sibi Graeciae cognita jirofessus. ceteri innumera atque infinita esse
prodiderunt, quod verius apparebit ex vinis. Vgl. Colum. r. r. III 2, 29. Verg. G. II I03f.
37 Geop. V 2, 19: eic hayoinian a6 haccün aahpItuc kaaaicjn h ohpiaki^ (sc. AwneAoc), h
AhMÖKPITOC KAI Tu) YrieiNU KAI TH KAAAIOINIA MAPTYPcT. 6X61 Ae TÖ KAHMA <t>YCei AenTÖN KAI
AceeN^c. Vgl. Plin. n. h. XIV 1 1 7 : apud eosdem (sc. T/iasios) vitis theriaca vocatur, cuius
et vinum et uva contra serpentium ictus meJetur. XXIII 1 4 : uva theriace, de qua suo loco
diximus, contra serpentium ictus estur. pampinos quoque eius edendos censent inponen-
dosque. et vinum et acetum ex bis factum auxiliarem contra eadem vim habet. (Aus Euagon
oder Anaxipolis aus Thasos, vgl. Index zu diesem Buche.) Aus Bolos schöpft Florentinos
nach Geop. IV 8, 1 f. II 47, 13. 14. Aus Gargilius Martialis Palladius III 28.
38* Diosk. m. m. IV 162 (308, 14): CYM*YTeYe6ic a^ amo^aoic (sc. ^aa^bopoc m^aac) npöc
TH PIZH TÖN 61 A'Y'TfflN oTnON KASAPTIKÖN ePTÄZeTAI. Vgl. V 67.
I Cato c. 114: vinum si voles concinnare, ut alvum bonam faciat . . . veratri atri radices contundito in
pila, eas radices dato circum vitem et stercus vetus et cinerem veterem et duas partes terrae circumdato
radices vitis. c. 115. Plin. n. h. 14, iio. Geop. VIII 18 (aus Celsus-Cato) IV 8, 4. Ps.-Theophr. h. pl. IX 10, 3.
Dasselbe Verfahren bei Feigenbäumen: Geop. X 51 (äk Ahmckpitoy. Vgl. VIII 18) und bei Gurken: Geop. XII 19, 14.
39 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 208: Suivant Democrite, l'olivier se plante dans les terres
blanches depourvues d'herbes, qui sont seches et non humides. II faut se garder de le
mettre dans la terre rouge saumätre ou salee, non plus que dans les terrains qui se
refroidissent trop dans les grands froids de riiiver ou s'echauffent en exces dans les
5 fortes chaleurs de Pete, ni lä*oü le vent souflle avec impetuosite, ni dans un sol sujet
ä se gercer ... (211) suivant Democrite, les branches d'olivier destinees ä etre plantees (en
boutures) doivent avoir une ecorce lisse, etre prises sur un jeune sujet ... (219) Democrite
et Cassius disent que toute espece de furnier, ä Texception des matieres stercorales
humaines, peut convenir ä l'olivier; mais on ne doit lui donner de l'engrais que tous
■o les trois ans une fois.
I Geop. 1X4,5: H YrpoTePA rfl ereAAecTSPAC kai AinAPUTePAC *epei tac ^aai'ac, ai' fJN aitian taythn
nPOKPITeON THN rflN. AGYTePA Ae TA'r-THC k AeYKAPriAAOC . . . THN AS BAGYrSION OYK ^HAINDYMeN, OYTe AG THN
ÄPYePAN- eePMH tap oyca CYrKAiei ta «ytä. noAY as «aaaon *eYKTeoN thn KATeppHmeNHN. Vgl. Pall. III 18, 3 f.
6 Geop. IX 5,4: AHOT^ON A6 eic ta »ytüpia Änö tun NeuN eAAiöN . . . APenANu Ae. Öse? thn tomhn AeitoTeoN
OANTAXÖeeN, AIACÜZONTAC AK^PAION KAI ÖAÖKAHPON TÖ <t>YTÖN. Vgl. IX 7: AB? TA *YTa' TÖN ^AAIÜN XnÖ . . . AeNAPUN
n^un . . . AelA Te KAi öpeÄ ^KAereceAi. Col. i-. r. V 9, 2. Theophr. c. pl. 111 5, i. 7 Geop. IX 15, i : oaca
KÖnpoc ^niTHAeiA th ^aaia aIxa thc ÄNepconeiAC ... xph ag KonpizeiN tag äaaiac oapa ayo ft tpia Sth. Col. r. r.
V9, 13: tertio quoque (sc. anno) fimo pabulandae sunt oleae.
40 Ibn al-Awam a. a. 0. I S. 140: Le meme (sc. Kastos) veut que quand le plant (le
jeune arbre) venu de graine a pris racine, il faut le porter (le repiquer) ailleurs, parce
qu'il s'en trouve bien. Demoarite s'explique ainsi : quand deux ans ont passe sur ces
semis, il faut les rep lauter dans un autre en droit.
Die Georgika des Demokritos. 51
41 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 380: Ibn-Hedjadj . . . dit dans le Moqnah (le Süffisant),
un des livres qu'il a composes sur lagriculture, que la grefle est appelee par Democrite
inschab, infixation (^NeeMATicwöc?).
Ibn al-Awam I 391: Democrite dit: si on greffe le cedratier (kitpion, mhaon Mhaikön)
snr le mürier (cykaminon), il donnera des fruits rouges ; cet arbre se greffe aussi sur le
grenadier (f'OiÄ) ; le prunier (aamackhnön) ä fruits noirs se greffe sur le poirier (XniAioN) ;
le coignassier (kyaunion) regoit toutes les especes qu'on veut greffer sur lui. Fin de la
citation de Democrite, qui dit, dans un autre endroit de son livre : on greffe le pommier
(mhaa) sur le poirier et le coignassier, le poirier (pommier Text) sur le grenadier, la vigne
sur le prunier noir; le prunier jaune se pose tres-bien sur ie pommier et le cedratier.
4 Geop. X 76, 7 : ei Ae ayt6 tö kItpiön Tic eic cykaminon ^NeewATicei (Democrit), ^PYePA oi'cei ta kitpia.
X 7, 12. 5 Geop. X 7, 12: ^rxeNTPizeTAi a^ tö kitpion ka'i eic Poiän. X76, 9: tö kItpion kaaöc irKeNTpizcTAi
eic Poiän, uc Ö Aiaymoc cn toTc PeupriKoTc aytoy ♦hcin. X 37, 3. 6 Geop. X 76, 5 : tä aamackhna örKCNTPizeTAi
eic nÄCAN AxpXaa kaI eic kyaünia kaI eic mPiaa. 7 Geop. X 76, 8: ta kya6nia kai tö ^pinsön hantöc aenapgy
icf\ ACKTIKÄ- Ö BOYAei 0?N eic TAYTA ^rK6NTPlC0N (HTOI ^«»YAAICON. 8 GcOp. 3. a. O. 3 : TA MHAA ^PKeNTPizeTAI
6IC nÄCAN AxpÄAA ka) eic kyacünia X 20, i. 9 Geop. a. a. O. 2 : ta Ae XhIaia ^NeewATizeTAi eic ^o\kc. X 24
Fall. III 25, 7.
42 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 261 : Demomte dit que la recolte des amandes (AWYrAAAüN)
se fait quand Tecorce externe commence ä se detacher; on jette dessus (c'est-ä-dire on
les lave avec) de l'eau salee ; on les expose au soleil, ce qui les fait blanchir. Le jeune
amandier se replante vers le milieu de tischerin second (novembre).
Geop. X 58 (ans Anatolios-Quintlliern) : hn'ka Ö *aoiöc aytön (sc. ÄMYrAAAÖN) f>;^rNYceAi mbaagi, cfNAre
TAYTAt, KAI XnoAenicAC Xamh nAYNON (toyto tap KAI AeYKAiNei KAi Yriclc AYTAC noici), KAI iHPÄNAC AN AaIü) XnöeoY.
Garg. Mart. III 8 (S. 408 M.) : ac si ad servanda deligi (sc. amygdala) placeat, Signum maturitatis ostendunt, cum
corticem reiniserunt . . . tum coiio libeiata (-ae cod.), si quis a(iua marina iavet . . . (desinunt rel.). Aus ihm
stammt I'ali. II 15, 12: amygdala ad legendum maturitatem fatentur, cum fuerint spoliata coiticibus . . . item
decoriata si aqua marina lavemus aut .salsa, et Candida fiunt et pluriimim durant.
43* Geop. X 60: KATÄrPAnTA Xm'itaaaa noiHCAi. AHMOKPixoY (recte).
KAieXlAC TÖ Xm^PAAAON e'fOYÖC, KAI TÖ ^NTÖC -yTI^C THPHCAC, ÄNOilAC TG TÖ XmYPAAAON etc
(je) TÖ ^NTÖC ö BOYAEI KATAPpXtAC KaI CONAHCAC oXaIN nAHYPÜ), »YTSYCON nePinAÄCAC nHAÖ KAI
■rei/i KÖnpu kai CYrxucoN.
Pall. II 15, 13: Graeci adserunt nasci amygdala scripta, si aperta testa nucleum sanum
tollas et in eo quodlibet scribas et iterum luto et porcino stercore involutum reponas.
Letzte Quelle ist Diophanes-Demokrit.
44 Ibn al-Awam, a. a. O. I 241: Democrite prescrit de debarrasser des pierrailles et
de tout cori)s dur les trous qui doivent recevoir le poirier; on y depose le jeune arbre,
on jette sur (les racines) de la terre passee au crible, puis on arrose.
Geop. X 22, l: npcANAAeiÄMeNOC nÄN AieÖAec ^k tujn BÖepcjN *YTeYCON tö «ytön (sc. tö
XnniAiON), kaI thn cgchcm^nhn (rlji cec. Hdss.) npocxujCAC Xpacycon. Pall. III 25,6: si lapidosa
pirus est, ab extremis radicibus terram priorem levabis et secernes omnes lapillos: quibus
diligenter remotis alteram terram cribratam (cribro cretam ed.) in loco eius infundes.
45 Ibn al-Awara, a. a. O. I 546: Democrite dit que lorsqu'il se trouve sur le poirier
des fruits contenant des grains gätes, de mauvaise odeur, semblables ä du fumier, il
faut dechausser l'arbre, meler ä la terre de l'engrais de bonne qualite, puis remplir la
cavite et donner de bons arrosements.
46 Ibn al-Awam, Le livre de l'agr. I 244: Democrite dit: Quant au jujubier (zizyoon),
vous prendrez, pour le planter, des rameaux d'un pied productif ; ils reprendront tres-bien.
D'autres defendent de propager le jujubier de noyau, parce que l'arbre qui pourra en
provenir ne donnera plus de fruits, ou bien celui qu'il produira ne sera pas plus gros
que celui de rolivier sauvage, qui a un fort noyau et tres-peu de pulpe. Le meilleur
52 M. Well mann:
Systeme de propagation c'est au moyen des rejetons foumis par un arbre dans une
bonne condition, et tous les ans on aura des fruits pareils en qualite. II faut faire cette
plantation le cinquieme jour de la lune dans son declin, dans des trous de trois empans
(0,7 m.) de profondeur. On ramene (sur le pied) la terre seule, sans engrais: on arrose
tous les huit jours depuis le premier novembre jusqu'au premier mars. Vgl. Ibn al-Baitar,
Simpl. II 630. Geop. X 3, 4. 6 (wo die Vermehrung durch Stecklinge und Absenker kurz
erwähnt wird). X 43: tö zizyoon «oYTe-f-eTAi kai e3E ophihkcdn Xnö wecoY to9 a^napoy aambanom^nun,
WC Ö AiAYMOC eN ToTc feupriKoTc a-t-toy cohcin.
47 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 271 : Suivant Democrite, on plante le noyer (käpyon, kapyon
baciaikön) dans les terrains qui ne sont ni chauds ni froids. On seme la noix au mois
de schebath (fevrier) et en automne; on repique le jeune plant, quand on le juge convenable.
Vgl. Geop. X 64. Pall. III 25, 3 i : mense februario seu planta seu semen exponitur. gaudent
loco macro, umido, frigido, etiam sabuloso.
48 Ibn al-Awäm, a.a.O. I 235: Suivant Dmomfe, on multiplie le chätaignier (kactan^a,
Aiöc BAAANOc) par le moyen de ses branches et de son fruit. On replante le jeune arbre
au bout de deux ans, au mois d'Adar (mars) ä l'equinoxe (du printemps). Col. r. r.
IV 33, 2. 3. Plin. 17, 59. Geop. X 3, 3. 6 (Vermehrung der Kastanie durch Stecklinge und
Absenker).
49 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 319: Democrite dit qu'on plante le prunier (kokkymha^a-
AAMACKHNÄ) au mois de schebath (fevrier).
50 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 305: Democrite dit qu'on le multiplie (sc. le coignassier,
kya(I)nion) de boutures dans le mois de schebath (fevrier); c'est aussi Tepoque pour planter
l'arbre enracine.
51 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 2-94: Democrite dit que le cedratier (kitpion, mRaon Mhai-
kön) se propage de boutures de la longueui* d'une coudee, dans le mois d'adar (mars).
52 Ibn al-Awam, a. a. 0. I 268: Democrite dit qu'on fait des boutures (d. h. bei der
mop^a) de la grosseur d'un bäton quon plante au mois de schebath (fevrier). Vgl. Ibn al-Baitar
Simpl. II 633.
Plin. n. h. 17, 136: communis quidem Italiae ratio tempora (sc. conserendi) ad hunc
modum distribuit: moro ab idibus Februariis in aequinoctium. Col. r. r. V 10, 20. Pall. III
25, 28: serenda est (sc. morus) taleis vel cacuminibus, melius autem taleis sesquipedalibus
ex utraque parte levigatis ac fimo oblitis . . . seremus a medio februario et toto martio.
53 Ibn al-Awam, a. a. 0. 1 317: Democrite dit que le noyau d'abriQot («haon ÄPweNiAKÖN)
se seme au mois d'ab (aoüt), quand on mange ce fruit. II faut arroser le pecher (mhaon
TTepciKÖN) parce que, lorsqu'on le fait, le fruit en est plus gros. Le plant provenant du
semis se replante >iu second kanoun (janvier).
54* Geop. X 14: KATÄrPAnTA nepciKÄ noiHCAi. A hmokpitoy (recte). rpAnrÖN nepciKÖN noiAco-
MCN oVtCOC MGTÄ tö BPUeHNAI TON KAPnON TOY ACÜPAKINOY, BP^äON ^ni AYO H TPeTc fiM^PAC TÖ ÖCTOYN,
KAI HP^MA ÄNOIION, KAI THN eYPICKOM^NHN GNAOeeN TOY ÖCT^OY AMYTAÄAHN AABÜJN enirPAYON ^N TU
TAYTHC <t>AOI(j) XAAKÖ rPA<t>eiü) 0, Tl (et Tl ed.) AN BOYAH MH BAe^UC, gTta nAHYPU eNGIA^CAC ♦YTGYCON.
önep rAp an enirpÄYHC en th amytaäah, to9to gn tu kaphu e'v'pAceic. tin^c a^ kai im XMYrAAAHC
toyto noioYciN (X 60). Quelle ist Africanus. Vgl. Psellos bei Westerm. Parad. S. 145, 5.
Pall. XII 7, 3 (Quelle Graeci, d.h. Diophanes-Demokrit), der zwei Experimente zusammen-
wirft: Versehen der Pfirsiche mit Schriftzeichen und Rötung derselben durch einen Zusatz
von Zinnober (Geop. X 15, 2).
55 Ibn al-Awam a. a. 0. I 541 : Democrite dit que, si on prend de la feuille de cypres.
qu'on la fasse bien secher, puis qu'on la pile et la reduise ä Tctat de poussiere tres-
fine, si, ensuite, se plagant vers le sommet d'un pistachier (nicTAKioN), on repand, quel que
Die Georgika des Demokriios. 53
soit le vent qui souffle, cette poussiere sur l'arbre en fleur, ä trois ou cinq reprises
differentes, pendant dix jours, le fruit poussera bien et ne tombera point. II en est qui
veulent dix jours d'intervalle entre chaque pulverisation. Vgl. I 527, wo dasselbe nach
Macaire berichtet wird.
56 Ibn al-Awam a.a.O. I 254: Democrite dit que quand on veut multiplier le grenadier
(l>oiA), on plante une branche prise au sommet de l'arbre, parce qu'alors on aura du fruit
bien plus promptement. La branche doit Mre mise profondemcnt en terre. II dit encore
qu'il existe de la Sympathie entre le grenadier et le myrte, et que, si on les plante
ensemble, leur produit est plus abondant, parce que leurs racines se recherchent et
s'entrelacent. Vgl. 519.
GeOp. X 29,5: AhMÖKPITOC a6 »HCI ^OIÄN KAI MYPCINHN ÄAAHAAIC XAIPeiN KAI nAHCION
XAAJ^A(l)N nAPAneOYTeVM^NAC E't'OOPHCeiN KAI TAC MZAC ÄAAHAAIC CYMnA^KeiN, KAN MH C«6aPA errYC
o?CAi TYrxANuciN. Daraus Sim. Seth S. 71,2 (Langk.).
57* GeOp, X48: ÜCTe CYKHN Mf) XnOBÄAAeiN TÖN KAPnÖN. T09 A'y'TOY (sc. A HMOKPirO y) . . .
2 ÖMOiuC O'f'K XnOBÄAAei TÖN KAPnÖN, iku TÄC PIZAC AY-THC XaATI KAI «OYKIOIC eAAATTIOIC KATA-
nAXcHC, (\ tn AixoMHNü) ceAHNH «iAT(o tX hpemna kataxpichc, h 6ayn90yc a'y'th nepiÄTHC (aus
Anatolio.s). Vgl. Ps. Demokrit TTepi XNTinAe. 20 (aus Anatolios-Pamphilos-Demokrit) : cykh
elTKAPnoc M^Nei ncNTeKAiAeKXTHC o^cHC tRc eeo9 öaynoun a'y'th nepiAoe^NTUN (Theophr. c. pl.
II 9, 5. h. pl. II 8, l) (H KAI »YKIUN AYTH nePIA«e^NTü)N SAAACCiuN (\ MIATOY TA CTGAEXH nePIXPlOM^NHC.
Pallad. IV 10, 30: si fructus suos velut aegra (sc. ficus) proiciat, alii rubrica aut amurca
insulsa mixta aqua arborem liniuit . . . vel algam marinam (sc. suspendunt). Vgl. Plut.
quaest. symp. VII 2, 2. Colum. V 10, 10. de aib. 21,2. Plin. n. h. 17, 256.
58* Geop. X 47 : katXppahta c9ka noificAi. Ahmokpitoy. tön m^aaonta 6M*YAAizeceAi
ÖOOAAMÖN T09 c9kOY KATXrPAOG b BOYACI, KaI tX c9kA grrPAOA BAACTI^Cei.
59 Ibn al-Awan, Livre de I'agric. I 322: suivant Democrite, on creuse un trou de
la profondeur d'une coudee; on le remplit de terre et d'engrais; on prend ensuite un
noyau (sc. du palmier) qu'on fend par la moitie, puis on le depose dans le trou, de fagon
que la terra soit adherente a la partie qui a ete fendue. Ainsi pose, on repand par-dessus
de la terre et de l'engrais, aprös y avoir m^Ie une certaine quantite de sei; on arrose
constamment jusqu'ä ce que la germination ait Heu. Vgl. Ibn al-Baitar, Simpl. II 7 1 1.
Geop. X 4, I : öp95ac böopon nHxüN ayo bXooyc kai oaXtoyc to9 a'*'to9 fi kai ha^on, hai^pcocon
XÜMATOC MCTX KÖnPOY MEMirM^NGY XnÖ AirÜN, XnOAind)N HMinnXYATON BÄeOC, eTtA M^CON T09 XtbWATOC
THC BAaXnOY tön HYPHNA CXHMATiCAC HPÖC TplN THN, ÜJCTE TÖ 6sY T09 nYPHNOC nPÖC XnaTOaXc
BA^neiN, ^niXlüNNYe THN MGTA KÖHPOY kai XaUN MEMirW^NHN, KAI XPAGYe KAe' hm^pan, eCüC AN BAACTHCH
(~ Junius d. i. Anatolios bei Ibn al-Awam S. 32 i, vgl. S. 324). Pall. XI i 2, 2. Geop. 11 10, 9.
Theophr. h. pl. II 6, 2: »iagT a^ xcijpan Xamcüah" aiö kai iSnoY «hi toiayth tytxXngi, nepinXTTOYcm
Xaac Ol reuproi.
60 Plin. n. h. 15, 138: eadem (sc. laurus) purificationibus adhibetur, testatumque sit
obiter et ramo eam seri, quoniam dubitavere Democrittis atque Theophrastus (h. pl. II i , 3).
Vgl. Ibn al-Awam I 226: d'apres Ibn el-Facel et Abou'l-Khair, on multiplie le laurier de
rejetons pousses au pied de l'arbre, qu'on enleve avec les racines.
61 Geop. XI 16: TÖ AENAPCAiBANÖN ♦ A c I ♦YTe'feceAi ii A'^TOPPizü)N KAI XnocnXAUN ' agT A^
to9to noieTN katatio^ntac eic thn thn a'y'tX kai noTizoNTAC. haeTan a6 kai bapgTan thn öamhn
6xei, WC Ö Ahmökpitöc <i>hci kai toTc AeinoeYMo9ciN ^nAWYNer kata^yteyetai ag AAaptIü) mhni.
Unter AeNAPOAiBANON ist der Rosmarin zu verstehen. Vgl. Diosc. m. m. III 75 (aibanutic)
Plin. n. h. 19, 187. 17, 98.
62 Ibn al-Awam, Le livre de Tagric. (trad. par Clement-Mullet) I 2 3 7 : on lit dans
le livre d'Ibn Hedjadj, que Democrite dit que le ebene se plante dans le mois de Schebath
54 M. Wellmann :
(fevrier), qu'il aime les coteaux (lieux inclines) frais, la terre grasse et forte ; on lui donne
pour engrais du furnier de vache mele de terre vegetale.
63 Geop.XIi3, 2: ö At Ahmökpitöc ♦hcin, üc ö kaphöc thc itgac AGiOYMeNOc KAI taTc
tpo*aTc tön kthnun MirN^MGNOC ta9ta AinAiNei. eKniNÖMeNOC ae AeANeeic ANepunovc atöngyc noieT,
^E OY <t>HCI KAI ''OmHPOC (K5IO) 'KAHePOi T AtreiPOl TG KAI IT^AI COAeCIKAPnOl'.
I uc Ae FM. 2 AiANeelc 31: AeiANeeic reliqui: correxi. Vgl. Ael. n. a. IV 23 : kaphön ac itgac et Tic
eAIBENTA AOiH nlelN TOTC AAÖrOIC, AVneiTAI ÄKelNA OYAe BN, «ÄAAON AS KAI TP^»eTA|- HIUN AC ANePCÜHOC THN
cnoPAN THN nAiAonolÖN TS KAI erKAPnoN ÄntüAece. kaI «01 agks? '"Omhpoc kai ta Tfic «Yceuc äoöpphta anixneycac
eTta m^ntoi 'kai iTeAi (oAeciKAPnoi' sn Tofc eAYTOY METPoic eineTN TOYTO AiNiTTÖweNoc. Der demokritischen Er-
klärung von (iAeciKAPnoc bei Homer stellt eine ältere gegenüber (weil die Weide frühzeitig ihren Samen ver-
liert), die schon Theophrast (h. pl. III i, 3 caus. pl. II 9, 14) kennt: äaaa thn itban taxy npoKATABAAAeiN npö
TOY TeAElUC AAPYNAI KAI H^YAI TON KAPnÖN (sC. *ACIN) • AI6 KAI TON nOlHTHN OY KAKÖC nPOCArOPGYeiN AYTHN 'tOAeci-
KAPnoN'. Beide Erklärungsversuche kennt Plin. n. h. 16, 1 10: ocissime autem salix amittit semen, antequam
omnino maturitatem sentiat, ob id dicta Homero frugiperdia (Theophr.). secuta aetas (Bolos) scelere suo inter-
pretata est hanc sententiam, quando semen Salicis mulieri sterilitatis medicamentum esse ciinstat. Ebenso der
Scholiast zu Hom. a. a. 0.: ÄnoBÄAAOYCi tap tö ansoc (sc. a! itsai), nPiN nenANefl- fi önei ol nJNONTec tö ANeoc
AroNoi riNONTAi . . . <t>Hci AE eeö«PACTOc ^N <t>YCiKoTc (Irrtum für Ahwökpitoc in feupriKoTc), tön xyaön thc itgac
niNÖMENON AOANizeiN THN roNHN TüJN XNepojncoN. Die Ansicht Demokrits ist in die nachchristliche naturwissen-
schaftliche und medizinische Literatur übergegangen. Vgl. Hieron. Com. in Zach. pr. III 14 (25, 1612B Migne) :
aiunt medici et hi qui de arborum et herbarum scripsere naturis, quod si quis florem Salicis sive populi
mistum aqua biberit, omnis in eo frigescat calor et libidinis vena siccetur ultraque filios generare non possit.
Porph. bei Stob. Flor. III 248. Serv. com. in Verg. Georg. II 48. Isid. XVII 7, 47 (daraus Konrad von Megen-
berg, Buch der Natur S. 347, 1 1 Pfeiffer).
64 Geop. Xl5,4: Ahmökpitöc a^ «ohcin, üc eNAoeeN toy epirKOY thn KYnÄpiccoN agT
«YTeYGceAi, Yna kat' AM*ÖTePA eic t^pyin KAI nepioPATHN reNHTAi. Vgl. V 44, 6.
65 Plin. n. h. 17, 62: myrti genera omnia in Campania bacis seruntur, Romae propa-
gine. Tarentinam Democritus et alio modo seri docet, grandissimis bacarum tusis leviter,
ne grana frangantur, eaque (aquae) intrita restem circumlini atque ita seri. parietem fore
{mirae) densitatis, ex quo virgulae differantur.
I Geop. XI 7, 4: Ol Ae tu CO^PMATI (>C. «yPcINHC) nPOC*AT(üC AH«6äNTI HAPATPirANTeC CeiPAN iK BOYTÖMOY
nenAerwENHN eic tä*pon ^«bAaaoycin. Vgl. V44, 4. Pall.134, 5. Col. r. r. XI3, 5. Plin. 17, 62 (Schluß). 2 Taren-
tina Hdss., vgl. Plin. 15, 122. 3 Mayhoff nimmt hinter frangantur eine Lücke an und ergänzt nach
Pall.134, 5: ex aqua farinam misceri. aquae habe ich ergänzt, vgl. Col. a. a. O. 4 mirae ergänzt Dal.,
Mayhoff nimmt eine gröi?ere Lücke an. densitates D: densitatis E: densitate Detl.
66 Ibn al-Awam, a. a. 0. I263: Ibn Hedjadj rapporte dans son livre que, suivant
Democrite, on fait sejourner la graine (le cöne ou pignon) dans l'eau pendant trois jours,
avant de le planter, ce qui a lieu pendant la premiere moitie du mois d"adar (mars).
Au bout de deux ou trois ans, on effectue la transplantation du jeune pin; cet arbre
ne vient tres-bien que dans les plaines incultes (les deserts) .... 264: Democrite le Grec
prescript de faire tremper la graine dans l'eau pendant trois jours, et d'en mettre trois
dans chaque trou, en tournant l'une d'elles en sens inverse, c'est-ä-dire l'extremite minee
en bas. D'autres prescrivent de mettre en haut cette partie. Vielleicht gehört ihm auch
noch das Folgende. Vgl. Fall. XII 7,10: proficies, si nucleos aqua ante triduum macerabis.
7, 9: pinum seremus . . . frigidis et umectis (sc. regionibus) februario vel martio . . . inter
montes et saxa vastior et procerior invenitur.
67 Geop. XI 18, 9: Ahmökpitöc a^ ohcin gn m^cu tu e^PGi APAGYe^NJOC toy pöaoy
AGYTGPON THC HM^PAC TÖ "l ANNOYAPiu MHNI *^PGIN TON KAPHÖN . . . (ll) ZuPOAcTPHC a6 A^rei in\
^NIAYTÖN GNA Ml^ AAPGTn TO'i'C ÖOOAAMOYC TÖN GN HPÖTOIC IAÖNTA ^HI TOY OYTOY «GMYKYIAC KÄAYKAC,
KaI TPICIN il A-r'TÖN XnOMAIÄMGNON tA ÖMMATA, KAI GHI TOY *YT09 tA PÖAA KATAAinÖNTA. Vgl.
Ibn al-Awam I 604. Geop. XI 1 8, 5. Plin. n. h. 2 i , 2 1 . Pallad. III 2 i , 2. Einen ähnlichen
Aberglauben, wie Zoroaster von der Rose, berichten Diosc. m. m. I 1 10 (S. 104, 17), Simpl.
I 29 (162, 7) und Plin. 23, iio vom Granatapfel und der Komiker Pherekrates von der
Feige (Ath. III 7 8 d).
Die Georgika des Demokritos. 55
68 Colum. r. r. VIII 8, 7: id ne fiat (sc. ne columhae sedes suas relinquant), vetus est
Democriti praeceptum. geuus accipitris tinnunculum vocant rustici, qui fere in aedificiis
nidos facit. eius pulli singuli fictilibus ollis conduntur si)irantibusque opercula super-
ponuntur, et gypso lita vasa in angulis columbarii suspenduntur. quae res avibus amorem
loci sie conciliat, ne unquam deserant.
Plin. n. h. X 108: speculatur occultus fronde latro (sc. accipiter) et gaudentem in ipsa
gloria (sc. columbam) rapit. 109. ob id cum iis habenda est avis quae tinnungulus vocatur:
defendit enim illas terretque accipitres naturali potentia in tantum, ut visum vocemque
eius fugiant. hac de causa praecipuus columbis amor eorum, feruntque, si in quattuor
angulis defodiantur in ollis novis oblitis, non mutare sedem columbas, quod et auro insectis
alarum articulis quaesivere aliqui non aliter innoxiis vulneribus, multivaga alioqui ave.
Vgl. Liebrecht, Zur Volkskunde .S. 88, Geop. Vers. syr. XIII 62 (nach Lagardes Übertragung):
AAAA KAI MzA k.Jip^ «YTeveeTcA, tüc «HCl Ahmokpäthc (sc. nAPeMnoAizei -oevreiN täc nepicTepAc).
Vgl. Geop. XIV 3. Gemoll, Berl. Studien I 127.
69* Geop. XIV 4 : aTaoypon «fi ^noxaeTn nepicrePATc. [CcüTiuNOc]
eic TÄC evpiAAC kai efc täc etcÖAOYC to9 nepicTCPeÖNOC kai katä nAeiÖNUN TÖnuN ayto9
KAUNiA nHrÄNOY ÄnöeoY kai kp^macon. exei rÄP tina npöc tä ohpia ANTinÄeeiAN tö ni^rANON.
Vgl. Tim. Gaz. in Suppl. Arist. I i ed. Lambros S. 112, 17: Xaa'ömcüc th kaaia tun ÖPNieuN
nHrÄNOY nAPATee^NTOc O't'k an bhpäch (sc. h iktIc) thn eTcoAON o^a' et mäaicta tu aimö tpyxhtai.
Pall.124, 3 (aus Garg. Mart.): rutae ramulos plurimis locis (sc. columbarii) oportet contra
animalia inimica suspendere. Eine Weiterbildung ist die Vorschrift, dem Federvieh Raute
unter den Flügeln zu befestigen zum Schutz gegen Marder und Fuchs bei Geop. XIV 9, 6. 15.
Aus Bolos' Sympathiebuch stammt die Notiz des Diosk. m. m. III 45 S. 59, 7: *aci a^
TÖN XYAÖN (sc. riHrÄNOY) ^niPPANO^NTA ÖPNiei XnePYKeiN TOYC AIAOYPOYC.
70 Geop. XIV 9,6: ^ÄN A^ ni^rANON yhö täc nT^PYrAC tön ÖPNie(i).N npocAeeem, o^tc
aTaoypoc o'fTe XAÜnHs o<irTe äaao ti öhpIon Xyctai a'y'tön (Jul. Africanus nach Geop. XIV 15)"
KAI nOAAü) MÄAAON, ^ÄN efc THN TPOOHN XOAHN ÄAUnCKOC fi a/aOYPOY ÄNA*YPÄCAC AÖC, UC Ö AhMÖKPITOC
AiABeBAio9TAi. Vgl. Plin. n. h. XXVIII 265 : gallinaceos non attingi a vulpibus, qui iocur
aniraalis eius aridum ederint . . . similiter in feile mustelae.
71 Geop. XVII 1 4, 3 : Ahmökpitoc a6 cYMBOYAeYei ^apoc Xpxom^noy eic tö hotön tön
BOÖN (sc. nPÖC AAHAA OÄen) ^ni T^CCAPAC kai A^KA HM^PAC ^MBÄAAeiN CkIaAHC KAI ^ÄMNOY piZHC.
C01.VI4, 3.
Veget. Mulom. II 139: adversus universas infirmitates et morbos equorum vel boum,
ubi primum coeperint aegrotare, potio ista succurrit: radices Scillae, radices populi quae
ai)pellatur ramnus ... et salis communis quantum sufficit mittes in aquam eamque ani-
malibus usque ad sanitatem dabis in potu. quodsi desperatas valetudines praeoccupare
volueris, ne unquam accidant animalibus tuis, incipiente vere hanc tempera potionem et
animalibus omnibus per XIV dies continuos dabis in potu. Garg. Mart. Cur. boum 10.
Veget. IV 2,4. Chir. Mulom. c. 497 S. 163, 12 Oder.
72* Plin. n. h. 22, 153: bubus iumentisque (ervum) utilissimum. Col. r. r. VI 4, 3 :
multi caulibus vitis albae et valvulis ervi bubus medentur.
Diosk. m. m. II 108 (182, 17): bo9c a6 AinAiNei (sc. b öpoboc) feoeöc nAPATie^MCNOc (Quelle
Krateuas).
Geop. XVII 4: böac «h XceeNcTN. Ahmokpitoy. öpobon bp^xcdn aeTon nÖTize katä mhna.
73* Geop. XVII 6, I : nepl nporNcbceuc tön rcNNUM^NUN. ['A«pikano9.] d\ nporiNticKem ei-
AONTfiC, nÖTePON APPeN (H eHAY T^ICTAI H BIBACeeTcA B09c, nAPATHPeiTCJCAN* ^ÄN M^N CIC TÄ AEIIÄ
M^PH Ö B09C KAT^AOH, APPCN TÖ TexeHCÖMeNON TCKMAIP^CGIO, Xn A^ iu) TÄ XpiCTePÄ, SMAY.
56 M. Wellmann:
Varro r. r. II 5, 13: mas an femina sit concepta, significat descensu taurus, cum init,
quod, si mas est, in dexteriorem partem abit; si femina, in sinisteriorem. Col. r. r. VI 24, 3.
Plin. VIII 176 (Celsus).
Horapollon, Hierogl. II 43 (aus Chairemon-Demokrit) : ^kgTnoc rÄp (sc. ö taypoc) Xnö thc
ÖxelAC KATABAINUN, £1 M^N eni TA APICTePA KATeASOI, SHAV reNNATAl' 61 A^ im TA AGIIÄ KAT^AOOI
Xnö THC öxeiAc, äppen tiktetai. Vgl. Millers Hippiatrika o>ab' . . . otan eniT^i h h Tnnoc kai
TÖ OYeAP nPOXAAÄCH MÄAAON GK T09 AeilOY M^POYC KaI THN eAAHN, XPPEN A'Y'TH riNeCOAl " ikH AG TÖ
e^(i)NYMON, efiAY riNeceAi. Daraus Hierokles bei Grynaeus p. 58, 13. Ibn al-Awam, a.a.O. IV 5.
74 Colum. r. r. VI 28: quae (sc. proles equorum) sive ut femina sive ut masculus
concipiatur, nostri arbitrü fore Democritus affirmat, qui praecipit, ut, cum progenerari
marem velimus, sinistrum testiculum admissarii lineo funiculo aliove quolibet obligemus :
cum feminam, dextrum. idemque in omnibus pene pecudibus faciendum censet. Vgl.
VIII 3, 12.
I Quelle Leophanes nach Arist. de gen. an. IV 765a, 25. Aet. plac. V 7 S. 420, 7D. [Hippocrates] de
superf. 31 (VIII 500). Plin. n. h. 8, 188 (aus Celsus). 30, 148. Pall. IV 11, 6: Graeci adserunt, si mares creare
velis, sinistrum tauii in coitu ligandum esse testiculum: si feminas, dextrum. Geop. XVII 6, 2. XVIII 3, 7.
Hippiatr. I 15. VII 3, 12.
75 Geop. XIX 7,3: Ahmökpitoc oyn b «yciköc AC<t>OAdAOY MzHc ^n'ÖAiroN eAAceeicHC mnac
r' KEAeYei KAo' e'KACTON CYN eiC ThIN TPOOHN MITNYNAI, KAI nPO Z HMEPOÜN TÖ B^BAION THC 'tTieiAC KOMieT-
ceAi ... (6) eneiAH AAH*ÄroN ön tö zöon mäaicta tön cnAHNA NoceT, änspakac mypikInoyc eic '^aup
XnocB^CAC nAPÄcxe nieTN. kai ANeptinoYC ag oTnoc Xnti toy yaatoc eic mypikInac kyaikac (wYPiKiNOYC
ANePAKAC Hss.) ewBAHeeic kai noeeic eePAneYcer toyto ae mäaicta Ahmökpitoc maptypeT. (7) ^ngp-
recT^PAN Ö A'r'TÖc Ahmökpitoc Tacin to9 chahnöc toTc ÄNep^noic ececeAi AiABeBAio9TAi, ei anopaii
CIAHPON HYPtiCAC XnOCB^CHC YAATi, gTtA TÖ YAUP Ö£ei MliAC AOIHC HIcTn TÜ hAcXONTI TÖN CHAHNA.
I Vgl. Geop. XIX 6, 13. Plin. 22, 72. 4 Vgl. Plin. n. h. 24, 67. Cels. IV 16. Cael. Aur. m. ehr. III 4,61.
Scrib. Larg. 132. Diosk. m. m. I 87. Colum. r. r. VII 10, 8. Marc. Emp. 23, i. 49. 6 Vgl. Lewysohn, Die
Zoologie des Talmud S. 120: 'Es wird erzählt, daß einer Ziege durch das Trinken von Wasser, welches die
Schmiede zum Abkühlen des Eisens gebrauchen, die Milz einschrumpfte und zuletzt gänzlich sich auflöste,
so daß sie nicht vorgefunden wurde.' 6 Marc. Emp. 23, 6. Diosc. m. m. V 80 (53, i).
76* Geop. XVII 5, 2 : ei a^ 01 taVpoi npöc thn öxgian bpaa^noyci, ka-J-cac ^aä*oy O'^pAn
KAI CYAAeiü)CAC, oTnü) TS OYPACAC, AAGKUC TÖ AIAOTON KAI TOYC OPXGIC TOY TaS-POY, KAI OICTPHCCI eYe^lüC.
to9to a^ O'r'K in) tön taypcün mönon, Xaaa kai ^ni tön aaaun züun kaI in] XNepuncüN r^NOiT Xn.
aVcic a^ THC oicTPi^cecoc eAAioN xpice^N. Vgl. Demokrit bei Col. VI 28. Geop. XIX 7, 6.
TTAirNiA 7 S. 132, 22 D. Dasselbe magische Mittel kehrt noch einmal wieder Geop. XIX 5,4.
Quelle der Geoponika, d. h. des Anatolios-Didymos, sind die Quintilier (Africanus) nach
Apsyrtos Hipp, p- 55: oypän eAA*OY ka^cac tpTyon mcta oIndy kaI xpTcon toyc öpxeic kaI tö
AiAoToN. oTe AC ecASic nAYCAi, gaaIcü xpTe.
77 Geop. XVllI 9, 7: tpApoc a^ o-y- *e^ieTAi, eXn kciphc a'y'to? tön nöriONA. Vgl. XV 1,35
(aus Anatolios-Pamphilos). Quelle ist Demokrit nach Plin. n. h. 28, 198: adferunt et Magi
(aus Apion-Demokrit) sua commenta : primum omnium rabiem hircorum, si mulceatur barba,
mitigari (~ Ael. n. a. IX 54); eadem praecisa non abire eos in alienum gregem. Ibn al-
Awam II (2) S. 17: II en est qui disent que les boucs qui ont Thabitude de s'eloigner
du troupeau sont rendu forcement sedentaires, si on leur coupe la barbe sous le menton,
ä l'approche du printemps ; suivant d'autres, en la coupant avant Ihiver, le resultat est
le meme.
78 Geop. XIII 14, 9: Ahmökpitoc a^ <t>Hci nÖAAC AAruOY h ^aäooy nepi toyc epwTNAC thc
KAINHC nPOCAPTUM^NOYC [kaTA NUTa] KATA TÖ ^niKAINTPON MH GAN KÖPEIC riNGCeAl.
Aet. XIII 46 (in der interpolierten Fas.sung): Ahmökpitoc a6 «hci höaac ^aAocon npoc-
APTUM^NDYC KATA THN THC KAINHC CTPUMNHN O'r-K CÄN KÖPGIC TCN^CeAl.
Die Georgika des Demokritos. 57
Wahrscheinlich demokritisch sind folgende beiden Mittel:
79 Geop. XIII 14, I : ytra niccA kai Ärpiov cikyoy Ö xyaöc eniSAAAÖMeNOC in kainh anaipcT tac
KÖPeiC . . . XOAHN TAYPOY fi TPÄTOY OiGI APIMeT mIsAC AAei<l>e THN KAINHN KAI TOYC TOIXOYC. Vgl. SaSCma
bei Varro r. r. I 2, 25: scribit cimices quem ad modum interfici oporteat his verbis "cucu-
merem anguinum condito in aquam eamque infundito quo voles: nuUi accedent. vel fei
bubulum cum aceto mixtum unguito lectum/ Die beiden Bruchstücke (Geop. XIII 9, 6 ff.
8, 5) gehören in das Sympathiebuch des Mendesiers.
Bienen.
80 (Jolum. IX 14; 6: cetcrum hoc eodem tempore (sc. peracto solstitio usque ad ortum
caniculae) progenerari posse a])es iuvenco perempto, Democritus et Mago nee minus
Vergilius (G. IV 281 f.) prodiderunt. Mago (juidem ventribus f'tiam bubulis idem fieri
affirmat (vgl. Plin. 11,70), quam rationem diligentius prosequi supervacuum puto con-
sentiens Celso. Vgl. Varro r. r. III 16,4: primum apes nascuntur partim ex apibus, par-
tim ex bubulo corpore putrefacto.
81 Geop. XV 2, 21: 'löBAc Ae Ö baciaeyc Aibyun tu aäpnaki iyainh ♦HCl agTn noieTceAi
MeAiccAC KAI Ahmökpitoc KAI BApwn (vgl. Rh. Mus. 45,65 A) ^N ""PuMAiA TAtjccH eN oTkü) oac!
xPH noieTceAi, bnep ^cti kaI ÄweiNON. (22) Ö a^ TPÖnoc oytoc" oTk6c coi ecTco yyhaöc (an yyoc?),
AEKAnHXYAToc KAI CYROc HHxÖN i' KAI taTc aoioaTc UAeYRATc "Tcoc. etcoAOc a6 efc ASf-TÖN nepinoiGiceü)
MiA, KAI GYPiAec T^cCAPec, ^N feKÄCTü) Toixü) MiA. (23) efc to9ton ArAr(i)N BOYN tpiakontAmhnon, 5
eYCAPKON, AinAPÖN mAaICTA, nePICTHCON AYTÖ NGAnIaC nOAAOYC, KAI TYnr^TUCAN AY'TbN ICXYPCüC KAI
TYnTONTeC AY-TÖN ^OnÄAOlC XnOKTeiNÄTUCAN, ÖM09 TaTc CAPII tA ÖCT^A CYNAA09NTeC. (24) OYAAKflN
a6 ^x€tu)can tö mh aimäiai ti to9 boöc — 0'*' rAp an ii aTmatoc KYHeeiH h m^aicca — , ayni^contai
A^ taTc np(i)TAic nAHfATc MH BiAidJc ^«necÖNTec. (25) EYSYC Ae Anone«pAxeu nÄc toV boöc nöpoc
öeÖNAic kaoapaTc KAI achtaTc niccH kexpicm^naic, oTon ommata KAI ^Tnec kai ctöma kaI oca th «Ycei -o-
nenoiHTAi efc k^nucin ANArKAiAN. (26) ^neiTA 9'i'mon ■t'nocTPcicANTec hoayn kai YnriON en' a't'toV
KATAe^NXeC TÖN B09n, dlEAeÖNTCC T09 oTkOY e9eYC THN OYPAN kai TAC BYPIaAC ^niXPIcATUCAN nHAU
CTcrANCji, ü)C MiHTe Aepi mAte ANewü) mha' hntinao9n etcAYcm h AiAnNEYCiN gTnai. (27) tpith a^
^baomAai xpfi nANToeeN ^ianoIianta ciccacai «öc tc kai X^pa kaoapön, hahn ÖnöecN an kagih
C0OAPÖN HNeYMA' ef tAp (SaE 6x01, TflN KATA T09T0 etcOAON KGKAeiCM^NHN XPfl 6ÄCAI. (28) ^hAn 'S
a6 AÖICüCIN ^MYYXÖCBA! A\ YAAI nNe9MA A<rTAPKeC ^niCnACAMCNAI, AYeiC XPH CYrKAeTCAl TÖ nHAüJ KATA
THN nPOT^PAN XPTciN. (29) feNAGKÄTH a6 MCtA TA^THN HM^PA AnOIIAC eVPHCCIC HAI^PH MCAICCÖN BO-
TPYAÖN ^n' XAAHAArC CYNHTM^NUN KAI T09 BOÖC AeinÖMGNA tA K^PATA KAI TA ÖCTA KAI TAC TPIXAC,
AaAO A^ MHA^N. (30) OACI a6 ^K T09 ^fKC^ÄAOY «EN riNCCeAl TOYC SACIA^AC, ^K AC TÖN CAPKÖN
tAc Aaaac MeAiccAC' riNeceAi a^ kai ^k toy nutiaIoy MYeA09 bacia^ac, KPATicTciem m^ntoi toyc ^o
^K To9 ^PKeoAAOY «er^oei te kai kAaaei kai ^umh tun aaaun. (31) thn a6 npÜTHN TPonfiN kai
«eTABOAHN TUN CAPKtÜN CIC ZüJA KAI otONEI KYHCIN TINA KaI T^NGCIN , KAeiCTOPhlCeiC ^NTe9eeN '
(32) XNeurM^NOY rAp T09 otKCY, «IKpA kai ACYkA (?) tö gTaOC kai XaAI^AOIC ÖMOIA kai O'*' t^acia
o^re fiAH nANTH zua nepi tön möcxon nAne^NONTA örei ' Xkinhta «en hAnta, katA mikpön a^
A'^IANÖMENA. (33) TaOIC a' AN KAI THN nTePO^YHCIN IHAH AIAPOPOYM^NHN, ThIN TC OIKcIaN XPOiAn AAM- ^5
BANOYCAC <fA^TAc), nePIKAOeZOWGNAC A^ TÖN BACIA^A KAI nPOCnCTOM^NAC, BPAXYTCPON A^, KAI YnO-
TPCMOYCAC TaTc OT^PYII AiA Tf(N XKieeiAN THC nTHCCUC KAI THN TÖN MCAtON AtOnIaN. (34) nPOCI-
zAnoyci a^ taTc eYPici poizhaön, (ieo9cAi ka! biazömcnai Xaai^aac n6e(j) to9 »(dTÖc. (35) Xmeinon
A^ tAc XNoiäCic KAI Ano^pAieic tön eYPiACüN, kasöc eIphtai, rap' hm^pan noieTceAi' (36) a^oc tAp
«ft MCTABAaAONTA (HAH THN TÖN MGAICCÖN 0YCIN, AlA THN nACiü) CYnKACICIN O"*' COACANTA KATA KAIPÖN J"
TÖN A^PA, ÖCneP HNirMÖ AIÖAHTAI. (37) T09 Ad oTkOY Ö MGAICCÖN ^TtYC ^CTü), KAI ÖTAN ^KHeTA-
Phil-hist. Abh. 1!)2I. Ar. J. 8
58 M. W E L L M A N N : Die Georgika des Demokritos.
CeöJClN ÄNOirOM^NAIC TaTc eYPICIN V-noeYMiA eVMOY TG KAI KNe'(bPOy (38) TH TAP ÖCMH feAK^CeiC A'STTÄC
efc TÖN MeAiccüNA, TeeePAneYM^NAC öcmaTc ANeüN, kai eYMiuiN o'Y'K AKOYCAC eicGAAceic. Vgl. Herrn.
Koir. II s. TAYPoc S. 73, 20. Isid. XII 8, 2. Verg. G. IV 281 f.
3 an xpfiNAi:' 8 TOY mi^ L aynhcontai Ad om. FHL 9 taIc a^ npcixAic FHL ^«necÖNTec
KEXPHCeUCAN L I3 MHa' IhNTINOYN F 16 TÄ nYAW L, TOYTO nHAÖ M: TOYTON n. P 19 m£n
om. FM BACiAS-f'c F: baciaeTc M 23 Äncükicmehoy FM: KAKAeicweNOY L: corr. Cornarius 26 A'fTAc
addidi, tac meaiccac add. L nepiKAeiCTucAN F (1 alt. in ras.): nepiKAeHcewCAN HM: nepiKASHMeNAC L aä [pr.]
T6 L npocneTAcecüCAN FM 27 thn (alt.) oni. FM npocizÄNOYCAi F 28 A^jre M 29 rÄp] ac
FL 30 WeTABÄAUNTAl F: MeTABAAAONTAI H C-fTKAHCiN TOY CTABAJOY KAI TÖ ÄKAIPON TOY A^POC L: CYrKAgiaN
TOY CTABAIOY KATA KAIPON F 3I ÖKneTACefflCIN Beckh : eKneTACHM-r-OYClN FL: ^KneTACUCIN M.
82 Plin. n. h. 13, 131 (aus Hygin): apes quoque numquam defore cytisi pabulo eon-
tingente promittunt Democrüiis atque Aristomachus. Plin. 21,70. 18, 144. Colum. de
arbor. 28, i (aus Hygin, Aigl. Plin. 13, 130): cytlsum quam plurimum habere expedit, quod
gallinis, apibus, ovibus (Geop. 18,2,6), caprLs, bubus quoque et omni generi pecudum
utilissimus .est. Col. r. r. V 12, i f . Geop. XV 2, 6: eASAicoAKÖN re kai s^mspa kai k^ticon K-
AICTAI MeAlCCüJN TPOtAI, TÄ TG N^A CMI^NH nPOCiZANEI KYTICü) MÄAICTA, KAI Ao' A'Y'TO? AAMBÄNETAI ÄnONCi)-
TEPON. Varro r. r. III 16, 13. Diosc. m. m. IV 112: enioi ag «YTe-t-OYCiN aytön (sc. tön kyticon)
nePI TOTC CMI^NGCIN, UC ^HAKTIKÖN tun MeAlTTÖN.
Berlin, gedruckt in der RfichsdnickeRi.
ABHANDLUNGEN
DER PREUSSISCHEN
AKADEMIE DEK WISSENSCHAFTEN
1J)2J
. PHYSIKALISCH-MATHEMATISCHE KLASSE
ABHANDLUNGEN
DER PREUSSISCHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
JAHRGANG 1921
PHYSIKALISCH-MATHEMATISCHE KLASSE
BERLIN 1922
VERLAG DKR AKADEMIK DEIl WISSENSCHAFTEN
IN KOMMISSION BKI ÜKR
VEKEINIGUNG WISSENSCHAFI LICHKR VEKLKGEK WALTER DE GRUYTER U. CO.
VORIAI^S 0. J. UÖS<'HKN'8(1IE VEKLAGäHANDLtTNG. J. «inThnTAG. VKRI.A«SBIICHIIANDI,I'NG.
GkORG RKDO:«. KA»I. J. THÖBNKR. VKIT I'. rOSO".
IJerlin, gedruckt in der Reichsdruckerei
I n h a 1 1
öffentliclie Sitzungen S. vii
Verzeiclinis der im Jahre 1921 gelesenen Abhandlungen S. viii — xiii
Bericht über den Erfolg der Preisausschreibungen für 1921 und neue
Preisausschreibungen S. xiv — xvii
Statut der Hippokrates-Stiftung S. xym
\'ei7,eichnis der im Jahre 1921 erfolgten besonderen Geldbewilligungen
aus akademischen Mitteln zur Ausfuhrung wissenschaftlicher Unter-
nehmungen S. XIX
Verzeichnis der im Jahre 1921 ei-schienenen im Auftrage oder mit Unter-
stützung der Akademie l>earbeiteten oder herausgegebenen Werke S. xx — xxii
Veränderungen im Personalstande der Akademie im Laufe des Jahres 1921 S. xxii — xxiii
V'erzeichnis der Mitglieder der Akademie am Schlüsse des Jahres 1921
nebst den Verzeichnissen der Inhaber der Bradley-, der Helmholtz-
und der Leibniz-Medaille und der Beamten der Akademie, sowie
der Kommissionen, Stiftungs-Kuratorien usw . . S. xxiv — xxxviii
Abhandlungen
Nr. 1. G. H ei.i.mann: Die Meteorologie in den deutschen Flug-
schriften und Flugblättern des XVI. .lahrhunderts, ein Beitrag
zur Geschichte der Meteorologie S. 1 — 9(5
■ 2. I{. Fick: tiber die Kntstehung der Gelenkformon, mit Tier-
vei-suchen S, 1 — 31
JAHR 1921.
Öffentliche Sitzungen.
Sitzung am 27. Januar zur Feier des Jalirestages
König Friedrichs II.
Der an diesem Tage Vorsitzende Sekretär Hr. Lüders eröffnete die
Sitzung mit einer Ansprache. Weiter machte der Vorsitzende Mitteilung von
den seit dem Friedrichs-Tage 1920 in der Akademie eingetretenen Personal-
verändenmgen und gab einen kurzen Jahresbericht. Darauf verlas Hr. Diels
einen eingehenderen Bericht des Hrn. Erdmann (f) über die Kant- und die
Lei bniz- Ausgabe. Es folgte der wissenschaftliche Festvortrag von Hrn.
Einstein: Geometrie und Erfahrung.
Sitzung am 30. Juni zur Feier des Leibnizischen Jahrestages.
Hr. Rubner, als Vorsitzender Sekretär, eröffnete die Sitzung mit einer
Ansprache.
Darauf hielten die seit dem letzten Leibniz-Tage (1. Juli 1920) neu ein-
getretenen Mitglieder Hr. von Laue und Hr. Wilcken ihre Antrittsreden,
die von den beständigen Sekretaren Hrn. Planck und Hrn. Lüders be-
antwortet wurden. Daran .schlössen sicli die (iedächtnisreden auf Heinrich
Dressel von Ilni. Dragendorff, auf Hermann Struve von Hrn. G. Müller,
auf Benno Erdmann von Hm. Stumpf, auf Wilhelm von Waldeyer-
Hartz von Hm. Fick imd auf Heinrich Morf von Hrn. Roethe.
Sodann erfolgte die Verleihung des Preises aus dem Cotheniusschcn
Legat, aus der Charlottenstiftung fiir Philologie, aus dem Stipendium
der Eduard-Gerhard-Stiftung, aus der Graf- Lou bat- Stiftimg, aus der
Paul Rieß-Stiftung und aus der Emil Fi seh er- Stiftung.
vni
i
Verzeichnis der im Jahre 1921 gelesenen Abhandlungen.
Physik und Chemie.
Rubens, die optischen Eigenschaften einiger Kristalle im langwelligen
Spektrum, nach gemeinsam mit Hrn. Liebisch ausgeführten Unter-
suchungen. Dritte Mitteilung. (GS. 6. Jan.: SB. 10. Febr.)
Planck, die Entropie fester Körper bei tiefen Temperaturen. (Kl. 3. Febr.)
Beckmann, die Umlagerung von Oximen in Amide. (Kl. 17. Febr.)
Einstein, über eine naheliegende Ergänzung des Fundamentes der allge-
meinen Relativitätstheorie. (Kl. H. März; )SB.)
von Laue, über einige Fragen aus der allgemeinen Relativitätstheorie.
(Kl. 1(). Juni.)
Rubens, neue Versuche zur Prüfung des Planckschen Strahlungsgesetzes.
Mit G. Michel. (Kl. 21. Juli; SB.)
Eggert, J., und W. Noddack, über die Prüfung des photochemischen,
Äquivalentgesetzes an der photographischen Trockenplatte. Vorgelegt
von Nernst. (GS. 28. Juli; SB.)
Weigert, Prof. Dr. Fritz, zur Photoehemie der Silberverbindungen. (Nach
Versuchen von W. Schoeller.) Vorgelegt von von Laue. (GS.
28. Juli; SB.)
Einstein, über ein den Elementarprozeß der Lichtemission betreffendes
Experiment. (GS. 8. Dez.; SB.)
Kaluza, Theodor, zum Unitätsproblem der Physik. Vorgelegt von
Einstein. (GS. 8. Dez.; SB. 22. Dez.)
Mineralogie, Geologie und Paläontologie.
Liebisch, die homogenen Deformationen der Kristalle, die durch einfache
Schiebungen nach Gleittlächen hervorgerufen werden. (Kl. 13. Jan.)
Pompeckj, die Beziehungen zwischen Klima und Meeressedimenten. (GS.
10. März.)
Pompeckj, das Gebiß des Ornithopoden Dysalotosaurus aus den Tendaguni-
Schichten Deutsch-Ostafrikas. (Kl. 2. Juni.)
Pompeckj, die Einstämmigkeit der Pterosaurier. (Kl. L Dez.)
IX
Botanik und Zoologie.
Haberlandt, Zur Physiologie der Zellteilung. Sechste Mitteilung. Über
Auslösung von Zellteilungen durch Wundhormone. (GS. 6. Jan.; SB.
10. Febr.)
Correns, Zweite Fortsetzung der Versuche zur experimentellen Verschiebung
des Geschlechtsverhältnisses. (Kl. 17. März; SB. 7. April.)
Heider, über die Beziehungen der Körperachsen zur Eiachse bei den Chor-
daten. (Kl. 7. April; SB. 12. Mai.)
Kükenthal, die Brustflosse des Buckelwales und ihre Entwicklung. (GS.
26. Mai; SB. 14. Juli.)
Bluhm, Dr. Agnes, ein Fall experimenteller Verschiebung des Geschlechts-
verhältnisses bei Säugetieren. Vorgelegt von Correns. (Kl. 2. Juni;
SB. 7. Juli.)
Haberlandt, Zur Physiologie der Zellteilung. Siebente Mitteilung. Die
Entwicklungserregung befruchteter und parthenogenetischer Eizellen.
(GS. 23. Juni.)
Hoppe-Moser, Dr. Fanny, Ursprung und Verwandtschaftsbeziehungen
der Siphonophoren. Versuch einer Urmedusentheorie. Vorgelegt von
Heider. (Kl. 7. Juli; SB. 21. Juli.)
von Allesch, Dr. G. J., über die drei ersten Lebensmonate eines Schim-
pansen. Vorgelegt von Correns. (GS. 14. Juli; SB. 28. Juli.)
Haberlandt, über experimentelle Erzeugung von Adventivembryonen bei
Oenothera Lamarckiana. (Kl. 20. Okt. SB.)
Haberlandt, die Entwicklungserregung der Eizellen einiger partheno-
genetischer Kompositen. (GS. 8. Dez.)
Anatomie und Physiologie, Pathologie.
Bickel, Prof. Dr. A., und Dr. C. van Eweyk, über Hitzesekretine. Vor-
gelegt von Orth. (Kl. 17. März; SB. 31. März.)
Fick, Gewichts- und Querschnittsbestimmungen. (Kl. 12. Mai.)
Rubner, die Wasserbindung in Kolloiden mit besonderer Berücksichtigung
des quergestreiften Muskels. (Kl. 20. Okt.)
Orth, über Unfälle und Anevu-ismen. (Kl. 3. Nov.; SB. 10. Nov.)
b
Astronomie, Geographie und Geophysik.
Hellraann, neue Untersuchungen über die Regenverhältnisse von Deutsch-
land. Zweite Mitteilung: Die Sehneeverhältnisse. (GS. 10. Febr. ; SB.
24. Febr.)
He 11 mann, die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flug-
blättern des 16. Jahrhunderts. (GS. 10. Febr.; Abh.)
G. Müller, über Turmteleskope. (Kl. 21. April.)
Kernst, das Alter der Fixsterne. (GS. 28. Juli.)
Penck, Ablagerungen und Schichtstörungen der letzten Interglazialzeit in
den nördlichen Alpen. (GS. 10. Nov.)
Hellmann, Nebel in Deutschland. (Kl. 15. Dez.; SB.)
Mathematik.
Schmidt, über den Beweis des Jordanschen Satzes. (GS. 14. April.)
Ostrowski, Dr. Alexander, über die Eigenschaften gewisser Potenzreihen
mit unendlich vielen verschwindenden Koeffizienten. Vorgelegt von
Schmidt. (Kl. 2. Juni; SB. T.Juli.)
Schottky, die Produktausdrücke der ^-Funktionen. (Kl. 17. Nov. ; SB.
1. Dez.)
Mechanik.
Müller-Breslau, Elastizitätstheorie der versteiften Kettenbräeke. (Kl.
7. Juli.)
Zimmermann, die Knickfestigkeit von Stäben mit elastischer Einspannung.
(GS. 27. Okt.; SB. 10. Nov.)
Zimmermann, über den Einfluß des Vorzustandes auf das Knicken gerader
Stäbe. (GS. 24. Nov.)
Philosophie und Psychologie.
p]rdmann, die philosophischen Grundlagen von Helmholtz" Wahrnehniungs-
theorie, kritisch erläutert. Vorgelegt von Stumpf. (GS. 20. Jan.: Abh.)
Köhler, Prof Dr. Wolfgang, Zur Psychologie des Schimpansen. Vorgelegt
von Stumpf. (GS. 9. Juni; SB. 28. Juli.)
Stumpf, über die Tonlage der Konsonanten und die für das Sprach Ver-
ständnis entscheidende Gegend des Tonreiches. (GS. 28. Juli; SB.)
Köhler, Prof. Dr. Wolfgang, über eine neue Methode zur psychologischen
üntersuchmig von Menschenaffen. Vorgelegt von Stumpf. (GS. 27. Okt.)
XI
Prähistorie.
Schuchhardt, Ausgrabungen in altgennanischen Burgen und Siedlungen.
(GS. 6. Jan.)
Schuchhardt, Rethra und Arkona. (GS. 27. Okt.; SB. 10. Nov.)
Geschichte des Altertums.
Wilcken, Urkunden der Ptolemäerzeit. (Kl. 3. Febr.)
Erman, über den Harem der ägyptischen Könige. (Kl. 3. März.)
von Wilamowitz-Moellendorff, Sphakteria. (Kl. 17. März; 55. 31. März.)
Meyer, über die Einwirkung der zoroastrischen Religion auf die Ent-
wicklung des pharisäischen Judentums und des Christentums und die
diese beherrschende dualistische Weltanschauung. (GS. 28. April.)
de Groot, über Frauenregierungen in China. (Kl. 16. Juni.)
Hiller von Gaertringen, Prof. Dr. Friedrich Frhr., Attischeinschriften.
Vorgelegt von von Wilamowitz-Moellendorff. (Kl. 16. Juni; SB.)
Norden, Römer und Burgunden. (Kl. 7. Juli.)
Gressmann, Prof. Dr. Hugo, Die amnionitischen Tobiaden. Vorgelegt von
Meyer. (GS. 14. Juli; SB. 28. Juli.)
von Wilamowitz-Moellendorff, einige Angaben des Ephoros. (Kl.
21. Juli.)
Luders, die Beziehungen Indiens zu den westlichen lindern in der älteren
Zeit. (Kl. 20. Okt.)
vonWilamowitz-Moellendor ff, zur griechischen Geschichte und Literatur.
(KL 20. Okt.; SB. 27. Okt.)
Meyer, Tougener und Teutonen. (GS. 10. Nov. ; SB.)
Mittlere und neuere Geschichte.
Kehr, Aktenstücke zur preußischen und deutschen Geschichte aus den
Jahren 1863 und 1870. (GS. 10. Febr.)
Kehr, zurGeschichteWiberts von Ravenna (Clemens III.) I. (Kl. 7. April; iS5.)
Schäfer, Honor, citra, eis im mittelalterlichen Latein. (Kl. 21. April;
SB. 28. April.)
.Stutz, Reims und Mainz in der Königswahl des zeimten und zu Beginn
des elften Jahrhunderts. (GS. 9. Juni; SB.)
Stutz, das Erststimmrecht des Mainzer Erzbischofs bei der Wahl Richards
von Cornwallis zum deutschen König im Jahre 1257. (Kl. 20. Okt.)
b*
XII
Hintze, über die Amtsverfassung in den deutschen Ländern des 13. — 18.
Jahrhunderts in ihrem Verhältnis zur Kreisverfassung. (Kl. 3. Nov.)
Meinecke, über Machiavell, das Wesen des Machiavellismus und deij
Sinn und Zweck der Schrift vom Fürsten. (Kl. 17. Nov.)
Kehr, zur Geschichte Wiberts von Ravenna (Clemens III.) II. (KI. 15. Dez.;
SB. 22. Dez.)
Kirch engeschichte,
von Harnack, die apokalyptischen Reiter. (GS. 24. Febr.)
von Harnack, neue Fragmente des Werkes des Porphyrius gegen die
Christen. Die Pseudo-Polycarpiana und die Schrift des Rhetors Pacatus
gegen Porphyrius. (GS. 24. Febr.; SB. 10. März.)
Holl, über den Kirchenbegriff des Paulus in seinem Verhältnis zu dem
der Urgemeinde. (Kl. 1. Dez.; SB. 15. Dez.)
von Harnack, Nachträge zur Abhandlung 'Neue Fragmente des Werkes
des Porphyrius gegen die Christen'. (Kl. 1. Dez.; SB.)
Rechts- und Staatswissenschaft.
Hey mann, die Rechtsformen der deutschen militärischen Kriegswirtschaft
und ihre Bedeutung für die Entwicklung unseres Gewerberechts.
(Kl. 13. Jan.)
Seckel, die karthagische Inschrift CIL VIII 25045 — ein kirchenrechtliches
Denkmal des Montanismus? (Kl. 12. Mai; SB. 22. Dez.)
Seckel, Werners von Schussenried in Schwaben Decretum metricum et
abbreviatum. (GS. 14. Juli. Abh.)
Allgemeine, deutsche und andere neuere Philologie.
Seuffert, Prolegomena zu einer Wieland-Ausgabe VII. (Kl. 3. Febr.; Abh.)
Mitzka, Dr. Walther, Studien zum baltischen Deutsch. Vorgelegt von
Roethe. (Kl. 3. März.)
Burdach, platonische und freireligiöse Züge im 'Ackermann aus Böhmen'.
(GS. 31. März; Abh.)
Heusler, die deutsche Quelle der Ballade von Kremolds Rache. (GS.
26. Mai; SB. 23. Juni.)
Schuchardt, zur Kenntnis des Baskischen von Sara. (GS. 26. Mai; Abh.)
Brandl, über Shakespeares 'Julius Cäsar'. (Kl. 2. Juni.)
Schuchardt, Possessivisch und Passivisch. (GS. 28. Juli: SB.)
XIII
Klassische Philologie.
Diels, Lukrezstudien IV. (Kl. 17. Febr.; SB.)
Meissner, Prof. Dr. Bruno, ein neubabylonisches Zuckungsbuch. Vor-
gelegt von Diels. (Kl. 17. Febr.; SB. 31. März.)
Wellmann, Prof. Dr. Max, die Georgika des Demokritos. Vorgelegt von
Diels. (Kl. 12. Mai; Abh.)
Wenkebach, Dr. E., über den Galenübersetzer Johannes Sozomenus. Vor-
gelegt von Diels. (Kl. 7. Juli.)
Ilberg. Dr. Johannes, aus einer verlorenen Handschrift der Tardae
passiones des Caelius Aurelianus. Vorgelegt von DieLs. (Kl. 20. Okt.;
SB. 1 0. Nov.)
von Wilamowitz-Moellendorff, Athena. (GS. 22. Dez.; SB.)
Orientalische Philologie.
Möller, Prof. Dr. Georg, die Zeichen für 'Westen' und 'Osten' in der
ägyptischen Hieroglyphenschrift. Vorgelegt von Erman. (Kl. 1 H.Jan.;
SB. 3. Febr.)
Möller, Prof Dr. Georg, über einen ägyptischen Schuldschein der zwei-
undzwanzigsten Dynastie. Vorgelegt von Erman. (Kl. 17. Febr.; SB.
17. März.)
W. Schulze, über Tocharisch tseke peke. (Kl. 3. März; SB. 17. März.)
Bang-Kaup, vom Köktürkischen zum Osmanischen. 4. Mitteilung. (GS.
10. März; Abh.)
W. Schulze, über das Tocharische. (Kl. 12. Mai.)
Gressmann, Prof. Dr. Hugo, Ode Salomos 23. Vorgelegt von von Har-
nack. (Kl. 7. Juli; -SR 21. Juli.)
Kunstwissenschaft und Archäologie.
Schuchhardt, Fliegeraufnahmen aus der Dobrudscha von 1918. (Kl.
21. April.)
Goldschmidt, über die Komposition mittelalterlicher Wandmalerei. (GS.
24. Nov.)
XIV
Bericht über den Erfolg der Preisausschreibungen für 1921
und neue Preisausschreibungen.
(Leibniz-Sitzung am 30. Juni 1921 .)
Preisaufgahe aus dem Cothenivsschen Legat.
In der Leibniz-Sitzung des Jahres 1917 hat die Akademie folgende
Preisaufgabe für das Jahr 1921 unverändert zum vierten Male ausgeschrieben,
nachdem auf die drei früheren Ausschreibungen Bewerbungsschriften nicht
eingegangen waren:
»Der Entwickelungsgang einer oder einiger Ustilagineen soll
möglichst lückenlos verfolgt und dargestellt werden, wobei beson-
ders auf die Überwinteruhg der Sporen und Mycelien Rücksicht zu
nehmen ist. Wenn irgend möglich, sind der Abhandlung Präpa-
rate, welche die Frage entscheiden, beizulegen.«
Diesmal hat sich nur ein Bewerber gemeldet. Die Preisschrift wird
in einer Vorbemerkung als Teil einer größeren Arbeit über die Brand-
krankheiten unserer Hauptgetreidearten bezeichnet und bezieht sich nur
auf den Steinbrand des Weizens, Tilletia tritici. Wenn auch der Verfasser
in mancher Hinsicht mehr bietet, als verlangt wurde, indem er z. B. auch
das physiologische Verhalten der vom Pilze befallenen Wirtpflanze ein-
gehend erörtert, so ist er doch andererseits die Antwort auf gewisse Ein-
zelfragen schuldig geblieben, insbesondere in bezug auf die Überwinterung
der Sporen und Mycelien, auf die in der Preisausschreibung ausdrücklich
hingewiesen wurde.
Die Akademie anerkennt gerne das wissenschaftliche Streben und den
großen Fleiß des Verfassers, doch ist sie nicht in der Lage, ihm den aus-
geschriebenen Preis zuzuerkennen, ida seine Bewerbungsschrift zu wenig
neue Tatsachen enthält und in methodischer Hinsicht verschiedene Mängel
aufweist, die die aus den Untersuchungsergebnissen gezogenen Folgerungen
zum Teil als fraglich oder auch unberechtigt erscheinen lassen.
Die Akademie hat aber im Sinne des § 7 des Reglements für die
akademischen Preiserteilungen beschlossen, den Betrag von 2000 Mark dem
Verfasser einer in das Gebiet der gestellten Aufgabe einschlagenden wert-
vollen Schrift als Ehrengabe zu überweisen. Als eine solche Schrift kann
nach dem Urteile der Akademie die Arbeit »Untersuchungen über den
XV
Antherenbrand (Ustilago violacea Pers.)« von Prof. Hans Kniep in Wörz-
burg betrachtet werden. Der Verfasser weist darin nach, daß bei der
Keimung der Brandsporen zwei äußerlich gleiche aber physiologisch ver-
scliiedene Sorten von Sporidien entstehen, und daß es nur dann zur Ko-
pulation kommt, wenn diese beiden Sorten von Sporidien zusammentreffen.
Der Nachweis einer solchen physiologischen Geschlechtsdifferenzierung ist
nicht nur für die Beurteilung der Fortpflanzungsverhältnisse der Ustila-
gineen, sondern für das Sexualitätsproblem überhaupt von nicht geringer
Bedeutung.
C/iarlotten-Stißung filr Philologie.
Die Akademie hatte in der Leibniz-Sitzung des Jahres 1920 (Sitzimgs-
ber. S. 710) folgende Preisaufgabe der Charlotten-Stiftung gestellt:
»Die Untersuchung der Komposition des theophrastischen Buches de
historia plantarum wird verlangt. Mit Rücksicht auf die Kürze der zur
Bearbeitung verfügbaren Zeit genügt eine auf dieses Ziel gerichtete in sich
abgeschlossene Untersuchung. «
Es sind rechtzeitig zwei Bearbeitungen eingegangen. Die erste um-
fänglichere trägt das Motto : oätton nicre-f eiN AeT Tnnui Xxaainui ö aöfui Xcyn-
tAktü)!. Sie behandelt ausführlicher die beiden ersten Bücher der Historia
plantarum, analysiert aber auch im t)berblick die übrigen mit Ausnahme
des letzten. Diese Arbeit zeichnet sich durch scharfsinnige, Inhalt und
Form gleichmäßig berücksiclitigende Untersuchung der Disposition aus.
Wenn auch bei der starken Zerrüttung unseres Textes nicht überall volle
Sicherheit erzielt werden konnte, so ist doch über die nicht immer von
Theophrast erreichten Ziele seiner Komposition hinreichende Klarheit er-
zielt; auch sind im einzelnen zur Textgestaltung und zur Feststellung der
Abfassungszeit des Werkes wertvolle Beiträge zugegeben worden.
Der Verfasser der zweiten Bearbeitung, der das Motto: ^rü ac kXn
MH M^AAü) NIKAN TYMNACAMeNÖC rC TOYTON TÖN XPÖNON (i<>eAHei^COMAI hat daS VOU
dem ersten Bearbeiter beiseite gelassene neunte Buch der Pflanzengeschichte
untersucht. Sein Hauptaugenmerk ist weniger auf die Komposition als
auf den Nachweis der von Bretzl in Abrede gestellten Echtheit gerichtet.
Obgleich seine Ausführungen manches Brauchbare enthalten, ist doch diese
Bearbeitung weder im Umfang noch in der Qualität der wissenschaftlichen
Methode mit der des ersten Verfassers zu vergleichen.
XVI
Daher hat die Akademie kein Bedenken getragen, der ausgezeichneten
Arbeit mit dem Motto: oätton nicie^em aeT kta. das Stipendium der Char-
lotten-Stiftung zuzuerkennen, das in dem Genüsse der Jahreszinsen des
Stiftungskapitals von 30000 Mark auf die Dauer von acht Jahren besteht.
Die Eröffnung des Umschlages mit dem Motto: Gätton nicrev-eiN AeT
Ynnui AXAAiNui fi Aörui acyntAktcüi ergab als Verfasser: Studienrat Dr. phil.
Otto Regenbogen in Berlin.
Stipendium der Eduard-irerhard^Stiftung .
Das Stipendium der Eduard-Gerhard-Stiftung war in der Leibniz-Sitzung
des Jahres 1920 für das laufende Jahr mit dem Betrage von 5000 Mark
ausgeschrieben. Die philosophisch-historische Klasse hat beschlossen, den
gesamten Betrag Hrn. Dr. Gottfried von Lücken fär seine Arbeiten auf
dem Gebiete der frührotfigurigen attischen Wandmalerei zu verleihen.
Für das Jahr 1922 wird das Stipendium mit dem Betrage von 2500 Mark
ausgeschrieben. Bewerbungen sind vor dem I.Januar 1922 der Akademie
einzureichen.
Nach § 4 des Statuts der Stiftung ist zur Bewerbung erforderlich:
1. Nachweis der Reichsangehörigkeit des Bewerbers;
2. Angabe eines von dem Petenten beabsichtigten, durch Reisen be-
dingten archäologischen Planes, wobei der Kreis der archäologischen
Wissenschaft in demselben Sinne verstanden und anzuwenden ist,
wie dies bei dem von dem Testator begründeten Archäologischen
Institut geschieht. Die Angabe des Planes muß verbunden sein mit
einem ungefähren, sowohl die Reisegelder wie die weiteren Aus-
fiihrungsarbeiten einschließenden Kostenanschlag. Falls der Petent
für die Publikation der von ihm beabsichtigten Arbeiten Zuschuß
erforderlich erachtet, so hat er den voraussichtlichen Betrag in den
Kostenanschlag aufzunehmen, eventuell nach ungeföhrem Überschlag
dafür eine angemessene Summe in denselben einzustellen.
Gesuche, die auf die Modalitäten und die Kosten der Veröffentlichung
der beabsichtigten Forschungen nicht eingehen, bleiben unberücksichtigt.
Ferner hat der Petent sich in seinem Gesuch zu verpflichten:
1. vordem 31. Dezember des auf das Jahr der Verleihung folgenden Jahres
über den Stand der betreffenden Arbeit sowie nach Abschluß der Arbeit
über deren Verlauf und Ergebnis an die Akademie zu berichten;
XVll
2. falls er während des Genusses des Stipendiums an einem der Pallien-
tage (21. April) in Rom verweilen sollte, in der öffentlichen Sitzung
des Deutschen Instituts, sofern dies gewünscht wird, einen auf sein
Unternehmen bezüglichen Vortrag zu halten;
3. jede durch dieses Stipendium geförderte Publikation auf dem Titel
zu bezeichnen als herausgegeben mit Beihilfe des Eduard-Gerhard-
Stipendiums der Preußischen Akademie der Wissenschaften;
4. drei Exemplare jeder derartigen Publikation der Akademie ein-
zureichen.
Preis der Graf-Loubat-Stißuny.
Die Akademie hat auf Vorschlag ihrer Kommission für die Graf-Loubat-
Stiftung beschlossen, den für dieses Jahr ausgeschriebenen Preis derselben
von 3000 Mark Hrn. Prof, Dr. A. Eekhof in Leiden für seine Werke »De
Hervormde Kerk in Noord- Amerika (1 624 — 1 664) «, 2 Bde. 'S-Gravenhage 1913
und »Bastiaen Jansz. Krol, Krankenbezoeker, Kommies en Kommandeur
von Nieuw-Nederland (1595 — 1645)«, 'S-Gravenhage 1910, zuzuerkennen.
Paul-Rieß-Stißung.
In Ausfahrung der Bestimmungen des Statuts der Paul-Rieß-Stiftung
hat die physikalisch-mathematische Klasse auf Vorschlag des Kuratoriums
beschlossen, die diesjährigen Stiftungserträgnisse in Höhe von 8316 Mark
an einen Chemiker zu vergeben, und zwar an Hm. Prof. Dr. Adolf Sieverts
in Greifswald für seine Arbeiten über die Wechselwirkungen zwischen
Metallen und Gasen.
Emil-Fischer- Stiflung.
• Nach dem Statut der Emil-Fischer-Stiftung hat das Kuratorium der
Stiftung mit Zustimmung der physikalisch-mathematischen Klasse den fol-
genden früheren Assistenten Emil Fischers nachstehende Beträge zur Fort-
führung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten bewilligt:
8000 Mark einmalig dem Hm. Dr. Max Bergmann, zur Zeit
Assistent am Kaiser -Wilhelm-Institut für Faserstoflfchemie,
8000 Mark einmalig Hrn. Dr. B. Helferich, zur Zeit Assistent am
1. Chemischen Institut der Universität Berlin,
4000 Mark einmalig Hm. Dr. Helmuth Scheibler, zur Zeit Privat-
dozent am organisch-chemischen Laboratorium der Technischen
Hochschule.
xvni
Hippokrates-Stiftung.
Statut vom 6. November 1920.
Ein Berliner Kaufmann, der ungenannt bleiben will, hat der Preußischen
Akademie der Wissenschaften am 28. Juli 1920 ein Kapital von 150000 Mark
mit der Bestimmung überwiesen, das Kapital und seine etwa auflaufenden
Zinsen zur Herstellung der im Rahmen des Corpus Medicorum in Aussicht
genommenen Ausgabe der Werke des Hippokrates nach Anweisung der
bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften bestehenden Kommission
für das Corpus Medicorum zu verwenden.
^' §1-
Die Stiftung, die am 6. November 1920 von der Preußischen Staats-
regierung genehmigt worden ist, wird gemäß den Bestimmungen des Stifters
von der Kommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften für
das Corpus Medicorum verwaltet. Die eingezahlte Summe wird unter dem
Namen Hippokrates-Fonds bei der Preußischen Staatsbank (Seehandlung)
hinterlegt. Zahlungen daraus werden gegen Quittung des Vorsitzenden jener
Kommission oder in Vertretung von dem Vorsitzenden Sekretär der Akademie
erhoben.
§2.
Die Entlastung wird alljährlich in Verbindung mit der der Abrechnung
der Kommission für das Corpus Medicorum von der philosophisch-histori-
schen Klasse vollzogen. Der wissenschaftliche Bericht über die Vorbereitung
und Ausführung der Hippokrates- Ausgabe, die mit den Mitteln der Stiftung
veröffentlicht werden soll, erfolgt alljährlich in der Friedrichssitzung inner-
halb des allgemeinen Berichtes der genannten Kommission.
XIX
Verzeichnis der im Jahre 1921 erfolgten besonderen Geldbewilligungen
aus akademischen Mitteb zur Ausführung wissenschaftlicher Unter-
nehmungen.
Es wurden im Laufe des Jahres 1921 bewilligt:
10800 Mark für das »Tierreich«.
8740 » für das Deutsche Wörterbuch.
19680 » für das Deutsche Rechtswörterbuch.
9100 » fiir die Leibniz- Ausgabe.
8200 » für das Wörterbuch der ägyptischen Sprache.
11060 " für die Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen.
7800 » für den Nomenciator animalium generum et subgenerum.
28000 » für die Arbeiten der Orientalischen Kommission.
1800 " für die Deutschen Geschichtsquellen des 19. Jahrhunderts.
15000 » dem ordentlichen Mitgliede der Akademie Hm. de Groot für
die Drucklegung seines Werkes: »Die Hunnen der vorchrist-
lichen Zeit«.
1700 » für die deutschen Geschichtsquellen des 1 9. Jahrhunderts.
1000 » für den Thesaurus linguae latinae.
10000 " für den Nomenciator animalium generum et subgenerum.
24000 » fiir das »Tierreich«.
14000 » fiir das »Pflanzenreich«.
800 » für die Kant-Ausgabe.
äOOO » für die Inscriptiones Graecae.
1500 » für das Wörterbuch der ägyptischen Sprache.
20000 » für die Arbeiten der Orientalischen Kommission.
7500 » dem ordentlichen Mitgliede der Akademie Hrn. Burdach für
seine Forschungen zur neuhochdeutschen Schriftsprache.
.')000 » für die Arbeiten der Deutschen Kommission.
800 » dem Prof. Dr. August Fischer in Leipzig zur Bearbeitung
seines arabischen Wörterbuchs.
6000 » für die Herausgabe der Werke Leonhard Eulers.
2000 » dem Hrn. Cuno Hoff me ister in Sonneberg zur Unterhaltung
seiner Privatsternwarte.
XX
Verzeichnis der im Jahre 1921 erschienenen im AuJFfcrage und mit Unter-
stützung der Akademie bearheiteten oder herausgegebenen Werke.
Unternehmungen der Akademie und ihrer Stißungen.
Das Pflanzenreich. Regni vegetabilis conspectus. Im Auftrage der Preuß.
Akademie der Wissenschaften hrsg. von A. Engler. Heft 75-77. Leipzig
1921.
Corpus inscriptionum Eltruscarum a Carolo Pauli conditum et B. Nogara
adiutore ab A. 0. Danielsson et G. Herbig continuatum. Suppl. Fase. 1 .
Lipsiae 1919-21.
Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen. Bd. 38 nebst Ergbd. Berlin
1920.
Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Preußischen
Akademie der Wissenschaften. Bd. 13. Berlin 1920.
Ibn Saad. Biographien Muhammeds, seiner Gefährten und der späteren
Träger des Islams bis zum Jahre 230 der Flucht. Im Auftrage der
Preußischen Akademie der Wissenschaften hrsg. von Eduard Sachau.
Bd. 9, Th. 1. Leiden 1921.
Deutsche Texte des Mittelalters hrsg. von der Preußischen Akademie der
Wissenschaften. Bd. 27. 1920.
Thesaurus linguae Latinae editus auctoritate et consilio Academiarum quinque
Germanicarum Berolinensis Gottingensis Lipsiensis Monacensis Vindo-
bonensis. Vol. 6, Fase. 4-5. 1920-21.
Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften. Hrsg. im Auftrage der
Akademien der Wissenschaften zu Berlin, Göttingen, Heidelberg,
Leipzig, München und W^ien. Bd. 2, T. 1, H. 4, 7-9. Bd. 2, T. 2,
H. 4-5. Bd. 2, T. 3, H. 1-5. Bd. 3, T. 1, H. 1-7. Bd. 3, T. 2, H. 1-6.
Bd. 3, T. B, H. 4, 5. Bd. 4, T. 1, 1 H. 1-4. Bd. 4, T. 1, 2, H. 1-3.
Bd. 4, T. 2, 1, H. 1-4. Bd. 4, T. 2, 2, H. 1-6. Bd. 5, T. 1, H. 1-6.
Bd. 5, T. 2, H. 1-4. Bd. 5, T. 3, H.1-3. Bd. H, T. lA, H. 1-3. Bd. 6,
T. IB, H. 1 -4. Bd. 7, T. 2, H. 1-7. Leipzig 1899-1920.
von Miloszewkysches Legat.
Wentscher, Else. Geschichte des Kausalproblems in der neueren Philo-
sophie. Leipzig 1921.
XXI
Eduard-Gerhard-Stiflung.
Weege, Fritz. Etruskische Malerei. Halle (Saale) 1921.
Graf-Lovbat-Stiflung.
Eekhof, A. De Hervorrade Kerk in Noord-Amerika. Deel 1. 2. 's-Graven-
hage 1913.
. Bastiaen Jansz. 's-Gravenhage 1910.
Albert-Samson-Süflung.
Müller, Fritz. Werke, Briefe und Leben. Gesammelt u. hrsg. von Alfred
Möller. Bd. 2. Jena 1921.
Hermann-und-Elise-geb.-Heckmann - Wentzel-Stiflung .
Beiträge zur Flora von Mikronesien. Zusammengestellt von L. Di eis. Serie II.
Leipzig 1921.
Beiträge zur Flora von Papuasien. Hrsg. von C. Lauterbach. Serie VII.
Leipzig 1921.
Laas, Walter. Die photographische Messung der Meereswellen. Berlin 1921.
Die altpolnischen Predigten aus Heiligenkreuz. Hrsg. von Paul Diels.
Berlin 1921.
Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur. Ar-
chiv ftir die von der Kirchenväter-Commission der Preußischen Aka-
demie der Wissenschaften unternommene Ausgabe der älteren christlichen
Schriftsteller. Reihe 3. Bd. 15, Leipzig 1921.
Humboldt-Stiflung .
Hellmann, Gustav. Klima-Atlas von Deutschland, o. O. 1921.
Von der Akademie unterstützte Werke.
Leonhardi Euleri opera omnia. Sub auspiciis Societatis Scientiarum
naturalium Helveticae edenda cur. F. Rudio, A. Krazer, P. Stäckel.
Ser. I, VoL 2. 3. 6. 13. 17. 18. Lipsiae et Berolini 1914-20.
Feine, Hans Erich. Die Besetzung der Reichsbistümer vom Westfälischen
Frieden bis zur Säkularisation. Stuttgart 1921.
de Groot, Johann Jakob Maria. Die Hunnen der vorcli ristlichen Zeit.
T. 1. Berlin und Leipzig 1921.
XXI]
Haarmann, Erich. Über Stauung und Zerrung durch einmalige imd
wiederholte Störungen. Berlin 1920. Sonderabdr.
Kögel, R. Die Palimpsestphotographie. Halle a. S. 1920.
Libanii opera rec. Richardus Förster. Vol. 10. Lipsiae 1921. (Biblio-
theca Script. Graec. et Roman. Teubneriana.)
Naef, Adolf. Die Cephalopoden. T. 1, Lief. 1. Berlin 1921. (Fauna u.
Flora des Golfes von Neapel hrsg. von der Zoologischen Station zu
Neapel. 35.)
Schneider, Hermann. Uhlands Gedichte und das deutsche Mittelalter.
Berlin 1920.
Taschenberg, 0. Bibliotheca zoologica IL Verzeichnis der Schriften über
Zoologie, welche in den periodischen Werken enthalten und vom
Jahre 1861-1880 selbständig erschienen sind. Lief. 21-24. Leipzig
1921.
Veränderungen im Personalstande der Akademie im Laufe
des Jahres 1921.
Es wurden gewählt:
zum ordentlichen Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse:
Hr. Issai Schur, bestätigt durch Erlaß der preußischen Regierung vom
31. Dezember 1921,
zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischeu Klasse:
Hr. Ulrich Wilcken, bestätigt durch Erlaß der preußischen Regierung
vom 7. Januar 1921;
zu korrespondierenden Mitgliedern der physikalisch-mathematischen
Klasse :
Hr. Carl Duisberg in Leverkusen 1
ivr *• tr j • rr X. ^ am 23. Juni 1921,
>• Martin Knudsen m Kopenhagen j
» Richard Wettstein von Wettersheimin Wien
» Friedrich Oltmanns in Freiburg 1. B.
» Johan Nordal Fii^cher Wille in Christiania
zum korrespondierenden Mitglied der philosophisch-historischen
Klasse :
Hr. Rudolf Wackernagel in Basel am 9, Juni 1921.
am 8. Dezember 1921;
XXI II
Gestorben sind:
die ordentlichen Mitglieder der physikalisch-mathematischen Klasse:
Hr. Wilhelm von Waldeyer-Hartz am 23. Januar 1921,
. Franz Eilhard Schulze am 29. Oktober 1921,
» Hermann Amaudus Schwarz am 30. November 1921;
die ordentlichen Mitglieder der philosophisch-historischen Klasse:
Hr. Benno Erdmann am 7. Januar 1921,
» Heinrich Morf am 23. Januar 1921,
' Michael Tangl am 7. September 1921,
» Johann Jakob Maria de Groot am 24. September 1921;
das Ehrenmitglied der Akademie:
Hr. Konrad von Studt in Berlin am 29. Oktober 1921;
die korrespondierenden Mitglieder der physikalisch-mathematischen
Klasse :
Hr. Alfred Gabriel Nathorst in Stockholm am 20. Januar 1921,
» Oswald Schmiedeberg in Baden-Baden am 12. Juli 1921,
» Julius Edler von Hann in Wien am 4. Oktober 1921,
» Max Noether in Erlangen am 13. Dezember 1921,
» Leo Koenigsberger in Heidelberg am 15. Dezember 1921,
» Gabriel Lippmann in Paris;
die korrespondierenden Mitglieder der philosophisch-historischen
Klasse :
Hr. Ignaz Goldziher in Budapest am 13. November 1921,
» Ludwig Mitteis in Leipzig am 27. Dezember 1921.
Beamte der Akademie.
Hr. Prof. Dr. Hermann Dessau trat am 1. Oktober 1921 in den Ruhestand.
» Dr. Hugo Gaebler wurde am 31. Januar 1921 zum wissenschaftlichen
Beamten ernannt.
XXIV
Verzeichnis der Mitglieder der Akademie am Schlüsse des Jahres 1921
nebst den Verzeichnissen der Inhaber der Bradley-, der Helmholtz- und der Leibniz-
Medaille und der Beamten der Akademie, sowie der Kommissionen, Stiftungs-Kura-
torien usw.
1. Beständige Sekretare
Gewählt Ton der Datum der Best&tigung
Ex.Roethe ... • • - • phil.- bist. Klasse 1911 Aug. 29
- Planck . phys.-math. - ...... 1912 Juni 19
- Rvbner . . . . . . . phys.-math. - 1919 Mai 10
- iMders ....... phil.-hist. - 1920 Aug. 10
2. Ordentliche Mitglieder
Physikalisch-mathematische Klasse Philosophisch-historische Klasse l-»atui]i der Bestätigung
Hr. Hermann Diek . .... ,.,. 1881 Aug. 15
- Otto Hirschfeld . . ! . . 1885 März 9
- Eduard Sachau 1887 Jan. 24
Hr. Adolf Engler 1890 Jan. 29
- Adolf von Hamack ... 1890 Febr. 10
- Oscar Hertung 1893 April 17
- Max Planck 1894 Juni 1 1
- Carl Stumpf 1895 Febr. 18
^ - Adolf Erman ..... 1895 Febr. 18
- Emil Warbnrg . ':.-'.'.' . 1895 Aug. 13
Ulrich von WHamotoitz-
Moellendorff 1899 Aug. 2
- Heinrich Müller -Breslau 1901 Jan. 14
- Konrad Burdach .... 1902 Mai 9
- Friedrich Schottky 1903 Jan. 5
- Gustav Roethe 1903 Jan. 5 '
- Dietrich Schäfer 1903 Aug. 4
- Eduard Meyer 1903 Aug. 4
- Wahehn Schulze .... 1903 Nov. 16
- Alois Brand! 1904 April 3
XXV
PhysikalUeh-mathemaHBche Klasse Philosophisch-historische Klasse Datum der Bestfttiguug
Hr. Hermann Zimmermann 1904 Aug. 29
- Walter Kernst 1905 Nov. 24
- Max Rubner 1906 Dez. 2
- Johannes Orth 1906 Dez. 2
- Albrecht Penck 1906 Dez. 2
Hr. Friedrich Müller .... 1906 Dez. 24
- Heinrich Rubens 1907 Aug. 8
- Theodor Liebisch 1908 Aug. 3
- Eduard Seier 1908 Aug. 24
- Heinrich Lüders .... 1909 Aug. 5
- Gottlieb Haberlandt 1911 Juli 3
- Gusiao Hellmann . 1911 Dez. 2
- Emil Seckel 1912 Jan. 4
- Eduard Norden 1912 Juni 14
- Karl Schuchhardt .... 1912 JuU 9
- Ernst Beckwann 1912 Dez. 11
- Albert Einstein 1913 Nov. 12
- Otto Htntze 1914 Febr. 16
- Max Serinff 1914 März 2
- Adolf Goldschmidt . . . 1914 März 2
- Fritz Habe,- . . '. 1914 Dez. 16
. Karl Holl 1915 Jan. 12
- Friedrich Meinecke . . . . 1915 Febr. 15
- Karl Vorrens 1915 März 22
- Hans Dragendorf .... 1916 April 3
- Paul Kehr 1918 März 4
- Ulrich Stutz 1918 März 4
- Ernst Hm/mann .... 1918 März 4
- Karl Heider ". 1918 Aug. 1
- Erhard Schmidt 1918 Aug. 1
- Gustav Malier 1918 Aug. 1
- Rudolf Fick 1918 Aug. 1
- WÜly Kükentlval 1919 AprU 12
- Josef Pompeck) 1920 Febr. 18
- Max von Laue 1920 Aug. 14
- i'lrich Wilcken .! ... 1921 Jan. 7
- Issai Schur 1921 Dez. 31
XXVI
3. Auswärtige Mitglieder
PhyBikalisch-matheina tische Klasse Philosophisch-historische Klasse Üatum der Bestitigung
Hr. r/teoctorA'öW^A:« in Karlsruhe 1900 März 5
- Vairoslav von JagU in Wien 1908 Sept, 25
- PanagiolisKabbadias in Athen 1908 Sept. 25
- Hugo Sühuchardt in Graz . 1912 Sept. 15
Hr. Wilhelm Conrad Röntgen in
München 1920 Dez. 22
4. Ehrenmitglieder
Hr. Max Lehmann in Göttingen
- Max Lenz in Hamburg
Wilhelm Branca in München
Hugo Graf von und zu Lerchenfeld in Köfering bei Regensburg
Hr. Richard Schöne in Berlin
- Andreas Heusler in Basel
Bernhard Fürst von Bülow in Klein-Flottbek bei Hamburg . .
Hr. Heinrich Wölfflin in München
- August von Trott zu Solz in Kassel
- Rudolf von Valentini in Hameln
- Friedrich Schmidt in Berlin
- Richard Willstätter in München
Konstantin Caratheodory in Athen
Datum der Bestltigunj;;
1887
Jan.
24
1896
Dez.
14
1899
Dez.
18
1900
März
5
1900
März
5
1907
Aug.
8
1910
Jan.
31
1910
Dez.
14
1914
März
2
1914
März
2
1914
März
2
1914
Dez.
16
1919
Febr.
10
XXVIl
5. Korrespondierende Mitglieder
Physikalisch-mathematische Klasse Datum der W»hl
Kcal Frhr. Auer von Welsbach auf Schloß Welsbach (Kärnten) . . 1913 Mai 22
Hr. Friedrich Becke in Wien 1920 Dez. 9
- Alfred Bergeat in Kiel 1920 Dez. 9
- Oskcer Brefeld m Eevlm 1899 Jan. 19
- Hugo Bncking in Heidelberg 1920 Jan. 8
Gincomo Ciamician in Bologna 1909 Okt. 28
- Theodor Curtim in Heidelberg 1919 Juni 26
William Morris Dach in Cambridge, Mass 1910 Juli 28
- Feter Del/ye in Zürich . 1920 März 11
- Carl Duisberg in Leverkusen 1921 Juni 21
Viktor Ebner Ritter von Rofenstein in Wien 1920 Juli 15
- Ernst Elllers in Göttingen 1897 Jan. 21
- Karl Engler in Karlsruhe . . ' 1919 Juni 26
Sir Archibald Geikie in Haslemere, Surrey 1889 Febr. 21
Hr. Karl von Goebel in München 1913 Jan. 16
- Alexander Goette in Heidelberg 1920 Dez. 9
- Camülo Golgi in Pavia 1911 Dez. 21
- Karl Graebe in Frankfurt a. M 1907 Juni 13
- Ludwig von Ginff in Graz 1900 Febr. 8
- Sven IJedin in Stockholm 1918 Nov. 28
- Viktor Hensen in Kiel 1898 Febr. 24
- Riclutrd von HertvAg in München 1898 April 28
- David Hilbert in Göttingen 1913 Juli 10
- Hugo Hildebrand Hildebrandsson in Uppsala 1917Mai 3
- Emanuel Kayser in München 1917 Juli 19
- Feüx Klein in Göttingen 1913 Juli 10
- Martin Kmtdsen in Kopenhagen 1921 Juni 23
- Wilhelm Kömer in Mailand 1909 Jan. 7
- Eugen Korschelt in Marburg 1920 Dez. 9
- Friedrich Küstner in Bonn 1910 Okt. 27
- Philipp Lenard in Heidelberg 1909 Jan. 21
- Karl von Linde in München 1916 Juli 6
- Hendrik Antoon Lorentz in Haarlem 1905 Mai 4
Felix Marchand in Leipzig 1910 Juli 28
- Franz Mertens in Wien 1900 Febr. 22
- Hans Horst Meyer in Wien 1920 Okt. 28
- Karl Neumann in Leipzig 1893 Mai 4
- Friedritth Oltmanns in Freiburg i. B 1921 Dez. 8
d*
xxvni
Datum der Wahl
Hr. Wilhelm Ostwald iu Groß-Bothen, Sachsen 1905 Jan. 12
- Georg Quincke in Heidelberg 1879 März 13
- Ludwig Radlkofer in München 1900 Febr. 8
- Tlieodore William Richards in Cambridge, Mass 1909 Okt. 28
- WUhelm Roux in Halle a. S 1916 Dez. 14
Georg Ossian Sars in Christi ania 1898 Febr. 24
- Otto Schott in Jena 1916 Juli 6
- Hugo von Seeliger in München 1906 Jan. 11
- Emest Solvay in Brüssel 1913 Mai 22
- Arnold Sommerfeld in München 1920 März 11
Gustav Tammann in Göttingen 1919 Juni 26
Sir Joseph John Thomson in Cambridge 1910 Juli 28
Hr. Gustav Edler von Tschermak in Wien 1881 März 3
- Hugo de Vries in Lunteren 1913 Jan. 16
- Jolmnnes Diderik van der Waals in Amsterdam 1900 Febr. 22
- Otto Wallach in Göttingen 1907 Juni 13
- Eugenius Warming in Kopenhagen 1899 Jan. 19
- Richard Wettstein von Wettersheim in Wien 1921 Dez. 8
- Emil Wiechert in Göttingen 1912 Febr. 8
- Wilhelm Wien in München 1910 Juli 14
- Jolmn Nor dal Fischer Wille in Chris tiania 1921 Dez. 8
- Edmund B. Wilson in New York 1913 Febr. 20
Philosophisch-historische Klasse Datum der Wahl
Hr. Karl von Amira in München 1900 Jan. 18
- Klemens Baeumker in München 1915 Juli 8
- Willy Bang-Kaup in Berlin 1919 Febr. 13
- Friedrich von Bezold in Bonn 1907 Febr. 14
■ Joseph Bidez in Gent 1914 Juli 9
- Franz Boas in New York 1920 Juli 15
- James Henry Breasted in Chicago 1907 Juni 13
- Harry Breßlau in Heidelberg 1912 Mai 9
- Rene Cagnat in Paris 1904 Nov. 3
- Arthur Chuquet in Villemomble (Seine) 1907 Febr. 14
- Franz Cumont in Rom 1911 April 27
- Georg Dehio in Tübingen 1920 Okt. 28
- Loui^ Duchesne in Rom 1893 Juli 20
- Franz Ehrle in Rom 1913 Juli 24
- Paul Foucart in Paris 1884 Juli 17
XXIX
Datum dfr Wahl
Sir James George Frazer in Cambridge ...1911 April 27
Hr. Wilhelm Fröhner in Paris 1910 Juni 23
- Percy Gardner in Oxford 1908 Okt. 29
- Francis Llewellyn Grijßth in Oxford .• 1900 Jan. 18
- Ignazio Guidi in Rom 1904 Dez. 15
- Georgias N. Hatzidakis in Athen 1900 Jan. 18
Bemard Haussoullier in Paris 1907 Mai 2
- Johan Ludvig Heiberg in Kopenhagen . . .- 1896 März 12
- Anioine Heron de VUlefosse in Paris 1893 Febr. 2
Gerardtis Heymans in Groningen 1920 Juli 15
- Harald Hjärne in üppsala 1909 Febr. 25
- Maurice HoUeaux in Versailles 1909 Febr. 25
- CItristian Hülsen in Heidelberg 1907 Mai 2
- Hermann Jacobi in Bonn 1911 Febr. 9
- Adolf Jülicher in Marburg 1906 Nov. 1
Sir Frederic George Kenyon in London 1900 Jan. 18
Hr. Georg Friedrich Knapp in Darmstadt 1893 Dez. 14
- Axel Kock in Lund 1917 Juli 19
- Karl von Kraus in München . ". 1917 Juli 19
- Basil Latyschew in St. Petersburg 1891 Juni 4
- Friedrich Loofs in Halle a. S. 1904 Nov. 3
Giacomo Lumbroso in Rom 1874 Nov. 12
- Arnold Luschin Ebengreuth in Graz 1904 Juli 21
- WWielm Meyer-Labke in Bonn . ." 1905 Juli 6
- .Georg Elias Müller in Göttingen 1914 Febr. 19
- Karl von Müller in Tübingen 1917 Febr. 1
- Samuel Muller Frederikzoon in Utrecht 1914 Juli 23
- Franz Praetorius in Breslau 1910 Dez. 8
- Pio Rajna in Florenz 1909 März 11
- Moriz Ritte}- in Bonn 1907 Febr. 14
- Karl Robert in Halle a. S 1907 Mai 2
- Michael Rostowzew in St. Petersburg 1914 Juni 18
- Edward Schröder in Göttingen 1912 Juli 11
- Eduard Schwartz in München 1907 Mai 2
- Kurt Seilte in Göttingen 1920 Juli 15
- Bernftard Seuffert in Graz 1914 Juni 18
- Eduard Sievers in Leipzig 1900 Jan. 18
Sir Edward Maunde Thompson in London 1895 Mai 2
Hr. Vilhelm Thomsen in Kopenhagen 1900 Jan. 18
- Ernst Troeltsch in Berlin 1912 Nov. 21
- Patd Vinogradoff xn Oxford 1911 Juni 22
XXX
Catonl der Wabl
Hr. Girokmo ViteUi in Florenz 1807 Juli 15
- Jakob Wackernagerm BsiSel 1911 Jan. 19
- Rudolf Wackernagel in Basel 1921 Juni 9
- Adolf Wilhelm in yfi&n 1911 Aprü 27
Inhaber der Bradley-Medaille
Hr. Friedrich Küstner in Bonn (1918)
Inhaber der Hehnholtz-Medaille
Hr. Santiago Ramön Cajal in Madrid (1905)
- Max Planck in Berlin (1915)
- Richard von Herlwig in München (1917)
- Wilhelm Conrad Röntgen in München (1919)
Verstorbene Inhaber
EmU du Bois-Reymond (Berlin. 1892, f 1896)
Karl Weierstraß (Berlin, 1892, f 1897)
Robert Bunsen (Heidelberg, 1892. f 1899)
Lord Kelvin (Netherhall, Largs, 1892, f 1907)
Rudolf Virchow (Berlin, 1899, f 1902)
Sir George Gabriel Stokes (Cambridge. 1901, f 190:5i
Henri Becquerel (Paris, 1907, f 1908)
Emü Fischer (Berlin, 1909, f 1919)
Jakob Heinrich mnt Hoff (Berlin, 1911. f 1911)
Simon Schtvendener (Berlin, 1913, -l 1919)
Inhaber der Leibniz-Medaille
a. Der Medaille in Gold
Hr. James Simon in Berlin (1907)
- Emest Solvay in Brüssel (1909)
Joseph Florimond Duc de Loubat in Paris (1910)
Hr. Hans Meyer in Leipzig (1911)
Frl. Elise. Koenigs in Berlin (1912)
Hr. Georg Schweinfurth in Berlin (1913)
- Leopold Koppel in Berlin (1917)
- Rudolf Havenstein in Berlin (1918)
- Heinrich Schnee in Berlin (1919)
XXXI
Verstorbene Inhaber der Medaille in Gold
Henry T. von Böttinger (Elberfeld, 1909, t 1920)
Otto von Schjerning (Berlin, 1916, -{- 1920)
b. Der Medaille in Silber
Hr. Adolf Friedrich Lindemann in Sidmouth, England (1907)
- Johannes Balte in Berlin (1910)
- Albert von Le Coq in Berlin (1910)
- Johannes llberg in Leipzig (1910)
- Max Wellmann in Potsdam (1910)
- Robert Koldewey in Berlin (1910)
Gerhard Hessenberg in Tübingen (1910)
Werner Janensch in Berlin (1911)
- Hans Osten in Leipzig (1911)
- Robert Davidsohn in München (1912)
- N. de Garis Davies in Kairo (1912)
- Edwin Hennig in Tübingen (1912)
- Hugo Rabe in Hannover (1912)
- Josef Emanuel Hibsch in Tetschen (1913)
- Karl Richter in Berlin (1913)
- Hans Witte in Neustrelitz (1913)
- Georg Wolff in Frankfurt a. M. (1913)
Walter Andrae in Assur (1914)
- Ervoin Schramm in Dresden (1914)
- Richard Irvine Best in Dublin (1914)
- Otto Baschin in Berlin (1915)
- Albert Fleck in Berlin (1915)
- JtUius Hirschberg in Berlin (1915)
- Hitgo Magnus in Berlin (1915)
- E. Pebes in Leipzig (1919)
- ('. Dorne in Davos (1919)
- Johannes Kirchner in Berlin (1919)
- Edmund von IJppmann in Halle a. S. (1919)
Freiherr von Schrötter in Berlin (1919)
Hr. Otto Wo^ in BerUn (1919)
Verstorbene Inhaber der Medaille in Silber
Karl Alexander cou Martim (Berlin. 1907, f 1920)
Karl Zeumer (Berlin, 1010, t 1914)
Georg Wenker (Marburg, 1911, f 1911)
XXXII
Beamte der Akademie
Bibliothekar und Archivar der Akademie: Dr. St/iamer, Prof.
Archivar und Bibliothekar der Deutschen Kommission: Dr. Behrend, Prof.
Wissenschaftliche Beamte: Dr. Dessau, Prof. (im Ruhestand). — Dr. Harms, Prof. —
Dr. Karl Schmidt, Prof. — Dr. Frhr. Hiller von Gaertringen, Prof. — Dr. Ritter,
Prof. — Dr. Apstein, Prof. — Dr. Paetsch, Prof. — Dr. Kuhlgatz, Prof. — Dr.
Gaebler. —
Wissenschaftliche Hilfsarbeiter: Dr. Frhr. ooa Künßberg, Prof. (Heidelberg). —
Dr. (Irapow. — Dr. HochMetter. — Dr. Siegling. —
Registrator und Kalkulator: Grünheid.
Kanzleiassistent: (fehlt z. Zt.).
Hilfsarbeiterin in der Bibliothek: Fräulein Koch.
Hilfsarbeiterin im Bureau: (fehlt z. Zt.).
Hilfsarbeiterinnen im Bureau des »Tierreich«: Fräulein Lvilier. — Fräulein Born.
Kastellan: Janisch.
Akademiegehilfen: Hennig. — Siedmann (z. Zt. beurlaubt).
Hilfsdiener: Glaeser.
XXXIII
Verzeichnis der Kommissionen, Stiftungs-Kuratorien usw.
Kommissionen für wissenschaftliche Unternehmungen der Akademie.
Acta Borüssica.
Hintze (geschäflsfiihrendes Mitglied). Meinecke. Kehr.
Ägyptologische Kommission.
Ermaii. Meyer. Scliuize. Sethe (Göttingen).
Außerakad, Mitglieder: .Junker (Wien). H. Schäfer (Berlin). Spiegelberg
(Heidelberg).
I
Griechisch-römische Altertumskunde.
Wilcken (Vorsitzender). Diels. von Wilamowitz-Moellendorfl'. Meyer.
Schulze. Norden. Dragendorff.
Corpus inscriptionum Etruscarum: Schulze.
(lorpus inscriptionum Latinarum: Wilcken.
Fronto-Ausgabe: Norden.
Griechische Münzwerke: Dragendorff'.
Inscriptiones Graecae: von Wilamowitz-Moellendorft".
Prosopographia imperii Romani saec. I — III: Wilcken.
Strabo- Ausgabe: von Wilamowitz-Moellendorff".
Corpus medicorum Graecorum.
Diel.s. Sachau. von Wilamowitz-Moellendorff.
Deutsche Gescbichtsquellen des 19. Jahrhunderts.
Meinecke. Roethe. Schäfer. Hintze. Sering. Holl. Kehr.
Deutsche Kommission.
Roethe (geschäftsfuhrendes Mitglied). Diels. Burdach. Schulze. Hintze.
Kehr. Schröder (Göttingen). Seuffert (Graz).
Außerakad. Mitglied: Wrede (Marburg).
Dilthey-Kommission.
Stumpf (geschäft«tührendes Mitglied). Burdach. Roethe. Seckel.
XXXIV
Geschichte des Fixsternhimmels.
(t. Müller (geschäftsfuhrendes Mitglied)
Außerakad. Mitglied: Cohn (Berlin).
Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen.
Hintze (geschäftsfuhrendes Mitglied). Meinecke. Kehr.
Herausgabe der Werke Wilhelm von Humboldts.
Burdach (geschäftsführendes Mitglied), von Wilamowitz-Moellendorflf.
Mein ecke.
Herausgabe des Ihn Saad.
Sachau (geschäftsfährendes Mitglied). Erraan. Schulze. F. W. K. Müller.
Kant -Ausgabe.
Stumpf (Vorsitzender). Roethe. Meinecke.
Außerakad. Mitglied: Menzer (Halle).
Ausgabe der griechischen Kirchenväter,
von Harnack (geschäftsfuhrendes Mitglied), von Wilamowitz-MoellendorflF.
Hüll. Norden. Loofs (Halle). Jülicher (Marburg).
Leibniz -Ausgabe.
Stumpf (geschäftsführendes Mitglied). Planck, von Harnack. Roethe.
Kehr. Schmidt.
Oskar-Mann-Nachlaß-Kommission.
Sachau. F. W. K. Müller. Schulze. Lüders. von Harnack.
Nomenelator animalium generum et subgenerum.
Kükenthal (geschäftsführendes Mitglied). Heider.
Orientalische Kommission.
Meyer (geschäftsfuhrendes Mitglied). Sachau. Elrman. Schulze.
F.W. K. Müller. Lüders.
Außerakad. Mitglied: Delitzsch (Berlin).
XXXV
„Pflanzenreich".
Engler (geschäftstiihrendes Mitglied). Correns.
„Tierreich".
Kükentlial (gescliäf'tsfiihrendes Mitglied). Heider.
Herausgabe der Werke von Weierstraß.
Planck (geschätisfülirendes Mitglied). Schmidt.
Wörterbuch der deutsehen Rechtssprache.
Roethe (geschäftsfuhrendes Mitglied). Stutz. Heymann.
Außerakad. Mitglieder: Frensdorff (Göttingen). Huber (Bern). Frhr. von
Künßberg (Heidelberg). Frhr. von Schwerin (Freiburg). Frhr. von
Schwind (Wien).
Wissensc/iaf (liehe Unternehraunyen, die mit der Akademie in Verbindung stehen.
Corpus scriptorum de musiea.
Yertreter in der General-Konmiission: Stumpf.
Luther-Ausgabe.
Vertreter in der Kommission: von Hamack. Burdach.
Monumenta Germaniae historica.
Von der Akademie gewählt« Mitglieder der Zentral-Direktion : Schäfer. Hintze.
Thesaurus der japanischen Sprache.
Sachau. Schulze. F. W. K. Müller.
Sammlung deutscher Volkslieder.
Vertreter in der Kommission: Roethe.
Wörterbuch der ägyptischen Sprache.
Vertreter in der Kommission: Erman.
XXXVI
Reiehszentralstelle der naturwissenschaftliehen Berichterstattung.
Planck (Vorsitzender). Schmidt. Rubens. Haber. Liebiscli. Hellniann.
G. Müller.
Kommission für öffentliche Vorträge.
Roethe. von Wilaniowitz-Moellendorff. Penck. Rubens.
Bei der Akademie errichtete Stiftungen.
Bopp-Stiftung.
Vorberatende Kommission (1918 Okt.— 1922 Okt.).
Schulze (Vorsitzender). Lüders (Stellvertreter des Vorsitzenden). Brandl
(Schriftführer). Roethe.
Außerakad. Mitglied: Brückner (Berlin).
Charlotten-Stiftung für Philologie.
Kommission.
Diels. von Wilamowitz-Moellendorff". Schulze. Norden.
Emil-Fischer-Stiftung.
Kuratorium (1920 Nov. 1—1921 Okt. 31).
Beckmann (Vorsitzender). Nernst. Haber.
Außerakad. Mitglied: Hermann Fischer.
Eduard-Gerhard-Stiftung.
Kommission.
Dragendorft" (Vorsitzender). Wilcken. von Wilamowitz-Moellendorff. Meyer.
Schuchhardt.
De-Groot-Stiftung.
Kuratorium (1917 Febr.— 1927 Febr.).
Lüders (Vorsitzender). F. W. K. Müller.
XXXVll
Max-Henoeh-Stiftung.
Kuratorium (11)20 Dez. 1 — 1925 Nov. HO).
Plaru-k (Vorsitzender). Scliottky. Schmidt. Rubens.
Humboldt-Stiftung.
Kuratorium (1921 .Im.. 1—1924 Dez. 31).
Kubner (Vorsitzender). Hellmann.
Außerakad. Mitglieder: Der vorgeorduete Minister. Der Oberbürgermeister
von Berlin. P. von Mendelssohn-Bartholdy.
Akademische Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin.
Kuratorium (1921 Jan. 1—1924 Dez. 31).
Luders (Vorsitzender). Planck (Stellvertreter des Vorsitzenden). Holl. Rubens.
Außerakad. Mitglied: Der Oberbürgermeister von Berlin.
Theodor-Mommsen-Stiftung.
von Wilamowitz-Moellendorft". Norden. Seckel.
Stiftung zur Förderung der kirehen- und religionsgeschichtlichen Studien im
Rahmen der römischen Kaiserzeit (saee. I — VI),
Kuratorium (1913 Nov.— 1923 Nov.).
von Harnack (Vorsitzender). Norden.
Außerdem als Vertreter der theologischen Fakultäten der UniversitJIten Ber-
lin: HoU, (ließen: Krüger, Marburg: Jülicher.
Graf-Loubat-Stiftung.
Kommission (1918 Febr.— 1923 Febr.).
Sacliau. Seier.
Paul-Rieß-Stiftung.
Kuratorium (1920 Jan. 1 — 1925 Dez. 31).
Planck. Beckmann. Kuben«.
f
XXXVIII
Albert-Samson-Stiftung.
Kuratorium (1917 April 1—1922 März ül).
("orrens (Vorsitzender). Planck (Stellvertreter des Vorsitzenden). Rubner.
Orth. Penck. Stumpf. Fick.
Herraann-und-Elise-geb.-Heekmann-Wentzel-Stiftung.
Kuratorium (1920 April 1—1925 März 31).
Roetlie (Vorsitzender). Planck (Stellvertreter des Vorsitzenden). P>man
(Schriftfiilirer). Nernst. Haberlandt. von Harnack. •
Außerakad. Mitglied: Der vorgeordnete Minister.
■r--! -f *v
ABHANDLUNGEN
DER PREUSSISCHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
JAHRGANG 1921
PIIYSIKALISCH-M ATHEMATISCHE KLASSE
Nr.1
DIE METEOROLOGIE IN DEN DEUTSCHEN FLUGSCHRIFTEN
UND FLUGBLÄTTERN DES XVI. JAHRHUNDERTS
EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER METEOROLOGIE
VON
G. HELLMANN
BERLIN 1921
VERLAG DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
IN KOMMISSION BEI DER
VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER U. CO.
VORaALS e. J. OÖSCUbN'&C HK VUlLAGSHANDLÜ.Na. 1. GUTTENTAG, VEBI.AGSBUCBHANDLCNU.
GEOKG REIMEB. KARL J. TrOBNI-IK. VEIT U. COUP.
r: ,: Vorgetragen in der Gesamtsitzung am 10. Februar 1921.
' ■■ 'Zum Druck genehmigt am 18. April 1921, ausgegeben am 13. August 1921.
Einleitung^. Be^iff der Flugschriften.
Vor zwanzig Jahren habe ich nachgewiesen, daß bereits seit dem XIV. Jahrhundert
in Europa regelmäßige Witterungsaufzeichnungen gemacht wurden'. Anfajiglich geschah
dies nur an sehr wenigen Orten, aber schon für das XVI. Jahrhundert konnten allein für
Deutschland, Deutsch-Österreich und die deutsclie Schweiz einige vierzig Wetterjournale
als noch vorhanden namhaft gemacht werden. Daneben blieb aber der alte Brauch be-
stehen, über ungewöhnliche Witterungserscheinungen einen eigenen Bericht niederzuschreiben,
der meistens in die allgemeinen Chroniken aufgenommen wurde, zuweilen aber auch als
kleines selbständiges Stück in Handschriften sich findet. In Mischbänden von Handschriften
begegnet man solchen Berichten über einen heftigen Sturm, eine große schadenbringende
Überschwemmung, eine ungewöhnliche Lichterscheinung und dergleichen Naturereignisse
mitten zwischen Texten ganz anderen Inlialts, wenn gerade eine ganze oder halbe Seite
leer geblieben war, die wegen der Kostbarkeit des Schreibstoffes (Pergament oder Papier)
ausgenutzt wurde.
Nach der Erfindung des Holzschnittes und erst recht nach der des Buchdruckes
fing man an, diesen Berichten durch den Druck gi-ößere Verbreitung zu geben, da weite
Kreise sich für solche aktuelle Nachrichten interessierten. So entstanden die meteoro-
logisclien Flugschriften und Flugblätter (d. h. einseitig bedruckte Blätter), die indessen
keine selbständige Literaturgattung bilden, sondern nur einen Teil der allgemeinen histO'
rischen Flugschriften ausmachen. Bereits in Nr. 12 der »Neudrucke« sind Proben von
ihnen aus mehreren Ländern Europas mit den nötigen Erläutenmgen von mir veröffent»
licht worden
Hier sollen die deutschen meteorologischen Flugschriften und Flugblätter des XV.
und XVI. Jahrhunderts eingehend behandelt werden, wobei aber solche über Kometen,
Meteore und Erdbeben unberücksichtigt bleiben, da sie nicht mehr zur Meteorologie ge-
rechnet werden.
Zunächst galt es, diese Druckschriften möglichst vollständig zu erfassen. Das ist keine
einfache Aufgabe; denn die Literatur des XVI. Jahrhunderts, die hauptsächlich in Frage
kommt, ist noch wenig erforscht, viel weniger als die des XV. Auch ist den Schriften
geringen Umfangs sowie den Einblattdrucken (Flugblättern) verhältnismäßig wenig Beachtung
geschenkt worden. Dazu kommt, daß gerade diese Kleinliteratur, die nicht ausschließ-
lich für die Gelehrten, sondern eher für weitere Volksschichten bestimmt war, viel-
fach der Vernichtung anlieim gefallen ist. Es war daher notwendig, diese Schriften auf
den Bibliotheken selbst aufzusuchen, um sowohl sie bibliographisch aufzunehmen als
auch ihren Inhalt kennen zu lernen; denn die meteorologische Erscheinung bl,ieb für
mich die Hauptsache. Nur so konnte ermittelt werden, in welcher Weise sich ein Fort-
schritt in der Auffassung und Deutung der meteorologischen Vorgänge vollzogen hat,
' »Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus« Nr. 13. Meteor()logische
Iteobachtungen vom XIV. bis XVII. Jahrhundert. Berlin 1901. 4".
1*
4 H E L L M A N X :
Nachweis der Flug-schriften.
Der Nachweis der in der später folgenden Bibliographie aufgeführten deutschen
meteorologischen Flugschriften und Flugblätter des XV. und XVI. Jahrhunderts ist in
einer sich auf mehrere Jahrzehnte erstreckenden Sammelarbeit allmählich zustande ge-
kommen. Jeder, der ähnliche Untersuchungen gemacht hat, weiß, daß ein so weit ver-
streutes und seltenes Material nicht in einem Zuge zusammengebracht werden kann,
namentlich, wenn es sich um Schriften handelt, die gewöhnlich ohne Angabe des Ver-
fassers erschienen und die auch wegen ihres geringen Umfangs auf manchen Bibliotheken
nicht so gut katalogisiert sind wie die größeren Werke. Zudem bestehen über ihre
Einreihung in die Realkataloge bei den Bibliotheksverwaltungen die allerverschiedensten
Auffassungen; ja in manchen Sammlungen ist es überhaupt nicht möglich, diese Schriften
ganz zu erfassen. Am bequemsten habe ich das von der Preußischen Staatsbibliothek
in Berhn befolgte Verfahren gefunden, alle historischen Flugschriften ohne Rücksicht
auf ihren Inhalt in chronologischer Folge in einem Katalog zu vereinigen. Ich habe
allerdings auch hier mehrfach die Erfahrung gemacht, daß noch andere Flugschriften
vorhanden sind — meistens bei spezieller Ortsgeschichte — , die im Flugschriftenkatalog
hätten stehen sollen.
Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß es selbst in denjenigen Bibliotheken, in denen
ich die deutschen meteorologischen Flugschriften eingesehen und aufgenommen habe,
noch einige gibt, die mir entgangen sind. Ferner wird man es nach diesen Darlegungen
verständlich und entschuldbar finden, wenn bei den Titelaufnahmen, die sich auf einen
Zeitraum von nahezu drei Jahrzehnten erstrecken, einige kleine Ungleichheiten vorkommen.
Um die sehr häufigen Druckvarianten voneinander unterscheiden zu können, wurden
die Titel möglichst nach den Originalen genau aufgenommen, mit Unterscheidimg der
Zeilen, mit den Maßen der Holzschnitte, deren Darstellungen kurz angegeben werden, mit
Angabe der Blattzahl und der Signaturen, mit Unterscheidung des deutschen und des
französischen r (r i) usw. Wo diese Einzelheiten fehlen und in der nachfolgenden Biblio-
graphie der Titel ganz in Antiqua gedruckt ist, konnte das Original nicht eingesehen
werden. Die Zahl dieser Titel ist erfi*eulich erweise klein geblieben.
So sehr zurück auch im allgemeinen die bibliographische Erforschung des XVI. Jahr-
hunderts ist, so liegen doch gerade ftir den vorliegenden Zweck einige Arbeiten vor, die
vortreffliche Auskunft darüber geben, welche Bibliotheken deutsche meteorologische Flug-
schriften und Flugblätter besitzen. Es sind dies vor allem drei bibliographische Arbeiten
von Emil Weller: das »Repertoriumtypographicum« (1864), » Die ersten deutschen Zeitungen «
(1872) und die »Annalen der poetischen National-Literatur der Deutschen« (1862).
Das »Repertorium typographicum. Die deutsche Literatur im ersten Viertel des XVI. Jahr-
hunderts. Im Anschluß an Hains Repertorium und Panzers deutsche Annalen. Nörd-
lingen 1864« (8"), zu dem ein I. Supplement, Nördlingen 1874, und ein II. Supplement,
ebenda 1885, gehören, enthält in zeitlicher Folge alle Drucke in deutscher Sprache von
1500 bis 1525, soweit sie der Verfasser auf den Bibliotheken selbst angetroffen hat oder
durch Kataloge nachweisen konnte. Es sind im ganzen etwas mehr als 5000. Die Titel
sind meist mit Zeilenabteilung genau wiedergegeben und die Bibliotheken, die das Werk
besitzen, namhaft gemacht. Für unsere Zwecke liefert das Repertorium eine kleine Aus-
beute, da bis zum Jahre 1525 nur wenige meteorologische Flugschriften und Flugblätter
vorhanden sind. Um so ergiebiger erweist sich die zweite Wellersche Arbeit: »Die ersten
deutschen Zeitungen. Herausgegeben mit einer Bibliographie (1505 — 1599). Tübingen 1872.
8°. (Literar.Ver.CXI)«, da sehr viele Flugschriften unter dem Stichwort »Zeitung«, namentlich
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. JahrU. 5
»Neue Zeitung«, erschienen'. Die Titel sind hier ohne Zeilenabteilung und in Antiqua,
sonst aber meist ebenso genau wie im Repertorium desselben Verfassers aufgeführt". Be-
nutzt wurden von ihm hauptsächlich süddeutsche und schweizerische Bibliotheken. Weller
hat selbst einen Nachtrag veröffentlicht, und von einigen anderen Bibliothekaren sind
solche fiir die Bestände in Breslau, Darmstadt und Münster geliefert worden : sie erscheinen
in der nachfolgenden Bibliographie unter folgender Chiffre:
Weller I = Nachlese zu «Die eisten deutschen Zeitungen«. Von Emil Weller. (Germania. Vierteljahrs-
schrift fiir deutsche Altertumskunde. 26. Jahrg. Wien 1881. 8°. S. 104—114.)
Weller II =r Nachlese zu Weller: Die ersten deutschen Zeitungen, von A. Heyer (Centralblatt für Bibliotheks-
wesen Bd. V, 1888, S. 214 — 225, 272—283).
Weiler III = Dritte Nachlese zu Weller"s deutschen Zeitungen. Mit Anhang: Deutsche Zeitungen des XVII. Jahr-
hunderts aus der Kgl. und Üniversitäts-Bibliothek und der Stadtbibliothek zu Breslau. Von
A. Hf.yeb. (Centralbl. f. Bibliothekswesen, Beiheft 5, 1889, 47 S. Weiler II und III beziehen
sich auf die Breslauer Bibliotheken.)
Weller IV = Noch einige deutsche Zeitungen des XVI. Jahrhundei"ts. Von P. Bahlmann. (Centralbl. f. Biblio-
thekswesen Bd. VII, S. 142 — 144; bezieht sich auf die Bibliothek in Münster i. W. und enthält
keine Flugschrift meteorologischen Inhalts.)
Weller V =t_ Fünfte Nachlese zu Weller: Die ersten deutschen Zeitungen. Aus der Großherzoglichen Hof-
bibliothek in Darmstadt. Von Adolf ScBMinr. (Centralbl. f. Bibliothekswesen Bd. IX, 1892,
s. 544—567-)
Die vorstehend genannten bibliographischen Nachweise enthalten 147 meteorologische
Flugschriften mit dem Stichwort »Zeitung«, zu denen ich noch 51 neue hinzufügen konnte,
die Weller und seinen Nachfolgern unbekannt geblieben sind.
Da von etwa der Mitte des XVI. Jahrhunderts ab auch das Volkslied bisweilen un-
gewöhnliche meteorologische Erscheinungen behandelt, habe ich die »Annalen der poeti-
schen National-Literatur der Deutschen im XVI. und XVII. Jahrhundert. Nach den Quellen
bearbeitet von Emil Weller. Freiburg i. B.« (I 1862, II 1864. 8") mit zu Rate gezogen und
daraus die einschlägigen Lieder ausgezogen.
Die reichste Ausbeute an meteorologischen Flugschriften und Flugblättern lieferten
neben der systematischen Durchsicht der Bestände der großen Bibliotheken die alten Sammel-
bände auf manchen kleineren Bibliotheken, in denen zuweilen ein Dutzend solcher Schriften
vereinigt war. Der große Nutzen der Erhaltung der Mischbände trat dabei wieder deut-
lich zutage.
Flugblätter oder Einblattdrucke.
Gehören schon Flugschriften des XVI. Jahrhunderts zu den Seltenheiten, so gilt dies
in noch viel höherem Grade von den Flugblättern oder Einblattdrucken. Das große Format
(mittleres oder großes Folio), in dem sie gedruckt wurden, war für ihre Erhaltung nicht
günstig: die Blätter wurden bald beschädigt und allmählich ganz zerrissen, viele auch, da
sie eine weiße, unbedruckte Seite haben, vom Buchbinder als Vorsatzblätter verbraucht.
Es gibt ansehnliche Bibliotheken, die keinen einzigen Einblattdruck aus dem XVI. Jahr-
hundert besitzen, in manchen, wie zu Bamberg, Berlin, München und an anderen Orten,
sind einige vorhanden. Die Stadtbibliothek in Ulm beherbergt zwar eine größere Zahl,
darunter aber nur ein einziges Flugblatt meteorologischen Inhalts*. Dagegen befinden sich
' über diese oi-ientiert am besten die gekrönte Preisschrift der Jablonowskischen Gesellschaft Nr. XLIII:
1'. Roth, Die Neuen Zeitungen in Deutschland im 15. und 16. Jahrhundert. Leipzig 1914. 8°. Nützliche
Angaben enthält auch: R. E. Prutz, Geschichte des deutschen Journalismus. Erster Theii. Hannover 1845.
8°. (S. 156 ff.)
" Bei ganz langen Titeln hat Weller bisweilen einiges weggelassen, so daß meine Titelaufnahraen die
seinigen manchmal ergänzen, und umgekehrt.
' Das ist wohl auch der Grund, warum J. Sciieible, der seinem Buch über: «Die Fliegenden Blätter
des 16. und 17. Jahrhunderts« (Stuttgart 1850. 8°) das Ulmer Material zugrunde gelegt hatte, Naturereignisse
nicht berücksichtigt. Ein neueres und viel umfangreicheres Werk ähnlicher Art hat das getan, nämlich:
6 H E L L M A N N- :
reiche Sammlungen von Einblattdrucken in Gotha, Nürnberg und Zürich. Die in Gotha
vorhandenen sind offenbar von einem sächsischen Herzog zusammengebracht worden, alles
schön erhaltene Blätter, die jetzt im Museum (frülier in der Bibliothek) aufbewahrt werden.
In Nürnberg hat das Germanische Museum im Laufe der Jahre durch Geschenke und An-
käufe eine stattliche Zahl von Einblattdrucken erworben, darunter viele von denen, die
W. Dkugulin im Jahre 1867 zum Kauf anbot\ Aber auch die Nürnberger Stadtbibliothek
besitzt zahlreiche solche Blätter, was sich daraus erklärt, daß die meisten Einblattdrucke
in Nürnberg selbst hergestellt wurden, wovon noch später die Rede sein wird. Wahr-
scheinlich am reichsten an Einblattdrucken des XVI. Jahrhunderts ist aber die frühere
Stadt-, jetzige Zentralbibliothek in Zürich. Hier sammelte der Archidiakonus am Groß-
münster, Johann Jakob Wick (1522 — 1588), gedruckte und handschriftliche Nachrichten
über politische, geschichtliche und Naturereignisse sowie über Tagesneuigkeiten aller Art,
die er in 23 starke Quart- und Foliobände gebunden der Stadtbibliothek vermachte.
Unter den rund 900 Flugschriften befinden sich ungewöhnlich viel Flugblätter, die aller-
dings zum Teil dadurch, daß sie beim Einbinden ein- oder zweimal gefaltet wurden, etwas
gelitten haben, manchmal auch mit ein wenig Text- und Bildverlust beschnitten sind.
Über diese großartige Sammlung von Dokumenten zur Kulturgeschichte des XVI. Jahr-
hunderts, die bisher fast noch gar nicht verwertet" worden ist, hat Ricarda Huch im
»Neujahrsblatt lieransgegeben von der Stadtbibliothek in Zürich auf das Jahr 1895« (4°.
26 S., 3 Tafeln) eine allgemein orientierende Anzeige gegeben. Die Durchsicht der 23
Bände, wobei ich nur auf Drucke meteorologischen Inhalts achtete und die vielen hand-
schriftlichen Berichte über Witterungserscheinungen ganz außer acht ließ, hat eine volle
Woche in Anspruch genommen, dafür aber auch reiche Ausbeute geliefert. Wick war
offenbar ein leidenschaftlicher Sammler, der alles von solchen Drucken kaufte, was ihm
angeboten wurde; daraus erklärt sich auch die relativ große Zahl von Dubletten,
die zeigen, daß er häufig ältere Blätter nochmals kaufte und späteren Bänden einver-
leibte.
Sodann konnten der Veröffentlichung von Wilhelm Hess, Himmels- und Natur-
erscheinungen in P^inblattdnicken des XV. bis XVIII. Jahrhunderts, mit dreißig zum Teil
farbigen Abbildungen (Leipzig 191 1, gr.-8°), einige Angaben über solche Blätter meteorologi-
schen Inhalts entnommen wcixlen'.
Schließlich sei noch erwähnt, daß auch manche Antiquariatskataloge, wie namentlich
die von J. Rosenthal und L. Rosenthal in München, Auskunft über einzelne Flugschriften
und Flugblätter lieferten, die ich sonst nicht angetroffen habe, und daß ich den Nach-
KüfiEN DiEDF.RicHS, Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern. Ein Atlas mit 1700 Nachbildungen alter
Kupfer- und Holzschnitte aus dem 15. — 1 8. Jahrhundert. Jena 1908. 2 Bde. Fol. Ich zitiere es in der nach-
lolgenden Bibliographie bei den vier Einblattdrucken, von denen es verkleinerte Faksimiles enthält, mit dem
Namen Diederichs und der betreffenden Nummer.
' W. Drugülins Historischer Bilderatlas. Verzeichniss einer Sammlung von Einzelblättern zur Cultur-
und Staatengeschichte vom fünfzehnten bis in das neunzehnte Jahrhundert. Zweiter Theii. Chronik in Flug-
blättern. 1867. Leipziger Kunst-Comptoir (W. Drugulin). 8°. 4 Bl., 500 S. u. 24 S. Nachträge. Dieser sorg-
fältig bearbeitete Antiquariatskatalog wurde von mir gleichfalls benutzt; ich zitiere ihn mit Angabe des Namens
und der Nummer.
' Nur der Züricher Naturforscher J. J. Scheuchzer hat die Wicksche Sammlung für seine »Bibliotheca
Scriptorum Historiae Naturalis omnium Terrae Regionum inservientium. (Tiguri 1716. 8°, z. B. S. 66 — 81,
114 — 116) ausgenutzt.
' Hess hat die in Bamberg und München vorhandenen Flugblätter zum Teil eingehend beschrieben:
.ich habe in der nachfolgenden Bibliographie weniger, aber die zu ihrer Unterscheidung voneinander ge-
nügenden Angaben gemacht. — Vgl. auch die Bamberger Lyzeums-Rektoratsrede von W. Hess: Die Einblait-
drucke des 15. bis 18. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung ihres astronomischen und meteorologi-
.schen Inhalts. Bamberg 19 13. 4". 38 S.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 7
weis einiger solcher Schriften in niederdeutscher Mundart, die sämtlich selten sind, Hrn.
Dr. Claüssen in Rostock verdanke. Hrn. Dr. Schottenlohkr, der mir die reichen Sehätze
der Münchener Staatsbibliothek bequem zugänglich gemacht und manche lehrreiche Aus-
kunft gegeben hat, sage ich auch an dieser Stelle herzlichen Dank.
Allgemeiner Charakter der Flugschriften.
Wie bereits oben erwähnt, gehören die meteorologischen Flugschriften und Flug-
blätter der allgemeinen Flugschriftenliteratur an, die zu Ende des XV. Jahrhunderts ihren
Anfang nahm und den Hau})tzweck hatte, von Aufsehen erregenden Neuigkeiten dem
großen Publikum rasche Kunde zu bringen. Der meteorologischen Flugschrift liegt daher
nur selten die Absicht zugrunde, die meteorologischen Kenntnisse zu fördern, sondern
am häufigsten das Bestreben, über eine ungewöhnliche Erscheinung zu berichten und
— namentlich in späterer Zeit — moralisierende Betrachtungen daran zu knüpfen. Aber
durch solche Berichte wurde allmählich doch auch eine richtigere Auffassung vom Wesen
und von der Ursache der Erscheinungen vermittelt, so daß die Flugschriften, so töricht
uns auch viele von ihnen erscheinen mögen, den Fortschritt der Meteorologie unleugbar
begünstigt haben. Trägt doch schon die wiederholte Beschäftigung verschiedener Personen
mit einem Gegenstand unwillkürlich dazu bei, daß er nicht aus den Augen verloren wird
und zu allerlei Betrachtungen und Überlegungen Veranlassung gibt.
Die Flugschriften erscheinen daher sehr häufig unter dem Titel »Neue Zeitung«, mit
Zusätzen wie » warhafftige « , »erschreckliche« u. a., die darauf berechnet sind, die Neu-
gierde des Publikums zu erhöhen. Von den in der nachfolgenden Bibliographie auf-
geführten 5 1 6 meteorologischen Flugschriften und Flugblättern enthalten rund 40 v. H.
im Titel das Stichwort Zeitung, woraus schon hervorgeht, daß Weller durch »pedan-
tisches« (wie er selbst sagt) Festhalten am Wort »Zeitung« mit seinem sonst so vor-
trefl'lichen Werk die Flugschriftenliteratur nur zu einem Teile erfaßt hat. Da es mir
natürlich darauf ankam, die meteorologischen Erscheinungen und alles, was über sie er-
schienen ist, kennen zu lernen, mußte ich von einer solchen Beschränkung absehen und
alle Flugschriften, ganz gleichgültig, wie ihr Titel lautet, in Betracht ziehen. So weist
die nachstehende BibÜographie z. B. über das starke Schadengewitter vom 7. August 1546
in Mecheln 1 2 verschiedene Drucke auf, von denen nur 3 das Stichwort Zeitung im
Titel fahren. Von vielen Ereignissen gibt es Flugschriften, in denen dieses Wort über-
haupt nicht vorkommt.
Nächst »Zeitung« sind in den Titeln der meteorologischen Flugschriften die häufigsten
Stichworte: Beschreibung, Geschieht, Gesicht, Wunderzeichen, Zeichen, Bericht, An-
zeigung, Auslegung — diese beiden letzteren besonders im ersten Drittel des XVI. Jahr-
hunderts.
Das Format der Flugschriften in Prosa ist fast ausschließlich Klein-Quart, das der
Lieder gewöhnlicli Klein-Oktav. Der Umfang geht selten über einen Bogen hinaus oder
bleibt darunter; bei den Quartformaten begegnet man noch am häufigsten solchen von
2, 4, 8 oder 12 Blättern. Eine 2^hlung der Blätter findet fast nie statt, dagegen fehlen
nur selten die Signaturen, die ich bei der bibliographischen Beschreibung mit angegeben
habe; denn sie dienen öfters zur Unterscheidung von Druck Varianten. Auf dem Titel
wird häufig das Ereignis durch eine Holzschnittabbildung dargestellt: doch fehlt bisweilen
jede Bezugnahme des Bildes zum Text. Der Drucker hat einen vorhandenen Holzstock
benutzt, ohne sich zu fragen, ob er auch ])aßt. Abbildungen innerhalb des Textes sind
dagegen selten.
8
HellmanK:
Die Verfasser der Flugfsehriften.
Wie bereits eingangs erwähnt, erschienen die meisten Flugschriften und Flugblätter
meteorologischen Inhalts ohne Nennung des Verfassers. Dies gilt insbesondere für die
erste Hälfte des XVI. Jahrhunderts; nach 1550 begegnet man dem Namen des Verfassers
in der Vorrede oder auf dem Titel etwas häufiger. Im ganzen sind es aber doch nur 98,
also etwa 19 v. H. aller Schriften, bei denen sich der Verfasser feststellen läßt. In
manchen findet man zwar die Vorrede mit den Anfangsbuchstaben des Namens unterzeichnet,
kann diese aber nur selten deuten.
Da es mir wichtig erschien, die Verfasser nach Heimat und Beruf näher zu kenn-
zeichnen, habe ich mit Hilfe der Angaben in den Schriften selbst sowie von Jöchers
Gelehrten-Lexicon, der Allgemeinen Deutschen Biographie und meines Repertoriums der
deutschen Meteorologie folgendes Verzeichnis der 85 mit Namen sich nennenden Ver-
fasser aufgestellt. Die Datumsangabe neben dem Namen weist auf die betreffende Schrift
in der Bibliographie hin, rechts davon steht die kurze biographische Angabe.
aus Spremberg, ein theologisch gebildeter Protestant und
Schriftsteller (ADB).
aus Roclilitz. Schrieb noch einen -WetterspiegeU (Leip-
zig 1589) und eine Gewitterlehre; vielleicht Sohn des
bei Jöcher genannten.
Pi-ediger in Lübeck (Jö.).
unbekannt.
aus Zittau, Pfarrer im Dorfe Brinys (Jö.).
aus Lauban, Pastor prim. daselbst (Jö.).
aus Kaufbeuren, Magister in Augsbui^, Verfasser von
Praktiken 1528 — 1548.
Pfarrer zu St. Regula in Chur, Geschichtsschreiber von
Graubünden.
Schweizer,Studentder Theologie und freien Künste inBasel.
Joh. Agricola Spremb. 1561 Dezember 28 (11)
Mich. Bapst 1582 März 6 (3)
Georg Barth[ius] 1573 November 18
Joh. Bau 1556 Juni 2
Mart. Berthold 1574 Mai 31, Juni 13/14
Mart. Bohemus 1590 (2)
Math. Brotbeyhel 1541 Nov. 4
Hulderich Campell[us] 1572 Januar 2/3
Samuel Coccius 1566 Juli 27/28, Aug. 7
Jakob Colerus (Köhler) 1580 September 10, 1595 Ok- Probst in Berlin (Jö.)
tober 19
Peter Creutzer 1527 Oktober 11
Jakob Cuno 1556 Anfang
Lorentz Dresser[us] 1578 Februar 19
Paul Eber 1551 März 21 (3), 1562 März 13 (2)
L. Edenberger 1578 [Lied]
Heinrich Engel 1552 Januar 9 [Lied]
Caspar Fagius 1568 Dezember 14, 21, 22
Johann Fischart 1579 April 9
Michel Füllel 1562 April 20 [Lied]
Caspar Füger 1583 September 2
Pamphilus Gengenbach 1520 Januar (3)
Johannes Gölitz 1560 März 29
Valentin Greser 1574 Juni 8, 9; November 14, 15
Wolfgang Gretzer 1584 Juni 7
Johannes Hebenstreidt 1562, 1564 Januar 13 — 15
Martin Henricus (Heinrich) 1578 Februar 18
David Heilicius (Herlitz) 1597 Juni 15/16
Caspar Herrnschwager 1588
Martin HofJmann 1565 Juni 8 (2)
Hohann Holtzheuser 1572 September 14 [Lied]
Astrolog, Lichtenbergers Schüler [vgl. meine •Beiträge- I
S. 107].
aus Döbeln, Mathematicus (Astrolog) des Kurfürsten von
Brandenburg; schrieb Praktiken.
Prediger in Bautzen.
Professor der Mathematik und hebräischen Sprache.
Generalsuperintendent in Wittenberg (Jö).
unbekannt,
unbekannt.
Prediger (in Erfurt ? ).
der bekannte Dichter, als Übersetzer aus dem Französischen
Kürßner (Kürschner) in Gelnhausen,
unbekannt.
der bekannte Dichter und Buchdrucker.
Pfarrer zu Aschre.
Pfan-er und Generalsuperintendent in Gandersheim.
• Deutscher Schreiber, in Dresden.
Dr. phil. et med., Ai-zt in Erfurt, schrieb Praktiken
(1554— 1569) (Jö).
Professor der hebräischen Sprache in Wittenberg.
Professor in Greifswald, Verfasser von Praktiken.
Pfarrer in Schmalkalden.
Pastor in Breslau (?).
. ^ j Magister, Dichter (?).
DanielHoltzmann i57oNovemberi7, i58oMaii3[Lied] Dichter (.Minnesänger.) aus Augsburg (ADB).
Abraham Hundsperger 1572 Juli 5 [Lied] Stadtpredikant in Krems.
M. Ulyricus 1548 Mai 19 offenbar Mathias Flacius aus lUyrien, ein bekannter
Theologe in Jena und Wittenberg (Jö.).
Gregor Joestel 1554 Februar 19 Pfarrer zu Weißeusee in Thüringen.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 9
Christophorus Ireneus 1564 Februar 19
Joachim Kettler 1580 Mai 27
Hans Kuntze 1579 August 2
Georg Licht[iu9] 1561 Dezember 28
Hieronymus Linck 1571 Juni 14, 18 (3) [Lied]
Georg Listenius 1565 April 21 (2)
Jobst Ludwig 1523 Okiober 11
Georg Mauritius (Moritz?) 1561 März 13 (9)
David Meder[us] 1589 Joli 11
Nicolaus Medier 1548 Mai 19
Philipp Melanthon ' 1551 März 21 (3, 4)
Hieronymus Mencelius (Menzel) 1564 Februar 19
Johannes Merclius (Merkel) 1560 Januar 30 (2)
Jacob Micyllus 1537 April 25
Ambrosius Moibanus 1535 September i
Tobias MoUerus (Müller) 1582 Mär? 6
Georg Müller (Mylius) 1592 März 5
Johannes Xiederstetter 1559 August 13
Hieronymus Opicius (Opitz) 1561 Dezember 28
Nicolaus Orphanus 1574 November 14, 15 (i)
Johann Pistorius 1548 Mai 19
Conrad Wolfgang Platzius 1584 Mai 10 (2)
Wilhelm Pletzlein 1584 April 19
Johannes Pomarius (Baumgarten) 158t August 27
Peter Rauner 1580 September 10 (i)
Johannes Rhodius (Rhode) 1582 Juli 6 (i)
Laui-entius von Rosenroth, Knar genannt 1535, Sep-
tember I
Valentin Rudolphfus] 1569 August 12
Jakob Rüff 1544 April 19
Friedrich Rungius (Runge) 1597 Juni 16 (6)
Conrad Schlüsselburg 1597 Juni 16 (i)
Jobannes Scholtze 1565 Juni 8 (i)
Johannes Schütz 1559 August 13 (i); 1568 Mäi-z 28 (2)
Clemens Stephan! 1582 Mai 9
Valentin Sterck 1584 Dezember 10
Caspar Stolshagius 1580 März 27
Jacob Stopel 1514 Januar 10, ir, Mär/. 17
Cari Strutoerger 1586 August 18 (2)
Adam Ursinus 1565 Juni i; 1568— 1570 Mäi-z; 1575
Mai 3
Peter Victorias 1582 November 16
Johann Virdung 15 14 Januar 11
Marcus Wagner 1558 Mai 17; 1567 September i,
Oktober 23; 1580
Philip Wagner 1565 Juli 21
Georg am Walde 1590 November 12 — 16
Hieronymus Weller 1559 August 13; 1560 Januar 30
Ambrosius Wetz 1578 Mai 15; 1580 März und April
23 [Lied]
Friedrich Widebrand 1568 Dezember 22, 25
Johannes Wittich 1561 Februar 27
David Wolder[us] 1589 Juli 23
Valentin Zetsch 1 565 April 2 1
Mathaeus Zeysius (Zeise) 1574 November 15
Pfarrer in Eisleben, schrieb einen Wasserspiegel (Jö.).
Pfarrer zu Weene bei Göttingen.
unbekannt.
Magister aus (in ?) Frankfurt (a. 0.?).
aus Glatz, »ordinavit« in Görlitz.
Pfarrer zu Rosspach (Jö.). - ■
vermutlich deutscher Beamter am Hofe von Neapel.
Magister aus (in?) Nürnberg.
Generalsuperintendent im Hohenlohischen (Jö.).
Superintendent in Braunschweig (Jö.).
der bekannte Mitarbeiter Luthers, Professor in Witten-
berg (Jö.).
•Superintendent in P.isleben (Jö.).
Pfarrer zu Reichenbach in der Lausitz.
Professor der griechischen Sprache in Heidelberg (Jö.).
Prediger in Breslau (Jö.).
Astronom in Zwickau, schrieb viele Praktiken.
Professor in Jena, später Generalsuperintendent in
Wittenberg (Jö.).
Pfarrer in Meißen.
Pfarrer und Superintendent in Bischofswerda (Jö.).
-Mathematicus«.
Pastor in Braunscbweig.
Dr. theol. und Prediger in Biherach (Jö.).
Pfarrer in Zeyern bei Kronach.
Pfarrer in Magdeburg, schrieb Predigten über meteorol.
Ereignisse (vgl. meine Beiträge I S. 115) (Jö.).
Prediger in Langensalza.
Pfarrer in Bischleben bei Ei-furt.
schlesischer Edelmann.
Schulmeister in Groß Brempach (Thüringen), später in
Buttelstadt.
Ai-zt in Zürich, schrieb auch Praktiken (R. Wolf, Bio-
graphien zur Kulturgeschichte der Schweiz IV, 39).
Generalsuperintendent in Greifswald.
Superintendent in Stralsund (Jö.).
Prediger in Breslau (Jö.).
Prediger in Freiberg i. Sa. (Jö.).
Bürger in Eger.
Pfarrer in Lautenbach.
Magister, wahrscheinlich Prediger in der Mark Branden-
burg.
.\rzt in Memmingen.
unbekannt.
Molibergensis (aus Mühlberg i.Sa. ?), »der mathematischen
Künste besonderer Liebhaber-, Pfarrer in Tundttorf
Verfasser vieler Praktiken.
Welsenacensis (aus Wilsnack ?), Prediger in Havelberg.
der bekannte Astrolog, vgl. meine -Beiträge« I S. 14
und II S. 219, 225.
Prediger in Bußleben in Thür. (Jö.).
Superintendent in Annaberg i. Sa. (Jö.|.
LIcentiat phil. und Dr. med. in Donauwerth.
Superintendent in Freiberg i. Sa. (Jö.).
■ von Antorff« (Antwerpen).. .
Magister in Jcna(?).
.\rzt in Weimar (Jö.).
Prediger in Hamburg (Jö.).
Prediger in Gröst bei Freiberg i. Sa.
Dr. med. und Professor in Frankfurt a. O. (Jö.).
' So schrieb er sich seit 1531 (der leichteren Aussprache des Namens wegen), vorher Jlelanchthon.
Vhys.-malh. Abh. 1D21. Nr. 1. 2
10 Hellmann:
Schon eine flüchtige Durchsicht des vorstehenden Autorenverzeichnisses lehrt, daß
sich hauptsächlich die Geistlichen (Pastoren, Prediger, Pfarrer, Predikanten) an der Heraus-
gabe meteorologischer Flugschriften beteiligten. Die genaue Auszählung ergibt folgende
Verteilung auf die verschiedenen Berufsstände: 50 Geistliche, 6 Ärzte, 5 Astrologen,
4 Dichter, 4 Professoren, 3 Magister, i Mathematicus, i Lehrer, i »Schreiber«, i Bürger,
I Handwerker, während 8 nicht näher charakterisiert werden konnten. Wahrscheinlich
sind diese Berufe ungefähr in dem gleichen Stärkeverhältnis auch an der Abfassung der
namenlos erschienenen Flugschriften beteiligt. An dem Ton der Darstellung erkennt man
oft unschwer den Geistlichen, der Belegstellen aus der Bibel anführt, daneben aber auch
Beispiele ähnlicher Erscheinungen aus dem Altertum beibringt. Verrät ein solcher Text
den akademisch gebildeten Verfasser, so macht manch anderer den Eindruck, daß ein
ganz einfacher Mann ihn geschrieben hat. Das gilt namentlich für viele Einblattdrucke,
bei denen der Formschneider und Briefmaler häufig wohl auch den Text verfaßt haben mag.
Eine Gruppierung der Verfasser naoh ihrer Heimat zeigt zunächst, daß bis gegen das
Ende der ersten Hälfte des XVI. Jalirhunderts die Verfasser vorzugsweise Süddeutsche
waren, womit auch die Verteilung der Druckorte durchaus übereinstimmt. Später aber
gehören die Autoren zumeist Nord- und Mitteldeutschland an. Von den 75 Verfassern,
deren Wirkungsort und Beruf näher nachgewiesen werden konnten, entfallen 54 auf Nord-
und Mitteldeutschland, 15 auf Süddeutschland, 4 auf die Schweiz und 2 auf Österreich.
Dieses Verhältnis ist nicht etwa dadurch bedingt worden, daß vorzugsweise norddeutsche
Bibliotheken zur Aufstellung der Bibliographie benutzt wurden; denn im Gegenteil sind
von Weller und zum Teil auch von mir die großen Sammlungen in Süddeutschland am
eingehendsten durchgearbeitet Avorden. Es tritt vielmehr in dieser starken Beteiligung
Nord- und Mitteldeutschlands die interessante Tatsache zutage, daß die neu gegründete
Universität Wittenberg in dieser Beziehimg einen weitgehenden Einfluß ausgeübt hat.
Geht man nämlich, z. B. mit Hilfe von Jöchers Gelehrten-Lexicon, den Lebensge-
schicken der oben verzeichneten Autoren etwas näher nach, so findet man, daß die als
Verfasser genannten Geistlichen fast ausschließlich jirotestantische Pastoren waren, die in
Wittenberg studiert hatten. Sie waren zum Teil Schüler von Luther und Melanchthon
gewesen, von denen der letztere selbst ein Nebensonnen-Phänomen vom Jahre 1551 in einem
PZinblattdruck beschrieben hatte. Dieses Beispiel muß unzweifelhaft zur Nachahmung an-
geregt haben, zumal auch Luther zu der ersten von einem protestantischen Pastor (Moi-
BANUS in Breslau, 1535 September i) veröffentlichten meteorologischen Flugschrift eine
Vorrede geschrieben hatte. Daher ist auch das Kurfürstentum Sachsen, dessen Pfarreien
wohl meist von Wittenberg aus besetzt wurden, bei diesen Schriften besonders reich-
lich vertreten.
Zwei berühmte Literaten, die sich an der Abfassung von meteorologischen Flug-
schriften beteiligten, sind Johann Fischart und Pamphilus Gengenbacii; von namhaften
Theologen nenne ich noch Paul Eber und Georg Müller, während von den Astrologen
Hans Vihdung der bekannteste ist.
Drucker und Druckorte der Flugschriften.
Bezüglich der Drucker und Druckorte gilt im allgemeinen dasselbe, w^as P. Roth in
dem oben angeführten Werk hinsichtlicli der »Neuen Zeitungen« des näheren ausgeführt
hat (S.53flF.).
Indessen verhalten sich die eigentlichen Flugblätter oder Einblattdrucke in dieser
Beziehung etwas anders als die durch Typendruck hergestellten Flugschriften in Quart-
format. Bei diesen letzteren fehlt die Angabe des Druckers und Druckortes, namentUch
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriflen und Flugblättern des XVI. Jahrh. 11
in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, sehr häufig, so daß insgesamt kaum von der
Hälfte (44 V. H.) dieser Schriftchen der Drucker bekannt ist. Bei einigen ist der Druck-
ort, aber nicht der Drucker genannt. Die fortschreitende typographische Erforschung des
XVI. Jahrhunderts wird in Zukunft durch Typenvergleichung wohl noch einige Fest-
stellungen dieser Art ermöglichen, namentlich wenn große und bekannte Druckereien in
Betracht kommen.
Bei den Einblattdriicken, die rund 27 v. H. der Flugschriften ausmachen, fehlt da-
gegen höchst selten der Druckvermerk, eigentlich nur bei den wenigen, die durch Typen-
druck hergestellt sind, wo also der Holzschneider oder »Formschneider« nicht beteiligt ist.
Anfänglich waren ( s ganz überwiegend süddeutsche Pressen, die sich mit dem Druck
von meteorologischen Flugschriften beschäftigten, später aber taten es auch viele mittel-
und norddeutsche, da der lokale Charakter des geschilderten Ereignisses die Benutzung
einer nahegelegenen Druckerei ganz von selbst rechtfertigte. Daher gibt es eine große
Zahl von Orten, an denen nur eine einzige meteorologische Flugschrift hergestellt wurde
(Berlin, Dillingen, Emden, Graz, Jena, Lauingen, ]Mainz, Marburg, Metz, München, Ofen,
Olmütz, Oppenheim, Rostock, Schmalkalden, Schützing in Ungarn, Speyer, St. Gallen,
Ulm, Uelzen, Weißenfels), während an anderen Orten zwar auch nur ein einziger Drucker
in dieser Richtung tätig war, aber mehrere Flugschriften erscheinen ließ.
Obenan unter den Druckorten steht Nürnberg, wo 25 verschiedene Firmen an dem
Druck von meteorologischen Flugschriften und Flugblättern beteiligt waren; sie lieferten
zusammen 65 solche Schriften. Demnächst folgen:
Zahl der Zahl der
Druckei- Drucke Drucker Drucke
Augsburg .... 16 39 Köln 6 10
Erfurt 9 23 Prag 4 10
Straßburg .... 7 15 Wittenberg ... 6 10
Basel 3 II Magdeburg ... 3 7
Von den einzelnen Druckern lieferten am meisten meteorologische Flugschriften:
Thiebolt Berger in Straßburg (9), Samuel Apiarius in Basel (8), Nicolaus Knorr in Nürn-
berg (7), Georg Baumann in Erfurt (6). Es sind also im wesentlichen dieselben Drucker,
die nach Ausweis der Wellerschen Bibliographie der »Neuen Zeitungen« auch an deren
Herstellung am meisten beteiligt waren. Und wenn, ebenso wie bei diesen, in Nürnberg,
Augsburg, Straßburg und Köln besonders viele Flugschriften meteorologischen Inhalts
ausgegeben wurden, so liegt hierfür zum Teil der gleiche Grund vor, daß es nämlich
Mittelpunkte des Briefverkehrs waren, an denen interessante Nachrichten von allen Seiten
zusammenliefen, zum Teil aber auch die Tatsache, daß viele meteorologische Erscheinungen
den dort zunftmäßig vertretenen Formschneidern oder Briefmalern einen willkommenen
Anlaß zur Herstellung einer Abbildung in Holzschnitt und damit zur Herausgabe eines
Einblattdruckes darboten. Während die meteorologischen Einblattdrucke in Straßburg'
auch von der großen Druckerei von Thiebolt Berger (»am Wynmarkt zum Treübel«)
hergestellt wurden, waren es in Nürnberg und Augsburg Einzeli)ersonen, die diese Kunst
betrieben und zugleich den Verkauf der Blätter besorgten. Daher fehlt nie die genaue
Angabe der Wohnung, wo man sie kaufen konnte, z. B. »Hans Glaser, hinter S. Lorentz
auf dem Platz« oder »Stephan Hamer, Briefmaler auf der Schmelzhütten« usw. Da man
in weit voneinander liegenden Jahren denselben Namen der Formschneider begegnet, ist
anzunehmen, daß das Gewerbe sich öfters vom Vater auf den Sohn fortpflanzte. Wie
' Straßburger Einblattdrucke unterscheiden sich von den in Nürnberg und Augsburg gefertigten durch
die abweichende BildaulTassung: sie sind kün.stlerischer als diese.
12 ' H E L L JI A N N :
bereits oben erwähnt, war der Briefmaler häufig auch der Verfasser des unter dem Bilde
stehenden Textes, so daß der ganze Einblattdruck von ihm allein herrührte: er schnitt
die »Foi-m« oder den Holzschnitt, er bemalte das davon abgedruckte Bild', er schrieb
den Text und druckte ihn auf einer kleinen (Hand-) Pressel Einige Briefmaler bezeichnen
sich auch als »Dockenmacher«, d. h. sie machten auch Puppen.
In Norddeutschland sind einige wenige meteorologische Einblattdrucke nur in Köln,
Wittenberg, Erfurt und Lübeck hergestellt worden. Wenn daher Einblattdrucke besonders
häufig über Nordlichter, Lichterscheinungen an Sonne und Mond usw. in Nürnberg, Augs-
burg und Umgebung zu berichten wissen, so liegt das nicht etwa daran, daß diese
Phänomene daselbst häufiger als an anderen Orten Deutschlands vorgekommen sind, sondern
einzig und allein an der großen Zahl von Formschneidem in beiden Städten, die aus
reinem Erwerbssinn sofort bereit waren, durch eine Abbildung die Erscheinung darzustellen
und damit die Herausgabe eines Einblattdruckes zu ermöglichen. Bisweilen mag dieses
Bild die eigene Beobachtung und Auffassung des Formschneiders selbst wiedergeben,
bisweilen wird es aber nur nach mündlichen oder schriftlichen Angaben gefertigt sein.
Das letztere trifft in allen denjenigen Fällen zu, in denen ein Einblattdruck nach dem In-
halt einer Flugschrift über ein Ereignis an einem entfernten Ort hergestellt wurde. Wi6
die nachfolgende Bibliographie lehrt, ist nämlich die Zahl der Erscheinungen, über die
zugleich Flugschriften und Einblattdrucke erschienen, ziemlich groß.
Über die Höhe der Auflagen der Flugschriften und Flugblätter meteorologischen
Inhalts liegt meines Wissens keinerlei Angabe vor, doch wird wohl auch fiir sie gelten,
was P. Roth (S. 67) für die Neuen Zeitungen im allgemeinen wahrscheinlich gemacht hat,
daß nämlich ihre Auflage einige hundert bis tausend Stück betrug. Daß sie weite Ver-
breitung fanden und rasch verkauft wurden (außer auf der Frankfurter Messe besonders
durch Hausierer), geht einmal aus der großen Zahl von neuen Auflagen und von Nach-
drucken hervor, sodann aber auch aus der Tatsache, daß sie im Auslande zum Teil in
Übersetzungen erschienen. Solche lassen sich nachweisen in Böhmen (tschechisch), Däne-
mark, England, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Schweden, wie auch umgekehrt
einige Flugschriften, die in diesen Ländern zuerst erschienen, ins Deutsche übersetzt wurden'.
Gerade einige dieser Übersetzungen zeigen deutlich, wie groß in Deutschland die Nach-
frage nach solchen Nachrichten und das Interesse weiter Kreise an ungewöhnlichen Er-
scheinungen war; denn von den deutschen Übersetzungen gibt es häufig sehr viel mehr
Ausgaben, als sich für das Original nachweisen lassen. Ich erinnere z. B. an das Tiber-
hochwasser vom 8. Oktober i 530, für das nur 2 italienische Flugschriften bekannt geworden
sind, während es 12 deutsche darüber gibt, und an das Gewitter vom 7. August 1546 in
Mecheln, für das ich kein einziges Original* nachweisen kann, das aber gleichfalls in
12 deutschen Flugschriften zur Kenntnis der deutschen Leser gebracht wurde.
Daß ein 1573 in Lübeck erschienener Einblattdruck über ein Nordlicht in der Wickschen
Sammlung in Zürich nicht fehlt, zeigt deutlich die weite Verbreitung mancher Flugblätter.
Dagegen ist mir aufgefallen, daß dieser eifrige Sammler wohl eine stattliche Zahl von
französischen Flugschriften politischen Inhalts zusammengebracht hatte, daß sich aber
unter diesen keine einzige über ein Naturereignis befindet.
' Nichtkolorierte Bilder auf Einblattdrucken sind außerordentlich selten; erst Im XVII. Jahrhundert
kommen sie häufiger vor. Der Nürnberger Formschneider Georg Made nennt sich .llluminist-.
^ I^i einigen frühen Einblattdrucken ist Bild und Text iu Holzschnitt wiedergegeben.
^ 1 bersetzungcn ins Deutsche aus dem Englischen habe ich allerdings nicht angetroffen.
* Auf dem Titel einiger deutscher Übersetzungen steht ausdrücklich, daß die Schrift -vor in brabantischer
sprach gedruckt« war.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und FlvgbUittern des ^ VI. Jahrh. IH
F^iit'wickluug' der Flug'schriftenlitcratur.
Wenn man auch annehmen muß, daß am ehesten aus der frühesten Zeit Flugschriften
nicht mehr auf uns überkommen, sondern ganz verloren gegangen sind, so wird doch
die geringe Zahl der hier verzeichneten Dracke bis zum Jahre 1530 den tatsächlichen Ver-
hältnissen ungefähr entsprechen. Von da ab wächst die Zahl der Jahr für Jahr erscheinenden
Flugschriften imd Einblattdrucke und bekundet damit eine Steigerung des Interesses an
den Erscheinungen, doch hängt sie natürlich auch davon ab, ob außerordentliche mete-
orologische Vorgänge vorgekommen sind. So wird von 1534 ab in jedem einzelnen
Jahre über auffällige meteorologische Erscheinungen berichtet mit Ausnahme von 1539,
1553. 1585. '594 un<l 1596: dagegen gibt es Jahre, wie 1554, 1570, 157 i, 1572, 1582,
die 8 oder mehr Erscheinungen aufweisen, über die Flugblätter ausgegeben wurden.
Die aus der folgenden Tabelle ersichtliche Zunahme in der Zahl der Flugschriften und
Einblattdrucke im Laufe des XVI. Jahrhunderts beruht somit hauptsächlich auf dem all-
mählich sich Steigernden Interesse weiterer Kreise an Naturerscheinungen, während ihre
Schwankungen, wenigstens bis 1585, durch die Häufigkeit der Erscheinungen stark mit-
bedingt ist':
Zahlder Zalilder
Er- Flug- Killblatt- Zu- Kr- Flug- Einblatt- Zu-
scheiiiuiigeii Schriften drucke sainmen scbeiiiungen schrilten <lnicke sanimeii
vor ,500 . . . . 1550-15541 i8\ 9l ^5l 34U6
1500— 1504 1 li 7\ i\ 8|jj 1555—1559^ 'S'-*-^ 24i-'-' «/•*■* 32'
«505—1509^ 2/3 .]! 3/4 3/' 1560— 1564 I 2^1,, 41 U-: ^91,, 1°\
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Das rasche Ansteigen der Zahlen im Lustrum 1560 — 1564 und das Herabsinken
im folgenden erklärt sich durch die ungewöhnlich zahlreichen Schriften über die Nord-
lichte vom 28. Dezember 1560, 28. Dezember 1561, 13. März 1562 und 19. Februar 1564,
über die insgesamt 33 Drucke vorliegen. Ebenso wird die hohe Zahl im Lustrum 1570 — 1574
durch die reiche Literatur über die Sturmfluten an der Nordseeküste im November imd
Dezember 1570 stark beeinflußt. Die Zahl von mehr als 70 Flugschriften meteorologischen
Inhalts in einem Lustrum wird noch einmal 1580 — 1584 erreicht, aber von da an nimmt
ihre Zahl auffällig rasch ab, imd wenn nicht der vermeintliche Blut- und Schwefelregen
zu Stralsund im Juni 1597 noch die große Zahl von 11 Flugschi'iften gezeitigt hätte,
würde ihre Gesamtzahl im letzten Lustrum viel kleiner erscheinen. Die Ursache für diese
Abnahme ist nicht in einem Nachlassen des Interesses an den Erscheinimgen zu suchen,
sondern erklärt sich durch die Tatsache, daß von 1583 ab zusammenfassende Berichte
über die bemerkenswertesten Ereignisse eines längeren Zeitraumes, meist eines halben
Jahres, unter dem Obertitel »Relatio historica«, aber in deutscher Sprache, zu erscheinen
begannen. Da sie auf der Frankfurter Frühjahrs- und Herbstmesse zum Verkauf kamen,
nannte man sie auch Meßrelationen. Ihr erster Herausgeber war Michael von Aitzins
(auf dem Titel nennt er sich Eyzinger), der von 1583 bis 1597 zu Köln solche Relationen
' Die Schwankungen in der Zahl der jährlich erscheinenden Flugschriften meteorologischen Inhalts
hängen oft auch von anderen Ereignissen ab: so erschien 1566 nur eine einzige, weil alles Interesse den
Türken zugewandt war, mit denen sich ungeuöhnllcli viel Flugschriften hescliäftigoii.
14
H E L L M A N N :
erscheinen ließ; ihm folgten Jakob Franccs (Pseudonym fiar Lautenbach), Theodor Meurek
und andere'. Wenn es auch vorzugsweise politische Nachrichten sind, welche den Inhalt
der Relationen bilden, so fehlt es doch auch nicht an Berichten über außerordentliche
Naturereignisse. Daraus erklärt sich das Zurückgehen in dem Erscheinen von Einzel-
zeitungen, die nun auch nicht mehr so häufig wie früher nachgedruckt wurden. Das
Publikum kaufte offenbar lieber die inhaltreichen Halbjahrs-Relationen, die interessante
Nachrichten aus allen Gebieten brachten. So erschienen über 30 außerordentliche mete-
orologische Erscheinungen im Jahrzehnt 1585— 1 594 nur 36 Schriften, während zwanzig
Jahre früher auf jede einzelne Erscheinung durchschnittlich 2 bis 3 entfielen.
Im Zusammenhange damit gebe ich hier ein Verzeichnis derjenigen Erscheinungen,
über die 6 oder mehr Druckschriften ausgegeben wurden, die also ein ganz besonderes
Interesse erweckt haben müssen :
1501 Mai 13
15 14 Januar lo/i r,
März 17
1520 Januar 3 — 7
1530 Oktober 8
1530 November 8
1535 September i
1537 April 25
1546 August 7
1556 Juni 2
1560 Dezember 28
1561 Februar 27
1561 Dezember 28
1562 März 13
Blutregen
Lichterecheinungen in Württembeig
Zahl
der
Flug-
schrirtett
Flug-
blätter
7
6
6
I 2
8
6
4
12
9
4
1 1
8
6
17
6
8
II
Lichterscheinungen in Wien
Tiberüberschwemmung in Rom
Sturmfhit in Flandern
Gewitter mit Windhose in Oels
Blitzschlag in Heidelberg
Gewitter in Mecheln
Rätselhafte Lichterscheinung im Voigtlande .
Nordlicht in Franken
Lichterscheinung an der Sonne in Eisleben .
Nordlicht in Mitteldeutschland
Nordlicht in Wittenberg
1567 Oktober 30/31 Wasserflut in Verona
1570 November/ Sturmflut
Dezember
1578 Mai 19 Gewitter in Ofen
1582 Mai 9 Wolkenbruch in Karlsbad
1597 Juni 15/16 Blut- und Schwefelregen in Stralsund . . .
Auch aus dieser Liste geht hervor, wie gegen das Ende des XVI. Jahrhunderts die
Zahl der Fälle, daß eine außerordentliche meteorologische Erscheinung zu vielen Flug-
schriften Veranlassung gibt, immer kleiner wird.
Inhalt der Flugschriften.
Zunächst verdient hervorgehoben zu werden, daß zwischen den Flugschriften und
den Flugblättern oder Einblattdrucken der Unterschied besteht, daß letztere fast aus-
nahmslos nur über eine einzige meteorologische Erscheinung berichten, während in den
Flugschriften nicht selten mehrere zugleicli behandelt werden. Der Grund davon liegt
offenbar darin, daß auf einem Einblattdruck nur für eine einzige größere Abbililung Raum
ist. Es kommt allerdings manchmal vor, daß dann im Text noch einer anderen ähn-
lichen oder gleichen Erscheinung aus der jüngsten Vergangenheit gedacht wird. Auch
die ältesten Flugschriften beschäftigen sich nur mit einem einzigen Phänomen, aber schon
in den vierziger Jahren kommt es häufiger vor, daß über ganz verschiedene Ereignisse
politischer, wirtschaftlicher und meteorologischer Natur in derselben Flugschrift Mitteilung
' Vgl. Felix Stteve, Ueber die ältesten halbjährigen Zeitungen oder Meßrelatiouen und insbesondere
über deren Begründer Freilierrn Michael von Aitzing. Abliandl. d. Bayer. Akad. d. Wiss. IlL Cl. XVL Bd.
München 1881. 4°.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des X VI. Jahrh. 1 5
gemacht wird, und gegen das Ende des Jahrhunderts sind die Schriften nicht selten, in
denen drei, vier oder noch mehr »Neue Zeitungen«, d. h. also Nachrichten über Zeit-
ereignisse vereinigt sind. Dann nimmt die Schrift schon ganz den Charakter einer Zeitung
oder eines Nachrichtenblattes an. Wahrscheinlich hatte das Erscheinen der halbjährigen
»Relatio historica«, die vielerlei bot, auch die Zusammensetzung der kleinen Einzclzei-
tungen etwas beeinflußt. Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, daß in dieser
Art von Flugschriften der meteorologische Anteil nicht die Hauptsache ist und etwas
kurz abgetan wird.
Um ein übersichtliches Bild über die meteorologischen Erscheinungen zu geben, mit
denen sich die in der nachfolgenden Bibliographie aufgeführten Flugschriften und Flug-
blätter beschäftigen, lasse ich hier eine chronologische Zusammenstellung folgen, die zugleich
als eine Art Register zur Bibliographie dienen kann. Bei den eben erwähnten Flug-
schriften mit mehrfachem Inhalt wurde hier natürlich nur der meteorologische Teil angeführt.
Die Namen der Verfasser, die sich selbst als solche bekennen oder die sonst be-
stimmbar sind, wurden in Klammern beigefügt und durch den Zusatz (Lied) die in Reimen
abgefaßten Berichte hervorgehoben. Die am rechten Rande ausgeworfene Zahl der über
die Erscheinung nachgewiesenen Flugschriften und Flugblätter (Einblattdrucke) läßt gleich
erkennen, mit welchem Interesse sie vom Publikum aufgenommen wurden.
Verzeichnis der in der narhfolfi^enden Biblio^aphie nachgewiesenen inoteorolo^schen
Ersehe! nii n^en.
1490 .Juli 13 Blitzschlag (;*) bei Konstantinopel
1501 Mai 13 Blutregen in Norddeutschland und Belgien
1509 Septeml/er 14 Ungewitter bei Konstantinopel
1509 Dezember 22 I,ichterscheinung an der Sonne bei München
1514 Januar ii Lichterscheinung am Mond in Württemberg (J.Virdüng) /
1514 .lanuar lo/ii, Lichterscheinungen an Sonne und Mond in Schwaben (J. Stopei.) . . \
März 1 7
1520 Januar 3 — 7 AUei'lei Lichterscheinungen an Sonne und Mond in Wien (Fami-hilus
GüNGENnACn)
1523 Oktober 11 Gewitter mit Wolkenbrucli in Neapel (.1. Ludwig)
1527 Oktober 11 Nordlicht (noch als Komet angesehen) im Westrich (P. rRErr/.KR) . .
1530 Oktober 8 Tiberüberschwemmung in Rom ,
1530 Oktober 8 und Tiberübei schwemmung in Rom und Sturmllnt in Flandern . . . . \
November 5 " [
1530 November 5 Stunntlut in Flandern '
1534 Juni 3 Rätselhafte Lichterscheinung in Schleswig j
1534 Juli 3 Rätselhafte Lichterscheinung \
'535 September 1 Gewitter mit Windliosc in Oels (A. Moibanus)
1536 Juni I Rätselhafte Lichterecheinung
■537 April 25 BHtzschlag in Heidelberg (J. Micyli-is)
1337 Dezember 13 Blitzschlag in Rom
1538 Januar 16 Gewitter
1540 Juni 20 Lichterscheinung in Schlettstadt
1540 September 6 Lichterecheinung am Mond in Ungarn
1541 November 4 Nebensonnen in Balingen (M. Brotbkyhel)
1542 Juni 10 Blitzschlag, Stiii-m und Hagel in Konstantinopel
1542 November 30 bis Finsternis und Blutregen in Konstantinopel
Dezember 2
1543 Mai 4 Rätselhafte Lichterscheinung bei Pforzheim
1543 Juni 4 Nordlicht (?) in Wiesenthal (Erzgebirge)
1543 Juni 8 Gewitter und Lichterscheinung in Florenz
1544 April 19 Nebensonnenerscheinung in Glarus (J. Rüff)
1545 März 29 Lichterscheinungen in Polen
1546 .lanuar 14 Sturm auf Cypern
1 546 Februar 26 Nebensonnen in Ungarn
Zahl der
Flug- 1
schritten!
FtuR-
hlätttir
I
7
I
2
I
4
2
10
H
E r, L M A N N
546 August 7
546 Juni 22, .Fuli 27,
August 7
547 September 18
547 November 13
548 Mai 19
548
Juni 20
549
Juni 30
550
März 23
550
Juni 15
550
.luni
550
August 1 1
551
März 2 1
551
Mai 14
5SI
Oktober 25
552
Januar 9
552
Mai 17
5=:i
Februar 19
554
März 10
554
März 6 und 23
554
Mai 26
554
Juni 9 und
Februar 19
554
Juni 1 1
554
Juli 24
554
September
554
554/55
555
Dezember 29
556
Anfang
556
INIai I 2
556
Juni 2
556
August 9
556 September 5
556
Dezember 6
557
Januar
557
Septembei' 14/1;
557
55«
Mai 17
55«
Juni 30
559
August 13
560 Januar 30
560
Mäiz 29
560
Dezember 14/15
560
Dezember 28
s6o
Dezember 28
s6o
Dezember 28
561
Januar 16
561
Februar 27
56r
März 2
561
April 14
561
August 1 1
56.
Dezember 28
562
März 13
562
April 20
562
Juni 6
562
August 3
Gewitter mit Schadenblitzen in Mecheln
Blitzschlag in Mecheln und Solothurn, Wirbelwind in Italien . . . /
Nordlicht (;') in Wittenberg
Lichterscheinung in Rom
Lichterscheinung am Mond in Braunschweig (M. Illyricus, N. Medler,
J. PiSTORIUs)
Nordlicht (?) in Thüringen
Ungewitter (in Versen)
Kornregen in Kärnten
Kornregen in Weimar
Nordlicht 0')
Lichterscheinung in Nürnberg
Nebensonnen an der mittleren Elbe und in Leipzig (P. Ebeb, F. Me-
lanthon)
Wolkenbruch und Überschwemmung in Franken
Blutfließen in Prag
Wasserflut in Marburg in Hessen (Lied) (H. Engel)
Hagel in Dordrecht
Lichterscheinung am Mond in Thüringen (G. Joestei.)
Nordlicht (!') in ChAlons
Nebensonnen in Ingolstadt 'und Regensburg
Blutregen in Dinkelsbühl
Lichterscheinungen
Lichterscheinung oder Nordlicht (;') bei Nürnberg
Nordlicht
Lichterscheinungen in Prenzlau
Lichterscheinung in Siebenbürgen
Verschiedene Lichterscheinungen und ein Nordlicht (?)
Gewitter mit zündendem Blitzschlag bei Altenburg
Wintergewitter in Berlin (J. Cuno)
Sonnenring
Rätselhafte Lichterscheinung im Voigtland (J. Bai)
Nordlicht in Altenburg
Nordlicht in Küstrin
Lichterscheinung an der Sonne in Wittenberg
Nebenmonde und Nebensonnen, auch Nordlicht (?) in Wien
Tiberübersi'hwemmung in Rom
Blutregen in Pommern
Gewitter und Überschwemmung in Thüringen (M. Wagner) ....
Wolkengel)ilde bei Nürnberg
Gewitter und Hagel in Freiberg und Meißen (H. Weli-er, J. Schütz,
J. Niederstetter)
Nordlicht an der böhmisch-sächsischen Grenze (H. Weller, J. Merclius)
Nordlicht (Lied) (J. GÖLrrz)
Gewitter (und Nordlicht?) in Wien
Nordlicht in Eckeisheim bei Forchheim
■' Nordlicht in Bamberg und Lichtenfels (
Nordlicht in Nürnberg <
Nebensonnen in Rothenburg ob. d. Tauber l
Merkwürdige Lichterscheinung an der Sonne bei Eisleben (J. WrrTicH)
Lichterscheinungen am Mond in Nürnberg
Lichterscheinung an der Sonne in Nürnberg
Nebensonnen in Eisleben '
Nordlicht in Mitteldeutschland (H. Opicirs, G. Lichtius, J. Agricola,
C. BoLovESus, J. AcRONius) (i Lied)
Nordlicht in Wittenberg und Leipzig (P. Eber, G. Mauritius) . <. .
Wolkenbruch (Lied) (M. Föli.ei.)
Nordlicht (?) in Hamburg
Gewitter und Hagel in Württemberg
Zahl dir
Flug"
zhrifte
Flug-
blitt<T
10
2
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh.
56^
563 März 9
563 Jlärz 14
563 Dezember 9
564 Januar 13 — 15
564 Februar 19
564 März I
564 Juni 6, 7
564 Juni 25
564 Dezember 18
565 Februar 7. 8
565 April 21
565 Juni I
565 Juni 8
565 Juli 21
566 Februar i
566 Juli 27, 28.
August 7
567 Febniar 3
567 September i.
Oktober 23
567 Oktober 30, 31
568 März 28
568 März 28
568 Mai 2
568 Dezember 14,
21, 22
568 Dezember 22, 2-
569 Auftust 12
570 Januar 12
568 — 70 Mäi-7.
570 Mäi-z
570 Juni 14
570 August 2
570 Oktober 29
570 November 1
570 November 2
570 November 10
570 November 10
und 17
570 November 17
570 November i, 2.
16 bis 21
570 November 16 —
2 t, I
570 November 16 —
20, I
570 November
570 November 2,
Dezember 2
570 Dezember 6
570
571 Januar 11
571 Januar 26
571 Mai 23
571 Juni 6
571 Juni 6, 14, 18
571 Juli 29
571 September 3
571 September 29
Verschiedene Lichterscheinungen (J. Hebenstreiüt)
Nebensonnen in Gera
Nebensonnen bei Straßliurg
Gewitter
Lichterscheinungen an Sonne und >Iond in Erfurt (J. Hebensireidt)
Nordlicht in Eisleben und Leipzig (H. Mencelius, C. Irenehs') . . .
Gelbe Himmelsfär"bung zwischen Mechcln imd Brüssel
Nordlicht (?) auf dem Mittelmeer
Überschwemmung in der Raurls (Salzburg)
Lichterscheinung bei Augsburg
Überschwemmungen in Deutschland
Gewitter und Wolkenbrueh bei Freiburg a. d. l'nstrut (V. Zetsch,
G. LiSTENIUS)
Gewitter und Wolkenbruch in Thüringen (A. Ursin i's)
Blitzschlag in Breslau (J. Scholtze, M. Hoffmann)
Wolkenbruch in Annaberg i. Sa. (P. Wagner)
Lichterscheinungen an Sonne und Mond im Schwarzwald ....
Liohterscheinung in Basel (S. Corcius)
Licbterscheinung über Calais
Kreuzzeichen in Thüringen (M. Waoner)
Was.serilut in Verona
Blutregen (?), Nordlicht (?) (J. Schütz)
Nordlicht (?) im Voigtland
Nordlicht (?) in Basel und Konstanz . .
Lichterscheinungen an Sonne und Mond in Erfüllt (('. Faoius)
Lichterscheinungen und Nordlicht in Jena (F. Widebrand)
Blitztötungen in Thüringen (V. Rudolphus)
Nordlicht in Kuttenberg (Böhmen)
Lichterscheinungen und Nordlichter (A. Ursinus)
Nordlicht (?) in Böhmen
Kornregen in Österreich (ob der Enns)
Blutregen in Bayern (D. Holtzmann)
Nebensonnen in Marburg i. Hessen
Sturmflut in Antwerpen
Sturmflut in Belgien und den Niederlanden
Stunnrtut in Friesland
Sturmflut in Friesland
Gewitterregen (D. Holtzuann)
Sturmflut in Friesland . . .
Sturmflut in Antwerpen
Sturmflut in Belgien und den Niederlanden.
Sturmflut in Belgien und den Niederlanden. .
Sturmflut in Friesland, Hhoneüberschwemmung
Überschwemmung in Frankreich (Lied) .
Blitzschlag in Venedig
Lichterscheinung
Nebensonnen in Köln a. liheia ....
Lichterscheinung in Löwen (Belgien) . .
Gewitter und Nordlicht (?) in Gnesen. .
Kornregen in Schlesien (Lied) (H. Linck)
Nordlicht (?) in Prag
Blitzschlag in Magdeburg (Lied) ....
Lichterscheinung an der Sonne in Cypern
Zahl der
Flug- I Fliig-
:cliriftent blättcr
Phys.-matk. Abh. W21. Nr. 1.
18
Hellmann;
1572 Januar 2, 3
1572 Januar 6
1572 Januar 17
1572 Februar 16 1
1572 April 16 /
1572 Juni 18
1572 Juli 5
1572 September 14
1572 Dezember 14
1572 Dezember 22
1573 März 30
1573 August 12
'573 November 18
1574 Juni II
1574 Mal 31, Juni 13, 14
1574 Juli 20 — 22
[574 Juni 8, 19,
November 14, 15
1574 November 13. 15
1575 Januar i
■575 Mai 3
'575 Juli 30
'575 September 28
[576 Juni 24
t577 Januar 12
'577 März 24
[577 Mai I
[578 Februar 18
1578 Februar 19
1578 März 28
[578 Mai 15
[578 Mai 19
1578 Juni 8
1578 Dezember 5
'579 April 9
'579 August 2
1579 August 2
1579 September und
Oktober .
1579 Oktober 14
1580 Januar 12
1580 Januar 13, 18
1580 März 27
1580 März, April 23
1580 April 28
1580 Mai 13
1580 Januar 13, Mai 13
1580 Mai 27
1580 Juni 13
1580 August 10, 14
1580 Juni 13 und
September 10
1580 August 16
1580 August 16 und
September 10
1580 September 10
1580
1580 (1532, 1570,
1577)
1581 Januar 10
1581 Januar 20
Lichterscheinungen an der Sonne in Chur (H. Campellus) ....
Blutwasser in Thorn (Lied)
Nordlicht in Nürnberg
Lichterscheinung, Gewitter mit Hagel in Konstantinopel . . . . . /
Dasselbe \
Gewitter mit Wolkenbruch im Salzburgischen (Lied)
Donauhochwasser (Lied) (A. Hundsperger)
Überschwemmung in Hilperhausen (Lied) (J. Holtzheuseh) ....
Gewitter und Überschwemmung bei Fulda und in Hilperhausen (Lied) .
Nebenmonde bei Beifort
Lichterscheinung an der Sonne in Koschcl (Rochelle?) (Lied) . . .
Wasserflut im Voigtland
Nordlicht in Livland (G. Barthius). . .•
Gewitter mit Hagel in Troppau
Gewitter (M. Bertholdus)
Lichterscheinung, Blutregen in Böhmen (Lied)
Gewitter mit Hagel im Braunschweigischen (V. Greseb)
Nordlicht (N. Orphanus, M. Zeysrs)
Wunderzeichen in Posen
Nebensonnen (A. ühsinus)
Gewitter mit Blitztötungen bei Mainz
Nordlicht (i') und Lichterscheinungeu in Erfurt und Kauf'beuren (Lied)
Gewitter mit Wolkenbruch in Loßdorf (Lied)
Gewitter mit Blitzzündungen in Mähren (Lied).
Gewitter mit Blitzzündungen in Ungarn (Lied)
Nordhcht und Blutregen in Danzig (Lied)
Nebensonnen in Meißen (M. Henricus)
Mondhof in Bautzen (L. Dresserus)
Nordlicht (;') in Wien (?) (Lied)
Wasserguß in Horb (Lied) (A. Wetz)
Gewitter mit Blitzschlägen in Ofen
Blutrote Sonne in Franken (Lied) (L. EnENBEROER)
Rätselhafte Lichterscheinung bei Tübingen
t.'berschwemmung in Paris (Übersetzer Job. Fischart)
Nordlicht (!') in Köln und Wolkenbruch in Dresden
Gewitter in Dillingen (H. Kuntze)
Mäuse- (Lemminge-) Regen in Norwegen
Nordlicht, Blutregen in Danzig
Nebensonnen in Nürnberg und Altdorf
Nebensonnen, starker Wind in Rom
Getreideregen in der Mark Brandenburg (C. Stolshagius) 1
Dasselbe (Lied) (A. Wetz) . i
Dasselbe • ■ '
Wolkenbruch bei Krems (Lied) (D. Holtzmann)
Nebensonnen, Wolkenbruch (z. T. Lied)
Gewitter mit Hagel bei Göttingen (J. Kettler)
Nordlicht bei Eisleben
Starker Wind in Livland
Nordlicht bei Eisleben und in der Mark
Lichterscheinung bei Prag
Lichterscheinung und Nordlicht bei Prag
Nordlicht in Deutschland und Böhmen (P. Raüneb, J. Colerüs)
Nebensonnen, Nordlicht (?) (Lied)
Sturmfluten (M. Wagner)^
Lichterscheinung in Dresden
Lichterscheinung am Mond in Nürnberg und in Polen
Zahl
der
Flug,
schrilten
blilter
!
!
3
.
-
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 19
Zahl der
Flug- I Flug-
schriften I blätter
1581 Februar 17
1581 Mai 28
1581 August 27
1582 März 6
1582 März bis April 1 7
1582 März 6 und
Mai 9
1582 Mai 9
1582 Mai 12
1582 Juli 5
1582 Juli 31
1582 November 16
1582
.582
.582
1583 April 9
1583 August 5
1583 September 2
1583 Dezember 15
1 584 Januar i
1584 Februar 18
1584 April 19
1584 Mai 10
1584 Juni 7
1584 Juni 7
1584 Dezember 10
1586 April 25
1586 Juni 26
1586 August 18
1586 Oktober 28
1587 Juli 2
1587 Ende
1588 Juni 20
1588
1588
1589 Mai 21
1589 Juli II
1589 Juli 23
1590 Januar i
1590 März 8
1590 April II
1890 November 12 bis
November 16
1590
1591 August 19
1591 September 8
1591 Oktober 5
1592 März 5
1592 Mäi-z 15
1592 Juni 28
1593 Januar 8, 18
1593 Januar 25
1593 P'ebruar 10
1593 Februar 12, 13
1593 April I
1593 Oktober 3
1595 Februar 2
1595 Februar 23
1595 Januar 16 bis
März 2
Wintergewitter bei Prag
Nebensonnen in Heidelberg (Lied)
Nordlicht in Magdeburg (J. Pomarius)
Nordlicht in Zwickau (T. Mollerus, Bapst von Rochlitz) ....
Sturm in den Niederlanden
Nordlicht und Wolkenbruch in Karlsbad (Lied) ,
Wolkenbruch in Karlsbad (C. Stkphani) 1
Hagelwetter bei München *
Gewitter mit Wirbelwind bei Erfurt (J. Hhodius)
Gewitter mit Hagel und Wolkenbruch bei Aichach
Nordlicht in Havelberg (P. Victorius)
Schreckliches Wetter, Kornregen bei Schwandorf (Lied)
Grausames Wetter in Rotenburg a. Neckar
Überschwemmung bei Salzburg
Nebensonnen in Nürnberg
Blutquellen und Nordlichte in Württemberg
Nordlicht (C. Füger)
Blutwasser zu Kronach (z. T. Lied)
Gewitter und Wolkenbruch in Loßdorf (Lied)
Meteor (.') im Bernerland
Lichterscheinung an der Sonne in Kronach (W. Pletzlein) ....
Gewitter mit Schadenblitzen in Biberach (Lied) (C. W. Platzius) . .
Gewitter in Stargard in Pommern (W. Gretzer)
Lichterscheinungen (Lied)
Finsternis und Biutregen in Rom (V. Sterck)
Regenmangel in L^ngarn /
Regenmangel l
Gewitter mit Hagel in Gent (C. Strütberger)
Rätselhafte Lichterscheinung in Böhmen
Windhose bei Augsburg
Nordlicht (?)
Grewitter, Überschwemmung, Blutregen in Lfittich
• Erschreckliche Geschieht«
Nässe des Jahres, Wasserfluten in Thüringen (C. Herrnschwagkr) . .
Gewitter, Nordlicht (?) in Konstanz
Wasserflut im Hohenloheschen (Ü. Mederüs)
Lichterscheinung an der Sonne in Hamburg (D. Wolder)
Lichterscheinung, Nordlicht (?) in Konstanz (Lied)
Nordlicht in Augsburg
Lichterscheinung an der Sonne in Augsburg
Nordlicht (?) in Donauwörth (G. am Wai-de)
Nordlicht (?) . :
Dürre des Jahres in der Lausitz (^L Bohemus)
Nordlicht in Nürnberg
Nordlicht in Augsburg
Nordlicht in Nürnberg
Lichterscheinung an der Sonne in Wittenberg (G. Müller) ....
Lichterecheinung in Kreuznach (Lied)
Blutfließen in Württembei-g (Lied)
Lichterscheinung am Mond in Laibach
Nebensonnen in Nürnberg
»Wundergeschicht« in Konstantinopel (Lied)
Nebensonnen in Nürnberg
Nordlicht (?) in Hessen (Lied)
Lichterscheinung am Mond in Aitsohl
Nordlicht (?) in Münster (Lied)
Wasserflut in Co.sprunn
• Wasserguß" in Nürnberg
20
H K L L M A N N :
Wassergüsse ia Nürnberg
Nordlicht (?) in Berlin (J. Colerus)
Schreckliches Wetter um Großwardein
Überschwemmungen in Deutschland (Lied)
Gewitter, Blutregen in Schlesien
Gewitter mit Hagel in Würzburg
Blut- und Schwefelregen in Stralsund (D. Herlicius, C. Schi.üsselhir(;.
F. RuNGius)
Uberschwemmangen im Rheinland, Lichterscheinungen
Tiberüberschwemmung in Rom (i Lied)
Unwetter in Holstein
Lichterscheinung (Lied) • •
Verschiedene Erscheinungen (Lied)
Zahl der
Flug- 1 Flug-
»ehriftenl blltter
.
I
I
2
I
I
I
I I
2
r I
I
I
I
H.
1595 Februar 14 bis 28
1595 Oktober 19
1595 Sommer
1595
1597 Mai I, 18
1597 Juni I
1597 Juni 15, 16
1598 Mai 6, 17
1598 Dezember 24
1 599 März I
1599
1599
Eine genauere Durchsicht des vorstehenden Verzeichnisses lehrt, daß es bestimmte
meteorologische Erscheinungen sind, über die in den Flugschriften mit Vorliebe berichtet
wird und die somit als besonders merkwürdig und ungewöhnlich angesehen wurden.
Ordnet man sie in größere Gruppen ein, so findet man folgende Verteilung:
Lichterscheinungen an Sonne und Mond (am Himmel, »Gesicht«,
»Wunderzeichen«) S^'^''
Nordlichte und nordlichtartige Erscheinungen (fragliche Nordlichte) 22 >• »
Elektrische Erscheinungen (Gewitter, Blitzschlag, Hagel, »grau-
sames Wetter«, »Ungewitter« usw.) 21 » »
Wolkenbrüche und Überschwemmungen 12» »
Bluterscheinungen (Blutregen, Blutlaufen, Blutfließen, Blut quellen) 6 » »
Sonstige Wunderregen (Getreide-, Mäuse-, Schwefelregen usw) . . 3 » »
Stürme und Sturmfluten 4" »
Allgemeine Witterungsbeschaffenheit des Jahres bzw. der Jahres-
zeiten (Nässe, Dürre) 2 » »
Wie. man hieraus ersieht, beschäftigen sich die Flugschriften sehr selten mit eigent-
licher Witterungsgeschichte. Obwohl es im XVI. Jahrhundert an Witterungsanomalien
aller Art, wie strengen und milden Wintern, heißen Sommern usw., nicht fehlte, wissen
die Flugschriften nichts davon zu berichten ; nur gegen das Ende des Jahrhunderts geben
sehr trockene und sehr nasse Sommer die Veranlassung zur Abfassung kleiner Schriften
darüber. Früher', als ich die Flugschriftenliteratur in ihrem gesamtenUmfange noch nicht über-
sah, nahm ich an, daß sie viele Beiträge zur Witterungsgeschichte liefern würde. Das trifft also
nur in sehr beschränktem Maße zu: es handelt sich fast ausschließlich um auffällige Einzel-
erscheinungen, die durch die Flugschriften und Flugblätter der Nachwelt übermittelt werden.
Wenn in diesen besonders heftige Gewitter mit vielen Schadenblitzen, oder wolken-
bruchartige Regen mit nachfolgender zerstörender Überschwemmung, oder starke Stürme
und verwüstende Sturmfluten, oder naturwidrige Erscheinungen wie Blutregen usw. be-
handelt werden, so verstellt man das Interesse daran ohne weiteres; daß aber Licht-
erscheinungen" am Himmel am häufigsten die Aufmerksamkeit erregt haben, muß einen
andern Grund haben. Es liegt hier oöenbar ein alter Aberglaube vor, der sich ins Alter-
' Neudrucke, Nr. 12, Einleitung S. 22.
- I^ine von Lalrentius Fleischer in Chemnitz (;') [Ms. Dresden L. 83 FoL] geführte Chronik enthält
eine große Zahl von Handzeichnungen über Lichterscheinungen, z. B. Nebensonnen in Breslau am
26. Juni 1541 fol. 29, Nebensonnen (farbig) in Norwegen am 13. Januar 1545 fol. 33, drei weiße sich schneidende
Ringe am blauen Himmel am Pfingsttag 1548 foL 41, sechs Seiten mit verschiedenen Zeichnungen der Neben-
sonnen, die am 21. März 1551 an vielen Orten gesehen wurden, vor fol. 44.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flughlüttem des XYI. Jahrh. 21
tum zurückverfolgen läßt und der auch durch viele Aussprüche der Bibel (z. B. Joel 3, 3
»will Wunderzeichen geben im Himmel«, Lucas 21, 25: »und es werden Zeichen ge-
schehen an der Sonne und Mond und Sternen«) fortdauernd genährt worden war. In
der Tat, es ist der alte Prodigienglaube der Römer, der hier noch fortlebt und der
nun, nach Erfindung des Buchdrucks, durch die Flugschriften in weitesten Kreisen neu
belebt wird. Ein Prodigium war für die Römer ein außerordentliches Ereignis, das als
Zeichen göttlichen Zornes galt und gesühnt werden mußte'. Sie wurden deshalb auf-
gezeichnet, und namentlich Livius hat uns eine große Zahl von ihnen überliefert. Die
hauptsächlichsten Prodigien aus dem Luftreich waren fast dieselben Erscheinungen,, die
am häufigsten in den Flugschriften des XVI. Jahrhunderts wiederkehren, nämlich: Licht-
erscheinungen an Sonne und Mond; nächtliche Lichterscheinungen am Himmel, die man
als Nordlicht deuten kann; Färbungen und Glühen des Himmels; merkwürdige Wolken-
bildungen ; besonders aber Blitzschläge, worin man wohl einen Einfluß der sehr ausge-
bildeten Fulgurallehre der Etrusker erkennen kann; Unwetter und Überschwemmungen;
Wunderregen (es »regnete« Blut, Eisen, Erde und Kot, Kreide. Fische, Milch, Öl, Steine,
Wolle, Ziegelsteine); Blutlließen und Blutquellen'".
Wie ich in den Neudrucken Nr. 1 3 Einleitung S. 9 näher ausgeführt habe, achteten
schon die alten Babylonier besonders auf atmosphärische Lichterscheinungen, Wolken-
gestalten, Stürme und Gewitter, die sie zu Prophezeiimgen benutzten, so daß man an
ein Forterben solcher Anschauungen sehr wohl denken kann. Es erscheint auch durch-
aus verständlich, daß Völker, deren Götter ihren Sitz im Himmel haben, seltene Licht-
erscheinungen am Himmel als direkte Zeichen der Götter ansehen. Bei den Römern
galten sie als Zeichen göttlichen Zornes, die eine Sühnung (procuratio) von Staats wegen
verlangten. Die christliche Kirche faßte sie als göttliche Mahnungen und Warnungen
auf, welche die sündigen Menschen zur Buße und Einkehr auffordern. Es ist interessant
zu beobachten, wie sich auch in dieser Beziehung eine Wandlung in der Auffassung
außerordentlicher meteorologischer Erscheinungen im XVI. Jahrhundert vollzog. Anfänglich
waren die Berichte ziemlich sachlich gehalten und beschränkten sich im wesentlichen
auf eine Schilderung der Erscheinung. Von etwa 1540 ab begann die moralisierende
Betrachtungsweise immer mehr Eingang zu gewinnen. Es scheint außer Zweifel zu stehen,
daß die Wittenberger Hochschule darin einen ausschlaggebenden Einfluß ausübte.
Melanchthon, der in Tübingen auch den Astronomen Stöfflek gehört hatte, besaß aus-
gesprochene astrologisclie Neigungen und wird in seinen Vorlesungen die jungen Theo-
logen nicht bloß zur Beachtung himmlischer Zeichen, sondern auch zu deren Auslegung
angeregt haben". Ich habe ja bereits oben gezeigt, wie häufig gerade protestantische
' Vgl. Franz Lvterbacher, Der Prodigienglaube und Prodigienstil der Römer. Eine historisch-philo-
logische Abhandlung. Burgdorf 1 880. 4°. (Beilage /.. Jahresbericht über das Gymnasium in Burgdorf) und
Ludwig WClker, Die geschichtliche Entwicklung des Prodigienwesens bei den Römern. Studien zur Ge-
schichte und t'berlieferung der Staatsprodigien. Inauguraldissertation. Leipzig 1903. 8°.
' Auch im Stil der Darstellung besteht eine Ähnlichkeit zwischen den alten Prodigienberichten und den
Flugschriften des XVL Jahrhunderts. Das Eintreten eines Prodigium wird mit fieri und videri bezeichnet,
während in den deutschen Flugschriften von Geschieht = Geschehnis und von Gesicht = Gesehenes die Rede ist.
' Sclion bald nach seiner Ernennung zum Professor in Wittenberg hat Melanchthon auf direkte Vei--
anlassung des Kurfürsten über Plinius, d. h. über Kosmologie nach dem 2. Buch von Plinius' Naturgeschichte,
Vorlesungen gehallen. Diese übernahm später der Professor der Mathematik (und Medizin) Jakob Milich, der
einen ausführlichen Kommentar dazu veröffentlichte (1534, mehrere Auflagen), und der Schwiegersohn von
Melanchthon, Kaspar Pkücer, der einen -Commentarius de praecipuis divlnationum generibus« 1553 (mehrere
Auflagen) erscheinen ließ. In diesem handelt ein eigenes Kapitel (De teratoscopia, von t^pac = prodigium)
von der Deutung der Wunderzeichen.
Über Melanchthons \ ielfache Bemühungen um die ^Mathematik und Astronomie belehrt die Monographie
von Bernhardt, Philipp Melanchthon als Mathematiker und Physiker, Wittenberg 1865, 8°. Auch zeigt die
22 Hellmann:
Geistliche, die in Wittenberg studiert hatten, meteorologische Flugschriften und Flug-
blätter veröffentlichten. Dagegen ist die Beteiligung katholischer Pfarrer an der Heraus-
gabe solcher Schriften sehr gering.
Dem Geistlichen steht es gut an, zur Buße zu mahnen, und darum hat er die Ge-
legenheit, dies bei der Auslegung von Naturereignissen zu tun, stets gern benutzt. Daraus
erklärt sich auch die Tatsache, daß Predigten in Anlehnung an außerordentliche Vorgänge
in der Atmosphäre (»Wetterpredigten«) fast ausschließlicli von protestantischen Pastoren
veröffentlicht worden sind (vgl. meine Beiträge I 113— 138).
Sah der Geistliche in merkwürdigen Lichterscheinungen eine Mahnung Gottes an die
sündige Menschheit, so betrachtete sie der Astrolog als Vorzeichen irgendeines schlimmen
Ereignisses und suchte dieses zu deuten. Die Astrologie stand ja gerade im XVI. Jahr-
hundert in höchster Blüte und hatte gut ausgebildete Methoden, die auch solche Er-
scheinungen in Betracht zogen. Ich habe darüber im zweiten Bande meiner »Beiträge«
kleine Schrift von O. Clemen, Alte Einblattdrucke, Bonn 191 1, kl.-8°, S. 540"., wie fleißig Melanchthon auf-
fällige meteorologische Erscheinungen beachtete, an Freunde darüber Mitteilung machte oder sie in lateinischen
Hexametern beschrieb.
Bkrnhardt, der meist aus dem Corpus Reformatorum schöpfte, kennt den von Melanchthon heraus-
gegebenen Einblattdruck über das Nebensonnenphänomen von 1551 nicht. Ich kann hinzufügen, daß wahrschein-
lich im Hause von Melanchthon ein Witterungsjournal geführt wurde. Ich besitze nämlich ein Exemplar des
»Almanach novum Petri Pitati Veronensis Mathematici, superadditis annis quinque supra ultimas hactenus in
lucem editas loannis Stoefleri Ephemeridas 1551. ad futurum Christi annum. M.D. LVI . . . Tubingae M.D.XLnn,
4° «, in dem genau in der Weise, wie ich es für viele Exemplare von Stöfflers Ephemeriden in Neudrucke Nr. 13,
Einleitung S. 14 näher nachgewiesen habe, auf der linken Seite Familiennachrichten, auf der rechten Witte-
rungsangaben handschriftlich eingetragen sind. Aus den ersteren, die fortwährend vom Wegreisen und AVieder-
kommen Philipp Mel(anchthons) berichten (nach Torgau, Leipzig, Halle und anderen Orten, vermutlich V'isitations-
reisen), und die auch am 16. November 1548 die Eintragung »mortuus D. Crucigerus hora 5 M. 45«, am 18.
• sepultiis« enthalten, geht unzweideutig hervor, daß die Wetterbeobachtungen im nächsten Freundes- oder
Verwandtenkreise, vielleicht sogar im Hause von Melanchthon durch einen Famulus - — "familiaris et domesticus
convictor« — gemacht wurden, also sich auf Wittenberg beziehen. Da sein Schwiegersohn, der bereits genannte
Kaspar Peucer, bei ihm wohnte, glaubte ich anfänglich, daß dieser die Eintragungen gemacht habe; allein die
Vergleichung der Handschrift mit Autographen von Peucer, die sich in der Darmstaedterschen Sammlung der
Preußischen Staatsbibliothek in Berlin befinden, macht das wenig wahrscheinlich, und außerdem findet sich
häufig die Eintragung ». . . abiit . . cü M. C. P.«, die ich glaube deuten zu müssen: cum Magistro Casparo
Peucero, zumal beim 19. Dezember 1548 steht: »abijt Lipsiä cfi M. Cas.«
Die Witterungseintragungen eifolgen nicht regelmäßig für jeden Tag der Jahre 1548 — 1550, reichen aber
aus, um zu erkennen, daß der Winter 1548/49 streng und schneereich und daß der folgende Sommer 1549
warm war. Als einen kleinen Beitrag zur Witterungsgeschichte dieser Jahre im mittleren Norddeutschland lasse
ich die einzelnen Eintragungen selbst hier folgen :
Witterungsbeobaehtungen in Wittenberg^.
1548.
Januar 25. pluviae. 26. venti. 28. venti. ^i. venti. Februar 2 pluvia exigua. 3. noctu tonuit
intern &12. 10. Conspecta est flamma ... in aere Hallae versus Magdeburgam . . . per integram horam.
März 5. . . . ventorum. 9. venti. 10. pluviae parvae. 14. serenitas. 27. frigora. 28. venti. 31. Cadebat
nix copiosa hora 5. per 2 horas. April 2. frigora. Mai 14. venti. 15. pluviae. 22. pluviae parvae. 24. venti,
tonitrua. 25. pluviae et venti. 28. 29. 30. serenitas. Juni i. pluit. 4. pluvia parva. 6. tonitrua, pluvia &
grando hora 4. post m. 7. tenuiss. pluviae, vesp. & mane. 8. pluit. 10. pluviae m. nocte. calidus dies.
12. coelum nubilum. 15. pluvia. 16. coelum nubilum. 17. 18. 19. 20. serenitas. 21. nubilum coelum. 22. tenuis.
pluviae. 26. venti. 29. venti. 30. venti, pluviae parvae. Juli i. 2. 3. venti. 4. pluit. 6. aer frigidus. 7. venti,
turbidus aer. 14. bis 20. magni aestus. 20. schvvül(?). 23. aer turbidus. 24. pluvia parva. 26. aer calidus.
29. pluvia parva. 30. pluvia. August 5. 6. calidi dies. 9. calidissimus dies, tonitrua, pluvia. 10. calidus.
II. 12. pluviae, tonitrua. 13. pluviae. 15. pluviae. 18. pluviae. 23. pluviae largae. 24. pluviae. 26. pluviae.
27. tonitrua. 28. pluviae. 29. pluviae. 30.31. serenitas. September i. 2. 3. serenitas. 4. pluvia. 5. pluvia,
venti. 6. venti. 7. pluvia. 8. 9. serenitas. 10. 11. coelum nubilum. 12. pluit. 14. venti. 15. venti.
16. serenitas. 20. pluviae parvae. Oktober 4. pluit. 5. venti. 9. pluit. 10. nix. 11. pluviae. 12. pluviae.
13. pluviae. 14. serenitas. 15. venti, pluviae. 17. pluviae. 21. 22. frigus. 28. pluviae. November 6. casma
[vgl. weiter unten die Anmerkung zu S. 24]. 7. pluvia. 13. pluvia. 15. coelum nubilum, pluvia. 19. serenus
dies. 21. serenitas. 22. pluit. 23. 24. nix. Dezember i. horrida frigora. 7. frigora. 8. nix.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 23
eingehender gehandelt. Hier möchte ich nur noch hervorheben, daß mit Vorliebe frühere
Beispiele derselben Erscheinung beigebracht und irgendwelche spätere Ereignisse politischer
oder wirtschaftlicher Natur als deren Folge angegeben wurden. Es erscheint mir daher
sehr verständlich, daß ein Buch, das eine Zusammenstellung von vielen wunderbaren
oder auffälligen Naturereignissen enthielt, gerade damals sehr geschätzt und viel gelesen
wurde. Es war dies die kleine Schrift von Juuus Obsequens, einem spätrömischen Schrift-
steller (wahrscheinlich aus dem IV. Jahrhundert n. Chr.), der nach einem Auszug (epitome)
von Livius ein ziemlich oberflächlich gefertigtes Verzeichnis von Prodigien in Rom für
die Jahre 505 — 742 der Stadt aufgestellt hatte. Es wurde zum ersten Male 1508 von
Aldus in Venedig gedruckt und ist gemäß einer Zusammenstellung eines späteren Heraus-
gebers (Fk. Oüdendorp, Lugd. Bat. 1720. 8°) nicht weniger als noch 15 mal im XVI. Jahr-
hundert erschienen. Man findet daher in den Flugschriften dieses Jahrhunderts viele
Wunderzeichen aus der römischen Geschichte als Beispiele und Belege zitiert.
1549.
Januar 5. frigus, serenitas. 7. nix copiosa & venti. 18. frigus. 19. .^erenitas. 20. venti. 25. venti.
26. pluviae. 27. pluvia. 28. frigora. 31. nix. Februar 12. pluvia. 13. venti, pluvia. 17. friguSv 19. nix
copiosa. 21. nix copiosa. 23. nix cecidit, venti. März 24. pluviae. 26. serenitas. April 8. pluvia. 10. venti,
frigora. 11. nix copiosa et duravit per duos dies, frigus. 20. pluviae parvae. 21. coelum nubilum. 22. clarus
dies, venti. 25. venti, pluviae. April 3. 4. venti. 7. venti. 10. venti & coelum . . .(?). 11. venti. 12. coelum
nubilum. 13. calidus dies. 14. coelum nubilum. 15. coelum nubilum . . .(•*). 17. calidus dies. 18. 19. calidus
dies. 20. calidus dies, pluviae. 21. coelum nubilum, pluvia, venti, tonitru. 22. schwül. 23. pluvia, venti.
26. venti. 27. coelum nubilum. 28. venti. 29. coelum nubilum. 30. tonitrua, pluvia. 31. pluvia. Juni
2. pluvia. 27.28.29.30. pluvia. Juli i. pluviae, venti. 4. coelum nubilum sed et(?) seren. 5. calidus dies.
6. venti. 8. calidus dies. 9. serenitas. 10. serenitas. 11. — 17. calidus dies, magni aestus. 18. coelum nubilum.
19. coelum nubilum. 20. venti. 21. pluviae parvae. 22. coelum nubilum. 23. serenitas. 24. tonitrua, pluviae.
25. 26. coelum nubilum. 27. calidus dies. September 3. coelum nubilum. 6. pluviae. 7. pluviae. 8. vidi
indem 6 ma. Venti, coelum nubilum. 9. venti. ii. serenitas. 23. pluviae. 25. seren. 26. serenitas. Oktober
3. pluvia, venti. 4. pluvia. 6. pluvia, venti. 13. 14. pluvia, venti. 16. venti impetuosi. 21. serenitas. 22. pluvia.
27. frigus. 30. ?. 31. venti. November i. pluviae, venti. 4. frigus. 8. 9. venti. 13. 14. venti impetuosi.
15. pluvia, venti. 20. 21, pluviae. 25. nix, frigus. 27. frigus. Dezember 24. Irigus. 25. subita mutatio
frigoris. 26. pluviae. 27. 28. coelum nubilum. 29. venti.
1550.
Januar 8. pluvia. 16. frigus. 25. dies serenus. 26. coelum nubilum. Februar 5. — 7. nix & pluvia.
8. serenitas. 12. 13. venti. 16. — 18. venti, coelum nubilum. 20. 21. clarus dies. 22. pluviae. 24. venti.
25. clarus dies. 26. pluviae. 27. coelum nubilum. 28. pluvia. März i. clarus dies. 6. coelum nubilum.
7. — II. venti. 9. coelum nubilum. 11. serenitas. 12. coelum nubilum, pluit, 13. serenitas. 14.15. venti.
16. serenitas. 17. venti. 19. venti. 21. nix capiosa. 26. pluviae. 28. venti. 31. coelum nubilum. April
3. pluvia. 4. coelum nubilum. 5. tonitrua, grando. 14. frigus, venti. 20. 21. venti. 30. venti, pluviae.
Mai I. venti, pluvia. 10. calidus dies. ii. coelum nubilum, pluvia. 12. serenitas. 13. pluviae, tonitrua.
14. venti, pluviae. 15. pluviae. 16. pluviae, venti. 17. tonitrua. 18. coelum nubilum. 19. venti. 20. coelum
nubilum. 29. pluvia. 30. venti. Juni i. 2. venti. 5. 6. 7. serenitas. 8. pluvia. Oktober 14. 15. pluvia,
venti. 17. nix copiosa. 18. venti. 19. glacies, serenitas. 20. serenitas.
1531.
Januar 4. 5. pluviae. 10. venti impetuosi.
Es scheint sogar im Auftrage der Universität Wittenberg von einem ihr Zugehörigen ein Wettertagebuch
geführt worden zu sein, aus dem semesterweise eine Witterungsübersicht gefertigt und der Matrikel voraus-
geschickt wurde. Diese sind veröffentlicht worden in dem Werk: Album Academiae Vitebergensis ab a. Ob.
MDII usque ad a. MDCII. Volumen secundum sub auspiciis Bibliothecae Universitatis Halensis ex autographo
editum. Halis 1894. 4°. Die Wetterberichte reichen von 1560 Michaelis bis 1573 Ostern und enthalten außer
einer allgemeinen Charakteristik des Wetters — darunter der sehr strengen Winter 1560/61 und 1564/65 —
auch ausführliche Berichte über einzelne Erscheinungen, wie Nordlichte, Nebensonnen und Überschwemmungen.
Ob der jeweilige Rektor der Universität diese Witterungsübersicht und den sich anschließenden Überblick
über die wichtigsten Vorgänge in der Geschichte von Europa im letzten Semester selbst gefertigt hat oder ob
mit der Abfassung ein und derselbe Professor beauftragt war, lasse ich dahingestellt. Die Wetterberichte, in
denen als Ui'sachen anomaler Witterung Gestimstellungen angegeben werden, könnten möglicherweise von
Kaspar Peüceb herrühren. Die Beschreibung des Nordlichtes vom 13. März 1562 wird allerdings dem zeitigen
Rektor Johannes Schneidewein zugeschrieben.
24 H E I, L M A N N :
Die Deutung und Auslegung der Ersclieinungen nimmt in den meisten Flugscliriften,
besonders in späterer Zeit, weit melir Raum ein als die Beschreibung der ilrscheinungen
selbst. Ja oft erfährt man nur aus dem Titel oder aus der Überschrift des Einblatt-
druckes, daß ein ungewöhnliches Naturereignis stattgefunden hat. In den gereimten Be-
richten kommt natürlich die Beschreibung etwas kurz weg und ist zudem oft so ungenau,
daß man nicht recht weiß, was für eine Erscheinung gemeint ist. Das gilt aber auch
für manche Flugschrift in Prosa, in der in höchst phantastischer Weise Dinge beschrieben
werden, die sich in keine Klasse von meteorologischen. Erscheinungen einreihen lassen.
Insbesondere bei Lichterscheinungen ist man oft im Zweifel darüber, ob es sicli um ein
Phänomen der meteorologischen Optik oder um ein Nordlicht handelt. Immerlün ist auch
hierbei eine allmähliche Entwicklung in der richtigen Auffassung deutlich zu erkennen.
Es würde zu weit führen, dies für alle Erscheinungen darzutun, und es mag genügen,
hier darauf hinzuweisen, wie sich der Begriff des Nordlichtes als einer eigenen Erscliei-
nung im Laufe des XVI. Jahrhunderts entwickelt hat.
Daß das schön ausgebildete Nordlicht vom ii. Oktober 1527 noch als ein Komet
angesehen wurde, habe ich in einem besonderen Artikel des I. Bandes meiner- »Beiträge«
bereits näher nachgewiesen. In den dreißiger und vierziger Jahren kann manche Licht-
erscheinung sehr wohl als Nordlicht gedeutet werden, namentlich, wenn von einer Bewegung
der Strahlen gesprochen wird oder wenn streitende Männer bzw. ganze Heere in oder
über den Wolken gesehen werden. Noch ein Jahrhundert später (167 1) ist in Jena
darüber di.sputiert worden (Frid. Madeaveis [def J. E. Teubnerus], P]xercitatio physica de
armorum militumque simulacris in aere comparentibus). Eine richtigere Auffassung der
Erscheinung verraten zuerst die Zeichnungen auf einigen Einblattdrucken, wie die von
1550 Juni, 1554 März 10, 1554 Juli 24, 1557 Januar, die Nordlichte sicher erkennen
lassen*. In diesen Fällen scheint die richtige Beobachtung des Formschneiders selbst —
namentlich von Hamer in Nürnberg — von ihm auch ziemlich genau wiedergegeben zu
sein. Die folgenden Jahre waren so reich an Nordlichterscheinungen, daß sich die Gelegen-
heit, sie zu beobachten und zu zeichnen, öfter darbot und damit auch die Sicherheit
im richtigen Erfassen der Erscheinung wuchs. Ganz unzweideutig läßt sich ein Nord-
licht erkennen aus den Beschreibungen der »himmlischen Feuerzeichen« am 30. Januar 1560,
welche die beiden Pastoren Merkel und Weller veröffentlichten. Iü)enso lassen die
8 Einblattdrucke über das » Wunderzeichen « (»Wunderbariich Gesicht«) vom 28. Dezem-
ber 1560 keinen Zweifel darüber, daß es ein Nordlicht war; diese bildlichen Darstellungen
zeigen zugleich, wie verschieden ein und dasselbe Phänomen aufgefaßt wurde. Genau
ein Jahr darauf, am »Tage der unschuldigen Kindlein« (28. Dezember 1561)"^ erregt aber-
mals ein Nordlicht so weitgehende Aufmerksamkeit in Sachsen, der Mark und Lausitz,
daß der Superintendent Opitz in Bischofswerda, der Magister Licht in Frankfurt, der
Schriftsteller Agricola in Spremberg die »großen feurigen Zeichen« beschreiben (11 Drucke,
1 Einblattdruck), während der Züricher Naturforscher Gesnek unter dem Pseudonym
' Auffällig erscheint, daß das große Nordlicht vom 6. November 1548 durch keine Fhigscbrift belegt
ist. Der oben genannte Miliuhius hat es in Wittenberg beobachtet und berichtet darüber (C. Plinii Liber
secundus de mundi historia, cum commentario .1. Milichii..., Ausgabe Lips. 1573. S. 278) ■■ Longe horribilissi-
mum chasma conspectum est in bis ferris anno 1548 hoia noctis 12 diei 6. Novembris, quod non tantum
transcurrit per coeli plagam, sed aliquando stetit, adeo ut coelum prorsus ignitum conspiceretur, et in qui-
busdam locis etiam ignis copiosus delapsus, qui aliquot pagos incendit«. Die Angabe, daß bei einem Nord-
licht oder einer nordliclitähnlichen Erscheinung Feuer vom Himmel gefallen sei, kommt mehrfach vor und
bei-uht natürlich auf einer Täuschung.
2 Das »Verzeichnis beobachteter Polarlichter, zusammengestellt von Hermann FRrrz - (Wien 1873, 8°).
erheischt nach den in der nachfolgenden Bibliographie gegebenen neuen Nachweisen mancherlei Berichtigungen
und Ergänzungen.
Du' Meteorologie in den deutfchen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 25
Bolovesus ilim eine kleine lateinische Abhandlung widmet. Daß über dieses Nordlicht
kein Bericht bzw. Kinblattdruck aus Nürnberg oder Augsburg vorliegt, glaube ich dahin
deuten zu sollen, daß der Himmel daselbst an dem Tage bewölkt war; denn sonst hätten
sich die zahlreichen Briefmaler dieser beiden Städte die Gelegenheit zur Anfertigung von
Einblattdrucken darüber nicht entgehen lassen. Das Nordlicht vom 13. März 1562 mit
schön ausgebildeter Corona hat namentlich in dem Wittenberger General Superintendenten
Paci, Eber, einem Freunde und Mitarbeiter Melanchthons, einen gewissenliaften und ver-
ständnisvollen Schilderer gefunden, der aber das »schreckliche Zeichen« natürlich auch
zu »einer vermanung zur Christlichen bekerung« benutzt'. Später sind noch manche
gute Darstellungen von Nord lichten veröftentlicht worden, aber es fehlt auch nicht an
solchen, die Zweifel daran zurücklassen, ob man es wirklich mit dieser Erscheinung zu
tun hat. Ein Grund dafür liegt offenbar in dem Fehlen eines eigenen deutschen Wortes
für das Nordlicht, das erst gegen 1700 in Deutschland so genannt wurde. Die Gelehrten
des XVI. Jahrhunderts sprechen meist von einem xäcma, auch lateinisch chasma oder
chasma coeli; ja anläßlich des Nordlichtes vom 16. November 1582 schreibt der Havel-
berger Pastor V'uTORiis sogar schon eine xAcwATOAoriA, die aber mehr Moral theologie als
Meteorologie enthält.
Was die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der in den meteorologischen Flugschriften
berichteten Erscheinungen im allgemeinen betrifft, so ist streng zu unterscheiden zwischen
denen, die auf eigner Beobachtung der Darsteller beruhen, und soldien, die Mitteilungen
fremder Personen wiedergeben. Die ersteren sind die zuverlässigeren und glücklicher-
weise auch die häufigeren. Die letzteren wurden ebenso wie die Neuen Zeitimgen po-
litischer Natur durch den damals schon gut entwickelten brieflichen Nachrichtendienst
vermittelt; solche berufsmäßige Briefschreiber' gab es namentlich in Nürnberg, Köln,
Straßburg. Welch sonderbare Wege bisweilen eine Mitteilung machte, ehe sie gedruckt
wurde, zeigt z. B. der Bericht über merkwürdige Lichterscheinungen in Schleswig am
3. Juni 1534, der aus Antwerpen kam: »dise neue zeytung ist von Antdorff hierher ge-
schriben worden.«
Besondere Erwähnung verdient ferner der Umstand, daß Neue Zeitungen und Nach-
richten aus Rom und Konstantinopel relativ häufig vorkommen ; man interessierte sich
offenbar für alles, was am Sitz des Papstes geschah, und ebenso erschienen alle auf die
Türken bezüglichen Nachrichten besonders wichtig. Diese letzteren kamen meist über
Italien.
Hervorzuheben wäre noch, daß sich eine große Zahl phantastischer Darstellungen,
auf die ich in der Bibliographie jedesmal hingewiesen habe, unter den Flugschriften und
Flugblättern befindet und daß es geboten ist, diese ganze Literaturgattung kritisch anzu-
sehen und vorsichtig zu benutzen.
ZusammenfasBuu^cii von Flu^chrii'teii zu Büchern.
Als um die Mitte des XVI. Jahrhunderts die Zahl der jälirlich erscheinenden Flug-
schriften und Flugblätter stark zunahm und damit ein wachsendes Interesse des Volkes
an solchen Veröffentlichungen zutage trat, scheinen ziemlich gleichzeitig mehrere Gelehrte
die Idee gehabt zu haben, eine Zusammenfassung der Berichte über Natur- und andere
Ereignisse in Buchform herauszugeben. Sie fanden wahrscheinlich eine weitere Anregung
dazu in dem Unternehmen des Baseler Professors Konrad Lycosthenes, der das alte
Prodigienwerk von Julius Obsequens ergänzt und mit Abbildungen versehen 1552 zu
' Ich habe die schöne Fingschrift in den Neudrucken Nr. 12 reproduziert.
' Vgl. /,. B. 15B4 Juni 7. wo sich der Verfasser als -deutscher Schreiber« bezeichnet.
Phya.malh. Abh. 1921. Nr. 1 4
26 H E L I, M A N N : •
Basel hatte erscheinen lassen (lulii Obsequentis prodigiorum über, ab urbe condita usque
ad Augustum Caesarem, cuius tantum extabat fragmentum, nunc demum historiarum
beneficio, per Conradum Lycosthenem Rubeaquensem, integritati suae restitutus. Poly-
dori Vergilii Urblnatis de prodigiis libri III. loachiml Camerarii Paberg. de ostentis
libri II. Basileae, ex officina loannis Oporini 1552 mense Martio. 8°). In ähnlicher
Weise hatte Marcus Frytsche (aus Lauban) seinem 1555 herausgegebenen Lehrbuch'
der Meteorologie ein Verzeichnis von ungewöhnlichen Naturerscheinungen beigefügt, das
bis zum Jahr des Erscheinens des Werkes fortgeführt war und schon durch seinen be-
sonderen Titel erkennen läßt, daß es besonders auch moralische Zwecke verfolgte: Cata-
logus prodigiorum atque ostentorum, tam in coelo quam in terra, in poenam scelerum
ac magnarum in mundo vicissitudinum significationem, iam inde ab initio divinitus ex-
hibitorum. Am Schluß der kurzen Berichte wird bisweilen die Quelle angegeben; so
bedeutet beim Jahre 1530 das hinter die Nachricht von der Tiberüberschwemmmig ge-
setzte Wort »Chart.« offenbar Brief bzw. Neue Zeitung. Das Verzeichnis enthält aber
auch eine ziemlich große Zahl von ungewöhnlichen meteorologischen Erscheinungen, von
denen gleichzeitige Flugschriften nicht vorhanden sind bzw. nicht nachgewiesen werden
können.
Erlebte aucli der Catalogus von Frytsche eine zweite vermehrte Auflage (1563), so
fand er doch bei weitem nicht die große Verbreitung, die dem in deutscher Sprache
abgefaßten Druck von Jobus Fincelius (Hiob Finzel) zuteil wurde. Dieser Arzt und Je-
nenser Professor der Philosophie gab zuerst 1556 eine solche Sammlung heraus unter
dem Titel: „®unber}eid)en. ®arl)atftige befci)reibung mb grünölid) »cr3ei(i)nu6 fd)rehlid)er 9Bunöer3eid)en onD
®cfd)id)ten, öie »on öem 3ar an 1517. bis auff öas 3ar 1556. gefd)el)en onb ergangen ^inb, nad) Der Sarsal."
Wie er in der Vorrede erklärt, hat er das Buch als «Bußprediger und Fürbote göttlichen
Zorns« verfaßt; demgemäß fehlt es nicht an moralisierenden Betrachtimgen. Der Stoff
ist chronologisch geordnet und im allgemeinen kurz gehalten; nur bisweilen, wenn die
P>eignisse ihm besonders merkwürdig erscheinen, hat er sich an den Text der Flug-
schriften ziemlich genau gehalten. Das Buch fand solchen Anklang, daß es 5 Auflagen
erlebte und daß der Verfasser noch einen zweiten und dritten Teil herausgab, die Er-
gänzungen und Fortsetzungen enthalten.
Die Berliner Bibliothek besitzt ein Exemplar mit allen drei Teilen, das vorher der
Kirchenbibliothek in Celle gehörte und in das ein früherer niederdeutscher Besitzer die
Eintragung gemacht hat: »Dysse hoch habbe ych eynn mal uth gelesen.«
In dem mir gehörigen Exemplar hat ein früherer Besitzer (1600), der offenbar ein
Katholik bzw. katholischer Geistlicher war, zahlreiche Anmerkungen in deutscher und
lateinischer Sprache gemacht, aus denen hervorgeht, daß er die Auffassung der wunder-
baren Naturerscheinungen, wie sie in der evangelischen Kirche sich eingebürgert hatte,
nicht teilt. Er meint sogar . . . prodigia apud catholicos perpauca visa sunt . . . Die
Ausfälle Finzels gegen den Papst und die Parteinahme für Luther sind ihm natürlich
ein Greuel, und darum bezeichnet er den Verfasser mit Vorliebe als einen impudentissi-
mus haereticus. Ich möchte hiernach glauben, daß die starke Beteiligung der protestan-
tischen Geistlichen an der Veröffentlichung von Flugschriften über auffällige Naturerschei-
nungen die katholischen eher abgehalten als angeregt hat, gleiches zu tun.
Ich habe versucht, die verschiedenen Auflagen von Finzels Werk ausfindig zu machen
und stelle sie hier kurz zusammen:
' Vgl. meine »Beiträge« II, 72.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des X VI. Jahrh. 2 7
Erster TeiL
1. Nürnberg, Johann von Berg und Ulrich Newber 1556. Kl. 8°. (188) Bl. Vorrede: Dinstags am Tage
Elisabeth 1555. Titel schwarz und rot. Große kräftige Typen. [Berlin N 4404; München H. misc. 103.]
2. Jhena, Christian Rödinger 1556. Kl. 8°. Auffs new übersehen und gebessert. Titel schwarz und rot.
[Berlin in N ^^; Göttingen.]
3. Leipzig, Jacob Bei-wald 1557. KJ. 8°. Aufi's new übei-sehen und gebessert. Mit Figuren im Text,
6.9 X 5-8 cm. Diese einzige Ausgabe mit Figuren scheint selten zu sein. [Berlin Cz 758.]
4. Ursel, Nicolaus Henricus 1559. Kl. 8°. Titel schwarz und rot. [Bibl. Hellmann.]
5. Frankfurt am Main, Thomas Rebart 1566. Kl. 8°. Titel schwai-z und rot. [Berlin in N 4406; Berlin,
Meteorol. Inst. ; Breslau; Göttingen; Münster.]
Zweiter Teil.
6. Leipzig, Jacob Berwald 1559. Kl. 8°. Vorrede: am Tage Conversionis Pauli 1559- Titel schwarz und
rot. [Berlin in N 'ti— 2; München Phys. m. 62; Bibl. Hellniann.]
7. Frankfui-t am Main, Thomas Kebart 1566. Kl. 8°. Vorrede: am Tage Matthaei Apostoli 1559. Titel
.schwane und rot. [Berlin in N 4406; Berlin, Meteorol. Inst.]
Dritter Teil.
8. Jhena, Oonatus Richtzenhain und Thomas Rebart 1562. KI. 8°. Von-ede: am Tage Michaelis 1562.
Kleiner Holzschnitt auf dem Titel. [Berlin in N ^; Bibl. Hellmann.]
9. Frankfurt am Main. Weygand Hanen Erben 1567. Kl. 8°. Titel schwarz und rot. [Berlin in N 4406;
Berlin, Meteorol. Inst.]
Hiernach hat kein Drucker alle drei Teile herausgegeben, die sich deshalb selten in einem
Bande vereinigt finden. Das Berliner Exemplar N 4405 besteht aus 2, 6, 8 der eben
aufgefiihrten Einzelteile, das andere Berliner Exemplar N 4406 (früher in der von Meuse-
bachschen Bibliothek) aus 5, 7, 9, ebenso wie das dem Meteorologischen Institut zu Berlin
gehörige Exemplar. Ich selbst besitze eins, in dem 4, 6, 8 zu einem Bande vereinigt sind.
VAn Jahr nach dem ersten Erscheinen von Finzels viel gelesenem Buch wurde von
dem obengenannten Baseler Professor Conrad Lycosthenes (Wolffhart, aus Rufach im Elsaß
gebürtig) eine viel umfangreichere Wunderchronik in lateinischer Sprache herausgegeben,
die gerade deshalb auch im Auslande Verbreitung fand und zudem noch in demselben Jahre-
in deutscher Übersetzung erschien. 'Auch dieses Werk verfolgt den Zweck, durch Vor-
führung zahlreicher Zeichen und Wunder die Leser zur Buße zu mahnen. Der Titel lautet:
Prodigiorum ac ostentorum chronicon. Quae praeter naturae ordinem, motum, et opera-
tionem, et in superioribus & his inferioribus mundi regionibus, ab exordio mundi usque
ad haec nostra tempora, acciderunt. Quod portentorum genus non temere evenire solet,
.sed humano generi exhibitum, severitatem iramque Dei adversus scelera, atque magnas
in mundo vicissitudines portendit. Partim ex probatis fideque dignis autoribus Graecis,
atque Latinis : partim etiam ex multorum annorum propria observatione, summa fide, studio,
ac sedulitate, adjectis etiam rerum omnium veris imaginibus, conscriptum per Conradum
Lycosthenem Rubeaquensem. [Holzschnitt] Cum Caesareae Malest, gratia & privilegio.
Basileae, per Henricum Petri. (Folio [6] BL, 670 S., i Bl. [Druckfehler und das Kolophon:
Basileae, per Henricum Petri mense . Augusto anno M. D. LVII].)
Das Werk enthält eine ungewöhnlich große Zahl Von Holzschnitten, welche die ver-
schiedenen Erscheinungen und PZreignisse veranschaulichen sollen und oftmals wiederkehren;
auf vielen Seiten stehen vier, fünf und mehr solche in grober, bisweilen grotesker Manier
gezeichnete Abbildungen. Der Text ist kurz gehalten und streng chronologisch geordnet,
wie bei Fincelius, dessen Werk schon benutzt ist. In der Einleitung werden auch alle
Autoren aufgeführt, aus deren Schriften Lyco.sthenes das Material entnommen hat: 12 aus
der Bibel, 37 griechische, 95 lateinische aus dem Altertum und Mittelalter, 75 moderne,
28 H E L I, M ANN:
I 7 Zeitgenossen, die handschriftliche Beiträge lieferten, und lO Chroniken, in der Tat, ein
stattlicher Quellennachweis'.
Die von Johann Herold besorgte deutsche Übersetzung erschien noch in demselben
Jahre 1557 bei H. Pelri in Basel, der die vielen Holzschnitte der lateinischen Ausgabe für
sie wiederum benutzte. Die Übersetzung ist vielfach gekürzt und nicht sehr genau. Der
Titel lautet: ©unöenoer* ober Lottes unergrün5tlid)eö oorbilDen, Das er inn feinen grd)öpffen allen fo 9ei)ftlid)en
fo Iepblid)en, in Seror, Cufft, «Jaffer, erben (Folio [14] Bl. 562 S., i BI. mit dem Kolophon).
Noch im Jahre 1744 erschien in Frankfurt a. M. ein Auszug aus diesem Buch, der aber
nur die Kometenerscheinungen enthält.
Sodann hat Caspae Goltwurm (Goldtwurm, Goldwui-m, mit dem Zusatz Athesinus,
d. h. aus dem Etschland, also wohl aus Südtirol) ein Werk ähnlichen Charakters in deutscher
Sprache veröffentlicht, von dem ich nicht feststellen kann, wann es zuerst erschienen ist.
Die in Frankfurt a. M. von David Zephelius gedruckte Ausgabe in Quart (Wunderwerk
und Wunderzeichen Buch) ist ohne Druckjahr, aber das Vorwort des Verfassers ist vom
letzten August 1557 datiert, d.h. die Arbeit müßte gleichzeitig mit der von Lycosthenes
beendet worden sein. Ich vermute aber, daß Goltwurm erst durch das Erscheinen des
Werkes von Lycosthenes dazu angeregt wurde, ein ähnliches herauszugeben, und djurch
das frühe Datum der Vorrede seine Selbständigkeit beweisen wollte. Das Werk erschien
sodann mit der Jahreszahl 1567 (Wunderzeichen: Das ist Warhafftige Beschreibunge aller
fürnemen .... zeichen, gesiebte . . . .) in Frankfurt a. M. bei Martin Lechler, in Verlegung
Sigmund Feierabends und Simon Hüters, in Folio, während eine andere Quartausgabe 1573
von Wolffius in Frankfurt am Main veranstaltet wurde (Warhafftige beschreibung aller
fürnemen . . . Wunderwerck . . .). Im Gegensatz zu Frytsche, Fincelius und Lycosthenes
gliedert Goltwurm den Stoff nicht chronologisch, sondern nach den Ereignissen in sechs
Teile; der dritte und vierte enthält die meteorologischen Erscheinungen.
Eine ähnliche Anordnung der Erscheinungen und Ereignisse befolgt das kleine Buch
von J. Chr. Deessel, das seltener zu sein scheint als die Werke von Finzel, Lycosthenes
und Goltwurm. Es hat folgenden Titel : 93on mandjer \ Ici) 6traff m plagen ®ot= tes / als Seurorsnot /
©ajTerpu: ; ten / ©inbgprm / erbbibme / Donner/ 1 Sagel / Seite / 6d)nc / Seurord)!C*cn / Sljeuning / ^eftilcn^ / Ärieg
onb ?5Iut= »ergiefTcn / k mit n)el(i)en er bie fünbig ®elt 3U bifen onfern letften jepte jur bufj onb befferung befj
fünbtlic^cn Icbens oer manet t>n rei^t: Slufj ben 6l)Jonicken onb | 3arbQd)ern burd) ®co2gcn 6l)2iftoff trefsl oon
Sad)aro in 5JöI)em | treürolid) jufamen i geläfen. i [4 Zeilen aus Psalm 148] ©etruAt 3U 'Pfojöljepm bei) @eojg
«aben / 1559. 1 (kl. 8". 193, (i)Bl. ; i., 2. und vorletzte Zeile des Titels rot. Die Vorrede ist
datiert aus Eger, 15. Oktober 1558.)
Sodann gab der vorher genannte Lehrer Valentin Rudolph 1580 ein »Zeitbüchlein«
heraus, in dem die wichtigsten Erscheinungen und Ereignisse von 1501 bis 1580 in zeit-
licher Folge kurz zusammengestellt sind: Die mir vorliegende zweite Auflage hat den Titel:
3eitbnd)Iein. | "Darinnen grünbt= lid) / auffs hür^ep oii cinfeitigfte / angesogen / fBas nad) CHRISTI onfers 6elig=
mad)er8 ! @nabenreid)en ©eburt/1501. bis auff bae 1586. 3l)ar ^ an Kriegen / Sl)en)ren jcitten / 3ei(})en an §inimel
onb eiben / §agel / ©ngeroitter / ßtumiroinben / ßrbbibe= 1 men / Dünungen / 5iafl"ungen ergangen / onb inrocnbig
85. 3()aren / fid) begeben onb jugetragen. Colligieret burd) 1 ©alentinum 9tuboIp[)uni / ®ubt= Jtabienfent / Äird) onb
6d)uelbiener 1 3U 95uttelftabt. 1 Anno 1586. (kl. 4". (74) Bl. Auf dem letzten Blatt rocto: ©ebmdit ju
erfforbt / bur^ @eorgium ©aro= | man / roonl)afftig auff bem 95ird)mar*t).
Auch in einige im XVI. Jahrhundert gedruckte Chroniken einzelner Landschaften ist
der Inhalt vieler meteorologischer Flugschriften im Auszuge aufgenommen worden. So
hat sich durch alle diese Sammelwerke die Nachricht von manchen ungewöhnlichen Natur-
erscheinungen erhalten, von denen die Originalberichte verloren gegangen sind. Denn ohne
' Die Münchener Staatsbibliothek besitzt nns der Mannheimer Hofbibliotliek ein Exemplar, das hand-
schriftlich bis zum Jahre 1677 fortgesetzt ist.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 21J
Zweifel müssen wir solche Verluste namentlich aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts
in gar nicht zu kleiner Zahl annehmen, wie ja auch einige Flugschriften aus jener Zeit
heute nur noch in einem einzigen Exemplar nachweisbar sind.
Eine Art von wissenschaftlicher Behandlung ließ den seltenen und wunderbaren Natur-
erscheinungen zuteil werden der belgische Arzt und Astrolog Corneuus Gemma, der Sohn
des bekannten Gemma Frisius, indem er sie zu klassifizieren und zum Teil auch zu er-
klären versuchte in dem zweibändigen Werke: De naturae divinis characterismis ; seu
raris & admirandis spectaculis, causis, indiciis, proprietatibus rerum in partibus singulis
universi, libri 11. Antverpiae, Chr. Plantin 1575 (kl. 8°. 239S. ; 287 S. und 16 Bl. Register
und Privilegium; mit Figuren).
Obwohl der Verfasser Kometen gesehen und darüber geschrieben hat, hält er das
Nordlicht vom i I.Oktober 1527 doch noch für einen Kometen.
Schließlich sei noch erwähnt, daß selbst ein Jahrhundert später solche »Wunder-
zeichen« den Inhalt eines Sammelwerkes bildeten, das ein Unbekannter herausgab: SRad)»
Denchlid)e fUunber 'Begebenl)eiten o&er Siftorirdje Slnfüfjrung i»er 9Bunöer=3eid>en, fo fict) »or unD feini» 6I)ripi ©eburti)
bifj l)itl)ero an öer 6onnen unö TOonöcn begeben . . . Durd) D. ©. C. 6. 6. 6. 3. 5R. 0. Dreßöen, in Verlegung
6l)rinian bergen. 1671. 4°. Die Erscheinungen sind zeitlich geordnet. V^erfasser ist wahr-
scheinlich Benjamin Leuber. Desgleichen hat der Schweizer Pfarrer Barth. Anhorn in der
Form einer moraltheologisclien Betrachtung eine große Zahl von » Zornzeichen «^ zusammen-
fassend erörtert: 6!)ripd)e ©etra(|)tung Der Dielfältigen jltl) biefer 3fit ereignenben 3orn=3eid)en @ofte6 onb
«orbotten feiner geredjten Straffe . . . ©afel, 3. §. Weper 1665. 12". (24) «I., 609 6., (21) «I.
Deutliche meteorolo^sehe Flugschriften und Flugblätter nadi 1600.
Die Zahl der meteorologischen Flugschriften und Flugblätter nahm gegen Ende des
XVI. Jahrhunderts, wie oben gezeigt wurde, merklich ab, aber erst sehr viel später,
nämlich im XIX. Jahrhundert, hörten sie ganz auf. Es wäre vielleicht richtiger gewesen,
die gesamte Literatur dieser Art zusammenfassend zu behandeln. Als ich dies erkannte,
war es für mich zu s])ät. Als ich nämlich vor etwa drei Jahrzehnten das Thema zur
Bearbeitung aufnahm und die dazu nötigen Unterlagen zu beschaffen anfing, erhielt ich bei
Einsichtnahme des Katalogs »Historische Flugschriften« der Preußischen Staatsbibliothek
in Berlin den Eindruck, daß mit dem Anfang des XVII. Jahrhunderts die meteorologischen
Flugschriften nahezu aufgehört hätten zu erscheinen: denn es waren fast gar keine mehr
verzeichnet, während aus früherer Zeit die Bibliothek sehr viele besitzt. Dazu kam, daß
auch Weller seine Arbeit über die deutschen Zeitungen aufs XVI. Jahrhundert beschränkt
hatte und ich dadurch in meiner Annahme offenbar bestärkt wurde. Erst sehr viel später,
als ich gelegentlich von Reisen einige größere Bibliotheken auf ihre diesbezüglichen
Bestände des XVI. Jahrhunderts bereits durchforscht hatte, sah ich ein, daß auch die
spätere Zeit noch reich an meteorologischen Flugschriften und Flugblättern ist. Ich konnte
aber nicht noch einmal alle Bibliotheken aufsuchen, um die ergänzenden Aufnahmen zu
machen. So muß ich es einem andern überlassen, die deutschen meteorologischen Flug-
schriften, die nach 1600 erschienen sind, einmal zu bearbeiten; er dürfte in den vor-
stehenden Darlegungen manchen Anhaltspunkt finden, der ihm die Arbeit erleichtern wird.
Da ich aber immerhin diese späteren Flugschriften zu einem großen Teil, wenn auch
nicht so eingehend wie die des XVI. Jahrhunderts, kennengelernt habe, will ich hier
wenigstens einige allgemeine Bemerkungen über sie machen.
Im ersten Drittel des XVII. Jahrhunderts haben sie im allgemeinen denselben Charakter
wie vorher; auch die Flugblätter, die mit Vorliebe optische Erscheinungen und Nord-
lichte behandeln, sind nocli zahlreich. Von etwa 1635 bis 1660 i.st aber, offenbar unter
dem Kinlluß des Dreißigjährigen Krieges, der alles Interesse für sich in Anspruch nahm,
30 IIellmann:
die Zahl der meteorologischen Flugschriften klein. Wenn auch weiterhin ihre Zahl all-
mählich abnimmt, so ist daran das Erstarken der eigentlichen naturwissenschaftlichen
Forschupg und des akademischen Studiums schuld. Manche ungewöhnliche meteorologische
Erscheinung wird nun zum Gegenstand einer gelehrten Mitteilung in den » Miscellanea «
(Ephemerides) der Leopoldinischen Akademie (seit 1670) oder einer Dissertation bzw.
Disputation. Anonyme Flugschriften, in volkstümlichem Ton gehalten, werden immer
seltener und verschwinden fast ganz gegen das Ende des XVllI. Jahrhunderts. Nur eine
Art von ihnen ist bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben: die Berichte über ver-
heerende Überschwemmungen. Über diese erscheinen namentlich in der Provinz noch
besondere kleine Schriften, die den Charakter der Flugschriften haben. Über andere auf-
fallige meteorologische Erscheinungen, die früher in Flugschriften und Flugblättern
niedergelegt wurden, erscheinen jetzt in den Tageszeitungen Berichte, die oft ausführ-
licher und naturgemäß auch sachlich richtiger sind als jene alten Darstellungen, die nur
durch die angefügten moralischen und historischen Betrachtungen umfangreich wurden.
Im ganzen sind mir bekannt geworden:
Flugschriften Flugblätter
XVII. Jahrhundert 55 36
XVIII. .. 21 " 17
XIX. .. 4 3
so daß die Zahl der Flugblätter im Verhältnis zu derjenigen der Flugschriften groß wäre.
Die Gesamtzahl der nach 1600 erschienenen deutschen Schriften dieser Art dürfte somit
etwa den vierten Teil der vorher veröffentlichten ausmachen, doch wird die genauere
Erforschung ihre Zahl jedenfalls noch erhöhen.
Meteorologische Flugschriften und Flugblätter außerhalb Deutschlands.
Da einige deutsche meteorologische Flugschriften ausdrücklich als Übersetzungen aus
fremden Sprachen bezeichnet werden, lag es nahe, zu untersuchen, inwieweit diese
Literaturgattung auch im Ausland vorhanden ist. Es war nicht leicht, sich darüber zu
unterrichten, weil aus keinem Lande Untersuchungen darüber vorliegen und die Schriften
selbst auf den deutschen Bibliotheken fast ganz fehlen. Ich habe aber auf Reisen im
Ausland eine, wenn auch keineswegs vollständige, so doch für ein allgemeines Urteil aus-
reichende Kenntnis von ihnen erlangen können. Ich beschränkte mich dabei nicht auf
das XVI. Jahrhundert, sondern nahm alle derartigen Drucke auf, die, wie in Deutschland,
auch erst gegen die Wende des XVIII. zum XIX. Jahrhundert zu erscheinen aufhören.
Das so gewonnene Material umfaßt:
Zahl der
Erschei- Flug- Flug- Erschei- Flug- Flug-
nungen Schriften blätter nungen Schriften blätter
Dänemark 12 12 — Niederlande 44 132 19
Zahl der
Flug-
Schriften
Flug-
blätter
12
—
64
27'
70
73
I
England 54 64 27 ' Portugal 4 4
Frankreich 56 70 — Schweden 3 3
Italien 57 73 i vSpanien" 16 19 —
Der allgemeine Charakter und die äußere Form der fremden Flugschriften sind
nahezu dieselben wie bei den deutschen; das Format der französischen ist aber Klein-
' Beziehen sich meist auf die Eisfeste auf der gefrorenen Themse; eine ganz eigenartige Literatur über
Strenge Winter, die in dieser Form in anderen Ländern nicht vorkommt.
" Meteorologische Flugschriften in polnischer Sprache habe ich nicht nachweisen können; tschechische
gibt es — Prager Drucker haben im XVI. Jahrhundert öfters zugleich in deutscher und in tschechischer Sprache
Flugschriften erscheinen lassen — , ich habe aber nur ein paar kennengelernt.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des X VI. .lahrh . 3 1
Oktav, das der spanischen meist Klein-Folio. Die moralischen Betrachtungen fehlen in
ihnen fast niemals; bei den englisclien werden am Schluß häufig die Augenzeugen mit
Namen aufgeführt.
Im Inhalt spiegeln sich bis zu einem gewissen Grade die meteorologischen Eigen-
tümlichkeiten des Landes wider: die englischen Flugschriften behandeln häufig Stürme,
die holländischen sehr viel Sturmfluten; in Frankreich, Italien und Spanien stehen die
Flußüberschwemmungen im Vordergrund des Interesses. Auffällig ist die relativ große
Zahl italienischer Berichte über Windhosen, über die in anderen Ländern nur höchst selten
eine Flugschrift erschienen ist. Zwisclien 1723 und 1758 sind in Italien 8 Windhosen
aufgetreten, die zur Ausgabe von 1 5 Flugschriften Veranlassung gaben. Diese Häufigkeit
der Tromben in Italien ist eine aus der alten Literatur gewonnene meteorologische Er-
kenntnis, die aus der modernen Forschung nicht hervorgeht. Auffallige Lichterscheinungen
erweckten im XVI. und Anfang des XVII. Jahrhunderts in allen Ländern, ebenso wie
in Deutschland, großes Interesse.
Außerhalb Europas ist diese Literaturgattung unbekannt. Dagegen gibt es ein großes
Kulturvolk, das von den ältesten Zeiten bis auf den heutigen Tag dafür gesorgt hat.
daß alle auffalligen und ungewöhnlichen Erscheinungen am Himmel, in der Luft und auf
der Erde schriftlich aufgezeichnet und der Nachwelt überliefert werden. Das sind die
Chinesen. Bei ihnen bildet die Aufzeichnung und Deutung solcher außergewöhnlichen
Erscheinungen einen integrierenden Teil der. Staatsreligion. J. J. M. de Groot hat in seinem
Werk » Universismus « (Berlin 1918, 8°, S.33ifF.) darüber eingehendere Mitteilung gemacht;
Proben der einen Art von Aufzeichnungen gibt der von E. Biot gefertigte Sternschnuppen-
katalog vom Jahre 1848*.
Es besteht somit eine weitgehende Analogie zwischen den chinesischen Aufzeich-
nungen auffälliger Naturerscheinungen, den altbabylonischen selektiven Beobachtungen
und dem altrömischen Prodigienritus. Gemeinschaftlich ist allen dreien der Glaube, daß
die wahrgenommenen Erscheinungen ein Zeichen dafiir sind, daß die Gottheit mit den
Menschen bzw. mit den Vorgängen auf der Erde unzufrieden ist und zur Besserung mahnt.
Dieser Glaube spricht auch noch aus den europäischen Flugschriften meteorologischen
Inhalts des XV. bis XVII. Jahrhunderts. Hier hat die Genauigkeit der Wahrnehmung
und die Zuverlässigkeit der Berichterstattung im Laufe der Jahrhunderte solche Fort-
schritte gemacht, daß sie die Anstellung exakter meteorologischer Beobachtungen anbalmte
und allmählich auch zur richtigen Erklärung der Erscheinungen führte. In China, wo die
ungewöhnlichen Phänomene noch heute von Staats wegen aufgezeichnet werden, ist da-
gegen eine solche Entwicklung nicht eingetreten.
' Catalogiie general des etoiles filantes et des autres meteores observes en Chine pendant vingt-quatre
siecles . . . par Ed. Biot (Acad. Paris, Mem. Sav. Etrang. X, 1848).
32 He l I, M A N N :
Bibliographie
der deutschen meteorologischen Flugschriften und Flugblätter
des XVI. Jahrhunderts.
1490 Juli 13>).
[Au/ der linken Hälfte eines Blattes, 37X27 cm, 28 Zeilen Text, beginnend :\ Sunt DIIÖ roijycnnt fei) aUcimeni9=
lid) öas ein fOlid) gefdjidjt »nnö eifd)rcdt \ . .. [Die Unterschrift unter dem Text: 3org @IoghenI>on. Auf der rechten
Seite eine kolorierte Abbildung, vielleicht eine symbolische Darstellung eines Blitzschlags ins Türkenlager bei Kon-
stantinopel im Juli 1490, möglicherweise aber auch eines Nordlichts.]
Holztafeldruck. In verkleinertem Maßstabe wiedergegeben bei Hkss, Abb. 29. G. Glogkendon war Holzschneider in
Nürnberg München, St. B. (Xyl. 52).
1501 Mai 13.
(i) Das Jinöt öie nemen it>unDerbarlicf)en jeici)en öie gefallen finb auff öen 3el)cnden tag nad) öes l)ei!igen
(Sreu^ erfinnöung. | [Abbildung der Kreuzfiguren; tm oberen Teil derjenigen, die am 13. Mai 1501 ßelen, im unteren
der 8 Tage später gefallenen; unten rechts in der Ecke neben der letzten Krenzfigur: 3org gloghcöö; darunter .9 Zeilen
Text, aus dem hervorgeht, daß die Erscheinung beobachtet viurdc unit roeit DOn Jllaftrper onnöCT 91d)«, und ztcar am
13. Mai 1501.]
Folioblatt, 25.4X17.7 cm: Holzschnitt, auf Papier schwarz gedruckt und von Linien eingerahmt. Das Blatt ist ein-
geklebt in Ms. Dresden P. 38 und reproduziert in P. Heitz, Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts. 48. Band. Straß-
burg 1916. Fol. Tafel 10. Die Nachricht von den am Niederrhein und in Belgien gefallenen roten Kreuzen war nach Nürnberg
gelangt und dort zum Gegenstand eines Einblattdruckes und einer Flugschrift gemacht worden. Dretden.
(2) Uflegung Dti betütnus ber cru§ ; fo pejo fallen / burd) ben i)od)n)irbigen fürften onb I)cr renn l)crn eiber=
tum ^ifdjoff 3U @erice JCfamc gclefen onb befdjriben. j [Holzschnitt 9.3X11.5 cm, die gefallenen Kreuze darstellend:
rot gedruckt:] \ Das finb bie nüme rounberbarlid)? jaid)en bie gefalle fpnb off be 3el)enbe tag nad) bes l)eilge ctü$
erfünbüg: | es ift ju roilfen. Das alle bie 3a9d)en bie l)ie Derjepd) / 1 [Der Titel setzt sich auf der Rückseite in
16 Znlen kleineren Druckes fort; darunter ein anderer Hohschnitt, 9X11.2 cm, der die acht Tage später gefallenen
Kreuze darstellt und auch rot gedruckt ist.]
4°. 12 ungez. Blätter mit den Signaturen: — aij aüj aülj ■ b bij büj büij — — . Am Ende auf Bl. ii': S)eO ®ratia&.
Bl. 11^, 12'', J2T leer.
Auf den Schleier eines Mädchens hat es »eitel blut» geregnet in einem Dorfe "Morthire in dem land von Talheym-.
Nach 8 Tagen hat sich die Erscheinung wiederholt. München, St. B.; Bibl. HeUmann.
(3) aufjlegung onb bebeutnöf3 ber creuö | fo pejo fallen / burd) ben l)Od)n)irbigen furften onb l)er= j ren l)ern
Cibertum Sifd)Off JU ©erice jefamen gelefen ; onb berd)riben. [Holzschnitt 10 X 11 cm, rot, andere Darstellung der
Kreuze als im vorigen Druck.] \ Da» flnb bie neroen TOunberbarlid)? 3aid)en bie gefallen ! finb off ben 3el)enbc tag
nad) bes l)et)lige creuft erfinbag ] onb nod) teglid) bet) onfj fallen. Ss ijt ju roiffen. ©as alle bie 3aid)en bie l)ie
Der3eid)net finb. ©t)nb n)arl)afftig ge | rc^el)c nit roeit ob SRaftrier onbcr ad) in einem bojff oü [Fortsetzung auf
der Rückseite.]
4°. ? Bl. [im vorliegenden unvolLständigen Berliner Exemplar 4 Bl. mit den Signaturen; — Slij ]. Auf der Rück-
seite des Titelblattes noch 11 Zeilen Erklärung der »Kreutze«, darunter ein anderer Holzschnitt, loXit cm, schwarz, der
auch »Kreutze« darstellt. Nach Ausweis des Gesamtkataloges der preußischen Bibliotheken besitzt Königsberg anscheinend
ein vollständiges Exemplar, das 10 Bl. umfaßt und auf der letzten Seite einen Holzschnitt hat. Berlin; Königsberg.
(4) 2lufBlegung onb bebeutnufj j ber kreu§ fo pfto fallen, ©urd) ben l)od)roirbige fürften j onb l)erren Cibertum
bifd)Off JÜ @erice JÜfamen gele ! fen onb bercl)Jiben. [Holzschnitt 8.8X11.9 cm, die gefalUnen Krtuze darstellend,
schwarz gedruckt.]
4". 12 ungez. Blätter mit den Signaturen: — aij aÜj aiüj b bij bÜj biüj • Bl. 12 leer. München, St. B.
(5, 6) Sollectio reuercnbiffimi patris 1 , Domini biii Ciberti ©pifcopi ©ericefi. De crucibus. [Ho/zschnitt9.4xll.6 cm.
rot, dieselben Kreuzzeichen wie in der erstgenannten deutschen Ausgabe.] ^ieronimus Smfer : 6anguinOlenta cruds
fi quem miracula terrent: i Defleat erratos fupplice cojbc bies. Jftollis arunbo notl)is: at ncruo flectitur arcus: 3gne
calibs: abamas fanguine i coibe beus. |
4°. 8 Bl. mit den Signaturen: — ?lij Slilj Sliüj . Auf Bl. n derselbe zweite Holzschnitt 9X11. 2 cm wie in
der deutschen Ausgabe, darunter: 3bcm (gnifer. ', SerccntO 6l)2ifti luflriß annog, Puenfe: Quarto ibus Jllaias: que pam in
fronte libelli Signa crucis: peplo timibe ceciberc puellc: 9?uris aquifgrano oicini: poff ea lapfo ^jotinuö octibuo: pepluraq,
puellaqj rurfus ! eanguincis cabem crucibus maculatur et I)ifcc. ?}era loquoa: feb mira: beus tantam auf erat iram. Sclos.
Am Schluß auf Bl. 8'' : Dco (Sracias. I Bl. 8» leer.
') Dieses einzige mii' bekannt gewordene Flugblatt meteorologischen Inhalts aus dem XV Jahrhundert ist mit auf-
genommen worden.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 3 3
Der Herausgeber Hiebonymus Emser war nach Jöcher 11, 341 Kaplan und Sekretär beim Kardinal »Raymundo Gurcensi»
(Gurk in Kärnten), der am Schluß der Schrift zum Kreuzzug gegen die Türken dringend auffordert, weil er glaubt, so die
Erscheinung der gefallenen Kreuzzeichen am richtigsten deuten zu müssen. Wie der Name Libertus im Titel zu erklären ist,
vermag ich nicht zu sagen.
Als Ort der Erscheinung wird hier bestimmt die Aachener Gegend angegeben. Es könnte hiernach auffallig er-
scheinen, daß der Bischof von Gurk die Erscheinung zu deuten versuchte. Kardinal Raimund befand sich aber damals als
päpstlicher Legat in Deutschland und hat die merkwürdige Erscheinung wahrscheinlich gern benutzt, um ihr eine Auslegung
zu geben, die seine Pläne forderte. Wieweit sein Sekretär H. Emser an der Abfassung der Schrift beteiligt war. ist scliwer
festzustellen. Die deutsche Übersetzung dürfte wohl von diesem herrühren.
Da die Abdrücke der Holzschnitte in dieser lateinischen Ausgabe frischer und schärfer erscheinen als in der deutschen —
wenigstens in den beiden mir vorliegenden Exemplaren — , möchte ich annehmen, daß die lateinische Ausgabe zuerst er-
schienen ist, vvaä auch sonst wahrscheinlich erscheint. > Berlin; München, St. B.
Es gibt auch eine Antwerpener Ausgabe dieser Schrift, die im Katalog des Britischen Museums unter »Libertus,
Bishop of Berissa« verzeichnet ist: CoHectio ... Liberti Epi Bericen. De crucibus. Antwerpie 1501. (4". 8 Bl., auf dem
Titel ein Holzschnitt.)
Zunächst möchte man glauben, daß ein Druckfehler vorliegt: Bericeii statt Gericen, zumal das G dem B in der
angewandten Schriftgattung sehr ähnlich sieht. Da aber unter demselben Namen ein Druck aus dem XV. .Jahrhundert ver-
zeichnet steht — den auch Campbell und nach ihm Copinger (11,3574) aufführt — , kann man an einen Druckfehler kaum denken,
und die Frage wird dadurch um so verwickelter.
Diese letztere Tatsache war den Gelehrten, die sich mit Hieronymus Emser und der Schrift Gollectio näher beschäftigt
haben, noch nicht bekannt. Ich nenne namentlich : Jon. Barth. Riederer, Nachrichten zur Kirchen-, Gelehrten- und Bücher-
geschichte. Altdorfi764. 8". Bd. I S.421 — 431; P. Mosen, Hieronymus Emser. Der Vorkämpfer Roms gegen die Reformation.
Halle 1890. 8°. S. 14: G. K.vwkbau, Hieronymus Emser, Ein Lebensbild aus der Refoi-mationsgeschichte. Halle 1898. 8°. S. 4 — 8.
Einen Bischof Libertus von Gurk hat es nicht gegeben; der Bischof von Gurk, bei dem H. Emser eine Zeitlang
Sekretär und Kaplan war, hieß Raimund Perault (Peraudi). Andererseits ist die Angabe im Katalog des Britischen Museums :
Bishop of Berissa offenbar unriclitig; denn ein solches Bistum hat nicht existiert.
Durch diese Flugschriften wurde vermutlich die Abfassung der folgenden Schrift in lateinischer Sprache veranlaßt,
der eine Disputation an der Kölner Universität zugrunde liegt ; sie berichtet über ähnliche Erscheinungen, die drei, höchstens
vier Jahre vorher, also 1497 o<Jer 1498, in den meisten Städten \on Deutschland und Frankreich und 1501 in Lüttich,
Aachen und Umgebung beobachtet wurden: '
(7) Qucftio 5c (Srucibue cruetis que anno abl)inc tertio. oel ab i fummum quarto: in plerifq, germanie ac gallie
oppibie miro mobo apparuerQt: et ijto abl)uc tempe opparere in nonnullis locie clare nunciantur.a quoba pfunbipimo
faae Xi)eologie piofefToie: in 9grippinenff Solonia pu ; blice in celebä 3iu5it02io bifputata. |
4". (6) Bl. ohne Signaturen. Am Schluß auf dem 6. Bl. verso: ^j DeferminotiO l)ec facta Cj! (Solonie Slnno ^a\\X-
tis . 1501. Darunter das Druckerzeichen Martin Landsbergs von Leipzig.
Lvcosthenes verzeichnet •cruces« für die Jahre 1501 und 1503, nicht aber tiir 1497/98.
München, St. B. ; BiU. HeUmann.
(8) Queftio be Giuctb' oTbufq, 6l)2ifti aimis inuentis betenninata ftubio Solonienjl. i
4° (8"). 4 Bl. ohne Signaturen. Der Text beginnt auf der ersten Seite gleich unter dem obigen Titel. Am Ende
auf Bl. 4": 55ernl)arbu6 ^z befbenübich facrc theologie ^umil' pfcffoj. Dcterminatio l)cc facta cjt golonie in fd)oli9 tl)eoIogojü
pie fente tota pniuerfitate in piofelto ©iti et TOoöeJTti martirum. Slnno falutis. 1501. et impiclfum ÜTürmbcrg Slnno. 1503.
München, St. B.
Die -blutigen Kreuze«, von denen früher und später so oft die Rede war, sind keine eigentlichen meteorologischen
Erscheinungen, sondern wahrscheinlich Algenbildungen. Dagegen sind »Kreuze am Himmel«, die damit häufig in Verbindung
gebracht wurden, optische Phänomene. Über beide handeln ausführlich ein 1591 und zwei gleichzeitig 1641 erschienene
Werke, zu denen ähnliche Erscheinungen in Frankreich bzw. in Neapel die Veranlassung gaben:
a) De signis sanctissimae crucis, quae diversis olim orbis regionibus & nuperhoc anno 1591. in Gallia & Anglia divinitus
ostensa sunt, & eomm explicatione, tractatus, F. Alfonso Ciacone, Biacensi, Doctore theologo, ordinis Pracdicatorum, &
Poenitentiario Apostolico, auctore . . . Romae, apud Ascanium & Hieronymum Donangelos. 1591. Kl.-8°. (5), 187, (16) S.
mit eingedruckten Kupfern.
Außer vielen anderen ähnlichen Erscheinungen werden auch die blutigen Kreuze des Jahres 1501 eingehend be-
schrieben: De crucibus admirandis in Germania visis (S. 59 — 63), und zwar hauptsächlich auf Grund der Darstellung, die
der Bischof von Lüttich in einem an den Kaiser Maximilian gerichteten Briefe vom 16. Mai (1501) gegeben hat. Der Inhalt
dieses Briefes wurde zuerst auszugsweise veröffentlicht in Job. Nauclebus, Memorabilium omnis aetatis et omnium gentium
chronic! commentarii . . . Tubingae 1516. Fol. und in späteren Auflagen dieses Werkes wiederholt. Offenbar stützt sich
Ciacone auf diese Quelle. Es wäre aber auch möglich, daß der (natürlich lateinisch geschriebene) Brief des Bischofs von
Lüttich, der damals Johannes IX. von Hom war, als Flugschrift selbständig erschienen ist.
b) Athanasii Kircheri Soc. lesu Diatribe de prodigiosis Crucibus, quae tarn supra vestes hominum, quam res alias,
non pridem post ultimum incendium Vesuvii Montis Neapoli comparuerunt. Romae, sumptibus Blasii Deversin M.DC.LXI.
Superiorum pemiissu. (1^1.-8°. (4) Bl., 103 S.. i Tafel mit 23 verschiedenen Figuren der Kreuze.)
Das Werk ist in drei Teile geteilt: Pars prima historica S. 1—20, Pars secunda physica S. 21 — 80, Pars tertia
prognostica S. 81 — 99. Es werden viele frühere Kreuzerscheinungen aufgezählt und eingehend über die vom 16. August
bis 15. Oktober 1660 nach einem Vesuvausbruch beobachteten berichtet. Bei der Besprechung der Ursachen kommt der
Verfasser zu dem Schluß, daß diese Erscheinungen zu den Wundern niclit gerechnet werden können (inter miracula stricte
snmpta recenseri non posse, cum eae Naturae terminos non excedant).
Das kleine Werk scheint bald so selten geworden zu sein, daß es Kirchers Ordensbruder, der Jesuit Kaspab Schott,
wieder abdruckte in seinem 1666 zu Würaburg erschienenen Buche : Joco-Seriorum Naturae et Artis sive Magiae naturalis
Centuriae tres. Accessit Diatribe de prodigiosis Crucibus. (4°. (2) Bl., 365 S., (4) Bl. Index, 22 Kupfer.)
Phys.-math. Abh. 1921. N.l. 5
34 n E I, I, M A N N :
Das zweite Werk, das aus Veranlassung der Kreuzerscheinungen zu Neapel im Spätsommer 1660 x erfaßt wurde, ist
viel umfangreicher als das Kirchersche und hat folgenden Titel:
c) Memorie historiche dell' apparitione delle croci prodigiose, compendiate dal Presidente D. Carlo Calä, Duca di
Diano, c Marchese di Ramonte. In Napoli, INIDCLXI. Per Novelle di Bonis Stampator della Corte Arcivescovale. Con licenza
de' superiori. (Gr.-8». (6) Bl., 189 S., (13) Bl. Indice.)
Der Verfasser, der spanischer Staatsrat und Kanzler des Königreichs Neapel war, vereinigt in seinem Werk Berichte
über eine große Zahl von Kreuzerscheinungen auf der Erde und am Himmel und steht hinsichtlich ihrer Deutung auf dem
Standpunkte, daß es nicht natürliche Zeichen sind und »che le croci. che di presente appariscono sopra le vesti, per ogni
exento si devono ricevere con molta divozione. e riverenza».
1509 September 14.
(Srnerocrung »nö fdjier pnetl)M gerd)id)t 3n öer j 6tat 6onftantinopeI cn5 bepliegenben gegentcn. [Diese beiden
Zeilen als Überschrift m größerer Sihrift, darunter 51 Zeilen Text in kleinerer Schrift, beginmnd:] ^ 3nj jor . 911 . 66666.
DHÖ ix. jar 9lm xiiij. tag eeptembiis (öas ift) Slm tag öes I)eiligc | —
Ein Blatt Klein-Folio. Bericht über »Erdbeben, Donner, Pützen und überschwenglich Ungewitter«. Eines der wenigen
Einblattdnicke meteorologischen Inhalts ohne Abbildung. Hess, Einblattdrucke S. 106 Nr. VU erwähnt einen zweiten, an-
scheinend etwas jüngeren Druck, der sich in der Staatsbibliothek in München befindet.
Kürnberg, Germ. Mu-i.; München, St. B.
1509 Dezember 22.
Sm. 1509. 3ar am fambytag oor, roeinadjten Des j morgens, 5roird)en öer. Dij.enb.püj ftunöt ift jrojprugk
gelegen brci meil Don munidjen errd)incnn : bife l)ernad) Dei3aid)ent figur Dllit bem 9U)ten kret3 5roen 3legenpogen
Die mit färb fein geroefen Kobt ~ i (Srun vnb gelb JHit breien funnen oon bcr mitlen ; 6unen fcuren flamen ent=
fprungen finbt. — | [Darunter die Darstellung der Erscheinung leicht koloriert. ^
Holztafel-Einblattdruck ; Text und Figur von Linien eingerahmt. Wiedergegeben in Hellmanns Neudrucken Nr. 12.
Prugk ist Fürstenfeldbruck bei München. München, St. B.
1514 Januar II.
(i) ^ Die aufjlegung Jttagiftri jol)anis | Oirbung oon Sagfurt jü bem burd)Ieud)tigen ()od)aebojnen ; dürften
onb Y)txxt. \)txxtn Cubroigen *PfaIögraff bep SRI)ein. \ Scr^og in ?3ai)ern. Dcß l)eiligen SRbmift^en reid)6 6r^biud)=
fejfen. enb hürförften k. ober bie roaberbarlid)en 3eid)en bie bo i gefel)c rooibe fein, bei) bem TOon off bem 6d)(og
l)oi)em Drad) I jm Sirttenbeger («f.') lonöf- 3m. 5n.ccccc.xiiij. 8arc. 21m binftag . nad) 6rl)arbi frroe/pmb biet) oren/
bo ber 6cOJpion im an I fang ber ©Onnen gefel)en roart. [ [Holzschnitt 11..5Xil.S cm-. Mond mit Nebenmonden, oben
die Überschrift: «Ulönlein OTon J^önletn.]
4". 4 Bi. ohne Signaturen. In der Mitte von Bl. 4^': ^| ©ebiüAt burd) jacob 6d)mi)eben 3Ü 6pt)cr Don iBcgen arnolt
6d)Iicften 'Pfalögrauifdjen l Oiganiflen off fein haiferlid) frei)I)eibt pnb ma '•• baten / nidjt nad) 3Ü bjü*cn. Bl. i" leer. Woller,
Repertorium 863. München, St. B.
(2) ©ie auglegung Üllagiftri 3ol)annis i ^Jirbung oon Saßfurt jö bem burd)Ieüd)tigen l)0d)geb02nen ' Jürflen »nnb
\)tmn I l)enn Cubroigen «Pfal^graffe bep 5RI)ein / ' Ser^og in ^Sapern / bes f)ailigen «R6mifd)en rcid)s er^ brud)= ' feffen.
onb Surfürften 2C. ober bie rounberbarlid)en 3aid)en bie | bo gefeljen rooiben feinb bei) bem mon auff bem 6d)IoB
l)of)en j ©rad) jm ©irttenberger lanbt. 3m.5Il.ccccc.xiiij.jare. 2lm aff= ^frn">"t09 nad) Sr()arbi frfie/omb brei)
oren/bo bcr ©coipion J in bem anfang ber ©onnen gefcl)en roarb. [Darunter Holzschnitt 10.5xt0.5 cm {Mond und
Nebenmonde) mit der Überschrift : JHiJnlein 91lon 5Ri)nIein.]
4". 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. i'' leer. Weller, Repertorium 864. München, St. B.
(3) Die auglegung TOagiftri joI)annis ©irbüg | con Saßfurt jö bem burd)leuc|)tigen l)0(J)gebornen dürften onb
l)erren. I)erren j Cubroigen «Pfalögraue bet) 3?|)ein hurfürften ic. 93on bcn «Regenbogen bie , bo gefef)en fein ber) bem
9non 3Ö «RottropII jm.TO.ccccc.xiiij. jare. am epifftcn tag bes Senners /nad) mittag omb bie ad)t oren.
4"- I Bl. ■ Nürnberg, St. B.
Es gibt auch eine lateinische Ausgabe der aus 4 Bl. bestehenden Schrift von Virdung:
(4) ([ 3nterp2etatio DHagiftri 3o \ l)annis ©irbungi Saffurbenfis 9natl)ematici : pio 3Ilu= ftriffimo piincipe et
bno: bno Cubouico 6omite «Palatino | K^eni 2I. principeq3 eiectoie. fup piobigiofa jlgna circa Iu= ' nam in cafhro.
Sod)em ^lai). bucatus roirtenbergcfis Di= ! fa anno bni.Dn.ccccc.xiiij. bie JUartis poft erl)arbi. ma= ne pora terda
6C0jpi0ne \)t)l0^lOfantt.\ [Holzschnitt 11.5X12 cm: In der Mitte der Mond mit einem Kreuz in der Scheibe, neuh
unten eine (spitz) auslaufende 'Piramis«, die bei den Nebenmonden rechts und links ebenso vorhanden ist.]
4". (4)B1. ohne Signaturen. Bl. n. ^j" gjb lecfoiem. SetrafHd)on [unterzeichnet:] 3n felici 6tubio Sei)belbergenti
tJenUltimO öanuarij. ! 9n. CCCCC.Xiiij. Endet in der Mitte von Bl. 4v. ohne jedes Kolophon. WiWi.
1514 Januar 10, 11, März 17.
[y) {\ 5)ie außlegung 3acobi ©topcIs/Der freien hunftjoii erftnet) boctoi 3Ü «memmingen auff bie. iij. 6un
nen onb TOön fo gefecf)en finb off ben.x.onb.xj.tag ! Senner, ©arnacf) . xoi} . SrHarcij anno bfii. 1514. ®ie hie
nad)er be3aid)et ift. i [Holzschnitt 10.5X12 cm, Darstellung der Erscheinung.]
4"- 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. p und Bl. 4 leer. Wiedergegeben in Hellmanns Neudrucken Nr. 12. Weller. Keper-
'^"•'"'° 855- • München. St. B.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. ,'}ö
(2) Die auglegung 3acobi etopels / Der fret)en hiinft onö erSnct) öoctor 3U JOemmingen 3luff öie.iij. fun i nen
DHö 5nön fo gefel)en feinö off ben x.Dnnö.xi. tag 3enner. Darnad).XDij. |9narcii anno 5ni. 1514. roie l)ernad) ftet.
Kl. 4". 4 Bl, Nach Wcliei-, Repertotiiini Snppl. I Nr. 113 in Stuttgart.
1520 Januar 3—7.
(i) acglegüg onö ©eteüfung / der fßun&eTbarli(i)en 3eid)e / roie 5ie ju oiel malen 3n ben Cöfften onö off 5em
firtrid) errd)€inen pnö gcfeljen roeröcn / ?)nö fönöerlic^ tercn / 5ie 3n öcm 3are nad) 6l):iltu6 gepurt ^unfft3ef)en>
t)un5ert onö jroenfsigh ©|f Den Dritten / Jierben Sönffte / 6ed)Pen / oni» 6i)benöen tage bee 3enner6 jö 9Bi)en. [ 3nn
Opereid) in ben IQfften gefel)en roo2ben ^ixn i ^ roas o:= { fad) / 3)nb og roas maten'g / bie entfp2ungen / 9u(^ roae
bieffe Dil berfelben gleid)? jeid)en / 9^0 / dR hunfftiglid) beteüt? roer^ ben. Dem Durd)Iefid)tigften ^od)geb02nS SUrpen
onb t)er: ren / Sern Cubroigen ^folftgrauen bei 5RI)ein / Ser^ogen 3n ©eiern / Des I)eiligen ^lomifd)? 3leid)6 (grjtrüd)=
feg / (Sf)ur= fUrft dR ^icarj 2c. 9ud) gemeine nü^ 3U eren. Von bem Sod) berümpten 9(ftronomo oü 9Ratl)ematico /
snapfter 3ot)anfen ©irbung oon Sagfurt / ©ggelegt / berd)2teben / onb roie na(^ uolgt prc ©eteütnis offenbaret. {Zwei
Holsschnitte nebeneinander, die zu beiden Seiten und unten von einer schmalen Bordüre eingefaßt sind, 8.6 X 9.H cm ;
beide stellen Leute dar, die erstaunt nach dem Himmel schauen.] opp!t)e9
4". 20 Bl. mit den Signaturen : — Äij fln\ — 9Jj Sij SÜj — fij 6ij (SHj — DJ Dil DÜj — S) Si) CHij — • Am Scliluß
von Bl. ao': lid)en roillen. 3men . Bl. 20'' leer. Im Text noch 36 kleinere und größere Holzschnitte, optische Erscheinungen
darstellend, meist Nebensonnen, Nebemnondc, Regenbogen, SiertMchnuppen, Kometen usw.
Diese Gelegenheitsschrift kann als ein erster deutscher Traktat der meteorologischen Optik betrachtet werden.
Der Verfasser vergleicht die Lichtkränze, die mn brennende Kerzen wahrgenommen werden und die abgebildet sind,
mit dem Mondkranz, der am S.Januar 1520 zu Wien zwischen 7 und 8 Uhr gesehen wurde.
Am Schluß erklärt Virduno, daß er die Ltchterscheinungen für Vorboten dessen hält, was 1524 durch das Gestirn
kommen wird: viel böß von kriegen, sterben und gewesser; also auch eine Anspielung auf die Sündflut, die man im
■lahre 1524 erwartete (vgl. meine Beiträge I Nr. i).
Weller, Repertorium 1652. Augsburg; Wernigerode.
(2) 9uf;legng ber fünff 3aid)en fo 3a roien in 5fterret)d) ; am t)i)mel gefei)en feinb rooiben jm taufentt flinff^
l)unbert.onnb . XX.3(ur beroert burc^ et^ Itd) roarf)afftig p2opl)e cepen dS alt I)ift02ien. ^ Des liebgehabten ^Ritters '«$ \
[Holzschnitt 10.2 X 11 cm: Am Himmel allerlei optische Erscheinungen, im Hintergrunde eine Stadt, dahinter Berge,
im Vordergrunde ein Gelehrter, der mit einem Quadrant die Erscheinungen beobachtet, neben ihm am Boden Astrolabium
und Sonnenuhren.]
4". 8 Bl. mit den Signaturen: 9 Bl. 8' leer. 5 Holzschnitte im Te.\t. [Am Schluß auf Bl. 8'':]
DSe biicl)lein bab id) getd)2iben ben Cat)en on pngelerten / auff ber l)oben fd)ül ba fant t)<'i)Qne6 bas büd) mad)et ber
l)ai)inlid)en offen- barung biet) mei)I oon Safell / cnb i)ab es oollen« bet am freotag nad) fant 9nid)el6 tag id) iar M. D i XX.
aber nod) ain gröffers l)ab ic^ geniad)t doi oier jaren / ben gelerten genant Auflegung ber reb ; ©nnb ob bu bifen 3ai)d)en
onb figuren nit loolteft gelauben fo lig baffelb büd) ba mirfT bu 3eagknug genüg jinben auB ber baiigen gefd)2ift on anbe»
ren p2opi)eten / onnb aug bem geflim. ®an ain pforoen fd)n)ant gefeben ifl am bQm mell in ber (SI)2ifYnad)t in Sroacia im
iar.M.D.XVIll. O fäiig miift bu fein wenn bu es red)t i» oerfton tt)i}fl. *«t
Nach Weller, Repertorium 1322 von S. Otmar in Augsburg gedruckt.
Ich habe nicht ermitteln können, wer der Verfasser ist, noch welche größere Schrift aus dem Jahre 1516 gemeint ist.
Es gibt eine italienische Flugschrift über dasselbe Ereignis: C~ Le rtupendifTime apparitioni che fono aparfe in
alemagna nel. 1520. adi 3. e. 4. . . . . Dresden; Leipzig; München, St. B.
(3) ^mpf)ilu9 ®engenbad) 3U be allergrogmcd)tigoften hüng karte, j ACs mH 3alt.9n.CCCCC.Dnb.XX.in be
SHonat bes 3enncr8 | finb bife rounber3eid)en 3Ü ©ien pn Ofterid) alle nad)ei)nanber am l)i)mel gcfcf)? rooibe / roie es
bafi l)ie bl) jeglid)em 3ei)= djen gerd)2iben ftot / onb I)abent6 allroegen ettlid) taufent menfd)en gefe^en. j [Dreispaltiger
gereimter Text mit dem Porträt von Kaiser Karl und sieben Abbildungen der optischen Erscheinungen; auf der linken
und unteren Seite zum Teil mit reicher Bordüre eingefaßt, rechts unten das Druckerzeichen.]
Gr. Folioblatt. Wohl sehr selten und offenbar identisch mit der von Goedeke (Pamphilus Gengenbach, Hannover 1856.
8". S. 518) vergeblich gesuchten Schrift, deren Vorhandensein er nach einer sekundären Quelle kannte; denn er hätte in
Lycosthenes, Ciironicon prodigiorum die Angabe finden können, daß Gengenbach eine solche Schrift veröffentlicht hat. Das
Blatt ist inzwischen von H. Koegleb in der Zeitschr. f. Bücherfreunde XI. Bd. S. 414 — 416 eingehend beschrieben worden.
Zürich (Ms. F. 21).
14) «Ra (Sl)ri)Tli unfes l)erren gl)ebort. SHccccconb xx.i)aer in Sonuario fpnt fuld)e errd)i)ni)nge roo l)i)r na
DOlget to ®pen in Ofterpdi in benn nt)gcn erroelten romefd)en konindi lanbc oon mennigl)cn gl)efeen roorben. [Folgen
die Abbildungen der Erscheinungen mit ausführlichen erklärenden Überschriften.]
Folioblatt. Bruchstück eines niederdeutschen Einblattdruckes in der Stadtbibliothek in Hamburg. Die Rückseite ist
zu Probedrucken von niederdeutschen Liedern benutzt; vgl. Serapeimi XV, 1854, S. 209 — 218, wo J. L. de Bouck eine aus-
führlichere Beschreibung gibt und als wahrscheinlich hinstellt, daß es Druckvarianten dieses Folioblattes gegeben hat. Ab-
weichend von den übrigen Ausgaben ist die Beigabe von erläuternden Überschriften zu den fünf verschiedenen Erscheinungen.
so steht z. B. über dem ersten Bilde (Eine Sonne mit einem vierfachen ICreis umzogen) : »Des DJ. bagl)e6 in ^anuario Ct)n
ooruerlodt grot Cirkel mit regcnpag^en farroS »ine be fonne tn>ei)ffd)en. ij. nnbe. iij. oren na mobbagbe.«
(5) Slin Tarnung bes 6ünbtfluf6 ober errd)iod{enlid)en roaffers Des xxiiij. jars aug natürlid)er art bes j l)t)mels
3fi befolgen / mit fampt auglegung ber groffen rounber» | iar)d)n 3Ö ©ien in Ofteriepd) am l)pmel erfd)inen im XX iar.
3fi Hellmann:
[Zwei Holcschnitle übereinander, jier obere, 10.6x6.6 cm, stellt die optischen Erscheimingen vom Jahre 152(> vor,
der untere, 10.6X8.6 cm, eine Überschwemmung mit der Arche Noah in der Mitte.']
4". 6 Bl. mit den Signaturen: — ij üj iiij . BI. i^ und 6" leer. Weller, Rcpertoiium 1663.
Die »Auslegung der Wundeiv.eichen« auf Bl. 4^ bis 6'; der Verfasser spricht von Hans Hasfurter (Virdung), der also
wohl nicht selbst der Verfasser ist. Augsburg; München, St. B.
(6) ain QBarnung öes 6üni»tfluf8 ot»er errd)20*cnlid)en roaJTers ©es xxiiij. jars aug natürlid)cr art öe» | !)i)raete
jü beforgcn / mit fambt auglegung der großen ©unöer ; 3aid)en 3fi ®ien in Ofteriepd) crrd)inen,..öeö XX iars. i [Zwei
Holzschnitte, 10.0X6.0 und 10.6x8.0 cm übereinander, die optischen Erscheinungen und eine L'htrschicemmvng dar-
itellend.]
4". 6 Bl. mit den Signaturen: — jj üj üjj — — . Bl. i^ und 6^ leer. Weiler, Repertorium 1664.
Berlin ; München, St. B.
(7) ein roarnung öes eundtflus oWer ; errd)JC(hcnIid)en roaJTcrö öeß . xxiiij. 3are 3uhunpg/auB na= turlid)er
ari öes [)iemel6 3U befojgen / mitfampt auglegung öer | groffen rounbert3eid)en 3U ®ien in Ofterrcid) am l)iemel er=
fdjienen pm.'xx. iar roeldje I)irnad) ceriseic^ent fein. ^3um erften [ein gefe()en beet) {sie.') 6onnen mit eine regen=
bogen. ^ 3um anöern ift gefel)en ein ooablente fonne f 3um bzitten fein gefel)en anber biet) fonnen ^ 3um Dierben
ein balAen an einer kird)en lenen onb bbinen I mie ein n)ad)6lid)t. ^ 3um funfften ein ooiblenter monb , ^ 3um fed)|Tlen
eölid)c regcnbogen (ü 3um fiebenben onb leftften ift gefe^en ein kreu3 in einem rabe mit einem gefpalten monbe.
^ ©etruckt 3u leppggk burd) 5BoIgang (sie!) etöAel. 1521. j
4". 6 Bl. mit den Signaturen: — aij aüj — b — . Bl. 1^ leer. Mänclien, Ü.B.
(8) (Si)n roarnung bes ©unbtfluß ober j erfcl)io*enIid)e roaffers Des. xxiiij. iars aug naturlid)er art bes , l)t)iSeIs
3U befolgen / mit fampt auBlegung ber groffen n)unber= 3ei)d)en 3u 9Bien in Operrcid) am |)j)inel crfd)inen im .XX. iar
[Zwei Holzschnitte übercin, oben die optischen Erscheinungen in Wien, unten ein Uberschwemmungsbild mit der Arche;
Noah.] \
4". 6 Bl. mit den Signaturen: — 3|ij 2liij — 8 — . Bl. i' und 6» leer. Wahrscheinlich Weller, Repertorium 1662.
Vgl. meine »Beiträge« I S. 65. " Augsburg.
(9) Jakob Milicii, der während seiner Studienzeit in Wien die Lichterscheinung selbst beobachtete, beschreibt einen Teil
derselben (trabs) folgendermaßen: Ego vidi Viennae Austriae anno Domini 1520 mense Januario in meridie sulcum (juendani
in aere magis fumosum quam lucidum, instar trabis sese ex infiina aeris regione in obllquum demittentem, atque ad turrim
divi Stephani sese inclinanteni, donec ad cxtremum vehit nebula dissipata evanesceret (C. Plinii libcr secundus de mnndi
hi.storia cum erudito commentario Jacobi Miliohii ...; S. 273 in der Au.sgabe Lips. 1573. 4").
1523 Oktober 11.
(i) e^n 6opei) neroer roari)afftigen onb erfcf)2öd?lid)en 3et)tungen / oon l)en 3obft Cubroig dö Steapolis / roie bie
etat SReapolis burc^ bas roaffer (bas man billid) ei)n ©inbtflug nennen mag) am xj Octobjie jämerli= , d)cn Der=
bOlben i!^\.\[KleineT Holzschnitt 8.2X11.5 cm, starken Regen über dem überschwemmten Neapel darstellend; links
vom Bilde: <[ Die 6tat, rechts davon: SHeapoIie.] | [Darunter 28 Zeilen Text.]
Folioblatt mit altkoloriertem Bild, das im Gegensatz zu den Abbildungen der späteren Einblattdruckc sehr klein ist.
Aus dem kurzen, durchaus sachlich gehaltenen Bericht geht hervor, daß sich am 11. Oktober 1523 in der Nacht
zwischen 5 und 8 Uhr ein ungewöhnlich starkes Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen über Neapel und Umgebung ent-
lud. Der an Gebäuden und am Vieh angerichtete Wasserschaden war außerordentlich groß. Der Schreiber Jobst Ludwig
scheint ein im Dienste des Königs von Neapel stehender Deutscher gewesen zu sein (»©as ^aHaCium / bflrinn id) bin Onb
Sönig aifonfiue geparot l)at / roas onbter mir mer ball eines mans I)Od) ooUer roaffer '^)
Ähnlich Weller, Repertorium 2386. Bei Diederichs Nr. 414 reproduziert. München, St. B.
. Der Text ist auch in folgender Sammelzeitung enthalten :
(2) sneroe 3e!)tug ; 2lus bem «Riberlanbt. ] aufs «Rom. 2Iufs Sleapolis. Slufs ber 5leroenflat aufs Oefleneijd)
[ Titelein fasiung.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — ?lij ?liij — . München, St. B.
1527 Oktober 11.
(i) auslegung ^eter | greu^ers / etroan bes roeptbe; | rl)ümbten aftrologi / DR. 3o. eied)tenbeger6 [sie!) bifci:
pels / ober ben errd)jedili(f)en ßometen / fo in ?öeftrid) onb j ombligenben grenzen erfd)i)nen / am . xj . tag 9Bet)nmonats /
bes 9n. 66666. xxDij. jars/ 3U cf)ien ben roolgebomen | §erren / Serr 3ol)an/onb ^J)ilips gran^en / 1 beijbe / ®iü
onb yitX),n(iX(axtnit\C.\ [Holzschnitt 9.7X10.8 cm, in wellenden Flammen sieht man Köpfe und Schwerter.]
4°. 12 Bl. mit den Signaturen: — aij aüj — S 53ij SÜj — 6 ßij 6iij — . Bl. i^, 12' und I2V leer.
Die Erscheinung war ein Nordlicht, kein Komet. Es gibt über dieselbe Erscheinung einen lateinischen Bericht von
Gerardus NovioMAoiJS (Gerhard Geldenhauer aus Nimwegen) : De terrifico Cometa . . . [in der Stadtbibliothek Aachen].
Näheres darüber enthält der erste Band meiner »Beiträge« S. 107 — 113 (Die älteste gedruckte Nordlichtbeschreibung).
Nürnberg, St. B.: Bibt. Hellmann.
(2, 3) aufelegung ^eter 6reuSer6 / etroan bes | roeptberümptc aftrologi 9Il.3o.eied)tenbergers bifcipel / ober ben er ,
fd)jijdilid)en 6ometen / fo im®eftrid) on ombiigenben grenzen erfdji nen am.xj.tag^einmonats/besJn.D.xxoij.jars/
3ü ceren ben j roolgepomen Serrn / l)err 3ol)an / onb ¥!)'lipö Sranjen / 1 bepbe / 3BilI onb «Rcpngrafen jc. 1 [Holzschnitt
11.2X15.2 cm, ähnlich wie in der vorigen Ausgabe.]
4°. 8 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij aüj — S Sij 55iij — . Die Münchener Staat.sbibliothek besitzt eine Variante mit
dem Druckvernierk auf Bl. 8v: ^ ®ebjU*t 31t STlurmberg burd) ®eOiq ©ad)ter. i Bibl. Hellmann.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 37
1530 Oktober 8.
(i) ®arl)afftige ansep^ gung / öes groJTen (Srrd)jöcklid) en ©eroeJTerö / 6o j1(^ 3a 5Rom auff öen 2ld)ten tag
Öes I 9Ronat6 OctObltS begeben OnD JÜ getragen I)at. ' [Hokuchnitt 9.5 Xl cm: Überschwemmte Stadt mit einem Schiß
im Vordergrund.] Des jars . 90 . ?) . XXX.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 21ij 9Iiij — Bl. i^. 4'' und 4V leer. Die Münchner Staatsbibliothek besitzt eine
Variante, mit dem Kolophon auf RI. 8^: ^ ©eblUthtjÜ Stdmiberg burd) ®e02g ^ad)ter. Berlin.
(2) ?Barl)afftige SInjapgung / bes grojyen er fc^iöcfelidjen ©eroeJTcrs / fo fiel) 3Ö 3ll)oni aujf ben ad)ten tag bes
OTonatS Octobjiö begeben / anno JC. im 911. ©.XXX. jar. ! [Drei Meine Schlußzeichen.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lij 9liij — . Bl. f, 4>' und 4* leer.
In München, St. B. (Phys. spec. 300 (<)^) ein Exemplar, in dem die erste Zeile endet: er= , statt er ; sonst wie oben.
Berlin; München, Sl. B.; Dresden; Bibl. HeUmann.
(3I ®ar|)apge an3aigung. bes groffen errd)iö*lid)en geroeffcrs / fo pd) jö 5Rom auff ben 3Id)ten tag bcs 9non= \
at9 Ottobiis begeben. Slnno ic. jm Saufent Sünff Jjunbert i onb jm 3)jet)lTigipen ! ^e.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij ?liij —■ Bl. i" und Bl. 4 leer. München, St. B.
(4) Werne jeotög aug Korn / roie bas graufam ennb errd)JOAIi(f) groS roalTer ber Sober S^o.l)tn \\)m l)at. '
4°. 2 Bl. ohne Sigiiiituren. Schöner Druck. ^Veller 53. Berlin.
(5) yitmt 3ei)ttung aug «Rom / roie bas graufam onb erfd)iöchli(t) grog roajyer , ber Spber fd)abcn \ tl)an ()at. |
4". 2 Bl. ohne Signaturen. Weller 53''. Berlin ; Nürnberg, Germ. Mus. (Scheurl).
(6) JTeroe 5etjtüg au| 9lom ©ie bas graufam onnb erfd)jö*enlid) | groB ©affer ber \ Zvjba fd)abc ! tl)an l)at. |
[Unten eine kleine Zierleiste.]
4°. 2 Bl. mit den Signaturen : — jj. Fehlt bei Weller. Berlin.
(7) Sterne 3ei)ttung oon Korn / roie bas graufam onb erfd)jij*Iid) roaffer bie Si)ber / grolfen fd)aben F)at getl)an. '
4". 2 Bl. In großer kräftiger Type gedruckt. Weller 53''. Nürnberg, Germ. Mus. (Scheurl).
(8) NEW>-ZEIT= TVNG-«VON «om: roie bas graufaift onb erfd)ii5AIid) gros \ roaffer ber St)ber rd)a ben
getf)an l)at.
4°. 2 Bl. mit den Signaturen: — ?Iij. Weller 53'!. Berlin; Breslau, U. B.; Dresden.
1530 Oktober 8 und \oTeinber 5.
(i) ©arijafftige an3ei)= gung ber graufamen / er= fd)26cklid)en übergieffung ber Siber 5U «Rom / onb bes m62ö
in 6e: lanbt onb SIan= bern / 2c. 3n bifem 1530. jar gefd)el)en. S [Etwas tiefer:] Cuce 22. ; (Ss roerben 5ei)d)en ge=
fd)el)en an ber 6onnen onb SRon / onb ftern / unb auff erben roirbt ben i menfd)e bang fein / bas fie nit roiffen roo
l)inauß Onb bie roafTerroogen roerben b2aufen / jc.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 2 3 — . Bl. 4y leer. Berlin; München, St. B.; Nürnberg, Germ. Mus. (Scheurl).
(2) ©arf)apge mitt)- gung ber graufamen / er fd)2öcklid)en iibergieffung ber Siber 3u «Rom / onb bes miJjs
in 6elanbt onb SIanbern/2C. 3n bifem SR.©. XXX. jar. gefd)el)en. Cuce 21. (Ss roerben 3et)cl)en gefd)ef)en an ber
6onnen onb «)non / onb ftern / onb auff erben roirbt ben menfd)e bang fein / bas fie nit roiffen roo l)inauB ! Onb bie
roafferroogen roerben b2aufen / 2C.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 2 3 — Bl. 4" leer. Nürnberg, Germ. Mus. (Scheurl).
(3) 9leroe 3ei)ttung aug 9lom / roie bas graufam onb er^ fd)36(klid) groB roalfer ber 3i)ber'fd)a: | ben t!)an t)at /
ben Düj. tag Octobzis. $eBgieid)en ben funpen tag \ «Rouembiis jm nt)ber[anb | jä 9nt02ff onb baruiü | Sn.O.ofi xxx. jar. {
4". 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. iv und 4» leer. Weller 53». Berlin; München St. B.
(4) Jlero 3eittung ob Moni onb 5libberlanb / roie 1 bas graufaili onb er= ' fcF)rc*Iic5c gros i roaffer / fc^aben i ge«
t()aü ^at. i ^ :
4". 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. i^ und 4^ leer. TitelOberschriil des 2. Teiles (Überschwemmung in den Niederlanden
am 5. Nov. 1 530) auf Bl. y. Fehlt bei Weller. Das 51 in der ersten Zeile des Titels sieht wie ein (S aus.
Berlin; Dresden.
1530 November 5.
fi) 9teroe 3ei)tung bes crfd)fO(k= (id)en groffen ©affers / 60 fid) auff ben ^ fönfften tag 5louemb2i9 im Äi« 1
berlanb ert)aben / onb roas es für fcl)aben ge^ t^on f)at 2c. 1530.
4°. 2 Bl. ohne Signaturen. Bl. 2" leer. Weller 54. Sturmflut; nach einem Bericht aus Antwerpen.
Berlin; Zürich.
12) Jleroe 3eitiig bes <Srfd)!0*Iid)en groffen ; roaffers / fo fid) auff ben S^önff [ ten 9'louemb2i6 pm «Rt)= öerlanb
erl)aben / du | roas es fßr fd)a= ben gettjan ; l)at 2C.
4". * Bl. ohne Signattiren. Am Ende von Bl. 2': 911.0. XXX. Bl. 2» leer. Weller 54». Berlin; München, St. B.
(3) 5Reroe 3eitung bes er rd)ro*Iid)en groffes roaffers / fo fid) i auff ben ^unfften Stouembris ! ijm «Rpbberlanb
ert)aben / onb roas es für fd)aben getl)an l)at etc. [Ilohschnitt 9.2 x 6.2 cm, zicei Männer am Wasser.] '
4°. 2 Bl. ohne Signaturen. Bl. 2" leer. Am Schluß auf Bl. 2'-: 9n.X). XXX. 5? Weller 54I1. Große kr.äftige Typen
Augsburg.
38 Hei. i, m a n n :
(4) Keroc 3er)ttung öes errd)j6*lid)en gro|Ten i»a|Terö / fo fid) auff öcn fünfften 31ouemb2i6 im 3lit>cr= lanö
er|)aben / 1 »nö roas es für fcijaben getl)on l)at / jc. 1530.
4". 2 Bl. ohne Signaturen. Kl. 2' leer. Weller 541-. Tierlm, Met. liut.; Nürnberg, Genn. Mm. (Sclieurl) und St. H.
1.534 Juni 3.
(i) Sajt mmbetbar-- lid)e onö DOjmals mexl)bite gcjld)t / [o am öjittcn tag Sunij/öiß M.D.XXXIIll.3ars /
gleid) i nad) 5em srnittagmal in ©ennmar* / beij öer | 6tatt 6d)lefroig / nit fonöers roept eon CübeA gelegen / im lufft
fcinö gefe= j l)en / ©nb Don ainem 6ecre= tario bafelbft oiöenlid) berd)iibcn / mb ber Äünigin 5üge= fanöt ift rooibe.
4». 4 Bl. mit den Signaturen : ~ aij 2liij — . Bl. i^ und 4 leer.
Auf Bl. 2^ oben : ©ife neue 3ei)tung | ift Don antbojjt l)iel)cr gefd)2i' ben roojben. München. St. B.
(2) gaft ©unberbarlid^ onb I DOjmals t)ner^62te / geffd)* / fo am b2it= ten tag 3unij.M.D.XXXXIlIl.jarö /gleid)
nad) bem «»nittagmal in Dennmardi / bep ber 6tat | 6d)Iefroig / nit fonbers rocit i oon Cübed« gelegen / jm lufft feinb
gefel)en / ^n \ Don ainem 6ecreta= j rio bafelbft oibenlid) 1 berd)Jiben /du ber j Äünigin 5üge= fanbt ift noi-- ben. *
[Holzschnitt 6.7 cm Durchmesser, Sonne innerhalb von vier konzentrischen Krei-ien.]
4". 4 Hl. mit den Signaturen : — 9Iij 9Iiij — . München. St. li.
1534 Juli 3.
©unberbarlid) cnb i n)arl)afftig gefid)t / fo nero= lid) gefeljen / bas onc jroeiffel hunff= tige fd)redilid)e bing be=
beutet. :9n.5).XXXIlll.!ifi
4". 2 Bl. mit den Signaturen: — 9lij. _
Bericht von Hans Pflug, Herrn \om Rabenatein, des Königreichs Böhmen oberstem Kanzler. Der Berichterstatter will
bei »Scheswitz« allerlei Tiere, Menschen, Kreuze usw. »am hellen Himmel« bald nach Mittag gesehen haben. Möglicher-
weise eine nach dem vorigen Bericht zurechtgemachte Geschichte, wobei das Datum vielleicht verwechselt wurde. Berlin.
1535 September 1.
(i) roie inn 6d)lefien jur Olfen ! über bie 6tat ain »ner|)6jt / n)unber= barlid) onb grarofam cngeroitter / mit '
Seür regnen Dfi errd)JOd»lid)em \ rounberroürdienben roinb : kbmen ift / allen @ot6 f62d)tigen rool juroiffcn. ^falm.XXIX.
©ie ftim bes Ser2en gel)t auff ben roaffern / i "Der @ott ber el)ren bonnert / ber Ser2 auff groffen roaffern. M.D. XXXVI.
4°. 12 B!. mit den Signaturen: — aij Sliij — 8 Sij SÜj — 6 Sij GÜj — . Letztes Bl. leer.
Bericht von Latirentius von Rosenroth, Knar genannt, an Ambrosius Moibanus, Pfarrheirn zu St. Elisabeth in Breslau.
Am Schluß (Bl. güj) noch ein »Sef(ftjeiben bes ^Jngeroitters / fo fid) im i 'Do2ffc 6d)melroi6 / bei) ber SdjroepN nifi / begeben l)at.
München, St. B. und U. B.
(2) ®unberbarlid)e gefd)id)t j 60 fid) hur^Iid) / inn ber @lefien jü Olfe inn ber 6tatt / onnb im bozffe 6d)meU
roij / bep ber \ 6d)roeibni6 / öon eim errd)2edilid)en Dnge= roitter / begeben I)aben / ^erd)2iben burd) \ amb2ofium 9noi=
banum ^farl)er2n | ju ©2enaro. ! ^falm.29. 1 ©ie jtpm bes SewatSt gel)et auff ben roaffern / ber @ott ber el)2en bonnert /
©er seKK auff grof= | fen roaffern. ! 1535.
4°. 10 Bl. mit d.n Signaturen: — 2lij Sliij — ^ Sij 6 6ii 6iij — . Auf Bl. lo^ am Schluß: ®eb2Udtt JU etra^burg
burd) Sans ^2eüffen. 9n.5).XXXVl.
Der Hauptbericht ist der von Laurentius von Rosenroth. Inhaltlieh mit dem vorigen übereinstimmeud Kräftige, der
Schwabacher ahnliche Schrift. Darm-^tadt.
(3,4) 9BarI)afftige neroe jepttung oon j rd)2edilid)en ongeroittern / fo i fid) im ned)ft oergangenem 3ar in ber ©lefien
bege= i ben l)aben / rounber= \ barlid) ju lefen. Mit einer Ö02rebe ©oct02 TOartini Cut!)ers.
4°. 12 Bl. mit den Signaturen: — 9lij Sliij — S Sij SJiij — 6 6ij 6iij — . Bl. i2t leer. Am Ende des Textes auf Bl. iz^:
©ebrüdlt 3Ü 9lOrnberg i burd) | Sans ©ulbenmunbt. 1 M.CCCCC. XXXVI. | Weller 105, jedoch mit etwas abweichendem Kolophon.
Die Vorrede Luthers endet auf Bl. 2^, der Bericht von Laurentius von Rosenroth an Ambrosius Moibanus in Breslau
über das Unwetter in Oels geht von Bl. y bis IC^, auf iir Bemerkungen dazu von Moibanus und auf Bl. 11" bis I2'' die
Beschreibung des Ungewitters in Schmelwitz bei Schweidnitz.
Es gibt einen zweiten Druck von demselben Drucker, in dem bei gleicher Seitenabteilung die Zwischenräume zwischen
den Absätzen etwas kleiner sind und die Unterschrift in den beiden vorletzten Zeilen des obengenannten Kolophons etwas
größere Schrift hat. Beide Drucke in Berlin: einer in Erlangen; München, St. B. und Nürnberg, Germ. Mus.
(5) ©er ►xxix-" '■ ^falm ©auibs oon ; ber geroalt ber ftimmc @ottes / ' jnn ben lüpen / 1 Sin bie l)o()en 5Re genten /
©ampt etlid)en fd)re*= \ Iid)en ongeroittern / fo fid) i im negft oorgangenem | 3are jnn ber 6lefi= en begeben l)a= ben /
aufge= | legt onb gefc|)rieben. 1 ©urd) ©. Slmbrofium 9noi= i banum ^far()err ju ©reflaro. 9Ilit einer oorrebe ©. TOartini
Cutl)er9. I [Dieser Titel in schöner, breiter Holzschnittbordüre, unten ein Mann, der Orgel spielt.]
4°. 24 Bogen mit den Signaturen ^ und 8 bis 3- Das letzte Bl. leer. Auf der Rückseite des vorletzten Blattes:
® ebrudtt 3U ©ittemberg 1 burd) Sans Cuff t. j M . D . xxxvi . ]
Der Bericht über die Unwetter in Oels und Schmelwitz auf Bl. ?)ijTerso bis ans Ende ist fast gleichlautend mit dem
in (i) bis (3). Keine eigentliche Flugschrift mehr. Bibl. Hellmann.
Zwei spätere Drucke:
(6) ©on fd)roeren onb Dnge= 1 roönlid)en Sngeroittem: \ Sine fonberlid)e / Dnerl)brete onb fel)r erfd)re*Iid)e ®e=
rd)td)t: I ©ie für 3roep onb fed)iig 3al)ren / in ber Sfirjt= lid)en 6tabt Olffe / 2c. fid) begeben l)at / Se^t gebrudit 3u
Dif Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XYl. Jakrii. 39
einem gxcmpel / "Der QrojTen St)rannet) onD geroalt i Des Seuffcis: otiD Das gleid)n)0l alle feine niad)t in ©ottes SenDen
|tel)t ' Das er feinen raut= roillen onJi bogl)eit / nid)t roeiter onö ferner bürjfe gebraudjen onö eben / als @ott rooN
gefellig. Srefslaro. 1597.
8". 8 Bl. mit den Signaturen : — 91ij 9liij 9Iiiij 91 D . Berlin.
(7) ©efdjreibung I Srocpcr fonberbaren erfd)ri5*Iid)en | unö fafT unerl)8rten | Ungeroitter / 1 ©eld)e in ber §od)=
Sürftl. 3{efi= ben^-- 6taDt Oelße | enfftanben / 1 Unb sroar ift bas erfTere gefd)eF)en anno 1535 \ ben 1. 6ept. am Sage
aegibii/ Sei) ^Regierung ' Des ©eijlanb ©urd)l. Sod)ge= bo!)rnen dürften unblSetrn/Serrn (SaKC6/ f)iefc69laF)mcnö
öes (Srften / gerßogen in 6d)lefien 3u Dllünfterberg ; unb Oelg / ©rafens 3U ®IaS/K.Äöniglid)en 6tabtl)alter6 in ®öf)eim /
Obriften=Sauptmanns in [ Ober= unb snieber=6cf)Iefien / Canb=5)ogt6 in Caugnift / unb | Hauptmanns ju ®roB=@Iogau /
K. ©as [Riick.seite des Titelblattes:] ©as anbere aber Sat fid) ereignet im 3al)r (Sgrifti 1707. ben i 20. 3ulij / am
Sage bes ^ropl)ete 6liä / | ©reBlau in ber Naumann, erben Bud)bruckercj) . bruckts 3o[)ann SI)eopF)iIu6
©traubel / Factor.
kl. 8°. (24) Bl. mit den Signaturen: 8, ®, 6. Bihl. Hellmann.
(8) Das beftürmte Oels, ] Ober bas im 3al)r SSrifTi 1535. ben 1. ©eptcmbr. am Sage SJegibii j entftanbene
groffe Ungeroitter 3n ber Soci)=Sürftl. !Renben6=6tabt ! 066©, allen feinen merckroürbigen Umftänben nad) j mit
^oetifdjer Jeber Stad) art eines Selben=®ebid)t6 ' befcl)rieben, ; Unb allen eiebl)abern ber «ßoefie \ 3U beliebiger 9Ta(^=
iefe in Druck gegeben oon ©ottfrieb ßpl)raim 6d)eibel. 53ref3lau, 3U finben bep.n Authore, unb 9nid)ael 5lol)rlat^,
Sud)i)änbl.
4°. (4) Bl., 30 S. Die Vorrede ist vom November 1727 datiert. Bihl. Hellmann.
1536 Juni 1. ,
ain grof3 ti)unber= barlid) 3aid)en »ü ger>d)t / fo am l)ellen ^imei nad) mittag / inn ber Jnarggraffdjafft Ceügni^ /
von Dil glaubmirbigen com abel Dnb anbern gefe^ l)en ift moiben / mie oolget. | M. D. XXXVI. |
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — aij aüj — . Bl. i", 4'' und 4^^ leer.
l'm I — 2'' Nachm. werden am Himmel allerlei Gestalten, ganze Heere, Menschen. Tiere gesehen, ähnlich wie 1534.
Berlin; München, St. B.
1537 April 25.
(f) Srfd)20d{lid)e 9len>e 3eittung/Db einem grau i famen ongemitter / 60 fid) nen>Iid)er tag 3U ^epbelberg ereugt
^at. ■ [•?•? Zeilen Text in schön geschnittenen, Icräftigen Typen; oben und unten eine hübsche Zierleiste.]
Folioblatt 20 X 31 cm. Eines der seltenen Einblattdrucke meteorologischen Inhalts ohne Bild. Fehlt bei Weiler.
Blitzschlag in den Pulverlurm des Heidelberger Schlosses; die dadurch verursachte Explosion hat großen Schaden getan.
Berlin, Met. Inst.
(2) (Srfd)rodilid)e Jleroe 3ei)tung oon ainem grarofamen ©ngeroitter 1 60 fid) nerolid)er tag 3Ö Saobelberg ereügt
l)att. [36 Zeilen Text, ohne jede Unterschrift.]
Folioblatt. Dieser Druck ist weniger schön als der in der vorigen Ausgabe. Weller 112. Zürich.
(3) (Sin erfd)reglid)e iHeroe 3€itung / oon einem graufamen ©ngeroiter / 60 fid) auff 6. snarcue tag 5U $eibel=
bcrg / jnn ' biefem XXXVII. jor / erl)aben l)at.
4". 4 Bl. mit den Signaturen; — 9Iij %ü\ — . Bl. iv und 4 leer. Weller 11 ab.
Schöne große Type, vermutlich von demselben Drucker, der das Flugblatt (i) über dieses Ereignis gednickt hat.
Zeilenbreite nur 8 cm. Leipzig; München, St. B.
(4) Sin erfd)reglid)e 3Teroe 3eitung / Don einem graufamen Ongeroitter / 60 fid) auff 6. TOarcus tag 3U §eibel=
berg / jnn , biefem XXXVll ; jar / er!)aben l)at.
4". 4 Bl. mit den Sigiiatuien : — ^lij aüj — . Bl. i" und Bl. 4 leer. Auf Bl. 3» am Ende: (Scbrudtt tu ^itteitlberg burd)
3tiAe( 6d)iTlen6. 1537.
\\ fller 1 12». Dieselben Typen wie in der vorigen Ausgabe, also \m>1iI von demselben Drucker herrührend. Berlin.
(51 ein erfc^rodilic^e neroe 3ei)tung / d5 einem graufamen Dngeroit= ter/60 fid) nen)lid)er tag 3U Sei)bel=
berg ereugt l)at. . 1 3m jar TO.D.XXXVU.
4°. 4 Bl ohne Signaturen. Bl. 1 > und Bl. 4 leer. Am Schluß aul Bl. 3" : ©ebrudtt Dnb DOlenbet / 3m 3ar SU. D. XKX Dij. !
Gleichfalls schöner Druck. Fehlt bei Weiler. Berlin.
(6) Lycosthcnes erwähnt auf S. 561 seines l'rodigiorum ac ostentorum Chronicon, daß sein Heidelberger Lehrer J.Micylujs '
den Blitzschlag in einem Gedicht beschrieben hat. Mit freundlicher Hilfe der Universitätsbibliothek in Heidelberg konnte
Ich zwei Werke ermitteln, in denen das (lateinische) Gedicht abgedruckt ist, nämlich erstens in dem Sammelwerk: Opus
historiarum nostro seculo convenientissimum, in quo multa scitu & admiratione digiia, tum veterum, tum recentiorum circa
urbes, arces, & insulas liabentur . . . Basileac. Anno M.D.XLI. (Kl. -8°); hier steht auf S. 263— 278;
Narratio stragis Heidelbergensis aeditae ä disiecta turri veteris arcis in quam fulmen adactum fuisset, exposita epl-
stola lacobi Micylli. anteposita etiam epistola loachimi Camerarij, cui MIcyllea respondet.
Lycosthenes schreibt Mycillus.
40 Hk LI, m A N N :
In dem der Heidelberger Bibliothek gehörigen Exemplar hat jemand auf dem Vorsatzblatt vor dem Titel folgende
Eintragung gemacht: S. 263 — 278 Narratio stragis Heidelbergensis, frühere Ausgabe: Tubingae per Ulrichum Morhardum
anno Domini MDXXXVII. Darnach wäre das Gedicht gesondert für sich schon 1537, d. h. im Jahr des Ereignisses selbst,
. in Tübingen erschienen. ^
Sodann steht das Gedicht in der Sammlung der lateinischen Gedichte von Jakob Micyllus, die sein Sohn Julius 1564
herausgegeben hat: lacobi Micylli Argentoratensis sylvarum libri quinque .... Ex officina Petri Brubachii, 1564. (Kl. 8°),
S. 216—228. Diese Ausgabe enthält kleine Abweichungen von der früheren Fassung und am Schluß einen kleinen Zusatz.
1537 Dezember 13.
(i) fBarI)n|fte Jleroe jeittung. \ (Saftiancrö »ormeinte oorant ] roortung Äöniglid)er anaieftat gegebe / ner ab=
rcf)ie5. ! ©on öetn graufamcn mb errcl)ro*enIid)en QBetter fo auff 5en xiij tag 9touembris / Das i|t am tag Curie /
3U 9loni geroeft ift. |
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — aij aüj — • Auf Bl. 4'' der VV^etterbericht mit der Überschrift: TOeld)er Qejltalt 2)86
roettcrju Äom ! erfci)rotftenIid) eingefd)Iagcn ftat Ben xiij. tag ©ecem bris/2Inno 1537. Fehlt bei Weller. Die Angabe des
Monats im Titel ist offenbar falsch; es muß heißen: den 13. tag Decembris. Leipzig.
(2) Newe Zeytung von Rom, welcher gestalt das weter erschrockenlich eingeschlagen hat, den 13. Decembris 1537.
4°. 2 Bl. mit Titelholischnitt. Weller 1 4.
(3) Weicher gestalt das weter zu Rom erschrocl^enlich eingeschlagen hat, den 13. Decembris 1537.
Folioblatt. Weller 1 4.
1538 Januar 16.
(i) ?BunDerbSrIid)e Jleroe 3eitung. \ öon öen 9Bunöer 3eicf)= 1 cn am ()imel crrd)innen / eampt bem crrtf)iod?en=
Iid)en geroitter / tDeId)es im anfang | bifes gegenroürtigen jares / auff öen fed)= j 3et)enöen 3anuarij / an oil 02ten ge=
rd)e!)en / onnb am I)imel oon al= j ler menidilid) gefel)en rooi i bcn/9lnno | M.D.XXXVIII. j [flb&scÄnj« 9.5x10 cm,
allerlei optische Erscheinungen, auch phantastische Gestalten am Himmel, im Vordergrund Stadt am Wasser und am
Gebirge gelegen^
4°. 6 Bl. mit den Signaturen: — aij aÜj — b — . Bl. P' und (t^ leer. Am Ende von Bl. 6'. ^ Surcl) 3ol)an ^afcIbergCT / auß
ber 9teid)enan) / I in bzudt DerOibnet. I Fehlt bei Weller. Berlin; Jena; Königsberg; Leipzig.
(2,3) 9Bunberbarlid)e 9teroe3eitung. j ©on öen ©unöersepd) j en am l)i)mmd crrd)t)nen / fampt bem errd)jodienIid)en
geroitter / roelcf)e6 im anfang | bifee gcgcnroirtigen jares / auff ben fed)= j 3e()cnöen Sanuari) / an Dil oiten ge= ^ä)ti)en /
onö am f)i)mel von al= j ler menigklid) gefel)en rooi= ben/21nno M.D.XXXVIII. ' [//ofescAm« 9.5x10.3 cm, phanta-
stische Gestalten, wie in der vorigen Avsgahel]
4°. 6 Bl. mit den Signaturen: — ?lij 2(iij — 95 — • Bl. i' und ö^ leer. Am Schluß auf Bl. 6' unterzeichnet: 3. §..
darunter eine Zierleiste. Weller 119 gibt den Umfang, wohl irrtümlich, nur zu 4 Bl. an. AVellerii9a fuhrt noch eine
andere Ausgabe an, die in Basel liegen soll. Nürnberg, Germ. Mw). (Scheurl); Zürich.
1540 Juni 20.
Sin fel<3am rounberbarlid) gefid)t/ nerolid^ im §eromonat am I)imel gefel)en. [Holzschnitt 17x13 cm, phanta-
stische Darstellung einer Lichterscheinung am Himmel gegen, Sonnenuntergang ; darunter 15 Zeilen Text ohne Unter-
schrift.]
Kl.-Folio; Bild ausnahmsweise nicht koloriert. Zu Schlettstadt, mit Anfuhnnig der Personen, die das Phänomen
gesehen habijn. Gotha, Mus.
1540 September 6.
3m 3ar TOSXXXX. ben . Dj. tag ©eptembiis 5roird)cn ad)tcn onö fibcn nad) mittag / gegen bem iHibcrgang /
3ft im öngerlanb ber 9Ron mit bjeicn punditen / erftlid) plutfarb erfd)ienn / 3um Slnbern mit einem rd)roar§en bsi-
angel / »nö ip roiöer f^ijn roojöen 3um ÖJitten / 3um oiröten t)at fic^ ein fd)roaröer quaörangel oom 21 tipebt / onö
ift gangen bi^ 3Um j [im ganzen 8 Zeilen Text quer über das ganze Blatt; darunter rechts die zugehörige Figur,
während links in 10 kürzeren Zeilen zwei andere, auf dem unteren Teil abgebildete Mond- und Stern (?)-Erscheinungen
beschrieben werden, und zwar aus Worms von demselben Jahre.]
Quer- Folio, 44.5X32 cm. Got/ta, Mus.; Bibl. Hellmann.
1541 November 4.
©er öreier 6onnen / mit jren Sdegenbogcn onb ringen befdjrcibung fo iüi 3n.'D.xIj.8ar/am iiij tag ®intter=
mone / ob Jber [ ©tatt ©allingen / ain meil roegs ob I)Ol)en 3olIern in ; ©irtenberg glegc / erfdjinen / aud) an anb'n
bjtcn gfel)en. ©urd) 9RagiftrO Dllattljiam ?Srot= ; beo^cl oonn ^auffbeoren au%g,üt%t. [Holzschnitt 10.2x11.5 cm:
Sonne mit zwei Nebensonnen und mehreren Ringen.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — aij Sliij — ■ Bl. 4^ leer. In der Mitte \on Bl. 4'-: ©elrudltjü Slugfpurg burd) Sainrid)
©taincr. Bertin; München, St. B.; Bibl. HeUmann.
1542 Juni 10.
(i) 9Teroe 3et)tung »on 6on= | ftantinopoli. MBon epnem 6omet/bcr big in bie 40. tag am bpmel oberjöe«
SfirAen pallaft geftanöen ift. ©on einem fcrorcn S;rad)en / ber bem Sürdien feinen fd)aö j cnb bas nero ed)Iog »er=
pjent onö oerberbt I)at. ; ©on tonnern / roinben / ()agel onb rd)aur / onö roas rd)abcn fic getl)an I)aben. ©on groJTen
@rbtbibmen. , [Noch 13 Zeilen Titel, darunter ei?ie kleine Zierleiste.]
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 41
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — aij 91iij — . Am Ende auf B1.4T: 5)afum (Sonftantinopoli. 915i 15. | öa Cuio 1542. 3ar. I
auS 3talianifd)er fpiad) in Seuffd) gcp2ad)t. i . Weller 147.
Am 10. Juui 1542 Gewittersturm und Blitzschlag in den Palast zu Konstantinopel. Berlin; München, St. B.
(2) 9leit>e 3et)tung oon 6on: i {tantinopoli. | ^on einem 6omet bei biB in Die 40. tag am I)i)mel ober des SUrdt !
cn pallaft gcpanöen ijt. [ ©on einem feroren Sracken / Der öem groJTen SürAen feinen ftl^ü^ cer= | pient mb pcröerbt /
Dn5 Das nero ^\o% »erpient \)nt. , Son öonnern / roinDen / l)ag€l / x>nb fdjaur / Dii roas rd)a5en fie getljon t)abe. ! 35on
grojyen SrDtbiömen. , [yoch IH Zeilen Titel, darunter eine kkine Zierleiste.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: 3 — • Der Schluß auf Bl. 4^ ebenso wie in der vorigen Ausgabe. Fehlt bei
Weller, der zwei andere Ausgaben noch auffuhrt, die ich nicht einsehen konnte. Königsberg.
(3) y 5len)e jephtng er: ; fd)rcAnd)er 5inge, öie 3U Q,m- \ ftantinopel, §anÖrionopeI, Salliopol, oii }n)an= { öig tneile
brept jl)res Dmbhreifs, Difs oorgangen XLIl. i jars, in Dem JHonat 3unij pd) begeben i)aben, 'Mi j Serofctirecken, einem
SerorblafenDen Sraci)en, gran)fa= , men ©etfer, ©türm onö ©inöt, groffen Sagel, erötbib ! men aus gebrückter
©elfdier fprad) in bie i ©eubrd)e perbolmeftft »nb ge= | brad)t i)t, etc.
4°. 8 Bl. mit Titelholzsohnitt (Komet); Bl. i' und 4" leer. Weller III 8. Breslau, ü. B.
(4) ®arl)afftige Üteroe | jeitung errci)recklicf)er binge / 1 bie ju 6onftantinopel / §ianbrionopeI / Q,all\o- \ pol / »nb
5roan$ig meile breit jres ombkreis / bifs : oorgangen XLII. jars / in bem 9Ilonat 3unij fiel) | begeben I)aben / 9nit Sero=
fcljrecken / einem Scror ; blafenöen Sraci)en / graufamcn Wetter / 6turm | onb roinb / groffen Sage! / erbbibmen / 5libber= |
fallung oieler l)errlicl)en geben) / geroapenter Ceu j te / onb l)auffen ber ©olffe / baruon bem Sürchen | mercl)licl)er fcl)aben
gefct)el)en / 9temlicl) / ober \ I)unbcrt onb oier onb sroenöig taufent 3nenfcl)en / j an bas 93il)e / fo onfoglicl) ombhomen
onb oer= i borben ifl. 6old)6 I)at ein ©enecianer in eigener | ^erfon gefel)en / onb als ein gefcljroorner / bem | Ser^ogen
onb ganzen 6enat ju ©enebig 3U ge= fdjrieben / ®elci)6 | omb etl\d)er bitt roillen / boä) \ bem Slllmec^tigen @ott ooraus
3U Cobe onb Gljre / barmd) ben Deubfctjen ßljriften 3U | trofi / ben ©Öfen onb Salftarrigen 3ur | rcl)recftung onb be»
hening / 9lus ge^ j brudtter ®elf(l)er fpracl) in bie | ©eubfclje oerbolmetfcljet / j onb gebracljt i(t ic. [Abbildung eines
Kometfn.]
4". 8 Bl. mit den Signaturen: — 91ij 91d (sie!) — ® Sij SHj — • Bl. i^ und 8» leer. Hagelsturai am lo. Juni 1542,
merk« Tirdige Zeichen (pjel brennenber gackeln onb Ciecl)ter I)in onb roiber burcf)einanber fpringenb) am Himmel in der Nacht
des 15. Juni. Fehlt bei Weller. Berlin.
1342 November 30 — Dezember 2.
(i) 9len>e 3ei)tung auH 6al : liopoli / 3n ber Sürcket) ge= | legen / gen ©enebig gefcl)iiben. | 3ö Sonftantinopel ift
iTDten tag oR nacJ)t finfter geroefen / bas ber tag oon ber nacljt nid)t erkant l)at m6ge | werben / ©ergele«)cf) auff ein
ftunb lang blüt onb roalfer ] geregnet. ?)er gelei)cl)en roas inn bes Sürcken pallafl / onb | [S Zeilen weiter Titel, und dann .-] ;
9lug ©elfdjer fpiacf) in ifod) Seutfci) gepiaci)t. ] ©nb ifl 3Ö ©enebig auggangen. ! [Kleine schmale Zierleiste.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9l2 ?l3 — . Bl. p' und 4' leer. Am Ende auf Bl. 4': ... Datum Salliopoli/ ben 12. tag |
(Senaro bes 1543. 3or. Sluß ©elfdjer fpiad) Derteutf(l)t. 1- Weller 153.
Am 30. November und i. Dezember 1542 die Finsternis, am 2. Dezember der Blutregen. München, St. B.
(2) 9lene 3et)tung Slug GaN \ lipoli / 3n ber Sörcket) gelegen / gen | ©enebig gefd)iiben. j 3u Sonftantinopel ift
2. tag onb nacf)t finfter geroefen / bas i ber tag oon ber nad)t nicf)t erkont l)at miJgen roerben / ber j geleicf) auff ein
flunbt lang blut / onb roaffer gerengt /ber ge leicf)en roas in bes SQrcken pallaft / onb im neroen 6c|)Iog I onb 6a:
raigo / ober oerfperrung ift gefcl)el)en / onb roie oil [ perfon fein ombkommen. \ [7 Zeilen weiter Text.] \ 9lug roelfdjer fpjad)
in Ijod) Seutfcl) gebjacf)t. ©nb ifl 5u ©enebig au^gangen. | [Schmale Zierleiste.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 5l2 9l5 {sie!) — . Bl. iv und 4^^ leer. Weller 153a. Zürich.
(3) 9teroe septung 2Iug (Sal= | lipoli / 3nn ber Sürckei) gelegen gen | ©enebig gefcl)iiben. j 3© ßonftantinopel ift
ij. tag onb nacf)t pnfler geroefen / bas ber : tag oon Der nad)t ni(|)t erkanbt l)at mügen roerben / ber geleicf) | auff ain
ftunbt lang blut / onb roaffer gerengt ber geleicl)en roas inn i bes Sörcken pallaft / onb im neroen 6cl)log onb ©eraigo /
ober oer: fperiung ift gefcl)el)en / onb roie oil perfon fein ombkummen . i . . . [7 Zeilen.] \ aug roelfc^er fpiacf inn l)oci)
Seutfci) gebjacl)t. 1 ©nb ifl 3u ©enebig auggangen. | [Schmale Zierleiste.]
4». 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. i^ und 4» leer. Am Ende auf Bl. 4': ... 5)atum (Sallipoli ben 12 tag ©enaro beg 1543. |
3ar. I aug ©elf(J)er ! fpjacf) Derbeütfcl)t. | Weiler 153 b. München, St. B.
1543 Mai 4.
9in rounberbarlici) erfd)20ckenlicl) geficl)t / fo auff | ben oierbten tag bes 9nat)ens bifes xxxxiij. 3ars in bem
bojff 3e)Tenl)aufen [ 3roü 9nei)l oon ^fojSI)aim gcfe^en rooiben / roie bifc figur auf3roeif3t. | [Holzschnitt 25.3 x 14.8 cm,
feuriger Drache und strahlensrhießend- Sonne.] \ [Darunter Text von 20 Zeilen ohne Untfrschri/t.]
Folioblatt. Komet, Meteor, optische Erscheinung (?) zwischen 4 und 5 Uhr «gegen der nacht«.
Zürich (Ms. F 2-1).
1543 Juni 4.
(i) f!3unberbariici)e ge« | fi(i)te oon oiel perfonen im Wifen^ { tt)al gefel)en / om oierbten | junij / im XCii). |
4». 4 Bl. mit den Signaturen: 9Iiij — . Bl. iv und 4' leer. Große Typen; der erste Bnchstabe (N) im Text
ein großer Zierbnchstabe. König.fherg.
Phyt.-math. Abk. 1921. Nr. 1. ti
42 Hellmann:
(2) @ar 9SunDcrbarIid)e 1 errd)re(hli(l)e ncroe sojtung onD j qefä)id)t 1 fo im ^\\txA\ß\ errd)inncn feinö ; am Simel /
na|)ent bei) 6.3oa= ! d)im6tl)all / Den Sieröten Sunij | öes 1543. Sa«. | [Hohschmtt 9.4x12.3 cm.- Phantastische Dar-
Stillung, unten bewaffnete Männer und Frauen, oben aus einem Zentrum nach unten gehende Strahlen, im Zentrum
bewaffnete Arme . . .]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: 9liij — . Bl. i^ 4' und 4" leer. Am Ende von Bl. 3': ©ebiUCt 3U Kegenfpurg
Durd) I Sannfcn S^ol. | ,,»,,„
Das Phänomen hat abends um 7 Uhr angefangen und i'/j Stunden gedauert. Menschen und Tiere erscheinen und
verschwinden am Himmel. Wohl ein Nordlicht? Weiler 1 4. Berlin.
(3) @ar 9BunberbarIic^c | crrd)re*Iid)c ncme jeittung onb | gefielt / fo im ®il'entl)al afä)imen feinö am | Simel /
na[)ent bei) 6. 3oad)imSti)aI | ben 4 3uni bes 1543. 3orS. | [Holzschnitt 9.8X9.8 cm, phantastische Darstellung der vier
Mondphasin, m der Mitte als Medaillon em Stadtbild.]
4°, 4 Bl. mit den Signaturen: Slilj — . Bl. iv und 4'' leer. Am Schluß auf Bl. 3' und auf Bl. 4' je ein Holz-
schnitt (6X6 cm), das Sternbild des Wassermanns und des Löwen darstellend. Weller 149a. Erlangm.
(4) @ar ®unberbarlid)e | ÜTcroe je^tung onb grci)icl)t / fo im ©ifcn» | tl)al erfdjinen finb am l)imel / nal)ent bet)
6. 3oad)imstl)aII / ben 2)ierbten | 3unij Des XLIIl. | 3flrS. | [Holzschnitt 9.6X10.1 cm, phantastische Darstellung von alkrUi
Erschei/iungi-n in der Luft.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: \\\ — . Bl. i', 4' und 4^ leer. Weller 149. Bei Zibrt, Bibliografie Ceske Historie
1307 anscheinend eine etwas verschiedene Ausgabe. München, St. B.
(5) ^ ®ar 5Bunberbar= | Iici)e SUcroejeptung »ü j gercf)i(J)t / fo im ©ifen= | \tyA erfd)inen finb am l)imel / nal)ent
bei) 6. 3oad)imötl)aII /. ben | Sierben 3unij bes | XLIIl. 3arö. | .
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: üj — . Bl. i'^, 4' und 4V leer. Fehlt bei Weller. Berlin; Königsberg.
1543 Juni 8.
(i) 3leroe jeohing oon etlid) | cn n)unbet3e!)d)en / fo gefel)en fmb roozbcn | in lüfftcn / ober einer 6tat / 6tabo=
nicd)io genant / ligt in 1 3ubea / gegen ^ujfgang ber Sonnen / ge|)ö2t bem groffen Sür^ { cken / fein groffe l)auffen Sijidter
in liifften gefel)en rooiben. | Steroe 3ei)tung roie ein Sneblein in 9nareinan geboien j fei) / gri^lfer roaü ein gemein nen>=
geboien kinblein fein fol / onb j als balb nad) ber geburt / reben onb get)n künben. i 9teroe Beptung n>ie onb roas nen>:
!id)er jept für munDer= 1 3ei)d)en ju Slojeng onb berfelben gegent / aud) ©rbtbiben / 1 graufame geroitter onb felt3amer
gerid)t/fo ba gefel)en / 1 onb tx\ßü fein roozben. | Slug ber 9Beird)en fpiad) ins Scutfd) geb2ad)t. 1543. j [//ofe?cAn?Vf
5.2x5.4 cm, einen Kometen darstellend!] \ ©ig jft ber foim bes ßometen / fo neroli(f)en biet) tag aneinanber ober ber
etat SloKnö geftanben / fo ift er 15. tag aneinanber für onb für ober | ber etat Sonftantinopolis ober bem *palla{l
bes Sürdtifcf)en Äepfers / j geftanben / onb gefet)en roojben. |
4°. 8 ungez. Bl. mit den Signaturen: — 82 83 — b bz bs — ■ Der Text endet oben auf Bl. 7''. Bl. i^, 8' und 8«' leer.
Wahrscheinlich Weller 148a. Berlin; Breslau, U. B.; Bibl. Hellmann.
(2) Jleroe jeptung oon etli= | d)en rounber}ei)d)en / fo gefel)en feinb roo2= | ben inn löfften / ob einer etatt / etabo«
niccf)io genannt / ligt in 1 3ubea / gegen auffgang ber eonnen / gel)6jt bem grojfen Sür= Aen / feinb groffe I)auffen
956ldier ifi lüfften gefel)e roojben. ] SHeroe 3ei)tung [3 Zeilen Titel] '< «rteroe 3et)tung roie onb roas neroli(l)er 3ci)t
für n)unber= ] 3ei)d)en 5a Slozen^ onnb berfelben gegent / aud) (Srbtbiben / graufame geroitter onb felt3amer gefid)t /
fo ba gefe= j I)en onb erl)ÖJt feinb rooiben. | Slug ber 5öelfd)en fprad) jnns Seütfd) gebrad)t. M.D. XLIIL [Holzschnitt
wie in dir vorigen Ausgabe.] | 3)ig ift Der form beg ßoRieten / fo nerolid)en brei) tag aneinanber ober | ber etatt
Slorenft geftanben / fo ift er 15. tag aneinanber für onnD für | ober Der ftatt ßonftantinopolis ober bem ^allaft beg
Sürd?ifd)en ^ei)= | fers geftanben / onb gefe()en morben. |
4°. 8 Bl. mit den Signaturen: — 2ljj 3ljij — 8 ^ij 55iij — . Bl. 8' leer, auf der Rückseite des Titels ein Holzschnitt
9.5X10.2 cm, all ilei Erscheinungen am Himmel, links unten in einem Ruderboot mit Speeren bewaffnete Männer, rechts
ein Bergschloß. Weller 148. In einer sonst gleichen Ausgabe hat das Titelblatt die Abweichung »1543" statt »M.D.XLIII«.
München, St. B.
1544 April 19.
33« 3ar als man 3alt 9n.©.XLllII. 3ar / ift gefet)en rooibe 3Ö ©lariö in bem ; IobIi(f)e Oit ber ei)Dgnord)afft /
oon rot)b ofi maii / ja jung m alt oud) aller mengklid)? bafelbfl / ein (Sriftallifd)er ] roi)ff3 gefärbter 3irdiel on ring burd)
bas mittel ber eofien / on an mitten burd) ben rooÜfen kreig ein l)eitterer fd)t)nbarer 9?egenbogen mit allen fi)nen
onber \ fd)eiDIid)en färben. 1 93nnb ift b'i% gefel)en roojben bt) I)eitterem fuberem gefürbtem l)immel am 19. tag Slpiellen
001 mittag omb bie eilfften ftunb / roie bann | big nad)uoIgenb pgur f)cittere anseigung gibL Sat angefangen errd)i)nen
omb bie nüne ooi mittag / onb roas am gr'öften omb bie eilp / ofi enbet omb bas ein nad) mittag jr ganje roärung
4. ftunb minber roenig minuten. | [Holzschnitt ohne Linieneinfassung 16 X 18.5 c-m, darunter ,97 Zeilen Text mit ge-
lehrten Ausfuhrungen astrologischer Natur und die Untirschrift:] ' Per lacobmn Rüff urbis Tigurinae Chirurgum.
Folioblatt. Zürich (Ms. F. IS).
1545 MSrz 29.
(i) 9Barl)afftige onb erfd)J0dienlid)e 9Teuroe 3eitung / bef3gleid)en oo: nie %el)M i fo gefd)8l)en ift in Dem Äünigreid)
"Polen /off Den ^almtag/| 3n Difem 9n.D.XLlV.3ar. [Holzschnitt 28.6X13.8 cm, phantastisch" Darstellung von
IJchtersi-heinungen.] ' [Ziotispaltiger Text, links 28, rechts 27 Zeilen, ohne Unterschrift.]
Dif> Meteorologie in rhn deutschen FlugschrifleVi und Flugblättern des XVI. Jahrh. 43
Folioblatt. Nach einem »grausamen Donnerschlag«, rote Kreuze um die Sonne, große Dunkelheit bis zum nächsten
Tag imd sodann drei Regenbogen. Fehlt bei Weller. Zürich (Ms. F. 18).
(2) ©arF)a|Ttige onD erfc^jodilic^e neroc jeitung / desgleichen doj nie | gel)öjt / fo gerd)e[)en ift in öem Äönigreid)
?0len / auff bem ^almtag / 3n öifem 911. ©.XLV. 3ar. i [Hokschnitt 28.6 X 13.4 cm, ähnlich phantastisclie Darstilhmg
der Lichterscheüiungen, wie im vorigen Druck.'] ' [Darunter zweispaltiger Text ron je 31 Znilen ohne Untirschrifi.]
Folioblatt. Weller 163. Zürich (Mx. F. 24). '
1546 Januar 14.
( i) Seittung / öon ei= nem grofl"en onö errd)rc*= \ lidjen grbbiöem / fo pd) öen Xilll. 3a= j nuarij / öiefes gegcn=
roertigen jcIdj. jars / im ' 3ööird)en lanöe / Bugetragen / öaöurd) ju | Serufalem onb in Dielen ombligenöen 6teö= j ten /
mercklidjcr fdjaöe gerd)ef)en / ©n& et= ! Iid)e naml)a|Tte 6teöte Untergängen. 9Iud) j oon groffen ongero6nIi(f)en 9öinDen /
Die in • öer berömpten 3nfel / (Sopro / in einer ©taö Samagufta genant / groffen fd)a= : Den gctl)an. ' @efd)ricben an
etlid)e furnemfte ^erfonen / 3U ©cneDig / ©nD folgents aus 3talia= \ nifd)er fpraci)e »erDeuDfd)t / onD | jöt im ®ru(h
ausgangen. j ^ßittemberg. j MDXLVl.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen; — $(ii SÜj — . Bl. i''' leer. Weller 177.
Bre-lau, U. B.; König.iber</ ; Leipzig; Alüwhen, St. B.
(2) Seittung oon einem } groffen cnD erfd)re*Iid)en erDt= j biDcm, fo fid) Den xiij. Sanuarij, i Diefes gegenmertigeu
jclDj. jars, im 3Qöifd)en CanDe, 3ugetragen, DaDurd) 5U S^ufalem onD | inn Dielen ombligenDen 6teDten, mer*lid)er I
fd)aDe gcfd)el)cn, ©nD etlid)e naml)affte 6teDte Untergängen. 2lud) Don groffen Dngcn)öniid)cn | QBinDcn Die in Der
berümbten 3nfe!, 6t)pro, inn einer 6taDt Jamagufta genant, ' grojfen fdjaDen getljan. | ©efdjrieben an etlidje furnemefte
'Perfonen, 5U ©eneDig, ©nD folgents aus 3talianifd)er fprac^e DerDeutrd)t, onD jftt im | ©ruck ausgangen. | ©ittemberg. |
SInno.Jn.S.JClDj.i
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — aij 9iii — - Bl. i» leer. Weller II 5. BerUn; Breslau, St. B.; Halle.
1546 Februar 26.
[Holz-ichniti 24 X 24 cm, etwas phantastische Darstellung von Nebensonnen mit /arbigem Bogen, unten eine Stadt;
darunter 20 Zeiln Text, ohne Unterschrift.}
Gr.-Folioblatt. Zu •Kascha« in Ungarn gesehen. Gotha, Mus.
1546 An^st 7.
fi) Surfte / roarfjapge anjaigung / Defs erfd)j6= ! ckenlid)en / ongeftömen ©emitters / 1 Difes SHonats onnD Sars/j
3u 9ned)el ergangen. ^
4". 2 Bl. mit den Signaturen; — ij. Bl. 2'' leer.
Starkes Nachtgewitter mit vielen Blitzschlägen in Häuser und in einen Pulverturm am Sandtore.
München, St. B. und U. B.
(2) *•? ®arf)apge anjei i gung Der fd)rechlid)en / graufamen / erbermlid)en gefd)id)ten onD onge= | roitters / fo
fid) aus ©ottes Der^eng= j nis onD ftraff / ju 5ned)eln in ©rabanD / am VII. i augufti Diefes XLVI. jars / in Der nad)t
ywU i fd)en 3el)en onD cilff Dl)ren / jugetragen | l)aben. j OTit einer ©or onD SinDerreDe | antonij Soruinij. | PSALM . LXXIX . |
[3 Ziilen Zitat.] | PSALM. XI. | [3 Ziiien Zitat.] \
4°. 8 Bl. mit den Signaturen: — ^ij 3liij — 35 9i\ SSHj — • Auf der Rückseite des Titels das Portrait von Corvinus
mit Unterschrift, 68X 16.5 cm, sign. AS bzw. SA. Berlin.
(3) 6opep eiües bzieffs / j ©urd) einen gelerten / onD glaub= | roörDigen mann / Den epifften tag Des ^ugftmo / 1
nats n)arl)afftig jfi 3ned)len gefd)iiben / oon | Dem erfd)jödilid)en onD graufamen ongeroitter | jü 9ned)lcn inn Dem 5liDer=
lanD Den |1ben= ; Den tag Des 2Iugftmonats / 3roi= ] fcl)en 3e|)en onnD et)Iff | oren in Der nad)t ; gefdje^cn. 1 9 1 M.D.XLVI. ;
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij 91iij — . Bl- 1'' und 4V leer. Auf Bl. 4» in der Mitte: ©at. 3& 9ned)Icn | Den
xj. 91ugufli. i M. D. XLVI. 1 . Gezierte, der Schwabacher ähnliche Schrift.
Darmsfadt ; Nürnberg, Gei-m. Mus.; Zürich (Ms. F. 15).
(4) Sopet) eines biieffs / ©urd) einen gelerten / oii gIoub= ! reürDigen mafi / Den eilfftc tag Des 9Iugftmo= | nafs
roarl)affti9 3»' TOedjIcn gefd)jiben / oon Dem errd)!ödili(f)en du graufamen mqewiU \ ter 3U 9ned)Ien in Dem 5TiDerIanD
Den n= benDen tag Des öugftmonats / iwU fdjen 3cl)en onnD epiff Dien in Der nad)t j gefd)el)en. ; W j M.D.XLVI.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij ÜÜj — • Bl- J* und 4" leer. Auf Bl. 4' steht in der Mitte der Seite: ©at. 3Ü
3ncd)len i Den k\. augul!! ; M. D. XLVI. Zürich (Gal. XXVII, 471 [30]).
(5) ®unDerbarlid)e onD er: fd)r6d<Iid)e gefd)id)t / fo Durd) Donner onD bli^ 3U 9ned)elen j in ©labant / onD
anDere Dafelbs oin= ligenDe fle*en gefd)el)en / 6ambftag für Caurenti / alf3 man seiet | 911. ©.XLVI. 3or. | ©oj in ©ja=
bantifd)er fpiad) geDiud<t / onD pegt DerDeutfd)t.
4». 4 Bl. mit den Signaturen: — ij üj — . Bl. i^, 4' und 4^ leer. Berlin; Breslau, U. ß.; Königsberg;
München, St. B. und U. B.; Nürnberg, Germ. Mus. und St. B.; Bibl. Hellmann.
(6) ?BunDerbarIid)e onnD erfd)re*lid)e gefd)id)t / fo Durd) Donner onD blift 3U 9ned) elcn in ©rabant / onnD
anDere Dafelbs ombligenDe fledien gefd)el)en / 6ambftag für Caurenti / als man seiet j 9H.©.XCVi. 3ar. ©or in ©ra«
bantifd)er fprad) geDrudtt / onnD j^t DerDeuDfd)t. {
4°. 4 Bl. mit den Signaturen : — Si) Stitj — . Bl. i^ und letztes Bl. leer. Berlin; Bibl. HeUmann.
6*
44 Hellmann :
(7) 5BunöerbarIid)e vmb \ crrd)rD*Iicf)c gerd)ici)t / fo öurc^ ©onber t>ni> ©lift ju 9ned)elen in Trabant i nnt» anDere
dafelbs Dmbligcnbe SIe*en gerd)el)en / 6ambftag / 1 für Caurentij / als man jelet 1546. 8ar. l ©or in ^Jrabantifdjer fprad)
gebrückt / | Cnö ieftt Derbeutrd)t. | [Holzschnitt 6.3 X 8.4 cm, Zerstörungsbild.] \
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij 9Iiij — . Auf Bl. i^ ein Holzschnitt 6.4X8.5 (Jüngstes Gericht?), ebenso auf
El. 4' ein Holzschnitt 6.5 X 8.7 cm (brennende Stadt). Bl. 4^ leer. Das Original in .brabantischer« Sprache habe ich nicht
auffmden können. Bre-flau, ü. B.
(8) «rictpe 3eittung / öer j man furmals ntcf)t Diel gel)6ret / j 5ie fiel) begeben ^aben in 9libber= : lanö / ju 3ned)eln
Dnö anbern Dmblicgen= | öen 6teöten / S^Iecften / 6d)l6fl"ern / onnb i ©örffern nicl)r / roeldje com "Donner | onb «lixen [el)r
berd)e5iget Jinö xoox-- \ ben. @erd)el)en öen VII. tag 9lu= 1 gufti / öee nacl)ts 3roird)en 1 X. onb XI. 93I)r / in Dem 1 M . D . XLVl . 3I)are.
9nit einer rci)6nen 93orrl)ebe ei= \ nes 6[)riftli(!)en 'prcbigers / roel= | dje nfiftlid) ju lefen- ' 9nattl)ei XXlIll. ' ©ad)et / benn
\\)X roiJTet nid)t / roeidje | Stunöe croer Serr kommen wirb. |
4°. 6 Bl. mit den Signaturen: — 9lij 2liij — S — • Bl. i" und 6» leer. Weller 176. Berlin; München, St. B.
(9) JTeroe jeittung / ber man | furmate nicf)t oiel gef)6ret / bic fid) bege I ben l)aben in Jlibberlanbt / ju 9ned)eln
onnb anbern ombligenben 6tebten / SIeckcn / 1 6d)l6n'ern / onb ©orffcn mt\)x i roelc^e oom ©onner onnb ?5Iixen fel)r
berd)ebiget \ finb roorbcn. ®ercl)el)en ben VII. tag j augufti / bes nad)te6 jroifdjen i X. onb XI.3)l)r / in bem i M.D.XLVl.Sare.
9nit einer fdiijnen ©orrebe eines | 6l)riftlid)en ^rebigers / vot\- \ dje nüftfid) 3U lefen. 9nattl)ei XXIIII. i ®ad)et / benn jl)r
njiJTet ni(l)t / roeldje | ©tunbe eroer gerr kommen roirb. |
4°. 6 Bl. mit den Signaturen: — 9lij W\\ — S — • Bl. i^ und 6' leer. Fehlt bei Weiler. Bihl. Heltmann.
(10) ©ar|)apge 3eit= | tung oon bem 1 f(!)redtlid)en 9Bet= ! ter ju 9ned)eln in 1 Srobant. ANNO j 1546.
4". 2 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij. Weller 175.
Berlin; Breslau, ü. B.; Halle; Königsberg; München, St. B.; Bibt. HeUmann.
1546 Juni 22, Juli 27, August 7.
(1) ©efdjicibung ber grau= j famen erfd)20dienlid)en gerd)id)t / oom ] §imel ^erab / mit Dngeroonlid)em roctter /
^lifien / 1 Jcürfträl / onb gageln / an et[id)en oiten / nämlid) 1 jö 9ned)eln in ^Jiabanbt / 3fi 6oIetum in j ©t^roeptj / onb
jü Cejo in Stcapels / jc. bifs gegenroärtigen Sors gefd)cl)en / ' aufj geroifem »nnb grönbt!id)em berid)t / onns 6t)2i]len
3ur I roarnuf3 / onb menig= ] klid) 3Ü gut / 30= | famen Dcr= | faffet. ! M>-D>-XLVI>- '
4». 4 Bl. mit den Signaturen : — Slij Slüj — . Bl. 4" leer.
Außer dem Bericht über das Gewitter vom 7. August in Mecheln ein kurzer Bericht über den Blitzschlag in einen
Pulverturm zu Solothurn am 27. Juli 1546 sowie eine aus dem Italienischen übersetzte Nachricht über einen Wirbelwind
und Hagelfall zu Lezo in Legula am 22. Juni 1546. Berlin; München, St. B.
(2) ^gfd)2eibung ber grau= j famen crfd)20dilid)en gefd)id)t / oom Simmel J l)erab / mit DngeroonIid)em ©etter /
^liöen / 1 Seürfträl / m Sagein / an etlid)? oiten / näm ! lid) 3Ü 9ned)eln in ^Jrabanbt / 3Ü 6oIeturn ! in 6d)roeiJ / onb 3Ö
Ce30 in 9leapcls / ic. | bif3 gegenroertigen ^ms gefdjeljen / 1 auf3 geroifem onb grünbtiid)e | berid)t / ons 6f)ri)llen 3ur
roarnuf3 / onb menig / i klid) 3Ö göt / 3fifa / 1 mc oerf äffet. | [Kleines Zierzeichen.] | M.D.XLVl. ;
4". 4 ungez. Bl. mit den Signaturen: — SJij Süij — . Der Text endet auf Bl. 4', Bl. 4V leer.
München, St. B.; Bibl. HeUmann.
1547 September 18.
gifi roufiberbarlid)e onb roarl)apge gefc^id)t / fo Don menig / lid) gcfcJ)en onb gel)öit ift roojben / 3n ber 6!)m'=
fürftlid)en 6tatt ©ittemberg in 6ad)fen gelegen/; ben 2Id)t3e^enben tag §erbftmonat / im 3ar OH.D.XLVU.I [Hofc-
schnxtt 28.5X14 cm, über Wolken "wie ein todten boz mit einem schwarzen tuch überzogen', Männer mit Hörnern
und Trompeten zu beiden Seiten]. | [Drei-fpaltiger Text in Versen und in Prosa, unter der dritten Spalte die Unterschrift:]
f[ ©etrudit 3ü 6traf3burg / 1 bei) Sacob Srölid). |
Folioblatt. Morgens zwischen 4 und 5 Uhr; ob Nordlicht? Weller, Annalen S. 224 Nr. 121.
Gotha, Miu.; Zürich (Mt. F. 24).
1547 November 13.
(i) 6rfd)ie*Iid)e Dtierl)02te roarl)afftige gefic^ / 1 ten / fo gefel)en ift 3Ö 3ll)om an bem Spmmel / ben b2et)3el)enbcn tag
ffiinter= | monat/Sm 3ar 3n.?).XLVll. aufs Stalianifer j \pia(i) in bas teütfd) transferiert. | [Holzschnitt 20.2x10.2 cm,
über einem Wolhnbogen eine Rute, ein Kreuz und ein Adler sichtbar; darunter zweispaltiger Text von 22 und 23 Zeilen,
darunter in der Mitte:] 9II.®XLV1I.
Folioblatt. Um 3 Uhr Nachm. am 13. Nov. zeigt sich ein rotes Kreuz, mit Geißel und Rute am Himmel und währt
3 Tage lang! Drugulin (135). Zürich (Mg. F. TS).
1548 Mal 19.
(i) 3e«)d)en am l)immel bei) ©raun= | fd)roig nerolid) gefe()en / burd) ben fupera= ; tenbentera 3U Sraunfdjroig
gefd)ri | ben JRit einer »Orrebe. | [Holzschnitt 10.2X10.5 cm: Im Vordergrunde lin Wagen mit Insassen, die auf dm
Himmel sehen, wo außer drei Munden allerlei Figuren, Christus am Kreuz u^w., zu sehen .-ind.] \ Cuce li roenn öij^
anfcl)et 3U gefd)e|)n fo fe^et off/|cnb \)tbt eroer I)cftbter »ff/barumb bas fid) eroer | erl6fung nal)et. |
4''._8 Bl. mit den Signaturen: — 91ij 2ljij — 8 . Bl. 8r und 8^ leer. Auf Bl. iv ein Holzschnitt 9.7 X 14.5 cm,
den Kur(ür-ten Johann Friedrich von Sachsen darstellend, oben rechts und links die Wappen, rechts unten die Jahreszahl
1548. Die Vorrede, die auf Bl. 2' anfängt und in der Mitte von Bl. 4^ endet, ist unterzeichnet: 911. 911. OUpricL AufBI. 7^^
ein Holzschnitt 9.6 X 14.5 rm, Chiistns darstellend, gleichfalls mit der Jahreszahl 1548.
Optische Erscheinungen am Mond imd allerlei Wunderbares am Himmel. Berlin.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 45
(2) 3ei)d)en am t)immel bei) *Braun= ^ä)m\<i ge[ef)en / 5urd) öie preöigcr ©.SWi: colaum OTeöIer onD 90. 3of)anncm .
piftorium gefdjriben. S^it einer Dorreöe 9It. 30. 3IIi)rici. ; [//ofescAnj« 10.1x10.2 cm desselben Inhalts wie in der
vorigen Ausgabt-] \ Cucc 21 itjenti bifö anfef)et ju gerd)e|)n fo rel)et off / \ xmb !)cbt eivcr !)eubter off / öaruitib bas
fid) etper ! erlöfung naf)et.
4°. 8 Bl. mit den Signaturen: — 9lij ?liij — S • Letztes 151. leer. Auf Bl. i'' derselbe Holzschnitt, wie in
der vorigen Ausgabe, ebenso auf Bl. 7^. Bihl. Hellmann.
(3) 3eid)en am l)tmmel bei) ^rann= fdjroig nerolid) gefel)en / burd) ben fuperat= tenbententem (•$!<;.') ju 93raun=
fd)n>ig gerd)ri= ben JRit einer WXXtbt. '[HohschniU IO.OXIO.2 cm, Leute, die in einem Wagen fahren, beobachten
am Himmel allerlei phantastisch dargestellte Erscheinungen.] j CUCe am 21. toenn bifS anfel)et JU gefd)el)en fO fef)et
[noch 2 Zeilen Zitat].
^°. 8 Bl. mit den Signaturen: — Sltj Slilj — S 55ij SÜj — • Auf Bl. i' der Kurfürst von Sachsen mit den Wappen
und rechis unten der Jahreszahl 1549. Die Vorrede auf Bl. 4^ ist unterschrieben: SR. JR. SIlQrici.
Auf Bl. 1^, am Ende des Textes, ein Teil des Titelbldes, nämlich der Wagen mit den Insassen. Auf Bl. 8' Christus
mit der Jahreszahl 1549. B|. 8' leer. Berlin; Kürnberi/, Sl. B.
1548 Juni 20.
(i) (Stlic{)e gefJcFjte fo ju Solö()aufen ontljer ®afl"er= I bürg / im Canbe ©üring gelegen / am | Donnerftag nod)
{sie!) Srinitatiö / ©nö 3U ; ^retin/ben 20. 3unij. ©iffes 48. ; Sars/am gimmel oon glaub= roirbigen Ceuten feint
gefe« ' f)en roorben. j '^*
4". 4 Bl. mit den Signaturen : — Slij ?lüj — • Bl. i' und 4^^ leer.
Abends zwischen 9 und 10 Uhr AV ahrscheinlich ein Nordlieht; Menschen und Tiere werden am Himmel gesehen.
Die Erscheinung am 20. Juni dauert i'/j Stunden; am Schluß heißt es >Samad) i]t gemenlid) eins nacf) bem anbcrn n>et)f3
iDorben / onb PCTfd)n)unben«. Berlin.
(2) etliche gefic^te fo 3u Solöl)aufen Dntl)er ®affer= j bürg / im Canbe Düring gelegen / am | DonnerjYag nod)
(«IC.') Srinitatid / onb 3U ^retin/ben 20. Sunij. Diffes 48. ISars/am $immel oon glaub: | mirbigen Ceuten feint
gefes | l)en morben. i
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij ^Uij — . Bl. i' und 4' leer. OflFenbar nur eine Variante des vorher angeführten
Druckes. Leipzig.
(3) etlid)e gefid)te fo ju \ SoIö()aufen ontl)er ! ©afferburg / im Canbe Du= | ring gelegen / am ©onncrjtag j nod)
(sie!) Srinitatiö / Snb 3u ^re^ j tin / ben xx. 3un>j- Diefes xlDüj. | 3ar9 / am §immel oon | glaubmirbigen Ceu^ | ten
feint gefef)en ; morben. , 9nno. 1 1548 i
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: ?liij — . Bl. i' und Bl. 4 leer. Königsberg; München, St. B.
(4) Slbcontrafact 3tt)eier ®t^ö)t nild)e im Canbe 3a ©bringen / onb 1 3U Prettin am $imel gefel)en feint morben /
mit l)ernod) OOlget. [Holzschnitt 35X10.4 cm, höchst phantastische Darstellung einer schwer zu deutenden optischen
Erscheinung, darunter vierspaltig Verse von 26, 26, 24, 26 Zeilen und in der Mitte darunter die Unterschrift:] \
%l3ari)afftige $(unbtfd)afft / ©ei) 3Örg ' [weiteres wohl abgerissen].
Qiier-Folio. Gotha, Mus.
1549 Juni 30.
auS roas orfad) bif3 i Sngemitter über ons erfolge. I Den letflen 3unij Anno j M.D.XLVIUI. j [Am Ende:] @e«
bnidtt 3U Slugfpurg, burd) | $an» 3immermann.
4°. 3 Bl. Reimgedicht in deutscher und lateinischer Sprache. Weller, Annalen S. 225 Nr. 122 und Auktionskat,
der Bibliothek Hauser-Karlsruhe bei Boerner in Leipzig 1905.
1550 MHrz 23.
(i) (Sin munberbarlid) rounbermerdt / oon bem ^imel ^om ge^ fallen / roari)afftig gefd)el)en / Slnno 6alutis.
ro.D.e. am XXiij. OHarcij. [Hohschnitl H3X1H.7 cm, Kornregen, dirimter 8 Zeilen Text und die Unterschrift:]
\ ©ebjudjt 3ü Jlürnberg burd) 6teffan ^amer ©riffmaler auff ber 6d)melöl)ütten. [
Qaer-Folioblatt. Gotha, Mus.
(2) (Sin munberbarlid) onb TOarl)afft gerd)e|)en ©unberroerdi / 1 roie in Kernten / inn bem 9n?)C. ^ox 1 nad) 6J)iiftuö
geburt/an bem XXlIi. tag / 1 TOartij / Sojh oon bem Simmel (roie ein Kegen) gefallen ift. | [Holzschnitt 30x18 cm,
K'-rnregm; darunter i) Zeili-n Test und die Unterschrift:] \ ©etrudlt tlüd) bem exempIflr/3U JlÜrenberg bUrd) 6tepl)an
damer [?, :ers<hnitten] Srieffmaler off ber 6d)melö^ütten / Df3gangen ben XX 3unij. 1
Breites Folioblatt »Komregen« in Klagenl'urt zwei Stunden lang. Zürich (Ms. F. 21).
(3) (Sin munberbarlid) munbermerdt / oon bem |)iinelhoin gefallen / 1 mar|)afftig gefd)9t)en / nad) 6f)]iffi geburt
M.D.Lam XXiij. tag TOerÖenS. I [Holzschnitt 30.6X18.3 cm, ^Komregen- grobsinnlich darstellend] \ [7 Zeilen Text
und die Unterst hrift:] ] ©etrudit 3Ö 3ün)d) mi) bem (Sxemplar 3Ü 9türenberg oggangen off ben xx. tag gunij. sn.D.L. i
Quer-Folioblatt. Zürich (Ms. F. 24).
1550 Juni 15.
Sin anber munber3ei)d)£n ba ee loiber hören onb maigen oon | Simei ab geregnet i)at / 3a ©epmar onb Stuer»
rd)ftat/im Canb 3Ü XI)Üringen / K. [Holzschnitt .32.6X18.2 cm, darunter 10 Zeilen Text und die Druckunttrschrift:]
0eb2Ud»t 3U 9Türnbcrg burd) 6teffan l)amer Sjieffmaler auff ber 6d)mel^i)Qtten. |
46 H E L L M A N K :
Qner-Folioblatt. .Komregen. am 15. Juni 1550 iu Weimar. Das »Korn« soll zwei Finger dick am Boden gelegen
haben und »zu wolgeschmachen brot gebacken weiden« sein! Bei Diederichs Nr. 417. Gotha, Mm.
1550 Juni.
(Sin new ffrcijDtbars / graufani(es) [abgerissen die rechte obere Ecke] \ glaubt)(ifftigö n)unber3ei)d)en fo biefe»
9ünffi3 [abgerissen] \ Sunij / am I)imcl gefef)en n>02ben i|t. | [Holzschnitt 24.5X24.0 cm: Streitende Heere in der Luft,
Blutregen usw. in phantastischer Weise dargestellt] j [19 Zeilen Text] | ^ @e52U(M JÜ ^Ifirnberg burd) 6tc)fan $amer
Briepialer auff ber 6d)meISI)üttcn. ;
Folioblatt. Wahrscheinlich Darstellung eines Nordlichtes. Drngulin (140). Nürnberg, Germ. Mut.
1550 August 11.
(i) Stüroc 3t)ttung am Simel ift gefel)cn roojben i 3n>ird)enb Jlürmberg 5eüd)tn)angen »nb anoE^ad) / im iar
^.^. ^.[[Holzschnitt, ohne Linieneitifassung, 21x19..') im, phantastische Darstellung von Lichterscheinungen, dar-
unter 28 Znlen Text ohne Unterschrift.]
Folioblatt. Im Text die Bemerkung: -Sifi ®Jid)t foll iiiemans ad)ten für Dnipar/iDic bau ettlid)c in hurften erbid)tet finbt«. —
Weller 192. Zürich (Ms. F. 13).
(2) [Eine andere Ausgabe mit nur 11 Zeilen Text und der Unterschrift:] ^ ©ebJUdlt 30 ©a|"«I / bp 3acob ^Ünbig. .
Fehlt bei Weller. Zürich (3h. F. 21).
1551 März 21.
(i) 9n3et)gung onb Sonfrafactur / toie ben xxi. JRartij 3um i ®enan<l!ein / gefef)en i|t roorbcn. [Hohschniit
79.8x22.5 cm, Nebensonnen mit Bögen.] | [17 Zeilen Text.] \ ©ebiuckt 3U SHümberg burd) 6tcpn §aracr ^licffmaler
aujf ber 6d)melg()ütten. |
Folioblatt. Drugulin (142). Gotha, Mus.; Nürnberg, Germ. Mus.
(2) ANNO M.D.LI. XXI. DIE MARTII LAIE IN VTRAQVE | RIPA ALBIS HAEC PAREUA CONSPECTA SVNT, AUBI \ FOR-
TASSIS PAVLO ALITER. SED WITEBERGAE VISA ! SVNT HAC FIGVRA. [Holzschnitt 19x23 cm, .schön ausgebildetes Neben-
sonnenphänomen, mit Buchstabfn versehen, die sich auf die untenstehenden Erklärungen beziehen. Darunter die Stadt
Wittenberg.] \ PAVL. EBER. | [Folgen in dni Spalten nebeneinander die Erklärungen.]
Folioblatt. Wiedergegeben in Hellmann, Neudrucke Nr. 12.
(3) ANNO M.D.LI. DIE XXI. MARTII LATE IN VTRAQVE j RIPA ALBIS HAEC PARELIA CONSPECTA SVNT. ALIBI FOR-
TASSIS PAVLO ALITER. SED VVITEBERGAE VISA | SVNT HAC FIGÜRA j [Holzschnitt 19x24 cm, dasselbe Nebensonnen-
phänomen] I [10 Zeilen Verse mit der Unterschrift :] \ Philip. Melanth. |
Schmales Folioblatt. Der Holzschnitt ist derselbe wie auf dem vorigen Einblattdruck von Paul Eber, nur umgekehrt :
dort Ortus oben, hier Occasus oben. Wer der eigentliche Zeichner der Erscheinung war, bleibt unsicher. Die Erklärungen
unter der Abbildung bei P. Eber sprechen für diesen ; andererseits kann man ans der größeren Schärfe des Holzschnittes
bei Melanchihon schließen, daß dieser Einblaitdruck zuerst gedruckt wurde. Vielleicht spricht auch die folgende deutsche
Ausgabe für Melanchthon als Autor. Oder sollten nur die Verse von ihm herrühren?
Berlin, Kupferstich- K. ; Gotha, Mut. (zerschnitten).
(4) ©ret) ©onncn: roie biefelben mit man= | djerlei) ^Regenbögen 3U ©itcbcrg / »nb roeit l)erumb an ber (SIb /
finb lenger benn anberljalb ftunb gefeljen roorben / am 21. tag 9nar= | tij / n)eld)er mar ber 'Palmabent / bes 1551. Sars.
[Holzschnitt 19x24 cm, wie in der vorigen lateinischen Ausgabe] \ PHILIPPVS MELANTHON | [16 Zeilen Text] ',.
Schmales hohes Folioblatt.
Über dieses Nebensonnenphänomen, wie es in verschiedenen Städten gesehen wurde, befinden sich Zeichnungen auf
6 Seiten im Manuskript: Dresden L. 83 (vor fol. 44). Zürich (Ms. F. 24).
(5) ®arl)a|ftige anseigung / roie ben xxj. 3nartij i bifes Cj. 3ares ju Ceopiig fünjf 6onnen oon Dielen glaub»
roirbigen ^er= | fönen gefel)en fein rooiben. | [Holzschnitt 20X20 cm. Sonn« mit 4 Nebensonnen; darunter 15 Zeilen
Text und die Unterschrift. ■] \ ©cbjudit 3a STlürnberg burd) 6tejfan Samer ©lieffmalcr | auff ber 6d)melftl)ötten. i
Hoch-Folio. Weniger genaue Auffassmig und Darstellung als in dem Wittenberger Einblattdruck. DruguUn (141).
Gotha, Mug.
1551 Mai 14.
(i) errd)ie*Iid)e nerte j 3eittunge / bie im Canb 3U Sran*= en / 3U 6d)roeinfurt / Äiging / Od)fen= fürt / onb
anbern ombligenben ojten / am | ned)ften ©onnerftag noi ^fingflen gercl)cl)en / ba etlid)c ®Dl*enb2iid)e niber gefallenn
feinb / Diel [ jnenfdjen Dnb 23il)e / jämerlid) erfeufft onb roeg= ; gefürt / onnb fonft graufamcn rd)aben an Seufern
onb Selbem get|)on / bag erfd)redilid) ift 3U I)6ren / Dnb eiR jeben 6!)jiften ja btllid) j 3ur buf3 onb bcjfcrung bifes
n)ü= I ften Dnb rol)Iofen lebens in | bifen legftenn geferli= | d)en 3eiten erma= , ncn folle. an.S.Cj.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — gjj ajjj — . Bl. 4^ leer. Auf Bl. iv ein Holzschnitt 7 X 5 cm (Heuschreckenregen),
auf Bl. 4' ein ebenso großer Holzschnitt, die Arche Noah darstellend.
I. Gewitter mit Wolkenbruch und Überschwemmungen am Donnerstag vor Pfingsten an den obengenannten Orten
bis gegen Bamberg. 2. Regengüsse und Überschwemmung am Sonntag nach Trinitatis zwischen Eisenach und Gotlia
(Teutleben). 3. Blitzschlag zu Creutzburg am Freitag vor Trinitatis.
Fehlt bei Weller. BerUn
Die Meteorologie in den deutschen Fluyschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 47
(2j grfcf)re*Iid)e neroc i 3citunge / öie im Can5 3U Sran= i che / ju 6cf)roeinfurt / Aising / OdjJTenfurt / 1 onD
anöem cmbligenöen orten / am nedjften ; ©onnerjtag Dor ^fingpen gefdjefjen / öa t%-- \ Iid)e 9BoIAenbriid)e niöer ge=
falle feinJ» / Diel i 9Ilenrd)cn onD ©i^e / jcmmerlid) erfeufft m { roeggcfürt / onö fonft graufamen fdjaöen an I Seufern
mb jelDern getl)an / bae errd)rech= | lic^ ift ju ^ijren / onb einen jeöen eijriften \ ja billid) jur bufs onb bejyerung
öiefes I roüpen onö ro|)lofen lebens jn bie= fen legten gefe|)rlid)cn jeiten [ ermanen folle. [ [Kleine Zierznchen.] \ Stern
»on einem ©eibe / i rDe\d)es Dom Seuffel in ber 9necf)el= burgird)en ©renket roeg= | gefüret ijt. 1 1551. i
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 2Iij Sliij — . Bl. iv und 4^ leer. Auf Bl. 4' am Ende: ©ebrUtht 3U &eiP3ig burd) :
Seorg gantjfd) / 3m 3al)r . 1551. | Weller 195. ISlümberg, G,rm. Mus.
(3) <Srfd)rechIid)e neroe \ 5eittunge / bie im Canb ju Sran= *en / 3U 6d)n)cinfurt / Aising / Od)fl'enfurbt / ! onb
anbem cmbligenben orten / am ned)ften ©onnerftag ! cor ^fingften gerd)e|)en / ba eftlidje ®oIcftenbrü(l)e ni= | ber gc=
fallen feinb / oiel anenrd)en onb 2)iel)e / jemmerlid) erfeufft onb roeggefurt / onb fonft grarofamcn fcf)aben an Seufern
onb Selbem getl)an / bas erfd)reAIid) ift 3U I)6ren / onb einen jeben 6!)riften ja billid) 3ur j buf3 onb befferung biefes
roüflen onb ro|)lofen lebens jnn biefen legten j 9efel)rlid)en selten erma= nen folle. i anno 5n.CCCCC.LI. |
4°. 2 Hl. mit den Signaturen: — aij. Am Schluß von Bl. 2V; 3u (Srffurb trudits ©eruafius 6tl)ürmer / bei) 6. ^aul. I
Fehlt bei Weller. Berlin.
(4) 69?fd)rijdiiid)e SHcroe 3eit= tung / bie jm Canbt 3U Jrandien / 3U ©djroeinfurt / Aising / Od)ffenfurt / onb ;
anbem ombiigenbcn orten / am ned)ften 5)onnerftag oor ppngften / gefd)el)en / ba e^lid)c ©oIdicnbrüd)e | nibcr gefallen
fein / oiel 9nenfd)en onb ©iel)e jeiner= ; lid) erfeufft onb megk gefurt / onb fonft graufamen [ fd)abe / an Seufern ofi
Seibern getl)an / bas erfd)redi= i lid) ijt ivScßxen 1 onb ein jeben 6I)ri|ten jl)a bilid) 3ur [ Suf3 onnb befferung biefes
roüften on rod)= I lofen lebens / in biefen leftten ge= \ fel)rlid)en seilten / er= | manen folle. 1 Slnbere erf(l)re*lid)e Seittung \
©ie ber Seuffel ein ®eib / bie fel)r geflud)t onb gefd)Olten / fid)tiglid) in ber Cufft geföret / erroürgt / onb lejiid)
auff bie erbe / fallen laffen.
4"'. 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij Wi\ — . Bl. i^ und 4V leer. Weller 1953. Zittau.
1551 Oktober 25. ,
Bon sroeien ®un= i berbarlid)en onb erfd)re*li j d)en n)unber3eid)en / als nemlid) / roie in ber | 6tabt JRepffen
ein «inblein inn 3Rutter j lepbe gerocpnet l)abe / ©nnb in ber i 6tabt ^rage 93lut auff einem j Sifd) gefloffen 2C.-. |
TOit (grhierang / ©as man oon biefen onb | bergleid)en 3eid)en / fo am §j)mel / auff er= | ben / an 9nenfd)en / onb
am ©iel)e gefd)el)en l)alfen folle. [ i)urd) D. Sieronimum ©eller 1 1551. i \Klcine Zierleiste.] ]
4". 8 Bl. mit den Signaturen: Slij (sie) — 55 8ij Siij — . Bl- i^' leer. Mit Anführung anderer Beispiele von
Hlutfließen. Berlin.
1552 Januar 9.
epn ganft graro= famlid) onb erfd)redilid) ge= I fd)id)t / einer groffen ©afferflut / 1 mit ombreiffung ber ^rQd<en
oü Seufer / onb ertrendiung etli= | d)er leut. ®efd)el)en 3U 9nar= purg ber gauptflabt im Sejfenlanbt / an bem |
roaffer bie e6ne | genanbt / im | jF)ar | JS | 90.©, LH. i
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — aij 9Iiij — . Bl. i» und 4» leer. In Reimen.
Verfasser ist Heinrich Engel, der sich am Schluß selbst nennt, Berlin; Nürnberg St. B.
1552 Mai 17.
(i) ©on groffem rounberbarlid)em Sagel / ber | gefallen ift 3Ü f)oibicd)t in Sollanbt / im 3ar 9n.t).Cij. i
[Holzschnitt 22.2y.16 cm, große Hagihteine fallen axin dtn Wolken, in einigen Itesonders großen sieht man Gesichtirr
und einen Dormnkram! ; daruntT 26 Zeilen Ttxt ohne Untfrsrhri/t.]
Folioblatt. Zwischen 4 und 5 Uhr Nachm. starkes Hagelwetter. »(Stütze feinb am gen)id)t Bin ^alb ^funbt fd)roer
geroefen / etüd)e biet) oierbung ains pfunbö / baa feinb xx iiij. lot / aud) etlicf)e nod^ fd)rocrer / onb etlid)e ringer.*
Zürich (Ms. F. 12).
(7) Von grossem wunderbariichem Hagel j der gefallen ist zu Dordrecht in Hollandt { iüi Jar M.D.LII { [Hoksrhnitt
22x14 cm, einen Ilagehrhauer riarsiellen't] | IM Jar M.D.LII auff den XVII. tag des Monats Maj | desselbigen Afftermontags
zwischen vier vii funff vren nachmittags | So ist in Hollandt { in der statt Dordrecht ain erschrockenlich wetter gewest
Eiublattdruck. Nach Hess S. 100. Bamberg.
(3) ©on einem n)ünberlicf)en grojfen I)agel '. roelci)er gefallen ift 3u ©orbiecl)t im $ollanbt. | [Holzschnitt 16x13 cm,
Hagelkörner, wie in dtr vorigen Dar.stellung, darunter 15 Zeilen Text, ohne Unterschrift.]
Kl. -Folioblatt. Bei Diederiehs Nr. 412 reproduziert. Gotha, Mus.
1554 Februar 19.
?Bunb€rbarlid)e @eficf)t am gimmel onb ®ol= dien / 3U ®eifenfel)e in ?)örin= gen / ben XIX. Sebruarij 3u
abenb / 3roifcl)en VIII. onb IX. ol)r / roarl)afftig gcfel)en / 3m 31)ar \ 1554. amos 9. j alle 6ünber in meinem ©ol*
follen burd)ö f(t)roerbt flerben / bie ba fagen / (Ss mirb bas on: glüd« nicf)t fo nal)e fein / { nocl) ons begegnen. '
4". 7 Bl. mit den Signaturen : — ^ij aüj ?Iiiii 8 V\\ SÜj. (Ob letztes leeres Bl. fehlt?) Am Ende von Bl. '3'nf: ®ebru*t
3U erffurbt / burd) Sncrten oon ?)olaen / 3u ben brcn gülben flro» | nen / bei) 6antt | 3örgcn.
Die ganze Kückseiie von Bl. i nimmt ein Holzschnitt (11x15.5 cm) ein. opt. Ersclicinungen am Mond darstelleiul
Verfasser ist fln-erorius Joestel, Pfarrer zu Weißensee in Thüringen. Berlin; Bibt. Hellmann.
48 Hellmann:
1554 März 10.
(i) (Sin (Srrcf)re*Ii(l) »ni» ©unöerbarlid) 3et)(i)en / fo i am 6amb)"tag für 3ubica Den 3el)enben tag smartij jroifdjen
Jibcn onnb ad)t i i)l)rn in öer ©tobt 6d)aIon in Sran*ret)d) / eon Dielen leuten qe^t\)en roorben. | [Hokschnitt 20.7x10.6 cm,
Feuergarbe am Himmel, links der Mond, rechts eine Spierxpitze, vermutlich (in Nordlicht darstellend ; darunter
33 Zeilen Text vnd die Unterschrift:] 9nid)ael Dc Jloftre ©ante. \ Slus 'Sxm^i)^\^ä)^x ©pjad) Sranßferirt / onb gebruckt
3U Jlümiberg bei) 911. Soac^im Seiler.
Gr. Folioblatt. Zürich (Ms. F. 14).
(2) (Sin (Srfdjrecftlid) onD ©unDerbarlid) 3et)ci)en / fo am | eambjtag für 3ubica ben 3el)enben tag Jnartij 5roird)en
Pen Dnb a(f)t ol)2n ! in ber 6taöt Salon in Sran&repd)/ eon »ielen leuten gefel)enn)oiben. | [flo/^scÄ«?« 20.7 xM.Gcwi,
ders'lbe Holzschnitt wie in der vorigen Ausgabe, darunter 35 Zeilen Text und die Unterschrift:] ! Sluö Sran5i)fifd)er
6p2ad) Srangferirt / onb ©ebiudftt 3U atürmberg bep 9tt. 8oad)im Seiler.
Gr. Foiioblatt. Gotha, Mm.
(3) [Dieselbe Ausgabe wie vorher, nur daß die Schreibweise zweier Worte sich ändert, nämlich: !>6rfd)!e(hlid)<
und »6d)alon«.]
Gr. Folioblatt. Somit existieren drei verschiedene Drucke von demselben Drucker J. Heller. Gotha, Mus.
1554 März 6 und 23.
(i) ®ar!)affte Seitungen / ©ie (Stlid) I)unbert 9nenrd)en am Simel/3U 3ng= | elflat / 3u «Regenfpurg. 93nb 3U
9Törnberg gefeljen / JTcmlid) ©ie 3n ber Obern onb ©nbern gigur 91nge3e»)t 3ft / ©ie | ©aii onben 3m Sext ®et)t=
leifftiger ?3emeltl) 9BUrbt, 1554. | [Holzschnitt 24.6x25.7 cm, INiben.sonneu; darunter zweispaltiger Text von 22 und
20 Zeilen, unter der rethten Spalte die Unterschrift:] \ ^ ®g©3t^6ÄS ©6^ §351316 911)91951.
Folioblatt (Nürnberg). Weller 203.
In Ingolstadt werden am 6. März, in Nürnberg am 23. März wohlausgebildete Nebensonnen beobachtet.
Zürich (M». F. 13).
(2) Jleüroe Septtung »nb 5öarI)a)Tte gercl)id)t / fo bifes ge= j genroertigen 9n.©.Lim. 8ars/oon oilen 9nenrd)en
3Ö Sngelftatt / 3Ü 3?egenfpurg / | onb 3Ö 9Türnberg am $iinel gefe|)en morben / ©ie bann inn bifcr |)ienad) gefaxten
Sigur I onb oolgenbem Scxt metjttieüffiger 3Jemelt onb angesepgt roirt. | [Holzschnitt 23.7x23.6 cm, ähnliche Dar-
stellung, wie in d-r vorigen Ausgabe.] | [Zweispaltiger Text, links 25, rechts 23 Zeilen, und unter der rechten Spalte
die Unterschrift:] \ ^ 30 6trar3burg trucfttö S!)eobalbu6 ^erger. \
Gr. Folioblatt. Weller 203a. Zürich (Ms. F. 2t).
1554 Mai 26.
@in errd)2ij(klid)ed Sunber3eid)en 3u 'Dtn(f<elfpül)el j gerd)el)en am 6amb{tag nad) 93rbani bes 9n.©. Ulli. gar».
[Holzschnitt 23.7X16.7 cm, Ansicht der Stadt, auf die es Blutstropfen regnet, im Vordergrund drei Männer und zwei
Frauen, welch letztire beim Trocknen der Wä^he (auch mit Tropfen befleckt) beschäftigt sind.] j [Zweispaltiger Text
von je 15 Zeilen:] 9l9tno ©omini M.D.LIIII. am I ©ambftag nad) 93rbani / roelt^es mar | ber xxoj. tag 9Jlai} / \)at es 3U
©indiel= j fpüljcl roarl)apg blut geregnet / 3roircl)c | xj. onnb xij. ber hicpnen t)\)i omb mittag / 1 [am Schluß:]
©ebjudit 3u aiürnberg burd) Sans ©lafer / 1 l)inter 6. Cojenöen auff bcm ^laft. i
Folioblatt. Berlin; Nürnberg, St. B.
1554 Juni 9, Februar 19.
3n)et) ®unberbarli= j d)e / n)arl)ajttige onnb errd)2ödilid)e j @efid)t / fo bif5 LIUl. jar gefel)en ' roojben pnb am Spmel
onb in ben 9BoIdicn. ©as erft \ ben IX. tag lunij 3a ?5Icd) / günff meil oon 9Tfirnberg ' gelegen, ©as 9lnber 3fi ?öeiffcn=
fel)e in ©6jingen | ben XIX. tag Februarij 3Ü abenbt / smifi^en | Vlll. »nb IX. Dl)2en roarl)afftig gefcl)en. im jar M.D.LUIl.
[Zwei Engel halten eine runde Kartusche mit der Inschrift: VERBVM | DOMINI MA | NET IN AET ; ERNVM. |] 9lm0S IX. ;
9llle ©önber inn meinem ©oIA follen ; burd)ö 6cl)roerbt fterben / bie ba fagen : \ (Ss roirt bas onglö* ni(f)t fo nal)e
fein / 1 nod) ons begegnen. |
40. 8 Bl. mit den Signaturen: — 9lij 51ii! — 5? Sij SÜj — • Bl. 8v leer. Am Schluß auf Bl. 8': ©ettudlt 3Ü OTarpurg
Dtf Somel» I fart 9Ilariae. Anno. M.D. Ulli, i
Das erste, das wahrscheinlich am ii. Juni stattfand, eine Lichterscheinung (?) bei Sonnenaufgang, das zweite der
Bericht des Pfarrers Gregorius Joestel. Dresden.
1554 Juni 11.
(i) 3m 9Il.©.eiiij. 3air ben xj. Sunij/ijt bis gefid)t / ober i 3et)d)en / 3um Sied) ffinff mcpl oon 9Tfirmberg ge=
legen / gefel)en ro02ben ber geftalt roie folget. | [Holzschnitt 22X 15.3 cm, oben in der Mitte die Sonne, durch die ein
blutroter horizontal r Strich geht, darunter zwei gegeneinatider anstürmende Heiterscharen.] [Hierauf zweispaltiger
Text, links 23, rechts 21 Zeilen; am Schluß rechts:] ^ @etru* (sie!) 3U 9törmberg burd) @e02g 9ÖerdieL •
Folioblatt. Eine schwer definierbare optische Erscheinung. Berlin: Gotha, Mus.; Nürnberg, Germ. Mus.
(2) 3m9n.©.Lmi. 3ar/bcnXI.tag%ad)monatö/ ift bif3 gefid)t/ober 3ei)= d)en /3flm«Ied) fünff mepl oon
9lürmberg gelegen /oon oilen menfd)en j gefel)en roo2Dcn/ber geftalt roie l)ernad) folget. | [ff"fc«fÄ'/i« 21.7x14.5 cm,
kämpfende Reiter in den Wolken unter der Sonne.] j [Zweispaltiger Text, links 27, rechts 24 Zeilen und darunter:] |
^ 30 etraf3burg tru*ts SI)eobalbU6 ©erger. i
Folioblatt. Bei Sonnenaufgang blutige Streifen, dann Erscheinungen von kämpfenden Reitern. Als Zeuge wird an-
geführt: Leonhardt Kellner aus Nürnberg. Zürich (Ms. F. 24).
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriflen und Flugblättern des XVI. Jahrh. 49
1554 Juli 24.
(Sin erfdjsöcWidjes onD roarl)a{ftiges ©unDci3eid)en / 1 roelc^es Den XXIIll. Sulij Diefes Lllll. 3arö / am Simel ge=
feljen ijt roOlDen. j [Hohschnitt 24.6X17.4 cm, Ri/ti^r mit g'-:iUktim Schwert in Wolken.] | [Zweispaltiger Text von 30
b:w. 24 Zeilen, unter der rechten Spalte die Unterschrift:] @eÖ2U(W 5U «nürnberg burd) San» ©lafer | l)inter 6. Co=
2engen auff 5em '^[a%. \
Folioblatt. AVahrscheinlich Darstellung eines Nordlichtes. In verkleinertem Maßstabe wiedergegeben bei Hess Abb. i.
Eine etwas verschiedene Fassung des Titelblattes findet sich in Scheuchzer's Bibliotheca S. 67.
Bamberg; Gotha, Mus.; Nürnberg, Germ. Mus.; Zürich.
1554 September.
Sroe grote Jllirahell ^ roeicke gefdjen fijn im jar 1554. j ©at crfte tl)0 ^renfloro in Der | 9Ilar(ke / 5)at anDer
t()0 ' ©rcfloro in Der 6d)le= | fien / onD fd)ir | omb eine | tiDt. | ®oDt gcue »ns fpne @naDc. | [Schnörkel.] j
4". 4 Bl. 1 hne Signaturen. Bl. 4' leer. Lieliter--cht'inungen bei Sonnenuntergang in Prenzlui und später in Breslau.
Außerdem noch kurze Berichte über drei andere Ereignisse aus dem Jahr 1555, so daß die Schrift erst in diesem Jahr
gednu-kt word'-n ist. Berlin, Mark. Mus.
1554.
Sine SunDerbarIid)e @efd)i(^t / ; 60 in 6iebenbQrgen / balD an Der @ren^e Des [ ^ungerlanDs / ergangen i|l. {
[Folgen 47 Zeilen Text.]
Einblattdmck. Nebel- und Lichterscheinungen. vermischt mit vielen anderen Wundererscheinungen.
Dresden (Ms. L. 83 vor f. 52).
1554. 1555.
(Srrci)recklid)en / TOunDerbarIid)e onnD it)arl)afftige mirahel cnnD 5ei)d)en / inn nad)gercl)rieben 6tetten onD gleciten '
gjaufam erfef)en in ocrgangen onD gcgenroertigc ^ar \ onfers §er!n jn.D.LIlII. onD 9R.©.LV. jeftt oon ] gleubroirDigen
Icütl)en aufj 5nci)d)n'cn lanD 3öfam: men qebm<i)t i oeDer meniglid) do2 äugen gefteit / jör \ anjeogung »nnD roarnimg
De« jökünfftigen enDe Der TOelt / onD errd)i6*li(^en leftjten tags / onD gerid)t6 onfers gerjen / onD ()ei)= lanDe 3I)efu
Sl)2ifri. ^
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — aij Sliii — . Bl. V und 4^ leer. Am Ende von Bl. t,'': ^ ®etrU(kt 3& ©fffurt. Ein
Sammeibericht (Nordlicht?, Nebensonnen). Darm.itadt; Leip:ig; München, Hit. B.
1555 Dezember 29.
(i) Sin graufamee 6rrd)röchli(f)6 roar onD ®IaubI)afftigs ' n)unDer3er)d)en / ?nit einem erbermlid) TOetterIeid)en /
Donner onnD plijen onD ongeftümbt jjat feljen laJTen / 1 im ne(l)j"tcn Derfd)inen 6ontag Den 29. ©eccmber abent omb
10. onD 11. d[)2. im 1555. 3ar. [Hohschnitt 24.7x24.2 cm, Blitz schlägt in eine Kirche ein, die brennt.] \ [Darunter
10 ZeiUn Text, avs dem ersichtlich, daß dai Unwetter bei Alienburg und Schleiz statlgefunden und die Kirche zu
-SeDIiö bei) po2n« angezündet hat.] I ©eDrudrt ju SRürnberg Durd) ©olffgang 6traud) Sormr<^neiDer auff Der 6cf)mel§=
t)ätten. I
Folioblatt. Berlin, Met. Inst.; Nürnberg, Germ. Mu-i.
|2) [Eirte andere Ausgabe dcielben Blattes mit geändert/r Schreibteeise von zwei Worten: !>erbermlid)en« und
-negften«.]
Folioblatt. Gotha, Mus.
1556 Anfangf.
Bon Dem erfd)rechli= (f)en Someten / onD ongem6n!i= d)en ©ettern / fo mir im anfang Diefes lauffen: i Den
M.D.LVI. jares gefel)cn onD ge= ! i)brt i ein kurzer ^eridjt / geftellet. \ ©urd) / [ 911. Sacobum (Sunonem \ ©6belenfcm. |
6l)urfürftlid)er gnaDen 3U \ BranDenburg MATHE- MATICVM. i [Holzschnitt D.ij x 5 cm, Komet am bestirnte?! Himmel.] \ 1556. |
4°. 10 Bl. mit den Signaturen: — Sljj S 5Sij Slij — (S — ■ Bl. iv, lor und lo" leer. Ungewöhnliches Win er-
gewifter in Berlin. Der Winter war »sehr feucht». Berlin; Wernigerode.
1556 Mai 12.
6in ongetOOnlid) gefid)t/an Der 6onnen erfd)inen. ' [Holzschnitt 24.3X24.2 cm, großer weißer Ring um die
Sonne, dariint<^ 13 Zeilen Text und die Unterschriß :] ©ei) Sans ©lafer ©2ieffma[er }u JRürmberg / hinter 6. Co2enöen
auff Dem ^la^- '
Folioblatt. •Weißer Kreis von ziemlicher Größe um die Sonne von ii'/jUhr bis in die vierte Stunde.»
Dresden; Gotha, 3fus.; Zürich (Ms. F. 13).
1556 Juni 2.
(r) ©arf)flfftige onD (Sr» rd)rödilid)e gerd)id)t / roeldje je^unt gefel)en ift roorDen am f)enen Simel inn , einem
©orffe genanDt 6tolö/im I ©oigtianDe / ein oirtct)! 9nci)I roegs oon (Slfterberge gelegen. | [«<//Mc7m!« 4.4x6.7 cm,
Christus am Kreuz.] \ 3u mt\)xtm glaubnis / onuD Das mans nid)t für ongleublid) l)altc / 1 fo feinD Dife oier 'ßerfonen
vom \ ^ÜM I roie t)ernad) gemelt / \ i)inein gefegt. 1
40. 2 Bl. ohne Signatur. Am Schluß auf Bl. 2": (SeD2Udtt jU GrDfurDt. | Rätselhafte optische Erscheinung. Vgl. 1568
März 28 wegen eines später hergerichteten Berichtes über dieselbe Erscheinung. Nürnberg, Germ. Mus.
(2) 6in Grfc^r5d{Iic5 ' ®efid)t am $imel gefel)en / fßie Das @ött[id)e ®erid)t / am tag Sifitationis / SInno 1556. {
[Holzschnitt 7.3X5.6 cm, jüngstes Gericht {?).] ' 1556.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — ij . Bl. i^ und 4' leer. Große Typen. Königsberg.
I'hgt.-math. Abh. 1921. Nr. 1. 7
50 II E I, L M A N N :
(3) (Sin ©efid)t am Si= 1 mel gefel)en / 9Bie öas @ött= | Iid)e @erid)t / am tag ^\p talionis / anno 1556. [Hoh-
svhnitt 6.7X10 cm: Christus in einer großen Aureole schwebend, links unten betende Menschen, rechts fliehende teuf-
lische Gestalten.] 1 1556. |
4". 3 (4) Bl. mit den Signaturen: — — Stüj- Auf Bl. i* ein Holzschnitt 9X13 cm, ein Kruzifix darstellend.
Große Typen. Bibl. Hellmann.
(4) ein fer Sr6ftlid) 1 onb aud) erfd)rccftlid)eö öejid)t / oon ©ottes \ aüngftem gcrid)t / 60 am Simel Des abcn^s '
©ijitationie OTarie/SInno 1556. augen= | rd)einli(f) gefel)en ift moröen. mit ei= i ner hurten onnö <Sl)riftIid)en | erklerung
onö VtX- ' matiung. j ^0\)'. Bau: | {^Kleiner Holzschnitt ohne ümrahmunff 5.5x7 im: Christus am Kreuz, am F'uß des
Kreuzes ein Totenkopf.] | @eDrucht ju 9IlagDcburgk bei) 'pangraft i Äempff. ;
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lij 2liij — • Auf Bl. i'^ ein Holzschnitt 6.8x6.5 cm, die Himmelfahrt Christi dar-
stellend. Die »christliche Erklärung-, deren Verfasser v^ohl durch Joh: Bau: bezeichnet ist, beginnt am Ende von Bl. 3''.
Berlin, Antiquariat Breslauer.
(5) ein ®arl)afftig | @cfid)t am Simmel gefcl)en / gleid) \ roie Der Serr (Sfiriftus kommen roirbt / < Das 3üngfte
@erid)t ju l)alten ec. | ?lm tag ©ijitationis Düariae/ SInno Slt.D.Coj. [Holzschnitt 5x6.5 cm, Christus am Krem,
ein Mann und eine Frau knien davor.]
4». 4 Bl. mit den Signaturen: — Sllj Slüj — • Bl. iv und letztes Blatt leer. Am Schluß von Bl. 3V: ^ 9}lrid) ?)ubanj1tT)
Don ©uban auff Cibi"d)id) l)od) | Ieblid)cr gebcd)tnus Äunigin jn Sron Se^em ] ©ntrftarar onb §auptraan auff ^rager 6d)(os.
»Zu Cötzgrim, ein Viertel Meil von Elsterburg, gegen Blauen zu« beobachtet von 4 adlichen Herren. Wahrscheinlich in Prag
bei Buryan ^^'alda Streynicky gedruckt. Breslau, ü. B.
(6) gin mardafftig @c= j fic^t am Simmel ge= | fe()en / ©leid) roie ber Serr 6()rijtu6 kom i men roirbt / bas 3üngfte
®erid)t JU | !)alten K. 2lm tag ©ifitati0= | nie 9nariae / SlnnO \ 1556. | [Kleiner Holzschnitt: Christus am Kreuz.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 2Iij SIüj — . Bl. iv und Bl. 4 leer. Große, kräftige Type. Greifswald.
(7) ?Barl)ajftige / 93}un= i berbarlid)e / onb in allen Siftorien : Dnerl)6rte @efd)id)t / rocld)e gc("el)en roorben ] ijl /
in einem ©orffe / genanb ftol^ / im Boit= j lanbe / ein 35i€rteilmeile oon eifter= | berg gelegen / am abenb 9ttarie | Seim=
fud)ung / roelcfier ift ber | anber tag bes §ero= ! monbs. ; ^ | Jlad) biefem @efid)t / pnbeftu aud) ein rd)red?Iid) ©unber=
3eid)en / oon jroepen j ©rbbibemen / roel(!)c gerd)el)en finb in | ber Sürckei) / 3U 5Ropnna onb ßonftantinopel / bes
3al)r8 j 1556. ! 2. Sorintj). 5. | 9Bir mü|Ten alle offenbar roerben für bem SRid)terftuel 6I)ri= jti / auff bas ain jglid)er
empfal)e / nad) bem er gel)anbelt I)at bei) | Ceibes leben /es fep gut ober bofe. jSH.S.LVL |
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — ?Ii( ?liii — . Bl. 4V leer. Berlin.
(8) 533arl)afftige / rounber | barlid)e / onb onerljörte @efd)id)t / n)eld)c gefef)cn roorben ift / in einem ?)orf= fe /
genant 6toIö / im 5)oitlanbe / ein öiertelmeile oon (Slfterberg ge= legen / am abenb TOaric Seim[ud)ung / roeld)cr ift
ber anber tag bes j §eromonats / bis Sars j 1556. i [ Wappen oder Druckfrzeichm.] \ §ier finbeftu aud) ein errd)red?lid)
9Bunber3eicl)en / oon sroeien erbbibe= i men / roeld)c gefd)el)en finb 5U «Ropnna onb GonJUantinope! / bes Sars
«m.D.LVI. I
4°. 4 Bl. ohne jede Angabe und Signatur. Nürnberg, Sf. B.
(9) SJTeroe Septung einer roar l)afftigen / rounberbarlid)en onb Dncrl)6r \ ten gefd)id)t / roeld)e gefel)en roorben ijt /
in einem ©ojffc / genanb 6tolö / im ?)ot= j lanbe / ein Diertt()ai)l mcile oon (Slftcr: berg gelegen / am abenb Jnarie
I)cim= 1 fu(l)ung / roeld)er ift ber an ber tag \ bes Seromonbs bifes onDCoj. ■ [Holzschnitt 5.5x4.6 cm, in der Luft
über den Wolkin Christus, unten Landleut", rechts Edclleute].
Kl. -8. 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. ir, 41 und 4' leer. Weller 16. Antiquariat L. Rosenthal, Kat. 104.
1556 August 9. ■>
(i) 9Barl)afftige ncroe 3ei= i tung onb @efd)id)t / gefd)el)en ju m-- bcnburg / am «rieunben tage bes Slugflmonbs /
biefes gegcnroertigen M.D.LVl. | 3|)ars. \ [Holzschnitt ll.OXO.2 cm, ein Kordlicht darstellend.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij ?Iiij — . Am Schluß auf Bl. 4^: ®ebrudit3u ©rff urbt / »um bunten Caroen/ben
6. ^aul. i- Weller 207.
Der in groben, einfachen Strichen ausgeführte Holzschnitt läßt die Erscheinung als ein Nordlicht schon recht deutlieh
erkennen; es ist eine bemerkenswert frühe gute Darstellung der Erscheiniuig. Sie wird aber als ein »greittlid) PngeiDitter*
bezeichnet. " Berlin: Nürnberg, St. B.
(2) ®ar|)apge neroe 3ci= , tung onnb ©efcl)id)t / gefd)el)en ju 211= benburg / am «Heunbten tage bes \ 9lugfl=
monbS / bifes gegenroertigen j 9R.'D.Coj.3ar6. [Hdzschntt 7X5.5 cm, Christus mit dm Aposteln nach dem Himmel
weisend.] \ ©ebiudit burd) 33alen= tin ©epfjler. !
4". 4 Bl. mit den Signat\iren: — aij 9liij — . Weller 207 a. Breslau, U. B.; Dresden; JMimberg, Germ. Mus.
1556 September 5.
®art)affte onb grunblid)e anBepgung / einer erfd)2ödilid)en | onb Simlifd)cn @erd)id)t / fo gefe!)en roojben iJt am
Simel / inn einer ©tat ßüfterin genanbt / 1 onb in ber marik gelegen / @cfd)el)en am 5. 6cptem. in bifem M.D.LVl. 3ar.
[Hokschnitt 25.2X18 cm, Nordlichtdarstellvng durch zahlreiche Flammen verschiedener Größe und Gestalt, im Vorder-
grund einige Bischamr: darunter 24 Zeilin Trxt und die Vntcr.tchnft:] ?Jei) 3ol)ann Sramer.
Groß-p-olioblatt. Q^tha, Mvs.
i>/> MHeorologk in den (kiitschi'n Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 51
1556 Dezember 6.
©is 3eicJ)en an öer 6onncn / ift 3U ©ittembergk / am annöern ©ontag öes Slöuentö / gleid) i onter 5er ^reöigt öes
(Suangelij Cuc: 21. 66 roeröen Seidjen gefdjcljen an öer ©onnen / OTonö / onnD I 6ternen / gcfel)cn rooiöen / SInno 1556.
\Holzfichnitt 24X23 c;« mit eiiier Ntben'onn(7iabbilduny, daiunhr ein Bild d^r Stadt Wittenberg] • ©3$ erfdjtedftlld)
©ild an der 6onn 3nan l)at am Simel fel)en ftan / [im ganzen 62 Zeilen Verse in drd Spalten ; darunter am Schlvß
der dritten Spalte:] ©ei) ©abfiel ©djnelbolft / ju ®it= tenberg in öer Söpffergaffe. 1556.
Folioblatt. In verkleinertem Maßstab wiedergefiebcn bei Hkss, Abb. 5, nach dem Baniberger Exemplar. Hervor-
gehoben durch übergeschriebene Bezeichnungen ist »^^ilippj t)aUS< zwisclien »(Soüegiumo und »ßlofter«.
JMimberff, Girm. Mus.; Bihl. Hellmann.
1337 Januar.
SIGNA ET PRODIGIA IN SOLE ET LVNA Viennae Auftriae vifa. Anno I M.D.LVll. MAGNIRCO ATQVE CLARISSIMO
VIRO GEORCIO BRANDTSTETTERO SACR^E ROM: HVNG: Bohaem: &c. Reg. Maieft; Confiliario, & Celeberrimae huius Vrbis
Viennenris Confuli dignifTimo. Domino ac Patrono fuo gratiofo. [Holzschnitt H6.5x24.(! cm, Nordlicht und Nebensonnen
aber der Stadt Wien, reihts di>- Kirche St. Stephan, linA's das Hospital S. Marci] [Zweispaltiger lateinischer Text,
gez( lehnet: Ambrofius Ziegler ibidem verbi Dei Minilter.. narunier quer über die ganze Seite: »Thomae Rvef Tyrolensis
Carmen de pareliis. VI. Calend. Anno 1557 visis-, unter diesen vierspattigen Ven-en:] VlENNit Auftriae excudebat Raphael
Hofhalter. ;
Ungewöhnlich großes Folioblatt. Am 6. Januar 1557 sind Nebenmonderscheinungen, in der folgenden Nacht ein
Nordlicht (?) beobachtet worden. Die Darstellung des aufsteigenden Nordlichts nicht übel. Zürich (Ms. F. 32.)
1537 September 14 (13).
(i) Gin erpdjiijdtlid) onb graufamli(|) geroäJTer / fo yii) in der 6tatt { 9tom burd) die Spber / begeben / am 14. tag
öes ScrpftmonatS / 1557. 3ar. j [Holzschnitt 2(ix l'J.5 cm, Fluß mit schwimmenden Gegenständen, ei trinkenden Menschen
und Tieren, im Hintergründe die Stadt] . [Text von 32 Zeilen, vielleicht auch mehr und eine Unterschrift darunter;
eortiegendes Exemplar unten scharf beschnitten.]
Folioblatt. Nürnberg, Germ. Mm.
1557 September 15.
(2) %erid)t Don bem 'Sxxtb 1 \ 60 jmifdjen ^apf! %tm\o bem IUI k. \ onb $f)ilippo ^i>nigen in ^ifpanien onb
(Snge= lanbt 2c. bei) «Roüi auff freiem Selb 1 gemad)t roojben. ©on öem groffen roafl'er / t fo ben XV. 6eptembji6 /
M.D.LVll. 3u iRoiü gcroefen / onö anftommen ift. W\\ erjelung / roas fci)aben Daffelbig an ^rud«en / Äird)en / ^al=
laften / getrei)b / mein onb i)l / getl)an. ! aud) roie Dil es leut erfeufft / onb roas fi^ ' fonft jugetragen l)ab / in bifem
M.D.LVIL jare.
4°. 3 (4) Hl. mit den Signaturen: — Slij ?liij. Unterschrieben am Ende auf BL's^: . . . ®eben 3U SROJti ben 24. Sep=
tembiis / im 1557. 3ar. Groer TOirben ©iener i L'OIfradi. Nürnberg, St. B.
(3) ©erid)t Don bem Sribe / 60 3roifd)en ©apfl ^aulo bem lUL jc. onb ¥l)ilippo Königen in Sifpanien onb i
(Sngelanb it. bei) Rom auff freiem \ Selbt gemad)t roojben. ©on bem grojTcn roajfer / 1 60 ben Xo. 6eptembri6 /
sn.^.Cuij. I 3Ü Kom geroefen / onb ankommen ift. OTit er3elung / roas fd)abe baffelbig an ©rugken / Äird)en /
^al= ! laflen / ®e<rei)b / ©ein onb Oel getl)an. 2lud) roie oil es leüt erfäufft / onb roas fid) fonft 3ügetragen ^ab /
in bifem ! TO.C.CDij.Sor. !
4". 8 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij 91ii( — 8 8ij SSÄj — . Bl. i* und 8v leer. Der Bericht über die Übersrhwemnmng
rndet auf 3'' und ist unterschrieben; L. Olfradi. Bibl. Hellmann.
(4) fi3arl)afftige neüroe 3eQtung : | Srftlid) oon beiii friben \ in roas moffen ber 3roUfd)en bem Sapft j ^aulo bem
Vierten / ^nb ^ünig ^l)itippo ift offgerid): tet. Demnad) oon bem Dnauf3fpred)Iid)em { fd)aben / ben bas Gaffer SQberie |
3ü 5{t)om ber ftatt 31!= ! gefügt l)at. auf3 3talianifd)er fpiad) / inn roeld)er ' es nerolid) 3Ü 3ll)om in bruA ift auf3ge=
gangen / inn bie Seütfd) gebrad)t / allen 6l)!iftglaubigen 9Renfd|)en nüglid) 3ulefen onb i 3übetrad)ten. 911. 9. L VII.
4". 8 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij aüj — 55 Sil Üj — . Bl. i^ leer. Weiler 210. Etwas kleineres Hochwasser der
Tiber als im Jahre 1530. München. St. B.
1557.
Warhafftige ersdirecklidie Newe zeitung, durch welche vns Gott abermals, ehe er mit der eisern Ruthe nachdrucken,
zur zeitigen Busse vermanet.
O. O. u. J. (1557). 4". 2 Bl. Bericht von Z.W. über einen in Pommern gefallenen Bhitregen, datiert: Corlin, am
Sontoge Reminiscere eilig, Anno Ivij. Nach Weller 222 in Nürnberg, Kirchen-B., d.h. jetzt Stadtbibliothek, wo ich aber die
Schrift nicht fand.
1558 Mai 17.
( I ) ®arl)afftige @efd)id)t / eines grarofamen ©etters. @efd)el)en 3U ©urgktf)onna in Sl)üringen / ben Dienftag
nad) Socem ^ocun^ bitatis. \ 9nno Domini M.D.LVIU.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — ^ij ^Hj — . Bl. 4V leer.
-Sern Cefer^ Bl. iv— 2', »Crfdjjödtlidje ncroe Septung« ge3. »SIlarcuB TOagner oon primär- Bl 2»— Mitte 3', ?Jgr3eid)nuB
ber 'Pcrfoncn 3U Surgk tl)onna / fo mit jren Äinbern / Saug onb ' Soff / ©ienftag nad) Vocem lucundltatis, 1 3U SIbenb im TOaffer
Dmbhommen finb Bl 3''— 4' BM. JJeilmann
52 H E L L M A N N :
(2) «!BarI)afftige gcrd)icl)t eines graufamen roetters. ®e\d)e\)en ju <Bur9tt)onna in Sl)ürin9en / öen Dienftag
nad) Docem 3ocun= bitatiö. | Slnno ©omini M.D.LVlll.
4». 4 Bl. mit den Signaturen: — Sil) äüj — . Bl- 4' leer. Schwabacher Type. Vgl. Hellinann, Die «Thüringische Sünd-
üut. vom Jahre 1613 (Bericht über die Tätigkeit des K. Preuß. Meteoro!. Instituts im Jahre 1912. S. [25]). Bonn.
(3) 9Barl)afftige gefd)id)t j eines graufamen ©etters / gerd)e= l)en 3U «urghtl)onna in Sl)ü= ringen / Den ©inftag
nad) ! ©ocera .3ocun5i= 1 tatis. 1 Slnno Domini «m.D.loiij. ©cörudit 3U ©rffurtit / öurd) Sfierten oon folgen / 3U
öen örepen gülöen | Äronen / bep ; 6. 3ijr= ! gen.
4». 4 Bl. mit den Signaturen : — 9lij M\ — . Bl. 4^ leer. Ure^len.
(4) {Dieselbe Ausgabe wie vorher, nur mit dem unterschied, daß liiomxxn* statt »©omini« "tfht und daß der
DruckvermerJc ganz fehlt; dafür unter dem Titel ein Schnörlcel.}
40. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij Slüj — ■ Bl. 4V leer. Dprlin.
1558 Juni 30.
ein ©unberbarüd) gefidjt / ?öeld)e6 ju Canerftat fünff 9net)l i roegs oon «Römberg / gefel)en rooiden ift. i [Bok-
schnitt 36Xiö.5 cm, merkwürdige Wolkenbildungm bei Sonnenuntfrgatig am HO. Juni 1558 (feuriger Draclun), rlarunler
7 Zeilen Text ohne Unterschrift (abgeschnitten).]
Querfolioblatt. Nürnberg, St. B.; Zürich (Ms. F. 12).
1559 August 13.
(i) 9Bän5erIid)e cnD ma-- \ \)Mt @erd)id)t / 5ie )id) 3" Srepbergk / mb \ in Derfelbcn ®egenD in TOepffen ju=
getragen |)at / 1 öen 13. Slugufti / 3m 1559. 3al)r. [ «mit einer Borrebe / §errn Sieronpmi 9BeIIcri / öcr Ijeiligcn 6d)rifft
©OCtor / JC. I [Holzschnitt Sxl2 cm, eine Bergstadt, am Himmel Sonne, Mond, Sterne und zwei Engel, ron denen
der untere zur Erde herunterruft: WEWEWE. Als Umschrift des Holzschnittes Bihistellen, links: Tobia 12, in drei
Zeilen; rechts: Psal. 15, auch in drei Zeilen.]
4». 10 Bl. mit den Signaturen: — 5Iij Sliij — ^ 8ij 6 6ij. Auf Bl. lov am Schluß: 3u CcipBig bruAtß gau»
9{l)araban) 1559.1
Die Vorrede von Wellek auf Bl. iv bis 4', dann der Bericht »Com ®UnbCJ3eid)en Onb ©etter«, Bl. 4» bis v^ unter-
zeichnet 3of)anneö 6c^üt /3n bcr Meters | Sird)cn 3U Jreobergft ?. ! darauf auf Bl 7^ bis 8^: ?5oIgen nod) 3tDcp ©unöerrocrdi /
roeld)e i 3ugleic^ gcfd)e6en finö. i, schließlich auf Bl. gr bis lov: gm ftur^er 6ermon, gezeichnet: «dl. 3ol)anneö JlieöerjTeter /
^far^err 3u 6. Kliclas.
Ungewöhnlich starkes Gewitter mit Hagelschlag (Hagelsteine bis 33/4 Pfund schwer!) und Windhose (»Zwirwelwind«)
mit großen Verwüstungen, die eingehend beschrieben werden. Darm4adt; Lübeck.
(2) 9BunberIid)e onb ener| J)6rte @efd)id)t / bie fid) 3U Srei)bergk / i »nb in berfelben ©egenb in «RTepffen 3ugetragen
l)at / ben 13. Slugufti / 3m 1559. 3a!)i'- I '^ 1*'*^ ; 91lit einer 5)orrebe / Ferren gieronpmi ©ellcri / ber i)eiligen 6d)rifft
Doctor / 2c: \ Sobie 12. | "Der Könige onb gfirften SRatJ) onb l)eimligkeit / fol man j Derrd)roeigcn / Slbcr ©ottes ©unber=
roerdie / folman | |)errlic^ preifen onb offenbaren. | ^fal. 18. | Unb ber SSSRSR bonnerte im §imel / 23nb bcr S6l)ep
lies feinen Donner aus / mit Sagel onb W\^tn i v.. \ ^^J^ \
4°. loBl. mit den Signaturen: — 21ij SIÜj — S 95ij 6 6ij. Am Ende von lo': 3u Srcf3lan) bru*tö ßrifplnus
6d)arffenberg. 1559. | Derselbe Inhalt wie in der vorigen Ausgabe. Berlin; Bibl. HeUmann.
(3) ©unberlid)e onb onerf)6j= | te @efd)i(f)t / bie fid) 3Ö Srei)bergk / onb inn [ ber felben gcgent inn 5Ret)ffen
3ügetragcn | l)at ben xiij. 3Iugufti / 3m M.D.LIX. 3ai'. \ ^\\ einer ?5orrebe Serrn §ieronimi | ©elleri / ber l)ci)ligen
fd)rifft I ©octor etc. | Sobie am xij. 6ap. | ©er Äi)nige onb Surften SRat!) / onb I)cimiid)keit fol 1 man Dcrfd)n)eigen /
aber ©ottes rounbermerdien foll man l)enlid) preofen onb offenbaren. | '«? ^ i
4°. 6 Bl. mit den Signaturen: — ^ij 2Iiij — S — . Am Ende von Bl. 6': ®etrudit3fl Strasburg ben S;i)ieboIt Serger.
Bl. 6v leer.
Derselbe Inhalt wie in der vorigen Ausgabe. Dresden.
(4) 9BunberIid)e »nnb Dner= | \)bi\t @efd)id)t / bie fid) 3fi j Srepbergk / onb in ber felben gegenbt in 9ITei)fren
3ugetragen f)at / ben Djei)= | 3el)enDen Slugufti / biefes | M.D.LIX. jars. | «mit einer öosrebe Serjn i §ieront)mi ©elleri /
ber |)ei)Iigen \ 6d)jifft ©octoi / k. | Sobie xij. | [3 Zeilen Zitat.] \
^ 4°. 12 Bl. mit den S gnaturen: — 9lij 2llii — S 9?ij SÜj — 6 6ij ßüj — . Bl. iv leer. Am Ende auf Bl. 12": SeblUdtt
3U Jlurmbcrg / burd) 8oI)ann | DOm Serg / cnb Clrid) STerober. | Enthäli wieder die Berichte von »Johannes Schütz« und
»Johannes Nidersteter«. Berlin.
1560 Januar 30.
(i) ein auf3legunng / auff i bie St)mlifd)en 5en)23et)d)cn / fo erfd)i= ; nen onb auffgangen fein / im Doiff 5lei)d)e=
naro / 1 oin 9Rei)l roeges oon eamift gelegen / ben 30. i Sage bef3 «monats 3anuarij / bifes | 1560. 3or6 / ©erd)ji= ; ben
burc^ / I ©OCtOJ ^Deronimum TOeller / | 3Ü 5ret)bcrgk. j [5 Zeikn Bibelzitat aus Joel 2. darunter <in Zierzeichen.] '<
®ebjudit 3ü augfpurg / burd) | Sans ©egier. 1
4". 4 (?) Bl. (Exemplar defekt). Nordlicht. Kürnherg, Germ. Mus.
DIp Mf'tfoi-ologie in den deutsehen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrli. 53
(2) SimlifcFye geuer5eid)cn fo im grojyen lidjtcn gefid)t Öes l)im= mds / öen 30 Sag öcs Dltonats 3anuarij /
öiefes 1560. jars / auffgangen m errdjinncn / 3)nö im ©orff SReic|)enan) (ein mer)I roeges »on ßamift gelegen) »nö
im ganzen ^ef)emird)cn / onJ) SJneppifdjen @renSenti)aI / aud) an Dielen orten mcljr gefe^cn fein ' rooröen / mit einer
SroftIid)cn Auslegung nad) ©ottes roort / oom 3üngften Sage / onb aujTerftel)ung öer SoDen / j öurd) 3oannem
9nerclium ^farl)crrn 3U 5Repd)cnbad) befd)rieben.-. 3oel. am 2. 3d) roil ?öunöer3eid)en geben im Spmel onö auff
eröen / nemlic^ ©lut / Seuer / onb 5Jaud)öampff / ef)e öafi ber gro|Te on rcJ)re*lid)c Sag öes Serrn kompt. | [Hoh-
■•••cJinitt J().0x7.9 cm, »enkrechte hiihtstvahlen am Himmel, untin im Vnrdrgrvnde darauf hinwdsende und disku-
tierende Leute.]
4°. 7 (8) Bl. mit den Signaturen; — 9lij Slij Sliij 55 8ij SÜj. Auf Bl. iv nocli ein kleiner Holzschnitt, 6.7 X 7.3 cm, wie
auf dem Titel der späteren Auflagen der Hauernpraktik : zwei Männer und eine Frau. lierlin.
(3) [Eine andtre Ausgabe virn (2), gedruckt in Nürnl/erg von Georg Kreydlein, mit den Signaturen — 3lij SliJj —
B Sij 9iij — , Bl. 8" leer, fand ich in einem Sammelbande der -alten Bibliot/tek" in Wolfenbüttet. versäumte aber,
den Titel genau abzuschreiben.]
1560 März 29.
1 1) iHcroe Seitung. ©in rounbcrbarlid) @end)t am Sim= mel / fo burd) ben ^farrl)crr / onnb anber 'Per: | fönen /
bes Dojffö afd)re / inn ber Cöblidjen Serr= fd)ap SI)onna gelegen / gefe^en 1 ijt rooiben. j Koma, am Vlll. ' [9 Zeilen
Zitate aus der Bibil.] ^ ^ntlO M.D.LX.
4"- (5) (6?) Bl- niit den Signaturen: — 9lij SlÜj — 8- Bl. i» leer, Bl. 2» bis 3". Vorrede in Prosa, unterzeichnet:
3oan (SÖIi^ / ^arrl)eTr 3U i 9fd)2e. ! Darauf wird in Versen die Erscheinung, offenb.'r ein Nordlicht, am •Freitag nach
l.actarr., hesihriebcn. Fildt bei WclItT. Wernigerode.
(2i 9teroe 3eitung. (Sin rounbcrbarlid) @cfid)t am Sim= ■ mel / fo burd) ben "Pfarr^err / onnb anber ^er= | fönen /
bes ©oiffö afd)re / inn ber Cöblid)en Serr= i fd)ajft S!)onna gelegen / gefel)en ift roojben. | [11 Zeilen Bibekitai.] anno
M.D.LX.
4". 6 Bl. mit den Signaturen: — aij M\ — 8 — • Bl. i" und Bl. 6 leer. Am Ende auf Bl. 5»: ®ebJUdlt3U 3lürn=
berg / burd) ( Qeoiq Srepblein. ' Inhalt derselbe wie vorher. Weller 240. Nürnberg, St. B.
1560 Dezember 14/15.
Tlttot 3eitung. erfc^ro*licf)e ge= rid)t / fo ju ©ien inn Ofterreid) ; am Simel / oon ber SRöm. Äai). 1 91tai). per=
fonlid) / fambt jl)rer 1 9nai). 5lät()cn / Soffgefinb onb ©urgerfd)afft ba= , felbft gefel)en roorben. M.D.LXl. j
4". 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. i^, y und Bl. 4 leer. Große Typen. Fehlt bei Weller.
Am 14. und 15. Dezember Gewitter mit Blitzschlägen in die St. Stephan- und St. Peterkirche. Am Abend des 15.
und am 21. Dezember Nordlicht (?). Königshert/.
1560 Dezember 28.
(i) (Sin graufamb / onb erfd)riid{lid) n>unber3ei)d)en / fo j am 28. tag t)ecemb2ts im Cx. 3ar/3U (Sd{elf3l)ei)m ein
Ktei)! j roegs OOn S0Jd)l)ei)m gefd)e()en ift. ! [Hfilz.<schnilt 27X20.3 cm, Nordlicht durch abwärts gehende au-'! den Wrdken
kommende feurige Strahlen darstetl<r(d.] [Darunter 19 Zeilen Test und die Unterschrift:] ( ®ebnidtt 3Ü Jrtürmberg /
burd) ©eoig SRcrdtel / im LXl. :
Folioblatt. Vielleicht Drugulin (192). Nüi-nberg, derm. 31u-i.
(2) (Sin graufamb / onb erfd)]i)dtlid) n>unber3eQd)en / fo am 28. tag 1)ecembii6 im CX. 3ar / 3ä @d{elf3l)ei)m ein
JUepI roegs OOn SOJd)l)ei)m gefd)el)en i% \ [Holzschnitt 25.3 {?)X 19.7 cm, Nordlicht, feurige Flammen abwärts aus
den Wolken, darunter 19 Zeilen Text und die Unterschrift:] \ (Sebrudtt 5a 9IQrmberg / burd) ®eOig ] TOerdtel / im C.Xi.
Folioblatt (\ erliegendes Exemplar an den Seiten etwas beschnitten). Zürich (Ms. F. 12).
(3) (Sin graufamb / onb erfdjiödilid) rounbcr3ei)d)en / fo | am XXVIII. tag ©ccembris im LX. 3ar 3u (Sdielf3!)ei)m
einmei)! roegs , OOn S0Jd)l)C9m gefd)el)en ift. j [Holzschnitt 28.3X20.3 cm, Nordlichtdar Stellung wie in der vorigen Aus-
gabe, darunter 19 Zeilen Text und die Unterschrift:] \ @ebrudtt 3Ü Würmberg / burd) @e0jg TOerAel / im LXl. j
Folioblatt. Somit gibt es drei verschiedene Einblattdrucke von Georg Merckel. Gotha, Mu-i.
1560 Dezember 28.
Sin fel)r crfcF)jbdüic^ @efld)t onb ?öunber3aid)en / roeldjes gefel)en ift \ rooiben 3U Bamberg onb Cied)tenfelf3.
SlnnO 9n.5).CX. ben XXoiij Decembcrö. , [Holzschnitt .32.5X16.3 cm, hn Nordlicht durch lange rote SirahUn dar-
stell'nd, darunter die Stadt Bamberg.] [Zweispaltiger Text, links 13, rechts 11 Zeilen, darunter:] ^ @eblUdtt 30 5lfirn=
berg / burd) @eorg 9xtx)h\m.
Foliublatt. Ueproduziert bei Diederichs Nr. 416; der Herausgeber faßt die durch lange Schwerter dargestellten Nord-
lichtstrahlcn, die aus Gewölk horvorschießen, irrtümlichei'weise als «ein paar sonderbar gestaltete Wolken- auf. Eine Aus-
gabe mit etwas verschiedener Titelfassung bzw. Orthographie in Nürnberg, St. B., Nr. 2463 des historischen Katalogs.
Nürnberg, Genn. Mut. u. St. B.
1560 Dezember 28.
(i) ein ©unberbarlid) gefid)t / 60 am xxoiij ^ecembiie / im LX. 3ar / inn ber ©tabt / «Rürmberg / onb auffer()alb /
ift gefel)en XOOlbtn. [Holzschnitt 37X22.6 cm, ziemlich gute Nordlichtdarstdlnng, unten Nürnberg, darunter links 8,
rechts 6 Ziilen Text und (rechts) die Unterschrift:] : ^ Bci) Sänne @lafer Biieffmalcr / 5U SRürmberg. ;
Querfoliohlatt. Gotha, Mim.
54 H E L L M A N N :
(2) [Eine aiiderr Ausgabe d/saelbm Blattes ziigf nur die kleine Verschiedenheit, daß in der VnUrschriß das
erste M'oTt »^Set)" fortgelassen ist. Koloriert ist es ebenso wie das vorsteh/mdi, was wohl am besten beweist, daß die
Hrießnaler selbst die Farhengehwg besorgten.]
(Juerfolioblatt. " Cothn, Muf.
{3) (Sin rounbcrbarlic^ Oejic^t / fo am xxoiij. ©erembris / im CX. 3ar / inn 5er 6fatt «Rürnbcrg onb au|Terf)aIb /
ift aerel)en roOJÖen. | [Holzschnitt H3.3XI5:7 cm, ziemlich gute Nordlichtabbildnng, unten Nürnberg, darunter zwei-
spaltiger Text von 8 und 7 Zuikn, ohne Unter schriß.]
Querfolioblatt. Zürich (Ms. F. 12 und 22).
1561 Januar 16.
?Bar()aflfte 3er)d)tn mb 3ct)ttung/fo ju JRottenburg Df [öer] | Sauber /SInno/M.D.LXl. ben XVI. Sanuarij / am
§pmel DOn : menigklid) Öafclbft roarijapg qe^et)en IDOJbcn. j [Holzschnitt 24.6 {?)X21 cm, Nebensonnen mit vollstän-
digen oberen wid unteren Kreisen und einem unteren Berührungsbogen ; darunter 24 Zeilen Text und die Unterschrift:] {
©ebiöcfet ju «nürcmberg / burd) ©eoig 5Rer*eI. 2lnno / M.D.LXl. 3ar. i
Folioblatt (■vorliegendes Exemplar oben nnil rechts mit Text- und Bildverlust beschnitten). Weller 249.
Zürich (Mm. f. 12).
1561 Februar 27.
(i) @rüfibtlid)e onb xom-- !)apge ?3eri(^t / Don Dem erfdjre*: , lici)en Dtib «55unbcrbarlid)en 3eid)en / n)eid)es
am Simel am ©onncrftage nad) gnuocauit Des LXl. \ 3al)r6 / 3roird)en eifslcben mh Dltonsfclt / auff ben 91benb mit
ber 6onnen onbergang / 3roircJ)en t». onb x>\. r)l)r / »on Dielen «perfonen gefcl)en ift roorben. 2In einen guten Sreunb
JU Snörmbergk gefdjrieben / | Cnb mit getCi= ' let. [Holzschnitt 12X8 <m, rechts von der untergehenden Sonne Christus
am Kreuz, links zwei rauchende Siiulen und eine Rute.]
40. 4 Rl. mit den Signaturen: — 9lij Sllij — . Bl. 41' leer.
Auf Bl. i^ ein Brief an Max Biching in Nürnberg, gezeichnet Weimar den 12. Martij . . . 3. ©. 911. 6. Rätselhafte
Lichterscheinung bei Sonnenuntergang. Berlin; Halle; Königsberg.
(2) ©rfinblidjc onb n)ar[)affti= ; ge ^erid)t / oon bem errcl)re*lid)en onb , n)unberbarlid)cn 3eic|)en / roeld)6 am
§imel am ©on \ nerftage nac^ Snuocauit bes 61. 3ar8 / Broifclien (Si)5= leben onb JOansfelt / auff ben 9lbenb mit ber
6on I nen ontcrgang / jroird)en 5. onb 6. Dl)r Don I oielen ^erfonen gefe()en ift morben. i 2Jn einen guten 5rcunb 5u
9lÖrnbcrg gefdjricben onb mit geteilet. 1 [Äö/csc- An/« 8X12.7 cm, dieselbe Darstellung tele vorher.] \
4°. 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. 4^ leer.
Der Brief auf Bl. i' ist gezeichnet: 3ol)anne6 TOittid) 91T. 6. Berlin.
(3) @rünbtlid)e r»nb mar \ f)apge Beri(f)t / Don bem grfd)i6ch / Iid)en onb 5BunberbarIi(f)en 3ei)d)en / n)eld)6
am Simel / am ©onnerftage nad) 3nuocauit bes 61. Sars / sroifdjen ©D^leben onnb TOansfelbt / auff ben abenbt mit
ber 6onnen tmbtergang / 3n)ird)en | 5. onb 6. t)i)j / oon oilen «ßerfonen gefel)en | ift roojben. an einen guten Jreunb
3Ö iUÖrnbergh gefd)2iben »nnb i mit geteplet. | [Holzschnitt 8X11.4 cm; dieselbe Darstellung wie vorher.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij Slijj — . Ende des Textos in der Mitte von Bl. 4^.
Der Brief an Max Biching in Nürnberg auf Bl. i^ ist wieder gezeichnet ... 3- ®- 951. 6.
München, St. B.; Bibl. HeUmann.
(4) STeüroe Septung. , ©jünbtiidjer onb roar()aJT/ ; tiger Beridjt con bem erfd)jedilid)e »nb mm-- berbarlid)en
3ei)d)en / n)eld)ö am SpmmeJ am ©onnerftage i nad) Snuocauit bes 61. 3ar6/3mird)e (Spsleben onb 9nan6= feibt/
auff ben abenbt mit ber ©onnen cnbcrgang \ 3n)ifd)en 5. onb 6. t)l)i oon oilen ^erfonen gefel)en | ift roojben. Sin
einen gütten greunbt 30 «Hörnbcrg gerd)Jiben onb i mitgeteplet. | [Holzschnitt 8x12.2 cm, mit derselben Darstellung
irie in den vorigen Drucken.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — aij m\ —■ Auf Bl. 4' am Schluß: ©etrudtt 3U etrafxburg am Sommardlf bCJ)
6l)ai|itian MlüIIer / 3m jar i M. D. LXL \ Bl. 4V leer.
Der Brief an M. Biching auf Bl. iv ist unterzeichnet : 3ol)aniICß ©ittid). 911. 6. Fehlt bei Weller. Darmstadt.
(5) @rünbtlid)e onb ?Bar|)apgc 93erid)t / oonn bemm errd)ji5dilid)en onb ®unberbarlid)cn 3ct)d)en / ?i3elfd)6
{sie:) am l)imel/am ©onnerftage nad) Snuocauit bes 61. 3ar5 / 3roircl)cn eof3leben onb 9Ilanöfelbt/ auff ben abenbt
mit ber 6onnen onbtergang / 3roifcJ)en 5. onb 6. dI)j / oonn oilen «ßerfonen gefcl)enn: \ [Holzschnitt 24.5x17 cm, die-
selbe Darslellitng wie in den darauf bezüglichen Flugschriften.] \ [13 Zeilen Text, in der letzten Zeile:] Smenn. ©ebrudJt
3ü aufpurg («c .') / burd) l)ann6 JTlofer.
Folioblatt. Nürnberg, Germ. Mus.; Zürich (Ms. F. 12).
(6) [Dasselbe Folioblatt, jedoch ohne den Druckvermerk.]
Zürich (Ms. F. 21).
(7) ein rounberbarlic!) onb erfcJ)jöd?li(f)e6 @eri(l)t/ roelcf)eö gefel)en ift roojben am §immel / DonnerfTags nad)
Snuocauit /anno ; M.D.LXl. 3roifd)en epf3leben onb ananf3felb / omb V. onb VI. dI)= \ ren auff ben abent / mit ber 6onnen=
ontcrgang. j [Holzschnitt 19.5X12 cm, Säulen, Rute und Christus am Kieuz (rechts) in der Luft um die Sonm- ; dar-
unter 17 Zeilen Text in großen Lettirn mit der Unterschrift:] 3u 3IÜrnberg bJUdttß ©eoig Ärepblein. | »nno M.D.LXL
Folioblatt. Zürich (Ms F 12)
Die Meteorologie in den deutschen Flvysc/iriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 55
(8) ©arl)a|ftig errcl}röcklid) onD rounöerbarlid) 3ei)d)en / roöllidjes am Simel / am ?)onnerftag nad) 3nuocauit
öes LXI. 3ar6 3n)ircl)en SofBleben Dnt) TOanffcIM / aujf öen Slbcnt mit Der ©onnen onöergang / 3n)ird)en V. onö VI. oI)i
OOn Dilen ^er= rci)Onen gcfet)en ift mmt>tn.\[Holzschnitt '24.3'><.J2.3 cm, dieselbe Darstellung: Christus am Kreuz
rechts van der Somit usw.] [Zweispaltiger Text von 35 Zeilen.] \ 95c«) 9Rid)eI SRofer Soimrd)neiöer jfl Slugfpurg. I
Folioblatt. JSürnberg, Germ. Mus.
1561 MSrz 2.
(i) (Sin ©underbarlid) ®crid)t öcsTOonös/fo peft (verletzt) hm an= | 5ern tag öcs 911er§ens inn biefem
CXj 3ar OOn Oilen perfonen JÜ ! Snfirmberg / n)arf)afftig gefct)en. ' [Holzschnitt 25X27 cm, bei (links) au/gehender Sonne
(rechts) der Mond mit langen Strahlenbüschefn, namentlich vnten und ohi-n ; nnten die Stadt Nürnberg.]\[Zxceispaltiger
Text, links 14, rechts 12 Zeilen, darunter:] ©ei) 9nid)ael 9Rofer ©jieffmaler / 3Ö augfpurg. ,
Folioblatt. Dnigulin (196). Nürnberg, Germ. Mus.
(2) (Sin ©unberbarlid) ®efi(t)t bee 9Ronb6 / fo peft neülid) ben anöem tag bes DReröens inn biefem LXI. 3ar /
oon Dielen perfonen ju 5lürmberg / n)arl)afftig gefeljen. ' [Holz.<t(hjtitt 25.9x26.5 cm, am 2. Mär: morgens, der Mond
mit langen vertikalen und kurzen horizantalen Striemen über der Stadt Nürnberg, darunter zweispaltiger Text, links
12, rechts 11 Zeilen, darunter als 12. Zeile:] 95ei) §ann6 @Iafcr ?52ieffmaler / 5U iHürmberg.
Folioblatt. • Nürnberg, St. B.
1361 April 14.
[Titel bzw. Überschrift im vorliegenden Exemplar abgeschnitten.] [Holzsch.iitt 37x25.5 (?) cm, höchst phanta-
stische Darstellung von allerlei Lichtersvheinungen um die Sonne: Säulen, Kugeln, Kreuze usw.] ! [37 Zeilen Text mit ,
der Unterschrift:] | ([ ©et) $ann& (Slafer ©lieffmaler / ju SHürmberg. •
Gr. Folioblatt. Merkwürdige und schwer zu dcntonde Lichterscheimingen bei. Sonnenaufgane am 14. April 1561 zu
Nürnberg. Zürich (Ms. F. 12).
1561 Au^nst 11.
®unberbarlid)e pnb [(Srrd)redtli(i)e] 3eid)en fo am gimmeljö ISisIeben 9efel)en morben 1 [Holzschnitt 16.4x7.4 cm,
recht tollsiündiges ILilophänomen ('S Circkel und Bogen', von 9 bis 12 Uhr am 11. August 1561), darunUr min-
destens 31 Zeilen Text.]
Folioblatt, oben und unten mit Textverlust be-schnitten. Zürich (Ms. F. 12).
1561 Dezember 28. '
(i) ©on bem crfdjjockli» d)en onnb groffen femiigen i<x)-- c^en / roeldjes am §imel am tagej ber Dnrd)ulbigen
Ainbtlein / im I Sor naii) ber geburt 6l)2ifti/ M.D.LXI. an Dielen | oiten onb 6tebten ijlt { gefeijen toozben / 1 hur^e er^
hle= runge. [Kleine Zierleiste.]
4". 4 Bl- mit den Signaturen: — aij Sliij — ■ Am Ende von Bl. 4V: Qebm(ttt3u 31urmberg / burd) | ?5alentin Jlerober.
Verfasser ist Hikbokymus Oppicius [Opitz], Pfarrer und Superintcident zu Biscliofswerda, der sich in der Einleitung
nennt. Gute Beschreilmng eines Nordlichts. München, St. B.; Bibl. Hellmann.
(2) ©on bem errd)rodili= 1 d)en onnb groffen femrigen 5ei= c|)en / n>eld}eö am Simel am tage ber Dnfd)ülbigcn
ainbtiein / im aar nad) ber geburt 6l)iifti/ 90. t). LXI. an Diden oiten onb ©tebten iftigefcl)en roojbcn / 1 Äurfte
erkle« runge. [Zierleiste.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: - Sllj aüj -• Auf Bl. 4^ am Ende: ®ebju(kt3u Jlfirmberg / burd) ! ©alentin STerober. '
Der Bericht von Opicius. .Xnrnherg, Germ. Mu-i. und St. B.
(3) ©on bem erfd)iedili= d)en Dnnb groffen ferorigen 3ei= , d)en / roeldjes am Simel am tage ber Dnfdjülbigen
Sinbtiein / im 3ar nad) ber geburt 6l)2ipi/ 50. ©.LXI. an Dielen oiten onb 6tebten ift gefel)en rooiben/ Äur^e
erkle» runge. | [Kleine Zierleiste.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — aij aüj — • -Vm Ende auf Bl. 4^: ©ebjudit 3u 9tiirnibcrg / burd) I ©olentin Stciübcr. !
Variante der vorigen Ausgabe. Königsberg.
(4) ©on bem errd)redili= djen onnb groffen ferorigen 3eid)en / n)eld)es am l)imel am tag ber Dnfdjul | bigen
Äinblein / im 3ar nad) ber ge= burt (S()!ifti / 9n.D.LXI. an oielen oiten onb ©tebten ift 1 gefel)en roosben / Äurftc
erklerunge. '. [Ziirleiste.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — aij Slllj — . Am Ende von Bl. n" : (SebJUdtt Ut Slfirmbcrg / burd) ! ©Olentin
9ten»ber. Her Bericht von Opicr-s. ^ Darmstadt ; München, St. B.
(5) ©on bem erfd)redi= lid)en onb groffen ferorigen 3eid)en / rocld)es am Simel am tage ber on: \ fd)ülbigen
Stinblein / im 3ar nad) ber geburt 6l)rifti SR.©. LXI. an Dielen [ 6rten onb 6tebten / ift gefel)cn roor= ben / 5tur$e
Srklentnge. [Holzschnitt 9.3XS cm: Ein turmreiche Stadt, im Hintergrund Berge, am Himmel Nordlichtstrahten
mit Sternen dazwischen.]
4". 4 ni. mit den Signaturen: — Slij 9IÜi — • 0. 0., aber: Valentin Neuber in Nürnberg. Der Bericht von Opicius.
München, St. B.
(6) ©on bem erfd)redi= lidjen onb groffen ferorigen 3eid)en / roeld)e6 am §imel am tage ber 93n= fd)ülbigen
Sinblein / jm 3ar nad) ber öeburt (Sl)rifti 90 . "D . LXI. an Die= len 6rtern onb ftebten ift gefel)cn roorbcn / Äurge
Örklerung. [Holzschnitt 9.4xH.4 cm: ähnliches Bild wie rorher.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — ?Iij ?liij — . Wieder der Bericht von Opu-ius. Berlin; Königsberg.
(55 Hellmann:
(7) 53on Dem rd)r6*Ii= 1 d)cn mb befrübfem Jtaroen («v.') 3l)ar / [ fo an öen ®oI*cn öcs §imels öen 38. (»'c.') De= |
cembris öiefes 61. S^are gefcl)en / @erd)rie= ! ben mit feroriger roter öinten oDcr far= ben / allen mb jeglid)en 9Ilen= j
rd)cn jur roamung aud) be)Tc= | rung biefcs rünDtIid)en j lebens. j Durd) M. Georgium Liditium ' Francofordianum. 9
©eörudit ju Srandifurt an Der | Ober / burd) 3oI)an. eid)orn. \ ANNO \ M.D.LXl.
4». 8 Bl. mit den Signaturen: — Slij M\ — S 55ij »Üj ~- Hl- i'' ""d &" leer.
Der Verfasser führt folgende frühere Nordlichterscheinungen «uf: 1529 Jan. 9, 9 — loP (nach Jac. Milichius, Comment.
in Plinii lib. II. AViteb. 1534. 4°); 1536 Dec. 12, 6— 7P; 455; 1098 October 5; 1147 oder 1141; 1373.
Berlin; Brexlau, ü. B.
(8) 2)on bem fc^rödili= j d)en onb betrübtem «Heroen 8ar / 1 fo an ben ©oldien bes §imels ben 28. 5)e= i cembris
biefes 61. 3()ars gefel)en / gerd)rie= ! ben mit feroriger roter binten ober far= '■ ben / 2IHen »nnb jegnd)cn 9nen= fdjen
jur roarnung t»nb be)fe= rung biefes fijnblid)en \ lebens. ; "Durd) M. Georgium Lichtinm ] Franco/arriianum. j @ebrudit
3U Sönigfperg in | ^reupn burd) 3o^ann | Daubman. | ANNO | M.D.LXl.
4". 8 Bl. mit den Signaturen: — ?Iij S Sij SÜj — • Bl. i^ und Z" leer. Leipzig.
(9) ©ie gerorid)te ®oI*en cnb | flammen / 60 bis 3ar / an ber »nfd)fi(bigen Sin | ber tag / gegen snitternadjt
roerts / prüe | oor tage / ganft erfdiredilid) / 1 erfdjienen ift. | {RihschnUt 12.6x7 cm, (nach unten gehende) Nordlüht-
strahlen darstellend.^
4". 4 Bl. mit den Signaturen: SIüj — . Auf Bl. ij übereinander zwei kleine Holzschnitte 6.8 X 5-9 «n, die
eigentlich nicht hierher gehören ; der obere stellt eine Art Hagelfall oder gar Steinregen vor, der untere eine schwer zu
definierende Lichterscheinung am Himmel. Am Schluß auf Bl. 4V drei Bilielstellen (Matth. XI, Luc. X, Jon. III). In Reimen.
Die Verse beginnen Bl. 2^:
So man fdjreib funffienbunbert jar
Cnb bee fccb^igjt ein enbc maYft
33nb fing bas ein onb fedjftifl an
§in groffe flam an Simel harn Königsherg; 31ünchen. f!t. B.
(10) 3)ie feroric^te rooldien | »nb flammen / 60 bis 3af)r / an ber | onfd)üIbigen Äinber tag / gegen 5>nitternad)t
roerts / früe OOr i tage / gan§ erfd)redllid) / i erfd)ienen ift. i [Holzschnitt 12.5X7 cm, aus Wolken herabschießende Nord-
lichtstrahlen.]
(1561). 4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lij 9Iiij — . Bl. 4V leer. Am Ende auf Bl. 4^: ®ebru*t 3U ©rffurb /
burd) I SUcrten DOn Solgen. | In Reimen. JVümberg, St. B.
(11) f)i6 errd)redilid) rounber3eid)en / ift am l)imel an Dielen orten bes ' ©eutfd)en Canbes ^efe|)en roorben / am
tage ber t)nfd)Ulbigen Äinblein 5roifd)en oier onb j fed)fen / gefd)e!)en SInno 1561. 55nb ift rool ju uermuten bas ein
geror im lanb entbrennen / onb ons bie afd)e \ auff ben Sopff fallen mod)te. [Kleiner Abstand.] 30I): agricola. 6prerab.
[Darunter in der 31itte ein Holzschnitt 17x12.6 cm, ziemlich gute Darstollitng eines Nordlichtes, soteie dreispaltiger
Text in Versen, mit der Unterschrift:] j ©ebruAt JU Sdlagbeburg / burd) \ «ßangraft Äempff.
Breites Folioblatt. Zürich (3h. F. 2J).
(12) HISTORIA I ET INTERPRETA | TIO PRODICII, QUO CAE- 1 lum ardere vifum eft per plurimas Ger- manie regiones,
ineunte Ano Do- \ mini M.D.LXl. die tertio | ä natali dominico. qui | pueris innocenti- 1 bus dedica- [ tus eft. £7" DE ALIIS
QUIBUSDAM 1 prodigijs veteribus ac nouis. \ CONRADO BOLOVESÖ [ Fridemontano authore. |
Kl. 8". 24 Bl. Bl. i^ und 24' leer. Keine eigentliche Flugschrift, aber zur Ergänzung hierher gehörig. Der unter
angenommenem Namen schreibende Verfasser ist der Züricher Nalurforscher Konrad Gesnkb (vgl. R. Wolf, Biographien
zur Kulturgeschichte der Schweiz I, 28, Zürich 1858). Das scheint seinem Landsmann J. J. Scheüchzer unbekannt geblieben
zu sein; denn in seiner Biblioiheca (S. 23) reiht er den Verfasser Bolovesus unter die Deutschen ein. Dagegen vermerkt
schon J. J. Wagner (Historia naturalis Helvetiae, Tiguri 1680. 12". S. 317), daß Cour. Bolovesus i. e. Conrad. Gesnerus
das prodigium beschrieben habe. Zngleich berichtet er, daß auch der aus Friesland stammende Baseler Professor Jon.
AcBOKiüs dasselbe Nordlicht (spectrum luminosum) in einem eigenen Schriftchen beschrieben habe. Es ist damit offenbar
die kleine Schrift gemeint: Miracslorum quorundam . . . descriptio. (Basil. 1561.) 12°. 8 Bl. Zürich.
I
1562 MSrz 13.
(i) ?5efd)reibung bes ; fd)redilid)en 3eid)ens / fo am 13. tag TOartij / faft bie ganfte nad)t ober / ju ©itteberg
onb an oiel an= ! bern orten ift gefe^en roorben / mit einer oerma^ ^ nung D. «Pauli Sberi «Pfarl)ern 3U ®itte= berg
3Ur 6()riftlid)en beherung | [Kleines Zierzeichen und darunter ein HolzschniU 10x8 cm, ein Nordlich', darstellend.]
@ebrudjt 3U «©itteberg / burc^ ^eter | 6eift. Anno 1562. ! [Kleines ZierzHchn.]
4". 13 (wohl 14) Bl. mit den Signaturen: — 9Iij 9liij — 8 Sij W\\ — 6 ©ij (SÜj — ©. Die ersten 4 Bl. mit der eigent-
lichen Nordlichtbeschreibung sind in meinen -Neudrucken. Nr. 12 m Faksimile wiedergegeben. Berlin; Nürnberg, St. B.
(2) «efci)reibung bes fd)2e*lid)en 3eid)en6 / fo am XIll. tag 9nar= tij / faft bie ganfte nad)t ober / 3U ®itte=
berg onb an I ciel anbern ojten ift gefel)en roojben / mit einer | cermanung ©. ^auli (Sberi «Pfarljerm 3U ?Bitteberg
3ur 6l)2iftlid)en ' beherung. ; [Holzschnitt 10.5x8.1 cm, Nordlicht mit Corona.] ©cbjudit 3U SRürmberg / burd)
9licolaum Snoirn. '
,4°. 8 Bl. mit den Signaturen: — 311} Sljjj — «8 qjij m\ —. Bl. 8v leer. Am Ende auf Bl, 8v: D. PAVLVS EBERVS
PASTOU P:cclefiae Wittebergenfis. Im Text noch vier recht gute Nnrdlichtabbildungen. ähnlich wie in der vorigen
•^'»«g»''^- Nürnberg, St. B.
Die Meteorologie in den deutsehen Flugschriflen und Flugblättern des XVI. Jahrh. 57
(3) Jleroe Setjfung. ' ©on einem errcf)!öcJ?n(f)en ®cfid)f »nö ' TOunberjeidjen / fo Den biep^eljenöcn TOartij öifes |
jroej) onD fed)t3igften Sors / oon 5en §od)gelertcn / ber löb= lid)cn JJniuerfitet Wittenberg / am Simel gefel)en /
onb ; bepdjiieben n>orben / Sarinn 3ugleid) jr @i)}ijY: j lid) bebendten / onb orteil begripn j »nb angesengt mirbt. |
[7 Zeiten Bibelzilat, darunter ein Zierzeichen.]
40. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij aüj — ■ Fehlt bei Weller. Nürnberg, St. B.; Wolfenbütlel.
(4) [Dieselbe Ausgabe, jedoch auf Bl. 4" am Schluß mit dem DruckvcrmerJc:] ©eblUdkt JU SRÖrmberg / burd)
Valentin ©e^fBler. |
Weller 254. Nürnberg, St. B.
(5) 5leroe 3ei)tung. 1 Bon einem errd)i6*Ii(i)en ®e|i(f)t rnb | 9Bunbcr3eid)en / fo ben brep^ei)enben TOartij bifes |
jroei) Dnb fedjtsigftcn '^axs 1 Don ben Sod)gelcrten / ber I6b: lidjcn QSniuerfitet Wittenberg / am §imel gcfel)cn / onb | be=
rd)jieben roorben / Darinn 3U gleid) jr 61)rift= ' lid) bebendien / onb orteil begriffen j onb ange3e9gt roirbt. j 'Pfalm. XCVII. |
^eror gel)t ooi jm f)er / onb sQnbet an omb^er fep^ j ne $et)nbe. 6ein bli^en leud)ten auff ben (Srbboben. Das
Srbtrid) fi= | I)et / onb erft^iiAet ic. Slpocal. am 8. Sap. 9Bef)e / ®e|)e / ®el)e benen / bie auff erben roonen. i
\ßchlußverziirung^
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij 9Iiij — ■ Bl. i^ leer. Weller 254a. Berlin; Nürnberg, St. B.
(6) Ein Gesicht. Das sehr ersdirecklidi dis Jhar I Freitages nadi Cregorij des nachts | von eilffen bis in vier uhren /
am Himmel gesehen wor- 1 den ist. Anno 1562. [Am Schluß:] J. B.
4°. 4 Bl. Nach dem Autt. Kat. von F. Malota in Wien vom 8. — 10. Nov. 1909, Nr. 589, 28.
(7) ein rd)!ö*lid) ?Bunber3et)d)en / fo ben Xlll. tag JRartij bifee M.D.LXII. 3ars / 3U eei)pl3ig am Simel / oon
Oilen i 9taml)afften ^erfonen ift gefel)en lOOJben. [üokschnitt 23.2X21.S cm, merkwürdige Darstellung eines Nord-
lichts mit Corona] | [24 Zeilen Text und die Unterschrift:] \ ©ei) $an6 9Bolff ©lafer / ©jieffmaler 3U SHörenberg. I
Folioblatt. Zürich (Ms. F. 32).
(8) [Eine andere Aufgabe desselben Blattes mit der Änderung: JRarcij; Holzschnitt 22.7x22.3 cm, mit derselben
Darstellung, welche die Corona einet Nordlichtes hervortreten lassen soll.]
Folioblatt. Gotha, Mm.
(9) EI£GIA I DE HORRIBILI ET TREMENDA SPEQE HIC WITEBERGAE ET IN VICINIS LOQS j conspecta, & obfervata
ab homlnibus fide ! di^nls, Die 13. MartiJ. 1 Anno \ 1562 fcripta \A\M. GEORGIO MAVRICIO \ Noriber^enfi. \ [Zierseichen.] \
WITEBERGAE, \ EXCUDEBAT JOHANNES i CRATO i ANNO M.D.LXÜ.
4°. 8 Bl. Eine Nordlichtbeschreibung in Versen. Das offenbar sehr schön ausgebildete Nordlicht vom 13. März 1562
ist auch vom Rektor der Universität in Wittenberg .Iohamnks Schneidewetn in lateinischer Sprache eindrucksvoll beschrieben
worden (Album Academiae Vitebergensis ab a. Chr. MDII nsqne ad a. MDCII. Volumen secundum. Halis 1894. 4°. S. 26 — 27).
Nürnberg, St. B.
(10) ©ber bie groffen onb erfd)redtlid)en 3eid)en am %U mel onb auff erben / fo in | kurzer 3eit gefd)e= I l)en
finb. I ein epigramma. | [Holzschnitt 6.7X5.7 cm, Sturmwind.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — Bij ?liii — ■ Auf Bl. 4': Oebrudlt 3U Ceip3ig / burd) OoCObum I Senoalbt ! [Driu/cer-
zeichen] [yinno 9tt.^.Qn\. \ Bl. 4» leer. Die Verse sind unterzeichnet: 3t. ^3. Bezieht sich auf das Nordliclit und einen
Stnrm (Freitag nach Sankt Gregoritag). Zürich (Ms. F. 14).
1562 April 20.
3roei) rd)6ne neroe ®eift= lid)e Cieber / ©as erfle / Sld) ®ott tl)u , bid) erbarmen / burd) 6l)riftum bei= | nen
6on / etc. 3m SI)on. | Srifd) auff jl)r Canbehncd)! alle / etc. ©aß anber / oon bem ?öoldien= brud) / gefd)el)en ben
jüc. tag SIpriliö / im | 1562. 3!)ar- 3m ' S|)on. 3d) gieng ein mal fpacieren / ein roeg. etc. | [Holzschnitt 6.7x5.5 cm,
links Christus mit 2 Männern, rechts Uberschwemmungsbitd.] '•
Kl. 8». 4 Bl. mit den Signaturen: — 9jj aüj — • Am Schluß auf Bl. 4': eebid)t burd) SIliAd SÖllel 3U i ©elnhaufen
Äurf3ner / gan^ grunb» ' lid) erfaren. I [Zierzeichen]. Weller, Annalen II S. 434 Nr. 579. Berlin (Hymn. S71l).
1562 Juni 6.
©ife erfci)ibdilic^e onb rounberbarlicF) ®efic^t / feinb am ^x^mtl 1 3Ü Saffiburg / j ben oj. tag Srad)monat9 / bifes
9n.?).CJcij. 3ar6 / oon oilen naifil)afftigen ^erfonen gefel)en rooiben / onb bem | Serien Canbtmarrd)al* ber 9Ti)ber
Ofleneid)ifd)en Stegierung / ben XJCij. Sunij fct)lifftlid) 3Ü koiüen. | [Holzschnitt 33.6x23.2 cm, allerlei mmscMiche Figuren,
auch ein Schiff am Himmel, unten eine Stadt] [Dreispaltiger Text von 26 Zeilen, darunter in der Mitte:] ®eb2Ud<t
3A ^ugfpurg / burd) 9nattf)eum S^randten. {
Folioblatt. Am Abend nach einem Regen heitert es auf, imd von Osten nach Westen zeigen sich am Himmel allerlei
Erscheinungen, die phantastisch geschildert werden, vermutlich aber ein Nordlicht darstellen sollen. Druguliu (Nachträge 201 a).
Nürnberg, Germ. Mus.
1562 August 3.
erfd)redilid)e 9lüroe | 3i)tung. : ©arl)afftiger on grönblid)erberid)t / ■ roie bas Wetter im Wirttenberger [ lanb fo
groffen fd)aben getl)an l)at / einem guten grünb 3ugefcl)riben. Jn.D.Cxij. |
4». 4 Bl. ohne Signaturen. Bl i', 3", 4' und 4V leer. Am Ende auf Bl. 3': 3)atum in Sili 6 W > 31 ©nnb 31 L
Weller 256. Starkes Gewitter mit verwüstendem Uagelschlag. München, St. B.; UM. Hellmann.
Phys.-math. Abh. 1921. Nr. 1. 8
58 Hellmann:
1562.
«Bunberjcidjen: j So fid) nerolid)er seit / hurft natt) einan= i 5er in ©eutfdien Can5en / 5)csgIeicJ)en aud) in öer
SürAei) / errci)rechlid)en 3uge= j tragen / in öiefem 1562. 3ar. i ©arnungs roeife / ©eutrd)er Station 3U gutte ge= I fä)mbm /
Durd) 3o!)annem Sebenftrei&t / 1 Slrtium et 'Pf)ilofopl)iae DHagiftrum / i TOeDicinae Cicentiatura. | [IlolzscJmitt 10.5x8.3 cm,
unten zwei sieh kreuzende Regenbogen, in der Mitte darüber ein Kreuz, rechts davon ein« Rute und eine Kugel,
links davon eine andere Rute in der Hand eines Menschen.] | Cuce 12. | 6eit bereit / Senn 5es 9nenrd)en 6on roirbt
honten ju 5er |tun5e / 5a jr nid)t meinet. |
40. 12 Bl. mit den Signaturen: — Slij Sliij — Sj Sij SÜj — 6j 6ij 6iij — • Beschreibt (nicht sehr genau) mehrere
optische Erscheinungen und Nordlichte. Gewidmet ist die Schrift dem Landgrafen Wilhelm von Hessen, dessen astro-
nomische Beobachtungen und selbstgefertigte astronomische Instrumente gerühmt werden. Der Verfasser ist Arzt m Erfurt.
Berlin.
1563 März 9.
®un5er3eid)en fo 3Ö groffen ©ara/ein nieil »onn @era/| einem 6tettlia/im 3)ot)tIan5 gelegen /5en neunöten
«martij am morgen lomb Jlben »l)r/5ig 1563. jars am l)ellen §immel t gefeF)en rDoxl>tn.\ [Holzschnitt 24.3x13.5 cm,
Nebensoiininerscheinung über einer Stadt, darunter 22 Znlcn Text und die Unterschrift:] ©etrudtt jß Srand?furt am
SRaijn. |9J1.3).LXII1. j
Folioblatt. Im Text wird auf Plinius, Buch II, Kap. 28 und 29 verwiesen, also gelehrte Arbeit. Zürich (M. F. 15. 4°).
1563 MSrz 14.
Sin njar!)ajftig ©unber}eid)en on gefi(l)t fo jö ©engenbad) / i>ier) meil roegs oon Strasburg i an 5em girma=
ment 5e8 §iinelö / auf[ 5en XIIII. tag onerften oon eilen 3Tam= | l)afftigen ^erfonen gefel)en ift moibtn i im M.D.LXlll. 3ar. |
[Holzschnitt 24x22.5 cm, 2 Nebensonnen und ein oberer Bogen, unten Bild einer Stadt, in einer Straße eine Gruppe
von Männern, die die Erscheinung betrachten^ \ \Text von 21 Zeilen und die Unterschrift:] @etnid{t 3Ö BtraSbUrg
be9 Sl)ieboI5 Serger am SarfölTer pla^. |
Folioblatt. Zürich (M. F. 15. 4°).
1563 Dezember 9.
Zeitung von Feuerflammen, Donner und Plitz, so sich 1563 den 9. Dezember zugetragen. Erfurt bei Jeremias
Portenbach.
Folioblatt. Wien.
1564 Januar 13—15.
9Bunöer3eid)en / 1 60 ^id) öif5 oier Dnn5 fe(f)3ig{te gar / 5en öret)3el)en5en | Dier3el)enöen / onnö funjf5cl)en5en tag
5ef5 Senners / an | 6on Dnn5 9non5 / 3U erfur5t / in ©bringen / Jlleijten / 1 »n5 Bmgren§en5en Ortern / begeben / onnÖ
Ob= I feruiert tDOXbcn.\ [Holzschnitt 11.8X7 cm, die optischen Erscheinungen darstedcid, mit lateinischen Umschriften
auf den vier Seiten.] 6ampt erselung 5er förnembften *pareIiorum / ©as ift /Dreier ©onnen/fo für onb nad) 6I)ii:
fti @eburt / bifs auffi^iges 64. 8ar \\ä) 3ugetragen 1)eufd)Ianöt 3ur 9Barnung gcftalt. / . ©urd) ! JOANNEM
HEBENSTREIDT. Philofophiae & Medicinae Doctorem / 5er Cöbli= 1 d)en Sric5efta5t (Srforöt ^l)pficum! |
4°. 12 BI. Am Ende auf BI. \2^: ®e5rudit 3U ©rforöt / bei) 8cre» | mias ^oatenbad). ! Nürnberg, St. B.
1564 Februar 19.
(i) Slbbrudi / 1 gines fd)redtlid)en 3orn= 1 3eid)ens. ©ampt j 6|)rifHid)er onb nötiger grinne= ! rang 9Jt 6t)ripo=
p|)Ori Srenei / ?far= I I)er8 3U ©. ^eter/in eisleben. ' [Holzschnitt 14X8.7 cm, Eisleben (mit seinen durch darüber
gesetzte Namen bezeichneten Kirchen S. Anna, S. And., S. Nie, S. Peter, h. Geist) und darüber das Nordlicht.] \ 1564.
4». 40 Bl. mit den Signaturen: — % 91, — 53 82 6 62 63 — © ©2 ©3 — "sw. bis C. Bl. I^ leer. Am Ende von
BI. 6v: ®c5rudit3U eisleben / 5urd) 1 ©rban ©aubitfd). |
Auf Bl. 2r bis 3^: 9jt. Sicroni)mu6 | unencelius ©uperintenbcns / 1 Sin alle frome (SI)ri|l[en. ;
Auf BI. 4! bis 6^ : SlbÖrudl / | usw. von Ireneus. Alles übrige christliche Betrachtungen über das Phänomen (Nord-
licht, nachts von 12 bis 5 Uhr). Berlin.
(2) (Sin erfd)rodilid) ®efid)t/fo auff ben XiX. ^ebruarij | bifes 1564. 3ar8/3U Ceppftig oon oilen 5laml)afften
^erfonen 1 ift am Seilen gimmel gefel)en roOJben. | [Holzschnitt 24.5X16.5 (?) cm, Nordlicht, darunter 29 Zeilen Text
und die^ Unterschrift:] j ©etrudtt 3u Slugfpurg / Durd) Sans 8immerman. |
Folioblatt. Von morgens 3 Uhr an 5 Stunden lang; zwischen den feurigen Strahlen sind farblose Säulen sichtbar.
Zürich (Ms. F. 16).
(3) [Einen anderen Einblattdruck über dieselbe Erscheinung, gleichfalls mit 29 Zeilen Text, verzeichnet Drugulin
(226).- »3u Jlörmberg / bep Sans ©olff ©lafer / «riefmaler-^.]
1564 März 1.
(i) ein erfd)jödilid) @efid)t onö roun5er3eid)en / melc^es am | I)enen Simel 5en erften tag Snarttj öiß sn.S.CXüij
aars. 8n)ifd)en 9Red)eIn On5 | Düffel ift gefel)en roOlÖen. | [Holzschnitt 23X15.8 cm, gelbe H, n.mel^färbung und Meteor-
steinfaU{>) phantastisch dargestelll.]\[27 Zeilen Text und die Untifrschrft:]\®t'bXW^\ Xü Cauginoen / burd) gmonuel
©aljer. I
Z)c> Metenrnlofi'w in den deutschen Flugschriften und Flv^hlättern des XVI ■ Jahrh. 59
2) (Sin 6rrd)röcklid) @efüd)t onb rounöcrjeidjen / roeld)e6 am Ijellen i Simel denn erftcn tag Dllartij Difs Ült.'D.C.Xiiij
3ar6. SlDifdjen 9ned)Cln onnö 'BrÜffel Sft gcfet)en VDOli)tn.\[Uoltschnitt 23yil5.8 cm, g< Ibe Ilimmilsfärbuny moryim
um 9 Uhr phantastisch dargestellt.\ \ [Text von 27 Zeilen und die Unterschrift :'\ \ Sebruckt 3U Caugiligen / burd) (Sma=
nuel 6al^er. j
Folioblatt. Xürirh (Mx. F. 32).
1564 Juni 6, 7.
(i) 9len>e Scittung/ ©erici)t/("o gerd)el)en oon i bem fürnemen Oberften Sauptman bes 5}cnebirct)en j Äriegs
Seugs auff bem TOeer / an ben ©urd)Icud)tigen §cr$ogen oon Oencbig / antrcffenbe bie graufam onb ongeftüm 3er=
{t6rung ber 6tat i ßattaro / roeld)e burd) einen erbbibem ben 6. tag ^rad)monat6 bes 1564. 3ar5 jerftört / fampt
anbern errd)r6dt= j lid)en 3eid)en / fo erft^ienen feinb. 1 [Drei kleine Zierzeichen.] Slnbere roarl)ape SRcroejeittung / 1
[ Weitere 4 Zeiltn, darunter kleines Zierzeichfn.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: 9liij — . Bl. i^ und 4» leer. Am Ende auf Bl. 4': (Sebrudtt 3U ^ugfpurg. |
Weiler 271. Am 7. Juni ein Nordlicht (?) auf dem Meere. München, St. B.
(2) Jleroe Seittung. , ©erid)t / fo gefc5el)en oon bem fürnemen oberjten Saupt | man bes ©enebifdjen Äriegssugs
auff bem 9ITeer / an ben ?)urd)leüd)tigen Serftogen j Don ©enebig / antreffenbe bie grarofam onb | ongepm Serftöjung
ber 6tatt Sattaro / roeldje burd) einen Srbbibem / ben 6. | tag 9rad)monat5 bes 64. 3ar6 1 jerftöit / fampt anbern er=
fd)2odtenlid)en 3eid)en / fo erfd)inen feinbt. | [Hulzschniit 8x4.9 cm, Bild einer zerstörten Gebirysstadt.] j @etrud?t jö
augfpurg / burd) \ 9natt^eum Srandien.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij 9liij — . Bl. 4^ leer. Weller 271». München, St. B.
(3) 3Ten)e 3et)ttung / 1 Äur^er ©erid)t / fo | gefd)el)en bem fürnemen Ober= j flen Sauptman befj ©enebifd)en Sriegö= i
juge auff bem JlTeer / an ben ?)urd)Ieud)= i tigen Sod)gebomen Serftogen oon ©e- | nebig / antreffenbe bie graufame
onnb DU: ! geftüme 3erftö]ung ber 6tabt Gattaro / me[d)e burd) einen (Srbbibem ben 6. Sag { be» ^rad)monatd / in
bifem 1564. | 3ar6 jerpöit / fampt anbern er= fd)>i)d<lid)en 5ei)d)en / fo t erfd)inen finb. | [Holzschnitt 8x4.9 an, Bild
einer Stadt im Gebirge mit umgefallenen Häusern.]
4°. 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. i» und 4» her. Am Ende auf Bl. 4': ®ebrudtt3U Jtörmberg/ | burd) Sans ^tfolet. \
Weller 271''. Weller 271« führt noch eine vierte Ausgabe an, die in Heerdegens alter Sammlung war.
Nürnberg, St. B.
1564 Juni 25.
(1) 6rfd)r6dtlid)e Werne Bettung. ®arl)afftiger 95nnb i ®runbtlid)er berid)t / roie inn bem j 6tifft 6alftburg / inn
ainem Sf)al 5laurif5 ge: nannt / ben oergangnen tag 3acobi bif5 64. 3ar6 / : ain ®ol*enb2ud) gefd)el)en / ©on roellid)em /
ain fSJaJl'er genannt ber ®?i)f3bad) angeloffen / ?3nnb i inn bie l)unbert "Perfonen ertrendit / 2Iud) inn bie | bieiffig §en)fer
ferriffen / onb roeg gefört l)at / , allen frommen 6l)jiften 3ür n>ar= \ nung in biudi gegeben. \ [Kleiner Holzschnitt 6x4.6 cm,
Schiff.] i ®etrudtt 3U augfpurg / ^urd) Sans 3immermann. 1564. |
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — Jl-j ^Ij — . lü. i'' und 4^ leer. Weller 273. München, St. B.
(2) (Srrd)jcdjlid)e 9leroe i 3Ei)fu"9- ** ®arl)apger onb | ®rönblid}er berid)t/roie in bem (Sr^ 6tifft Salzburg
in einem Sl)al Kaurig ge= nant/ben oergangnen tag 3ocobi (sie!) big 64. 3ar8/ | ein ©oldienbrud) gcfd)en/Don
n>eld)em / ein | Gaffer genant ber ®ei)f3bad) angelauffen / ; Snnb in bie 100. perfonen ertrendtt aud) in bie 30 i ^eufer
3errigen onnb roeg gef&ret l)at / allen | frommen Gi)}|ten («/c) 3ur roar= | nung in brudt gegeben. | (***) 1 15.64. j
4". 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. i^ und 4^ leer. Auflallig schlechte Zahlentypen. Weller 273».
Bonn; München, St. B.
(3) erfd)i6dilid)e «Herne 3ei)tung. '•? ®arI)apger^Dnb \ ®rfinblid)er berid)t / mie in bem erft 6tifft 1 ©alftburg /
in einem Sl)al 9laurif3 genant / ben Der= gangnen tag Sacobi bif3 64. 3ar6 / ein ©oldienbrud) ge= \ fd)el)en / oon
roeld)em / ein ^Baffer genanbt ber ®et)f3bad) / ange» i lauffen / ©nb in bie 100 perfonen ertrendit / aud) in bie 30. | genfer
Seriffcn on roeg gefüret l)at/ allen froüien (Sl)2iflen | 3ur roarnung in bruA gegeben. | [Ho/i«Än«« 11x7.5 cm: Eine
mit Mauer nrngebme Stadt.]
4». 4 Bl. ohne Signaturen. In der Mitte von Bl. 4': ©ebrudlt 3U 9iumiberg / burd) 1 SHiCOlaum ÄnOJm. I [Schlußzeichen
als Verxiernng.] Bl. 4» leer. Weller 273''. Bibl. Uellmann.
1564 Dezember 18.
(Sin erfd)iödilid)e neroe Seitung / oon einem gioffen roun= \ bcr3eid)en / fo in bem ®erid)t 6d)roab 9nend)ingen /
oier meil oon Slugfpurg gelegen / ; ben 18. tag bee 6l)jiftmonat6 im 1564. Sor gefef)en roojben. | [Holzschnitt 26x20.6 cm,
darunter 13 Znlen Text und die Unterschrift:] ©etrudlt 3Ö Ailingen burd) äebalbum ^OX^tX. \
Folioblatt. Lichterscheinungen bei Sonnenaufgang. Weller 285. Zürich (M. F. 17. 4").
1565 Februar 7 und 8.
9len>e Seitung i 9)on ei)nem Srbbibem / ' roeld)er fid) in etlid)en eanbfd)afften am 9ll)ein, in ber nad)te / sroifdjen
bem fibenben onb ad)= ! ten tage bes Sornungs, je§ lauffenben M.D.LXV. | 3ar6 / er3ei)gt onb begeben l)at / 9lud) roas
für groffe geroäJTer in roenig tagen ' l)ernad) gcDolgt. i [Kleiner Druckerstock.] \ TOit anl)angenber er3e|)Iungc i fBas für
Srbbibem onb ongeroönlid)e obergiepnge ber ©afferftröme in Seutfd)en Can» i ben, oon etlid)en !)unbert jaren bei" /
8*
(50 H E L I, M A N N :
fouil in ben 6f)roniAen : onö 3eitbüc|)ern oermelöt, jid) oor öifer seite l)aben begeben onö 5ugetragen / aus etlid)en
©. 9nid)ael ©cutJ)ers j Sifrorird)en 6d)rifften gejogen / enb i jej inn Sru* oerorbnet. ; «Rlit 9{ömif. Äet). 9nai. Sreil)et)te /
na(i)3utruchen »erbotten. | M.D.LXV. |
4». 8 Bl. mit den Signaturen: — Süj Sliij — 53 »ij 55iij — ■ Bl. iv nnd 8^ leer. Fehlt bei Weller. Darrtutadt.
1565 AprU 21.
ii) ©arl)afftige / DnD er= j rcl)«*lid)e neroe 3eitung/roa6 \\ä) iüqttxa^tn Den 21. Slprill / biefes 65.jar6/inn
5er 6l)urfürjiHirf)en pflege ober Slmpt I grepburgh / in einem Dorff ©röft genant / onb roas in bie naJ)e i ()erumb ge=
legen. 1 9temlid) oon einer graufamen onb | crrd)reckli(l)en ©afferflut / fo ben armen ! Ceuten bafelbp groffen onb raerkli=
ct)en fcl)aben getl)an l)at. \ [Holzschnitt 6.9X5.8 cm, eine überschwemmte Stadt darstellend.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 2Iij Sliij — ■ Bl. ii und 4^ leer. Am Ende auf Bl. 4' vor einem Schlußzeichen:
«alentinuö Setfcl) I ?a)tor i. Weller 1 18. , , . „r _^ . ^ . • t> ■
Am üsterabend verursacht ein heftiges Gewitter mit Regen und Hagel eme plötzliche Wasserflut m drost bei Jjrei-
burg a. d. Unstrut und richtet an Menschen, Vieh und Häusern großen Schaden an. Kat. J. Rosenilial 33.
(2) ein erfc^jetklicfies mar ; !)afftige6 @t^id)i onb Scidjen / fo am Simel gefel)en ift roojben / am Ofterabenbt
biefes I LXV. gares /jroirdben sroet) onb bier) r>\)i \ nad) JRittage / onb roas für groJTer jem= , meriid)er fd)aben / beibe an
9nen= i rd)en onb 23iel)e barauff er= | folget ift. i [Holzschnitt nxl cm, Bild einer Stadt.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen : — Slij SIÜj — • Bl. i v und 4'' leer. Auf Bl. 4t am Schluß : ©ebluAt 3U 9IÜrmberg / burd)
TOWauöSnojrn. I M.D.LXV. I
Als Verfasser nennt sich auf Bl. 2^ Georg Listenius von Naumburg, Pfarrer zn Rosspach.
Zwischen 2 und 3 Uhr eine etwas rätselhafte optische Erscheinung, gegen 4 Uhr ein ungewöhnlich starker Gewitter-
regen, der in Gröst 45 Wohnhäuser zerstört. Nürnberg, Germ. Mu^.
(3) Ein Erschreckliches j warhafftiges Gesicht und Zeichen / so am Himmel gesehen ist worden / am Osterabend
dieses LXV. Jahres. [Am Ende:] Gedruckt zu Weissenfels / durch Georg Vautzsch. (1565.)
4". 4 Bl. .Xarli Aukt.-Kat. von Fr. Malota in Wien vom 8. — 10. Nov. 1909, Nr. 589,31.
1565 Juni 1.
®arl)afftige Siftorp: : "Des @reroIic^en/Diel= ; rd)eblid)en ^Sngcmitters onb ©oldtenbiuft ; fo fid) in biefem M.D.LXV.
8ar / 3m Canb ju | ©üringen ober Sunbtozff / «Jteroenbojff / ÜReAe» j felbt onb Äletbid) / l)at jugetragen. j ©urd) abamum
©rfinum 3RoIi = | bergenfem gefteUet. | [Kleiner Holzschnitt 8.4X4.9 cm, starker Regen.] \ Cuce am 13. SapiteL [Folgen
8 Zeilen dieser Bibelstclle.] |
4°. 4 Bl. mit den Signatiu-en: — Slij Sliij — . Bl. 4^ leer. Am Ende auf Bl. 4': ©ebrudlt JU Jlürmberg / burd)
5licolaum Änonn. |
Der Winter 1564/65 wird als ungewöhnlich kalt geschildert. Am i. Juni 1565 war der wolkenbruchartige Regen, der
sehr großen Schaden anrichtete. München, St. B.
1565 Juni 8.
(i) ©efdjreibung eines i erfci)rediiid)en "Donnerfdjlags / fo | ben 8. 3unij / biefes 1565. Sars /ju ©refslaro inn ber
6d)Iefien gefcl)e= | I)en ift / mit einer kurzen 9)or= 1 manung jur ^uffe. | W \ Pfalmo. XVIII. | (Sr fd)06 feine 6trale / onb
Burftreroete fie. | gr lies fe!)r pli^en / onb fdjrediet fie. | [Zierzeichtn.] | @ebru*t ju Srefslaro/ burd) | ßrifpinum 6d)arffenberg. |
4". 6 Bl. mit den Signaturen: — Slij ?Iiij — % —. Bl. i^ und 6^ leer. Am Ende von Bl. 6' unterzeichnet: SD. 30<
I)anne6 6d)oIöc | ^rcbiger ber Sirdjen 3u I SJrefsIaro bet) 6. i ©lijabetl). j
Blitzschlag in ein Haus und Besenreibung von Blitzwirkungen bei Personen. Breslau, St. B.
(2) DE HORRENDIS j DVABVS CORVSCATIONIBVS | ET FVLMINIBVS / QV/C FACTA | funt Vratislauiae/ M.D.LXVI.
26. lanua: I ante horam 15. maioris horologij. |
I Blatt kl.-40. 26 Verse und 3 Zeilen (Pfal. 76 . . .), unterzeichnet Martinus Hoffman. Darunter: VRATISLAV1.£ \
Ex Officina Crifpini ScharfTenbergij. j Breslau, St. B.
1565 Juli 21.
Jleroe Seittung. | ©arl)afftige ®efd)iei)= i bung bes groffen erfcl)i6dilid)cn ©eroejfers \ fo nit einem Kegen / fonbem
einer 3imlid)cn 6t)nbflut | e|)nlici) geroefen / fic^ auff 6. anncnberge onb in | anbern ombliegenben 6tetten onb ©6:ffern 1
mit mer*licl)en fdjaben !)at zugetragen. | 3m 3ar 1565. ©en 21. 3ulij. j allen @ottf6id)tigen ©laubigen 6I)jiften 3u treroer
roarnung auffs körfite in brudi ocrfajfet. | ®urd) M. «pijilippum ©agner «Pfarjljenn \ onb ©upperattenbenten bafelbs. i
[Zwei kleine Holzschnitte, je 5X3.5 cm, nebeneinander: herabströmender Regen.] f[ @eb2U(fct 3U STÜrmbCrg / burd)
Jlicolaum Änojrn. |
4". 8 Bl. mit den Signaturen: — Slij — Slüj — g gij Sjjj -. Weller 284.
München, St. B.; Nüi^berg, Germ. Mut.
1566 Februar 1.
anno M.D.LXVI. auff ben erften tag Soinungs/am mojgen frü omb ad)t orcn ift obge= fefite n>unbergefld)t
am Simmel gefel)en rooiben / in einem tl)al auff bcm edjroarfiroalb / aller ned)ft bep ber «Reroenftatt / in ber langen
oI)ren / De6gleid)en in 6. 3ostI)al / onb bei) ons in ber ««eroenftatt / roie aud) fünft roeit auff bem ! 9Balb mt\)t bann
oon taufent perfonen. ©nb l)altet fid) bie fad) in kurzem alfo. [Holzsch?iitt 24.5x20 cm, Nebensonnen, unten eine
J}ie Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 61
Stadt.] [Darunter zunächst zweispaltiger T'-xt von je 18 Zeikn, dann einspaltiger von 10 Zeilen und die Un/erschri/t :]
^ ®etru(fct jü etrasburg bei) S^iebolt ^erger am ^Qnmardtt jöm SrübeL
Gr. Folioblatt. Am i. Horiiuns Nebensonnen, am 5. Homung Nebenmonderscheinung (blutrot, drei Stunden lang
ob Nordlieht?). '' Zürich (3h. F. 24).
1566 Juli 27, 28; August 7.
i»> 6cl§ame geftalt fo in öifem M.D.LXVl. 3ar / "•? gegen auffgang onö'niöergang / onöer Dreien malen am
Fimmel ift gefe|)en mozDen / 3Ü ^afel auff 5en xxDij. mb xxm]. $ön>monat i onö D0igeni>9 auff ben oij. ^ugften. i
[Holzschnitt 2Hx 17. 7 cm, am Himmel die Sonne und schwarze Kugeln in der Lu/t, unten das Münster. Häuser von
Basel utid betrachtende Männer] \ [Text von 35 Zeilen und darunter die Unterschrift :] @etru(ttt burd) 6amuel 2lpiarium. i
Folioblatt. Verfasser ist .eamucl Socciuß ber l)ei)Iigen ®ei"d)jifft onnb frraen hün|Hen ffubiofu6 3U Safcl im ?)atterlanb«.
Sonne geht in biutroteui Hitzedunst (?) auf und unter. Die schwarzen Kugeln, die an der Sonne vorbeifliegen, weiß
ich nicht zu deuten. Zürich (Ms. F. 17).
1567 Februar 3.
5leroe 3eittung / ©on ber groffen onnb : (Srbermlid)en 6d)Iad)t / fo nerolid} | sroifdjen bem Äönig in Deiimarck
onb 6d)roe= ben /3Ü roalfer gel)alten roojben. M.D.LXVII. i [Holzschnitt 7x6.9 cm, Kriegsbild] j ^ anbcre Scitung/
©on 3roeicn geroapneten 9nän= nern / fo am Simmel mit jmeien femzigen rd)roer= i tern onb anbern ge)ld)ten ober
Salis gefel)en moiben / ben 3. ^ebruarij.
|Nadi Weller 332: Straßimrg, Peter Hug]. 4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij Släj — . BI. i^ und 4* leer. Der
ei-ste Bericht in Keimen, der zweite in Prosa (Bl. 3^ bis 4').
Phantastische Be.schreibung einer in finsteren Wolken auftretenden Lichterscheinung um 10 Uhr Vorm., auf die ein
starkes Gewitter folgte. Zürich (Mg. F. 17).
1567 September 1 und Oktober 23.
®arl)afftigc ©crd)rei= bung / etlid)er onglcidjer 6reufoeid)cn / fo am erften \ tag 6eptembri6 / onb ben 23. Oc=
tobris / biefes 67. 3ar§ / im Düringer lanbt / oon Dielen glaubroirbi: , gen Ceuten / am ^immel gefel)en (inb roorben / ,
Sriplid) ben @Ottliebenben / onb fd)rech= lid) ben onbugfertigen. | [Holzschnitt 7.7 cm Durchmesser, die Kreuzzeichen
am Himmel darstellend.] \ Cuce 21. 1 §ufet eud) / bas emre Serben nid)t befd)roeret roerben mit fref: ; fen onb fauffen /
onb mit forgen ber 9Tarunge / onb homme biefer Sag fd)nell ober eud) / ©enn roie ein Sallftri* roirb er koiüen /
ober alle bie auff Srben roonen. 60 feib nu madter alle3eit / onb betet / { bas jr mirbig merben m6get / 3u entpfliel)en
biefem allem / bae ge: I fd)et)en fol / onb 3U flel)en fär be» 9Ilenfd)en 6of)n. |
4". 6 Bl. mit den Signaturen: — 91ij ^Üj — 8 — • Bl. i» und 6' leer. Auf Bl. 6' die Unterschrift: 9narcU6
%Sagner <Sxul(Si)rifti ! Nordlicht. Der Verfasser ist vermutlich derselbe, der das Unwetter vom 17. Mai 1558 in Burgthonna
beschrieben hat; vgl. auch 1580. Bihl. Hellmann.
1567 Oktober 30. 31.
(1) ©arl)affe (sie!) onb erfd)io= dtenlid)e @efd)id)t / fo fid) 3iitragen l)at i in ber Statt ©erona / 'Dietrid)S ©ernn
genannt / alba ift ein groffer n)afferfluf3 oibliftlid) kommen / nid)t 1 allein an bem ojt / fonbem aud) 36 Oicenft / ^abua
onb i Srient / barjö im gangen S|)al bafelbft / ein groffe an: 301 onb menge ber menfd)en oerberbet onb jämerlid)
er» trendit Xmh roojben / onb bafelbft oil Seufer onb Dllülis | nen l)inroeg gefürt / l)aben alfo bie armen Ceut oer» j
meint ber Süngfte tag fet) p02l)anben / mag { n>ol ein 6Qnbfluf3 geneüt merben / gang ' erbamlid) (sie!) 3a l)6ren / k. {
[Holzschnitt 6.7x4.!) cm, Überschwemmung mit Arche Ä'oah.] , @etrud<t 3Ü ©afel / bet) ; *** Samuel 31piariO. *»* I
M.D.LXVIII. :
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij Sliij — . Bl. iv leer. Berlin; Zürich.
(2) fl3art)apige onnb Cnr^ ; fd)20d{enlid)e <neme Seittung / ©on bem 1 gropn onb groaltigen 3älauff / beB ^affer^
fluf3 / ! ber Statt ©em / 3m ®cird)Ianbt / onb oon bem gjoffcn fd)aben / fo es nit allain bern ortten / fonber aud)
3ü ©iceng / ^aboa / onb Srienbt / onb imm gangen St)al bafelbft / getl)on / Slud) oon ber grof= i fen 3ln3al ber Stetten
Ceüt / onb menge ber Seü= fcr / 60 burd) baffelb ombkommen / oerberbt / onb | l)inn>eg geffirt roojben / gang 6r=
bermlid) 3Ö Y^bltn. @efd)et)en ben 30 onb 31 tag OctobJIS / bif3 1567. 3ar». 1 [Holzschnitt 8X5 cm, Überschwemmung
mit der Archt Noah, die Taube mit dem Ölzweig kommt eben zur Arcfie.] ®etrud{t 3Ü Slugfpurg / Durcf) ' Sans
3immerman. ,
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — — Sa — • Bl. i" und 4V leer. Schlecht gedruckt. Weller 331.
München, St. B.; Bihl. Hellmann.
(3) %Barl)apige onb erfd)jo= dienlid)e neroe 3et)tung / oon bem groffen | onb gemaltigen 3ulauff bep ©a|fer=
fluf / ber ftatt | ©ern im ^elfc^lanbt / onb oon bem groffen fd)a: { ben / fo es nid)t allein an benen oiten / fonbem
aud) 3U ©iceng / ^aboa / Srienbt / onb im gangen S;i)al bafelbft gctl)on / 9lud) oon ber grojfen an3al ber | Stetten /
Ceüt / onnb menge ber Seüfer / fo burd) bafl'elb ombkommen / oerberbt / onb l)inroeg gefürt roojben / gang erbermlid)
5U 1)6= [ ren. @efd)el)en ben 30. onb 31. i tag Octobjis / bifes 1567. Sars. [Holzschnitt 8.0x5.1 cm, die Arche Noah
im Wasser schwimmend.] , @etrud{t 3u Slugfpurg / burd) ; $anns BQmmennan. j
4'*. 4 Bl. mit den Signaturen: — 31ij Slijj — . Bl. 4V leer. Weller 331a. München, St. B. und U. B.
(4) ®arl)afftige onb Gj= \ fd)i6dienlid)e 3Teroe Beittung / ©on bem | grojfen onb geroaltigen 3Ulauff / bes QBaffer=
{Iu|^ / ber Statt ©ern / 3m %l3elfd)lanbt / onb oon bem < groffen fcl)aben / fo es nid)t allein beren oiten / fon: ; bern
62 Hellmann:
aud) ju iBicenö / ^aboa i cnö Srienöt / onö im ganzen Sl)al öafdbft / get{)an / aud) Don öcr groffen «nsal öer
etcötten / 8eut onb men= ge öer §eufer / 60 5urd) Daffelb Dmb= kommen / oeröerbt / onö l)inn)eg ge= j ffirt roojöen /
ganft ßrbermlid) ! 3U !)62en. @crd)el)en Den 30. onb 31. tag Octobris / bifj 1567. 3ars. [Holzschnitf 7x5.1 cm,
Arche Noah, ganz ähnlich wie vorher.] ^
40. 4 Bl. mit den Signatm-en: — Slij aüj — . BI. i^ und 4^' leer. Am Ende von Bl. 4'': Cf ©ebluAt 3U JlUrmberg /
burd) fHicoIaum Änojrn. Weller 331b. , „ ,. „ , u-u
Von alter Hand stellt folgender Zalilenscherz auf dem Titelblatt des Berliner Exemplars geschrieben:
I)
500
1
1
L
50
V
5
V
5
I
I
\'
5 ■
M
1000
adde —
1567
Von oben nach unten gelesen DILVVIVM. Berlin; Erlangen; Nürnberg, Germ. Mw.
(5) <!BarI)afftigc onb Gr= j rcl)r6dienlicl)c 9Teroc Seitung / ©on bem groffen onb geroaltigen 3ulauff / bes ®af=
fcrflufs / ber 6tabt Sern im ©elfdjlanbt / onb | oon bcm grofl"en S^ahtn i fo es nid)t allein beren orten / 6onbern
aud) 5U ©icenft / ^aboa onb | Srienbt / onb im gangen S()a( bafelbft / getl)an / | 9lud) oon ber groffen Snsal ber
etebten / Cent | onb menge ber §eufer / 60 burd) baJTelb t>mb= | kommen / oerberbt / onb ()inn)eg gef&rt n)or= , ben /
ganft erbermlid) ju l)ören. @e= | rd)el)en ben 30. onb 31. tag j Octob. bis 1567. | 3ar6. i [Holzschnitt 6.8x5.8 cm, eine
überschwemmte Stadt darstellend.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lij 31 3 — . Bl. 4^ leer. Fehlt bei Weller. Berlin; Bill. HeUmann.
(6) ?Barl)aPge onnb er= \ fd)20*enlid)c neroe 3et)tung / »on bem \ groffen onb geroaltigen sülauff bcs ©affer=
fluf3 / ber t ftatt ©ieterid) 93ern im ®eird)Ianbt / onnb oon bem j groffen fcljaöen / fo es nidjt allein an benen ojten /
fon= ! bem aud) 3Ö 33inceng / «paboa / Srienbt / onb im gan= i %tn Sf)al bafelbft getl)on / aud) oon ber groffen an3al i
ber ©tetten / Ccüt / onnb menge ber geufer / fo burd) | baffelb ombkommen / oerberbt / onb l)inroeg gefürt ! rooiben /
ganö erbermlid) 3Ü I)6ren. @cfd)e= l)en ben 30. onb 31. tag Octobris / bes 1567. 8ars. [Holzsch„iit 10.2x9.2 cm,
Stadtbild, halb unter Wasser.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij Sllij — . Bl. 4V leer. Am Ende auf Bl. 4^: ©etrudtt 3fi 6frasbUrg bcp Sl)ie«
bolt Serger am 1 ©onmardi 3um Srcübel. Slnno 1568. j [Zierzeichen]. Weller 331 c. München, St. B.
1568 März 28.
(i) 5leroe 3ei)tung / ©as fid) alll)ie im Canbt 3U 6ad)ffen ; l)at 3ugetragen / in ber ©tabt ©itterfelbt an an
ber ©am / roie ein 9nenrd)Iid)e ganbt mit einem ; ?3lut rl)oten ©d)roerbt am l)ellen gimel geftan= ben ift / onb Blut
Dom Simel gefallen ift / anno j 1568. bas ift ber ©ritte ©ontag in ber 'Sap \ en in ©ru* geben / ©urd) ben (Sl)r=
roirbi= | gen §enen 9Ragifter 3ol)an ©d)ftgen | ^aftor in 6. Meters Äird)en 3U 'Stet)= | burgk in bem Canbt OTeofffn. ,
[Kleiner Holzschnitt 5X6 cm, Prediger auf der Kanzel.] | *? ^
^^
4". 2 Bl. ohne Signaturen. Am Ende auf Bl. 2^ ein größeres Zierzeichen. Weller 333.
München. St. B.
(2) «Reroe 3eptung / | 9Bas fid) all)ie im (anb 3Ü ©axen l)at 3ugetragen / in ber ftatt ©itterfelb / an ber ©am /
©ie ein menfd)lid)e |)anbt mit einem ^Slötroten j ©d)roert am gellen Simmel geftanben ift / onnb ©lüt oö l)iüiel ge=
fallen: ano M.D.LXVIII. j 3n biudi gebe / burd) ben roürbigen Scrm 951. \ oon ©d)üöen / «ßiebiger in 6. Meters aird)en .
3Ü Srepburg / im Canb 3Ü 9Reiffen. | [Holzschnitt 6.4X8.5 cm, Anbetung Gottes.]
Kl. 8°. 2 Bl. ohne Signaturen. Am Ende auf Bl. 2": ©etrudit burd) ©jlhelm ®erdi / buroer xix 6öln am 9?cnn /
M.D.LXVIII. ! Fehlt bei Weller.
Ob vollständig? Auf der Rückseite: 3tem nod) Cin grofj fBun= Zürich (Ms. F. 18).
1568 März 28.
(i) 9Barl)apge onb j erfd)re*lid)e @erd)id)t / roel= j d)e jftunb gefel)en ift roorben am l)ellen Simel / in einem
©orff genant ©tolg / im ©oig= | tlanbe / ein oierteil TOeilroegs oon 61= jterbcrg gelegen, tf 3u mel)rer glaubnis /
onb bas I mans nid)t für ongleublid) l)alte / fo feinb bie= | fe oier ^erfonen oom abel / roie l)ernad) gemelt / l)ienein
gefegt. \W\% 31od) ein anber fel)r erfd)re= : dilic^ @efid)t onb ®unber3eid)en / roeld)6 gerd)el)en i|t 3U Bamberg onb
eid)tenfelf3. i M.D.LXVIII. 1
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — SKj 9Iiij — . Bl. iv und 4V leer. Am Ende von Bl. 4': (T ©cbrudlt XW 'Brag ben
55un)on TOalban 1 ©trennichi). | ^'
Hier wird die Erscheinung vom 2. Juni 1556. die Caspar von Forchhcim mit seinen adligen Freunden beobachtete,
auf den 3. Mai 1568 verlegt!
Die zweite Erscheinung (Nordlicht?) fällt auf den 28. März 1568. Darmsiadl.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrb. 63
(2) ®arI)aJTtige ond er= i rd)r6dilid)e gerd)id)t / roel(f)e je^unt gefel)en ift roor&en am l)enen Simel inn | einem
©orffe genanDt 6tol$ / im Ooigtlanöe / ein oirtet)! 5Ret)I I roegs oon eijterberge [ gelegen. \ [Holzschtitt 4.3x5.7 cm,
Christus am Knu:.] 3u mcl)rern glaubnis / onnö bas mans nid)t für onglcublicf) !)alte / ■ fo fein5 öife oier ^erfonen
Dom I Slöel / roie i)ernad) gemelt / t)inein gefegt.
4°. 2 Bl. ohne Signaturen. Am Ende auf Bl. 2": ScÖJUCktjU SröfurDt. \ Bei Pbütz (S. 162) angeführt.
München, St. B.
(3) ®ar()afftiger : on erfd)recklid)er ®efd)i(^ter sroep ; Die (Srfte / meiere iftunöt gefef)enn ift rooröen am I)eIIcn
Siüiel / in einem öorf ' fe genanbt etolft / im 5)oigtIan= | öe / ein Diertl)el meil roe= | ges p5 elfterberge | gelegen / etc. |
©ie anöer (Srrd)re(hli(f) ®e= fid)t meld)e gefet)en ift am l)ellen Sim= | mell 3U Bamberg onö Cid)= 1 tenfels. ad) laft
cud) Dod) ju t)erSen gan / ! ©ie rounDer5eid)en fo @ott f)at getl)an / | SifBl)ero ein lange ^eite / 5öol an öes §iemel6
girmament / , Caft ab oon eroer fünö bel)enö / Sl)Ut bufj jl)r 61)riften Ceute. ; Slnno ©omi. 9R.©.8.x»iii.
KI.-8". 4 Bl. Am Ende von Bl. 4': ®cbrudit3u erffufö burc^ I (Seorgium Saroman. |
Das zweie Gesicht vom 28. März 1568 scheint ein Kordlicht gewesen zu sein. Berlin.
1568 Mai 2.
^ ©unöerbare aber ?Barl)affte ®end)t ofi erfd)einung ; in ©oldien öes gimmels auff öen anbern | tag SHepens
in biefem lauffenben ad)t | onö fedjtjigften 3ar. [Iloh-schrntt 9.5x5.8 cm, Das Jüngste Gericht (.'}.] ! 6ampt ange=
t)enditer gefd)id)t / inn öem | ocrgangnen LXVII. 3ar auff ben oij. tag SIprellenß auf} bem lufft geoffenbaret / ' bepbe
voi\)in niemaien / aber |eg = unber 3ür roarnung im trudt auj^gangen. |
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 91ij 9liij — . Bl. iv und 4V leer. Auf Bl. 4r am Ende des Textes, der 6. 6. ^
unterzeichnet ist: 6etru*t jü 3Jafe( / bei) | *** 6omueI ^iario *** | 1568. ;
Besonderer Abschnitt über die zweite Erscheinung: am 7. April 1567 und am 23. November nordlichtartige Erschei-
nungen in Basel und Konstanz. Zürich (Ms. F. 18).
1568 Dezember 14, 21, 22.
föunöer 6tern / onb 1 3om3eid)en. 60 an 6onn / onb | TOonbe / bes 1568. 3orf3 / öen 14. | 21. onb 22 Sag
Decembri» / 3u i (Srfforbt / onb angrenzen: 1 ben 6rtcrn gefel)en ' roorben. [Holzschnitt 5.7x3.9 cm, Christus mit den
Jüngern weist nach den Zeichen am Himmel.] \ 6ampt einer oerroamung / roas brauff I folgen m6ge / ®eftalt burd) |
Cafporum Magium. (S. |
4°. 8 Bl. mit den Signaturen: m\ 3« « Sj 55s ^- Am Ende auf Bl. %": ©ebruAt 3U ©rff 02bt / burd) 60n« |
rabum ?)rcl)Cr /3Uni bunbten Caroen bei) 6. i ^aul. ' Wahrscheinlich ist Weiler 354 danach zu verbessern.
Optische Erscheinungen an Sonne und Mond. München, St. B.
1568 Dezember 22 u. 25.
TERRAEMO / TVS. PARELIA. PARA= ' SELINAE (siel), FASCES, SA- 1 gittae & falces lenae in aere i confpectae. |
DESCRIPTJE i A \ FRIDERICO VVIDEBRANDÖ. \ [Holzschnitt 7.0x6.2 cm, phantastische Darstellung am Himmel, unten
auf der Erde bestürzte Mtnschen.] ANNO M.D.LXIX.
4°. 10 Bl. mit den Signaturen: — 91, 83 — 8 8, 83 — 6 63 Ohne Ort und Drucker. Bl. i» leer.
Der Verfasser beschreibt in Versen ein Erdheben zu Jena vom 26. Juli 1568, Nebensonnen und Nebenmonde vom
22. Dezember 1568 und ein Nordlicht («fasces, sagittae et falces ardentes«) vom 25. Dezember 1568 um Mittemacht.
Bibl. HeUmann.
1569 Auj^st 12.
©arl)afftige / onb er^ | fd)redilid)e ®efd)id)t / fo fid) 3u groffen ©rempad) im Canb 3U ©firingen / ben 12. Slugufti /
ber ba roar Freitag nad) Caurenti biefes 69. 3are / begeben l)at. \ [Zifrzeichen.] ®ebrud<t 3U 3[)«ia- Slnno 1569.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij Slnj — . Bl. iv und letztes Blatt leer. Am Schluß \on Bl. 3^: Slnno 1569.
Ein Gewitter zieht am 12. August 1569 früh um 83/4 Uhr schnell herauf und der Blitz erschlägt zwei Frauen und
ein Kind. Die Blitzwirkungen auf dem Körper sind ziemlich genau beschrieben. Als Verfasser nennt sich gegen den
Schloß de« Berichtes: •Valentinus Rudolphus, Schulmeister zu grossen Brempach». Dresden.
1570 Januar 12.
(Sin onerl)'ö3te6 ©unber3eid)en / roelc^es ift gefel)en roojben auff Äuttenberg / in ber Krön ©6l)em / aud) fonft
in anbern 6t8tten onb gleAen l)erumb / ben 12. 3anuarij / oier ftunb in bie inad)t / onb geroel)2et bif3 nad) 8. 3nn
ber ^Oldten bes ^imelS ftol)en/alf3 in bifem '^ex. 1570. ] [Holzschnitt 24.7x14.6 cm, über einem gestimtcn Himmel
titele lichte brennende Fackeln, offenbar ein Nordlicht.] [Zveispattigcr Text, links 33, rtchts 31 Zeilen und die Unter-
schrift:] ®etrudtt 3U augfpurg / bei) 9Rid)ael TOanger.
P'olloblatt. Nürnberg, Germ. Mus.
1568, 1569, 1570 März.
Surge Sefd)reibunge ber gcfd)el)enen onb gefel)enen onnatür» ! Iid)en 9Bunber3eid)en am Fimmel / im 1568.
69. onb 70. Z^art. 6ampt einer iiuröen ßrinne: rung / oon berfelbigen Drfad)en onb bebeutunge. Obferuiret onb
geftellet / burd) ^bamum ©rfinum / 9noIt)bergenfem. ' [Holzschnitt 9X5.7 cm, eine Nebensonnenerscheinung darstellend.] '
3cfU6 6l)rad) am 5. [Diese Bibelstelle in S Zeilen.]
4". 24 uiigcz. lil. mit den Signaturen 91 bis 5. Am Schluß auf Bl. 24»: Sebrudtt 3U (SrffOfbt / burd) ©eorgium \
Saroman / 3U ber 6d)roeinf3hlaroen / ; bei) 6. 'Paui.
64 Hellmann:
Die anf Bl. 3' endende Vorrede ist unterzeichnet: 9I5amU6 ^JrfinUS / ^ar()Cnr 3C SunMofff.
Der Verfasser beschreibt 24 verschiedene »Zonueichen- :
1568 Sonntag Reniiniscere : schwarzes Kreuz im Mond gegen Abend.
1568 August 14: Nebensonne um 43/4 Uhr.
1568 August 17: von ghAb. an offenbar ein Nordlicht.
1568 September 25: nach Sonnenuntergang abermals ein Nordlicht.
1568 September 27: Nordlicht nach Berichten glaubwürdiger Leute.
1568 Dezember 11: Nebensonne von 2 bis 3 Uhr bei großer Kälte.
1568 Dezember 13: Nebensonnen zwischen 2 und 3 Uhr, »grimmig kalt, aulT ellich viel tage nach einander«.
In der folgenden Nacht um 2 Uhr zwei Nebenmonde.
1568 Dezember 14: bald nach Sonnenaufgang zwei helle Nebensonnen bis gegen Mittag, welche die wirkliche Sonne
mit ihrem Schein öfters übertraf.
1568 Dezember 15: Nebensonnen von i bis 3 Uhr.
1568 Dezember 21 : Nebensonnen von 3 Uhr bis Sonnenuntergang bei großer Kälte. Darauf drei Monde am Himmel.
1568 Dezember 22: Schönes Halophänomen mit zwei Nel)ensonnen, einem oberen Bogen nebst Berührungsbogeu
und zwei seitlichen Säulen; abgebildet hier und auf dem iTItel. Es währte mit Schwankungen in der
Intensität den ganzen Tag, darauf in der Nacht wieder Nebenmonde.
1568 Dezember 25: Nordlicht.
1569 Januar 10: »das Paulinische Gesicht« um Mitternacht!?).
1569 Februar 6: »das Paulinische Gesicht mit dem hellen, klaren Pyramidalschein«, zu Mittemacht. »Ich nenne
solches das Paulinische Gesichte darumb, dass es vor dem anfang des Schwedischen Krieges auff. S. Paulus
bekerung tag erstlich meines Wissens in Deutschemlande in dergleichen forme anfenglich gesehen worden«.
Vielleicht identisch mit einem ruhigen Nordlicht.
1569 Februar 17: Halo um die Sonne.
1569 März 10: Nordlicht.
1569 März 12: um Mitternacht »das Paulinischc Gesicht« mit drei langen, weißen und hellen Strähnen zwischen
Occident und Mitternacht.
1569 März 31: Roter Strahl \or Sonnenaufgang im Osten.
1569 Juni 16: Nordlicht.
1569 Juni 21 : helle Sonnenflecke (?).
1569 September 10: Nordlicht (Paulinisches Gesicht).
1569 Dezember 3: Nordlicht (Paulinisches Gesicht).
1570 Januar 13: Nordlicht (Paulinisches Gesicht).
1570 März 17: Nordlicht (Paulinisches Gesicht).
Darauf folgt eine lange theologische Auslegung der Wunder- oder Zomzeichen, aus der auch hervorgeht, dali der
Verfasser regelmäßige Witterungsbeobachtungen gemacht hat. JVurnberff, Sl. B. : Erlangen.
1570 März.
errd)re&Ii(^e Bcotungc | Don Btuepen SHtör&ern / mit namen — in öiefein 1570. <ia\)t — Slnöere 3eitung.
(Sin ongeroijnlid) / fel)r errd)rccklid) ©unöer \ ie\ä)tn / roeldjes in &er ^Jergjtaöt Äuttenberg im Canbe ! ju ©el)cm / onD
an anöern Diel umbligcnDcn Orten l)erumb / j in öen 9Bolckcn ijt gefe()en rooröen. TOcnniglid) 3U ' gut aus öem ©€=
I)emirci)en ins DeuDfd) i gebrad)t. [Hokschnitt 6.3X0.7 cm. Zusammenstoßen zweier H<erhauftn. Sonne und Mond
zugleuh am Himmel. Rechts hinten ein Dorf, links eine Gruppe von 3 Männern.]
4°. 3 (4?) Bl. Weller III, 32. Eine etwas abweichende Titelfassiuig, mit einem Holzschnitt 5.6x70cm. Kain
schlägt Abel tot, ist verzeichnet bei Weller II 24. Breslau, U. B.
1570 Juni 14.
(i) Oteroe seijtung oom Äomregen. \ Sin QBarI)aPge »nnb ! ©unberfeitjame gerd)id)t / fo fid) 3U jroifpalen im
Cönblein ob ber ens bem Saufs Ofteneid) jugel)62ig / bef3= gieid)cn 3U Kieb im 95ai)erlanb / dR ©rafffctiajft Oi=
tenburg bep 91lattigk()ofen / oon oilen nam= i I)afften ^erfonen ift gej'el)en roor= ; ben / bifes 70. Sars. am 14. tag
Sunij. Stem / crrci)26ck[ici)er Slbfagbjieff / bes Sör*ird)en ; [Noch 6 Zeilen.] \ 3nel)i roari)apgc Bercl)!eibung onb
errd)26*licf)e 1 @erci)id)te fo fid) in bifem 70. 3ar am Simm?I ^a= ; ben fel)en lafTen / ober Statt onb ©biffer / im i
©elfd) onb Seutrd)Ianbt / roie bann | bie ojt oerner oermelbet / alles 3U einer tren)lid)en mar: nung an Seutfd)» ! lonbt.
4". 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. 4» leer. Am Ende auf Bl. 4^: ©rjTttid) ©etrudlt 3U '• Slugfpurg. | Weller 359.
» — 3roij"d)en 4. nnb 5. ?3bfn — l)at es angefangen Soren 3U Kcgnen / roie bie obgemalet gigur an3cigt / Diese
Figur fehlt aber. München, Sl. B.
(2) «Herne 3e9tung com Sorn regen. Sin ©arl)aftige onnb ©unberfclt3ame gerd)id)t / fo fid) 3U Smifpalen
im eänblein ob ber ens bem Saus Oftereid) 3ugcf)i3rig / bcf3glcid)en | 3u Kieb im ©äpcrianb / onnb ®rafffd)afft
Ortenburg bei) | «mattigkI)ofen / oon oielen nami)afften «ßerfonen ift gefei)en roorben / biefes 70. 3ars. am 14. tag
Sunij. I 3tem/ein erfd)ö*Iid)er («c.') abfag brieff/bes Iör*ifcn [sid) Geifers. [Noch 3 Zeilen.] | [Holzschnitt
10.4X8.3 cm, wohl die Krone t in es Nordlichtes darsteWnd, in der Mitte "Coma hereme' {?) ähnlich der Darstellung
bei Eber 1561.] \ 3nel)r roarl)afftige «efd)rcpbung m ("/c/) erfd)rijdilid)e ®efd)id)tc fo fic^ in biefcm 70. 3ar am Simel
Saben fel)en laffen / ober 6tebt onb \ "Dorffcr / im ©clfd) onb Scutfd)lanb / roie bann bie ort ocrner vtrmeU | bet
roerbcn / alles 3u einer tren)Iid)cn roarnung an Seutfd)Ianb.
4" 4 Bl ohne Signaturen. Bl. 4V leer. Am Ende auf Bl. 4': erftlid) ®ebru*t JU «ugfpurg. Weller 359 a.
München, St. B.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 65
(3) Gin it)arF)afftige / 5od) rounöcrfeltjame gerd)i(l)t / So gefel) [abgeschnitten] \ rooiöen / Don ctlicf)en nam:
I)affti9en ^erfonen 5U Broifpalen / in Dem CänDIein ob 5er (Ins /j bei) 9nattikI)ofen / bifes Caujfenbenn JUl.S.CXX. j
3ar8/2Im 14 tag 3unij. [lIolzKchnitt 20X21 cm, Kornregen darstellend.] | [15 Zeilen Text und die Unterschrift:] |
©etrucht 3Ö 3ün)d) bi) ei)jiftojfeI 6cl)n)pfter/Sojmrd)ni)ber. | 5R.?).CXX. |
Foliohlatt. Nach Scheuchzer, Bibliotheca 8.73 scheint auch der Formschneider Michael Manger in Augsburg einen
Einbiattdnick über die Erscheinung gefertigt zu haben. Zürick (Ms. F. 19).
1570 August 2.
©arl)afftige / bod) errd)io= | dtenlid)e ®erd)id)t / fo 9efe|)en i|t 1 roozben 3Ö iRI)ai)n im ^at)rlanb / 1 bifes M.D.LXX.
3ar6/ 1 ben 2. tag 9ugu{ti. [ [Holzschnitt 11.5x8.5 cm, Biutr-gen darstellend.] [ @ejtelt burd) ©aniel Solftman. i
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij Slüj — . Bl. i», 4'' und 4" leer. Am Ende anf Bl. 3'^: ®efrucht }U ^UOTpurg /
burd> I Philipp ?)It)art. | Berlin; Zünch (Ms. F. 19).
1570 Oktober 29.
©arl)apige bod) errcl)i6dienlid)e gefdjidjt / fo gefe= | f)en ift woiben an bem Simmei / ju DRarburg inn bem Canb
JU Sefl"en / | ben 29. tag OctObliS / be« 1570. 3ar6. / JC. | [Holzschnitt 25x17 cm, Nebensonnmerachemung.] \ [Zweispal-
tiger Text von 39 und 40 Zeilen, darunter-:] 8u augfpurg bei) Sans TOofer / ©riejf maier. 1571.1
Folioblatt. Zürich (Ms. F. 19).
1570 November 1.
(i) ©arl)afftige / bod) er= | fd)ri5d<enlid)e befd)iet)bung / ber gren)= 1 lid)en ©aJTernot / fo gefd)ef)en ift j 3U 2lnt02ff
in bem filibcrlanb / ben 1. 5Touembri6 / n)e!= ! d)er ijt 3I!erl)ei)ligen | tag / k. | [Holzschnitt 8X5 cm, Stadtbild.] ] ©etrudtt
5U augfpurg / burd) 1 9Ilid)aeI TOanger. 1 1570. 1
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — Wj SÜij — ■ Bl. i» und 4^ leer. • München, St. B.
(2) 9Bart)afftige / bod) (SreR)Iid)e onb Srfd)iöd<enlid)e | ®efd)id)t / fo gefd)ef)en ijt 3Ö ^Intboiff / $en (Srften {
9U>Uembri6 ' beö 1570. \ [Holzschnitt 27X15 cm, Überschwemmung bn Antwerpen] | [Zwispaltiger Text, tinics 24 Zeilen
und die Unterschrift:] ^eftellt burd) Danieln ^Ol^man. [rechti 24 Zeilen und die Unterschrift:] 3u Slugfpurg bet)
Sans TOofer / 1 Brieffmaler. j
Folioblatt. Xümberg, Genn. Mus.; Zürich (Ms. F. 19).
1570 November 2.
( i) 3emmcrlicF)e onb er= fd)rbdilid)e 3eittung / aufi «Ribcrlanb/ 1 ©labant / SoIIanb / 6eelanb / glanbern i oii Srief3=
lanb / 9TemIid) / oon bem rd)äb= lid)en onb erbermlid)en rd)aben / »iler i Canbt / 6tätt / 5Ic*en onb ©ijrffer / fampt j
einem Dnjelid)en oerluft / bei)ber 9nen= I rd)en onb ©iel)e / roeld)e burd) fd)ri5dilid)e | ©ajfersnot bes STleers ertrundien
onb ! ontergangen feinb. ®erd)el)en ben j anbem tag JTouembris / bes 1 1570. öars. ! [Holzschnitt 5.6X4.2 cm: Aus den
Wolken bläst ein Engel mit der Posaune gegen das von Schiffen und Schiffbrüchigen belebte Wasser.] \ 3oeI am 2. |
36$ roil rounber geben int Fimmel onb auff St» j ben / burd) QBaffer / ^tma onb ©lut / beibe an TOen: j fd)en onb
©iel)e / fprid)t ber §69191 1 3m 3ar / M.D.LXX. |
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — Sij ■ Bl. i'' und ^^' leer. Am Schluß auf Bl. 4<': (Sebrudtt burd) 3aC0bum
fBeifft / ■ SÜrger3U Sollen. I • Weller 366. Sehr große Typen, nur der «Beschluß» auf BI. 4» in kleinerer Schrift.
Bamberg.
(2) 3emmerlid)e onnb er= j fd)ii>ddid)e Seitung / aus 9liberlanb / , SoIIanb / 6eelanb / Slanbern onb Srief3lanb /
9lem lid) / oon bem rd)äblid)en onb erbermlid)en fd)aben / oiler Canb / 6tett / gledien onb ©öiffer / mit fampt ei= '
nem Dn3el)lid)en oerluft / beiber Dnenfdjen onb ?)ici)e / roeld)e burd) fc^iödilid)e TOajferönotl) bee SReers | ertrunAen
onb ontergangen feinb. j ®efd)et)en am anberen tag ©intermonats | Anno M.D.LXX. ! [Holzschnitt 10.3x9.4 cm, uber-
.Kchwemmle Stadt.]
4". 4 Bl. in t den Signaturen: — tä\ mii — . Bl. iv und 4^ leer. .\m Schluß auf Bl. 4' : ®etTUdtt 3Ü Strasburg
bei) J()iebolt »erger i am fBQmnardtt 3uni SreübcL i Fehlt bei Weiler. Darmstadt.
1570 November 10.
©arl)afftige onb (Sr= | fd)redtlid)e 9leroe 3eittung / Bon ber ()0= | I)en graufamen ©ajferput onb i Sturm / ba=
burd) ganö Srief3= i lanb oerterbet / on jem= j merlid) oerroöftet ' roorben / ic. \ [Holzschnitt 5.3 cm Durchmesser, Christi
llimme/fnhrt {?)] ' Lucae XXI. [3 Zeilen Biheltext.] \
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9Uj 9lili — ■ Bl. i» leer. Am Schluß anf Bl. 4'': f)a= i tum / ben 1 0. 9l0UCmbriö /
anno I M.D.LXX. ' Vit ! [Zierzeichen (Schnörkel).] f Fehlt bei Weller. Breslau; Jena.
1570 November 10 und 17.
®arl)afftige / Srfd)redt!i:: 1 d)e 9leroe 3ettung / ©on ber l)oI)en graufamen | ©ajferflut onb Sturm / baburd) gaiiö
Srief3lanbt oer= [ berbet / onb jemmerlid) oerroüftet i roojben / etc. i ^ \ Desgleichen ein erfd)redi= | lid) (Srbbebcn / 3u
Serrar / in 3talia / barin es i merdtlid)en fd)aben geti)an / onb in bie ©ier Saufent | 9nenfd)cn ombs Geben gcbrad)t.
Lucae XXI. I [Kleiner Holzschnitt, darunter in 3 Zeilen das Bibelzitat.] \
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — ^ij 9Hj — • Weller 367. ?iürnberg, St. li.
Phys.-math. Ahh. 1921. Nr. 1. f)
66 II E L L M A N N :
1570 November 17.
©arijapge / boä) ©rerolic^e onö errd)JöchenIi(i)e | ®t\d)\&)t / fo gercl)el)en ift 3u genar onD gloienft / ?)en |iben§el)cn=
öen j Sag SROUembliS / ÖeS 1570. 3arS. | [Holzschnitt 25X18.5 cm, zwei Darstellungen nebeneinander : folgen des Erd-
bebens, Gewitterregen, Hagel] \ [Zweispaltiger Text, links mit der Unterschrift:] ®eftelt 5urc^ ©Otlieln Sol^man, [rechts:]
3u augfpurg bei) Sans 9nofcr / «riejfmaler. |
Folioblatt Nürnberg, Genn. Mus.
1570 November 1, 2, 16—21.
®art)afftige : | 3emmerlid)c mh Qx-- \ rcl)räcklid)e Seitung / aus JTiberlanbt / SoI= | lanöt / ©eelanDt / Slanöem Dtib
Sriefjlanöt / Jlcmlid) / ©on öem | r(f)eDlid)en onD erbcrnilid)en rd)aöen cieler Caiib / 6teöt / SIeAen Dn5 Dörffer / 9Rit
fampt einem on3ef)licJ)en oerluft / beiöe an 9nen= | S^tn enb ©icl)e / ©e[d)e öurd) fcl)re*Iidje ©aJTcrsnotl) Des 9!le«r» /
ertrunchcn cnö unter gangen ftnö- @ercf)e= | l)en Den ij. tag bes ©intermonats / bes | 1570. ZWSl- I ^ i ?5e6gleid)cn
ein errd)recklid) Sröbeben / ju | gerrar / in ?Beird)[anb / im ?o gelegen / in cn aufferljalb ber 6tab / 1 ic. 6o )1d) 0"=
gefangen Ijat ben xoj. «nouembris / onb gemelj^ ] ret bis auff ben xxj. «Itouembris / bes 1 1570. 3l)arf3- 1 5? I St^ni / ©on
ber groffen m grerolidjen ®af= [ fernotl) / fo gerd)ef)en ift 3U antorff im «Riberlanb / ben erjten | tag bes ©intermonats /
roeld)er i|t aller | Seiligen tag / anno 1 1570. | M.D.LXXl. |
4°. 4 BI. mit den Signaturen: — aij aüj — • BI. 4^ leer. Auf Bl. 4' am Ende: ®ebru(ht 3U Srjforbf / burd)
®eorgiuni Saroman. | Weller 366 c. Breslau, V. B.,- Nürnberg, St. B.
1570 November 16 — 21, bzw. November 1.
(i) 9Barl)apige: | Doc^ errd)redilic^e be \ Tdjreibunge / in onb aun'er!}alb ber 6tab ( gerrar / in ^elfd)lQnbt am
^0 gelegen / fampt ber | graufamen @efd)id)t onb ßrbbibem / fo fid) angefan= | gen l)at ben 16. Jlouembris / onb ge=
roel)ret bis | auff ben 21. 9Iouembris / biefes | 1570. 3ars. | 3tem / | öon ber groffen onb gren)lid)en ©affemotl) / fo |
gefd}el)en ift 3u antorff im SHiberlanbt / ben 1. j 9touembris / roeld)er ift aller l)ei= 1 ligen tag / ttc. \ [K'l. Holzschiitt :
überschwemmte Stadt darstellend] / 1571. [
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — Sljj Sljjj — . Anr Schluß auf Bl. 4^ ein Zierzeichen.
Auf Bl. 3' beginnt (in kleinerem Druck) : ®efd)id)t DOn antOrff. Dresden (Ms. L. S3).
(2) 9Barl)afftige : | "Doc^ erfc^recklic^e be= | fcl)reibung / in onb au|fcrl)alb ber 6tab | gcrrar / in ®elfd)lanbt am
Po gelegen / fampt ber graufamen gcrd)ic^t onb Srbbibem / fo fid) an= j gefangen l)at ben 16. SHouembris / onb ge=
n)ct)ret bis auff ben 21. 9To= | uembris / biefes 1570. | 3a[)rs- I Stern / 1 ©on ber groffen onb grerolicf)en ®affeT= ] notj) /
fo gef(t)el)en ift 3U antorff im 3liber= | lanbt / ben l.Jtouembris / roeld)er | ift aller I)eiligen tag / 1 etc. | [Zierzeichen] \ 1571. ;
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij 3lnj — . Am Schluß auf Bl. 4^ ein Zierzeichen (Schnörkel). Jena.
1570 November 16 — 20, bzw. November 1.
erfd)re(klid)e onb er= | bärmlid)e Seotung / auf3 SRieberlanb / 1 9Jrabanb / Sollanb / 6eelanb / glanbern onb ] gn)f6=
lanb / nemlid) oon bem rd)eb!id)en onb er= ] bermlici)en onberga^g oißter eanb,< ptebte 1 gl|= | *en onb ©örffer / fampt
einem on3elid)en oerluft / bepber TOcnfdjen onb 5}iel)es / roeld)e 'burd) j fd)reöilid)e,2Baff6rsB^ bes TOeeres er= ; trun*en
onb oggangen feinb. • ««= fc|)c|jcn im JHonat SRouembri / j bes oorfdjieHijn 1570. i 3a|)'rp|. | aud) babet) / fBie ber
Sürdi «rticofia | eingoianwieij / H. Ctcra /.Bon bem (Srbbibem / \ ber ©tabt gerrar in ©elfd^iftnTnJu ?o ge= j legen / 60 fid)
angefangen- $at ben xoj. j «Itouembris / onb geroel)ret bifs auff | ben xx. SHouemb. biefes i 1570^ 3ars. [Zwei Holzschnitte,
4.i X'ö.Srbzw. ~4.1X,5.4 cm, nebeneinander. Volksgru/ipen bei einer Wasser.mot und eimm-Efdbeben.] \ M.D.LXXl. |
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lij aiij — . Am Ende auf Bl. 4V ein Schlußzeichen. Weller III 33.
Berlin; Breslau U. B.
1570 November.
(i) 3ammerlic"^e onb er= | fd)2ijdilid)e 3eittung / auf3 «Riberlanb / , 'Brabanbt / Solanbt / ©eelanbt / glanbern ofi
grief3 | lanbt / SRemlid) / oon bem fd)äblid)en onb erbermli= \ d)en rd)aben oiler Canbt / ©att (sie!) 1 giedien onb ®öjf= ! fer/
fampt einem Dn5cI)Ii^en oerluft / beDber 9nen= | fd)en onb ©ic^e / n)eld)e burd) fd)jödilid)e ®ajfers= \ not bes SHeers
ertrundien on onbergagen feinb. | @efd)een in bifcn gegenroertigen 9nonat i ««oucbiis / bieffes 1570. j [3 ZiHen Bibelzitat
aus Joel III] j [Holzschnitt 10.2X7.!) cm, Üb'rschwemmung mit Arche N'oah.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — aij QÜj — . Bl. iv und 4''' leer. Weller 366a. München, St. B.
(2) [Derselbe Titel, wie vorher, aber unter dem Holzschnitt der Druckoermerk :] ©etrudlt burd) Aacobum ®eift /
«ürger 3u Sijllen. | a ^ o 1:.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — ajj aüj — . Bl. jv und 4V leer. Fehlt bei Weller. Darmstadt.
(3) 3emmerlicbe onb er= | fd)r6Alid)e Seittung / auf3 «niberlanb / | Sollanbt / ©eelanbt / glanbern onnb ! griß=
lanbt / srtemlid) / oon bem fd)äb= i lidien onb crbermlic{)en fd)aben / oiler \ Canbt / ©tätt / gledicn onnb Dorffer / ' mit
fampt einem Dn3el)lid)en oerluft / \ bepber <menfd)en onb ?)iel)e / n)eld)e | burd) rd)r6dilicf)e ©affersnot bes ! TOeers er=
trundien onb Dnber= j gangen feinb. | ®cfcl)el)en in bifem gegenroerti-- 1 gen 9Ronat «Tlouem^ 1 bris. I 3oel am 3. ! 13 Zeilen
Bibeltext.] \ 3m 3ar / M.D.LXX. I 11
^ •<• C' * ^'' "''t.'^'"' Signaturen: — 91ij aüj — . Bl. iv und 4^ leer. Am Schluß auf Bl. 4^: ©Cbrudrt burd) 3aC0bum
«Jeif3 / «Urger3U | ßollcn. : [Schlußrerzierung] i . Fehlt bei Weller. BerHrTo,,^ 4J70)
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 67
(4) Jammerliche vnd ersdiröcklidie Zeitung, auSz Niderland, . . . von dem . . . schaden, viler Landt, Stett, . . . welche
durdi schröckliche Wasseryioth des Meers . . . untergegangen seind . . . Anno M.D.LXX. Getrud<t zu Strasburg bey Thiebolt
Berger 1571.
4°. 4 Bl. Knüttel, Parafletten 187 bemerkt, daß ein Jalir vorher eine andere Ausgabe dieses Berichts bei Peter
Hug in Straßburg erschienen ist; > ielleicht "Weller 366b.
(5) Jämmerlidie vnd erschröckliche Zeyttung, aus Niderland, Braband, Holland . . . nemlich von dem «chedllchen vnd
erbermlidien vndergang vieler Land, Stedte, Flecken vnd Dörffer, sampt einem vnzeglichen verlust beyder Menschen vnd
Viehes, welche durch schröckliche Wassersnot des Meers ertrundten vnd vergangen seind. Geschehen im Monat Nouembri,
des verschienen 1570. Jares, LViV Ti/e/WcscÄ«««.] . .,
40. 3 Bl. Knuttjel* Pimfletten 186. Fehlt b^i Weller. •* .*: i. f.
■ '» 1570 November 2, Dezember 2. ,
%)aare 3ei)hing | »on ötm groffen onnö | grufattien (Srbbiöem / fo jä gerrar in 3ta | lia berd)äl)en : Oud) htm
rd)äMid)en S^ma\\> cnö Df3= ' biud) Def5 5ll)0ööen5 / in onö omb 5re 6tatt Ceon in [ SranAriid). 91Tit angel)enditer
bcrd)2i)bung Öcf3 rd)jäck | lid)en ©roäjyers / cnnö jemer(id)en onöcrgangs ciler | 6tctten / Slädien onö ©öjjfcrcn / im
Sliöerlanö / 6ee= , lanD / Sollanö onö Srief3lanD : fampt martjafftem be= j rict)t / roas grojTen rd)aöen6 / jamers / angjt
on5 noöt / { an Cüt / ®t)(t) ond gebüroen fi(^ I)iemit ju ge^ { tragen ^abe. : 31IIed i)if3 M.DLXX. | gars oerlauffen. |
[Holzschnitt H.8X6.8 cm, Sladtbildchen mit umfallenden Türmm.] \ 3oeI am 11. 6ap | [2 Zeilen Btbelzitat.] \
4". 8 Bl. mit den Signaturen: — aij aiij flüij b bij • Bl. i», 71', S' u.id 8^ leer. Weller 364. Weller 364a
fulut noch eine andere Ausgabe an, die in Zürich von Christofel Schwytzer gednu'k.t ist und die auch in der Züricher
Bibliothek vorhanden sein soll. Ich habe sie aber nicht gefunden.
Rhöne-Uberschvveminung am 2. Dezember 1570, Überschwemmung in Frieslaiid am 2. November. Die beiden ersten
Berichte aus dem Französischen übersetzt. Zürich.
1570 Dezember 6.
(Sin neros Cieb , 55on 5em GrfdiJöcklidjcn roajyer / | gerd)cl)en in öer @rafn'd)offt 6g= nionöt genanöt / in SranA=
reid) i den 6. tag eijiiflmonatö jm j jar 9t.('/< .')®.exx. i 3m tljon / Cobt ©ott j|)i frommen j 6l)2ij"ten / k. | [iMz-
schnitt 7.4X5.9 cm, zerstörte Stadt.] |
KI. 8". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lii SIÜj — . Bl. iv und 4^ leer. Zürich (M*. F. 19).
1570.
(i) Jleroe 3ei)tung / j ©on bem ®rauj"a= i men erftiiJoAcnlidien onö crbärm= ! hlidjen jamcr / Der fid) inn ber ge= ;
roaltigen ftatt Oenebig 3Üge= 1 fragen t)att. | 6ampt einer treroen roarnung an , bas Seutfilie Canbt. j [Holzschnitt S.2x6 cm,
brennende Stadt, die Menschen rerlassen; rechts oben in der an.igesparten Ecke des Holzschnittes: ®3 fcmi DOn §iinel
fdieufst 30 ©enebig | in be bud)fenbufer / | onb rc[)n>efeltl)urn. ' ] i 1570. \
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij — — . Bl. i^ und 4» leer. Am Ende auf Bl. 4': ©etrudtt 3U Srondlfurt /
burd) I Kidauö Satfe / im 1570. jar. | . Weller 358.
Bli:zschlag in das Aitsenal und den Pulvertiu-m in Venedig. Zürich (Gal. XVllI. 469).
(2) 9let»e Beitfung. I '®arl)a|ftige bcfdirei: '■ bung bcr erfdiriichlidien onnb graufa^ j men Jtraffe ©ottes/ fo ober
bie geroaltige 6tatt ; ©enebig ergangen i|t / roic l)ienad)= | folgenb befdjribcn. | TOit angel)en*ter ?)ermanung / roie
mir fo[d)cm onb I bcrglcid)en obel mit ©üf3fertigem leben : oorhommen follen. SHattljei jcxd. ' [10 Zeilen Verse.] : 3m
3ar nad) Sl)ri|ti ®eburt / j M.D.LXX. 1
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — >21ij 9lii( — • Bl. p" leer. Weiler 357. Zürich (Ms. F. 19).
1571 Januar 11.
ein erfdiredilid) ©unber3eid)en ©ottes / fo am Simel \ gefeljen ift roorben / ober Öem Saus ©Iafl"cnburg / ben
XI. tag bes Senners / biefes lauffen= , ben 3J)ar6 / SUenniglid) 3U einem ßxempel ber ®uf3 / in | ©ruA oerfertiget. \
[Holzschnitt 24X9.5 cm, phantastische Darstellung einer Lichttrscheinung] | \24 Zeilen Text in großen Lettern und die
Unitrschri/t:] ©ebrudtt 3U (Srffojbt / burd) ©eorgium ©amman / 1 bet) 6anct ^aul / 3m 1571. 3^0«. I
Folioblatt. Zürich (Ms. F. lU).
1571 Januar 26.
(i) [Holzschnitt 21X17 cm, unten ein Fluß, darüber drei Sonnen und rechts, links und darüber je (in Aeben-
sonntnring.] \ 3nn bifem Anno MD.LXXl. 3ar am XXVI. j tag lanuarij. Jinbt 3U 66ln am «Rein biej 6onnen gefeljc
rooiben mit fampt bieie \ [Dnt*)]erf(i)iblid)en Regenbogen / ongeferlid) off biefe foim / roie l)ie abgemalet fttl)t. Die J)aben
geroert oon fadjt*)] bif3 omb 3n)6lff o^ien / oier gan^e flunben lang. SHun ift rool roai / bas ber exempell oil doi=
l)anbe I [im ganzen 28 Zeilen Text; letzte Zeile:] ©eblUdlt 3U Srandlfurt am TOapn / bei) 2lntl)0n} 602t0i6. I
Folioblatt. Dm^lin (376). Titel über dem Holzschnitt vielleicht abgeschnitten. Jlirlin.
*) Etwas ausgerissen.
(2) ©arl)afftige bod) erfd)iödilid)e ®efid)t / fo gefel)en ip rooj= ! ben an bem gimel 3U (Söln am 9ll)ein / ben
26. 3flnuari) / j bes 1571. 30^6- [Holzschnitt 27 X 18.5 cm, über der Stadt Köln zwei Atben.sonnen und drei (Uerührungs-)
Wujm] \ [21 Zeilen Text und die UtUerschtiß:] 3ü Slugfpurg bei) San» JRofer Srieff maier.
Folioblatl. Die Erscheinung dauerte von 8 bis 12 Uhr. Dnigulin (375). Niirnbery, Germ. Mus.
68 Hellmann:
1571 Mai 23.
Ein sehr wunderliche vnd erschreckliche, warhafftigc newe Zeitung, die geschehen ist in Braband, auff vnsers Herrn
Himelfarts abend, in der berümbten Stad Löuen, dieses 71. Jars, den 23 tag Maij, ein gros wunderzeichen, das Gott der Herr
hat lassen geschehen zur warnung allen Menschen. Cum Gratia & Privilegio. Nachdruck so zu Emden bey Wilhelm Galiars
gedruckt ist worden.
4". 4 Bl. Weiler 389. Von mir nicht gefunden. Zürich.
1571 Juni 6.
Gin «3arl)apge onö erfd)2ö(ftenlid)e Dteroe Seittung / oöer | 9Bun5erjeid)en / fo (id) in Difem M.D.LXXI.3ar /
bm fed))ten tag 932ad)monat6 jü ©nieJTen im | Canöt 3Ö ^oln / fi^en Weil iregs »on ißo|Ten iögetragen l)at / roie
Ons öcr Barm()erftig / gnäÖig onö güttig @Ott / mit öi= | [noch 8 Zeilen, darunUr ein Holzschnitt 23.2 X 15.2 cm, Feuer
and Wind vom Himmel, geharnischte Reiter in der Luft, brennende Häuser, am Boden eint Mann] \ [Darunter zwei-
spaltiger Text von 38 bzw. 37 Zeilen, unter der rechten Spalte die Unterschrift:] ©etfudlt }fl 6traf5burg am ÄOjn=
mardtt. SInno 1571.
Folioblatt. Gewitter, Sturm und Nordlieht {?). Weller 375. Zürich.
1571 Juni 6, 14, 18.
(i) (Sine it)arl)atf= i tige / öod) ©unDerbare @e= | fdjidjt / 60 gerd)el)en ift 3um i ©oJöberg / onD Cemberg / in 5ie= ;
fem jejtgen 1571. 3ar / öen 6. onö [ 14. tag öes Sunij. 2lud) jum | Cauben / 3. DUeil pon (Sex- \ lift gelegen / Den 18. '\ tag
3unij. I ®ic ©Ott Öer §6313? / onfcr lieber | 55ater / ons alf3 feine ÄinDer / fo gnebiglid) / \ miltiglid) / fpeifen roil /
Sat Äorn / Seiften / 1 2lrbeif5 / onD Kuben laj^en Wegen / Sie es | \)\t ©efangsroeifj angeseigt roirb : 3n öer OTeloöet) :
60 roolt id) gerne fingen / roenn id) »or | traroren möcf)t. | 2lnno / 1571. |
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij 2liij — . Bl. 1^ und 4^ leer. Im ganzen 20 siebenzeilige Verse. Am
Schluß : ?l9n63T. Lemberg soll wahrscheinlich Löwenberg sein. Dresden.
(2) eine ®ar^aff= | tige / öod) ©unöerbare @e= i fd)id)t / 60 gefd)el)cn ift jum ®oIÖ= \ berg / onb Cemberg / in
Diefem \t^i- \ gen 1571. 3ar / Den 6. mh 14. tag ! Des Sunij. Slud) 3um Cauben / 3. meil oon ©örlift gelegen / Den
18. tag 3unij. | 5Bie ®ott Der Sgrr / »nfer lieber ©ater / ons als feine Sinöer / fo gneDig= i lid) / miltiglid) / fpeifen
roil / l)at Äom / 1 ©eigen / (Srbeis / onD 3lübcn laffen Kc= \ gen / 9Bie es !)ie ®efangsroeis angeseigt \ roirD : 3n Der
DUeloDei) : 60 roolt id) ger= j ne fingen / roenn id) oor traroren | möd)t. \ Slnno / 1571. \
8". 4 Bl. Am Schluß eine vom Lübecker Drucker Balhorn mehrfach \ erwendete Arabeske. Mitgeteilt von Dr. Clausseu
in Rostock.
Es gibt auch eine tschechische Übersetzung, die in Prag erschien; vgl. Dlabacz, Nachricht von den in böhmischer
Sprache verfassten und herausgegebenen Zeitungen. (Abh. d. Kgl. Bölini. Ges. d. Wissenschaften, von den Jaliren 1802, 1803,
1804. Prag 1804. 8°.) Wolfenbülfel.
(3) ein fd)i5n SRero CieD, oon Dem Äorn regnen, aud) ©eigen, erbeis onD 9luben, fo gefd)el)en ift Den oier=
3el)cnDen onD 18 3unij, Diefes lauffcnDen 1571. 3ars, in Der 6d)lcrien, Stemlid) 3u ©oltbcrg, Cemberg onD Carobcn.
3m SI)on, 2ld) @ott ic^ tl)u Dirs klagen, mein ^amtx onD grof3 eienD. @eDrudit 3U Srandifort an Der Ober. 1571.
8». 4 Bl. 18 Strophen. Am Schluß: Sieronimus Cindi ©lagenfiö orDinauit in ©örlig. 9Inno 1571. Den 21. Sunt).
Weller, Annalen S. 238 Nr. 200. Wien.
1571 Jnli 29.
(i) Jleroe Scittung. [ ein gar ©jaufam »nD j erfd)rödilid) @efid)t /■®eld)es jnn Der Sauptftat Der i Äron 'Bcl)em /
3U IJrag / bet) 9tcd)tlic^cr | roeil / gcfel)en ift roosDcn / @efd)el)en / | Den 29. Sulij. Diefes jegigen 1 1571. | 3ars. 1 ®cDrudit
3U ^rag jn Der 2Ilt ©tat / Durd) | ©eoagen 6d)roarg. l
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 21ij Üj — . Bl. f und 4V leer. Wohl Weller 377. Die Erscheinung (Nordlieht?)
na' hts von 11 bis i Uhr. München, U. B.
(2) ?Barl)apge onD er= j fcl)redilid)e 9leroe Seittung / S)on | Dem groffen ©etter / pligen onD Don= | nem / fo 3u
?rag in Der «ReroftaDt | am 6ontage nad) 3acobi inn Der 1 nact)t gefcl)el)en / onD roas fid) Dafelbs i 3ugetragen l)af /
erftlid) in ?5el)e= [ mifd)er fprad) aufsgegangen / nu | aber jeDermenniglid) 3U gut »nD ! roarnung / ins ©eutfd) i gcbrad)t.
[Kl. Holzschnitt, bewaffnete Ritter zu Pferde.] \ Anno M.D.LXXI. j
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij Sliij — . Bl. iv und 4V leer. Am Ende von Bl. i^: (grßÜCh ©eDrudtt XU iJrag.
Fehlt bei Weller.
Außer einem nächtlichen Gewitter scheint ein Nordlicht sichtbar gewesen zu sein.
Breslau. St. B.
(3) ein gar ©raufam onD erfci)reAlicf) @efid)t / roeld)es gefel)en ift roojDen in Der Sauptftat ^prag / in Der
«ron m\)m 1 Den xxix. Söromonat 3Ö «Rad)tö omb epiff / o^i / onD l)at geroäret bif3 ein dI)i in Der nad)t / ift oon
t>ilen bürgern Der 6tatt «präg gefel)en roOjDen. | [Holzschnitt 26X13 cm, höchst phantastische Darstellung wahrschein-
lich eines Nordlichtes, darunter zweispaltiger Text, links 38, rechts 40 Zeilen und unter dir rechten Spalte die Unter-
schrift:] ®etrw*t 3Ö ^rag in Der alten Statt / Durd) 1 ®eo!gen 6d)roarg / 1571.
Folioblatt. Bild ausnahmsweise unkoloricrt. Zürich (Ms. F. 32).
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 69
(4) (Sin gar ©raufam on5 Sduöcklid) gerid)t / daß jü 9'läd)tli(i)er roeii / inn Der Äron ^el)em Saubtftatt | 'Prag /
gefef)en ijt roOJÖen / öifj DIl.D.CXXj. 3ar. i [Holzschnitt 27.3X15.2 cm, darunter 36 Zeilen Text und die Unterschrift:]
®eDiudil)t jü ©Im / Durd) 3o!)ann antl)onj ?51l)aröt / bep öem ÄoinI)auf5. i
Folioblatt. Phantastische Darstellung einer Lichterscheinung (Nordlicht?). In der Nacht ziehen Reiter und Mens<!hen
ohne Köpfe am Himmel entlang. Ulm; Zürich (Ms. F. W).
1571 September 3.
(i) (Sin rd)ön iHero j Cieö / ©on btx (Srrd)2äch= i lid)en ®erd)id)t / roeldje pd) Jö , JUagöenburg öen öritten tag
Serbjtmonat / 1 in öifem ein onb fibenSigften 3ar ! jügetragen l)at. \ 3m S()on. 1 .^ompt l)er jö mir fpjidjt ®otteö 6on. j
[Holzschnitt 7.6x4.7 cm, Brand eines Haus's.] ©etrudtt jfi 55afel / be») j 6amuel Slpiario. I
Kl. 8°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij 9IÜj — ■ Bl. I^ leer. Blitzschlag in das Rathaus, in dem eine Hochzeit
abgehalten wurde und 360 Gäste verbrannten. Zürich (Mx. F. 19).
(2) (Sin 6d)ijn «rtero Cieöt, oon der (grrcl)ri)cklid)en @erd)id)t, roeldje fiel) 3U DItagbcnburg öen 3 Sag 6eptembri6,
inn bifem Sin onb jlbensigijten 3ar sugetragen l)at. §. Ä. 3m SI)on: «ompt ^er ju mir, fprid)t Lottes 6on jc.
®etru*t iu SranAfurt 1571.
8<*. 4 Bl. Weller, Annal. S. 238 Nr. 198. Zitiert noch einen anderen Druck aus Straßbuig. Wien.
(3) (Sin roarl)apge onb (Srrd)r6(klid)e @erd)i(f)t / j roelc^e fid) ben iij. tag 6eptembris / in bifera L.XXI. 3ar /
in ber , §od) roeitberümpten Äeiferlid)en 9leid)sjtatt 3nagbenburg oerlauffen | »nnb jügetragen i)at i k. \ [Holzschnitt
12.2XH.1 cm, daneben 18 schmale und darunter noch 25 breit/au/ende ZeiUn mit der Unterschrift:] ^ @etru(kt 5Ö
etrasburg bei) l^eter $ug in 6. Marbel ®afTen. | M.D.LXXI. |
Folioblatt. Text und Bild in einem Rahmen 24 X 32.5 cm. Zürich (Gal. XVUI, 469).
1571 September 29.
(i) sneme 3eittung. ; j| %ßie ber Sürdt / $ie ; 6tatt snicoftam / in (Sipern eingenom | men / Dil taufenbt @t)}iften
gefangen / etlid)e ge= ; febelt onb fonft jämerlid) mit jl)n ombgangen / ic. j 6ampt hiaglid)er befdjieibung / etlid)er 6tett /
Dö2ffcr Dnnb Slä*en / fo 00m roätter bifes 1571. jarö groJTen rd)abe gelitten l)aben / aud) roas Jid) auff öen xxix. tag
Serpftmonat / am Sim 1 mel an ber 6onnen l)at fel)en laffen / auffs kür^eft jür roarnung i Der3eid)net / @ott omb
gnabe bittenbe / bas er bie rooluer^ | biente ftraff / gnäbighlid) oon ons abroenbe. [Holzschnitt 6.6x5.6 cm, Kampf
von Türken und Christen] M.D.LXXI. \
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — äij 9ÜJj — • Große Typen. Auf Bl. i'^ ein Gedieht, am Ende auf Bl. 4^: ®c=
trudrt jü «afel / bi) | 6amud apiario. I . Weller 385. Zürich (Ms. F. 19).
(2) «Herne 3eitung. ! j| ®ie ber Siirdt / Die \ 6tatt Sticofiam / in 6t)pern eingenom : men / Dil taufenbt 6l)iiften
gefangen / etlid)e ge= febelt onb fonft. jämerlid) mit jl)n Dmbgangen / jc. 6ampt kiaglid)er befd)ieibung / etlid)er 6tett /
Döijfer Dnnb SIä*en / fo Dom roätter Difes 1571. jars groffcn fd)aben gelitten l)aben / aud) roas fid) aujf 9nid)aeli
ben xjcix. tag Serpflmonat / am Simmel an ber 6onnen ; l)at fel)en lajTen / auffs küröeft jür roarnung Der3eid)net /
©Ott omb gnabe bittenbe / bas er bie rooluerbiente ftraff / gnäbigklid) oon ons abroenbe. [Holzschnitte 6.4x4.8 cm,
Kampfscrne, innerhalb einer Zierleiste.]
40. 4 Bl. mit den Signaturen: — Qij fUij — ■ Auf Bl. i» Vei-se, auf Bl. 3' ein kleiner Holzschnitt mit Sonne und
Mond. Weller 385 a(?).
Sonne und Mond (blutrot) haben ihren Schein verloren. Eine schwarze Kugel soll über die Sonne hin und her ge-
laufen sein. Sodaim Bericht über ein starkes Gewitter im Sundgau. Zürich (Gal. X VHl, 472).
1572 Januar 2 und 3.
(Sin gar rounberbarlid) onb feltsam rounberjeid)en onnb Deren= berung ber 6onnen / ob ber ©tatt 6l)ur ber
bipen , ^üntl)en iRi)etier lanbs gefel)en roojben am anöeren onb bjitten tag 3en= ncrs bif5 gegenroürtigen M.D.LXXII.
gär». I [Holzschnitt 3.2X3.8 cm, Sonne] | M.D.LXXII. ;
Gr. 4" (Folio). 4 Bl. mit den Signaturen: — aij Sliij — . Bl. 4» leer. Am Ende auf Bl. 4^ gezeichnet: Hulderichus Cam-
pellus. Mit neun ähnlichen Holzschnitten im Text wie auf dem Titel. Optische Erscheinung bei Sonnenaufgang; Soinie
bleich; Nebensonnen (?) ; Bewegungen (Nordlicht?).
Erwähnt in R. Wolf, Biographien lur Kulturgeschichte der Schweiz IV S. 26 Anmerkung. Zürich (Ms. F. 21).
1572 Januar 6.
(i) ein 6d)iJn nero 1 Cicb / oon ber ©raufamen j erfd)ii5dilid)en ®efd)id)t / roeld)ee fid) l)at jü getragen in bifem
Sroei) Dnb fi= | benftigflen 3ar / ben 6. tag 3anuarij / im lanbt 3Ü ^reijfen / in ber ©tatt S^orn / roie Das roajfer
b«9 tag lang / inn «lut oerroanbelt ift geroef3t / ; onb roiberumb I)ernad) mit einem errd)20= dienlid)en rounber3eid)en
3ü na= türlid)em roafl'er roorben / roie bann ^ernad) DOlgt. ; 3m SI)on. \ 3nfprudi id) muf3 bid) la|fen. | [Zierzeichen] : .
Kl. 8". 4 l'.l. mit den SiguaturiMi ; - ?lii 3liij — . Bl. iv und 4" leer. Zürich (Ms. /'. 21).
(2) (Sin ®raufame 0efd)id)t, fo befd)el)en iJt, ben oj. tag 3enner6 bifers 3ar6 3U ^reüffen, in ber ftatt tl)orn,
allba bas ©affer fid) inn Blut oerroanbelt, onb nad)mals roiberumb 3U ©ajfer roorben, mit erfd)redilid)e' 9Bunber5eid)en.
3m SI)on, 3nfpruk id) muf3 bid) lalfen. ©etruditsu erbtfurt, bei) ©igmunb «ü!)ell, in ©anct Meters gaffen. M.D.LXXII
8". 4 111. mit Titclholzscliiiitt. Weiler, .\nnaleii S. 239 Ni\ 204. Luztnt.
70 H E L L M A N N :
1572 Januar 17.
©06 3U Jlürnberg am $imel Kifes Saufenbt fünfft)un&ert jroei) | »nö fibensigftcn jars / im 3anuario ben 17.
in öer nad)t gere()en roOJÖen ift. | [3 Zeilen Bibelzitat\ \ [HolzschniU 25.6X16.7 cm, rechts und links eine Zierleiste,
darunter zweispaltiger Text von je 3H Zeilen, querüb-r die Unterschrift:] \ ©eölUdtt 3U STlÜrmborg / Durd) $erman
(Sali / ! ©jiepialer inn Der 93raiten gaJTcn. j
Folioblatt. Nordlicht. Drugulin (424). Möglicherweise bezieht sich der von Hess, Einblattdruclie .S. loi Nr. VIII
beschriebene Einblattdruck, den er auf ein Nordlicht deutet, hierher. Als Datum wird allerdings der 12. Januar ange-
geben, aber solche Verschiedenheiten in der Datumsangabe kommen öfters vor. Gotha, Mus.; Zürich (M». F. 21).
1572 Februar 16.
(i) 9ßar!)ajftigc abcon= j trafctung öcr ©tabt 6onffantinopeI / nnö 55efcl)rcibung örepcr (Sreufi gefid)t / roeldje!
aujf 6. 6opI)ia / ^atriard)a / cnö anörea Sird)cn / ge ! fe|)en rooröcn |"einb / ?)rei) tag auff jebcr befonöcr / onb j alle»
mal Don einer Sird)en auff öie anöer fid) | eraaigt. ®erd)cl)en (sicf) ben XVI. gcbruarij / 1 biefes 72. Sares. j aud) ijt
roarljafftig onben l)ernad) gefegtes 6d)rei= | ben Don ßonftantinopel auf3 / Don ainem Jlittcr Grio \ Mallui genant /
Säbjtlid)er Heiligkeit fir n)ari)a(ftige 1 Seittung 3ugerd)rieben roorben: Den 10. SHartij / im | 1572. 3al)re. ' [Holzschnitt
9.2X8.2 cm, befistigte Stadt am Berge mit einem leuchtenden Kreuz über einer Kirche.]
4". 2 Bl. ohne vSignaturen. Am Ende auf El. 2^ unterzeichnet 5). §. und daninter ein ornamentales Schlußzeichen.
Berlin.
(2) ©arJ)afftige Seitung , »nb befctireibung ber 6tabt 6on)tan= ; tinopel / breper (Sreuft gejlcf)t. auff 6. 6opl)ia /
^atriard)a / »nb anbrea Äirdjen gefel)en roorben ! feinb / Drehtag auff jeber befonber / onb allmal oon i einer Äird)en
auff bie anber fid) cr3eigt / gefd)el)en | ben 16. g^ebruarij bes 72. jars. aud) ift roarl)afftig | onben l)ernad) gefegtes
fd)reiben t»on 6onjtanti= | nopcl aus / oon einem Kitter @rio ^HaHuj ge= { nanbt / ©cbftlid)er Seiligheit für n)ar=
I)afftige 3eitung 3ugefd)rieben j roorben / ben 10. 5Rartij | im 72. 3ar. \ [Schmirket] \
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: - - aij ailj — . Bl. i'' und 4^ leer. Am Ende auf Bl. 4'; (SrfYIid) ©ebrudlt 3U augfpurg
bei) Sans | 9JogeI gormfd)neibcr. | [3 kleine Zierzeichen] I . Fehlt bei Weller.
Außer den über den Kirchen gesehenen weißen Kreuzen (?), Beschreibung eines starken Gewitters mit Hagel am
5. März, das großen Schaden anrichtete. Göitingen; Jena.
1572 April 16.
ifieuroe 3eitung auf3 ßonftantinopel. j ®arl)afftige bercl)jeibung / bzeier (Sreuögend)t fo | 3Ö ßonftantinopcl auff
6. 6opl)ia / ^atriard)a / onb anbiea Äird)en gefel)en rooi= ! ben feinb / biet) tag long / auff jeber Äird)cn befonber /
Dnnb alle mal oon einer Äird)en auff bie an= j ber fid) cr3eigt bcfc^el)cn / ben xoj. apjillis bef3 Jn.D.CXXij jars.
53nb ift ®arl)afftig onben I)er | nad) gefegtes fd)iciben auf3 ©onftantinopel / oon einem Slitter @rio 9naIIuj genant /
Säpft= i Iid)er Seiligheit / für roar!)afftige 3eitung 3ögerd)2iben / ben ! 3el)enben tag 9net)en im 1572. jar. I [Zwei Holz-
schnitte nebeneinander, zusammen 21.6 cm breit und 7 bzw. 7.3 cm hoch, Konstantinopel und insbesondere die gi-
nnnntf-n drei Kirchen darstellend] | [35 Zeilen Text und die Unterschrift:] \ @etrud< [sie!) 3Ü augfpurg / bei) Sans ?logcI.
Gr. Folioblatt. Schweres Gewitter mit Hagel. Offenbar ein Irrtum im Datum. Fehlt bei Weller.
Zürich (Ms. F. 21).
1572 Juni 18.
ein 5lero Sieb i oon bem erfc!)jödilid)cn @e | roaffer onnb ?)onnerfd)legen / fo i gefci)el)en iJt in ber 6tat Cauffa /
breo meil oon Salzburg gelegen / aud) roie | es in anbern 6tetten onb gledien ergan= 1 gen ift / in bifem M.D.LXXII.
3or. : 3m tl)0n. | Äompt l)er 5Ü mir fpjid)t ©OtteS 6oI)n | [Holzschnitt 6.6X5 cm, Überschwemmung im Gebirge]
@etrud<t 3ü Safel / bep ! Samuel apiario. j
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9(ij aüj — . Am Ende auf Bl. 4^: 1572. | [Zierzeichen.] ;. Gewitter mit Wolken-
brucli östlich von München nach Burghausen zu und um Passau. Zürich (Ms. F. 21).
1572 Juli 5.
ein fd)6n neroes \ 6I)jiftIi<J)e6 gefang/oon i ber crbärmlid)en 5Boffergüf3 / fo fid) am ganzen SI)onoroftram (sie!)/
im 3uIio bifes 72. 3or6 / 3U= i getragen I)ot. ] ff 3m £l)on: | ([ ad) @ott roem foll id)6 hiogen / ic. 0= ; ber: ®ie bas
Cieb oon Olmi^. | ^ ©eftelt burd): i \\ abial)am Sunbtfperger / i 6tatt piebicant 3u Äreins. I ^ ^falm 18. | (T 5)a fal)e
man ©affergüffe / onb bes | erbbibems grunb roarb auff= i gebedit / jc. \ ©etrudit 3a augfpurg / 1 bet) 9nid)ael SRanger.
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signatm-en: — SJij SÜj — . Bl. 4V leer. 19 Verse. Weller, Annalen S. 240 Nr. 206 führt noch
eine Wiener Ausgabe an. Berlin.
1572 September 14.
«Herne gefd)id)t 1 5)om Som oti @üte j ©ottes / fo er ober bie 6tatt Sil= j perl)aufen / am 14. 6cptemb. bifes
72. jars / 1 3u nad)t omb 7. ol)r / burd) ein fd)rodiIid)6 ©etter / mit ! oerrouftung 6d)ulen / Sird)en / «Rf)atl)auf3 / onb
aller | anberer Bürger gSufer / I)at gel)en lajfen. j 3ur roarnung onb troft ben 6l)jiftcn ©efangsroeifc gcmad)t / 3m
%i)on: ! ®o @ott ber Serr nid)t \ bet) ons I)elt / etc. ! 511. 3oi)ann SoIöI)cufer. i 3tem Epigrammata & Diflidia 1 An-
norum addita.
,•7- *°i 1 ,I^'- "''' den Signaturen: 21, —. Am Schluß auf Bl. 4^: ©ebrudil 3U 51ürm= i berg / burd) Sans Soler. |
l^ierzeichenj I . Bei I rutz (S. 160), der den Titel niclit ganz genau wiedergibt, wird der Anfang des Gedichts niiigeteiU.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 71
Hilperhausen = Hildburghauseii. Eine eingehende -Relation von dem schrecklichen Gevvitfei' Anno 1572« findet
sich iu dem Werke: Beiträge zur Erläuterung der Hochfurstl. Sachseu-Hildburghäusischen Kirchen-. Schul- und Landes-
Historia. . . herausgeg. von Joh. Werner Krauß, Past. Prim. u. Superintendent zu Eisfeld» (1750), abgedruckt im Auszug
in der Z.Beilage zu Nr. 148 der in Hildburghausen erscheinenden »Dorfzeitung« vom 27. Juni 1920.
Berlin; Nürnherg, St. B.; Zürich (Ms. F. 21).
1572 Dezember 14.
(i) ein crr(t)re(ftlid)€ onö graufame @e= : rd)id)t / Des gren)Iid)en onö oii ril)eölid)en Onge= i roitter / fo 3U ©teina
an &er ftraJTen / oier meil pon Sulöa im lanöt i jö §ejfen / in Difem 3ar / nad)niittag omb örep ©f)r gerd)el)en / 1 Da
ein fold) geroiJTer gerocfen / öas oil 9nenrd)en cnD ©i^e / inn 1 Selöte onö Döffcrn (sie) grojyen rd)a5en genommen,
allen 6l)ri= i Pen jür trcroe roarnung. Stern nod) ein erfdirecklidje onD Dber= ! aufs flraufamc @erd)icf)t eine» »nge=
roitters / gcrcf)el)en 3u §ilpcr= l)aufcn am Sl)iiringer ©alö / fünf meil oon 6(t)malkaIDen ge= | legen / roeld)es 2)nge=
roitter öie 6tatt bifj auff örei) Scufer in grunDt jerfdjlagen / aber öen St)urn ?Bad)ter auff bem Sl)urn | fampt mit
©eib »nb Sinber in bie Statt l)erab geroojffen / | onb alfo tobt bliben. ®erd)ef)en in bifem DTl.D.CXXij. | 3ar ben
xiiij. tag 6l)ri]tmonat6. i 3m tl)on / 0 9Selt id) muß bid) laJTen / id) fal)2 \ bal)in mein ftralTen / jc. | [24 Zeilen, dar-
unter:] Oetrudtt burd) ®it)eim (sie) 9erdt j oon 6ÖIn. [ [Daneben auf demselben Grnßfolioblalt zwei andere Berichte
mit derselben Dntckuntersc/irift, aber richtig Wilhelm statt Wihelm.]
Gr. Folioblatt. Zürich (Ms. F. 22).
(2) [Dasselbe in ariderem Druck (von Samuel Apiarius in Basel) mit zwei kleinen Holzschnitten zwischen Titel
und Liid.]
Folioblatt. Zürich (Ms. F. 22).
1572 Dezember 22.
9teroe 3eitung. Slnno M.D.LXXII. ben itoet) onnb sroentjigften "Decembiis / tft bifj erfd)}Od<enlid) rounber5eid)en
an bem Simmel / jü nad)t omb neun onb 3el)en o^r / jö 6d)armcngi) il)m Sloffenfclber tt)al / ein meil roegs oon
?5e|fojt / in ©igelis Äienbergers l)auf3 ' roeld)er bafelbft ein roürt 3üm 6almen ijlt / in betjfein etlid)er ®ergl)er2en
Don ©afel onb 9nafjmün= fter fampt bem gantsen gerid)t 3Ü 6d)ärmengi) / gefel)en rooiben / roeldjer nammen omb 1
lliirtje roillen Onberlaffen roerben. | [Holzschnitt 25 X 19 cm, Nebejimondtrschemvng, darunter zweispaltiger Tixt, links 13,
rechts l.f Zeilen und querüber die Unterschrift:] (Setrudtt burd) ®ill)elm ©erdi / Don SiJllen roon!)afft 3Ö Sran*furt
am 9naQn. :
Folioblatf. Weller 415. Eine darauf bezflgliehe Zeichnung befindet sich in Gotha, Mus. Zürich (Ms. F. 22).
1573 März 30.
(i) ®unber3eid)en / ^eld)ed 3U 9iofd)eI am l)immel geftanben / onnb alba ift ge^ | fel)en rooiben / ben xxx. tag
OTertjen« / in biefem SHl.D.Cxxiij. Sw / roie bann baplbig bife Sigur fo all|)ie Dcr3eid)net anitiqt \ [Holzschniti
27X15.5 cm, Sfjnne mit Bluttrnp/en rings um die Scheibe, die auch an den Speerspitzen der unten betrachtenden
Krieger hängen] ! f2.V Zeilen Text, in der letzten Zeile, am Schluß des Testes:] ©etrudlt 3U 6d)roeinfurt / bei) 8o=
I)anne6 Srifd). 1573.
Gr. Folioblatt. Die Sonne liei Aufgang «bleich rot voller blutstropllen.. Zürich (Mk. F. 22).
(2) 9 eis wflrl)aff= tiges 5leroe6 Cieb / oon bera ®un= ' ber3eid)en / w'6ä)\e (fic) ®ott \)at 5u 5lofd)= | eil er=
fd)einen ialfen / auff ben xxx. tag 9Her$en / in bifem 1573. 3m SI)on. Wit man ben ®raff 3Ti= claus oon 6erin
finget, i [Holzschnitt: Krieger.]
Kl. 8°. 4 Bl. ohne Signaluren. .\ni Ende auf Rl. 4»: SettuAt 3U ötrafjburg / im 1573. | Zürich (M'. F. 22).
1573 Aug'u-st 12. '■
(i) Äurt3e onb roarl)aff= tige ®efd)reibung / ber crfd)re*lid)en onb grarofamen ©afferflut / roeld)e fid) am
12. tag Slugujti / biefes 73. 8a[)rs angefangen im ©ogtlanbe / onb t)ernad) bafelbs onb im sncifncrianb / an 5nen=
fd)en / 3)ie= l)c / Scbero onb @etreib / ei= ! nen oberaus groffen , fd)aben ge= tl)an. ; SHit einer 6l)riftlid)en ©ermanung
an ben Cefer / ©Urd) §. S. (S. [Holzschnitt G.HX 5. H cm, Überschwemmung einer Stadt an den Bergen] \ Quct 21. j
3n ber legten Seit roirb fid) ein Bold? crl)ebcn ober bas anber / onb ein 9leid) ober bas anber / onb roerben ge=
rd)el)en / grolfe (Srbbebung ^in onb roiber / Serore seit onb 'Pcjti= len§ / aud) roerben fd)redinu8 onb groffe 3eid)en
oom $im: , mel gefd)el)en. |
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — ?lij 9Iiij — • Text endet am Ende von Bl. 4^ mit 91351031. Der Holzschnitt ist
dersellje «ie bei 1567 Oktober 30, 31 (6), vermutlich also auch der Drucker. Berlin; Bihl. Hellmmm.
(2) ®art)afftige a\<i)itdü\' ! d)e Sefd)reibung / ber 9Teroen3eitung \ onb graufamen ©afferflutt / roeldje fid) am
12. tag augufti / biefes 1573. ^i)ts angefangen im \ ©oigtlanbe / onb l)ernad) bafelbs onnb im | SUleifsnerianbt / an
5nenfd)en / ©iel)e / , ©ebäroen onb @etraibe / einen oberaufs grojfen fd)aben I getl)an. TOit einer (Sl)rifllid)en ©er=
manung , an ben Cefcr / ©urd) §. 5- S. i [Holzschnitt HX4.8 cm, Stadt an Berejen gelegen, die Häu.ier stehen .ychief
und fallen um. Es tieht eher nach einem Erdbeben, als nach einer Wasserßvt aus.] | Cucae / 21. i 3n ber legten 3eit
roirb fid) ein ©oldi erl)eben ober bas anber / onb ein Keid) ober bas anber / onb roerben gerd)e()en grojfe (Srbbebung
72 H E L L M A N N :
l)in Dnö roi= i öer Serore jeit mb ^eftilcnft / Sud) roeröen \d)teiknu» x>nb groffe 3eid)cn i Dom Simmel gerd)el)en. ®e=
Dju*t 3U 5lürmberg / 5urd) j Sons Äoler.
4". 4 Rl. mit den Sigiiatmcii: — Slj Sls — • I" der Mitte >on Bl. 4^' eine Schlußi-igiiette. Fehlt bei Weller.
Dtriin; Zürich.
(3) ©arl)a)ftige befdjreibüg öer crrcl)recklid)en du grarofamen ©afferflut / j n>eld)e Jid) am 12. tag Augufti / biefe»
1573. Sa^rs ange= ' fangen im 93Di)tIanDe / ©nö jjernad) öafelbs onb im \ 3neif3ncr[anbe / an 9nenrd)en / ©ief)e / ©eben) j
onb (Setreiöe / einen überaus groJTen i \(i)aben getl)an. \ 9nit einer 6l)ii)"tlic^en 53er= [ manung an ben Cefer / ©urd) |
H. F. E. I [Holzschnitt 6.0X4.6 cm; Menschen fallen um, Posaunen blasende und nach der Erde gerichtete Engel in
Wolken.] j Cuce 21. | [4 Zeilen Bibtltejt.] ]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen : — 9lij äüj — • Bl. 4V leer. Zittau.
(4) OTeroe Seitung / 1 55nb it)arl)aff= | tige (Srrc|)reAIid)e ®e= ' W^d^t i »on Dem grarofamen ©ajfergufs / fo ge=
fd)el)en ift inn Dem | Canb 3U DlTeijfen cnnb 95öl)emen / öa es i Dil ^\h\\ i SIeAen onb D6rffer / aud) Cent / j 53iel) /
®etreiö / jämmerlid) Derfü()rt I)at / \ 21m 5nittn)0(i)en nad) Caurcnti / roeld)er | mar 5er 12. Slugufti / in bifem 73. 3ar /
roie jl)r l)emad) f)6ren roer= | bet / 3nn ©efangs | roeifB geftel= j let. i \Kl. Zieneichen] \ 3m %i)on : | 0 ®elt id) muf3
bid) iaffcn / k. \
Kl. 8». 4BI. mit^den Signaturen: — aij SIÜj — • Bl. i» und 4^ leer. Am Ende auf Bl. 4': 6ebrudtt 3U 6cl)»ein=
furt / i bei) ?3alentin Sroncr. i • Weller 414. . Berlin.
1573 November 18.
®ar!)afftige jebod) ben ©ottlofen 6rfd)redilid)e ben ©leubigen j aber Srijftiid)e gefd)id)te roeld)e ben 18. Jlouembris
bes Derlauffenen 73. Sares / als bie ©onne i auff ben abenbt ift ontergangen ober ber ©tabt ®enben in Cpfflanbt /
t)ier3e()en OHeilen oon Kiga | gelegen / non oielen 9Ilenfd)en am Fimmel eine lange 3eit i|t gefel)en roorben. | [Holz-
schnitt 26.5X17 cm, phantastische Darstellung eines Nordlichtes] | [Zweispaltiger Text von je .96' Zeilen, in der rechtin
Spalte lallten die letzten Zeilen:] faltigReit / SImen ©atum Cübedi ben 28. Decembris / anno 1573. ©eorgius Bartljius
^rebiger bafelbft. 1 [Querüber die Unterschrift:] \ erftlid) @ebrud»t 3U Cübedi burd) afuerum Ärügcr. '
Gr. Folioblatt. Nordlicht. « - Zürich (Ms. F. 23).
1574 Juni 11.
(i) ?BarI)afftiger ^erid)t ] ?Jon bem graufamen onb | erfdjredjüdjen 95ngeroitter / 3a aud) ®un= ber3eid)eTi / fo
ber 91llmed)tige @OSS oerf)en= 1 gct \)at i ober bie ©tabt Sroppen / onb neben | !)erumb / ©eicgen an ber ©d)Iefiger
onb 9Rai)rifd)cn ©ren^e/ \ ben 11. 3unij / | Slnno i 1574. j [Holzschnitt 11.0X7.5 cm, befestigte Stadt, Reiter ziehen
durch das Stadttor hinein.] ]
4°. 4 Bl. mit den Signatiu'en: — Slij 2lijj — . Gewitter mit .starkem Hagel (hühnereier-, gänseeiergroß I) in Öster-
reich-Schlesien, »iit Beschreibung 'der verursachten Schäden. Marburg; Zittau.
(2) ®arl)apge onb @rrd)redi[id)e | SReroe 3eittung. | 33on beih graufamen onb erfd)redilid)en ©ngeroitter / 3a
aud) ' ®unber3eici)en / fo ber 2inmed)tige ©Ott oerl)enget j l)at / ober bie ©tabt Sroppen / onnb neben l)e= | nimb / ge=
legen an ber ©d)Iefiger onb | Dnai)riftJ)en ©renge / ©efd)e= i l)en ben 11. 3wiiÜ- Slnno i 1574. j [Zwei kleine Holzschnitte,
je 5.2X 3.5 cm, nebeneinander, links er.ichlagene Menschen am Boden liegend, rechts ein Kornfeld, auf das der Hagel
fällt.] I 3ob XXXVII. j [5 Zeilen Bibelspruch.] \ M.D.LXXIIII. ,
4°. 4 Bl. mit den Signaturen : — 9lij Stiij — . Bl. iv nnd 4V leer. .\m Ende auf Bl. 4'': ©ebrudtt 3U STurmberg /
burd) ' JliCOlaum Snorin. i. Fehlt bei Weller. BerUn (PG56S).
1574 Mai 31, Juni 13, 14.
Locus Methodicus de Tonitru & Fulgure. i Das ift / j ?Bare onb bebecF)tlid)e j Itur^e befd)reibung bes Sonners onb
Dn= geroitters / bamit ons onfer Sene ©ott in biefem | 3ar 1574. ?)eteriid)en l)eimgcfud)t onb ge3üd)tiget / allen
Dnbuf3fertigen Serben ^nföxbtx yxx treroen oermanung ber | ?3uf3 onb 6l)riftlid)er beherung / 9Teben eim kurzen not=
n)en= \ bigen Dnterrid)t / roie man fid) in fold)em ©onner / ®et= ter / onb ?3ngeroitter ailerocge in je^iger 3eit onb
3al)re6 gelegenl)eit 6l)riftlid) onb rool folle | Derl)alten / ©urd) ' Martinum Bertholdum Zittauienrem, ba3umal 'Pfarl)err
im -Dorff «Brinps. leremie im 22. 6ap. | [5 Zeilen Bibeltex/.] | ©ebru*t 3U ©örliö / ©urd) ; ambropum gritfd). j 1574. •
4". 8 Bl. mit den Signaturen : — 9lij M\ — 3J 55ij W\ —■ Zittau.
1574 Juli 20—22.
®arl)afftige j 3ei)tung / ©on ber graufa= | men ©ngeftümme bef3 erfd)rödili= d)en ©etters / fo 3U Semni^" im
Canbt 3u ?3e^em fid) niber gelajfen I)at / roas groffen ' fd)aben es getljan / aud) roie es l)at 3Jlut gc= i regnet / ic. qt--
fd)el)en ben 3roet) onb ] 3roeinöigeftcn 3ulij j biefes 74. j 3m SI)on. Silff ©Ott baf3 mir gelinge / 1 bu Sbler ed)ijpffcr
mein / IC. | [Zierliches Schlußzeichen.]
1.- . , u"- -.ir ?,'• ^^'"^ Signaturen. Auf Bl. 41 am Schluß : ©etrudit 3U SHürnberg / bei) I C^rifloff ©eigel. | 1 574. | . Bl. 4V leer,
tehlt hei Weller. Bei Zibrt 1072 vielleicht eine etwas verschiedene Ausgabe (Zeittung).
. Erst (20. .luli) Nebensonnen, dann am 22. starkes Ungewitter mit Blutregen und Überschwemmung.
Kat. 100 von L. Rosmthal in München.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrhr 73
1574 Juni 8, 19 und \oreniber 14, 15.
eine 'prcöigt / Wtt öas liebe SJleroe ' 3ar ret^t an3Ufa()en onö 3U= \ uoinfüren / Das es ons glückfelig | »nb
fr6lid) fein möge onö rool= gerl)aten. 9ITit erjelung jroeier graufamer onö ] \(i)el>liö)ex öngeroitfer / onnD eines fd)r6ck=
Ii= djen Seroer3eid)en / n)cld)e gerd)et)en onö gefel)cn it»or= 5en / im Sürftentl)umb ©raunrd)roeig / 3m abge= 1 laujfenem
alten 3arc / allen fromen 61)rijten ju guter roarnung. geti)an / am i 5leroen 3arstage. ■ Durd) / 1 ©alentinum ©refern /
¥farl)erm onö ®eneraln 6uperintenDenten [ 3U @anöers()eim. ©euteronom : 32. @s ift ein ©oick öa kein ra^t in
ift / onö ift kein oer= ftanö in jt)nen. 0 bas fie roeife roeren cnD oernemen | foId)6 / Das fie oerftünöen / roas jl)nen
>)ernad) begeg= nen roirb. | anno 1575. |
4°. 8 Bogen Sl liis g ohne I'agination. Bl. iv leer: am Schluß auf Bl. 32^: (Sebrudtt 3U Geip3ig / burd) ! OaCOb 8cr=
IDalbd Srben. • Des Umfanges wegen eigentlich keine Flugschrift mehr.
Beschreibt ein starkes Gewitter mit Hagel und nachfolgender Überschwemmung in Gandersheim am 8. Juni 1574,
dem ein anderes ähnliches am 19. Juni lolgte und gleichfalls großen Schaden tat, sowie ein Nordliclu in der Naclit vom
14. zmn 15. November 1574. Bibl. liellmnnn.
1574 Xovember 13, 15.
(ij >8efd)reibung Des er= fd)redtlid)en ^rennenDen / glammenöen ; onD 6tralfd)ieffenDen Seroers onD 3orn3eid)en
(Sottes / ober (Suropa / roeldjes man Den xiij. unD xo. tag Des ?öinter= mons 3u 5lad)t / Diefes ablauffenDen 1574. 3ars /
am Simel gefeljen l)at / W\\ anl)engung Des Somcten fo im oorgangenen 1572. ^ax 1 lang am §imel geftanDen /
roie jeDermenniglid) be= rouft / Darsu l)ab id) Dergleid)en Seichen / fo oon Dem 806. 3ar / bifs auff Die je^ige cnfcre
3eit gefd)cl)en / onD roas Darauff erfoI= gct / Dii nod) erfolgen roirD / 3um Gxempel aibier cingcfüret / onD allen fromen
(Sljriften / fie fein §oi)C6 ober TODcrn ftanbes / beibe / ©eiftlid) onb fBeltlid) / 3U treroer , roarnung aus 6l)riftlid)er
liebe mit allem fleis befd)riben: Durd) Nicolaum Orphanum Mathematicum. \Klein«r Ho'zxchidit 5.4x4.4 cm mit
ZitrI/isten eingefaßt, jünyst' s Gericlit{f)\
4°. io Bl.. letztes Blatt leer. Am Ende auf Bl. 19^^: ©ebruAt 3u (Sislebcn Durd) SlnDream ^ctri.
liirim (iinvoll-itänditj) : Nürnberg. St. H.
(2) SetracF)tung onD erklerung Der fd)redi= lid)en ferorigen ®efid)te / fo man ' Chafmata nennet / oon jl)ren
orfa: d)en onb roirdiung ober bebeu= bung / onb fonber= lid) | ©on bem grojfen onb erfd)redilid)en < Chafmate, fo
im kur§ oerlauffenen 1574 3ar / bcn 15 tag Jlouemb. burd) bie ganfte iRad)t erfd)ienen / oon fei: ; ner orfad) / aud)
bebeutung onb roirdtung. Durd) Matthaeum Zeynum Cuftri- nenfem Mathem. ftud. kür^Iid) 3U= ! fammen ge3ogen. ,
®eDrud<t 3U Srandifurt an ber Ober / Anno 1575.
Kl. 8°. 16 Bl. mit den Signaluren: — aij 3liij 9Üiij S 53ij SÜj Siiij '8t) . Bl. l6 leer. Mehr
Traktat als eigentliche Flugschrilt. Lübeck; Zittau.
1575 Januar 1.
3Teroe 3eitung / öon bem groffen onb erfd)redilid)en ©unberseidjen / 60 Sott j ber 91llmed)tige geroeift l)at
ober ber 6taDt ^ofen / im lanD 3u <poIen. 91m 1. Sonuarij. 9lnno 1575. [Ziir.^rhnörkel.] erftlid) geDruAt 5U 'Prag
auff Der 5leroftabt / bet) 9nid)ael "Peterle.
4''. 4 Bl. mit den Signaturen; — Slij SÜij — Bl. i*' und 4^ leer. Fehlt bei Weller. Dresden.
1575 Mai .3.
(i) ©unDer3eid>ett ,t)er ©ier 6onnen / onb iwet)en ^Regenbogen / fo in biefem M.D.LXXV. 3a|)rs / frül)e / oon
6. bif^ 3U 8. ?ji)ren / am §immcl erfd)icncn fein. 3u (Srfforbt / in 3;i)üringen / onb Dil anbern ombligenben 6tetten
onb Canben oon Diel glaubl)afftigen 'ßer: fönen gefel)en roorben. Obferuirt, onb befd)rieben / Durd) 2lbamum ?)rfinum /
9noli)bergenfem / ber 91^atl)ematird)en fünfte befon= Deren Ciebl)aber [llohschnitt 9x6 cm, Nebcnsunnen.] \ 1575. \
4». 6 Bl. mit den Signaturen : — «ij «Hij - 8 — ■ Auf Bl. 6v : ©eDrudit 3u (Sollen / 1 auff 6. OTarcellen flraf3 Durd) |
Danlei Cipalb. f^ l [Noch ein Sclilußzeichen).
Vorher in der Nacht hat der Mond in einer -gar blutroten Farbe am Himmel« gestanden. Zürich (Ms. F. 24).
(2) ©unber3eid)en Der Oier 6onnen / onD 3roet)en ^Regenbogen / fo Den bjitten SHat) biefes 1575. 3ar6 / frül)e/
oon 6. bif3 3U 8. Dl)ien doj TOittage / am Simel erfd)ienen feinb im Canb 5U Düringcn omb (Srffurbt / onb oon Dielen
^erfonen eigentlid) gefel)en roozben. Obferuiret / onb befd)jieben / Durd) 2lDamunt ©rfinum JHolibergenfem / Der 3na=
tl)ematifd)en fünfte befOnDern Ciebl)aber. ■ [Holzschnitt 24X16 cm, Ntbensonnenerschcinung, darunter zicei Spalten Text
ron je 44 Z'ilen, auf der linken Seite in kleinerer Sfhn/t die Unterschrift:] ^ ßU JlÖrmberg / DruAtS JliclaS ÄUOn '.
Gr. Folioblatt. Der Verfa.sser spricht wieder vom «Paullinischen Mitternechtliohen WundergesichN, wie in seiner
1570 erschienenen Schrift daröber, auf die er \ erweist. Gotha (Mun).
1575 Juli .3«.
Ginn errd)!cAlid)e6 oft Grbermlid)e6 geroitter / fo gefd)el)e ift (Sin l)albe meill ober 9nen§ / bep einem fleAljen
genant 9näi)nbifd)um bem burd): leid)tigften l)od)geb02nen Surften onnb $erm Canbgraff ^diq,tn 3ugel)i>2ig \ yx Darm:
(tat. Denn 30. 3u''j- Öaf3 {sie!) Anno. 1.5.7.5.3a'''- '. [Jiolzschnitt 25.5Xlf).!) cm, vom Blitz Erschlagene vor einer
Kapelle.] [Zweispaltig' r Text ron 27 und 26 Znlen, unter dtr rechten Spalte die Unterschrift:] j ®eb2Udtt inn koften
Durd) Cennl)art leberer So2mfd)neiber / 3U ^Räng.
Folioblatt. Mit Namennennung der vier vom Blitz erschlagenen Personen; -Donner, Blitz, Kissell [Hagel], Wind
und Regen». Zürich (Ms. F. 21).
Fhi/s.-math. Abh. 1f)2t. Nr. l. |o
74 H E L L M A N N :
1575 September 28.
«ncroe Seitung / \ ©on rd)iethlid)en i 553unöer3eicf)cn / fo man am , Simmel inn oielen Canöen aefeljen f)at / auff
6anct 9nid)el6 21benöt / onö l)er= j nad) in Diefem 1575. 3ar. §iebei) roiröt aud) | angejeigt / ©ie Der %{ix<iä\ä)t Sorann die
6tatt Soburg eingenommen i)ai i Wann / \ ©cib onb Sinbt / crbärmlid)en i Dmbgebra(l)t \Kl. Holzschnitt 5.3x4.3 cm,
din Türke?! darsulknd.] ' 3m SI)on: | 9Bie man ben 6tür§enbä= | d)er fingt / etc. 1
Kl. 8». 4 Bl. mit den Signaturen: - Slij 2liii -• Bl. 4V leer. Am Ende auf Bl. 4': S- ?l. 5T. ®etni*t 3U etce^y-
bura / bei) i 9licoIau6 Saber. I ■ Weller 445- ^^ , . ,. , . • ,r ru v i-
Nordlicht (der Himmel hat sich aufgetan), Neben.sonnen m Krfurt und m Kaufbcuren. tierlm.
1576 Juni 24.
grbermlid)e oii j trmriä)e gerc!)ici)t / fo )id) j begeben \)at ju CofBÖorff / ein DRei! ] oon ©orbruA / roie alba burd)
ein Dn= i gcftimmcs ©eroitter / in bie sroei) ()un= I bert onb ad)t3el)en Seüffer / Derbrun= ncn / fampt brei) onb fünfftsig
mann 1 9Beib oii «inb / qe\ä)e\)in ben ; 24. Sunius / inn bifem j 1576. jar. 3m SI)on. gilff @ott bas mir gelinge / k.
Kl. 8°. 4 BJ. mit den Signaturen: «t, — . Am Ende auf Bl. 4^: ®ctrudlt3U Jrandlfort / SJfiO 1575 {Mc!)\[Zier-
Vergleiche 1584 Januar i. Zürich (Ms. F. 28).
1577 Januar 12.
errd)2ädilid)c DTeroe Seitung 60 fid) begeben I)at burd) t)erl)enghnuf3 @ot 1 tes / ein meil Don «20f5ni§ im
8anb ju 9nel)2ern / in einem ©oiff | Djefdje genannt / roie burd) ein ongepmes i geroitter feror Dom Simmel gefallen /
onb I in bie 3n)eil)unbert »nb ad)f3ig I)eufer / 1 fampt 53. perfonen oerbjennt ^at / in bifem 1577. 3ar. 3m t^on /
Silff ©Ott bas mir gelinge / ic. [
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen: — ?lij äüj — Weiler 479? Um 3 Uhr nachm. schweres Gewitter mit vielen
zündenden Blitzen. ■^"'•'■eÄ (Mf. F. 26).
1577 MRrz 24.
5teroe 3ei)ttung \ einer erbärmblid)en onnb | kläglid)en @efd)id)t / fo pd) begeben t)ai im ©ngerlanb an ber
til)eftung 6anifi / j roeld)8 auf3 Derl)engni6 @ottc6 burd) ein ©ettcr 00m Simel ift angesünbt roo2= ben / fo in ein
«pulffertljurn qe^\ü-- ] gen / onb in bie I)unbert onb oier ' I)eufer fampt oielen ooldts fo barinnen Derb2nnnen (sie!)
onb ; ombhomen finb / ®en \ 24 TOartij bifes ; 77. gars. 'Sm SI)on / Silff @ott bas mir gelinge / etc. @eb2Udit3u
©ImiS / bep j Süns @üntl)er. |
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lä (sie!) • Am Schluß auf Bl. 4^" ein Zierzeichen. Weiler 476.
Bertin.
1577 Mai 1.
ein grfcl)2edilicf)es i ?5unber5eid)en. 1 Bon eim grau= i famen 5öetter / onb bren= nenben Seroer / 60 am Simel
ge= , fe!)en ift roorben / im Canbt 3U j 'ßreuffen in ber ftat "Dan^ig / 33nb Dmb= l)er / ©nb roie ein Seroer f3ol*en
fid) in i berfelbigen ftabt Ijat niber gelaffen. / Slucl) roie es Blut geregnet / onb ©tcin 3U günff ^funben geroorffen /
bar ; uon ciel 93oldi auff ben 6t2affen Sobt | blieben ift. ! [Zi>r zeichen.]
Kl. 8°. 4 Bl. ohne Signaturen. Am P^nde von Bl. 4V: grjtlid) @ebrutkt3u Königsberg jn ^rcuffen. 1577. .Weller,
Annalen II S. 436 Nr. 593. Nordlicht, Blutregen und Meleorsieine. Berlin.
1578 Februar 18.
(i) PARELIA, CVM AR- \ CVBVS COLORATIS VISA IN Mifnia ad Albim, Anno 1578. die 18. Februarij. [DarunUr
die Nebensonnenerscheinung 14 X 17 cm] j Vldimus en iterum geminos fulgefcere Soles, Horridaque aduerfo praelia Marte
[im ganzen 30 Zeilen lateinischer Reime, darunter:] M. Martinus Henricus ProfefTor Ebraeae linguae in Academia
Vitebergenfi. ] Vuitebergae excudebant Clemens Schleidi & Antonius Schöne.
Folioblatt, 17 x38 cm (beschnitten). Unkoloriert. BU>'. Hettmanri.
(2) 9Tac^ 6l)rifti onfers §erren feligmac^enben ©eburt onb 9nenfd)roerbung im 1578. 3l)ar ben 18. Sebruarij /
ift bies ■ ®unber3ei(^en an ber 6onne / im Canb 5u SIReiffen / gefe!)en roorben. [Holzschnitt 17 x 14 cm, ohne recht-
winklige Einrahmung, Nehemiotmen darstellend, darunter 24 Zeilen Text und die Unterschrift:] @ebrudtt3U Wittenberg /
burd) Siemens 6d)leict) onb 9lnto= i nium 6d)öne. 1578.
F"olioblatt. Unkoloriert, wie anscheinend die meisten Wittenberger Einblattdrucke. Gotha, Mtu.
1578 Februar 19.
®arf)afftiger Berid)t onb Jteroe 3eitung. ©on 3roeicn trefflid)en ©unber5eid)en / beren eins l)ieniben bei) ons
9ilenfd)cn auff ©rben ' gefdf)el)cn / Sreotags oor ©eptuagefima / ben 24. Sanuarij. 5öcld)es roar ber übent Conuerfionis
Pauli, 3n berfelben nad)t. "Das anber aber / broben in ber l)i>l)c am Simmel gefe= |)en ift roorben / TOittrood) nad)
Inuocauit, ben 19. Februarij. ! 3uabent6 omb 7. Dl)r / onb eölid)e ftunben l)ernad) / alles in biefem lauffenben. 1578. 3al)re /
nad) 6f)rifti geburt / ©er ] allgemeinen lieben 6l)riftenl)eit / in biefen legten fel)rlid)en leuf= \ ten 3um beften / ben jöigen
mutroilligen böfen Buf3bürffti: gen Icuten onb 3eiten aber / 3ur roarnung / mit einer angebcfften 6l)rifllid)cn Dcr=
manung / befd)rieben. ©urd) Caurcntium ©refferum ©ircauienfem ©eniorem / ber 6l)riftlid)cn ©emein / 3n ber S.
J)li' ]ft'tc(>r<)l()(iie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XXI. Jahrh. 75
6taö BuDiffin / im TOarggrafftljumb ober CauJTiö / euangelifd)en ^rebigcr. 3ol)an. 4 ®cnn jl)r nid)t 5ei(l)ett t»nö
©unöer fe^et / 60 glaubet \\)X nid)t. ©eöruckt ju SuDif^in / Durd) 9Tlid)ael ©olrab. 1578. i
4°. 14 Bl. mit den Signaturen: — 9lij SJÜj — S Sij ^SÜj — 6 6ij ßüj — 3) — • Auf der Rückseite des Titels zwei
auf die Ereignisse bezügliche Holzschnitte und am Schluß auf Bl. 14'' ein Holzschnitt 7.4 X 10.4 cm (kämpfende Heere,
brennende Stadt usw.). Bl. 14^ leer. Weiler 488.
Die Erscheinung am 19. Februar 1578 war ein wohlausgebildeter Mondhof. Zittau.
1578 März 28
(Sin tr\d)Teän- lid) rounöer3cid)en fo man am Simel gefe()en öen 28. 31lar= ci öifes lauffcnöen 3ars / 2lud)
roie Der SürA öie 6tatt TOettling eingenommen / TOann / ©eib onö Äinö crfd)reAIid) ombge^ brad)t onö n)eggefü()rt.
[Zierzfichen.] ©efrudtt ju ©Jen / 1578.
Kl. 8°. 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij 9liij — ■ Bl. i", 4' und 4* leer. In Heimen. Nordlicht?
Zürich (M/:. F. 27).
1578 .Mai 15.
®ail)afftige ofi ein errd)röchlid)e 3leuroe seitung / des groJTen 9Bafi"erguf3 / fo ' öen 15. 9Ilap Difj lauffenöen
78. 8al)r6 / jü Sorb gerd)el)en / bem löblid)en Saufj Oefterreid) jü gel)ijrig / roie man l)er= nad) alDa etlid) ©ni)ul5en
oerbrent l)att / roie fie fc^riJAlid) öing bekenbt Ijaben. 3m S;i)on / roie man öen Äönig Cafjla fingt. 1 [Zicrccirhen] .
©urd) ambrofium^eft/ oon Slntorjf. [Zterznehm.]
Kl. 8°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9Iij SHij — ■ Bl. iv leer. Weller 499. Ziirirh (Ms. F. 27).
1578 Mai 19.
(i) Jlewe Seitung aue Offen: ^as fid) roegen einee rd)red{iid)en (Srbbiöeng onö graufamen @e= j roitterö /
öafelbft in ned)fl Derrd)ienen ^ngflcn jugetragcn / öen 19. yUat). 9Teben oermelöung / roas pöer öem , öicfes Orts
Canöee an öer 6onne onö Sefen gefeljen rooröen ift. 3u ; troft allen fromen ausfertigen 6l)ri= | ften aber jur
öreroung / oermanung onö roarnung allen fid)crn onö rol)= lofen / roeld)e öaöurdj billid) jur ©uffe gelodtet roeröen
fol= len in Drudi gege= . ben. i [Kleine Verzürum/.] Srftlid) ©eörudtt 3U Offen / i anno M.D.LXXVIll. I
Kl. 8". 8 Bl. mit den Signaturen: — aij 9liii — 3lD . Bl. i" und 8^ leer. Fehlt bei Weller. Dresden.
(2) ®arl)afftige (Srrd)r6*= lid)e jeitung / roas fid) oor Ofen onö ] ©eft ocrioffen onö ju tragen l)at / öifj 1578. jar / i
öen 19. tag 9Rai) / ?Bie alöa öas Seror oom Sim= mel l)erab gefalle / öas 6(ilof} fampt öer ©tatt oerl)eret onö
oerbrent |)at. "Die anöer seitung / roie öas öer Sürdi öen 28. tag STlarcj ift für öie ©tatt 9neölinge jogen / onö ein
ge= nomen / onö alöa jroei) öaufent 6l)2iftcn Dmb= brad)t / onö Dil l)inroeg gefüret / roie l)er= nad) berd)riben ift. [ "Die
öritt Seitung / Wit öas 8. öaufent ©inöird)e onö Srabatifd)! Saroren / in öie jroelff öau= i fent Sürdiert l)aben er=
rd)lagen /öen 12. tag 91prilli6/öif3 1578. [IloUschmU 7.5 X 6 cm, eine brennende Stadt darstellend.] \ Anno M.D.LXXVIll.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — aij 9üij — . Am Ende von Bl. 4': (Setrudtt 3U Slugfpurg jm Oar 1578. \ Bl. 4^ leer.
Fehlt bei Weller. Berlin.
(3) 9Barf)apge 6rrd)r5di= lid)e Seitung / roas fid) oor Ofen onö ®eft oerloffen onö 3ögetragen l)at/ öif3 1578. 3ar/
öen 19. tag snaij, roie allöa öas Scror oom §immcl l)crab gefallen / öas ©d)lof5 fampt öer ©tatt ; Derl)eret öunö {sie!)
oerbrenöt l)at. i)ie anöer Seitung /roie Die öritt Seitung / [Drucker.stocK:] anno M.D.LXXVIll.
4». 4 Bl. mit den Signaturen: — aij 9liij — ■ Bl. 4^ leer. Am Ende auf Bl. 4'': ^ ®etru*t 3U 3Iugfpurg. | Fehlt
bei Weiler. Daruhitadt.
(4) ^ur^ onö roarl)afftige Siflojia / öef3 / roas fid) am oerfi^inen ^ngfll= montag / öen 19. öes Jßlonats TOai) /
öifes 78. Sars / 3U Ofen in ©ngern 3ugetragen / mit einer 6()iiftlid)en erinerung. \ [Holzschnitt 2!).2 x 1(1.6 cm, die
brennende Stadt Oftn und die Elsplnsion dts Schlotes mit I'ulprtiirm; darunt/-r zweispaltiger Text, lijiks T2 Z'ilen
viit Beschreibung, rechts 3G Zeilen «Grinnerung an öen 6l)iiftlid)en Cefer« imd die Unterschrift \\ ®eö]ud(t 3u Jlürnberg /
öurd) eeonl)arö $euf3ler.
fir. Folio. .M)end.s um lo LIhr heftiges Gewitter mit Blitzschlag in das Schloß und den Ptilverturm zu Ofen.
Nürnberg, St. B.; Zürich.
(5) 6d)redtlid)e 5leroe Seitung / ©on öem groffen ongeroitter / öonner onö pli: §en / roeld)6 fid) im eerfd)ienen
9nonat 9nai öiefes lauffenöen 1578. 3al)res 3u Ofen in Ungern erl)aben / ©nö roas es an öem ©d)los onö ©taöt
öafelbft für ein merdUi(i)en faft oner^ hörten fd)aöen getl)an. ,
4". 4 Bl. Am .Schluß auf Bl. 4': ©eöfudlt 3U ©anfiig/ bei) 3acobO 9?1)0Ö0 1 1578. ! Bl. 4V leer. Fehlt bei Weller.
Königsberg.
(6) Jleroe 3ei)tung auf3 hungeren oon Ofen onö »ISefft / gefd)el)en im 1578. 3ar. [Holzschnitt 24 x 18.5 cm.
Blitze und Fiuergarbm fallen aus den \Volk(n auf Pest und Ofen.] \ [Text fehlt, weil abgeschnitten],
Folioblatt. Weller 487. ■ ' Zürich (Ms. F. 27).
1578 Juni 8.
©unöer gerd)id)t. 3u ©ernl)eim am 9Ilci)n in frandien, roie öie ©onn il)rn fd)ein in «lut oerroanöelt, 6 Tag
also auf und nidergangen, angefangen am St. Medardi Abend 1578 3m Sl)on. 0 öos id) künöt oon l)er^en
8°. 4 Bl. Weller, Annalen S. 246 Nr. 244, ergänzt nach Scheuchzcr, Bibliotheca S. 79, da ich das Stück in Zürich
nicht zu sehen bekam. Verfasser ist L. Edenberger. Zürich.
10*
76 H E I, L M A N N :
1578 Dezember 5.
6d)iöAlid)e «rieroe 3eitung / »on bm ©unöerseidjen / ne\ä)e» Den kurg t)erfd)inenen fünfften Def3 6l)jipmonat6 /
5U aittorff inn öem CanD 95ürtcmberg ift gefel)en roOJben. [Holzschnitt 25.8 X lö.S cm, phantastische Darstellung.]
[Ziceispaltiyer Text, links 4H Zeilen, rechts 47 Zeilen, Unterschrift:] 3u ©frafjburg / bei 95ern|)art 3obin M.D.LXXVIII.
Gr. Folioblalt. Der Ort liegt eine Meile von Tübingen. Vielleicht eine Lichterscheinimg bei Sonnenaufgang oder
auch Nordlicht Tunsicher'): Neben roter Sonne auf schwarzen Wolken Reiterhaufen, dahinter ein großer Mann! — Weller 489.
^ Zimch (Ms. F. 27).
1579 April 9
SReue ^Bunöerjeitungen aufj granckreid) »nö öen 91i5crlanben. 1. ©on öem fd)recklicl)en t)ol} fd)äMici)en an=
gcloffenem ©eroäJTer / roeld)6 3U ^arifj / inn öen öoiftätten ©.«marcells / Den neun=| ten äprilis/Difes M.D.LXXIX.gars /
Dner^6rter | rd)redilid)er meifj ift Drpl6ilid) eingefallen / unD i mit onfäglid)em Deriujt abgangen. 21uf3 Den glaubroürDige» /
DnD mit fpermiffion 5U «ßarifs getrudkten Sranö6fifd)en 3eitungen oerteutfdjet. | II. i ©on Der (Srnften «eläge= rung
Der ®e|)rl)afften ©tatt 9Ilaftrid)t: roas ; [iceiier 7 Zeilen Titel, darunter:] \ ANNO M.D.LXXIX.
40. 8 Bl. mit den Signaturen: — ^ij 2I3 — S 82 -• B'- '^ 7^ ""d Bl. 8 leer. Am Schluß des Textes auf
Bl. yf; Alors comme,aIors, also nach Weiler von Joh. Fischart. Drucker nach demselben Gewährsmann 6. Jobin in Straft-
burg. Weller 502.
Plötzliche Überschwemmung eines Teiles von Paris durch den Bach Gentilly- München. St. B
1579 August 2
(i) 3n)0 «Herne 3ei)ttung. ?Barl)affte du grfinD= Iid)e 3eittung / fo gefd)el)en ift Den 29 tag 3uliu6 / 3U 66llen /
Don einem hiainen \ ein anDre Sterne 3et)t= tung onnD gefd)id)t / Don Den erfci)26cWid)en 3öunDer3eid)en / fo
am §immel gefel)en finDt roojDen / 5U ®ref3n / Den 2 2lugufti ' Difes 1579. 8l)ar. [Kl. Zierleiste.]
40. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij . Am Ende auf Bl. 4' : ®eDrucht onD gefd)cl)en 3U (Sollen / bei) gell*
9{öfd)ne. • Bl. 4^ leer. Nordlicht? und Wolkenbruch. Weller 510a. Manchen. St. li
(2) Newe Zeitung aus Dresden, Beschreibung des Ersdireckiidien Wunderzeichens, weldies Gott . . . vber die
Stadt Dresden hat sehen lassen ... Die ander Newe Zeitung, Des Turckischen Keisers abgesandten feindcs BriefF, so
er den Legaten, dem Rom. Heiser zugeschickt. Budissen, Michel Walrab.
4". Nach Weller 503 in der Bibl. Ebner.
1579 .August 2.
(i) 9teroe 3eitung. öon einer (Srfd)redi= lid)en Sl)at, n)eld)e 3U ©illingen, oon ei= nem 3[)efun)iDer, onD einer
Sexen, gefd)et)en ift, roei= | d)e fie Denn öffentlid), Durd) ftrenge harter, bekanD l)aben, roie fi« es getrieben, »nD was
)1e für groffen fd)aDen geti)an, ; 2lud) infonDerl)eit, oon Diefem groJTen ©eroitter, roeld)eö fie Den 2. augufti, Diefes
1579. 3ar8, Durd) jre 3au= ! berep gemad)t l)abcn. ©abeneben aud), oon Dem | »ngefct)Iad)ten ©etter, als «Regen, onD
Äelte, roeld)e Dem Äorn onD ©ein, \ 3um groffen fcl)aDen onD nad)= j ii)t\\ gef(J)ef)en ift. 2lud) ift Die Sexe, n>eld)e
23. 31)ar, mit 1 Dem ^i)fen SeinDe, Dem leiDigen Seujfel gebuf)let, | Den 8. October, 3U ©illingen, 3um Seroer Derurtl)eilet
roor: I öen, Slber fd)redilid)er roeife, oon Dem Seuffel, aus Dem Seroer, in Den Cüfften roeggefü!)rt roorDen. Öurtl)
Sans Äungen befd)rieben. | ©cDrudit 3U ^afel, Durd) ©amuel ' Slpiario, etc. ; .
4°. 4 Bl. ohne Signaturen. Weller III 48. Breslau, U. B.
(2) «rieroe Seitung / ©on einer (Srfd)re*Ii= ] d)en Sl)at / roeld)e 3u Dillingen / oon ei= 1 nem 3l)efuroiDer / onD
einer Sexen / gefd)c()en ift / [ roeld)e fie Denn öffentlid) / Durd) ftrenge «harter bekant I)aben / roie \\t es getrieben /
onD roas fie oor grojTen fd)aDen getl)an / ; Slud) infonDerl)eit / ©on Diefem groffen geroitter / roeld)e6 fie Den 2. augufti /
Diefes 1579. Sars / Durd) jre 3aube= j re^ gemacl)t !)aben Sefd)rieben Durd) Sans «unöcn. ®cDrudit 3U ©rffel /
Durd) I «niclaus S^inrid). j
4". 4 El. mit den Signaturen: — 31., 2I3 — . Fehlt bei M'eller. Darmstadt.
(3) Steroe Seitung. | 5)on einer erfd)rcdi[i= [ d)en S()at / roeld)c 5U ©illingen / oon einem : 3l)cfuroiter / onD einer
Sexen / gefcl)e!)en ift / ©eld)e j Denn ijffentlid) Dur^ ftrenge Jllarter bckanDt l)aben / roie fie es getrieben / onD roas
fie für groffen fd)aDen get()an / 2lud) infon= Derl)eit oon Diefem großen ©eroitter / roeId)C6 fie Den 2. augufti Diefes
1579. 3al)r6 / Durd) jre Saubcrep gemad)t l)aben. 9a ; bepneben aud) / oon Dem Dngefd)lad)ten ©etter / alf3 Ke= , gen /
onD Äelte / roeld)es Dem Sorn onD 9öein i 3um groffen fd)aDen onD nad)ti)eil | gefd)el)en ift. \ [6 weittre Zeilen Titel,
dann:] j Durd) gans Sunöen befcl)rieben. | erftlid) geDruAt 3u ?5afel / ©urd) ©amuel apiario / jc. ,
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij Sljjj — . Fehlt bei Weller. Jena.
. ' 1579 Septeuiber und Oktober.
(i) ©utiDerseitung / oon i «Uleufen / fo in SRorroegen aus Der lufft auff Die SrDe onD Seufer gefallen onD
geregnet finD / anno \ 1579. i TOit. einer Erinnerung ! 00m ' Äornkauff. ' [Holzschnitt 10.5 x 4.6 cm, Tier, einer großen
Maus ähnlich.] \ ©Iffcn. | 1580. \
■ I T*!**', 'fr^'" "'' ^'^" Signaturen: — 9|ij Slüj — 55 55ii Jjjij — g gfj gjjj _. Bl. 12V leer. Als Verfasser bekennt
sich Jakob Kruger, Prediger zu Hamburg. Auf Bl. iiv und 12' ein Gedicht, überschrieben: ©. S^ohannes Srentiu«
Weller 537. '
Die Meleondof^ip in flrn rIpntftcJicn Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jahrh. 11
Die angeblichen Mäuse sind »Lennnen-. d. \\. Lemminge, die im Stift Beigen liei nebligem Wetter im September und
Oktober 1579 aus der Luft gefallen sein sollen. Lübeck.
(2) ©unöerseiftung : ©on «iRcufen / fo im SReid) onö Canöc «Rorrocgcn / aus öer Cufft / auff öaö Canö / ins
®a)Ter / cnö auff 5ic Seufer / 3U e$lid)en malen / l)euffig ' niöergefallen / onö gereg= 1 net finö / Anno i 1579. | 9Rit
einer Grinnerung / OOn Äornhauff. ' {Uolzschnitt ß.2 X S.f) cm, einf i/roßr vn4 eine Meine (junge) Maus — richtig
Lemming — darstellend.] ANSO M.D.LXXX.
40. 8 Bl. mit den Signaturen: — ?lii aüj — 53 Sij 55iij — • Am Schluß auf Bl. 8v: ©eörutht 3U erfforbt / J>Urd)
eeorgium Saioman / auff öem üifd)e= marcht. ^ Weller 537 a. /Miau.
1579 Oktober 14.
©2ei) neroer 3ei)ttung. ein crfdjjöAlidje nnö erbärmliche gefcf)id)t / fo fid) ein meil= rocgs oon öer 6tatt
Siemen / in 9TiDerfad)fen }u= Die öiitt / ©in erfd)i6cklid)es rounöerjeidjen / oon eim graufamen ©ctter / onö
biennenöen Seroer / fo am Simel gcfel)en ift rooiöen / im Canöt 5u ^aeuffen / inn Der 6tatt ©an^ig onö Dml)er /
onJ» roie ein Seroer roolcbcn fiti) / inn öerfelbigen 6tatt l)at niber gelalTen. / Slud) roie es ®lüt geregnet / onnb 6tein
jü fünff pfunöen geroojffen / banion oil öolAs auff öen ©traffen tobt blieben ift. 1579. jar. \
4". 4 lii- mit den Signaturen: — aij 2Iiij — • Am Ende auf Bl. 4^: ^ ©ebiucht 3U Königsberg in ^leuffen / burch
3ol)ann Saubman. Weller 515. Am S. Burckharts Tag im Weiimionat (wahrscheinlich 14. Oktober) offenbar Nordlicht,
später Gewitter mit Blitzschlag. Eine teilweise Wiederholung von 1577 Mai i. Münchm, St. B.
1380 Januar 12.
(i) Sroö Keroer («(>•') 3et)ttungen. <[ Die erft: ein erfd)26cftlicf)e @e= f(i)\d)t 1 60 gefd)el)en ift in ^labanö :
(."i Zdlm\ ^ Die anber: TOarIjaffttige rounbcr3ei)cl)en / bjci)er Sonnen / oier Regenbogen / onnb barin jroeoer eied)ter=
klarl)ei)ten / aud) groffen roeiffen ereu^ ged am ^imel / an oilen 02ben gefel)en rooiben / als l)er nad) folget / onnb
klärlid) aufsroeifet. 1 [Horizontaler StricL] \ jn.D.C.XXX. ;
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — Süj 9Iiij — • Am Ende auf Bl. 4»: ®cbju*t 3U 6d)n)einfurt / burd) [ Valentin ®2öner.
Weller 525, wo aber 3len)er statt Äewer steht.
Am 12. Januar 1580 von i Uhr bis Sonnenuntergang ein schön ausgebildetes Nebensonnenphänomen in Nürnberg
und Altdorf. München, St. B.
(2) ®arl)affte Gontrafactur / berer jüngft erfd)ienen groffen TOun= Öer3ei)cf)en / b2ei)er ©onnen / oier Wegenbogen
onb barinn 3roei)er Cied)terlilarl)ei)ten / aud) groffen roeiffen ßreuges am Simel / an oilen 02ten gefe|)en roo2ben / als
folgenbe Sigur klarlid) auf3roeifet. ' [Holzschnitt 25.8 X 19.4 cm, unhl ausgebildete Nehen.wnnenersclitinung, unten
Nürnberg vnd h'trnchtinde Mänutr; darunter zwet.'^paltiger Ti-xt, links 25, richts 26 Zeilen und querüber die Unter-
schrift:] 3u 9Iürnberg / bei) Sans DHadi ©2iejfmaler / roonl)afft ins Slorers Sof. |
Folioblau. Nürnberg, St. B.; Zürich (Mx. F. 29).
1580 Januar 13, 18.
(1) Jleroc 3eittung / ©efd)reibung bes grof^ fen ©unbei^eie^ens / roeld)es ben XIII. Senner bikfes (sie!)
1580. 3ars / am §immel gefel)en ift roor= ben / ©on ben bret) ©onnen onb brep Kegen= , bogen / 2c. 3n fonberl)eit
aber / Don bem groffen er= fd)redilid)en ©inb onb Grbbibem / roeld)es 3U 5Rom / brei) Sage nad)einanber geroel)ret /
mit groffem 3ittcrn onb beben / Daburd) benn Dnmef3lid)er 6d)a= : ben / an Äird)en onb ©eberoen / an 9nen= | fd)en
onb ©ie!)e gefd)eJ)en / roie l)ernad) folget. [Kleine Verzierung.] erftlid) gebrudit 3U 6traf3burgk / be\) Sf)eboIb
«erger / anno 1580.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lij 2liij — . Bl. 4' leer. Fehlt bei Weller. Ein Bericht auch in englischer Sprache
\'Orhanden. Berlin.
(2) 9lewe Seitfung / ^efd)2eibung bes grof= fen ?öunber5eid)en6 / roe!d)e6 ben Xlll. Senner biefee 1580. ^an 1
am gimel gefel)en ift roo2= ben / ©on ben b2ei)en ©onnen onb b2ei)en 9?cgenbogen. 3nfonbert)eit aber / oon bem
groffen erfd)26dilid)en ®inö onb Grbbibem / aud) ®etter / roeld)6 5U SRom b2ei) Sag nad) einanber geroe|)2et / mit
groffem 3it= tern onb beben / ©aburd) benn Dnmef3lid)er fd)aben / an ^ird)en onb @eberoen / an 9nenfd)en onb
«iel)e gerd)el)en / ; roie ()ernad) folget. [Kl. Verzierung.] erftlid) geb2Udjt 3U 6traf3burg. , M.D.LXXX. ;
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij 9Iiii — . Bl. 4^ leer. Fehlt bei Weller. In Rom am 13. Januar Lichterschei-
nungen am Himmel und Sturm mit Erdbeben am 24. Januar. Berlin.
(3) 3leroe 3ei)tung. Berd)reibung / biefee grojTen ?Bunber3eid)enö / 9Beld)e8 ben , 13. Senner biefes 1580. 3al)rö
am §immel gefe!)en ift roorben / oon ben brei) ©onnen / onb Drei) ^Regenbogen. 3nfonberl)eit aber / oon bem groffen /
erfd)redtli:: d)en ^inb onb erbbeben / roeld)ed in gan$ Stalia / onb fon= berlid) 3U 9lom / brei) Sage nad) einanber
gcroel)ret / mit grof= fen 3ittern onb beben gefd)cl)en / Darburd) benn Dnincf3li= d)er fd)abe an Äird)en onb ©ebero /
an 5nenfd)en onb 93iel)e getl)an / ®ie l)ernad) folget, aufs öer 3talianifd)en ©prad) in Dcubtfd) gebrad)t. [Kl. Holz-
■H-hnitt 4.6 X 6.0 cm, Nebensonnen und vom Himmel Wind blasende Emgel, unten bestürzte Menschen (das jüng.tte
Gericht)] \ erftlid) gebrudit 3U ©trafsburgk.
4°. 4 Bl. mit den Signatm'en: — 91ij ?liii — Bl. i» und 4" leer. Im Text steht, daß am 18. Januar das Halu-
phänomen gesehen wurde. Weller II 32 Breslau, St. B.
78 ■ H E I, I, M A N N :
(4) SReroe 3eittung / ®erd)jcibun9 öes grof= fcn <!Bunöei3cid)en8 / roeld)eö bes XIII. Senner öiefes 1580. 3ar6 /
am Simel gefe|)en ift rooi= öen / ?)on öen öicoen ©onnen »nö bia)en SRcgenbogen. 3nfonöerI)eit aber / Don bm
groj)'en-errd)26cklid)en ®inÖ mb (SrDbibem / aud) 5öcttcr / roeld)8 ju «Rom biet) Sag nacf) einanöcr gcroel)!et / mit
grofTem itU , tcrn mb beben / "Daburd) Denn cnmef3lid)er , \(i)aben i an Sird)en onnö ©ebcroen / an 9nenrcl)en onb
Siebe gerd)el)en / roie l)ernad) folget. [Z^/f?«e Verzienmff.] ' grftlid) geöjuckt ju ^ien. M.DLXXX.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij Sllij — . Bl. 4*' leer. Fehlt bei Weiler. Anti'/tiariat J. Roxenihal in Miinc/ien.
1580 März 27.
6l)riftlid)e onb trerol)erSige erinnerung / , ©om «Heroen ©un5cr= körn ober Äornregen / fo in ber SHarck ©ranbc=
burgk / ^rigniS / onb anbern orten me^r in biefem 80. 3ar ge= fallen / auffgelefen onb gebraud)t roorben / aud) roas
mti)x jur j roarnung 3nenrd)lid)8 gefd)Ied)t8 / ffir ftraff ober Stalia gangen onb an anbern ortl)en mel)r / roie es ber glei=
d)en OTeufe geregenet. j 3Rit erjelung ber roaren @erd)id)t onb ernftlid)er treroer roar= nung jur ©ufs / aud) red)t=
meffiger onb roolgegrünbter betrad)tung j ®a8 fold) Sornregen bcbeute: 3tcm: ©ine ernfte klage ober ben 8ornroud)er.
allen frommen 6!)riften onb fonberlid) j ben Seutrd)en 3U gut in ©rudi geben / "Durd) M. CASPARVM STOLSHAGIVM.
P.Z.S, [Hoh'-chmtt 12XH cm, aus den Wolken regnet es Getreide, das Leide au/sam/nelti.]
40. 12 Bl. mit den Signaturen: — Slij 9liij — 5? Sij 55iij — 6 ßij • Auf Bl. iiv; «HJagbeburgh / bei 3ol)an
Srandien. 1580. . Bl. i', laf und 12^ leer. Die 2., 3., 9., ir. und 14. Zeile des Titels in Rotdruck.
Auf Palmarum 1580 (27. März) regnete es Korn in der Gegend von Havelberg, Perleberg, Kyritz, Putlitz. Der
Verfasser zählt auch viele ältere Fälle von Wunderregen mit deren vermeintlichen Folgen auf. Berlin.
1580 März und April 23.
( 1 ) @rönblid)e onb ?öarl)afftige ne= , roe Seitunge / roie ba8 es ju ®6ftenl)aufen in ber War* Sranbenburg
kurg Dor Oftern / burd) ©ottes gnabe Äorn oom Simel geregnet / "Desgleidjen ben ! 23. april. in einem 6teblcin
^em= : ftabt genant / 2lud) ju «potlij^ / ba aud) Äorn oom Simel ift ge= fallen / roeld)6 oon ben Ceuten ift auff=
gelefen onb jufamen gefamlet / ; barau8 Srob gebadien / alles fein sufamen gejogen / onb in (Sefangsroeis ge=
ftellet: ] "Durd) ambrofium ©eft. [ 3m SI)on / ; ad) ©Ott t|)U bid) erbarmen / etc. | anno 1508. (sie!)
Kl. 8°. 4 Bl. mit den Signaturen: ^ aij aüj — . Bl. i^ und 4V leer. Weller 516. Weller 516a führt noch eine
andere Ausgabe, aus Basel, an, die auch in Berlin vorhanden sein soll, vo 1 mir aber nicht aufgefunden wurde. Berlin.
(2) 3roei) grünbtlid)e onb. ®arl)afftige ne= ; roe Seitung / bie ©rfte / 9Bie ] ba» es ju ®ufterl)aufe in ber «Jltardi
Branbenburg kur§ oor Oftern / burd) @ot tes gnabe ^orn oom Simel geregnet / ©efj gleid)en 23. aprilis / anno
1580. in ei= nem 6teblein 3lero 6tabt genanbt / aud) ju «ßotliö / ba aud) bas Äorn oom Simel ift gefallen / me\ä)es
Don ben Ceuten ift auff= gelefen onb jufamen gefamlet / bar aus 33rob gebadien. 3m tI)on / ad) ®ott tl)u bid) er=
barmen alles fein 3U= famen gejogen / onb in @e= I fangs roeis geftellet / burd). ambrofium ©eft. 3Tod) ein rounber^
lid) nero DnerI)ort @efd)id)t / fo in 9Torroegen fick jugetragen f)at / omb onb ober ber 6tabt Sergen / roie es ba=
felbft lebenbige TOeufe com Simel geregnet I)at / ' ©mb ÜRartini ned)ft »ergangen. 3m Sl)on / ®ie man ben Cinben=
fd)miebt fingt.
8". 4 Bl. (das letzte Blatt fehlt) mit der Signatur %. Mitgeteilt von Dr. Claussen in Rostock. Fehlt bei Weller.
Wolfenbütt'l.
(3) Sroe grünbtiike »nbe 9Bar|)afftige npe Sobinge / ©e ßrfte / ®o bat t)bt ti)D fi3efterl)ufen i)n ber TOardie
Sranbenbord) kort cor ^ard)en / ! bord) ©abes gnabe Äorn oam §emmel geregent / Defsgeliken ben 23. Aprilis, An-
no 1580. i)n einem 6tebeken 9Ti)eftabt gen6= met / i^öa tf)o «potlift / bar odi bat Äorn oam i Semmel ps geuallen /
roeldier »an ben Cfi= ; ben i)s opgelcfen onbe tl)0famen gefammelt / baruti) Srobt gebadiet. 3m SI)one / ad) ®oM
bo bJ) erbarmen. ©efteU ! let bbrd) ambrofium ©cft. | mä) ein rounberli* nt)c Dn= erl)6rt ®efd)id)t / fo in 5Torroegen
fiA tl)ogebragen l)e|ft / omme onbe auer ber | ©tabt Sergen / roo pbt barfülueft leuenbige OTufe «)am §emmel geregent
l)efft / omme Martini negeft ; »organgen. 3m S[)one / aife men ben ein= benrd)mibt finget.
Kl. 8». 4 Bl. mit den Signaturen: — ?lij ?|iij — . .'\ni Sclilnß auf Bl. 4V: ©ebrüdiet tl)0 CÜbedl / börd) Aohan Sal»
l)Om. Weller 516. ji^Un.
1580 April 28.
?Barl)afftigc neroe jeitung / onb rounberlid)e gerd)id)t / Wte es in ber li)blid)en 6l)urf. Smarggraffefctjafft Sran=
benburg Äorn oom Simmel geregnet ben 28. aprill biefes 80. Sars fein örbentlid) befcl)ricben onb abgcmalet. [Holz-
.schnitt 26Xt3.7 cm, es regnet 'Korn- vom Himmel, das Leut'< von der Erde einsammeln] ; [Dreispaltiger Text in
Versen von 40, 40, 36 Zeilen, unter dtr 3. Spalte die Unterschrift:] erftlid) / ©ebrudlt JU OTagbeburgk bei) 3od)im
roalbe / jftunber 3U erffurt / bep 8oI)an Sedi.
Folioblatt. .Komregeii. in Wusterhausen. Als Verfasser bekennt sich am Schluß Ambrosius Wetz. Weller 518.
Das Damm ist vermutlieh unrichtig und soll heißen den 23. April. Zürich CMs. F. 29).
1580 Mai 13.
(i) 3roo neroe 3eittung / ©ie erfte / (Sin erfd)j6dilid) m fel)2 erbärmblid) @efd)id)t/ fogefd)el)en ift ben legten
Se= i bjuarij / in biefem ad)öigtften 3ar in Srabanb / ein ; «meil roegs oon enbl)ofen / oon einer TOitfraroen / mit
Dier kleinen Äinben (sie.'} 1 roie fie fo groffen l)unger erlitten / barüber oon fmnen kommen / onb jrc aogen Sinber
Die Meteorologie in den deutschen Flvyschriften und Flugblättern des .YV7. Jahrli. 79
ertpärgt / aucf) fid) enblid) |"elb|"t er= l)encht / roic jr öann l)ernad)cr 1)6= ren roeröet. "Die SInöer. ; 25on öer errcl)26ck=
lid)en ©ettcrsnotl) / onö 9Bolcken biud)S / n)elct)e8 berc()ef)en jroo 3neil roegs umb Ärembs onö Stein / Den 13. JUai)
Öef5 jegtroerenöen Jjare / öarin auffs kür^eft gcmelöct / Die fürnembjten S^hhcn i an Ceutijcn / ©ied) / ©etraiö onb
®ein / JC. \Kleine Zierleiste.] grjtljd) geöjucht ju ©icn.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — ?lij 9liii — ■ Bl. 4' leer. In Reimen. Vertassei- ist Daniel Holtzniann, der sich am
Schluß nennt. Weller 523. Berlin.
(2) ßin nero kleglid) Cieb / oon t»er 6ct)röchlid)en ©ettersnott / onö ©oicbenbrud) / n)el= i Iid)e6 bercl)ef)en jroo
TOeil n)«g6 »mb Ärembs onb ©tein / öen 13. 9Hap Des je^troerenöen Sars / öarin auffs kür^eft gemelt / 5ie fürnembften
fdjäöen / an , Ceutten / ©ied) / ©etraib onö ©ein ic. 3m SI)on: ®ie man Das Cieö oon Olmi§ fmgt. ®eftelt ©urd) /
f)anieln ^olgmon / ?)eut= fc!)en ^oeten oon Slugfjpurg. 1580.
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen: — atj 9lii( — ■ Am Ende auf Bl. 4V: @e5rud<t 3U ©ienn in Ojter= i reid) / burd)
6tepn Sreufter / beim Wotcn Wann / in ber i ©oltfeül.
Ks gibt auch eine Ausgabe in tschechischer Sprache; \gl. Dlabacz, Nachricht von den in l)öhm. Sprache verfaßten
und herausgegebenen Zeitungen, Nr. 11. ' Zürich (Ms. F. 29).
1580 Januar 13, Mai 13.
Drey newe Zeitung. Die Erste, Beschreibung des grossen Wunderzeicliens, weiches den 13. Jenner dieses 1580.
Jars, am Himel gesehen ist worden. Von den dreyen Sonnen, vnd dreyen Regenbogen. Insonderheit aber, von dem
grossen erschrecklichen Wind vnd Erdbidem, auch Wetter, welches zu Rom, drey Tage nach einander gewehret, . . .
Die Ander Die Dritte. Von der erschröcklichen Wetters noth, vnd Wolckenbruchs, Welches beschehen zwo Meli
wegs vmb Krembs vnd Stein, den 13. Maij defs jetztwerenden Jars, . . . Erstlich gedruckt zu Strafsburg.
4°. 8 Bl. Das dritte Stück ein Lied lon Dan. Holtzmann, 1 8 Strophen. Nach Weller 524. Wi^.
1580 Mai 27.
Wetpe fBarl)afftige anö ernftc ftraffe @otteß / oon einem fcl)r S^xtdn- iidjen ©etter / Darinne es ©teine ge=
regnet / onö an Seu= fern / griid)ten Des gelbes / ©iel)e / onb fonjten oielfeltigen groJTen fdjaöen getl)an / in bem
SIedten *nörtJ)en / ein Jneilrocgs oon @i5ttingcn / onö auff Den ©örffern Dmbl)er / ben ©örf: fern Dmbl)er / öen 27. tag
9Raij / öifcs je^igen 80. 3a!)re6 / Milien Sljriflen notroenöig onö nüftlid) ju roiffen / "Our.d) 3oad)imum Äcttler / ^farl)errn
}U ©ene bei) ®Öttingen. \ [Uotzschnitt 3.3X3.9 cm, Christum mit dm Jüngern, Zeichen am Himmel.] | lEREMIAE 36. |
[7 Zeilen Bibelzitat.]
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — SI2 % %i- Am Ende auf Bl. 4»: ©eörudtf 3U Srffurt ©urc^ 3ol)an Sedt / j
Starkes Gewitter mit Hagel um 2 Uhr nachm. am 27. Mai 1580. Zürich (Ms. F. 29).
1580 Juni 13.
©arl)afftige onö Qu gentlid)e ^efd)reibung / De» 6rrd)rcdi= lid)cn ®unöer3eid)en6 / 60 an öem §immel in '
biefem jc^igen lauffenöcn 1580. ^mt 1 öen 13. 3"= "ij / 3" SIbenöt / nad) öcr 6onnen ©ntergang / 3n ber Serrfd)afft
TOanfjfelöt / ©ber öem (Slofter Solfeclla / (Sin l)albe Weil oon Gifjleben gelegen / gefel)en ift roorben / ©ie foId)es
nad) Dnterfd)rie= bene ^erfonen \>t- sengen. Sfaias am legten ©apitel. ^ [.» Zdlen Bibeltejt.] \ [Schnörkel.] j Anno
M.D.LXXX.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij %Ü\ — • Bl. 4^' leer. Auf Bl. 4'' am Ende, hinter einem Schnörkel: Srftlid)
gebrudtt 3U Cri^leben / öurd) 9nbream <petri / 3n öer Center^« ; gajTen nobnent. !
• war es hell und rot am Hinnnel, und llinkerte wie ein reaerfl.unnjen«, also wohl ein Nordlicht, nachdem am Nach-
mittage merkwürdige AVolken erschienen waren. Jena.
1580 August 10 und 14.
3roo ©unöerbarlic^e / er= fd)redilid)e @efd)icf)te / n)eld)e fid) 3U getragen l)aben in Cieflanö / 3roird)en 'Dud)=
horo onö ^anöom. ©ie anöer gefd)ef)en ijt in yiiqa in Cieflanö innen onö auemenöig öer 6taö / gro6merd{= lic^e
®Un= öer. [Zierzeichen.] 1580.
4°. 2 Bl. ohne Signatnren. Bl. 2" leer. Am 10. August 1580 um 9 Uhr vorm. »grausamer Wind«, am 14. August
regnet es in Riga »weißp Würmpr«. Köinpuberg.
1580 Juni 13 und September 10.
(i) ®arf)afftigc onö 6i= gentlid)e ©efd)reibung / öes erfd)redi= Iid)en ®unDer3cid)en6 / 60 an öem §immei in
öiefem je^igen lauffenöen 1580. ^mt 1 Den 13. 3"= "'i / 3" Ebenol / nad) Der 6onnen ?>ntergang / 3n Der Serrfdjafft
snansfelDt / ©ber Dem Clofler Solfoella / Gin l)albe Jfieil oon (Sisleben gelegen / gefcl)en ift rooröen / ®ie foId)e6
nad) Dnterrd)riebe= ne <perfonen be= 3eugen. ?)erglcid)en fe|)r erfd)redili(f)c / Scn>ri= ge ©lutrote onD ©ciffc / Durd)
einanDer lauffenDe 6tralen / finö öen 10. 6eptembri6 öiefee 80 Sars / oon 7. Dl)ren / bifs omb Die TOitternad)! / 3U
(Sisleben onD in Der OTardi allentl)alben l)erumb / aud) gefel)en roorben. 6ampt einer (Srklerung / onfers ©eut=
fd)en 'propl)eten / T). Vü. Cutt)crö feiigen ©as oon folc^en onD Der gleid)en ©un= Der5eid)cn 3U l)alten. Sfaias am
legten ©apitel. 6il)e Der S(Sn roirD komen mit geroer / onD feine ©agen roie ein ©etter / Das er oergelte im grifü
feines jorns / etc.
4". 4 Bl. mit den Signatnren: W\\ — Auf Bl. 4"^ am Ende: 3u TOagDeburgk bci) 3oban Srandten /3m 3ar I
1580. . 151.4" leer. Berlin.
80 Hellmann:
(2) Newe Zeittung vnd . . . Beschreibung des erschrecklichen Wunderzeichens, so an dem Himel in diesem jetzt-
werenden 1580. Jare ... in der Herrschafft Mansfeldt, vber dem Closter Holtzella . . . gesehen ist worden . . . Magde-
burgk 1580.
4". 4 Bl. Weller 1 17.
1580 August 16.
Drugxilin (596) verzeichnet folyfnden EinUattdrm'k. über eine Lichterschcinuny an der Sonne: Wunderzeichen
— so am Himel — vier Meil von Prag — ist gesehen worden. [Drfi geharnischte Krieger vor zwei fackelnden Sonnen,
unten 27 Zeilen Text:] Anno 1580, am Dienstag nach Maria Himelfahrt — alles warhafftiglichen wider faren lassen . . .
Gedruckt zu Prag inn der Alten Statt, bey Buryan Walda.
Einen ähnlichen Druck verzeiclmet Zibn 1315 (ohne genauere Angaben).
1580 August 16 und September 10.
3roet) 6eH3ame©un=| ber/@ejld)t onD rouni)er3eid)en / Diefes j [horizontaler Strich 5.7 cm lang] JH. ©.C XXX.
3ars. I ©06 erfte / ift öen ©ienftag nad) OTarie $imcl= ■ fart in öer Äron ^ö^cm / 3U alten Änijn / oier 9Reil i x>m
^rag gelegen / oon »ielen glaubroirbigen 1 'ßerfonen gefel)en roorbcn. ' [Kl. Holzschnitt 3.4x3.2 cm, Christus (?) mit
drei Jüngern.] \ Das 2lnDer jft Den ©onnobenb nad) Dllaric \ geburts tag / Don oielen guti)^igen mb glaubtpirMgen
8eu= I tcn in Der 6ta5 «ßrag mt) fonften an »ielen anDern { orten mc()r / gefel)cn n)or= ' den. ' [Kl. Zierzeichen.] grj»=
lief) gebrudit 3U ^rag in öer 3llten ©tabt / 1 bet) Burpan ©alDa.
4". 4 Bl. mit den Signatnren: — 9Uj SIÜj — ■ Bl. 4^ leer. Nordlicht? BiU. Hellmann.
1580 September 10.
(i) CHASMA COELl, i Das ijTt / eigenMid)e mb n3arl)ap= ■ gc berd)reibung / mit allen jren ombjtenbcn bes
|"el)r I grcrolid)en mb errd)re*iic()en Chafmatis, bas ift Scroers ober ^lutsklüffte / fo ben 3el)enben tag biefcs OTonats
6ep= ! tembris / ju 5lad)t am Simmel allcntl)alben : ift gcfcl)en »nb obferuirt rocrbcn. 6ampt kurzer / onb bod) gar
notI)roenbiger Cel)r | onb onterl)aItunge / ®ie fold)e8 onb anberc bcrglcid)en / ale rc|)ii>inbe 3orn3eid)cn GOTTES/ onb
geroiö folgen= ] ber 6trap nal)e öorleuffer / an3urci)aroen onb ' 3ubetrad)ten / etc. Durd) gxempel ! onb SijTtorien / etc.
[Kleiner Holzschnitt: erschreckte Lmte auf der Straße.] ^e^<i)mbtn burd) SRI. 'Petrum SRaunern / ©jener bes ®Ött=
iid)en ®ort$ 3U langen 6al$a.
4». 12 Bl. mit den Signaturen: ^Is 2I4 55 S2 553 «4 6 62 63 — • -"^''i Schluß von Bl. 12^: ©ebrudltiU ©rff urbt /
?)urc^30l)ann55cdl| ANNO M.D.L XXX. . Bl. I2V leer. Dresden.
(2) «(Totroenbige grinne= | rung / aujf b3 fci)red?Iid)e Seroer3eicl)en / 60 ben 10. ©eptembrie bef3 je^lauffcnben
1580. ^al)X6 am | Simmel gefe|)en roorben / [ampt einer grünblid)en ge= roifl"en 9led)nung aus ©ottes ©ort / baf3
bas ' enbe ber ©elt onb ber aöngfte tag | nal)e für ber Sf)firen ' lACOBVS COLERVS D. Stamus in occurfum
cupida tibi mente parati: \ Quando tibi vifum eft, CHRISTE, venire, veni, \ [Kl. Holzschnitt 5.JXG.4 cm, ein JS'ordlieht
darstellend, in der Mitte ein Adler sichtbar!] ] CUCSE om 21 ßapitel. j [4 Zeilen Bibeltext] \ ®ebrudtt 3U Berlin / Sinno 1581.
4". 18 Bl. mit den Sisnaluren: — 2Iij Sliij — 55 Sij 6 6ij 6iij — © ©ij ©Üj — 6 — • Bl. iS'' leer. Auf der
Rücliseite des Tjlels drei kleine Holzschnitte von je 2.5 X 4-o cm. Berlin; München. St. B.
(3) 6in grof3 on fel)2 errcl)Jödilid)s ?Sunber3epd)«n / fo man im 3«"" 1580. ben 10. ©eptember / in ber Äei)fer=
licl)e 9leid)ftatt augfpurg / nacf) | onbcrgang ber ©onnen / an bem §imel / gar epgentlid) gefei)en l)at. [Zweispaltig
Verse von je 3 Zeilen] I [Holzschnitt 23X17.5 cm, Nordlicht, darunter ziceispaltig wieder Verse von je 29 Zeiltn und
querüber nie Unterschrift:] f^ 3ä Sugfpurg / bet) Bartl)oIomc Säppeler Biieffmaler / im kleinen ©ac^ffe« gefsün.
Folioblatt. Gute Darstellung eines Nordlichtes. Kürnhery. denn. Miw. (defekt); Zürich fJ/«. F. 29).
(4) TOunber3eid)en onb fcl^am gefd)i(J)t / fo am Simel ben bien= ftag nad) TOaria §immclfal)jt / in ber Sron
55i3l)aimb / 3U Sllten Änin / oier smeil oon «ßjag \ gelegen / 3n bifem 1580. Sai" / »on oilen glaubroirbigen <perfoncn ijt
gefel)en roOJben. ^ [Holzschnitt 25.2X17.3 cm, phantastische Dar.ilellwig dner Lichterscheinung, die vielleicht in ein
Nordlicht (;') übergeht: gepanzerte Männer in und unter der Sonne, die ganz rot er.^cheint.] • [27 Zeilen Tut. rrchts
und links Zierleiste, darunter:] ©ebiudit 3U ^jag / inn ber Sllten Statt / bep Burpam ©alba.
Folioblatt. Gotha, Mus.; Nürnberg. Germ. Ma.y.
(5) ©unber felfeam @eficf)t onb 5Bunber3eid)en / fo am Simmcl / ben ©ienftag nad) TOarie Sim= melfart in
ber ^ron Be!)aimb / 3U alten Änijn / »ier 9ReiI oon «Prag gelegen / in biefem M . D . LXXX. 3ar / oon oielen glaub=
roirbigen ^erfonen ift gefef)en roorben. : [Holzschnitt, unkoloriert: 25.5X15.2 cm, in den Wolken treten Sonne und
Mona herror, in denen bewippnete Männer sichtbar sind, unten Beschauer; darunter 2.S Zeilen Text und die Unier-
svhri/t:] ' ®ebrudit 3u ^rag in ber Sllten ©tabt bep «urpan ©alba.
Folioblatt. Der Text ist von dem der vorigen Ausgabe verschieden. Gotha, Mus.
1580.
©rep Älägli(l)e SReroe Seittung / in ein Cieb ocrfaft. ©ic erfte / oon bcf3 Sördien groffe Sprannep. 9ld) {sie!)
roie Seroer oom §immel gefallen, ©ampt einer angel)en*ten «practica / roas fid) auff bif3 3ar begeben m6d)t /
oon roegen onfers fünblid)= | en Icbens / Sluff bif3 1581. 3m S;i)on / ©ie man ben Ser^og Srnft finget. [Holzschnitt
0.5x4.5 cm, Ketter.] , ©etrudit 3U Slugfpurg / burd) §anö Sedi / SInno 1580.
Die Mffteoroh}gif> in den deutschen Flugschrifle^i und Flugblättern des X VI. Jahrh. 8 1
Kl. 8". 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. 4^ leer. Beruhtet ganz allgemein von -drey Sonnen«, »Hey der dunckhellen nacht/
der Himmel wie fewer gemachtn (Nordlicht?). Weiler 519. Berlin.
1580.
Sinfeltige / kur^e / roar= l)afftige / rcl)recklid)e / Dnerl)6rte Hiftoiiae, i ©on öen Dreien ®a)Tcrfluten in ?l)rif5=
lanöt / öcrer bic erjUe / Anno & nato Chriflo 1512. darinnen jleben Safpel / oöcr ^farrkir= : d)en / mit allem 33oIck
crfeuffet. Die anöere / 1570. Die t)ritte / 1577. ergangen / ©as für onfäglid) 6d)at)en / Den einroonern öes orts /
roi= berfaren / Snb roie Diel Saufen! 9nenfd)en barinnen Dmbkommen. ©arnpt befd)reibung jroeijcr grojfen ongef)erorcn
®alfifd)e / xotX&^tx ber eine tobt / ber anber lebenbig / ans lanbt / burd) bie flutl) / getrie= 1 ben ift roorben / Deutfd)er
Nation ju einer gemiffen ?Bar= nung / onb oorlauff etlid)er groffen 6traffen / , fo Ijerpad) auf erben foI= | gen ma--
ben. : ^ allen onbufsfertigen / ©ottlofen / r»cl)em / ; epicurifd)en Ceuten 3um fd)red{en / önb bargegen ben Punilis j Chrilti,
jum Sroft jufamen gejogen / TOit Dielen nö§lid)en ' ©efdjidjten / Prouidentiae Del. Durd) | MARCVM WAGNERVM \
Frimarienfem, Theologum & Hiftoricum alter Monumentorum befonbern j Ciebl)aber. i [Trennungsstrich.] [ M.D.LXXX. j
4". 30 Bl mit den Signaturen 91 bis g ohne Numerierung. Auf Bl. 30' ein Verzeichnis der Druckfehler und an
dessen Ende : Sebrudtt 3u (Sitforbt / burd) ®e= ! orgium Saroraan. I . Bl. 30^ leer.
Auf 5i his 9/ ein alphabetischer Index, auf den zwei lateinische Gedichte folgen.
Wegen des Verfa.s.sers vgl. 1558 Mai 17. liihl. Hellmanii.
1581 Januar 10.
Brno 9len)ejeittung. ?)ie ßrfle : ©on ben (Srfd)r6*li= ! d)en ?l3unber3eid)en / fo am $immel \ gefe|)en finb roorben /
3U Dref3n / ben 10. 3anuarij biefcs 1581. 31)ar. Sie Slnber: i (Sin erfd)r6d?lid)e onb crbÄrmlidje gefcf)id)t / fo fid) ein
meil roegs Don ber 6tatt ^Bremen / in 9tibern 6ad)fen 3ugctragcn / roie bafelbft ein TOann fein 6d)n)anger | ®eib
oerhaufft / onb ben TOörbern in einem ©alb gcliffert l)at i Slber rounberbarlid)er roeif3 / Don einem ! 3undiern i^r ba
jagen geritten / erlöfet / onb roie ber tl)äter mit fampt ben 5n6rbem barüber gefan= | gen / onb nad) j|)rer bekanter
DbeUt)at 3U 1 Bremen gerid)t fein roorben / ; im 1581. 3l)ar. i @ebrud<t 3um Soff / burd) | 9nattl)eum ^feilfd)mibt. i
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — ?üj Sliij — . Bl. i' und 4^ leer, p'ehlt bei Weller. Optische Erscheinung am
Monde abends 8 Uhr, nachher ein ■Wa.ssergus, gleich einem Wolckenbruch« . Berlin.
1581 Januar 20.
(i) fßare Sontrafactur / bes jüngflen 3ojn onb ©unberseidjens / im j '^vcmet bif3 1581. Sares erfdjienen / onb
3u le§t el)e fold)ß roiber oergangen / fid) gen^lid) in bifer gejtalt / 1 3U SRürnberg onb anbern Dilen ojten feljen laffen.
[IIot:schnilt lifi.4X 14.J cm*), A'ebenmond und Lichtkrcu: am Ifimm'L] , [Zweispaltiger Te.rt, links 46 Zeilen, rechts
Li Zeilen; unt'-r beiden Spalten die Unterschrift:] 8u Jlörnberg / bet) Ceonl)arbt ©Ifimel Brieffmaler / bei)m 9Teroen
Sf)oi / l)inber bem gulben 6tern.
Gr. Foliviblatt. Die Erscheiming war am 20. Januar, von 6 bis 9 Uhr. Dragulin (600) mit anderem Datum (29. Januar?).
Berichtet auch von einer anderen Wundererscheinung am 13. Januar frühmorgens.
Berlin, Kupferstich-K . ; Nürnberg, St. B.; Zürich.
*) Beim Berliner Exemplar nur 12.2 cm liochl
(2) Diei) neroe 3eQttung / j Die Srft / ©om erf(i)]6dtlid)en (Srbbibem / gefd)el)en ben j Sanuarij iii). tag / in 3tl)alien /
anno «m.'O.exxXj. Die anber 3ei)ttung / lauttet Don biepen 6onnen an bem §iiüel / 6ampt etlid)cn eeid)ten / onb
anberm Sriegsuol* / fo gefel)en roojben im Canbe 3U ^olen ober ber 6tatt SHargenbojg / ben 20. Sanuarij bes abenbte
omb oier ©l)i. Die biitte / ©on einem 6omet 6tern / aud) ober ber 1 Statt SHargenburg / it. 1581. | [Darunter drei-
spaltig der Text und im oberen Teil der 2. und 3. Spalte ein Holzschnitt, 18.3X10.7 cm, phantastische Darstellung;
Männer mit schwarz' n Mänteln und Kopfbedeckungen vor drei Särgen, die von nackten Männern (im Laufschritt)
getragen werden; am Jlimmcl Sonne und Sterne sowie kämpfende Reiter; am Schluß der dritten Spalte:] | ®eb2Udtt
3U Cnrfurbt / bei) [ 3ol)ann ©cdt |
Großes Foliobiatt unkoloriert. Berichtet unter anderem von einem starken Gewitter mit Hagel am 10. August 1580.
das ati» Nordwesten kam. von Lichterscheinungen am Himmel und von einem Nordlicht (?). Fehlt bei Weller.
Berlin, Kupferstich- IC.
1581 Februar 17.
Djei)erlei). Dendiroürbige / onnb ; roarl)afftige / bod) fd)36*lid)e onnb ; (Srbärmlid)e 3ei)tung auf3 'Prag / Dom
16. i 3anuani- ""ö 17. Sebmarij. 1581. ; ©on bem qt^biten Donnerklapff / onb barauflf oolgcnbem ge: 1 l)6iten
©el)eklagen / ob ber Statt onb 6d)lof3 ^ag. j j 1581. |
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lij SÜj — . Bl. I"» und 4» leer. Am Ende auf Bl. 4r: QcblUdtt 3C (sie!) ^rag. i
[Darunter zwei größere Zierleisten 10.4 bzw. 10.5 cm breit] Weller 544. Zibrt 1316.
Anscheinend ein Wintergewitter am 17. Februar 1581. München, St. B.
1581 Mai 28.
©arl)affte 6on= trofartur (siel) onb befd)reibung / i Der 3öngftuerf(i)inen groffen ©un^ j ber3eid)en / 3roei)er
6onne / onb oier 9lc= genbogen / fo am Simmel gcftanben / ©ber ber t 6l)urfürftlid)en 6tatt Scobelberg / ] bifes
D. M .LXXXI. 3ar. 3m S|)On. ©arumb betrüftu (!) bid) mein SerJ. [ [Holzschnitt 6.5X6.5 cm, Neben.<!onnenersrheinung.]
Srftlid) ©etrudit 3U Sei)belbcrg / bmrd) 1 3acob SHüler / 1581.
Kl. 8°. 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. 4V leer. Weller. Annalcn II S. 437 Nr. 604. lierlin.
l'hys.-math. Ahh, 1921. Nr. 1 11
82 Hellmann:
1581 August 27.
©erd)reibung i ®cr ©c^recklic^en \ Brunft / geroersklufft / 6f)afmatiö \ »nb ®efid)teö / fo Den 27. augufti / des
jegt lauf= fenDen 1581. 3ar6 / öie gan^e 5lact)t ober am i Simmel gefel)en rooröen ift. 9nit kurzer Dermcitiung öer
orfad) foI= , d)er gcroer3cid)en / aud) jren bcöeutungen onb n)ir= chungen / alles mit angesogenen 3eugni(Ten mb
exempeln crkleret onb berocret. | ©urd) | 90. 3oI)annem ^omarium / 5U ©• ^eter in «RTagbeburgk / ^farf)err. i [T>-
ziervng.] | 3u JlTagbeburgk / bei) 3oI)an | Srancken. 1581.
4°. i6 Bl. mit den Signaturen — Slij SIÜj — 5? 5?ij SÜj — 6 6ii SÜj — © ©ij DU) — ■ Bl. iv und 16" leer. Auf Hl. 16'
ein Holzschnitt 10.5X9 em, der ein Nordlicht darstellen soll, darunter : ©cbrucftt iU Sflagbeburgk / : ©Urd) fBiI()eIm SRofö.l 1581. ,.
Die 2., 3.. 7., 12. und 15. Zeile des Titels in Rotdruek. Der Verfassei' führt folgende frühere Nordlichte, n)it ihren
angeblichen Wirkungen, auf:
1529 Januar 9, lOP. *i56o Dez. 28. 1573 Apr. 11.
1536 Sept. 16, 6— 7P. *i564 Febr. 18, loP. 1573 Apr. 23 (Brüssel).
• 1549 Sept. 21, I2P. 1564 Okt. 7. 1573 Apr. 25 (Gent).
1551 Sept. 2. 1568 Sept. 25. *i58o Sept. 10.
1560 April 10. 1569 Sept. 10.
Von diesen Nordlichten sind nur die drei von mir mit einem Sternchen (*) gekennreichneten durch Flugschriften
im vorliegenden AVerke belegt. Berlin.
1582 März 6.
(i) Äurfie i Scrcl)reibung bes er= j fcl)redtlid)en 3eid)ens / [o er= rd)Jenen im ^Rer^en / ©iefeö 3arö / [Hori-
zontaler Strich] j M . D . LXXXII. | imenniglid) jur Stac^riditung mit fleis gefeftet onb crkleret. \ ©urd) ; M. Thobiam Moilerum j
Aftronomum. | [Holzschnitt, flankiert xwi 2 Zierleisten, 5.2 X 4.5 cm, das jüngste Gertcht(?).] I ©ebrudtt }U Ceipjig /
«ep I 3t>l)an:®et)er. i
40. 8 Bl. mit den Signaturen: — »ij M\ — 35 8ij Wn\ — . Bl. i^ und 8» leer.
Nordlicht beobachtet vom Verfasser Tobias Müller in Zwickau am 6. März 1582 um 6'/2 Uhr.
BerUn; Bihl. Hellmann.
(2) «!Barl)a(ftige onb erfc^iödUicFie 9Ieroe 3ei)ttung / fo fid) ain Simmel erjepget |)at / ben 6. Sllartij / anno
1582. 3ar / Dngcfal)Jlid) »On 9. bifj auff 12 Djjr geftanbcn. j [Holzschnitt 32.5 X iS.5 cm, Darstellung eines Nfjrdlichts
mit Corona.] j [17 Zeilen Text, worin gesagt wird, daß am 10. September 1580 hei Nacht eine ähnliche Erscheinung
(chasma) gesehen worden sei.] \ ^ 3u 2lugfpurg / be») Sanns 6d)uitcs / %ieffmaler »nb Sojmfdjnepber. i
Querfolio. Weller 549. Auf der Rückseite des Nürnberger Exemplars befindet sich von alter Hand die Notiz, daß
am 6. April 1582 vor Mitternacht abermals ein Nordlicht zu Augsburg gesehen und am 14. Mai ein Nordlichtbogen wahr«
genommen worden sei. Diese letzteren beiden Nordlichte werden in Fritz' Katalog nicht erwähnt.
Nürnberg, Germ. Mus.; Zürich.
(3) Babst von Rochlitz, Mich.: Warhafftige beschreibung des erschrecklichen Blut vnd Fewerzeichens welches
den 6 Martii 1582. Jahrs am Himmel gesehen worden. Darinnen notwendige Lehren zur besserung u. bericht was
auff dergl. Fewrzeichen erfolget Freyberg 1583.
4°. 12 Bl. Mit Titelholzschnitt. München, Cat. J. Rosenthal A. R. Nr. 83 [2930].
1582 März 7 bis AprU 17.
®arl)a)ftige onnb er= i fd)2edilid)e STlcroe Seittung / roeld)e fid) oon [ bem 7. smartij an bifj auff ben 17. Slpriliö
biefes 1582. 3ars / in ©rabanb / golanb / ] onb 6eelanb / befj errd)reddid)en 6turm= | roinbes / grbbibems onb Blutuer»
gieffens Ijalber j sugetragen I)at / 2Iud) oon bem «ßringen oon ] 55ranien / roie er ju Slntborff oon einem 1 Sauffmansbiener
gerci)offen ift mou \ ben / roie roeiters ocrmclbet roirb. j [Zierzeichen.] \ 1582. [
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 2Io % — . Bl.- i^ leer. Am Ende auf Bl. 4V: grfllid) brudtt 3U 6ÖIIn bet) | Ceon-
l)arbt 3{eini)arbt. 1 Weller 550. ' München, S'. B.
1582 Mürz 6 und Mai 9.
eine roar!)aff= i tige / onb erbermlit^e ne= j roe Seitung / 93ön bem ncrolid)en i Seroer onb Slu<3eid)en / fo ben
6. «martij I in oielen Canben na^e onb roeit / am Si= | mel ift gefel)en roorben. Slud) oon bem er= \ rd)rcdilid)en ?Baffer=
guf3 / »nb ®oldien= j brud) / roeld)er gefallen ifl auff Äeofer 6ar= | Ics «abt / in biefem 82. 3al)r / barinnen es mel)r
bann 30. genfer roeg geriffen / aud) | ober 100. 3nenfd)en crtrendiet / fampt 2. ] kleine «inber in ^Biegen / ba es bann
bas I eine gefül)ret l)at 8. grojfe TOeil roeges / bifs j an bas ©orff Cibiften / ein oiertel 9neile j ober 6o§ / allen
frommen onb @ottfcli= | gen 6l)riften ju einer treroen erinne= | rung in ©rudi Derfer= | tiget. ] 3n ein Cieb ocrfaffet /
3m S!)on / i 3d) ftunb an einem OTorgen / etc. | @ebrudit im 8al)r / 1 1582. !
Kl. 8°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9(ij SIjjj — . Bl. 4V leer. Weller 551. Ziltau.
' 1582 Mai 9.
(1) (Srbärmlid)e onnb Qu \ fd)rödilici)c SHeroe jcitung / ber doj Dner= | I)örte jämcrlid)en ©affersnotl) / fo pd)
bifes 1582. | 3ar / ben 9. raat) / in Reifer ßarls 93ab onnb in ben | ombligenben 6tätten onb gledien / im Canb 3u
95el)aim jugetragen / mit geroiJTem | grunbe ber roart)eit be= | fd)riben / 1 ©urd) j (SIementcm 6tepl)ani bürgern ' in ßger S.
[Hohschnitt f!.HX4.8 cm, Überschwemmung.] | Cuce. 21. | [4 Zeilen Bibelzitat.] \ M.D. LXXXII.
Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften und Flugblättern des XVI. Jdhrh. 83
40. 8 BI mit den Signaturen: — 2lij W\ — S Sij SÜj ~- BI. i^. 8r und 8v leer. Am Ende auf BI. 7»: ®ctru(kt
ju Jlürnberg / öurd) Äafbarinam ®er= | lac^in / pnD 8o()anns oora Scrg (Srben. i M.D.LXXXll. | Weller 552.
Der Verfas>er macht eingehende Angaben über die Schäden des Hochwassers, das durch einen Platzregen mit Ge-
witter am selben Tage und in der \ orhergehcnden Nacht veiursacht wurde. Leipzig; Zürich.
(2) erbärmlid)c onnD er= | rd)i6(hli(f)c «Tleroe jeitung / i»er ooi Dner= ' l)6iten jämmerlichen ©affersnotJ) / fo ftd)
diefes 1582. ', 3ar / öcn 9. 9nai) / in Äct)fer Garls ^aö onö in öen Dmbligen= j 5en ©tetten onb Siechen / im CanD ju
9el)aim 3uge= i tragen / mit geroiiyem grunöe öer roar= | I)eit befcljjicben. ©urcl) j Slementem 6tepl)ani Burgern 1 in
Sger S. | [Zur:eiihen.] \ Cuce 21. [4 Z--.7-»/: BibrUitat] \ M.D.LXXXll.j
4". 6 BI. mit den Signaturen: — Slij 3I:( — S — ■ BI. 6^ leer. Auf BI. S^ am Ende: 3lacf)gcbjUCftt 3U JJegcnfpurg /
burct) I Sobann Surger. ! [Zierzeichen.] ] Weller 552 a. München, St. B.
(3) erbärmlicf)e onnb er= i rcl)r6Alid)e 9Ten)e3Ci)tung / ber oor Dnerf)6r= ten jämmerlicl)cn ©an'crfsnotl) / fo Jid)
biefes 1582. 3al)r / ben 9. TOat) / in Äepfcr 6arl6 Bab onb in ben ombligen= i ben 6tctten onb glecJien / im Canb 3U
Sei)aim 3uge= tragen / mit geroiffem grunbe ber mar: ; l)eit bercl)riben. ©urcf) ßlemcntem 6tep[)ani Burgern \ in Gger S. |
[Zierzeichen.] Cucae 21. ©35 TOeer Dnb bie ©aJTcrroogen roerben braufen / onb bie 9nenrc()cn rocrben Derfdt)maci)tcn /
ffir ■ furcf)te / onb für roartcn ber binge / bie kommen follen auff 6rben / benn aucl) ber Simel hreffte fic^ bcroegen
werben. ! M.D.LXXXll.
4°. 6 (?) BI. mit den Signaturen ; — 9ij aüj (?)• — Fehlt bei Weller. Antiquariat L. Rosexthal (Kat. 104).
(4) erbärmliche onnb er= fcl)!6dilicf)e Jleroe 3eitung / ber ooi Dner= , !)6ilen jämmerlid)en ©affersnotl) / fo fiel)
bife» 1582. ' 3ar / ben 9. SHai) / in Reifer 6arl6 Bab onb in ben Dmbligen= j ben 6tetten onb Siechen / im Canb 3U
Seijflim 3uge= tragen / mit geroiffem grunbe ber roar= l)eit befc!)iieben / ©urci) 1 (SIementem ©tepljani Burgern i in
gger S. [Zierzuchen.] Cuce. 21. Das TOeer onb bie TOalferroogen roerben bjaufen / onb bie 9ncnfcl)cn rocrben oer^^
f(i)macl)ten / für furcl)te / onb für roarten ber binge / bie kommen follen auff Srben / benn aucl) ber Simel kreffte
jld) beroegen roerben. | MDLXXXll.
4°. 6 Bl. mit den Signaturen: — 9lij ?liij — S — • Am Ende von BI. 6': ©cbrucht 3u Stümberg / burct) Satl)arinam
6er= Iad[)in / onb 3ol)annS OOm Serg Srben. ' . BI- 6" leer. Fehlt bei Weller. Berlin; München, St. B.
(5) Steroe 3ei)ttung. @rünbtlid)e / ®arF)afftige ! kur^c befcl)!eibung / ber erfcf)j6cklidf)en ©affers ' not / fo ben
neQnbten JRat) bifes 1582. 3ar6 / 3roifd)en fünff onnb feci)6 ol)rcn gegen Slbenbts / inn ber 6tatt Äeijfer ßarolababt /
auf3 fonber= licl)er oerl)engnuf3 ©otfes fiel) 3ugetragcn. ©elcf)eö roarm ®af= ferbab oon ßarolo bcm oierbten /
9l6mifd)en Äepfer erfunben / SInno 1371. 3or / onb oon jm alfo genennet rooiben. j alles mit grunbt ber B}arl)eit /
bann suuoi / befcl)jpben / onb burct) einen (Srfamcn 3lal)t ber 6tatt Äet)= ; fer Sarolsbabt in Sruck oerfertiget. j [Holz-
schnitt lo.'j X 'S..5 cm, Arche Noah mit der Umschrift ARCHA NOE.] i ®etruckt 3U Slugfpurg / burd) Balentin ! 6cf)6nigk /
auff onfer Sraroen Sl)02. 1 1582.
40. 4 Bl. ohne Signaturen. 151. iv und 4" leer. Die Vorrede »Sin ben £i)liftlicl)en Cefer« auf Bl. 2' und 2^ ist initer-
zeichiiei: S()]iflopl)OrUS ^rinefiue / ^fancr bafelbfl. ' Derei gentliche Bericht endet auf Bl. 4^ mit der Unterschrift: Nicolaus
Neydeger, Poligraphus. Weller 553. Berlii; München, St. B.
(6) (Sin kleglid)e onb erbärmlidje 3eitung / oon einem erfcl)recklici)en onb grof= | fen ©eroelfer mt\ä)ts im
3al)r / 1582. ?)en «Reunbten OTalj / im 6arl8 Bab / ; in ber Bel)emifcl)en (Sron gelegen / aus : oerf)engnu8 bes 5111=
med)tigen ©ottcs Dn= ucrfel)cn6 komen / Bnb biefe ®affer= \ flut / §eufer / 9nenfcl)en / öiel) / onb ' allerlei) Saufjratl) /
ein groffe 3al l)inroeg geflöfet onb ge= fül)ret. \ [Kleine Vignette] \ ANNO M.D.LXXXll. j
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen : — aij 91iij — ■ Bl. i» und 4^ leer. Fehlt bei Weller. Berlin.
(7) Bon Seifer Saris Bab. 9Bie baffelbe ben neunbten 5nai)en / bifs 1582. 3ar / öuircf) ein« 3uuoi Dnerf)öJte
fBaffersnoti) / jämerlicl) ift befd)ä= biget rooiben / fampt ben ombligenben ; 6tett onb Slecken / im Canbt 3Ü Böl)em /
mit ! geroiffem grunb ber roarl)eit befcl)ii: ben onb angeseigt roirt / zc. | 3m SI)on / §ilff @ott bas mir gelinge / jc. 1
[Holzschnitt 7x7 cm, Brunnen.]
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen: — Süj W,\ — • BI. 4» leer. Am Ende auf Bl. n^: ®CtrUCkt3U JlÜmberg / burd)
Ratl)arinam®erlac()in.' M.D.LXXXll. Zürich (Ms. F. 30).
1582 Mai 12.
(I) ©arl)afftigc onb Grfcl):6cklid)e Seitung ■ Bon bem graufamlicl)en ®ätter onb 6cl)auror / fo gcfcl)el)en ben
sroelfften tag TOai) / bi^ 1582. jjars im Socl)l6bli= cJ)en $er§ogtl)umb Obern Bauern / bret) SHepIen i oon ber Sürftlid)en
Sauptftatt TOünc^en / ober ber 3fer ergangen / onb roas für Saaten es getl)an / 1 bergleicl)en in Seutfcf)lanbt doj nie
erl)6lt ift rooiben. [Holzschnitt S.'.iX 7.2 cm. Pferd mit Reiter niedersiürztnd, Hagelsteine am Boden, in den Wolhn
eine Figur.] grftlicl) gebrückt 3U 9Itüncl)en / burcl) I Sbamum Berg, j
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — 9lij ?liij — . Bl. i' und 4» leer. Weiler 554a.
Ungewöhnlicli starker Hagelschlag, der viele Menschen, Vieh und Häuser teils direkt, teils durch Überschwemmung
vernichtete. Die f'iitstehuno; wird H-xen /.nge.sclirieben, die auf einem Berge bei Burgliausen das Wetter gebraut haben:
•man t)at aud) gIcicJ) cier onb nierftig ©cibcr onb brei) OTann gefangen / onb 3U Burgljaufen oerbrannt.- München, .St. B.
(2| 9Barl)affte onb Grfcl)2iJck|)licl)e SHeroe i Seittung / oon bem @iaufamlicl)en Wät- \ ter onb 6cl)aroj / fo gefcJ)el)en
ben 12. lag fHax) / bes 82. 3or6 im $o<l)l6blici)en Seröogtl)umb Obern Bai)ern / biep OTepl i oon ber Sürftlici)en
11*
84 H E L L M A N N :
§aupfftatt snündjen / ober Der 3= , fer ergangen / mi> für roas f^aben es getl)on / j öerglcid)en in Seulfdjlanö doi
nie I erl)ÖJt roOlDen. | [Kleiner Holzschnitt, rechts und links von j<- 2 Leistm eingefaßt: Aus einer Wolke fallen auf
einen Reiter solche Hagelitüeke, daß das Pferd zusammenbricht.] gfaiS am 25. 6ap. ] 6pji(i)t Der gcn: 9BenDet eud)
3U mir / onD lafst eud) l)clffen. !
4». 4 BI. mit den Signaturen: Sliij — . Am Ende von BI. 4': Snn Sruckt) pcrfertiget / Durd) ' Sanns «Ringer.
1582-1 BI. IV lind 4V leer. AVeller 554. Dresder.
(3) ©arijafftige onö errd)redili(f)e | ?leroe 3eitunge pon ei= j ner Sungen ©iernen / ©eld)e fid) Dem Seuf= | [3 weitere
Zeilen Titel, dann:] \ Stem / 33on grerolif()en ongeftümen «Bettern | fo Den 12.9naij Diefes 82. Sarea in ©apern / Diet)
5neil I von 9nünd)en / roeit onnD ferne groffen 6(i)aDen / j an yHin\ö)en onnD ?5i!)e getl)an Ijaben. | [« ife(7f« ZeVofc aus
der Bibel.] \ ©eDju&t in Der 6l)urfür1"tlid)en 6taDt ©refsDen / ] Durd) ©irnei bergen / SInno 1582. ]
4». 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij aiij -• Weller 557 Zürich (Mi. F. 30)'
1582 Juli 5.
(i) ©arJ)afftiger berieft onD | hur^e berd)reibung Des groffen 6d)aDen6 / roel^ | d)cn Das ?)orff «Rodil)aufen / eine
9ReiI roegs Don (SrfforDt / 1 «effenburgifd)er «Pflege / Durd) fd)re*lid)e ©eroitter onnD 6turm= ' roinDe / fo einem erD=
biDem gleid) / empfangen / Den 5. 3ulij Diefes j^t lauffenDen 15 \ 82. jars / Den foIgenDe tag in Slugenfdjein genome /
neben marl)apger crhünDigung i beim «Pfarl)errn / 6d)ultefen / Sct)mburgcn m et!id)en cinroonern / befd)rieben etc.
"Durd) loan: Rhodium Rockhufanum ^farl)errn 3U ^ifd)leben | [Holzschnitt 11.3x10.8 cm, eine vom Sturme zerstörte
Stadt darstellend, aus den Wolken fallen Steine (wohl Rayelsteme).] \ ^fal. 90. 3d) TOil jre 6ÜnDe mit Kuten l)eim=
fud)en / »nD jre | «»HiffetJjat mit «plagen, j
4°. 8 Bl. mit den Signaturen: — aij SIÜj — S 8ij W\\ —■ Am Ende auf Bl. 8^: Erphordiae loannes Piftoriiut
excudebat. \ Gewitter mit Hagel und Wirbelwind (Windhose). Berlin.
(2) <B3arI)afftiger berid)t onD | hur^c befd)reibung Des groffen 6d)aDen6 / roel= \ d)cn Das ©orff <Rodil)aufen /
Seffenburgifd)er ^eg / Durd) | fd)reAlid)e ©eroitter onD 6turmroinDe / fo einem SrDbiDem gleid) / em= pfangen / Den
5. äulij Diefes jfttlauffenDen 1582. jars / Den foIgenDen tag in Slugcn= i fd)ein genomcn / neben n)arl)apger erhunDi=
gung beim ^far^errn / 6d)ul= | tefen / §et)mburgen onD etlid)en einroonern / befd)rieben / etc. \ Durd) loan: Rhodium
Rockhufanum ^farl)errn 3U ®ifd)leben. i [Hokschnitt 11.2X10.7 cm, Hagelwetter mit seinen Zerstörxinyn.] | ^fal. 90.
3d) mil jre 6önDe mit «Ruten ()eimfud)en / onD jre i 5ttijfetl)at mit «plagen. |
4°. 7(8)B1. mit den Signaturen: — ?lij ?liij — S ^ij SÜj — • Enthält viel Einzelheiten über die Schäden.
Zürich (Ms. F. 30).
1582 Juli 31.
«Reme Seittung aufjD em j ?5a»)crIanD. | 93on eineiii fcfirodilic^en | ©ngeroitter / fo fid) Dafelbften mit Sagel /
6d)an)er / onD einem ©oldienbrud) / aud) Dnfeglid)em j 6ci)aDen Derfelben gegenD / Den legten 9110= nats tag Sul'j
Diefes 1582. 3ars j Jügetragen. | [Holzschnitt 10X7.5 cm, 4 Windgötter.] j [4 Zeilen Bibelzitat.] \
4°. 4 Bl. mit den Siftnaturen: — 2lij % —■ Bl. 4^ leer. Am Ende auf Bl. 4': ®eDrudlt3U Jlürmberg / Durd) | 91iC0=
laum Snorrn. | 9Inno / M.D.LXXXII. 1 Weller 556.
Zwischen 4 und 5 Uhr bei Friedberg und Aichach Gewitter und großer Wasserschaden. Viele Einzelheiten über
die Schäden; z. B. im Dorfe Deimahausen sind 24 Personen ertrunken. Levptig : Zürich (Ms. F. SO).
1582 November 16.
XAEMATOAOPIA | Ober I grinnerung con Dem j fd)re*Iid)en CHASMATE, oDcr Seroer}eid)en / Das mir Den
ned)ft Dorfd)ienen 16. j «Rouembris / Diefes ablauffenDen 1582. 3al)re8 im 1 «JTorDroeften onD «RorDoften gel)abt l)aben /
«Jncnniglid)en jur 8el)rc / Sroft onD | ©arnung geftellet / 1 ©urd) Petrum Victorium Welfenacenfem. ' ^reDigcrn ju Sauel=
bergli. 1 [Zierzeichen.] \ 3u «»RagDeburg / bet) 3oI)ann Sran= | dten / Slnno 1583. '
4". 16 ungez. Bl. mit den Signaturen: 21 8 6 ©. Die 3., 4., 11., 13. Zeile des Titels rot gedrnokt. Auf Bl. 16" ein
Holzschnitt 10.5 X 8.6 cm, Darstellung eines Nordlichts; darunter: ® cDrudlt 3U JUagDeburg / i Slnno 1 583. |
Mehr theologische Darstellung als Flugschrift über die Erscheinung. München. St. B.
1582.
Sterne Seitung. i ©on Dem erfd)2e | *!id)en ©etter onD Scroers : notl) / fo @ott Der anmed)tige ober Die ! 6taDt
eallingen .l)at erge()en lajfen. ^ 3m SI)on. i 0 «KJelt id) mus Did) lajfen / etc. ; Das SlnDer / ©on Dem gereg= ; neten «orn /
n)eld)es Diefes 1582. 3al)rs in Der «Pfalt3 ' in einem ©teDtlein / 6d)man= j Dorff / Durd) ©ottes ®enaD / oom Sim=
mel gefallen. ! 3m S!)on ! 3ld) @ott t|)u Did) erbarmen / etc. \ @eDrud?t 3U «afel bep 6a= muel Slpiario. 3m 3al)r 1582.
Kl. 8". 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. 4V leer. Fehlt bei Well«r. Dresden.
Warhafftige vnd erschröckliche Zeitung. Von dem grausamen Wätter ... zu Rotenburg am Neckar . . . Gedruckt
zu Basel. 1582.
Die Meteorologie in den deutschen Fluyschriflen und Flvgblättern des XVI. Jahrh. 85
1582. /
Drei) ®a()apige [sie .') «Reroe jeitung. ©ie fcl)r errd)röcklid) ; finö ' ^'f crP «>ö öer 6tatt ©trafjburg j [5 ^«//i??;
u;«iVer Titel, rtann .] ©ie öritc 5leroe jcitung / Don einem ; groffen roajyergufj / roie öurd) DajTelbig \ ein groffer rcl)aDen
ift gerd)e!)en. | [Zier^eichen.] j grftlid) ®eöru*t in j ©er 6l)urfürftli(l)en 6tatt §ei)öel= ' berg bei) 3acob 9!tüIIer / 1582.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lij — — . Weiler 566.
Die Überschwemmung erfolgte 6 Meilen von Salzburg und wurde außer durch starken Regen durch rasche Schnee-
schmelze in den Bergen verursacht; 122 Personen und viel Vieh ertranken. Zürich (Mi. F. 30).
1583 April 9.
ISonhrafactur ©es jfingft erfcljinen n)un5er}eid)ens / öreier 6onnen / onb öreier «Regenbogen / fo 5U 5türnberg
onb anberftroo / 1 im JRonat Slpril / öifes 1583. Bars gcfe!)en roojöen. [ [Ho/zschnitt 26x17 cm, Nebensonnen und Be-
rilhrunysbogev (mReyenhoyen') am 9. April bald nach Stmninaufyang ; vnten ein Teil von Nürnberg und Zuschauer
sichtbar.] \ {Zweinpattiyer Tejt, links 30, rechts 2H ZeiUn und die Unterschrift:] ®e5rudtt JU SUfimberg / öurd) 9nattl)e6
9{aud) / 1 ^riefmaler / n)onl)aft in ber neroen galten.
Folioblatt. Vielleicht Drugulin (630).
Nach Dlabacz, Nachricht von den in böhmischer Sprache verfaßten und herausgegebenen Zeitungen (Prag 1803. 8°.
31 S.), Ist auch in tschechischer Sprache ein Einblattdruck über dasselbe Phänomen erschienen.
Nürnberg, Germ. Mus.; Zürich.
1583 Augfust 5.
(i) Jleroe 3ei)tung / ©ar^afftige @efd)id)t / »nnö grnjtlid)e erhierung ©örtliches jorene j roiöer bie 6ünb /
n>eld)en Sott bcr JSigen Öottlofen ©elf / burd) ®unber3eid)cn oerkünben lejt / bergleid)en bann biefes ] 1583. 3ar6
ju ©et)Iftein / bcp groJTcn ©otmar / im Canb 5U ®irten= berg / ben 5. JITonatstag Slugufti / im ©aj^ergraben l)inber
bcm 6tätlein / rool an 16. Orten ©lut auffgequollen onb geflo)Ten | ijt / ic. SHeben anbern errd)ri)*Iid)en ?5unber=
3ei)d)en / bie an bem Sirael an oflen orten finb gefe|)en roor= \ ben / roie bann menigklid)en rool berouft ijt. | [Holz-
schnitt 10.5X4.3 cm, mit Speenn gegeneinander streitende Heere.] j M.D.LXXXIU. |
4". 4 Bl. mit den Signaturen» — ^2 % —■ BI. 4» leer. Auf Bl. 4' am Ende: Qebrudlt in bcr Sürllllicl)Cn 6tatt j
Sflbtngen. ^ Weller 575 und auf S. 376.
Im Wassergraben hinter dem Städtlein ist an 16 Orten Blut aufgequollen. Darauf am 6., 7. und 8. August »brei)
groffe er|'d)re(klid)e 6i)a|'mata*. Ani 9. August in Munderkingen eine Lichterscheinung. Tübingen.
(») (Srf(!)2'Öd<lid)e 5leroe 3^tung. | [Holzschnitt 25.5X17.5 cm, große Blutflecken im Wasser, in den Wolken
Hecrhavfen] [Test tion 19 Zeilen mit der Unterschrift: fß. ©, und darunter der Druckvermerk:] \ ®etrudtt 3Ö Cau=
gingen / bet) Ceonl)art 9leinmid)el. |
Folioblatt. Weller 574. Drugulin (636). Nürnberg, Germ. Mus.; Zürich (Ms. F. 31).
1583 September 2.
Äurger ©erid)t ©on bem ©unberbaren | ^erorjcidjen : ! ®eld)C6 bu ©ref3ben / ben 2. ®eptem= briß ein gange
^ad)t I Don bem 9nontag 3U Sbenbte ! an / bis auff ben ©injtag ^äe / am $imel | gang rd)re(ftlid) ift gefel)en roor=
ben. j 3n biefem 1583. 3are. i [Holzschnitt 12.3X8 cm, reiht gute Abbildung eines Nordlichts über einer Stadt, im
Vordergründe Männer und Frauen, die die Erscheinung betrachten.] \ ®ebrud<t 3U ©rej^ben bürd) ®imel bergen. \
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij ?Iiij — • Am Ende auf Bl. 4» unterzeichnet: Caspar ^uger. | Schönes Nord-
licht, wahrscheinlich mit Korona, von 8 Uhr abends bis 5 Uhr morgens. Königsberg.
1583 Dezember 15.
©arl)afftige (Srrd)re *lid)e Jleroe 3eitung ober TOunber3ei= 1 d)en / oon einem Seid)e / roeld)er bie ©ee^t genen= I
net roirb / gelegen auff bem 6d)iof8 ber 6tabt Granid) / in« i ftifft ?3ambergk gel)örig / roeld)er fid) burd) @i)ttlid)e
fcrafft in rotee 9lut oerroanbelt bat / onb fold)e6 Blut3eid)en , ift Dielen benad)tbarten 6tebten / roie l)ernad) | folget / ge^
3eigct roorben / 0efd)el)en ben 15. ©ecembris / - Slnno 1583. 1 [7 Zdlen moralische Betrachtungen.] I @ebrud{t 3U snürm=
bergh / 1 anno 1584
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — SUj Süij — . In V'ersen und in Prosa, Weller 596 Nürnbirg, St. B.
1584 Januar 1.
Crfd)rädtlid)e 3eitung / ; ©nb Grbärmli= d)e ®erd)id)t / fo fid) M 3ü= getragen onb begeben / 3Ü Cof3= 1 borff /
ein SReil oon 6orbrud< / roie alba burd) ein ongepmes ®eroit: { ter / in bie 3roei) l)unbert onb ad)t3el)en j genfer
Derbrunnen / fampt brei) onnb fünffgig TOann / ®eib onb ^inb / ; ben 1. 3«iier bif3 1584. 3ar6. '. 3m Sf)on / §ilff
Sott bas mir gelinge / jc. , [Zierzeichen.] ©ebrudtt 3U 6d)roeinfurbt / ; bep Sans Bürger. 1584.
Kl. 8°. 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. i^ und 4* leer. Weller 602. Offenbar eine Wiederholung der Schrift von 1576
.tuni 24. Zürich (3Is. F. 32).
1584 Februar 18.
©arl)affte onb erbcrm lid)e neüroe Beittung / oon bem er= j fd)redtlid)en Seroj3eid)en onb ßrbbibem fo inn
bifem 84. 3ar / im 6d)roeigerlanb in ] 'Berner gebiet gefcl)en onb gefd)et)en. 6ampt einem 6^iiftlid)en berid)t onb
nuglid)en kurzen erinnerung aus bcm §. roort ®otte». [9 Zeilen Bibelzitat aus Psalm IH und Matth. 24.] 1 1584.
86 H E L L M A X N :
40. 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij ■ Bl. iv und 4» leer. Am Schluß auf El. i^: ^ ©ctTUCkt 3Ü 6fraf}burg
bei) I SbiebOlt Serger. | [Zierzeichen.] i Weller 598.
Veraiutlici ein Meteor und darauf am i. März ein Erdbeben. • Ulm.
1584 April 19.
(i) ©ar^apger ^eridjt | 93n5 hur^e ^tf<i)xe\b= \ ung / bes @ro|Ten onnö errd)re*Iid)en «©unberjeic^cns / 60
fid) am ^eiligen OJtertag / öen 1 19. Slprilis / öiefes jölauffenöen 84. 3ar6 / an öcr ; 6onnen begeben / onb jjat fef)en
lapn / 3U morgens | frü / iwi\d)en 5. r>ni> 6. ?3l)r. «ep öem 5)orff Bcpern / in öie «Ptleg onö Sauptmannfdjajft Der
6taDt I eronad) gel)brig / '9ef3gleid)en ju | fUeimob / onb anbersroo : mel)r / gerd)el)en. j Surd) ; 9BilI)elm ^leftlein /
^farrl)errn j JU Sfpcrn. j [4 Zeilen BibelzUat aus Tob. Kap. XI L] I
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij ■ Bl. i^ und 4^ leer. Am Ende auf Bl. 4': ®ebruckt 3Um §Off /burd)
smatt» I V)t\m f feilfci)miöt. | Sen 30. 2lpriliö / Slnno etc. 1584. | Nümh^g, St. B.
(2) ®arI)aJTtiger ©erid)t | ©nb kur^e ©erd)rei= | bung / bes @roJTen onb grrd)reckli= j cl)en ®unber3eid)en6 / 60
Jid) am Seiligen Oftertag / j ben 19. 5Iprilis / biefes jefttlaujfenben 84. Sars /an ber | 6onnen begeben / onb I)at feljen
laiyen / 3U «Hlorgens frü / 1 sroifdjen fünff onb red)ö öl)r. 95ep bem ©orff 3et)ern / ; in bie 'Pfleg onb Sauptmanrd)afft
ber etabt I ßronad) ge|)6rig / 'De8gleid)en 3U \ Slteinrob / onb anbersroo \ mel)r / gerd)el)en. ; Durd) ! ®ill)elm "pieSlein /
^farr= j l)errn 3U Sepern. | [5 Zeilen Bibeltext aus Tobias Kap. XII.] I M.D.LXXXIIU. i
4°. 4 Bl. ohne Signaturen. Bl. i' und Bl. 4^ und 4^ leer. Auf Bl. 3^ am Ende: ©rjtiid) gebrudrt 3Um Soff. i ©ebrudtt
3U SHürnberg / burd) | griberid) ®utlined)t. |
Etwas rätselhafte optische Erscheinu)ig. Die Leute vermuten, es seien aus der Sonne •viele Laib Brods gefallen-.
Ä'ürnberr/, Germ. Mus.
1584 Mai 10.
(i) 3n)0 n)arl)afftige Sterne 3ei= j tung in @fangn)eif3 gejtelt. j Die erft oon ben \ geroaltigen ftraffen ©ottes /
fo ober bie 6tatt ^ibrad) im ©d)roa= | benianbt gefc^eljen / burd) errd}r6dilid)e Dn= geroitter / barbet) gemelt / roa (nd)
es eingefdjlagen j I)at / onb groffen fdjaben get()on / an ; CeutI) Äird)en onb ©ebeip / in ] bifem 1584. 3ar. 3m Sl)on /
Äompt ^er 3Ö mir fpiidf)! | ©ottes eoI)n / etc. | ©as anber Cicb / 3ft oon ber i iBnröl) / fo 3Ü Slugfpurg gerd)e= l)en /
oon rocgen ber Äeli= | gion6fad)en. | 3m S()on / 1 ®ie man ben Cinbenfdjmib fingt. \ 3m 3al)r 1584.
Kl. 8». 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lij SlÜj — • Bl. 4'' leer. Am Ende auf Bl. 4': erftlid) i ®etrudlt3il 6ant ©allen.
Weiler 603. Heftiges Gewitter mit vielen Blitzschlägen. Berlin; WolfenOiittet.
(2) Newe Zeitung vnd Burzspiegei, Von dem Straal, so zu Biberach dises lauffenden 84. Jars, den 10. tag Maij,
in den Kirchen vnnd Clockenthurn eingeschlagen. Geprediget, vnd gestelt durch Conradum Woiffgangum Platzium,
H. Göttlicher Schrifft Doctorem, vnd Predigern. Getruckt zu Tübingen, bey Alexander Hock. Anno M . D . LXXXIIII.
4°. 14 Bl. Weller, Zeitungen 597 nach Th, Lieschings Sammlung.
1584 Juni 7.
erfd|)red?lid)er berid)t onb 6l)riftlicf)e ©arnung. | SlClen Aromen d)riftlid)c l)auö Serren onb grame fampt 3l)ren
Sinbern onb Sausgefinbc 3um exepel roie ©ort ber 2Ilmed)tig am l)eiligcn «ppngfttage bes jcg lauffenben 84. jares /
bie Cöblid)e 5ürftlicl)e 6tab ©targarbt an ber \ 3I)na 3nn «pommern gelegen / auff ben abenb 3roird)en ©lodtcn 10-
onnb 11. burd) ein erfd)redilid) Seroer oom Simmel / roegen 6ünblid)es lebens | [noch S Zeilen Titel, darunter drei-
spaltig ein Gedicht von Magister Antoni Remmling, mit der Unterschrift unter der dritten Spalte:] ©eftellet burd)
©olffgangum @re= j §er "Deubfd)en ©d)reibern oon | ?)ref3ben.
Folioblatt (ohne Abbildung) mit einer Zierleiste eingerahmt. Zürich (Mi. F. 32).
1584 Juni 7.
■Sas Cüf lanbifdje Sobten | ©efang. ?B2Irl)afftige 3eitüg / roie 3U Konben in Ciff lanb Sob= ten Slufferftanben /
inn einer 3erfrö2ten 1 [12 weitere Zeilen Titel, dann:] I 95ambergird)e 3eitung. Wit bafelb ein ?5er / Coro / 8ürif= fer /
onb @eiftlid)e ^erfon / am 'ptimP ' abenbt / bif3 1584. 3a!)26 / ©d)!i)*lid) ift ge= fel)en rooiben. 3u ©ingen / inn
ber , oerblid)nen ©onnen / Son.
Kl. 8°. 4 Bl. ohne Signoturen. Bl. i^ und 4V leer. Am Ende auf Bl. 4^^ grlHIid) ©etrudJt W 8am= berq / burd) Ccon=
hart Koten. 1 1584. 1
Zwischen 5 und 6 Uhr allerlei Gestalten, die verschwanden und wiederkamen I Zürich (Ms. F. 32).
1584 Dezember 10.
TOarl)afftige neroe 3eit= ; tung / onb erfd)rcdilid)e ©unbcr5eid)en / fo fid) nerolid)en 3U 5Rom onnb 3U ^aris /
in bem ned)ft i oergangenen 83. 3ar gefd)e()en / roe[d)e bem ©oIgebor= nen Serrn onnb ©raffen / ©raffen aibrcd)tcn
3U I ©d)roaröburg / etc. Q3on bem 9Birbigen onb ©oIge= ; lertcn Serrn DR. Salentino ©ter* / «Pfarrerm 3u eau=
tenbacJ) / 3ugefd)rieben roorben / bcffen fid) menniglicf) 3uuerrounbern l)at / 3n bem fie ©ottes ©traff / roie= ber bes
«abftes Sprannei) / eigentlici) fe[)en / ' aud) alle frommen 6l)riften fid) für feiner ler onb falfd)en ©ottcsbinft fleiffig
JU l)ütcn l)aben. ; [Zierteichen.] (Srftlid) @ebrud?t 3Ü Slugfpurg / burci) raidjacl langer. Slnno 1584.
4"- 4 Bl. mit den Signaturen: — ^Ijj aiij r~ VA. jv und 4V leer. Weller 595.
Dif Meteorologie in den deutschen Flugtichriflen und Flugblättern des XVI. Jahrh. 87
Vom 10. Dezember 1584 ab ist es in Rom fliei Tage und Nächte liintereiuander ganz finster gewesen. Darauf Blut-
regen. Diese und andere AVuiiderzeichen werden vom Pfarrer Sterck als Strafe für die Kalenderreform gedeutet.
Königsberg; Nürnberg, Kirchen-B.
1586 AprU 25.
Adi den XXV. Aprill, defz 1586. Jars. Zwo Newe zeytung, wie erbärmlich Gott der Herr mit seiner straff ein-
gezogen, in der ersten aber er zeigt, vnd Strafft er solches Voick mit Theürung. Nachmals in der andern, mit Mangel
des Regens, aui^ welchem die Theürung eruolgt ist, Gott wolle jhnen zuhilff komen. Amen . . . Erstlich gedruckt zu
Wien, bey Steffan Kreutzer. M.D.LXXXVI.
4". 6 Bl. mit Titelholzschnitt. Betrifl't Ungarn. Weiler 643.
1386 Juni 26.
2löi öen xxoi tag 3untu6, 3ni 3ar 1586. 3n)ü SHeroc jeptung, roie erbärmlich @ott Der Serr mit feiner ftrajf
eingebogen, in öer ersten aber crjeigt, ond Strafft er foId)Cö ©oldt mit Sl)eürung. 51ad)mal5 in Der anöern, mit
mangcl Des Kegens, auf} roeldjem Die Sl)eürung eruolgt ift. . . SeDrudit 3U augfpurg, Durd) Ooflam TOörlij, bei) Dem
l)ei)ligen 6reu$, IjinDer Dem <preDigf)auf3, in fanct Otmarsgaffen, M.D.LXXXVI.
4°. 6 Bl. mit Titelholzschnitt. Weller, Annalen U S. 537 Nr. 306 und Zeitungen 643a nach Butschs Sammlung.
Vennntlich behandelt diese Schrift dasselbe wie die vorhergehende.
1386 August 18.
(i| (grfd)26dtenlicf)e: 3ei)ttung / oon einem | ®2aufamen ^ngemptter Den | 18. Siugufti / SInno 1586. 3ar / i }ü
®ennt färgangen ift. [H'ihxchnitt, 7.7X6'./ cm, rechts und links von Leisten eingefaßt. Phantastische Darstellung
eines Unicetters; in d/r Lv/t der Teufet mit einem Mann, iinten betende Menschen.^ • ®eÖ2Udlt JÖ ^Ugfpurg / Durd)
30= nom ^6rlij / bei} Dem I)ei)ligen Sreüg / l)inDer Dem $ieDig|)aug / inn fanct j Ohnarögalfen. | ^ j
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij 9liii — . Bl i'' und 4' und 4' leer. Am Ende von Bl. 3': 3äU02 fd)On inn Der
9liDerlänDifd)en 1 fpjad) 3U antoojff Qetrudtt | »oaDen / im 3ar 1586.i
Großer Wirbelwind. Zur selben Zeit soll auch in Mecheln ein arges Unwetter gewesen sein, bei dem Hagelsteine,
wie eiserne Kugeln schwer, fielen. In der Bibliotheca Belgica, Z. 24, wird ein Exemplar der Genter Univ. Bibl. eingehend
beschrieben und bemerkt, daß nach dem Memorieboek der stad Ghent III, 105 ein Sturm am 15. August 1586 großen
Schaden anrichtete. Daß in Mecheln -nombreux aerolithes« fielen, ist ein Mißverständnis. Es waren schwere Hagelsteine.
Weller 630. München, St. B. und U. B.
(2) Diefes ©unDcr auc^ erfd)redilic5 3eici)en / ift Durd) Dert)engnid ©ottes / roarl)afftig onD j gcroifjlid) ge=
fd)ei)en in Der 6taDt @ent in SlanDern / ] auff Den 18. Slugufli in Diefem 1586. 3oI)f ^or \ man Die b6fen @eifter onD jree
roerdts / fici)tbar= lid) in Der Cufft gefel)en / 9Bcld)6 fel)r ] fd)red{Iid) ju Icfen. j [Holzschnitt 8.1x8.1 cm, in dir Lu/t
teuflische (iestaWn. links zwei Männ/r, die nach ihnen schauen, rechts am Boden eine vor Schreck umgesunkene Frau.] '
erftlid) JU antorff (SeDrudit / 3^0 ju örfforDt bet) 9Ilartin : ©ittel. anno 86. 1
40. 4^151. mit den Signaturen: giij — . Am Ende von Bl. 4': ©eDrudttjU ÖrfforDt / Durd) j OTartin ©ittel / 1000=
l)afftig 3um gulDen j (Sngel / gegen Der Slleimergaffen / an Der Silöcn. \^\- Bl. 4V leer.
Großer Wirbelwind. Die -ronilu.sic« ist gezeichnet: (SejteÜet Durd) 311. (Sarel 6frutbcrger. ! Berlin; Jena.
(3) i» 9Ten>e 3ei)tung aufj @I)enDt / in ^lanDern. ^ | ^it es Dafelbft ein gan^ greQlid)g onD @rfd)i'ödtlic|)e /
ongeroitter entftanDen De6gleid)en oormale * nie erl)ört loorDen ift / qefö)t\)tn anno 1586. Den 18. augufti. * |
[llohschnitt 2SX'J().8 cm, drastische Darstellung eines Gewitters mit Blitzen und Bränden; Teufel fahren durch di" Luft.] \
[Dreispaitiyr Text in Virs/n mit der Unterschrift:] (äetrudtt 3U augfpurg / bei) Sanns 6d)ulte6 / ^Jieffmaler onD
Sormfd)nei)Der onDer Dem (Sifen berg. |
Gr. Folioblatt. Weller 642. Zürich (Ms. F. 35).
1586 Oktober 28.
09lerl)i3ite greülid)e / onD erfd)jödilid)e / Jleroe 3ept= ; tung onD gefied)t / fo jm ©l)ömerIanDf / in Der 6tatt Sad)en/
in Des ©olgcbornen Serien Serien / 6f)jiftoffen popele gebiet anno 1586 an Simon 3uDa6 tag / oon oillen Sun=
Dert ^erfonen / gefel)en roorDen ift / DarDurd) fie ain foIlid)e ford)t ift anhumen Dag fie nit anDerft oermeinDt l)abcn/
Der 3üngfle tag fei) Derl)anDen oDer einbr0d)en / Der roegen fic >n Die ^ird)en gelauffen onD @ott / omb { abroenDung
Difes gefid)t6 mit haften onD beten erfud)et onD geflel)et l)aben / j roie er fie Dan aud) gneDig erl)öret \)at | [Holz-
schnitt 25 5X 17.5 cm, zwei sich aufbäumende Pf-rde, die gegeneinander gewandt sind, in der Luft üb- r dm ^Volken.] \
[Text von 29 Z-ilen, in der letzten Zeile:] ©en 21. Sebruoriuö ?)ormalö nod) nie in "Diudt kumen. anno 87. 6. ^.
[darunter durch eine horizontale Linie g/ trennt:] ' (Setrudtt 3U augfpurg / btr) §annö 6d)ulteö / ^lieffmaler onD Sorm=
rd)nci)Der onDer Dem (Sifenberg. |
Gr. Folioblatt. Phantastische Darstellung eines optischen oder Nordlichtphänomens. Weller 659.
Zürich (Ms. F. 35).
1387 Juli 2.
6d)i6dilid)e neive Seqtung / auf3 augfpurg / fo man an { Dem Fimmel gefe^en / onD apgenDtlid) oernommen
l)at / ©ie follid)eö mit etlic^ SunDert 9nenfcl)en / ju 'Piobieren onD beroepfcn ift. j [Holzschnitt 25.7x18.6 cm, eine
Windhose darstell' nd.\ astno 1587. Den 2. 3uli( / 3roifd)en 12. onD 1. ©I)r / nad)mittag / Sat fid) inn Der Cufft ein
88 Hellmann:
groffes t)ngel)ett)2e6 ©eroülAI) 3üfammen geJ)auffet / gleicl)ram als ob ein fäjntrtä ©etter / mit §agel / [mlUTP .5 Zeilm
Beschreibung und 7 Zeilen religiöse Betrachtungen, am Ende 6. «R.] i ^ 3u Slugfpurg / bO) Sanns 6d)UltI)es / dem
güngcrn / ?)ockenmad)er | ooi «arföJTer SI)OJ. |
Folioblatt. Wiedergegeben in Hellmann, Neudrucke Nr. 12. Fehlt bei Weller, Wahrscheinlich Dmgulin (745)-
Nvmhfrg. Gemi. Mw^.
1587 Ende.
(i) 9Teroe n)arl)apge Seitung / 1 93on öem errd)r6cklid)en 3eicl)en / roeidjes ©Ott am §immel l)at laf= fen
errd)einen ober Die ongejjeroren 'papiftifdjen Äriegs= leute / roeld)e Das (Suangelium aefu 6l)rirti / onö be)Teibigcn ©er:
msmb-- \ ten / ju ^xx)X\i) am 3ll)ein / am ©nöe öiefee ablauffenben 1587. 3ar6 / grerolid) 1 oerfolget / abgerd)ajfet / onö
an Itatt öeJTelbigen Die Säpftird)en gre= | roel roi&erumb angerid)tet. 'Der!)alben @ott fein 3orn: 3eid)en l)at fef)en laJTen /
?Bte Dann nad)f0lgen= ! Der Sext anjeigen mirDt. ] [Holzschnitt 11X7.9 cm, aber einer Stadt ein nahezu ganz ver-
finsterter Mond, avf den zwii Männer hinweisen.] \ 3lllen Waren red)tgläubigen 6l)riften 5ur getremen roarnung / onD
Den fidjern 9naulcf)riften jur ©uf3preDigt oorgefdjrieben. | TOattl). 3. i Ss ift rc|)on Die 9lxt Den bäumen an Die 9öur}d
gelegt / Darumb / 1 roeld)cr 35aum nid)t gute Srüc^tc bringet / roirDt abgef)an)en / onD | ins Seror gcroorjfen.
4°. 4 Bi. mit den Signaturen : — 9üj Sliij — . Weller 660. Scheint ein Nordlicht gewesen zu sein ; der Titelholzschnitt
paßt dazu aber nicht, was ja oft der Fall ist. Dre.'sdtn; München, St. B.; Wolftnbüttel.
(2) Jleuroe / roari)afftige | Seitung / ©on Dem errd)r()ck= 1 lid)en 3ei)d)en / roeldjs Sott am Simmel l)at laf= fen
crfdjeinen ober Die ongeljeroren ^apiftifdjen Äriegsleut^e / ; roeld)e Das Suangelium 3efu @t)rifti / onD Deffelbigen ?kr=
roanDten / ju \ ^xr)fi(i) am 3ll)ein / am (SnDe' Difes ablauffenDen 1587. Sars / grerolid) ' oerfolget / abgefd)affet / onD an
ftatt Dcplbigen Die ©Spftifd)cn i ©rcuroel roiDerumb angerid)tet. Derljalben ®ott fein 3orn= | 5e»)d)en l)at fel)en laffcn /
Wie Diefe Sigur auf3= | roeifjt / onD folgenDer Sext anjer): gen roirDt. ' [Holzschnitt 'J.7x6.ö im, Sonne, Mond, Steme,
(Bis letzleren Strahlen auf die Erde auf eine Grujqie von Männern mit Lanzen; links eine Stadt 'Sintzch', rechts •brysich.']
allen roaren red)tglaubigen 61)riften jur getreroen roar= nung / onD Den fitl)«™ SHauldjriften jur Sufj: preDigt Dor=
gcfd)rieben. | TOattl). 3. | [:i Zeihn Zitat.] j ©eDruckt Durd) 5Rattl)ia6 oon IRoDe / im 3ar 1588.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: Slüj — . Bl. 4* leer. Fehlt bei Weller. Wol/enbiittel.
1588 Juni 20.
®arl)afftige onD erfcl)r6dilid)e j Steroe 3eitfung / öon Dem geroaltigen onD grarofamen 6rD: \ beben / ©aJTer:
guf3 onD 3Jlutregen / fo ober Die | StaDt CüDid) gefcl)el)en / Den 20. tag Sunij / in j Diefera 88. Sar / ®ie in Die 1800.
9nenfd)en i jemmerlicf) finD umb }l)r leben kommen. | [Holzschnitt 6.3 x 8.4 cm, ÜberscAtcemmung darsttllmd.] I ©eDrudtt
3u SrandifurDt am 9]Täi)nn. |
4«. 4 Bl. mit den Signaturen: — 2lij Auf^Bl. 41: @efd)rieben au6 CuDId) jcn Gollcn 1 am.Kcin/ Den26.3unii /
?lnn0 1 1588. | [Uruckerzeichen] |@eDrUdlt3U5randlfurDt am SHaon/j bCt)91ntl)0nt) 6ortt)0i6. ; . Bl. i^ und 4^ leer. Fehlt bei Weller.
Am 20. Juni 1588 um il^ nach Mittag erschreckliche Finsternis und »Erdbeben- (wohl Wirbelslurm), das viele
Häuser usw. zerstört, darnach großes Gewitter mit Blitzschlägen, Wolkenbruch und Maasüberschwemmung: am 21. Juni
scheint die Sonne blutrot, um 5P eine wunderbare Wolke sichtbar darnach fing es an -Blut zu regenen«. Berlin.
1588.
Newe Zeitung. Erschreckliche Geschieht ; so sich zu getragen in Schweinfurt 1588. Wirtzburg 1588. 4°.
Meinem Repertorium der deutschen Meteorologie Sp. 555 Nr. 68 entnommen. Die Quelle bzw. den Standort kann
ich nicht mehr angeben.
1588.
De Cataclyfmis. \ ?5on Den ?öaf= j ferfluten onD tcglid)en 9le= ; gen / Damit ons ®ott Dif3 88. 31)ar oerfolgt:
«IBas für ein plag: roie mand)= ] feltig fie fet): root)er fie fid) orfad)e: 3U roas 1 enDe fit ©Ott fenDe: roas für fdjaD
Draus i erfolge: onD roie man |ie roiDerumb ablet)-- 1 nen fol / ein kurzer berid)t / in forma Methodi aus l)eiliger 6d)rifft
3Ufamen ge3ogen / 6ampt | einem ©ebet omb ! fd)ön ®et= i ter. ^urd) ' 6afpar §errnfd)roager / 'Pfarr()errn 3U 6d)mal= /
kalben. | ©eDrudit 3U 6d)malkal= i Den / Sei) md)el 6d)müdt
8". 31 Bl. Am Schluß der Vorrede: ?)atum 6d)malhaIDen / Dcn 6. ©eptcmbris / Slnno 1588. Nürnberg. St. B.
1589 xMai 21.
ein erfd)redilid)e 5leroe 3citung onD rouhDer gefd)id)t ; roie Diefes 89. 3al)rs / an Dem Seiligen <Pfingfltag / ober
Der 6tatt eoftni^ an Dem Sim= | rael ift gefel)en roorDen oiel fel^ame rounDer gefd)id)t / onD 9öetterlcud)tcn / roie |)er=
nad) folget etc. \ [Holzschnitt 27.7 X 18.4 cm, phantastische Darstellung von Gewitter (Blitz), Nordlicht u. a. m., im
Vordergrunde Konstanz und Beschauer; darunter 26 Zeilen Text und die Unterschrift:] erftlid) geDrUdtt 3U Srandlfort
am «mapn / 3gt 3U ««ürnberg bei) Sanns eiement Äoler 3u erfragen. !
Folioblatt. Gewitter, Meteorsteinfall (?), abends Nordlicht. Fehlt bei Weller Gotha, Mws
1589 Juli 11.
®ajt)apge befd)2eibung | eines graufamen erfd)!6dilid)en ©roffen «SJaf= | ferflut. 60 Sreitag Den 11. 3ulij Dif3
1589. 3ars / Der | ©taDt Oringen / in Der ®rafffd)afft Sol)enloe ein= I gefallen / DaDurd) groffen fd)aDen onnD gefa()j
Der i armen Ceuten 3ugeffiget rooiDen / Dagegen roas | ffir ©unDer ©ottes DaDurd) befd)el)en fein / alles körfelid) Der=
Die Melrorologio in den rleutschen Fliigschrißpii und Flugblättern des XVI. Jalirh. 89
fertigt Durd) Senn ©auiöum oneDerum / «ßreöiger onb Sot)enloircl)er @raffrd)a|ft ©eneral 6u= perntenöcntem im
etifft Oringen. Genefis 7. Cap: | aifo nam öas ©eroäJTer obcrl)anö / onö n)ud)S fcl)r auff 6r5en / '\ Das öer Äaften
auff Dem ©eroäjTer fu|)r. [Hohxehnitt 7X5 cm, die Arche Noah darslellmd, wie inSl Mai 11.] \ ©eDruAt JU ?lÖri1=
berg / Durd) j 9ltcolauni Snoirn. ;
4». 8 Bl. mit den Signaturen: — Slj ?liii — 5? »ij SÜj -• Bl. f und 8» leer. Bibl. Heltmann.
1589 Juli 23.
ein roarfjajftid) 6ontrafco eines anfel)n= i liken ©unDcrteikens Deler (Sirdiel / Öa man tf)0 Sambord) i Slnno
(St)n{'ti 1589, Den 23. Sulij / oor miöDage gefel)n I)efft. , [Holzschnitt 29.5 X 24.5 cm, Nebensonnemr scheinung über
der Stadt llamhurg ; das Stadtbild zeigt die durch den Blitzschlag in drr Nacht vom 16./17. Juli 1589 entstandene
Ruine des Nikotaiturmcs.] j ©i) ^inrjdt 6taDtIenDer tl)0 bekamen, i
Großfolio. Dazu auf einem zweiten, gleichfalls einseitig bedruckten Blatt der zugehörige Text: 5)9lt Seiken Der Delen
6inhd l)abbc mx) olll)i)r tl)o §ambord) am 23. Julij büffee 1 589. 3al)rcs / roo oik anbere . . [71 Zeilen, dann :] M. DAVID WOL-
DERUS ^rebiger in Sambord). ©ebrüdtet tl)o Sambord) / bord) §inrid) Sinbcr. | Anno 1589. |
.Mitgeteilt von Hrn. Dr. Claussen, Rostuck. Dnigulin (785). Hamburg, Staitsarchiv.
1590 Januar 1.
3n)0 n)arl)afftige ; SReroe Seitungn / ©ie erfte / ; ©on bcr geroaltigen fd)lad)t / fo Der Ä6nig oon Jlauarro
mit De ©apjl 3m S()on / roie man Den ein= DenfdjmiDt jingt. ©3 anCT oon Dem erfd)re* 1 lid)en 9BunDer=
Seidjen / fo man ju Softnig am 93oDem gefel)en f)at / im anfang Diefcs 90. Sät's, ßrftlid) gebrudit ju ©afel / Durd) ,
9neld)iorem Steridi.
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen : — 3|ij Stüj — ■ Bl. 4>' leer, »©as anDcr CicDt" beginnt auf Bl. 3'' unten. Weller 723.
Merkwürdige Lichtcrschcinungen um Mittag. Nordlicht (?) in der Nacht, Feuersbrunst. Herlin.
1590 MKiz 8.
GTfd)2ödtlid)eg gefid)t / n)eld)eg Den 8. tag 9}Tartii Dif3 1590. Sars / an Dem gemüldt De» gimele / in Der 6tatt
augfpurg / oon pilen , 3nenfd)cn bei) Der 5tad)t ift gefel)en ro02Den / ic. [Holzschnitt 22.<S x ^f.'.o c7n, ein Nordlicht
iibir der Stadt Augsburg dar.'telleiid : ßvrige Strahlen über den Wolken nach dem b/istirnten Himmel zuckend; unten
links Männer, rechts Frauen und Kindtr, die die Erscheinung betrachten, ganz in der-setben Fassung wie bei früheren
Darstellungen Augsburger Nordlichte.] | [Text von mindestens 15 Z'ilen — vi>rliegindes Exemplar unten unrollständig — ,
aus dentn hervorgeht, daß die Erscheinung ton H — I? l'hr gedauert hat und um 11 Chr am stärksten war.]
Foliohlatt. Xürnberg. (! rm. Mtix.
1590 .\|>ril 11.
®arl)afftige 9len>e 3ei)ttung eines klüglid)en (»e- fi<i)ti> onD 3aid)enö / n>eld)es in Sarben geftaltet roie ein
Regenbogen / Den 11. tag apiilis Difes 1590. Sore / 3" '3benDt jn)ifd)en oier onD fünff x>\)X bei) Der 6onnen am §iinel
geftanDen / onD in Der Statt augfpürg / roie aud) in Derfeiben gegenD l)erumb / oon menigklid) / nad) auf}roci)fung
onD , foim Difer ^igur gefei)en roOJDert. | Holzschnitt 2:i.H X IS.O cm, BerUhrutigsbogtn nntei- der Sonne über der Stadt
Augsburg, im lordirgruud Utu/ijh n run lir >ii/touern.\ \Te.rt von mindestens 1'.) Zeiten ; rorliegendes Exemplar unten
abgerissen .]
I-'oli.ibhitt. Kehlt bei Well.T. Xiirnlier;. (lirm. Mm.
1590 .November 12 bis 16.
9Teroe rounDergefid)! onD 3eid)en / fo Den 12. 13. 14. 15. onD 16. ®in= termonat Des 1590. 3ars 3U SI)onaroerDt
am §imcl gefel)en rooiDen / Durd) Den CDlen G()inue|ten onD Sod)ge!e|)ifcn genn ®eoigen am ©alDc / Der red)ten
Cicentiaten / ij()ilofopl)ie / onD beiDer ar$ne>)en Doctorem geftelt. [Holzschnitt 27.7 x s cm, feurige Wolken (wohl ein
Nordlicht) darslettend.] [Langer fext. ztreispalliq. mit der l'nlersihrift :] @eDlUdtt 3U 9lÜmberg / bei) ®Oljf '!)red))fe[ /
Sormrd)neiDer.
Kolioblalt. Xiirnbere/, denn. Mus. und St. li.
159<K
Schröckliche newe Zeytung, aufz Augspurg, so man an dem Himmel gesehen, vnd aygendtlich vernommen hat.
Wie solliches mit etlich Hundert Menschen, zu Probieren vnd beweysen ist. [Am Ende:[ Zu Augspurg, bey Hanns
Schuithes, dem Jüngern, Dockenmacher am Barfüsser Thor.
r. 1590. Folioblatt mit Hol7>iliuilt. ^\'ell(•r 7 1 5 (nach dem Kxemplar in Heerdegens Sammlung). Vielleicht das Nord-
licht vom 8. März 1590.
1590.
f>on groffer Dürre 3U Eliae 3citen. t)arbci) kla= rer onD roal)rer ©erid)t 3U= pnDen / ®eld) eine fd)redilid)e
etraffc ©ottes obrige Dürre fetj: ®a= rumb fie Der gered)tc @ott fc^idie: önD roie roir Diefcibe ab: roenDen follen.
9nit nü5lid)en eprüd)cn Der l)ci= ligen 6(f)rifft / onD roal)ren Siftorien , auf3fül)rlid) gemad)t: ©nD bei) Der fd)roe= ren
Dürre Dif3 1590.3al)re6/ menniglid) 3ubetrad)tcn oorgeftcllet / Durd) ' Martinum Bohemum, Laubenfem ^reDiger Dafelbft.
(SeDruAt 3U ©örli^ / Durd) , ambrofium Sritfd).
8". 40 Bl. 3., 4., 10.. 17.. 19. Zeile des Titels rot gedruckt. .\m Schluß der Vorrede: ®egeben 3Uin Cauban in
Ober CoufiB / Den 22. 6epf. Anno 1590. Mirniierg. St. li.
l'hg.s.-malh.Abh. i;i2l. Nr. l 12
1)0 HkI. I.MANN :
1591 Aug-usl 29.
ein «JBun&crbarlid) gefid)t / 6o ben 29. 2lugu1"tj / im 91. 3ar / am Simcl in bet 6tat «Hürnberg / t>nb au)Tcr|)alb
ift gcfchcn roOJÖen. [llokschni/t 36.4 X 20.3 cm, yordl(cht'larstftlung, untfn Närnlery, darunter dreispaltig fr Text
ron 13, 14, 12 Zehen, unter der letzten Zeile:] ©cDiudkt 5U «Rümberg / bei) Cucas 9nat)er / So2mrd)nciber.
Querfolioblalt, Ziemlich gate Darstellung eines Nordlichtes. JViirnberf/, St. B.
1591 September 8.
9Ten)e Bettung auf3 ^Ugfpurg. i [HolzscJmitt 27.0 X 22.,') cm, ein Nordlicht darstellend; besonders hoch hinauf-
reichende Strahlen.] \ [Zweispaltiger Text, links 20, rechts 15 Zeilen, gezeichnet: 6. SR., darunter:] f 3u Slugfpurg /
bei) @eo2g Sref3 / ^lieffmaler / in Sacober ©oiftat / ins ^a-- '• letein TOairs Saufs, Sierrd)en*cn / bet)m ©lüAIin.
Folioblatt. Das Nordlichl war am S.September 1591 von 7 bis 9 Uhr. Weller 737 iiacli Drugulin (838).
Aiimb'rff. Germ. Mtu>.
1591 Oktober 5.
(Srfd)jedilid)e QBunberroerck / fo abermal öen 5. October / im 1591. 3ar / in Der 9Tad)t ju «Rürnberg ij"t ge|"el)en
roozben. j [Holzachnitt 33.7 X lf^.5 cm, Nordlicht über dir S adt Nürnberg; noch etwas jihanta.yi.nhe Darstellung.]
[Driispaltiger Text in großen, schlecht ge.'schnittmm Typen von 14 Zeilen, in dir drifttn Kolumne nur 12 Zeilen, aber
darunter:] @cÖiu*t JU «Rürnberg / bei) ®o(ff D2ecl)n"e(. '
Folioblatt. Drugulin (840). Ni'irnherg. (!erm. Mii^. und St. U.
1592 März 5.
ein 6^jiftlid)e ^reöigt / j Slufj öem (Suangeüo | be« 6ontags Laetare, in Der 61)urfürf»= \ lid)en 6d)loJjkir(t)en
3U ©ittemberg get^an / als Dafclbften öie §ulbigung ju empfaf)en / öer ?)urd)Iaud)ti= geft / Sod)geb02ne Surft onö
Ser2 / Ser2 Sröerid) {sie!) ®ill)elm / Ser= ^og ju 6ad)fen / ic. Der 61)ur 6act)fen abminiftrator / fampt an= bcrcr
§cr2rd)aJTt angelanget / mb bemelte Äird)en Dom 6alui= 1 nird)en ©aroerteig ju fegen / onnb gleid)fam neroe 9.1x6)--
n>eil)e onb Caetare ju |)alten / gute gele= ' genl)eit gegeben mar. | Sampt agel)engten (sie!) ] ©nabenjeidjen / roe[d)es
3roird)en tot-- \ renöer «ßrebigt / am I)eIIen Siiiiel / omb Die 6on I nen / Der gneDige ®ott / feiner <Red)tgIaubigen Äire^n
3U Sroft ] fo mol aud) ei)riftlici)er Oberkeit / 3U befterckung jl)res @ott= ' feiigen eijfers / offentlid) l)at rd)einen onD
leud)ten I laffen: j 3n ©rudi oerfertiget / 1 ©urd) [ @e02gcn OTüIlern / Der geil: 6d)2ifft ; Doctorem cnD ProfefTorem 3u
3ena / ©iefer 3ei)t Dero2Dneten 5)er!t)äfern Der Superintendenz 3U Sittemberg. ' [Zierzeirhn.] ' 5Tad) ©eDrudit ju
9legenfpurg / Dürd) ; SlnDream Bürger / Slnno l592. |
4". 16 Bl. mit den Signaturen: — Sljj 9liij SlÜij S Sij SÜj SÜij 6 (Sij 6iij — 5) ©1) ©Hj -■ 151- i"' "nd 16»- leer. Die
2., 3., 4., 13., 14., 21.. 22.. 25. Zeile des Titels rot gedruckt.
.\uf Bl. I5r die Abbildung des am 5. März 1592 in Wittenberg gesehenen Halo. Hihi. HHlmann.
1592 Mäpz 15.
9lcroe Seittung ?3nnD Slbcontrafactur Der 6taDt (Sreugennad) / fampt einem ?BunDer3eid)cn / fo alDa am
Simmel gefef)en roor= Den / Den 15. TOar^ij / SInno 1592. in ©eutfcl)c Garmina bcfd)rieben / onD in eateinifd)e Oerfj
kür^lid) Derfaft. 3tem. 5Reroe erfunbenc <propl)ecct) / Don 3al)ren 90. bifs ins 99. ; 3tem. ein «Reroes CieD oon Der
ealDiniften l)ei)mlid)en «prächtigen onD b6fen 53orl)abens luftig onD kurftroeilig 3U fingen. 3m Sl)on / es gcl)t
ein frifd)er ©ommer Dal)er / t\i. ; [Kleines Zicrzdchen.] (SeDrudit 3U örfel / Durd) «Ricolaum Senricum. Anno M.D.XCll.
4°. 10 Bl. mit den Signaturen: — SIj A;s — B 5J,. 83 ?5i , mit einem Querfolioblatt 25 X 18 cm, enthaltend
.\bbildung der Stadt und der optischen Erscheinungen am Himmel bei untergehender Sonne. Weller 751.
Marburg: Miiirhen. St. li. und Xiirnberg. flenn. Miw.
1592 Juni 28.
(1) erfd)2bdilid)e «Reroe Seittung. ?)on Der ©raufame / t>ber= naturlid)e 9BunDergerd)id)t / Def3 »Blutb2un= nens
3U @ö2lingen im CanDt ju ©irtemberg / Ceon berger ©ogtet) / roeld)er 00m 28. 3unij biß auff Den 9. 3ulii / Difes
1592. Sars / ganft trarorig onnD kläglid) mit ?3Iutf(ieffen fid) er3eiget l)at / allen frommen 6^2iften 3U tren)l)erBigcr
mar- nung in Drudl Oerfertiget. , ['.1 Znlm Verse, darunter Ui>lz.H'hnitt 6.7xJ.f^ cm, religiösen Inhalts.] ©etrudlt 3U
augfpurg bei TOic^ael 9Ranger. \ M.D.XCll.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: Sllij — . lü. p und 4V leer. Am Ende auf Bl. 4'': J. R. G. F. und darunter eine
kleine Zierleiste. Weller 744. Ziirirh (Gal. XVIII, 1522).
(2) @rfinDlid)e befd)reibung onD ®arl)afftiger ?3erid)t / Was roüDer fid) an «petcr onD ^auls abenD be:
geben unD 3ügetragen / Difes 1592. jars / im CanD 3Ö ?Bürtenberg / ein DReil roegs oon Stuttgart / bei) einem Sledien
genant ; @erling / allDa fid) Das ©affer auf3 einem «rönnen in «lut oerroanDlet / 14. gan= ^er Sag / smorgcns pon
fed)6 Dl)r an / ift ; es blutrot gelauffen / biß gel)n («>.') Der 5lad)t / Darnad) roiDer auffgcl)6rt onD gelauffen roie
3UD02 / Da er eingefaf3t ro02Den ■ 002 sroei) jal)2cn / an «ar= tI)Olomei. ' ©efangsroeifs geftelt / 3m SI)on •/ es ift
geroif3lid) an Der jeit / 2c. @etrudit 3u augfpurg / bei) 9111= cf)ael «langer. 3m 3al)r 1592.
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen :— 2lij . lil. iv und 4V leer. Weiler, Amialen II S. 439 Nr. 620. üerlin.
Die Metcnrologif in den deutschen Flurfschriflen und Flughlnttern des XVI. Jahrb. !)1
1593 Januar 8/18.
(1) 3roo roarl)apge 5leroejcitung / ©nö grüntitlic^e @e= rd)id)t / fo )ld) ben xxoüj. Senner jü Cabad) [)at
jugetragen / Das ein klein SinD ift gefunden rooiöen / [/^'x /* 2 Xnlen Titel.] 'Q'k anöer / oon errcJ)röcklid)en onö er=
bärmlid)en ©unDerjcictjen pnö 9nif3geburt sroeoer SinDer / gerd)el)en in ber 6tet)ermarck jö 5Räckerfpurg / Den 8. 3enner /
öifes 1593. 3ar6. ! [HoUgchnitt 7.HX10 cm; Mond, durch den ein Schwiert geht, unten zwei Mifxjilnirten.] \
4". 4 Bl. mit den Sijrnaturen: - Stij ^iij . Bl. i^ und 4 leer. Am Schluß nuf Bl. 3": 6rJlHtd)cn @eb2UCht jü ©rä^ /
In öifem 1593. Fehlt hei Woller. (lotha, lUbl.
(2) 3n>o roarl)affte «tteroe jeittung / 5? ©nö grünötlidje ®e= rcf)id)t / fid) Den acf)ten 3anuari ju Cä= bad) f)at
jugetragen / Die anber / ©on erfdjjödilidjen onb erbirmli= d)en ©unberjeidjen / ben 8. , Senner / bifes
1593. 8arö. [Ilnkschnilt 7.HX!).8 cm, blutiges Schtrert durch dtn Mond gehmd, witen zwn Mißg'hurten.]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — Slij ?Kij — . Bl. 4^ leer. Am Ende auf Bl. 41 : ©r|}Iicf)en ©ebruAt }ü Sraft / inn
bifem 1593. AVeller 770. Miinrhen. St. li.
1593 Januar 23.
Zeittung aus Wittenberg Dieses 1593. Jars den 25. Januarij, seindt diese Drey Regenbogen Sampt Dreyen Sonnen
vmb 1 vhr Nach Mittag gerad Ob der Statt stehend gesehen worden. [Am Ende:] 1593 Gedruckt zu Nürnberg bey
Georg Lang Formschneider in der Judengassen.
Foliohlatt mit Holzschnitt. Weller 772 nach Heerdegens Sammlung. Drugulin (864).
1593 Februar 10.
Newe Zeittung Vnd Wundergeschiecht. so zu Constantinopei, den 10. Februarij dises 1593. Jar öffentlich am Himmel
gesehen worden . . . Durch A. M. Im Thon. Kompt her zu mir spricht Gottes Sohn . . . Gedruckt zu Schützing in Hun-
gern, bey Hansen Männel. Anno 1593.
8". 4 Bl. 31 Strophen. W'eller 773 nach Butschs Sammlung.
1593 Februar 12, 13.
roa2l)afftige onb ©laubroirbige Gontejfactur eines fc(»rö*lid)e ®unber}eid)en6 / roeldjes ben 12 13 ^fbruarij
bifes 93 jars ift 3U 3Türmberg onb au|°erl)aib ber 6tabt am Simle iRad)mitag Dor ber eonenonbergang ift gefed)en
roorben [Holzschnitt 27. öXULO cm, eine Nehmsonne vnd drei Bogen über der /Sonne.] j [Tut zweispaltig in schlechten
Ti/fien. links 1!), rechts 20 Zeilen, darunter in der Mitte die Unterschrift:] @ebrud!t JU 9lÖrmbcrg / bei) Cucas Snaijr
Sormfd)neiber.
Folioblatt. Wahrsciieinlich Drngulin (869). tiotha. Mus.; Xürnherg. (Serm. Mnx.
1593 April 1.
Drei) n)arl)afftige neroe Seitung : Die erjle / Des grarofamen Srb= feinbes bes Sürdiens / n)eld)e er Dor kotier
Seil in ^er= fien an ber 6tabt JRorebel begangen / ojib ober 20. taufent 9nen= fd)en jämmerlid) ermorbel / aber ber
^6nig in ^erfien mit gemalt [weiter 11 Z'Hrn Titel, damnler ein Ti'irkeiihipf in Rahmen 1.8X5.5 cm, links und
nchti davon:] @ebru*t inn ber alten 6tabt ^rag / bet) 3o= l)an 6d)uman. 15 93. Die britte erfd)redilid)e
neroe 3eitung / ®eld)e im Canbt ju Seffcn Don bem getreroen lieben | ®Ott / ons allen jur Tarnung Dorgeftellt /
onb bes 5lad)t6 am $imel gefel)en roorben / bamit es nid)t Dcrborgen / fonbern Seöerman jur 93efferung kunbt
onb offenbar fein fol.
4". 6 Bl. mit den Signaturen; — 9Iij Sliij — S Siij (sie!). Bl. i^ leer. Am Ende auf Bl. 6v unter einem Zier-
zehhen ; M. D. LXXXXIII. . M'cllor 760.
Das erste Stück 32 Strophen. Die Himmelserscheinungcn (phantastische Beschreibung eines Nordiiuhts?) hat »§err
9nartin Seiffc / "Pfarrljerr 3U %iftt)aufen gefeben-- München. St. U.
1593 Oktober 3.
(Sine Srbftlid)e 5leroe Beittung, ©ie Sott ber 21IImed)tige aber= mal feine ®i)ttlid)e genabe onb l)ülff ben
6l)riften er= jeiget t)at, aifo bas \\t in kleiner anjat)!, roibcr ben *B!utgirigcn örbfeinb ber 6l)riftenl)eit ben Sürdten
bei 6tul)lroeiffenburg glüdilid) gefiegct, onb jl)n nibergeleget l)aben, 1 3n biefem 1593. 8al)i', ben ! 4. SRouembris. 1 Den
3. Odobris ift ju alten 3ol)l an bem 9Ronben gefet)en roorben, Da benn bie : erfte Quabra; befj SHonben geroefen,
aifo bas in ben 9nonben ein (Srucifix geftanben, onb mit trüben ©oldten oberjogen roor= < ben, onb nad)mal6 aud)
nod) jroecne anbere TOonben, in gleid)er grijffe, aud) l)at man an jl)nen gefel)en «Rot Seroer onb ©lut, onb , groffe
grerolict)e 6tralen oon fid) geben, jc. Sierauff ift balb ben folgenben SHontag als ben 4. October Vefpanin onb
Palotta Dom Sürdten erobert onb eingenoinen roorben, alles nibergel)aroen onb @efäbelt, jc. 3tem, i abfage Srieff,
an bie ©ergitabte. ! [DruckersUjck.] (Srftlid) gebrudit yx "Prag, burd) j 3oI)annes 6d)uman.
4". 4 Bl mit den Signaturen: — , aij. SHij -• Bl. 4^' leer. Weiler III 74. Breslau, 1'. B.
1595 Februar 2.
Zwu Warhafftige Newe Zeittungen. Die Erste: Von den erschröcklichen Wunderzeichen, so Erschinen sindt, vber
der Statt Münster, in Westphaien, Wie in der Nacht drey Sonnen am Hiriiel gestanden durch jede Sonn ein Blutig
Schwerdt:
S" 4 Kl. Am Ende: Erstlich Gefruckt zu Metz, bey Anthonj de la corda. 1595. Z«ei Lieder. Nach AVeller8o9. Wie».
«)2 II i: 1. 1 M A N N :
1595 Februar 23.
©art)ajftige 'Jleroe Seitung / 6o fic*) auf öem ®e- bürg / ein l)albe OTeil Don ©oöcn= ftain / 3n einem ©öjflein /
Don neun SertTtättcn 6ofprunn genanbt / ©cn 23. Scbr. ?lnno 1595. 3roird)en 2. i onD 3. öl)r JJad) OTittags l)at
3ugctragen / bü in einem j augenbü* / öer 6d)nce onö ^Bajler Drei) 6täöel fampt ei= j nem §auf5 / 3n roeld)em 13. "perfon
geroefen Jini) / öie eilff • l)inn»egh gefü()it / erfeuffet onD errd)lagen / aber ein Änedjt / onb öefj «Dorfleins §utmann
auf} Dem Saufj / auff roafcr ! roeofe jl)nen nidjt 53en)uft / oon (Sott errettet / onD be^m ee= ben erl)alten roojDen /
Der ein 6taDeI aud) ein jungen Äna= : ben / crFdjIagen / in allem 12. 'ßerfon jämmerlid) Dmbkom= men oon einem
©laubroirDigcn in iRaim gefalTet / tt)eld)er Dabei) geroefen / onnD roie Die armen Ceutl) aufj Dem 6d)nee onD ^BaJTer
nad) cinanDer gebrad)t tPOiDen fein / gefel)en l)at. 9ilag aud) gefungen roerDcn / 3m SI)on: erbarm Did) mein 0
§er2 ©Ott / 2C. {llohsclinilt 4.6x6.0 cm, Arche Noah, mit der Vmschrift, [ink.i: ©eDrudlt JU ^\iXT\\)txq / rr-thls:
Durd) 6i)2iftoff Cod)ner. ]
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — ?lij StHj — ■ Weller, Annalen I 37. lierlin.
1595 Januar 16 bis März 2.
ein kläglid)er 6prud), Don Dem groffen ^affergufj, fo fitf) 3" 3!ürnberg oom 16. 3enner bis 2. TOartii 1595
jugetragcn. 1596.
4". Weiler, Anniilen S. 257 Nr. 314.
1595 Februar 24 28.
\l)nt(/iilin (!>}3) verzriclmet foli/enden Kinhlattflrurk:] Warhaffte Beschreibung der drey vnerhörten gewaltige
Wassergüssen — so schnell auffeinander durch Nürnberg geflossen, vnd was für schaden gethan. \Vnti-n dreisjmltiij'
Beschreibnng in Reimm] Gedruckt zu Nürnberg, bei Lucas Mayer Formschneyder.
1595 Oktober 19.
DOCT. lACOBI COLEB! «ßrobfl 3U Berlin | eigentlid)er bericl)t / ©ö Den felgamen onD 5U onferer 3eit Dner()6rten /
©unDerroerdien onD @efd)id)ten / fo ^\i) nerolid)er jeit in Der ?Rardi ^ranDenburg angetragen / onD oerIauf= fen
l)aben / onD nod) teglid) gefd)el)en. j [8 weitere. Zeilen.] j hierbei) roirD aud) ein fonDerlid) ®unDer3eid)en ' onD gefid)t
am Siüiel gemeltet / ®eld)Cö M. loachimus Vvoilinus / j ^farrt)err ju Sofeen / inn einem fc^reiben an obgcmelten §crrn
D. lacobum Colerum geDen*et. | [Wapptn.] 1 ©eDrudtt ju erprDt / Durd) TOartin: ^Bittet / 3n oorlcgung "Paul ©rad)=
feitö / im 3al)r 1 1595. !
4". 14 Bl. mit den Signaturen: 21, S, 6, ?)., i Tafel (29X22 cm) in Kupfer mit der Darstellung von allerhand
Wunderzeichen.
Optische Erscheinung oder Nordlicht in der Nacht des 19. Oktober 1593. Der Text verweist auf die Nummern in
der Zeichnung, z. B. 13 Großes Kreuz durch den Mond um Mitternacht. Berlin; Lübeck ; München, St. B.; Kümberi/, St. B.
1595 Sommer.
(i) «Herne Seittungen. j 39In roeld)en aujf Das kürgeft onnD j 9li(t)tigeft jufamen gebiad)t / roaa fxd) fürnämb= Itd) /
oon Dem 17. Sag / Defs «Ulonats 3unij / bifs auff Den 15. Sulij / Def3 ] 1595. 3al)jeö / inn gungern / DuDer Dem gürjltcn
»on snannfjfelDt / 1 [3 Zeilen] j kommen. 9öas für ein 6d)2i3dilicf)eö ©etter / omb j @jof3 ©arDcin geroefen
fet)e / JC. I [HolzscJinitt 9X9 cm, Schlachlbild.] \
4". 4 Bl. ohne Signaturen. .\uf Bl. 4V am Schluß: erftlid) ®etru*f 3U ©icn / bei) Sanns Siptfel. • Weller 804.
Großer Hagelfall bei Groß Wardein. Einige Hagelsteine ungewühnlicli groß, »als gemeine Bal^knollen-. Ulm.
(2) Sönfferlet) 5Barl)afftige Jleroc 3ei)ttung / \ Die erfte auf3 ?)ngern. ©ic Das Die Sfirdien in : ©ngern mit
etlid)en ©c^iffen auff Der Donaro auf3= | geftanDen / onnD einen träfflid)en ed)armöSeI mit Den onferigen / i 3roird)en
Äo*orn onD @ran getl)an I)aben. Darinnen roirD aud) oermelDet / roae ! SoDt bliben ift / ©arauff ©raff 6arol Don
JnansfelD / Den xxij. Sulij Das ?Baffer= | ftäDtlin / fampt Den «Ranöenftätlin / onD Den 3aun / roeld)cs allee omb Die
©eftung \ [weiter 12 Zeilen Titel.] j 3um Dierten / ©irt aud) l)ierin angeaeigt / roie ein grof3 cngeftimm ©ötter omb
©artein / in ?3ngern gcrocfen / onD 6tein geroorffen / groffer Dann Die i gfiner eper /. »nD Das in etlidjen 9nenrd)en
angefid)ter 3u erkennen geroefen finD / 2c. j 3um fünften [."? Zeilen Titel.] \ [Zier:eichen.] j grftlid) getrudit 5u
^rag / Durd) Sans 6d)uman / j Anno M.D.LXXXXV. i
4". 4 Kl- mit den Signaturen: — 91, aüj — . Bl. 4^ leer. Von Weiler (620) irrtümlich dem Jahr 1585 zugeschrieben.
MiincheiK St. B.
1595.
Sleglid)e @efd)icl)t / j ©on Der grof= I fen erbermlid)en ©affcrs 9lotl) / fo an allem enDe in Deut= fd)cm CanDe
ergangen finD / Da es bet)= | gemelD / etlid)e CänDer / 6tr6m / 6täDt onD bxi\)tx i Da es Dncrt)orten grerolid)cn 6d)aDcn
getl)an / 5In 9nenrd)en / ?)iel) / ' Seufer onD fefte 9Srö*cn / 2lud) 3nüe= ! len / edier / ©arten onD «ÖJiefen / 3n Diefem
1595. 3al)r / @efangf3= , roeife geftellet. , 3m S^on / ; ®ie man Den K6nig eof3lau finget / 2C. Die auDcre 3citung /
©ie man bei) SarftaDt '■ in 5ran*enIanDe / klar lauter : 9nel)l aus Der SrDen ge= graben. 3m St)on: 6s ijt geroif3lid)
an Der 3eit / etc.
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen: - Slij . Weller. Annalen HS. 440 Nr. 62 v Berlin.
Dir Mefeoroloyir in di-a lU-utxchoi Flui/schrifti'ii und Flugblättern des XYl. Jahrli. i)3
1597 Mai 1 (18).
3roo roarl)afftige nero jeitung / ©ic Srfte. ?3on einer Dn= ert)6rter rci)re*Iid)cn @e= rd)id)t / fo fid) in öiefem
igigen 97. '^axt jugctragcn / 3u Cangenberg / im a6l= Ttb^n CanDe / ®ic ein fd)n)anger ©eib | "Die Slnber |
©on einem errd)recklid)cn @en)itter onö Jcroersnotf) / auc^ Blutregen / fo @ott ober Die 6tat 6d)il= | brick / in 5cr
6d)lcficn / ergel)en laJTen / @erd)el)en öen 1. TOaji 1597. 3m SI)on / gilff @ott öas mire gelinge. ' ©as Dritte
Kl 8". 4 Bl. ohne Sisnaturen. Hl. 4''' Irer. \\'eller 845. (rewittcr und Klutregen nm 18. Mai. lierlin.
l.>»7 Juni 1.
fiurge onö aud) grunDt= lic^e roarl)affte 9Teüroe 3e«)tung / oon einem Dnerl)6iten errd)20chlid)en ongeroit= ter /
fo ju ©irftburg im Srancftenlanö Den erfte« tag Sournonats ^id) 3ügetragen | l)at / mit groffen fteinen / onD erfd)ro*=
li= d)em ©affer / Dafj oeDerman mei= nen t()ett / Die Ittfte 3ei)t Defj ; Ferren feo oor: ' l)anDen. ! [Kleines Zier-
z''ich>>».\ erftlid) getruAt jü ^Bamberg bei) Quirinus ^eck in Der | Sargaffen. 1597.
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen ; — Slij Sliij -. Das letzte Blatt fehlt im vorliegenden Exemplar. Weiler 846.
Starker Gewitteiiegi^n mit Hagelsclilag. Berlin.
1597 Juni 15/16.
1 1 1 'IBarl)afftige erfd)recklid)e «Herne 3eitung onD @efd)id)te / fo fiel) auffer onD in Der 6taDt 6traIfunDt Diefes
jeglauffen^ Den 97. gars Der minDern 3al 3ugetragen onD begeben / '. als Daf3 ee 3U Dnterfd)ieDlid)en malen Slut onD
edjroefel geregnet aud) Seror oom §immel auff 6. SRarien [ Äird)e Dafelbfl gefallen. 3tem »on einem 9BunDcrbar=
!id)en ®efid)te / fo einem Bürger Dafelbfl begegnet / roie Der 6I)riftIid)e Cefcr auf3 er3clung Der @efd)id)te | roeiter
oernemen roirD. \ZUrst,wh-.\ (Srftlid) in Der gürftiid)cn ©rudierei) 3U ^artl) '' in «Pommern geDrudit / Se^t aber 3U
«oflodi bei) 6l)riftoff 3?euf3ner na(ft geDrudit / anno 1597. '
4". 4 lil. mit den .Signaturen: — Slij aüj — • Bl. i» leer. Am Schluß gezeichnet; .... gonroDe 6d)IÜffelburg
©OCtOr / anno 1597. Fehlt bei Weller, der aber unter Nr. 840 den ersten Druck aus Barth nach einer bibliographischen
Srlirilt anführt: daß diese Ausgabe wirklich existiert, beweist die nach ihr gemachte niederdeutsche Übersetzung.
Mi'inchen, U. B.
(2) [Zürltisie mit Engelskopf in der Mitie.] 3Barl)afftige (Srfd)iedilid)e ncme 3eittüg / ge{id)t onD gefd)id)t /
60 nd) aufferl)alb onD in Der 6tat 6traaIfunD, Dieses iötlauffen= | Den 1597. Sars 3ugetragen onD begeben / alf3
Das es 3U Dnterrd)ieDlid)en malen onD ÖJtern ©lut on 6d)roeffel geregnet / aud) Seror com §iifiel auff ! 6anct TOarien
S^ird)en Dafelbft gefallen. 3tem : oon einem rounDcrbarlic^en @e= Hd)*« / f" «'"«"i Bürger Dafelbft begegnet / ®ie Der
(Sl)rift lid)e Cefer aus erftellung Der gcfd)id)t roeiter Derneinen roirD. ; [In der Mitte kiemer llohschnitt 0..5 x ö cm,
drei Mänmr tceism auf eine Ersrhrmung am Himmel, links davon steht:] 1 3n Der SB 1 rftlid)en Ju ; Bart Dru^ \ djerei) /
in i t^ommern . erftlid)c ge= i Drudit / pftt \ aber 3U Wo / [rechts rom Ilohschniit die Fortsetzung:] ftodi bei) 6l)riftoffer j
5Reuf3ner nad)geDru dtet. anno , 1597.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — 23 '■ — . Bl. i^' und 4* leer. Am Schluß auf Bl. 4' bezeugt Conrad Schlüssclburg,
daß die pluvia prodigiosa in Stralsund gefallen ist. Fehlt bei Weller.
Nach einem handschriftlichen Vennerk auf dem Greifswalder Exemplar ist nach diesem Druck unter Verändeiung
der Orthographie von Michael MeJfer in Stralsund eine neue Ausgabe im Jahre 1681 (4". i Bogen) veranstaltet worden.
^ Grdfxw'itfJ.
(3) ®arl)apige erfc^redilid)e «Reuroe Seitung onD @efd)id)te / fo fid) auffer i onD in Der Statt ©tralfunDt
Diefes 3fftlauffenDen 97. 3ars Der minDern 3all 3ugetragen onD begeben, als Das es ] 3U i)nterfd)ieDtlid)en mal)len
©lut onD 6d)roeffel geregnet / aud) ' Seroer oom Simmel auff 6. DITarien Sird)e ! Dafelbft gefallen. ! 3tem oon einem
©unDerbarlic^en @efid)te / fo einem Bürger Dafelbft begegnet / roie ; Der 6l)riftlid)e Cefer auf3 er3el)lung Der ®erd)id)te ,
roeiter oernemmcn roirD. [llutzschnitt (!.'>xö cm, flankiert auf beiden Seilen von Zierleisten..] ®rt)pl)f5roalDen /
SeDrudit Durd) auguflin Serber. Anno M.D.XCVII.
4°. 4 Bl. mit den Signaturen: — aij aüj — Bl- 4* leer. Der Bericht ist gezeichnet »(SonraDuS 6d)Iufrelburg SOrtOr
Dafclbpen". Fehlt bei Weller. Berlin.
(4) ®ar!)afftige (Srfd)rcdtlid)e iReuroe 3eitung onD @efd)id)te, fo fid) auffer onD in Der 6taDt 6tralfunDt
Diefes ^eöHauffenöcn 97. Sarcs Der minDcr 3all 3ugetragen onD begeben, ais Das es 3U onterfd)ieDtIid)en mat)Ien
Blut onD 6d)roefel geregnet, aud) Seroer oom Simmel auff 6. TOartin Äird)e Dafelbft gefallen. Stem oon einem
roünDerbarlid)en ®e: fi^te, fo einem Bürger Dafelbfl begegnet, roie Der St)ri]tlid)e Cefer auf3 er3e|)lutig Der gefd)id)te
roeiter oernemmen roirD. [Holzschnitt 5.S X '>.2 cm, jüngstes Gericht, rechts und links Röschenleiste.] '• @ri)pl)if3roalt
öeDrudtt Durc^ auguftin Serber. Anno M.D.XCVII.
4". 4 Bl. mit den Signaturen: — aij aüj • Bl. 4V am Ende: bekenne id) (SonroDuö ! 6d)lüffclburg Soctor,
anno 1597. [Großer Druckstock] . Bl, 4^ leer. \\'cller. Zoitiingen III 85. Bi-esUui, U. B.
(5) ©arl)afftigc erfd)re*li)ke 9Tt)e Xi)Dinge onDe gefd)id)te fo fidi buten onnDe in Der 6taDt ©tralfunDt Düffes
lopenDen 1597. 3al)r6 Der ringern Sali tl)ogeDragen onnDe begeoen aifo Dat t)öt f()«> onDerfd)etliken mal)Ien BIoDt
onD 6d)roeocl geregenct od? Sürocr oonn .^emmel op 6. SlRarien Verdien Darfulocft gefallen. 3tem oon einem ?SunDer=
liken 0erid)te fo einem Borger Darfulocft bejegenet aife De d)riftlike Cefer otl) ertl)ellinge Der @efd)id)te rot)Der Dor:
94 II Kl, I. M A N X :
ncl)men werbt ©rftlich geörucket in Der ^örftühen Drüdteroe tf)o ^arfl) in ^ommcren iHageörüdiet fi)o Sombord)
öord) <pj)ilippum pon OI)r. Typis Binderianis Anno MDXCVlj.
4». 4 Bi. Mitgeteilt von Hrn. Dr. Claussen, Rostocli (nach ScIioUer, Biicherkunde der niedersäcjisischen Sprache
Nr. 1162). Fehlt hei Weller.
Es gibt auch eine Übersetzung ins Dänische und Niederländische.
(6) 9)om ^lu&tregen 3n POMMERN (Sine erinnerung an al= le öafelbft ^reöigcr 'Bolgaftifdjer ortl)ö. ©eftellet
Durd) DOCTOREM FRIDERICUM RUNGIÜM Der ort()5 general 6uperintenöenten. [Kkines Zter:eichen.] @ri)p()if3roaI5t
©cörucht öurd) auguftin gerbcr / 5lnno 1597.
4". 6 151. mit den Signaluren: — Slij Sliij SlÜij — - -. ■ BiU. Hellmann.
(7) 5)om «lubtregen i 3n POMMERN \ eine erinnerung an al= le öafelbft *preöiger ®oIgaftifd)e6 , ortI)6. ©eftellet
burd) ; DOCTOREM FRIDERICUM RÜNGIUM j Des ortI)S general 6uperintenbenten. [Kleinen Zieneichm.] @ri)pi)if3n>albt
©eörudit burd) SJuguftin Jerber / ' SInno 1597. |
4». 6 Bl. mit den Signaturen: — ?lij 9liij ?liiij — — . Offenbar derselbe Druck wie der vorige, nur mit Verbesse-
rung der beiden Druckfehler in der 5. und 11. Zeile des Titels.
Auf vorliegende Schrift nimmt Bezug die 1618 ers<'hienene Schrift des Greifswalder Generaläuperintendenten Bar-
TuoLDus Keakevitz : 6()riftlic^e / ©olgcmeinete ©ebandien / 33on bcm jftt brenncnben gometen / , — 9leben(l angel)engter
©rnjUen / 3U bicfcr Seit i)0(i)n'6-- tigen erinnerung / oom Slutrcgen in Sommern / an alle prebi= ' ger TOolgaftifd)eö orls / burd)
6. §errn FRIDERICUM RuNGlüM (Greil'swald, Hans Witt 1618. 4°. 14 Hl.) Beide in (ireifgteaid.
(8) DE : PLUVIIS PRODI- ; GlOSiS SPECÜLATIO PHYSICA ET HISTO- RICA, ©on Slutregen onb anbern ?Bunber=
baren unnatürlichen j 3)ngen)i)I)n!id)en 5Rcgen / eine Sren)f)er$ige | cnnb inot()n)enbige erhlcrung / geftellet Durd)
DAVIDEM HERLICIÜM, Phi- | lofophiae & Medicinae Doctorem, ©nb Der Univer- [itet ©rpp^ifsroalbt im ^ommem Pro-
felTorem publicum. ; 3m XI. PSALM, i Der §6315? roirö regnen laffen über bie ©ottlofen ©li^ / Seror onb 6d)roeffel /
onnb roirb jl)nen ein TOetter ju i Iot)ne geben. @rt)pl)if3roalbt. ©ebrudiet burd) 2luguftin Berber / Anno M.D.XCVII.
4°. 16 Bl. mit den Signaturen: 21 S 6 © Diese Schrift wurde oH'enbar durch den Blutregen in Pommem vom Jahre
1597 veranlaßt. li'rlin.
(9) Zwo warhoCftige Zeitung vnd erschröckiiche Geschichten, so sich in der Statt Straisundt begeben, wie da&
es Blut vnd Schwefel geregnet ... Im Thon : Ewiger Vatter im Himelreich
8°. Weiler 843 nach einem Katalog von .\.shcr vom Jahre 1854.
(10) Der Bbitrrgen gab offeuhar auch die Veranlassung zur Verojfpiitiichung der folgendin, auf der Greifswalder
I nirerfitätshibliothek vorhandenen kleinen Schrift:
SYNAPieMHIlE SIVE ; ENVMERATIO QVORVN- DAM PRODIGIORVM, ET PVB- LICARYM CALAMITATVM, QV/£
EA SVNT SVBSECVTiC, ET DEINCEPS ' CERTO SVBSECVTVRS VIDENTVR; SIMVL AN- nexam habens rruz^wc-rw ad
omnes homines, ut plurimis ; hifce prodigijs & calamitatibus, quibus Devs ttcwoaiSt^uiv nobis minatur, moti: iram Dei
deprecentur, & feriö poenitentiam agant. GEORGIO BRANDEBVRK Au- ctore. P. P. [Kleiner Jhhschnitl: jüngstes
Gfricht (:')] j Pcibioi' :--ri ij-mixcctScii y, wixiir'^ca SEDINI TYPIS RHETIANIS. Anno cb. b. XCVU.
Kl. 4". (30) Bl. mit den Signaturen A— G. Titel und Text innerhalb Randleisten.
Ein lateinisches Gedicht des Stettiner Professors Georg Bka.ndenburgk [so unler->chreibt er sich in der Widmung],
in dem alle mögliehen auffälligeii meteorologischen Erscheinungen und deren meist unheilvolle Folgen aufgeführt werden.
Vom Blutregen heißt es auf Bl. 6':
Pi'O pluvia, coeli delapsus ab aeihere sanguis
llic ubi Stetini uioenia clara jacent
Arboris in foliis. viridanle & gramine campl
Est Visus Vera visibilique nota.
Hiernach ist der »Blutregen« außer in Stralsund und Greifswald auch in Stettin beobachtet worden.
1598 Mai 6, 17.
(i) ©ret) rotrl)apge neroe Seittungen: Die erfte: ©on bem gewaltigen onb erfd)j6dilid)en 9Better / fo ben
fedjjten ; TOaij an eilen Orten gefd)el)en / 211s nemblid) 5u Sexfum / bei) ber ©tatt 9nei)nS / onb an bcr TOufel bct)
Srier / onnb aud) im (S6llnifd)en Canbt / mas es für ge: roaltigen 6d)aben getl)an / pn 6tätten onb ©brffem / ' an
5nenfd)en / ©iel)e / ©einbergen / ©arten / ediern onb 9öifen / bas Äorn Derfd)ipemmet: 2Iud) roic brei) 6onnen onb
Jlegenbogen / ben 17. OTaij / gefe!)en rour= ; ben. 51Uen 9Ilenfd)en jur ©ufs gefangsroepfs geftel= let. 3m SI)on / rpie
man ben einben= fd)mib fingt, ©ie anber: ! Slufj bem «Riberlanb / sroo fmeplipegs oon 66ln / in einem Slofter ju
6. 6atl)arinen genen= ! [drei Zeilen Titel.] -Die Dritte: ©on brep 6d)ulerknaben / roie fie aug ber 6tatt [noch
!l Zeilen Titel.]
4". 4 BI. mit den Signaturen : — 91ij gijij — . Bl. 4V leer. Am Ende auf Bl. 4^ : erjÜlicb getrudjt iü 6Bln / bei) JliclaUS
6d)reiber. 3m3ar1598.:. Weller, Zeitungen 861 und .\nnaleu It S. 443 Nr. 639. Miinchen, St. B.
(2) Drey warhafftige Newe Zeittungen. Die Erste vonn dem gewaltigen unnd Erschröckhiichen Wetter. So den
6 Maji an vilen Orten geschehen (m Versen.) Colin 1598. 4".
.\nsrheinend von der vorigen verschiedene Ausgabe. London. Brit. Muteuni
Die Mcteorologu' in den deutschen Fhi(jschrißen und Flugblättern des X VI. Jahrh. U .">
1599 Januar 6 (1598 Dezember 24).
( 1 ) @rünötlid)e onö ?Barl)afftige neroe Seitung oon einer Dner= l)örten onb 3uuor nie gefel)ener snifjgeburt /
6o 5ur Ciben inn Obern Caufjnift oon eines armen §irten ©eib geborn red)t onb natürlid) / roie in Diefer gigur
5U fef)en ift / gerc()el)en am Sage i>er l)eiligen örep Könige / öiefes jeftt lauffenöen 1599. Sa'ji'ö. Die anDer Seitung /
oon öer gewaltigen ©affersnotl) / 6o öie oergangen Saftnad)t in Der ©taöt *Rom gefdjeljen. ' ^Vürspaltigcr Text, in
der linken Spalte oben ein kleiner Holzschnitt der Mißgeburt; unten in der Mitte die Unterschrift :\ ©rftlicf) geöruckt
ju ©rfel. ;
Folioblatt. Das Bild tritt gpgen den langen Text sehr zurück und ist unkoloriert. Ob die Zeitangabe (Fastnaclit)
für die Tiberüberschwemmnng richtig ist. erscheint fraglicli. Sicher gab es solclic am 23. — 25. Dezember 1598 und am
10. — II. .lanuar 1599. Gotha. Mim.
(2) 3roo n)arl)a)ftige 5leroe 3eitung / Die (Srfte / 2luf3 ßomorjn / 00m 6. Renner / , anno 1599. roelcl)e bei)
einem Sörck= \fd)en ßurier / Die anDer Seitung / onnD roal)rer bericf)t / oon Der geroaltigen ftrajf ©ottee /
onnö jämmerlid)e ©aJTerö notl) / 60 bie oergangen ©einnad)ten inn aller ?Belt bekante 6tatt SRI)om / gerd)el)en /
onö roas es für geroaltigen ^at>cn ge= tl)on / finbt jl)r l)ie ©efangsroeifj berid)t. 3m S()on / Wit man öen
Cin{>enrd)mtbt fingt / .
Kl. 8". 4 151- ohne Signatuien. Am Schluß auf Bl. 4» : ©ebrucht 3U SÖrlift / bei) 9TclaUS ?5ol6en / ?lnnO / 99. ! [Kleines
Zierzeiclien.] AVeller 871.
Einen Einblatidruck mit tsrheehischem Text (erschienen bei W. Stiijbrsky in Prag) über die Überschwemmung in
Rom erwähnt Dl.\bacz, Nachricht von den in böhm. Sprache verfaßten Zeitungen, S. 21. Tierlin.
1599 März 1.
fBarl)afftige onöe erfdjreAlohe 9Bunbergefd)id)te / fo fi* im lan= be tl)0 Solflein tl)ogebragen / in einer
etabt Olöenbord) genanbt / \i>uen 5nt)le roegcs oan CübeA gelegen / in bef= fem 1599. 3al)re / ben 1. 9nartij / oan
einem iRcgcnbagen onbe erfc^rechlt)hem ©nroebber / nid)t anbers alfe roenn be Süngefte Dad) geha= men onbe oor
ber Dö!)re roere / barbeneuen ock / roo TOepten / (Srnete onbe 9Di*en op ben ackern / be fe tl)o befel)en IjennutI)
gegal)n fönt / ben morgen barna / oon jebermanne t)6 gefel)en onbe opgel)auen roorben. [Hoh-H-hnitt : jüngstes Ge-
richt.] (Srftiqck gebrUcket tl)o Cübeck / bi) (Sl= fabe Ärögers / 1599.
8". 4 Bl. Signatur 31, mit Ku.stoden. Mitgeteilt von Hrn. Dr. CLAUsst.v, Rostock. Nach demselljcii Gewährsmann be-
findet sich eine .\usgabe in hochdeutscher Sprache in Wolfenbüttel. Lüneburg.
1599.
Drey warhaffte Newe Zeitungen Die Dritte. Von dem erschrecklichen Wunderzeichen eines Crucifix, so ge-
sehen worden in disem 99. Jahr.
4". 4 Bl. Am Ende: Cetruckt zu Nürnberg, bey Abraham Wagemann, im 1599. Jar. In Versen. Nach Weiler 865.
Frauen feld .
1599.
3100 ®arl)afftige 9Teroe 3eitung / Die (Srfte / ©on ben ©raufammen / 91ud) rd)r6dilid)en / onb juuor oner^
l)brte ©unber3eid)en / fo man in ber 9Tad)t 002 bem Sag / TOaria ©eburt in ben Cüfften gefel)en / als nemlid) an
bem ganzen Weinftrom / roie aud) in bem 911ed)elburgerlanb / onnb omb bie 6tatt Cütid) onb 66ln im SRiberlanb /
aud) anbcm C)r= ten mel)r / ()ergegen aud) roiberumb oon ben graufamen Grbbibemen / fo fid) bar= auff erl)aben. \
Die anber 3eitung / 3ft oon einem ©ilben Wann / fo fid) in bem Canbt ju Solftein / ®ie aud) auff bem ?Balb
onnb Canb / hierin mit grimmig= lid)em @efd)rei) / t)at l)6ren onb fel)en laffen / auc^ oon einem ©üben ®urm
onb Srad)en. 3m tl)on / 0 (Sroiger öatter im Simmelreid). ©ebrudit ju Srädjfurt am 5nai)n / burd) 3ol)anne6 6aroer. 1
Kl. 8". 4 Bl. mit den Signaturen: — %i\ 9liij — . Sehr allgemein gehaltener Bericht über nordlichtartige Erschei-
nungen, Sturm und Erdbeben, ohne genaue Angabe der Zeit. AVeller 874 verlegt die Schrift ins Jahr 1599.
Herlin, St. n. (\'e Ö411).
Schlußbemerkung.
Auf .S. 4, zweiter Absatz, habe ich bereits darauf hingewiesen, daß bei den Titelaufiiahinen, die sich auf
einen langen Zeitraum erstreckten und nicht unmittelbar hintereinandr-r erfolgpri konnten, kleine Ungleichheiten
vorgekommen sein wei-den. Eine solche ist beim Korrekturlesen, das bei den in Berlin und München (Staats-
bibliothek) vorhandenen Stücken nach den Originalen erfolgte — in München dank der Liebenswürdigkeit des
Hm. Oberbibliolhekars Dr. Schotteni.oher — , wiederholt bemerkt worden. Ich habe nämlich nicht immer
die Schreibweise der Diphthongen ae, oe. ue (h bzw.-ä, 6 bzw. ö, ü bzw. ül richtig unterschieden. Im all-
gemeinen scheint die Schreibweise mit dem aufgesetzten c die hüufigere zu sein. Es kommt aber vielfach vor,
daß in einem Titel beide .Schi-eibwei.sen vertreten sind. Ob da eine gewisse (ii'setzmäßigkeit vorhanden ist,
vermag ich nicht zu sagen.
Ich hoflTc, daß mir keine Dnickvariante, die sich nur durch verschiedene Schreibweise der genannten
Diphthongen von anderen unterscheidet, entgangen ist: Dagegen glaube ich, daß es noch einige meteorologische
l-'lugschriflen und Flngblältei- gibt, die bisher nicht zu meiner Kenntnis gelangt sind. Für Bekanntgabe solcher'
Drucke wäre ich .sehr dankbar.
96 H F. L L M A N N : Dic Meteorologie i. d. deutsch.' Flugschr. u. Flugblättern d. XVI. Jahrh.
Inhalt
Seite
Einleitung. BegvifT der Flugschriften 3
Nachweis der Flugschriften . . ' 4
Flugblätter oder Einblattdrucke 5
Allgemeiner Charakter der Flugschriften 7
Die Verfasser der Flugschriften 8
Drucker und Druckorte der Flugschriften 10
Entwicklung der Flugschriftenliteratur 13
Inhalt der Flugschriften 14
Verzeichnis der in den Flugschriften enthaltenen meteorologischen Erscheinungen 15
Znsammenfassungen von Flugschriften zu Büchern ' . . . . 25
Deutsche meteorologische Flugschriften und Flugblätter nach i6oo 29
Meteorologische Flugschriften und Flugblätter außerhalb Deutschlands 30
Bibliographie der deutschen meteorologischen Flugschriften und Flugblätter des XVI. Jahrhunderts . . 32
Herliü, gedruckt in der Reichsdruckerei.
ABHANDLUNGEN
DER PREUSSISCHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
JAHRGANG 1921
PHYSIKALISCH-MATHEMATISCHE KLASSE
Nil2
ÜBER DIE ENTSTEHUNG DER GELENKFORMEN
MIT TIERVERSUCHEN
VON
R. FICK
BERLIN 1921
VERLAG DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
IN KOMMISSION BEI DER
VEREINIGUNG WISSENSCHAFTUCHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER U. CO.
VORMALS O. J. OÖSCUEN'SC'HK VEBLAOSHANDLUNO. J. OUTTENTAQ, VEHLAaSBUCHHAMDLOSO.
OEOaO RElMEk. KAHL 1. TBOBNEB. VEIT U. COUP.
Gelesen in der Gesamtsitzung am 31. Juli 1919.
Zum Druck genehmigt am 31. August 1921, ausgegeben am 3. November 1921
HERRN KOLLEGEN 0. HERTWIG
IN VEREHRUNG
GEWIDMET'
' Durch äußere Umstände wurde das Erscheinen der Abhandlung, das eigenth'ch zum 70. Geburtstag
O. Hertwios geplant war, verzögert.
/
Uie Gelenke, diese Teile der tierischen natürlichen Bewegungsnaaschinen, zeigen uns einen
für die Bewegungsbedingungen so zweckmäßigen oder, wie wir im Anschluß an den Vor-
schlag von Dennert' wohl besser sagen, » nutzmäßigen«, uns »kunstvoll« erscheinenden
Bau, daß wir formlich dazu gedrängt werden, bei ihrer Entstehung an mehr oder weniger
grobmechanische Vorgänge zu denken. Der erste, der sich näher mit der Frage der Ent-
stehung der Gelenkform befaßt hat, war wohl der früh verstorbene Marburger Anatom
Ludwig FicK. In seinem 1845 (Marburg, Kollmann) erschienenen Lehrbuch der Anatomie
sagt er (S. 86): »Es gilt aber für die Bildung der Gelenkflächen des Skeletts im allge-
meinen das Gesetz, daß bei der aktiven Bewegung immer der entferntere Skeletteil an
dem dem Rumpfe näher liegenden bewegt wird, während der Rumpf den festen Punkt
bildet, daher vom Kopfe, als dem Centro des Körpers, nach dem Becken inid den Ex-
tremitäten hin, die einzelnen Knochen ihre ausgehöhlte Gelenkfläche immer der Peripherie
zukehren, um so den rückwärts gerichteten konvexen Gelenktlächen der folgenden Knochen
die Bewegung zu gestatten. — Umgekehrt gestaltet sich aber dies Verhältnis an der
äußersten Gliederung des Skeletts im Fuß und in der Hand — hier und bei den aktiven
Bewegungen der Finger und der Zehen sind die festen Punkte im gefaßten Gegenstand und
berührten Boden zu denken, und deshalb die Gelenk köpfe der Finger und Zehenglieder
nach außen von dem Zentrum und der Wirbelsäule abgewendet.»
So einleuchtend dieser Gedanke auch vielleicht zunächst scheinen könnte, so glaube
ich doch nicht, daß er genauerer mechanischer Betrachtung standhält, denn einen »festen
Punkt« bildet ein von der Hand gefaßter Gegenstand oder der von den Zehen zu er-
fassende Boden nicht nur für die Endglieder der oberen und unteren Gliedmaßen, sondern
für alle Teile der Gliedmaßen bis zum Rumpf Dieser ist eben dann der bewegte Teil,
der sich gegen den gefaßten Gegenstand, z. B. einen Baumast beim Klettern oder gegen
den Boden beim Gehen, fortbewegt. Dann müßten aber auch beim Hand-, EUbogeu-
und Schultergelenk bzw. beim Sprung-, Knie- und Hüftgelenk die Pfannen rumpfwärts
gerichtet sein, wie es bei den Fingern und Zehen und sonst aber nur beim EUbogen-
und Kniegelenk der Fall ist. Denn beim Klettern und beim Gehen, könnte man sagen,
sei jeweils das vom Rumpf entferntere Glied der vergleichsweise weniger bewegliche,
»feste« Punkt, das dem Rumpf nähere Glied bzw. der Rumpf selbst mit seinem Glied-
maßengürtel, dem Schulterblatt und dem Becken, können als der hauptsächlich bewegte
Teil betrachtet werden. Warum es übrigens vorteilhaft ist, wenn der ruhende Teil die
Pfanne, das bewegte Glied den Kopf trägt, führte L. Fick nicht näher aus; er meinte
wohl, und das vielleicht mit Recht, daß die Bewegung sicherer sein wird, wenn sich der
bewegte Teil gegen eine ruhende Pfanne stützt, als wenn der bewegte Teil gegen einen
glatten kugligen Kopf stößt und auf ihm »ausgleiten« kann, wenn man so sagen will.
Wenn nun aber auch in der Tat die wirklich vorhandene Pfannen- und Kopfanordnung
im Körper eine zweckmäßige oder wie wir alsf) richtiger sagen: »nutzmäßige« An-
passung wäre, so würde damit übrigens noch nichts über die Entstehungsweise bei der
Stammes- oder Einzelentwicklung ausgesagt.
' In: Unsere Welt Heft 6. 19 18. Godesberg. Keplerbund.
6 FiCK :
I. Form und Wachstumsbeziehung'en zwischen Nachbarorg-anen
im allgemeinen.
Kurz vor seinem Tode stellte dann L. Fick den Satz auf, daß über die Richtung
der Krümmung bei den Gelenkflächen zunächst größere Wachstumsstärke zur
Zeit der Gelenkentstehung entscheide. Das Knochenende, das zu dieser Zeit schneller
wüchse, werde zum Gelenkkopf, das schwächer wachsende zur Pfanne. Das stärker
wachsende Gelenkende drücke sich gewissermaßen in das schwächer wachsende Knochen-
ende hinein. In seinen von Adolf Fick herausgegebenen hinterlassenen Papieren' finden
sich Messungen an Embryonen, die für die Richtigkeit seiner Anschauung sprechen. Er
fand nämlich, daß z. B. das Wachstum des Oberarmes, der den Schulterkopf ent-
wickelt, gerade zur entscheidenden Zeit mehr als dreimal so groß ist als das des
Schulterblattes, an dem die Schulterpfanne entsteht, und in der für das Ellbogengelenk
entscheidenden Zeit verhält sich die Wachstumsstärke des Oberarmes gegenüber der des
Unterarmes wie 3.3 zu 2.6, so daß man also auch hier sehr wohl daran denken könnte,
daß Wachstumsunterschiede bei der Formentstehung der Gelenke eine wichtige Rolle spielen.
Auch Braus ist bei Untersuchung der Bildung des Schultergelenks der Unke zu
einer Anschauung gekommen, die sich mit derjenigen L. Ficks gut vertragen würde; seine
Beobachtungen würden für die Angabe L. Ficks gewissermaßen die histologische Be-
gründung abgeben, falls die zeitlichen Umstände übereinstimmten. Er sagt (Experim.
Beitr. z. Morphol. I. Bd. 3. Heft 1909 S. 363): »Ich glaube, es ist dies darauf zurück-
zuführen, daß der Humerus früher verknorpelt als der Schultergürtel und daß Druck-
wirkungen des festeren Gewebes der Humerusanlage auf das Acetabulum, solange keine
Konsolidation des letzteren eingetreten ist — im mesenchymatischen und vorknorpligen
Zustand desselben — möglich sind.« Auch für die Jlrklärung fehlerhafter Ausbildimg
bei seinen Pfropfversuchen glaubt Braus eine gewisse Druckwirkung des Oberarmes auf
die Pfanne verantwortlich machen zu müssen. Er sagt a. a. 0.: »Es spricht für die Druck-
wirkung des Humeruskopfes in den vorknorpligen Stadien, daß der Knorpelkern des
Coracoides vom Acetabulum weg verschoben sein kann.«
Beispiele solcher gegenseitigen Formbeeinflussung benachbarter Organe finden wir im
Körper bekanntlich überall; ich erinnere nur an die zum Teil tiefen Eindrücke, die zum
Beispiel die Lunge und die Leber durch die Nachbarorgane empfangen, die W. His der
Ältere durch seine bahnbrechenden Gipsabformungen der in der Leiche gehärteten Ein-
geweide zuerst genauer verfolgte.
Es scheint mir richtig, hier auf die gegenseitige Formbeeinflussung benachbarter
Körperteile im allgemeinen etwas näher einzugehen. Bei den angeführten Beispielen sehen
wir immer das festere Organ sich in das weichere »hineindrücken«. Trotzdem kann man
an solchen Stellen keineswegs mikroskopisch eine wirkliche Zusammendrückung der Ge-
websteile erkennen. Das beweist, daß der Vorgang durchaus nicht so einfach ist, wie
man sich ihn wohl gemeinhin vorstellt. Das zeigen auch die Fälle, wo Hartgebilde, z. B.
Knochen, von Weichteilen, z.B. durch Sehnen, Gefäße, Nerven oder Hirnwindungen, »Ein-
drücke« empfangen oder wenigstens in ihrer Form beeinflußt werden. Auch in diesen
Fällen spricht man, wie gesagt, von »Druckwirkungen«, obwohl hier von vornherein
klar ist, daß das Knochengewebe bei weitem druckfester ist als die ihn »eindrückenden«
Weichteile. Es kann sich also hier nicht um eine unmittelbare Formbarkeit (»Plastizität«)
' Über die Gestaltung der Gelenkflächen. Aus dem wissenschaftlichen Nachlaß des verstorbenen L. Fick.
Mitgeteilt von A. Fick. Reicherts und Du Bois-Keymonds Archiv für Anat. und Physiol. 185g S. 6573". und
A. Ficks Gesammelte Schriften, herausgegeben von R. Fick, I. Bd. Würzburg (Stahel) 1903, S, 4563".
Ifbei- die Entstehung der Gelenkförmen. Mit Tiercermchen. 7
handeln, wie wenn man mit dem Finger in einem Klumpen Thon einen Eindruck hervor-
ruft oder wenn die Rippen sich in die angeschoppte Lunge eindrücken. Der Hauptsache
nach sind diese sogenannten »Eindrücke« sicher nichts anderes als sozusagen »Aus-
sparungen« im Knochen oder den andern scheinbar »eingedrückten« Orgauen aus der
Zeit ihrer ersten Bildung und ihres gewöhnlichen Entwicklungswachstums. Sie sind in
dieser Beziehung nicht anders aufzufassen als die Gefäß- und Nervenlöcher des Schädels,
d. h. die Knochenbildung konnte nur bis dahin fortschreiten, wo das andere Organ der
Knochenanlage auflag oder wo es die Knochen anläge oder das der Knochenbildung zu-
grunde liegende »Muttergewebe« durchbohrte. Das eine Organ erhält so unter Umständen
eine Einkerbung, eine Rinne, das andere einen Vorsprung, oder das eine gar ein Loch,
durch das das andere hindurchgeht, ohne daß es sich um eine wirkliche »Druckwirkung«
bandelt.
An manchen Stellen macht diese Formanpassung der Nachbarorgane aber entschieden
den Eindruck eines »Kampfes der Teile«, wie es W. Roux treffend genannt hat. Das
eine Organ scheint dem andern gewissermaßen nur widerwillig ausweichen, ja sich viel-
leicht falten zu müssen, wie es His der Ältere bei der Hirnentwicklung zuerst ausein-
andersetzte. Übrigens lassen sich auch hier keine wirklichen Druckzeichen, d. h. etwa
Zusammenpressungen der Zellenlagen erkennen, wie neuerdings Graf Haller feststellte.
Aber auch nach Abschluß der eigentlichen »Entwicklung« und des gewöhnlichen Wachs-
tums sehen wir zwischen den Nachbarorganen, namentlich zwischen den Knochen und
den ihnen anliegenden Weichteilen, noch Formanpassungen auftreten, die offenbar auf
eine Beeinflußbarkeit der Ernährung des einen Organes durch den Druck eines Nachbar-
organes hinweisen.
W. His der Ältere hat diese Formbarkeit durch Wachstums- und Emährungseinflüsse
»trophische Plastizität« genannt.
G. Franke ist im Anschluß an seine belangreichen Versuche über das Knochen-
wachstum (Über Wachstum und Verbildungen des -Kiefers und der Nasenscheidewand auf
Grund vergleichender Kiefermessungen und experimenteller Untersuchungen über Knochen-
wachstum. In Ztschr. f. Laryngol., Rhinol, u. ihre Grenzgeb. Bd. X. 1921. Leipzig, Kabitzsch)
zu der Annahme gelangt, daß die »Gefäß- und Hirnfurchen« des Schädels durch Knochen-
auflösung infolge der regelmäßigen wechselnden (»periodischen«) Druck- oder, wie ich
sagen möchte, Klopf- oder Hämmerwirkung vielleicht in Verbindung mit einer gewissen
schubähnlichen Wirkung auf die Knocheijoberfläche entstehen, während andauernde,
gleichmäßige Druck beanspruchung des Knocheninneren das Knochenwachstum bekanntlicli
steigert, den Knochen verdickt. Dieser Knochen aushöhlende Einfluß der klopfenden oder
strömendes Blut führenden Gefäße und Hirnmasse würde wohl am besten zu beweisen
sein, wenn auch bei Erwachsenen die Erscheinung beobachtet würde, die an Kindern
an der Kinderklinik in Zürich festgestellt wurde. Es wurde dort nämlich nachgewiesen,
daß die sogenannten »Fingerabdrücke« und »Hirnleisten« im Schädel bei dauernder Seiten-
lage der Kinder auf der Liege. seile des Schädels viel deutlicher werden, auf der ent-
lasteten Seite aber verstreichen. Bei Kindern braucht man zur Erklärung dieser Er-
scheinung natürlich nicht eine Auflösung bereits gebildeten Knochens durch die Klopf-
wirkung heranzuziehen, sondern es genügt dafiir die von mir oben gegebene Erklärung;
bei Erwachsenen würde aber die FRANKESche Annahme wohl die richtige Erklärung bilden'.
.'ähnlich sind, so möchte ich glauben, vielleicht die Auskehlungen der Knochen an Stellen,
' K. Thoma (Unters, über das Scbädelwachstum und seine Störungen. In Virchows Archiv 206. Bd.
191 1 .S. 201 ff.) führt die »Hirnleisten- und » Fingereindrücke " auf den Unterschied zwischen dem Drucii in
den Hirnwindungen und ini Hirnwasser zwischen den Windungen zurücli.
8 'Fick:
wo ihnen sich verdickende Muskelbäiiche anliegen, durch wecliselnden Seitendnick, den
der Knochen dort bei den Muskelzusammenziehungen erfährt, zu erklären. L. Fick hat
bekanntlich schon in den Jahren 1857 — 1859 durch Versuche', die wohl die ersten »ent-
wicklungsmechanischen Versuche« darstellen und seinerzeit großes Aufsehen machten,
am Kopf und an den Gliedmaßen junger Hunde und Schweine die Beeinflussung der
Knochenform durch die Muskeln bewiesen. Der wechselnde, »unruhige« Druck, wenn
ich so sagen soll, der Blutgefäße mit ihrem strömenden Blutinhalt und die wechselnde
vorübergehende Anschwellung der Muskelbäuche wirken also ähnlich wie die »scherenden«
schleifenden Kräfte, der an den Knochen vorbeilaufenden Sehnen, die den Knochen be-
kanntlich auch nach abgeschlossenem Wachstum noch zum Schwund bringen und die
schon in der Entwicklungszeit entstandenen Sehnenfurchen vertiefen können, wenn die
Tätigkeit der Sehnen gesteigert wird.
Bei allen diesen »Druckfurchen« ist aber, wie gesagt, an den aneinander anstoßenden
Teilen nichts von wirklicher unmittelbarer Druckformimg, von zusammengepreßten Zellen-
lagen usw zu sehen. Das läßt sich meiner Meinung nach nur so erklären, daß auch schon
geringe Druckerhöhungen in benachbarten, sich gegenseitig anliegenden Zellen, die nicht
hinreichen, den natürlichen Schwellungszustand (»Turgor«) und die natürliche Zellform
zu überwinden, doch schon genügen, um auf die Nachbarzellen zu wirken und sie z. B.
zum Schwund zu bringen oder in der Vermehrung zu behindern, so daß eine Grube
oder Rinne in einem Knochen »durch Druck« eines Nachbarteiles entstehen kann, ohne
^daß die Zellform der Grubenoberfläche im mindesten eine Druckwirkung erkennen läßt.
Ich kann es mir nicht versagen, bei dieser Gelegenheit auch die »Zwerchfellstriemen«
der Leber zu erwähnen. Bei ihnen steht es bisher nicht fest, ob sie nur direkte »Druck-
falten« sind, die durch plötzliche, z. B. im Todeskampf oder bei Eintritt der Leichenstarre
auftretende Zusammenziehungen einzelner Zwerchfellstränge entstanden sind oder aber
schon bei Lebzeiten als Dauerfurchen durch Wachstumshinderung der Leber an der Stelle
von dauernd verkürzten Zwerchfellsträngen vorhanden waren. Daß die Furchen wirklich
Zwerchfellsträngen entsprechen, wurde jüngst durch einen meiner Assistenten, Hrn. Dr. Friedel,
an Leichen durch Abgipsen des Zwerchfells und der Leber mit Sicherheit nachgewiesen'.
Im ersteren Fall wären die Zwerchfellstriemen als ein Ausdruck der reinen Druckformbarkeit
der Leber zu betrachten, im letzteren könnte aber doch auch die »Formbarkeit durch
Emährungseinflüsse « dabei eine Rolle spielen.
Während bei allen bisher erwähnten Formbeziehungen die sich aneinander anpassenden
Organe unmittelbar benachbart sind, haben schon die Versuche von L. Fick und später
von B. GuDDEN'^ und von Leshafft* gezeigt, daß auch nicht unmittelbar aneinanderstoßende
Organe voneinander formabhängig sind. Sie fanden nämlich, daß sich die Augenhöhle
verkleinert bezw. bei jungen Tieren kleiner bleibt, wenn der Augapfel herausgenommen
wird, obwohl doch der letztere nirgends die Wand der Augenhöhle selbst berührt. Freilich
konnte man bei diesen eingreifenden Versuchen daran denken, daß der Knochen vielleicht
durch Narbenzug in seiner Form verändert werde.
Neuerdings hat nun aber Wessely'', der Vorstand der Universitätsaugenklinik in
Würzburg, höchst belangreiche Versuche in dieser Frage angestellt; es ist ihm gelungen,
' L. Fick, Über die Ursachen der Knochenformen. Göttingen, Wigjind 1858. — Neue Unters, über d.
Ursache d. Knochenformen. Marburg. Elwert 1858.
^ Friedel, Inauguraldissertat. Berlin 1921.
' GuDDEN. Kxperimentaluntersuchungen über das Scbädehvachstum. München 1874.
* Leshaff-i', Grundlagen der theoretischen Anatomie. Leipzig 1892.
■'■ Wessely, R., t 'ber Korrelationen des Wachstums (nach Versuchen am Auge) in Münchener Mediz.
VVochschr. 1909 Nr. 14 und Zeitschi', f. Augenheilkunde von Kuhnt und Michel. Hd. 43. 1919.
über die Entstehung der Gelenkformen. Mit Tierversuchen. 9
durch kleinste Eingriffe, nur an der Linse des wachsenden Auges, das ganze Auge in
allen seinen Teilen zu starker Vergrößerung oder aber Verkleinerung zu bringen. Bei
diesen Versuchen ergab sich nun, daß bei Vergrößerung des Auges sich auch die Augen-
höhle vergrößerte, bei Verkleinerung des Auges aber sich nicht unwesentlich verkleinerte,
trotzdem von Schrumpfungsvorgängen nicht im mindesten die Rede sein konnte. Und
zwar zeigte es sich, daß die Augenhöhle keineswegs etwa durch Verdickung ihrer Wand,
also durch »Dicken Wachstum in der Richtung des geringeren Widerstandes«, wie in den
Versuchen von L. Fick, Guddkn inid Leshafft kleiner geworden war.
Wir sehen daraus also gewissermaßen eine höchst merkwürdige »Fern Wirkung« von
Organen aufeinander, die freilich, wenn aucli nicht unmittelbar, so doch mittelbar in
Beziehung zueinander stehen. Wessely erinnern die von ihm gefundenen Formbeziehungen
zwischen dem Auge und der Augenhöhle an die bekannte Tatsache, daß bei tuberkulöser
Erkrankung des Hüft- oder Kniegelenkes im Kindesalter die ganze untere Gliedmasse ein-
schließlich des Fußes kleiner bleibt als auf der gesunden Seite. Dieses Kleinerbleiben
und auch die von Wessely zum Vergleicli herangezogenen kleineren Ersatzglieder usw.
von Pflanzen oder niederen Tieren bei künstlicher Entfernung der entsprechenden ur-
sprünglichen Teile scheint mir aber längst nicht so geheimnisvoll wie »die Verkleinerung
der Augenhöhle beim Kleinauge« (Mikrophthalmu.s). Wirklich genau erklären können wir
ja freilicli die ersteren Vorgänge auch nichj, aber ähnliche Erscheinungen sind uns so
geläufig als Hemmung der Ausbildung oder Verkümmerung durch Gebrauchsbe-
schränkung, daß wir uns gar nicht mehr über sie wundern. In manchen solchen Fällen
handelt es sich übrigens wirklich um leicht erklärliche Bezieliungen, wenn nämlich durch
eine zufallige Verletzung oder Erkrankung oder aber durch einen künstlichen Eingriff
schwerere Gefäß- oder Nervenstörungen oder V^erminderung oder Schädigungen der ganzen
.\nlagemasse gesetzt wurde. In solchen Fällen ist das Zustandekommen von Zwerggliedern
usw. eigentlich von vornherein zu erwarten. So glaube ich, beiläufig erwähnt, daß sich
auch bei den interessanten Pfropfversuchen von Braus an Unkenlarven das Kleinerbleiben
der Pfanne dadurch erklären läßt, daß gerade ihre Anlagemasse schwerer durcli den
Versuch geschädigt war als die des Oberarmes. Bei der Formanpassung der Augenhöhle
an das verkleinerte Auge ist aber, wie mir scheint, die Erklärung für uns noch ganz
verborgen. Unmittelbare Beziehungen zwischen beiden, die eine Verkleinerung der Augen-
höhle bei Verkleinerung des Auges bewirken könnten, scheinen mir nicht auffindbar.
Daß bei einer Vergrößerung des Augapfels er selbst und alle sonstigen Gebilde der Augen-
höhle ihre Tätigkeit nur regelrecht ausüben können, wenn .sich auch die Augenhöhle er-
weitert, ist klar, wenn auch der Weg, wie diese uns als nötige Anpassung erscheinende
Vergrößerung geschieht, im einzelnen ims noch unbekannt ist. Daß aber auch die Ver-
kleinerung des Auges eine Verkleinerung der Augenhöhle nach sich zieht, scheint uns
zunäclist jedenfalls weit weniger »nötig«. Höchstens könnten wir vielleicht daran denken,
daß alle mit dem Auge unmittelbar verbundenen Teile, wie vor allem die Muskeln und
aucli die Drüsen sich auch mit verkleinern werden oder niclit so groß auswachsen wie
beim Regelauge, weil eine kleinere Augenmasse natürlich leichter zu bewegen ist als
eine große und die Befeuchtung des kleineren Auges eine kleinere Drüse erfordert als
die eines größeren u. s. f. Wenn nun auch die das Auge umgebenden, ihm zugehörigen
Hilfswerkzeuge kleiner bleiben, so müßte das Fettpolster umgekehrt sich stärker ent-
wickeln, um die Augenhöhle auszufüllen. Dazu könnte aber die Anlagemasse vielleicht
nicht ausreichen, und da das Fett imd die Beinhaut bei regelrechten Verhältnissen in
Zusammenhang stehen, müßten, so könnte man vielleicht annehmen, die Augenhöhlen-
wände gewissermaßen dem Fett nach innen folgen, also enger werden. Aber auch bei
Phys.-math. Abh. 1921. Nr. 2. 2
10 Fick:
diesem Erklärungsversucli wird der genauere Vorgang noch nicht verständlich gemacht,
ebensowenig wie bei den anderen Anpassungen. Früher dachte man bei solchen und
ähnlichen Erscheinungen immer an reflexähnliche Wirkungen der »Ernährungsnerven«
(»trophische Nervenbahnen«), heutzutage ist es beliebt, bei allen solchen unklaren Körper-
vorgängen an chemische »Reizstoffe« der Organe oder besonderer »geschlossener« Drüsen
(»Inkrete« W. Roux", »Hormone« der englischen Gelehrten) zu denken. Freilich scheint
mir gerade hier durch die Heranziehung dieses neuzeitlichen Schlagwortes besonders wenig
gewonnen. Überdies hat Nussbaum' vor Jahren festgestellt, daß mindestens in manchen
Fällen (Brunstschwielen am Froschdaumeu) für die Wirkung der Reizstoffe auf das be-
treffende Glied die Nerven eine Rolle spielen.
II. Muskel einfluß auf die Gelenkform.
Während L. Fick die erste Entscheidung, welche der beiden Gelenkflächen gewölbt
und welche ausgehöhlt wird, vom stärkeren oder schwächeren Wachstum des betreffenden
Knochens ableitete, machte er für die weitere Ausgestaltung der Gelenkform, für die
Entscheidung, ob ein Kugel-, ein Walzen-, ein Ei- oder ein Schraubengelenk u. s. f. ent-
steht, die Muskelanordnung verantwortlich. Die Schraubenform des Ellbogengelenks
leitete er und sein Bruder Adolf Fick" z. B.*davon her, daß die Muskeln auf der Vorder-
seite und auf der Hinterseite niclit senkrecht zur queren Ellbogenachse angreifen, sondern
die Beugemuskeln den Arm etwas nach oben vorne außen, die Streckmuskeln aber etwas
nach oben hinten innen ziehen. So sehen wir denn gewöhnlich die Führungsrinne oder
-nute der Gelenkrolle des Oberarmes vorne etwas nach außen, hinten aber etwas nach innen
von der ebenen Kreisform abweichend eine Schraubenlinie bilden.
L. FiCKS Schüler, W. Henke, führte den Gedanken der Gelenkschleifung durch die
Muskeln näher aus.
a. Einfluß der Zugkraftansätze bei Gelenkbildung an Gipsblöcken.
Für die Beurteilung der Möglichkeit und die Beurteilung der Art und Weise der
Muskelwirkung auf die Gelenkform schien es mir seinerzeit^ vor allem nötig, einmal der
Art und Weise gelenkähnlicher Bildmigen an leblosen Massen unter dem Einfluß be-
wegender Kräfte grundsätzlich und durch Versuche nachzugehen. Es ergab sich auf
Grund mechanischer Betrachtungen ein Gesetz für die Beziehungen zwischen dem Ansatz
der bewegenden Kräfte und der Gelenkform, das sich auch durch Schleifversuche an
Gipsblöcken, die mit Hilfe eines Wassermotors bewegt wurden, bestätigen ließ. Das
Gesetz sagt aus, daß allemal dasjenige Gelenkende, bei dem die Schleifkräfte nahe am
Gelenk ansetzen, zur Pfanne, dasjenige, an dem sie entfernt angreifen, zum Kopf wird.
Schon aus der bloßen Anschauung (s. Bild i) ist es einleuchtend, daß bei »nahem Ansatz«
der Zugkraft der bewegte Gipsblock leicht über die Ecken des ruhenden unteren Gips-
blockes herübergezogen werden (s. Bild i a) und daher diese abschleifen, abrunden, zu einem
»Gelenkkopf« gestalten wird (s. Bild i b). Umgekehrt wird bei »entferntem Ansatz«
(s. Bild2au. b) der bewegte Block leicht auf dem unteren umkippen und. sich selbst
' NUSSBAUM, Innere Sekretion und Nerveneintluß. Anatom. Anz. 29. Bd. 1906.
■' A. Fick, Über die Gestaltung der (Jelenkflächen. Müllers Arch. f. Anat. u. Phys. 1859, abgedruckt in
A. FicKS Gesammelte Schriften Bi I. Wiirzburg (Stahel) 1903, S. 466.
" Vgl. R. Fick, über die Form der Gelenkflächen. His, Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat. Abt. 1890 und
R. Fick, HandbHch der Anatomie und Mechanik der Gelenke I. Bd. S. 41. Jena. Gust. Fischer.
über die Entstehung der Gelenkformen. Mit Tierversuchen.
11
seine Ecken abstoßen, abrunden und sich so selbst zum » Gelenkkopf « gestalten, wie
Bild 2 b zeigt. (Der geometrisch-mechanische Beweis ist a. a. 0. geführt.)
Durch entsprechende Anordnung der Zugkräfte an den Gipsblöcken könnte man
offenbar alle möglichen Gelenkformen künstlich erzeugen. Gustav Tornier hat es seinerzeit
imternommen, meine Betrachtungen fortzuführen, und ist zur Ableitung einer ganzen Anzahl
verschiedener Gelenkformen gekommen (Arch. für Entw.-Mech. Bd. I Heft 2 S. 225fr.).
b. Muskeleinfluß bei tierischer Gelenkbildung,
a. In der Einzelentwicklung.
Wenn man die tierischen Gelenke von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, so sieht
man, daß die Gelenkform im großen und ganzen offenbar tatsächlich dem bei den Gips-
schliffen bewährten Gesetz der Abhängigkeit von den Muskelansätzen entspricht. Ich
brauche nur an das Ellbogengelenk zu erinnern, wo an der stark ausgehöhlten Elle die
Muskeln ganz nahe der Mitte der Gelenkspalte
ansetzen, am Oberarm hingegen wesentlich wei-
ter von der Mitte der Gelenkspalte entfernt
sind. Übrigens ist bei den meist recht ver-
wickelten Muskelverhältnissen an den wirk-
lichen Gelenken die Plntscheidung, welche
Gelenkflächenform nach dem obigen Gesetz zu
erwarten wäre, durchaus nicht in allen Fällen
leicht, ja sie ist eigentlich überhaupt noch
nicht möglich, ehe die Kräfte- und Hebelarm-
verhältnisse aller Muskeln genau bekannt sind.
Es ist nun die Frage, ob man sich zu
denken hat, daß die tierischen Gelenke wäh-
rend der Entwicklung in ähnlicher Weise wie
die Gipsgelenke mechanisch geschliffen werden.
Ich selbst lehnte es nicht nur seinerzeit (1891),
sondern auch in der Darstellung der Gelenkentwicklung in meinem
Handbuch der Gelenklehre (1904) ab, diesen Schluß zu ziehen,
sondern begnügte mich, damit zu sagen, durch meine Untersuchung
sei »bewiesen, daß die Gelenkform eine zu den Muskelansätzen
passende, den mechanischen Gesetzen entsprechende und daher zur
Vererbung durch die natürliche Zuchtwahl geeignete sei«. Icii muß diese Tatsache aus-
drücklich betonen, da z. B. aus der Darstellung von Braus (Experim. Beitr. z. Morpho-
logie Bd. I Heft 3, Leipzig 1909, S. 413) leicht die irrtümliche Anschauung entstehen
könnte, ich hätte behauptet, die Gelenke würden in der Einzelentwicklung durch die
Muskelzusammenziehungen iü ähnlicher Weise wie die Gipsgelenke »geschliffen«. Braus
sagt nämlich a.a.O.: »R. Fick (1904 S. 40) hat diese Gelenkhypothese [L. Ficks, Henke
und Reyhers] neuerdings gegen spätere Einwände verteidigt und Versuche über künstliche
Gelenkbildung angestellt, welche nach ihm auch für die Ontogenese wesentlich
sein sollen'.« Die gesperrten Worte sind aber von mir in einem Zusammenhang ge-
braucht, der einen ganz anderen Sinn gibt als den von Braus damit hervorgerufenen.
Bild I
a) Vorbild zweier unge-
schlifTeiier Gipsblöclce; der
untere fest, der obere be-
weglich zu denken. Der Pfeil
deutet Ansatzstelle und Ridi-
tung des rechtsseitigen Zug-
seiles an (das liuEsseitige
nicht gezeichnet):
b) dieselben Blöcke dun-li
zwei seitliclie nahe deren
Spalte angebrachte Zug-
kräfte zu einem Gelenk aus-
geschliSen.
Bild 2
Vorbild der Schleifung
zweier Gipsblöcke bei
»entferntem« Ansatz der
Zugseile; auch .hier der
untere Block fest, der
obere beweglich.
Von mir gesperrt. R. Fick.
12 Fick:
Ich sagte nämlich a.a.O.: »Aus diesem Grunde schien es mir nicht nur vom allgemein
wissenschaftlichen Standpunkt aus, sondern auch für die Ontogenese der Gelenke wesent-
lich, den möglichen' Einfluß der Muskeln auf die Gelenkform theoretisch und experi-
mentell zu untersuchen.« Daß ich trotz der so handgreiflichen Ergebnisse meiner theo-
retischen Untersuchung und meiner Schleifversuche doch für die Einzelentwicklung des
Menschen den gleichen Vorgang nicht annahm, sondern im Gegenteil seine Annahme
ablehnte, habe ich bereits ausgeführt. Warum Braus damals meine Zurückhaltung nicht
erwähnte, sondern jene mißverständliche Darstellung meiner Anschauung gab, entzieht sich
meiner Kenntnis.
Ich scheute mich, eine direkte Schleifung anzunehmen, hauptsächlich aus 2 Gründen:
Erstens, weil die künftigen Gelenkkörper aus keinem wirklich schleifbaren Stoff bestehen,
sopdern zuerst aus sog. Vorknorpel, und sich dann in echtes Knorpelgewcbe verwandeln.
Dessen Oberfläche ist später bekanntlich spiegelglatt, so daß sie gegen wirkliche Ab-
schleifung besonders gesichert erscheint. Diese Sicherung gegen Abschleifung dürfen
wir ja geradezu als den Hauptzweck oder besser, um der Natur keine »Absicht« anzu-
dichten, nach Dennert als den »Nutzen« des Knorpelüberzuges der Gelenke bezeichnen.
Dieser Grund, die stoffliche Beschaffenheit der sich entwickelnden Gelenkteile, .schließt
eigentlich schon allein eine richtige Schleifwirkung aus.
Ihre Annahme wird aber auch durch das Aussehen der Bilder, die man an Schnitten
durch Gelenke in der Entwicklung erhält, unmöglich gemacht oder widerlegt.
Vor allem ist zu beachten, daß nach den vorliegenden Beobachtungen bei den Säugern
die Skeletteile nicht ursprünglich einheitliche Stäbe sind, in denen die Gelenke erst
durch Spaltbildung infolge der Muskelwirkung entstehen, wie es z. B. R. Thoma (Virchows
Archiv 207. Bd. 19 12 S. 265) annimmt, sondern sich von vornherein als getrennte Knorpel-
stücke im Mesenchymgewebe des Keimlings anlegen. Ferner ist es Avahrscheinlich, daß
wenigstens die Frage, welcher Gelenkkörper gewölbt und welcher hohl wird, mindestens
in manchen menschlichen Gelenken schon zu einer Zeit entschieden ist, wo noch gar
keine Spalte zwischen beiden Gelenkkörpern vorhanden ist.
Dieser Zustand erinnerte mich schon immer lebhaft an die Verhältnisse an der Wirbel-
säule bei Fischen, wo an den doppelt oder einfach hohlen (den »amphicölen« oder den
»pro- bezw. opisthocölen«) Wirbelkörpern die Zwischenknorpel und die Wirbel einen
schönen Kopf oder eine Pfanne erkennen lassen, obwohl keine Gelenkspalte zwischen
ihnen besteht. Dieses Verhalten ist zugleich auch ein Beweis dafür, daß auch ohne
Gelenkspalte in »Knochenhaften« (»Synarthrosen«) ausgiebige, für die schnellste Orts-
bewegung ausreichende Bewegungen ausgeführt werden können. Neuerdings hat auch
LuBoscH in seiner auf breiter Grundlage aufgebauten, höchst wertvollen Sonderdarstellung
der vergleichenden Anatomie des Gelenkbaues und der Gelenkentstehung (Jena, Gustav
Fischer 19 10, s. a. Bericht darüber in d. Sitzungsber. d. Würzb. phys.-med. Ges.) bei Fischen
und Amphibien solche »Haften« außerhalb der Wirbelsäule beschrieben. Man sieht da
auch bei den ausgewachsenen Tieren überhaupt noch keine Gelenkspalten, aber doch schon
deutlich kuglige Gelenkköpfe und bei manchen auch hohlkuglige Pfannen. Sehr zweckmäßig
erscheint dafür der Name »virtuelle« Köpfe oder Pfannen. Auch Semon (Festschrift f.
KuPFFER, Jena 1899) hat schon solche Bildungen beschrieben und gefunden, daß bei
manchen solchen Haften die beiden »virtuellen Gelenkkörper« durch eine fasrige Abart
des Knorpels, bei anderen durch Bindegewebe miteinander verbunden sind. Ersteres,
eine faserknorplige Verbindungsmasse zwischen den deutlich an Kopf und Pfanne er-
' Von mir jetzt gesperrt, R- Fick,
Über die Entstehung der Gelenkformen. Mit Tierversuchen. 13
innernden Grenzflächen, fand Bier' auch an Falschgelenken des Mensehen. Letzteres,
d.h. eine bindegewebige Verbindung zwischen den » Gelenkenden « , stellte Y.. Payr" bei
künstlicher Gelenkneubildung am Menschen fest.
Solange noch keine Spalte zwischen den Knochenflächen vorhanden ist, kann aber
natürlich von einer wirklichen »Schleifung« keine Rede sein, denn zu einer solchen
könnte es nur bei ganz ausgiebigen Hinundherschiebungen schon getrennter Flächen
kommen. Bei noch verbundenen Flächen sind zwar, wie ich schon früher für die
Fische hervorhob und Braus (a. a. 0.) auch bei Amphibien und Payr beim lebenden
Menschen beobachteten, ganz ausgiebige Bewegungen und also wohl avich Zerrungen an
der Verbindungsstelle möglich, nicht aber richtige »Schleifung«. Trotzdem ist W. Roux
offenbar der Ansicht, daß meine Zurückhaltung in der Anwendung meiner Versuchs-
ergebnisse an den Gipsgelenken auf die Vorstellung von der wirklichen Gelenkbildung
zu weit gehe, und zieht sie doch zu ihrer Erklärung herbei. Braus hätte daher a. a. 0.
unter den Gelehrten, die zur Erklärung der Gelenkbildung unmittelbar die Muskeltätigkeit
heranziehen, nicht mich, sondern W. Roux nennen und als Gegner der von Braus ver-
fochtenen Anschauung bekämpfen müssen. W. Roux sagt nämlich ausdrücklich (Biol.
Zentralbl. 1891 S. 189, s. a. Tornier, Die Entstehung der Gelenkform in Roux' Archiv i. Bd.
Heft I — 3, Leipzig 1894/95, S- '37^-)» meine Ableitung der künstlichen leblosen Gelenk-
formen von den "Muskelansatzverhältnissen« sei doch, »soweit die Gelenkform nicht durch
Selbstdifferenzierung der einzelnen Gelenkformen entsteht, als Grundlage für eine direkte
mechanische Erklärung der Gelenkform in normalen und pathologischen Verhältnissen zu
«lienen geeignet«, auch wenn eine unmittelbare Schleifung ausgeschlossen sei.
Nach W. Roux ist nämlich das Knorpelgewebe in seinem Wachstum in hohem Grade
von den mechanischen Verhältnissen abhängig. Der Knorpel wird nach Roux in dem
Zeitraum der Entwicklung, in dem er sell)ständiges Wachstum zeigt (im Gegensatz zum
»erwachsenen« Knorpel), durch Druck im Wachstum gehemmt, durch Entlastung
aber gefördert. Roux wies nun mit Recht darauf hin, daß bei meinen Schleifver-
suchen die Stellen stärkster Schleifung, wie meine Kräftezerlegung (a. a. 0.) ja auch zeigt,
zugleich auch die Stellen stärksten Druckes durch den Muskelzug sind.
[Roux glaubt sogar weitere Schlüsse aus der Abhängigkeit des Knorpelwachstums
vom Druck ziehen zu können. Er sagt (Ges. Abh. I. Bd. S. 354 Anm.^), daß durch sie
bei Rotationsbewegungen »Rotationsflächen« entstehen müssen. »Diese gestaltende Druck-
wirkung wird sich auf alle Teile der Pfanne und des Kopfes erstrecken, welche sich bei
der Bewegung berühren. So können ohne eigentliche Abschleifung erhebliche gegen-
seitige Regulationen der beiden Gelenkteile erfolgen — und bei großer Variation des einen
Teiles kann sich der andere gleich erheblich anpassen. Doch werden besonders vor-
springende Stellen auch abgeschliffen werden können. Der so gebildeten Knorpel-
gestalt folgt dann die enchondrale Ossifikation so weit nach, bis der Gelenkknorpel bloß
noch eine gewisse, durch die Größe des Drucks und der Abscherung bestimmte Dicke
behält. Im Falle auf diese Weise erworbene Eigenschaften vererblich sind, dann kann
auf solche Weise entstandenen Umbildungen ein erheblicher Anteil auch an der Phylo-
genese der Gelenke zugekommen sein.«
• Bier, A., Beobarhtungen über Regeneration beim Menschen. D. Med. Wochenschr. 1917 Nr. 23.
' Payr, E., Über Wiederbildung von Gelenken. Ihre Erscheinungsformen und Ureachen; funktionelle
Anpassungs-Regeneration. D. Med. Wochenschr. 1918 Nr. 30 — 32.
^ Vgl. auch W. Roux, Anpassungslehre, Histomechfinik und Histochemie. Mit Bemerkungen über die
Entwicklung und Formgestaltung der Gelenke, Berichtigungen zu R. Thomas gleichnamigem Aufsatz. In
ViRCHOws Archiv 209. BJ. 191a,
14 Fick:
Auch R. Thoma tritt in seinen sehr beachtenswerten Ausführungen über die An-
passungslehre für die Annahme ein, daß bei der Gelenkformung die Abhängigkeit des
Knorpelwachstums vom Druck eine Hauptrolle' spielt.]
Wenn Roux' Anschauung richtig ist, würde durch den Muskelzug an den Druck-
stellen das Knorpelwachstum gehemmt. Also würde beim Vergleich mit unseren Gips-
blöcken (vgl. Bild i) am »unteren Knorpelstab« an der gedrückten Ecke der Knorpel
schwinden, am »oberen Stab« aber würde an der Druckstelle, einwärts von seiner Ecke,
eine Höhlung entstehen. Am unteren Stab würde aber einwärts von der Ecke, wo also der
Druck geringer ist, der Knorpel wuchern, es würde sich also dort eine Vorwölbung bilden.
Allerdings scheint ja, wie wir sahen, die Richtung der Wölbung schon entschieden,
ehe es zwischen beiden Gelenkflächen zu Wackel- und Schleif bewegimgen gekommen ist.
Aber man darf, glaube ich, noch weitergehen und denken, daß das Knorpelwachs-
tum auch schon vor der Spaltbildung durch die beginnende Zugwirkung der Muskeln
beeinflußt werden kann. Durch den Muskelzug muß nämlich offenbar eine, wenn auch
nur geringe Verbiegung des Knorpelstabes eingeleitet werden können. Dadurch werden
aber offenbar Druckkräfte und »Scherkräfte«, d. h. Kräfte, durch die die Teilchen seit-
lich gegeneinander zu verschieben trachten, wachgerufen. Durch diese Scherkräfte können
sich wohl auch im Innern des Knorpels geringe Verschiebungen oder gar Zerreißungen
der Zellagen gegeneinander einstellen. So kann eine Lockerung des Gefüges herbeige-
führt werden, die später zur vollständigen Spaltbildung führt.
Die Druck- und Scherkräfte bei der Biegung könnten aber vielleicht nicht nur die
Stelle der Spaltbildung, sondern durch Beeinflussung des Knorpelwachstums auch die
Form der Grenzflächen bestimmen.
Vorbedingung für die Einwirkung ist natürlich nicht nur die Zusammenziehungs-
tätigkeit der Muskeln in diesem Zeitpunkt, sondern auch die entsprechende Ausbildung
der«Sehne. Denn wenn das Verbindungsgewebe zwischen den Muskeln und den Knorpel-
stäben noch ganz locker wäre, könnte die Gelenkform der Knorjjelstäbe natürlich selbst
durch ganz regelmäßig erfolgende Zusammenziehungen der betreffenden Muskeln nicht
beeinflußt werden. Man darf aber wohl annehmen, daß die Zusammenziehungsfahigkeit
des Muskelgewebes und die Festigung des Ansatz- oder Sehnengewebes sich gleichzeitig
ausbilden.
Über diese Fragen müßten jedenfalls noch besondere, alle Möglichkeiten berücksich-
tigende Untersuchungen angestellt werden, ehe eine direkte Beeinflussung der ersten Ge-
lenkbildung durch die Muskeln als »sicher möglich« betrachtet oder aber vollkommen
abgeleugnet werden darf.
Das letztere geschieht von Braus, wenigstens für das Schultergelenk der Unke. Er
sagt a. a. 0. S. 415: »Die Komponenten des Schultergelenkes bei Bombinator sind also
in der ersten Periode ihrer autogenetischen Ausbildung formativ weder von den um-
gebenden Weichteilen noch voneinander abhängig.« Daß die Muskeln keinen Einfluß
auf die Gelenkform haben, schließt er daraus, daß sich die Muskelanlagen der Scli.ulter
»bis gegen die Metamorphose hin« nicht bewegten und auch nicht elektrisch erregbar
seien. Er sagt ferner: »Besonders beweisend sind die akzessorischen Vorderbeine der
Parasiten, da diese bei meinem Material nervenlos sind, sich deshalb auch in älteren
Stadien nicht bewegen und auch direkt vom Muskel aus unerregbar sind.« Aus diesen
Angaben von Braus geht mit Sicherheit so viel hervor, daß bei den beobachteten Schulter-
' R. Thoma, Anpassungslehre, Histomechanik und Histochemie. Mit Bemerkungen Ober die Entwicklung
srmgestaltung der Gelenke. Eine Entgegnung auf W. Roux' Berichtigungen. Virch. Archiv. 207. Bd. 1912.
und Formgestaltung
über die Entstehung der Gelenkformen. Mit Tierversuchen. 15
gürtelanlagen trotz schon deutlich ausgebildeten Gelenkformen jedenfalls keine sehr häu-
figen und auffälligen Bewegungen stattgefunden haben. Daß aber nicht doch hier und
da, wenn auch vielleicht nur träge, langsam verlaufende und daher der Beobachtung
leicht entgehende Zusammenziehungen der Muskelanlagen stattfanden, dürfte nicht aus-
zuschließen sein, dazu bedürfte es anhaltender Lupenbeobachtung. Auch daß die Mus-
keln noch nicht auf die doch nur künstlichen elektrischen Reize ansprechen, dürfte wohl
kein Beweis gegen die Möglichkeit natürlicher Zusammenziehungen sein. Denn wenn
wir sehen, daß bei einem Hühnerei schon am zweiten Bebrütungstag am Herzen Bewe-
gungen und an den Gliedmaßen menschlicher Früchte schon Ende des zweiten Monats
ganz deutliche Bewegungen nachweisbar sind, kommen doch wohl auch in den Muskel-
anlagen schon zu einer Zeit Bewegungen vor, wo die Gelenkformen noch nicht sozu-
sagen »fertig« sind.
Aber selbst wenn durch künftige Untersuchungen bewiesen würde, daß die erste
Entstehung der Gelenkform wirklich ganz unabhängig von den Muskelansätzen ist, weil
sie vor jeglicher Muskeltätigkeit eintritt, so sind die Muskelansätze doch sicher bedeut-
sam in den späteren Entwicklungsstufen, wo siclier, soweit es die räumliche Beschränkung
in der Gebärmutter oder im Ei zuläßt, schon mehr oder weniger lebhafte Bewegungen
stattfinden, zu einer Zeit, wo noch keine Gelenkschmiere und glatte Knorpelflächen die
Bewegungen fast »reibungslos« machen. In diesen Stufen würde nämlich die weitere
Formbildung jedenfalls gehemmt, wenn die Muskelansatzverhältnisse nicht den besprochenen
mechanischen Gesetzen entsprächen.
Wenn aber auch, wie bemerkt, schon frühzeitig kleine und später lebhaftere Be-
wegungen zur Zeit der Gelenkformung bei manchen Lebewesen nicht fehlen werden, so
können wir doch offenbar nicht annehmen, daß die letztere lediglich unter dem Einfluß
der aus den Muskelzügen ableitbaren Zug-, Druck- und Scherkräften erfolgt. Vor allem
bei den Gelenken, wo die Pfanne den Kopf nur zu einem geringen Teil umgibt, wie
z. B. beim Schultergelenk oder Kniegelenk, kommen während der Entwicklung im Mutter-
leib oder bei Reptilien und Vögeln im Ei' unmöglich so ausgiebige Bewegungen, nament-
lich keine so umfangreichen Streckungen vor, daß der ganze Gelenkkopf durch die Be-
wegungen in der Pfanne gefonnt werden könnte.
Es wäre daher erwünscht, wenn über die Gelenkstellungen der Frucht im Mutter-
leib imd der Tiere im Ei, auch mit Hilfe von Röntgenstrahlen, besondere Feststellungen
gemacht und daraufhin die Gelenkflächen, namentlich ihre Knorpelüberzüge, neuerdings
untersucht würden. Freilich hat schon C. Hüeter (Virchows Archiv Bd. 25. 26. 28,
1862-1863) höchst wertvolle Untersuchungen an den Gliedmaßengelenken Neugeborener
und Erwachsener ausgeführt. Er fand dabei, daß die Gelenkflächen keineswegs schon
bei der Geburt die Form oder gar die Ausdehnung haben wie später, und betont die
Einwirkung der späteren Vergrößennig des Bewegungsumfanges auf die Gelenkform. Hueter
fand auch die Muskeln der Gliederstellung im Mutterleib genau angepaßt, so daß die
Neugeborenen die Glieder noch gar nicht im selben Umfang wie die Erwachsenen strecken
könnten. Danach bestünde ein wesentlicher Unterschied in der Gelenk- und Muskelaus-
bildung zwischen den Menschen und vielleicht allen Säugern und den Vögeln oder
wenigstens den »Nestflüchtern«. Bei den Nestflüchtern müssen nämlich die Gelenkflächen
imd die Muskeln schon im Ei eine viel weitergehende, dem erwachsenen Zustand ent-
sprechende Ausbildung zeigen, da diese Vogelarten, worauf Hr. Prof. Heinroth (s. Anm.)
' Aul" diesen Umstand machte im Laufe der Aussprache übei- meinen Vortrag über die Gelenkt'oiinen
in der Ges. Naturforsch. Freunde Hr. Prof. Heinhoth, Voi-stand der Vogelabteilung des Zoologischen Gartens,
besonders aufmerksam, namentlich filr die sog. -Nestflüchter«.
16 Fick:
hinwies, sofort nach dem Ausschlüpfen ihre im Ei eng zusammengeklappten Glieder voll-
kommen strecken und davonlaufen.
Diejenigen Teile der Gelenkköpfe, die wärend der Entwicklung nicht in Berührung
mit der Pfanne kommen, weil die Bewegungsraöglichkeit im Ei oder im Fruchtbehälter
zu gering ist, so daß also eine »gegenseitige Anmodehmg der Flächen durch die Be-
wegung« oder durch unmittelbare Wachstumsdruckeinflüsse unmöglich ist, müßten also
im wesentlichen durch »reine Vererbung« gestaltet werden.
Braus scheint die reine Vererbung der Gelenkform bei seinen Pfropfversuchen an
Unkenlarven für die ganzen Gelenkflächen anzunehmen, denn er sagt, wie bereits früher
(s.S. 14) erwähnt, »die Entwicklung von Kopf und Pfanne« sei »voneinander unabhängig«.
Wenn wirklich die Entwicklung von Kopf und Pfanne voneinander unabhängig wäre,
d. h. mit anderen Worten, wenn die ganze Gelenkform fest vererbt wäre, müßte man
erwarten, daß bei alleiniger Entwicklung eines Schultergürtels die Gelenkpfanne vollkommen
die regelrechte Form erhielt. Ein solches Vorkommnis könnte; eintreten, wenn bei dem
Versuch der Abtragung einer Gliedmaßenanlage zufällig (oder absichtlich) der Schnitt gerade
zwischen die Anlage des Gürtels und die der freien Gliedmaßen hineingeriete. Die ver-
pfropfte Gliedmaßenanlage müßte dann einen regelrecht geformten Oberarmkopf aufweisen,
und an der Entnahmestelle müßte eine regelrechte Pfanne gebildet werden'. Die Ver-
hältnisse und Deutungen bei den Pfropfversuchen scheinen übrigens, wie leicht erklär-
lich, nicht ganz einfach zu liegen, so daß Braus selbst nicht immer gleich die Sachlage
richtig erkannte. So erklärte z. B. Braus früher (1906- S. 166), daß an seinen operierten
Tieren sich an der Entnahmestelle überhaupt keine Skeletteile entwickelten. Später fand
er an den Präparaten aber doch bei den meisten solche auf, ja vermißte sie bei keinem
ganz. Und früher (1909^ S. 373) beschrieb er Abplattungen an den Rändern der Schulter-
pfanne, die durch den Druck des Schulterkopfes entstanden seien, weil er nicht in die
Pfanne hineinpasse, sondern viel zu groß sei und daher ihren Rändern und den um-
gebenden Höckern aufliege*. Später (1910^ S. 484) widerrief aber Braus die frühere
Angabe, da es sich an den Plattenmodellen herausstellte, daß der Kopf doch in der Pfanne
saß und in einer bestimmten Stellung genau hineinpaßte, d.h. ihr genau anlag.
Diese Stellung bezeichnet Braus 19 10 als eine »exzentrische Zwangslage«. Früher
(1909 S. 399) hatte er aber angegeben, daß trotz der mangelnden Übereinstimmung der
Pfannen- und Kopfgröße, wenn die Tiere alt genug seien, »ein Zusammenarbeiten bei
Bewegungen des Gliedes möglich sei. Wenigstens wurde im Leben keine Steifigkeit im
Schultergelenk bei Bewegungen der eingepfropften Gliedmaßen beobachtet.« Der Schluß
von Braus (1909 S. 415), daß »die Form und ModeUierung der Pfanne auch von den
Skeletteilen der Nachbarschaft und speziell von dem zugehörigen Gelenkkopf unabhängig
ist«, den er offenbar mit auf Grund seiner »graphischen Rekonstruktionen«, nach denen
der Kopf den Pfannenwänden auflag, ihrem Grund hingegen nicht anlag, aussprach, wird
durch diese Angaben natürlich auch hinfällig. Die Textabbildungen der Abhandlung von
1910 beweisen vielmehr klar und deutlich das Gegenteil, nämlich eine innige
Abhängigkeit der Form von Kopf und Pfanne. Sie greifen, wie Braus selbst zugibt, in
ihrer Ruhestellung, in der sie sich offenbar entwickelt haben, ineinander »wie die Er-
' Ein solcher Versuch ist freilich bisher noch nicht gemacht worden.
'' Braus, Vordere Extremität u. Operculum b. Bombinatorlarven. In: Experimentelle Beitr. z. Morphol.
Heft 2, Leipzig 1906, S. 166.
' Ebenda Heft 3, S. 373f.
* Diese Angabe von Braus schwebte offenbar Roux vor, als er (Virchows Arch. Bd. 209. 1912, S. 202)
sagt, daß »die an sich normal gestaltete kleine Pfanne fiir den ... daneben gebildeten Kopf zu klein war-.
^ Braus, Angeborene Gelenkveränderung usw. Festschrift für Roux. 1910.
Ifber du' Entstehung de?- Gelenkfoi-men. Mit Turvei'suc/mi. 17
liabenlieiten und Vertiefungen zwischen Petschaft und Siegel«. Trotzdem hat Braus seinen
früheren Schluß nicht auch widerrufen, sondern unter Betonung des Nichtpassens der
Flächen bei anderen Gelenkstellungen an ihm festgehalten.
Das Nichtpassen der Gelenkflächen in anderen Stellungen'beweist aber natürlich nicht
im mindesten die Unabhängigkeit der Pfannen- und Kopfbildung. Es beweist vielmehr
nur den Satz, daß eine »direkte Schleifung der Gelenkfläclienformen« nicht stattfindet.
Diese Annahme ist aber bereits aus- anderen Gründen (s. o.) als unwahrscheinlich oder
unmöglich nachweisbar. Unwahrscheinlich wird ferner durch das Nichtpassen in vielen
Stellungen, daß bis zu dieser Entwicklungsstufe im Schultergelenk bereits ausgiebige Be-
wegungen stattfinden. Freilich hat, wie wir (a. v. S.) sahen, Braus selbst (1909 S. 371
und 399) angegeben, daß er an den Larven trotz des Nichtpassens Bewegungen gesehen
habe und daß' keine Steifigkeit der Glieder zu bemerken war. Ferner wurde bereits oben
(S. 12) betont, daß selbst in vollkommen zusammenhängenden Haften ( » Synarthrosen « )
regelrecht ausgiebigste Bewegungen ausgeführt werden. Aber es ist doch wahrscheinlicher,
daß die Schultergelenke bis dahin nur wenig bewegt wurden, daß sich aber s])äter bei
ausgiebigem Gebrauch auch die übrigen Teile von Kopf und Pfanne einander in der
Form angepaßt haben würden (s. S. 19 ff.).
Daß mindestens die Form der Pfanne nicht immer vollkommen »fest vererbt« und
unabhängig vom Kopf sich entwickelt, geht übrigens auch schlagend aus einem »Natur-
versuch«, wenn ich so sagen soll, hervor, den vor
einigen Jahren einer meiner Schüler' beschrieb. Es
handelte sich um ein Schaf, das armlos geboren war.
Wir fanden an ihm zwar keine Spur eines Armes,
wohl aber ein Schulterblatt. Dies zeigte nun aber
keineswegs eine hohle Pfanne, wie man es erwarten
müßte, wenn die Gelenkformen wirklich fest vererbt
wären, sondern es zeigte merkwürdigerweise einen deut-
lich gewölbten Gelenkkopf (s. Bild 3). uiu
Bei der Bildung dieses regelwidrigen Geleukkopfes ScimitPi-biott oin.'sa im los seimicnen Schafes.
an Stelle einer Pfanne könnte man übrigens an ganz
direkte mechanische Einwirkungen in den späten Entwicklungsstufen denken. Man wird
fast dazu gedrängt, anzunehmen, daß er durch die ihn deckende, kapselähnliche Binde-
gewebskappe abgerundet, »abgeschliffen« sei, denn mit der Kappe waren die sich sonst
am Oberarm ansetzenden Muskeln verlötet.
Die Pfanne ist, mindestens in diesem Fall, nicht »unabhängig vom Kopf« zur Ent-
wicklung gekommen.
Ähnlich liegen die Verhältnisse wohl bei den angeborenen Speichenausrenkungen, wo
nach Payr (a. a. O. S. 36) das Sjjeichenköpfchen kuglig ist, ohne Andeutung einer Delle
oder völlig abgestumpft.
Die Gelenk köpfe sind aber nach dem Obigen wohl von der Umgebung unabhängiger,
wenn man so sagen will, »in ihrer Form fester vererbt«, ähnlich wie z. B. Zähne oder
Haare sich in einer Eierstockgeschwulst trotz ganz regelwidriger Umgebung mehr oder
weniger vollkommen in den vererbten Formen bilden können. Dieser Unterschied von
Kopf und Pfanne steht vielleicht in Beziehung zu der von Lubosch zuerst hervorgehobenen
Tatsache, daß die Gelenkköpfe auch stammesgeschichtlich älter und unabhängiger zu sein
scheinen als die Pfannen. (Lubosch ist übrigens der Meinung, daß sogar auch das von mir
' U. Jknny, Notizen über ein mäanliches Schaf ohne vordere Extremität. In : Anat. Anz. Bd. 40, 19 1 2. S. 624.
Fhyg.-math. Ahh. 1921. Nr. 2. 3
18 ^i<^«:
beobaclitete frühere Auftreten der Geleiikköpfe bei den Gipsschliflen iiiclit mir etwa eine
auf optischen Gründen beruhende Täuschung sei, sondern wohl mechanische, grundsätz-
liche Bedeutung habe.)
Wenn wir für diejenigen Kopfteile, die der Pfanne nicht anliegen, »feste Formver-
erbung« annehmen, so darf uns diese Annahme aber nicht dazu verführen, zu glauben,
daß die Kopfform von den von uns auseinandergesetzten mechanischen Bedingungen im-
abliängig wäre. Das ist keineswegs der Fall. Wir haben uns nur zu denken, daß die
Übereinstimmung zwischen der Gelenkform und der Muskel- und Bänderanordnung erb-
lich verankert ist, daß sie sich also nicht jedesmal erst unter dem Eintluß der Bewe-
gungen neu herstellen muß. So kommt es, daß auch diejenigen Stellen der Gelenkkörper,
die sich bei der Entwicklung im Mutterleib oder Ei gar nicht unter der Einwirkung der
Muskeltätigkeit aneinander anpassen können, tatsächlich doch aufeinander passen und für
den späteren Gebraucli mehr oder weniger fertig vorgebildet sind. Daß ausnahmsweise
auch ohne Vorhandensein von Muskeln und Sehnen ziemlich wohlgeformte Gelenke ent-
stellen können, zeigen die Fingerknochen in überzähligen Fingern ohne Sehnen.
c. Muskeleinfluß auf die Gelenkform in der Stammesentwicklung. •
Dieselben Anatomen und Zoologen, die die Beeinflussung der Gelenkform durcli die
Muskelansätze während der Entwicklung der Einzelwesen schroff ablehnen, wie z. B.
Bebnays und Gegenbaur, nehmen sie in der Stammesentwicklung als sicher an. Zuerst
und hinsichtlich der mechanischen Verhältnisse am gründlichsten hat sich Gustav Tornieb
(a. a. 0.) mit der Stammesgeschiclite der Entwicklung der Gelenkform im aligemeinen
und im besonderen befaßt, der ganz auf dem Boden der mechanistischen Erklärung steht
und nicht nur die Gelenke aus »Gelenkvorstufen« ableitete, sondern ganze Gelenkstamm-
bäume aufstellte, über deren Berechtigung man freilich wohl verschiedener Meinung sein
kann. Gut begründet ist jedenfalls seine Angabe, daß bei manchen niederen Formen dies
oder jenes Gelenk, von allen Seiten her durch Muskeln in Bewegung gesetzt, sehr freie
Bewegungen zeigt, bei den Abkömmlingen aber durch Einschränkung der Bewegung in-
folge von Verknöcherung von gewissen Muskelansätzen und Bändern das Gelenk in ein
beschränkt bewegliches verwandelt wird. Wie sich die Zoologen und Anatomen aber
die Gelenkentstehung aus den Gelenkvorstufen und den Übergang einer Gelenkart in die
andere in der Stammesgeschichte im einzelnen denken, darüber liegen, soviel icli sehe,
noch keine näheren Angaben vor. Auch in dem schönen Werke Luboschs (s. o.) wird
auf diese Fragen nicht eingegangen. Die Forscher müssen sich den Vorgang wohl so
vorstellen, daß ursprünglich bei jugendlichen Einzelwesen niederer Arten nur Gelenkvor-
stufen oder noch unbestimmte Gelenkformen vorhanden gewesen seien, die sich unter
dem Einfluß durch »Mutation« entsprechend veränderter Muskelansätze im Laufe des
Lebens zu den einzelnen »neuen«, bestimmt ausgesprochenen Gelenkformen entwickelt
hätten. Das erstere, die Umwandlung einer »Hafte« in ein »Gelenk«, würde auch den
Anschauungen Semons entsprechen, die er oline Beziehung auf die hier behandelte Frage
und die Vererbung geäußert hat. Er gibt nämlich* an, er halte es fiir sehr wahrscheinlich,
daß bei gewissen Tierarten, die ursprünglich nur spaltenlose »Vorstufen« eigentlicher Ge-
lenke besitzen, durch besondere Leistungen im Laufe des Lebens, z. B. beim Graben oder
bei besonders erschwerter Fortbewegung, z. B. an den Endgliedern, Höhlenbildungen in
den Gelenkvorstufen auftreten, ich möchte sagen, »gerissen werden«. So entstünden also
' Semon. R., Zur verglpiclienden Anatomie der rioleMkl)il(liingen bei den Wirbeltierer. Festschrilt für
Cabi. Kupkfkr, .Iftiia 1899.
Über die Entstehung der Gelenkformm. Mit Tierversuchen. 19
nach Semon bei diesen Tieren aus sog. »Haften« oder »Synarthroscn«, bei denen zwischen
den Gelenkendell noch keine Spalte ist, im Einzelleben »Halbgelenke« mit Spaltbildung
im Verbindungsgewebe.
Wenn nun in der Stammesentwicklung z. B. aus Haften ein sich vererbendes wirk-
liches Gelenk entstehen sollte, müßte sich also diese im Laufe des Lebens erworbene
Körpereigenschaft dann auf die betreffende Art und von ihr auf die von ihr abzuleitenden
Arten weitervererbt haben. Nach den jetzigen Anschauungen, die eine im Einzelleben
erworbene Eigenschaft nicht für vercrbungsfähig halten, weil der Reiz auf das Keimplasma
zu schwach sei, müßte man die Ililfsaiinahme machen, daß sich eine solche Fortbildung
dann vererben könnte, wenn sie bei derselben Tierart wieder und wieder im Einzelleben
erworben würde und dadurch der Reiz auf das Keimplasma verstärkt würde. Wie das
möglich sein soll, muß aber noch fraglich erscheinen. Vielleicht könnte man sich die
»Verstärkung« so erklären, «laß in der ersten Geschlechtsfolge durch den körperlichen
Reiz des neuentstandenen oder abgeänderten Gelenlces im Keimplasma nur eine kleine
• Vorstufe» für das Dauermerkmal oder die neue »Anlage« erzeugt würde. Bei mehrfach
wiederholter persönlicher Umbildung des betreffenden Gelenkes in der gleichen Weise wie
bei den Eltern, würde aber die im Keimplasma entstandene »Merkmalvorstufe« oder der
»Anlagenkeim« oder das »Progen«, wie wir sie vielleicht nennen können, immer mehr
• verstärkt«, bis sie schließlich zu einem vererbungsfähigen »Dauermerkmal« oder einer
wirklichen »Anlage« (»Gen« Joiiannsens) für die Bildung des betreffenden Gelenkes an
Stelle der früheren Gelenkvorstufe oder der alten Gelenkart geworden wäre. Wenn man
sich in der Weise, wie ich es früher vorgeschlagen habe (R. Fick, Über die Vererbungs-
substanz, His-Wau)Eyers Archiv 1907, Individualplasma: Lancet 1907), das Keimplasma
als eine cliemische Molekel denkt, in der die einzelnen Erbanlagen Seitengruppen oder
Seitenketten sind, so könnte man sich die »Verstärkung« des »Anlagenkeimes« als den
chemi.schen Weiterbau' oder Umbau einer Seitenkette vorstellen. Die einzelnen kleinen
»Stufen« in dein Weiterbau oder Umbau der ursprünglichen Seitenkette würden nach
meiner Annahme am Körper noch nicht äußerlich merkbar sein, sowie aber die Seiten-
kette einen bestimmten chemischen Endkörper erreicht hätte, der einer neuen Vollanlage
entspricht, würde auch körperlich das Merkmal gleich bei der Geburt, also als »vererbtes
Merkmal« erscheinen.
III. Anderung^cn der Gelenkfonn durch den Gebrauch.
Sicher uikI auch allgemein zugegeben ist es, daß sich die Gelenke des vollentwickelten
Körpers im weiteren Gebrauch durch die Bewegungen, d. h. also vuiter dem Einfluß der
Muskeln, noch weiter ausgestalten und gegebenenfalls noch verändern und umformen können.
An erster Stelle möchte ich hier die eigentümliche Erscheinung an der Meergnmdel-
art Periophthalmus erwähnen, die ihre, Bnisttlossen auch zum (iehen, ja zum Hüpfen be-
nutzen können. Bei diesen Tieren .sollen sich durch die Benutzung der Brustflossen zum
(Jehen bei Trockenzeiten an ihnen vorübergehend Gelenke bilden.
Bei manchen Gelenken z. B. älterer Leute sieht man bekanntlich in der Nähe der
(Tclenktlächen deutliche Anschlagstellen in Gestalt von kleinen Gruben auftreten, in denen
sich gewisse Vorsprünge des bewegten Gliedes bei den Grenzbewegungen anstemmen.
Und w^enn die Bewegungen eines Gliedes in einer gewissen Richtung besonders häufig
und in besonders großem Umfang ausgeführt werden, so sieht man, z. B. bei Kugelgelenken,
daß sich die Knorpelfläche am Kopf der Bewegungsrichtung entsprechend vorschiebt.
' S. a. I{, Fick, Bemerkungen zur Vererbung erworbener Eigenschaften. In Anat. Anz. Bd. 53, 1920.
3*
20 Fick:
Eine besonders auffällige Verschiebung konnte ich an einem Präparat nachweisen,
das mir seinerzeit von W. Braune (Leipzig) nach Würzburg zur Begutachtung geschickt
wurde. Es war der linke Arm eines Menschen, dessen beide Unterarmknochen etwa an
der Grenze des mittleren und oberen Drittels knöchern miteinander verwachsen waren,
so daß die Unterarmknochen nicht »pro-supinatorisch« gegeneinander gedreht werden
konnten. Die Speiche steht in »halber Vorwendung« {» Pronation«), die »vordere« Fläche
fast gerade nach innen gewendet.
Dieser Stellung entspricht aber keineswegs die Stellung des Speichenhöckers; er
sollte dabei etwa gerade gegen die Elle hin gerichtet sein; das ist aber nicht der Fall,
sondern die rauhe Seite des Speichenhöckers schaut gegen innen und etwas nach oben.
Auch die äußere Kante der Speiche beteiligt sich an der Höckerbildung. Der Höcker
ist sehr stark erhoben, die höchste Erhebung ist gerade nach vorn gerichtet. Aus diesem
Verhalten geht hervor, daß der Ansatz des Zweiköpfers gewandert ist, und zwar nach
vorn imd außen. Die Wanderung ist wohl in folgender Weise als ein gutes Beispiel för
die »Tätigkeitsanpassung« (»funktionelle Anpassung« W. Rouxs) zu erklären. Die Rück-
wendung (Supination) war ausgeschlossen, dadurch kam es zum Schwund der medialen
Teile der Zweiköpfersehne, die bei der Vorwendung (Pronation) am meisten »um die
Speiche herumgewickelt« sind und daher für die Rückwendung am günstigsten angesetzt
sind. Mit dem Schwund dieses Teils der Sehne verschwand auch der mediale Teil des
Speichenhöckers. Umgekehrt verstärkten sich die für die reine Beugung am günstigsten
angesetzten mittleren und seitlichen Sehnenbündel und breiteten sich sogar noch nach
der Seite der günstigsten Wirkungsmöglichkeit weiter aus. Der Sehnenverstärkung folgte
dann auch die Höckerbildung, so daß sich die Stellung des Speichenhöckers gegenüber
der Regel »verschoben« hat. Der Speichenhals ist weniger tief durch den unteren Ring-
bandrand »ausgeschliffen«, der »Speichentellerrand« (circumferentia articularis radii) des
Speichenköpfchens setzt sich daher nicht so scharf gegen den Hals ab als gewöhnlich,
selbst vom Speichenhöcker aus gegen den »Speichentellerrand« hin findet sich ein all-
mählicher, am Hals kaum eingesunkener Übergang.
Der Tt'llerrand entbehrt fast ganz des Knorpelüberzuges, nur ganz hinten ist er noch,
allerdings schon in Auffaserung begriffen, in beschränkter Ausdehnung erhalten. Überall
da, wo der Knorpel fehlt, ist die Knochenrinde eindrückbar. Das S])eichenköpfchen ist
durch Bandmassen mit der Elle engstens verbunden, doch ist im Speichenellengelenk
noch eine enge Spalte zu bemerken. Das äußere Seitenband setzt sich nicht am Speichen-
hals bzw. am Riugband an, sondern geht breit nach unten auslaufend in den Überzug
der Speichenpfanne über. Diese Fortsetzung des Seitenbandes bildet so gewissermaßen
eine Gelenklippe für den Speichenteller, die ihn vergrößert. Durch diese Gelenklippe
wird der Schluß im Gelenk zwischen dem Speichenteller und dem Oberarmköpfchen
wesentlich sicherer als er es gewöhnlich ist, wenn in dem Gelenk nicht nur Beuge-Streck-
bewegungen stattfinden, sondern auch Umwendbewegungen der Speiche. Das Speichen-
köpfchen hat sich im sagittalen Durchmesser verschmälert, im Querdurchmesser verbreitert.
Auch das Oberarmköpfchen hat an seiner Kugelgestalt Einbuße erlitten, es ist mehr einer
queren Walze vergleichbar.
Am oberen Ende des Oberarmes zeigten sich folgende Besonderheiten: Der kleine
Armbeiidiöcker ist nach oben gerückt, springt als ziemlich kugliger Höcker stark gerade
nach vorn vor. Die beiden vom großen und kleinen Höcker herunterkommenden Leisten
(crista tub. maj. und c. t. min.) weichen am chirurgischen Hals und unter ihm etwas
auseinander, so daß dort sich die Fortsetzung der »Zwischenhöckerrinne« zu einer Grube
erweitert.
{^ber die KntsteMmy der Gelenkfoi-inen. Mit Tierversuchen.
21
Der große Armbeinhöcker hat eine ganz sonderbare Gestalt. Während wir sonst
seine Außenseite fast senkreclit abfallen sehen und nur an seinem oberen Rand die be-
kannten drei Sehnenansatzfelder finden, springt er hier als ein etwa rautenförmig be-
grenzter, unregelmäßig kugliger, rauher Buckel nach außen vor (s. Bild 4a), so daß sich
der Kopf dadurch erheblich verbreitert, w'iv man auch in der Ansicht von hinten her
(s. Bild 5 a) deutlich erkennt. Die ganze Außenseite des Höckers wird von Muskelansätzen
eingenommen. Die »Auswärtskreisler« (»Supinatoren«) haben so einen günstigeren Ansatz
aufgesucht, sie haben sich im Sinne der Gewinnung eines größeren Hebelarms ausgebreitet,
•loch so, daß ein Teil von ihnen noch den alten Platz einnimmt. In der Ansicht von außen
Bild 4
.1
Linker Oberarm bei Kllen-
Speichenvcrwachsuiig. genau
von außen gesehen. Die
Muskelansatzstellen des
großen .VrmbcinhOokers noeli
von Sehnenresten bedeckt.
b
Linker Oberarm
genau von außen
(Rogelarni).
Bild
a
Linker Oberarm bei Ellen-
Speichenvenvachsuiig, genau
von hinten gesehen, (ielenk-
lläche seitwärts gewandert.
Linkci' Oberarm
genau \on hinten
(Regelarm).
her sieht man sehr gut, daß sich der große Arrabeinhöcker nicht nur nach der Seite
durch Vorbiickelung ausgedehnt hat, sondern auch nach unten. Dort endet er mit einem
scliarf vorspringenden Höcker, der, den Oberarmschaft am chirurgischen Hals, der hier
regelwidrig stark ausgekehlt ist, fa.st um '/z cm überragt (s. Bild 5 a).
In der Ansicht von hinten (s. Bild 5 a) und auch von oben her bemerkt man endlich,
daß die Kopfgelenkfläche sich nach der lateralen Seite hin gegen den großen Armbein-
höcker hin ausgebreitet hat. Ja die Gelenkfläche erstreckt sich sozusagen noch auf einen
Teil dieses Höckers selbst hinüber, so daß dort eigentlich gar kein »anatomischer Hals«
besteht. Diese Wanderung der Gelenkfläche kam der Auswärtskreiselung (»Supination«)
im Schultergelenk zugute oder, besser gesagt, war offenbar durch vermehi'te Inanspruch-
nahme des Gelenkes für Auswärtskreiselungen hervorgerufen. Der Grund für diese Ver-
mehrung der Längskreiselungen des Oberarmes ist hier leichtverständlich. Der betr.
Mensch hat die ihm verlorenen Drehbewegungen im EUenspeichengelenk durch ent-
22 Fmk:
sprccliende Drelibewegungon im Schultergelenk y.u ersetzen gesucht. Da die Speiche
dauernd in halber »Vorwendung« stand, so war natürlich vor allem die Rück Wendung
im Sclmltergelenk zu ergänzen, wie wir es auch tatsächlich eingetreten finden.
Ein Wandern des Knorpelüberzuges am Gelenkkopf bei krankhafter Pfannenver-
schiebung hat auch Payr (1894) beim sog. Hallux valgus beschrieben.
Unter Umständen tritt aber, wie bekannt, eine ganz richtige Ab Schleifung der
üclenkflächen aneinander, wie bei den Gipsgelenken, auf, wenn, meist im Alter oder
selten auch schon früher, krankhaftei'weise der Knorpel an den Gelenkenden schwindet.
Die gegenüberliegenden Flächen werden in solchen Fällen bekanntlich oft spiegelblank
geschliffen wie Billiardkugeln.
Die mikroskopischen Verhältnisse solcher Gelenkoberflächen und alle in Betracht
kommenden Fragen bei den vielgestaltigen Erscheinungen der mißstaltenden Gelenkent-
zündung (»arthritis deformans«) wurden neuerdings in gründlichster Weise von G. Pommf.r'
untersucht. Seine Untersuchungen brachten auch für das Verständnis des regelrechten
Knorpelwachstums eine Fülle von wichtigen Funden.
Auch Knochenwucherungen, die durch Verletzung oder Entzündungen entstanden
sind, graben durch die Bewegungen oft tiefe Rinnen in den gegenüberliegenden Gelenk-
körper oder aber schleifen sich durch den Gebrauch allmählich mehr oder weniger glatt ab,
wie neuerdings Payr" in seiner auch für den Anatomen wichtigen Arbeit über die Wieder-
bildung von Gelenken erwähnt hat.
Daß durch den Reiz eines ausgerenkten Gelenkkopfes an einer regelwidrigen Stelle
sich eine Gelenkpfanne bilden kann, und zwar durch Knochenwucherung um die an-
drängende Kopfkuppe herum, ist längst bekannt.
Sehr wesentlich für die Beziehung der einzelnen Gelenkteile zueinander sind auch
die Erfahrungen bei angeborenen und erworbenen Ausrenkungen, von denen Payr (a. a. O.
S. 36) berichtet. Er fand z. B., daß sich bei einer ausgerenkten Elle die Ellenzange
stark verengte, weil der hintere Ellbogenhaken unter dem Einfluß des verlagerten gedehnten
Streckers nach vorn wucherte.
[Anderseits zeigen sich die Gelenke manchmal merkwürdig formbeständig gegenüber
mechanischer Ruhigstellung. So fand ich in der an Merkwürdigkeiten so reichen Sammlung
der deutschen Anatomie in Prag die Gelenkflächen eines beiderseitig unbeweglichen
Kiefergelenkes einer (1780 in Deutschböhmen gestorbenen) Frau, die sich nur flüssig
hatte nähren können, anscheinend nicht wesentlich verändert.]
Nach dem vorstehend Gesagten liegen also zahllose sichere Beweise dafür vor, daß die
Form der Knochen und Gelenke nicht lediglich durch die Vererbung bestimmt ist, sondern
auch von äußeren mechanischen Einflüssen abliängig ist.
Besonders wichtig für unsere Frage wäre es auch, die sog. »falschen Gelenke« ,
die »Pseudarthrosen«, die sich unter Umständen bei Knochenbrüchen bilden, wenn die
beiden Bruchenden nicht miteinander verwachsen, auf ihre Form genau zu untersuchen
mit Berücksichtigung der Muskelansätze. Leider ist das bisher von den Chirurgen und
Orthopäden oder den Vertretern der pathologischen Anatomie, denen solche Präparate
zur Verfügung stehen, noch nicht geschehen. Erfreulicherweise hat aber jüngst auch
E. Payr in seiner obenerwähnten Arbeit darauf aufmerksam gemacht und die Beobachtung
' G. PoMBiER, Mikroskop. Befunde bei Artliritis deformans. Denkschr. d. Wiener Akad. d. Wiss. 89. Bd.,
auch als Sonderdruck, Wien 19 13 u. Derselbe, Die funktion. Theorie der Arthritis def. vor dem Forum des
Tierversuches u. d. path. Anat. Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 1920. S. 573ff-
^ K. Payr, Über Wiiderbildung von Gelenken. Ihre Erscheinungsform und Ui-sachen. funktionelle An-
passung — Regeneration. In D. Med. Wochenschr. 1918. Nr. 30 — 32 S. 34.
Über die Entstehung der (ielenkformen. Mit Tierversiichen. 23
der Muskclansatz Verhältnisse bei den Falscligelenken im Hinblick auf* meine Versuche
empfohlen.
Ganz merkwürdige Fälle von immer wieder an derselben Stelle auftretenden Falsch-
gelenken nach vorübergehender Heilung hat neuerdings Biek (Beob. über Regeneration
b. Menschen, D. Mediz. Wochenschr. 191 7 S. 427) beschrieben imd die Vermutung aus-
gesprochen, daß es sich dabei um streng örtliche Einwirkung eines « Reizstofles « (In-
kretes oder Hormons) handelt. .Sollte der Reizstoff' von der Beinhaut aus wirken, so könnt(>
man daran denken, zu versuchen, durch eine Verpflanzung der betreffenden Beinhaut-
stelle anderwärts eine Knochenauflösung herbeizuführen.
IV. Tierversuche über den Muskeleinfluß auf die Gelenkform.
Gerade heutzutage, bei der Unzahl von Knochenverletzungen der Krieger und den
zahllosen Versuchen, bei Gelenkzertrümmerung den Beschädigten natürliche Ersatzgelenke
zu bilden, erschien mir eine genauere Untersuchung der (Jelenkformfrage durch neue
eigene Tierversuche wünschenswert.
Schon früher (1889/91) hatte ich solche Versuche selbst vorgenommen, war aber
— es war noch, ehe man keimfrei operieren lernte — zu keinen entscheidenden Erfolgen
gelangt. Neuerdings nahm ich die Versuche wieder auf und erfreute mich dabei der
Hilfe der HH. Kollegen v. Haberek in Innsbruck und Bier in Berlin, die mir freund-
lichst die Unterstützung ihrer Kliniken zur Verfügung stellten. Den Assistenten Hrn.
Dr. Wächter und Privatdozent Dr. Chiari und Dr. v. Meyersbach in Innsbruck sowie Hrn.
Privatdozent Dr. Martin in Berlin bin ich für ihre wertvollen Ratschläge und die Aus-
führung der nötigen Operationen sowie der Nachbehandlung den wärmsten Dank schuldig,
denn die bei den Versuchen erzielten Erfolge sind natürlich in erster Linie ihrem be-
währten chirurgischen Köimen zu verdanken.
I. Beschränkung der Bewegung in einem Kugelgelenk.
Vor allem suchte ich festzustellen, wie sich ein Kugelgelenk verhält, wenn an ihm
möglichst nur Scharnierbewegungen ausgeführt werden. Zu dem Zweck ging ich darauf
aus. bei jungen Tieren die Hinterbeine beider Seiten zu verbinden, so daß die Bewegungen
nacli der Seite und die Längsdrehungen wesentlich behindert, die Beuge- und Streck-
bewegungen aber in ausgiei)iger Weise stattfinden konnten. Zuerst wollte die Verbindung
der Beine nicht gelingen. Verbände wurden gelockert >md zerfressen, auch Vernähung
der Haut der Innenseite l»eider Beine führte nicht zum Ziel, da sich die Verbindung
nach einiger Zeilt löste. Selbst die Fesselungen mit Katgut und mit gewöhniicliem Draht
versagten.
In einigen Fällen gelang es aber doch, die Beine einigermaßen gut untereinander
zu verbinden. Bei Versuch (i war ein Draht durch den rechten Oberschenkel hart über
dem Kniegelenk durchgeführt. Links lag er in einer tiefen Knochenrinne, die sich auf
der Vorder- und Außenseite des Oberschenkels gebildet hatte. Die Strecksehne war mit
der Kniescheibe nach der Seite ausgerenkt. Die Knie waren verbunden, das rechte Knie
ist stark angezogen, das linke war etwas von der Mittellinie abgezogen. Am Präparat
waren Ab- und Anziehungen im Hüftgelenk trotz der Knieverbindung nicht ganz aus-
geschlossen. Das linke Bein kann aber nur nach der Abziehungsseite bewegt werden;
es kann hingegen nicht in die Regelstellung, geschweige denn in »Anziehung« gebracht
werden. Das rechte Bein läßt sich umgekehrt nur in der medialen oder >< Anziehungs-
häifte" der »Bewegungskugel« des Hüftgelenkes hin und her bewegen.
24 F I 0 K :
Die Eröffnung der Hüftgelenke ergab, daß beide Hüftköpfe entschieden kleiner und
schmächtiger, die Muskelhöcker des oberen Oberschenkelendes aber besonders im Vergleich
zu den schmächtigen Köpfen mächtiger waren als in der Regel. Ferner erschienen die
Köpfe namentlich von hinten betrachtet weniger kuglig als gewöhnlich. Und zwar ist
die Abplattung am linken Kopf unten, am rechten Kopf oben deutlicher. Das rührt
offenbar von der dauernden Seitwärtsdrehung der "Beine her. Der Kopf des linken Ober-
schenkels, der »abgezogen« stand, war oben sogar etwas deutlicher vom Hals abgesetzt;
hingegen der Kopf des rechten Oberschenkels, der »angezogen« stand, war unten etwas
schärfer »unterhöhlt«, er war dort durch den Druck der Pfanne bei der Beinanziehung
etwas geschwunden.
Auch das Versuchskaninchen .1, bei dem die Beine unter dem Knie durch eine
Seidenschlinge und Vernähung der ünterschenkelbinde beider Seiten aneinander befestigt
waren, hielt sich längere Zeit. Freilich war die Verbindung der beiden Beine doch etwas
nachgiebig. Die Beine waren hier nicht nach der Seite »verzogen«, sondern etwas hinter-
einander verschoben, so daß der linke Oberschenkel in etwas »gestreckterer« Lage stand
als der rechte. Dadurch lag das linke Knie dem (oberen Ende) des rechten Unter-
schenkels, nicht dem rechten Knie an. Beide Hüftpfannen erwjesen sich etwas erweitert,
die runden Hüftbänder verdickt, in tiefer Grube entspringend. Die Köpfe zeigten leichte
Abweichungen von der Kugelgestalt, und zwar der linke deutlicher als der rechte. Der
linke Kopf war unten, ähnlich wie im Versuch (I der rechte, etwas schärfer eingekehlt
als gewöhnlich.
Bei Versuchskaninchen K verband in der Mitte des Unterschenkels eine Messing-
drahtschlinge beide Beine. Der linke Unterschenkel war gebrochen, und es hatte sich
ein. Falschgelenk ausgebildet. Das obere Bruchende war leicht gewölbt, stand vor dem
stark verdickten, nicht ausgehöhlten unteren Bruchende. Die Wölbung des oberen Bruch-
endes war wohl durch Abschleifung an den Weichteilen entstanden (s. o. S. 17). Am
Hüftgelenk waren kaum Abweiclumgen zu sehen, was leicht begreiflich war, da die Beine
wegen des Falschgelenkes sehr »geschont« wurden.
Am besten gelang der Versuch bei einem jungen Hund (Versuch H), bei dem Hr.
Dr. Chiari die Haut durchstechend ziemlich dicht oberhalb der Kniegelenke eine Silber-
drahtschlinge unter den Muskeln um beide Oberschenkel herumgeschlungen hatte. Der
Hund ertrug den Eingriff sehr gut und sprang nach der Heilung immer ganz munter
umher. Leider lernte er aber nur allzu gut seine in ihren Bewegungen behinderten Beine
vom Gebrauch möglichst auszuschalten, indem er beim Laufen meist hauptsächlich nur die
Vorderbeine benutzte und das Hinterteil samt den Hinterbeinen hochhob oder die Hinter-
beine nur ab und zu kurz aufsetzend (»hinkend«) zur Unterstützung des Körpers beim
Laufen benutzte. Der Hund wurde 1 Jahr nach der Operation getötet. Es zeigte sich,
daß der Silberdraht im Knochen eine ,tiefe Rinne verursacht hatte und daß an den Hüft-
köpfchen deutliche Veränderungen gegenüber dem Verhalten bei einem gesunden Ver-
gleichshund derselben Rasse festzustellen waren. Auch in den Gewichts- und Längen-
verhältnissen der Muskeln und Knochen ergaben sich Veränderungen, die später besonders
geschildert werden sollen.
Bild 6au.b zeigt den linken Oberschenkel des Hundes (mit Beschränkung der Seiten-
und Kreiselbewegungen) von vorne gesehen und daneben den Oberschenkel des Vergleichs-
hundes. Man erkennt vor allem sofort, daß der Oberschenkelkopf ganz anders zum Schaft
steht. Beim Bein des Vergleiclishundes steht er viel steiler. Seine Kuppe überragt fast
die Spitze des großen Rollhügels, während beim behinderten Oberschenkel das Umgekehrte
der Fall ist, da die Rollhügelspitze hier sehr deutlich die Kopfkuppe Oberragt. Auch
TUter die Entstehung der Gelenkfoiinen. Mit Tierversuchen.
25
die Gelenküäche des Kopfes zeigt Unterschiede: der gewöhnliche Kopf ist kugliger, der
behindert gewesene ist namenthch an seiner Oberseite tlächer, nicht so stark gekrümmt.
Bild 7 zeigt uns dieselben Knochen von hinten. Da ist die Veränderung noch deut-
licher. Die Flachheit beim behinderten Kopf ist noch ausgesprochener, und seine Gelenk-
tläche erstreckt sich etwas weiter nach abwärts als beim gewöhnlichen Kopf. Am Präparat
erkennt man außerdem noch eine besondere bogenförmige Leiste neben der Gelenkfläche,
die dem gewöhnlichen Kopf fehlt. Auch war das runde Hüftband beim behinderten Kopf
dicker als gewölmlich, während der (Oberschenkel im Ganzen viel schlanker war.
I':*
M
'.<■ -X
■J ■,■:
a ßild 6. h
I.iiikt'r Oln'rsrinMik<'l des llutiflcs \<iii \(n*ii.
a l'.ild 7. b
Linker Olx^i'Sclienkrl des llmid<'.s mjii liiiitoii.
Bild 8 zeigt die Knoclien der rechten Körperseite von vorne her. Wir erkennen,
(laß hier dem Wesen nach dieselben Veränderungen, aber noch in wesentlich liöherem
Grade, ausgebildet sind als auf der linken Seite. Die Überragung des Rollhügels am be-
hindert gewesenen Bein ist auch auffällig, und die wagerechte Stellung des Obersclienkels
springt sofort in die Augen. Sie ist zwar auch am Verlauf des unteren Halsrandes, wenn
man ihn vom Schaft her zum Rand der Gelenkfläche hin verfolgt, zu erkennen, namentlich
aber am oberen Rimd sehr ausgesprochen. Beim gesunden Oberschenkel tritt der Kopf frei
schräg nach oben innen aus dem Schaft heraus, beim behinderten Schenkel geht hingegen
der obere, wagerecht verlaufende Halsrand ganz flach mit einem dreieckigen Feld in die
Kopfkuppe über. Die Krümmung auf der Oberseite des Kopfes ist hier also in frontaler
Richtung ganz flach, einer querstehenden Walze ähnlich, während sie beim gewöhnlichen
Oberschenkel einer scharf begrenzten Kugelhaube entspricht.
Phys.-math. AM. IU21. Nr. 2. 4
26
Fl
c K :
Auf Bild 9 sehen wir die Hinterseite des rechten Oberschenkels: Wie auf der linken
Seite, so sind die Veränderungen auch auf der rechten Seite hinten noch ausgesprochener
als vorne. Hier ist der Kopf überhaupt kaum mehr als »Kugelabschnitt« zu bezeichnen,
sondern hier ist nicht nur, wie vorne, nur der obere Streif, sondern die ganze Fläche
»unregelmäßig walzenförmig gekrümmt«. Das von vorne her schon sichtbar gewesene,
nicht kuglig, sondern walzenförmig gekrümmte P'eld erstreckt sich auf der äußeren Seite
der Hinterwand des Kopfes hinunter. Es ist übrigens nicht von echtem Knorpel über-
zogen, sondern zeigt eine glatte, nur von Gelenkinnenhaut überzogene Knochenoberfläche.
a Bild 8. b
Rechter Oberschenkel des Ihiiidcs von \orn.
a Bild 9. b
Hechtcr Obersehenkel des Hundes von hinton.
Bild lo. Deutliche Veränderungen zeigt auch die Betrachtung von der Innenseite
her. Während der gesunde Schenkelkopf auch von da aus den Eindruck einer mehr oder
weniger regelmäßig ausgebildeten Kugelfläche macht, ist der behindert gewesene Kopf,
von hier aus gesehen, breiter und niedriger als gewöhnlich ; die Kugel erscheint ge-
wissermaßen von oben nach unten etwas zusammengedrückt, so daß die Fläche eben von
vorne nach hinten »breiter« als gewöhnlich ist. Sehr auffallig ist in der Seitenansicht
auch die bei weitem stärkere Krümmung des kranken Überschenkels und die bedeutend
weniger »tiefe« Entwicklung der Oberschenkelfläche für das Schienbein; die Ausdehnung
der Oberschenkelknorren von vorne nach hinten beträgt beim gesunden Hund 3.2 cm,
beim Versuchshund aber auf beiden Seiten nur 2.5 cm.
Die Bilder zeigen uns also starke Veränderungen eines Gelenkes durch Behinderung
gewisser Bewegungen. Diese Krümmungsveränderungen lassen sich nun wohl auch mecha-
J'her dif Entstehumj der Gelenkfonnm. Mit Tierversuchen.
27
nisch deuten. Die Oberschenkel waren (wie oben S. 24 angegeben) nn ausgiebigen Seiten-
bewegungen, (1. h. Erhebungen des Schaftes nach der Seite, behindert. Dadurch fehlte
also die für gewöhnlich immer sich einstellende » Abschleifung« bezw. der Druck durch
den Pfannenrand auf die oberen seitlichen Teile der Gelenkkugel. Diese Teile waren also
dauernd entlastet, so daß der Knochen nach dieser Richtung hin wachsen konnte, nicht
wie gewöhnlich am seitlichen Wachstum gehindert wjir. Dadurch ging die Schlankheit
und Auskerbung des oberen Schenkelrandes verloren. So wird dann die Mittellinie oder-
• Seelenachse« des Hal-^es allmälilich mehr wagerecht gestellt, und die Krümmung des
Kopfes fällt nach den Seiten nicht mehr .so .schroff kuglig ab, sondern wird walzenförmig.
Die stärkere Kntwicklung des großen Rollhügels,
der, wie wir gesehen haben, beim behinderten Ober-
schenkel den Kopf überragt, während er beim ge-
wöhnlichen Oberschenkel vom Kopf überragt wird,
könnte man sich vielleiclit so erklären, daß beim ge-
sunden Bein, das zum Laufen benutzt wird, der Ue-
lenkkopf einen großen Teil der Körfjerlast zu tragen
hat und deshalb im Verhältnis zu den seitlichen
Muskelansatzhöckern größer sein muß. Bei dem Hund,
dessen Beinbewegung beschränkt war und der die
Hinterbeine auch beim Laufen sehr wenig benutzte,
ist das Verhältnis hingegen umgekehrt, der Stütz-
knochen ist im Vergleich zu den seitlichen Muskel-
ansatzhöckern im Wachstum zurückgeblieben.
.ähnliche Versuche hat übrigens auch schon
L. FicK (s. o.) gemacht und gefunden, daß bei teil-
weiser Muskelwcgnahme die Form der bewegten CJc-
lenkllächen sich verändert, indem ihre Krümmung
abnimmt, llaeher wird. Leshafft (Theoret. Anat.
L Bd., Leipzig 1892, S. 177 u. Anat. Verhdlg., Wien
1892) lähmte die vom Wadenbeinnerven versorgten
Mu.skeln bei einem Hund und erhielt infolge der
dadurch l)ewirkten fehlerhaften Hüftstollung eine
Umwandlung des Hüftgelenkes »in ein elli[)tisches
Gelenk«. Letztere Versuche hat wohl W. Roux im
Auge, wenn er (Ges. Abh. L Bd. S. 376 als Zusatz)
sagt: »Kugelgelenke bilden sich nur da, wo die Muskeln mindestens zwei rechtwinklig
zueinander wirkende Antagonistengruppen von fast gleicher Stärke bilden ; wirken zugleich
noch Rotatoren, so ist die Kugelform nocli gesicherter. Wird eine dieser Muskelgruppen
bei einem jugendlichen Tier fast ganz exstirpiert oder gelähmt, so bildet sich bei der
Weiterentwicklung das ursprünglich vorhandene Kugelgelenk zu einem Kllip-
soidgelenk um.
2. Veränderung der Muskelansatzverhältnisse ohne Gelenkeröffnung.
Schon früher unternahm ich aucl» Versuche an jungen Kaninchen in der Absicht, festzu-
stellen, ob die Änderung der Muskelansatzverhältnisse die Gelenkform beeinflußt.
So durchschnitt ich im August 1890 bei einem jungen Kaninchen auf der rechten Körperseite
den Zweiköpfer des Armes und den »Oberarmmuskel« und trennte die Dreiköpf ersehne am
Ellbogen ab. Das Tier ging nach fünf Monaten an Hirneiterung (vom Ohr ausgehend) ein.
a Bild 10.
Keelitef Oberschenkel \oii
der Innenseite.
28 F 1 0 K :
Es fand sich, daß die durchschnittenen Muskeln, namentlicli die Strecker, wesentlich dünner
geworden waren; ihre sehnigen Teile hatten sich erhalten, das Fleisch war geschwunden.
Der Dreiköpfer hatte aber durch Bindenzüge doch wieder mit dem Unterarm Verbindung ge-
wonnen. Die Streckung war aber weniger ausgiebig wie auf der linken Seite. Die Be-
festigungen des Zweiköpfers und des Oberannmuskels am Unterarm hatten bindenähn-
liches statt sehniges Aussehen; sie bestanden aus mehr oder weniger ungeordnetem Binde-
gewebe. Die gewöhnlich an der Elle vorhandene tiefe Rhme für die Sehne des langen
Kopfes des Dreiköpfers war vollständig verschwunden; zum Teil war die Rinne durch
Knochenraasse ausgefüllt, /um Teil verschwand sie, weil ihre Ränder abgeflacht und ab-
gestumpft waren.
Die Unterarmknochen sind etwas kürzer als links (Eile 77 : 79 mm, Speiche 63 : 64 mm)
und deutlich leichter (Elle 0.84: 1.03 g, Speiche 0.734:0.825 g). Die Gelenkflächen»sind
erheblich weniger ausgeschliffen, »seichter«, wie gewöhnlich. Die Speiche ist überdies
schmaler (größte Breite 4.0:4.75 mm) und sieht fast krüppelhaft aus. Im Gegensatz dazu
war die Schulterblattgelenkfläche rechts größer (größter Durchmesser 85 : 80 mm, kleinster
Durchmesser 57:55 mm); ihre Ränder waren abgerundeter, ihr Gewicht etwas größer
(1.41 : 1.33 g). Auch der rechte Oberarm war etwas länger (70:69 mm) und eine Kleinig-
keit schwerer (2.034:2.032 g). Die obere eingeknickte äußere Gelenkfläche beim großen
Armbeinhöcker war nicht so tief wie links; die innere halbmondförmige Muskelrauliigkeit
hingegen war bei einer Länge von 70 mm am rechten Oberarm 30, am linken aber nur
17.5 mm breit. Daß der Oberarm bei dem Versuchstier nicht gelitten hatte, sondern seine
vermutlich schon vor dem Eingriff vorhanden gewesene Überlegenheit an Länge und Gewicht
behalten hat, beruht wohl darauf, daß das Tier bei der Schädigung des Unterarmes den
Oberarm wohl für gewisse Zwecke als Aushilfe besonders in Anspruch nahm.
Neuerdings nahm ich mit Hrn. Privatdozent Dr. Martin auch diese Versuche wieder
auf, und zwar bei einem jungen Hund. Es wurden die Ansätze derjenigen Muskeln, die
nahe an der Schulterpfanne ansetzen (oder «entspringen«), durchschnitten, ohne daß das
Gelenk eröffnet wurde. Bei der Sektion zweier so operierter Hunde ergab sich aber keine
wesentliche Veränderung im Gelenk. Das beruht wohl mit auf dem Umstand, daß die Tiere
die Arme nach dem Eingriff infolge der stark veränderten Beweglichkeit nicht melir im ge-
wöhnlichen Ausmaß gebrauchten. Ferner ist es klar, daß die Gelenkflächen, wenn sie einmal
eine bestimmte Form und glatte Knorpelüberzüge, von Gelenkschmiere schlüpfrig gemacht,
besitzen, auch durch Muskelansatzverhältnisse, die eigentlich nicht zu ihrer Form passen,
nicht allzu schwer geschädigt werden. Es findet z. B. kein Umkippen über die Kante der
gegenüberliegenden Gelenkfläche statt wie bei den Gipsblöcken, auch wenn der Muskel
weit weg von ihr ansetzt, sondern die einmal gebildete Pfanne rutscht, statt umzukippen,
an dem unterliegenden glatten Kopf gewissermaßen aus und gleitet an ihm entlang. Freilich
wird der Kopf durch die Einleitung einer Kippbewegung des die Pfanne tragenden
Knochens wohl etwas mehr gedrückt wie gewöhnlich, aber zu einer wirklichen Ein-
drückung oder allmählich pfannenähnlichen Aushöhlung, d. h. zu einer Verwandlung des
fertig gebildeten, gesunden, knorpelüberzogenen Kopfes in eine Pfanne, kann es doch
nicht kommen.'
3. Neubildung eines Gelenkes nach Veränderung der Muskelansätze.
In neuerer Zeit sind von verschiedenen Seiten Tierversuche über die Wiederbildung
von Gelenken ausgeführt worden, namentlich auch von Payk, der darüber in der oben
mehrfach erwähnten Arbeit berichtet. Bei diesen Versuchen sind aber meines "Wissens
noch nie die Muskelansatzverhältnisse berücksichtigt.
Über die Entstehung der Gelenkformen. Mit Tierver Stichen.
29
Uns lag begreiflicherweise besonders daran, gerade den Einfluß der Muskelanordnung
auf die Gelenkneubildung zu verfolgen. Wir machten daher verschiedene Versuche derart
an Kaninchen und an einem Hunde, und zwar am Schultergelenk. Die Gelenkflächen der
Pfanne und des Kopfes wurden glatt abgetragen und alle nahe an der Pfanne sowie die
weiter unten am Arm ansetzenden Muskeln abgetrennt. Es sind das der lange Kopf des
Dreiköpfers und der lange Kopf des Zweiköpfers (oder des M. glenohumeralis) sowie der
Dreieck- und der große Brustmuskel. In mehreren Fällen kam es leider nicht zur Bildung
eines beweglichen Gelenkes, sondern zu einer steifen Verbindung mit
unregelmäßig gestalteten Knochenendflächen. Bei einem von Hrn. Dr.
Wächter (Innsbruck) operierten Kaninchen bil-
dete sich aber ein gut bewegliches, vom Tier
regelmäßig benutztes Gelenk. Dieses Gelenk
zeigte nun die Andeutung einer vollen Um-
kehrung der Gelenkflächenform, wie auf Bild 1 1
leicht zu erkennen ist. Wir schon am Schulter-
Bild II.
Kaiiinrhoii»chiilt<'r);elenk mit Foiiiiuinkelii-uiig diircli N'ri-
.Tiideniii]K der Muskriansiilzvri'liältiiissc. Solmllorblatt iiiil
"(;i"lciikko|)("- von hiiitpii hez«. außen jjeselioii.
(ifleiikkopf des Schulter-
lileittes von medial be/.w,
von vom gesehen.
01)eiaiin mit ITaniic:
initercr I'l'aniiciirand
etwas hakenförniig um-
gebogen.
blatt statt der ausgehöhlten Pfanne einen deutlich gewölbten Buckel (s. Bild 1 1 a u. b),
der in seinem untersten Teil fast einer Rolle verglichen werden kann, und am Oberarm
statt des Kopfes eine deutliche pfannenähnliche Höhlung gebildet (s. Bild 1 1 c). Die Pfanne
hat sogar einen hakenförmigen Fortsatz entwickelt, ganz ähnlich, wie er an der EUbogen-
gelenküäche der Elle vorhanden ist: Dieser Fortsatz greift in eine entsprechende Ver-
tiefung tinter dem »Gelenkkopf« des Schulterblattes, ähnlich wie der »Ellbogen« der Elle
in die »Ellbogengrube« auf der Rückseite der Oberarmrolle.
Verwickeitere Formverhältnisse zeigte Versuch P ebenfalls an einem Kaninchen. Es
war der lange Koi)f des Dreiköpfers zerschnitten; sein oberer Stumpf bildete am Prä-
parat eine Geschwulst zwischen Oberarm und Schulterblatt. Der untere Stumpf des Zwei-
köpfers war spindelförmig, hatte normalen Unterarmansatz. Die großen Brustmuskel-
stümpfe waren kurz und fleischig an der vorderen Oberarmkante festgewachsen. Ebenso
war auch der Dreieckmuskel doch wieder festgewachsen, aber etwas oberhalb der regel-
rechten Stelle. Das Schultergelenk zeigt Sattelform. Der Oberarm hat eine tiefe Rinne
(Bild 12b); diese Rinne reitet auf einer gewölbten »Schneide« des Schulterblattes (s.Bildi2a).
30
F I C K
Die BcAvegung längs dieser Krümmung ist eine »Pro-Supination«. Sie wurde offenbar
bewirkt durch die nahe an der (die »Pfanne« bildenden) Oberarmrinne ansitzenden Muskeln,
den großen Runden, den üntergrätenmuskel und den sogenannten »Abzieher« und den
hier an der Schulterblattgräte ansetzenden »kleinen Brustrauskel«. Der Rollenwölbung von
oben nach unten entspricht eine Bewegung in einer einwärts und nach vorn von der
»gewölbten Schneide« des Schulterblattes liegenden Rinne und am Abhang seitlich von
der »wewölbten Schneide«. D.h. der seitliche rollenähnliche Oberarm wulst gleitet »frei
im Gelenk« ; ihm steht keine eigentliche hohle Gelenktläche des Schulterblattes gegenüber.
Diesem gewölbten Teil der Oberarm- »Satteltläche« entsprechen ganz gut die erhalten
Bild 12.
Durch Veränderung der Muskelansätze erzeugtes sattelförmiges Schultergeleuli beim Kaninchen,
a b
Schulterblatt \on hinten, wulstige Gelenkfläche lateral oben. Oberai-m mit Muskeln, Kopf von lateral her.
gebliebenen, weit von der Spalte entfernt ansetzenden Muskeln; vor allem die von oben
kommenden, tief unten ansetzenden Bündel des großen Brustmuskels und des Dreieckmuskels.
Auch der Obergrätenmuskel ist durch halbe Ausrenkung (Subluxation) des Kopf<^s nach
unten weiter von der Gelenkspalte entfernt als in der Regel. Der Schulterhaken-Arm-
muskel (Cocaco brachialis) sitzt am Schulterblatt dicht bei der Gelenkspalte, am Oberarm
aber weit von der Gelenkspalte. Unter ihm springt der »Pfannenrand« des Schulterblattes
sogar besonders vor. So paßt die regelwidrige Gelenkform gut zu den vorhandenen
Muskelansätzen. Ein ähnlich verwickelt gestaltetes Gelenk, nur fast ganz unbeweglich,
fand sich an einem von Hrn. Dr. Martin in ähnlicher Weise operierten jungen Hund.
Ibe?' die Entstehung der Gelcnkformen. Mit Tierversuchen. 31
Die Hauptergebnisse der Untersuchung dürften folgende sein: Die Stammesentwick-
lung der Gelenkfonu ist unter dem Einfluß persönlicher Gebrauchsänderung des Gliedes
erfolgt; dabei sind »Vorstufen« der Erbmerkmale (»Anlagenkeime« oder »Progene«) an-
zunehmen.
Die Gelenkform ist nicht vollständig fest vererbt, sondern außer von der Vererbung
in der Regel auch von mechanischen Verhältnissen während der Entwicklung bis zur
vollen Ausbildung abhängig.
Auch die Form eines fertig entwickelten Gelenkes kann sich unter dem Einfluß ver-
änderter Bewegungen verändern.
Bei Neubildung eines Gelenkes nach Abtragung der alten Gelenkflächen kann durch
»entsprechende« (s. Gesetz fär Gipsschlifte) Muskelanordnung bewirkt werden, daß sich
die Gelenkform der früheren entgegengesetzt gestaltet.
Rrrlin. gedrucltt in der Reichsdruckerei.
AS Akademie der Wissenschaften,
182 Berlin. Philosophisch-Histo-
B34 Tische Klasse -/f
1921 Abhandlungen
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