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Full text of "Abhandlungen der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaft, Philosophisch-Historische Klasse"

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THr  ROYAL  CANADIAN  INSTITUT!  ,sl 


ABHANDLUNGEN 


DER  PREUSSISCHEN 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


1921 

PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  KLASSE 


If' 


ABHANDLUNGEN 


(der  PREUSSISCHEN 

AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


•'  ^ 


JAHRGANG  1921 

PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  KLASSE 


BERLIN   1922 

VERLAG   DER  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


IN  KOMMISblUN  ÜKl  DER 
VKKKINIGt'NG  WISSHNSCHAFTLICHKR  VERLEGKR  WALTER  DK   CRUYTKR  U.  Cü. 

VORMAU  O.  J.  (iÖSCHlirSCHE  VEKLAGSHANDLUMO.     1.  GUTTKNTAG,  VKKLAUSBIK'HHANDLUNI!. 
OKOBO  RQHER.     KARL  1.  IHfiBNKR.     VIOT  U.  COMP. 


Berlin,  gedniclvt  in  der  Reiclisdruckerei 


A6 
182. 

B10190 


Inhalt 


öffentliche  Sitzungen S.  vii 

Verzeichnis  der  im  Jahre  1921   gelesenen  Abhandlungen S.  viii— xiii 

Bericht   ül)er   den  Erfolg   der  Preisausschreihungen  für  1921   und  neue 

Preisausschreibungen S.  xiv — xvii 

Statut  der  Hippokrates-Stiftung S.  xviri 

Vei-zeichnis  der  im  Jahre  1921   erfolgten  besonderen  Geldbewilligungen 
aus  akademischen  Mitteln  zur  Ausfiihrung  wissenschaftlicher  Unter- 

nehmiugen S.  xix 

Veiv.eichnis  der  im  Jahre  1921  erschieneneTi  im  Auftrage  oder  mit  Unter- 
stützung der  Akademie  bearbeiteten  oder  herausgegebenen  Werke  S.  xx — xxii 
Veränderungen  im  Personalstande  der  Akademie  im  Laufe  des  Jahres  1921  S.  xxu — xxiii 
Verzeichnis  der  Mitglieder  der  Akademie  am  Schlüsse  des  Jahres  1921 
nebst  den  Verzeichnissen  der  Inhaber  der  Bradley-,  der  Helmholtz- 
und  der  Leibniz-Medaille  und  der  Beamten  der  Akademie,  sowie 
der  Kommissionen,  Stiftungs-Kuratorien  usw S.  xxiv — xxxviii 


Abhandlungen 

Nr.    1.     Bknno  Ekdmann-;-:  Die  philosophischen  Grundlagen  von  Ilelm- 

holz'  Wahmehmungstheorie S.  1 — 45 

-     2.     HernhardSeuffert:  Prolegomena  zu  einer  Wieland- Ausgabe 

VII,  Nachträge  und  Untersuchungen S.  1 — 71 

■  .'J.     W.  Bang:    Vom  Köktürkischeu  zum  Osmanischen,  \'orarbeiten 

zu  einer  vergleichenden  Grammatik  des  Türkischen,  4.  Mit- 
teilung   S.  1— 2(> 

■  1.     Prof.  Dr.  M.  Weli.mann:    Die  Georgika  des  ffennjiritos  .     .  S.  I — ."»8 


JAHR  1921. 


Öffentliche  Sitzungen. 

Sitzung  am  27.  Januar  zur  Feier  des  Jahrestages 
König  Friedrichs  II. 
Der  an  diesem  Tage  Vorsitzende  Sekretär  Hr.  Lüders  eröffnete  die 
Sitzung  mit  einer  Ansprache.  Weiter  machte  der  Vorsitzende  Mitteilung  von 
den  seit  dem  Friedrichs-Tage  1920  in  der  Akademie  eingetretenen  Personal- 
veränderungen und  gab  einen  kurzen  Jahresbericht.  Darauf  verlas  Hr.  Diels 
einen  eingehenderen  Bericht  des  Hrn.  Erdmann  (f)  über  die  Kant-  und  die 
Leibniz-Ausgabe.  Es  folgte  der  wissenschaftliche  Festvortrag  von  Hrn. 
Einstein:    Geometrie  und  Erfahrung. 

Sitzung  am  30.  Juni  zur  Feier  des  Leibnizischen  Jahrestages. 

Hr.  Rubner,  als  versitzender  Sekretär,  eröffiiete  die  Sitzung  mit  einer 
Ansprache. 

Daraufhielten  die  seit  dem  letzten  Leibniz-Tage  (1.  Juli  1920)  neu  ein- 
getretenen Mitglieder  Hr.  von  Laue  und  Hr.  Wilcken  ihre  Antrittsreden, 
die  von  den  beständigen  Sekretaren  Hrn.  Planck  und  Hrn.  Lüders  be- 
antwortet wurden.  'Daran  .schlössen  sich  die  Gedächtnisreden  auf  Heinrich 
Dressel  von  Hrn.  Dragendorff,  auf  Hermann  Struve  von  Hrn.  G.  Müller, 
auf  Benno  Erdmann  von  Hrn.  Stumpf,  auf  Wilhelm  von  Waldeyer- 
Hartz  von  Hrn.  Fick  und  auf  Heinrich  Morf  von  Hrn.  Roethe. 

Sodann  erfolgte  die  Verleiliuijg  des  Preises  aus  dem  Cotheniussclien 
Legat,  aus  der  Charlottenstiftung  für  Philologie,  aus  dem  Stipendium 
der  Eduard-Gerhard-Stiftung,  aus  der  Graf-Loubat-Stiftung,  aus  der 
Paul  Rieß-Stiftung  und  aus  der  Emil  Fischer-Stiftung. 


VIII 


Verzeichnis  der  im  Jahre  1921  gelesenen  Abhandlungen. 

Physik  und  Chemie. 

Rubens,  die  optischen  Eigenschaften  einiger  Kristalle  im  langwelligen 
Spektrum,  nach  gemeinsam  mit  Hrn.  Liebisch  ausgeführten  Unter- 
suchungen.   Dritte  Mitteilung.     (GS.   6.  Jan.:   SB.  10.  Febr.) 

Planck,  die  Entropie  fester  Körper  bei  tiefen  Temperaturen.    (Kl.  3.  Febr.) 

Beckmann,  die  Umlagerung  von  Oximen  in  Amide.    (Kl.  17.  Febr.) 

Einstein,  über  eine  naheliegende  Ergänzung  des  Fundamentes  der  allge- 
meinen Relativitätstheorie.    (Kl.  H.  März;  SB.) 

von  Laue,  über  einige  Fragen  aus  der  allgemeinen  Relativitätstheorie. 
(Kl.  16.  Juni.) 

Rubens,  neue  Versuche  zur  Prüfung  des  Planckschen  Strahlungsgesetzes. 
Mit  G.  Michel.     (Kl.  21.  Juli;  SB.) 

Eggert,  J.,  und  W.  Noddack,  über  die  Prüfung  des  photochemischen 
Äquivalentgesetzes  an  der  photographischen  Trockenplatte.  Vorgelegt 
von  Nernst.     (GS.  28.  Juli;  SB.) 

Weigert,  Prof.  Dr.  Fritz,  zur  Photochemie  der  Silberverbindungen.  (Nach 
Versuchen  von  W.  Schoeller.)  Vorgelegt  von  von  Laue.  (GS. 
28.  Juli;  SB.) 

Einstein,  über  ein  den  Elementarprozeß  der  Lichtemission  betreffendes 
Experiment.     (GS.  8.  Dez.;  SB.) 

Kaluza,  Theodor,  zum  Unitätsproblem  der  Physik.  _  Vorgelegt  von 
Einstein.    (GS.  8.  Dez. ;  SB.  22.  Dez.) 

Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie. 

Liebisch,  die  homogenen  Deformationen  der  Kristalle,  die  durch  einfache 
Schiebungen   nach   Gleitflächen   hervorgerufen    werden.    (Kl.  13.  Jan.) 

Pompeckj,  die  Beziehungeii,  zwischen  Klima  und  Meeressedimenten.  (GS. 
10.  März.) 

Pompeckj  ,  das  Gebiß  des  ürnithopoden  Dysalotosaurus  aus  den  Tendaguru- 
Schichten  Deutsch-Ostafrikas.    (Kl.  2.  Juni.) 

Pompeckj,  die  Einstämmigkeit  der  Pterosaurier.    (Kl.  1.  Dez.) 


IX 

Botanik  und  Zoologie. 

Haberlandt,  Zur  Physiologie  der  Zellteilung.  Sechste  Mitteilung.  Über 
Auslösung  von  Zellteilungen  durch  Wundhormone.  (GS.  6.  Jan.;  SB. 
10.  Febr.) 

Gorrens,  Zweite  Fortsetzung  der  Versuche  zur  experimentellen  Verschiebung 
des  Geschlechtsverhältnisses.     (Kl.   17.  März;  SB.   7.  April.) 

Heider,  über  die  Beziehungen  der  Körperachsen  zur  Eiachse  bei  den  Chor- 
daten.    (Kl.  7.  April;  SB.  12.  Mai.) 

Kükenthal,  die  Brustflosse  des  Buckelwales  und  ihre  Entwicklung.  (GS. 
26.  Mai;  SB.  14.  Juli.) 

Bluhm,  Dr.  Agnes,  ein  Fall  experimenteller  Verschiebung  des  Geschlechts- 
verhältnisses bei  Säugetieren.  Vorgelegt  von  Correns.  (Kl.  2.  Juni; 
SB.  7.  Juli.) 

Haberlandt,  Zur  Physiologie  der  Zellteilung.  Siebente  Mitteilung.  Die 
Entwicklungserregung  befruchteter  und  parthenogenetischer  Eizellen. 
(GS.  23.  Juni.) 

Hoppe-Moser,  Dr.  P'anny,  Ursprung  und  Verwandtschaftsbeziehungen 
der  Siphonophoren.  Versuch  einer  Urmedusentheorie.  Vorgelegt  von 
Heider.     (Kl.  7.  Juli;  SB.  21.  Juli.) 

von  Allesch,  Dr.  G.  J.,  über  die  drei  ersten  Lebensmonate  eines  Schim- 
pansen.    Vorgelegt  von  Correns.     (GS.   14.  Juli;  SB.  28.  Juli.) 

Haberlandt,  über  experimentelle  Erzeugung  von  Adventivembryonen  bei 
Oenothera  Lamarckiana.     (Kl.  20.  Okt.  SB.) 

Haberlandt,  die  Entwicklungserregung  der  Eizellen  einiger  partheno- 
genetischer Kompositen.     (GS.  8.  Dez.) 

Anatomie  und  Physiologie,  Pathologie. 

Bickel,  Prof.  Dr.  A.,  und  Dr.  C.  van  Eweyk,  über  Hitzesekretine.  Vor- 
gelegt von  Orth.     (Kl.   17.  März;  SB.  31.  März.) 

Fick,  Gewichts-  und  Querschnittsbestimmungen.     (Kl.   12.  Mai.) 

Rubner,  die  Wasserbindung  in  Kolloiden  mit  besonderer  Berücksichtigung 
des  quergestreiften  Muskels.     (Kl.   20.  Okt.) 

Orth,  über  Unfälle  und  Aneurismen.     (Kl.  3.  Nov.;  SB.   10.  Nov.) 

b 


Astronomie,  Geographie  und  Geophysik. 

Hellmann,  neue  Untersuchungen  über  die  Regen  Verhältnisse  von  Deutsch- 
land. Zweite  Mitteilung:  Die  Schneeverhältnisse.  (GS.  10.  Febr.;  SB. 
24.  Febr.) 

Hell  mann,  die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flug- 
blättern des   16.  Jahrhunderts.     (GS.   10.  Febr. ;  Abh.) 

G.  Müller,  über  Turmteleskope.      (Kl.   21.  April.) 

Nernst,  das  Alter  der  Fixsterne.     (GS.   28.  Juli.) 

Penck,  Ablagerungen  und  Schichtstörungen  der  letzten  Interglazialzeit  in 
den  nördlichen  Alpen.     (GS.    10.  Nov.) 

Hellmann,  Nebel  in  Deutschland.     (Kl.   15.  Dez.;  SB.) 

Mathematik. 
Schmidt,  über  den  Beweis  des  Jordanschen  Satzes.     (GS.   14.  April.) 
Ostrowski,  Dr.  Alexander,  über  die  Eigenschaften  gewisser  Potenzreihen 

mit  unendlich  vielen  verschwindenden  Koeffizienten.     Vorgelegt  von 

Schmidt.     (Kl.  2.  Juni;  SB.   7.  Juli.) 
Schottky,  die  Produktausdrücke  der  £'-Funktionen.      (Kl.   17.  Nov.;  SB. 

1.  Dez.) 

Mechanik. 
Müller-Breslau,    Elastizitätstheorie    der    versteiften    Kettenbrücke.     (Kl. 

7.  Juli.) 
Zimmermann,  die  Knickfestigkeit  von  Stäben  mit  elastischer  Einspannung. 

(GS.  27.  Okt.;  SB.   10.  Nov.) 
Zimmermann,  über  den  Einfluß  des  Vorzustandes  auf  das  Knicken  gerader 

Stäbe.     (GS.   24.  Nov.) 

Philosophie  und  Psychologie. 

Erdmann,  die  philosophischen  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahrnehmungs- 
theorie, kritisch  erläutert.    Vorgelegt  von  Stumpf    (GS.  20.  Jan.;  J.M.) 

Köhler,  Prof  Dr.  Wolfgang,  Zur  Psychologie  des  Schimpansen.  Vorgelegt 
von  Stumpf     (GS.   9.  Juni;  SB.   28.  Juli.) 

Stumpf,  über  die  Tonlage  der  Konsonanten  und  die  für  das  Sprach  Ver- 
ständnis  entscheidende  Gegend   des  Tonreiches.     (GS.   28.  Juli;  SB.) 

Köhler,  Prof.  Dr.  Wolfgang,  über  eine  neue  Methode  zur  psychologischen 
Untersuchung  von  Menschenaffen.  Vorgelegt  von  Stumpf.  (GS.  27.  Okt.) 


XI 

Prähistorie. 
Sohuchhardt,  Ausgrabungen  in  altgermanischen  Burgen  und  Siedlungen. 

(GS.   6.  Jan.) 
Schuchhardt,  Rethra  und  Arkona.     (GS.  27.  Okt.;  SB.  10.  Nov.) 

Geschichte  des  Altertums. 
Wilcken,  Urkunden  der  Ptolemäerzeit.     (Kl.   3.  Febr.) 
Erman,  über  den  Harem  der  ägyptischen  Könige.      (Kl.   3.  März.) 
von  Wilamowitz-Moellendorff,  Sphakteria.  (Kl.ll .MArz;  SB.  31. März.) 
Meyer,    über    die   Einwirkung   der  zoroastrischen   Religion   auf  die   Ent- 
wicklung des  pharisäischen  Judentums  und  des  Christentums  und  die 
diese  beherrschende  dualistische  Weltanschauung.     (GS.  28.  April.) 
de  Groot,  über  Frauenregierungen  in  China.      (Kl.    16.  Juni.) 
Hiller  von  Gaertringen,  Prof.  Dr.  Friedrich  Frhr.,  Attischeinschriften. 

Vorgelegt  von  von  Wilamowitz-Moellendorff.    (Kl.  1(5.  Juni;  SB.) 
Norden,  Römer  und  Burgunden.     (Kl.   7.  Juli.) 
Gressmann,  Prof.  Dr.  Hugo,  Die  ammonitischen  Tobiaden.  Vorgelegt  von 

Meyer.     (GS.   U.Juli;  SB.   28.  Juli.) 
von  Wilamowitz-Moellendorff,  einige    Angaben    des    Ephoros.      (Kl. 

21.  Juli.) 
Lüders,  die  Beziehungen  Indiens  zu  den  westlichen  iJindern  in  der  älteren 

Zeit.     (Kl.  20.  Okt.) 
vonWilamowitz-Moellendorff.zurgriechischen Geschichte  und  Literatur. 

(KL  20.  Okt.;  SB.  27.  Okt.) 
Meyer,  Tougener  und  Teutonen.     (GS.    10.  Nov.;  SB.) 

Mittlere  und  neuere  Geschichte. 
Kehr,    Aktenstücke   zur  preußischen    und  deutschen   Geschichte  aus   den 

Jahren  1863  und  1870.     (GS.   10.  Febr.) 
Kehr,  zurGeschichteWibert-s  von Ravenna  (Clemens HI.)  I.  (Kl.  7.  April;  .Sß.) 
Schäfer,    Honor,    citra,    eis    im    mittelalterlichen    Latein.      (Kl.   21.  April; 

SB.  28.  April.) 
Stutz,  Reims  und  Mainz  in  der  Königswahl  des  zehnten  und  zu  Beginn 

des  elften  Jahrhunderts.     (GS.   9.  Juni ;  SB.) 
Stutz,  das  Erststimmrecht  des  Mainzer  Erzbischofs  bei  der  Wahl  Richards 

von  Cornwallis  zum  deutschen  König  im  Jahre  1257.     (Kl.  20.  Okt.) 

b* 


xn 

Hintze,  über  die  Amtsverfassung  in  den  deutschen  Lä&dern  des  13. — 18. 

Jahrhunderts  in  ihrem  Verhältnis  zur  Kreisverfassung.     (Kl.  3.  Nov.) 
Mein  ecke,    über  Machiavell,    das   Wesen   des   Machiavellismus    und    den 

Sinn  und  Zweck  der  Schrift  vom  Fürsten.     (Kl.   17.  Nov.) 
Kehr,  zur  Geschichte  Wiberts  von  Ravenna  (Clemens  III.)  II.    (Kl.  15. Dez.; 

SB.  22.  Dez.) 

Kirchen  geschichte. 
von  Harnack,  die  apokalyptischen  Reiter.      (GS.   24.  Febr.) 
von  Harnack,    neue   Fragmente   des  Werkes    des   Porphyrius   gegen    die 

Christen.    Die  Pseudo-Polycarpiana  und  die  Schrift  des  Rhetors  Pacatus 

gegen  Porphyrius.     (GS.   24.  Febr.;  SB.   10.  März.) 
Holl,   über  den  Kirchenbegriff  des  Paulus    in  seinem  Verhältnis  zu  dem 

der  Urgemeinde.     (Kl.   1.  Dez.;  SB.   15.  Dez.) 
von  Harnack,  Nachträge  zur  Abhandlung  'Neue  Fragmente  des  Werkes 

des  Porphyrius  gegen  die  Christen'.     (Kl.   1.  Dez.;  SB.) 

Rechts-  und  Staatswissenschaft. 
Heymann,  die  Rechtsformen  der  deutschen  militärischen  Kriegswirtschaft 

und    ihre    Bedeutung    für    die    Entwicklung    unseres    Gewerberechts. 

(Kl.  13.  Jan.) 
Seckel,  die  karthagische  Inschrift  CIL  VIII  25045  —  ein  kirchenrechtliches 

Denkmal  des  Montanismus?     (Kl.   12.  Mai;  SB.  22.  Dez.) 
Seckel,  Werners  von  Schussenried   in   Schwaben   Decretum  metricum   et 

abbreviatum.     (GS.   14.  Juli.   Ahh.) 

Allgemeine,  deutsche  und  andere  neuere  Philologie. 
Seuffert,  Prolegomena  zu  einer  Wieland-Ausgabe  VII.    (Kl.  3. Febr.;  Abh.) 
Mitzka,  Dr.  Walther,   Studien   zum  baltischen  Deutsch.     Vorgelegt  von 

Roethe.     (Kl.  3.  März.) 
Burdach,  platonische  und  freireligiöse  Züge  im  'Ackermann  aus  Böhmen". 

(GS.   31.  März;  Abh.) 
Heusler,    die   deutsche    Quelle    der   Ballade   von   Kremolds   Rache.     (GS. 

26.  Mai;  SB.   23.  Juni.) 
Schuchardt,  zur  Kenntnis  des  Baskischen  von  Sara.     (GS.  26.  Mai;  Abh.) 
Brandl,  über  Shakespeares  'Julius  Cäsar'.     (Kl.   2.  Juni.) 
Schuchardt,  Possessivisch  und  Passivisch.     (GS.   28.  Juli:  SB.) 


XI 11 


Riassische  Philologie. 

Diels,  Lukrezstudien  IV.     (Kl.   17;  Febr.;  SB.) 

Meissner,  Prof.  Dr.  Bruno,  ein  neubabylonisches  Zuckungsbuch.  Vor- 
gelegt von  Diels.     (Kl.    17.  Febr.;  SB.   31.  März.) 

Wellmann,  Prof.  Dr.  Max,  die  Georgika  des  Demokritos.  Vorgelegt  von 
Diels.     (Kl.    12.  Mai;  Abh.) 

Wenkebach,  Dr.  E.,  über  den  Galenübersetzer  Johannes  Sozomenus.  Vor- 
gelegt von  Diels.      (Kl.   7.  Juli.) 

Ilberg.  Dr.  Johannes,  aus  einer  verlorenen  Handschrift  der  Tardae 
pa.ssiones  des  Caelius  Aurelianus.  Vorgelegt  von  Diels.  (Kl.  20.  Okt.; 
SB.  1 0.  Nov.) 

von  Wilamowitz-Moellendorff,   Athena.     (GS.  22.  Dez.;   SB.) 

Orientalische  Philologie. 

Möller,  Prof.  Dr.  Georg,  die  Zeichen  für  'Westen'  und  'Osten'  in  der 
ägyptischen  Hieroglyphenschrift.  Vorgelegt  von  F-rnian.  (Kl.  18.  Jan.; 
SB.  3.  Febr.) 

Möller,  Prof.  Dr.  Georg,  über  einen  ägyptischen  Schuldschein  der  zwei- 
undzwanzigsten Dynastie.  Vorgelegt  von  Erman.  (Kl.  17.  Febr.;  SB. 
17.  März.) 

W.  Schulze,    über  Tocharisch    Lseke  peke.     (Kl.   3.  März:    SB.   17.  März.) 

Bang-Kaup,  vom  KöktOrkischen  zum  Osmanischen.  4.  Mitteilung.  (GS. 
10.  März;  Abh.) 

W.  Schulze,  Ober  das  Tocharische.     (Kl.    12.  Mai.) 

Gressmann,  Prof.  Dr.  Hugo,  Ode  Salomos  23.  Vorgelegt  von  von  Ha r- 
nack.    (Kl.  7.  Juli;  SB.  21.  Juli.) 

Kunstwissenschaft  und  Archäologie. 

Schuchhardt,    Fliegeraufnahmen    aus   der   Dobrudscha    von    1918.      (Kl. 

21.  April.) 
Goldschmidt,  über  die  Komposition  mittelalterlicher  Wandmalerei.     (GS. 

24.  Nov.) 


XIV 


Bericht  über  den  Erfolg  der  Preisausschreibungen  für  1921 
und  neue  Preisausschreibungen. 

(Leibniz-Sitzung  am  30.  Juni  1921.) 

Preisaufgabe  aus  dem  Coiheniusschen  Legat. 

In  der  Leibniz-Sitzung  des  Jahres  1917  hat  die  Akademie  folgende 
Preisaufgabe  für  das  Jahr  1921  unverändert  zum  vierten  Male  ausgeschrieben, 
nachdem  auf  die  drei  früheren  Ausschreibungen  Bewerbungsschriften  nicht 
eingegangen  waren: 

»Der  Entwickelungsgang  einer  oder  einiger  Ustilagineen  soll 
möglichst  lückenlos  verfolgt  und  dargestellt  werden,  wobei  beson- 
ders auf  die  Überwinterung  der  Sporen  und  Mycelien  Rücksicht  zu 
nehmen  ist.  Wenn  irgend  möglich,  sind  der  Abhandlung  Präpa- 
rate, welche  die  Frage  entscheiden,  beizulegen.« 

Diesmal  hat  sich  nur  ein  Bewerber  gemeldet.  Die  Preisschrift  wird 
in  einer  Vorbemerkung  als  Teil  einer  größeren  Arbeit  über  die  Brand- 
krankheiten unserer  Hauptgetreidearten  bezeichnet  und  bezieht  sich  nur 
auf  den  Steinbrand  des  Weizens,  Tilletia  tritici.  Wenn  auch  der  Verfasser 
in  mancher  Hinsicht  mehr  bietet,  als  verlangt  wurde,  indem  er  z.  B.  auch 
das  physiologische  Verhalten  der  vom  Pilze  befallenen  Wirtpflanze  ein- 
gehend erörtert,  so  ist  er  doch  andererseits  die  Antwort  auf  gewisse  Ein- 
zelfragen schuldig  geblieben,  insbesondere  in  bezug  auf  die  tTberwinterung 
der  Sporen  und  Mycelien,  auf  die  in  der  Preisausschreibung  ausdrücklich 
hingewiesen  wurde. 

Die  Akademie  anerkennt  gerne  das  wissenschaftliche  Streben  und  den 
großen  Fleiß  des  Verfassers,  doch  ist  sie  nicht  in  der  Lage,  ihm  den  aus- 
geschriebenen Preis  zuzuerkennen,  da  seine  Bewerbungsschrift  zu  wenig 
neue  Tatsachen  enthält  und  in  methodischer  Hinsicht  verschiedene  Mängel 
aufweist,  die  die  aus  den  Untersuchungsergebnissen  gezogenen  Folgerungen 
zum  Teil  als  fraglich  oder  auch  unberechtigt  erscheinen  lassen. 

Die  Akademie  hat  aber  im  Sinne  des  §  7  des  Reglements  für  die 
akademischen  Preiserteilungen  beschlossen,  den  Betrag  von  2000  Mark  dem 
Verfasser  einer  in  das  Gebiet  der  gestellten  Aufgabe  einschlagenden  wert- 
vollen Schrift  als  Ehrengabe  zu  überweisen.  Als  eine  solche  Schrift  kann 
nach   dem    Urteile   der   Akademie    die   Arbeit    »Untersuchungen    über  den 


XV 


Antherenbrand  (Ustilago  violacea  Pers.)«  von  Prof.  Hans  Kniep  in  Wörz- 
burg  betrachtet  werden.  Der  Verfasser  weist  darin  nach,  daß  bei  der 
Keimung  der  Brandsporen  zwei  äußerlich  gleiche  aber  physiologisch  ver- 
schiedene Sorten  von  Sporidien  entstehen,  und  daß  es  nur  dann  zur  Ko- 
pulation kommt,  wenn  diese  beiden  Sorten  von  Sporidien  zusammentreffen. 
Der  Nachweis  einer  solchen  physiologischen  Geschlechtsdifferenzierung  ist 
nicht  nur  für  die  Beurteilung  der  Fortpüanzungsverhältnisse  der  Ustila- 
gineen,  sondern  für  das  Sexualitätsproblem  überhaupt  von  nicht  geringer 
Bedeutung. 

C/uirlotten-Stißuny  fiir  Fhiloloffie. 

Die  Akademie  hatte  in  der  Leibniz-Sitzung  des  Jahres  1 920  (Sitzungs- 
ber.  S.  710)  folgende  Preisaufgabe  der  Charlotten-Stiftung  gestellt: 

»Die  Untersuchung  der  Komposition  des  theophrastischen  Buches  de 
historia  plantarum  wird  verlangt.  Mit  Rücksicht  auf  die  Kürze  der  zur 
Bearbeitung  verfugbaren  Zeit  genügt  eine  auf  dieses  Ziel  gerichtete  in  sich 
abgeschlossene  Untersuchung.« 

Es  sind  rechtzeitig  zwei  Bearbeitungen  eingegangen.  Die  erste  um- 
fänglichere trägt  das  Motto:  eÄTXON  nicreveiN  AeTYnnui  axaainwi  rt  AÖrui  Xcyn- 
tAktui.  Sie  behandelt  ausführlicher  die  beiden  ersten  Bücher  der  Historia 
plantarum,  analysiert  aber  auch  im  Überblick  die  übrigen  mit  Ausnahme 
des  letzten.  Diese  Arbeit  zeichnet  sich  durch  scharfsinnige,  Inhalt  und 
Form  gleichmäßig  berücksichtigende  Untersuchung  der  Disposition  aus. 
Wenn  auch  bei  der  starken  Zerrüttung  unseres  Textes  nicht  überall  volle 
Sicherheit  erzielt  werden  konnte,  so  ist  doch  über  die  nicht  immer  von 
Theophrast  erreichten  Ziele  seiner  Komposition  hinreichende  Klarheit  er- 
zielt; auch  sind  im  einzelnen  zur  Textgestaltung  und  zur  Feststellung  der 
Abfassungszeit  des  Werkes  wertvolle  Beiträge  zugegeben  worden. 

Der  Verfasser  der   zweiten   Bearbeitung,    der   das  Motto:    ^ru  Ae  kXn 

«H     M^AAü)     NIKAN     TYMNACÄMENÖC     FE    T09T0N   TÖN   XPÖNON    Ö^GAHehlCOMAI     hat    daS     VOn 

dem  ersten  Bearbeiter  beiseite  gelassene  neunte  Buch  der  Pflanzengeschichte 
untersucht.  Sein  Hauptaugenmerk  ist  weniger  auf  die  Komposition  als 
auf  den  Nachweis  der  von  Bretzl  in  Abrede  gestellten  Echtheit  gerichtet. 
Obgleich  seine  Ausfuhrungen  manches  Brauchbare  enthalten, .-ist  doch  diese 
Bearbeitung  weder  im  Umfang  noch  in  der  Qualität  der  wissen.schaftlichen 
Methode  mit  der  des  ersten   Verfassers  zu  vergleichen. 


XVI 

Daher  hat  die  Akademie  kein  Bedenken  getragen,  der  ausgezeichneten 
Arbeit  mit  dem  Motto:  oätton  nicieveiN  acT  kta.  das  Stipendium  der  Char- 
lotten-Stiftung zuzuerkennen,  das  in  dem  Genüsse  der  Jahreszinsen  des 
Stiftungskapitals  von  30000  Mark  auf  die  Dauer  von  acht  Jahren  besteht. 

Die  Eröffnung  des  Umschlages  mit  dem  Motto:  Gätton  nicjeveiN  aeT 
Tnnü)i  axaaInü)!  h  AÖrui  acyntäktui  ergab  als  Verfasser:  Studienrat  Dr.  phil. 
Otto  Regenbogen  in  Berlin. 

Stipendium  der  Eduard-G^erhardStifiung . 

Das  Stipendium  der  Eduard-Gerhard-Stiftung  war  in  der  Leibniz-Sitzung 
des  Jahres  1920  für  das  laufende  Jahr  mit  dem  Betrage  von  5000  Mark 
ausgeschrieben.  Die  philosophisch-historische  Klasse  hat  beschlossen,  den 
gesamten  Betrag  Hrn.  Dr.  Gottfried  von  Lücken  für  seine  Arbeiten  auf 
dem  Gebiete  der  frührotfigurigen  attischen  Wandmalerei  zu  verleihen. 

Für  das  Jahr  1922  wird  das  Stipendium  mit  dem  Betrage  von  2500  Mark 
ausgeschrieben.  Bewerbungen  sind  vor  dem  I.Januar  1922  der  Akademie 
einzureichen. 

Nach   §  4    des   Statuts   der  Stiftung   ist  zur  Bewerbung  erforderlich: 

1.  Nachweis  der  Reichsangehörigkeit  des  Bewerbers; 

2.  Angabe  eines  von  dem  Petenten  beabsichtigten,  durch  Reisen  be- 
dingten archäologischen  Planes,  wobei  der  Kreis  der  archäologischen 
Wissenschaft  in  demselben  Sinne  verstanden  und  anzuwenden  ist, 
wie  dies  bei  dem  von  dem  Testator  begründeten  Archäologischen 
Institut  geschieht.  Die  Angabe  des  Planes  muß  verbunden  sein  mit 
einem  ungefähren,  sowohl  die  Reisegelder  wie  die  weiteren  Aus- 
fuhrungsarbeiten einschließenden  Kostenanschlag.  Falls  der  Petent 
für  die  Publikation  der  von  ihm  beabsichtigten  Arbeiten  Zuschuß 
erforderlich  erachtet,  so  hat  er  den  voraussichtlichen  Betrag  in  den 
Kostenanschlag  aufzunehmen,  eventuell  nach  ungefährem  Überschlag 
dafür  eine  angemessene  Summe  in  denselben  einzustellen. 

Gesuche,  die  auf  die  Modalitäten  und  die  Kosten  der  Veröffentlichung 
der  beabsichtigten  Forschungen  nicht  eingehen,  bleiben  unberücksichtigt. 
Femer  hat  der  Petent  sich  in  seinem  Gesuch  zu  verpflichten: 

1 .  vor  dem  3 1 .  Dezember  des  auf  das  Jahr  der  Verleihung  folgenden  Jahres 
über  den  Stand  der  betreffenden  Arbeit  sowie  nach  Abschluß  der  Arbeit 
über  deren   Verlauf  und  Ergebnis   an   die  Akademie  zu  berichten; 


XV  JI 

2.  falls  er  während  des  Genusses  des  Stipendiums  an  einem  der  Pallien- 
tage  (21.  April)  in  Rom  verweilen  sollte,  in  der  öffentlichen  Sitzung 
des  Deutschen  Instituts,  sofern  dies  gewünscht  wird,  einen  auf  sein 
Unternehmen  bezüglichen  Vortrag  zu  halten; 

3.  jede  durch  dieses  Stipendium  geförderte  Publikation  auf  dem  Titel 
zu  bezeichnen  als  herausgegeben  mit  Beihilfe  des  Eduard-Gerhard- 
Stipendiums  der  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften; 

4.  drei  Exemplare  jeder  derartigen  Publikation  der  Akademie  ein- 
zureichen. 

Preis  der  Graf-Loubat-Stiftung. 

Die  Akademie  hat  auf  Vorschlag  ihrer  Kommission  fixr  die  Graf-Loubat- 
Stiflung  beschlossen,  den  für  dieses  Jahr  ausgeschriebenen  Preis  derselben 
von  3000  Mark  Hrn.  Prof.  Dr.  A.  Eekhof  in  Leiden  für  seine  Werke  »De 
HervormdeKerkinNoord-Amerika(1624  — 1664)«,2Bde.'S-Gravenhagel913 
und  »Bastiaen  Jansz.  Krol,  Krankenbezoeker,  Kommies  en  Kommandeur 
von  Nieuw-Nederland  (1595  —  1645)«,  'S-Gravenhage  1910,  zuzuerkennen. 

Paid-Rieß-Stiflung. 
In  Ausführung  der  Bestimmungen  des  Statuts  der  Paul-Rieß-Stiftung 
hat  die  physikalisch-mathematische  Klasse  auf  Vorschlag  des  Kuratoriums 
beschlossen,  die  diesjährigen  Stiftungserträgnisse  in  Höhe  von  83 IH  Mark 
an  einen  Chemiker  zu  vergeben,  und  zwar  an  Hm.  Prof.  Dr.  Adolf  Sieverts 
in  Greifswald  für  seine  Arbeiten  Ober  die  Wechselwirkungen  zwischen 
Metallen  und  Gasen. 

Emil-Fisc/ier-Stißung. 
Nach  dem   Statut   der  Emil-Fischer-Stiftung   hat  das  Kuratorium  der 
Stiftung  mit  Zustimmung  der  physikalisch-mathematischen  Klasse  den  fol- 
genden früheren  Assistenten  Emil  Fischers  nachstehende  Beträge  zur  Fort- 
fiihrung  ihrer  wissenschaftlichen  Arbeiten  bewilligt: 

8000  Mark    einmalig   dem    Hrn.    Dr.   Max  Bergiq.ann,    zur   Zeit 

Assistent  am  Kaiser-Wilhelm-Institut  für  Faserstoffchemie, 
8000  Mark  einmalig  Hm.  Dr.  B.  Helferich,  zur  Zeit  Assistent  am 

1.  Chemischen  Institut  der  Universität  Berlin, 
4000  Mark  einmalig  Hrn.  Dr.  Helmuth  Scheibler,  zur  Zeit  Privat- 
dozent am   organisch-chemischen  Laboratorium    der  Technischen 
Hochschule. 


XVIIl 


Hippokrates-Stiftung. 

Statut  vom  6.  November  1920. 


Ein  Berliner  Kaufmann,  der  ungenannt  bleiben  will,  hat  der  Preußischen 
Akademie  der  Wissenschaften  am  28.  Juli  1920  ein  Kapital  von  150000  Mark 
mit  der  Bestimmung  überwiesen,  das  Kapital  und  seine  etwa  auflaufenden 
Zinsen  zur  Herstellung  der  im  Rahmen  des  Corpus  Medicorum  in  Aussicht 
genommenen  Ausgabe  der  Werke  des  Hippokrates  nach  Anweisung  der 
bei  der  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften  bestehenden  Kommission 
für  das  Corpus  Medicorum  zu  verwenden. 

§  1. 

Die  Stiftung,  die  am  6.  November  1920  von  der  Preußischen  Staats- 
regierung genehmigt  worden  ist,  wird  gemäß  den  Bestimmungen  des  Stifters 
von  der  Kommission  der  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften  für 
das  Corpus  Medicorum  verwaltet.  Die  eingezahlte  Summe  wird  unter  dem 
Namen  Hippokrates-Fonds  bei  der  Preußischen  Staatsbank  (Seehandlung) 
hinterlegt.  Zahlungen  daraus  werden  gegen  Quittung  des  Vorsitzenden  jener 
Kommission  oder  in  Vertretung  von  dem  Vorsitzenden  Sekretär  der  Akademie 
erhoben. 

§2. 

Die  Entlastung  wird  alljährlich  in  Verbindung  mit  der  der  Abrechnung 
der  Kommission  füir  das  Corpus  Medicorum  von  der  philosophisch-histori- 
schen Klasse  vollzogen.  Der  wissenschaftliche  Bericht  über  die  Vorbereitung 
und  Ausführung  der  Hippokrates-Ausgabe,  die  mit  den  Mitteln  der  Stiftung 
veröfifentlicht  werden  soll,  erfolgt  alljährlich  in  der  Friedrichssitzung  inner- 
halb des  allgemeinen  Berichtes  der  genannten  Kommission. 


XIX 


Verzeichnis  der  im  Jahre  1921  erfolgten  besonderen  Geldbewilligungen 
ans  akademischen  Mitteb  zur  Ausführung  wissenschaftlicher  Unter- 
nehmungen. 

Es  wurden  im  Laufe  des  Jahres  1921  bewilligt: 
10800  Mark  für  das  »Tierreich«. 

8740       »      für  das  Deutsche  Wörterbuch. 
19680       "      für  das  Deutsche  Rechtswörterbucli. 
9100       »      für  die  Leibniz- Ausgabe. 

8200       »       für  das  Wörterbuch  der  ägyptischen  Sprache. 
11060       »      für  die  Politische  Korrespondenz  Friedrichs  des  Großen. 
7800       »      für  den  Nomenclator  aninialium  generum  et  subgenenim. 
28000      »      für  die  Arbeiten  der  Orientalischen  Kommission. 

1800       »      für  die  Deutschen  Geschichtsquellen  des   19.  Jahrhunderts. 
15000       »      dem  ordentlichen  Mitgliede  der  Akademie  Hrn.  de  Groot  für 
die  Drucklegung  seines  Werkes:    »Die  Hunnen  der  vorchrist- 
lichen Zeit«. 
1700       »      für  die  deutschen  Geschichtsquellen  des   19.  Jahrhunderts. 
1000      »      für  den  Thesaurus  linguae  latinae. 
10000       »       für  den  Nomenclator  animalium  generum  et  subgenerum. 
24000       »      für  das   »Tierreich«. 
14000      »      für  das   »Pflanzenreich«. 
800       •      für  die  Kant-Au.sgabe. 
5000      »      für  die  Inscriptiones  Graecae. 
1500      »      für  das  Wörterbuch  der  ägyptischen  Sprache. 
20000       »      für  die  Arbeiten  der  Orientalischen  Kommission. 
7500      »      dem  ordentlichen  Mitgliede  der  Akademie  Hrn.  Burdach  für 

seine  Forschungen  zur  neuhochdeutschen  Schriftsprache. 
5000       »      für  die  Arbeiten  der  Deutschen  Kommission. 
800      »      dem  Prof.  Dr.  August  Fischer  in  Leipzig  zur  Bearbeitung 
seines  arabischen  Wörterbuchs. 
6000       »      für  die  Herausgabe  der  Werke  Leonhard  Eulers. 
2000       -      dem  Hrn.  Cuno  Hoffmeister  in  Sonneberg  zur  Unterhaltung 
seiner  Privatstemwarte. 


XX 


Verzeichnis  der  im  Jahre  1921  erschienenen  im  Auftrage  und  mit  Unter- 
stützung der  Akademie  bearbeiteten  oder  herausgegebenen  Werke. 

Unternehmungen  der  Akademie  und  ihrer  Stißungen. 

Das  Pflanzenreich.    Regni  vegetabilis  conspectus.    Im  Auftrage  der  Preuß. 

Akademie  der  Wissenschaften  hrsg.  von  A.  Engler.  Heft  75-77.  Leipzig 

1921. 
Corpus  inscriptionum   Etruscarum   a  Carolo  Pauli   conditum   et  B.  Nogara 

adiutore  ab  A.  0.  Danielsson  et  Gr.  Herbig  continuatum.    Suppl.  Fase.  1 . 

Lipsiae  1919-2.1. 
Politische  Korrespondenz  Friedrichs  des  Großen.  Bd.  38  nebst  Ergbd.  Berlin 

1920. 
Wilhelm  von  Humboldts  Gesammelte  Schriften.     Hrsg.  von  der  Preußischen 

Akademie  der  Wissenschaften.     Bd.  13.     Berlin  1920. 
Ibn  Saad.     Biographien  Muhammeds,    seiner  Gefährten   und   der  späteren 

Träger   des  Islams  bis  zum  Jahre  230  der  Flucht.     Im  Auftrage  der 

Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften  hrsg.  von  Eduard  Sachau. 

Bd.  9,  Th.  1.     Leiden  1921. 
Deutsche  Texte  des  Mittelalters  hrsg.  von  der  Preußischen  Akademie  der 

Wissenschaften.    Bd.  27.     1920. 
Thesaurus  liiiguae  Latinae  editus  auctoritate  et  consilio  Academiarum  quinque 

Germanicarum  Berolinensis  Gottingensis  Lipsiensis  Monacensis  Vindo- 

bonensis.    Vol.  6,  Fase.  4-5.     1920-21. 
Enzyklopädie  der  mathematischen  Wissenschaften.     Hrsg.  im  Auftrage  der 

Akademien    der    Wissenschaften    zu    Berlin,    Göttingen,    Heidelberg, 

vLeipzig,  München  und  Wien.     Bd.  2,  T.  1,  H.  4,  7-9.     Bd.  2,  T.  2, 

H.  4-5.  Bd.  2,  T.  3,  H.  1-5.  Bd.  3,  T.  1,  H.  1-7.  Bd.  3,  T.  2,  H.  1-6. 

Bd.  3,  T.  3,  H.  4,  5.    Bd.  4,  T.  1,  1  H.  1-4.    Bd.  4,  T.  1,  2,  H.  1-3. 

Bd.  4,  T.  2,  1,  H.  1-4.    Bd.  4,  T.  2,  2,  H.  1-6.    Bd.  5,  T.  1,  H.  1-6. 

Bd.  5,  T.  2,  H.  1-4.  Bd.  5,  T.  3,  H.  1-3.  Bd.  H,  T.  1 A,  H.  1-3.  Bd.  6, 

T.  1 B,  H.  1  -4.    Bd.  7,  T.  2,  H.  1  -7.    Leipzig  1 899-1 920. 

von  MiloszewkyscJies  Legat. 

Wentscher,  Else.     Geschichte  des  Kausalproblems  in  der  neueren  Philo- 
sophie.   Leipzig  1921. 


XXI 

Edaiard-Gerhard-Stiflung. 
Weege,  Fritz.     Etruskische  Malerei.     Halle  (Saale)  1921. 

Graf-Loubat-Htiftung. 
Eekhof,  A.    De  Hervormde  Kerk  in  Nonrd-Amerika.    Deel  1.  2.   's-Graven- 

hage  1913. 
.    Bastiaen  Jansz.     *s-Gravenhage  1910. 

Alhert-8amson-&tifiuny. 
Müller,  Fritz.    Werke,  Briefe  und  Leben.    Gesammelt  u.  hrsg.  von  Alfred 
Möller.    Bd.  2.    Jena  1921. 

Hermann-und-Elise-geb.-Heckmann  -  Wentzd-Stiflung. 

Beiträge  zur  Flora  von  Mikronesien.  Zusammengestellt  von  L.  Di  eis.  Serie  11. 
Leipzig  1921. 

Beiträge  zur  Flora  von  Papuasien.  Hrsg.  von  C.  Lauterbach.  Serie  VII. 
Leipzig  1921. 

Laas,  Walter.  Die  photographische  Messung  der  Meereswellen.  Berlin  1921. 

Die  altpolnischen  Predigten  aus  Heiligenkreuz.  Hrsg.  von  Paul  Diels. 
Berlin  1921. 

Texte  und  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  altchristlichen  Literatur.  Ar- 
chiv flir  die  von  der  Kirchenväter-Commission  der  Preußischen  Aka- 
demie der  Wissenschaften  unternommene  Ausgabe  der  älteren  christlichen 
Schriftsteller.    Reihe  3.    Bd.  15,  Leipzig  1921. 

Humboldt-Stiflung. 
Hellmann,  Gustav.     Klima-Atlas  von  Deutschland,    o.  O.  1921. 

Von  der  Akademie  unterstützte  Werke. 
Leonhardi   Euleri    opera    omnia.     Sub    auspiciis   Societatis   Scientiarum 

naturalium    Helveticae   edenda   cur.    F.  Rudio,    A.  Krazer,   P.  Stäckel. 

Ser.  I,  Vol.  2.  ii.  6.  13.  17.  18.     Lipsiae  et  Berolini  1914-20. 
Feine,  Hans  Erich.    Die  Besetzung  der  Reichsbistümer  vom  Westfälischen 

Frieden  bis  zur  Säkularisation.     Stuttgart  1921. 
de  Groot,  Johann  Jakob  Maria.     Die  Hunnen  der  vorchristlichen  Zeit. 

T.  1.     Berlin   und   Leipzig  1921. 


XXII 

Haarmann,    Erich.     Über   Stauung    und   Zerrung    durch    einmalige   imd 

wiederholte  Störungen.     Berlin  1920.     Sonderabdr. 
Kögel,  R.     Die  Palimpsestphotographie.     Halle  a.  S.  1920. 
Libanii  opera  rec.  Richardus  Förster.    Vol.  10.     Lipsiae  1921.     (Biblio- 

theca  Script.  Graec.  et  Roman.     Teubneriana.) 
Naef,  Adolf.     Die  Cephalopoden.    T.  1,  Lief.  1.     Berlin  1921.     (Fauna  u. 

Flora   des  Golfes   von  Neapel  hrsg.   von  der  Zoologischen  Station  zu 

Neapel.    35.) 
Schneider,  Hermann.     Uhlands  Gedichte  und  das  deutsche  Mittelalter. 

Berlin  1920.  ■ 

Taschenberg,  0.    Bibliotheca  zoologica  II.    Verzeichnis  der  Schriften  über 

Zoologie,   welche   in    den    periodischen    Werken    enthalten    und    vom 

Jahre  1861-1880  selbständig  erschienen  sind.     Lief.  21-24.     Leipzig 

1921. 


Veränderungen  im  Personalstande  der  Akademie  im  Laufe 

des  Jahres  1921. 

Es  wurden  gewählt: 

zum  ordentlichen  Mitglied  der  physikalisch-mathematischen  Klasse: 
Hr.  Issai  Schur,   bestätigt  durch  Erlaß  der  preußischen  Regierung  vom 
31.  Dezember  1921, 

zum   ordentlichen   Mitglied    der   philosophisch-historischen   Klasse: 
Hr.  Ulrich  Wilcken,    bestätigt   durch  Erlaß  der  preußischen  Regierung 
vom  7.  Januar  1921; 

zu  korrespondierenden  Mitgliedern  der  physikalisch-mathematischen 
Klasse: 

Hr.  Carl  Duisberg  in  Leverkusen  |      - 

Tix„  4.-     V      A         ■     rr        v  }  am  23.  Juni  1921, 

»     Martin  Knudsen  m  Kopenhagen     j 

»     Richard  Wettstein  von  WettersheiminWien^ 

»     Friedrich  Oltmanns  in  Freiburg  i.  B. 

»     Johan  Nordal  Fischer  Wille  in  Christiania 

zum    korrespondierenden     Mitglied    der    philosophisch-historischen 
Klasse: 
Hr.  Rudolf  Wackernagel  in  Basel  am   9.  Juni  1921 - 


am  8.  Dezember  1921 ; 


XXIII 

Gestorben  sind: 
die  ordentlichen  Mitglieder  der  physikalisch-mathematischen  Kks&e: 
Hr.  Wilhelm  von  Waldeyer-Hartz  am  23.  Januar  1921, 
.     Franz  Eilhard  Schulze  am  29.  Oktober  1921, 
»     Hermann  Amandas  Schwarz  am  30.  November  1921 ; 

die   ordentlichen   Mitglieder  der  philosophisch-historischen  Klasse: 
Hr.  Benno  Erdmann  am  7.  Januar  1921, 
»     Heinrich  Morf  am  23.  Januar  1921, 
»     Michael  Tangl  am  7.  September  1921, 
»     Johann  Jakob  Maria  de  Groot  am  24.  September  1921; 
das  Ehrenmitglied  der  Akademie: 
Hr,  Konrad  von  Studt  in  Berlin  am  29.  Oktober  1921 ; 

die  korrespondierenden  Mitglieder  der  physikalisch-mathematischen 
Klasse : 
Hr.  Alfred  Gabriel  Nathorst  in  Stockholm  am  20.  Januar  1921, 
•     Oswald  Schmiedeberg  in  Baden-Baden  am   12.  Juli  1921, 
»     Julius  Edler  von  Hann  in  Wien  am  4.  Oktober  1921, 
»     Max  Noether  in  Erlangen  am   13.  Dezember  1921, 
»     Leo  Koenigsberger  in  Heidelberg  am   1.5.  Dezember  1921," 
»     Gabriel  Lippmann  in  Paris; 

die    korrespondierenden    Mitglieder    der    philosophisch-historischen 
Klasse : 
Hr.  Ignaz  Goldziher  in  Budapest  am   13.  November  1921, 
»     Ludwig  Mitteis  in  Leipzig  am  27.  Dezember  1921. 

Beamte  der  Akademie. 
Hr.  Prof.  Dr.  Hermann  Dessau  trat  am  1.  Oktober  1921  in  den  Ruhestand. 
»    Dr.  Hugo  Gaebler  wurde  am  31.  Januar  1921  zum  wissenschaftlichen 
Beamten  ernannt. 


XXlV 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  Akademie  am  Schlüsse  des  Jahres  1921 

nebst  den  Verzeichnissen  der  Inhaber  der  Bradley-,  der  Helmholtz-  und  der  Leibniz- 
Medaille  und  der  Beamten  der  Akademie,  sowie  der  Kommissionen,  Stiftungs-Kura- 
torien usw. 


1.    Beständige  Sekretare 

Gewählt  ron  der  L>atiun  der  Bestttigung 

Er.  Jioet/ut      ....     ....     phil.- bist.  Klasse 1911    Aug.  29 

-  Planck phys.-math.    -       1912    Juni    19 

-  Rvbner phys.-math.    -        1919    Mai     10 

-  iJlders .     phil.-hist.       -       1920    Aug.   10 


'        2.    Ordentliche  Mitglieder 

Physikalisch-mathematische  Klasse  Philosophisch-historische  Klasse  Datum  der  Bestttigung 

Hr.  Hermann  Diels 1881  Aug.   15 

-  Otto  Hirschfeld 1885  März     9 

-  Edvard  Sac/iau 1887  Jan.    24 

Hr.  Adolf  Engler 1890  Jan.    29 

-  Adolf  von  Hamack       .     .     .  1890  Febr.  10 

-  Oscar  Hertwig 1893  April  17 

-  Max  Planck 1894  Juni    11 

-  Carl  Stumpf 1895  Febr.  18 

-  Adolf  Erman      .....  1895  Febr.  18 

-  Emil  Warbtirg   .                    1895  Aug.    13 

Ulrich  von  Wilamotcitz- 

Moellendorff 1899  Aug.      2 

-  Heinrich  Müller -Breslau 1901  Jan.     14 

-  Konrad  Burdach      ....  1902  Mai      9 

-  Friedrich  Scholtky 1903  Jan.      5 

-  Gustav  Roethe 1903  Jan.      5 

-  Dietrich  Schäfer 1903  Aug.     4 

-  Eduard  Meyer 1903  Aug.     4 

-  Wilhelm  Schulze      ....  1903  Nov.  16 

-  Alois  Brandl 1904  April    3 


XXV 

Phfstkalisch-muhenutisclie  Klüse                                  Philosophiscb-historische  Klasse  Datum  der  BestJUignag 

Hr.  Hermann  Zimtnermann 1904    Aug.  29 

-  Walter  Nemsl 1905    Nov.  24 

-  ilax  Rubner 1906    Dez.      2 

-  Johannes  Orth 1906    Dez.      2 

-  Albrecht  Penck 1906    Dez.      2 

Hr.  Friedrich  Müller      ....  1906     Dez.    24 

-  Heinrich  Rttbens 1907    Aug.     8 

-  Theodor  Liebhch 1908    Aug.      3 

-  Eduard  Seier 1908     Aug.   24 

-  Heinrich   Luders      ....  1909    Aug.      5 

-  Goalieb  Haherlandt 1911     Juli       3 

-  Gustav  Uellinann 1911     Dez.      2 

-  EmU  Seckel 1912    Jan.      4 

-  Eduard  Norden 1912    Juni     14 

-  Karl  Schuchhardt    .     .     .     .  1912    Juli        9 

-  Ermt  Beckmann 1912    Dez.    1.1 

-  A&ert  Einstein        1913    Nov.    12 

-  Otto  Htntze 1914    Febr.  16 

-  Max  Sermg 1914    März     2 

-  Adolf  Goldschmidt       .     .     .  1914     März     2 

-  Fritz  Habe,- " 1914    Dez.    16 

-  Karl  HoU •  .  1915    Jan.     12 

-  Friedrich  Meinecke  .     .     .     .  1915     Febr.  15 

-  Karl  Vorrens 1915     März  22 

-  Hans  Droffendorff  ....  1916    April     3 

-  Paul  Kehr 1918    März      4 

-  Ulrich  Stutz 1918    März     4 

-  Eyrnst  He^fmnnn       ....  1918    Mänc      4 

-  Karl  Heider 1918     Aug.       1 

-  Erhard  Schmidt 1918    Aug.       I 

-  Gustav  Maller 1918    Aug.       1 

-  Rudolf  Etck 1918    Aug.      1 

-  Wilhj  KnkentluU 1919    April    12 

-  Josef  Pompeckj 1920    Febr.  18 

-  Mar  von  Laue 1920    Aug.    14 

-  Ulrich  Wilcken 1921    Jan.       7 

-  Issai  Schur 1921     Dez.     31 


XXVI 


3.  Auswärtige  Mitglieder 

Phy«ikaUseh*nuithematische  Klasse  Philosophisch-historische  Klasse  Uatam  der  BettAtigucg 


Hr.  Theodor A^öldeke  in  KsiAsTuhe  1900  März  5 

-  Vatroslav  von  Jagic  in  Wien  1908  Sept.  25 

-  PanagiotisKabbadias  in  Athen  1908  Sept.  25 

-  Hugo  Sclmchardt  in  Graz    .  1912  Sept.  15 
Hr.  Wilhelm  Conrad  Röntgen  in 

München 1920  Dez.  22 


4.    Ehrenmitglieder 

Uatum  der  BesUtigung 

Hr.  Max  Lehmann  in  Göttingen 1887  Jan.  24 

-  Max  Lenz  in  Hamburg 1896  Dez.  14 

-  Wilhelm  Branca  in  München 1899  Dez.  18 

Hugo  Graf  von  und  zu  Lerchenfeld  in  Köfering  bei  Regensburg     .  1900  März  5 

Hr.  Richard  Schöne  in  Berlin 1900  März  5 

-  Andreas  Heusler  in  Basel 1907  Aug.  8 

Bernhard  Fürst  von  Bülow  in  Klein-Flottbek  bei  Hamburg  ...  1910  Jan.  31 

Hr.  Heinrich  Wölfflin  in  München 1910  Dez.  14 

-  August  von  Trott  zu  Solz  in  Kassel 1914  März  2 

-  Rudolf  von  Valentini  in  Hameln 1914  März  2 

-  Friedrich  Schmidt  in  Berlin 1914  .März  2 

-  Richard  Wilktätter  in  München 1914  Dez.  16 

-  Konstantin  Garatheodory  in  Athen 1919  Febr.  10 


xxvn 


5.    Korrespondierende  Mitglieder 

Physikalisch-mathematische    Klasse  Datum  der  Wahl 

Karl  Frhr.  Auer  von  Welsbach  auf  Schloß  Welsbach  (Kärnten)  .     .  1913  Mai     22 

Hr.  Friedrich  Becke  in  Wien 1920  Dez.      9 

-  Alfred  Bergeat  in  Kiel 1920  Dez.      9 

-  Oskar  Brefeld  m  hexWn 1899  Jan.    19 

-  Httgo  Bücking  in  Heidelberg 1920  Jan.      8 

Giacomo  Ciamician  in  Bologna 1909  Okt.    28 

-  T/ieodor  Curtins  in  Heidelberg 1919  Juni    26 

-  William  Morris  Davis  in  Cambridge,  Mass 1910  Juli     28 

-  Heter  Deln/e  in  Zürich 1920  März  11 

Carl  Duisberg  in  Leverkusen 1921  Juni    21 

-  Viktor  Ebner  Ritter  von  Rofenstein  in  Wien 1920  Juli     15 

-  Ernst  EMers  in  Göttingen 1897  Jan.    21  , 

-  Karl  Engler  in  Karlsrulie 1919  Juni    26 

Sir  Archibald  Geikie  in  Haslemere,  Surrey 1889  Febr.  21 

Hr.  Karl  von  Goebel  in  München .  1913  Jan.     16 

-  Alexander  Goelte  in  Heidelberg 1920  Dez.      9 

-  CamiUo  Golgi  in  Pavia 1911  Dez.    21 

-  Karl  Graebe  in  Frankfurt  a.  .M 1907  Juni    13 

-  Ludwig  von   Graff  in  Graz -     .  1900  Febr.    8 

-  Seen  Hedin  in  Stockholm 1918  Nov.    28 

-  Viktor  Henaen  in  Kiel 1898  Febr.  24 

-  Ricliard  von  Ilertwig  in  München 1898  April  28 

-  David  Hubert  in  Göttingen                            1913  Juli     10 

-  Htigo  Hildebrand  Hildebrandsson  in  Uppsala 1917  Mai       3 

-  Emanuel  Kayser  in  München 1917  Juli     19 

-  FeUx  Klein  in  Göttingen 1913  Juli     10 

-  Martin  Knttdsen  in  Kopenhagen 1921  Juni    23 

-  Wilhelm  Kömer  in  Mailand 1909  Jan.      7 

-  Eugen  Korschelt  in  Marburg 1920  Dez.      9 

-  Friedrich  Kfhtner  in  Bonn 1910  Okt.    27 

-  Philipp  Lenard  in  Heidelberg 1909  Jan.    21 

-  Karl  von  Linde  in  München 1916  Juli       6 

-  Hendrik  Antoon  Lorenlz  in  Haarlem 1905  Mai       4 

-  Felix  Marchand  in  Leipzig 1910  Juli     28 

-  FVam  MerUn»  in  Wien 1900  Febr.  22 

-  Hans  Horst  Meyer  in  Wien 1920  Okt.    28 

-  Keu-l  Neutnann  in  Leipzig 1893  Mai       4 

-  FriedrirJi  Okmnnns  in  Freiburg  i.  B 1921  Dez.      8 

d* 


xxvm 

Datum  der  W»hl 

Hr.   Wilhelm  Ostwald  iu  Groß-Bothen,  Sachsen 1905  Jan.    12 

-  Georff  Quincke  in  Heidelberg 1879  März  13 

-  Ludwig  Radlkofer  in  München 1900  Febr.    8 

-  Theodore  William  Richards  in  Cambridge,  Mass 1909  Okt.    28 

-  WUhelm  Roux  in  HaUe  a.  S 1916  Dez.    14 

-  Georg  Ossian  Sars  in  Christiania 1898  Febr.  24 

-  Otto  Sciwtt  in  Jena 1916  Juli      6 

-  Hugo  von  Seeliger  in  München 1906  Jan.     11 

-  Emest  Solvay  in  Brüssel 1913  Mai     22 

-  Arnold  Sommerfeld  in  München 1920  März  11 

-  Gustav  Tammann  in  Göttingen 1919  Juni    26 

Sir  Joseph  John  Thomson  in  Cambridge 1910  Juli     28 

Hr.  Gustav  Edler  von  Tschermak  in  Wien 1881  März     3 

-  Hugo  de  Vries  in  Lunteren 1913  Jan.    16 

-  Joliannes  Diderik  van  der  Waals  in  Amsterdam   ....;.  1900  Febr.  22 

-  Otto  Wallach  in  Göttingen 1907  Juni    13 

-  Eugenius  Warming  in  Kopenhagen 1899  Jan.     19 

-  Richard  Weitäein  von  Wettersheim  in  Wien 1921  Dez.      8 

-  Emil  Wiechert  in  Göttingen 1912  Febr.    8 

-  Wilhelm  Wien  in  München 1910  Juh     14 

-  Jolmn  Nordal  Fischer  Wille  in  Christiania 1921  Dez.      8 

-  Edmund  B.  Wilson  in  New  York 1913  Febr.  20 


Philosophisch-historische  Klasse  Datum  der  w »hl 

Hr.  Aar/  von  Amira  in  München 1900  Jan.    18 

-  Klemens  Baeumker  in  München 1915  Juli      8 

-  WiUy  Bang-Kaup  in  ^&v\m 1919  Febr.  13 

-  Friedrich  von  Bezold  in  Bonn 1907  Febr.  14 

Joseph  Bidez  in  Gent 1914  Juli       9 

-  Frans  Boas  iu  New  York. 1920  Juli     15 

-  James  Henry  Breasted  in  Chicago 1907  Juni    13 

-  Harry  Breßlau  in  Heidelberg 1912  Mai       9 

-  Rene  Cagnat  in  Paris 1904  Nov.     3 

-  Arthur  Chuquet  in  Villemomble  (Seine) 1907  Febr.  14 

-  Franz  Cumont  in  Rom 1911  April  27 

-  Georg  Deliio  in  Tübingen 1920  Okt.    28 

-  Louis  Dtichesne  in  Rom 1893  Juli     20 

-  Franz  Ehrle  in  Rom 1913  Juli     24 

-  Paul  Foucart  in  Paris 1884  Juli     17 


XXIX 


Datum  der  Wahl 


Sir  James  George  Frazer  in  Cambridge       .     . 1911  April  27 

Hr.  Wühelm  Fröhner  in  Paris 1910  Juni    23 

-  Percy  Gardner  in  Oxford 1908  Okt.    29 

-  Francis  Llewellyn  Griffiih  in  Oxford 1900  Jan.     18 

-  [gnazio  Guidi  in  Rom 1904  Dez.    15 

-  Georgias  N.  Hatzidakis  in  Athen 1900  Jan.     18 

-  Bemard  Haussoullier  in  Paris 1907  Mai       2 

-  Johan  Ludvig  Heiberg  in  Kopenhagen 1896  März  12 

-  Anioine  HSron  de  VUlefosse  in  Paris 1893  Febr.    2 

Gerardus  Hegmans  in  Groningen 1920  Juli     15 

-  Harald  Hjärne  in  Uppsala 1909  Febr.  25 

-  Maurice  HoUeaux  in  Versailles 1909  Febr.  25 

-  C/tristian  Hülsen  in  Heidelberg 1907  Mai       2 

-  Hermann  Jacobi  in  Bonn 1911  Febr.    9 

-  Adolf  Jalicher  in  Marburg 1906  Nov.     1 

Sir  Frederic  George  Kenyon  in  London 1900  Jan.     18 

Hr.  Georg  Friedrich  Knapp  in  Darmstadt 1893  Dez.    14 

-  Axel  Kock  in  Lund 1917  Juli     19 

-  Karl  von  Kraus  in  München 1917  Juli     19 

-  Basil  Latyschew  in  St.  Petersburg 1891  Juni      4 

-  Friedrich  Loofs  in  Halle  a.  S, 1904  Nov.     3 

Giacomo  Lumbroso  in  Rom 1874  Nov.   12 

-  Arnold  Luschin  Ebengreuth  in  Graz •.     .  1904  Juli     21 

-  WiHielm  Meyer-Lilbke  in  Bonn 1905  Juli        6 

-  Georg  Elias  Müller  in  Göttingen 1914  Febr.  19 

-  Karl  von  Müller  in  Tübingen 1917  Febr.    1 

-  Samuel  Muller  Frederikzoon  in  Utrecht 1914  Juli    23 

-  Franz  Praetorius  in  Breslau 1910  Dez.      8 

-  Pio  Rajna  in  Florenz 1909  März  11 

-  Moriz  Ritter  in  Bonn 1907  Febr.  14 

-  Karl  Robert  in  Halle  a.  S 1907  Mai       2 

-  Micliael  Rostowzew  in  St.  Petersburg 1914  Juni    18 

-  Edward  Schröder  in  Göttingen 1912  Juli     11 

-  Eduard  Schuartz  in  München 1907  Mai       2 

-  Kurt  Seilte  in  Göttingen 1920  Juli     15 

-  Bern/iard  Seuffert  in  Graz 1914  Juni    18 

-  Eduard  Sievers  in  Leipzig 1900  Jan.    18 

Sir   Edward  Maunde  Thompson  in  London 1895  Mai       2 

Hr.  Vilhelm  Thomsen  in  Kopenhagen 1900  Jan.    18 

-  Ernst  Troeltsch  in  Berlin 1912  Nov.  21 

-  Paid  Vinogradoff  \n  Oxford 1911  Juni    22 


XXX 

Datum  der  Wahl 

Hr.  Girolamo  Vitelli  in  Florenz  . 1807  Juli     In 

-  Jakob   Wackernagel  in  Basel 1911  Jan.     19 

-  Rudolf  Wackernagel  in  Basel 1921  Juni      9 

-  Adolf  WiUielm  m  'Wiem. 1911  AprU  27 


Inhaber  der  Bradley-Medaille 

Hr.  Friedrich  Küstner  in  Bonn  (1918) 


Inhaber  der  Helmholtz-Medaille 

Hr.  Santiago  Ramön  Cajal  in  Madrid  (1905) 

-  Max  Planck  in  Berlin  (1915) 

-  Richard  von  Herlung  in  München  (1917) 

-  Wilhelm  Conrad  Röntgen  in  München  (1919) 

Verstorbene  Inhaber 

Emil  du  Bois-Re;imond  (Berlin.   1892,  f  1896) 

Karl  Wderstraß  (Berlin,   1892,  y  1897) 

Robert  Bunsen  (Heidelberg,  1892.  f  1899) 

Lord  Kehin  (Netherhall,  Largs.  1892,  f  1907) 

Rudolf  Virchow  (Berlin,  1899,  f  1902) 

Sir  George  Gabriel  Stokes  (Cambridge.  1901,  -]-  190;V, 

Henri  Becquerel  (Paris,   1907,  f  1908) 

Emil  Fischer  (Berlin,  1909,  f  1919) 

Jakob  Heinrich  van't  Hoff  (Berhn,  1911,  f  1911) 

Simon  Schwendener  (Berlin,  1913,  -j-  1919) 

Inhaber  der  Leibniz-Medaille 

a.     Der  Medaille  in  Gold 
Hr.  J^ntes  Simon  in  Berlin  (1907) 

-  Emest  Solvay  in  Brüssel  (1909) 

Jos^h  Florimond  Duc  de  Loubat  in  Paris  (1910) 

Hr.  Hans  Meyer  in  Leipzig  (1911) 

Frl.  Elise  Koenigs  in  Berlin  (1912) 

Hr.  Georg  Schweinfurth  in  Berlin  (1913) 

-  Leopold  Koppel  in  Berlin  (1917) 

-  Rudolf  Havenstein  in  Beriin  (1918) 

-  Heinrich  Schnee  in  Berhn  (1919) 


XXXI 


Verstorbene  Inhaber  der  Medaille  in  Gold 

Henry  T.  von  Böttinger  (Elberfeld,  1909,  -{-  1920) 
Otto  von  Schjerning  (Berlin,  1916,  -{■  1920) 

h.     Der  Medaille  in  Silber 
Hr.  Adolf  Friedrich  Lindemann  in  Sidmouth,  England  (1907) 

-  Joliannes  Bolle  in  Berlin  (1910) 

-  Albert  von  Le  Coq  in  Berlin  (1910) 

-  Johannes  llberg  in  Leipzig  (1910) 

-  Mas  Wellmann  in  Potsdam  (1910) 

-  Robert  Koldewey  in  Berlin  (1910) 
Gerhard  Hessenberg  in  Tübingen  (1910) 
Werner  Janensch  in  Berlin  (1911) 

-  Hans  Osten  in  Leipzig  (1911) 

-  Robert  Davidsohn  in  München  (1912) 

-  N.  de  Garis  Davies  in  Kairo  (1912) 

-  Edtcin  Hennig  in  Tübingen  (1912) 

-  Hugo  Rabe  in  Hannover  (1912) 

-  Josef  Emanuel  Hibsch  in  Tetschen  (1913i 

-  Karl  Richter  in  Berlin  (1913) 

-  Hans  Witte  in  Neustrelitz  (1913) 

-  Georg  Wolff  in  Frankfurt  a.  M.  (1913) 

-  Walter  Andrae  in  Assur  (1914) 

.  -  Erwin  Schramm  in  Dresden  (1914) 

-  Ricliard  Irvine  Best  in  Dublin  (1914) 
'  Otto  Baschin  in  Berlin  (1915) 

-  Albert  Fleck  in  Berlin  (1915) 

-  Jiäius  Hirschberg  in  Berlin  (1915) 

-  Hugo  Magnus  in  Berlin  (1915) 

-  E.  Dehes  in  Leipzig  (1919) 

-  C.  Domo  in  Davos  (1919) 

-  Johannes  Kirchner  in  Berlin  (1919) 

-  Edmund  von  Lippmann  in  Halle  a.  S.  (1919) 
Freiherr  von  Schrötter  in  Berlin  (1919) 

Hr.  Otto  Wolf  in  Berlin  (1919) 

Verstorbene  Inhaber  der  Medaille  in  Silber 

Karl  Alexander  von   Martim  (Berlin.    1907,  -J-  1920) 
Karl  Zentner  (Berlin,  1910,  f  1914) 
Georg  Wenker  (Marbui^,  1911,  f  1911) 


xxxir 

Beamte  der  Akademie 

Bibliothekar  und  Archivar  der  Akademie:    Dr.  Sthamer,  Prof. 

Archivar  und  Bibliothekar  der  Deutschen  Kommission:  Dr.  Behrend,  Prof. 

Wissenschaftliche  Beamte:  Dr.  Dessau,  Prof.  (im  Ruhestand).  —  Dr.  Harms,  Prof.  — 

Dr.  Karl  Schmidt,  Prof.  —  Dr.  Frhr.  Hiller  von  Gaertringen,  Prof.  —  Dr.  Bitler, 

Prof.  —  Dr.  Apstein,  Prof.  —  Dr.  Paetsch,  Prof.  —  Dr.  Kuhlgatz,  Prof.  —  Dr. 

Gaebler.  —   

"Wissenschaftliche    Hilfsarbeiter:    Dr.  Frhr.    oon   Künßberg,    Prof  (Heidelberg).    — 

Dr.  Grapow.  —  Dr.  Hochstetter.   —  Dr.  Siegling.  —    

Registrator  und  Kalkulator:   Grünheid. 

Kanzleiassistent:  (fehlt  z.  Zt.). 

Hilfsarbeiterin  in  der  Bibliothek:    Fräulein  Koch. 

Hilfsarbeiterin  im  Bureau:  (fehlt  z.  Zt.). 

Hilfsarbeiterinnen  im  Bureau  des   «Tierreich«:  Fräulein  Luther.  —  Fräulein  Born. 

Kastellan:  Janisch. 

Akademiegehilfen:  Hennig.  —  Siedmann  {■/..  Zt.  beurlaubt). 

Hilfsdiener:  Glaeser. 


XXXIII  ^ 


Vei-zeichnis  der  Koramissioneu,  Stiftungs-Kuratoiien   usw. 
Kommissionen  ßa'  wissenschaftUcfie  Unternehmiingm  der  Akademie. 

Acta  Bonissica. 
Hintze  (geschäftsfiihrendes  Mitglied).     Meinecke.     Kehr. 

Ägyptologisehe  Kommission. 
Ermaii.     Meyer.     Schulze.     Sethe  (Göttingen). 

Außerakad.  Mitglieder:    Junker  (Wien).     H.  Schäfer  (Berlin).     Spiegelberg 
(Heidelberg). 

Griechisch-römische  Altertamskmide. 
Wilcken  (Vorsitzender).       Diels.       von  Wilamowitz-Moellendorfl'.       Meyer. 
Schulze.     Norden.      Dragendorff. 

Corpus  inscriptionum  Etruscarum:  Schulze. 
Corpus  inscriptionum  Latinaruni:   Wilcken. 
Fronto-Ausgabe:  Norden. 
Griechische  Münz  werke:  Dragendorff. 
Inscriptiones  Graecae:  von  Wilamowitz-Moellendorfl". 
Prosopographia  imperii  Romani  saec.  I  —  III:   Wilcken. 
Strabo- Ausgabe:   von  Wilamowitz-Moellendorff. 

Corpus  medicormu  Graecorum. 
Diels.     Sachau.     von  Wilamowitz-Moellendorff. 

Deutsehe  Geschichtsquellen  des  19.  Jahrhunderts. 
Meinecke.     Roethe.     Schäfer.     Hintze.     Sering.     Holl.     Kehr. 

Deutsche  Kommission. 
Roethe  (geschäftstührendes  Mitglied).     Diels.     Burdach.     Schulze.     Hintze. 

Kehr.     Schröder  (Göttingen).     Seuffert  (Graz). 
Außerakad.  Mitglied:   Wrede  (Marburg). 

Dllthey-Kommission. 
Stumpf  (geschäftsföhrendes  Mitglied).     Burdach.     Roethe.    Seckel. 


xxxtv 

Geschichte  des  Fixsternhimmels. 

G.  Müller  (geschäftsführendes  Mitglied) 

Außerakad.  Mitglied:    Cohn  (Berlin). 

Politische  Korrespondenz  Friedrichs  des  Großen. 
Hintze  (geschäftsfülirendes  Mitglied).     Meinecke.     Kehr. 

Herausgabe  der  Werke  Wilhelm  von  Humboldts. 
Burdach  (geschäftsführendes  Mitglied),     von  Wilamowitz-Moellendorff. 
Meinecke. 

Herausgabe  des  Ihn  Saad. 
Sachau  (geschäftsfährendes  Mitglied).     Erraan.     Schulze.     F.W.  K.  Müller. 

Kant -Ausgabe. 
Stumpf  (Vorsitzender).     Roethe.     Meinecke. 
Außerakad.  Mitglied:    Menzer  (Halle). 

Ausgabe  der  griechischen  Kirchenväter, 
von  Hamack  (geschäftsführendes  Mitglied),     von  Wilamowitz-MoellendorfF. 
Holl.     Norden.     Loofs  (Halle).     Jülicher  (Marburg). 

Leibniz -Ausgabe. 
Stumpf  (geschäftsführendes  Mitglied).     Planck,     von  Harnack.     Roethe. 
Kehr.     Schmidt. 

Oskar-Mann-Naehlaß-Kommission. 
Sachau.     F.  W.  K.  Müller.     Schulze.     Lüders.     von  Harnack. 

Nomenelator  animalium  generum  et  subgenerum. 
Kükenthal  (geschäftsführendes  Mitglied).     Heider. 

Orientalische  Kommission. 
Meyer  (geschäftsführendes  Mitglied).     Sachau.     Erman.     Schulze. 

F.  W.  K.  Müller.    Lüders. 
Außerakad.  Mitglied:    Delitzsch  (Berlin). 


,  ,  XXXV 

„Pflanzenreich". 
Kngler  (geschäftsüRhreudes  Mitglied).     Oorrens. 

„Tierreich". 
Kükentliai  (geschäftsfiihrendes  Mitglied).     Heider. 

Herausgabe  der  Werke  von  WeierstraJß. 
Planck  (geschätlsfülirendes  Mitglied).     Schmidt. 

Wörterbuch  der  deutschen  Reehtssprache. 
Koetlic  (geschäftsfulirendes  Mitglied).  Stutz.  Heymanu. 
Außerakad.  Mitglieder:    Frensdorff  (Göttingen).      Huber  (Bern).      Frhr.  von 

Künßberg  (Heidelberg).     Fi-iir.  von  Schwerin  (Freiburg).     Frhr.  von 

Schwind  (Wien). 


WissenschaftlicJte  Unternehmungen,  die  mit  der  Akademie  in  Verbindimg  stellen. 

Corpus  scriptorum  de  musica. 
Vertreter  in  der  General-Komnii.ssion:  Stumpf. 

Luther-Ausgabe. 
Vertreter  in  der  Kommission:   von  Harnack.      Burdach. 

Monumenta  Germaniae  historica. 
Von  der  Akademie  gewählte  Mitglieder  derZentral-Direktion:  Schäfer.  Hintze. 

Thesaurus  der  japanischen  Sprache. 
Sachau      Schulze.     F.  W.  K.  Müller. 

Sammlung  deutscher  Volkslieder. 
Vertreter  in  der  Kommis.sion:   Roethe. 

Wörterbuch  der  ägyptischen  Sprache. 
Vertreter  in  der  Kommi.s.sion :   KrmHn. 


XXXVI  % 

Reiehszentralstelle  der  naturwissenschaftliehen  Berichterstattung.  ' 

Planck  (Vorsitzender).     Schmidt.     Rubens.     Haber.     Liebisch.     Helluiann. 
G.  Müller. 

Kommission  für  öffentliche  Vorträge. 
Roethe.     von  Wilamowitz-Moellendorff.     Penck.     Rubens. 


Bei  der  Akademie  errichtete  Stiftungen. 

Bopp-Stiftung. 

Vorberatende  Kommission  (1918  Okt.— 1922  Okt.)! 

Schulze  (Vorsitzender).     Lüders   (Stellvertreter   des   Vorsitzenden).     Brandl 

(Schriftführer).     Roethe. 
Außerakad.  Mitglied:    Brückner  (Berlin). 

Charlotten-Stiftung  für  Philologie. 
Kommission. 
Diels.     von  Wilamowitz-Moellendorff.     Schulze.     Norden. 

Emil-Fischer-Stiftung. 
Kuratorium  (1920  Nov.  1—1921    Okt.  31). 
Beckmann  (Vorsitzender).     Nemst.     Haber. 
Außerakad.  Mitglied:  Hermann  Fischer. 

Eduard-Gerhard-Stiftung. 

Kommission. 

Dragendorff  (Vorsitzender).   Wilcken.    von  Wilampwitz-Moellendorft".    Meyer. 
Schuchhardt. 

De-6root-Stiftung. 
Kuratorium  (1917  Febr.— 1927  Febr.). 
Lüders  (Vorsitzender).     F.  W.  K.  Müller. 


XXXVII 

Max-Henoch-Stiftung. 
Kuratorium  (1920  Dez.  1—1925  Nov.  30). 
Planck  (Vorsitzender).     Scliottky.     Schmidt.     Riiliens. 

Humboldt-Stiftung. 
Kuratorium  (1921  .lau.  1—1924  Dez.  31). 
Kühner  (Vorsitzender).      Hellmann. 

Außerakad.  Mitglieder:     Der  vorgeordnete  Minister.     Der  Oherhürgermei.ster 
von  Berlin.     P.  von  Mendelssohn-Bartholdy. 

Akademische  Jnbiläumsstiftung  der  Stadt  Berlin. 

Kuratorium  (1921  Jan.  1—1924  Dez.  31). 

Lüders  (Vorsitzender).  Planck  (Stellvertreter  des  Vorsitzenden).  Iloll.  Ruhens. 
Außerakad.  31itglied:    Der  Oberhürirenneister  von   Berlin. 

Theodor-Mommsen-Stiftung. 
von  Wilaraowitz-Moellendorff.     Norden.     Seckel. 

Stiftung  zur  Förderung  der  kirehen-  und  religionsgeschichtliehen  Studien  im 
Rahmen  der  römischen  Kaiserzeit  (saec.  I  —VI). 

Kuratorium  (1913  Nov.— 1923  Nov.). 
von  Harnack  (Vorsitzender).     Norden. 

Außerdem  als  Vertreter  der  theologischen  Fakultäten  der  Universitäten  Ber- 
lin: Holl,  Gießen:  Kroger,  .Marburg:  Jülicher. 

6raf-Loubat-Stiftung. 

Kommission  (1918  Febr.~1923  Febr.). 
Sacliau.     Seier. 

Paul-Rieß-Stiftung. 
Kuratorium  (1920  Jan.  1-1925   Dez.  31). 
Planck.     Beckmann.      Rubens. 

t 


XXXA'III 

Albert-Samson-Stiftung. 

Kuratorium  (1917  April  1—1922  März  31). 

Correns  (Vorsitzender).     Planck   (Stellvertreter  des  Vorsitzenden).     Ruitner. 
Orth.     Penck.      Stumpf.      Fick. 

Hermann-und-Elise-geb.-Heckmann-Wentzel-Stiftimg. 
Kuratorium  (1920  April  1—1925  März  31). 

Roetlie   (Vorsitzender).      Planck    (Stellvertreter   des  Vorsitzenden).      Erman 

(Schriftfiährer).    Nernst.    Haberlandt.    von  Harnack. 
Außerakad.  Mitglied:    Der  vorgeordnete  Minister. 


ABHANDLUNGEN 

DER  PREUSSISCHEN 

AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

JAHRGANG  1921 

PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  KLASSE 


NrI 


DIE  PHILOSOPHISCHEN  GRUNDLAGEN 
VON  HELMHOLTZ'  WAHRNELIMUNGSTHEOHIE 

KRITISCH  ERLÄUTERT 

r 

VON 

BENNO  ERDMANN t 


BERLIN   1921 

VERLAG   DER  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

IN  KOMMISSION  BEI  DKR 
VEREINIGUNG  WISSENSCUAtTI.lCIi™  VERLEGER  WALTER  DE  GRUYTER  U.  CO. 

VORXAI.S  O.  J.  UÖMHKirSI'HE  VtRl.A(i8llANDU;NG.    1.  ODTTOITAG.  VERLA(i3BDCHHANI)I.t'N(;. 
UEORU  REIXUl.     KARL  J.  TROUNER.     VKITU.  (OXP. 


iii- 


Gelesen  in  der  Gesamtsitzung  am  20.  Januar  1921. 
Zum  Druck  genehmigt  am  2.  März  1921,  ausgegeben  am  26.  Mai  1921. 


Vorwort. 

J./ie  nachstehende  Untersuchung  hat  das  Ziel,  den  philosophischen  Gehalt  der  Wahr- 
nehmungstheorie von  Helmholtz  gegenüber  den  vielfachen  Mißverständnissen,  denen  sie 
von  Anfang  an  ausgesetzt  war,  und  den  aus  ihnen  abgeleiteten  Bedenken  zu  erläutern.  Sie 
soll  damit  angesichts  der  zahlreichen,  aber  vielfach  auseinanderlaufenden  zeitgenössischen 
Einzelarbeiten  zur  Sinneswahrnehmung  auf  Helmholtz"  grundlegenden  Versuch  einer  zu- 
sammenfassenden Darstellung  der  Wahrnehmungsprobleme  zurückverweisen.  Sie  hat  zu- 
gleich eine  persönliche  Note.  Es  ist  mir  ein  Bedürfnis,  voll  bewundernder  Verehrung  ein 
Zeugnis  dafür  abzulegen,  welch  entscheidende  Anregungen  ich  dem  frühen  Studium  von 
Helmholtz'  Schriften  verdanke.  Der  Versuch,  in  diese  seine  Lehren  einzudringen  und  sie, 
wo  ich  nicht  zuzustimmen  vermochte,  umzuarbeiten,  hat  auf  mein  jugendliches  Denken 
vor  allem  richtunggebend  gewirkt.  Was  speziell  an  meinen  reproduktionspsychologischen 
Arbeiten  wertvoll  sein  mag,  geht  für  mein  Bewußtsein  auf  diese  frühen  Anregungen  zurück. 
Helmholtz"  Schriften  und  die  neben  ihnen  auch  für  den  hier  vorliegenden  Zweck 
imentbehrliche  Biographie  von  Koenigsberger  sind  allgemein  zugänglich.  Ich  habe  des- 
halb bei  der  Drucklegung  die  wörtlichen  Zitate  aus  diesen  Quellen  nicht  durch  die  äußer- 
liche Mosaik  von  Anfiihrungsstrichen  kenntlich  machen  lassen.  Wo  ich  so  zu  zitieren  hatte, 
sind  die  Belegstellen  in  den  Anmerkungen  durch  fetten  Druck  kenntlich  gemacht. 


Berlin-Lichterfelde,  den   22.  November  1920. 


Benno  Erdmann. 


Abkürzungen. 

0':  Helmholtz,  Handbuch  der  physiologischen  Optik,  Leipzig  1856 — 67. 

"  ,  »  »  »  »     ,  2.  Aufl.,   Leipzig  1886 — 95. 


O' 


O: 


T' 
T 

vi,n 
Ai,u,m 

E 
KI,  U,  III 


Der  hier  bcsondei-s  häufig  benutzte  §  26  der  Optik  ist  in  O"  durchgreifend  uiiigearteitet. 
Nicht  viele  Partien  von  O'  sind  --  umgestellt  —  beibehalten.  In  den  durch  ein  n  am  Rande 
als  neu  bezeichneten  Teilen  sind  beträchtliche  Abschnitte  aus  der  Rede  über  die  Tatsachen  in 
der  Wahrnehmung  (VII  213 — 247)  aufgenommen.  Andere  Bestandteile  des  Paragraphen  geben, 
fast  nur  redaktionell  geändert,  die  aus  dem  ursprünglichen  Manuskript  herausgenommene  Ab- 
handlung über  den  Ursprung  der  richtigen  Deutung  unserer  Sinneseindrücke  wieder;  vgl.  A  IIT, 
VIII,   536  f. 

Der  beiden  Auflagen  gemeinsame,  in  0'  durch  RandzifFern  der  Seitenzahlen  von 
0'  bezeichnete  Text. 

Von  der  posthumen  dritten  Auflage,  Hambui'g  und  Leipzig  1909 — 191 1.  war  hier  abzusehen 
Helmholtz,  Die  Lehre  von  den  Tonempfindungen,  Braunschweig  1862. 

»,»>.».  »  ,  *  1877. 

»         ,   Vorträge  und  Reden',  Braunschweig  1903. 

»         ,  Wissenschaftliche  Abhandlungen,   Leipzig  1882,  1883,  1895. 

»  ,  Einleitung  zu  den  Vorlesungen  über  theoretl.sche  Physik,  Lei{)zig  1 903. 
L.  Koenigsberger,  Hermann  von  Helmholtz,  Braunschweig  1902 — 03. 


E  R  D  M  A  N  N  : 


Inhalt. 


Seite 

Einleitung:  Aufgabe  und  Methode 5 — 6 

Die  erkenntnistheoretischen  Annahmen 6 — 17 

Frühe  physikalische  und  philosophische  Einflüsse. 
Das  Wirkliche  und  das  Reelle. 

Topogene  und  hylogene  Momente. 

Das  Kausalgesetz.   . 
Stellung  zur  Philosophie. 

Die  Axiome  der  Geometrie,  Helmholtz  und  Kiemann. 
Das  Grundproblem  der  Erkenntnistheorie. 

Die  psychologischen  Annahmen i -j ji 

Vorläufer,  J.  Müller. 

Das  psychologische  Problem. 

Helmholtz  und  Schopenhauei'. 
Die  Arten  der  psychischen  Tätigkeiten. 

Der  passive  Wahrnehmungsbestand. 

Der  aktive  Wahrnehmungsbestand. 
Die  assoziativen  Bedingungen. 

Die  logischen  Annahmen ^j ,- 

Die  Deutung  des  Syllogismus. 

Die  Hypothese  der  unbewußten  Schlüsse. 

Induktion  und  Kausalgesetz. 

Die  Synthese :  die  Zeichentheorie ,  ^ .  j 

Die  Empfindungen  als  Zeichen. 
Die  Abbildung  des  Wirklichen. 
Der  Sinn  der  Wahrheit. 

Schlußbemerkungen:  Ergänzendes  und  Zusammenfassendes 41—45 


Die  philosophiscJien  Grundlagen  von  Uebnhultz'  Wahrnehmunystlieoric . 


rlelmholtz"  Theorie  der  Sinneswahrnehmung  hat  nocli  vor  und  neben  der  ihr  prinzipiell 
entgegenstrebenden  Theorie  Herings  die  Grundlage  abgegeben,  an  der  alle  späteren  Unter- 
suchungen der  liierhergehörigen  Fragen  orientiert  worden  sind.  Dieser  Einfluß  wird  be- 
greiflich, wenn  man  die  Leistungen  von  Helmholtz'  beiden  physiologischen  Hauptwerken 
mit  dem  vergleicht,  was  auf  den  Gebieten  der  optischen  und  akustischen  Wahrnehmungs- 
lehren vorher  vorhanden  war.  Die  Anerkennung,  die  W.  v.  Bezold  in  seiner  Gedächtnis- 
rede dem  Handbuch  der  physiologisclien  Optik  gezollt  hat,  gilt,  wie  von  Du  Bois-Reymond 
gleichzeitig  betont  worden  ist,  nicht  weniger  auch  für  die  Lehre  von  den  Tonempfindungen. 
Die  Optik,  urteilt  v.  Bezold,  »darf  wohl  als  eines  der  bedeutendsten  Bücher  bezeichnet  werden, 
die  je  geschrieben  worden  sind,  da  ihm  an  Vollständigkeit,  Reichtum  neuer  Gedanken  und 
früher  unbekannter  Tatsachen,  Zuverlässigkeit  des  gesamten  Inlialts  und  Klarheit  der  Dar- 
stellung nur  wenige  an  die  Seite  gesetzt  werden  können ' « . 

Ebenso  begreiflicli  aber  ist,  daß  Helmholtz'  Theorie  —  ähnlich  wie  Herings  —  im 
ganzen  wie  im  einzelnen  fast  nur  eingeschränkte  Zustimmung  oder  scharfen  Widers])ruch  ge- 
funden hat.  Mit  der  ihm  eigenen  Vorsicht  hat  er  selbst  erklärt,  daß  unsere  Kenntnis  der 
hierhergehörigen  Erscheinungen  noch  nicht  so  vollständig  ist,  um  nur  eine  Theorie  zu  er- 
lauben und  jede  andere  auszuschließen.  Und  noch  heute  gilt,  was  er  damals  schrieb: 
Bei  der  Wahl  zwischen  den  verschiedenen  theoretischen  Ansichten  scheint  mir  unter  diesen 
Umständen  bisher  mehr  eine  Neigung  zu  gewissen  metaphysischen  Betrachtungsweisen 
als  der  Zwang  der  Tatsachen  ihren  Einfluß  auf  die  verschiedenen'jForscher  ausgeübt  zu 
haben,  namentlich  da  in  dem  psychologischen  (iebiete  noch  prinzipielle  Fragen  hinzu- 
kommen, die  in  dem  Bereiche  der  unorganischen  Naturerscheinungen  längst  vollständig  be- 
seitigt sind*. 

Ganz  leicht  ist  das  Verständnis  von  Helmholtz'  Wahrnehmungstheorie  nicht  zu  er- 
werben. Sie  hat  sich  allerdings  im  Verlauf  von  vier  Jahrzehnten  in  seltener  Kontinuität  von 
philosophisclien  Grundgedanken  aus  entwickelt,  die  ihm  schon  Anfang  der  fünfziger  Jahre 
feststehen.  Aber  diese  Grundgedanken  sind  durch  eine  so  verwickelte  wie  originale  Syn- 
these ineinander  verschlungen  und  müssen  in  ihrem  einheitlichen  Zusammenhang  aus  den 
beiden  Hauptwerken  sowie  zahlreichen  vorschieden  orientierten  Abhandlungen,  Vorträgen 
und  Reden  herausgelesen  werden.  So  war  und  ist  der  Mißverständnisse  und  auf  sie  ge- 
gründeter Einwürfe  kein  Ende. 

Eine  Darstellung  und  kritische  Erläuterung  der  philosophischen  Grundgedanken  von 
Helmholtz'  Wahmehmungstheorie  in  der  hier  versuchten  Weise,  die  durchaus  nur  dem 
Verständnis  dienen  soll,    fehlt  bislier.      Aber  sie  ist  gerade  gegenwärtig  angezeigt.      Die 


'   V.  Bezold,  H.  V.  Helmholtz,  I^eipzig  1895;  Du  Bois-lteyinoiid,  Gedächtni.sie  !e,  jetzt  in  seinen  Reden  II, 
Leipzig  19 12. 

-'  0796,  vgl.  819.  ()'  441. 


(i  K  K  I)  mann: 

Einzelarbeit  auf  diesem  Gebiete  ist  in  vollem  Fluß.  Die  Strömungen  des  philosophischen 
Denkens  überhaupt  und  des  psychologischen  insbesondere  laufen  jedoch  auf  Grund  tief- 
greifender Zersetzungen  und  noch  tastender  Aufbauversuche  wirr  durcheinander.  Freilich 
ist  damit  zugestanden,  daß  auch  die  nachstehende  Erläuterung  durch  Parteinahme  für  und 
wider  mitbedingt  ist.  Reine,  parteilose  Objektivität  würde  jedoch,  wenn  sie  überhaupt 
möglich  wäre,  jedes  eindringende  Verständnis  ausschließen.  Alles  Verstehen  fremder  Ge- 
dankengänge setzt  Kenntnis  des  fragliclien  Sachverhalts  und  eigene  Stellungnahme  zu  ihm 
sowie  zu  der  zu  prüfenden  Leistung  voraus'. 

Auch  eine  unaufhebbare  Schwäche  des  Vorzugs,  den  eine  kritisch  erläuternde  Ana- 
lyse gewährt,  sei  vorweg  zugestanden.  Die  philosophischen  Gedankenglieder,  die  in 
Helmholtz"  Denken  von  vornherein  vereinigt  waren,  müssen  vorerst  möglichst  reinlich 
voneinander  getrennt  werden.  Weniger  besagt,  daß  die  zahlreichen  psychophysiologischen 
Daten,  die  das  Fundament  von  Helmholtz'  Wahrnehmungslehre  bilden,  ffir  den  vorliegen- 
den Zweck  nur  gestreift  werden  durften.  Die  philosophischen  Annahmen,  die  zu  ihrer 
Erklärung  von  Helmholtz  herangezogen  worden  sind,  können  unschwer  von  ihnen  abge- 
löst und  verständlich  gemacht  werden. 

Drei  Reihen  leitender  philosophischer  Gedanken  lassen  sich  auf  diese  Weise  in  Helm- 
holtz' Wahrnehmungslehre  vorläufig  scheiden:  erkenntnistheoretische,  psycholo- 
gische und  logische. 


Die  ursprüngliche  und  philosophisch  bedeutungsvollste  ist  diejenige,  die  wir  nach 
Helmholtz'  Sprachgebrauch  als   erkenntnistheoretische  zu  bezeichnen  haben. 

In  der  Gedenkrede  an  seinem  siebzigsten  Geburtstag  hat  er  selbst  darauf  hinge- 
wiesen, daß  ihm  das  Interesse  an  erkenntnistheoretischen  Fragen  schon  in  der  Jugend 
durch  Gespräche  seines  Vaters  mit  Verehrern  von  Kant  oder  Hegel  eingeprägt  ward. 
Sein  Vater  hatte  bei  warmer  Religiosität  einen  tiefen  Eindruck  von  Fichtes  Idealismus 
behalten.  Anscheinend  war  es  das  noch  früher  erwachte  geometrisch-physikalische  Denken, 
das  dem  jungen  Studenten  der  Medizin  aus  Anlaß  dieser  Anregungen  den  Weg  zum  Ein- 
dringen in  die  kritischen  Lehren  Kants  geebnet  hat.  Er  glaubt  noch  1871  urteilen  zu 
dürfen:  Man  kann  nicht  verkennen,  daß  der  jugendliche  Kant,  seiner  Neigung  und  An- 
lage nach,  vorzugsweise  Naturforscher  war.  Und  er  schreibt  von  sich  selbst:  Die  Physik 
war  eigentlich  von  jeher  die  Wissenschaft,  der  sich  mein  Interesse  hauptsächlich  zuge- 
wendet hatte;  zur  Medizin  und  durch  sie  zur  Physiologie  wurde  ich  wesentlich  durch 
äußere  zwingende  Umstände  geführt.  Was  ich  in  der  Physiologie  geleistet  habe,  basiert 
wesentlich  auf  physikalischem  Boden.  Jedenfalls  kannte  er  Kants  Lehren,  als  ihn  seine 
Untersuchungen  über  Sinnesenipfindungen  und  Sinneswahrnehmungen  auf  das  Gebiet  der 
Erkenntnistheorie  führten.  So  wird  ihm  seit  dem  Anfang  der  fünfziger  Jahre,  zu  einer 
Zeit,  in  der  Schopenhauers  Bekenntnis  zu  Kants  transscendentaler  Ästhetik  noch  so  gut 
wie  unbeachtet  war,  Kant  zum  einflußreichsten  Begründer  der  Erkenntnistheorie.  Kant 
hat  nach  Helmholtz"  oft  und  bis  zuletzt  betonter  Deutung  in  der  Kritik  der  reinen  Ver- 
nunft den   wesentlichsten  Schritt  getan,   um   die  Frage  nach   den  Bedingungen  der  Sinnes- 

'  Außer  den  im  Text  zitierten  Gedächtnisreden  von  v.  Bezold  und  Du  Bois-Reymond  sowie  der  Abhand- 
lung von  Fr.  Cotirat  seien  hier  die  Scliriften  und  Aufsätze  von  Fr.  Zöllner  (1872),  W.  Tol.ias  (1875),  J.  O.  N.  Land 
(1877,  Mind  II),  A.  Krause  (1878),  .1.  Schwertschlager  (1883).  K.  Utas  (1884,  Id.  u.  pos.  Erkth.  Ill),  .1.  H.  Hvslop 
(i89r,  Wind  XVI),  0.  Stumpf  (1895,  Archiv  f  Gesch.  der  Philos.  VIII).  J.  V.  llupfelder  (1897),  AI.  Riehl  ('1904. 
Kantstudien  IX),  v.  Kries  (in  der  dritten  Auflage  von  Helmholtz'  Optik,  insl)esondere  II  1911,  S.  s=;4f-.  III  iQio 
S-458f-,  534 <•)  genannt.  ^.  y 


]yie  philosophischeil  (irundlaycn  von  ttdmholtz'  Wahrnehmungsthroric.  7 

Wahrnehmung  auf  den  richtigen  Standpunkt  zu  stellen,  sofern  er  allen  reellen  Inhalt  aus 
der  Erfahrung  ableitete,  von  diesem  aber  unterschied,  was  in  der  Form  unserer  Anschau- 
ungen und  Vorstellungen  durch  die  eigentümlichen  Fähigkeiten  unseres  Geistes  bedingt 
ist.  Das  reine  Denken  a  priori  kann  nur  formal  richtige  Sätze  ergeben,  die  als  notwen- 
dige Gesetze  des  Denkens  und  Vorstellens  allerdings  absolut  zwingend  erscheinen,  aber 
keine  reale  Bedeutung  für  die  Wirklichkeit  haben,  also  auch  niemals  irgendeine  Folge- 
rung über  Tatsachen  einer  möglichen  Erfahrung  zulassen  können'. 

Der  volle  Sinn  dieser  Erklärung  kann  erst  allmählich  deutlich  werden. 

Vorerst  sei  betont,  daß  die  ihr  angeschlossene  Bemerkung  nicht  mißverstanden  werden 
darf,  welche  besagt:  In  dieser  Auffassung  ist  die  Wahrnehmung  anerkannt  als  eine  Wirkung, 
welche  das  wahrgenommene  Objekt  auf  unsere  Sinnlichkeit  hat,  welche  Wirkung  in  ihren 
näheren  Bestimmvmgen  ebensogut  abhängt  von  dem  Wirkenden  wie  von  der  Natur  dessen, 
auf  welches  gewirkt  wird.  Was  Helmholtz  hier  unter  dem  wahrgenommenen  wirkenden 
Objekt  versteht,  ergibt  sich,  wenn  wir  hinzunehmen,  daß  er  1878  Land  gegenüber  mit 
vollem  Recht  erklärt,  er  habe  sein  Leben  lang  gegen  die  Voraussetzung  gekämpft,  that 
empirical  knoicledge  is  acquired  by  si7nple  importatian  or  lyy  cmintrrfeit,  and  not  by  peadiar  Operations 
of  (he  mind,  soUicited  hy  variims  impulses  from  an  unknown  reality.  Er  hat  es  auch  späterhin 
überflüssig  gefunden,  auseinanderzusetzen,  daß  es  eine  contradictio  in  adjecto  sei,  das  Reelle 
oder  Kants  ,Ding  an  sich'  in  positiven  Bestimmungen  vorstellen  zu  wollen,  ohne  es  doch 
in  die  Form  unseres  Vorstellens  aufzunehmen.  Gemeint  ist  also  mit  dem  wahrgenommenen 
Objekt  —  ähnlich,  aber,  wie  wir  sehen  werden,  nur  älinlich  wie  bei  Kant  —  das,  was 
hinter  dem  Wechsel  der  F>scheinungen  stehend  auf  uns  einwirkt,  nämlich  nach  einer 
sehr  glücklichen  Bezeichnimg  unserer  Sprache  ,das  Wirkliche'.  Hierin  ist  nur  das  Wirken 
ausgesagt;  es  fehlt  die  Nebenbeziehung  auf  das  Bestehen  als  Substanz,  welche  der  Begriff' 
des  Reellen,  d.  h.  des  Sachlichen,  einschließt.  ...Über  die  Verschiedenheit  der  reellen 
Bedingungen,  unter  denen  die  Wahrnehmungen  sich  gebildet  haben,  über  das  eigentlich 
Reelle,  was  den  Erscheinungen  zugrunde  liegt,  wissen  wir  nichts,  d.  h.  wir  können 
nur  hypothetisch  Gültiges  von  ihnen  aussagen". 

Machen  wir  mit  Helmholtz  über  die  Natur  der  Bedingungen,  unter  denen  Vorstellungen 
entstehen,  gar  keine  Voraussetzimgen,  so  haben  wir  aus  den  Tatsachen  des  Wahrnehniungs- 
bewußtseins  nur  zweierlei  zu  erschließen.  Daß  erstens  ein  Objekt  an  einem  bestimmten 
besonderen  Orte  erscheint  und  nicht  an  einem  anderen,  wird  abhängen  müssen  von  der 
Art  der  realen  Bedingungen,  welche  die  Vorstellung  hervorrufen  .  .  .,  von  irgendwelchen 
Verhältnissen  oder  Komplexen  von  Verhältnissen  in  dem  Realen,  welche  bestimmen,  an 
welchem  Orte  im  Räume  uns  ein  Objekt  erscheint,  d.  i.  in  Helmholtz'  Namengebung 
von  topogenen  Momenten,  von  deren  Natur  wir  nichts  wissen.  Und  daneben 
muß  es  im  Gebiete  des  Realen  andere  Ursachen  geben,  welche  bewirken,  daß  wir  zu  ver- 
schiedener Zeit  am  gleichen  Orte  verschiedene  stoffliche  Dinge  von  verschiedenen  Eigen- 
schaften wahrnehmen,  d.  i.  hylogene  Momente,  von  deren  Natur  wir  natürlich  eben- 
sowenig wissen^. 

Damit  ist  festgestellt,  was  wir  in  abstrakter  Sprache  und  ohne  jede  besondere  Vor- 
au.ssetzung  über  die  Natur  des  Realen  .  .  .  unter  einer  einzigen  Voraussetzung  annehmen 
müssen.  Denn  nur  die  Voraussetzung  des  Kausalgesetzes  ist  festgehalten,  daß  näm- 
lich die  mit  dem  Charakter  der  Wahmehnmng  in  uns  zustande  kommenden  Vorstellungen 

'  V  1 17:  K  I  7,  56.  —  Zu  Kant  s.  vorerst  die  Urteile  V  II  56.  V  1  88.  KI  30.  -~  Helmholtz  über  sein 
physikiilisches  Denken  KII 115,  V  I  7  f.,  169,  V  II  314.  —  O  456. 

.  ■'    O  456,  A  II  655,  V  II  242,  241  =:.  O'  51*3,  592,  A  II  656  ----    VII  402. 
'    All  656  r.  =  VII  402  f. 


,S  E  R  I)  IM  A  N  N  : 

nach  festen  Gesetzen  zustande  kommen,  so  daß,  wenn  verschiedene  Wahrnehmungen  sich 
uns  aufdrängen,  wir  berechtigt  sind,  daraus  auf  Verschiedenheit  der  reellen  Bedingungen 
zu  schließen,   unter  denen  sie  sich   gebildet  haben'. 

Die  abstrakte  Natur  dieser  Erörtenmg  erklärt  sich  daraus,  daß  in  ihr  alle  die  mehr 
oder  minder  wahrscheinlichen  Hypothesen  über  das  den  Erscheinungen  zugrunde  liegende 
Reelle  gleicherweise  enthalten  sind.  Die  Repräsentanten  solcher  Hypothesen  sind  für 
Helmholtz  die  realistische  und  die  idealistische.  Jene  nimmt  an,  daß  die  Dinge, 
welche  wir  objektiv  wahrnehmen,  reell  bestehen  und  auf  unsere  Sinne  wirken  ...  sie 
bleibt  ganz  im  Gebiete  des  objektiven  und  realistischen  Standpunktes  des  Naturforschers, 
wobei  die  begriffliche  Fassung  der  Naturgesetze  der  Endzweck  ist,  und  die  Kenntnis 
durch  Anschauung  nur  eine  erleichternde  Hilfe,  beziehlich  ein  zu  beseitigender  falscher 
Schein.  Diese  dagegen  ist  in  ihrer  extremsten  Form  ein  System  des  subjektiven  Mea- 
lismus,  welches  das  Leben  als  Traum  betrachten  wollte ;  gemilderter  und  ethisch  gewendet 
findet  sie  sich  in  der  Lelire  Fichtes  vom  absoluten  Ich.  Helmholtz  urteilt:  Ich  kann 
nicht  umhin,  selbst  den  extremsten  subjektiven  Idealismus  als  eine  mögliche  und  in  sich 
konsequente  Hypothese  anzusehen.  Man  könnte  ein  solches  System  für  so  unwahrschein- 
lich, so  unbefriedigend  wie  möglich  erklären  —  ich  würde  in  dieser  Beziehung  den 
härtesten  Ausdrücken   der  Verwerfung  zustimmen,   aber  konsequent  durchführbar  wäre  es'. 

Diese  1878  von  Helmholtz  veröffentlichten  Ausführungen  bilden  den  zeitlichen  Abschluß 
seiner  erkenntnistheoretischen  Annahmen.  Es  bedarf  keines  Beweises,  daß  sie  auf  dem 
Boden  von  Kants  realistisch  gedeutetem  Kritizismus  gewachsen  sind.  Ausdrücklich  hat 
er  die  Meinung  vieler  moderner  Kantianer,  daß  .  .  .  das  Ding  an  sich  nur  ein  trans- 
scendentaler  Schein  sei,  abgewiesen.  Aber  es  ist  fürs  erste  ein  naturwissenschaftlich 
umgebildeter  kritischer  Realismus:  das  Reelle  ist,  wenn  auch  nur  durch  schließlich  un- 
verificierbare  Hypothesen,  erkennbar.  Den  frühen  Ursprung  dieses  Realismus  bezeugt  eine 
noch  stark  kantisch  gefärbte  Aufzeichnung,  die  nach  Koenigsberger,  der  sie  abgedruckt 
hat,  noch  einige  Jahre  vor  1847  niedergeschrieben  ist.  Es  heißt  in  ihr:  Naturwissen- 
schaft hat  zum  Objekte  denjenigen  Inhalt  unserer  Vorstellungen,  welcher  von  uns  als 
nicht  durch  die  Selbsttätigkeit  unseres  Vorstellungsvermögens  erzeugt  angeschaut  wird, 
d.  h.  also  das  als  wirklich   Wahrgenommene^. 

Die  in  diese  Bemerkung  eingeschlossene  Voraussetzung  des  Kausalgesetzes  kommt 
in  der  Einleitung  zvi  dem  Aufsatz  über  die  Erhaltung  der  Kraft,  bei  der  er,  wie  ein 
gleichzeitiger  Brief  besagt,  alles  über  Bord  geworfen  hatte,  was  nach  Philosophie  roch, 
in  physikalischer  Wendung  zu  deutlichem  Ausdruck:  Aufgabe  der  physikalischen  Wissen- 
schaften ist  es,  einmal  die  Gesetze  zu  STichen,  durch  welche  die  einzelnen  Vorgänge  in 
der  Natur  auf  allgemeine  Regeln  zurückgeleitet  und  aus  den  letzteren  wieder  bestimmt 
werden  können.  Diese  Regeln  .  .  .  sind  offenbar  nichts  als  allgemeine  Gattungsbegriffe, 
durch  welche  sämtliche  dahin  gehörige  Erscheinungen  umfaßt  werden  .  .  .  Der  theoretische 
Teil  der  physikalischen  Wissenschaften  sucht  .  .  .  die  unbekannten  Ursachen  der  Vorgänge 
aus  ihren  sichtbaren  Wirkungen  zu  finden;  er  sucht  dieselben  zu  begreifen  nach  dem 
Gesetze  der  Kausalität.  Wir  werden  genötigt  und  berechtigt  zu  diesem  Geschäfte  durch 
den  Grundsatz,  daß  jede  Veränderung  in  der  Natur  eine  zureichende  Ursache  haben 
müsse  ...  Das  endliche  Ziel  der  theoretischen  Naturwissenschaften  ist  also,  die  letzten, 
unveränderlichen  Ursachen  der  Vorgänge  in   der  Natur  aufzufinden\ 

'    A  II  648  —  V  II  394,  A  II  655  f.  =  V  II  401  f. 

^AII656        VII  402,  All  648       V  II  394.  A  II  655  -    V  II  401 :  V  II  238  =  0'  V)=; 
'    VII  242  =0^  593,  KU  126  f. 
*    KI  68,  72,  77  f..  AUS,  18. 


Dif  philosophi-ichf^n  (irundlagrn  von  tielmholtz'  Wahmehmmgsthporip .  9 

An  der  Apriorität  des  Kausalgesetzes  hat  Helmholtz  in  seinen  Druckschriften  stets, 
wenn  auch  in  wechselnder  Begründung  und  schließlich  in  völliger  Umbildung  des  Kanti- 
schen Sinnes  festgehalten.  In  dem  Vortrag  über  das  Sehen  des  Menschen  (1855)  wird 
sie  aus  der  Voraussetzung  abgeleitet,  daß  wir  nur  Wirkungen  der  Gegenstände  der 
Außenwelt  auf  unsere  Nervenapparate,  nicht  diese  Gegenstände  selbst  unmittelbar  wahr- 
nehmen, also  die  Gegenwart  äußerer  Objekte  als  Ursache  unserer  Nervenerregung  voraus- 
setzen müssen;  denn  es  könne  keine  Wirkung  ohne  Ursache  sein.  Das  aber  sei  kein 
Erfahrungssatz.  Er  entstamme  nicht  der  äußeren  Erfahrung.  Da  wir  ihn  nach  dem 
Angeführten  brauchen,  um  nur  überhaupt  zu  der  Erkenntnis  zu  kommen,  daß  es  Objekte 
im  Räume  um  uns  gibt,  zwischen  denen  ein  Verhältnis  von  Ursache  und  Wirkung  be- 
stehen kann.  Wir  können  ihn  auch  nicht  aus  der  inneren  Erfahrung  hernehmen;  denn 
wir  betrachten  die  selbstbewußten  Akte  unseres  Willens  imd  Denkens  gerade  als  frei, 
d.  h.  wir  leugnen,  daß  sie  notwendige  Wirkungen  zureichender  Ursachen  sind.  Also 
fahre  uns  die  Untersuchung  der  Sinneswahrnehmungen  ...  zu  der  schon  von  Kant  gefundenen 
Erkenntnis,  daß  der  Satz  »keine  Wirkung  ohne  Ursache«  ein  vor  aller  Erfahrung  gegebenes 
Gesetz  unseres  Denkens  sei,  d.  i.  zu  dem  außerordentlichsten  Fortschritt,  den  die  Philo- 
sophie durch  Kant  gemacht  habe.  Ebendiese  Begründung  kehrt  in  ()'  wieder.  Sie  wird 
nur  durch  den  hier  direkt  gegen  Stuart  Mill  gerichteten  Nachweis  ergänzt,  daß  es  mit 
dem  empirischen  Beweise  des  Gesetzes  vom  zureichenden  Grunde  —  den  Helmholtz  also 
mit  dem  Kausalgesetz  ineinssetzt  —  äußerst  mißlich  aussehe.  Wenig  später  tritt  der 
Gedanke  in  den  Vordergrund,  daß  wir,  wo  wir  ein  Naturgesetz  vollständig  kennen,  Aus- 
nahmslosigkeit  seiner  Geltung  fordern  und  diese  zum  Kennzeichen  seiner  Richtigkeit 
machen  müssen.  Die  so  bedingte  Notwendigkeit  ist  eine  objektive:  Wenn  wir  ims 
vergewissern  können,  daß  die  Bedingungen  eingetreten  sind,  unter  denen  das  Gesetz  zu 
wirken  hat,  so  müssen  wir  auch  den  Erfolg  eintreten  sehen  ohne  Willkür,  ohne  Wahl, 
ohne  unser  Zutun  mit  einer  die  Dinge  der  Außenwelt  ebenso  gut  wie  unser  Wahrnehmen 
zwingenden  Macht,  also  als  objektive  Macht.  Dementsprechend  finden  wir  noch  in  0% 
in  der  die  kritische  Auseinandersetzung  mit  Stuart  Mill  aus  O'  fehlt,  die  Erklärung:  das 
Kausalgesetz  jst  wirklich  ein  a  priori  gegebenes,  transscendentales  Gesetz.  Und  Helmholtz 
findet  sich  dabei  noch  auf  dem  Boden  des  Kantischen  Systems  in  dem,  was  ihm  immer 
als  der  wesentlichste  Fortschritt  in  Kants  Philosopliie  erschienen  sei,  so  daß  er  in  diesem 
Sinn  .  .  .  häufig  die  Übereinstimmung  der  neueren  Sinnespliysiologie  mit  Kants  Lehren 
betont  habe'. 

Aber  Helmholtz"  Berufung  auf  Kant  für  seine  Deutung  des  Kausalgesetzes  darf  so- 
wenig wie  der  Hinweis  auf  die  Übereinstimmung  der  Kantischen  Lehre  in  diesem  Punkt 
mit  der  neueren   Sinnespliysiologie   wörtlich   verstanden   werden. 

Helmholtz  hat  fürs  erste  (1881)  erklärt,  daß  die  philosophischen  Erörterungen  der 
Einleitung  zu  seinem  Aufsatz  über  die  Erhaltung  der  Kraft  durch  Kants  erkenntnistheore- 
tische Ansichten  stärker  beeinflußt  seien,  als  er  jetzt  noch  als  richtig  anerkennen  möchte. 
Schon  in  O"  schließt  er  seine  Erörterung  des  Gesetzes  mit  der  Bemerkung:  das  Gesetz 
vom  zureichenden  Grunde  ist  vielmehr  nichts  anderes  als  die  Forderung,  alles  begreifen 
zu  wollen.  .  .  .  Naturgesetze  sind  nichts  als  Gattungsbegriffe  für  die  [als  Ursachen  und 
Wirkungen  gedachten]  Veränderungen  in  der  Natur.  Indem  wir  aber  die  Naturgesetze 
als  gültig  und  wirksam  betrachten  müssen,  unabhängig  von  unserem  Beobachten  und  Denken, 
während  sie  als  GattTnigsbegriffe  ziinäclist  nur  die  Ordnung  unseres  Denkens  betreflen 
würden,  nennen  wir  sie  Ursachen  und  Kräfte.    Wenn  wir  also  Naturerscheinmigen  nicht 

'    V  I  llSr.;  0>  453;  V  I  375,  K  §  6:  V  II  244;  V  II  243  =r  ()>  594.  V  II  244. 
Phil.-hist.  Abh.  1921.  Nt.  1.  2 


lö  ERD^fANN: 

auf  ein  Gesetz  zurückfiiliren  können,  also  auch  das  Gesetz  niclit  objektiv  gültig  als  Ursache 
der  Ersclieinungen  hinstellen  können,  so  hört  eben  die  Möglichkeit  auf,  die  Erscheinungen 
zu  begreifen  . .  .  Somit  ist  das  Gesetz  vom  zureichenden  Grunde  eigentlich  nichts  anderes  als 
der  Trieb  unseres  Verstandes,  alle  unsere  Wahrnehmungen  seiner  eigenen  Herrschaft  zu 
unterwerfen,  nicht  ein  Naturgesetz.  .  .  .  Ebenso  wie  es  die  eigentümliche  Tätigkeit 
unseres  Auges  ist,  Lichtempfindung  zu  haben  .  .  .,  ist  es  die  eigentümliche 
Tätigkeit  unseres  Verstandes,  allgemeine  Begriffe  zu  bilden,  d.  h.  Ursachen  zu 
suchen,  und  er  kann  die  Welt  also  begreifen  nur  als  kausalen  Zusammenhang.  Das  sind 
in  der  Tat,  wie  keiner  Ausführung  bedarf,  nicht  mehr  Gedankengänge  der  transscendentalen 
Methode  Kants,  sondern  von  naturwissenschaftlichen  Gesichtspunkten  aus  geformte  Um- 
bildungen seiner  Lehre'. 

Eben  diese  Bestimmungen  über  den  Ursprung  des  Kausalgesetzes  und  die  Weclisel- 
beziehungen  von  Gesetz,  Ursache  und  Kraft  wiederholen  sich  in  den  Reden  über  das  Ziel 
und  die  Fortschritte  der  Naturwissenschaft  (1869),  die  Tatsachen  in  der  Wahrnehmung 
(1878)  und  in  der  Einleitung  zu  den  Vorlesungen  über  theoretische  Physik  (1893).  Sie 
erleiden  jedoch  weitere  von  Kant  abführende  Modifikationen.  Der  »Trieb  unseres  Ver- 
standes«, an  dem  festgehalten  wird,  wird  zu  einem  »Vertrauen  auf  die  Gesetzmäßigkeit 
und  damit  auf  die  Begreifbarkeit  der  Naturerscheinungen«.  Das  Vertrauen  auf  die  voll- 
kommene Begreifbarkeit  der  Welt  reicht  weiter,  als  der  Ausdruck  »Naturerscheinungen« 
im  ersten  Augenblick  verrät:  Das  Gesetzmäßige  ist  .  .  .  die  wesentliche  Voraussetzmig 
für  den  Charakter  des  Wirklichen  überhaupt  mit  Einschluß  der  gesetzmäßigen  Folgen  un- 
serer Willensimpulse,  allgemein  aller  Daten,  die  uns  die  Wahrnehmung  der  Vorgänge  in 
unserem  Seelenleben  liefern.  Denn  auch  die  Vorgänge,  von  denen  uns  unsere  innere 
Anschauung  berichtet,  schließt  Helmholtz  ausdrücklich  unter  den  Begriff  der  wirklichen 
Vorgänge  ein.  Das  Gehii-n  ist  dementsprechend  als  Organ  des  Bewußtseins,  wie  ihm  früh 
feststeht,  auch  das  Organ  des  Willens.  Li  seinen  älteren  Begründungen  der  Apriorität 
des  Kausalgesetzes  spielt  allerdings  der  Umstand  eine  Rolle,  daß  wir  in  den  Tieren  (!) 
und  im  Menschen  nach  den  Aussagen  unseres  eigenen  Bewußtseins  ein  Prinzip  des  freien 
Willens  annehmen,  für  welches  wir  ganz  entschieden  Unabhängigkeit  von  der  Strenge  des 
Kausalgesetzes  in  Anspruch  nehmen,  und  .  .  .  unser  natürliches  Bewußtsein  wird  sie,  glaubt 
er,  kaum  jemals  loswerden.  Aber  diese  und  ähnliche  Wendungen  sind  doch  deutlich 
nur  als  Ausdrücke  eines  allgemein  verbreiteten  Glaubens,  nicht  aber  als  Anerkennung  seiner 
Gültigkeit  gemeint.  Schon  das  Vorstehende  und  mehr  noch  der  Gesamtcharakter  alles 
Folgenden  schließt  eine  solche  Anerkennung  völlig  aus.  Die  Wendungen  werden  aus  Er- 
innerungen an  die  Freiheitslehre  Kants  entsprungen  sein.  Aber  diese  ethische  Lehre  und 
ihre  metaphysische  Fundierung  durch  den  mundus  intelligibilis  ist  seinem  naturwissen- 
schaftlichen  Realismus  von  vornherein  fremd  geblieben". 

Die  scheinbare  Übereinstimmung  mit  Kants  Apriori  geht  dem  Kausalgesetz  bei  Helm- 
holtz sogar  noch  weiter  verloren,  als  seine  Parallele  desselben  mit  der  »Tätigkeit«  unserer 
Sinnesorgane  anzeigt,  auch  wenn  wir  den  »Trieb  des  Verstandes«  in  seinem  dunklen 
Sinne  beiseitesetzen.  Bei  Kant  ist  die  absolute  Gültigkeit  der  Kategorien,  also  auch 
der  Kausalität,  durch  ihren  spontanen,  letztlich  intelligibelen  Ursprung  verbürgt.  Die 
Kategorien  sind  in  seiner  Sprache  »konstitutive«  Bedingungen  für  die  Möglichkeit  der  Er- 
fahrung. Für  Helmholtz  ist  das  Kausalgesetz  das  regulative  Prinzip  unseres  Denkens  .  .  ., 
für  dessen  Anwendbarkeit  wir  keine   weitere  Bürgschaft  haben  als  den  Erfolg.    Es  bleibt 


AI  68,  VI  115  Anm.,  A  11  642,  O-  454f. 

All  642,  VII  243    r.  (>  593;  __  A  11  872,  877  f.,  882;  —  0-454,  AI  13,  V  I  116,  190. 


Die  philosophischen  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahmehmungstheorie.  1 1 

unter  seiner  Voraussetzung  immer  ein  Induktionsschluß,  daß  es  auch  in  Zukunft  gültig 
sein  werde,  selbst  wenn  eine  vollendete  Erfahrung  auch  lehrte,  daß  alles  bisher  Beobachtete 
gesetzmäßig  verlaufen  ist.  Wie  stark  Helmholtz  diesen  offensichtlich  hypothetischen  Ein- 
schlag in  seine  Kausalitätsdeutung  wenigstens  gelegentlich  empfand,  lehrt  eine  von  Koenigs- 
berger  veröffentlichte  Nachlaßaufzeichnung,  die  ich  vollständig  hersetze:  Das  Kausalgesetz 
(die  vorausgesetzte  Gesetzmäßigkeit  der  Natur)  ist  nur  eine  Hypothese  und  nicht 
anders  erweisbar  als  eine  solche.  Keine  bisherige  Gesetzmäßigkeit  kann  künftige  Gesetz- 
mäßigkeit erweisen.  Der  einzige  Beweis  aller  Hypothesen  ist  immer:  prüfe,  ob  es  so 
ist  .  .  .  Den  übrigen  Hypothesen,  welche  besondere  Naturgesetze  aussagen,  gegenüber  hat 
das  Kausalgesetz  nur  folgende  Ausnahmestellung:  i.  Es  ist  die  Voraussetzung  der  Gültig- 
keit aller  anderen.  2.  Es  gibt  die  einzige  Möglichkeit  für  uns  überhaupt,  etwas  nicht  Be- 
obachtetes zu  wissen.  3.  Es  ist  die  notwendige  Grundlage  für  absichtliches  Handeln. 
4.  Wir  werden  darauf  hingetrieben  durch  die  natürliche  Mechanik  unserer  Vor- 
stellungsverbindungen. Wir  sind  also  durch  die  stärksten  Triebfedern  getrieben,  es 
richtig  zu  wünschen;  es  ist  die  Grundlage  alles  Denkens  und  Handelns.  p]he  wir  es 
nicht  haben,  können  wir  es  auch  nicht  prüfen;  wir  können  also  nur  daran  glauben, 
danach  handeln,  und  werden  es  bei  richtiger  Prüfung  bewährt  finden;  wir  müssen  den 
Erfolg  vorausdenken,  dann  ist  der  Erfolg  eine  Bestätigung.  Wir  müssen  uns  bewußt  sein, 
daß  wir  den  Erfolg  voraus  erwartet  haben,  dann  werden  wir  des  Gesetzes  bewußt. 
Denken  heißt  die  Gesetzmäßigkeit  suchen;  urteilen  heißt  sie  gefunden  haben.  Ohne 
Kausalgesetz  also  kein  Denken.  Kein  Denken  ohne  Anerkennung  des  Kausalgesetzes  ist 
also  eine  Tautologie:  es  fragt  sich,  ob  wir  zum  Denken  berechtigt  sind  und  ob 
das  einen  Sinn  hat;  dieser  Sinn  läßt  sich  nur  durch  die  Handlung  (innere  oder  äußere) 
erweisen'. 

In  seinen  Schriften  hat  Helmholtz  diese  Konsequenz  nicht  ausdrücklich  gezogen, 
wenn  man  zu  ihren  Gunsten  nicht  Wendungen  heranziehen  will,  wie  den  Satz,  daß  jede 
richtig  gebildete  Hypothese  ihrem  tatsächlichen  Sinne  nach  ein  allgemeineres  Gesetz  der 
Erscheinungen  hinstellt,  als  wir  bisher  unmittelbar  beobachtet  haben;  sie  ist  ein  Ver- 
such, zu  immer  allgemeinerer  und  umfassenderer  Gesetzlichkeit  aufzusteigen.  Wie  in 
der  zweiten  Auflage  der  Optik  bleibt  er  in  der  Einleitung  zu  den  Vorlesungen  über 
theoretische  Physik  vom  Jahre  1893  darauf  bestehen,  daß  wir  ohne  das  Kausalgesetz  aus 
keiner  vor  sich  gehenden  Erscheinung  schließen  können,  daß  sie  von  einer  bestimmten 
Ursache  ausgehen  müsse  ...  Es  ist  daher  der  Kausalitätssatz  in  der  Tat  ein  von  formalen 
Bestimmungen  unseres  Denkvermögens  abhängiger  Satz  a  priori;  denn  wir  könnten  .  .  . 
nicht  zu  der  Vorstellung  irgendeiner  Ursache  oder  zur  Anerkennung  einer  Ursache  kommen, 
wenn  wir  nicht  an  die  Natur  mit  der  Vorstellung  herantreten,  daß  es  immer  möglich 
sein  muß,  Ursachen  zu  finden.  Dementsprechend  wird  dort  der  Kausalsatz  von  den 
»Hypothesen  als  Vorstufen  des  Gesetzes«  getrennt.  Allerdings  bleibt  auch  hier  ein  hypo- 
thetischer Einschlag.  Die  eben  angeführte  Begründung  gilt  der  Behauptung,  daß  wir 
den  Kausalitätssatz  eigentlich  aus  der  Erfahrung  nicht  beweisen  können,  und  dient  der 
Konsequenz,  daß  es,  insbesondere  angesichts  der  Erscheinungen  des  organischen  Lebens  . . . 
ein  sehr  gewagter  Schluß  sein  würde,  a  posteriori  aus  der  großen  Reihe  von  bereits  be- 
greifbaren Naturerscheinungen  auf  die  allgemeine  Begreiflichkeit  zu  schließen". 

Gleichviel  jedoch,  ob  und  inwieweit  wir  hier  auf  letzte  Überzeugungen  treffen: 
der  Zug   zur  Umbildung   des    kantischen  Apriori   in  einen  empiristischen  Gedankengang,  ' 

'    VII  243  f.  =  O'  593  f.,  K  I  247  f. 
'    V  U  242  =r  0»  593,  E  17,  §  6,  7,  18. 


12  Erdmann: 

wie  wir  ihn  auch  in  Helinholtz"  Raumtheorie  treifen  werden,  ist  unverkennbar.  Seine 
Meinung  ist  insoweit  der  Lehre  Humes,  den  er  im  Lichte  seiner  Zeit  lediglich  als  Skeptiker 
gesehen  hat,  sowie  den  Gedanken   Stuart  Mills  ähnlicher  als   denen   Kants'. 

Nicht  minder  bedeutsam  als  diese  Fortbildungen  und  Umdeutungen  der  Kantischen 
Kausaltheorie  ist  die  Wendung,  die  den  Wechselvorstellungen  von  Gesetz,  Ursache  und 
Kraft  noch  die  Substanzvorstellung  zur  Seite  setzt.  In  dem  oft  genannten  Vortrag  von 
1878  heißt  es:  Wir  nennen,  was  ohne  Abhängigkeit  von  anderem  gleichbleibt  in  allem 
Wechsel  der  Zeit:  die  Substanz;  wir  nennen  das  gleichbleibende  Verhältnis  zwischen 
veränderlichen  Größen:  das  sie  verbindende  Gesetz  .  .  .  Der  Begriff  der  Substanz  kann 
nur  durch  erschöpfende  Prüfungen  gewonnen  werden  und  bleibt  immer  problematisch, 
insofern  weitere  Prüfung  vorbehalten  wird.  Die  anschließenden  Bemerkungen  über  Gesetz, 
Ursache  und  Kraft  lassen  die  hier  schon  gemeinte  Wechselbeziehung  zur  Substanz  nicht 
deutlich  erkennen.  Aber  schon  in  der  Rede  auf  Faraday  (1881)  wird  der  Gedanke  deut- 
licher: der  ursprüngliche  Begriff  der  Substanz  ist  wohl  zu  unterscheiden  von  dem  der 
Materie  oder  eines  Stoffes.  Substanz  ist  nur  id^  quod  substat,  was  hinter  dem  Wechsel 
der  Erscheinungen  quantitativ  unveränderlich  bleibt,  und  in  diesem  ältesten  weiteren  Sinne 
des  Wortes  würden  wir  jedenfalls  die  beiden  Elektrizitäten  Substanzen  nennen  können, 
selbst  wenn  sie  nicht  \  on  stofflicher  Natur  wären.  Abgeschlossen  ist  der  Gedanke  jedoch 
erst  in  dem  letzten,  unvollendeten  Vortragsentwurf  vom  Jahre  1894  über  dauernde  Be- 
wegungsformen und  scheinbare  Substanzen  ausgesprochen,  den  Koenigsberger  veröffentlicht 
hat.  Von  dem  Wesen  der  Substanzen  wollte  er  reden,  dieses  Wort  aber  in  seinem  älteren 
und  weiteren  Sinne  genommen  .  .  . ,  als  das  was  im  Hintergrunde  oder  hinter  der  ver- 
änderlichen Erscheinungsweise  fortbesteht  .  .  . ,  dessen  wichtigstes  Attribut  die  Unzerstör- 
barkeit ist.  Als  P]rgebnis  des  letzten  Jahrhunderts  wird  nach  Abweis  der  Annahme  im- 
materieller geistiger  Substanzen  die  tatsächliche  Kenntnis  von  (rrößen  angenommen,  die 
dem  alten  Begriff  der  immateriellen  Substanzen  entsprechen,  unzerstörbar,  unvermehrbar, 
wirkungskräftig  im  Räume,  aber  nicht  notwendig  teilbar  mit  dem  Räume  sind.  Als  Bei- 
spiele dieser  Substanzen  werden  der  Energievorrat  der  Natur  überhaupt  sowie  unver- 
änderliche Bewegungsgrößen  und  Riclitungsbestimmungen  unseres  Planetensystems  auf- 
geführt; aber  es  wird  zugleich  —  hier  bricht  das  Manuskript  ab  —  darauf  hingewiesen, 
die  Zahl  dieser  unzerstörbaren  und  unvermehrbaren  immateriellen  Größen  ...  sei  so  groß, 
daß  das  Menschengeschlecht  schwerlich  je  mit  ihrer  Erkenntnis  und  Zählung  werde  fertig 
werden  können'. 

Es  muß  hier  dahingestellt  bleiben,  welche  fruchtbaren  Gedanken  in  dieser  Umbildung 
des  überlieferten  Substanzproblems  liegen.  Sicher  ist,  daß  sie  gleichfalls  von  Kants  Kritizis- 
mus auf  Helmholtz'  eigenen,  naturwissenschaftlieh  orientierten  Pfaden  weit  abführen. 

Wie  fest  alle  diese  Annahmen  mit  Helmholtz"  Wahrnehmungstheorie  verwachsen  sind, 
zeigt  schon  ein  Rückblick  auf  die  in  ihr  enthaltenen  topogenen  und  hylogenen  Momente 
des  Realen.  Aber  wir  werden  die  von  ihm  wiederholt  betonte  Übereinstimmung  mit  der 
modernen  Sinnesphysiologie  nur  so  verstehen  dürfen,  daß  sie  allmählich  sich  klärende 
Voraussetzungen  seiner  Theorie,  nicht  aber  aus  ihr  heraus  gewachsene  Konsequenzen, 
geschweige  denn  Folgebestimmungen  der  modernen  Sinnesphysiologie  überhaupt  sind. 
Andere  Vertreter  der  Sinnesphysiologie  hatten  schon  zu  seiner  Zeit  Hypothesen  entwickelt, 
die  der  Annahme  einer  Apriorität  des  Kausalgesetzes  und  der  durch  sie  bedingten  Natur- 
auffassung  nicht  bedurften.     Es   sind   vielmehr,    wie   weiterhin   noch   deutlicher   werden 


^'455- 

V  II  240        0^  591 ;   K  III 125  —  134. 


Die  philosophiscJien  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahrnehinungstheorie.  1 3 

wird,  erkenntnistheoretische  Annahmen,  die  von  Helmholtz"  ffüher  Stellungnahme  zu  Kant 
her  seine  Wahrnelunungslehre  mitgestalteten. 

Aber  die  so  erkenntnistheoretisch  fundierte  realistische  Hypothese  ist  noch  unvoll- 
ständig wiedergegelien.  Helmholtz"  Studienjahre  fallen  in  die  Zeit,  in  der  die  mechanische 
Naturauffassung  des  1 7.  Jahrhunderts  auch  in  Deutschland  allgemeine  Geltung  gewann. 
Schon  Reil  hatte  in  seiner  vielberufenen,  noch  neuerdings  gründlich  mißverstandenen  Ab- 
handlung »Von  der  Lebenskraft«  (1796),  wenn  auch  in  seltsamer  Verhüllung  fiir  die  Über- 
tragung der  physikalischen  Deutung  auf  die  Lebensvorgänge  plädiert.  Wie  von  Henle 
und  von  Lotze  in  seinen  medizinischen  Erstlingsschriften,  so  wurde  auch  in  dem  Kreis 
der  zahlreichen  Schüler  Johannes  Müllers  gegendieHypothe.se  einer  die  organischen  Vorgänge 
willkürlich  beherrschenden  Lebenskraft,  die  Müller  selbst  noch  festgehalten  hatte,  ins  Feld 
gezogen.  Die  Berliner  medizinische  Gesellschaft,  in  der  Helmholtz  seine  Abhandlung  über 
die  Erhaltung  der  Kraft  zuerst  vortrug,  war  unter  dem  Zeiclien  des  aufgehenden  Gestirns 
gegründet  worden.  Mit  H(>hnholtz"  Abhandlung  war  über  das  Schicksal  des  älteien  Vitalis- 
mus im  Prinzip  entschieden.  Im  Geiste  der  mechanischen  Naturdeutung  ist  sein  oben 
schon  (S.  8)  erwähnter  früher  Versuch  gedacht,  die  Grundbegriffe  der  Naturwissenschaft 
klarzustellen.  In  eben  die.sem  Sinne  entwirft  er  1852  das  Bild  des  Physikers  von  der 
äußeren  Natur:  Überall  nichts  als  immer  wieder  dasselbe  einförmige  Wirken  anziehender 
und  abstoßender  Molekularkräfte,  keine  Mannigfaltigkeit  als  der  dürre  Wechsel  der  Zahlen- 
verhältnisse, kein  Licht,  keine  Farbe,  kein  Ton,  keine  Wärme.  Entsprechende  Andeutungen 
bietet  O".  Und  wenig  später  erklärt  Helmholtz,  ents{)rechend  der  Zeitlage  nocli  unter  der 
Voraussetzung,  daß  die  Atome  unveränderlich  seien,  daß  alle  Veränderung  in  der  [körper- 
lichen] Welt  Änderung  der  räumlichen  Verteilung  der  elementaren  Stott'e  ist  und  in  letzter 
Instanz  durch  Bewegung  [als  Ortsveränderung  mit  der  Zeit]  zustande  kommt.  Ist  aber 
Bewegung  die  Urveränderung,  welche  allen  anderen  Veränderungen  in  der  Welt  zugnuule 
liegt,  so  sind  alle  elementaren  Kräfte  Bewegungskräfte,  und  das  Jlndziel  der  Naturwissen- 
schaften ist,  die  allen  anderen  Veränderungen  zugrimde  liegenden  Bewegungen  und  deren 
Triebkräfte  zu  finden,  al.so  sicli  in  Mechanik  aufzulösen.  Späterhin  treten  diese 
direkten  .\ußenmgen  zurück  und  machen  Energie-KWirterungen  Platz.  Aber  bis  zidetzt 
werden  auch  diese  an  das  Begriff'spaar  Kraft  und  Stoff"  angeknüpft,  ohne  daß  damit  irgend- 
eine Annäherung  an  Kants  »Metaphysische  Anfangsgründe  der  Naturwissenschaft«  voll-  | 
zogen  würde.  Helmholtz  hat  der  kritischen  Naturphilosophie  Kants,  wenn  ich  recht  ge- 
sehen habe,  nur  einmal  flüchtig  gedacht,  falls  dieses  Gedenken  sich  nicht  lediglich  auf 
die  Fragestellung  von  Kants  Prolegomena  bezieht'. 

Aber  Helmholtz"  erkenntnistheoretische  Schulung  und  die  frfllie  Vielseitigkeit  seiner 
geistigen  Interessen  bewahrten  ihn,  ähnlich  wie  Lotze,  vor  dem  Schick.sal,  dem  auch 
manche  seiner  Mit.schüler  aus  dem  Kreise  der  Berliner  Physikalischen  Gesellschaft  verfielen, 
den  Sprung  von  der  Mechanik  der  äußeren  Natur  in  die  metaphysische  Hypothese  des 
Materialismus  mitzumachen.  Gegen  den  Verdacht  des  V'ulgärmaterialismus  der  Vogt  und  ' 
Moleschott  hat  er  sich  1857  energisch  gewelirt.  Nicht  im  entferntesten,  schrieb  er  damals  | 
seinem  Vater,  bin  ich  ein  Anhänger  ihrer  trivialen  Tiraden  .  .  .  Ein  besonnener  Natur- 
forscher weiß  sehr  wohl,  daß  er  dadurch,  daß  er  etwas  tiefer  in  das  verwickelte  Treiben 
der  Naturprozesse  Einblick  gewonnen  hat,  noch  nicht  die  Spur  mehr  berecJitigt  ist,  über 
die  Natur  der  Seele  abzusprechen  als  jeder  andere  Mensch '^ 

'  t'ber  Helmholt/,'  Stellung  zur  Lebenskraft  vi;l.  .\I6f.,  65 f.,  .\ II  700,  735,  VI  10,  75 f..  385  f.,  395, 
VII  i68f.,  1771'.  tlber  den  ScLülerkreis  J.  Müllers  s.  VII  182  und  Du  Üois-Reyinond  a.a.O.  S.  19.  Zur  iiicclia- 
nischen  Natui-aufFassung:  All  609,  VI  40 f..  K  I  392,  O' 444,  454,  VI 379,  vgl.'376,  386,  394.  K  15. — All  642. 

'    K  I  292,  V  I  17,  V  II  i86f.,  205,  244f.,  433,  O-  443- 


14  Erdmann: 

Der  bei  den  Naturforschern  jener  Zeit  landläufigen  Verwerfung  aller  Philosophie  stimmt 
er  nur  zu,  soweit  sie  sich  auf  die  apriorische  metaphysische  Spekulation,  vor  allem  auf 
die  »Ausschweifungen«  der  Naturphilosophie  Schellings  und  Hegels  bezieht.  Diese  ist  ihm 
das  Vorbild  der  Metaphysik,  die  er  nicht  müde  wird,  energisch  zu  bekämpfen,  d.  i.  nach 
seiner  Deutung  der  vermeintlichen  Wissenschaft,  deren  Zweck  es  ist,  durch  reines  Denken 
Aufschlüsse  über  die  letzten  Prinzipien  des  Zusammenhanges  der  Welt  zu  gewinnen.  Ihr 
rechnet  er  den  Spiritualismus  nicht  weniger  als  den  Materialismus  zu.  Die  eigentliche 
Aufgabe  der  theoretischen  Philosoplde  ist  ihm  vielmehr  das  Geschäft,  welches  immer 
der  Philosophie  verbleiben  wird,  und  dem  sich  liein  Zeitalter  ungestraft  wird  entziehen 
können,  nach  dem  Vorbild  Kants  die  Quellen  unseres  Wissens  und  den  Grad  seiner 
Berechtigung  zu  untersuchen.  P'reilich  steht  er  ihr  wohl  stets  als  mathematisch  geschulter 
Naturforscher  gegenüber.  Ich  fand,  schrieb  er  1869  an  Ludwig  mit  Bezug  auf  seine  Wahr- 
nehmungslehre, daß  das  viele  Philosophieren  zuletzt  eine  gewisse  Demoralisation  herbei- 
führt und  die  Gedanken  lax  und  vage  macht,  ich  will  sie  erst  wieder  eine  Weile  durch 
das  Experiment  und  durch  Mathematik  disziplinieren'. 

Aber  nicht  nur  die  Umbildung  des  Kantischen  Realismus  zu  dem  physikalischen 
Realismus  seiner  Naturauffassung  kommt  für  Helmholtz'  Stellung  zur  Lehre  Kants,  und 
damit  zu  der  Auflösung  der  theoretischen  Philosophie  in  Erkenntnistheorie  •  und  der  erst 
später  zu  erörternden  wissenschaftlichen  Methodenlehre  in  Betracht.  Nicht  berührt  ist 
bisher  die  folgenreiche  Umbildung,  die  er  in  seiner  Wahrnehmungstheorie  der  Kantischen 
Raumlehre  angedeihen  ließ.  Sie  ist  ein  kaum  weniger  alter  Bestandteil  seiner  Überzeugungen 
als  die  physikalische  Wendung  des  Kausalproblems.  Schon  die  bereits  erwähnte  kantiani- 
sierende  Niederschrift  über  die  naturwissenschaftlichen  Grundbegriffe  aus  den  vierziger 
Jahren  zeigt  Keime  dieser  Umbildung.  Wir  begegnen  schon  dem  Gedanken,  daß  die  Geo- 
metrie wie  die  Zeitlehre  und  die  reine  Mechanik  »allgemeine  oder  reine  Naturwissen- 
schaften« seien.  Wir  finden  im  Anschluß  daran  ferner  die  Bemerkung:  Die  allgemeinen 
Naturbegriffe,  nur  hergeleitet  aus  der  Möglichkeit  irgendeiner  Naturanschauung,  dürfen  nicht 
die  Möglichkeit  irgendeiner  empirischen  Kombination  von  Wahrnehmungen  beschränken, 
d.  h.  es  darf  aus  ihnen  durchaus  kein  empirisches  Faktum  oder  Gesetz  ableitbar  sein,  sondern 
sie  können  uns  nur  die  Norm  für  unsere  Erklärungen  abgeben.  Deutlicher  tritt  das  Problem 
in  dem  Brief  an  den  Vater  vom  Jahre  1857  zutage.  Ich  selbst,  schrieb  er  dort,  fühle 
sehr  lebhaft  das  Bedürfnis  einer  spezielleren  Durcharbeitung  gewisser  Fragen,  an  welche 
aber,  soviel  ich  weiß,  kein  neuerer  Philosoph  sich  gemacht  hat,  und  die  ganz  auf  dem  von 
Kant  in  seinen  Umrissen  erforschten  Felde  der  apriorischen  Begriffe  liegen,  so  z.  B.  die 
Ableitung  der  geometrischen  und  mechanischen  Grundsätze  .  .  .  Eine  Anmerkung  in  0, 
die  spätestens  dem  Jahre  i  866  zugehört,  zeigt  ihn  schon  auf  dem  später  weiter  beschrittenen 
'Wege:  Kant  hatte  Raum  und  Zeit  kurzweg  als  gegebene  Formen  aller  Anschauung  hin- 
gestellt, ohne  weiter  zu  untersuchen,  wieviel  in  der  näheren  Ausbildung  der  einzelnen  räum- 
lichen und  zeitlichen  Anschauungen  aus  der  Erfahrung  hergeleitet  sein  könnte.  Diese  Unter- 
suchung lag  auch  außerhalb  seines  Weges.  So  betrachtete  er  namentlich  die  geometrischen 
Axiome  auch  als  ursprünglich  in  der  Raumanschauung  gegebene  Sätze,  eine  Ansicht,  heißt 
es  dort,  über  welche  sich  wohl  noch  streiten  läßt.  Wieweit  er  wenig  später  be- 
reits gekommen  war,  zeigt  ein  Brief  vom  21.  April  1868  an  Schering:  Indem  ich  Ihnen 
meinen  Dank  für  die  Übersendung  der  beiden  kleinen,  Riemann  betreffenden  Aufsätze  aus- 
spreche, ertaube  ich  mir  eine  Frage.     In  Ihrer  Notiz  über  sein  Leben  finde  ich  die  Angabe, 

'  Gegen  die  Metaphysik:  V  II  432f.;  vgl.  K  I  243,  K  II  163,  V  I  8g,  ,63f.:  V  II  42,  171.  175,  ,82 f.,  185 f., 
'«^V  ^^^^'Uo'^^^'   ^^96.  -  Aufgabe  der  Philosophie:  VI  88;  vgl.  164  VII  i87f..  433,  KI  243;  -  VU 

loo  I.,    H  11  loJ. 


lyie  philosophischen  Grundlagen  von  Hdmholtz'  Wahrnehmungstheorie.  1 5 

(laß  er  eine  Habilitationsvorlesung  gehalten  habe  über  die  Hypothesen  der  Geometrie.  Ich 
habe  selbst  in  den  letzten  zwei  Jahren  im  Zusammenhang  mit  meinen  Untersuchungen  über 
physiologische  Optik  mich  mit  dem  gleichen  Gegenstande  beschäftigt,  aber  die  Arbeit  noch 
nicht  abgeschlossen  und  veröffentlicht,  weil  ich  immer  noch  hoffte,  einzelne  Punkte  ver- 
allgemeinern zu  können.  Ich  kann  namentlich  noch  nicht  alles  für  drei  Dimensionen  gleich 
allgemein  machen,  wie  ich  es  für  zwei  kaim.  Nun  erkenne  ich  aus  den  wenigen  An- 
deutungen, die  Sie  über  das  Resultat  der  Arbeit  geben,  daß  Riemann  zu  genau  denselben 
Resultaten  gekommen  ist  wie  ich  .  .  .  Ich  möchte  Sie  bitten,  mich  wissen  zu  lassen,  ob 
Riemanns  Aufsatz  schon  gedruckt  ist,  oder  ob  Aussicht  ist,  daß  er  bald  gedruckt  werden 
könnte,  was  mir  höchst  wünschenswert  erscheint;  eventualiter  ob  Riemann  von  demselben 
Ausgangspunkte  ausgegangen  ist,  dann  würde  nämlich  meine  Arbeit  imnütz,  und  ich  möchte 
dann  nicht  mehr  soviel  Zeit  und  Kopfschmerzen  daran  verwenden,  als  sie  mich  schon 
gekostet  haben.  Einen  Monat  s])äter  hat  er  dann  die  erst  1867  von  Dedekind  veröffent- 
lichte, schnell  berühmt  gewordene  Habilitationsvorlesung  Riemanns  erhalten.  Wenige 
Tage  darauf,  am  22.  Mai  1868,  hat  er  über  die  tatsächlichen  Gnmdlagen  der  Geometrie 
in  Heidelberg  gelesen.  Er  berichtet  dort  über  das  Verhältnis  seiner  »der  Hauptsache  nach 
.schon  fertig«  gestellten  Untersuchung  zu  der  Arbeit  Riemanns  und  seinen  von  Riemanns 
Erörterung  abweichenden  Ausgangpunkt  über  die  Bedingungen  für  die  Konstatierung  von 
Kongruenz,  von  dem  er  schon  Schering  Kenntnis  gegeben  hatte.  Und  bereits  unter  dem 
3.Juni  d.  .1.  veröffentlicht  er  in  den  Göttinger  Nachrichten  die  ausführliche,  dem  gleichen 
Zweck  dienende  Abhandlung  über  die  Tatsachen,  die  der  Geometrie  zugrunde  liegen'. 

Auch  die  philosophischen  Konsequenzen  beider  Forscher  sind  vorerst  weit  vonein- 
ander verschieden.  Riemann,  der  selbst  erklärt  hat,  »Herbartianer  in  Psychologie  und  Er- 
kenntnistheorie zu  sein«,  nimmt  an,  daß  nicht  nur  die  Axiome  der  Geometrie,  welche  die 
Maßverhältnisse  des  Raumes  bestimmen,  nur  aus  der  Erfahrung  entnommen  werden  können, 
sondern  daß  die  Raumvorstellung  überhaupt  empirischen  Ursprungs  sei.  Helmholtz  da- 
gegen beschränkte  seine  Konse<}uenz  dahin,  daß  nur  die  geometrischen  Axiome  empirische 
Voraussetzungen  über  die  Konstatierung  von  Kongruenz  fordern,  daß  also  die  Geometrie 
insofern  physische  Geometrie  sei.  Die  Raumvorstellung  überhaupt,  d.  i.  »die  Vorstellung 
von  einem  dauernden  Bestehen  von  Verschiedenem  gleichzeitig  nebeneinander«,  die  noch 
gar  keine  Bestimmungen  über  die  Maßbeziehungen  dieses  Nebeneinander  enthält,  bleibt 
eine  notwendige  Form  der  äußeren  Anschauung  und  eine  gegebene,  vor  aller  Erfahrung 
mitgebrachte  Form  der  Anschauung,  d.  i.  eine  transscendentale  Anschauungsform  wie  bei 
Kant.  Bei  Kant  sei  allerdings  diese  Annahme  wesentlich  auf  die  Meinung  gestützt,  die 
Axiome  seien  synthetische  Sätze,  a  priori  gegeben.  Er  operiert  noch  mit  dem  älteren 
Begriff  der  Anscliaimng,  welche  nur  das  als  durch  Anschaining  gegeben  anerkennt,  dessen 
Vorstellung  ohne  Besinnen  und  Mühe  sogleich  mit  dem  sinnlichen  Eindruck  zum  Bewußt- 
sein kommt,  während  die  von  Beltrami  angegebene  Methode  der  Abbildung  metamathe- 
matischer Räume  in  Teilen  des  euklidischen  Raums  .  .  .  einige  Übung  im  Verständnis  analy- 
tischer Methoden,  perspektivischer  Konstruktionen  und  optischer  Erscheinungen  verlangt. 
Wenn  man  aber  Kants  Annahme  fallen  läßt,  würde  kein  wesentlicher  Zug  des  Kantischen 
Systems  verloren  gehen  .  .  .  Seine  Lehre  von  den  a  priori  gegebenen  Formen  der  An- 
schauung ist  ein  sehr  glücklicher  und  klarer  Au.s<lruck  des  Sachverhältnisses,  aber  diese 
Formen  mü.ssen  wirklich  inhaltsleer  und  frei  genug  sein,  um  jeden  Inhalt,  der  überhaupt 
in  die  betreffende  Form  der  Wahrnehmung  eintreten  kann,  aufzunehmen  .  .  .    Die  Lehre 

'  Kni27.  1292;  — 0  456;  vgl.  den  abgeänderten  Text  in  ()';  —  K  H  138f..  All  «10  f..  6t4f..  A  III  619. 
VII  4,  19,  231. 


16  Erdmakn: 

von  der  Transscendentalität  der  Anschauungsform  des  Raumes  ist  dann  ohne  allen  Anstoß. 
Jedoch  nur  dann.  Helmholtz  erklärt  selbst,  daß  Kant  in  diesem  Punkt  in  seiner  Kritik  nicht 
kritisch  genug  gewesen  sei,  aber  freilich  handelte  es  sich  dabei  um  Lehrsätze  aus  der 
Mathematik,  und  dies  Stück  kritischer  Arbeit  mußte  durch  die  Mathematiker  erledigt 
werden.  Kants  Kritik,  die  sonst  überall  gegen  die  Zulässigkeit  metaphysischer  Folge- 
rungen gerichtet  sei  .  .  .,  würde  an  Konsequenz  und  Verständlichkeit  gewinnen . . .,  wenn  der 
wesentlich  auf  die  überzeugende  Kraft  der  geometrischen  Axiome  als  synthetischer  Sätze 
a  priori  gebaute  Beweis  für  die  Möglichkeit  einer  Metaphysik  fortfiele,  von  welcher  Wissen- 
schaft er  doch  selbst  weiter  nichts  zu  entdecken  wußte  als  die  geometrischen  und  natur- 
wissenschaftlichen Axiome!  Allerdings  meint  Helmholtz,  wie  noch  zu  zeigen  ist  (S.  26  f.), 
mit  seiner  Anerkennung  des  Räumlichen  überhaupt  etwas,  was  ganz  außerhalb  des  Kanti- 
schen Gedankenkreises  liegt'. 

Analoges  hat  Helmholtz  später  (1887)  durch  erkenntnistheoretische  Betrachtung  des 
Zählens  und  Messens  im  Anschluß  an  die  Brüder  Grassmann  und  an  E.  Schroeder  für 
die  Axiome  der  Arithmetik  durchgeführt.  Kantisch  ist  der  Gedanke,  daß  diese  Axiome 
in  entsprechender  Beziehung  zur  Zeit  stehen,  wie  die  geometrischen  zum  Räume  .  .  .  Jede 
gegenwärtige  Vorstellung  ist  in  einem  der  Anschauungsform  der  Zeit  angehörigen  Gegen- 
satz als  die  nachfolgende  den  vorausgegangenen  gegenübergestellt,  weil  jeder  gegen- 
wärtige Akt  der  Wahrnehmung,  des  Gefühls  oder  Willens  mit  den  Erinnerungsbildern 
vergangener  Akte  zusammenwirkt  ...  In  diesem  Sinne  also  ist  die  Zeitfolge  die  unaus- 
weichliche Form  unserer  inneren  Anschauung.  Das  erinnert  an  Kants  Synthesis  der  Re- 
produktion. Aber  bei  Helmholtz  ist  nur  die  reine  Arithmetik  eine  auf  rein  psycholo- 
gische Tatsachen  aufgebaute  Methode  .  .  .  Wir  geben  jedoch  mittels  ihres  Zeiehensystems 
Beschreibungen  der  Verhältnisse  .  .  .  reeller  .  .  .  Objekte.  Es  entstehen  also  die  Fragen 
nach  dem  objektiven  Sinn  davon,  daß  wir  zwei  reelle  Objekte  als  gleich  erklären,  und 
nach  dem  Charakter  der  physischen  Verknüpfung  zweier  Objekte,  damit  wir  vergleichbare 
Attribute  derselben  als  additiv  verbunden,  diese  Attribute  also  als  Größen  ansehen  dürfen, 
die  durch  benannte  Zahlen  ausgedrückt  werden  können.  E]s  sind  also  die  empirischen 
p:igenschaften  zu  definieren,  welche  den  Objekten  zukommen  müssen,  damit  sie  zählbar 
seien  .  .  .,  Angaben,  die  sich  natürlich  nur  durch  Erfahrung  bestimmen  lassen.  Erst  da- 
durch gewinnen  die  arithmetischen   Axiome  objektive  Bedeutung". 

Trotz  alledem  ist  zu  beachten,  daß  Helmholtz  ;iuch  in  diesen  Zusammenhängen  nicht 
sowohl  seine  Umbildung  des  Kantischen  Kritizismus  als  vielmehr  ihre  Übereinstimmung 
mit  dessen  prinzipiellen  Grundlagen  betont  hat.  Nur  die  Kantianer  »strikter  Observanz« 
lehnt  er  ab,  die  auf  der  Apriorität  der  geometrischen  und  arithmetischen  Axiome  be- 
stehen, ebenso  wie  diejenigen  seiner  modernen  Anhänger,  denen  Kants  Ding  an  sich  nur 
ein  transscendentaler  Schein  ist  (S.  8).  Es  bleibt  ihm  das  Wesentliche  an  Kants  Leistung, 
daß  er  die  Lehre  von  den  vor  aller  ErfVihrung  gegebenen  oder,  wie  er  sie  deshalb  nannte, 
»transscendentalen«  Formen  des  Anschauens  und  Denkens  ausgebildet  hat,  in  welche  aller 
Inhalt  unseres  Vorstellens  notwendig  aufgenommen  werden  muß,  wenn  er  Erfahrung 
werden  solP. 

Aus  solcher  Anerkennung  heraus  hat  Helmholtz  die  erste  Darstellung  seiner  Wahr- 
nehmungstheorie in  dem  Vortrag  »tTber  das  Sehen  des  Menschen«  gegeben,  den  er 
1855    in    Königsberg    zugunsten    von    Kants    Denkmal    hielt.      Kant,    heißt    es    dement- 


'    B.  Riemann,    Über    die  Hypothesen,    welche    der  Geometrie  zugrunde  h"eo-en.   W   hrso-    v   Dedeklnd» 
Leipzig  1893,  S.  273,  284.  508.  521.  —  All  614.  659,  642,  VI!  224f..  226,  231,  Äil66U. 
■'   AI1I357,  361f.,  359,  358,  372,  383,  378t. 
'    VII229,  KII163,  All  642,  650,  Vll39rf.,  396;  —  VII218f. 


Dif  philosophiscJum  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahrnt^hmungslheorie .  1 7 

sprechend  noch  in  Helmholtz"  zweiter  Goetherede  (1892),  hat  für  uns  Nachkommende 
das  Facit  aus  den  froheren  Bemühungen  der  Erkenntnistheorie  gezogen.  Und  in  seiner 
tiefsinnigsten  philosophischen  Rede  formuliert  er:  das  Grundproblera  der  Erkenntnistheorie 
war  auch  das  Kants:  »Was  ist  Wahrheit  in  unserem  Anschauen  und  Denken?  in  welchem 
Sinne  entsprechen  unsere  Vorstellungen  der  Wirklichkeit?«  Wie  vordem  wiederholt,  hebt 
er  auch  hier  hervor:  Auf  dieses  Problem  stoßen  Philosophie  und  Naturwissenschaft  von 
zwei  entgegengesetzten  Seiten;  es  ist  eine  gemeinsame  Aufgabe  beider.  Die  erstere  .  .  . 
sucht  rein  hinzustellen,  was  der  eigenen  Tätigkeit  des  Geistes  angehört.  Die  Natur- 
wissenschaft im  Gegenteil  sucht  .  .  .  übrigzubehalten,  was  der  Welt  der  Wirklichkeit 
angehört,  deren  Gesetze  sie  sucht  ...  In  der  Theorie  der  Sinneswahrnehmungen  und 
in  den  Untersuchungen  über  die  Grundprinzipien  der  Geometrie,  Mechanik,  Physik  kann 
auch  der  Naturforscher  diesen  Fragen  nicht  aus  dem  Wege  gehen.  Um  diese  erkenntnis- 
theoretischen Aufgaben  zu  lösen,  schien  es  ihm  geboten,  auch  die  Leistungsfähigkeit 
unseres  Denkvermögens  zu  untersuchen  ...  Es  handelte  sich  dabei  auch  nur  um  eine 
Reihe  tatsächlicher  Fragen,  über  die  bestimmte  Antworten  gegeben  werden  konnten  und 
mußten.  Wir  haben  bestimmte  Sinneseindräcke;  wir  wissen  infolgedessen  zu  handeln. 
Der  Erfolg,  der  Handlung  stimmt  der  Regel  nach  mit  dem  überein,  was  wir  als  be- 
obachtbare Folge  erwarten,  zuweilen,  bei  sogenannten  Sinnestäuschungen,  auch  nicht. 
Das  sind  alles  objektive  Tatsachen,  deren  gesetzliches  Verhalten  wird  gefunden  werden 
können'. 

Dadurch  ist  der  Punkt  für  Helmholtz'  erkenntnistheoretische  und  weiterhin  seine 
philosophische  Leistung  überhaupt  bezeichnet,  in  dem  alle  seine  Untersuchungen  zur  Wahr- 
nehmungstheorie zusammenfließen. 

Wir  stoßen  in  ihm  auf  die  zweite,  die  psychologische  (iruppe  von  Helmholtz" 
philosophischen  Annnahmen. 

Die  Lösung  des  erkenntnistheoretisch  gestellten  Wahrnehmungsproblems  erfordert 
eine  psychophysiologische  Untersuchung.  Es  handelt  sich  in  ihr  um  eine  auf  die  Phy- 
siologie der  Sinne  gestützte,  kurz  um  eine  physiologische  Erkenntnislehre,  deren  Ge- 
schäft ganz  nach  naturwissenschaftlichen  Methoden  ausgeführt  werden  kann  .  .  . ,  inso- 
fern nämlich  festgestellt  werden  muß  und  auf  naturwissenschaftlichem  Wege  auch  fest- 
gestellt werden  kann,  welche  besonderen  Eigentümlichkeiten  der  physikalischen  P>regungs- 
mittel  und  der  physiologischen  Erregung  Veranlassung  geben  zur  Ausbildung  dieser  oder 
jener  besonderen  Vorstellimg  über  die  Art  der  wahrgenommenen  äußeren  Objekte  .  .  . , 
d.  i.  über  deren  Existenz,  Form  und  Lage"''. 

Unerläßlich  ist  es  demnach,  bei  dieser  Untersuchung  das  Gebiet  der  Psychologie 
soweit  zu  betreten,  als  die  Tatsachen  des  Wahrnehmens  erforderlich  machen,  den  phy- 
siologischen Teil  der  Psychologie  also,  gegen  die  reine  Psychologie  abzugrenzen,  deren 
wesentliche  Aufgabe  es  i.st,  die  (Jesetze  und  Natur  der  Seelentätigkeiten,  soweit  dies 
möglich  ist,  festzustellen.  Die  Untersuchung  tritt  demnacli,  so  korrigiert  Helmholtz  in  0' 
seinen  ursprünglichen,  mehr  psychologisch  gefärbten  Text,  notwendig  zum  Teil  in  das  Gebiet 
der  Psychologie  ein.  eben  weil  sie  sich  mit  der  Entstehung  und  dem  Bewußtwerden  von 
Vorstellungen  zu  beschäftigen  hat.  Aber  es  bleibt  eine  psychologische  Frage,  wie 
aus  den  Nervenerregungen  Wahrnehmungen  entspringen^. 


'    VlSyf..  KI242:  —  VII338:  —  V  II  218,  V  I  90.  267,  427^;  —  V  1 16. 

«    V  II  360,  358;  —  O  427,  V  I  269,    I^  6. 

'    0'576,  O  427,  \' I  184.  269,  vgl.  dazu  die  >pliysiulogische  Untersuchung«   Villi. 

Phil.-hisl.AbA.  1921.  Nr.l. 


18  Erdmann: 

Die  somit  vollzogene  Übertragung  des  erkenntnistheoretischen  Wahrnehmungsproblems 
in  ein  psychophysiologisches  bedarf  der  Erläuterung.  Helmholtz  hat  die  Frage  nach  derStellung 
der  Psychologie  zu  den  übrigen  Wissenschaften  und  ihr  Verhältnis  zu  der  auf  Erkenntnis- 
theorie und  Logik  beschränkten  Philosophie  nur  gestreift  und  ihre  bisherigen  Leistungen 
—  bis  Anfang  der  siebziger  Jahre  —  wenig  anerkennend  beurteilt.  Er  hebt  hervor, 
daß  der  Gegenstand  der  eben  deshalb  sogenannten  Geisteswissenschaften  sich  wesentlich 
aus  psychologischer  Grundlage  entwickelt.  Aber  die  Hoffnung,  daß  auch  die  Psychologie 
der  Individuen  und  der  Völker  nebst  den  auf  sie  zu  basierenden  praktischen  Wissen- 
schaften der  Erziehung,  der  gesellschaftlichen  und  staatlichen  Ordnung  zum  gleichen  Ziele 
[wie  die  Naturwissenschaften]  gelangen  werde,  scheine  sich  vorläufig  nur  auf  eine  ferne 
Zukunft  richten  zu  dürfen  (vgl.  S.  2of.).  Dabei  wird  die  Psychologie  das  eine  »Mal  an- 
scheinend in  die  Philosophie  einbezogen,  ein  anderes  Mal  von  ihr  unterschieden.  Sicher 
ist,  daß  er  die  »reine«  Psychologie  auf  die  Selbstbeobachtung  eingeschränkt  sein  läßt, 
deren  Objekte,  wie  er  später  ausführt,  zu  den  Sinneswahrnehmungen  gar  keine  Beziehung 
der  Ähnlichkeit  zulassen.  Insofern  sei  es  durchaus  zutreffend  .  .  .,  daß  man  die  Wahr- 
nehmungen der  Seelenzustände,  darunter  auch  die  der  Tätigkeit  des  bewußten  Denkens 
und  Vorstellens,   einem   inneren  Sinne  zuschrieb'. 

Es  ist  auffallend,  daß  Helmholtz  diese  Lehre,  die  den  Funktionen  der  reflection  bei  Locke 
und  der  anthropologischen  Umdeutung  des  Kantischen  Kritizismus  durch  Fries  entspricht, 
auch  in  Kants  Lehre  vom  inneren  Sinn  hineindeutet.  Aber  das  ist  sachlich  belanglos. 
Es  mag  durch  gelegentliche  Wendungen  des  Philosophen  nahegelegt  sein,  die  seiner  Fassung 
der  Spontaneität  widersprechen.  Allerdings  ist  bei  dieser  Analogie  zu  Lockes  Reflexions- 
lehre zu  bedenken,  daß  Helmholtz'  hier  zu  Tage  tretender  Empirismus  von  dem  fülirenden  eng- 
lischen Empirismus  des  achtzehnten  Jahrhunderts  wesensverschieden  ist.  Er  entspringt 
bei  ihm  experimentell  fundierten  physiologischen  Erfahrungsdaten,  die  Locke  und  Hume 
gleicherweise  von  ihrer  induktiven  psychologischen  Analyse  abweisen  und  Berkeley  nur 
ohne  nennenswerte  experimentelle  Hilfen   verwertet". 

Zudem  beruht  die  psychologische  Problemstellung  von  Helmholtz  auf  Voraussetzungen 
über  das  Verhältnis  von  Empfindung  und  Wahrnehmung,  die  ihm  die  zeitgenössischen  Hy- 
pothesen der  deutschen  Vorläufer  seiner  Lehre,  deren  er  wiederholt  gedenkt,  und  vor 
allen  anderen  die  Lehren  Joh.  Müllers  darboten.  Allerdings  hält  er  sich  dabei  von  den 
psychologischen  Annahmen  Müllers,  die  einen  starken  Einfluß  der  metaphysisch  fundierten 
Gedanken  Herbarts  bekunden,  von  Anfang  an  frei.  Immerhin  erkennt  er  an,  die  Rückkehr 
der  Physiologen  zu  der  älteren  Ansicht,  wonach  alle  Beurteilung  des  Räumlichen  auf 
Erfahrung  beruhe,  habe  ihr  Vorspiel  auf  philosophischer  Seite  in  den  Ansichten  von 
Herbart  über  die  Sinueswahrnehmungen  gefunden*. 

Die  Helmholtz  insbesondere  durch  J.  Müller  überlieferte  grundlegende  Voraussetzung 
seiner  Wahrnehmungstheorie  ist,  daß  das  Gehirn  das  Organ  des  Bewußtseins,  speziell 
des  Wahrnehmens,  des  Vorstellens  überliau])t  und  des  Willens  sei.  Im  (Jehirn  also  kommen 
die  Empfindungen  erst  zum  Bewußtsein.  Von  hier  aus  sind  die  zahlreichen  zum  Teil 
einander  scheinbar  widersprechenden  Bemerkungen  zu  verstehen,  durch  die  Helmholtz, 
ebenfalls  ähnlich  wie  Müller,  die  Empfindungen  charakterisiert,    sofern  sie  nicht  als  Be- 

'    VI  163,  VII  425,   189,  O797.  0^577 f.  vgl.  VII  187 f. 

''    Kant,  Kiitik  der  reinen  Vernunft^'  z.  B.  321,  330,  ebenda'  359. 

''  OVI,  595,  456,  797,  8i9f.  —  ,1.  Müller,  Handbuch  der  Physiologie  des  Mensehen  l3  1838.  II  1840: 
über  das  Bewußtsein  z.B.  II  498,  516,  525,  537  f.,  551;  über  Empfindung  und  Vorstellung  z.  B.  I  846.  II  258, 
268f.,  479,  5i7f.,  523f.,  532,  536,  abw(!icliend  I  854;  über  Vorstellungen  als  Zeichen  von  Empfindungen 
z.  B.  Il526f.;  zur  Projektionstheorie  z.B.  II  352  f.,  355,362,  364.  Vgl.  dazu  K.  Post,  J.  Müllere  philosophische 
Anschauungen  (Abh.  zur  Philosophie  XXI.  Halle  1905)  S.  8if'..   i35f. 


Die  philosophischen  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahrnehmungstheorie.  1 9 

standteile  der  Wahrnehmung  gegeben  sind.  Die  physischen  Vorgänge  in  den  Sinnes- 
nervenapparaten,  d.  i.  den  Sinnesorganen,  den  sensorischen  Nervenfasern  und  den  ihren 
Endigungen  entsprechenden  Gehirngebieten  vermittehi  auf  Grund  von  Reizen  die  Emp- 
findung, die  im  Gehirn  bewußt  wird:  durch  das  äußere  Licht  entsteht  die  Lichtempfin- 
dung, welche  dann  durch  die  Fasern  der  Sehnerven  dem  Gehirn  zugeleitet  wird  und 
hier  zum  Bewußtsein  gelangt.  Die  an  die  bewußt  gewordenen  Empfindungen  sich  gleich- 
viel wie  anschließenden  seelischen  Vorgänge  lassen  sie  als  Bestandteile  der  Außenwelt 
wahrnehmen.  Schon  bei  Aristoteles,  lieißt  es  dementsprechend  in  der  Optik,  findet 
sich  eine  feine  psychologische  Untersuchung  über  die  Mitwirkung  der  geistigen  Tätigkeit 
in  den  Sinneswahrnehmungen,  das  Physikalische  und  Physiologische,  die  Empfindung, 
ist  deutlich  unterschieden  von  dem  Psychisclien;  die  Wahrnehmung  äußerer  Objekte  be- 
ruht .  .  .  auf  Urteil.  Auf  Grund  solcher  Unterscheidung  von  Wahrnelimung  und  Emp- 
findung ist  Helmholtz  unbedenklich,  von  Empfindungen  der  Sinnesorgane  und  in  ihnen 
der  Nervenfasern  zu  reden.  Gemeint  ist  damit  stets  »die  Empfindung  in  physischer  Be- 
ziehung«, der  Inbegriff  der  physischen  Vorgänge,  welche  die  Empfindung  im  Gehirn  als 
Bestandteil  des  Bewußtseins  »vermitteln«  oder  »erregen«,  denen  die  Empfindungen  »ent- 
sprechen«. So  vermag  er  auch  von  »körperlichen  Empfindungen  in  den  Sinnesorganen« 
zu  s{)rechen,  ein  Ausdruck,  der  nocli  später  zur  Bezeichnung  von  Hunger,  Durst  usw. 
wiederkehrt,  und,  in  Variation  einer  eben  schon  benutzten  Aiisfiihrung,  über  die  Klang- 
farbe der  Vokale  zu  sagen:  Wir  müssen  zweierlei  unterscheiden:  erstens  die  Empfin- 
dung der  Hömerven,  wie  sie  sich  ohne  Einmischung  geistiger  Tätigkeit  entwickelt; 
zweitens  die  Vorstellung,  welche  wir  uns  bilden  infolge  dieser  Empfindung.  Wir 
müssen  also  gleichsam  unterscheiden:  das  leibliche  Ohr  des  Körpers  und  das  geistige 
Ohr  des  Vorstellungsvermögens.  Das  leibliche  Ohr  empfindet  den  Ton  einzeln,  welcher 
.  .  .  einer  einfachen  Tonwelle  zugehört.  Am  deutlichsten  ist  der  Sinn  der  Unterscheidung 
vielleicht  in  dem  ursprüngliclien  Text  der  Lehre  von  den  Tonempfindungen  ausgesprochen: 
Empfindungen  nennen  wir  die  Eindrücke  auf  unsere  Sinne,  insofern  sie  nur  als  Zustände 
unseres  Körpers  (speziell  unserer  Nervenapparate)  zum  Bewußtsein  kommen,  Wahrnehmun- 
gen, .sofern  wir  aus  ihnen  uns  die  Vorstellung  äußerer  Objekte  bilden'. 

Es  liegt  zutage,  daß  diese  Voraussetzung  über  das  genetische  und  sachliche  prius 
der  Empfindung  vor  der  Wahrnehmung  nicht  einen  psychologischen  Untergrund  für 
die  Problemstellung  bietet.  Für  die  psychologisclie  Analyse  liefern  die  im  entwickelten 
Bewußtsein  unmittelbar  gegebenen  geordneten  Empfindungsinbegriffe  der  Walirnehmung 
mit  den  Empfindungen  als  ihren  Gliedern  den  Ausgangspunkt.  Für  Helmholtz  ist  der 
Ausgangspunkt  vielmehr  der  physiologische,  der  von  den  Sinneserregungen  aus  die  Wahr- 
nehmung konstruiert.  Dem  entspricht  nicht  nur  sein  Aufbau  der  eben  physiologisch 
orientierten  Optik,  sondern  auch  seine  Gestaltung  der  Lehre  von  den  Tonempfindungen 
sowie  alles,  was  von  ihm  gelegentlich  über  die  andern  Sinne  vergleichsweise  ausgefiihrt 
wird.  Ausdrücklich  hat  er  diesen  sekundären  Charakter  seiner  psychologischen  P>- 
örterungen  anerkannt,  und  absichtlich  hat  er  sie  gewählt.  Wir  werden,  erklärt  er  in  der 
Optik,  nicht  vermeiden  können,  auch  von  psychischen  Tätigkeiten  und  den  Ciesetzen  derselben, 
soweit  sie  bei  der  sinnlichen  Wahrnehmung  in  Betracht  kommen,  zu  sprechen,  aber  wir 
werden  die  Ermittelung  und  Beschreibung  dieser  psychischen  Tätigkeiten  nicht  als  einen 
wesentlichen   Teil    unserer   vorliegenden   Arbeit    betrachten,    weil    wir   dabei   den   Boden 


'  Müller,  a.a.O.  z.  B.  I  805,  809,  845  f.,  II  249,  261  f.,  516;  man  vergleiche  dazu  A  II  878  f.,  886  f.;  VI 
90,  99,  115;  O  191,  (>'577  usw.  —  (iber  die  Leitungsvorgänge  z.  B.  O  193  und  schon  A  II  864,  873,  879. 
605.  686  f.  VI  99,  114.  -,  über  Aristoteles  O  207.  -  Erregung  der  Kmpfindungen:  0194,  All  911,  923  f.. 
VI  114,  T4  6  u.  ö.  —  Doppelsinn  der  Empfindung:  A  I  399,  VI  143,  T'  101. 


20  E  R  I)  M  A  N  N  : 

sicherer  Tatsachen  und  einer  auf  allgemein  anerkannten  und  klaren  Prinzipien  gegrün- 
deten Methode  kaum  würden  festhalten  können.  Aus  demselben  Grunde  hat  er  seiner 
Absicht  nach  versucht,  die  der  Lehre  von  den  Gesichtswahrnehmungen  speziell  gewid- 
meten Ausfuhrungen  von  allen  Ansichten  über  Seelentätigkeit  frei  zu  erhalten,  welche 
in  den  Bereich  der  zwischen  den  verschiedenen  ])hilosophischen  Schulen  bisher  und  viel- 
leicht für  immer  streitigen  Punkte  fallen.  Auch  aus  diesem  Grunde  hat  er  wohl  ver- 
mieden, die  von  Müller  öfter  herangezogenen  psychologischen  Lehren  von  Herbart  und 
Hume  in  Ansatz  zu  bringen'. 

Diese  absichtliche  Zurückhaltung  macht  verständlich,  daß  er  es  für  sicherer  hielt, 
die  Erklärung  der  Erscheinungen  des  Sehens,  und  damit  ein  Prinzip  der  Sinneswahr- 
nehmung überhaupt  anzuknüpfen  an  .  .  .  jedenfalls  vorhandene  und  tatsächlich  wirksame 
Vorgänge,  wie  os  die  einfa(!heren  i)sychischen  Tätigkeiten  sind  .  .  .,  deren  Gesetze  uns 
bis  zu  einer  gewissen  Grenze  aus  der  täglichen  Erfahrung  wohlbekannt  sind.  Freilich: 
wir  wissen  von  ihnen  so  gut  wie  nichts  und  sind  von  einem  naturwissenschaftlichen 
Verständnis  derselben  noch  weit  entfernt;  sie  sind  nicht  schon  jetzt  glatt  und  einfach 
auf  die  bekannten  Gesetze  der  Erregung  von  Nervenfasern  imd  deren  Leitung  zurück- 
zuführen. Indessen  die  Möglichkeit  eines  solchen  Verständnisses  entweder  absolut  zu 
leugnen,  wie  die  Spiritualisten,  oder  andrerseits  absolut  zu  behaupten,  wie  die  Materia- 
listen, dazu  könne  wolil  die  Neigung  zu  dieser  oder  jener  Richtung  der  Spekulation 
treiben;  dem  Naturforscher  .  .  .  sei  dies  eine  Frage,  für  welche  er  keine  Entscheidungs- 
gründe besitzt'. 

Aus  der  oben  besprochenen  Voraussetzung  über  das  Verhältnis  von  Empfindung  und 
Wahrnehmung  ergibt  sich  Helmholtz'  Fragestellung  für  das  Wahrnehmungsproblem.  Die 
von  ihm  benutzten  psychologischen  Hilfsdaten  und  ihre  Bewertung  bestimmen  die  von 
ihm  eingeschlagene  Lösungsrichtung  desselben.  Aus  beiden  Voraussetzungen  folgt  die  von 
ihm  sogenannte    »empiristische  Wahrnehmungstheorie«. 

Seine  psychologische  Problemstellung  lautet  in  ihrer  ersten  Fassung  auf  den  Gesichts- 
sinn bezogen:  Lichtempfindung  ist  immer  noch  kein  Sehen.  Zum  Sehen  wird  die  Licht- 
empfindung erst,  insofern  wir  durch  sie  zur  Kenntnis  der  Gegenstände  der  Außenwelt 
gelangen;  das  Sehen  besteht  also  erst  im  Verständnis  der  Lichtempfindung.  .  .  .  Wie  also 
entspringen  aus  den  Nervenerregungen  Wahrnehmungen?  Dieselbe  Frage  ergibt  sich 
aus  der  oben  schon  (S.  i  7)  erwähnten  einleitenden  Feststellung  der  physiologischen  Optik 
in  der  Erörterung  über  die  Wahrnehmungen  im  allgemeinen:  Wir  benutzen  die  Emp- 
findungen, um  uns  aus  ihnen  Vorstellungen  über  die  Existenz,  die  Form  und  die  Lage  äußerer 
Objekte  zu  bilden.      Dergleichen   Vorstellungen   nennen   wir  Gesichts  Wahrnehmungen''. 

Es  gilt  demnach,  die  Natur  der  psychischen  Prozesse  zu  bestimmen,  welche  die  Licht- 
empfindung in  eine  Wahrnehmung  der  Außenwelt  verwandeln,  d.  i.  uns  von  der  Emp- 
findung der  Nerven  aus  zu  der  Vorstellung  desjenigen  äußeren  Objektes  gelangen  lassen, 
welches  die  Empfindung  erregt  hat  (vgl.  S.jfy. 

Die  Keime  dieser  Fragestellung  und  die  Anfänge  ihrer  Lösung  durch  die  empiristische 
Hypothese  sind  bei  Helmholtz  schon  um  den  Anfang  der  fünfziger  Jahre  zur  Entwicklung 
gekommen.  Er  hat,  wie  wir  aus  seinem  ersten  Bericht  über  die  Erklärung  des  Glanzes 
schließen  dürfen,  schon  seit  185 1  in  seinen  Vorlesungen  von  ihnen  Kunde  gegeben. 
Diese   scheint    auch    durch    einzelne  Wendungen   seines  Königsberger  Ordinariatsvortrags 

'  O  427  f.  vgl.  796. 

^  0  796,  vgl.  O'  441:   V  I  353.  V  II 187. 

'  VI99f.,  269:  —  0427  vgl.  V  I  267,  T4  6. 

*  V  1 111,  146. 


Die  philosophischen  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahrnehmunystheorie.  2 1 

von  1852  hindurch.  Die  Unterscheidung  der  pigmentösen  und  spektralen  Farbenmischung, 
die  er  damals  gegen  Goethe  und  Brewster  durchführte,  hat  er  zudem  selbst  eine  der 
Tatsachen  genannt,  die  ihn  zuerst  zur  empiristischen  Theorie  der  Wahrnehmung  her- 
überdrängte'. 

Aus  jener  Zeit  schon,  dürfen  wir  demnach  annehmen,  stammt  der  Grund  zu  den 
Klagen,  daß  er  bei  den  Psychologen  leider  keine  Hilfe  gefunden  habe,  die  Natur  der 
psychischen  Prozesse  zu  bestimmen,  welche  die  Lichtempfindung  in  eine  Wahrnehmung 
der  Außenwelt  verwandeln,  weil  fiir  die  Psychologie  die  Selbstbeobachtung  bisher  der 
einzige  Weg  des  Erkennens  gewesen  sei,  wir  es  aber  hier  mit  geistigen  Tätigkeiten  zu 
tun  haben,  von  denen  vn)s  die  Selbstbeobachtung  gar  keine  Kunde  gibt,  deren  Dasein 
wir  vielmehr  erst  aus  der  physiologischen  Untersuchung  der  Sinneswerkzeuge  erschließen 
können  .  .  .  Selbst  noch  Kant  .  .  .  faßte  noch  alle  Zwischenglieder  zwischen  der  reinen 
Sinnesempfindung  und  der  Bildung  der  Vorstellung  des  zur  Zeit  wahrgenommenen,  räumlich 
ausgedehnten  Gegenstandes  in  einen  Akt  zusammen,  den  er  die  Anschauung  nannte. 
Diese  spiele  bei  ihm  und  seinen  Nachfolgern  eine  Rolle,  als  wäre  sie  durchaus  nur  Wirkung 
eines  natürlichen  Mechanismus,  der  nicht  weiter  Gegenstand  philosophischer  und  psycho- 
logischer Untersuchung  werden  könnte,  abgesehen  von  seinem  Endergebnis,  welches  eben 
eine  Vorstellung  ist". 

Das  Urteil  ist  begreiflich.  Bei  Kant  fehlt  in  der  Tat  jede  Erörterung  über  die  Ver- 
standesbedingungen, welche  die  Wahrnehmung  bestimmter  Gegen.stände  der  Außenwelt 
an  bestimmten  Orten  möglich  machen.  Seine  transscendentale  Methode  ließ  ihn  nur 
die  synthetischen  Funktionen  entwickeln,  auf  Grund  deren  die  Voi-stellungen  empirischer 
Objekte  überhaupt  möglich  werden.  Zudem  hemmte  seine  Lehre  von  der  Unerkennbarkeit 
der  Dinge  an  sich  jede  Feststellung  der  Funktion,  die  ihnen  für  die  Bestimmtheit  der 
einzelnen  Sinneswahrnehmungen  zugeschrieben  werden  muß.  Auch  bei  Herbart  und  bei 
Beneke,  falls  Helmholtz  dessen  psychologische  Schriften  überhaupt  gesehen  hat,  fand  er 
für  seine  Fragestellung  keine  Hilfe.  Ebensowenig  selbst  in  Lotzes  Medizinischer  Psychologie. 
Die  Abliandlung  von  E.  H.Weber  »über  die  Umstände,  durch  welche  man  geleitet  winl, 
die  Empfindung  auf  äußere  Objekte  zu  beziehen«  (1848),  deren  stark  kantianisierende 
Erörterungen  zum  Teil  auf  seinem  Wege  lagen,  ist  ihm  anscheinend  entgangen,  da  er 
sie  nirgends  er^vähnt.  Auf  weitere  Analogien,  bei  Fichte  und  Schopenhauer,  ist  s{)äter 
(S.  22,  42)  einzugehen^. 

So  kam  Helmholtz  dazu,  selbständig  die  Bedingungen  zu  suchen,  die  den  von  ihm 
vorausgesetzten  Übergang  der  Empfindung  zur  Wahrnehmung  vermitteln. 

Zwei   Arten   solcher  Bedingungen  sind  zu   unterscheiden. 

In  erster  Linie  kommt  diejenige  in  Betracht,  durch  die  wir,  wie  Helmholtz  1855 
sagt,  zuerst  aus  der  Welt  der  Empfindungen  unserer  Nerven  hiiu'ibergelangt  sind  in  die 
Welt  der  Wirklichkeit.  .  .  .  Wenn  eine  Verbindung  zwischen  der  Vorstellung  eines  Körpers 
von  gewissem  Aussehen  und  gewisser  Lage  und  unseren  Sinnesempfindungen  entstehen 
soll,  müssen  wir  doch  erst  die  Vorstellung  von  solchen  Körpern  haben,  d.  i.  die  Gegen- 
wart äußerer  Objekte  als  Ursachi'  unserer  Nervenerregung  voraussetzen.  Der  Teil  des 
Wahrnehmung.sbestandes,  der  von  unserem  Willen  unabhängig  ist,  heißt  es  in  0',  drängt 
sich  uns  mit  einer  nicht  willkürlich  veränderlichen  Notwendigkeit  auf,  zwingt  uns  daher, 
eine  von  unserem  Wollen  und  Vorstellen  unabhängige,  also  [im  Sinne  der  realistischen 

'   A  III  5,  A  II  602,  608,  V  II 317. 
»   V 1 111,  V II 338,  V  1 267,  A  III  536  z:.  ()'  596. 

'  Stärker  wird  der  P^intluß  Lotzes  betont  durch  v.  Kries  in  OjIII,  521  f.  Vgl.  Jedoch  weiterhin  S.  20 1'. 
und  K.  I  293. 


22  Erdmann: 

Hypothese  S.  8  f.]  äußerliche  Ursache  unserer  Empfindungen  anzuerkennen.  Demgemäß 
haben  wir  schon  bei  der  ursprünglichen  sinnlichen  Wahrnehmung  den  Begriff  der  Ur- 
sache vorauszusetzen.  Freilich  können  wir  damit  diese  Vorgänge  nur  in  der  Sprache 
der  reflektierenden  Wissenschaft  beschreiben,  während  in  der  ursprünglichen  Form  der 
bewußten  Wahrnehmung  die  Reflexion  des  Bewußtseins  auf  sich  selber  noch  nicht  deutlich 
enthalten  ist.  .  .  .  Das  natürliche  Bewußtsein,  welches  ganz  im  Interesse  der  Beobachtung 
der  Außenwelt  aufgeht  .  .  .,  pflegt  nicht  zu  beachten,  daß  die  Eigenschaften  der  be- 
trachteten und  betasteten  Objekte  Wirkungen  derselben  schließlich  auf  unsere  Sinne 
sind.  Ihm  erscheint  deshalb  konsequenterweise  unser  Eindruck  als  ein  reines  Bild  der 
äußeren  Beschaffenheit,  der  uns  jenes  Äußere  wiedergibt  und  nur  von  ihm  abhängig  ist'. 

Auch  in  der  späteren  Auflage  der  Optik,  in  der  Helmholtz  diese  Annahmen  in 
der  Sprache  seiner  Umbildung  des  Kantischen  Kausalgesetzes  und  seiner  Entgegen- 
setzung von  Realismus  und  Idealismus  wiedergibt,  bleibt  der  ursprüngliche  Gedanke  un- 
verändert: der  Begriff  der  Kraft  als  einer  uns  entgegentretenden  Macht  ist  unmittelbar 
durch  die  Art  und  Weise  bedingt,  wie  unsere  einfachsten  Wahrnehmungen  zustande 
kommen.  Von  Anfang  an  scheiden  sich  die  Änderungen,  die  wir  selbst  durch  imsere 
Willensakte  machen,  von  solchen,  die  durch  unseren  Willen  nicht  gemacht,  durch  unseren 
Willen  nicht  zu  beseitigen  sind  .  .  .  Der  Nachdruck  fällt  hierbei  auf  die  Beobachtung.s- 
tatsache,  daß  der  Kreis  der  uns  zur  Zeit  wahrnehmbaren  Gegenstände  nicht  durch  einen 
.bewußten  Akt  unseres  Vorstellens  und  Willens  gesetzt  ist". 

Auch  wenn  wir  von  den  psychologischen  und  logischen  Gedankengängen,  in  die 
diese  Annahmen  bei  Helmholtz  von  vornherein  eingewebt  sind,  noch  absehen,  ist  dem- 
nach klar,  daß  in  ihnen  altbekannte  Daten  über  den  Ursprung  des  Außenwelt-Bewußt- 
seins mit  der  Kantischen  Voraussetzung  wirkender  Dinge  an  sich  sowie  der  Apriorität 
des  Kausalgesetzes  verknüpft  sind.  Schon  damit  erledigt  sich  der  Vorwurf  eines  Plagiats, 
den  Schopenhauer  in  seinem  zum  Übermaß  gesteigerten  Selbstgefühl  und  seinem  blinden 
Mißtrauen  1856  gegen  Helmholtz  hat  erheben  lassen.  Gleichviel  ob  Helmholtz  die  zweite 
Auflage  von  Schopenhauers  Dissertation  über  die  vierfache  Wurzel  des  Satzes  vom  zu- 
reichenden Grunde  (1847)  oder  die  zweite  Einleitung  der  Abhandlung  über  das  Sehen 
und  die  Farben  (1854)  1856  gekannt  hat  —  ehie  von  beiden  hat  Schopenhauer  ihm 
damals  zugeschickt  — :  seine  leitenden  Gedanken  über  die  Wahrnehmungstheorie  standen 
fest,  speziell  längst  die  Annahme  der  Apriorität  des  Kausalgesetzes  im  Sinne  Kants.  Er 
hatte  in  diesem  Punkt  von  Schopenhauer  nichts  zu  lernen  und  nach  seiner  Forschungsart 
keine  Veranlassung,  sich  über  dessen  Umbildung  der  Kantischen  Verstandeslehre  zu 
orientieren,  noch  weniger  endlich  bei  seiner  Stellung  zur  Metaphysik  einen  Grund,  auf 
Schopenhauers  rationalistisch  metaphysische  Wahrnehmungstheorie  kritisch  einzugehen. 
Wenige  Körnchen  Wahrheit  stecken  in  dem  literarischen  Staub,  den  Helmholtz'  Stellung 
zu  Schopenhauer  damals  und  seitdem  mehrfach  aufgewirbelt  hat.  Erstens  unterliegt 
keinem  Zweifel,  daß  schon  Schopenhauer  die  grundlegende  Funktion  des  Kausalgesetzes 
für  die  empirische  Anschauung  ausführlich  entwickelt  und  als  eine  unmittelbare,  augen- 
blickliche, intuitive,  ohne  Beihilfe  der  abstrakten  Erkenntnis  mittels  Begriffe  und  Worte 
durch  einen  »Verstandesschluß«  vollzogene,  in  der  Anwendung  durch  Übung  und  Er- 
fahrung bedingte  angesehen  hat,  so  daß  von  dieser  Verstandesoperation  nichts  als  bloß 
das  Resultat  zum  Bewußtsein  kommt.  Aber  es  ist  nicht  weniger  zu  beachten,  daß 
Helmholtz   diese  Gedanken,    falls  er  überhaupt  von  ihnen  genauere  Kenntnis  genommen 

'    VI  115,  0-452f. 
'    0'592f. 


Die  phi/osophischen  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahrnehmunystheoric  28 

hatte,  hei  Schopenhauer  in  einem  nach  seiner  Auffassung  vielfach  unzulänglichen  oder 
irrigen,  allem  Geist  mathematischen  und  physikalischen  Denkens  widersprechenden,  meta- 
physisch erfüllten  Zusammenhang  vorfand.  So  konnte  er  abgestoßen  werden.  Deshalb 
mag  es  gekommen  sein,  daß  er  auch  Schopenhauers  Empfindungslehre  erst  in  0'  und 
nur  mit  den  Worten  gedenkt:  Was  in  Schopenhauers  einschlägigen  Erörterungen  richtig 
ist,  wird  meist  auf  Fichte  zurückzuführen  sein.  Sonst  erwähnt  er  Schopenhauer  nur 
ablehnend;  dessen  Verstandeslehre  oder  Wahrnehmungslehre  setzt  er  sogar,  offenbar 
gereizt  durch  eine  völlig  unbillige  Polemik,  später  als  eine,  wie  ihm  scheine,  gänzlich 
unklare  und  ungerechtfertigte  Vorstellung  beiseite'. 

Doch  gleicliviel,  soweit  Helmholtz'  Wahrnehmungstheorie  durch  die  Apriorität  des 
Kausalgesetzes  im  Sinne  Kants  und  der  sachlichen  Analogie  zu  Schopenhauers  Umbildung 
der  Kantischen  Verstandeslehre  fundiert  ist,  kann  sie  nicht  wohl  als  eine  empiristische 
bezeichnet  werden.  Zu  einer  solchen  wird  sie  erst,  wenn  wir  von  Helmholtz"  Umbildung 
der  Kantischen  Raum-  und  Kausaltheorie  hier  absehen,  durch  die  zweite  Grui)pe  der  Be- 
dingungen für  die  empirische  Anschauung,  durch  diejenigen,  die  Helmholtz  bei  dieser 
Namengebiuig  im   Auge  hatte '■. 

Weniger  als  die  erkenntnistheoretischen  Annahmen  zeigen  sie  Spuren  einer  fortschrei- 
tenden Entwicklung.  In  zusammenfassenden  Darstellungen  finden  sie  sich  hauptsächlich : 
I.  in  der  oft  erwähnten  Rede  von  1855;  2.  in  der  ersten  Auflage  der  Oi)tik  (1S67)  und 
in  deren  übersichtlichem  Abriß,  den  Vorlesungen  über  die  neueren  Fortschritte  in  der 
Theorie  des  Sehens  (1868)  sowie  manchen  Ergänzungen  in  der  Lehre  von  den  Tonempfin- 
dungen; 3.  in  der  zweiten  Auflage  der  Optik  mit  ihren  Einschaltvuigen  im  i;  26  aus  der 
Rede  über  die  Tatsachen  in  der  Wahrnehmung,  denen  eine  Umarbeitung  des  §  33  folgen 
zu  lassen,  die  er  doch  wohl  schließlich  vorgenommen  hätte,  ihm  versagt  geblieben   ist'. 

Die  Aufgabe,  die  der  naturwissenschaftlich  orientierten  psychologischen  Wahrnehmungs- 
theorie gestellt  ist,  besteht  darin,  wesentlich  nur  das  Empfindungsmnterial,  welclies  zur 
Bildung  von  Vorstellungen  Veranlassung  gibt,  in  denjenigen  Beziehungen  zu  untersuchen, 
welche  für  die  daraus  hergeleiteten  Wahrnehmungen  wichtig  sind*. 

Das  bedeutet  in  erster  Reihe,  durch  die  auf  naturwissenschaftlichem  Boden  großge- 
zogene Kunst  des  Experimentierens  .  .  .  die  Art  der  sinnlichen  Eindrücke  festzustellen, 
welche  bald  dieses,  bald  jenes  Anschauungsbild  vor  unser  Bewußtsein  rufen.  Grundsätz- 
lich ist  zu  brachten,  daß,  was  uns  l)eim  Sehen  (und  damit  bei  allem  sinnlichen  Wahr- 
nehmen] hauptsächlich  interessiert,  das  P>kennen  und  Wiedererkennen  der  uns  umgebenden 
Körper  ist ". 

Wir  legen  die  Sinnesempfindungen  beobachtend  .so  aus,  wie  sie  bei  ihrer  normalen 
Krregungsweise  und  beim  normalen  Gebraucli  der  Sinnesorgane  entstehen.  Dabei  sind 
folgende  Bestimmungen  zu  treffen.  Unter  Perzeption  versteht  Helmholtz  in  erster  Linie 
die  Empfindung  schlechthin,  so  daß  Perzipieren  eines  Empfindungseindrucks  und  Bewußt- 
werden der  Empfindung  das.selbe  bedeutet,  die  Anschauung,  in  der  nichts  enthalten  ist. 
was  nicht  aus  den  unmittelbar  gegenwärtigen  sinnlichen  Empfindungen  hervorgeht,  also 


'  Die  wesentlichen  Helmholtz-Schopcnhauer-Daten  in  einer  oben  stillschweigund  berichtigten  ausfülirliclien 
Dai-steihing  bei  Fr.  l'onrat,  H.  v.  Helmholtz'  Psychologische  Anschauungen,  Halle  1904  (Abli.  z.  Fhilos.  inid 
ihrei'  (iesch.  XVHI).  —  Schopenhauer,  t'ber  die  vierfache  Wurzel  .  .  .',  Frankfui-t  a.  ."\1.  1847,  S.  65.  68,  69, 
vgl.  die  ci-ste  Auflage  S.  S4f.  —  O'  249,  VII  233,  vgl.  414.  358,  A  II  O41.  657  (-  V  II  403);  Über  "das  Sehn 
und  die  Farben,  Frankfurt  a.  M.  1854,  §  1. 

"  0  435- 

'  O'  X. 

•  0  427. 

'  VI  268.  323,   109.   146. 


24  Erdmann: 

eine  Anscliauung,  wie  sie  auch  ohne  alle  Erinnerung  an  früher  Erfahrenes  sich  bilden 
könnte.  In  der  älteren  Psychologie  sei  dieser  Ausdruck  für  die  seelisch  vermittelte  Wahr- 
nehmung gebraucht  worden,  indem  man  diese  als  ein  unmittelbares  Produkt  der  orga- 
nischen Einrichtungen  des  Nervensystems  auffaßte.  Dabei  sind  nocli,  nicht  nur  für  den 
Gehörssinn,  bloß  perzipierte  und  apperzipierte  Empfindungen  zu  unterscheiden.  Bei 
jenen,  dem  niederen  Grad  des  Bewußtseins,  wie  Helmholtz  in  der  späteren  Bearbeitung 
der  TonempHndungen  in  Anlehnung  an  den  Leibnizischen  Sprachgebrauch  unbedenklich 
ist  anzunehmen,  macht  sich  der  Eintluß  der  Empfindung  nur  in  der  von  uns  gebildeten 
Wahrnehmung  geltend,  ohne  daß  wir  dabei  zur  Erkenntnis  bringen,  worin  dieser  ihr 
Wahrnehmungsanteil  besteht,  ohne  daß  sie  also  zur  bewußten  Wahrnehmung  kommen. 
Denn  »wahrgenommen«  oder  »apperzipiert«  ist  eine  Empfindung  erst,  wenn  wir  sie  in 
einem  höheren  Grad  des  Bewußtseins  .  .  .  als  einen  vorhandenen  Teil  der  zur  Zeit  in 
uns   erregten  Summe  von  Em[)findungen  unterscheiden'. 

Alle  aus  diesem  Emi)findungsmaterial  abgeleiteten  Bewußtseinsinhalte  bezeichnet 
Helmholtz  kurzweg  als  Vorstellungen  [im  weiteren  Sinne].  Die  erste  Gruppe  von  ihnen 
bilden  in  Typeneinteilung  diejenigen,  die,  gleichviel  in  welchem  Maße,  von  gegenwärtigen 
Empfindungen  begleitet  .  .  .  durch  sie  unterstützt  sind  und  sie  »ergänzen«.  Das  sind 
die  Wahrnehmungen  oder  Anschauungen.  Vorstellungen  in  beschränktem  Sinne  sind 
die  »Erinnerungsbilder«  von  Wahrnehmungsobjekten,  die  von  keinen  gegenwärtigen 
Empfindungen  begleitet  sind.  Als  eine  besondere  Art  von  Anschauungen  charakterisiert 
Helmholtz  in  zunehmender  Betonung  die  künstlerischen  auch  dann,  wenn  der  Künstler 
nicht  mit  gegenwärtigen  Sinneseindrücken,  sondern  mit  Erinnerungsbildern  von  solchen 
operiert,  sofern  sie  in  der  unmittelbaren  Weise  von  Wahrnehmungen  auftreten.  Eine  be- 
sondere Art  von  Erinnerungsbildern  sind  die  Vorstellungen  individueller  Objekte,  welche 
alle  die  möglichen  einzelnen  Empfindungsaggregate  umfassen,  die  dieses  Objekt,  von  ver- 
schiedenen Seiten  betrachtet,  berührt  oder  sonst  untersucht,  in  uns  hervorrufen  kann. 
Sie  sind  in  diesem  Sinne  nach  Helmholtz  Begriffe,  d.  i.  nach  neuerdings  vorgeschlagenem 
logischen  Sprachgebrauch  abstrakte  Einzelvorstellungen.  Ihre  Analogie  zu  den  Begriffen 
im  überlieferten  Sinne,  d.  i.  den  abstrakten  Allgemeinvorstellungen,  deren  definitionelle 
Bestimmungen  zahlreiche  »Konnotationen«  im  Sinne  Stuart  Mills  zulassen,  wird  ausdrück- 
lich hervorgehoben''. 

Mit  diesen  Unterschieden  hängt  ein  anderer  zusammen.  Die  philoso^jhische  Über- 
lieferung pflegt,  wie  Helmholtz  erklärt,  Anschauung  und  Denken  einander  entgegenzu- 
setzen. Sie  versteht  unter  Denken  die  bewußte  Vergleich ung  der  schon  gewonnenen 
Vorstellungen  unter  Zusammenfassung  des  Gleichartigen  zu  Begriffen  und  die  bewußte 
Verbindung  von  Urteilen  zu  Schlüssen,  kurz,  die  bewußte  logische  Tätigkeit  also.  Da- 
gegen pflegt  man  als  Anschauung  eine  solche  Entstehung  von  Vorstellungen  zu  bezeich- 
nen, bei  denen  in  bewußter  Weise  nur  der  sinnliche  Eindruck  perzipiert  wird  und  den- 
noch die  Vorstellung  von  der  Gegenwart  des  Objekts  in  das  Bewußtsein  springt,  ohne 
daß  weitere  Zwischenglieder  des  Vorstellungskreises  zum  Bewußtsein  kommen.  Aber  die 
Wahrnehmungen  und  Begriffe  zeigen,  daß  neben  dem  Wissen,  welches  mit  Begriffen 
arbeitet  und  deshalb  des  Ausdrucks  in  Worten  fähig  ist,  noch  ein  anderes  Gebiet  der 
Vorstellungsfähigkeit  besteht,  welches  nur  sinnliche  Eindrücke  kombiniert,  die  des  un- 
mittelbaren Ausdrucks  durch  Worte  nicht  fähig  sind  .  .  .  und  doch  den  allerhöchsten 
Grad  von  Bestimmtheit  und  Sicherheit  haben  kann,  d.  i.  in  unserer  Sprache  das  Kennen. 

'    0438;  -     O^  579,  V  I  296,  330  11.  ö.  —  O  435.  O^  596;   -     T4  1071'. 
J    O  798;  —  O  435,  A  III  10,  544,  T-  468  f.,  O  798,  (>  591 ;  —  V  II  341,  344l'.:  —  O  798.  O'  446.  O'  S98f., 
601,  VI  354;  —  O' 446,  VII  172,  E§  4,  0^578. 


Die  philosophischen  Grundlagen  von  Helmhottz'  Wahrnehmungstheorie.  ^5 

Wir  kennen  einen  Menschen,  einen  Weg,  eine  Speise,  eine  riechende  Substanz,  d.  h.  wir 
haben  diese  Objekte  wahrgenommen,  halten  ihren  sinnlichen  Eindruck  im  Gedächtnis 
fest  und  werden  ihn  wiedererkennen,  wenn  er  sich  wiederholt,  ohne  daß  wir  imstande 
wären,  uns  oder  anderen  eine  Beschreibung  davon  in  Worten  zu  geben.  Mit  der  ihm 
eigenen  Vorsicht  erklärt  Helmholtz  demnach  als  Endergebnis  des  Aufsatzes  von  1 894,  das 
offenbar  lediglich  aus  redaktionellen  Gründen  in  O' nicht  aufgenommen  ist:  Es  erscheint 
zweifelhaft,  ob  im  Vorstellungskreise  des  Erwachsenen  überhaupt  Kenntnisse  vorkommen, 
die  eine  andere  Ursprungsquelle    als   die   unbewußte  Arbeit   des  Gedächtnisses   fordern'. 

Demzufolge  sind  die  oft  wiederholten  normalen  Wahrnehmungen  unseres  natürlichen 
Bewußtseins  durch  eine  Reihe  von  Eigentümlichkeiten  bestimmt,  die  sie  auch  im  ein- 
zelnen von  dem  bewußten  logischen  Denken  unterscheiden.  Sie  können  fürs  erste  blitz- 
schnell und  ohne  das  geringste  Besinnen  zustande  kommen,  so  zwar,  daß  sie  »ohne  be- 
wußte Reflexion«  ausgelöst  werden.  Sie  vollziehen  sich  ferner  unwillkürlich  und  drän- 
gen sich  unserem  Bewußtsein  auf  als  gewonnen  durch  eine  uns  zwingende,  gleichsam 
äußere  Macht,  über  die  unser  Wille  keine  Gewalt  hat,  treten  also  mit  unabänderlicher 
Sicherheit  auf.  tlberdies  können  sie  den  allerhöchsten  Grad  von  Bestimmtheit  und  Sicher- 
heit haben.  Sie  sind  endlich,  wie  Helmholtz,  die  sich  oft  unwillkürlich  zudrängenden 
bezeichnenden  Worte  bei  Seite  setzend,  ausdrücklich  erklärt,  des  sprachlichen  Ausdrucks 
in  Worten  nicht  fähig,  weil  bei  ihnen  statt  der  Worte  nur  die  ^Empfindungen  und  Er- 
innerungsbilder der  Empfindungen  eintreten  .  .  .  Man  kann  nun  statt  der  Worte  dieselbe 
Art  der  Verbindung  herstellen,  die  man,  wenn  sie  in  Worten  ausgedrückt  wäre,  einen 
Satz  oder  ein   Urteil   nennen   würde". 

Allgemein  läßt  sich  demnach  sagen:  Wir  haben  in  jedem  Augenblick  unseres  wachen 
Lebens  außer  dem  Bewußtsein  unseres  gegenwärtigen  Seelenzustandes  noch  Erinnerungen 
an  die  nächst  vorausgegangenen  im  Bewußtsein  und  sind  uns  auch,  wie  Hehnholtz  hin- 
zusetzt, deutlich  der  Verschiedenheit  dieser  beiden  Arten  von  Zuständen,  der  gegenwär- 
tigen Wahrnehmung  und  der  P>innerung,  bewußt,   so  daß  wir  sie  sicher  unterscheiden'. 

Auf  diesen  Punkt  ist  noch  (S.  44)  zurückzukommen.  Vorerst  ist  zu  beachten,  daß 
wir  bisher  nur  ein  (ilied  des  normalen  Wahrnehmimgsbestandes,  das  passive,  berück- 
.sichtigt  haben.  Eine  zweite,  wichtige  Seite  des  Kennens  ist  es,  die  Muskelinnervationen 
zu  kennen,  die  wir  anwenden  müssen  und  unter  Umständen  gleichfalls  ,mit  dem  höch- 
sten (irad  von  Sicherheit,  Bestimmtheit  und  Genauigkeit'  anwenden,  um  irgendeinen  Er- 
folg durch  Bewegung  unserer  Körperteile  zu  erreichen.  Denn  eine  Scheidung  von  Ge- 
daclitem  und  Wirkhchem  wird  erst  möglich,  wenn  wir  die  Scheidung  dessen,  was  das 
Ich  ändern  und  nicht  ändern  kann,  zu  vollfuhren  wissen.  Diese  wird  aber  erst  möglich, 
wenn  wir  erkennen,  welche  gesetzmäßigen  Folgen  die  Willensimpulse  zur  Zeit  haben. 
Außerdem  bestimmen  die  Prüfungen,  welche  wir  mittels  der  willkürlichen  Bewegungen 
imseres  Körpers,  al.so  des  Könnens,  an.stellen,  die  Festigkeit  unserer  Überzeugung  von 
der  Richtigkeit  unserer  sinnlichen  Wahrnehmung  .  .  .  Wenn  wir  bemerken,  daß  wir  von 
einem  vor  uns  stehenden  Tische  verschiedene  Bilder  erhalten  können,  wenn  wir  nur  den 
Platz  Wech.seln,  daß  wir  nach  unserem  Willen  in  jedem  uns  beliebigen  Augenblicke  bald 
die  erste  Ansicht  desselben,  bald  die  zweite  haben  können,  dadurch,  daß  wir  unsere 
Stellung  passend  wech.seln,  daß  der  Tisch  unseren  Sinnen  entschwinden  kann,  aber  in 
jedem  uns  beliebigen  Augenblicke  wieder  da   ist,  wenn    wir   die  Augen    nach    ihm  hin- 

'    V  II  341.  V  1 176f..  O»  600:  —  V  I  358f.,  O'  598)  ,  A  III  558 

■'    0=59«,  0448.  V  I  HO  f.;  -    0'45o,  (M  601,  V  I  ii2r.:  — 0  449,  ()'43of.,  ()'596,  V  I  112  f.,  361;  — 
V  I  358  f..  360.  1 70,  O '  598. 
'    0'578. 

Phtl.-Mst.  Abh.  1921.  Nr.  1.  4 


2(5  Erdmank. 

wenden,  so  entsteht  in  uns,  wie  wiederholt  nachdrücklich  betont  wird,  die  experimen- 
tell begründete  Überzeugung,  daß  unsere  Bewegungen  der  Grund  der  wechselnden  An- 
sichten des  Tisches  sind,  daß  dieser,  ob  wir  ihn  nun  gerade  sehen  oder  nicht  sehen, 
doch  von  uns,  sobald  wir  nur  wollen,  gesehen  werden  kann.  So  lernen  wir  durch  un- 
sere Bewegungen  das  ruhende  Raumgebild  des  Tisches  kennen  als  den  (irund  wechseln- 
der Bilder  unserer  Augen.  Wir  erklären  den  Tisch  als  daseiend,  unabhängig  von  unserer 
Beobachtung,  weil  wir  ihn  in  jedem  uns  beliebigen  Augenblicke  beobachten  können, 
sobald  wir  uns  in  passende  Stellung  zu  ihm  versetzen.  Besonders  scharf  ist  das  in  der 
schon  oben   (S.  i  i)  zitierten   Nachlaßaufzeichnung  hervorgehoben'. 

Der  Impuls  zur  Bewegung  aber,  so  nimmt  Helmholtz  entsprechend  der  Überlieferung 
bis  zuletzt  unbedenklich  an,  den  wir  durch  Innervation  unserer  motorischen  Nerven  geben, 
ist  etwas  unmittelbar  Wahrnehmbares  .  .  .  auch  der  Grad  der  Innervation,  .  .  .  d.  i.  die 
Intensität  der  Willensanstrengung,  durch  welche  wir  die  Muskeln  in  Wirksamkeit  zu  setzen 
suchen.  Da  Helmholtz  übrigens  zu  diesen  motorischen  Sensationen  auch  die  Kraft  der 
Muskelspannung  und  die  durch  den  Erfolg  der  Anstrengung  ausgelösten  Wahrnehmungen 
rechnet,  so  ist  die  längst  wohl  erledigte  Annalime  von  »Innervationsgefühlen«  für  den 
wesentlichen  Gehalt  seiner  Lehre  belanglos.  Ebenso  die  bedenkliche  Annahme,  daß  als 
Absicht  der  Impulse  zu  willkürlichen  Bewegungen  der  Regel  nach  die  lebhafte  Vor- 
stellung der  intendierten  Veränderungen  zugrunde  liegt.  Alle  die  eingehenden  Aus- 
führungen, in  denen  Helmholtz  im  §  27  der  Optik  das  Gesetz  der  Augenbewegungen  aus 
den  Bedürfnissen  des  Wahrnehmens  herleitet,  bleiben  bestehen,  auch  wenn  jene  beiden 
Annahmen  fallen  gelassen  werden". 

Die  Funktion  der  durch  unsere  willkürlichen  Bewegungen  bedingten  Sinneswahr- 
nehmungen erstreckt  sich  sogar  noch  tiefer  in  unser  Wahrnehmen  hinein.  Sie  bedingen 
nicht  nur  das  ohjectwn  mit  seinen  hylogenen  und  topogenen  Momenten,  sondern  auch  die 
Apriorität  der  Raum  Vorstellung  überhaupt  in  dem  schon  (S.  16)  erwähnten,  der  Kantischen 
Lehre  durchaus  fremden  Sinne. 

Schon  1868  wird  dies  von  Helmholtz  ausgeführt,  in  reicherer  Erörterung  1878  und 
1894,  jedesmal  speziell  für  den  Gesichtssinn,  aber  unter  der  Voraussetzung,  daß  der  »zu- 
verlässige« Tastsinn  trotz  seines  »engbegrenzten  Gesichtskreises«  für  sich  allein  durch  die 
ihm  entspringenden  motorischen  Sensationen  die  dreifach  ausgedelinte  räumliche  Mannig- 
faltigkeit liefern  kann.  Vorausgesetzt  ist  nur,  daß  den  P'mpfindungen  beider  Sinne  außer 
ihren  qualitativen  und  Intensitätsdiiferenzen  auch  von  den  gereizten  Stellen  abhängige 
Verschiedenheiten  eigen  sind,  die  gleichfalls  empirischen  Ursprung  haben.  Helmholtz  be- 
zeichnet diese  Verschiedenheiten  mit  Lotze,  auf  den  er  sich  in  diesem  Punkte  beruft,  als 
Lokalzeichen.  Er  enthält  sich  jedoch,  darin  von  Lotze  und  späteren  abweichend,  jeder 
spezielleren  Hypothese  über  ihren  Bestand.  Nur  das  ist  ihm,  wie  er  Hering  gegenüber 
bemerkt,  ein  für  sein  Denken  ganz  unübersteigliches  Bedenken,  daß  eine  einzelne  Nerven- 
erregung ohne  vorausgegangene  Erfahrung  eine  fertige  Raimianschauung  zustaiule  bringen 
könne.  Er  erkennt  aber  an,  daß  dieser  Einwand  vielleicht  von  zu  metaphysischer  Natur 
sei,  um  auf  naturwissenschaftlichem  Boden  gehört  zu  werden.  Der  Bereich  der  hierher- 
gehörigen  erfahrungsinäßigen  Tatsachen  macht  nur  sicher,  daß  die  Lokalzeichen  der  Emp- 
findungen des  einen  Auges  durchgängig  von  denen  des  anderen  verschieden  sind.  Im 
übrigen  sei  es  nicht  unwahrscheinlich  und  der  Analogie  anderer  organischer  Einrichtungen 
gemäß,  daß  die  Lokalzeichen  benachbarter  Punkte  einander  ähnlicher  seien  als  die  ent- 


V  I  359,  V  II  242  -.  O  ^  592,  () '  450,  452  vgl.  0  S30,  798.  V  1  355,  O  >  S78.  S99. 
O ^  587,  O  797,  599.  -  O  801.  ^-  O ^  580.  6  485,  ( )  628 K,  654 


Dif  philosophischen  Grundlagen  von  Helniholtz'  Wahrnehmungstheorie.  27 

fernter  Punkte,  daß  somit  die  Art  des  Lokalzeichens  eine  kontinuierliche  Funktion  der 
Koordinaten  der  Netzliautpunkte,  das  System  der  Lokalzeichen,  von  welcher  Art  sie  selbst 
sein  mögen,  nur  erleichternd  für  die  Einübung  des  Augenmaßes  [wie  der  Tastsinnmaße], 
nicht  entscheidend  für  seine  definitiven  Resultate  sei.  Alle  weiteren  Hypothesen  über  die 
Art  dieser  Lokalzeichen  hält  er,  was  sich  seitdem  allen  Versuchen  dieser  Art  gegenüber 
bestätigt  hat,  für  verfrüht'. 

Unter  diesen  Voraussetzungen  finden  wir.  daß  die  auf  räumliche  Objekte  bezüglichen 
Empfindungen  durch  motorische  Impulse,  z.  B.  die  Wendung  des  Blicks,  durch  Bewegung 
der  Hände,  durch  Hin-  und  Hergehen  geändert  werden  können,  während  solche  Ände- 
rungen, wie  insbesondere  in  O'  unter  völliger  Umbildung  der  trotzdem  von  Helmholtz 
anerkannten  Lehre  Kants  vom  inneren  Sinn  ausgeführt  wird,  durchaus  nicht  eintreten. 
Demgemäß  erklärt  Helmholtz:  Aus  dieser  Quelle  sind  alle  eigentümlichen  Bestimmungen 
unserer  Raumanschauung  herzuleiten.  Denn  es  ist  ein  wesentlich  unterscheidender  Charakter 
der  Raumbeziehungen,  daß  sie  veränderliche  Beziehungen  zwischen  den  Substanzen  [d.  h. 
hier  den  Gegenständen  der  Tast-  und  Gesichtswahrnehniung]  sind,  die  nicht  von  deren 
Qualität  und  Masse  abhängen,  während  alle  anderen  reellen  Beziehungen  zwischen  den 
Dingen  von  deren  Eigenschaften  abhängen.  Durch  die  Unabhängigkeit  der  so  ermöglichten 
Reihenfolgen  von  Empfindungen  von  den  Qualitäten  [und  Intensitäten]  der  Sinneseindrücke 
und  den  bewegten  Sinnesorganen  sowie  durch  den  Verlauf  dieser  Folgen  in  wiederholten 
Wahrnehmungen  sind  diese  Veränderungen  charakterisiert  als  \  on  der  eigentümlichen  Art, 
welche  wir  oben  Raumveränderungen  nennen.  An  der  Fiktion  eines  Menschen  ohne  alle 
Erfahrung,  also  auch  ohne  Raumanschauung  und  ohne  Verständnis  der  Außenwelt, 
sucht  Helmholtz  zu  zeigen,  wie  auf  dem  Wege  solcher  Reihenfolgen  die  Vorstellung  von 
einem  dauernden  Bestehen  von  Verschiedenem  gleichzeitig  nebeneinander 
gewonnen  werden  kann,  wobei  dieses  Nebeneinander  dadurch  gerechtfertigt  ist,  daß  das 
durch  Willensimpulse  geänderte  Verhältnis  als  räumlich  definiert  worden  ist.  Er  nennt 
die  räumlichen  Wahrnehmungen,  die  während  einer  bestimmten  Zeitperiode  durch  eine 
gewi.sse  bestimmte  und  begrenzte  Gruppe  von  Willensimpulsen  herbeizufiihren  sind,  die 
zeitweiligen  Präsentabilien,  dagegen  präsent  da.sjenige  Empfindungsaggregat  aus  dieser 
Gruppe,  was  gerade  zur  Perzeption  kommt.  Dann  erscheint  jenem  Menschen  jedes  einzelne 
aus  der  Gruppe  der  zeitweiligen  Prä.sentabilien  als  bestehend  in  jedem  Augenblicke. 
Er  hat  es  beobachtet  in  jedem  einzelnen  Augenblicke,  wo  er  es  gewollt  hat.  Der  Induktions- 
schluß, daß  er  es  auch  in  jedem  zwischenliegenden  Augenblicke  habe  beobachten  können, 
ist  also  gerechtfertigt.  In  diesem  Sinne  also,  d.  h.  in  einem  Kants  Lehre  vom  Raum 
durchweg  fremden,  würde  der  Raum  eine  subjektive  Anschauungsforni  sein,  wie 
die  Empfindungsqualitäten  Rot,  Süß,  Kalt.  Von  diesem  Standpunkt  aus  würde  er  als 
die  notwendige  Form  der  äußeren  Anschauung  erscheinen,  weil  wir  eben  das, 
was  wir  als  räumlich  bestimmt  wahrnehmen,  als  Außenwelt  ...  im  Unterschied  von  der 
Welt  des  Selbstbewußtseins  zusammenfassen,  und  eine  gegebene,  vor  aller  Erfahrung 
mitgebrachte  Form  der  Anschauung,  insofern  seine  Wahrnehmung  an  die  Möglichkeit 
motorischer  Willensimpulse  geknüpft  wäre,  für  die  uns  die  geistige  und  körperliche  Fähig- 
keit durch  unsere  Organisation  gegeben  sein  muß.  Selbst  hier  also  wird  die  naturwissen- 
schaftliche Betrachtung   bis  zu  einer  gewissen   Grenze  mitgehen   können". 

Deutlicher  noch  als  beim  Kausalprinzip  sind  demnach  hier  die  rationalistischen  Ge- 
danken Kants  in  ihr  empiristisches  Gegenstück  umgebogen.     Daß  sie  trotzdem  in  Kanti- 

>  VI  829,  356r.,  VII  322,  0>  577 f-  -  O800,  812,  797,  332.  vgl.  VI  330,  336,  352,  356 f.,  V  II  227,  234, 
"  53<'.  535.  540.  595. 

■'    V  II  224  f,  r^  ()'  587,  O"  577  f.,  590!.,  V  I  356  f..  V  II  224 f.,  O  II  223       O»  587. 


28  E  R  I)  M  A  N  N  : 

sehen  Formulierungen  geprägt  werden,  beweist  demnach  eindringlicher  noch  als  dort  Helm- 
holtz'  Bedürfnis,  die  Grundgedanken  der  Lehre  des  Begründers  der  Erkenntnistheorie  fest- 
zuhalten. Auch  hier  aber  finden  wir  Helmholtz  auf  selbstgebahnten  Wegen.  Er  erwähnt 
zwar  den  Versuch  von  Steinbuch,  die  räumlichen  Einzelanschauungen  mittels  der  Be- 
wegungen der  Augen  und  des  Körpers  herzuleiten.  Aber  seine  Untersuchung  verläuft 
doch  in  wesentlich  anderer  Richtung.  Völlig  unabhängig  ist  er  dagegen  auch  hier  offenbar 
von  den  ebenfalls  analogen  Versuchen  der  englischen  Assoziaf ionspsychologen,  speziell 
AI.  Bains.  Die  für  ihn  entscheidenden  Antriebe  liegen  vielmehr  in  den  Daten  der  Farben- 
mischung, der  sogenannten  Sinnestäuschungen  sowie  des  binokularen,  speziell  des  stereo- 
skoi)ischen  Sehens,  denen  wir  die  Phänomene  des  Glanzes  und  die  Funktionen  der  reagie- 
renden Bewegungen,  insbesondere  der  Augen,  zugesellen  dürfen,  also  in  experimentell  von 
ihm  geprüften  psychophysiologischen  Daten'. 

Aus  ihnen  entwickelt  er  unter  gelegentlicher  Erwälinung  der  Einbildungskraft  und 
A'ielfachen,  aber  immer  nur  für  das  Wahrnehmen,  auch  von  Empfindungen,  verwerteten 
Hinweisen  auf  die  Funktionen  der  Aufmerksamkeit  (S.  43)  »allgemeine  Regeln«  für  die 
Bestimmung  der  Gesichtswahrnehmungen,  die  sich  leicht  in  Normen  für  die  Wahrnehmung 
überhaupt  umformen  lassen.  Durch  reiche  Wahrnehmungsdaten  werden  sie  von  Helm- 
holtz im  einzelnen  belegt.  Zuerst  werde  hier  der  Satz  genannt,  daß  wir  auf  unsere 
Sinnesempfindungen  nur  so  weit  leicht  und  genau  aufmerksam  werden,  als  wir  sie  für 
die  Erkenntnis  äußerer  Objekte  verwerten  können,  daß  wir  dagegen  von  allen  denjenigen 
Teilen  der  Sinnesempfindung  zu  abstrahieren  gewöhnt  sind,  welche  keine  Bedeutung  für 
die  äußeren  Objekte  haben.  Eine  andere  lautet,  daß  nichts  in  unseren  Sinnes  Wahrnehmungen 
als  Empfindung  anerkannt  werden  kann,  was  durch  Momente,  die  nachweisbar  die  Er- 
fahrung gegeben  hat,  im  Anschauungsbilde  überwanden  und  in  sein  Gegenteil  verkehrt 
werden  kann.  An  dritter  Stelle  stehe  hier  in  allgemeiner  Formulierung  der  Satz,  daß  wir 
stets  solche  Objekte  in  der  Wahrnehmung  vorhanden  uns  vorstellen,  wie  sie  vorhanden 
sein  müßten,  um  unter  den  gewöhnlichen  normalen  Bedingungen  des  Gebrauchs  unserer 
Sinnesorgane  denselben  Eindruck  auf  den  Nervenapparat  hervorzubringen'^. 

Keinem  Zweifel  unterliegt  nach  dem  allen,  daß  unsere  Wahrnehmungen  der  Außen- 
welt durch  seelische  »Vorgänge«  (»Prozesse,  Akte,  Tätigkeiten«)  bedingt  sind,  obgleich 
sich  diese  Tätigkeiten  der  Selbstwahrnehmung  entziehen.  Sie  fallen  nicht  in  das  Bereich 
des  auf  sich  selbst  reflektierenden  Bewußtseins  und  mußten  deshalb  notwendig  der  psycho-, 
logischen  Selbstbeobachtung  verborgen  bleiben  ...  Sie  sind  daher  nicht  unterworfen  der 
Kontrolle  der  selbstbewußten  Intelligenz  .  .  .  der  direkten  Herrschaft  unseres  Selbstbewußt- 
seins und  unseres  Willens  .  .  .  Ohne  Nachdenken,  ohne  Besinnen  und  Mühe  gehen  sie  vor 
sich,  so  daß  wir  von  ihnen  nur  aus  ihren  Resultaten  wissen.  Es  sind  unbewußte  Tätig- 
keiten .  .  .,  die  im  dunklen  Hintergrunde  des  Gedächtnisses  vor  sich  gehen,  indem  in  ihm 
das  Gleichartige  früher  beobachteter  Fälle  sich  aneinanderfügt  und  sich  gegenseitig  ver- 
stärkt und  als,  Erinnerung  auftaucht  .  .  .  Wir  kennen  es  als  eine  allgemeine  Regel  der 
Wirkungsweise  unseres  Gedächtnisses,  daß  sehr  oft  in  gleicher  Weise  wiederholte  und  immer 
in  derselben  Art  der  Verbindung  zusammengeschlossene  Eindrücke  unter  übrigens  gleichen 
Bedingungen  eine  viel  dauerndere  Spur  ihrer  selbst  und  ilirer  Verbindung  in  uns  hinter- 
lassen und  viel  sicherer  und  schneller  in  dieser  Verbindung  wieder  in  das  Bewußtsein 
treten  als  solche,  welche  uns  nur  in  zufälligen  und  wechselnden  Verbindungen  vorge- 
kommen sind.     Sehen  wir  von  der  selbstverständhchen  Mitwirkung  der  Aufmerksamkeit 

'    0456,  Vlioif.,  352,  VII317,  337f.,  350. 
,>  ^    '  ,?,",'*^^'   ""^°'*'   '^'^ '°+'    '"^l-,    246,    29if.   -   0438,    8i7f.,   VI  353.   _   O' 428f.,  4381-..   OyoSf., 

<  t'  003.     V  11   357.  TJ  ir  J 


Die  philosophischen  Grundlagen  von  Helmholt z'  Wahmehmungstheorie.  29 

bei  dieser  unwillkürlichen  Einprägung  in  das  Gedächtnis  und  Erinnerung  ab,  so  versteht 
sicii  demnacli  das  zusammenfassende  Ergebnis  von  selbst,  das  Helmholtz  sagen  läßt,  je 
aufmerksamer  er  die  Erscheinungen  der  Gesichtswahrnehmung  studiert  habe,  desto  gleich- 
mäßiger habe  sich  überall  die  Einwirkung  der  unwillkürlich  erfolgenden  psychischen  Vor- 
gänge der  Ideenassoziation  und  des  unwillkürlichen  Flusses  der  Vorstellungen 
gezeigt,  desto  konsequenter  und  zusammenhängender  habe  sich  ihm  das  ganze  Gebiet  dieser 
Erscheinungen  dargestellt  ...  Es  ist  somit  in  der  empiristischen  Theorie  nichts  voraus- 
zusetzen, als  die  durch  tägliche  Erfahrung  ihren  wesentlichen  Gesetzen  nach  wohlbekannten 
Assoziationen  der  Anschauungen  und  Vorstellungen'. 

Das  will  beachtet  sein.  Es  handelt  sich  in  der  Tat  bei  Helmholtz  auch  hier  nicht 
um  irgendwelche  Einflüsse  der  Assoziationspsycliologie  englischer  Herkunft,  nicht  einmal 
um  einen  entscheidenden  Einfluß  der  assoziationspsychologischen  Annahmen  J.  Müllers, 
sondern  eben  um  die  assoziativen  Gedächtniswirkungen,  die  durch  die  Erfahrungen  des 
täglichen  Lebens  an  die  Hand  gegeben  sind.  Das  zeigen  auch  die  Ausfuhrungen,  durch 
die  Helmholtz  die  Inans[)ruchnahme  der  Assoziation  und  damit  der  P>fahrung,  Einübung 
und  Gewöhnung  wiederholt,  auch  an  dem  Sehenlernen  der  Kinder  im  einzelnen  erläutert. 
Nirgends  bietet  sich  uns  ein  Anlaß,  bei  seinem  Hinweis  auf  die  so  bedingte  Erfahrungs- 
grundlage des  entwickelten  Wahrnehmens  an  eine  der  philosophischen  Assoziationstheorien 
zu  denken,  die  seit  der  Zeit  Hartleys  und  Humes  entwickelt  worden  sind.  Ebenso  fern 
liegen  sie,  wie  keines  Nachweises  bedarf,  Schopenhauers  rationalistischen  Ansichten  über 
den  Verstandesursprung  der  empirischen  Anschauungen^. 

Mit  sich  verstärkendem  Nachdruck  legt  Helmholtz  Wert  auf  die  erläuternden  Be- 
stätigungen, die  seiner  empiristischen  Wahmehmungstheorie  aus  zwei  verwandten  Gebieten 
zufließen.  Die  einen  sind  den  Erscheinungen  des  Sprachlebens  entnommen,  in  deren 
Heranziehung  er  sich  ahnungslos  mit  freilich  ganz  anders  gerichteten  Gedanken  Berkeleys 
begegnet.  Die  Analogie  der  konventionellen  Symbolik  der  Sprache  mit  der  i.atürlichen 
Symbolik  unserer  Sinnesnerven  wird  schon  1852  betont.  Später  ist  eS'  die  Analogie  der 
seelischen  Vorgänge,  die  das  S[)rechenlernen  und  das  Sprachverständnis  vermitteln.  Das 
Erlernen  der  Sprachen  zeigt,  daß  ein  sicheres  und  übereinstimmendes  Verständnis  eines 
willkürlichen  Zeichensystems  auf  empirischem  Wege  zu  gewinnen  ist.  Und  es  gewährt 
Aufschluß  über  die  Frage,  wie  ein  solches  sich  durch  Gedächtniswirkungen  bilden  kann, 
von  denen  in  unserer  Erinnerung  .schließlich  nur  das  Gesamtergebnis  der  bisherigen  Er- 
fahrungen stehenbleibt.  .  .  Dabei  ist  eine  ausgebildete  Sprache  einer  zivilisierten  Nation 
ein  .so  reich  entwickeltes  Ausdrucksmittel  der  vielfältigsten  und  feinsten  Schattierungen 
des  Gedankens,  daß  sie  in  dieser  Beziehung  sehr  wohl  mit  dem  Reichtum  der  körper- 
lichen Formen  der  uns  umgebenden  Naturgebilde  verglichen  werden  kaim.  Und  dennoch 
bleibt  sie  für  eine  genaue  Beschreibung  der  mannigfaltigen  Sinneseindrücke,  welche  ein 
einziger  Naturkörper,  namentlich  bei  etwas  unregelmäßiger  oder  verwickelter  Gestalt,  dem 
Auge  und  der  Hand  darbietet,  viel  zu  arm.  Trotz  dieser  Unterschiede  aber,  die  wesent- 
lich durch  die  Verschiedenheit  von  willkürlicher  grammatischer  Regel  und  unabänder- 
lichem Naturgesetz  bedingt  sind,  läßt  sich  sagen:  Die  Empfindungen  sind  Zeichen,  welche 
wir  lesen  gelernt  haben,  sie  sind  eine  durch  unsere  Organisation  uns  mitgegebene 
Sprache,  in  der  die  Außendinge  zu  uns  reden ;  aber  diese  Sprache  müssen  wir  durch 
Übung  und  Erfahrung  verstehen  lernen,  ebensogut  wie  unsere  Muttersprache'. 


'    VI184,  O804,  448;   VMIO,  VII231,   0'4',o,  450,  O' 580,  596,  601,  VI  155.  E6.  —  O  449,  448, 
Tmö»,  0>597f..  601  f.,  VII  343.  —  0797f.,  801,  804,  VI  353.  ' 
'    0'43',  0'6oi,  VII  187,  vgl.  O810,  VI  ii3f. 
»   A  II  6o8f.,  vgl.  V  I  41 ;  —  O'  596r.,  598,  O-  43of..  443,  V  I  363f.,  393,  V  II  232  f. 


30  K  R  I)  M  A  N  N  : 

Eine  zweite  Gruppe  bestätigender  Krläuterungen  für  die  psychischen  Tätigkeiten  des 
Wahrnelmiens,  von  denen  es  schwer  hält,  überhaupt  in  Worten  zu  reden,  findet  Hei ra- 
holtz  in  dem,  was  in  der  Ästhetik,  in  der  sie  noch  am  meisten  berücksichtigt  worden 
sind,  als  »Anschaulichkeit,  unbewußte  Vornunf'tmäßigkeit,  sinnliche  Verständlichkeit«  und 
ähnlichen  halbdunkeln  Bezeichnungen  eine  große  Rolle  spiele.  Es  stehe  ihnen  das  sehr 
falsche  Vorurteil  entgegen,  daß  sie  unklar,  unliestimmt,  nur  halbbewußt  vor  sich  gehen, 
daß  sie  als  eine  Art  rein  mechanischer  Operationen  dem  bewußten  und  durch  die  Sprache 
ausdrückbaren  Denken  untergeordnet  sind  .  .  .  Daraus,  daß  die  künstlerischen  Anschau- 
ungen nicht  auf  dem  Wege  des  begrifflichen  Denkens  gefunden  sind,  daß  sie  mühelos 
kommen,  plötzlich  aufblitzen,  daß  der  Besitzer  nicht  weiß,  woher  sie  ihm  gekommen 
sind,  folge  durchaus  nicht,  daß  sie  keine  Ergebnisse  enthalten  sollten,  die  aus  der  Er- 
fahrung entnommen  sind  und  gesammelte  Erinnerungen  an  deren  Gesetzmäßigkeit  urn- 
fasscn  .  .  .  Wir  müssen  die  Künstler  als  Individuen  betrachten,  deren  Beobachtungen 
sinnlicher  Eindrücke  vorzugsweise  fein  und  genau,  deren  Gedächtnis  für  die  Bewalirung 
der  Erinnerungsbilder  solcher  Eindrücke  vorzugsweise  treu  ist  .  .  .  Hierdurch  werden 
wir  auf  eine  positive  Quelle  der  künstlerischen  Einbildungskraft  hingewiesen,  welche  voll- 
ständig geeignet  ist,  die  strenge  Folgerichtigkeit  der  großen  Kunstwerke  zu  rechtfertigen  .  .  . 
und  die  aus  Anschauungen  zusammengewachsene  Kenntnis  des  regelmäßigen  Verhaltens, 
d.  i.  die  Kenntnis  der  Typen  der   Erscheinungen   zu  erklären'. 

Das  entscheidende  psychologische  Moment  für  Helmholtz"  empiristische  Wahrnehmungs- 
theorie bilden  dieTatsachen  der  Wahrnehmung,  die  es  nicht  möglich,  oder,  wie  er  in  der  Optik 
sagt,  oft  recht  schwer  machen  zu  beurteilen,  was  in  unseren  durch  den  Gesichtssinn 
gewonnenen  Anschauungen  unmittelbar  durch  die  Empfindung,  und  was  im  Gegenteil 
durch  Erfahrung  und  Einübung  bedingt  ist  .  .  .  An  diese  Schwierigkeit  knüpft  sich  auch 
der  hauptsächlichste  prinzipielle  Gegensatz,  welcher.  .  auf  diesem  Gebiete  besteht.  Helmholtz" 
Stellungnahme  ergibt  sich  daraus,  daß,  wo  man  auch  diese  Grenze  zu  ziehen  versuche, 
immer  sich  die  Fälle  finden,  in  denen  die  Erfahrung  sich  genauer,  unmittelbarer  imd 
bestimmter  erweist  als  die  angebliche  Empfindung  und  in  denen  sie  letztere  besiegt. 
Sie  zeigen  ihm:  Nur  die  eine  Annahme  führt  in  keine  Widersprüche  .  .,  welche  alle 
Raumanschauung  als  auf  Erfahrung  beruhend  betrachtet,  und  voraussetzt,  daß  auch  die 
Lokalzeichen  unserer  Gesichts-  [und  damit  aller  in  Betracht  kommenden]  Empfindungen, 
ebenso  wie  deren  Qualitäten  an  und  für  sich,  nichts  als  Zeichen  sind,  deren  Bedeutung 
wir  .  durch  Erfahrung  und  Übung  ...  zu  lesen  erst  lernen  müssen.  Die  Bedenken,  die 
sich  dieser  empiristischen  Auffassung  aus  den  Beobachtungen  früher  Raumorientierung 
bei  Tieren  entgegenhalten  lassen,  hat  Helmholtz  auf  Grund  nächstliegender  Daten  von  vorn- 
hereinbeachtet, aber  zurückgestellt,  solange  nicht  sorgsamere  Beobachtungen  und  gesichertere 
Hypothesen  über  das  beschränkte  Seelenleben  des  Instinkts  vorliegen.  Was  seiner  Auf- 
fassung nach  die  Anerkennung  der  empiristischen  Theorie  durch  ihre  früheren  und  zeit- 
genössischen Vertreter  (1866)  bisher  verhindert  hat,  rührt,  abgesehen  von  der  Abneigung 
des  Zeitalters  gegen  ])hilosophische  und  psychologische  Untersuchungen,  davon  her,  daß 
es   an    einer  zusammenhängenden  Darstellung  aller  Erscheinungen  dieses  Gebiets  fehltet 

Verbreiteter  als  die  empiristische  Hypothese  waren  um  die  erste  Hälfte  des  Jahr- 
hunderts die  Deutungen  des  Wahrnehmungsbestandes,  die  Helmholtz  als  nativistische 
zusammenfaßt.  In  ihnen  wird,  wie  Helmholtz  formuliert,  der  Einfluß  der  Erfahrung  zwar 
fiir  eine  gewisse  Reihe  von  Wahrnehmungen  zugegeben,  aber  für  gewisse,  bei  allen  Beob- 

'    VI361,  VII  344,  96,   232,  318,  339,  341,   3471-.,  T4  387,   sgof.,   sgsf. 

-    VI354,  0433,  435,  0797f.,  8r7f.,   O-600,  V  1 17,  332,   VI  i  i4f.  —  V  1  362  f.:  vel.  iii;.0^6oo;  — 

0  797,  O'Vl.  '  t  0  6        3.. 


Die  philosophvirhen  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahrnphmiingslheorie.  31 

achtem  gleichförmig  eintretende  elementare  Anschauungen  ein  Sj'stem  von  angeborenen 
und  nicht  auf  Erfahrung  begründeten  Anschauungen,  namentlich  der  R^umverhältnisse, 
vorausgesetzt.  So  namentlich  von  J.  Müller,  Panum  und  Hering,  deren  Annahmen  Helmholtz 
spezieller  bekämpft  und  in  der  zweiten  Auflage  der  Optik,  was  Herings  spätere  Aus- 
fuhrungen betrifft,  ebenso  wie  die  Deutung  Stumpfs  wohl  ausführlicher  bekämpft  hätte, 
wenn  er  den  Schlußparagraphen  des  Werks  noch  hätte  umarbeiten  können.  Die  wesent- 
liche Schwierigkeit  jedoch,  der  nach  seinem  Urteil  noch  keine  dieser  Theorien  entgangen 
ist,  daß  ihnen  zufolge  wirklich  vorhandene  Empfindungen  durch  eine  Erfahrung,  die  sie 
als  unbegründet  nachweist,  aufgehoben  werden  können,  hätte  er  auch  dann  wohl  in  ihnen 
allen  gefunden". 

Der  Hauptsatz  der  empiristischen  Theorie  ist  nach  Helmholtz:  Die  Sinnesempfindungen 
sind  nur  Zeichen  für  die  Beschaffenheit  der  Außenwelt,  deren  Deutung  durch  Erfahrung 
gelernt  werden  muß.  Diese  Zeichentheorie  der  Empfindungen  hat  durch  die  vor- 
stehenden Erläuterungen  der  erkenntnistheoretischen  Annahmen  von  Helmholtz  nur  zum  Teil 
deutlich  gemacht  werden  können.  Auch  die  Rolle  der  Erfahrung  ist  durch  die  vor- 
stehende Analyse  der  Assoziationsfunktionen  nicht  vollständig  bestimmt.  Das  bezeugt 
die  Formulierung  des  Hauptsatzes  in  der  Optik:  Die  Sinnesempfindungen  sind  fiir  unser 
Bewußtsein  Zeichen,  deren  Bedeutung  verstehen  zu  lernen  unserem  Verstände  über- 
lassen ist.  In  ihr  wird  dem  Verstände  zugeschrieben,  was  in  der  ersten  Formel  als 
Sache  der  Flrfahrung  bezeichnet  war'. 

Dieser  Hinweis  auf  die  Verstandesfunktionen  in  der  Erfahrung  fuhrt  uns  auf  die 
dritte  und  letzte,  besonders  beanstandete  Gruppe  von  Helmholtz'  philosophischen  Annahmen, 
auf  die  logische  Deutung  der  A'ssoziationsbedingungen  als  unbewußte  Schlüsse. 

Helmholtz'  logische  Ann'ähmen  sind  einerseits  durch  Kants  Einschätzung  der  über- 
lieferten Logik,  andrerseits  durch  Stuart  Mills  Deutung  des  Syllogismus  bedingt;  nur  Mills 
empiristische  Ableitung  des  Kausalgesetzes  bleibt,  wie  schon  zu  besprechen  war,  formell 
abgelehnt.  Das  zeigt  insbesondere  die  mancherlei  frühere  Auslassungen  zusammenfassende 
»Kritik  der  alten  Eogik«  und  ihre  Folgeparagraphen  in  der  Einleitung  zu  den  Vorlesungen 
von  1893/94.  Auf  die  spätere  Entwicklung  der  Logik,  auch  die  deutsche  seit  dem 
Anfang  der  siebziger  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts,  hat  Helmholtz  keine  Rücksicht 
mehr  genommen^. 

Wesentlich  für  die  vorliegende  Erörterung  ist,  daß  Helmholtz  die  Auffassung  der  Funk- 
tionen des  Obersatzes,  der  propositio  major,  als  eines  bloßen  Memorandums  früherer  Fälle  für 
alle  Syllogismen,  bei  denen  die  major  ein  Satz  ist,  der  sich  auf  die  Wirklichkeit  bezieht 
und  also  nur  das  Resultat  der  Erfahrung  sein  kann,  von  Mill  angenommen  hat.  In 
diesen  Fällen,  so  argumentiert  er  mit  Mill,  müssen  wir  des  Schlußsatzes  sicher  sein,  ehe 
wir  noch  den  Obersatz,  durcli  den  wir  ihn  beweisen  wollen,  aufstellen  können.  Der 
scheinbare  Zirkelfehler  in  diesen  Schlüssen  hebe  sich  dadurch,  daß  wir  in  der  gewöhnlicheren 
und  ursprünglicheren  Art,  durch  Induktion  zu  schließen,  zu  der  Überzeugung  des  Schluß- 
satzes auch  unmittelbar  kommen  können,  ohne  in  unserem  Bewußtsein  den  allgemeinen 
Satz  zu  bilden...,  indem  in  unserem  Gedächtni.sse  das  (Gleichartige  der  früher  l)eob- 
achteten  Fälle  sich  aneinanderfügt  und  gegenseitig  verstärkt.     Das  zeige  sich  namentlich 


'    O  435,  804  r.  —  O'X,  Stumpf:  tTber  den  psychologischen  Ursprung  der  Raiimvoi'stellung,  Leipzig  1873. 
0  817,  456,  594,  Vl336f.,  343f.,  349^,  352f.,  394,  VII  235^ 
'    V  I  17,  332,  O  797. 


»  h:6,  vi  178.  0447. 


32  •  E  R  D  M  A  N  X  : 

bei    allen  verwickeiteren   Vorgängen    unsicheren   Schließens.      So    bei    den    Schlüssen    auf 
zu  erwartende  Reaktionen   uns  bekannter  Persönlichkeiten'. 

Diese  Deutung  der  Syllogismen  aus  induktiven  Prämissen,  die  stets  gemeint 
sind,  wo  Hehnholtz  von  induktiven  oder  Analogieschlüssen  aus  früheren  Erfahrungsdaten 
spricht  —  sie  sind  ihm  wie  Mill  das  Urbild  der  Syllogismen  überhaupt  — ,  übertrug  er 
früh,  anscheinend  selbständig,  auf  die  seelischen  Vorgänge,  die  das  Wahrnehmen  bedingen. 

Schon  1852  berichtet  er  über  stereoskopische  Beobachtungen,  bei  denen  nach  Ana- 
logie dessen,  was  die  tägliche  Erfahrung  gelehrt  habe,  auf  Glanz  »geschlossen«  werde, 
daß  ferner  das  binokulare  Einfachsehen  die  Folge  eines  Aktes  des  Urteils  sei.  Deutlicher 
wird  die  Meinung,  noch  ohne  feste  Namengebung,  in  dem  Vortrage  von  1855.  Hier  Avird 
im  Anschluß  an  J.  Müllers  Projektionshypothese  und  in  illustrierendem  Gegensatz  gegen 
die  schon  von  Müller  zitierte  mythische  Deutung  der  Gesiclitswahrnehmung  im  Platoni- 
schen Timaeus  der  Satz  zugrunde  gelegt:  da  das  Bewußtsein  nicht  unmittelbar  am  Orte 
der  Körper  selbst  diese  wahrnimmt,  so  kann  es  nur  durch  einen  Schluß  zu  dieser  Kennt- 
nis kommen.  Denn  nur  durch  Schlüsse  können  wir  überhaupt  das  erkennen,  was  wir 
nicht  unmittelbar  wahrnehmen.  Aber  die  Akte  des  normalen  Verständnisses  unserer  Sinnes- 
empfindungen und  der  Deutung  des  Wahrnehmungsbesüindes  bei  den  Sinnestäuschungen 
gehen  ohne  unser  Wissen  vor  sich  und  können  auch  nicht  durch  unsern  Willen  und  [bei 
Täuschungen]  unsere  bessere  Überzeugung  abgeändert  werden  .  .  .  nicht  wir  .  .  .  schließen 
.  .  .,  die  Vorstellung  in  uns  schließt.  Denn  es  ist  kein  mit  Selbstbewußtsein  voll- 
zogener Schluß,  durch  den  wir  zur  Kenntnis  der  Körperwelt  kommen.  Vielmehr  hat 
er  mehr  den  Charakter  eines  mechanisch  eingeübten,  der  in  die  Reihe  der  unwillkür- 
lichen Ideenverbindungen  eingetreten  ist,  wie  solche  zil  entstehen  pflegen,  wenn  zwei 
Vorstellungen  sehr  häufig  miteinander  verbunden  vorgekommen  sind.  Dann  ruft  jedes- 
mal die  eine  mit  einer  gewissen  Naturnotwendigkeit  die  andere  hervor.  In  Form  von 
Fragen,  die  ihre  Bejahung  voraussetzen,  werden  diese  mechanisch  eingeübten  Ideenver- 
bindungen als  eine  Art  des  Denkens  charakterisiert:  Dürfen  wir  denn  nun,  was  hier 
geschieht,  dieses  Denken  ohne  Selbstbewußtsein  und  nicht  unterworfen  der  Kontrolle  der 
selbstbewußten  Intelligenz,  wirklich  als  Prozesse  des  Denkens  bezeichnen?  Unvermittelt 
wird  dies  schließlich,  wie  schon  oben  (S.  9)  zu  erwähnen  war,  dadurch  gesichert,  daß 
wir  durch  einen  Schluß  die  Gegenwart  äußerer  Objekte  als  Ursache  unserer  Nerven- 
erregung voraussetzen,  also  die  Gegenstände  der  Außenwelt,  die  wir  nicht  unmittelbar 
wahrnehmen,  auf  Grund  des  Kausalgesetzes  a  priori  als  Wirkungen  denken.  Es  wird  also 
der  Kausalschluß  zwar  von  den  assoziativ  vermittelten  unterschieden,  aber  in  das  Den- 
ken ohne  Selbstbewußtsein  einbezogen". 

Befriedigt  war  Helmholtz  von  dieser  ersten  Darstellung  auf  die  Dauer  nicht.  Im 
Jahre  1857  berichtet  er  dem  Vater  in  dem  (S.  14)  schon  zitierten  Brief  von  dem  Be- 
dürfnis einer  spezielleren  Durcharbeitung  gewisser,  von  den  neueren  Philosophen  nicht 
untersuchter  Fragen.  Unter  diesen  nennt  er  auch  die  Gesetze  der  unbewußten  Analogie- 
schlüsse, durch  welche  wir  von  den  sinnlichen  Empfindungen  zu  den  sinnlichen  Wahr- 
nehmungen gelangen.  Den  ersten  Ertrag  dieser  fortschreitenden  Untersuchungen  zeigt 
die  Heidelberger  Festrede  vom  Jahre  1862.  In  ihr  geht  er  von  den  bereits  erwähnten  ver- 
wickelten Fällen  aus,  in  denen  wir  mit  ziemlicher  Sicherheit  Handlungen  eines  uns  Bekann- 
ten voraussagen,  indem  wir  dessen  bisher  von  uns  beobachtete  Handlungen  mit  ähnlichen 
Anderer   vergleichen.      Dann    ziehen    wir   unseren  Schluß   auf  den    Erfolg   der   künftigen 

'    O  4471-.:   v-l.  V  II  233.   K  6.  ^-    O  448:  vgl.  V  I  170,   360. 

■       '  /  '"..";  rr."'-  ^''"«"■'  Handbuch  ...  II  268f.,  352,  257,  vgl.  O-  441.  ()  762,  766,  781.  801.  —  V  1 112,  110 
vgl.  loif.  —  VI  115. 


Die  philosophisehm  Grundlagen  von  Hehnholtz'  Wahrnehmungsthrorie.  33 

Handlungen,  ohne  weder  den  Major  noch  den  Minor  dieses  Schlusses  in  einer  bestimm- 
ten und  deutlich  begrenzten  P^orm  aussprechen  zu  können,  ja  ohne  uns  vielleicht  selbst 
klar  gemacht  zu  haben,  daß  unsere  Vorhersagung  auf  der  beschriebenen  Vergleichung  be- 
ruht. Unser  Urteil  geht  in  einem  solchen  Falle  nui-  aus  einem  gewissen  psychologischen 
Takte,  nicht  aus  bewußtem  Schließen  hervor,  obgleich  im  wesentlichen  der  geistige 
Prozeß  derselbe  geblieben  ist .  .  .  Auf  dieser  Art  der  Induktion  beruhe  die  ganze  Aus- 
bildung unserer  Sinneswalirnehniungen  ...  als  Resultaten  psychischer  Prozesse,  welche 
nicht  in  das  Bereich  des  auf  sich  selbst  reflektierenden  Bewußtseins  fallen,  und  welche 
deshalb  notwendig  der  psychologischen  Selbstbeobachtung  verborgen  bleiben  mußten  .  . . 
Man  könnte  sie  im  Gegensatz  zu  der  logischen,  welche  es  zu  scharf  definierten  all- 
gemeinen Sätzen  bringt,  die  künstlerische  Induktion  nennen,  weil  sie  im  höchsten 
Grade  bei  den  ausgezeichneteren  Kunstwerken  hervortritt'. 

In  schärfstem  Gegensatz  zu  dieser  Art  des  Denkens  steht  dasjenige  der  mathema- 
tischen Wissenschaften,  der  reinen  Mathematik,  d.  i.  der  Arithmetik,  sowie  der  Geometrie, 
der  Mechanik  und  mathematischen  Physik.  Hier  sehen  wir  die  bewußte  logische  Tätig- 
keit unseres  Geistes  in  ihrer  reinsten  und  vollendetsten  Form,  auch  die  ganze  Mühe,  Vor- 
sicht, Genauigkeit  und  Schwierigkeit,  welche  die  eiserne  Arbeit  des  »reinen  Verstandes« 
im  selbstbewußten  Schließen  erfordert.  Weniger  ausgeprägt  sei  diese  Eigenart  in  den 
historischen  Naturwissenschaften.  In  ihnen  ist  die  Bestimmung  der  Arten  und  die  Glie- 
derung der  Abteilungen  der  Organismen  wesentlich  nur  einem  solchen  Takte  überlassen, 
<ler  ohne  genau  definierbare  Regel  verfährt,  wennschon  es  in  ihnen  meist  viel  leichter 
sei,  allgemein  umfassende  Begriffe  und  Sätze  aufzufinden  .  .  .,  als  da,  wo  wir  unser  Urteil 
auf  die  Analyse  der  Seelentätigkeiten  gründen  müssen  .  .  .  Die  Geisteswissenschaften  da- 
gegen haben  es  überwiegend  mit  Urteilen  nach  psychologischem  Taktgefühl  zu  tun.  Nur 
in  der  Theologie,  Ethik,  Jurisprudenz  und  Grammatik  geschieht  die  Subsumtion  unter 
die  entsprechenden  Gebote,  den  Vordersätzen  der  Subsumtion,  in  der  Form  des  bewuß- 
ten logischen  Schließens.  Nur  die  Lösung  für  die  Formulierung  des  Untersatzes  werde 
meist  wieder  eine  Sache  der  psychologischen  Anschauung  sein". 

Im  wesentlichen  abgeschlossen  ist  die  Lehre  in  der  ersten  Auflage  der  Optik.  Ge- 
mäß der  nur  bedingten  Anerkennung,  die  Helmholtz  för  seine  psychologischen  und  logi- 
schen Hilfssätze  fordert,  ist  sie  fast  ausschließlich  in  dem  Anhang  zu  dem  oft  schon  zitierten 
^  26  ausgeführt.  Auch  in  dem  Schlußparagraphen  des  Werks  wird  sie  nur  flüchtig  be- 
rührt. In  ihm  wird  ausdrücklich  auf  Stuart  Mills  Analyse  des  induktiven  Obersatzes  Bezug 
genommen,  dessen  Name  zum  erstenmal  von  Helmholtz  in  dem  eben  analysierten  Vortrag 
genannt  wird  (vgl.  S.  32).  Schon  ni  den  ersten,  bereits  1860  veröffentlichten  Seiten  des 
Paragraphen  wird  programmartig  erklärt:  Die  psychischen  Tätigkeiten,  durch  welche  wir 
zu  dem  Urteile  kommen,  daß  ein  bestimmtes  Objekt  von  bestimmter  Beschaffenheit  an 
einem  bestimmten  Orte  außer  uns  vorhanden  sei  .  .  .  sind  in  ihrem  Resultate  einem 
Schlus.se  gleich,  in.sofern  wir  aus  der  l)eobachteten  Wirkung  auf  unsere  Sinne  die  Vor- 
stellung von  einer  Ursache  dieser  Wirkung  gewinnen,  während  wir  in  der  Tat  direkt  doch 
immer  nur  die  Nervenerregungen,  also  die  Wirkungen  wahrnehmen  können,  niemals  die 
äußeren  Objekte . . .  Sie  werden  als  unbewußte  Schlüsse,  spezieller  als  unbewußte  Analogie- 
oder Induktions.schlüsse  bezeichnet,  die  —  das  wird  wiederholt  —  »in  ihren  Resultaten» 
den  bewußten  Schlüssen  dieser  Art  »kongruent  sind«.  Die  Schlüsse  auf  Grund  des  Kausal- 
gesetzes werden  also  auch  hier  (S.  32)  von  vornherein  diesen  Schlüssen  zugeordnet.    Die 


>    Kl  292.  VI  170  f.,  184. 
■'    VI  172— 178,  180:  vgl.  191. 

Phil.-hUt.  Abh.  1921.  Nr.  1. 


34  Kr  DMA  NN : 

erläuternden  Ausfiihrungen  werden  allerdings  vorerst  durchweg  den  assoziativ  vermittelten 
Einflüssen  der  topogenen  und  hylogenen  Momente  entnommen:  Wenn  wir  uns  in  millionen- 
fach wiederholten  Erfahrungen  .  .  .  durch  die  unbewußten  Vorgänge  der  Assoziation  von 
Vorstellungen  über  den  Ort  eines  leuchtenden  Objekts  mit  Hilfe  von  reagierenden  Be- 
wegungen orientiert  haben,  so  liegt  kein  eigentlicher,  bewußter  Schluß  vor,  aber  es  ist 
doch  die  wesentliche  und  ursprüngliche  Arbeit  eines  solchen  vollzogen.  Ähnlich  so  ent- 
stellt aller  Schein  durch  vorschnelle,  unreflektierte  Induktionen,  bei  denen  wir  aus  früheren 
Fällen  Schlüsse  auf  neue  Fälle  ziehen,  und  wo  die  Neigung  zu  den  falschen  Schlüssen 
bestehen  bleibt  trotz  der  auf  bewußte  Überlegung  gegründeten  besseren  Einsiclit  in  die 
Sache.  Das  Wesentliche  in  allen  diesen  und  sonstigen  analogen  Fällen,  wie  bei  der  Deutung 
der  äußeren  Zeichen  für  (Gemütszustand e  und  Charaktereigentümlichkeiten,  ist  das  Prinzip 
des  Experimentierens  .  .  .  Erst  indem  wir  unsere  Sinnesorgane  nach  eigenem  Willen 
in  verschiedene  Beziehungen  zu  den  Objekten  bringen,  lernen  wir  sicher  urteilen  über  die 
Ursachen  vmserer  Sinnesempiindungen,  und  solches  F'xperimentieren  geschieht,  wie  wieder- 
holt ausgeführt  wird,  von  frühester  Jugend  an  ohne  Unterbrechung  das  ganze  Leben 
hindurch '. 

Dabei  wird  durch  alles,  was  von  der  Beschaffenheit  [und  dem  Ort]  des  gerade  vor- 
liegenden Objekts  abhängt  .  .  .  die  äußere  Ursache  als  ein  unabhängig  von  unserer  Wahr- 
nehmung bestehendes  Objekt  anerkannt.  Das  vermittelt  für  Helmholtz  den  Übergang  zum 
Kausalgesetz:  Es  schiebt  sich  hier  der  Begriff  der  Ursache  hinein,  und  es  ist  zu  fragen, 
ob  es  zulässig  ist,  diesen  bei  der  ursprünglichen  sinnlichen  Wahrnehmung  vorauszusetzen. 
Die  Frage  wird  aus  den  früher  (S.  9)  angeführten  Gründen  gegen  Stuart  Mill  bejaht. 
Zugleich  wird  das  Kausalgesetz  —  als  Gesetz  von  zureichendem  Grunde  —  in  der  gleich- 
falls oben  schon  erörterten  Fassung  als  die  Forderung  bestimmt,  alles  begreifen  zu  wollen, 
andeutungsweise  auf  Naturgesetze  und  Kräfte  bezogen  (S.  9)  und  mit  der  Subjektivität 
der  Empfindungen  in  Parallele  gesetzt  (S.  10).  Unser  Verstand  kann  die  Welt  also  be- 
greifen nur  als  kausalen  Zusammenhang  .  .  .  Neben  unserem  Verstände  steht  wenig- 
stens  für   die   Auffassung    der  Außenwelt   kein    anderes   gleichgeordnetes  Vermögen  da'. 

Der  Unterschied  aller  dieser  unbewußten  Schlüsse  von  den  eigentlich  sogenannten 
und  mit  Bewußtsein  vollzogenen  besteht  fürs  erste  darin,  daß  wir  bei  diesen  nichts  anderes 
tun,  als  daß  wir  mit  Überlegung  und  sorgfältiger  Prüfung  diejenigen  Schritte  der  induk- 
tiven Verallgemeinerung  unserer  Erfahrungen  wiederholen,  welche  schon  vorher  in  schnellerer 
Weise  ohne  bewußte  Reflexion  ausgeführt  waren.  Es  fehlt  an  ihnen  also  die  reinigende 
und  prüfende  Arbeit  des  bewußten  Denkens.  Überdies  widersteht  ihrer  Aufnahme  in  das 
bewußte  Denken  noch  ein  ihnen  ganz  eigentümlicher  Umstand,  nämlich  der,  daß  wir  gar 
nicht  näher  bezeichnen  können,  was  in  uns  vorgegangen  ist,  wenn  wir  eine  Empfindung 
in  einer  bestimmten  Nervenfaser  hatten  .  .  .  Wir  können  im  natürlichen  Zustande  .  .  .  von 
der  Empfindung  nicht  anders  sprechen,  sie  nicht  begrenzen  und  festhalten,  als  indem  wir 
sie  bezeichnen  durch  die  Bedingungen,  unter  denen  sie  zustande  gekommen  ist.  Ich 
muß  z.  B.  sagen:  »ich  sehe  etwas  Helles  nach  links  hin«;  das  ist  der  einzige  Ausdruck, 
den  ich  der  Empfindung  geben  kann  ...  F:s  fehlt  jedes  Mittel,  die  Empfindung  anders  zu 
beschreiben  und  mit  anderen,  früher  gehabten  P^mpfindungen  zu  identifizieren,  als  dadurch, 
daß  man  den  Ort  des  scheinbar  entsprechenden  äußeren  Objekts  bezeichnet.  Auch  hin- 
sichtlich des  Kausalgesetzes  sind  wir,  wie  schon  (S.  22)  zu  zitieren  war,  in  der  Verlegen- 
heit, daß  wir  die  Vorgänge  nur  in  der  Sprache  der  reflektierenden  Wissenschaft  beschreiben 


^    O447,  VI  178,  0817.  O-430,  0  448,  449,  O- 450,  452;  vgl.  VI  3541-.,  VII  344,  O^  600. 


Die  philosophischen  Grundlagen  van  Helmholtz'  Wnhrnehmunysthcoric .  35 

können,  wälirend  in  der  ursprünglichen  Form  des  bewußten  Wahmehmens  die  Reflexion 
des  Bewußtseins  auf  sich  selber  noch  nicht  deutlich  enthalten  ist  .  .  .  Die  Urteile,  durch 
welclip  wir  von  unseren  Sinnesempfindungen  auf  die  Existenz  einer  äußeren  Ursache  der- 
selben übergehen,  können  wir  also  auf  dem  gewöhnlichen  Zustande  unseres  Bewußtseins 
gar  nicht  einmal  in  die  Form  bewußter  Urteile  erheben'. 

In  dem  »xVbriß«  von  1869  wird  diesen  Erörterungen  nur  weniges  hinzugefügt.  Es 
wird  hier  betont,  daß  man  bei  den  unbewußten  Schlüssen  .  .  .  von  den  gewöhnlich  be- 
tretenen Pfaden  der  psychologischen  Analyse  etwas  seitab  gehen  muß,  um  sich  zu  über- 
zeugen, daß  man  es  hierbei  wirklich  mit  derselben  Art  von  geistiger  Tätigkeit  zu  tun 
hat,  die  in  den  gewöhnlich  sogenannten  Schlüssen  wirksam  ist.  Der  Unterschied  scheine 
ihm  in  der  Tat  nur  ein  äußerlicher  zu  sein.  Es  sei  ferner  klar,  daß  man  mit  den  sinn- 
lichen Erinnerungsbildern  statt  der  Worte  dieselbe  Art  der  Verbindung  herstellen  könne, 
die  man,  wenn  sie  in  Worten  ausgedrückt  wäre,  einen  Satz  oder  ein  Urteil  nennen  würde. 
So  erklärt  sich  der  Sprachgebrauch,  der  Helmholtz  unterschiedslos  von  Urteilen  im  lo- 
gischen Sinne  uiul  Urteilen  im  Sinne  unformulierter  Wahrnehmungen  reden  läßt.  Auch 
daß  diese  Schlüsse  .  .  .  uns  so  zwingend  entgegentreten,  wie  eine  äußere  Naturgewalt,  .  .  . 
unterscheide  sie  niclit  von  den  logischen  und  bewußten  Schlüssen  .  .  .  Was  wir  mit  Will- 
kür und  Bewußtsein  tun  können,  um  einen  Schluß  zustande  zu  bringen,  ist  doch  nur, 
daß  wir  das  Material  fiir  seine  Vordersätze  vollständig  herbeischaffen  Sobald  dieses 
Material  wirklich   vollständig  da  ist,   drängt  sich  uns   der  Schluß   unabweislich   auf'. 

Auch  in  den  späteren  Ausfiihrungen  ist  trotz  der  meist  auf  mangelhaftem  Verständnis 
beruhenden  Einwendungen  gegen  diesen  Bestandteil  seiner  Lehre  von  Helmholtz  sachlich 
an  ihm  nichts  geändert  worden.  Er  schreibt  noch  1894:  Bei  der  Bildung  von  Anschau- 
ungen spielen  InduktionsschlOsse,  gewonnen  durch  unbewußte  Arbeit  des  Gedächtnisses, 
eine  hervorragende  Rolle.  Denn  daß  er  gegenüber  der  Gleichsetzung  seiner  Aimahmen 
mit  Schopenhauers  Ausführungen  (S.  23  )  den  Namen  »unbewußte  Schlüsse«  vermeiden 
will,  bedeutet  sachlich  garnichts.  Es  bestätigt  der  historischen  Forschung  nur,  was 
aus  dem  ganzen  Zusammenhang  von  Helmholtz"  Ausfulirungen  folgt,  daß  die  für  ihn  hier- 
hergehörigen Schlüsse  aus  dem  Kausalgesetze  zu  Schopenhauers  intuitiven  •  Verstandes- 
schlüssen in  keinem  Abhängigkeitsverhältnis  stehen.  Die  Einschränkung  ferner,  die  er 
in  der  zweiten  Auflage  der  Optik  der  bis  zu  einer  gewissen  Grenze  zulässigen  und  be- 
zeichnenden Namengebung  für  die  ersten  Wiederholungen  seltenerer  Beobaclitungen  zu- 
gibt, bedeutet  nicht  viel.  Daß  in  diesen  Fällen  die  Erinnerung  an  die  früheren  mit 
ihren  Nebenumständen  deutlicher  wird  hervortreten  können,  zeigt  doch  nur,  daß  der 
psychische  Prozeß  hierbei  eine  größere  Analogie  mit  bewußtem  Denken  gewinnen  würde. 
Ausdriicklich  wird  wieder  erklärt,  daß  der  Vordersatz  dt-r  unbewußten  Schlüsse  aus  einer 
Reihe  von  Erfahrungen  gebildet  ist,  die  einzeln  längst  dem  (iedächtnis  entschwunden 
sind  und  auch  nvir  in  Form  von  sinnlichen  Beobachtungen,  nicht  notwendig  als  Sätze 
in  Worte  gefaßt,  in  unser  Bewußtsein  getreten  waren.  Der  bei  gegenwärtiger  Wahr- 
nehmung eintretende  neue  .sinnliclie  Eindruck  bilde  den  Minor,  auf  den  die  durch  die 
früheren  Beobachtungen  eingeprägte  Regel  angewendet  wird.  Ebenso  wird  daran  erin- 
nert, wie  dieser  psychische  Prozeß  von  den  niedrigsten  bis  zu  den  höchsten  Entwick- 
lungsstufen unseres  Geisteslebens  sowie,  wenn  auch  häufiger  zu  Irrtum  führend,  in  den 
Tieren  wirksam  ist.  Die  Auflösung  des  Begriffs  der  Anschauung  in  die  elementaren  Vor- 
gänge des  Denkens,  d.  i.  in  begriff"liche  Bildungen,  bleibt  ihm  gegenüber  Kant  der  we- 


■    o  448—449,  O'  453;  vgl.  O  540. 
"    V I  358,  3««  f.,  E  5. 


36  E  R  D  M  A  N  N  :  ' 

sentlichste  Fortschritt  der  neueren  Zeit  .  .  .  Schon  die  ersten  elementaren  Wahrnehmungen 
enthalten  in  sich  ein  Denken  und  gehen  nach  den  Cxesetzen  des  Denkens  vor  sich.  Alles, 
was  in  der  Anschauung  zu  dem  rohen  Materiale  der  Empfindungen  hinzukommt,  kann 
in  Denken  aufgelöst  werden'. 

Auch   diese  logischen  Annahmen  von  Helmholtz  bedürfen  kritischer  Erläuterungen. 

In  vielfachen  Wendungen  hat  Helmholtz,  wie  sich  uns  zeigte,  die  »unbewußten« 
Schlüsse  denen  des  eigentlich  sogenannten  bewußten  logischen  Denkens  entgegengesetzt: 
Jene  gehen  ohne  unser  Wissen  .  .  .,  ohne  Selbstbewußtsein  und  nicht,  unterworfen  der 
Kontrolle  der  selbstbewußten  Intelligenz  vor  sich ;  sie  gehen  aus  einem  gewissen  psycho- 
losischen  Takt,  nicht  aus  bewußtem  Schließen  hervor:  es  ist  kein  selbstbewußtes  Schließen, 
das  des  Ausdrucks  in  Worten  fähig  wäre ;  sie  sind  im  allgemeinen  nicht  bewußte  Tätig- 
keiten; sie  werden  ohne  bewußte  Reflexion  ausgeführt;  sie  sind  Induktions-,  nicht  be- 
wußte Schlüsse  und  als  solche  niemals  so  zuverlässig,  wie  wohl  geprüfte  Schlüsse  des 
bewußten  Denkens;  sie  gleichen  diesen  nur  in  ihrem  Resultat  usw.  Im  Hinblick  auf 
die  assoziativen  unbewußten  Vorgänge,  die  in  ihnen  syllogistisch  geformt  werden,  ist 
die  eigentliche  Meinung  aller  dieser  Wendungen  sicher:  Die  unbewußten  Schlüsse  sind 
logische  Formulierungen  von  assoziativen  Gedächtnis  Wirkungen,  bei  denen  der  Obersatz 
des  logischen  Schlusses  durch  meist  undeutlich  bleibende  Erinnerungen,  der  Untersatz 
durch  den  neuen  sinnlichen  Eindruck,  der  Schlußsatz  durch  den  gleichfalls  nicht  sprach- 
lich formulierten  vorliegenden  Wahrnehmungsbestand  vertreten  ist.  Unter-  und  Schluß- 
satz sind  deutliche  Bestandteile  des  unformulierten  Wahrnehmungsbewußtseins,  während 
der  Obersatz  der  Regel  nach  undeutlich  bleibt.  Das  Unbewußte  ist  also  bei  Helmholtz 
nicht  die  Negation  des  Bewußtseins  überhaupt  in  dem  Sinne,  wie  etwa  zur  Zeit  nach 
verbreiteten  Annahmen  unerregte  Gedächtnisresiduen  als  unbewußt  gedacht  werden.  Die 
Gedanken  ähneln  vielmehr  dem,  was  Kant  im  Anschluß  an  Leibniz  unter  unbewußten, 
d.  h.  undeutlichen  Vorstellungen  verstanden  hat.  Eben  diese,  man  könnte  sagen  »rela- 
tive Unbewußtheit«  gibt  das  tertium  comparaüonis  zu  den  logischen  Schlüssen,  d.  i.  dem 
logischen  Denken,  imd  damit  dem  Verstände.  Erschwert  wird  die  Einsicht  in  diesen 
Sinn  dadurch,  daß  Helmholtz  den  Ausdruck  »Bewußtsein«  nirgends  bestimmt,  vielleicht 
im  Anschluß  an  J.  Müllers  Erklärung,  daß  das  »Bewußtwerden  sich  nicht  weiter  als  durch 
das  Bewußtwerden  an  sich  selbst  aufklären  und  so  wenig  beschreiben  läßt  als  Ton, 
blau,  rot,  bitter.«  Er  läßt  nur,  gleichfalls  ohne  entsprechende  Festlegung,  erkennen, 
daß  er  unter  Selbstbewußtsein  in  diesem  Zusammenhang  die  kontrollierende  Selbstwahr- 
nehmung eines  in  logischen  Urteilen  formulierten  Bewußtseins  Verlaufs  versteht.  Auch 
demgegenüber  aber  bleibt  schließlich  kein  Zweifel.  Es  handelt  sich  doch  um  seelische 
Vorgänge,  die  sich  an  die  Empfindungen  »anschließen«,  auf  dieser  Grundlage  erst 
»im  Bewußtsein«,  und  damit  im  Gehirn  als  dem  Organ  des  Bewußtseins  zustande 
kommen '". 

Vorausgesetzt  ist  bei  dem  allen  die  Helmholtz  gleichfalls  durch  J.  Müller  überlieferte, 
bereits  (S.  i8f)  besprochene  Trennung  von  Empfindung  und  Wahrnehmung;  die  Annahme 
also,  daß  die  Empfindungen  der  Sache  nach  vor  der  Wahrnehmung,  die  sie  kombiniert,  ge- 
geben seien,  die  Wahrnehmung  der  Außenwelt  demnach,  psychologisch  genommen,  assoziativ 
vermittelt,  logisch  gefaßt  erschlossen  sei,  d.  i.  allgemein  gesprochen  der  physiologische, 
nicht  der  psychologische  Ausgangspunkt,  der  die  Empfindungen  von  vornherein  als  inte- 
grierende Bestandteile  der  Wahrnehmung  fassen  läßt. 


'    AIII  553,  0=6oif.,  VII  233,   0^602;    vgl.Vl  267.  391.  —  VII  244:   vgl.  338,   h',  9^,    O' 591. 

'    Vgl.Vl   Tio,   171,  358,  360,   ()'430,   O436,  448.  —  O^   602,  V  II 233.  —  J.Müller,   a.  a.  O.  II  516. 


Die  philosophLirhen  Gmndlagen  von  Helmholtz'  Wahrnehmungstheorie.  37 

Kurzweg  stellt  Helmholtz  gelegentlich  die  Induktionen  oder  Analogieschlüsse  den 
»logischen«  Schlüssen  gegenüber.  Dabei  sei  nochmals  betont,  daß  er  unter  ihnen  ledig- 
lich Syllogismen  mit  induktivem  Obersatz  versteht,  deren  Untersätze,  der  bei  gegenwärtigen 
Wahrnehmungen  eintretende  neue  Eindruck,  von  ihm  auf  seinen  induktiven  Gehalt  nicht 
analysiert  wird'. 

Auch  abgesehen  davon  aber  bleibt  eine  Schwierigkeit,  die  schon  oben  (S.  3 1  f.)  wieder- 
holt angedeutet  wurde.  Es  sind,  wie  schon  Conrat  hervorgehoben  hat,  zwei  verschiedene 
Arten  von  Syllogismen,  die  in  diesen  Induktionen  zusammengefaßt  werden.  Erstens  die 
in  Helmholtz"  Sinne  offenbar  induktiven,  in  deren  Obersätzen  bisher  gewonnene  Erfah- 
rungen topogenen  und  hylogenen  Ursprungs  assoziativ  in  Einzel-  und  Allgemeinbegriffen 
zusammengefaßt  sind.  Aber  auch  der  aller  möglichen  Sinneswahrnehmung  zugrunde  liegende 
Schluß  auf  die  wirkenden  Ursachen  der  Objekte  der  Außenwelt  überhaupt  wird  ihnen,  wie 
wir  sahen,  zugerechnet.  In  diesem  aber  ist,  wenn  der  Scliluß  syllogistisch  formuliert  wird, 
der  Obersatz  das  Kausalgesetz  selbst,  das  alle  Induktionen  bedingt.  Das  Kausalgesetz  aber 
ist,  wie  wir  gesehen  haben,  nach  Helmholtz'  gleichsam  offiziellen  Erklärungen  keine  in- 
duktiv gewonnene  Erkenntnis,  sondern  eine  formale  apriorische  Bedingmig  unseres  Denkens. 
Denn  die  Momente,  die  diese  Apriorität  von  der  Kantischen  offensichtlich  trennen,  dem 
Gesetz  bloß  eine  hypothetisch,  also  empirisch  bedingte  Geltung  zuerkennen,  es  auf  die 
natürliche  Mechanik  unserer  Vorstellungsverbindungen  zurückfuhren  lassen,  werden  von  ihm, 
wie  wir  sahen  (S.  11),  direkt  nur  in  einer  Nachlaßniederschrift  ausgesprochen.  In  seinen 
Schriften  fanden  wir  sie  nur  andeutungsweise  zutage  tretend.  Und  es  geht  auch  auf  Grund 
dieser  Einfügung  in  die  unbewußten  Schlüsse  nicht  an.  dem  Kausalgesetz  den  hypothetischen 
(Charakter  sicher  als  die  eigentliche  Meinung  von  Helmholtz  zuzuweisen.  Dem  widerspricht 
nicht  nur  die  Art,  wie  die  Funktionen  des  Kausalgesetzes  in  dem  Vortrag  von  1855  den 
»mechanisch  eingeübten  Ideen  Verbindungen»  entgegengesetzt,  sondern  auch  die  Art,  wie 
das  Kausalgesetz  späterhin  immer  wieder  als  a  priori  gegebenes  liingestellt  wird.  Die 
Dunkelheit,  die  wir  an  diesem  Punkte  fanden,  bleibt  also  auch  von  diesem  logischen  Ge- 
sichtspunkt aus  bestehen'. 

Damit  sei  auch  die  Rekonstruktion  der  logischen  Gedankengänge  in  Helmholtz'  Theorie 
der  Wahrnehmung  abgeschlossen. 

Die  Auslösung  der  logischen  Gedanken  aus  dem  originalen  Ganzen  von  Helmholtz" 
Theorie  bleibt  allerdings  nicht  minder  künstlich  als  die  hier  vordem  abgegrenzten  Kr- 
örtei-ungen  seiner  erkenntnistheoretischen  und  psychologischen  Annahmen. 

Ihre  Synthese  finden  wir  abschließend  in  demjenigen  Bestände  des  »Hauptsatz«'«»  der 
empiristischen  Theorie,  der  bisher  (vgl.  S.  3 1 )  fast  unberücksichtigt  bleiben  mußte,  daß 
»die  Sinnesempfindungen  für  unser  Bewußtsein  Zeichen«    sind. 

Als  bekannt  darf  hier  vorausgesetzt  werden,  daß  Helmholtz  von  Anfang  an  auf  J.  Müllers 
Lehre  von  den  spezifischen  Energien  der  schon  nach  Müllers  gelegentlicher  Namengebung 
»modal«  verschiedenen  Empfindungen  das  größte  Gewicht  gelegt  hat.  Noch  1873  hat  er 
sie  als  eine  wissenschaftliche  Errungenschaft  geschätzt,  deren  Wert  er  der  Entdeckung  des 
Gravitationsgesetzes  gleichzustellen  geneigt  sei,  obgleich  er  die  philosophischen  Vorstufen 
des  Gedankens  —  der  als  Konse(iuenz  der  mechanischen  Naturauffassung  so  alt  ist  wie 

'  V  II  233,  Conrat,  a.  3.0.941'.  Die  ebenda  S.  io2f.  angenommene  dritte  Art  der  unbewußten  Schlüsse 
(S.  I02f.,  107  f.)  bpnilit  auf  oincin  Mißvi-rvtändnis.  .\iich  der  Induktionsschluß  von  jodcm  bob'ebigen  Wahi-- 
nehmungsaugenblick  auf  alle  zwischtnliegcnden  (()' 452,  VII  226)  gehört  in  die  erste  Art  der  unbewußten 
Schlüsse  hinein. 

■'   V  II  360,  -  V  I  115,  O'  453  f.,  0"  593  f.,  K  §  6,  7. 


38  E  R  I)  M  A  N  N  : 

diese  bis  zurück  zu  Locke  zu  würdigen  weiß.     Ebenso  bekannt  ist,  daß  er  diese  Lehre 

durch  Übertragung  auf  die  ((ualitativen  Unterschiede  innerhalb  der  Gebiete  der  Gesichts- 
und Tonempfindungen  vorbildlich  weitergeführt  hat,  ohne  sie  übrigens,  so  warm  er 
Darwins  Leistung   anerkannt   hat,    in    direkte    Beziehung    zur    Entwicklungshypothese   zu 

bringen'. 

Die  Empfindungen  bezeichnen  nach  seiner  Wendung  des  Grundgedankens  dieser  Lehre, 
wie  bereits  (S.  22)  zu  erwähnen  war,  nur  Wirkungen  der  Objekte  der  Außenwelt  auf 
unsere  Sinne,  die  wir,  weil  sie  in  jedem  Augenblick  eintreten  oder  durch  unseren  Willen 
herbeigeführt  werden  können  ...  als  dauernde  Fähigkeit  zu  solchen  Wirkungen  Eigen- 
schaften jener  Objekte  nennen.  Dabei  sind  wir,  wie  Helmholtz  schreibt,  von  jeher  ge- 
neigt gewesen,  zu  vergessen,  daß  wir  es  bei  ihnen  mit  Reaktionen  gegen  unser  Nerven- 
system zu  tun  haben,  daß  also  auch  Farbe,  Gerucii  und  Geschmack,  Gefühl  der  Wärme 
und  Kälte  .  .  .  Glätte  und  Festigkeit  .  .  .  Wirkungen  sind,  die  ganz  wesentlich  von  der 
Art  des  Organs,  auf  welches  gewirkt  wird,  abhängen  .  .  .  Die  Körperfarben  z.  B.  sind 
die  Erscheinung  gewisser  objelctiver  Unterscliiedo  in  der  Beschaffenheit  der  Körper,  sie 
sind  also  auch  der  naturwissenschaftlichen  Ansicht  nach  kein  leerer  Schein.  Wir  können 
in  bezug  auf  den  Gesichtssinn  nur  sagen :  Gleiches  Licht  erregt  unter  gleichen  Umständen 
die  gleiche  Farbenempfindung.  Licht,  welches  unter  gleichen  Umständen  ungleiche  Farben- 
empfindung erregt,  ist  ungleich.  Analoges  gilt  für  die  übrigen  Sinne.  Die  Empfindungen, 
die  doch  nur  unserem  Nervensystem  angehören  und  gar  nicht  in  den  äußeren  Raum 
hinausreichen,  sind  also  nicht  Bilder  der  objektiven  Beschaffenheiten.  Denn  in  einem 
Bilde  müßte  die  Abbildung  dem  Abgebildeten  gleichartig  sein  .  .  .  Wenn  zwei  Verhältnisse 
sich  einander  in  der  eben  angegebenen  Weise  entsprechen,  so  ist  das  eine  ein  Zeichen 
für  das  andere.  Die  Empfindungen  der  Sinne  sind  also  natürlich  gegebene,  sinnliche  Er- 
kennungszeichen oder  Symbole  für  objektive  Qualitäten.  Ebenso  sind  die  Einzelbegriffe 
von  Gegenständen  der  Sinnes  Wahrnehmung  geistige  Zeichen  für  den  dadurch  vorgestellten 
Gegenstand,  die  mir  durch  die  Natur  meiner  Sinnesorgane  und  meines  Geistes  aufgedrungen 
sind.  So  können  wir  über  die  Bedeutung  der  sinnlichen  Zeichen  durch  .  .  .  gesammelte 
Erfahrungen  alles  <las  lernen,  was  sich  nachher  an  der  Erfahrung  wieder  prüfen  läßt, 
also  den  ganzen  wahrhaft  reellen  Inhalt  unserer  Anschauungen,  obgleich  das  Zeichen- 
system unserer  Empfindungen,  speziell  der  optischen,  das  einzige  wesentliche  Erfordernis 
eines  Zeichensystems,  nämlich  die  Konstanz,  nur  mit  sehr  wesentlichen  Einschränkungen 
und  Mängeln  besitzt". 

Irgendeine  Ähnlichkeit  zwischen  unseren  Empfindungen  und  den  objektiven  Beschaffen- 
heiten dessen,  was  wir  wahrnehmen,  besteht  demnach  nicht.  Das  wird  insbesondere  in 
der  ersten  Auflage  der  Optik  spezieller,  wenn  auch  mit  noch  unpräziser  Benutzung  des 
Bildsymbols,  ausgeführt.  Das  Ergebnis  bleil)t,  wie  schon  oben  angegeben,  entsprechend 
dem  angeführten  »Hauptsatz«  überall  dasselbe:  Die  Empfindungen  sind  Zeichen,  welche 
wir  .  .  .  durch  Erfahrung  und  Übung  .  .  .  lesen  gelernt  haben.  Nur  unterscheidet  sich 
die  so  in  der  Wahrnehmung  gegebene  Zeichensprache  unserer  Vorstellungen  dadurch,  daß 
sie  uns  durch  die  Natur  unserer  Sinnesorgane  und  unseres  Geistes  aufgedrungen  ist,  von 
den  willkürlich  gewählten   Laut-  und  Buchstabenzeichen^. 


'  All  593  —  .1.  Müller,  a.  a.  0.  II  249,497  —  VII  182;  VI  98,  295  f.,  318,  O  208:  VI  320,  T*  244,  O  219, 
45Ö,  0'  584  —  z.  B.  V  I  313,  392,  'r4  244,  0=  349,  vgl.  Conrat,  a.  a.  O.  41  f.  —  Über  Darwin:  V  I  46,  387 f.,  390, 
VII  205,  338,  349 f. 

■'  O  444,  V  I320r.,  O-  450;  -  V  1  319,  V  II  228;  —  O  194,  V  I  301,  319,  V  II  222;  vgl.  V  I  40 f.,  146,  319^, 
332<"-,  393fv  O^  586,  VII  357,  0  194,  O-  442.  O'  446f.:  —  VI  356f..  327,  0^  s84f..   s86. 

'    0-  443,  446,  V  I  393,  O-  446. 


hir  philnsophlscheii  Grundlagen  von  Hdmholtz'  Wahrnehmungstkeoric.  39 

Der  Sinn  dieses  natürlichen  Zeichensystems  ist  jedoch  durch  das  Vorstehende  noch 
nicht  erschöpft.  Wir  müssen  hinzunehmen,  inwieweit  nach  Helmholtz  unser  Vorstellen 
das  Wirkliche  —  selbstverständlich  nicht  das  ihm  zugrunde  liegende  Reale  (S.  7)  — 
abzubilden  vermag. 

Die  Wahrnehmungen  des  inneren  Sinns,  so  lesen  wir  in  definitiver  Darstellung,  ordnen 
sich,  ebenso  wie  die  der  äußeren  Sinne  .  .  .  durch  eine  fortdauernde  Tätigkeit  des  Ge- 
dächtnisses .  .  .  jede  in  einem  bestimmten  Augenblick  der  Zeitreihe  ein  .  .  .  Jeder  neu- 
eintretende Akt  unseres  Bewußtseins  erhält  notwendig  von  vornherein  seine  Stelle  in 
der  Zeitreihe  nacli  dem  schon  Erlebten,  vor  dem  erst  noch  zu  Erlebenden  angewiesen  .  .  . 
Solange  diese  Akte  überhaupt  im  Gedächtnis  stehenbleiben,  bleibt  auch  die  Erinnerung 
an  ihre  Zeitfolge  ...  So  wird  auch  die  Möglichkeit  gegeben,  regelmäßige  Wiederholungen 
solcher  Zeitfolgen  von  gleichartigen  Wahrnelimungen  als  solche  zu  beobachten  und  wieder- 
zuerkennen .  .  .  Die  einzige  Beziehung,  heißt  es  schon  in  0',  in  welcher  eine  wirkliche 
Übereinstimmung  unserer  Wahrnehmungen  mit  der  Wirklichkeit  stattfinden  kann,  ist  die 
Zeitfolge  der  Ereignisse  mit  ihren  verschiedenen  F^igentümlichkeiten.  Die  Gleichzeitigkeit, 
die  Folge,  die  regelmäßige  Wiederkehr  der  Gleichzeitigkeit  oder  Folge  kann  in  den  Emp- 
findungen eben.so  stattfinden  wie  in  den  Ereignissen.  Die  äußeren  Ereignisse  wie  ilire 
Wahrnehmungen  gehen  in  der  Zeit  vor  sich,  also  können  auch  die  Zeitverhältnisse  der 
letzteren  das  getreue  Abbild  der  Zeitverhältnisse  der  ersteren  sein  ...  So  sind  die  Vor- 
stellungen von  der  Außenwelt  Bilder  der  gesetzmäßigen  Zeitfolge  der  Naturereignisse. 
Auch  die  Zahlen  fallen  unter  die  Bestimmungen  des  zeitlichen  Verlaufs.  Später  for- 
muliert Helmholtz:  Unsere  Sinnesempfindungen  sind  eben  Zeichen  von  Etwas,  sei  es 
von  etwas  Bestehendem  oder  Geschehendem,  und,  was  das  Wichtigste  ist,  das  Gesetz 
dieses  Geschehens  können  sie  uns  abbilden.  Und  zusammenfassend,  so  daß  auch  das 
Räumliciie  hinzugenommen  wird :  Niu*  die  Bezieluuigen  der  Zeit,  des  Raumes,  der  Gleich- 
heit' und  die  davon  abgeleiteten  Beziehungen  der  Zahl,  der  Größe,  der  Gesetzlichkeit, 
kurz  das  Mathematische,  sind  der  (erkennbaren]  äußeren  und  der  inneren  Welt  [unserer 
Vorstellungen]  gemeinsam,  und  in  diesen  kann  in  der  Tat  eine  volle  Übereinstimnuing 
der  Vorstellungen  mit  den  abgebildeten  Dingen  erstrebt  werden". 

Damit  stehen  wir  zum  Schluß  wieder  vor  dem  erkenntnistheoretischen  Grundproblem, 
dessen  Lösung,  soweit  die  Naturforschung  reicht,  das  Fundament  und  der  Zielpunkt  von 
Helmholtz"  empiristischer  Wahrnehmuiigstheorie  ist,  vor  der  Frage:  wie  weit  unsere  Vor- 
stellungen überhaupt  mit  ihren  Objekten  übereinstimmen,  ob  sie,  wie  man  es  ausdrückte, 
wahr  oder  falsch  seien*. 

Auf  die  Meinungen  der  einzelnen  Philosophenschulen  —  gemeint  sind  die  metaphy- 
sischen —  verzichtet  HelmJioltz  einzugehen.  Er  verwirft  gleicherweise  die  Annahme  einer 
prästabilierten  Harmonie  zwischen  Natur  und  Geist,  der  sich  die  nativistische  Theorie  an- 
schließt, wie  die  Behauptung  einer  Identität  beider,  indem  man  die  Natur  als  Produkt  oder 
Tätigkeit  eines  allgemeinen  Geistes  ansah,  dessen  Ausfluß  andrerseits  wieder  der  mensch- 
liche Geist  sein  sollte.  Er  weist  ebenso  die  spiritualistischen  wie  die  materialistischen 
Hypothesen  zurück.  Nicht  weniger  ablehnend  steht  er  endlich,  unter  dem  schon  (S.  12) 
erwähnten  Banne  der  Auffassung  seiner  Zeit,  den  englischen  »Sensualisten«  des  achtzehnten 
Jahrhunderts  gegenüber,  welche  die  Übereinstimmung  der  Vorstellungen  mit  ihren  Ob- 
jekten leugneten  und  dieselben  deshalb  für  Täuschungen  erklärten,  womit  man  denn  auch 

'  tiber  Gleichartigkeit,  Uleichheit  unil  Gleichwei-tigkeit  in  ■  physischem «  Sinne  s.  V  11  395  t.  und  A  111 
358,  375  f. 

■'    0>  578;  vgl.  V  II  t86;  —  O-  445 f.;  —  V  II  358.  A  111  356,  360,  O'  586,  592  f.,  V  I  365,  O'  442.  O^  583. 
'    O-  442,  ()"583. 


40  V'  ]{  I)  M  A  N  N  : 

konsequeiiterweise    die   Mögliclikeit   alles   Wissens    von    irgendwelchen    Objekten    leugnen 

mußte!' 

Im  Gegensatz  zu  diesen  philosophischen  Hypothesen  will  Hehnholtz  sich  darauf  be- 
schränken, zu  erörtern,  wie  sich  seines  Erachtens  der  Naturforscher  diesen  Streitigkeiten 
gegenüber  zu  verhalten  habe.  Dementsprechend  wird  im  Sinne  seiner  Theorie  erklärt: 
Wir  nennen  unsere  Vorstellungen  von  der  Außenwelt  wahr,  wenn  sie  uns  genügende 
Anweisung  über  die  Folgen  unserer  Handlungen  der  Außenwelt  gegenüber  geben  tmd  uns 
richtige  Schlüsse  über  die  zu  erwartenden  Veränderungen  ziehen  lassen  .  .  .  Die  philo- 
sophischen Schulen  kamen  nicht  heraus  aus  ihrer  Welt  von  Gleichnissen;  sie  erkannten 
nicht,  daß  die  durch  den  Willen  gesetzten  Handlungen  des  Menschen  einen  unentbehr- 
lichen Teil  unserer  Erkenntnisquellen  bilden". 

In  mißverständlicher  und  mißverstandener  Formulierung  hatte  Helmholtz,  wie  schon 
anfangs  (S.  7)  zu  erörtern  war,  die  Grundform  dieser  Schlüsse  aus  dem  Wirkungscharakter 
imserer  Wahrnehmungen  abgeleitet.  In  scheinbarer  Diallele  hieß  es  in  0":  Unsere  An- 
schauungen und  Vorstellungen  sind  Wirkungen,  welche  die  angeschauten  und  vorge- 
stellten Objekte  [d  i.  das  kausale  topogene  und  hylogene  Moment  des  Realen]  auf  unser 
Nervensystem  und  unser  Bewußtsein  hervorgebraclit  haben.  Aber  er  ließ  schon  dort  über  seine 
eigentliche  Meinung  keinen  Zweifel,  indem  er  fortfuhr:  Unsere  Vorstellungen  von  den  Dingen 
können  gar  nichts  anderes  als  Symbole,  natürlicli  gegebene  Zeichen  .  .  .  für  die  Dinge  sein, 
welche  wir  zur  Regelung  unserer  Bewegungen  und  Handlungen  benutzen  lernen.  Wenn 
wir  jene  Symbole  richtig  zu  lesen  gelernt  haben,  so  sind  wir  imstande,  mit  ihrer  Hilfe 
unsere  Handlungen  so  einzurichten,  daß  dieselben  den  gewünschten  Erfolg  haben,  d.  h. 
daß  die  erwarteten  neuen  Sinnesempflndungen  eintreten.  Eine  andere  Vergleichung  zwischen 
den  Vorstellungen  und  den  Dingen  ...  ist  gar  nicht  denkbar  .  .  .  Ich  meine  daher,  daß  es 
gar  keinen  möglichen  Sinn  haben  kann,  von  einer  anderen  Wahrheit  unserer  Vorstellungen 
zu  sprechen  als  von  einer  praktischen.  Oder,  wie  der  Gedanke  später  ausgedrückt  wird, 
nachdem  der  gleichfalls  schon  (S.  7)  erwähnte  Widerspruch  in  sich  selbst  abgewiesen  ist, 
das  Reelle  oder  Kants  Ding  an  sich  in  positiven  Bestimmungen  vorstellen  zu  wollen :  Was 
wir  erreichen  können,  ist  die  Kenntnis  der  gesetzlichen  Ordnung  im  Reiche  des  Wirk- 
lichen, diese  freilich  nur  dargestellt  in  dem  Zeichensystem  unserer  Sinnesorgane.  Daß  un.ser 
Denken  und  Wahrnehmen  in  bezug  auf  Erkenntnis  des  Wirklichen  mehr  als  dieses  Ziel 
erreiche,  muß  ich  verneinen^. 

So  werden  wir  in  Wendungen,  die  eine  lange  Vorgeschichte  haben  und  den  allein 
folgenreichen  Gedanken  in  dem  modernen  Pragmatismus  ausmachen,  zu  der  realistischen 
Hypothese  zurückgeführt.  Aber  nur  in  dem  vorstehend  entwickelten  Sinne  ist  es  zu  ver- 
stehen, wenn  Helmholtz  auch  in  diesem  Zusammenhang  erklärt:  Die  realistische  Hypothese 
ist  die  einfachste,  die  wir  bilden  können,  geprüft  und  bestätigt  in  außerordentlich  weiten 
Kreisen  der  Anwendung,  scharf  definiert  in  allen  Einzelbestimmungen,  und  deshalb  außer- 
ordentlich brauchbar  und  fruchtbar  als  Grundlage  für  das  Handeln  .  .  .  Jedoch  für  mehr 
als  eine  ausgezeichnet  brauchbare  und  zuverlässige  Hypothese  können  wir  die  realistische 
Meinung  nicht  anerkennen,  notwendige  Wahrheit  dürfen  wir  ihr  nicht  zusehreiben,  daneben 
ihr  noch  andere  unwiderlegbare,  idealistische  Hypothesen  möglich  sind  .  .  .  Das  Gesetz- 
liche in  unseren  Empfindungen  würden  wir  sogar  in  ideali^ischer  Anschauungsweise  kaum 
anders  ausdrücken  können,  als  indem  wir  sagen:  Die  mit  dem  Charakter  der  Wahrneh- 
mung auftretenden  Bewußtseinsakte  verlaufen  so,  als  ob  die  von  der  realistischen  Hypo- 

'    O"  442,  443,  O'  583:   vgl.  447   mul  \-  I  233,  391,  394. 

-'    O'  442,  0=  590;  mißverständlich  0'  442  f.,  446 f.;  V  T  320.  —  V  II  359.  V  I  365. 

'    O'  442 f.;  vgl.  O-  446 f.,  452.  V  I  319 f.;  —  0=  593. 


Die  philosophischen  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahrnehmungstheorie.  4 1 

these  angenommenen  Welt  der  stofflichen  Dinge  wirklich  bestände.  Aber  über  dieses  »als 
ob«  kommen  wir  nicht  hinweg.  Als  letztes  gilt  dementsprechend  nur  der  eine  Rat:  Ver- 
traue und  handle.  Das  Unzulängliche,  dann  wirds  Ereignis  .  .  .  Am  Anfang  war  die  Tat. 
Damit  ist  auch  ein  bedingter  Frieden  mit  der  Metaphysik  geschlossen:  Die  verschiedenen 
Abstufungen  der  idealistischen  und  realistischen  Meinimgen  sind  metaphysische  Hypothesen, 
welche,  solange  sie  als  solche  anerkannt  werden,  ihre  vollkommene  wissenschaft- 
liche Berechtigung  haben,  so  schädlich  sie  auch  werden  mögen,  sobald  man  sie  als  Dogmen 
oder  als  angebliche  Denknotwendigkeiten  hinstellen  will'. 

Die  kritischen  Bemerkungen,  die  im  vorstehenden  ausgesprochen  oder  zwischen  den 
Zeilen   zu   lesen   sind,   bedürfen   einer  Ergänzung  und   Zusammenfassung. 

Wiederholt  war  anzudeuten,  daß  die  leitenden  Gedanken  von  Helmholtz' Wahrnehmungs- 
theorie um  den  Anfang  der  fünfziger  Jahre  des  vorigen  Jahrliunderts  bereits  zumeist  fest- 
stehen. Nur  weniges,  wie  die  Ableitung  der  Raum-  und  Zahlvorstellung,  tritt  später  er- 
gänzend hinzu.  Entscheidend  für  die  Konzeption  der  Tlieorie  ist  also  die  Problemlage 
um  jene  Zeit.  Die  Voraussetzungen  für  diese  Konzeption  sind  dementsprechend  der  da- 
mals vorliegende  Stand  der  physiologisch-psychologischen  Forschung  zur  Theorie  der  Sinnes- 
wahrnehmung,  vor  allem  die  Lehren  Johannes  Müllers,  sowie  der  früher  noch  erworbene 
starke  Eindruck  der  erkenntnistheoretischen  Lehren  Kants  und  J.  G.  Fichtes.  Richtung- 
gebend aber  fiir  die  Synthese  dieser  Voraussetzungen  ist  die  originale  Kraft  von  Helm- 
holtz' physikalisch-mathematischem  Denken  und  das  nicht  minder  originale,  behutsam  ver- 
wertete Bedürfnis,  der  lebendigen,  experimentell  variierten  Anschauung  allein  zu  vertrauen". 

Der  Einfluß  J.  Müllers  ist  in  der  Anerkennung  der  Lehre  von  den  spezifischen  Sinnes- 
energien und  der  grundlegenden  Unterscheidung  von  Phnpfindung  und  Wahrnehmimg  bei 
Helmholtz  dauernd  geblieben.  Was  seine  Überzeugungen  von  denen  seines  Lehrers  treimte, 
die  Ablehnung  der  spezifischen  Lebenskraft,  des  Nativismus  in  den  Raumfragen  sowie  der 
Einflüsse  des  psychologischen  Empirismus  von  Hume  und  des  metaphysischen  von  Herbart: 
das  alles  stand  ihm  schon  früh   fest. 

Kantianer  dagegen  war  Helmholtz  nie.  Die  ihm  durch  seinen  physikalischen  Realis- 
mus eingegebene  Idee  der  praktischen  Wahrheit,  die  er  in  0'  endgültig  formuliert  (S.  40), 
schwebte  ihm  von  vornherein  vor.  Die  Unerkennbarkeit  des  »Reellen  oder  Kants  Ding 
an  sich«  wird  zugestanden,  aber  nur  durch  den  Hinweis  auf  den  Selbstwiderspruch  in 
ihrer  vermeintlichen  Erkenntnis  erledigt.  Von  der  rationalistisch  metaphysischen  mid 
ethischen  Fundierung  des  Kantischen  Realismus  fehlt  jede  Spur.  An  ihre  Stelle  tritt 
lediglich  die  Forderung  des  Kausalgesetzes  für  die  Wahrnehmungsdaten  des  äußeren  und 
inneren  Sinnes  (S.  10).  Die  besondere  Art  der  ursächlichen  Verbindung  .  .  .,  die  wir  zur 
Erklärung  der  einzelnen  aufgefundenen  Fälle  von  Gesetzmäßigkeit  in  der  Zeitfolge  der 
•  Wahrnehmungen  anzunehmen  haben  [der  Inbegriff  der  topogenen  und  hylogenen  Momente], 
wird  immer  nur  in  hypothetischer  Weise  gefunden  werden  können,  kann  aber,  wie  wir 
in  Helmholtz'  Sinn  hinzuzusetzen  haben,  auf  (xrund  der  realistischen  Hypothese  im  Sinne 
der  mechanischen  Naturauffassung  gefunden  werden.  Schrittweise  hat  sich  Helmholtz 
ferner  von  Kants  Aprioritütslehre  entfernt,  falls  ihm  die  unkantische  Gleichstellung  apriori- 
scher Empfindungsbedingungen  mit  der  formalen  Apriorität  (S.  10)  nicht  von  Anfang  an  be- 
rechtigt erschienen  ist.  So  hinsichtlich  des  Kausalgesetzes,  der  geometrischen  und  arithme- 
tischen Axiome  und  der  Raumvorstellung  selbst.     Trotzdem  blieb  ihm  die  Anerkennung 


'   O»  595,  V II  244  =  0»  594,  V II 859,  189. 
»    VI  268. 


Phil-hiiit.  AhK.  1921.  Nr.  1. 


42  E  R  D  M  A  N  N  : 

Kants  für  die  Entwicklung  der  Philosophie  zur  Erkenntnistheorie  und  für  die  Problem- 
stellung in  der  Kritik  der  reinen  Vernunft  so  gegenwärtig,  daß  er  auch  für  seine  späteren 
Deutungen  des  Kausalgesetzes  und  der  Raumvorstellung  die  Kantischen  Lehren  als  vor- 
bildlich in  Anspruch  nahm\ 

Selbst  die  Anerkennung  J.  G.  Fichtes  erhielt  sich  bei  Helmholtz  bis  zuletzt.  Die  Ab- 
sicht, die  er  1852  gehabt  hat,  die  Grundansicht  von  Fichte  über  die  sinnliche  Wahrnehmung 
empirisch  darzustellen,  war  allerdings  wohl  Plan  geblieben.  Auf  speziellere  Lehren  und 
Namengebungen  Fichtes  weist  Helmholtz  gelegentlich  hin  .  .  .  Noch  spät  beruft  er  sich 
kurz  auf  »vieles  Richtige,  scharf  ausgesprochen«  in  Fichtes  Vorlesungen  über  »die  Tat- 
sachen des  Bewußtseins«,  in  deren  Anfangsabschnitt  mehrfach  von  der  Rolle  des  Denkens 
in  der  Sinnes  Wahrnehmung  gehandelt  wird.  Prinzipielle  Bedeutung  behält  Fichtes  Wissen- 
schaftslehre für  Helmholtz  in  der  Koordination  der  Hypothesen  des  Realismus  und  Idealismus. 

Dagegen  sind  ihm  —  wie  Schopenhauer  —  wie  sehr  viel  frühere  Vorstufen  der  Lehre 
von  den  unbewußten  Schlüssen,  so  anscheinend  auch  die  Deduktionen  in  der  »Bestim- 
mung des  Menschen«,  entgangen,  die  Fichte  auf  Grund  seiner  Annahmen  über  die  pro- 
duktive Eiinbildungskraft  »schnelle  und  uns  unbewußte  Schlüsse«  annehmen  iießen,  durch 
die  wir   »den  Grund  unserer  Affektion,  den  Gegenstand,  setzen«.' 

Auch  daß  Helmholtz  die  theoretische  Philosophie  auf  Erkenntnistheorie  und  Logik 
einschränkt  und  erst  zuletzt  der  ursprünglich  von  ihm  im  Sinne  der  nachkantischen  speku- 
lativen deutschen  Philosophie  konstruierten  Metaphysik  ein  bedingtes  Recht  als  Hypothesen- 
bildung zugesteht,  entstammt  der  Problemlage  in  seiner  Jugendzeit,  ebenso  wie  sein  ab- 
schätziges Urteil  über  den  Empirismus  Berkeleys  und  Humes.  Die  Vorstufe  seiner  empi- 
ristischen Wahrnehmungstheorie  bei  Berkeley  hat  er  gesehen,  die  seiner  hypothetischen 
Kausaldeutung  bei  Hume  entsprechende,  die  seinen  assoziationspsychologischen  Annahmen 
verwandten  bei  beiden  und  ihren  Nachfolgern  hat  er  auf  Gmnd  dieses  Vorurteils  niclit 
erkannt.  Offenbar  hat  er  gar  keinen  Anlaß  genommen,  sie  zu  suchen.  Ähnlich  so  ist 
ihm  der  Gedanke,  daß  in  der  Entwicklung  der  englischen  Philosophie  seit  Locke  und  der 
Synthese  empiristischer  Konsequenzen  und  rationalistischer  Voraussetzungen  bei  Kant  die 
Bedingungen  zu  einer  Umbildung  der  Metaphysik  zur  Erkenntnistheorie  liegen,  fremd  ge- 
blieben. Die  Scheu  vor  der  Metaphysik,  die  ihm  bei  Schelling,  Hegel  und  Schopenhauer 
in  so  fragwürdiger  Gestalt  entgegengetreten  war,  hat  er  nie  verloren.  Wie  Newtons,  so 
lag  auch  seinem  naturwissenschaftlich  zentrierten  Denken  jede  durch  die  Tatsachen  nicht 
gesicherte,  in  diesem  Sinne  also  vorzeitige,  metaphysische  Hypothesenbildung  fem.  Er. 
hat  wohl  auch  später  noch  seinen  Schülern,  wenn  nicht  direkt,  so  durch  die  ganze  Art 
seines  Denkens,  darin  sich  mit  Zeller  begegnend,  den  Grundsatz  eingeschärft:  Ein  meta- 
physischer Schluß  ist  entweder  ein  Trugschluß  oder  ein  versteckter  —  und,  wie  wir  hin- 
zufügen dürfen,   durch  die  Tatsachen  nicht  geforderter  —  Erfahrungsschluß^. 

Trotzdem  ist  Helmholtz  eine  bedeutsame  Stellung  in  der  philosophischen  Entwick- 
lung des  neunzehnten  Jahrhunderts  für  alle  Zeiten  sicher.  Als  man  in  weitesten  Kreisen 
bei  uns,  speziell  der  Naturforscher,  geneigt  war,  der  Philosophie  mit  äußerster  Gering- 
schätzung zu  begegnen,  ist  er  für  das  unaufhebbare  Recht   ihrer  Untersuchung   der  Be- 

'    VII  244;  VI,  VIII f. 

2  0»248,  584,  VII  219:  vgl.  ()■  193;  Fichtes  sämtliche  Werke,  II,  Berlin  1845.  S.  541!.:  —  a.  a.  O.  2i2f.: 
vgl.  2 20 f.,  238 f.;  —  KI  169.  —  Auf  Analogien  der  Lehre  von  unbewußten  Schlüssen  bei  Alhacen,  Witelo 
und  Roger  Baco  hat  Cl.  Baeuniker  aufmerksam  gemacht  (Witelo,  Münster  1908,  in  den  Beiträgen  zur  Ge- 
schichte der  Philosophie  des  Mittelalters  III  2,  S.  625f..  v-i.  M.  Baunigartner  bei  t'l)orwe?.  Grundriß  der  Ge- 
schichte der  Philosophie 'o,  Berlin  1915,  S.  553f.) 

-,  Y^'vl^?'  "~  '*^*'^*^®*  ^  E.  Zeüer,  jetzt  in  den  -Vorträgen  und  Abhandlungen-,  II,  Berlin  1877, 
Nr.  Xv,  XIII,  XIV. 


Die  philosophischen  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahrnehmungstheorie.  43 

<lingungen  unseres  Erkennens  uiid  TDenkens  eingetreten,  ohne  den  Widerstand  seiner  Facli- 
genossen  zu  scheuen.  Und  das  in  ungleicli  tieferer  Fundierung,  als  ein  Jahrzehnt  später 
dem  scliwärmenden  Geist  Haeckels  vergönnt  war.  Unvergeßlich  wird  speziell  sein  wirkungs- 
voller nachdrücklicher  Hinweis  auf  die  Leistung  Kants  in  einer  Zeit  bleiben,  in  der  Schopen- 
hauers Eintreten  für  Kant  erst  in  ganz  kleinem  Kreise  Beachtung  gefunden  hatte.  Vor 
allem  ist  seine  Theorie  der  Wahrnehmimg  in  ihrem  philosophischen  Gehalt  eine  bahn- 
brechende Leistung,  so  durchaus  er  jede  Stellungnahme  zu  den  Hypothesen  über  das 
Verhältnis  des  Physischen  und  Psychischen  vermeidet,  um  nicht  die  für  die  Tatsachen 
zu  gewinnende  mögliche  Übereinstimmung  durch  Streitigkeiten  über  abstrakte  Sätze  zu 
stören.  Nur  die  Annahme  der  unkörperlichen,  räumlich  nicht  ausgedehnten  Seele  hat  er 
anscheinend  dauernd  festgehalten'. 

Möglich  ist  allerdings  bei  der  Hochschätzung,  die  er  den  Untersuchungen  Fechners 
Ober  empirische  Daten  zollt,  daß  er  dem  Grundgedanken  des  von  diesem  erneuerten 
p.sychophysischen  Parallelismus  näher  stand  als  jeder  Form  der  metaphysischen  Hypothesen 
materialistischen  und  spiritualistischen  Gepräges.  Er  hat  ihn  wenigstens  nicht,,  wie  diese 
bei<len,  abgewiesen.  Möglichenfalls  ist  auch  im  Hinblick  darauf,  daß  er  an  der  Eigenart 
der  seelischen  Vorgänge  stets  festgehalten  hat,  die  Bemerkung  über  das  »naturwissen- 
schaftliche Verständnis«  der  seelischen  Vorgänge  (S.  20)  sowie  eine  noch  (S.  44)  anzu- 
führende Bemerkung  in  der  Kritik  Panums  im  Sinne  des  psychophysiologischen  Parallelis- 
mus ru  deuten.  Andere  Daten  für  die  gelegentliche  Bemerkung  Koenigsbergers,  daß 
Helmholtz  sich  auf  deii  Standpunkt  Fechners  gestellt  habe,  demzufolge  das  psychophysische 
Gesetz  eine  Beziehung  zwischen  psychophysischer  Bewegung  und  Empfindung  formuliere, 
habe  ich  nicht  gefunden.  Fechners  reizvolle,  von  tiefstem  religiösen  Emjifinden  getragene 
Ausführung  seiner  Idee  zu  einem  abgestuften  psychophysischen  Parallelismus  wird  Helmholtz 
freilich  weit  von  sich  abgewiesen  haben.  Fechners  erkenntnistheoretisch  undurchleuchtete 
»Tagesansicht«  war  zudem  das  volle  Gegenstück  zu  Helmholtz"  physiologischer  Zeichen- 
und  physikalischer  Bildertheorie,  in  Fechners  Sinne  einem  Musterbild  der  von  ihm  so- 
genannten   »Nachtansicht«". 

Ernsteren  Bedenken  sind  Helmholtz'  psychologische  Annahmen  au.sgesetzt.  Der  un- 
präzise Sprachgebrauch,  der  ihn  Assoziation,  Gedächtnis,  Reproduktion,  Erinnerung  und 
Einbildung  nicht  reinlich  scheiden,  den  ihm  wohl  durch  J.  Müller  geläufig  gewordenen 
Ausdruck  »Verschmelzung«  in  mehrfachem  Sinne  gebrauchen,  Bewußtsein  und  Selbstbe- 
wußtsein nicht  genauer  bestimmen  läßt :  das  alles  kann  den  Kundigen,  der  nicht  von  vorn- 
herein kritisieren,  sondern  vorerst  verstehen  will,  nicht  stören,  l^bensowenig  der  Um- 
stand, daß  Helmholtz,  so  häufig  er  von  den  Funktionen  der  Aufmerksamkeit  für  das 
Wahrnehmen  Gebrauch  macht,  doch,  offenbar  absichtlich,  keinen  Anlaß  nimmt,  über 
nächstliegende  Bestimmungen  hinauszugehen;  auch  da  nicht,  wo  er  auf  Grund  eigener 
Versuche  und  der  Untersuchungen  von  N.  Baxt  auf  Wirkungen  der  Aufmerksamkeit  stößt, 
denen  er  große  Wichtigkeit  .  .  .  für  eine  künftige  Theorie  der  Aufmerksamkeit  beimißt, 
weil  sie  zeigen,  daß  das,  was  wir  das  willkürliche  Richten  der  Aufmerksamkeit  nennen, 
eine  von  Bewegungen  der  äußeren  beweglichen  Teile  des  Körpers  unabhängige  Veränderung 
in  unserem  Nervensystem  ist,  wodurch  Reizungszustände  gewisser  Fasern  vorzugsweise 
zum  Bewußtsein  gelangen.  Es  ist  bei  dem  allen  eben  in  Rechnung  zu  setzen,  daß  er 
in  diesen  Annahmen  bei  den  Philosophen  keine  Hilfe  gefunden  hatte  und  deshalb  sich  selbst 
hat  helfen  und  die  Dinge  vielfach  in  eigener  Weise  hat  zurechtlegen  müssen'^. 

>    O'  428,  444. 

»   Kin39,  I158. 

»   All  951  f.,  0  741,  vgl.  O605,  772,  776,  804. 


44  E  R  n  M  A  N  N  : 

Aber  in  dem  entscheidenden  Moment  kommt,  wie  schon  (S.  i8)  anzudeuten  war,  die 
Abhängigkeit  von  der  Problemlage  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  und  der  physio- 
logische Gehalt  der  Theorie  zu  einem  Recht,  das  nicht  dauernd  bestehen  bleiben  kann. 
Die  Sinnesempfindungen  sind,  wie  schon  (S.  19)  anzudeuten  war,  weder  ein  npöTepoN  th 
«Ycei  noch  ein  npörepoN  npöc  hmac  gegenüber  der  Wahrnehmung.  Sie  sind  abstrakte  Kunst- 
produkte der  Wahrnehmungsanalyse,  die  optischen,  taktilen  und  motoseusorischen  nicht 
weniger  als  die  raumzeitlichen  Beziehungen,  in  denen  sie  gegeben  sind.  So  auch  dann, 
wenn  wir  entgegen  den  nativistischen  Deutungen  diese  Bezieliungen  der  Wahrnehmungs- 
inbegriffe von  den  qualitativ  und  intensiv  abgestuften  Empfindungen  abtrennen,  uns  also 
auf  den  Boden  der  empiristischen  Theorien  stellen.  Dementsprechend  gelten  die  psychi- 
schen Tätigkeiten,  um  den  mißverständlichen  Ausdruck  von  Helmholtz  zu  gebrauchen,  nicht 
erst  fiir  die  Wahrnehmungskomplexe,  sondern  weil  für  diese,  so  auch  für  die  Emp- 
findungen, die  ihre  Elemente  bilden.  Das  »Sinnengedächtnis»,  das  er  gelegentlich  nennt, 
d.  i.  das  Gedächtnis,  was  wir  für  sinnliche  Eindrücke,  auch  solche,  die  nicht  in  Worte 
zu  fassen  sind,  haben,  ist,  wie  der  Zusammenhang  auch  an  dieser  Stelle  zeigt,  das  Ge- 
dächtnis für  wahrgenommene  Empfindungsinbegriffe.  Allerdings  stehen  wir  hier  vor 
Fragen,  über  deren  Beantwortung  keine  Einstimmigkeit  erreicht  ist.  Das  gilt  auch  für 
die  Annahme  unbewußter  seelischer  Vorgänge.  Für  Helmholtz,  sehen  wir,  sind  sie  im 
Grunde  lediglich  unwahrgenommene.  Sie  spielen  sich,  weil  seelischer  Art,  im  Gehirn  als 
Organ  des  Bewußtseins  ab,  bleiben  nur  unbeachtet,  sind  nicht  dem  »Selbstbewußtsein« 
zugehörig,  meist  überhaupt  nicht  wahrnehmbar,  erst  recht  nicht  sprachlich  formulierbar, 
dennoch  aber  dem  Denken  zuzuweisen.  Sie  bekunden  sich  erst  der  nachträglichen  Re- 
flexion, und  dieser  durchweg  als  Erinnerungsinhalte,  die  auf  assoziativer  Grundlage 
reproduziert  sind  oder,  wie  man  es  in  abweichendem  Sprachgebrauch  ausgedrückt  hat, 
als  Repräsente.  Allerdings  beruhen  diese  Annahmen  nicht  lediglich  auf  der  Helmholtz 
überlieferten  Trennung  zwischen  Empfindung  und  Wahrnehmung,  d.  i.  schließlich  der  alten, 
von  Kant  besonders  systematisierten  Scheidung  von  rezeptiver  Sinnlichkeit  und  tätigem 
Verstände,  die  Helmholtz  übrigens,  wie  wir  salien,  nicht  abhält,  von  einer  Tätigkeit  der 
Sinnesorgane  zu  sprechen.  Sie  beruhen  auch  nicht  allein  auf  seiner  physiologischen  Unter- 
suchungsmethode. Im  Hintergrunde  steht  auch  hier  seine  mechanische  Naturauffassung. 
Ein  naturwissenschaftliches  Verständnis  der  unbewußten  seelichen  Vorgänge,  fanden  wir 
(S.  20),  ist  erlangt,  wenn  sie  glatt  und  einfach  auf  die  bekannten  Gesetze  der  f>regung 
von  Nervenfasern  und  deren  Leitung  zurückzuführen  sind.  In  gleichem  Sinne  haben  wir 
demnach  letztlich  die  Bemerkung  zu  deuten :  Will  man  diese  Vorgänge  der  Assoziation  und 
des  natürlichen  Flusses  der  Vorstellungen  nicht  zu  den  Seelentätigkeiten  rechnen,  sondern 
sie  der  Nervensubstanz  zuschreiben,  so  will  ich  um  den  Namen  nicht  streiten.  Sie  richtet 
sich  allerdings  gegen  Panums  Hypothese  der  » Synenergien «  und  die  aus  ihr  resultierende 
Verwahrung  gegen  die  Einmischung  psychischer  Vorgänge,  in  der  nach  Helmholtz  der 
Nervensubstanz  Formen  der  Tätigkeit  beigelegt  werden,  die  wir  wohl  aus  dem  Gebiete 
der  niederen  Seelentätigkeiten  kennen,  aber  denen  Ähnliches  im  Gebiete  der  Körperwelt 
noch  niemals  aufgefunden  ist.  Aber  es  bleibt  doch  zu  beachten,  daß  er  diese  und  andere 
physiologische  Erklärungsmöglichkeiten  mit  bewußter  Zurückhaltung  beiseite  läßt  und 
die  Eigenart  des  Seelischen  nie  verleugnet   liat'. 

Den  stärksten  Anstoß  hat  Helmholtz'  logische  Deutung  der  unbewußten  Wahrnehmungs- 
bedingungen als  Induktions-  und  Analogieschlüsse  auch  bei  solchen  erregt,  die  im  Auge 
behielten,  daß   sie   für  ihn    nur   »ihrem  Resultat   nach«   als   solche  Schlüsse    in  Betracht 


'   T4  468,  O  536.  —  ()■  444,  O454,  E  §  if.,  0  804,  809;  632. 


Die  philosophischen  Grundlagen  von  Helmholtz'  Wahrnehmunystfieorie.  4  5 

kamen.  Über  seine  Gleichsetzung  des  a  priori  bedingten  Kausalschlusses  mit  den  asso- 
ziativen ist  schon  oben  (S.  32)  gehandelt  worden.  Hier  sei  nur  noch  das  prinzipielle 
Moment  dieser  Deutung  erläutert.  Sie  ist  eine  Konsequenz  der  Annahme,  daß  es  sich 
auch  in  jenen  Vorgängen  um  ein  Denken,  nur  nicht  um  das  selbstbewußte,  sprachlich,  im 
engeren  Sinne  urteilsmäßig  geformte  Denken  handelt.  An  diesem  Punkte  bleibt  Helm- 
holtz, ohne  davon  zu  wissen,  bei  der  Scheidung  stehen,  die  Hume  zwischen  moral  und 
demonstrative  reasonings  vorgenommen  hat.  Der  Versuch,  eine  Psychologie  des  nach  seiner 
Ausdrucksweise  selbstbewußten  Denkens  zu  schaffen,  lag  ihm  wie  Huine  fern.  Er  be- 
trachtet es  lediglich  vom  Standpunkt  logischer  Normierung  aus  und  nimmt  deren  Ansätze 
als  Feststellungen  des  tatsächlichen  Sachverhalts.  Dadurch  verliert  die  Analogie  der  Wahr- 
nehmungsschlüsse  mit  den  logischen  ihre  Überzeugungskraft.  Anderseits  sind  ihm  die 
Reproduktionen  der  induktiven  Obersätze  durchweg  Erinnerungen,  eine  Annahme,  gegen 
die  auf  Grund  der  psychologischen  Analyse  des  Wahrnehmungsbewußtseins  schwerwiegende 
Ausstellungen  erhoben  worden  sind,  ebenso  wie  gegen  die  Annahme,  daß  nur  die  Walir- 
nehmungsschlüsse  induktiven  Charakter  tragen.  Und  schließlicJ!  sind  in  dor  Entwicklung 
der  Logik  seit  Stuart  Mill,  dem  er  in  der  Auflösung  des  syllogistischen  Denkens  folgt, 
doch  von  mehr  als  einer  Seite  aus  gegen  diese  Auffassung  Mills  berechtigte  Bedenken 
ausgesprochen  worden. 

Aber  selbst  wenn  alles  Kritische  dieser  allgemeinen  und  der  dem  vorhergehenden 
Text  eingefügten  speziellen  Erläuterungen  sich  als  zutreffend  erweisen  sollte:  es  bewiese 
schließlich  doch  nur,  daß  Helmholtz  auch  in  seiner  Wahrnehinungstheorie,  nur  einem  Glied 
in  der  strahlenden  Kette  seiner  einzigartig  vielseitigen  Leistungen,  von  der  Zeitlago  ihrer 
Konzeption  und  der  Eigenart  seines  genialen  Denkens  abhängig  geblieben  ist.  Die  leitende 
Idee  seiner  Wahrnehmungstheorie,  der  Versuch,  die  empirischen  Bedingungen  des  wahr- 
nehmenden Denkens  aufzuweisen,  wird  durch  keines  der  erhobenen  Bedenken  angetastet, 
ebensowenig  die  in  ilun  enthaltene,  seitdem  nur  vervollständigte  Ableitung  der  geometri- 
schen Axiome,  nach  meinem  Dafürhalten  auch  nicht  der  Grundgedanke  seiner  Deduktion 
der  Raum  Vorstellung  überhaupt. 


Bciibi.  ^rdnickt  iu  drr  Kcifiludnieker«! 

Phil.-hitt.  Abh.  1921.  Nr.  1. 


ABHANDLUNGEN 

DP:R  PREUS5SISCHEN 

AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

JAHRGANG  1921 
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  KLASSE 


Nil.  2 
VOM  KÖKTÜRKISCHEN  ZUM  OSMANISCHEN 

VORARBEITEN  ZU  EINER  VERGLEICHENDEN  GRAMMATIK 

DES  TÜRKISCHEN 

4.  MITTEILUNG:  DUHCTI  DAS  I'OSSESSIVSUFFIX  ERWElTKRTi:  NOMINALSTÄMME 

VON 

W.  RANG 


BERLIN  1921 

VERLAG  DER  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

IN  KOMMISSION  BEI  DKU 
VKREINIGÜNO  WISSKNSCHAKTLICIIER  X'KKI.CTiEU  WAI.TKU  DK  (atrVTKR  f.  CO. 

V0RMAI.8  <;.  1.  «Ost  IIEN'SCHE  VKHI-AdSHANnU  NC.    J.  liirrKN  l'A«.  VKIILAGSIUI  llirA.NUU  Ni;. 
«EUBG  KKIMKK.    K.VBL  J.  TkOUNEK.    VEIT  II.  ( OMr. 


Vorgelegt  in  der  Sitzung  der  phil.-hist.  Klasse  am  10.  März  1921. 
Zum  üi-nck  genehmigt  am  22.  April  1921,  ausgegeben  am  8.  Juli  1921. 


IV.  Durch  das  Possessivsuffix  erweiterte  Nominalstämme. 

§  1'.  Im  §  17  der  Einleitung  zu  seinem  großen  Kawiwerk  sagt  W.  von  Humboldt: 
»Die  Verbindungen  mit  dem  Besitzpronomen  sind  im  Mexikanischen  nicht  bloß  überhaupt 
viel  häufiger,  als  die  Hinzufugung  desselben  unsrer  Vorstellungsweise  notwendig  erscheint, 
sondern  mit  gewissen  Begriffen,  z.  B.  denen  der  Verwandtschaftsgrade  und  der  Glieder 
des  menschlichen  Körpers,  ist  dies  Pronomen  gleichsam  unablöslich  verwachsen'".« 

Wie  die  finnisch-ugrischen  Sprachen,  so  kennen  auch  die  türkischen  Mundarten  einen 
artikelhaften  (Tebrauch'  des  suffigierten  Possessivpronomens:  daß  er  sich  besonders  bei  den 
von  W.  VON  Humboldt  genannten  Kategorien  festsetzen  konnte,  ist  vom  logischen  Stand- 
punkt aus  ohne  weiteres  begreiflich. 

In  unsren  türkischen  Texten,  die  ja  immerhin  nur  erst  ein  unvollkommenes  Bild  des 
gewaltigen  Reiclitums  dieser  Dialekte  geben,  fehlt  der  sogenannte  cams  indtßnitm  natur- 
gemäß fast  immer.  Anderseits  wird  in  Glossaren  und  Wörterlisten  statt  des  casu.^ 
indefinitus  häufig  das  betreffende  Wort  mit  angehängtem  Possessivsuffix  gegeben.  Bei 
unsrer  mangelhaften,  lückenhaften  Kenntnis  des  jeweiügen  Sprachgebrauchs  ist  es  dann 
manchmal  schwer,  mit  aller  Bestimmtheit  zu  entscheiden,  ob  das  Suffix  bercclitigt  oder 
aber  mehr  mißverständlich  von  den  Verfassern  dem  Wortkörper  einverleibt  ist:  so  heißt 
ein  verbreitetes  Wort  für  »Brust,  Oberkörper«  köyilz  kögiis  (BtüW  §  5);  mit  Possessivsuffix 
versehen,  lautet  es  "köyiis-i  oder  *kögüs-ü  >  köksi,  kökm.  Während  nun  A.  von  Le  Coy 
(Spr.  96c)  vorsichtig  sagt  *k6ksüm  .meine  Brust'  (nie  ohne  Affix  gehört)«,  finden  wir 
bei  Shaw  II  £72  köksi.  Man  wird  nun  fragen:  lautet  der  Plural  wirklich  "köksiläri  —  jak. 
kö%sülnr('i  ist  nsich  Böhtlinck  §§  53,  157,  420  zu  beurteilen,  also  spezifisch  jakutisch*  — . 
und  sagt  man  auch  *kükaisi  oder  wird  dies  »einfach  durch  Hajjlologie  wieder  beseitigt«? 
Sehen  wir  nun  aber,  daß  auch  Casthen  köksn  kennt,  ja,  daß  er  nach  Giganow  107  sogar 
köksä  (über  dessen  -ä  vgl.  unten  §  29  ff.)  aufführen  kann,  so  scheint  die  Annahme  nicht 


'  Die  Abkürzungen  sind  die  auch  sonst  von  mir  gebrauchten.  Meinen  Freunden  Albert  von  Le  Coi} 
und  Josef  Mar(juart  verdanke  ich  außer  mannigfacher  mündlicher  Beieliruns;  auch  die  Benutzung;  von 

Memoranski,  Apaßi.  'I'ii.io.ioiT.,  Petersburg  1900. 

Shaw,  A  Sketch  of  the  Turki  Language,  II,  Calcutta  1880. 

OnFSEN,  The  second  Danish  Famir-Kxpeditiun.   A  vocabulary  of  the  dialect  ot'Bokhara  [Kopenhagen  1905]. 

Wbitaker,  Eastern  Turki  [Chaubattia  (:')  1909  {;')]. 

Naliwkin,  PyKOiiO/iCTBo  Kl.  upaKiiiMccKOMy  ii:iyii'iiiB)  capiDiiCKaro  iiauKit,    Taschkäud  191 1. 

Pröhi.e,  Karatschaisches  Wörterverzeichnis.  KSz  X. 

Nemeth,  Kumük  t-s  Balkär  szojegyzek,  KSz  XII. 

Jisti-.Iaua,  Dict.  Kurdc-Fran(;ais,  Petei-sburg  1879. 

-    In  Porrs  Ausgabe,  1876,  II  190;  vgl.  auch  S.487.    Porr  selbst  erwähnt  die  I->s(-heinung  im  Bd  1  S.  XXIV. 

^  Vgl.  D.  K.  Fuchs  in  FUF  XIII  191 3  S.  8  und  Anmerkung  mit  Literaturnachweisen;  ö.  Beke  in  KSz  XV 
1914 — 15  .S.  i6.  Auf  Türkisches  habe  ich  St3  1243  Anm.  3  hingewiesen;  eine  nach  Kategorien  geordnete  syn- 
taktische Darstellung  auf  breiter  Grundlage  würde  unser  Wissen  vertiefen. 

*  .ähnliches  findet  sich  sporadisch  allenthalben:  so  lautet  im  Kumükischen  der  Plural  zu  <rin  ■Lippo»: 
rrniler  (KSz  XII  112),  während  die  Balkaren  fril/fi  sagen.  Wir  wissen  ja  aber  nicht  bestimmt,  ob  im  Kumü- 
kischen nicht  *erni  im  Knistehen  begriffen  ist,  wie  es  nach  dem  l'lural  den  Anschein  hat.  Eine  Stütze  für 
<Iiese  .Annahme  gewährt  jedenfalls  das  höchst  lehrreiche  kumük.  '/rnu   »Platz-   (I)  neben  orun   »Bett". 

I* 


4  Bang: 

IV  ^ ,    zu  gewagt,  (las  Possessivsuffix  -/,  -n  sei  in  gewissen  Dialekten  zum  integrierenden  Bestand- 
teif  dieses  Wortes  geworden  oder  wenigstens  auf  dem  Wege,   es  zu  werden. 

Wie  dem  nun  auch  sein  mag:   unberechtigt  wird  der  vokalische  Auslaut  wohl  sein  in 
CGiioalni  (vgl.  unten  §  7)  '-frons«,  ctni  »gingiva«,    112  amu   »vulva«,  hoti   »Arsch«  (lies 

5  köt-i;  vgl.  unten  §  50)'.  In  dem  von  Klai>roth  herausgegebenen  uigurisch-chinesischen 
Glossar  (Hua-i-yi-yü  =  HiRTH-Handschrlften  Nr.  i  der  hiesigen  Staatsbibliothek),  das  nach 
seinen  Angaben  in  der  Asia  polyglotta  214  »von  eingebomen  Dollmetschern  verfaßt«  wurde, 
steht  19a  kilssi  »Auge«,  19a  adachi  »Fuß«,  igh  . vi ngiilä  »Knochen«,  kuksuin  »Brust«  mit 
Verweis  auf  tat.  ^f  hßcsse;    i6a  oMy  »Sohn«  gegen  17a  uclivl,    16I)  ijingh'ssi  »Frau  des 

.0  älteren  Bruders«;    i8b  kundehtai  »Eidam«';    17b  ikrsi   »der  Herr  des  Hauses«    usw.  usw. 
Doch  gibt  es  zweifellose  Fälle,   in  denen  das  Possessivsuffix  allmählich   seine  Kraft 
verloren  hat  und  —  rein  äußerlicli  betrachtet  —  in  die  Klasse  der  nominalen  Formantien 
überzutreten  scheint,  ohne  freilich  die  Wörter,  an  die  es  endgültig  antritt,  begriff'lich  irgend- 
wie modifizieren  zu  können'. 

.5  In   den   folgenden  Paragraphen   habe   icli    die  mir  bekanntgewordenen  Beispiele  zu- 

sammengestellt, und  zwar  unter  I  die  mehr  sicheren  und  unter  III  die  unsicheren; 
diesen  letzteren  gegenüber  befand  icli  mich  in  der  Lage  eines  Menschen,  dem  plötzlich 
ein  Licht  aufgegangen  ist  und  der  nun  alles  im  Scheine  dieses  Lichtes  sielit  (vgl.  Höff- 
niNG,  Humor  als  Lebensgefühl  SS.  3—4).    Daß  ich  mich  trotzdem  nicht  ganz  habe  blenden 

ao  lassen,  geht  ja  für  den  Leser  schon  aus  der  bewußten  Zweiteilung  des  Materials  hervor. 
Die  Auslautsverhältnisse,  die  oben  schon  bei  dem  Nebeneinander  von  köksi  und  köksc'i  zu 
Tage  traten,  wurden  in  Abschnitt  II  ausführlicher  dargelegt.  Ob  einige  der  auf-?,  -a  und 
-i,  -n  auslautenden  Wörter  zu  den  Deminutiven  zu  rechnen  sind,  kann  leider  erst  nach 
der  Darstellung   der    türkischen  Deminution    ins   Auge  gefaßt  werden;    ich  bemerke  dies 

25  hier  ausdrücklich  ein  für  alle  Male. 


I. 

§  2.    Das  uig.  qad'm  »Schwiegervater«   wird  mundartlich  zu  qaiti  und  qaz'in  usw.  (vgl. 

Wb.).    Für  das  Lcbedtatarische  führt  Wb.  dagegen  qai/ü  auf;  ich  kenne  diese  Form  des 

Wortes  auch  bei  den  Schwarzwaldtataren   (Tuba)  Prob.  I  253182,  26126   qainizi,  ebenso  im 

Barabinzischen  Prob.  IV   813  qainizi-,  im  Tümenischen  Prob.  IV   36218,  36312  usw.,  aber 

30  qairäsi  Prob.  IV   3471   und  mehrfach   S.  326.      Prob.  III   3154   qainisi   »ihr  Schwager«. 

Castrkn  gibt  käste,  das  von  Katanofi-,  Mel.  as.  IX  120  besser  qasFi  geschrieben  wird; 
die  l^ntwicklung  beruht  auch  hier  auf  *qa:'ini  >  "(jaz'n'i  >  "qazrii  >  qasfi.  Ein  *qasti-:'i  kann 
ich  hier  nicht  nachweisen;  Prob.  II  4863653  bedeutet  qast'i  »sein  Schwiegervater«. 


'    la  CC  114  cf)uni,  Syiion.  vun  oinas  »ainica",  sah  W.  W.  Radloff  küfi  -Sklavin«.    Es  dürfte  eher  =  kün 

35    sein:  .Shaw  II  173  kiin  »wonien  connected  by  bcing  the  wives  of  the  same  husband".    Geschichte  unbekannt. 

''    Neben  külilö  »Schwager"   (KOsm.=  45  27)  kennt  das  Jakutische  auch  kiUiiöf,   dessen  -t  meines  Wissens 

nicht  erklärt  ist.    Geht  es  mit  Schwund  des  auslautenden  V'okals  auf  küdägii-si,  -:i  >-  *küdä(^üs,  -z  >  *küzäns, 

-z  >  kütüöt  (vgl.  otuz,  -s  >  jak.  otut  »dreißig«)  zurück';'     Ganz  unklar  ist  auch  noch  jak.  kinTt  »die  Frau  eines 

Jüngeren  Verwandten.  Schwiegertochter,  Frau  des  jüngeren  liriiders,  des  Neffen«,  das  irgendwie  zu  kulin  ge- 

40    hören  muß,  wie  jak.  kulul  »Knecht«  zu  5«/ (wie  erklärt  sich  sag.  tgät  »Gefährte,  Diener,  Begleiter-?    Bei  kir. 

tiiliinat  »die  Leibeignen  der  Sultane,  wahrscheinlich  ursprünglich   die   kriegsgefangenen  Telcuten«,  vgl.  lälänäl, 

tüläiiit,  tälinit,   Piob.  HI  302  i3u   Plural  iüliiniittör,   wird    man  wohl   an    alten    l'lural   auf  -t  denken).     Bei  kinJt 

läge  es  besonders  nahe,  an  Deminution  zu  denken;    vgl.  bar.  tum.  tob.  kaz.  käläs  (wohl  direkt  zu  schor.  küli? 

Prob.  IV  299  s  tum.  kaläsä  =  kriläiii)  und  dschag.  kälincük,  kir.  kdimäk. 

45  '    Eine  Ausnahme  bilden  jak.  a-^jab'it,  uig.  tiinrim  usw.  unten  §  61,  62. 


Vom  Köktürk'iscfien  zum  Osmanischen.  5 

Im  Schordialekt  heißt  »Schwager«   qazin  aya;  es  wird  fast  immer  qa~in  aya~i  »sein  iv  ?  2 
Schwager«   gesagt:  statt  (ja:'in  aya-m   »mein  Schwager«   finden  wir  daher  Prob.  I  361  416 
den  Genitiv  (/az'in  ayaz'imnin. 

§3.  Kokt.  «V/j  »Herr«  hat  vielerlei  Entwicklungen  durchgemacht  (KSz  XVIII  26). 
Mit  Possessivsuffix  lautet  es  im  Tar.  (igm,  äyäsT,  ignsi  (Prob.  VI  1 10 — i  i  i).  In  den  Abakan-  5 
Mundarten  finden  wir  das  kontrahierte  t  und  ä,  katsch.  von  Radloff  e  geschrieben:  Prob.  II 
1 14889  Im  »mein  Herr«,  114891  ih  »dein  Herr«;  498204  em  »mein  Herr«,  503388  eFi  »dein 
Herr«.  Mit  dem  Possessivsuffix  der  3.  Person:  114912  izmm  »seines  Herrn«  oder  einfach 
»des  Herrn«,  wie  Raoloit  übersetzte;  503377  e-t  »sein  Herr«;  karagass.  Prob.  IX  621 
Nr.  45  äzi.  Diese  Form  mit  schließendem  -zi  lag  den  Sprechenden  so  in  den  Ohren,  1° 
daß  sie  nun  auch  dzim,  tzim  »mein  Herr«  bildeten:  Prob.  II  i  10755  mänin  Jzim,  IX  471  104 
(izim.  Es  ist  also  unzweifelhaft  özi,  izi  ein  neuer  Nominalstamm  geworden  oder  im  Werden, 
den  wir  auch  bei  den  Schor  antreft'en:  Prob.  I  362442  azim,  was  freilich  in  den  Corri- 
gendis  zu  rfm  »verbessert«   wird,  jedenfalls  aber  so  im  Manuskript  gestanden  hat. 

Finden  wir  nun  bei  den  Karaimen  i/äsi,  so  werden  wir  diese  Form  zunächst  mit  dem  15 
kaz.  it/ü  =  balk.  karatsch.  ii/e  vergleichen  und  demnach  Anlautschwund'  annehmen:  iyä-si 
>  1/osi;  vgl.  jetzt  St  531  Anm.  2.    Das  Kumükische  hat  iy  und  die  höchst  wertvolle  Neben- 
form ys  <  i/(ii<i. 

Vgl.  auch  krm.  sab'i  «Wirt,  Herr«  =  osm.  sah  ~<  sahib  •<  arab. 

§  4.     Das  kokt.  Wort  für   »jüngere  Schwester«   setzt  V.  Thomsen  als  sinil  an ;  diese  =0 
Form  besteht  nach  Wb.  im  dschag.  OT.  kur. ;  Spr.  93  b  gibt  A.  von  Le  Cog  siiir/il  (so  im 
wesentlichen  RAyuEXTE  MSOS  1914  204b)  mit  dem  Zusatz  »aber  stets  si}'igm7n<^ !    Wb.  kennt 
tar.  .sinni,  kar.  T  siiili,  kir.  sinli,  siiidi.    In  Prob.  VI  168,  169,  170,  171  si/inisi  und  slfmlsT. 

BtüW  §  8a  hal)e  ich  vorgeschlagen,  in  dem  Wort  ein  Deminutiv  zu  sehen  von  *.s«n: 
dieses   *sifl   dürfte   nun   aber  in  der  Tat  bei  Klaproth  vorliegen,  wenn  wir  nämlich  an-  »s 
nehmen   dürfen,   das   von    ihm  S.  17a  (=  Hua-i-yi-yü  36a)  aufgeführte  .sing/ii  stehe,  wie 
die  oben  ^  i   erwähnten  Wörter,  für  siil-i   »seine  jüngere  Schwester«. 

Aus  si/'iil  entstand  über  *,sit'it,  "sifin  das  tel.  sin'^;  im  alt.  kmd.  tuni,  leb.  sinä  scheint 

aber  -/,  -('1  wieder  auf  dem  Possessivsuffix  zu  beruhen,  wie  in  den  oben  angeführten  Formen 

tar.  s^iMi  usw.  30 

§  4a.  Nicht  ohne  weiteres  klar  ist  auch  eins  der  Wörter  für  -ältere  Schwester« :  in  den  kaukasischen 
Mundarten  karatsch.  egec,  ytgrc,  balk.  egi^c,  egi'i,  -Schwester-  Uours.  51  ägiici  =^  dschaft.  sart.  t<ir.  (l'rob.VI  93 f.) 
ägäöi  »ältere  Schwester« ;  Sul.-Kun.  61  Mr»,  ehice  -^  ahla,  LUt/iik,  hcmiire,  ayadia;  Spr.  81  c  ägicä  -ältere  Schwester« ; 
kom.  ägäci  »Tante«. 


'    Ein  sehr  interessanter  Fall   von  Anlautverlust   liegt  ini  ostt.  sart.  iim  «weite  Hosen«  vor  (vgl.  Sbavv    .<s 
II  136);  nach  A.  VON  Le  Co<^  Baesslerarchiv.  VI,  3  117,  sind  es   «große,  weite  Keitbeinklei<ler  (ohne  die  sonst 

übliche  reiche  Seidenstickei ei) sie  reichen  bis  zum  Gurt  und  nehmen  die  Schöße  des  Keckes  auf.   Sie 

heißen  iim  oder  ixim und  werden  von  gelbbraunem,  weichem  Leder  angefertigt.«     Es  handelt  .sich  also 

um  ein  weitverbreitetes  Wort:  HorrsMA  58  Hirn  •  Beinbekleidung«  mit  Verweis  auf  Vl-i.i,ers.  Nach  Wb.  tarn 
i*im  -Gellecht«  und  yisim  -Strumpf«;  ha\k.  isim  -Stiefelröhre,  Gamasche  aus  Leder  oder  Filz-,  karatsch.  /.«»(  <o 
-Stiefelschaff,  Stiefelröhre«.  Im  Seibani  namä  170  u»  tartip  idi  tizigä  tüK-Uik  isim  übersetzt  Vambi'rv  durch 
-Itauchwerk-.  Man  wii-d  zunächst  an  icton,  i.ilon  -Unterhose«  usw.  (BtüW  Anm.  24)  erinnert;  ich  glaube  aber, 
daß  wir  zur  Erklärung  herbeiziehen  müssen:  bar.  izii  «Zopf-  <  *iiu,  tara  äiim  «Haarflechte«  mit  der  Erklärung 
-von  'äi  +  ni«,  die  ich  nicht  begreife.  Es  wird  sich  um  'di- 5  handeln:  -zusammendrehen,  drillen«  ;-  ^H-  i 
-zusammendrehen«  usw.  Zu  diesem  Verbum  stelle  ich  auch  äiik  usw.  -Tür«  —  natürlich  im  Sinne  einer  4; 
geflochtenen  Jurtentür.  Im  Kurdischen  bedeutet  i/w  -chausson,  gu^tre«  Justi-Jaha  i6i-a:  kimik  ahcv  »chausson, 
guf'tre,  pnntoufle-  und  »seuil«,  wie  ja  auch  iiiik  -Schwelle«  meint.  Semasiologisch  ist  ör-,  iir-  zu  vergleichen 
mit  den  Ableitungen  örüm,  iinm,  iiriim:  iirgii:  örwa,  -mii,  i'irmä;  \i.o\h.  Irkin  -Schwelle«  ((Jastrkn  83a)  ist  wohl 
auch  nicht  von  Tr-  «spinnen«  zu  trennenl' 

'    Zum  Lautlichen  vgl.  unten  §  8  zu  iiiiil.    Ebenso  ist  kokt.  kom.  usw.  kiiniH>  alt.  tel.  leb.  kiin  geworden  1    50 
Auf  das   gekürzte   balk.  köl  verwies   ich  schon  BtüW  §  S.     I*rob.  VI  154  kiifdi,  köjilüm  ganz  vereinzelt  gegen 
sonstiiif's  kiiiinJ  usw. 


C  Bang; 

IV  «ia  Es  ist  wahrscheinlicli   —   mehr  kann  ich  einstweilen  nicht  sagen  — ,  daß  ägäc^  die  Grundform  ist, 

^        und  zwar  ein  Deminutiv  von  einem  verlorengegangenen   *üg  oder  von  *äyä  —  kokt.  äkä.    lOs  wäre  also  -i,  -ä 

das  Possessivsuftix;  diese  Annahme  scheint  bestätigt  zu   werden  durch  mg.  nachatschi  zzz  nayaci  Ki..\vR(rru  17  a 

mit  der  Übersetzung   »Frauenscliwester«.      Dr.  H.  Hüli.e  sagt  mir,   daß  das  chines.   ^    nach  (Iiles   -a  wife's 

5    sister,   a   mother's   sister«    bedeute.      Es    wäre   also   nayaci   zurückzuführen  auf  *ana  ägäc-i  >   kir.  »107a« 

•  Verwandten  der  Mutter",  z.B.  auch  nayasi  aya  >  nayasaya   »der  ältere  Bruder  der  Mutter«   usw. 

Anderseits    kann    nicht   geleugnet  werden,    daß  cgtic  ja  auch  aus  älterem  ägäci  gekürzt  sein  könnte  und 

daß  bei  Compositis  wie  dem  vorliegenden  das  zweite  Glied  nicht  immer  mit  dem  Possessivsuffix  versehen  wird. 

Unsicher  ist  aucii  noch,  ob  äcä  (im  Dschag.  »ältere  Schwester«,  bei  den  Kumandinen  •Tante«,  bei  den 

lo  Turkmenen    »Weib,   Gemahlin,   Jlutter«)   über  *acä'^  <  ägäcä  entstanden  oder  ein  selbständiges  Lallwort  ist: 

vffl.  ädlä  »ältere  Schwester;  iSIutter«,  idzä  »Mutter,  usw.  Wb.  I  720  wird  idiä  nun  noch  mit  alt.  tel.  schor.  äyä 

•  Vaters-  oder  Jlutter-Schwester.  Tante,  ältere  Schwester,  ältere  Base«  verglichen  zugleich  aber  auch  mit  äjracä, 
änäcä,  die  im  Wb.  ebenso  fehlen  wie  igäci  (erwähnt  I  697  .  unter  ägätsi;  letzteres  wird  in  Mem.  Acad.  .St. 
Polersb.  XXXV  Nr.  6   1887  S.  9a    auch    noch   mit   yäiiä,   diefiäsi  zusammengestellt.     Prob.  III  296  14 u  dzengäii 

■  5  •Schwägerin«  —  Wb.  diengäsä  <  -cä  zu  dzefigä  »Frau  des  älteren  Bruders«).  Ich  sehe  die  Notwendigkeit,  all 
diese  Wörter  auf  eins  zurückzuführen,  nicht  ein. 

§  5.    Für  »Nefle«  hatte  das  Ostn.   ein  Wort  y(ig('in,  yäyäii,  das  jetzt -außer  Gebraucli 

zu   sein   scheint.      Bei   Sul.-Kun.  105   wird    es   yikän    transkribiert;    vgl.   Pavet  556.      Es 

wurde  kontrahiert  zu  alt.  küär.  ynn,  tub.  nän.    Bei  den  Lebedtataren  finde  ich  Prob.  I  304  78ff. 

20  yäncizl^  »sein  Neffe«;  dieses  yänä  fehlt  im  Wb.     Im  Schor  bestehen  die  beiden  Formen  (V7n 

und  cüni.     Für  kir.  dziyün  (Wb.)  gibt  rkWb.  179  n.ieJiflHHUKt  =  »Neffe«    an. 

§  6.  In  den  Bedeutungen  schwankend  ist  das  Wort,  welches  Klapkoth  18b  als  yasna 
»Mann  der  älteren  Schwester«  aufführt;  es  ist  kom.  pexna  »cognatus«  =  Houts.  105  yiznä 
»Schwiegersohn,    Bräutigam«  =  bar.  Prob.  IV  76  i6u  yisnä   »Schwager«    (fWb);    dschag. 

=5  yäznä,  yäzdä  —  dies  nach  Vambery;  wohl  keine  literarische  Form?  —  Als  Grundform 
können  wir  *yizin,  *yäzin  ansetzen;  sie  hat  sich  im  wesentlichen  im  schor.  cäzin  erhalten. 
Aus  ''yäzin-i  bildeten  sich  die  oben  aufgeführten  Wörter  sowie  koib.  Uisti  <  *{üsni,  tel.  fmU'i 
(neben  dem  deminutiven  /'(MäS),  schor.  mstn,  sag.  Prob.  II  477  3331  fcsfin  »seinen  Schwager«, 
kyz.  Prob.  II  664  106  yästä,  670  308  yästäzlnä.    Kir.  dzezdd,  kaz.  dziz)iä  neben  dem  deminuierten 

3°  dzizna   » von  dziznä  +  t « . 

§  7.  Zu  hurun,  nmrun,  purun  lautet  die  Possessivform  ''hurun-u  usw.  Prob.  II  28  279 
bedeutet  ^2<m«  s?7  (<  *suii)  den  »Nasenschleim«  =  508  556  ptinmnüfi  sün  (Akk.)  =  Prob.  IX 
351  7»  purdunun  sün.  Prob.  II  1  16  956,  1 17  1003  steht  dafür  purdii  sü.  Es  ist  hier  nicht  mit 
Sicherheit  zu  sagen,  ob  purun  auf  dem  Wege  ist,  sich  in  purnu,  purdu  zu  entwickeln,  oder 
35  ob  -u  noch  reines  Possessivsuffix  ist  (vgl.  II  230  35°  card'i  izäninäh  »von  dem  Erhitztsein  des 
Schulterblattes«,  rufin^;  254  138  ahau  idzän  d'urtün  (Akk.)  »die  Jurte  deines  Vaters  und 
deiner  Mutter«). 

Die  beßarabischen  Gagausen  haben  jedenfalls  den  Schritt  zu  humu  getaii:  Prob.  X  78  4 
bahunim  burnii.nma   »in  die  Nase  des  Alten«. 
•     4°  Selbstverständlich    haben    sich    im    Gagausischen    dann   angeschlossen:    boinu   »Hals« 

<boyun-u  und  qoinu  »Busen«  <qoyun-u.    Es  ist  ein  schlagender  Beweis  für  die  Richtig- 


'  Paa.sonen  erwähnt  unter  ruwas.  aMa  ein  jak.  ägäs  »ältere  Schwester«.  Böhti.ingk  hat  nur  oyaü,  das 
jedoch  aus  ägäc  entstanden  sein  kann  und  das  er  mit  kom.  ägäci  vergleicht,  indem  er  annimmt  •/  ist  hier 
wohl  das  affizierte  Possessiv  der  3teii  Sg.«   (Gr.  S.  248  Anm.  80). 

"    Vgl.  aqa    »älterer  Bruder«   >  070  >  ä;   andre  Dialektformen  sind:    aqqa.  aqqi.   dann  crjaca,  ayaci  — 
alle  mit  weitgehender  Bedeutungsdifferenzierung:  dann  aca  (Wb.  »=;  ataca-  lies  ayaca).  oci  (i'),  aci,  adzi. 
■■    Ich  weiß  nicht,  wie  sich  W.W.  Kaui.off  Prob.  II  241  724ff.  zurechtgelegt  hat.     Der  Text  lautet: 
aldi  kizi  is-/o<:pas  Hadi.oif  übersetzt:  Den  die  Dorfbewohner  nicht  leeren. 

ah  qor  sara  Den  bunten,  gelben  Napf 

alih-aldi  ol  qis Nahm  jetzt  dieses  Mädclien. 

Die  unpassenden   »Dorfbewohner«   beruhen  auf  einem  Hörfehler;  lies  dld:i  M:i  »Gast..     [Vgl.  Prob.  IX  203  ^n 
qnidi  hh/idiän  atdzi  Icizi'!        »wie  wird  ein   Gast  nicht  essen;'«]  '^ 


Vo>ii  Köktürkischin  cum   Osnuinischen.  7 

keit  meiner  Auslegung  (vgl.  unten  V  §63),  daß  qoi/un  «Schaf«  nur  in  dieser  Gestalt  iv§7 
bei  den  Gagausen  bekannt  ist.  Im  übrigen  haben  sie  anni  »Stirn«  <i  altn-'i  (vgl.  §1) 
und  zu  gelin  »junge  Frau«  die  Nebenform  yelni  (Prob.  X  22b),  die  schon  durch  die  nicht 
vollzogene  Assimilation  {-nl- > -nn-  in  (/öww«  »tapfer«  <^qanl'i)  zeigt,  daß  sich  der  Pro- 
zeß hier  vor  unseren  Augen  abspielt.  Sagt  man  heute  in  den  Dialekten  des  Abakaa  5 
keldim  »meine  Schwiegertochter«  (z.  B.  Prob.  IX  373  16),  so  wird  auch  dort  über  kurz  oder 
lang   »Schwiegertochter«   '*keldi  lauten,  wozu  weiter  *keldizi  gebildet  werden  wird. 

§  8.  Das  uig.  Wort  für  »Schulter«,  bei  Kl.\i'rotii  19b  äüil,  ist  wohl  von  Haus  aus 
ein  Abstraktum,  wrtl.  »die  Biegung«,  also  gleichbedeutend  mit  der  zweiten  uig.  Form  (igln 
(M  39  12)'.  Die  für  meine  augenblicklichen  Zwecke  wichtigen  Entwicklungen  sind:  änni,  "> 
ohne  Dialektangabe  unter  ägin  erwähnt,  schor.  ägini,  sag.  igni,  koib.  ktsch.  inni,  schor. 
ngnd,  schor.  küär.  innd  (vgl.  auch  Castrkn  80  b)  sowie  ktsch.  Fin,  alt.  kir.  usw.  In.  Für 
das  Sojonische  gibt  Castrk.v  ikte,  Wb.  ikti  <  ifmi  bzw.  inmi. 

Im  Osttürkischen  bedeutet   diiU  usw.    (Prob.  VI  70b  Sundaq  yjasltl  bar  ähil  ikän    »es 
war  ein  Kleid  mit  solchen  Eigenschaften«)    »das  die  Schulter  bedeckende  Kleid«   ton  -s 
usw.    Vgl.  Prob.  IV  378  14"  inninä  tun  kigizip   »seine  Schultern  mit  Kleidern  bedeckend«. 
Prob.  IX  315  13U  ehnimä  keznrga  hp  ipar-hi-ni t  ^=  »ist  ein  Kleid  für  meine  Schultern  da?« 
In  den  oblitjuen  Kasus'  erscheint  immer  änn-'i  usw.;  *n'tlntst  ist  m.  W.  nicht  zu  belegen. 

Wb.  fuhrt  ein  bar.  iin  »Schulter«  auf,  das  mit  unserem  (igln  verglichen  wird.  Prob.  IV 
754  steht  aber  un,  das  ich  eher  zu  öS/in  im  §  9  stellen  möchte""  [doch  vgl.  karatsch.  '» 
nn-bati  »Schulter«  KSz  X  143,  kumük.  ImmaS  <  ün-b<is,  mit  der  Entrundung,  wie  in  izihn 
»Rosinen«  =  iiziim;  zu  haS  vgl.  yan-hai  »Hüfte«  und  kurd.  ser-mil  »epaule  d'homme«, 
Justi-Jaba  241a,  wo  spr  =  baS;  vgl.  Tomaschek,  Centralas.  Stud.  II  56  =  SWAW  XCVI 
1880  788  unter    Hüftknochen']. 

§9.     Da  dem  Osttürkischen  die  Bedeutung   »Schulter«,   wie  wir  eben  sahen,  (nr  (ifill  =5 
abhanden  gekommen  ist,  so  gebraucht  es  hierfür  murä  (Spr.  98  a,  Prob.  VI  56  8u,  Raquette 
MSOS  19 14  225a),  ein  Wort  unbekannter  Herkunft.     Auch  ttöa   »Rücken«   tritt  teilweise 
in  die  Rechte  des  (ifiil  (Spr.  82b,  Prob.  VI  132  10,   Raquette,  I.e.  177a;  vgl.  Wb). 

Wichtiger  ist  für  uns  üäni  »Schulter«  Shaw  II  24,  das  auch  Wiutaker  kennt.  Ich 
stelle  es  zu  iiSün,  das  als  özbiigi.scher  Stammname  bisher  nur  im  Seibaninamä  cd.  Vam-  3° 
BKRv  272  —  77  belegt  zu  sein  scheint;  Sul.-Kun.  150  hat  einen  Stammnamen  ojSun,  der 
wohl  dieses  öMin  repräsentiert.  Die  anderen  Mundarten  haben  bisher  geliefert:  halk.  öii'in 
»Brust«,  (Jiun-alti  »Vorhemd«  sowie  karatsch.  öSun,  yöäun  »Brust»,  öiüUtik  »Brtistrienien 
am  Pferdegeschirr«  KSz  X  127,  bar.  Mihi  »Schulterknochen«  (vgl.  u)t.  im  vorigen  Para- 
graphen?), alt.  schor.  leb.  öiiin  »Schlüsselbein«  und  das  auf  derselben  llntwicklungsstufe  35 
wie  öirti  stehende  .schor.  üitii  »Schulter«,  dem  karagass.  öSte  —  koib.  (Mü  bei  Castren  87a 
(Mel.  as.  IX  114  östü)  in  der  Bedeutung  »Oberarmknochen«  entspricht.  Prob.  IX  615  311 
noch  karagass.  öSti/m  (Vittln;   »bis  zu  seiner  Schulter«! 

Vgl.  unten  §  53   qari. 


'    Das  sag.  iiimä  •.Schulter"   ist  wohl  ehi  weiteres  Abstraktum,  wie  aber  ist  ifimän  zu  erklären? 

*  Abgesehen  ganz  davon,  daß  im  Barabinzisclien  Prob.  IV  50  4  iftninä  -auf  seine  Sciiulter-  vorkommt 
—  allei'ding.s  tinden  s'ch  ja  lautliche  Varianten  ein  und  desselben  Wortes  des  öfteren  in  ein  und  demselbi-ii 
Dialekt  —  ist  ün  oder  ün  lautlich  nicht  gut  auf  inni  usw.  zurürkzuluhren.  .\nderscits  kann  ich  einen  .Schwund 
von  -«-  oder  -;-  auch  nicht  nachweisen.  Will  man  also  nicht  annehmen,  vn  sei  von  iis'ün  ganz  zu  trennen, 
so  bleibt  zunäclist  nur  Schwund  der  ersten  Silbe  als  Erklärung  übrig:  so  doch  wohl  osm.  miirdzi  .Schmied'. 
<  tämürci!  Vis  wäre  dann  aber  sehr  auffallend,  daß  dieser  höchst  seltene  Vorgang  sich  gerade  bei  demsellx'ii 
Worte  in  zwei  örtlich  von  einander  geti-ennten  Mundarten  sollte  abgespielt  hüben.  Es  bliebe  also  noch  die 
.Annahme,  niün  .sei  ein  Kompositum  von  *oi  und  ün:  mit  dieser  Annahme  sitzen  wir  daim  glüi'klicii  in  einer 
Sackgas.se.  solange  *i)s  nicht  erklärt  i.st. 


S  Bang: 

IV  <q  I)<as  Jakutische  hat  ein  Wort  I'üi-  .Hiilte«,  (ittük,  welches  Böhti.ingk  m  filiin  stellt:  *otün-ük  >  öttük.  Dieses 

*        ötiin.  das  nur  mit  dem  Possessivsuffix  auftritt  {öttüm   -meine  Seite«    usw.)  könnte  unbedenklich  zu  ösün  gestellt 

werden,  wenn  der  Cbergang  von  -s-  >  -t-  (Böhti.ini.k  §  185)  besser  belegt  wäre;  nur  das  flektierte  ■mis  :  -mis-in, 

-mUin  ist  ganz  sicher  im  Jakutischen  durch  -üUm  vertreten.     Zur  Bedeutung   »Hüfte«    ist   zu    Ijemerken,   daß 

5   das  oben  erwähnte  uca  »Hucken,  Schulter«   im  Cuwasischen  v9Üh  lautet  und  .Hüfte«   bedeutet'. 

§  10.  Dem  mg.  dscliag.  mdniz  »Antlitz,  Gesiclit«  entspriclit  das  tar.  miifizi  .-Wange« ; 
der  Possesiv  "manzisi  Ist  hier  noch  nicht  durcligedrungen  oder  wohlklangshalber  ver- 
mieden worden :  Prob.  VI  160  4  iki  mänzT  {siaAX  mänzi)  qarnm  töpäsigä  aqqan  qanya  (r/ßaS 
qizü  holsa   » wenn  ihre  beiden  Wangen  (ihr  Gesicht)  rot  ist  wie  Blut,  das  auf  Schnee  ge- 

■"  flössen«.    Weiteres  BtüW  308  2. 

Einen  Dual  auf  -c  werden  wir  auch  in  osU.  qötcüz  »Backe,  Wange«  Spr.  95c,  qulni:  -cheek,  the  bucci- 
natores,  a  mouthful«  MSOS  1914  217a  erblicken  müssen;  ich  möchte  es  mit  alt.  tel.  leb.  tob.  scher,  qoytis  -Selten- 
wände  der  Brust«  usw.  zusammenstellen,  das  mit  köyüs  nichts  zu  tun  hat  (Wb.).  Semantisch  wäre  auf  das 
o-ewöbnliche  AVort  fiir  »Backe,  Wange-  zu  verweisen:  ijafiaq,  das  im  Uig.  noch  »Seite«  bedeutet  haben  muß 

15  {sägiz  yanaq  »die  acht  Weltgegenden «)  und  dessen  Deminution  yanaciy  im  Dschag.  »beide  Seiten«  bedeutete; 
vielleicht  hängt  i/anaq  sogar  mit  yan  »Seite«  zusammen  (<  '^yan-qaq'^?)!  Das  jetzt  in  den  Turfanfj-agmenten 
auftretende  ytiiaq   »Seite«   würde  neben  yafiaq  stehen  wie  y'iyac  neben  yayac  »Baum«. 

§11.    Das  uig.  usw.  ay'iz   »Mund«   ist  heute  u.  a.  durch  die    folgenden  Formen   ver- 
treten: tub.  sag.  sclior.  äs,  alt.  tel.  üs,  kkir.  öz,  ös;  osm.  usw.  «72^.    Unter  äs  werden  ohne 
=°  Dialektangabe   aqs'i  und  agsi  erwähnt,   die   an   ihrer  Stelle    im  Wb.  fehlen ;  vgl.  Casthkx 
koib.  ayje,  karagass.  akse  =  Mel.  as.  IX  102   ay'is  (aqst). 

Für  das  Osttürkische  kennen  Raquette  a.  a.  0.  174a  äyiz,  von  Le  Coq  Spr.  83c  cyis^. 

In  Prob.  VI  kommt  meines  Wissens  nur  einmal  aqsiya  (743)  vor;  sonst  immer  ayzTya,  ayzlda, 

ayztni  usw.     Daß  hier  wie  im  Dialekt  von  Yarkänd  der  Umlaut  fehlt,  ist  für  die  relative 

'5  Chronologie  von  Wichtigkeit,  zeigt  außerdem,  wie  alt  der  Verlust  des  -i-,  -i-  ist:  kom. 

aflX  «os»  CG  iio,  während  sonst  -t-  teilweise  noch  erhalten  war. 


'    ScL.-KuN.  26  hat  h'iq'in  »Seite.  Hippe,  Hüfte»,  PAvrr  187  =  teL  piqq'in,  kir.  kkir.  m'iq'in  »Hüfte,  Wei- 
chen«; kai-atsch.  b'iyin  KSz  X  93.    Kacjuette  bietet  182a  bäqin  <  *baqin  »the  side-part  of  the  ehest«;  dieses 
scheint  mit  bayindas  in  Konilikt  gekümmeii  zu  sein,  das  nach  Sül.-Kun.  19  bedeutet:  dizlärin  yoqarisi,- baydas, 
30   San.     Nach  rkWb  bedeutet  mn  soviel  wie  oi'.ipo  »Hüfte,  Schenkel«,  ostt.  sanoq  »Hüfte  (der  Tiere)«. 

■''  Vgl.  kokt,  qulqaq  »Ohr«  und  KO.^m.^  6  30:  jetzt  auch  A.  von  Le  Coq,  Türk.  Manichaica  aus  Chotscho  U 
S.  1 1  20  iamyaq  »Kehle«  {■=■  M  37  12  ta7nq[a(j\  »Gaumen«)  und  das  ganz  unklare  ärngük  »Finger«  S.  1 1  n 
(;:=M^46  7i  und  Anm.).  Ich  möchte  es  zu  fträn  »^Nlaun«  stellen;  vgl.  alt.  tel.  ärkäk,  Abakanmundarten  eryäk 
»Daumen«.  Nehmen  wir  kurz  entschlossen  Deminution  an,  so  hätten  wir  für  »Ohi«:  »Knechtlein«,  für  «Gau- 
35  men«  (»harter  Gaumen«  oder  »Segel«):  »Wändlein«,  für  »Finger«  (»Daumen«):  -Männlein«  und  für  »Backe«: 
»Seitleiu«.  Wenn  die  Länge  im  Jak.  kulgSy^  »Ohr«  berechtigt  ist,  so  wird  *-qäq  eine  gehäufte  Bildung  aus 
'■'-qa-aq  sein. 

Für  kiptsch.  dir-jaq  »ICralle«  (Hours.  73)  -—  tiryaq  (sag.  koib.  ktsch.  küär.;  Prob.  IV  26  s)  ergibt  sich 
eine  analoge  Geschichte:  L^  1720  das  mamch.  tiranyaq  »Nagel«  von  *t'ir,  *i'iran,  dessen  Bedeutung  vorläufig 
*°  nicht  zu  erraten  ist;  dazu  das  -a-Denominativ  *l'iran-a  >  tirna-  >  tirna-  »sich  jucken,  kratzen,  harken«  — 
also  auch  hier  kein  '-na;  K0sm^3S.  Umspringen  der  Konsonanten  in  ^1=^3522  tingray  wie  4671  in  angräk, 
die  wohl  beide  noch  dreisilbig  zu  lesen  sind:  t'inayraq,  änägräk.  Zum  Umspringen  vgl.  BtüW'  528  und  Anm.  30; 
sonst  u.  a.  kiptsch.  azbar  «Viehhof»  >  kumiik.  azbar,  abzar  balk.  arbdz;  vgl.  von  Erckert,  Spr.  des  Kaukas. 
Stammes  I  51  azbar  'Dach',  155  a:var  'Zaun'. 
■'S  Nach  Wb.  bedeutet   osm.  lifaq    »Gaumensegel«;    wrtl.   »Zäpfchen«    d.  h.   »Zünglein«:    vgl.  russ.  )i;ihiHoi>-b, 

kiptsch.  i'ilaq  »Clitoris«  ^  np.     Ebenso   kir.  böböiiik  »Zäpfchen,  Gaumensegel«,   aber   kkir.  böböciik  »Kitzler«, 
worüber  an  andrer  Stelle. 

Wie  neben  qulqaq  osm.  usw.  qiilaq  steht,  so   muß  es    für  ärdnkäk   die  Nebenform   *äränäk  «Finger»   ge- 
geben haben   >   ämäk  bei  Sil.-Kin  65:  ernak  =  parmaklarin  ud'zu  »Fingerspitze«.     Aus  der  Wb.  I  787  mit- 
5°   geteilten  Stelle  aus  RiB'yuzi  (ärndkliir  ucida)  geht  aber  hci'vor,  daß  Silejjians  Übersetzung  nicht  ganz  genau 
ist,  daß  ämäk  vielmehr  nur  »Finger,   bedeutet. 

Ablautend  -qnq  in  uig.  yalngquq   »Mensch»    M^  142  z=z  yalafi-qnq  zu  kokt,  yalafi   »nackt«;    vgl.  etwa  russ. 
io.ii.niiKa  -ein  nackter  Mensch«    usw.  zu   lo.n.iii   »nackt,  kahl». 

^  .  A.  VON  Le  Coij  sagt  mir,  daß   die   auf  den    russ.  Karten  Sänim  auz  genannte   örtlichkeit   im  Norden 
55    von  Turfan  vulgär  sä/iim  ey'i.z'i  hieß,  was  der  Wang  ayz'i  aussprach. 

Das  Prob.  VI  135  lu  stehende  a-/;«';/«?' »deinen  Mund«    ist  des   fehlenden    Umlauts   wegen    ebenso    auf- 
fallend, wie  Hai^ueties  äyiz,  für  das  man  «7/;  erwartet  (sieh  dieses  MSOS  1913  165a  und  vgl.  167  2«). 


Vom  Köktürklschen  :nm  Osmanischcn.  9 

Das    obenerwähnte    aqsi  liegt   dem  Prob.  IX   250  i   vorkommenden    qan  aqs'iliy   »mit  iv§ii 
blutigem   Munde«    zugrunde  =  osm.  ay'izti  =  alt.  tel.  üstü  <  *v,s-lü  <  *ajizli-)i.     Sonst 
kenne  ich  noch  Prob.  IX  343  8u  aqs^-\sildüh  »die  Milch  deines  Mundes«  343  6u  aqs^-\sü(lüm 
»die  Milch  meines  Mundes«  =  Prob.  II  336  1132  aqs'innm  südi'i,  336  1139  aqsimnw  südn.    Den 

Ausschlag  gibt  aber  Prob.  IX  i  i  7  4"  J50  cill'^ po  aqsi   »was  ist  das?.,  das  ist  der    5 

Mund« ! 

Formen  wie  *aqsisi,  *cr/zisi  wären  wohl  des  Wohlklangs  wegen  bald  wieder  ver- 
mieden worden'.     Wie  lauten  die  Plurale? 

§  12.    Für   »Kinn«  —  auch    »Kiefer,  Wange«  —  hat  das  Osttürkische  imk  (Prob.  VI 
148  8u  ihäglgä  »auf  seinen  Backen«),  das  zu  alt.  tel.  schor.  leb.  sag.  koib.  katsch.  ak  kon-  .0 
trahiert  wird,  rkWb.  185b  ek.     Hierzu  stelle  ich  schor.  (W)  Igl  <   iMk-i.     Ganz  sicher 
ist  dies   freilich    nicht,    denn    theoretisch   könnte   -g"i   vielleicht   das   Abstraktformans  -gü 
sein,  das  dem  -k  ungefähr  gleichwertig  war;  Parallelformen  auf 

-k,  -gil 

-q,   -7«  -5 

finden  sich  ja  öfter.  Das  auf  den  ersten  Blick  ganz  unverständliche  l)alk.  zegi  »Rippe« 
entspricht  so  dem  kiptseh.  dU  (Houts.  57):  der  vokalische  Anlaut  fiel  im  balk.  Worte  fort 
wie  in  balk.  zer  »Sattel«  <  -;y(ir  <  äijär  usw.  Im  übrigen  vgl.  Wb.  unter  nyägü,  igägii, 
ögi'igii  (KOsm'  53  Anm.),  von  denen  eins  der  Vorfahr  von  zegi  ist;  welches,  werden  wir 
nach  gründlicherer  Durchforschung  der  Türkdialekte  tles  Kaukasus  wohl  erfahren  [vorläufig  20 
vgl.  wenigstens  karatsch.  iyegi  »Rippe«   KSz  X  107]. 

§  13.  Die  meisten  Dialekte  haVjen  o/7  »rechts,  rechte  Seite«,  nur  das  Jakutische  liat 
uha.  Da  auslautendes  jak.  -a  aus  -i  entstanden  sein  kann  (kokt,  alt'i  «sechs»  >  jak.  alta; 
Possessivsuffix  kokt,  -s'i  >  jak.  -ta;  Praeteritum  kokt.  -U  >  jak.  -ta),  so  führe  ich  ona  auf 
OH-'i  zurück.  2s 

§  14.  Das  uig.  usw.  uzun  »lang«  halte  ich  für  einen  erstarrten  Instrumental  zu  uz  (Vs"?) 
»*Länge«;  davon  das  denominale  uza-  »lange  dauern«  usw.,  von  dem  wieder  t<^og'  »lang, 
weit«  gebildet  wurde.  Im  Jakutisclien  lautet  das  Gnnidwort  tisun,  zu  dem  *umnu  <  *iizun-i 
gehörte  (vgl.  z.  B.  osm.  iizunundza  »der  Länge  nach«,  baUc.  hin  iizimii  »den  ganzen  Tag 
lang«;  Olufsen  58  dewdl  uzunidan  »die  Mauer  entlang«  |k:iratsch.  halt'ä  uzniiii  »entlang  3" 
der  Schärfe  des  Beils«  KSz  X  143]);  usuna  >  *usna  >  uxta  »Länge«.  Vgl.  schon  Böht- 
LiNGK  unter  ustun. 

'  Es  ist  u.  a.  daran  zu  eiinnerii,  daß  der  Possessiv  von  su  meines  VVi.ssens  nirgends  *iiis'i,  *susu  lautet, 
sondern  fi4yu,  sü'n,  sü;  fui/T,  mtT.  Dabei  spricht,  historisch  betrachtet,  der  alte  konsonantische  Auslaut  selbst- 
verständlich noch  mit  (kokt,  .wi,  Abakantat.  .««7,  sitg);  praktisch  ist  die  so  naheliegende  Neubildung  jedoch  ,15  . 
des  Wohlklangs  wegen  nicht  zustande  gekommen.  Freilich  kann  man  ja  in  der  grauen  Theorie  wieder 
annehmen,  sü  sei  aus  *su:u  entstanden;  vgl.  bar.  Prob.  IV  58  su  qann'iii  yäü  <  yayiz'i,  kur.  Prob.  IV  148  iju  äiinä 
■<  äüzünä  'ZU  seinem  HausC",  154  14"  (iündä  <  nüziindä  -in  ihrem  Hause- ;  zum  Schwund  von  -z-  vgl.  KOsm''  43  22. 

Daß  bei  der  Behandlung  von  su  nicht  ausschließlich  historische  Gründe  im  Spiele  sind,  lehrt  osm.  baru. 
bani-sit  »Zutluchtsort,  .\^l;  Schutz;  Mauer,  Festung«.  Es  soll  nach  Youssouk  dem  Iranischen  entlehnt  sein  40 
(np.  bärü),  doch  hat  das  Kujnükischc  neben  barusu  »seine  Mauer«  auch  baruicu  (KSz  XII  302  46)  im  Keim  mit 
ariwu  zu  ar'iu,  arU  =  uig.  ariy  .schön,  gut-  (vgl.  kum.  eliivai,  el'iuwas  -Leichenschmaus-  <  nlüg  as,  aber  kum. 
otit  -tot").  Als  Grundform  ergibt  sich  also  ein  echttürkisches  *bafiy,  *baruy,  dessen  -7  im  Osm.  spurlos  ver- 
schwunden ist  wie  in  qapu  -Tor-  =^  kokt,  qap'iy  usw.  Zu  np.  bära  -Mauer«  vgl.  HrriiSciiMANS.  Armen.  Gramm.  I 
226  Nr.  523.  45 

Zu  täräzä  -Fenster«  wird  Prob.  IV  67  su  bar.  qannin  täräzäzmä  gebildet,  doch  steht  62  n  iäräzinä  soqt'ilar 
■  sie  klopilen  an  (sein)  Fenster« ;  vgl.  meine  Bemerkung  bei  Pki..  X — XI.  Ich  halte  das  Wort  jetzt  für  iden- 
tisch mit  np.  darida  «Tiirchen,  Fenster-  von  dar  »Tür-  mit  dem  Deminuiivsuffix  nip.  -Tcak  >-  np.  -Tra.  -Tza 
(HÜBSCHMAN.N,  a.  a.  O.  137  Nr.  178):  täräcä  Prob.  IV  225  5;  doch  wurde  im  Türkischen  das  Wort  an  täri  usw. 
•  Haut«  (vgl.  unten  §  i,^)  angelehnt:  daher  IV'  327  8  tiräzä  (vgl.  BtüW  Anm.  30).  Das  kir.  ököskii  ..Fenster«  5<> 
Prob.  III  297  8  usw.  ist  das  russ.  deminutive  oldhikd;  die  Toboitatnren  haben  nach  Gi(;anow  337  ein  gehäuftes 
Deminutiv  täräziU'ik. 

PAil.-hi3l.Abh.  1921.' Nr.  2.  2 


10      .  Bang: 

IV §15  §  15.  Castren  gibt  122b  und  146a  ein  karagass.  (soj.??)  soMe  »Hintern«.    Wb.  stellt 

sclior.  leb.  sag.  tub.  sön  =  son.    Das  kann  in  dieser  Form  niclit  ganz  richtig  sein,  da  die 
Länge   unerklärt  bleibt   und   auch   der    schließende   Nasal   Schwierigkeiten   macht.     Mel. 
as.  IX  148   gibt  Katanoif  für  das  Koibalische: 
5  so/i   »Hintere«. 

sofit  {so)   »das  hinten  Befindliche,  nach  hinten«. 

söna  (Dat.)   »nach  hinten«. 

söndu  (Lok.)    »später;   hinten,   nacli«. 

sönan  (Abi.)    »von  hinten«. 

Es  muß  also  sön  doch  wohl  ein  erstarrter  Instrumental  sein:  *soa-in  (oder  *sofn-n'?) 

>  son.  Von  diesem  "sonin  gehe  ich  auch  bei  der  Erklärung  von  sokte  aus:  *sonin-t>''sonnt 

>  *soqni  >  "soqt'i,  das  Castren  als  soklc  hörte  oder  auffaßte:  zu  -qt-  vgl.  soj.  ikte  (VYb.  ikü) 
»Schulter«  =:  inne,  inni;  oben  §  8. 

Das  Karagassische  schwelgt  in  einsilbigen  Längen,  wo  die  übrigen  Mundarten  Kürzen 
.5  haben:  Prob.  IX  616  Nr.  28  usw.  sön,  aber  625  Nr.  61  son^u  «Hinterteil».  Auf  .w/7i  gehen 
zurück:  628  Nr.  88  söm^a  olur  »setz  dich  hinter  mich«,  651  4"  sömza  <  "sonimca  »hinter 
mir  her«.  Vgl.  soj.  schor.  sohtz'i  »übermorgen«  <  ''soiYisi  --  son-'i  +  erneut  angetretenem 
Possessivsuffix,  da  soft'i  zum  Stamm  geworden  war.  Ob  sich  soiYi  überall  säuberlich  von 
so/l-yi,  song'i  usw.   wird  scheiden  lassen,  weiß  ich   nicht. 

20  §  16.     Aus    der  Kandakowschen  Mundart   gibt  Castren  86a  6ü  »Handfläche«.     Es 

ist  wieder  das  mit  dem  Possessivsuffix  versehene  Wort:  tar.  öc,  alt.  tel.  US,  sag.  koib.  ktsch. 
ÖS,  das  Castren  auf  derselben  Seite  erwähnt;  für  die  Kandakowsche  Mundart:  Us\  Wichtig 
sind  hier  u.  a.  kir.  üs  mit  unerklärtem  -.s*  statt  -S  (vielleicht  ist^-.s  von  qos-üs  hergenommen' 
=  schor.  qos-öS  usw.,   Castren   97   kozos   »Handvoll,  beide  Fäuste«)  sowie   Olufsens  havr. 

=5  »a  handful«  wegen  der  A-Prothese.  Es  ist  also  6H  =--  *awic-i  (dessen  Quetschlaut  vor  Vokal 
erhalten  blieb,  während  er  im  absoluten  Auslaut  zu  -s  wurde) ;  vgl.  cuwas.  /»i<^  neben  jviL 

§  17.  Das  türkische  Wort  für  »Ende«  iic  wird  lautgesetzlich  im  Abakan  zu  us.  Castren 
hat  für  das  Karagassische  die  beiden  F'ormen  id'u  und  ud'ii.  Auch  Wb.  gibt  udu  für 
»■Ende«    im   Sojonischen. 

30  §  18.    \iig.  "yay'ii-  »Schulterldatt«,  dschag.  »Schulter«  (Pavet  52g,  Sul.-Kun.  95),  osm. 

»dos  du  cheval«  (Youss.)  hat  eine  osm.  Nebenform  ya'yr'i  »Kreuz  des  Pferdes«,  die  jetzt 
veraltet  ist;  jak.  suri  »Haut  vom  Ende  des  Pferderückens;  daraus  verfertigte  Stiefel«  (zur 
Bedeutung  vgl.  §  19).  Das  Wort  bedeutete  zunächst  wohl  »den  oberen  Teil  des  Rückens« 
und  ist  mit  ^yayir  »durchgeriebene  Stelle  auf  dem  Pferderücken«   identisch;  ist  dies  der 

35  Fall,  so  vgl.  tub.  yaur  =  alt.  yür  in  letzterer  Bedeutung.  Das  bar.  yauru  »Schulterblatt« 
kann  ich  leider  nicht  belegen;  kom.  yauru  (Wb.)  existiert  nicht.  Über  kiptsch.  yo7/-flrt 
usw.  vgl.  KSz  XVII  142-.  Das  misch,  yaw'irni  »Schulter«,  das  zweifellos  wieder  -t  ent- 
hält, steht  bei  Paasonen  unter  cuwas.  surhn^. 


'  Umgekehrt  hat  von  Le  Cik^s  qocüc  -eine  doppelte  Handvoll.^  (Spr.  95a)  das  mittlere  -c-  fiir  -s-  vom 
Auslaut  her  bezogen,  während  das  Simplex  bei  ihm  qoi  lautet. 

'■'Dort  habe  ich  versucht,  das  bar.  tsögdr  durch  Annahme  von  ^/-Umlaut  und  c-Umlaut  aus  *ca~/ir,  *cayitr 
zu  erklären.  Da  der  t'-Umlaut  in  den  Kreisen  der  Fachgenossen  hier  und  da  bezweifelt  wird,  so  will  ich 
Oi.ursENS  cäikarc,  cäsJcarrj  ..outside«  erläutern:  ifh  nehme  r-ümlaut  an,  so  daß  ra.w/an  das  Ursprünülichere  war: 
caSqari  entspricht  dann  dem  bekannten  ta.iqari.  -gari:  vgl.  die  Entwickluns;  von  ^  vor  silbenschließendem  -s 
in  osttürk.  «.s  =  ft.«  ..Zahn..  (Spr.  88c;  Prob.  VI  181. „),  tvi.v  =  «v  »Traum. "und  ..Mittag«,  riis- =  fiis-  »fallen. 
(Spr.  90  a). 

'    Im  QB  16511  ist  Jj_  wohl  yäriit-i   ..seine  Schulter.,   zu  deuten. 


Vom  Köktürkisclien  zum  Osmanischen.  1 1 

§19.  Im  Scliordialekt  bedeutet  wyi/-  »diirchräuehertes,  nicht  gegorbenes  Leder  und  IV §19 
Scliuhwerk  aus  solchem  Leder«.  Osm.  sa-^r'i  meint  i.  »Bug,  Rücken  des  Pferdes«,  2.  »Rücken- 
leder des  Pferdes,  hauptsächlich  zum  Einbinden  von  Büchern  gebraucht«.  Vgl.  jetzt  auch: 
HoüTs.  81  Sö7n  >  tel.  mri  (Prob.  I  2485  süru)-.  kaz.  muri,  kir.  saurü,  beide  im  Sinne  von 
»Pf erde  rücken«  usw.  und  »Leder«,  während  tar.  sa-)'ra  <  sa'^ri  nur  »Hintern,  Hinterbacken«  5 
zu  bedeuten  scheint  (vgl.  kir.  saur'i  u.  a.  »Hinterteil  des  Viehs«):  doch  gibt  Shaw  II  118 
sayri  im  Sinne  von   »a  leather  prepared  from  liorse-skin  (from  the  back  of  the  horse)«. 

§20.  Für  »Schlund,  Kehle,  Gurgel«  gibt  es  ein  Wort,  dessen  Formen  lauten:  uig. 
dschag.  tar.  boyvc,  >  tob.  buyuz;  osm.  hoynz>  kaz.  huyaz  usw.  usw.  Für  das  Karagassische 
gibt  Castken  127  b  bokse,  15c  aber  hoksu.  Da  er  an  letzterer  Stelle  ausdrücklich  den  Dativ  10 
hoksd  erwähnt,  der  nur  aus  *boksu,  *bokse  +  7a  kontrahiert  sein  kann,  so  ist  sein  Ansatz 
dieses  Wortes  über  jeden  Zweifel  erhaben;  es  ist  aus  boyvz-t,  boyitz-u  entstanden  (vgl. 
tob.  kök.-<fi  §  i )  >  ho(jsi. 

§  21.    Das  dschag.  ^y  wird  im  Wb.  zweimal  gegeben:  i.  bök.-<a  »der  Teil  des  Rumpfes 
oberhalb  des  Kreuzes«,  2.  büksä  »der  Teil  des  Körpers  unterhalb  des  Gürtels«.    Für  das  is 
Kirgisische  haben  wir  pöksö  (<C  -S('i)  »Unterkörper«  und  böksö  »der  untere  Teil  des  Rumpfes 
in  der  Gegend  des  Beckens«.    Für  das  Barabinzische  hat  Wb.  pöksil  (<  -si)  »Unterkörper« ; 
Prob.  IV  2  2  6u  scheint  es  nur   »Körperteil«   schlechtlun  zu  bedeuten. 

Dürfen    wir  ein    *böyüz,    *bögüs   konstruieren,  aus  dem  böksn  usw.  entstanden  wäre, 
und  weiter  annehmen  *bögüz  sei  durch  Rhotazismus   zu  osm.  bö(jilr,  biigür,  bihjür  »Seite,  20 
Hüfte,  der  Teil  des  Körpers  unterhalb  der  Rippen«    usw.  usw.  geworden?    Vgl.  den  Ver- 
such, kOkrak  mit  köyüz  zu  verbinden  in  meinen  BtüW  §  6. 

§22.  Für  »Nacken,  Hinterko])f«  gibt  es  ein  Wort,  das  schon  CC  136  und  Houts.  55 
als  diWi  auftritt  und  diese  Form  bis  heute  in  allen  Dialekten,  in  denen  es  nachgewiesen 
worden  ist,  im  wesentlichen  behalten  hat:  kir.  n'isu,  osm.  a/ist'i,  tob.  ii'isd,  kumd.  (inzd  usw.;  25 
nur  das  leb.  (deminutive  wie  in  kir.  la(]tai  »dünnes  Brett«  von  (a(jla?)  rn,tai  bedeutet 
»Schulter«'.  Gehört  a'/Wi  zu  den  Wörtern,  in  denen  -d  auf  älteres  -i  zurückgeht,  und 
sollen  wir  annehmen,  der  Grundtypus  sei  *d/'iiz,  *diiis  gewesen?  Vgl.  die  l)eidon  vor- 
hergehenden Paragraphen  und  die  Bemerkungen  zu  07/-  §  1 1  ■. 

§  23.  Hier  möchte  ich  nun  aucli  noch  ein  Wort  erwähnen,  in  welchem  -/,  -?V,  zwejfel-  3° 
los  das  Po.ssessivsuffix  darstellt:  ebi  »Haus«,  das  nach  Wb.  nur  bei  den  Sagaiern  am 
Flu.sse  Is  vorkommen  soll,  in  Wirklichkeit  aber  viel  verbreiteter  ist:  Prob.  II  17565  dbiz'in, 
25177,  29299  dbtz'indd,  43780  öbiizündd,  4437  usw.  tbizmd,  79282  ehigd  ncXxin  sonstigem  ibgä, 
egbä,  793'3  ebizmin  usw.  usw.  Prob.  IX  332  Nr.  2763  öbiziniü.  Anderseits  besteht  im 
Schordialekte  neben  iig  »Haus«  auch  ügü  (Prob.  I  34443,  353 '48  usw.  iigiizi'md;  vgl.  meine  35 
Anmerkung  bei  Pel.  S.  X)  und  ich  bezweifle  nicht,  daß,  wenn  wir  bei  eben  diesen  Schor 

•    Paasoken   erwähnt  unter  tuwaS.  anzs  ein  misch,  iüzä  -der  Teil  der  Brust,  der  zwischen  der  Sfliultcr 
und  der  Brustwarze  liegt«. 

'  Ich  hätte  dieses  Wort  lieber  zu  dem  unsicheren  Material  gestellt,  wollte  es  aber  von  hoqs'i  und  biiksä 
nicht  trennen.  Man  wird  sofort  fragen,  wie  es  zu  erklären  sei,  «laß  hier  schon  im  Jahre  1245  (Hovr.SMA's  4" 
Glossar;  CT  aus  1.503)  dei- Abschluß  erreicht  war.  Ich  kann  darauf  nur  antworten,  daß  im  Sprachleben  iuinier 
einzelne  Wörter  den  anderen  voraus  sind.  Bei  ihnen  tritt  aus  lautlichen  oder  semantischen  Gründen  oder 
auch  weil  sie  häufiger  gebraucht  werden  irgendeine  Andening  im  Laut  oder  in  der  Gestalt  zuerst  auf:  ihnen 
schließen  sich  dann  andre  an:  ohne  die  •Frühreifen-  gäbe  es  kaum  eine  Veränderung  oder,  wenn  man  will, 
keine  Entwicklung  in  der  .Spr<ache.  Warum  sagen  die  Tarantschi  des  Ililales  .<?«7)«r  (ij  4),  nicht  aber  *o7;;/w  45 
(§  8)  usw.  :•  Daß  im  Osttürkiscben  später  auch  einmal  *ä/inTsT  durchdi'ingen  wird,  ist  liöchst  wahrscheinlich. 
Wie  aber  lür  denjenigen,  der  heute  diese  Gruppe  betrachtet,  xiü n7s7  ohne,  ei-sichtlichen  Grutul  den  andeien 
VV^örtern  voraus  ist,  so  kann  auch  äi'isä  seinen  Genossen  vorangecilt  sein. 


1 2  I^  -^  ^'  *■  • 

IV §23  I  390500  uzilnö  finden,  dieses  ü  aus  ii(/ü  entstanden  ist;  es  ist  also  auch  sehr  wahrschein- 
lich,   daß  ügil  auch   den  Dialekten  bekannt  ist  oder  war,  für  welche  Wb.   ü  nachweist'. 
§  24.    Da  das  np.  >-  »Stadt«   überaus  häufig  mit  dem  Possessivsuffix  versehen  wird, 
so  ist  -i  auf  dem  Weg,  "bei  diesem  Worte  zum  integrierenden  Bestandteil  zu  werden :  bar. 

5  äähäri,  Prob.  IV  42  1  Qannii'i  ^('ihfMcmä  usw.;  4714  zwar  äühärgä,  aber  5713  wieder  üzünün 
säMnzmm  »seiner  eignen  Stadt«  usw.;  ^j  m  ^ahärnm,  6^2,»  qan  Mluimm.  Prob.  VI  ii6iou 
für  mJuingä. 

§  25.  Tara  inüäM  {?iob.  IV  119  12,  120  i)  bedeutet  »Winkel,  Ecke«.  Es  gehört  zu 
den  Begriflfen,  die  man  sich  kaum  ohne  Beziehung  zu  einem  anderen,  folglich  auch  nicht 

■o  ohne  Possessivsuffix  denken  kann.  Seine  Geschwister  sind:  kur.  niiUS  (Prob.  IV  1393") 
=  tob.  bar.  müyüS  =  dschag.  mmüS,  müS^,  tob.  müä  (oder  niM),  kir.  müyils,  kar.  L.  müwiis  usw. 
Bei  SuL.-KuN.  146  lesen  wir  buchstäblich:  miinkusi  »Winkel,  Ecke«  d.  h.  milnüM,  das  obigem 
inüäM  wohl  entsprechen  dürfte.  Prob.  IV  1 19  9"  üynmnün  türt  miiäsädä  »in  den  vier  Ecken 
meines  Hauses«,  wo  aus  dem  »Fehlen«  des  Possessivs  hervorgeht,  daß  die  Bildung  noch 

15  nicht  abgeschlossen  ist. 

§  26.  Zu  den  Wörtern,  die  sehr  häufig  mit  dem  Possessivsuffix  vorkommen,  gehört 
auch  Mräh  »Bedarf«  usw.  Vgl.  nun  Prob.  III  310  16  qat'infn  mayan  herägisi  dzoq  »ich  bedarf 
der  Weiber  nicht«. 

§27.    Das  Nomen   bar    »das  Vorhandene«,    das  wie  jedes  andere  Nomen  dekliniert 

20  werden  kann,  erhält  seiner  Bedeutung  entsprechend  oft  das  Possessivsuffix:  berini  Prob.  VI 

163  16   »alles  davon  Vorhandene«.     Statt  hart  aber  auch  barisi,  das  wieder  zu  6am"  wird: 

vgl.  KSz.  XII  100,  wb  Nemeth  folgerichtig  ein  kumük.  öari' als  Stamm  ansetzt.    Vgl.  balk., 

karatsch.   unter  bar   und   z.  B.  Prob.  IV  92  lon  bafisin.     Lies  jetzt   unten  S.  20  Anm.  1. 

Wenn  bafi  auf  *barar-t  zurückgeht  und  wenn  überhaupt  hart  (im  Jakut.  mit  kurzem  -a-\ 

n  Vgl.  aber  här)  das  Possessivsuffix  enthält,  muß  das  jak.  bafi  »jeglich,  all;  das  Ganze,  die 

Gesamtheit«   einer  jüngeren  Turkisierungsperiode  angehören,  weil  -i  sonst  zu  jak. 

-a  hätte  werden  müssen;  dem  barm  entspricht  jak.  bafita  »sein  Ganzes,  Alles«.     In  bafi 

ein  Gerundium   auf  -i  {al-,  al'i)  zu  sehen  und  Böhtlingk  §  528   heranzuziehen  wird  wolil 

niemand  gutheißeii.     Erwähnt  sei  auch   noch  das   kir.   bäri  (so  auch  Prol).  IV  122  8  usw., 

30   292  16  barM),  obwohl  es  uns  in  nichts  w'eitcrhilft  (<  *ba'fi?). 

§  28.  Daß  in  den  lieutigen  Formen  für  die  Ordinalia  wie  üciinci  »der  dritte«  (vgl. 
kokt.,  uig.  üöi'mc  und  jak.  i(si}s)  das  Possessivsuffix  vorliegt,  habe  ich  BtüW^'  §  8  wahr- 
scheinlich gemacht.  Die  ältere  Form  liegt  möglicherw^eise  auch  den  karagassischen  Ordinalien 
(ild'iiSkif  usw.)  zugrunde.     Da  auch  die  Kardinalzahlen  oft  mit  dem  Possessivsuffix  auf- 


33  '    Slt,.-Kun.   5  ayovi.  akevi  .^  alaaiij   »Zelt«    ist  aij  ähi. 

-  Wb.  unter  ^mu.i.  Das  vom  Wb.  aufgeführte  dscliag.  mzi/nts  »ein  einsamer  Ort«  ist  selbstverständlich 
unser  münüs.  Von  dem  anderen  W^ort  für  »Ecke«  kommt  das  epische  pidufi  ;/är  und  pulu/i  sii  -Eckenland-, 
-Eckeuwasser«,  d.h.  doch  wohl  »vereinsamtes  Land,  Wasser«  usw.  In  den  Epen  lebt  der  Held  oft  in  einem 
an  yär  usw.   «öden,  einsamen  Lande«   (vgl.  Wb.   unter  an.  Hin  <  ;').     Vgl.  ,Si:r..-KrN.  32   hucaq   .p:cke,  Winkel, 

^o    ?]insamkeit  [inziva)"-,  osm.  bir  hudla-ja  laqilmaq   »einsam  leben«. 

'  Mit  dem  -ki,  -ql,  welches  vorliegt  in  alt.  tel.  pasqi  (das  Karagassische  scheint  ja  für  -erster,  nur 
hasqi  zu  kennen;  vgl.  Prob.  188  105 fl-.  die  Folge  tel.  pa.iqi,  äkhu-i,  iicunci)  =  sa.'^.  pasiayi  .anfänglich-.  te\.  paiiain 
(mit  -«-  < -7-  oder  <  *pastani  <  -■paitayan-yi'.')  pastnpqi  »der  Erste-:  vgl.  tiirn.  hailapqida  »zu  Anfang-; 
karatsch.  (2/7W77iy(    »erstens«  <  *«/-7i-«-7i-Äi  KSz.  X  87 ;     in    Yarkänd    und    sonst    amcälqi   MSOS.  1912   139: 

45  uig.  burunyi  »der  erste«  kar.  L.  T.  hiirnnyu.  Ist  Imi-un  »früher«  wirklich,  wie  Bohtli.ngk  wollte  (.lakut.  Spr. 
n  n^^  '"  '^''"'  ^''"^'^''•■'"Se")-  '"'''  *"'"«  »Nase«  identisch,  oder  hängt  es  irgendwie  mit  dem  skr.  puräna  zusammen;' 
Daß  nach  KSz  X  220  heute  im  Karatschajiscben  der  Akzent  verschieden  ist  [bürun  »früher«,  btirim  »Nase-) 
ist   am   Ende    kein   Argument   gegen   ISöiitmncks   .\nnahnio:    wie   aber   soll  nnn    dschag.  01\  tar.  burna,  tar. 


Vom  KökturkiscIu'H  :uin   Osinaiüschen.  1  3 

treten  {ilci  »ihrer  drei«  --  »alle  drei«'),  so  könnte  man  geneigt  sein,  das  cuwas.  vizc),  vissd  \\  ^2% 
»drei«   auf  diese  Form  zurückzuführen;  es  liegt  aber  wohl  Anschluß  an  ikk>,i(id   »zwei« 
vor,   von    dem  auch   wohl  peri,   ptTrs   »eins«   die  Zweisilbigkeit  hat,    während  ik  »zwei« 
sich  nach  per  »eins«   modelte. 

Im  Anschluß  an  i'iünnc,  ncünci  möchte  ich  erneut  die  Aufmerksamkeit  der  Fachge-  5 
nossen  auf  das  jak.  Nomen  actoris  erbitten :  für  türk.  -ci  finden  wir  eine  durch  -t  er- 
weiterte Form  in  ämcit  »Arzt«,  kömüccüt  »Silberarbeiter«,  altann'it  »Kupferschmied«,  baltqsit 
»Fischer«  usw.  (Böhtl.  §  387;  vgl.  auch  §  161,  171,  ^y^).  Während  Böhtlingk  glaubte 
(§  225),  -t  könne  die  mißverstandene  mongolische  Pluralendung  sein,  möchte  ich  fragen, 
ob  es  nicht  ein  (Tberbleibsel  des  Possessivsuffixes  -«iist:  ämdm,  ämcizi  >  *ämcis',  *ämiHz'''  10 
>  ämcU  (vgl.  Poss.  I.  Plur.  -Inz,  -bis  >  jak.  -bit;  negat.  Praes.  -maz,  -mas  >  -bas  >  jak.  -hat; 
Böhtl.  §«185)? 

Naturgemäß  tritt  ja  das  Nomen  auf  -n  gerne  mit  dem  Possessivsuffix  in  Verbindung 
(QB.  Sil  baSci-s'i  »,der  Führer  des  Heeres«,  budun  basci-s'i  »der  Führer  des  Volks«   u.  dgl.). 

Es  muß  jedocli  auch  in  Erwägung  gezogen  werden,  ob  -s'it,  -n't  nicht  eine  auf  jakutischem  .5 
Boden  vollzogene  Weiterbildung  von  -ci  ist*.     P]s  könnte  hier  das  Abstraktformans  -/  an- 
gefügt worden  sein,  wie  in  anderen  türkischen  Dialekten  das  Abstraktformans  -/  sekundär 
an  -ei  trat  und  so  -eil  in  sag.  undz'il  »Jäger«  usw.  bildete'.    Es  stünde  also  -r'it  neben  -eil 
wie  -yu-t  neben  -yu-l  steht,  worüber  an  anderer  Stelle  zu  handeln  sein   wird'. 

II. 

§  29.  Wenn  wir  uig.  kom.  usw.  yarii  »neu«  mit  bar.  kaz.  tum,  (Prob.  IV  346)  tob.  jo 
(GifiANOw  3  I  7)  yai^ia  -  -  kir.  dzafia  =  jak.  sana  vergleichen,  so  stehen  wir  vor  der  Frage,  wie 
der  Wechsel  im  Auslaut  zu  erklären  sei.  Beim  Jakutischen  ist  es  zunächst  nicht  ausge- 
macht, ob  -a  ererbt  oder  erst  auf  jakutischem  Boden  zu  -a  geworden  ist.  Will  man  an- 
nehmen, das  Wort  sei  von  Haus  aus  ein  »Partizipium«  und  könne  als  .solches  sowohl  ijiiün 
als  j/afä  lauten  (al-,'ala,  alt),  so  wäre  diese  Antwort  vielleicht  nicht  durchaus  zu  verwerfen,  25 
doch  entstünde  ja  gleich  die  neue  Frage,  wie  sich  denn  ala  zu  al'i  und  umgekehrt  verhält. 
Ferner  könnte  man  aus  den  folgenden  Paragraphen  irgendein  anderes  Wort  wählen,  das 
in  einem  Dialekt  oder  in  einer  Dialektreihe  auf  -i,  -i,  in  einem  anderen  Dialekt  oder  in  einer 
anderen  Dialektreihe  aber  auf  -a,  -ri  auslautet  und  das  ganz  zweifellos  ein  reines  Nomen 

biiruna  »früher-  usw.  erklären'.'  Neben  tar.  biirnn  kürt  -vorgestern-  — -  Spi'.  85a  biirnä  A'iiii  steht  kir.  Iiiirriayi  3,, 
oder  mum/i-yi  kün:  vgl.  OT.  bunaqi,  bumayi.  bar.  purna~/i  Prob.  IV  25  '..  Dns  -a  kann  also  nicht  die  osttürkiscbc 
Verderbnis  von  -i  (sieh  unter  II)  srin.  Die  Dnlilettc  bnriia  :  Inirun  wird  der  Abneigung  biegen  dreisilbige  Wörter 
ihr  Dasein  verdanken.  Hs  ist  wohl  auch  daran  zu  erinnern,  daL^  dei"  Uegrifl'  bunin  auch  sonst  entlehnt  wird: 
außer  dem  schon  erw-ähnten  äiciriil  usw.  vgl.  tar.  ijedim  »einst,  ehemals,  früher-  -^  np.  qatllm,  (jdriim  -^  arab., 
sodann  i-uwaS. /yi>p<7y  -anfangs,  ei-st«  --,  rnss.  iii'jiiujji  --  kaz.  pinroi  -zuerst,  zu  .Anfang-,  nn'sch. /)  c»«:/  (1'r.i..  43;i);  35 
kumük.  )>ercii. 

'    Doch    nicht   ausschliel^iich    in   diesem  Sinn:    vgl.   Prob.   III   268  211  fonüri  otu:üii  cihdi,  otuziin  arlip  ald'i 
•  dreißig  davon  fraß  er,  dreißig  lud  er  sich  auf-:   IV  47  lu  yidi:'t    -die  sieben  von  ihnen». 

'  Leider  sind  unsere  Texte  fast  alle  normalisiert.  In  M.  Haktmanns  Text  aus  Kas-yar,  der  eine  rühm- 
liche Ausnahme  bildet,  finde  ich  KSz  V  162  30  /J--  für  //;/,  164  «9  aned  waredi  >•  anasöredi,  165  70  yalresi  iimiis  40 
>■  yalces'mii.%  167  it.5  bajiki  ^>  bajik.  Man  sieht  daraus  wenigstens  so  viel,  daß  das  -betonte-  -i  trotz  seiner 
Betonung  gar  nicht  so  fest  ist,  als  man  glauben  möchte.  Für  das  osttürkische  kämä-si  «alle»  (vgl.  np.  Iiarna 
HrB.scnMA.N.v.  Armen.  (Jram.  176  Nr.  3.50.  177  Ni-.  332),  das  A.  vo.n  Le  Coy  mit  osm.  hiipxi  gleichstellt,  sagte 
Ki!Nos"  Gewährsmann  K.Sz.  VI   Nr.  4  §  15  hüminäx  neben  Nr.  7   §  10  /lämmase 

'    Wenn  es  sich   in  der  Tat  um  eine  Weiterbildung  handelt,    werden   wir  allerdings  annehmen  niü.ssen,    4=, 
daß  sie  schon  in  einem  der  türkischen  Dialekte  vorhanden  war.  die  die  Jakuten  annahmen. 

*  Vgl.  vorläufig  Motü.Spr.  40   und  .Vnmerkungcn.     Hin  von  diesem  verschiedenes  Suffix  -(■(/  suche  ii'h 
Ostasiat.  Zeitschr.  VIII  23  §  4  zu  erklären. 

*  \'i;l.  vorläufig  KOsmJ  39  .Vnm.  2  und  65. 


14  Bani;: 

IV  §29  wäre,  und  die  Frage  würde  wieder  sein,  wie  die  beiden  Auslaute  zu  erklären  seien.  Ich 
glaube  vorläufig  —  ich  unterstreiche  dieses  vorläufig,  weil  durch  die  Turfanfunde  ja  viele 
Fragen  in  ein  anderes  Licht  gesetzt  worden  sind,  täglich  wieder  in  ein  anderes  Licht  ge- 
setzt werden  können  — ,  daß  1.  auslautendes  -a,  -ü  aus  -i,  -i  geschwächt  oder  verdorben 

5  sein  können,  daß  also  2.  die  genannten  Laute  in  einer  bestimmten  Periode  der  Entwicklung 
nicht  durch  die  große  Kluft  getrennt  waren,  die  sie  heute  Avieder  voneinander  scheidet. 
Diese  Periode  wird  die  sein,  in  der  -i,  4  nach  1.  zu  -a,  -ä  verderbt  wurde.  In  dieser 
Periode  waren  -a-,  -ä-  außerhalb  der  ersten  Silbe  möglicli  an  allen  Stellen,  wo  die  ältesten 
Texte  und  fost  alle  heutigen  Mundarten  wieder  -i-,  4-  haben'.    Ich  glaube  ferner  3.,  daß 

.0  aucli  außerhalb  der  Stammsilbe  in  vielen  Wörtern  ein  Neben-  oder  Durcheinander  von  -a-, 
-n-  und  -i-,  4-  möglich  war  und  ist,  wie  in  der  Stammsilbe  selbst  z.  B.  in  Ml-,  kil-  oder 
hc'ir-,  hir-,  für  die  ich  heute  weniger  als  je  eine  gemeinsame  Quelle  *M-,  "her-  «ansetzen 
möchte'-.  Also  nochmals:  vorläufig!  Mit  festen  Theorien  ist  hier  gar  nicht  gedient;  die 
^Entscheidung  dieser  höchst  komplizierten  Fragen  liegt  zeitlich  hinter  dei;  Herbeischaffung 

.5  des  Materials,  für  die  die  folgenden  Paragraphen  eine  Vorarbeit  sind.  Ich  habe  mich  da- 
bei ganz  besonders  an  das  Osttürkische  gehalten,  weil  unsere  Quellen  hier  reichlicher 
fließen;   anderes  wird  meine  Monographie  über  die  Abstrakta  auf  4  bringen. 

§30.  Für  »Boot«  schwanken  die  Bezeichnungen  zwischen  kümi  dschag.  Hoüts.  98, 
Meuoranskioi  10  gnml  =  osm.  aderb.  kom.  kar.  L.  und  h'inu'i  kom.  dschag.  tar.  OT.  alt.  teL 

jo  küär.  tum.  (Prob.  IV  299)  =  kemn  kir.  kkir.  sag.  koib.  katsch.  =  kähä  tub.  leb.  schor.  Im 
Kazantatarischen  kimä  =  tum.  Prob.  IV  3 1  7  n. 

'  Ich  denke  hier  an  Formen  wie  iyacay  (Akk.)  für  h/aciy,  bardamaz  »wir  gingen«  für  hardimiz,  tartap 
•  ziehend"  =  tart'ip  usw.  usw.  in  den  Turfanfragmenten.  Vgl.  auch  Bkockelmann,  KSz  XVIII  36  Anm.  2:  hardam 
=  bardim. 

25  -    Unter  anderem  haben   die  Vertreter  dieser  Ansicht  m.  W.  bisher   ganz   versäumt,   sich   mit  der  Tat- 

sache auseinanderzusetzen,  daß  der  Wechsel  -ü-:-i-  auch  in  Lehnwörtern  auftritt.  Das  arab.-pers.  säkl 
»Form,  Gestalt"  usw.  lautet  im  Ost.türkischen  mH  =  savt.  iäkil,  bar.  sägil  in  Prob.  IV  6713«-  =  bar.  iägäl  rx&ch^ 
Wb.  IV  1000  (Uruckfehlei') ;  dazu  kai.  silntli  »mit  einer  Form«  usw.,  xik'dsi:  »gestaltlos«:  vgl.  Prob.  IV  357  7u 
iikUli  und  1229  usw.  ■siyilli. 

30  Das  mp.  np.  -e-  haben  die  Tiguien  durch  -ai-  wiederzugeben  versucht:   F.  W.  K.  5Ii"i.ler  weist  für  uig. 

ttaiwaziki  M»  83  »guter  Genius«  als  Quelle  auf  das  mp.  nein  icäyjiij  hin.  Als  Varianten  kennen  wir  allerdings 
uig.  näwaziki  und  niwaziki  (Wb.  III  687, 690).  Dieselbe  Wiedergabe  noch  in  mp.  ne:ak,  np.  ne:a  »Lanze- 
(IICiiscHiiANN,  Armen.  Gramm.  I  204  Nr.  442)  >-  dschag.  kir.  naiza,  das  auch  Prob.  IV  55  mi  lurdas  Barabinzische 
belegt   ist;    es   wird   durch  /-Umlaut   zu   aderb.  tar.  näizä.     Ob    in    sart.  päis    »vor«    dieselbe   Ei-scheinung   vor- 

35  liegt  oder  türkische  Epenthese  vor  -s-  kann  ich  nicht  mit  voller  Sicherheit  sagen;  dem  n^. pesänT  -Stirn« 
entspricht  im  Sartischen  päiianä  =;  Spr.  85  päianä,  Raquette  187  prianä,  wo  das  auslautende  -ä  <  np.  -»  be- 
achtet werden  muß. 

Von  großer  Wichtigkeit  in  dieser  Frage  wird  einmal  die  Geschichte  des  alten  Kulturworts  für  »Baum- 
wollenzeug«  usw..    sein,    sobald    wir   sie    genauer    kennen  werden.     Zu  uig.  böz  verglich  F.  W.  K.  Mi'li.er  syr. 

40   r<'^a=s  bi/ssus  (M'  70  Anm.  2;  vgl.  Heh.n  '  189  und  Si'iegei.berg  in  KZ  41  128  <;  ägypt.).     Die  Aussprache  bö: 

ist  heute  belegt  aus  kom.  OT.  dschag.  kir.  =;  Spr.  85  a  bös  mit  der  doitigen  Entstimmung  =  alt.  tel.  pös,  das 
auch  für  das  Koib.  nachgewiesen  wird  in  Mel.  as.  IX  154  =  Castrkn  128a  bös.  Im  kaz.  biiz  liegt  das  diesem 
Dialekt  eigentümliche  -ii-  vor.  Ich  halte  böz  für  eine  frühe  Rundung  durch  b-  von  beiz,  das  im  Osm.  Chiv. 
Türkm.  Sart.  bekannt  ist.    Schon  Houtsmas  Glossar  vom  Jahre  1245  hat  62  böz  neben  65  türkm.  biz  =^  kumük. 

45  biz  »Leinwand«,  dem  wohl  !-m\;\'s.  pir  in  derselben  Bedeutung  entspricht  -  bei  Paasonex  Verweis  auf  arab. 
bezz  »gewebter  Stoff  im  allgemeinen«  nach  Zenker.  Ich  nehme  an,  daß  /ii'z  auf  ein  sovd  *bis  <  ß-jTTc<; 
zurückgeht  und  daß  das  türk.  Wort  mit  stinnnhaftcm  Auslaut  erscheint,  weil  Wörter,  die  auf  -.1  auslauten,  in 
den  älteren  Mundarten  und  wohl  auch  im  Urlüikischen  fast  nicht  voihanden  wai-en.  Auch  für  das 
Wort  fiir  »Leinwand,  Flachs«    (\Wb.  kutan,  käaäti,  kedän,  kitän;  öuwas.  kaoam)  scheint  es  neben  arab.-np.  ö^ 

50  eine  ältere  (Quelle  zu  geben,  di(!  dem  griechischen  yjrxr  lautlich  näherstand  (etwa  *kitim):  vgl.  QB  88  js  kutan 
timlar.  PAVEr455  (vgl.  Sil. -KuN.  128)  gibt  aus  ungenannter  (,)uelle  einen  Vers,  in  dem  käti'in  neben  kätän 
steht.  Vgl.  HÜBSCiiJiANN,  Armen.  Gramm.  1  278  Nr.  168,  308  Nr.  59;  kurd.  qoutin  »coton«  (.ksri-JABA  312b  = 
arab.  j2^;  dazu  krm.  qutunsu  »Oberkleid«;').  In  väg.  kedis  »Baumwolle«,  das  nach  einer  freundlichen  Mit- 
teilung Dr.  Ilri.LES  durch  k'o  ti'-ssu  nnischriobcn  wird,  sah  Ki.ai'ROtii  14b  einen  Schreibfehler  für  kätin;  ob 
er  l{echt  liatl'     \'gl.  auch  Zimmern,   .-Vkkadisclie  Fremdwörter»  37. 


Vom  Köktiirkischen  zum   Osmanischen .  15 

§  31.    HoüTs.  95  hat  kdli  »Mörserkeule«  =  CC  94,  124  d)CÜ  =  käli;  kir.  kell  »Mörser«.  iv§3i 
kaz.  kill  (vgl.  Pel.  40b unten);  jak.  kali.     Aber.  tob.  kilä,  cliiv.  Vajib.  källä. 

§  32.    Tel.  iidögä  »Frau,  Wirtin«  >  bar.  i'idögö  (Prob.  IV  3 1  18)  =  bar.  tel.  kumd.  iUdügä 
(vgl.  IV  1196)  aus  iU-d(lgi.    Vgl.  ?-Eh. /{6h  üdä'gi^ler  »Hausbewohner«;   schor.  ämdägl  »Haus- 
frau,   Frau«;    Prob.  IX  460 19   fhda'gih'ir    »die    Hausgenossen«;    karatscli.  fndegile    »Familie,    5 
Angehörigen « . 

§  33.  »Fell«  lautet  kom.  dschag.  krm.  bar.  Kar.  T.  L.  fä'ri  =  kir.  teri,  osui.  dd'ri. 
Prob.  IV  9  3u  steht  tdrä  --~  alt.  tel.  leb.  schor.  küär;  td'rä  Prob.  IV  18  i,  23  2uff  =  tln'i  IV  911. 
Kaz.  tiri,  jak.  tirf.     Dazu  ruwas.  tir  »Balg,  Fell,  Haut«,  sag.  koib.  tfr   »Leder«. 

§  34.    CC  179  ein   merkwürdiges  kOJ  =  «angnus«    (sie),    128  coxi  =  Houts.  90  qozii  i» 
»I^mm«.      Bei  1/  qoz'i  =  uig.  alt.  tel.;  osm.  krm.  qucu,  kaz.  quz'i;  dschag.  OT.  qozi:  aber 
tar.  qoza,  Spr.  95  a  qöza,  während  Raquette  qozi  bietet.     Zu  kom.  qoz   das  kir.  Verbum 
qozda-   »Lämmer  werfen«  <  qoz-la-? 

§  35.    Kokt.  uig.  usw.  tayi  >  osm.  krm.  daha. 

§  36.     Kokt.  uig.  tar.  OT  ini  »jüngerer  Bruder«    wird  in  Turfan  zu  i/iä  (Spr.  84  b);   >5 
es    fällt  also  mit  ind  »Mutter«   zusammen  =  bar.  im'i,  das  auch  Prob.  IV  9041111'.,   109  611 
{ind  neben  114  ini  aber  112  lou  md  »Mutter«),  142  211,  227  m,  329311  vorkommt.     Jak.  ini 
»jüngerer  Bruder«. 

§  37.     Das  unerklärte  Ödzl  »Beute«  in  A.  von  Le  Coqs  Erzählungen  KSz  XVIII  114a 
=  Spr.  Sab   ist   dschag.  oläi  (dies    auch  Prob.  IV  2146)  usw.  --  CC  öldza   »praeda«    (für  « 
oldza?).     Bei  den  Kumüken  bedeutet  oldza   »Weib,  Frau«.     Vgl.  mong.  olh-a  mid  mand. 
olji  »Gefangener«.   Lehnwort  -:? 

§  38.     Die  beiden  vorangehenden  Paragrai)hen  zeigen  uns,  daß  -/,  -i  >  -d,  -a  werden 
können,  während  umgekehrt  -«,  -a  >  -/,  -i  sich  entwickeln.    Weitere  Beispiele  in  den  fol- 
genden Paragraphen;  daß  in  einem  Teil  dieser  Wörter  np.  -/' >  -d  wird,  ist  von  besonderer  »5 
Bedeutung. 

§  39.  Das  np.  adj.  rini  (aus  mj).  cinik  »chinesisch«)  wird  elliptisch  für  »Napf«  (.Seiban. 
namä  306 — 7  ciniaijaq)  gebraucht,  wohl  im  ganzen  Osten.  Raquette  hat  cinr:  im  Tarantschi 
haben  wir: 

artj  Prob.  VI  1782,  (Hnistgä  ijS  4,  <Vw/.«f  44  10,  rindgd  ^^c),  ^V/jr/w  44  16,  ö'«^/.«*  45  4.         3° 

Prob.  IV  66411  bedeutet  s'inyan  Cind  »zerbrochenes  Porzellan«';  IV  9417  samoirar  tsi- 
nimindn   »Teemaschine  und  Tassen«. 

Das  kir.  .^ini  »Glas,  Porzellan«,  ist  wohl  durch  Enklise  guttural  geworden  (vgl.  Mn'i 
ayaq  »Porzellanschale  usw.);  vgl.  osm.  darein,  darein,  dschag.  tarcin  »Zimmet«  =  np.  ddr- 
i'im,  däröiii  <  m\).*dür  i  cinik  (IICbschmaxn,  Armen.  Gramm.  I  137  Nr.  179).  35 

§  40.  A.  VON  Le  Coq  hat  für  »Napf  aus  Ton«  KSz  XVIII  117a  qara  —  Spr.  94a 
qdi'a   »Trinknapf«  =  Raquette  215a  qaca   »vessel,  bowl«. 

Prob.  VI  6640  qai'a,  66  m  qarifar,  von  dem  es  jedoch  nicht  ganz  sieher  ist,  ob  es 
nicht  für  qai^dar  verdruckt  ist.  Aber  Prob.  VI  102 — 3  qaci  durch  »Kasten«  übersetzt  (102  311 
qa^ya  <  fqaöaya)  statt  durch    »Gefiiß«   oder  dgl.     Für   »Kasten«    hat  man  ja  sandiiq^.       40 


'  Süi..-KuN.  kükär  ■=.  cana^,  kiasä  .in  der  .Sprache  von  Kääyar«  ist  wohl  eher  kökiir  zu  lesen:  v;;!. 
Prob.  VI  164  jiiff.  kökiir  Wb.  . I^derfla.sche.  Schlauch-  r-  .Spr.  96c  köki'ir,  kokiir  (sol)  »einheimische  Felddasche- 
:=z  tc\.  kir.  kökkör.     Es  ist  wohl  Lehngut i'     Vgl.  niand.  A-t/A-«ri   .Milchtopf- 1' 

Woher  stammt  osttürk.  ff/ii  -großes  Tongefäß  (ur  Wa.sser«  nacli  Spr.  83c?  Vgl.  dschag.  idü  »(iet'iiß", 
i-ini  ifiii  -chinesische  Vase«,  uig.  d.scliag.  ädii  -Becher,  Trinkgeniß«,  ky/..  tidi.i  -Einiei-«  ;  fd/s.  in  di'u  .VhaUnn- 
inundartcn    »(Jeschirr-.  im   Kir.    «lederner  Melkeiiinr-. 


IQ  Bano: 

IV §41  §41»      Unser   »-mal«    wird  durch  yo/  "Weg«  wiedergegeben,   und  zwar  tritt,   wie  bei 

den  Zeitbestimmungen  (vgl.  §  58),   -t  an:    kokt,  tört  yolt,  osm.   hir  yolu,  kaz.  bir  yuli,  kir. 

hir  dzoU.     Dagegen  Prob.  VI  103  15  bir  rjola,  167  211  mit  Gemination  im  als  Ganzes  gefühlten 

Worte:  bir  yolla.     Der  früher  von  mir  angenommene  Einfluß  von  qata  (KOsm'  18  Anm.  2) 

5  hat  sich  also  nicht  geltend  zu  machen  brauchen. 

Bei  qat  scheint  die  Anfügung  von  -i  nicht  beliebt  zu  sein ;  doch  finde  ich  im  Bal- 
karischen VC  qafi  »dreimal«  und  bir  qat'i  kitjim  »ein  Anzug«  =  osm.  bir  qut  äswab  usw.     Ob 
man  deshalb  schon  berechtigt  ist,  qafi  als  neuen  Stamm  anzusetzen,  müssen  doch  wohl 
erst  andere  Formen  lehren. 
10  Das  karatsch.  q'urü  in  q'urü  da   »immer,   immer  nur«  und  yßr  q'urii  »beständig«  hat 

mit  balk.  usw.  qurü  »leer,  bloß,  nur;  trocken,  öde«  usw.  nichts  zutun;  es  gehört  zu 
qur,  das  ich  Türän  19 18  93   und  BtüW  529  Anm.  35   besprochen  habe:   qur-u. 

§  42.  Nach  Wb.  bedeutet  dschag.  OT  7nuri  i.  »Rinne,  Gosse.  Schornstein«.  2.  (nach 
Vamb.)  »Rohr  der  Trompete  oder  Wasserleitung«.  Sul.-Kun.  147  hat  für  muri  u.  a.  die 
.3  Bedeutungen  »Luftloch,  Rohr,  Rauchfang«.  Die  Herkunft  des  Wortes  ist  mir  nicht  be- 
kannt, die  Ansetzung  mit  -u-  aber  zweifelhaft:  vgl.  Shaw  11  183  mori  »gutter;  chimney«, 
tar.  mnra  » Feuerstelle  des  Hauses  (an  der  Wand)«,  Spr.  98a  mnrS  »Kamin«  =  Raquette 
225a  mnri^.     Zu  -ä  in  morü  vgl.  Spr.  84b  tlqü   »Pferdeherde«  <  ilq'i,  ifilq'i. 

§  43.     Ra(,>uette  hat  207  a  s^ph'i   »brilliancy,  reflex,  light«  ;   vgl.  tar.  so// und  künniii 
20  iolisT  »Sonnenlicht«,  wofür  Prob.  VI  151  17  kimnin  saulcsi  steht,  was  ein  »literarisches«  Saula 
voraussetzen  läßt,  das  im  Kumükischen  nachgewiesen  ist.    Vgl.  also  kaz.  Millä  »Morgen- 
röte« =  kir.  säülö  »Glanz«  =  aderb.  ^-  sölö  »Glanz,  Flamme«,  woraus  krm.  sölhä  durch 

Metathese  entstand.  Spr.  93c  soilä,  äimltnin  Sniläsi  "Wiederschein  des  Spiegels  an  der 
Wand«.     Np.  suln   »Flamme«    <  arab. 

"5  §  44.   YoussouF  hat  awli,  hawli  »cour,  parc,  vestibule«  =  uvK-zi  (Wb.);  -y,  =  -/  >  -i". 

Olufsens  häuli  »house,  home«  ist  wohl  dasselbe  Wort.  Wb.  tar.  höla  =  hola  Prob.  VI  39  16; 
49  14  hoksl'^a  mit  /-Umlaut,  woraus  hervorgeht,  daß  das  Wort  als  eclittürkisches  betrachtet 
wird.    Raquette  196b  hat  h'oyli  »court-yard,  house«. 

§  45.  Np.  nala  (Seiban.  namä  370  145'j  ebenso)  >  tar.  «ö^<»  Wehklage«  Wb.  und  Prob.  VI 
30   121  4;    1947  aber  nalä.     Unterbleiben  des  /-Umlauts'"! 

§  46.  Tar.  Sdsi  »Glas,  Flasche»^;  Raquette  207b  sisä,  das  in  derselben  Bedeutung 
im  Dschag.,  Osm.,  Kom.,  Bar.,  nachgewiesen  ist;  Prob.  IV  207  5"  a7^/;  210  7<i  iiSä.  Np.  SiSa 
<  mp.  *S/lak  (HüBsciiMANN,  Armen.  Gramm.  I  214  Nr.  481).  In  den  kaukas.  Dialekten  das 
neue  Lehnwort  ^isd.     Herkunft  des  Wortes?     Vgl.  Zimmern,  Akkadische  Fremdwörter'  60. 

35  '    Vgl.  ToMASCHEK,  Centralas.  Sturl.  II  78  =  SWAW  XCVI  1880  810  [und  jetzt  Räsäxen  MSFOu  XLVIII 

1920  155]. 

'■'  Ein  -i  entsteht  auch  aus  älterem  -v.  Vgl.  Spr.  87b  tijti,  tötn  .Pony  aus  Ladäkh  oder  Kaschmir  (von 
hindust. /a//«  =  Pony)«   =  Raquetie  191a  tiiH,  Wb.  OT  to*/. 

Ebenso:  iip.  .satit,  (<  ■'),  ostt.  satT,  uig.  .iatu  =  sota,  *'ö<f  ..Leiter«,  Rac^ueite  207  a  sota;  kir.  satt.  Wbitakkr 

40   hat  satu,  sati.   Vgl.  Sul.-Kun.  177  satur  und  satt,  satun  nach  Zenker.    Zu  -ö-  in  diesen  Wörtern  vgl.  Ostasiat. 

Zoitschr.  VIII  33 — 35.    Mit  osm.  cat'i  kann  das  Wovi  heute  noch  nicht  zusammengestellt  werden  (Wb.  IV^  969). 

Das  m^.  iaß-alu  »Pfirsich«  muß  schon  sehr  früh  ins  Türkische  entlehnt  worden  sein;  dies  beweist  nicht 

nur  CG  125  saftalu,  sondern  auch  die  umgelautetcn  osttürk.  Formen:  *saptolu  >   *saplulu   >   Raquette  207a 

sapiol,  Spr.  g^])  sdptnla,  sdplul,  tai:  .saptul.  A.  von   Le  Coq  hat  sogar  säptoita  gehört:  das  epeuthetische -i'- wird 

45    aus   der  Zeit   stammen,  wo    man    noch  *sap/oli    oder    ähnlich   sprach   (Ostasiat.  Zeitschr.  VIII  330").     In  saptui, 

kuniük.  sa/ital,  balk.  in/t/il  koiistatieien  wir  wieder  einmal  die  Abneigung  gegen  dreisilbige  Wörter:  vgl.  A.  von- 

Lr  C04S  lipäp  ..Kuvert«  (Spr.  97c)   gegen  RAyuExrES  kpapä  (223a)  <  np.  ÄiU. 

''    Vgl.  alt.  tel.  l(-b.  «Yi    ..Glas,  Glasflasohe,  (ilasgeschirr« ;'     l'ber -s-  ^ -/- an   andrer  Stelle. 


Vom  KöktürkiscJien  zum   Osmanischen.  17 

Das   tar.  scLii   bedeutet   auch    »ein   Baumwollenzeug«  —  Shaw   134  shashi   »a   tlimsy  i\'§46 
material  used  for  linings«:  es  scheint  dasselbe  Wort  zu  sein  wie  A.  von  Le  C'ogs   sisiii 
»grober  Baumwollenstoff«   (Spr.  83c:  chines.?).    Das  auslautende -«»' ebenso  unklar  wie  in 
möcüi   »Kalb«   (KOsm^  44^4):   während  bei  letzterem  aber  doch  immerhin  die  Möglichkeit 
bleibt,  das  von  dem  Gewährsmann  inö~  Ui  geschriebene  Wort  als  möz'  üi  aufzufassen,  wo    5 
dann  Ui  <  ud  »Rind«   wäre,  fällt  dieser  Ausweg  hier  fort. 

§  47.  Das  np.  Sinnt  <  mj).  iirinlJc  zu  sirtn  »süß«  lautet  im  Sartischen  sirni  »Sirup«. 
Es  ist  schon  im  Uigurischen  zu  §irnä  geworden  \md  diese  Form  kennen  auch  die  ostt. 
Mundarten:  Prob.  VI  110 — iii,  Raquette   207b;  hier  auch  miw  <  Si'nä. 

§  48.  Von  dem  Wort  für  «Messing»  fehlen  uns  leider  die  älteren  Formen:  alt.  leb.   -o 
qoti  =:  kir.,schor.,sag.,  koib.,ktsch.,  küär.  qola  >  kkir.  (jolo.  Es  ist  wohl  Lehngut,  wie  auch 

das  mong.  i^  ,  das  im  tel.  kumd.  qül'i  in  neuerer  Entlehnung  vorliegt. 


\ 


Das  echtlürkische  yi;  hat  V.  Thomskn  MSFOu  XXXVII  32  in  den  kokt.  Inschriften  nachgewiesen;  kon». 
yäz,  alt.  leb.  küär.,  tel.  yäs,  kumük.  ye:,  karatsch.  kir.  dzez,  kaz.  yi:.  dzk,  bar.  //iV.    Ist  das  Wort  im  Ustt.  ganz 
verschwunden!'    Für  -Kupfer.,  was  yüz  in  einem  Teil  der  Mundarten  auch  bedeutet,  haben  wir  tar.  OT  ?«(>,    15 
Spr.  98  b  nits,  Rac^ietie   225  b  »11«,  tob.  mis  (Prob.  1\'  2244),  kir.  m/<f    -^   np.     (Jos.  MARc^iAni-  verweist  mich 
anf  Jaba-J(  Sri  S.  398). 

§  49.  Es  konnte  nicht  ausbleiben,  daß  die  Suffixe  -ca  und  -ci  vermengt  wurden: 
qanra  wird  zu  qancä,  qanci,  qaia^i,  wie  es  außerhalb  des  Ost  türkischen  vielfach  zu  qanvi 
wurde.  Für  »rote  Rübe«  hat  A.  von  Le  Co«.»,  Baesslerarchiv  VI  3  127  q'iziUü,  wrtl.  »die  =<> 
rötliclie«  =^  V.\r.  q'iz'iUa  »irgendeine  Pflanze«:  Raquette  gibt  215b  q'iz'ilrl  »beetroot«.  In 
einem  jüngeren  der  hiesigen  Turfanfragmente  (T  III  56—14  Rückseite,  letzte  Zeile)  steht 
sözlägiiM  für  -giiri,  was  wohl  schon  nuf  die  eintretende  Verwirrung  liinweist,  freilich  auch 
nur  ein   Schreibfehler'   sein   kann. 

m. 

§50.  Neben  kötän  ködän,  ködön,  küdün  {<,'ködin),  die  ich  für  Deminutiva  halten  25 
möchte  (KSz  XVII  128,  Anm.  i;  141),  besteht  für  »Hintern«  das  Stammwort  köt.  Prob.  VI 
13816  erscheint  jedoch  ein  isoliertes  kötösim.  Da  wir  nun  nach  Abschnitt  II  annehmen 
dürfen,  kötn  sei  <  *köti  verderbt,  so  liegt  die  Annahme  nahe,  köti  stehe  =  köt-i:  vgl.  die 
Bemerkung  zu  kom.  hotl  §  i  ^.  Hier  noch  eine  Frage:  wie  ist  karagass.  kotu  (Castrkn 
96b)  »weibl.  Geschlechtsglied«  zu  erklären?  Im  Alt.  Tel.  bedeutet  köt  »Sdiarateile  und  3> 
Hintern«. 

§  51.     Für   »Körper«    haben  die  meisten  Dialekte  tön,  das  dem  Iranischen  entlehnt 
ist.     Im  Kirgisischen    finden   wir   den  imd  daneben  dcnä^;  so  auch  Seibani  namä  11030I1 


'  Das  auflällende  qailesi  »als  er  blickte«  Prob.  VI  123  lia  Kv  qailasa,  qailisa,  qälisa  kann  schwerlich  nur 
Ifir  einen  Druckfehler  gelten.  Aber  es  ist  doch  etwas  ganz  anderes,  wenn  I'roli.  1\'  99  m  neben  närstitar  »Dinge» 
ein  närsilär  <.  *nä  ärsä  erscheint;  vgl.  auch  KOsm  .S.  22  Anm.  3. 

"    Wie  .soh  so  bedeutet  Mt  auch  •  Hinterseite • :  z.  B.  Prob.  111  2943  köt-ii-nön  =  »hinter  ihm«. 

'  Kei  tar.  diwä  ~-  däw,  diw  ■--  mp.  (/er,  awest.  daeva  könnte  man  uralte  Kntlehnuog  annehmen  und  so 
den  vokalischen  Auslaut  erklären  wollen.  I^  ist  aber  nichts  mit  einer  solchen  Annahme  (so-yd.  unbelegt/), 
vielmehr  wird  diwä  auf  älteres  *diwi,  "rf/wr  zurückgehen  und  der  Auslaut  wird  von  pari,  pari  entlehnt  sein 
(<;  np. /wir»"  m^. parlk  «böse  Fee-  IlrBScuMANN.  Aiinen.  (iranmi.  I  328  Nr.  532),  da  Jie  Wörter  sich  nahe  genug 
stehen  und  daher  zusammen  gebraucht  werden:  Proh.  IV  2109  d:iiimistn'.'  piriniisin.'  rillä  hir/ir  tiiinusiri!  [piri 
<^  ptiri  309!!.;  liü  wohl  mit  dem  -irrtümlichen-  -«-  =  tar.  rf«  r=  diw,  diwi):  im  ostt.  kann  es  ue\)cn  priri,  par7 
ein  vulgäres  *pärä  {:  diwä)  geben;  ich  finde  es  alx-i-  nirgends  l)elegt  und  es  ist  fraglich,  ob  es  des  Wohlklangs 
wegen  nicht  vermieden  wird.    Wer  darum  glanlit,  die  oben  vorgeschlagene  Kikliitung  von  diic'i  ablehnen  zu 

Phil.hi$t.  Abh.  1921.  Nr.  2.  :! 


lÖ  B ANG : 

IV §51  qara  haSi  täncidin  ainldi  »der  schwarze  Kopf  wtirde  vom  Körper  getrennt«.  Freilich  steht 
in  diesem  Text  12812I)  iähir  nUi  für  102  m  süliur  al-i  »die  Bewohner  der  Stadt«,  so  daß 
tänndin  ja  für  tän-l-din  gemeint  sein  könnte.  Im  Kirgisischen  finde  ich  -«  <  -i  in  Mw 
»wo«  (Ilminski,  MaieplajiM,  Kazan  1861,  188)  =  Mnä  (KOsm  S.  6  Anm.  2;  Prob.  III  131 56) 

5  <  qaini,  qani  —  käni  »wie«  in  Prob.  III  263  i.  Ferner  in  der  schließenden  Fragepartikel  -md, 
-bd  (berdtmd  »gab  er«),  die  im  Wortinnern  -mi-  {bcrdmisin  »gibst  du«)  lautet.  Prob.  III 
308  iiu  steht  iM  qar'intn  dznU  »er  fraß  seine  Eingeweide  und  seinen  Magen«:  ISd  =  i^i  < 
ic-V;  grammatisch  zu  beurteilen  nach  III  2961611  /Wi  qolün  diüptü  »er  wusch  sich  Gesicht 
und  Hände«. 

10  §  52.    Dem  sonstigen  WS  »Brust«  =  kir.  sag.  koib.  fe'.s  =  kaz.  tiU  steht  nach  V.\mbery 

ein  dschag.  tösä  zur  Seite. 

§  53.  Statt  kokt.  usw.  tl:  =  abak.  tis  finden  wir  zum  'l'eil  neben  Hz  auch  tizd: 
OT.  alt.  tel.  scher,  leb.  kir.;  auch  Whitaker  imd  Naliwkin  kennen  tlzd  neben  üz.  Prob.  IV 
1757  tizä.     Hier  an  Auslautseliwund  zu  denken,  wie  er  bei  kir.  qar   »Oberarm«  =  uig. 

15  usw.  qafi  usw.  vorliegen  dürfte,   geht  doch   wohl  nicht  an.      Liegt  Deminution  vor? 

§54.  Im  Jakutischen  bedeutet  batis  »jünger  an  Jahren«'",  baltim  usw.  »meine  jün- 
gere Schwester«  <  "ballsim;  -l-  <  -Id-:  Sul.-Kun.  21  baiduz  »Schwägerin«  =  osm.  kaz.  kir. 
bald'iz,  hi\v.  pald'is  (Prob.  IV  7614").  Wb.  kennt  auch  bar.  bald'i.  [Hierher  der  karatsch. 
Frauenname  Baldü  KSz  X  9 1  ?]  Ist  -z  deminutiv  oder  ein  Rest  von  -«',  -r??  Da  schon 
2°  im  Cuwasischen  pulD^r  »die  jüngere  Schwester  oder  der  jüngere  Bruder  der  Frau«  vor- 
liegt, müßte  der  Auslautseliwund  jedoch  wohl  alt  sein;  JaW*  könnte  durch  falsche  Silben- 
trennung (baldlz:  bald'izi:  baldt-zi)  entstanden  sein.  Existiert  aderb,  yalduz  »Schwägerin« 
wirklich   oder  ist  es  durch  falsche  Pvmktierung  entstanden^? 

über  das  Verhältnis   von  bald'is :  haldi   werden    wir  besser  urteilen  können,  sobald  einmal  das  »Suffix« 

25    -du:  erklärt  ist,  das  mit  Vorliebe  hinter  -/  und  -n  der  ersten  Silbe  auftritt:  uig.  kom.  dschag.  usw.  yulduz  -Stern«, 

uig.  dschag.  usw.  hündüz  »Tageszeit«.    Es  hat  den  Anschein,  als  sei  dieses  -duz  in  -du-z  zu  zerlegen  :  vgl.  kkir. 

müssen,  dem  bleibt  noch  die  Annalime,  es  gehe  unmittelbar  auf  das  adjektivische  np.  dexcl  (<  mp.  ''deink)  »gi- 
ganteus,  daemoniacus»   Vullers  I  962  zurück. 

Das   np.  r/är  »Baum,  Galgen«    ist   im  Kirgisischen   durch-  dar  und   dara  .Galgen«   vertreten;  an  Beein- 

30  flussung  durch  aspa  <  asma  wird  man  nur  ungern  glauben.  Jos.  Marquart  verweist  mich  auf  manich.  mp. 
därö°  <  mp.  '*därük  >  np.  *därö,  -ü;  ich  weil?  aber  nicht,  wie  dieses  -ö,  -u  im  Kirgisischen  beliandelt  worden 
wäre;  ich  vermute,  daß  es  -u  ergeben  hätte.  Vgl.  Ostasiat.  Zeitschr.  VIII  S^ff.  Wb.  hat  für  »Galgen«  tob. 
tarmas,  während  Giga.now  nur  dar  gibt;  Prob.  IV  2757  steht:  iis  tarmas  asi'inan  »unter  seinem  eignen  Galgen« 
und  es  scheint  als  stehe  tarmas  für  tarmas''  (=  tarma-s'i)  vor  dem  A'okal  des  folgenden  Wortes.    Das  richtige 

35    wäre  also  tarma!     Ist  hier  an  Einfluß  von  asma  zu  denken? 

'    Vgl.  das  isolierte  esina  für  emii  <^  -l-asini  in  Prob.  VI  112  4;   palatal  7719  därdinä  =  därdiht  u.  dgl. 
-    Hängt  das  Wort  mit  bata   «Kind«   zusammen,  das  vielfach  iur  Iranisch  gilt?    Wb.  gibt  nach  VÄmbkrt 
im   dschag.  hend'zä    »die  jüngere  Tochter«;    vgl.  Sll.-Kin.  69    unter  c/endic:    es  ist  das  kir.  kfniä  »das  jüngste 
Kind,   der   zuletzt  geborene  Sohn,  das  Nesthäkchen«;  vgl.  Prob.  III  3071511  keniä  aya,  2569  das  pleonastische 

4c  kenzä  ini.  Ist  dies  mit  krm.  gänc,  osm.  gändi  »jung«  usw.  in  yandi  qiz  usw.  vei-wandtl'  Doch  wohl  zweifellos, 
da  in  Konia  gändzä  qiz  gesprochen  wird  (KSz  1\'  164311).  Ich  kann  mir  nicht  helfen,  aber  das  Wort  ist  wohl 
nichts  andres  als  "kä-n-cä  =  klncä  »hinter«  usw.  (KOsm.  S.  7  Anm.  3:  Wb.  II  1345;  vgl.  Prob.  I  8780:  276151  atiiu 
kminrä  qis  c'iqt'i  usw.):  *käncä  külyän  bata,  etwa  wie  osni.  son  küliin  »das  letzte  Kind«  (Wb.  IV  537).  Hier 
hiitte  ich  gerne  auch  diese  Nuß  geknackt:    schor.  oca   »der  jüngste,  kleinste,  letzte«  —  sag.  oci,  tel.  od'zi,  koib. 

45  ocuy  (:■  In  Mcl.  as.  IX  112  und  bei  Castren  nur  nci  »das  jüngste  Kind  [Sohn  oder  Knabe]-  gedankenlos  nach 
ScHiEFNER  abgeschi'ieben  für  »Tochter«),  koib.  ktsch.  od' i  »das  letzte  Kind,  Nesthäkchen«.  Schor.  Piob.  I  397»oo 
Or'i  (laraqii'in  Aliaqai;  vgl.  4552=  orton  qaraqci  pala  usw.  In  ähnlichem  Sinn  alt.  leb.  aci  slni  »jüngere  Schwester. 
=  Pi-ob.  I  31 44  ot«  »jüngerer  Bruder«,  wohl  mit  aca  gleichzustellen  wie  aqi  mit  aqa  (ibid.).  Ein  anderes  Wort 
wieder    in  Prob.  IX  131 13U:  picä   tiirän    ölduü  aai  »der  Name  des  jüngstgeborenen  Sohnes«;  vgl.  Castren  127 

50  karagass.  bit'ä  bit'j,  soj.  pit'ä  »klein«,  jak.  deminutiv  bicikäii,  bU'ikan  ^  mongoL  Hierher  wohl  mordw.  fiVie 
»jung,  klein«,  und  sart.  bicä  (Wb.  »von  bir  +  (•«:'«)  »klein,  ein  wenig«.  Es'läge  also  im  uig.  känc  uri  känc 
qizlar  »Jünglinge  und  .Jungfrauen«  (M^  20 20  usw.)  kein  Abstraktum  auf  -nr  vor,  wie  ich  KOsm  66.0  zweifelnd 
annahm,  sondern  früher  Auslautschwund;' 

'    Das  Wort  fehlt  bei  Foy  .MSOS  \II  228. 


Vom  Köktürkischen  zum  Osmanischen.  19 

händun  ■  Sonnenstrahl"  (<^  * kün-dii-n!)  und  kkir.  aidiii  »Mondschein«  =  osm.  usw.aidin  »Ghinz,  Helle«,  bei  I^"§54 
HouTSMA  57  "Mondschein,  Licht  im  allgemeinen«.  Gehört  hierher  auch  osin.  usw.  ayaz  »Mondschein,  helle 
Mondnacht-  (Wb.  »Stamm  ai  ,Mond'  +  rtc[?]«)  *aidu:  ■.hilndii:  ^  aiyuz>  ....  ayaz  >  iawhs.  vi/ar  »heiteres 
Wetter»  =  kom.  usw.  »serenum«;'  An  ziemlich  frühen  sporadischen  Übergang  von  -rf- > -^-  sind  wir  jetzt 
durch  die  TurfanCragmente  gewölnit:  vgl.  auch  np.  fbL  »Mandel»  >  kiptsch.  hayam  bei  Houtsma  65.  Im  Ja-  5 
kutischen  ist  -d-  gesehwunden,  ohne  eine  Spur  zu  hinterlassen:  snlus  »Stern-,  künli.i  »am  Tage«:  auch  in  jak. 
b'ilir  »früher,  vor  alten  Zeiten-  <  bir  y'it  dir  ^  osni.  h'ild'ir,  kir.  hilt'ir,  OT.  haldir,  tar.  baldur,  Spr.  85  b  bültur; 
alt.  tel. /«Air  -voriges  Jahr«,  Invihi.  patn-'/r. 

§  55.  Raql'ette  225})  gibt  für  »Gehirn«'  die  beiden  Formen  min  und  m'mr,  letz- 
teres nach  Wb.  auch  OT,  während  für  das  Tarantschi  nur  mnyä  aufgefiihrt  wird  —  Spr.  98  b  >° 
miyä  =^  Pavet  508.  Die  übrigen  Dialekte,  soweit  sie  mir  bekannt  sind,  haben:  CC  1 10 
mäh;  Houxs.  63  o^;  von  ihm  Ixiln  gelesen  =  osm.  aderb,  bäin,  bä'i/in  =^  dschag.  Vamb.  md'i/in 
(SüL.-KuN.  143  mäyüii,  muynän  =  bnyni.W).  Sodann  uig.  tar.  iruiNl,  krm.  man  =  alt.  tel. 
kmd.  schor.  mä  >  leb.  pil  wohl  aus  mähi  kontrahiert,  wie  auch  kir.,  kar.,  sag.,  koib.  ml; 
Prob.  IX  221  Nr.  3  tmlig  »voll  Hirn«.  Wb.  IV  2085  unter  mt'iyin  auch  mäini  ohne  Dia-  15 
lektangabe.  Im  Kir.  und  Kaz.  eine  gutturale  Aussprache  mü  (rkWb.  mii)  =  karatsch. 
m'iyt  KSz  X  i  23.   Dagegen  hat  das  Balkarische:  miyis  =  sag.,  koib.,  ktsch  ,  schor.,  kOär.  mls. 

Im  osm.  Ix'iin  könnte  die  türk.  »Epenthese«  vorliegen;  es  entspräche  dann  -n  dem 
-n,  -ü-  der  andern  Mundarten.  Ich  würde  vielleicht  vorziehen,  von  uig.  7nähi  auszugehen 
und  anzunehmen,  -«-  sei  zu  -y-  geworden:  mahl  >  */H/yi  =  bar.  miä,  tob.  miyü;  es  müßte  2° 
also  -n  ein  Zuwachs  sein,  der  sich  in  Suleimans  maym'in  (lies  mäinnn?)  wiederholt  hätte? 
Hier  wie  in  miyis  ist  Deminution  in  Anbetracht  des  frz.  cerceau,  cercellc  nicht  kurzer  Hand 
zu  leugnen.  Anderseits  mag  in  mäni,  mäini  der  Auslaut  auf  das  Possessivsuffix  zurück- 
gehen: män-i.  Gehen  wir  von  dem  wohlbelegten  mäh  aus,  so  bietet  sich  eine  andere 
P>klärung  für  das  osm.  bäin:  es  könnte  -in-,  -in-  der  Vertreter  von  -h  sein  wie  in  osm.  ^s 
buinuz  »Hörn«  <  buhuz  =  bühüz,  miihi/z-  usw.,  kiptsch.,  osm.  yäifii  »leicht«  <  ''yahi,  vgl. 
yähil  usw.^. 

Wie  leider  sooft  sind  auch  hier  die  jak,  und  ruwas.  Formen  ohne  Belang:  jak.  mäyi 
{mäyitä  sua/^  »dumm«  <  mäyisi  yuq),  ruwas.  ininu,  mime  »Mark,  Gehirn«  mit  der  bekannten 
Su])stituierung  von  -m-  für  -h-.  30 

A.  VON  Le  Coq  sagt  mir,  daß  er  in  Turfan  m'iydy  gehört  habe;  da  nun  im  Kirgisi- 
schen »Knoclienmark«  durch  diclik  may'i  wiedergegeben  wird  und  mni  das  Synon.  von 
ya-y  »Fett«  usw.  ist,  so  wird  m'iydy  <  *miyä-yny  entstanden  sein.  Vgl.  das  Kompositum 
OT  suyay  »öl«.  Hierzu  Spr.  98b  m'iycy'idä  kiil-  »lächeln«,  wofür  Raquette  i86a  pistä  mä- 
jizi  hfl-  bietet.     Herkunft  dieser  Redensarten?  35 

§  56.  Für  »Kind  und  Kegel«  hat  das  Osttürkische:  Spr.  84c  buhi  burij,  Ravuktte 
183  b  b<ild-ba{r)qu,  Wh.  balabar-qa,  tar.  Ita/awdqi.  Prob.  VI  106  bald  baqi.'nibilän,  10  10  bald 
baqimizdin,  60  5  balawSqisi,   2915  Ixtlawakisl,  6  7  511  bala  waqisl. 

'    Das  arab.  dimSy  »Gehirn-  bedeutet  schon  im  Np.   »Nase-.     Im  OsltOrkischen   scheint   nur  diese  Be- 
deutung heute  bekannt  zu  sein:   I?A(;iErTE  199b  d^mdy  »the  nose  cavity.,  I'rob.  VI  79  1,  dime-yvia  {.')  »in  seine    40 
Nase».    Spr.  91c.     Da-s  Osm.  hat  damaq   »Gaumen«. 

'    Ist  auch  dies  Wort  ein  alter  Dual  (BtüW  307  fT.)!' 

'  Dagegen  wird  osm.  däinük  »Stock-  über  *däyniik  infulgc  Mitteliiilbcnscliwundcs  auf  krm.  diiyi'mük  zu- 
rückzuführen sein;  dieses  steht  =  schor.  usw.  tägänäk  »Dornstrauch-  =  kiptsch.,  kom.  usw.  tiyanfik,  einem 
Deminutiv  zu  alt.,  tel.  </"//'»  »Rottanne-  -  uig.,  dschag.  OT  tar..  kir.  tiktin  »Dorn,  Strauch  mit  Dornen«,  kir.  4, 
(]ara  tiknn  »Hottanne-;  aq  tikän  OT  »Hippopha"-  rhamnoides,  Lycium  ruthenicum  —  Weißdorn«  (Wb.  1  91 
nach  Shaw  II  216;  vgl.  A.  von  Lk  Coi;  im  B.icsslcr-Archiv  VI  3  122):  Mel.  jis.  IX  133  tfyiin  xibi  -Silbertanne». 
Da  es  den  Anschein  hat,  daß  die  Bedeutung  »'I'anne-  die  ursprünglichere  ist,  so  wird  an  eine  denoniinalc 
Ableitung  gedacht  werden  können:  CC  120  lik  (rjat-  »Säule-,  sag.  feA'  »der  l'falil  zum  Anbinden  der  Pferde«, 
zu  dschag.,  tar.,  kir.,   kkir.  lik  -aulrecjit,  gerade,  steil-  karatsch.  t'ik  »steil«   (KSz  X   139);    kaz.  ///•,  i\kn  (I)    50 

osm.  dik.    Hierher  auch  IIoiisjias  likic  <^   *tiki-c   »Stachel-    und  nicht  zu  Itk-   »nähen"/     Vgl.  kunn'ik.  toyciirk 
•Stachel". 


20  B  A  N  (i : 

IV §56  Daß  dem  Kompositum  kokt.  uig.  osm.  harq  usw.   zugrunde  liegt,  ist  wold  sicher  (vgl. 

Spr.  83b  öl  hdrqt  «Hausrat«  und  n^).  yßn-män,  yßn-u-män);  fraglich  ist  —  schon  aus 
kulturhistorischen  Gründen  —  ob  barq  nicht  Lehnwort  ist'?  Zur  Erklärung  des  neuen 
Auslauts  könnte  man  annehmen,  -a  sei  von  dem  Parallelwort  bähi  cdqa  (Spr.  u.  Raq.  a.a.O.) 
5  =  kir.  bah  sayn  hergenommen.  Nach  den  Zusammenstellungen  dieser  Arbeit  ist  dies 
wohl  wenig  wahrscheinlich.  Es  bleibt  also  die  Annahme,  -a  sei  mechanisch  angetreten, 
wie  in  den  unten  §  640".  behandelten  Wörtern,  oder  aber,  es  sei  auf  älteres  -ü  zurückzu- 
führen und  von  Haus  aus  das  Possessivsuffix. 

§  57.    Zu  jak.  si/ö-v/  »Hausvieh«  vergleicht  Wb.  alt.  jjüs  »Ware,  Habe«    Prob.  I  39316 
.0  alt. //öiw  (!)  aber  40348  i/özi/n  (Akk.)  =  leb.  kmd.  i/özö  (<  -ä),  tel.  iözö,  scher,  cöiä  »  =.yözü' 
(fWb.).    Wohl  Lehnwort? 

§58.  Zeitbestimmungen  werden  mit  dem  Possessivsuffix  versehen;  ich  stelle  das  Nötigste 
her:  Prob.  IV  125  3  igdntsi  ki'iiiu  «am  2.  Tage«  =  2894"  igintxi  künii;  VI  15010U  bir  küni 
»eines  Tags«,  121  16  0/  hiiiJ  »an  diesem  Tage«;   738  hir  ijili  »in  einem  gewissen  Jahre«  : 

■5  IV  726U  Mtn  Idinil  tünTi  yidi  kiin  »er  ritt  Tag  und  Nacht  sieben  Tage  lang«.  VI  53  17 
yUida  »jährlich«  =  53211  hdr  yillhß,  vgl.  1094"  hdr  knlligl  »alle  Tage«  (130 12  auch  h/ir 
kiim);  VI  675  kiUligi  »täglich«,  VI  52  15  ailigl  (so!)  »monatlicJi«  ^-  III  1 1  7  6u  ay'l  nnonat- 
lich«;  VI  120 5  aqsenii  »abends,  am  Abend«'".  Dann  auch  bei  der  Datierung:  VI362U 
ainin  on  bdit  —  32  14  alni/'i  on  bdii  kimi{\Y  ~  32  19  aiiiiu  an  bdS  bolya?i  kiim   »am  i5ten 

»o  des  ....  Monats«;   usw.  usw. 


'  Oder  gehört  es  mit  üstt.  baruq  «Hali  nntl  Gut»  zu  kokt,  har'im  »Habe,  Besitz.«  ::^  dschag.  barim?  7,\i 
Ostasiat.  Zeitsclir.  VIII  23  Aniii.  2  macht  mieh  V.  Thomsen  darauf  aufmerksam,  daß  es  e'n  Verbum  bar-  >seiD- 
gar  nicht  gebe;  ich  bezweifle  das  vom  Stand|juiikt  der  heutigen  Mundai'ten  auch  gar  nicht  und  doch  muß 
barim  docli  wolil  von  einer  verbalen  Grundlage  ausgegangen  sein  und  //ar-  ..gehn»  kann  diese  Grundlage 
zunächst  nicht  gewesen  sein,  ^^'ic  neben  o>-  die  Ableitung  ärin-  steht,  so  wohl  neben  *bar-  im  Krm.  bar'in- 
(=:  inwa^.  purjn-  »leben"),  die  in  den  Bedeutungen  fast  zusannnenfallen :  »sich  wohl,  behaglich  fiihlea,  sich 
freuen,  in  guter  Stimmung  sein,  an  etwas  Gefallen  finden,  ruhen,  und  »zufrieden  sein».  Der  Name  dei- Stadt 
Barnaul  dürfte  auf  '-bar'imi^/ul  zurückgeführt  werden  (vgl.  die  Wortei'  Aui  -uytd  in  KOsms  S.  56ff.),  doch  ist 
nicht  auszumachen,  welches  *liai'iii-  dem  Wort  zugrunde  liegt. 

BöHii.iNGK  (.Tak.-Deut.  Wb.  129b)  wollte  jak.  l)är  »daseiend,  Dasein»  usw.  der  Länge  wegen  auf  *hajar 
zurückführen;  vom  turkologischen  Standpunkt  aus  empfiehlt  es  sich  wohl  eher,  es  ebenso  wie  das  türk.  bar 
(vgl.  üben  5j  27)  durch  Kontraktion  oder  Haplologie  aus  bariir.  "harar  entstanden  sein  zu  lassen:  vgl.  besonders 
jak.  bärn  xiioy^  »des  Daseins  bar,  nicht  vorhanden,  nielit  existierend«  <;  "barar-'i  yoq.  In  Fällen  wie  Prob.  IV 
233  911  ol  ziimiinda  ....  Qäbü  iUindii  bir  vlU  bat  bar  iyiin,  Aräp  (jap'ir.'ar'i  arii  vlü  quda  t'ir  idi  »Zu  jener  Zeit 
war  in  der  Kaaba  ein  großer  (jötze,  die  heidnischen  Araber  nannten  ihn  den  großen  Gott"  wären  also  bar 
und  tir  durchaus  gleichwertig;  anderseits  würden  sich  so  durchaus  »formlose«  Konstruktionen  wie  Prob.  VI 
i  ^6  lu  mänin  puliim  bar  raq  »die  Zeit,  wo  ich  (noch)  Geld  habe,  hatte«  usw.  vollkommen  ebenbürtig  neben 
ölär  kün  »Sterbetag«,  miriiir  at  »Keitpferd«,  kilär  ijnl  »der  Weg,  auf  dem  man  kommt«  usw.  stellen  dürfen. 
Ich  würde  das  für  einen  sehr  großen  Gewinn  halten,  denn  diese  vorausgesetzte  Formlosigkeit,  man  ver- 
gesse das  nicht,  ist  untürkisch. 

Daß  bar  tatsächlich  »sein,  sich  belinden,  leben«  bedeutet,  geht  aus  den  nicht  gerade  seltenen  Fällen  wie 
Piob.  VI  135  8  ol  qiz  bar  säliär  »die  Stadt,  wo  jenes  iNIädchen  lebt,  lebte«,  132  13U  patisä  bar  yär  .die  Stelle, 
wo  der  Padischah  sich  befindet«    usw.   hervor:   im  Osmanischen  dafür  qiz  oldw/u  yär  usw. 

Ks  wäre  also  bar  <  barur,  *barar  einer  jener  oben  erwähnten  Fiühvollendeten;  es  wird  diese  Eigen- 
schaft z.  T.  der  Einsilbigkeit  seines  Gegenstückes  i/oq  zu  verdanken  haben,  doch  werden  wir  auch  an  die  Be- 
handlung \on  -tiir  in  nlalur  »er  nimmt«   nsw.  erinnern  dürfen  (^  *alalwur!    Vgl.  jedoch    meine  MotüSpr.  14). 

Was  nun  die  Beziehungen  anbelangt,  die  *bar-  «sein,  lelien»  zu .  bar-  »gehn.  doch  vielleicht  haben. 
könnte,  so  wäre  auf //»r(-  usw.    »gehn,  fahren,  reiten,  leben«   usw.   usw.  hinzuweisen. 

'■'  In  meinem  Kxeiiiplar  des  Wb.  habe  ich  unler  aq.^am  handschriftlich  auf  mp.  yjiäm  >  np.  iäm  ver- 
wiesen, .los.  Mariji  ART  sagt  niii-,  daß  nur  yjäm  die  (,)uelle  sein  köime  und  verweist  mich  auf  sovd.  y/iäm 
bei  F.  W.  K.  MÜM-KR,  Soghd.  Texte  81 7.  Die  Aussprache  ay^sam  hat  sich  in  zahlreichen  Mundarten  erhalten; 
.Martin   Hartiiann   nf)ticrte  in   Kasyar  a /kam   KSz  V  162  m.  " 

•'    Syntaktisch   ist  dieses  biisi   nach  osm.  ürti\i<i  yiin   zu   beurteilen. 


^'om  Köktiirkischrn  zum  Osmanischen.  21 

Im   Türän    191 8    94    habe   ich    vorgeschlagen  käca,   die  Nebenform   von   kac,    durch   IV  §58 
Anlehnung  an  ('rrtä  zu  erklären.    Ist  das  schon  T'  belegte  k(Wi  eine  frühe  Verderbnis  von 
kär-i?    Und  ist  h'icdsi  also  eine  Wiederholung? 

Die  Konstruktion  mit  -i,  -s'i  ist  jedenfalls  dem  Volke  so  sehr  ins  Blut  übergegangen, 
daß  in  den  von  t.  Kunos  in  KSz  VI  veröffentlichten  Yarkender  Texten,  die  allerdings  5 
keineswegs  einwandfrei  zu  sein  scheinen,  mehrfach  ber  ku/tzi  =  hir  kihi-i-zl  »eines  Tags« 
vorkommt;  es  ist  eine  Häufung  wie  ärtäsizi  =  ärtasi  <  drt(i-.4  im  i.  Stück  §  13.  In 
Nr.  7  §  I  steht  sogar:  ü  (/yl'i  tfrf^an  kunise  »am  Tage,  an  dem  der  Sohn  geboren  wurde«; 
§  2   M  hme  im  Sinn  von  tar.  kiiuT. 

TäVl  a(/Sam  hat  das  Osm.  neben  a(/Sami  auch  aqsam'm  (z.  B.  KA  153  15);  ebenso  subähM,  '° 
»morgens«    KA  100 811  usw. 

§  59.  Das  kokt,  odyr  »Hengst«  (KOsm'  22)  tritt  uns  im  Osttürkischen  in  den  fol- 
genden Varianten  entgegen:  tar.  nryT:  Spr.  81  c  aiytr,  aytr  (für  ^tr;  a-  <  ai-),  ön//  =  ä'yi; 
Rai^iuette  174a  fiyor,  ay{r)ö.  Ist  an  der  Erweiterung  des  Stammes  das  Possessivsuffix 
schuld  (vgl.  Fälle  wie  Prob.  IV   556  ür  aiy'ir-'i  »Heerdenhengst»)?  is 

§  (M).  In  den  Texten  des  VI.  Bandes  der  Proben  gehen  die  beiden  Formen  oyurlar 
und  oyrilar  ständig  nebeneinander  her.  Da  bei  diesem  Worte  sehr  häufig  das  Possessiv- 
suffix auftritt  (Seiban.  namä  15850  din  i/ayM  bu  dur  oyris'i  ol  »er  ist  ein  Feind  des  Glau- 
bens und  ein  Dieb  an  ihm«,  Prob.  VI  33  s"  Cdmpdnnin  iadä  oyfisi (x'ik  tola  »unter  den 

Tschämj)än  gibt  es  sehr  viele  Diebe«'),  so  kann  an  Erweiterung  durch  -/gedacht  werden,  ^o 
T'  S.  199  XVI  schon  oyr'i,  aber  (^B  9220  ynl  oyri  »Straßenräuber«,  das  doch  wohl  fiir 
oyur-'i  steht.  Im  Kirgisischen  soll  ein  Wort  oro  bestehen  (Wb.  mit  <ler  Angabe:  •  =  ?//v«); 
das  Gewöhnliche  ist  dort  i/nt.  Wb.  gibt  ür'i  für  Bar.  und  Tel. ;  es  kommt  auch  im  Tob. 
vor:  Prob.  IV  221.  Man  könnte  geneigt  sein,  zu  behaupten,  oyur  bedeute  nur  »Diebstahl« 
(vglT  tel.  ür  in  dieser  Bedeutung)  und  sich  auf  die  Ableitungen  alt.  urri  =  tel.  üjxi  »Dieb«  -5 
berufen ;  diese  sind  aber  wohl  neue  Analogiebildungen  nach  qaraqcL 

IV. 

§  61.    Das  russ.  OTeuT>  »Vater«  wird  als  Titel  derCieistlichen  gebraucht.  Im  Jakutischen 
bedeutet  tryw   »Vater«,    cr/ab'it  (<  -hiz)    »unser  Vater«  ;    doch  hat  letzteres  auch  den  Sinn 
von    »Pope«    angenommen,    während   ijubit    »unsere   Mutter«    die    »l-rau    des   Popen«    be- 
zeichnet.     »Unser  Pope«    lautet  ayab'ippit  -^    aya-b'it-b'it  (Böhtlingk  §  435  8)'.     Ebenso  wird  3" 
Wb.  alt.  tel.  usw.  ab'iti  »russischer  Geistlicher«  --.;  abab'ist  »unser  Vater«    hergeleitet. 

'    Vgl.  osm.  at  '/Jriizi  -Pfenledieb"   ii.  dgl. 

■■'    Das  aus  drei  Teilen  bestehende  Wort  für  -Major-,  wrtl.   »der  Anführer  von   1000  Mann-  {jiiin  bd;/-/), 
wii-d   zu   einem   einzijten  Wort.   minbayT.   dessen   einzelne  Bestandteile  kaum  noch  gefühlt   werden.      Tritt  ein 
Ueoitiv    hinzu,    so    nimmt   es  das   von   diesem  Genitiv   verlangte   -«/   selbstverständlich  auch  noch  an:   i/amiil   35 
miithäyisi  (Piob.  VI  27  8).    AVie  eng  diese  Verbindungen  mit  bäq  sind,  geht  daraus  hervor,  daß  a»^  yiizbägt  A\u-v\\ 
Metathese  yw4c*/f  werden   kann  (Prob.  VI  24  4,  64  i  4I.     Vgl.  Pi'oli.  VI  120  6  saiidiyärnin  qariwan  btxi.si. 

Kill  durch  das  vorhergehende  IJectum  bedingtes  und  festgewordencs  ->  möchte  ich  Jetzt  auch  in  den 
Wörtern  auf  -n>ri  annehmen,  die  ich  KOsm.3  S.  50  zotr  erwähnt  habe:  suairi  ijär  ;^  sii'jaly'i  su  nlat'iyan  yir 
(Prob.  IV  1 10  im)  »Tränke,  AVasserstellc,  I.uhmc.  -^  *.««  atic-'i.  wo  *a/'ir' ein  Abstraklum  zn  al-  -nehmen"  40 
wäre  :  osm.  al'idi  »vainqueur,  qiii  gagne-,  Wb.  -eine  der  vorteilhaften  (gewinnenden)  Seiten  des  Knöchels 
(beim  Spiele),  das  Gewinnen  beim  Knöchelspiel  -  (vgl.  Sci-.-Kun.  10  atri].  Hierher  tar.  qhilrT  »Schlafzimmer» 
<  *(ji:e'('i  -^  *({is  alic-i  etwa  •*Brautgemaoh,  *Braulzelt",  wrtl.  • 'Braut-Nahme- 1'.*  Sollte  diese  Erklärung 
richtig  sein,  so  muß  es  sich  um  ein  altes  Wort  handeln,  das  noch  aus  der  Nomadenzeit  stammt.  \'gl.  kir. 
otaii   -die  neue,   weiße  .(urte  des  Bräutigams"  aderli.  otny,  osm.  od/i    •Zimmer,    und  Proli.  IV  102  icu  nTija /    45 

ffUrlitar,   (jlmiti   r/oinya   (so'.']    kirdi.    utauda  n'itti   hir  yili   kiiu.      Vgl.  balk.    otiiu    »Zimmer",    aber    kuiniik.  olai( 
•  Hochzeitsziminer- . 


22  Bang: 

IV  §62  §  62.     Über  die  Titel  tafirini,  %anuii  usw.  vgl.  meine  Zu.sammcnstellungen  in  KSz.  XVIII 

S.  1 19   Anm.  3. 

Zu  osm.  güzüm,  dzaiüin  vgl.  KO.sm.^  66  17;  über  kir.  qaraiim  von  qaraq  »Auge-  usw., 

wie  in  Prob.  III  276  10  e  qara-^fim  qar'indasim  »ach,  liebste  Scliwester«,  werde  ich  an  anderer 

5  Stelle  sprechen.     Kkir.  aiftm  ~  dschag.  ayim  »Frau,  Gemahlin«  gehört  wohl  zu  ai  »Mond«. 

Vgl.  KA  9912  ayim  als  Kosewort.    Das  anatol.  iiz'iin  »Mädchen«  hob  ich  8t^  1243  Anm.  3 

hervor. 

Aus  dem  Iranischen  stammt  osm.  sina  »Brust,  Busen«;  das  tar.  simm  »Brust,  Brust- 
warze«  scheint  das  Possessivsuffix  der  i.  Sing,  zu  enthalten? 

1°  In  dem  von  Kunos  herausgegebenen  Jarkander  Text  (vgl.  oben  §  58)  steht  Nr.  7  >^  16 

minem  IsM  gplam  bä.  Da  der  Sprechende  -nari  für  -niii,  -an  im  Imperativ  fiir  -in  gebrauclit  usw., 
so  stünde  golam  für  '^qal'im:  »ich  habe  zwei  Sklaven«.  Vgl.  nun  §  12:  Padsa  drde  ki :  sez 
meinem  M  gplam  boha/uz,  sezye  kejik  bcrenuiz.  l  lar  :  '/j)h,  b'z  gplam  holemez  dede.  Er  scheint 
also  gplam  auch  im  Sinne  von  ""qolm   »Dein  Sklave«  zu  gebrauchen'.     Jetzt  versteht  man 

'5  Nr.  5  §  7  :  on  kolamdln  altin  caäp,  cap  kolam  bilän  kilmiiS  racip  kdseniz  :  » wenn  Du  mit  deiner 
rechten  Hand  Gold  streuend,  mit  deiner  linken  Hand  Silber  streuend  kommst,  so  . . .  .'« 
Im  §  8  heißt  es  dann  glücklich:  on  kolamdln  alton  caclp,  cap  kolam  hilän  kiimüS caclp padäanan 
ödosya  baräi.  Hier  steht  also  kolam  für  qol'i  oder  einfach  fiir  qol:  es  wäre  wertvoll,  von 
R.\QUETTE  zu  erfahren,  ob  dies  in  der  vulgärsten  Jarkender  Sprache  tatsächlich  gestattet  ist. 

20  Dem  qvda   »Gevatter«   der  übrigen  Mundarten  entspricht  im  Kazantatarischen  neben 

qpda  noch  qpdam,  wo  ja  wohl  das  Possessiv  der  i .  Person  vorliegt.  Woher  stammt  das 
Wort  und  wie  ist  dschag.  ^iw/f/m««  »A^erbindung  durch  Heirat«  und  kir.  qndanda-  »sich 
verschwägern«    (davon   qudandal  »Gevatter«   wrtl.    »Gevatterschaft»)  zu  deuten? 

Es  ist  unnötig,   auf  Wörter  v/ie  monsifur  hinzuweisen;    erwähnt  sei  aber,  daß  man 

25  in  Belgien  familiär  sagt  c'est  une  matante,  wo  also  das  schon  mit  Hilfe  von  ta  »deine« 
entstandene  Wort  noch  durch  ma  gehoben  wird,  und  daß  ich  einmal  zwei  kleine  Mädchen, 
die  lange  den.  Kopfputz  einer  Seeländerin  angestaunt  hatten,  zu  dem  Entscheid  kommen 
hörte:  r>x,  't  /■*••  ' n  masairj,  d.  li.  »ach,  es  ist  eine  masimir,  d.  h.  eine  su'ur,  Schwester,  Nonne«. 

V. 

§  63.  Werfen  wir  zum  Schluß  einen  Blick  auf  das  hier  vorgelegte  Material,  so  wird  uns 
30  alsbald  auffallen,  daß  eine  große  Anzahl  der  behandelten  Wörter  ursprünglich  auf -?i, -r, 
-/,  -.«,  -z  auslautet,  d.  h.  mit  anderen  Worten,  daß  es  sich  um  zweisilbige  Wörter  handelt, 
die  vor  dem  suffigierten  Possessivpronomen  -"/,  -i  usw.  den  zweiten  Vokal  regelmäßig  aus- 
stoßen: burun,  'bunm-'i  >  bwnu  usw.  Selbstverständlich  hat  diese  Eigentümlichkeit  einen 
großen  Elintluß  auf  das  Entstehen  der  neuen  Nominalformen  ausgeübt.    Denn  aus  burn-u. 


35 


Das  kij3t.sch.  qan  aKl  (Houxs.  86)  »Schröpf er«  ist  wolil  aiioli  iiiclits  .iiidres  als  yan  alir-'i;  allenfalls  käme 
noch  ali-c'i  in   Betracht;  \gl.  Holts.  unter  i/ap-  und  i^at-. 

Auf  eine  ganz,  älmlichc  Geschichte  blickt  auch  ein  arulei-es  Wort  für  .Jin'te«  usw.  zurück;  alanciq,  alaciq, 
kir.  t/ii'if/  usw.,  das  ebcnialls  auf  r//-  zurückgehen  wird.  In  dein  für  die  Ilorhzcitsgebräuche  so  sehr  wertvollen 
Stück  in  Prob.  IK  371  Nr.  301  steht  373  i  mJ  tikiraii  ainviq  elidUii  ay'U-catär  etmiin  arayin'i,  was  der  geborene 
40  Sagaier  Katanokf  so  übersetzt:  »(diese  beiden  Männer)  bringen  den  Wein  und  das  Fleisch  aus  einer  kegel- 
förmigen .lurte,  die  nicht  für  längere  Zeit  [iic  na  ,v>iro]  für  die  Neuvermählten  errichtet  ist«. 

Daß  kir.  otayas'i  »der  Herr  des  Hauses«  nicht  zu  ot  »Feuer«,  sondern  zu  obigem  otay  gehören  müsse, 
war  mir  klar,  ehe  ich  wieder  Sll.-Kun.  152  ot  ayasi  -^  nsl'i  otaq  ayasi,  %am  basi  (vgl.  auch  qos  ItaM)  sah: 
"olayayasi  >  otayrm.  Der  »Herr  des  Feuers-,  ot  (i-si  usw.,  ist  dagegen  ein  Hausgeist,  dem  geopfert  wird 
45    (vgl.  mehrfach  Prob.  IN). 

'  Kr  scheint  abci'  auch  ruit  deui  aiali.-jicrs.-liindust.  yii/äm  "Sklave-  in  Berührung  gekommen  zu  sein; 
liii'  das  Türkische  fehlt  dann   aber  jedenfalls  das  Possessivsuffix. 


Vom  Küktürkisch{<n  cum  OsnMnisclwn.  'l'.\ 

ntm-i  mußte  ein  *huni,  *('uin  {>  (m\Y  abstrahiert  werden,  und  dieses  'Äwr«,  V'//)«  enlspracli  iv§63 
mit  seiner  auslautenden  Doi^pelkonsonanz  nicht  mehr  den  sonstigen  Gewohnheiten  der 
türkischen  Dialekte.  So  wurde  denn  das  Possessivum  zum  Stamme  geschlagen. 
Daß  es  sich  hier  nicht  um  eine  mechanische  Umstellung  {hurun  >  burnu  usw.)  handeln 
kann",  beweisen  die  in  allen  Turksprachen  vorliandenen  Wörter,  in  denen  bei  sonst  gleicher  s 
Gestalt  diese  Umstellung  nicht  eintritt,  weil  sie  eben  selten  oder  nie  mit  dem  Possessiv- 
suffix gebraucht  werden. 

Wie  in  türkischen  Wörtern,  so  wird  nun  aucli  in  Lehnwörtern  auslautende  Doppel- 
konsonanz vermieden,  indem  an  das  Grundwort  -i',  -a  usw.  hinzugefügt  Avird;  in  den  meisten 
Fällen   wird  es  sich  um  ein  mechanisches  Anfügen  des  Vokals  nach  dem  Vorbilde  tür-  -o 
kischer  Vorlagen  handeln,  doch  wird  in  vereinzelten  Fällen  Zusammenhang  mit  dem  Pos- 
sessivsuffix   nicht    kurzerhand    geleugnet    werden   können.     Ich  stelle  einige  Typen  her: 

§  64.  Np.  dost  »Freund«  verliert  -t  und  wird  dos;  doch  sagt  man  dosti^;  dostlcrl 
neben  dosiert  Prob.  VI  768.  Ebenso  wird  np.  rast  »richtig«  usw.  zu  ras,  während  es 
rasti,  rastlhih'in  usw.  lautet.  Für  np.  %ist  »Backstein«  gibt  Ra<,)Uktte  197b  zwar  noch  is 
%iM  neben  qß,  doch  haben  Wb.  %iS,  Spr.  95c  (fis  »gebrannter  Ziegel«.  Nun  liegt  aber 
Prob.  VI  82  8uff.  bir  yjSta  altun  »ein  Barren  Goldes«  (fWb.)  vor,  zu  dem  man  sachlich 
Prob.  IV  95  Nr.  4  bir  alt'in  kirbits  »(Goldklumpen»  zu  vergleichen  hat.  Der  Antritt  von 
-a  (< -i??)  scheint  mechanisch  zu  sein'. 

§  65.     Arab.  -^-a»  qnrd   »Streben,   Absicht,  Ziel«    erscheint   im   Wb.  als  qas  und  (last.   20 

Im  Tarantschi  steht  qas  aber  qastl;  so  in  der  merkwürdigen  Stelle  VI  1264»  /nösi/k/ni'i  qastiya 
tifsti  »er  trachtete  der  Katze  nach  dem  Leben«  o.  dgl.  Im  Kirgisischen  bedeutet  qas  da- 
neben »zornig,  erregt«;  im  Kuniükischen  finden  wir  dagegen  70.«^  »leidenschaftlich«  und 
davon  qastiliq  »Leidenschaft«.  Wohl  mechanischer  Antritt  von  -/'.  Dazu  auch  liar.  (idslan- 
» beabsichtigen«  Prob.  IV  49  14  (fWb.),  woraus  wohl  zu  schließen,  daß  schor.  (jasfa-  »be-  ^s 
leidigen«  aus  *qasla-  entstand.  Auch  bei  den  Turali  hat  .sich  -/festgesetzt:  Prob.  IV  105211 
sint  Ultirtkäti  qosl'i  q'i'tipi'i  »er  hat  die   .\bsicht,   dich   töten  zu  lassen«. 

§  66.  Arab.  ras/n,  np.  n'/s/ti  »Kegel,  (iewohnheit«  liegt  im  Tarantschi  in  drei  Gestalten 
vor:  Prob.  VI  48  16  /Jtai/iiii  ra'sm-i-dd  »nach  cliinesischer  (iewohnheit«  ;  meist  wird  nismi 
gebraucht:  13  12"  nismi-st,  158  rfmni-si-iit  und  18  2»  räsmilik;  1 15  7  steht  prtfiSähkni/'i  räsmisini,  30 
Z.  8u  Siher  pctiSaliqni/'i  rdsui-l-nt.  Die  dritte  Form  steht  943:  rüsmü-si;  räsuK'i  wird  aus 
nismi  verderbt  sein  und  -/'  letzten  (irundes  doch  wohl  das  Possessivsuflix  sein,  ohne  welches 
das  Wort  ja  kaum  denkbar  ist.  In  Prob.  VI  80  n»  steht  übrigens  ruyjnä  »Mitleid«  <  arab. 
rayjn,  wohl  mit  mechanisch  angefügtem  -«". 

§  67.    Das  np.  nnt~/j  hegt  im  osm.  narti  »Marktpreis«  vor;   im  Kirgisischen  lautet  das  35 
Wort  narqa,   während  A.  von  Le  Coy  in  Turfan   //rz/v/)'  hörte  (Spr.  98  b).    Das  np.  Wort  für 

'    Man    darf  sicli    an    <li»-scn    liestcrntiMi   Abstniktioiii'n    nicht    stoßen,    di'nn    füi'    nlin    .Stirn»     ;;iht  ^VlJ. 
adcrb.  ann  und  die-se  Form  finde  ich  bei  den   Karagassen   I'r<>h.  IX  653. 

'••    Eine  Ausnahme    seheint    das    merkwürdif^e  ynsui  -Blitz,   bei  Oi.ikskn  25  zu  l)ildeii.  das  für  uig.  usw. 
yaiin  stehen  müßte  (M  28«;  K(  )sni.'  3520).  Tatsächlich  wird  wohl  ein  im  -lienitiv«    zu  denkendes  Nomen  vor-    40 
ausgehen   müssen   oder  hinzugedacht   werden    können:   vgl.  Spr.  89c   ('aqhi  ritt   .l.litz«   und  etwa  j;di.  A-"/(  uo/ 1 
<^  ol-'i  »Sonnenfeuer«  =r:  »Sonnenstrahl«.     .Shaw   II  194  gibt  nur  yaiin. 

'    In  anderen  Dialekten   ist  -t  überhaupt  gefallen,  so  z.  H.  I'rob.  IV  3951  diis-'i  »sein  Freund"   --  I'rob.  III 
33 1 16  (los-ii. 

'    Russ.  Jiocri.    w^ird    zu    schor.  mosla.   alt.  wo.itto  >■  tub.  leb.  ;w.?/(v  r-  sag.  ^»«/ct   »Brücke":   mocii.  bedeutet    45 
auch   -Fußboden,  Hausflur,  rr  jak.  nii/as/a   -Fußboden,  Diele«.    .Mau  mag  hier  an  den  luss.  Genitiv  .mi)ci;i   er- 
innern,   wie  Katanofk   dies  Mcl.  as.  IX  285    und    mit    mehi'  Berechtigung    in  anderen   Fällen  getan   bat:  doch 
Steht  Prob.  IX  292811  ff.  miixli. 

■'    Vgl.  7..  B.  tara  kährä  »Grab«  —  uig.  kühir.  kaz.  kulnr  -^  arab.  qältr  >  kaz.  kir.  <iabir,    <inhir   omh.  nabr. 


24  Bang:    Vom  Köktürkischen  zum  Osmanischen. 

IV§67    »Schleifstein«,   car/^,  cniy^,  ist  mannigfach  verändert:   osm.  krm.  carq,  alt.  tel.  (kir,  aderb. 

carl\  tel.  leb.  kmd.  cwii.    Betrachtet  man  diese  Formen,  so  wird  es  wahrscheinlich,  daß 

das  unerklärliche  tar.  bärgj:  »Blattstiel«  (?)  nichts  anderes  ist  als  das  np.  barg  »Blatt«  >  sart. 

Imrg  nach  Naliwkin  214a,  sart.  bar  nach  Wb.     Das  tar.  baraq  wird  von  Wb.  zu  np.  barg 

5  gestellt;  ist  es  in  der  äußeren  Form  durch  sart.  osm.  waraq  <  arab.  waraq  »Blatt«  beeinflußt? 

§  68.  Np.  si%f  wird  zu  tar.  sein  <.  *m%ri^  =  tob.  slyjrUk  Prob.  IV  221  10  »Hexerei, 
Taschenspielerei«;  np.  mähr  (<  arab.)  ist  im  Tarantschi  durch  mäyji  »List«  vertreten  (vgl. 
kaz.  mäh'ir);  dazu  mct/fixml  Prob.  VI  143  19  usw.  Np.  bikr  »Jungfrau«  (<  ärab.)  liegt  in 
tar.  hiyji  »rein,  unverletzt,  unschuldig,  jungfräulich«  vor.  Ich  halte  das  -?  für  mechanisch 
10  angetreten;  in  mäy/t  kann  man  zweifeln,  ob  der  Auslaut  nicht  aus  dem  Possessiv  erwachsen 
ist:  dies  Wort  wäre  dann  den  anderen  vorbildlich  geworden. 

§69.    RAyuETTE  gibt  21  ob  'll(ij  »remedy,  means«  <  arab.  r-!>lc  ilädz.   Prob.  VI  liegt 

das  Wort  in  zwiefacher  Gestalt  vor:  z.  B.  1924"  iläd'-i,  aber  137  i2u  iladi-si.    Da  das  Wort 
fast  immer   mit   dem  Possessivsuffix   gebraucht  werden   muß   —  Fälle  wie  VI  141  6u  bi^ 
15  ilädi  sind  sehr  selten  — ,  so  wird  in  -/,  -i  wohl  das  Suffix  stecken. 


'    Zum  Lautlichen  vgl.  Spr.  84b  Mri  {hayrt)   »Wanderfalk«  <  arab. 

^    Aus  bir.     Das    Prob.  VI  154  6ff.    auftretende  iaya   bnydai,   das  im    Wb.    fehlt    und    in    der   Übersetzung 
durch    »Taga  Waizen«    wiedergegeben   wird,   ist  selbstverständlich  als   tayä  zu  deuten  ^  ta-yor  =:  osm.  «üpyar 
-Sack«  und  »Getreidemaß«.    Im  Teleutischen  >  tär  »ein  leinener  Sack«  ^:  schor.  sag.  tar  »grobes  Tuch,  Tuch-, 
»o   das  Castrkn  auch  fih'  Koib.  Karagass.   anführt. 


25 


Wörter  und  Formen. 

Verweise  auf  Seite  iiiul  Zeile. 


Abend  2049,  2 1  lo 

abix  21 31 

ady'ir  211a 

ayab'ii  2  1 28 

ay'i:  8is 

aidin  191 

alac'iq  223; 

-afc7  21 39 

äldi'i  64  s 

a/»<  44 

omu  44 

Anlautscbwund  511 

35,  63,   916,   22j8 

aqsam  2O49 
aijxami  2  iio 
Arsch  44.  lOi.  I  7a5 
Ausiaiitscliw  1111(1  518 

airti  1625 
a//a;  191 
ay'im  2  2j 
acÄor  941 

Backe  811  14,  910 
Backstein  2.;i5 
bfila  1837 
balti  (lari/  i9<6 
batdu:  ibi? 
Aor  I  219,  20>i 
bar,  bary  244 
baratj  244 
barin-  2025 
Barnaul  20>8 
Barren  231; 
Äoru  939 
6a«   (ün-ba.i,   i/nn-bax) 

7" 
B.'iuuiwolle  141X.  171 
baijam  195 
Becken  1 1 17 
bnin  1913 
Ääryr  243 
bUrt  2416 
Beute  1519 
bicä  i8ii 
//iV^i'n  8j7 
Äiyri  249 
Blitz  2339 
boyuz  I  I9 
boinu  640 
Boot  141H 
böz  1439 
böbnciik  84« 
biikMl  I  1 14 
Braut^eniacli  2143 
BrBiitigani  6>i 
Bruder,  alt.  645 


Brillier,  jün?.  1515, 
1848 

Brust  317,    1810.    2  28 

Brücke  2345 
buiriii:  1916 
bur/ia  I  248 
Imniii  631,  1245 
Busen  640 
bi'iksii  i  1 15 

-("-Umlaut  1041 
-ra  1718 
rnp  2215 
(Vjr.  ran/  241 
-(•/  I  231 
eil  1318 
rini  1517 
-(•iV  137 
Clitoris  H41 

-rl-  >  -j/-  r94 
ilar.  flara  i  Sag 
darvin  1  334 
Daiinieii  8ji 
iliigüniik  1 943 
f/'iin'ik  i<;n 
(tiirdiiiii  18,6 
Dieb  2  1 16 
iliinay  n<4f 
dir'/aij  83« 
^//icö  1 7  jS 
Dorn  i<>4* 
r/o«,   rfo.«/  231  j 
DunI  811.  194' 
-du:  1815 
dianim  223 
dii iitisi  Ou 

«4  1  131 
f6/'  I  I31 
//(Vv  6., 
Kcke  1  2» 
iidiii  611 

iiijärä  f)ij 

^•C/f//  440 

F>insam  i  24» 
Knde  1037 
Knklise  i^jj 
Etitrtiiidung  73t.  (|4> 
ähiliii  () I  ( 
änil  7« 
iinnil  I  i  J4 
frj/r/A-  831 
«■in  339 
ihrkäk  83» 


iirnäk  849 
ärngäk  831 
«•«I  44 
erstei'  i  241 
«.vjA'  54? 
<y.s7>«  543 
«•.s/«a  1836 
öyö  611 

Fell  157 
Fenster  ^v 
l"in<;er  831 
Flachs  1439 
Flasche  1631 
Flasche,    Leder  1541 
Frau  I  5  ( 
frülier  i  245 

(ial<;eii  182., 
(laniiien  8(i,  1 941 
(iaumeiise!;  1  835  4s 
(ichirn  n^,  39 
liclni  73 
i/iimi  141., 
(ieschlechtsteile 
weilil.  44.  i7i'. 
ricsichl  8'. 
(ievatter  2220 
•jizim  2  2(> 
(ilanz  161., 
filns  1631 
i)i)!aiii  2211  4ft 
i/i>:ihn  22i 

Habe  20., 
Hals  640 
Handtläche  iojo 
Handvoll  io>4 
Haus  1  I3: 
Hausfrau   154 
Hau.sgenosscii  15^ 
Haut  157 
Hengst  2  1 12 
Heri-  54 
Hei-z  5-,o 

Hinterbacken  1  15 
Hinti-rkopf  I  123 
Hintern  44-  roi.  1 72- 
H..fi625(Viehhof84il 
/lo/a   1 636 
Hörn  192«) 
Hosi^n  Sj, 
Hüfte  81  27 

idi  5^ 
idi.i  1344 
id:ii  611 


igäci  613 

ik/e  1012 

i/äd'.  iläd'i  2412 

ini  15.5 

iiiak  99 

Trkin  34« 

('.«>'  i  87 

fiiim  33 i 

Uli  343 

.lüiigsles  I  S3? 

.lurte  2237 

Kamill   1617 

kiiliir,  kiihrii  2349 

kiit\    kiirii  1 1  i 

k(dis  1453 

Kelile  832.   I  IS 

kiili  1  3 1 

kl  itdzfi  i83fs 

kiiiic  18} 

kiiriik  1217 

kutan  143., 

-/•/   1241 

Kiefer  <)9 

/•'n/7  43  t 

Kind  und  Kegel   im<. 

Kinn  !>,, 

Kit/.ler  84»; 

Knie  1812 

Kiiocheninaik   iim. 

kiikiir  1342 

kiikii.  -ii  32f  M 

/vV/  3  j  c 

kiifiiil  ^s,. 

Kör[)er  1  1 14.  i  ji- 

/"(vW  1727 

ko.'iiii   172^ 

/vfV-i  44.   I  72s 

Kralle  S,8 

Kren/,   b.  Pferd   loji 

kiiliit  440 

Kupfer  1715 

kitn  3«.. 

kitndi'ii)   \\ti 

-'   7?.    I  317.    2  22\ 

Lainni    1310 
lang  92'. 
lächeln    I>;>| 
Lcder  I  1 1 
leicht  i()2', 
Leinwand  1441. 
Leiter  1639 
Lippe  3,.,.  44 

-mal  161 
.Maiiilel  195 


-mä  1 85 
man  191 2 
mäni:  80 
Mensch  852 
miiyrJ  277 
Messing  1710 
miii  bät/i  2  1 33 
mis  171(1 
mii/äy  K).  1 
mor/   1  <)  1 6 
mo<la,   -o  2345 
iiiö:Ui  I  74 
Mörserkeule  r3i 
.Mund   818 
miiiiii.s  I  28  3'. 
iiii'irii  "j ;•• 

Nacken  1  1 23 
/inyari  '13 
Nagel  83>J 
luiiiraziki  1431 
nai:n  14)1 
«a//V  I  ()2., 
Najif  152T  3'i 

//'/ry.  -(7   233; 

Nase  ()(i.  1940 
Nasenhülile   kj).. 
NetVe  6,7 
niirsiliir  i  7i(> 
neu   1320 

t)brr;irni    1814 

( Iberannkiidchen  7  1 

w'fl,    -'     1  S44 

oda  2 1 4 ; 
11^/11 1\  ir'ri  2  1 1 1- 
l>hr  8j,' 
olia  1320 

'/'/    1)22 

I  )rdiiiali:i   i  3  ü 
or;/H  34. 
iitay  2  1 4  * 
otnyaxi  2242 
o<  j  i  O20 
ö.v/y/,  fV.sw7//  72<i 

/;r//.v    1414 
^dr»   1740 
jiä.iäiiü  143») 
/»('ö  1841, 

l'Krsich  1642 

l'ony  i')i7 

l'ope  2  i2T 

l'oiv.ellan   1331 
jtiiksii,  -ü   I  1 1(. 

qabr  2341- 

l/lldill    ^Ih 


Phil.-hitt.  Abh.  W2I.  Nr.  2. 


26 


Bang:    Vom  Köktürkmhm  zum  Omuinischen. 


ijaca  I5,i6 
qoi/e.ti  I  734 
-/anim  221 
-qoq  831  36 
t/ar,  qar'i  1 8  m 
qarayim  223 
qas,  qast  2  320 
qaxlan-  2324 
qasta-  2325 
y«/  1  (16 

-yi'    I  2ji 

7_/.vto  2317 
(fhili'H  I  720 
qizilri  2  I41 
qoda,  -m  2221 
qir-jiis  812 
(joinu  640 
y'//i  I  7 1 1 
qoiniz  8n 
ijOi/iin  71 
f/oc,  lyoc/   I  511 
yw/a  2220 
qudamau  2222 
ijiitlanda-  222: 
qiilaq,  -qaq  831 
-7  «9  852 
(y»r  1627 

r«.«,  rff.«;  2315 
roclits  922 
riiyinii  2333 
räum,  -/,  -rf  2328 
Hliota/.isiTiiis  I  I2 


Rippe  827.  916 
Roterülje  1 720 
Rücken  727 
Kücken  b.  Pferd  i  1 2 
Riickenleiier  i  1 1 

-.V-  -^   -/-    T  64S 

sabah'i  2  iio 

sabi  519 
'  Sack  2419 

kaftnhi  I  643 

.«o-y»  I  1 1 

Kau  833 

Sattel  9.8 

.vafe  1639 
I  .sühär  1  23 
j  *-rt^/  1427 
;  San  246 

.vf/.vl  1631,   171 

Schaf  7 r 

Schleifstein  241 

Schhind  T  18 

Sciiiüsselbein   735 

Schornstein  1613 

Schi-öpl'er  2235 
I  Schulter  7«  25,  1030, 

I  I  j6 

Schulterblatt  103) 
Scliulteikiiüchcn   734 
]  Schwager  430  36,  ^i. 
622 
Schwägerin  1817 
Scliwelh>  1^45  48 


Scliwestor.ält.  531,642 
Schwester,  jung.  520, 

1816  47 
Schwestei'  il.  Frau,  il. 

Mutter  64 
Scliwiegersohn  622 
Schwiegertocliter 

439  43,  73  ö 
Schwiegervater  426 
iikilii  1428 
siyirtik  246 
Silbeiisehwiind    1332, 

1646 
tiili  164S 
sim  535 
sinä,  -m  228 
üinä  =r  siniii  1  79 
stTiil  520 
Sii-up  177 
.iirriii  i  73 
sökte  lOi 
ioli  1619 

fiOft    IO2 

Spitze  1027 
Stachel  1951 
Stirn  44.  72.  1455 
Stock  [941 
*"  933 
siialri  2  1 39 
.yiiosi'i  2O9 

la'jä  2417 


tny'i 


yi  1514 


famyaq  832 
<ar  2419 
tarman  1 833 
/««  1732 
täfirim  221 
tiirii:ä  946 
/öW  157 
/'Ä'  1950 

tikiill    \()V:> 

tikiv  1951 
rz/ay  845 
t'ira)iya<i  839 
i'iryaij  838 
</c  18.2 
<öy/"  I  637 
/Ö.v  1810 
t'^öyi'ir  1041 
-/«r  2O46 
Tür  545 

VC   I027 

?/rn  727 

Unterkörper  i  I17 
MC?/«  926 

übermorgen  loi; 
i'idOyä  1 53 

'■'i'  I  1 35 
iigii  II 35 
/ra  720 
i'in-ba.s  721 

Viehhof  843 
vorgestei'n  1330 


j    Wange  85  n  14,  99 
]    Ware  2 09 
!    Wasserstelle  2 1 30 
!   Wehklage  1629 
i   Weichen  827 
Winkel  12«         . 

:   -!J-  <  -c/-  194 

i/nyir  1030 

i/aldvz  1822 

i/al'i(jiliifj  852 

i/ff«  816 

ijafiiq  814 
I   yo/zä  1 320 

yaxin,  i/ni<ii'i  2330 

yäyäii  (>n 

yäiiii  1 926 
1   yäfiä  614 

yiigan  617 

yäznii  622 

yinatj  817 

ya/-V  162 
yfV.v  209 
yiizbiigi  2  1 36 

-c-  schwindet  937 
Zäpfchen  845 
ciy«  916 
Zeitbestiinmungen 

2012 
Zeit  1235.  2237 
Zininiot  1534  , 


ilir   li(i.li,ilni,t.ri-i 


ABHANDLUNGEN 

DER  prkussischp:n 
AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

JAHRGANG  1921 

PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  KLASSE 


Nr.  3 

PROLEGOMENA  ZU  EINER  WIELAND-AUSGABE 

VII 

NACHTRÄGE  UND  UNTERSUCHUNGEN 

VON 

RERNHARI)  SEUFFERT 

IN  GRAZ 


BERLIN  1921 

VKRLAG  DKR  AKADKMIK  DKR  WISSKNSCHAFTKN 


IN  KOMMISSION  BEI  DKR 
VEREINIGUNG  WISSENSCHAFTLICHER  VERLEGER  WALTER  DE  GRUYTER  U.  CO. 

V0RHU.8  G.  J.  GÖ8CH13<'SCHE  VERLAUSHANDLl'NG.    J.  UUTTKNTAG,  VERLAGSBUCUHANDLUNO. 
UEOBG  REDUiB.    KARL  J.  TsOBNER.    VEIT  U.  COUP. 


Vorgelegt  in  der  Sitzung  der  phil.-hist.  Klasse  am  3.  Februar  1921. 
Zum  Druck  genehmigt  am  14.  März  1921,  ausgegeben  am  20.  August  1921. 


Vorbemerkung. 

Uie  Not  der  Kriegsjahre  und  noch  mehr  die  Nöte  der  friedlosen  Nachkriegszeit  haben 
den  Abschluß  längst  begonnener  Sammlungen  und  Vorarbeiten  zu  diesen  neuen  Prolego- 
mena  verzögert.  Sie  treten  auch  jetzt  gewiß  nicht  fertig  hervor;  deim  es  ist  hier  un- 
möglich, neuere  Erscheinungen  des  Büchermarktes  in  halbwegs  genügender  Zahl  einzu- 
sehen, und  Raub  und  Diebstahl  unterbinden  den  Postverkehr  der  Bibliotheken.  Um  so 
dankbarer  fühle  ich  mich  vielen  Vorständen  von  Büchersammlungen  und  Wielandfreunden 
für  Auskünfte  und  Hilfen  verpflichtet. 

Vollständigkeit  der  Angaben  über  Wielandliteratur  beabsichtige  ich  so  wenig  wie 
früher.  Einiges  habe  ich  anführen  zu  sollen  geglaubt,  obwohl  es  nicht  in  meine  Hand 
gekommen  ist;  da  mögen  Irrungen  unterlaufen.  Neue  Nachweise  zu  den  schon  in  der 
akademischen  Ausgabe  gedruckten  Schriften  dürfen,  um  den  Prologomena  selbständigen 
Wert  zu  erhalten,  nicht  beiseitegelassen  werden,  zumal  nur  zur  Shakespeare-Übersetzung 
der  Apparat  bisher  erschienen  ist.  Auf  die  älteren  Nachträge  wurde  der  Übersichtlich- 
keit wegen  verwiesen.  Ich  teile  schwer  zugängliche  kurze  Texte  mit,  versuclie  auch  An- 
sätze zur  Textkritik,  um  den  Herausgebern  den  Weg  abzustecken  und  zu  bahnen,  das  Aus- 
bauen muß  ihnen  überlassen  bleiben.  Wie  ich  überhaupt  die  Bitte  wiederliole,  meine 
Angaben  zu  überprüfen  und  zu  ergänzen.  Vor  allem  die  Züricher  Schriften  und  der 
Teutsche  Merkur  sind  auf  Wielands  Anteil  nochmals  zu  untersuchen.  Die  wachsenden 
Jahre  lehren  joden,  daß  das  Ideal  der  Vollständigkeit  und  Fehlerfreiheit  von  keinem 
einzelnen  erreicht  wird. 

Seit  Klirrelmeyers  ertragreiche  Beobachtungen  über  die  Doppeldrucke  von  Wielands 
Werken  in  den  Abhandlungen  dieser  Akademie  1913  erschienen,  ist  die  textkritische  Auf- 
gabe verbreitert.  Damit  werden  die  Grundlagen  der  Textgestaltung  fester,  so  wie  die  der 
Goethcschen  Werke  durch  die  Erkenntnis  des  Wertes  der  Wiener  Cottaausgabe  (Goethe- 
Jahrbuch  15,  i66flF.)  neu  gesichert  worden  sind.  Bisher  ist  noch  kein  Anlaß  gefunden, 
wie  bei  Goetheschen  Sc!»riften  auch  auf  Nachdrucke  Wielandischer  Werke  Acht  zu  neh- 
men; aber  die  Doppel-  oder  Nebendrucke,  die  die  berechtigten  Verleger  von  den  ihnen 
übertragenen  Ausgaben  veranstalteten,  müssen  so  gut  gesucht  und  untersucht  werden, 
wie  mittelalterliche  Handscliriften  auch  später  Schreiber  gesammelt  und  gesichtet  wer- 
den.    Die  Kurrelmeyerschen  Nachweise  sind  also  weiterzuführen. 

Es  an  einem  Werkchen  zu  tim,  reizte  mich  der  Zufall,  daß  Kollege  Polheim,  durch 
allzeit  förderliches  Symphilologein  mir  verbunden,  und  ich  mehrere  verschiedene  Exem- 
plare des  Weidmannschen  Sokratesdruckes  von  1770  (s.  u.  zu  Prolegomena  Nr.  162)  be- 
sitzen. Ich  fand  dabei  bestätigt,  was  mich  schon  die  Beschäftigung  mit  Goetheschen 
Nachdrucken  gelehrt  hatte,  daß  gerade  solche  Druckereifabrikate  für  die  Sprachgeschichte 
Wichtigkeit  haben,  daß  sie  den  Verfasser  bei  Erneuerung  seines  Werkes  von  seinem 
eigenen  Sprachgebrauch  gelegentlich  abdrängen.  Dadurch  wächst  das  Ergebnis  solcher 
Untersuchungen  über  den  Gewinn  fiir  die  einzelne  Textberichtigung  hinaus  zu  allgemei- 
nem Werte. 


4  Seüffert: 

Konrad  Burdach  hat  in  den  Sitzungsberichten  dieser  Akademie  1920  die  Auflehnung 
des  dichterischen  Sprachgefühls  gegen  Regel  und  Schema  der  Literatursprache,  gegen 
den  schulmäßigen  Kanon  in  der  Schreibart  der  Drucke  glücklich  erörtert,  aber  aucli 
neuerdings  betont,  daß  die  Gesamtausgaben  der  Werke  Goethes  imd  Klingers  der  litera- 
rischen Gemeinsprache  Gottscheds  und  Adelungs  im  Äußerlichen  und  ohne  Konsequenz 
sich  wieder  näherten,  während  Errungenschaften  im  Stilistisch-Syntaktischen  zumeist  un- 
verloren blieben.  Gerade  dies  nun  wird  meines  Ermessens  durch  die  Dazwischenkunft 
der  Druckereien  erklärt.  Beobachtungen  an  einem  ccliten  Drucke  der  Göttergespräche 
Wielands  (s.  u.  zu  Prolegomena  Nr.  1048)  erhärten,  wie  eigenmächtig  das  Setzersprach- 
gefühl, geleitet  vom  Schrift-  und  Schuldeutsch,  eingreift.  Hätte  Wieland  diesen  Druck 
für  seine  Ausgabe  letzter  Hand  benutzt,  so  wäre  auch  er,  so  gut  wie  Goethe  gegenüber 
den  Himburgschen  und  andern  Drucken,  den  'Normen'  gewichen  (vgl.  Euphorien  7,  45  f.). 

Der  Sprachbildnersinn,  die  natürliche  Freiheit  des  jugendlichen  Scliriftstellers  verliert 
an  Widerstandslust  gegen  die  Hartnäckigkeit  der  Druckereigewohnheit,  die  männliclie 
Reife  und  Ruhe  paßt  sicli  dem  in  der  Masse  Geltenden  des  lautlich  Formalen  an,  ja 
leidet  alternd  wohl  gar  Einbuße  an  sprachschöpferischem  Selbstvertrauen  und  überprüft, 
wie  Wieland  wenigstens  für  seinen  Aristophanes  tat,  die  Wortwahl  von  vornherein  am 
Kanon  des  Wörterbuchs.  Gewiß  hangen  diese  Erscheinungen  mit  der  immer  ausgedehn- 
teren Aufnahme  von  literatursprachlichen  Büchern  zusammen;  aber  den  ersten  Anstoß 
gibt  der  Kampf  mit  der  Druckerei.  Das  werden  auch  die  Lesartenverzeichnisse  zu  Wie- 
lands Werken  bestätigen. 

Lesarten  sollen  darum  nicht  nur  als  Rechenschaftsbericht  über  die  Herausgeber- 
tätigkeit  an  dem  einen  Werke  angesehen,  auch  nicht  nur  zur  Entstehungsgeschichte  des 
einzelnen  Werkes  und  zur  Stilgeschichte  eines  Verfassers  aufgeschlagen  werden.  Ist  ihr 
Druck  verständlich  und  durchsichtig  eingerichtet,  wie  es  Prolegomena  IV  S.  59  empfohlen 
wurde,  so  wird  er  eine  Fundgrube  für  Emendationen  jeglicher  Überlieferung  sein  und, 
was  das  wertvollste  ist:  allgemeine  Entwicklung  der  Schrift-  und  Drucksprache,  der 
Literatursprache,  ablesen  lassen. 

Juli  1920.    (Nachträge:  April  1 921.) 

Zu  Prolegomena  IL  V.  VI  Werke. 

Vor  Nr.  1:  Prolegomena  K  S.  26 d)  vgl.  W.s  Vorfahren,  Funde  und  Forschungen,  Eine 
Festgabe  für  Julius  Wähle,   Leipzig  192  i    S.  I54f.  168  Anm.  89. 

Nr.  2:  Das  Gedicht  auf  Gutermanns  Amtsjubiläum  ist  vor  dem  Ofterdingerschen 
Abdruck  veröffentlicht  in:  Julius  Ernst  Günthert,  Erinnerungen  eines  Schwaben  [des  Bibe- 
racher  Malers  Pflug],  Nördlingen  1874  S.  30.     Mitteilung  von  E.  von  Steinmeyer. 

Nr.  3:  Das  Gedicht  sollte  in  der  Ausgabe  der  Akademie  1,2  nicht  An  Frau  Marie  Kick 
überschrieben  sein,  sondern  An  Frau  Christine  Kick;  denn  es  feiert  den  24.  Juli  als 
Namenstag,  das  ist  den  Christinentag,  wie  in  V.  30  übrigens  eigens  gesagt  ist.  —  Vgl. 
Dr.  Irene  Wunderlich,  Euphorion   23,i73ff. 

Nr.  4:  Das  Wieland-Museum  in  Biberach  a.  Riß  besitzt:  Diogenis  Laertii  de  vita 

et  moribus  philosophorum  libri  X.  Rec [Fr.  Ambrosius].  LA-gdvni,  apud  Ant.  Gry- 

phium.  MDLXXXV.  Sowohl  auf  dem  Titel  als  auf  der  letzten  Seite  des  hintersten  Vor- 
setzblattes steht  Wielands  Name  von  seiner  Hand;  das  zweitemal  ist  1 749  (irrig  CIOIOXLVIIII 
geschrieben)  beigesetzt.  Das  Büchlein  wechselte,  wie  die  Namenseintragungen  beweisen, 
den  Besitzer,  Inschriften  auf  dem  vorderen  Vorsetzblatt  sind  von  fremder  Hand.    Ob  die 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  5 

lateinischen  Bemerkungen  und  eine  französische  auf  den  Rändern  von  Wieland  herrühren, 
kann  ich  nicht  bestimmen,  es  ist  in  das  dicke  Büchlein  kleinen  Formates  schwer  ohne 
Entstellung  zu  schreiben;  Feder  und  Tinte  sind  verschieden.  Aber  da  die  ßeischriften 
alle  die  eine  Art  von  Inlialtsangaben  in  Schlagvvorten  haben,  dürften  sie  von  demselben 
Leser  stammen.  Sachlich  sind  sie  wertlos,  bezeichnen  nur,  wo  der  Schreiber  aufmerksam 
gelesen  hat.  Das  Buch  war  1744  in  Besitz  eines  B.  J.  Jaeneke  in  Halle,  deshalb  dürfte 
es  von  W.  noch  in  Klosterbergen,  nicht  erst  in  P>furt  erworben  sein.  Da  ein  ebenfalls 
in  Schweinsleder  gebundenes  Exemplar  der  gleiclien  Ausgabe  im  Auktionskatalog  der 
Bibliothek  Wielands  S.  16  Nr.  368  c  verzeichnet  ist,  mag  es  dauernd  in  seiner  Hand  ge- 
blieben und  benutzt  worden  sein.  Mir  hat  es  der  unermüdlich  hilfreiche  Gründer  und 
Vorstand  des  Wieland-Museums,  Reinhold  Schelle,  vorgelegt. 

Nach  Nr.  4:  4a.  Versifizierter  Doktorglückwunsch  zum  24.  Dezember  1749,  nach 
Euphorien  21,139  in  der  akademischen  Ausgabe  Werke  4,655   nachgetragen. 

(4b).  Böttiger,  Literarische  Zustände  und  Zeitgenossen  1,162  vom  18.  Oktober  i  795  : 
W.  habe  in  Erfurt  bei  Baumer  Privatisßima  über  Wolffs  Anfangsgründe  der  Philosophie 
gehört.  Danach  ist  im  Druck  ausgefallen:  'W.  hat  das  Wolfische  Compendium  mit  seinen 
klaren  mit  Bleistift  beigekritzelten  Anmerkungen  noch  unter  seinen  Büchern.'  Nach 
Böttigers  Handschrift  in  der  Landes-Bibliothek  in  Dresden.  Im  Verzeichnis  der  W.schen 
Bibliothek  sind  Wolffs  Anfangsgründe  aller  mathematischen  Wissenschaften 
nicht  angeführt.     Das  Exemplar  ist  nicht  bekannt. 

Vor  Nr.  6:  5a.  Durch  Dr.  Max  Hecker  kenne  ich  den  Inhalt  eines  im  Goethe-  und 
Schiller-Archiv  verwahrten,  einseitig  beschriebenen  Folioblattes  mit  der  Aufschrift:  Le 
Portrait  de  ma  charmante  Sophie.  In  einem  undatierten  französischen  Briefe,  den 
Hom,  Briefe  an  Sophie  La  Roche,  Berlin  1820,  dem  Jahre  1752  zuweist,  der  gewiß  früher, 
wohl  vor  Ende  Oktober  1750  anzusetzen  ist,  spricht  W.  zweimal  (S.  14.  16)  vom  Porträt 
Sophiens,  das  er  in  dem  Schreiben  entwerfe.  Er  tut  das  so,  daß  er  Anforderungen  an 
seine  Geliebte  im  Verhältnis  zu  seinen  Eigenheiten  aufstellt  und  ihre  Erfüllung  in  Sophie 
findet.  Der  Brief  behandelt  die  inneren  Eigenschaften  und  rühmt  nur  nebenher  'les  char- 
mes  du  corps'.  Diese  nun  malt  der  Aufsatz  ergänzend  aus,  zum  Teil  mit  Worten  des 
Briefes;  er  ist  also  in  die  gleiche  Zeit  zu  setzen.  Er  ist  kein  Brief,  gewiß  auch  keine 
für  die  ÖffentUchkeit  bestimmte  Schrift,  aber  durch  den  Anruf  Minervas  und  der  Götter, 
die  P>wähnung  der  Venus  und  der  Grazien,  durch  die  Rhetorik  des  Stiles  doch  eine 
schriftstellerische  Leistung,  die  in  den  Anhang  der  Werke  gehört,  wie  dieser  vorläufige 
Abdruck  überzeugen  wird. 

Le  Portrait  de  ma  charmante  Sophie. 
O !  Minerve,  je  peins  une  personne  qui  possede  tous  tes  agreniens,  anime  mon  portrait  de  tes  chatmus 
et  le  rends  digne  de  son  sage  original.  Ah  !  que  je  la  piiisse  faire  .si '  aimable  qu"elle  est  gravce  dans  mon 
coeur.  Son  visage  seroit  moins  charmant,  si  son  ame  seroit  moins  parie  de  qualiti'-s  angcliques.  Ses  ycux  ne 
sont  que  des  miroirs  de  son  ame.  Ne  doivent-iis  donc  etre  infiniment  beaux,  puisque  l'ame  la  plus  belle  y 
brille  ?  Dites-moi,  Dieux  les  yeux  noirs  de  Venus  lorsqu'elle  sortit  des  ondes,  etoient-ils  plus  ravissans  que 
ceux  de  ma  Sophie  quand  le  seren  bleu  du  ciel  s"y  mire  1'  Les  plaisirs  des  ames  beatcs  dans  les  champs 
Elysiens  sont  bien  inferieurs  aux  ceux,  dont  ses  regards  pleins  de  feu  et  de  tendres  amours  m"cnyvreiit.  Sa 
belle  petite  bouche,  la  patrie  des  ürai'es,  ravit  quand  eile  est  fennee  ressen)blante  ä  une  jeune  rose,  qui  vient 
de  s'ouvrir  et  de  repandre  ses  odeuis  ambrosicales,  autant  que  si  par  un  doux  sourire  eile  niontre  la  serenite 
de  son  ame  divine.  Parle,  mon  fier  coeur,  la  vive  tendresse  de  ses  }'eux  et  les  charmes  engageantes  de  sa 
belle  bouche  ne  sont  elles  capables  de  calmer  en  un  moment  tes  esprits  agites  et  de  tc  rendre  la  ti'anquilite 
qui  te  fait  digne  des  regards  si  toutpouissans ;'  Son  leint  qui  est  um  peu  plus  brun  que  blanc,  et  ses  beaux 
cheveux  qui  s'acftordent  bien  avec  la  vivacite  de  ses  yeux,  donnent  beaucoup  de  chaniies  a  un  visage  comnic 
le  sitn.  P^n  verite  eile  seroit  moins  belle  si  eile  avoit  plus  de  blanchcur-.  L'eclat  des  astres  comment  est-il 
i'leve  par  Tobscurite  d'une  belle  nuit !  Ajoutcz  une  laille  ravissante  et  une  Symmetrie  merveilleuse  qui  donne 

'    Über  gestrichenem  aussi. 


6  Seuffert: 

de  la  Diajeste  a  sa  personne.  En  verite  eile  pourroit  passer  poUr  unc  trcs  belle  statue  de  la  Minerve,  si  eile 
iravoit  ane  amc  qiii  donne  des  agremens  qui  lui  sont  tout  a  fait  propres,  a  son  visage  charmant  par  soi 
meme.  Mais  parce  que  une  ame  graiule  et  lumineuse  et  un  excellent  coeur  plein  de  sincerite  et  delicatesse, 
et  (oh  Dieux  !  quelle  beaute  pour  moi)  plein  de  tendresse  et  de  bonte  pour  celui  qui  l'aiine,  se  fait  voir  dans 
tous  Ics  traits  de  son  visage  et  sur  tout  dans  ses  yeux,  eile  eile  est  la  Dcesse  meme.  Ah  !  qu'elle  est  aimable, 
qu'elle  est  digiie  de  l'estime,  de  la  tendresse  et  de  la  Constance  d'une  noble  Ame. 

Nr.  6ff. :  vgl.  Wlh.  Calvör,  Der  metaphorische  Ausdruck  des  jungen  W.,  Göttingen  1906. 
Gg.  Beck,  Die  Sprache  des  jungen  W.,  Tl.  i  Der  Einfluß  Klopstocks,  Diss.  Heidelberg, 
l3ukarest  1913.  Frz.  Schlüter,  Studien  über  die  Reimtechnik  W.s,  Marburg  1 900.  Frdr. 
Neumann,  Geschichte  des  nhd.  Reimes  von  Opitz  bis  W.,  Berlin  1920,  besonders  §i8Sf. 
Nr.  8:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  106.  Vgl.  Fritz  Strich,  Die  Mythologie  in  der 
deutschen  Literatur  von  Klopstock  bis  Wagner,  Halle  19 10  1,87.  139.  —  In  Böttigers 
Mitteilungen  über  W.  in  Raumers  Historischem  Taschenbuch  1839  10,  379  ist  nach  Zeile  3 
die  handschriftlicli '  erhaltene  Aufzeichnung  (Landes-Bibliothek  Dresden)  weggelassen: 
'W.s  Vater  hatte  eines  Sonntags  über  den  Text  gepredigt:  Gott  ist  die  Liebe,  und  seinem 
damals  von  Kloster  Bergen  zurückgekehrten  Sohne  höchlich  misfallen.  Denn  schon  war 
der  Jüngling  W.  wechselsweise  Idealist  mit  Plato,  Atheist  mit  Spinoza,  usw.  gewesen.  Den 
Plato  kannte  er  nur  aus  Giceros  philosophischen  Schriften,  die  er  damals  mit  großer 
Liebhaberei  las.  —  Nach  der  Kirche  führte  W.  seine  Sophie  [Gutermann]  in  der  brennen- 
den Sonnenhitze  spazieren  und  theilte  ihr  nun  sein  System  von  der  Liebe  (Aphrodite),  die 
das  Chaos  bildete,  mit  einer  Exaltation  und  Beredsamkeit  mit,  wodurch  die  arme  Sophie 
bis  in  die  Wolken  entrückt  und  er  selbst  so  hingerissen  wurde,  daß  er  von  Stund  an 
der  Bitte  nicht  widerstelien  konnte,  dies  alles  zu  Papier  zu  bringen  und  in  ein  Ganzes 
zu  ordnen.  So  entstand  die  Natur  der  Dinge,  ein  Gedicht,  das  wenn  es  mit  der  ursprüng- 
lichen Verve  niedergeschrieben  worden  wäre,  noch  jetzt  zu  den  merkwürdigsten  Erschei- 
nungen gehören  müßte,  dadurch  aber  daß  W.  den  Lucrez  und  Antilucrez  [von  Polignac] 
dabei  zum  Muster  nahm,  freilich   eine  Fehlgeburt  werden  mußte.' 

Nr.  8ft'. :  vgl.  Herbert  Grudzinski,  Shaftesburys  Einfluß  auf  Chr.  M.W. ,  Breslauer  Beiträge 
zur  Literaturgeschichte  N.  F.  34,  Stuttgart  1913  S.  49 fl".  Charles  Elson,  W.  and  Shaftesbury, 
New  York  19 13.  Werner  Bock,  Die  ästhetischen  Anschauungen  W.s,  Berlin  1921  S.  I3f. 
Nr.  9:  vgl.  Enrico  Pizzo,  Miltons  Verlorenes  Paradies  im  deutschen  Urteile  des  18.  Jahr- 
hunderts, Literarhistorische  Forschungen  hg.  von  Schick  und  Waldberg  54,  Berlin  1914 
S.  38.  —  Die  italienischen  Schlußverse  des  Lobgesangs  auf  die  Liebe  fand  ich  in 
Guarinis  Pastor  fido  Akt  I  Szene  i,  in  der  Rede  des  Linco. 

Nach  einer  Ortsüberlieferung  in  Erfurt,  die  mir  Robert  Boxberger  erzählt  hat,  soll 
W.  daselbst  bei  einem  Lektor  Elias  Greifenhahn,  genannt  Amadeo,  die  italienische  Sprache 
gelernt  haben,  also  1749/50.  Ob  der  1687  geborene  Jhn.  Elias  Greifenhahn  (oder  Greiffen- 
hahn),  dessen  neusprachliche  Grammatiken  (die  italienische  17 14 — 1783  aufgelegt)  ver- 
breitet waren,  auch  in  Erfurt  lehnte,  kann  ich  jetzt  nicht  feststellen;  bei  Ersch  und  Gruber 
ist  nur  sein  Unterrichten  in  Jena  erwähnt.  Der  Pastor  fido  war  damals  das  übliche  Hilfs- 
mittel bei  Erlernung  der  italienischen  Sprache:  Leonardo  Olschki,  G.  B.  Guarinis  Pastor 
fido  in  Deutschland,  Leipzig  190S  S.  12.  18. 

Daß  W.  den  Pastor  fido  kannte,  ergibt  sich  aus  einem  Folioblatt  mit  der  Überschrift 
Ä  M-^"'  G..  [=  Gutermann]  Du  Berger  fidele  de  Mr.  Guarini  Acte  III.  Scene  VI., 
auf  dem  13  Verse  aus  der  Rolle  Mirtils  in  französischer  Sprache  stehen:  'Ah!  j"aime  mieux 
mourir  pour  celle  qui  m'enflamme'  bis  'Otes  m'en  le  desir  otes  m'en  le  J)ouvoir.'  Der 
Text  stimmt  wörtlich,  aber  nicht  orthographisch  zu  der  vom  italienischen  Text  beglei- 
teten Übersetzung  [des  Abbe  de  Torche] :  Le  Berger  fidele.  Traduit  de  ITtalien  de  Guarini 
En  Vers  FrauQois.  A  Cologne,  dies  Pierre  du  Marteau.  MDCLXXVII  S.293.    Die  Abschrift 


Prolegomena  zu  einer  Wieland-Au^gahe.    VIT.  7 

hat  Max  Hecker  aus  dem  La  Roche-Nachlaß  im  Goetlie-Scliiller-Archiv  kopiert;    sie  dürfte 

dem  Lobgesang  auf  die  Liebe  gleichzeitig  sein.  —  In  W.s  Büchernachlaß  wird  als  Nr.  3007 

ein  Druck  des  Pastor  fido   Verona  1735   angeführt.  —  Die  Verse,  die  in  Antiovid  II.  auf 

das  Werk   anspielen,    sind   erst  1770   dazugekommen;    in  diesem    Jahre    tritt    auch    eine 

kritische  Äußerung  über  Guarini  zutage:  Grazien  Buch  4  Anfang;  nachdem  1768  im  Idris  I 

7.  Strophe  er  in  Schutz  genommen  worden  war. 

Zu  Nr.  9:  9a.    In  die  Zeit  des  Lobgesangs  auf  die  Liebe  fallt  der  Versart  nach  ein 

Gedicht  an  Sophie  Gutermann,  das  Max  Ilecker  in  dem  La  Roclie-Nachlaß  des  Goethe- 

und  Schiller-Archivs   gefunden   hat;    i'y4  Seiten  eines   in   deutscher  Schrift   (bis   auf  die 

französischen  Verse  natürlich)  beschriebenen  Foliobogens,  der  wie  Nr.  5  a  und  9  von  Sophie 

aus  dem  heiligen  Liebesfrühling  über  die  innenfremde  Ehe  zärtlich  bis  zum  Tode  bewahrt 

wurde.     Es  ist  zum    i.  Bande  der  Jugendschriften  nachzutragen. 

Der  Balsamische  Hauch  des  vom  Abend  gebohrnen  Westwinds 
Der  das  Gesicht  de.s  \Vand[r]ers,  das  die  Hizze  der  Sonnen 
Mit  dem  erregten  Blute  durchglüht,  erqvikend  anbläst 
Und  den  erhizten  Geistern  einen  ruhigem  Cirkel-Lauf  giebet. 
Hat  viel  weniger  Anmuth  und  Seelen  durchdrii%ende  Kräfte 
Als  dein  Ambrosicalischer  Kuß,  volkommene  Schöne! 

Sagt  es  ihr  Götter  die  ihr  nicht  wißt  was  falsches  zu  sagen 
kennt  ihr  im  Schoos  der  Himmel,  die  ewige  Wollust  gebären, 
Eine  Lust  die  der  meinigen  gleicht,  oder  wenigstens  nahet, 
Wenn  ich  mit  der  großen  Idee,  die  meinen  Geist  ganz  erfüllet. 
Von  Sophien  geliebet  zu  seyn,  und  in  dem  zärtlichsten  Herzen 
Nur  ihr  Bild,  nur  Sie,  die  Würdigste,  anzubeten. 
Dieses  Englische  Kind  in  der  grösten  Zufriedenheit  küße. 

Himmel,  du  kennest  mein  Herz,  es  kan  seine  Bildung  nicht  ändern, 
Wird  es  demnach  aufhören  können.  Die  Schönste,  zu  lieben  '. 
Nein,  eh  sol  der  Tod  durch  eine  gewaltsame  Scheidimg 
Meine'  von  ihrem  Bild  durchdrungene  Seele  vom  Leibe 
Und  von  meinem  Leib  Bewegung  und  I.«beii  trennen ', 
Ehe  ich  mich  in  das  Elend  stürze,  Sophien  zu  mangeln. 

Flöße  mir  selbst,  o  Herr,  o  Schöpfer  der  lebenden  Wesen, 

Tugend  und  Weisheit  ein,  Sophien  würdig  zu  werden 

Und  zur  Belohnung  verlang  ich  nur  Sie,  die  zärtliche  Freundin, 

Denn  du  kanst  mir  doch  nie  was  liebers  und  treflichers  schenken. 

Ah  I  que  *  suis-je  heureux  ?  de  quelle  voluptc 

vraiment  digne  d'une  ame  belle 

Douce,  ravissante,  spirituelle, 

mon  tendre  coeur  est  inonde  ? 

La  vie  des  Dieux  quoique  pleine  de  joie 

n'en  a  autant  que  mon  coeur  sent  sans  .cesse 

Oubliant  dans  les  transpors  de  la  tendresse 

Sur  la  belle  bouche  de  ma  Sophie 

Le  monde  entier  et  sans  eile  meme  la  vie.  W.. 

Wegen  der  bei  der  vorigen  Nr.  besprochenen  Kenntnisse  W.s  habe  ich  die  franzö- 
sische Übersetzung  des  Pastor  fido  durchgeblättert,  ohne  auf  Verse  zu  stoßen,  die  der 
Abschluß  des  (Gedichtes  benutzt  haben  könnte.  Auch  hat  er  eine  zu  willkürliche  Metrik, 
um  aus  einem  französischen  Werke  übernommen  zu  sein,  selbst  wenn  man  annehmen 
wollte,  daß  der  Schlußreim  nur  eine  Anpassung  sei 

Nr.  10:  vgl.  Strich,   Die  Mythologie  aaO.  1,18. 

Nr.  12:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  106. 

Nr.  14:  Die  Ausführungen  über  die  Zwölf  moralischen  Briefe  in  den  Mitteilungen 
des  österreichischen  Vereins  für  Bibliothekswesen  1906  10,  76ff.  sind  zu  berichtigen.    Der 


Interpunktion  unsicher.         '    aus:  Meinem         '    davor  gestrichen:  zu.  *    danach  gestrichen:  je. 


8  Seuffert: 

da  mit  A  bezeichnete  Druck  ist  nicht  von  Einem  Satze  mit  BC  abgezogen,  wie  ich  an 
dem  Exemplar  der  Universitätsbibliothek  Graz  I  5776  sehe.  Höhe  des  Satzspiegels  und 
Breite  der  Verszeilcn  sind  nicht  immer  gleich,  die  Zierleisten  sind  oft,  die  Striche  zu- 
weilen verschieden,  defekte  Lettern  finden  sich  an  ungleiclien  Stellen.  Als  Kennzeichen 
vermerke  ich  außer  den  früher  nach  Stumme  mitgeteilten  (wobei  aus  der  Vorrede:  Be- 
kantmachung  A  zu  verbessern  ist),  indem  ich  nun  das  Stnmmesche  =  Grazer  Exemplar  E\ 
die  früher  bekannten  E^ E^'  nenne: 

S.  6  Z.  2.  I  vu  bestritten  £<=  bestritten  E^^.  S.  18  Seitenzahl  richtig  E"  12  E'^.  S.  27  Z.  10  vu  K»  E" 
19  £«''.  S.  28  Z.  9  vu  14)  £>=  14*  E''^'.  Umgekehrt  S.  153  Z.  8  vu  1!)*E<'  19)  E''^.  S.  30  Z.  1 1  unser  £<= 
unsers  £A  S.  37  Z.  11  Vernunft  E"  Vernuft  E^^,  4  vu  Nosalindcn  E"  Rosalindcn  E^^,  finden.  E"  finden'!  £»•>. 
S.  95  Z.  6  llenelvus  E^  Menelaus  E?^.  S.  113  Kustos  Als  E"  Als-E^^'.  S.  123  Kolumnentitel  Brirf  E" 
Brief  E^^,  5  vu  Ueberbkibsel  E"    Uberbkibsel  E'^.     S.  143  Z.  8  vu  Paradiesich,  E"  Paradiesisch  £»•'  usw. 

Den  Satz  mit  den  zweierlei  Verlagsfirmen  E""^  wird  man  für  den  ursprünglichen  halten, 
weil  die  Beteiligung  zweier  an  einem  Nachdruck  unwahrscheinlich  ist.  Schrift  und  Druck- 
stöeke  bezeugen,  daß  die  drei  Drucke  sicher  aus  derselben  Druckerei  stammen. 

Ich  bemerke  allgemein :  Die  bibliographische  Feststellung  von  Nebendrucken  hat 
literarhistorisch  ihre  Bedeutung  alj  Zeichen  des  Absatzes.  Für  die  Textkritik  und  also  das 
Lesartenverzeichnis  kommt  lediglich  in  Betracht,  welcher  von  den  Drucken  in  die  Geschichte 
der  Überlieferung  gehört.  Wo  eine  neue  echte  Ausgabe  von  der  Vorgängerin  abweicht,  muß 
überprüft  werden,  welcher  der  Doppeldrucke  der  neuen  echten  Ausgabe  nähersteht;  dieser 
allein  ist  für  die  Lesarten  heranzuziehen,  eine  vollständige  Vergleichung  der  übrigen  Doppel- 
drucke erübrigt  sich,  außer  wo  die  neue  Ausgabe  offenbar  Fehler  ihrer  Vorlage  nimmt, 
die  Vorlage  also  als  schlechter  Doppeldruck  erscheint.  Freilich  ist  damit  noch  nicht  ge- 
sagt, daß  der  Druck  mit  der  besseren  Lesart  der  frühere  und  echte  sein  muß,  wie  VV.  Kurrel- 
meyer,  Die  Doppeldrucke  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Textgeschichte  von  Wielands  Werken, 
Abhandlungen  der  Kgl.  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften,  Berlin  19 13,  phil.- 
hist.  Classe  Nr.  7  S.  3,  annimmt;  der  spätere  Neudruck  kann  einen  verständigen  und  dazu 
achtsameren  Setzer  oder  Korrektor  gefunden  haben,  als  es  der  Verfasser  war,  falls  er 
überhaupt  beim   Druck  mitwirkte. 

Ob  bei  Schirmeyer,  Gg.  Ldw.  v.  Bar,  Mitteilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und 
Landeskunde  zu  Osnabrück  1907  Bd.  32,  etwas  für  die  Briefe  W.s  zu  gewinnen  ist,  weiß 
ich  nicht.      Vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  1,87 f. 

Nach  Nr.  14:  (14a).  1752  Januar — Februar.  Drei  verschollene  Beiträge  zur  Zü- 
richer Monatsschrift  Crito.  Budde,  W.  und  Bodmer,  Palästra  LXXXIX,  Berlin  1910 
S.  13 f.  73.  205.  —  Über  Budde  vgl.  Hordorff,  Euphorion  19,  689 ff.  Budde  hat  in  seiner 
Arbeit  meines  Erachtens  zu  niedrig  eingeschätzt,  wie  anpassungsfähig  an  fremden  Stil 
der  junge  W.  war;  A.  Kösters  Nachweise  über  den  'Gefolgsmann'  Bodmers  (s.  die  reichen 
Anmerkungen  zu  Kösters  Ausgabe  der  Schönaichschen  Ästhetik,  Deutsche  Litteraturdenk- 
male,  Berlin  1900  Nr.  70 IT.)  hätten  ihn  vorsichtig  machen  müssen;  auch  war  zu  er- 
wägen, wie  unsicher  es  ist.  Sprach-  und  Schreibformen  der  eigenmächtigen  Druckereien 
in  Büchern  und  gar  in  Zeitschriften  als  Eigenarten  des  Verfassers  anzusprechen.  Daher 
sind  Buddes  Urteile  nicht  ohne  Prüfung  hinzunehmen. 

Nr.  25:  Die  Erzählungen  erschienen  1752  gleichzeitig  Heilbronn,  bey  Franz  Joseph 
Pickebrecht  und  Tübingen,  bey  Johann  Christoph  Löffler,  also  wie  Nr.  14.  —  Über  die 
hier  verwendete  Züricher  Antiquaschrift  vgl.  A.  Köstcr,  Schönaich,  Die  ganze  Ästhetik 
in  einer  Nuß  aaO.  S.  552;  Euphorion  Ergänzungsheft  3.66.  70;  hiermit  wird  Prolego- 
mena  IV  S.  53  ergänzt.  —  Die  Quelle  zu  Balsora  hat  phil.  Lia  Weiss  im  Guardian  aufge- 
schlagen: Addisons  Works,  ed.  by  Henry  G.  Bohn,  London  1888  4,  325  if.  In  der  Über- 
setzung der  Gottschedin  Des  Aufsehers  oder  Vormundes  2.  Teil  167.  Stück  22.  September 


Proleyomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  9 

17 13,  Leipzig  1749  S.  389  ff.  —  Vgl.  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  1380".  Luise 
Wolf,  Elisabeth  Rowe  in  Deutschland,  Heidelberg  18 10  S.  69  f.  Strich,  Die  Mythologie 
aaO.  1,88  f. 

Nr.  27:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  106.  Vgl.  L.  Wolf,  E.  Rowe  aaO.  S.  68. 
Strich,  Die  Mythologie  aaO.  1,88. 

Nr.  28:  vgl.  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  166  ff. 

Nr.  29:  vgl.  ebenda  S.  142.  215.  Zwei  Zitate  daraus  V.  1^8.  22 — 25  in  Züricher 
Freymüthige  Nachrichten  15.  Augstmonat  1753  S.  259 f.  mit  Abweichungen.  Vgl.  Budde, 
ebenda  S.  73. 

Nr.  30:   vgl.  L..Wolf,  E.  Rowe  aaO.  S.  70 f. 

Nr.  35:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  106. 

Nr.  36:  vgl.  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  32  Anm.  * 

Nr.  38:  vgl.  ebenda  S.  7  i  f. 

Nr.  39:  Zitat  aus  Brief  6  V.  228 — 230  Es  hat  —  Liebe. in  Das  Angenehme 

mit  dem  Nüzlichen,  15.  Dezember  1755  St.  50  S.  493  als  Motto,  stimmt  außer  in  Recht- 
schreibung mit  dem  i.  Druck  überein.  —  Vgl.  L.Wolf,  E.  Rowe  aaO.  S.  72!'.  79. 
C.  II.  Ibershoff,  New  english  source  of  W.,  The  Journal  of  English  and  Germanic  philo- 
logy  14,  56  f.  Köster,  Schönaich  aaO.  S.  XXVIII  und  Verzeichnis  der  Eigennamen  unter 
Wieland. 

Nach  Nr.  39:  39a(?).  Anteil  an  Bodmer,  Jacobs  Wiederkunft  von  Haran, 
Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  36  Anm.  * 

Nr.  40:  Hsl.  Widmung  des  Gepryften  Abraham  an  Mde.  Gessner  nee  Bodmer  sollte 
in  L.  Hirschberg,  Erinnerungen  eines  Bibliophilen,  Berlin -Wilmersdorf  I9i8(?)  faksimiliert 
werden.  —  (Als  Anregung  oder  Quelle  kommt  vielleicht  auch  Rowe,  Geschichte  Josephs, 
2.  Buch,  in  Betracht,  weil  Züricher  Freymüthige  Nachrichten  31.  Weinmonat  1753  St- 44 
S.  348  die  Opferung  Isaaks  als  in  ihr  enthalten  angeführt  wird.)  —  Vgl.  Budde,  W.  und 
Bodmer  aaO.  S.  143  ff. 

Nr.  42:  Der  unausgesetzt  hilfreiche  Dr.  E.  G.  Stumme  in  Leipzig  zeigt  mir  an,  daß 
er  ein  Exemplar  der  Hymnen  erworben  hat,  in  welches  das  Blatt  S.  15.  16  doppelt 
eingebunden  ist;  das  zweite  (=  E^)  enthält  V.  229  —  276  und  62  —  79;  diese  Versfolge 
ist  inlialtlich  unmöglich,  es  liegt  also  eine  Verschiebung  der  hsl.  Vorlage  beim  Satze  oder 
ein  Verwerfen  der  StOcksätze  beim  Umbreclien  vor,  seltsam,  weil  sie  von  Bogen  C^  vor- 
ausgreift und  dann  von  der  vorhergehenden  Seite  14  wiederholt.  Es  wurde  nun  ein 
Doppelblatt  S.  13 — 16  neu  gedruckt  (=  E^)  auf  weißerem  Papier  und  an  die  stehenge- 
bliebenen Falzen  des  3.  und  4.  Blattes  des  4"-Bogens  B  angeklebt;  die  Falzen  haben  das 
gelbere  Papier  des  ganzen  Schriftchens:  ein  Exemplar  mit  diesem  Karton  hat  auch 
F.  Homeyer  für  die  akademische  Ausgabe,  Werke  2,  i  75  ff.  benutzt.  Das  verworfene  Blatt  E" 
ist  von  einigem  Werte  wegen  älterer  Lesarten;  Stumme  verzeichnet  mir:  V.  77  Der  E'' 
Ihr  E^.  79  Sphaeren  E"  Erden  E^.  Da  nach  Stummes  Mitteilung  im  Neuesten  aus  der  an- 
mutliigen  Gelehrsamkeit,  Leipzig  1753  S.  923 — 925  nur  V.  i — 47,  in  Edward  Grandisons 
Geschichte  in  Görlitz,  Berlin  1755  S.  42^ — 44,  V.  1 — ^54  der  Sonnenhymne  steht,  sind  diese 
Lesarten   hier  allein   überliefert.   —  Vgl.  Pizzo,  Miltons  Verlorenes  Paradies   aaO.  S.  42. 

Nr.  43:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  106.  Nach  Mitteilung  von  F.  Homeyer  hat 
Brunner  seine  Ansieht,  die  Hs.  sei  von  Bodmer  geschrieben,  widerrufen.  —  Brunner  schrieb 
mir  noch  1909,  der  Titel  der  zweiten  Hymne  auf  Gott  und  die  zehn  ersten  Verse 
sowie  drei  Verse  am  Rand  und  Druckanweisung  und  Korrekturen  rührten  in  der  von 
fremder  Hand  geschriebenen  Hs.  von  W. 

Nr.  47.  48:  Budde,  W.  imd  Bodmer  aaO.  S.  74.  76f.  erklärt  Bodmer  für  den  Verfasser. 

Phil.-hht.  Abh.  1921.  Nr.  3.  2 


IQ  S  euffert: 

Einlag-e  nach  Nr.  48:  a)  Budde,  ebenda  S.  74  bezeichnet  Bodmcr  als  Verfasser. 

b)  ebenda  S.  75,  das  Stück  sei  nicht  von  W.  verfaßt. 

c)  ebenda  S.  8iff.,  Bodmer  sei  der  Verfasser. 

d)  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  106.  Budde,  S.  84 ff.,  das  Stück  sei  nicht  von  W. 

verfaßt. 

e)  f)  g)  h)  ebenda  S.  86 ff.  90 f.   gif.   86 ff.,  Bodmer  sei  der  Verfasser. 
i)  ebenda  S.  92  f,  W.  sei  nicht  der  Verfasser. 

Nr.  50:  Schlußzeile  ließ:  Heiden  statt  Weisen. 

Nr.  51:  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  7 5  f.,  Bodmer  sei  allein  der  Verfasser. 

Nr.  53:  ebenda  S.  7  7  ff.,  Verfasser  seien  W.  und  Bodmer. 

Nr.  54:  ebenda  S.  67ff.,  die  Vorrede  sei  von  Bodmer  verfaßt. 

Nr.  55:  ebenda  S.  72. 

Nr.  56:  Nicht  die  Vorrede  zur  Synd-Flut  1751,  wie  Deutsche  Litteraturdenkmale  7off. 
S.  412  Z.  13 ff.  steht,  sondern  die  1753  hinzugekommene  Neue  Vorrede  stammt  von  W. 

Nr.  58:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  106.  Vgl.  zu  Nr.  97. 

Nr.  60:  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  79 ff.  hält  Bodmer  für  den  Verfasser.  Daß 
W.  von  dem  in  Hausenstocks  Erdichtetem  Brief  angegriffenen  Lehrer  am  Lüneburger 
Lyceum  Chph.  Stockhausen  1753/4  wirklich  empfohlen  wurde,  ergibt  sich  aus  der  ge- 
naueren Kenntnis  des  Eintrags  in  Beckers  Beiträge  S.  251,  die  ich  E.  von  Steinmeyer 
verdanke.    Damit  sind  meine  Fragen  Euphorion  19,574  Anm.  erledigt. 

Nr.  61:  vgl.  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  83  f. 

Nr.  63:  vgl.  ebenda  S.  177 ff. 

Nr.  64:  s.  Nachtrag  Prolegomena  III  S.  50. 

Nr.  68:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  106. 

Nr.  70:  vgl.  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  217. 

Nach  Nr.  71:  71a(?).  i  754  vor  Pfingsten?  Versuch  einer  Ode  auf  das  Pfingst- 
Fest.  Freymüthige  Nachrichten  7.  Herbstmonat  1757  St.  36  S.  285  f.  Nach  Budde, 
W.  und  Bodmer  aaO.  S.  97  'zweifellos  von  W.'  und  in  das  Jahr  1754  datiert.  Ich  ver- 
danke F.  Homeyer  eine  Abschrift,  die  ich  zur  Beurteilung  unterbreite. 

Versuch  einer  Ode  auf  das  Pfingst-Fest. 

Sie,  die  den  Heyland  dort  jenseits  dem  Grabe  lebend  Von  jedem  Munde  gleich  in  jeder  Sprache  herrlich 

Auf  dem  errungnen  Throne  sahn,  Ergießt  in  den  gerührtem  Sinne 

Entriß  nicht  mehr  dem  nun  entwölkten  Himmel  Des  Volks  der  Geist  die  nie  empfundnen  Triebe 
Ein  allzuniedrer  Wunsch;  Mit  siegender  Gewalt; 

Sie  sahen  starr  dem  Glanz  des  neuen  Lichts  entgegen  Er  winkt  noch  Gnade  zu,  er  will  den  Sünder  segnen 

Und  pi'iesen  ihrer  Hofnung  voll  Und  ruft  der  Menschheit  Frieden  aus, 

Den  grossen  Tag,  des  nahen  Heiles  Feyer  Noch  öfnet  er  die  unbekannten  Schätze 
Schwellt  ihr  entzücktes  Herz.  Das  Heil  der  jungem  Welt; 

Gleichwie  der  Libanon  bey  tobenden  Gewittern  Er  lehrt  des  Glaubens  Grund  des  Mittlers  grosse  Sendung 

In  seinen  Gründen  furchtbar  bebt  Die  Wunden  des  Gesalbeten, 

Und  Erd  und  Luft  das  schreckende  Gebräuse  Des  Vaters  Bund,  des  grossen  Tags  Verheissung 
Erschüttert  wiederhohlt:  Der  Zukunft  hohes  Reich. 

So  bebten  sie,  weil  auf  des  Sturmes  hohen  Flügeln  Die  Menge  höhlet  froh  die  Symphonien  wieder 

Der  Geist  des  Herren  niederfuhr,  Die  seines  Gottes  voll  der  Chor 

Und  unaufhaltsam  seiner  Allmacht  Schauer  Der  Seraphim  dem  Held  dem  Überwinder 
In  Mark  und  Adern  drang.  Auf  Tabor  jauchzete. 

Ein  wirbelnd  Feuer  blitzt  mit  sanft  zertheilten  Funken  Und  Juda  hört  erstaunt  des  Heiles  neue  Lehre 

Um  den  erstaunten  Kreis  herum,  Wie  dort  um  jenen  Sinai 

Sein  göttlich  Licht  umwindet  jede  Stirne  Das  gleich[e]  Volk  den  Gott  der  in  Gewittern 
Und  glüht  in  jeder  Brust;  Gesetze  donnerte: 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII. 


11 


Es  hört,  und  wünscht  bei'eits  in  Jesu  Dienst  zu  leben 
Das  Herz  versinkt  in  wahrer  Reu, 
Die  Sünde  wird  mit  ernstem  Leyd  verworfen 
Der  Held  siegt  noch  einmafal; 

Er,  der  der  Hölle  Macht,  er,  der  den  Tod  bezwungen 
Der  thut  noch  melir,  er  macht  uns  fromm; 
Er  weckt  uns  von  dem  giausenvoUen  Schlummer 
Zum  neuen  Leben  auf; 

Und  ich,  den  sein  Geschick  dem  grossen  Glück  entzogen 

Mit  diesem  Auge  dich  zu  sehn, 

Wie  soll,  o  Gott,  die  ungeweyhte  Zunge 

Ein  Lied  des  Danks  dir  weyhn? 

Wie  soll  mein  schwacher  Mund  die  Göttertöne  singen 
Und  Himmelan  vom  Staube  fliehn? 
O  Herr!  du  hast  mein  junges  Herz  entflammet 
Entflamm  auch  meinen  Geist; 

Tragt  mich  ihr  Seraphim  durch  die  gestirnten  Wege, 
Laßt  meine  Sprache  Musik  seyn; 
Ihr  Sphären  ruft  das  Hallelujah  wieder 
Und  ihr,  ihr  Welten,  weicht, 

Wei<;h  von  mir  träger  Reitz,  der  Held  hat  überwunden 
Mein.  Lied  erzählet  den  Triumf; 

Des  Glaubens-Krafb  schwingt  mich  beglückt  zum  Ziele 
Der  kühnsten  Hofnung  auf. 

So  hebt  den  Adler  auch  die  königliche  Seele 
Fern  von  der  niedern  Welt  empor 
So  wagt  er  külm  auf  nie  geschwächten  Schwingen 
Den  grenzenlosen  Flug. 


O!  daß  das  ernste  Feur  das  mein  Gemüth  durch  wallet 
Und  von  mir  weg  den  Erdball  stößt 
In  jeder  Brust  auf  jeder  Zunge  mächtig 

Zum  Rand  der  Himmeln  stieg? 

In  diesen  Fernen  herscht,  noch  jetzt  begrenzte  Wünsche ! 
Ein  Keim  von  Göttlichkeit  für  mich, 
Dort  werd  ich  einst  vom  nahen  Licht  der  Engel 
Begeistert  seyn,  euch  gleich 

Die  sich  aus  einer  Welt  der  hohe  Gottmensch  wählte 
Die  Zeugen  seiner  Macht  zu  seyn; 
Dort  werd'  ich  reif  zu  ungemeßner  Grösse 
Was  niedrig  ist,  ausziehn. 

Und  jener  Rose  gleich  dem  Morgen  mich  enthüllen 
Der  ihr  von  Sarons  Grüften  winkt; 
Dann  flieg  ich  dort  frey  von  der  Erde  Banden 
Der  Empifäer  Flug 

Wann  Nacht  und  Finsterniß  auf  ewig  von  mir  wähend 
Der  Geist  zu  seinem  Glanz  mich  führt; 
Dann  will  ich  oft  des  Himmels  hohe  Sprache 
Dem  Auferstandnen  weyhn. 

Dann  will  ich  oft  entzückt  von  seinem  Stuhl  zum  Strome 
Mit  dem  der  Sphären  schneller  Lauf 
Harmonisch  rauscht,  erhabener  den  Helden  singen. 
Den  aller  Geister  Welt, 

Den  aller  Engel  Chor,  durch  alle  Ewigkeiten, 
Von  Welt  zu  Welt,  von  Künftigkeit 
■  Zu  Künftigkeit,  nie  satt  an  Lust  erzählend 
In  den  Olympen  feyrt. 


I 


W.s  Art  vermag  ich  in  der  Ode  nicht  zu  finden,  er  dichtet  erregter,  schäumender. 
Es  ist  wenig  wahrscheiidich,  daß  W.,  nachdem  er  Weihnachts-  und  Oster-Ode  'pindarisch', 
wie  sein  Vorbericht  betont,  gesungen  hat,  die  Pfingstode  in  vierzeiliger  Strophe,  gleich 
der  1752  Nr.  36  für  die  Ode  'Klagen  und  Beruhigung',  Werke  akademische  Ausgabe  1,453, 
verwendeten,  spricht.  Dazu  kommt,  daß  W.  am  24.  Juiii  1756  an  J.  G.  Zimmermann 
schreibt  (Ausgewählte  Briefe  i,  193):  'Die  Ode  auf  Pfingsten  hat  Herrn  Breitinger  und 
mich  gerührt,  frappirt,  entzückt,  erbaut.'  Daß  das  Höflichkeitsurteil  ein  Werk  Zimmer- 
manns betrifft,  lehrt  der  Zusammehhang.  Dazu  kommt,  daß  Breitinger  im  April  1756 
Zimmermann  belobt  hatte,  weil  er  sich  in  Oden  versuchen,  sich  dazu  durch  fleißige 
Lesung  des  Horaz,  der  ihm  die  Leier  stimmen  solle,  begeistern  wolle  (E.  Bodemann, 
J.  G.  Zimmermann  S.  190).  Ich  vermute  daher  Zimmermann  als  Verfasser  der  Ode;  ihre 
erwägende  gelassene  Sachlichkeit  scheint  mir  zu  seiner  Erdbebendichtung  zu  passen. 
Immerliin  ist  auch  ein  anderer  Verfasser  möglich  ;  denn  die  entschuldigende  Vorbemerkung, 
die  Zeitungen  seien  um  den  Abdruck  gebeten  worden,  ist  mir  bei  Zimmermann  unerwartet, 
freilich  bei  seinem  eiteln  Bemühen  um  Dichterruhm  nicht  ausgeschlossen.  Jedesfalls  aber 
hatte  der   1757   schon  anerkannte  W.   keinen  Anlaß  zu  solcher  Bitte. 

Nr.  72:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  106. 

Vor  Nr.  75:  74a.   s.  ebenda  S.  io6f.  und  Euphorien  19,  562  ff. 

Nr.  75:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  107.  Arthur  Hordorff,  Untersuchungen  zu 
Edward  Grandisons  Geschichte  in  Görlitz,  Euphorion  i8,68ff.  38iff.  634ff.  i9,66ff. 
B.  Seuffert,  ebenda  S.  57off.  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  103 ff.  lehnt  W.s  Betei- 
ligupg  ab,  bekennt  aber  in  der  Vorrede:  'Die  Kontroversen  über  p]dward  Grandisons  Ge- 
schichte in  Görlitz  scheinen  auch  durch   diese  Schrift  noch  keine  Erledigung  zu  finden.' 

2* 


12  Seuffert: 

Nach  Hordorff  ist  W.s  'Anteil  weit  größer  als  man  dachte'.     Man  wird  das  Stück,  meinem 
ursprünglichen  Vorschlag  gemäß,  nachträglich  aufnehmen  müssen. 

Nr.  76:  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  93  f.  lehnt  W.s  Verfasserschaft  ab. 

Nr.  77:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  107. 

Nr.  78:  Z.  4  lies:  121  statt  120;  ebenso  Prolegomena  II  S.  70  Stück  20.  Der  Vor- 
bericht erscheint   1758  zum  ersten  Male.     Über  Einzeldruck  s.  Prolegomena  III  S.  50. 

Nr.  79:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  107. 

Nr.  80:  vgl.  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  216. 

Nr.  81:  vgl.  ebenda  S.  157 ff.  (Die  sterbende  Rahel  kann  wegen  der  Erwähnung  in 
den  Freymüthigen  Nachrichten  1753  St.  44  S.  349  durch  Rowe,  Geschichte  Josephs  an- 
regt sein.) 

Einlag-e  Nr.  81:  a)  — d)  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  98  ff.  weist  W.s  Verfa-sser- 
Schaft  ab.     d)  halte  auch  ich  für  nicht  Wielandisch. 

Nr.  82:  vgl.  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.   S.  looff. :  nicht  von  W. 

Nr.  84:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  107. 

Nr.  87:  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  95  f  lehnt  W.s  Verfasserschaft  ab. 

Nr.  89:  vgl.  ebenda  S.  50  Amn.** 

Nr.  90:   vgl.  ebenda  S.  96:   Verfasser  sei  Bodmer. 

Nr.  91 :  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  108  unter:  Nach  Nr.  119.  —  Die  Bemerkungen 
Prolegomenall  S.  71  Stück  25  werden  durch  Nr.  153  ergänzt.  —  Stumme  besitzt  außerdem 
einen  Druck:  Empfindungen  des  Christen.  Zweyte  Auflage.  Zürich,  bei  Orell  und 
Comp.  1758,  2  BIl.  +  204  SS.,  der  nicht  Sonderausgabe  aus  den  Prosaischen  Schriften 
Nr.  1 1 9  ist.  Wohl  diesen  Druck  besitzt  UniversitätsbibUothek  Königsberg  i.  Pr.  'an  Gc  2  7  i 
(Gh)'.  —  Vgl.  L.Wolf,   E.  Rowe   aaO.  S.  730". 

Nr.  92:  vgl.  L.  Wolf,  E.  Rowe  aaO.  S.  76.      , 

Nr.  93:  nach  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  50**  aus  dem  Frühjahr  1755.  Vgl. 
Strich,  Die  Mythologie  aaO.  1,76. 

Nr.  94:   vgl.  L.  Wolf,  E.  Rowe  aaO.  S.  76f 

Nr.  96:  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  96  f.  verneint  W.s  Verfasserschaft.  Steinberger 
Euphorion  22,671. 

Nr.  97:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  107.  Vgl.  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO. 
S.  i29ff.   i79f 

Nach  Nr.  100:  100a.  1756  vor  August  18.  Anzeige  von  Jonathan  Swift,  Sa- 
tyrische und  ernsthafte  Schriften.  Erster  Band.  Hamburg  und  Leipzig  1756  in 
Freymüthige  Nachrichten  18.  August  1756  Nr.  33.  Vgl.  Euphorion  2 2, 671  ff.  Julius  Stein- 
bergers  Zuweisung  hat  trotz  dem  der  Anzeige  voranstehenden  Ort:  Braunschweig  große 
Wahrscheinlichkeit. 

Nr.  101:   vgl.  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  132. 

Nr.  103:   vgl.   Strich,   Die  Mythologie  aaO.  1,18. 

Nach  Nr.  103:  103a.  Neuer  Vorbericht  zu  Der  Tod  Adams  s.  Nachtrag  Prole- 
gomena VI  S.  107.  Vgl.  Muncker,  Über  einige  Vorbilder  für  Klopstocks  Dichtungen, 
Sitzungsberichte  der  bayr.  Akademie  der  Wissenschaften,  Phil. -bist.  Klasse,  München  1 908 
Abhdlg.  6  S.  33  ff. 

Nr.  104:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  108.  —  Vgl.  Emilie  Marx,  W.  und  das 
Drama,  Freie  Forschungen  zur  deutschen  Literaturgeschichte  3,  Straßburg  19 14  S.  52ff. 

Nach  Nr.  109:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  108:  109a.  Theorie  und  Geschichte 
der  Redkunst  und  Dichtkunst.  Werke  akademische  Ausgabe  4,  303  ff.  Vgl.  W.  Bock, 
Die  ästhetischen  Anschauungen  W.s,  Berlin  192  i   S.  56 ff. 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  13 

109b.  Einleitung  in  die  Kenntniß  der  itzigen  Staaten  in  Europa,  Werke 
akadeinisclie  Ausgabe  4,42ifF. 

Nr.  112:  .s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  io8. 

Nr.  115:  ebenda.  —  Erich  Schmidt  erliielt  von  Max  Hecker  eine  sehr  sorgfältige 
Abschrift  des  i.  Bogens  der  Nachrichten  an  die  Leser  der  Bibliothek  d.  seh. 
W.  u.  fr.  Künste,  aus  der  ich  die  Abweichungen  von  meiner  Lesung  (Euphorion  14,  2  28ir.) 
hier  beifüge: 

S.  228  Z.  4  meine  über  gcstr.  meine  (ich:  meinen).  Z.  13.  14  über  gestr.  Denn  (ich:  Die  er).  Z.  17  davon 
nicht  gestr.  S.  229  Z.  6  schiklicheren  (ich:  sihiklichern).  Z.  17  dem  aus  den.  Z.  24  hahn.  Z.  26  gestr.  rinei- 
(ich:  einen).  Z.  30  gestr.  hiell\en\.  S.  230  Z.  3  erörtert  wtrden.  Z.  6  gestr.  poetischer  (ich:  poetisches).  Z.  10 
unnötig  danach  gestr.  Punkt,  danach  Doppcipunkt.  Z.  11  Ich  aus  ich.  Z.  27  verhafß.  Z.  38  Hern,  (ich:  Hrn.). 
S.  231  Z.  7  hetceifjt.     Z.  8  ihm  aus  ihn.     Z.  12  hae  (ich:  hacc). 

Nr.  117:   s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  108. 

Nr.  121 :  Die  Hs.  der  Abschiedsrede  kam  beim  Buchhändler  Oskar  Rauthe,  Berlin- 
Friedenau,  Verzeichnis  64  Nr.  951  zum  Verkauf,  wie  Dr.  Fritz  Behrend,  immer  hilfreicli, 
feststellte. 

Nr.  122:  Statt  1759  lies  1758  Augu.st  12  und  26,  wie  Hnr.  Funck,  Die  Pyramide, 
Sonntagsbeilage  des  Karlsruher  Tagblattes  4.  März  191  7  Nr.  9  S.  36  richtigstellt.  Weitere 
Beiträge  W.s  zu  den  Nützlichen  Sammlungen  fand  Funck,  nach  gütiger  Mitteilung,  nicht. 
Ebensowenig  Budde,  W.  und  Bodmer  aaO.  S.  102. 

Nr.  123:   vgl.  E.  Marx,  W.  und  das  Drama  aaO.  S.  68  ff. 

Nach  Nr.  124:   s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  loS. 

Vor  Nr.  134:  133a.  Promemoria  oOuJ.,  das  die  Beziehung  der  Syndikus-  zur 
Kanzleiverwalterstelle  in  Biberacli  a.  Riß  und  W.s  Vorbildung  und  Eignung  dazu  beliandelt. 
Das  Schriftstück  ist  von  W.s  Hand  geschrieben  und  enthält  Korrekturen  seiner  Hand, 
so  daß  seine  Verfasserschaft  gewährleistet  zu  sein  scheint.  Verwaltungsaktuar  und  Archivar 
Eduard  Springer,  dem  ich  die  Kenntnis  verdanke,  setzt  es  nach  10.  September  1760  an 
und  erkennt  in  der  2.  Korrektorhand  die  des  Bürgermeisters  von  Hillcrn.  Vgl.  E.  Springer, 
C.  M.  Wieland  als  Kanzleiverwalter  in  Biberach,  Württembergische  Vierteljahrshefte  fiir 
Landesgeschichte,  Stuttgart  1913  N.  F.  XXII,  363  ff.,  wo  noch  andere  Aktenstücke  W.s 
mitgeteilt  sind. 

133b.  Ex  Commissione  Magistratus  Evangelici  verfaßte  Beleuchtung  der  Scripta 
derer  HH.  Ricliter  und  großen  Räthe.  Sie  behandelt  den  Fall  Brechter  1761  (vgl. 
Ofterdinger,  W.s  Leben,  Heilbronn  1877  S.  iSoff.).  Da  eine  Quittung  W.s  vom  23.  Ok- 
tober [1761  j  hierüber  erliegt,  so  ist  er  als  Verfasser  anzusprechen. 

Nr.  134:   vgl.  E.  Springer,  W.  als  Kanzleiverwalter  aaO.  S.  366  ff. 

Nach  Nr.  134:  134a.  1762  April  14.  Einbegleitung  zur  Actenmäßigen  Erzählung 
gibt    eine    Beschwerungsschrift  W.s;  vgl.  Springer  aaO.  S.  39off. 

Nr.  137:  Die  Diclitungen  und  Briefe  W.s  für  Stadion  suche  ich  bisher  vergebens. 
Landgerichtsrat  A.  Breucha  in  Ehingen  a.  d.  Donau,  der  sich  mit  Stadionforschung  be- 
faßt, bestätigte  eine  früher  von  Reinhold  Schelle  in  Biberach  a.  Riß  erhaltene  Nachricht, 
daß  in  Oberstadion  VVielandiana  nicht  vorhanden  sind,  und  verwies  an  die  Zentraldirek- 
tion der  gräflich  Stadionschen  Güter  in  Kauth  in  Böhmen.  Der  Vorstand  des  Wieland- 
Mu.seums,  R.  Schelle,  hat  sich  auf  meine  Bitte  dahin  gewendet  und  verneinenden  Bescheid 
erhalten.  Kollege  Heinrich  R.  v.  Srbik  erkundete,  daß  unter  den  Vorarbeiten  zur  Fort- 
setzung der  Wiener  'iVrchivalien  zur  neueren  Geschichte  Österreichs'  sich  noch  keine  Auf- 
nahme des  Archivs  in  Kauth  befindet,  hat  mir  auch  die  Adresse  des  jetzigen  Besitzers, 
des  Grafen  Zdenko  Schönborn,  verschafft,  der  auf  meine  Anfrage  zu  antworten  nicht 
beliebte. 


J4  Seuffert : 

Nr.  138 :  Dr.  Irene  Wunderlicli,  Besondere  Beilage  des  Staats-Anzeigers  fiir  Württemberg, 
I.August  1919  Nr.  7  S.  145  ff.,  luit  den' Drucker  des  Don  Sylvio,  Clin.  Ulrich  Wagner,  . 
festgestellt  und  aus  dem  "Verzeichniss  von  neuen  Büchern  .  .  .  welche  in  der  Ostcrmesse 
1 764  erschienen  und  .  .  .  verkauft  werden  bey  Albrecht  Friedrich  Bartholomäi'  außer 
dem  Sieg  der  Natur  usw.  auch  gefunden:  'Geschichte  des  Prinzen  Biribinker,  eine  der 
schönsten  Feenhistorien  in  den  Abentheuern  des  Don  Silvio,  a.Theil';  danach  ist  Anm.  i 
zu  Nr.  153  zu  ergänzen  und  doch  W.s  Anteil  an  dem  Teildruck  zu  erwägen.  —  Vgl. 
T.W.  Berger,  Don  Quichotte  in  Deutschland  und  sein  Einfluß  auf  den  deutschen  Roman, 
Diss.  Heidelberg  1908.  Max  Hellm.  Neumann,  Cervantes  in  Deutschland,  Die  neueren 
Sprachen  25,  156.  W.  Kurrelmeyer,  Gil  Blas  and  Don  Sylvio,  Modern  Language  Notes 
19 19  34,  78  ff.  Derselbe,  The  sources  of  W.s  Don  Sylvio,  Modern  Philology  19 19 
16,  141  ff.  —  Louis  Lubovius,  Sprachgebrauch  und  Sprachschöpfung  in  W.s  prosaischen 
Hauptwerken,  nämlich :  Don  Sylvio  di  Rosalva,  Agathon,  Der  goldne  Spiegel,  Geschichte 
des  weisen  Danischmend,  Geschichte  der  Abderiten,  Peregrinus  Proteus,  Aristipp.  Diss. 
Freiburg  i.  B.  1901.      Strich,   Die  Mythologie  aaO.  1,75.  90ff. 

Nach  Nr.  138:  138a.  [1763.]  Pro  notitia  die  über  die  Canzley  Verwalters -Wahl 
in  der  Kayserlichen  Frcyen  Reichs-Stadt  Biberach  zwischen  beyderley  Raths-Tli eilen  lier- 
vorgebrochene  Weiterungen  betreffend.  Frakturdruck  4  SS.  fol.  oJ.  Exemplar  im  Wie- 
land-Muscum  in  Biberach  a.  R.  Knappe  übersichtliche  Vorstellung  der  Streitlage,  worin 
die  kaiserliche  Majestät  um  allerhuldreichste  Handhabung  der  Paritäts-Gerechtsame  und 
'AUergnädigste  Erkenntniß'  angefleht  wird.  Vgl.  Springer,  W'.  als  Kanzleiverwalter  aaO. 
S.  404.  Sie  dürfte  die  12.  August  1762  für  das  etwaige  Scheitern  der  Verhandlungen 
der  Senatsteile  beschlossene  'Supplique'  an  den  Reichshofrat  sein,  deren  Abfassung  W. 
aufgetragen  wurde:  Springer  aaO.  S.402.  Der  Stil  schwankt  zwischen  Akten-  und  Lite- 
raturdeutsch und  scheint  mir  darin   W.s  Feder  zu  vorraten. 

138b.  1 763  November  3  i .  Amtsschreiben  an  den  Reichshofrat  Baron  von  Senckcn- 
berg  in  Wien;  vgl.  Springer  aaO.  S.  405  ff. 

138e.  1764  April  2.  Schreiben  an  den  evangelischen  Magistrat  Biberach;  s.  Springer 
aaO.  S.  408  ff. 

Nr.  140:  vgl.  Hans  Wahl,  Geschichte  des  Teutschen  Merkur,  Palästra  CXXVII  S.  57 
Anm.  I,  wonach  vielleicht  der  Name  in  'Febronius'  zu  verbessern  ist. 

Nr.  141:  vgl.  Jos.  Brock,  Hygin  in  der  deutschen  Literatur,  München  191 3  S.  79ff. 
Lydia  Marinig,  Der  Einfluß  von  Ariosts  Orlando  Furioso  auf  W.,  Studi  di  Filologia  Mo- 
dema   1912   5,  i7f   2off.     Strich,  Die  Mythologie  aaO.  S.  83.   214. 

Nr.  142:  Z.  3  vu.  lies:  Herdin  statt  Herslin.  Nr.  142.  146  vgl.  W.  Kurrelmeyer, 
Nachtrag  zur  W.-Bibhographie,  Modern  Language  Notes  1918  33,  282  ff.  Otto  Freise, 
Die  drei  Fas.sungen  von  W.s  Agathon,  Göttingen  1910.  Paul  Groschwald,  Das  Bild  des 
klassischen  Altertums  in  W.s  Agathon,  Diss.  Gießen,  Leipzig  19 14.  Sprachliche  Bemer- 
kungen zu  W.s  Agathon,  Sanders'  Zeitschrift  für  die  deutsche  Sj^rache  2,  300.  Lubovius, 
Sprachgebrauch  und  Sprachschöpfurig  4ia0.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  86.  95  ff. — 
Böttiger  hat  in  dem  handschriftlich  erhaltenen  Teil  seiner  Aufzeichnungen  (Landes- 
Bibliothek  Dresden)  über  ein  Gespräch  mit  Adelung  niedergeschrieben:  'In  der  Sclirift 
über  den  deutschen  Styl  habe  Adelung  im  Kapitel  von  der  Periode  das  Beispiel  einer 
ungeheuer  langen  und  kauderwelschen  Periode  aus  W.s  Königen  von  Scheschian  ge- 
nommen, doch  ohne  den  Verfasser  zu  nennen.  Der  Rezensent  in  der  Allgemeinen  Li- 
teratur-Zeitung, zu  deren  Unternehmern  W.  gehöre  und  die  daher  W.  überall  Weihrauch 
streuen  müsse,  habe  dies  nicht  geahndet  und  habe  gleichfalls  diese  Periode  als  Muster 
des  Konfusen  und  Undeutschen  ausgezogen,  worüber  sich  W.  ohne  Zweifel  wenig  erbaut 


Prolpgomrna  zu  einer  Wieland- Ausgabe.    VII.  15 

gefunden  habe.'  Das  Gespräch  bezieht  sich  auf  Jhn.  Cliph.  Adelung,  über  den  Deutschen 
Styl  I.Band,  Berlin  1785  S.  26if.  (ich  zitiere  nach  der  allein  mir  zugänglichen  Neuen 
Auflage  von  1787,  wo  die  Stelle  sich  auf  den  gleichen  Seiten  wie  in  der  ersten  findet): 
gehäufte  untergeordnete  Sätze  verdienten  nicht  den  Namen  einer  wahren  Periode,  machten 
in  einem  jeden  Stile,  der  auf  einige  Grade  der  Schönheit  Anspruch  machen  wolle,  alle- 
mal eine  schlechte  Figur;  'Zum  Beyspiel  diene  eine  einzige  Periode  eines  angesehenen 
Schriftstellers,  der  aber  seinen  Ruhm  gewiß  nicht  seinem  prosaischen  Style  zu  danken 
hat.  Die  Periode  ist  ungewöhnlich  lang,  und  dabey  sehr  unordentlich  angelegt,  daher 
ich  sie  abkürze,  indem  es  mir  bloß  um  den  Schluß  derselben  zu  thun  ist,  welcher  wegen 
der  vielen  Schachteln  sehr  verworren  und  unangenehm  wird.'  Und  nun  folgt  das  ge- 
kürzte Zitat:  'Diese  Überredungskraft'  bis  'durch  andere  spielen  ließ',  das  aber  nicht  aus 
dem  Goldenen  Spiegel  stammt,  wie  Adelungs  oder  Böttigers  Gedächtnis  irrig  annahm, 
sondern  aus  dem  Agathon  Buch  3  Kapitel  4,  1766  i,  108.  109.  Dazu  sagt  der  Rezen- 
sent in  der  AUg.  Literatur-Zeitung  1785  I  Nr.  181  S.  135:  'S.  261/2  kommt  eine  überaus 
schleppende  prosaische  Periode  von  einem  unserer  besten  Dichter  vor,  dessen  Namen 
Hr.  Adelung  verschweigt.  Wir  haben  nie  begreifTen  können,  weder,  wie  ein  guter  Dichter 
eine  solche  Periode  machen,  noch,  wie  ein  Schriftsteller,  der  fähig  war  sie  zu  machen, 
ein  guter  Dichter  seyn  konnte.'  Der  Rezensent  hat  offensichtlich  W.  erkannt,  denn  er 
macht  aus  Adelungs  'angesehenem  Schriftsteller'  'einen  unserer  besten  Dichter'.  Ade- 
lungs Annahme,  W.  werde  sich  ohne  Zweifel  Ober  diese  Zustimmung  wenig  erbaut  ge- 
funden haben,  wird  dadurch  widerlegt,  daß  W.  den  getadelten  Satz  unverändert  bei- 
behielt {1773  I,  194 — 196  und  1794  C'  I,  171.  172);  er  wollte  wohl  Hippias  in  läs- 
sigem Zwiegesprächston  reden  lassen,  um  allzu  lehrhafte  Vortragsform  zu  meiden,  sonst 
hätte  er  bei  den  Umarbeitungen  wie  an  andern  Stellen  aus  eigenem  Bedürfnis  umgebaut, 
auch  ohne  A'or  der  letzten  Ausgestaltung  dadurch  aufmerksam  zu  werden,  daß  Adelung 
ihn  an  den  Pranger  gestellt  und  der  Rezensent  böseren  Hohn  dazu  gesprochen  hatte. 
Übersehen  hat  W.  die  Angriffe  kaum,  trotzige  Mißachtung  entspricht  nicht  seinem  Wesen, 
obgleich  er  allerdings  mit  Adelung  in  Fehde  lag  und  von  der  Literatur-Zeitung  sich  zu- 
rückgezogen hatte  (s.  Prolegomena  Nr.  752.  778.  838).  —  Von  der  Schonung  W.s,  die 
Adelung  voraussetzt,  ist  an  diesem  Platze  der  AUg.  Literatur-Zeitung  keine  Spur  zu 
finden. 

Nr.  145:   s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  109. 

Nach  Nr.  146:  1767  Dezember  7.  Resolutum  Inclyti  Magistrat[us]  Evangelici, 
von  W.s  Hand,  im  Wieland-Museum  in  Biberach  a.  Riß.  Dem  Senator  v.  Hillern  wird 
bei  seinem  Rücktritt  vom  Direktorium  des  Komödienwesens  evangelischen  Teils  —  W.  hat 
es  nach  ihm  übernommen  —  gedankt,  die  Kasse  der  Gesellschaft  geordnet  und  der  evan- 
gelischen Schausj)ielergesellschaft  ein  Expektanzdekret  zugestellt,  vermöge  dessen  selbige 
pro  künftige  H.Weihnachten  1768  und  fürohin  zu  ewigen  Zeiten  als  Reichsstadtbibe- 
racher  Meister-Sänger  p]vangclischen  Anthells  erklärt  werden.  Mitteihmg  Reinhold  Schelles. 
—  Ich  erwähne  das  Protokoll  wegen  seines  Inhaltes,  in  die  Ausgabe  der  Werke  gehört 
es  nicht. 

Nr.  147:  vgl.  L.  Marinig,  Der  Einfluß  von  Ariosts  Orlando  Furioso  auf  W.  aaO. 
1912.  191 3  Jhrgg.  5  und  6.  Hans  Tribolet,  W.s  Verhältnis  zu  Ariost  und  Tasso,  Sprache 
und  Dichtung  Ilft.  22,  Bern  1919.     Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  93. 

Nr.  149:  vgl.  Kurrelmeyer,  Nachtrag  zur  W.-Bibliographie  aaO.  33,  284 f. 

Nr.  151 :  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Textge- 
schichte von  W.s  Werken.  Abhandlungen  der  Kgl.  Preuß.  Akad.  d.  Wiss.,  Berlin  19 13, 
Einzelausgabe  S.  9, 


]  6  S  E  U  I  F  E  R  T  : 

Nr.  152:  vgl.  ebenda  S.  9. 

Nr.  153:  Anm.  i:  s.  oben  zu  Nr.  138. 

Nr.  154:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  gf. 

Nr.  155:  vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  212. 

Nr.  158:  vgl.  Kurrelmeyer,  Nachtrag  zur  W.-Bibliographie  aaO.  s^,,  2  84  f. 

Einlag-e  nach  Nr.  161:   s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  109. 

Nr.  162:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  10  f. 

Kurrelmeyer  unterscheidet  unter  10  ihm  vorliegenden  Exemplaren  viererlei  Drucke  des 
Sokrates  mainomenos  Leipzig  1770;  von  diesen  gehören  7  zu  einer  Art  E%  die  er  als 
Originaldruck  anspricht,  weil  sie  den  korrektesten  Text  bietet;  die  übrigen  ordnet  er  in  zeit- 
licher Folge  auf  drei  Stufen  E^E'E'^.  Mir  liegen  14  Drucke  vor,  davon  drei  E"  sind  (National- 
bibliothek Wien  5933  A;  Universitätsbibl.  München  P.  germ.  504;  Privatbesitz  des  Dr.  Hans 
Pichler,  Graz);  fünf  E^  (Universitätsbibl.  Wien  I  85231  ;  Universitätsbibl.  Graz  I  29390; 
zwei  in  Privatbesitz  des  Dr.  Karl  Polheim,  Graz,  einer  in  meiner  Hand);  vier  £"  (Steicr- 
märkische  Landesbibl.  Graz  I  80213;  Bibliothek  des  Seminars  f.  deutsche  Philologie  in 
Graz  951;  je  einer  im  Besitz  Polheim  und  Seufiert);  ein  i'"' (Besitz  Polheim);  einer  (in 
meiner  Hand)  bildet  eine  neue  Art  E"".  Außerdem  habe  ich  in  Kennzeichen  erbetene  Nach- 
richten erhalten  über  10  ^'MStaafsbibl.  Berlin  Yv  5661  mit  Kupfern;  'an  Zd  166'  ohne 
Kupfer;  Universitätsbibl.  Gießen  E  32320;  dgl.  Jena  A.  1.  XIVo  157;  dgl.  Kiel  i.  2n8 
ohne  und  mit  Kupfern;  dgl.  Königsberg  i.  Pr.  Pb  542;  dgl.  Leipzig  Lit.  germ.  675'';  dgl. 
Prag  12  F.  126;  dgl.  Würzburg  L.  g.  0.  165);  über  3  E^  (Staatsbibl.  Berlin  'an  Yr  2991'; 
Hofbibl.  Darmstadt  E  3591/100;  Universitätsbibl.  Marburg  i.  H.  XVI  C  6518);  über  2  E" 
(Universitätsbibl.  Göttingen  8°  Fab.  Rom.  VI  4026:  Privatbesitz  von  August  Sauer,  Prag); 
über  4  E'^  (Universitätsbibl.  Berlin  Yq  37000:  dgl.  Gießen  E  32321;  dgl.  Jena  A.  1.  XIVo 
992;  Friedrich  Meyer,  Leipzig,  Autiquar.-Kat.  156  Nr.  653  [1920]).  Im  ganzen  sind 
also,  mit  den  Kurrelmeyerschen,  43.  Drucke  bestimmt,  darunter  20  £"",  Avodurch  Kurrel- 
meyers  Aufstellung,  dies  sei  der  am  meisten  verbreitete  Druck,  bestätigt  wird;  9  E^;  7  E*; 
6  E^  und  der  Kurrelmeyer  unbekannte  £'",  der  nur  einmal'  unterkam;  gerade  deswegen 
können  noch  weitere  Arten  bekannt  werden.  Auffällig  ist,  daß  unter  den  in  Österreich 
gefundenen  Exemplaren  bisher  nur  2  E^  sich  finden  und  eines  in  Prag;  W.s  Schriften 
kommen  hier  langsamer  in  Aufnahme.  Zu  beachten  ist  ein  mir  vorliegendes  Mischexemplar 
der  Universitätsbibliothek  Wien,  das  zur  Gruppe  E^  gehört,  aber  den  Bogen  K  aus  E''  hat. 
Solcher  Mischexemplare  kann  es  mehr  geben,  wodurch  nötig  wird,  auf  jedem  Bogen  Kenn- 
zeichen der  Gruppen  zu  prüfen. 

Kurrelmeyers  Beweisführung,  E^  sei  der  älteste  Druck,  wird  dadurch  gestützt,  daß 
das  Exemplar  der  Münchener  Universitätsbibliothek  ein  Widmungsexemplar  W.s  ist;  von 
dessen  Hand  steht  unten  auf  das  Titelblatt  geschrieben :  'ä  Madame  de  Hillern  |  de  Gouter- 
mann  par  |';  der  Rand  rechts  und  unten  ist  beim  Binden  weggeschnitten,  in  der  i.  Zeile 
stand  wohl  noch:  nee,  in  der  2.  und  darunter  W.s  Name  oder  lauteur;  die  Beschenkte 
ist  Cateau  von  Hillern,  die  Schwester  der  Sophie  La  Roche;    zu  Cateau  hatte  W.  bekannt 

'  Nachtrag  April  1921.  K.  Polheim  hat  mir  noch  zwei  Exemplare  des  Sokrates  nachgewiesen:  in  der 
Landesbibliothek  Weimar  W2:  15  und  in  der  Bibliothek  des  Erzherzogs  Friedrich  in  der  Albertina  in  Wien. 
Nach  1 3  Stichproben,  die  ich  den  Bibliothekslcitern  zur  Prüfung  vorlegte,  stimmen  beide  zu  E^.  Das  Weimarer 
Exemplar  stnmmt  nach  W.  Deetjens  freundlicher  Beschreibung  aus  dem  Besitze  der  Anna  Amalia,  denn  ihr 
Namenszug  ist  auf  den  P^inbanddeckel  in  Gold  geprägt;  es  ging  als  ihr  Geschenk  1805  in  die  Bibliothek  über. 
Wann  die  Fürstin  es  erworben  oder  vom  Verfasser  erhalten  hat,  ist  unbekannt;  W.  tritt  im  November  177 1 
mit  ihr  in  Berührung,  siedelt  September  1772  nach  Weimar  über  (Vierteljahrschiift  für  Litteraturgeschichte  i, 
343.402).  In  dieser  Zeit  wird  die  Herzogin  zu  W.s  neueren  Werken  gegriffen  haben;  darnach  läßt  sich  die 
Herstellungszeit  des  E^  mutmaßen. 


Prolpgnmena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  ]  7 

enge  Beziehungen  gehabt.  Forner  beweist  der  Nachdruck  Biel,  Heihnann  1772  (Universi- 
tiitsbibl.  Bonn  Fa  729),  der  ^^  folgt,  daß  dieses  vor  1772  ausgegeben  worden  ist,  also 
gewiß  kein  später  Doppeldruck  ist. 

Die  Stellung  von  E"  zu  erschließen,  reichen  Kurrelmeyers  Merkmale  begreiflicher- 
weise nicht  aus,  da  sie  für  die  vier  ihni  bekannten  Gruppen  ausgewählt  sind.  PCs  ist 
nicht  immer  zulässig,  das  Korrektere  für  das  Ältere  zu  halten;  auch  ist  sachliche  Richtig- 
keit zuweilen  verschieden  zu  beurteilen  und  starre  Durchfuhrung  einheitlicher  Sprachformen 
ist  meistens  mehr  Neigung  jüngerer  Setzer  als  des  Verfassers.  Es  erai)fiehlt  sich,  wie 
auch  Kurrelmeyer  mit  der  Beobachtung  der  Kopfleisten  getan  hat,  das  Äußerlichste  und 
Mechanische  vor  den  Lesarten  zu  prüfen. 

Das  Papier  der  Drucke  mit  und  ohne  Kupfer  —  die  letzteren  sind  nur  mit  i  Kupfer- 
vignette auf  dem  Titel  geziert  —  ist  zu  unterscheiden,  i .  Kupferexemplare.  £■*  hat  Wasser- 
zeichen: Knabe  auf  Kugel,  Reif,  darüber  Krone;  Inschrift:  Fortuna  Spe  usw.  Bogen  S ff. 
des  Münchener  und  Bogen  Rff.  des  Pichlerschen  Exemplars  haben  ein  anderes:  König  mit 
Harfe,  und  auf  anderem  Blatte:  Posthorn  in  Wappenschild.  Das  Papier  mit  Knaben -Wasser- 
zeichen hat  der  Verleger  des  Sokrates,  Weidmann,  auch  für  Zimmermanns  Einsamkeit  1773 
benutzt.  J?*""  haben  als  Wasserzeichen:  Roß  mit  Reiter  und  Schrift:  P.  W.  de  VYFDE; 
auf  manchen  Bogen  steigt  das  Roß  höher.  So  auch  in  meinem  Exemplar  der  Musarion 
1769  (Kurrelmeyer  E'*")  und  drei  mir  vorliegenden  Kupferexemplaren  des  Agathon  1773 
(Kurrelmeyer  £''*').  E^  mit  Kupfern  lag  mir  nicht  vor.  2.  Exemplare  ohne  Kupfer  außer 
der  Titelvignette.  E*  sah  ich  nicht.  E^  hat  Krone  und  Posthorn  als  Wasserzeichen.  E" 
nackten  Mann  mit  Schlange;  von  Bogen  P  an  Einhorn  und  Posthorn.  Das  letztere  Wasser- 
zeichen ist  auch  für  Agathon  1773  ohne  Kupfer  (Kurrelmeyers  E"')  verwendet,  aber  Bogen 
mit  Krone  und  Posthorn  sind  beigemischt.  Einhorn  allein  liaben  die  Bogen  des  Goldenen 
Spiegels  1772  mit  Kupfern  (Kurrelmeyers  E')  und  die  der  Grazien  i  770  mit  Kupfern  (Kurrel- 
meyers E').     E"^  hat  Wasserzeichen:    Krone  und  Po.sthorn,  ähnlich  wie  E^'. 

Darnach  steht  unter  den  eingesehenen  14  Exemplaren  /i" allein,  A'"'"  mit  Kupfern  bilden 
eine  Gruppe,  E'  ohne  Kupfer  steht  allein,  E*^  ohne  Kupfer  stehen  sich  nahe.  Es  ist  im 
Hinblick  auf  die  andern  Drucke  desselben  Verlags  nicht  möglich,  aus  dem  Papiervorrat 
oder  dem  Papierbezug  aus  verschiedenen  Fabriken  zeitliche  Abstände  festzulegen.  Aber 
im  Zusammenhang  mit  anderen  Merkmalen  können  die  Wa.sserzeichen  Gewicht  gewinnen. 

Kupfer.  Da  Kurrelmeyer  keine  E^"  mit  Kupfern  vorlagen,  konnte  er  den  Bilder- 
schmuck niclit  erschöpfend  prüfen.  Prolegomena  VI  S.  87  gab  ich  Kupfertitel,  3  Kupfer- 
blätter, 9  Vignetten  an.  Von  Kurrelmeyers  7  Jlxemplaren  £'"  sind  nur  2  mit  Kupfern  ge- 
ziert, sein  E'^hüt  alle  neu  gestochen,  2  Vignetten  verändert.  Ich  habe  von  Ü'^'nur  Exemplare 
mit  Kupfern  einsehen  können,  von  £"''  nur  eines  ohne  Kupfer  außer  der  Titelvignette,  von 
E*'  zwei,  von  E"  je  eines  mit  Kupfern.  Titelvignetten  haben  alle  eingesehenen  Exemplare; 
an  den  Stellen,  wo  die  Blattkupfer  einzudrucken  waren,  finden  sich  zumeist  leere  Blätter, 
das  heißt,  der  Satz  wurde  für  Kupfer  gesetzt,  nicht  von  vornherein  für  geringere,  billigere 
Ausgaben  eigens   eingerichtet. 

Die  Kupferblätter  sind  in  allen  Drucken  von  denselben  Platten  abgezogen.  Drei  der 
Vignetten  aber  sind  nicht  gleich  ausgeführt. 

Bei  der  Titelvignette  unterscheidet  sich  die  Darstellung  desselben  Vorwurfs  —  Baum, 
darunter  Nest  mit  Vogel  —  dreifach.  A""  ist  kräftiger,  gedrungener  gezeichnet,  der  Stamm 
nach  links  gebogen,  zweiästig,  der  Vogelkopf  lang  nach  vorne  gestreckt.  />'""'  ist  leichter, 
aufgelöster  gezeichnet,  der  Stamm,  ebenfalls  nach  links  gebogen,  einästig,  der  Vogelkopf 
gehoben,  so  daß  jetzt  eine  Taube  zu  erkennen  ist.  A'*"  hat  dieselbe  Darstellung,  aber  nach 
rechts,  die  Ausfuhrung  ist  hart  und  plump. 

Phil.-hist.  Abh.  1921.  Nr.  3.  3 


Ig  S i:  V  V  r  E  R  T  : 

Die  Vignetten  S.  147  liaben  den  gleichen  Gegenstand:  die  schöne  Frau,  die  ihr  nasses 
Oberkleid  gegen  die  Sonne  ausgebreitet  und  sieh  hinter  dem  Gesträuclie  entkleidet  hat, 
S.  124  des  Textes;  sie  sitzt  auf  dem  Rasen,  das  von  einem  Baum  herabhangende  Oberkleid 
verdeckt  nur  wenig  ihrer  nackten  Figur,  mit  der  rechten  Hand  hält  sie  das  Kleid  und 
schaut  daneben  hervor.  So  weit  ist  die  Darstellung  gleich.  Aber  in  £""  sitzt  die  Figur 
vom  Beschauer  aus  nach  links  gerichtet,  das  linke  Bein  ist  ganz  sichtbar,  nach  links  ge- 
streckt, das  rechte  ist  darunter  eingeschlagen,  beide  unbedeckt;  in  E'""'  ist  der  Unterkörper 
nach  rechts  gerichtet,  beide  Beine  sind  vom  Kleid  bedeckt,  nur  ist  vom  rechten  nach  rechts 
gestreckten  ein  Stück  Oberschenkel  und  der  Fuß,  vom  linken  dahinter  aufgestellten  ein  Stück 
Unterschenkel  sichtbar.  Auch  der  Baum  ist  verschieden:  in  A'"  ist  der  Stamm  vom  Kleid 
verdeckt,  links  ragt  ein  dicker  abgesägter  Hauptast,  rechts  ein  fast  kahler  dürrer  Ast  her- 
vor; das  paßt  zum  Text  S.  132  'die  Kleider  der  Dame  an  einem  dürren  Aste  gegen  die 
Sonne  hangen';  dahinter  großes  Gebüsche,  entsprechend  dem  Text  S.  i  24  und  132;  £'*'" 
lassen  rechts  neben  dem  Kleid  den  Stamm  sehen,  aus  dem  rechts  und  links  belaubte  dünne 
Äste  sprießen,  der  Busch  ist  kleiner.  Entsprechend  diesen  Veränderungen  ist  auch  die 
Faltung  des  Gewandes  imd  der  Rasen  ungleich. 

S.  227  endlich  stimmen  die  Vignetten  überein,  nur  fehlen  auf  der  Platte  £*  die  an 
den  Rändern  des  Bodenstückes  herausragenden  Grasbüschel  (Schnörkel). 

Da  die  Vignetten  nicht  zugleich  mit  dem  Text,  Avahrscheinlich  erst  nach  dem  Abzug 
der  Bogen  eingedruckt  sind,  wie  sich  daraus  ergibt,  daß  Kustos  und  Bogenzäliler  wieder- 
holt innerhalb  der  Kupferplattenvertiefung  stehen,  könnte  man  den  Wert  der  Vignetten 
für  die  Bestimmung  der  Drucke  gering  einschätzen.  Es  ist  aber  doch  aus  der  Verschiedenheit 
auf  zeitliches  Zusammengehören  der  gleichen  Ausführungen  zu  schließen.  E"  sind  drei 
Vignetten  allein  eigen,  von  denen  eine  genauer  zum  Text  paßt,  was  Kurrelmeyers  Kenn- 
zeichnung dieses  Druckes  als  des  ältesten  entspricht,  von  denen  die  zwei  anderen  schlichter 
sind,  eine  Zeitfolge  nicht  bestimmen  lassen.  Oesers  Vignetten  zu  dem  fast  gleichzeitigen 
Graziendruck  Weidmanns  sind  in  dem  mir  vorliegenden  Exemplare  in  der  ruhigen  um- 
rissenen  Art  von  i''' gehalten.  Die  leichteren  Randverzierungen  £''"  zur  Vignette  S.  227 
können  neu  zur  alten  Platte  hinzugestochen  sein,  wozu  bei  anderen  auch  die  Möglich- 
keit gewesen  wäre.  Geschehen  ist  es  nur  noch  bei  den  zwei  ganz  neu  gestochenen 
zum  Titel  und  zu  S-  147;  da  sind  auch  die  Bäume  wie  das  Stück  Rasenboden  leichter, 
zierlicher  umrissen,  was  selbst  noch  bei  dem  harten  Gegenbild  des  Titels  E^  ersicht- 
lich wird.  Es  zeigen  also  die  drei  abweichenden  Vignetten  einen  etwas  anderen  Ge- 
schmack des  Stechers;  ob  Oeser  oder  Geiser  daran  beteiligt  ist,  ist  mir  unbeweisbar; 
E"^  fügt  seiner  Titelvignette  die  Signierung  G.  F.  =  Geiser  fecit  bei.  Es  steht  also  wieder 
wie  bei  den  Wasserzeichen  der  Kupferexemplare  E^  allein,  und  E^""  bilden  wieder  eine 
Gruppe.  Soll  ich  nach  dem  einen  mir  vorliegenden  Kupferexemplar  E"  urteilen,  so  sind 
dessen  Platten  abgenutzter  als  die  für  £''"'  verwendeten;  aber  'die  zufällige  Schwärzung 
und  das  Papier  können  dort  einen  Teil  der  nur  mit  Lupe  noch  erkennbaren  Striche  haben 
verschwinden  machen. 

So  ist  auch  bei  der  Titelvignette  in  E""  an  der  Taube  die  horizontale  Schattierung 
sichtbar,  weniger  in  E^  ohne  Kupfer,  kaum  in  E^"  mit  Kupfern ;  und  entsprechend  ordnen 
sich  die  Vignetten  S.  147:  die  lichtere  Falte  des  links  hängenden  Gewandzipfels  ist,  sicher 
ursprünglich,  durch  Längsstriche  und  mit  Rautengegitter  geschattet;  E""  zeigt  das  deutlich; 
in  E^  ist  die  Längsstreifung  schadhaft  unterbrochen,  in  E"  fast  ganz  verschwunden ;  und 
hier  sind  auch  von  der  Diagonalstreifung  Teile  der  von  links  oben  nach  rechts  unten 
laufenden  Striche  ausgebliel)en,  überdies  andere  Stellen  lichter,  obwohl  die  Schwärzung 
im  ganzen  tiefer  ist.    Darf  man  die  Unterschiede  als  nicht  zufällige  Formen  der  Abdrucke 


I 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  19 

in  den  mir  vorliegenden  Exemplaren  bewerten,  sondern  daraus  auf  verschiedene  Abnutzung 
der  Platten  schließen,  so  würde  sich  die  Zeitfolge  E^E^E"  ergeben. 

Als  auffälligstes  Kennzeichen  hat  Kurrelmeyer  die  Kopfleisten  verwendet  (wobei 
in  seiner  Angabe  zu  E^  S.  25 — 48  die  kopfleistenfreie  Seite  37  auszuschalten  ist).  Die 
Kopfleisten  in  dem  ihm  unbekannten  E''  sind  anders  als  in  allen  seinen  Exemplaren  gefügt, 
nämlich:  beide  Hälften  symmetrisch  nach  rechts  und  links  durchaus  außer:  .beide  Hälften 
nach  rechts  S.  228,  266,  296;  beide  Hälften  symmetrisch  nach  innen  verkehrt  S.  131,  149; 
damit  rückt  der  Druck  an  Setzersorgfalt  nahe  zu  E''.  Daß  dies  aber  fiir  die  Originalität 
nichts  beweist,  lehrt  E'^,  das  in  den  Kopfleisten  ganz  einheitlich  hergestellt,  aus  andern 
Gründen  aber  zweifellos  später  Nebendruck  ist.  Zudem  ist  der  Setzer  von  E^  unacht- 
samer als  alle  andern  in  der  Seitenzählung:  81  statt  18;  iii  fehlt;  220  die  o  weit 
abgerückt;  234  statt  237;  205  stritt  250,  während  Kurrelmeyer  nur  eine  Irrung  in  E" 
anmerkt,  was  zu  meinen  Exemplaren  stimmt.  Auch  im  Kustos  ist  E"  nachlässig,  z.  B. 
S.  165  Ja  statt  —  Ja^   \  S.  195  si/m  statt  sym-  |  S.  223  hin  statt  hin-. 

Zeilenbrechung.     /J"'  steht  allein  mit  dem  Zeilenschluß: 

S.  52  Z.  3  vu  ei-  (Z.  2  vu  ntn)]  Z.  3  vu  einen  E^'^'^'^  und  mit  dem  Zeilenbeginn  S.  256  Z.  i  ihr  anilern] 
il'^n  E^^^.  S.  255  Z.  I  vu  schließt  überall  ihr  an-  und  Kustos  dem:  7J»  wiederholte  falsch  auf  der  nächsten 
.Seite;  das  veranlaßte  weitere  Verschiebungen  S.  256  Z.  i  Schluß:  sol/en  £»]  gollen  mch  £bcdx_  2_  2  Beginn: 
'uch  gexciß  E^\  gewiß  E^"^^.  Sonst  gehen  A'"''"  miteinander  gegen  A"«^'',  und  zwar:  Bogen  A:  S.  10  Z.  5  vu 
darü-  £«•>»]  dar-  E"^.  Bogen  B:  S.  22  Z.  7  Noch/olyer  des  £»'"']  Nachfolger  E<^'^.  Dann  kommen  Zeilen  Ver- 
änderungen erst  wieder  von  Bogen  N  an  vor:  S.  191  Z.  10.  4  vu.  192,  3.  194,  3.  9.  195,  2.6  vu.  5  vu.  198,  3  vu. 
200,1.  202,  3  vu.  203,7.  206,2.3.4.5.6.7.  Bogen  O:  207, 4  vu.  3  vu.  208,8.  210,8.  212,6.  213,6.  216,2. 
218,8.9.10.  220,12.  Bogen  K:  252, 3VU.  »53,  6  vu.  2  vu.  255,8.11.12.13.  256,  2  vu.  257,  10.  5  vu.  4  vu. 
259,  7.  8.  261,  I.  2.  3.  4.  5.  8  \  u.  265,  5  vu. 

Man  nimmt  an  der  Übersicht  wahr,  daß  wohl  Setzer  mit  verschiedenem  Wortteilungs- 
geschmack am  Satze  bcscliäftigt  waren.  Es  wird  nicht  durchaus  zur  gleichmäßigeren 
Verteilung  der  Buchstabenzahl  auf  die  Zeile  verändert.  Gleich  der  erste  erwähnte  Fall 
52,  3  vu  lehrt,  daß  die  Trennung  'ei-nen'  als  solche  beseitigt  werden  sollte;  denn  in  7i'' 
war  der  Text  besser  verteilt:  33  und  34  Buchstaben  in  der  Zeile,  während  die  übrigen 
Drucke   36  und  3 1    zählen. 

Auf  diesem  Bogen  I)  findet  sich  nur  mehr  eine  'einem'-Trennung  50,8  vu,  die  bei 
völlig  gleicher  Buchstabenzahl  der  Zeilen  bleibt;  auf  Bogen  C,  D,  G,  H,  M,  S  wird  'eine', 
"einer'  usf.  je  einmal,  auf  Bogen  A,  B,  E,  P  je  zweimal.  Bogen  F  fünfmal.  Bogen  J  sechs- 
mal, auf  den  übrigen  acht  Bogen  nie  getrennt,  obwohl  die  Wörter  3  5  mal  im  Zeilen- 
.schluß  stehen.  An  den  Zeilenschlüssen  aller  20  Bogen  sind  sie  89 mal  ungetrennt  vor- 
handen, es  überwiegt  also  die  Abneigung  gegen  die  nur  25  mal  eingetretene  Trennung, 
weim  auch  die  Bogen  verschiedene  Setzerübung  zeigen.  Dazu  kommen  noch :  1 5  'mei-ne', 
3  'dei-ne',  6  'sei-ne',  2  'kei-ne',  4  'ei-gen',  i  'mei-rtige',  i  'ei-gentliche\  Die  Beobachtungen 
lehren,  daß  die  Annahme  höchst  unwahi-scheinlich  ist,  ein  Setzer  habe  aus  der  Druck- 
vorlage 'eine'  zu  'ei-ne'  geteilt;  nur  das  Umgekehrte  ist  üblich,  d.  h.  also  £""  ist  älter 
als  die  anderen  Drucke.  Die  Entwicklung  der  Setzerkunst  geht  überhaupt  auf  Verminderung 
der  Worttrennungen,  wie  Bogen  N  und  0  besonders  deutlich  zeigen,  auf  denen  16  Tren- 
nungen an  Zeilenschlüssen  von  />'"'"'  in   A'"'  beseitigt  und  nur   3   neue  eingeführt  werden. 

Durch   Zeilenbrechungen   ordnen   sich    die   fünferlei   Drucke    in  zwei  Gruppen:  £*'"' 
und  E"\ 

Siehe  z.  B.  S.  10  Z.  5  vu.  22,  7.     191,  10.  4  vu.    192,  3.    194,  3.  9.    195,  2.  6  vu.  5  vu.     198,  3  vu.    200,  i. 

202. 3  vu.  203,7.  206,2 — 7.  207, 4  vu.  3  vu.  208,8.  210,8.  212,6.  213,6.  216,2.  218,8 — 10.  220,12. 
252,  3  vu.  253,  6va.  2VU.  255,8.11—13.  256.  2  vu.  257,  10.  5  vu.  4  vu.  259,7.8.  261,1—5.8.  265,  5  vu. 
Zum  Teil  bandelt  es  sich  um  Verengerung  oder  Dehnung  des  zu  weiten  oder  zu  gepreßten  Satzes,  wiederholt 
um  die  Beseitigung  bedenklicher  Teilungen:  z.B.  191,  10  und  198,  3  vu  op-fern,  geop-fert;  200,1   inte-ressant; 

207.4  vu  Affe  cten;  255,  11  Kepu-blik;  257,  10  Gy-mnosophiste.     Dann  um  die  Vermeidung  unschöner  Einzel- 


20  Seuffert: 

Silben:  z.B.  lo,  5  vu  daiü-ber;  191, 4  vu  die-sen;  192,  3  an-ders;  194,3  er-weckt;  194,9  aufgedunse-nes; 
195,  6  vu  be-stcns;  203,7  eii-rc;  206,  2  wer-de;  208,  8oh-ne;  210,  8  je-dcr;  212,6  re-den;  213,6  un-tersuch'; 
218,  8  ohne-liin;  218,  10  an-fangen;  256,  2  vu  wer-de;  259,  7  gewis-sen;  261,  8  vu  be-haltet.  Außerdem  scheint 
der  Setzer  manchmal  Gefühl  für  Sprechtakte  gehabt  zu  haben;  denn  er  vereinigt  in  einer  Zeile  z.B. 
22,7.8  des  I  Sokratischen  Antisthenes ;  216,2.3  die  |  Sache;  252,3.  2  vu  die  I  künftigen  Einwohner; 
255,  8.  9  zu  I  gebrauchen;  255,  13.  14  um  |  sie;  257,  4.  3  vu  zu  |  wissen;  259,  8.  9  im  |  Schlaf:  261,  1.  2  nicht  | 
verständlich;  261,5.  6  in  |  erkünstelten  Thränen. 

In  der  Gesamtheit  der  Fälle  erscheinen  die  Setzer  von  E"''  oder  einer  der  daran 
arbeitenden  —  denn  derselbe  Setzer  würde  kaum  207,  4  vu  'Af-fecten'  setzen,  um  'Affe-cten' 
zu  beseitigen,  aber  114,  7  vu  'Affe-ctation',  138,  12  'Distin-ctionen'  stehen  lassen  —  sorg- 
faltiger, geschmackvoller  geschult  als  die  von  E"^"",  wenn  er  —  oder  sein  Mitarbeiter  — 
auch  an  wenigen  Stellen  202,3  ^u;  207,3  ^u;  218,9;  255,12  andere  Einzelsilben  neu 
abtrennt.  Es  dünkt  mich  wenig  wahrscheinlich,  daß  ein  Setzer  von  den  5 1  eigenen 
Zeilenschlüssen  in  E"^  zu  der  Wortteilung  in  £'"'"'  abwich,  so  daß  also  E"^  als  das  jüngere 
Paar  erscheint.  Ob  E"  oder  E"^  voranging,  ist  liiermit  nicht  beweisbar,  ist  aber  durch 
die  Betrachtung  der  Vignetten  so  erledigt,  daß  i'"'  der  spätere  Druck  ist. 

Aus  den  äußerlichen  Merkmalen  der  Drucke  ergeben  sich  folgende  Tatsachen,  die 
Schlüsse  erlauben:  ^"  steht  in  Wasserzeichen,  Kupfern  und  Zeilenschluß  allein,  ist  wegen 
der  Trennung  52,  3  vu  und  als  Widmungsexemplar  des  Verfassers  vermutlich  der  älteste 
Druck;  hiermit  ist  Kurrelmeyers  Untersuchung  bestätigt.  Die  Kupferexemplare  von  E^" 
gehören  in  Wasserzeichen  und  Zeilenschlüssen  zusammen ;  zwischen  E^  und  E"  muß  eine 
Verbindung  bestehen  wegen  der  Wortteilung  52,  3  vu;  es  ist  auszuschließen,  daß  jeder 
dieser  Drucke  selbständig  aus  E"  erflossen  ist,  wenn  jeder  hier  von  E'  abweicht,  während 
beide  noch  zwölfmal  die  Trennung  'ei-nen'  aus  E''  übernehmen  (6,  2  vu.  29,  6.  42,  8. 
70,  7  vu.  85,  8.  88,  I.  128,  2.  131,1  vu.  136,  4.  140,  5.  175,  2.  231,3  vu).  Ob  E^  oder 
E^  hierin  voranging,  ist  freilich  nicht  festzulegen,  doch  nach  einem  Vignettenabzug  könnte 
E"  als  der  ältere  Druck  gelten.  E"  geht  in  Wasserzeichen  und  Kupfern  mit  E"^,  in  der 
Zeilenbrechung  aber  mit  E'^,  wird  also  das  von  Kurrelmeyer  bestimmte  Mittelglied  zwischen 
E""^  und  E'^  sein.  Nach  seinen  Beobachtungen  an  den  Kupfern  und  meiner  Prüfung  der 
Titelvignette  steht  E"^  als  jüngster  Doppeldruck  allein. 

Die  Ergebnisse  sind  nun  an  den  Lesarten  zu  prüfen  und  zu  ergänzen.  Kurrel- 
meyer hat  die  Reihe  E''^'"^  bestimmt  aus  steter  Vermehrung  der  Druckfehler,  wobei  E*" 
enger  zu  E""  gehört,  was  anzunehmen  nun  auch  das  Wiener  Mischexemplar  aus  beiden 
nahelegt,  als  zu  E";  aus  diesem  stamme  die  Ausgabe  letzter  Hand  C",  während  E^ 
keine  Stelle  in  der  Überlieferung  finde,  da  seine  Felder  nicht  auf  C  wirken.  Für  E"^ 
bleibt  der  Platz  zu  finden. 

Es  ist  nötig,  das  Gewicht  der  von  Kurrelmeyer  ausgehobenen  zwölf  Lesarten  zu 
bewerten.  S.  i6  Z.  14  'wie  ich  zu  der  alten  Handschrift  gekommen  bin,  wovon  [E'^^ 
davon  E""^  C]  ich  .  .  .  hiemit .  .  .  vorlege'.  W.  verwendet  im  Sokrates  noch  mindestens 
siebenmal  'wovon',  für  das  'davon'  eintreten  könnte,  und  oft  wo,  womit,  worin,  wodurch, 
wobey,  wornach,  worauf,  worein,  wozu  und  nirgends,  wenn  ich  nichts  übersehen  habe, 
das  relativische  Demonstrativum,  das  aber  in  Grimms  Wörterbuch  aus  Agathen  (von 
1766  an)  für  ihn  belegt  ist;  er  zeigt  auch  bei  der  Bearbeitung  dieses  Werkes  C"  keine 
Neigung  für  'davon',  so  daß  die  Änderung  der  Druckerei  zufällt.  Da  nun  'wovon'  für 
die  Zeit  des  Druckes  die  geläufigere  Wendung  ist,  so  würde  man  'davon'  fiir  die  ältere 
La.  halten  sollen,  also  E"^"  für  die  jüngeren  Drucke,  was  gegen  die  äußerlichen  Merk- 
male verstößt.  So  muß  man  dem  Setzer  von  E\  der  ja  auch  die  Zeilenbrechung  mit 
Gefühl  für  Sprechtakte  zu  regeln  scheint,  die  Feinhörigkeit  zutrauen,  den  Beginn  zweier 
aufeinander  folgender  Sätze  mit  'wie'  —  'wovon'  vermeiden  zu  wollen. 


Prolegomena  zu  einer  Wieland- Ausgabe.   VII.  21 

Auch  24,12  macht  E°  den  Eindruck  überlegter  Änderung:  'pflegten'  E"^''  'pflegen' 
E'^  C".  Die  Stelle  lautet:  . . .  daß  Epiktet  in  dem  Kapitel,  worin  er  . . .  'handelt,  und  . . . 
gegen  die  Vorwürfe,  welche  ihm  von  den  Sitten  . . .  gemacht  zu  werden  pflegten, . . .  recht- 
fertiget, ...  zu  erkennen  giebt';  hier  hat  die  präsentiale  Umgebung  das  sachlich  richtige 
Präteritum  verschlimmbessert;  i?**"*  haben  die  ursprüngliche  Lesart. 

65,11  bietet  im  Gegensatz  zu  dieser  Ausgleichung  einen  Wechsel:  'Schwierigkeiten' 
E"^"^  'Schwierigkeit'  E'^C;  möglich  sind  beide  Lesarten;  E"  hat  die  pluralische  Umgebung: 
'Einwendungen'  'Feinde'  'Verdienste'  unterbrochen.  Ähnlich  liegt  131,  9  'Die  Frage  ist 
um  so  begründeter' JE'*''"  C" 'gegründeter' .E'' ;  in  der  vorhergehenden  Zeile  steht  'benöthiget', 
'gegründeter'  ist  der  ungewöhnlichere  Ausdruck,  also  eher  dem  Verfasser  als  der  Druckerei 
zuzutrauen  (ich  weiß  jetzt  allerdings  nur  eine  Stelle  für  'gegründet'  in  W.s  Brief  vom 
20.  12.  175 1).  132,  20  'zu  stark'  i'*'"'  'so  stark'  E'^  C;  zwei  Zeilen  früher  im  vorher- 
gehenden Satze  steht  'zumal',  zwei  Zeilen  danach  in  demselben  'Satze  'so  gerne' ;  es  ist 
also  für  beides  äußerliche  Angleichung  möglich.  Im  Stile  des  ältesten  Goetheschen  Werther 
würde  'so'  echt  sein,  bei  W.  halte  ich  'zu'  für  wahrscheinlicher;  möglich  ist  beides. 
Sicherer  als  diese  drei  Fälle  ist  109,  2  zu  beurteilen:  'zerreiße  die  Rose,  und  verstreue 
die  Blätter'  £'•''"  C"  'zerstreue'  E"^;  hier  liegt  offenbar  fehlerhafte  Angleichung  in  E*^  vor. 

39,  4  und  5  steht  'genung*  J?*'"'  'genug'  E"^  C.  E^^'-  haben  die  ältere  Lesart,  obwohl 
sie  auch  zuweilen  'genug'  drucken  und  die  andere  Gruppe  an  anderen  Stellen  "genung' 
stehen  läßt.  —  Unsicher  zu  beurteilen  ist  42,  12  'eure  ernsthaften'  ü'"'"'^  C  'ernsthafte' 
E^  (vgl.  unten  zu  Nr.  1048);  45,  2  'euers'  E"^"  "eures'  E^  C\ 

Die  übrigen  drei  von  Kurrelmeyer  angeführten  Kennzeichen  sind  sichere  Druckfehler, 
die  leicht  von  C  berichtigt  werden  konnten.  Beachtung  verdient  nur  87,  15  'daß'  ii"  C" 
"das'  E^  'da'  E'^,  weil  der  Fall  eine  falsche  Verbesserung  in  E'^  aus  der  unmöglichen  Les- 
art E*"  bezeugt,  eine  Verbesserung,  die  unmittelbar  aus  E"^  unwahrscheinlich   wäre. 

Die  Beurteilung  der  Kurrelmeyerschen  Kennzeichen  ergibt,  daß  ein  Teil  der  Ände- 
rungen zufällig  ist,  der  kleinere  Teil  überlegt  sein  kann,  daß  die  Überlegung  aber  nir- 
gends über  das  hinausgeht,  was  einer  Druckerei  zuzutrauen  ist.  Eine  vollkommen  ge- 
sicherte Folge  der  fünferlei  Drucke  ist  meines  Erachtens  aus  diesen  Beispielen  nicht  fest- 
zustellen, wenn  die  Kurrelmeyersche  Reihe  auch  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat.  A'"  wäre 
näher  an  E*  als  an  E*"  einzuschieben.  Zur  weiteren  Klärung  unterbreite  ich  eine  größere 
Zahl  von  Stichproben,  die  zumeist  phil.  Burkhard  SeufFert  neben  zahlreichen  anderen  hier 
verwendeten  Beobachtungen  ausgehoben  hat. 

Die  Festigung  der  Stellung  von  E^  möchte  ich  vorausnehmen.  Daß  es  achtsam  ge- 
setzt ist,  ergibt  sich  aus  der  Gleichmäßigkeit  der  Kopfleisten  und  der  Zierstriche  nach 
den  Unterteilen.  Druckfehler  finden  sich  aber  doch,  z.  B.  S.  199  Z.  i  'vrrwiesen',  252,  5 
'wo'  statt  'wie*.  Schon  wegen  der  gleichen  Zeilenschlüsse  steht  es  E"  nahe.  Sie  werden 
durch  Druckfehler,  die  E^  mit  E"  gemeinsam  hat,  gestützt: 

Z.  B.  65,  12  Aa/  £»'>  kalte  £"■  habe  C.  113,  i  das  E"^C u>at  E<^.  129,4  hätte  E^^C  hatte  £"•.  134,  2 
Falle,  £">>  C  Falle  E''^.  149,  1 1  eitiziger  £"•> C  rinzigen  E'^.  155,11  Geld,  E^"^ C  Geld  B«''.  1 76,  i  kurz,  £«"•>  C 
kurz  E"^.  203,2  schie/cH  E"^  falschen  E'='^  C.  228,2  einem  E^'^^C  einen  £"<•.  277,2  Kram  E'^^'^'G  Kreuz  £">. 
292,  7  lyiicht  meht  auf  £»»•'  ijlicht  auf  E'^  C. 

Den  Gleichheiten  gegenüber  sind  einzelne  Eigenheiten  des  E^  nur  als  Hilfen  zur  Beur- 
teilung  der  Zeitfolge  von   einigem  Belang.     Jünger  ist,  soweit  meine  Erfahrung   reicht, 

'  Vgl.  KuiTelmeyer  zu:  Grazien  1770  50,  9.  Don  Sylvio  1772  2,44,  10.  Aber  auch  Präsens  zu  Präteritum: 
Goldener  Spiegel  1772  i,  137,  19.  2, 139,  3.  159,  18. 


02  Skuifert: 

die  Abneigung  gegen  Strichpunkt':  125,2  vu  gerettet;  E'  gerettet,  E\  135,  i  duhey;  E' 
dabey  £''  Hier  hatte  die  stärkere  Interpunktion  den  folgenden  Satz  so  abgetrennt,  als 
ob  er  mit  ■nemlich'  eingeleitet  wäre,  was  C  durch  die  Schreibung  dahey!  deutlicher  macht. 
Jünger  ist  auch  175,12  verlieren  E''  statt  verliehren  E\  190,  5  schattigen  R  statt  schattichten 
^^;  wohl  auch  235,  i  brauchst  F/  im  Sinne  'bedürfen'  statt  gebrauclist  E'  (Grimms  Wörter- 
buch hilft  nicht  zur  Zeitbestimmung;  im  Sinne  'benützen'  bleibt  255,9  gebrauchen').  In 
vier  dieser  Fälle  geht  denn  auch  C,  obgleich  sonst  von  E"  abhängig,  mit  E''.  Auch  175,6 
■  "Zehntausend'  ist  jünger  als  'Zehentausend',  aber  der  Gebrauch  beider  Formen  wechselt 
durchaus  in  W.s  Büchlein  und  C  bleibt  bei  'Zehen',  vielleicht  weil  Adelung  nur  diese 
Form  als  Ordnungswort  führt.  275,  i  eine  E^  gegen  Eine  E'  darf  ebenso  als  jüngere  Schrei- 
bung angesprochen  werden,  weil  bei  Sinneindeutigkeit  wie  hier  die  Auszeichnung  durch 
Majuskel  später  gerne  gemieden  wird  (die  Stelle  ist  in  C  verändert).  Im  ganzen  also 
macht  £"^  den  Eindruck  der  zeitüblichen  Schreibentwicklung  gegenüber  dem  altmodische- 
ren E\  Dazu  paßt  ja  aus  das  Aussehen  der  Vignette,  so  daß  Kurrelmeyers  Anordnung 
E"  E^  sich  bewährt.  Hinter  C"  aber,  was  im  Hinblick  auf  Prolegomena  Nr.  1 1 94  möglich 
wäre,  darf  man  es  nicht  setzen,  weil  es  dessen  Neuerungen  nicht  aufnimmt  und  weil  es 
in  der  Zeilenteilung  mit  E"  übereinstimmt. 

E'  nun  stammt  aus  E^.  Das  wird  durch  folgende  Betrachtungen  gesichert: 
Titel  Z.  6  Handschrift.  E^^  ohne  Punkt  ß'"«i  Z.  7  im  Motto  [aus  Horaz  Episteln  i,  6  V.  isf.]  Mqui  £»^ 
iniuui.  E^"'^:  der  Punkt  ist  aus  der  vorigen  Zeile  fälschlich  herabgenommen,  was  in  zwei  von  einander  unab- 
hängigen Drucken  unwahrscheinlich  ist.  S.  15  Z.  i  dre  E^^  andre  Ä^cd  falsche  Wiederholung  der  letzten  Silbe 
der  voiigen  Seite.  65.  4  vu  sahen,  £""  sahen  E*"''.  100,  4  Laidion  E'-^  Ladion  JS''«J.  149,  4  vu  .Glücklich 
E^^  GlUrklich  E^"\  173,  8  vu  dir  jB»^  die  E^""^.  254,6  vu  yemig  hätte  E"  gehabt  hätte  E^"^.  256,  i  Luftfecher 
E"^  Luft/echter  ^bcd.  260,  i  vu  seyn.  —  E»''  C  seyn  —  £''"'.  In  allen  diesen  Fällen  haben  ß'""^  die  falsche 
Lesart.  Und  so  ist  auch  zu  fassen  54,  12  satige  ich  den...  Athem  der  Natur  ein  ß«  fange  ich  usw.  £'""'.  Dazu 
tritt  der  oben  besprochene  Fall  87,  15,  wo  aus  dem  unmöglichen  das  E^  (für  daß  E'^)  da  £<■<'  konjiziert 
wurde,  wofür  bei  der  Abstammung  von  E<=  aus  fi"^  kein  Anlaß  vorhanden  gewesen  wäre. 

Die  Gruppen  A'"  und  -E""=^  werden  auch  noch  durch  andere  Lesungen  gebildet,  die  an 
sich  echt  sein  könnten,  nun  aber  als  Verderbnisse  zu  erachten  sind: 

Z.B.  15,10  maschinenmäßige  E'^^  maschienetimäßige  E^'^'^.  19  Kustos  ract/r  £»='  rakter  E^"^  (die  Schrei- 
bung schwankt  überall).  25,  7  Menschenfreunds  £'"'  Menschenfreundes  £'"=''.  55,  6  vergo'dtes  £"  vergoldetes  E^x^. 
57,6  Munde  E''''  Mund  E^"^.  66,6  versichre  E^'^  versichere  E^""^.  99,8  unverhofte  E^^  unverhoffte  E^''^.  172,3  vu 
zehentausend  E'^'^  zehntausend  E^cd.  214,2  existiere,  E^^'C  existiere  E^"^.  220, 7  vu  Fisch  £»'  Fisch,  £•>«•. 
268,6  vu  andere  £•"  andre  £'»=<'  C.     295,  2  vu  andere;  £""  andere,  E^<"i.     296,  5  vu  ist.  —  £«  ist.  E^'^. 

Einen  äußerlichen  Beweis  erlauben  folgende  Stellen:  85,  i  vu  fehlt  nach  refidens  der 
Punkt  E^\  E"  bessert  das  Versehen  durch  ein  falsches  Komma.  293,  5  vu  ist  undeutlich 
in  den  mir  vorliegenden  Exemplaren  E^,  ob  nach  thäte  Doppelpunkt  wie  in  .£'*"  oder  Strich- 
punkt steht,  das  Zeichen  ist  unrein:  F^'^  haben  Strichpunkt  gelesen.  138,6  und  290 
Kustos  sind  nach  sie  und  gen  in  einigen  Exemplaren  die  Punkte  (die  richtig  in  E^"^  stellen) 
undeutlich  ausgeprägt,  daher  fehlen  sie  E"\ 

All  das  sichert  die'  Abhängigkeit  des  E"  von  E^  so,  daß  die  wenigen  Übereinstim- 
mungen zwischen  /i"  und  jE'°  daneben  nicht  ins  Gewicht  fallen  können;  nämlich:  31,3 
lassen  Ä'^""*^  laßen  E'.  45,  2  euers  £'"""'  eures  F?.  5 1,  2  vu  erlaubtet  E^^  erlaubet  E"""^.  56,  i  vu 
ihren  E"'""^  ihrem  E^  (Angleichung  an  das  folgende  'liebkosete  ihr').  1 15,  5  wenigstens  E""^ 
wenigsten  E^.  163,  5  vu  Gelegenheiten  E"^  Gelegenheit  A'"""  (hier  falsche  Angleichung  an  voran- 
und  nachgehendes  Gelegenheit'  163,  9  vu.  2  vu).  Doch  ist  das  Zusammentreffen  in  diesem 
Falle  wie  in  5 1 ,  2  vu  immerhin  merkwürdig.     Aber  mit  solchen  Zufällen  hat  die  Kritik 

'  Vgl.  295,  2  vu  andere;  E^'^  andere,  i'>cJ  C'-'.  Agathon  3,  190,  6  s.  Kurrelmeyer.  Wenn  Sokrates  229,  7 
Komma  £*  zu  Strichj)unkt  jB^bcd  C  wird,  so  geschieht  es  wegen  der  Satzlänge;  C'  nimmt  wieder  Komma. 
258,  8  vu  Komma  £*  C'^  wird  am  Zeilenschluß  falsch  zu  Strichpunkt,  mit  dem  die  vorhergehende  Zeile  schließt. 


Prolfffomrna  zit  riricr  Wlclond- Ausgabe.    VII.  23 

der  Textüberlieferung  stets  zu  rechnen.  So  hat  E'  sogar  mit  E",  auf  das  es  sicher  nicht 
zurückgeht,  gemeinsam:  37,6  euere  E'"^  eure  E""^.  55,  4  vu  lag,  E""'^  lag  £""''.  59,  5  vu  Paläste 
£"»■■''  Palld'ste  i''"'  (die  Schreibung  scliwankt);  so  dockt  sich  das  junge  £''  mit  £""  oder  gar 
£■*:  1  75,  10  zehntausend  E"'^  zehentausend  E"^.  241,  7  vu  dem  E""^  den  £""'"'  (der  Plural  'den 
P>dboden'  ist  unwahrscheinlich,  der  Akkusativ  singul.  unmöglich)  usw.  Es  ist  also  auch  hier 
Kurrelmeyers  Ableitung  des  E"  aus  E^  bestätigt,  aber  die  Bindung  ist  loser  als  zwischen 
E'  und  E\ 

Denn  unter  rund  200  bei  Stichproben  gefundenen  Abweichungen  gehen  E"^  ii5mal 
zusammen,  häufiger  als  irgendeine  andere  Gruppe,  darunter  4 3  mal  gegen  die  geschlossene 
Gruppe  £*'"',  die  sich  im  ganzen  6 2  mal  bildet.  Diese  Gruppe  bedarf  noch  der  Unter- 
suchung. Die  Zahlenstatistik  des  Verhältnisses  der  Di-ucke  zu  dem  ältesten  -£""  ergibt 
I  10  E",  65  E"^,  38  E'"',  33  E""^;  die  geringere  Übereinstimmung  läßt  die  weitere  zeit- 
liche Entfernung  ablesen,  also  die  Folge  E"  E^'  E'  E"^,  die  den  Beobachtungen  an  den 
Vignetten  und  Zeilenschlüssen  entspricht.  Die  Beziehung  von  E^  zu  E"  ist  etwas  näher: 
iiomal  gegeben,  als  die  zu  E^:  94mal. 

Der  Sondercharakter  des  seltenen  />"  soll  zunächst  bestimmt  werden.  P"s  allein  hat 
außer  den  angeführten  Seitenzahlirrungen  Druckfehler,  und  zwar  gewöhnliche  Nachlässig- 
keiten, z.  B, 

25,  5  vu  falsches  Schlußsignia.  6.3,  10.  236,  10.  245,  5  vu  fehlen  Anführungszeichen.  85,  i  vu  fehlt  Punkt, 
165  Kustos  der  Beistrich,  195  Kustus  der  Bindestrich,  50,4  vu  an  Zeilenbeginn  s  vor  eyn,  116,  6/  nach  au 
[aufgelegt],  261,4  vu /J  nach  mu.  279,7  an  Zeilenschluss  e  nach  sein.  289,3  ist  t:  in  Putz  gestürzt,  297,4  \u 
Stern  durch  Anführungszeichen  ersetzt.  38.3  Clinius  st.  Clinias.  125,2  vu  Arne  st.  Amme.  128,  i  erzählehi'te. 
186.  2  vu  mizsüchligfn  st.  miUsiUhligen.  229,  10  yemil'ielt  st.  gemildert.  264,  5  vu  grüben  st.  gruben.  272,  7  salte 
st.  Sollte.  Ferner  Fehler,  die  ein  mögliches  Wort  geben:  z.  B.  7,  i  verwirren  st.  verirren.  19,4  die  st.  der. 
44,2  eure  st.  eurer.  183,1  vu  ihn  st.  ihm.  2bi,  2  er  st.  e».  213,5  '^och  st.  doch'.  224,1  B'obavhtung  st. 
Beobachtungen''.     252,4  wie  st.  weil.     297,4   IV  st.  X.     297.  13  einem  st.  einen. 

E^  hat  also  einen  wenig  aufmerksamen  Korrektor  gehabt. 
Hiermit  werden  andere  seiner  Eigenheiten  auch  verdächtig;  z.  B. 

t3,  3  vu  andre  gegen  andere  der  übrigen  E.  38.  5  habe  und  231.  10  wollte  gegen  hab'  und  wollt'  vor  'ich'. 
119,8  geninnet  neben  224,2  vu  beleidigt  gegen  ytnennt  und  beleidiget.  168,7  ziehst  gegen  ziehest:  einheitliche 
Vorliebe  für  volle  oder  gekürzte  Formen  ist  nicht  festzustellen.  275,9  sechzehn  (jüngere  Form,  auch  in  C) 
gegen  sechszehn.  Rechtschreibung:  203,  i  vu  Bcpublick  vereinzelt  neben  Republik;  302.  14  Punkt  gegen  Punct. 
Interpunktion:  116,13  und  275.3  vu  fehlt  das  entbehrliche  Komma  nach  'mich'  und  'selbst';  189,5  nach 
'haben'  steht  vor  dem  Nachsatz  der  langen  Periode  Strichpunkt  statt  des  grammatikmäßigen  Doppelpunktes: 
249,  1 1  vu  Komma  nach  'Vortheil'  st.  des  nicht  nötigen  Strichpunktes.  Auch  hier  ist  keine  beabsichtigte  Richtung 
zu  erkennen.  7,  3  in  einem  (st.  einen)  .  .  .  Schrank  .  .  .  einzuschliessen,  51,2  vu  sich  unter  einem  (st.  einen)  Baum 
hinzulegen  könnte  vielleicht  für  mehr  Schriftdeutsch  gelten. 

Vereinzelte  Fälle  heischen  Erörterung:  269,  8  vu  unfehlbare  st.  unfehlbarste;  der  stärkere 
Positiv  scheint  Entwicklung  zum  jüngeren  Schriftstil  zu  verraten,  denn  Kurrelmeyer  führt 
an:  aus  Agathon  1773  i,  187,  22  beträchtlichsten  E"^*''  beträchtlichen  E""^:  aus  Goldener 
Spiegel  1772  2,  130,9  öffentlicJisten  E"^"  öffentlichen  E"^;  3,89,  14  verderblicMte  E^  verderb- 
liche, E^^;  freilich  auch  einmal  die  umgekehrte  Änderung  4,  39,  10  eifrige  E"  eifrigste  E^""^^.  — 
113,  3  Fehler;  alle  andern  lesen:  wenn  der  Mann  gar  keine  Flecken  hätte;  es  dünkt  mich 
schwerer  von  'Fehler'  auf 'Flecken'  als  umgekehrt  zu  kommen;  der  Setzer  hat  Avohl  das 
Wort  von  zwei  Seiten  vorher  festgehalten,  wo  es  viermal  gebraucht  ist,  um  das  Gesprächs- 
ziel aufzustecken;  inzwischen  aber  ward  'Fehler'  zu  'Lastern'  verstärkt,  zu  'Grillen'  ab- 
geschwächt,  so   daß   auch    an    der  vorliegenden  Stelle  das  im  Munde  des  Xeniades  höf- 

'    Vgl.  Kurrelmeyer  zu  Musarion   1769  71,2. 

'   Vgl.  Sokrates  65,  11  Schwierigkeiten  £*''  Schwierigkeit  £<"*  C';  163,5  v"  Gelegenheiten  E^^  Gelegen- 
heit E^^.    Kurrelmeyer  zu  Der  Goldene  Spiegel  2,  142,  19.    4,  96,  7.     Agathon  1773  3,  26,  16. 
•   S.  unten  zu  Nr.  1048. 


24  Seuffert: 

lichere  'Flecken'  nicht  als  Willkürweclisel  betrachtet  werden  kann.  —  254,  i  vu  aus  so 
heterogenen  Bestandtheilen  ein  betrogenes  Games  zusammen  zu  setzen  ist  sinnlos;  die  anderen 
Drucke  haben  erträgliches  st.  'betrogenes',  entsprechend  dem  2 5 5 ,  4  folgenden :  'alles  noch 
so  ziemlich  erträglich  geht'.  Freilich  ist  die  nahe  Wiederholung  des  farblosen  Wortes 
verdächtig  und  an  sich  erstaunlich,  daß  der  Setzer  von  E""  das  geläufige  'erträglich'  ver- 
fehlt haben,  von  dem  in  der  vorangehenden  Zeile  stehenden  'heterogenen'  zu  dem  buch- 
stabenähnlichen, aber  tonfallwidrigen  'betrogenes'  verführt  sein  soll;  er  müßte  denn  ein 
'heterogenes'  fehlerhaft  wiederholt,  der  Korrektor  es  allzu  oberflächlich  zu  'betrogenes' 
umgebildet  haben.  Da  £'"  nacli  den  bisherigen  Umfragen  nur  einmal'  bekannt  wurde, 
also  selten  zu  sein  scheint,  könnte  vermutet  werden,  £""  sei  unfertiger  Vordruck  zu  E", 
die  anfangs  makulierten  Bogen  seien  erst  nachträglich  mit  erneuerten  Kupfern  versehen 
worden,  um  sie  für  das  vergriffene  £■*  rasch  in  Handel  zu  bringen;  ein  ähnlicher  Vor- 
gang, das  Verwenden  von  Resten,  ist  ja  auch  für  Bogenmischexemplare  anzunehmen;  es 
kann  aber  hier  nicht  stattgehabt  haben,  weil  E'^  dann  S.  256  wie  E^  'ihr  andern'  beginnen 
müßte,  während  es  richtig  'dern'  beginnt.  Eine  andere  Vermutung  kann  E"^  wie  E"  aus 
der  Handschrift  ableiten.  In  ihr  würde  ein  undeutliches  'homogenes'  gestanden  haben, 
was  möglich  ist,  obwohl  W.  so  scharfe  Gegensätze  wie  heterogen  —  homogen  nicht  bevor- 
zugt; oder  das  ihm  beliebte  'betrügliches'  (s.  Grimms  Wörterbuch),  das,  von  Adelung  der 
höheren  Schreibweise  zugewiesen,  etwa  der  Setzersprache  nicht  geläufig  war;  ein  Setzer 
hätte  das  schwer  leserliche  oder  das  ungeläufige  Wort  in  'betrogenes',  der  andere  in  das 
bald  im  Text  folgende  'erträgliches'  geändert.  Diese  Vermutung  ist  verboten,  weil  E^ 
bis  auf  zwei  Fälle  der  Zeilenteihuig  des  älteren  E''  folgt.  Es  bleibt  noch  eine  dritte  übrig, 
£■"  habe  ein  korrigiertes  Exemplar  E""  vor  sich  gehabt  mit  einer  undeutlichen  Verbesserung; 
sie  ist  wenig,  glaubhaft,  weil  W.  für  den  heimlichen  Nebendruck  keine  Durchsicht  des 
E""  abverlangt  werden  konnte,  er  müßte  Weidmann  gerade  diesen  einen  Druckfehler 
brieflich  angezeigt  haben,  obwohl  das  'erträgliches'  nicht  sinnstörend  war.  Alle  diese 
umständlichen  Erwägungen  zeigen,  daß  im  Flinzelfall  für  einen  Druckfehler  die  Annahme 
unbegreiflichen  Zufalls  berechtigter  sein  kann  als  ein  nachdenklicher  Erklärungsversuch. 

Den  Eindruck  der  Zuverlässigkeit  macht  nach  den  vorstehenden  Beobachtungen  E"^ 
nicht;  selbständige  Verbesserung  einer  verderbten  Vorlage  ist  ihm  nicht  zuzutrauen,  eher 
Verschlechterung. 

Daß  dieses  £"  Beziehung  zu  E^  hat,  beweist,  außer  den  Vignetten,  die  besprochene 
Zeilenverteilung,  weniger  die  Selbstverstäiidliches  verbessernde  256,  i  als  die  nicht  nötige 
52,  3   vu  'einen'  st.   'ei-iien'  £'\     Die  Lesarten  bestätigen  das  Zusammengehören; 

z.B.  Sclireibungen :  42,8  Blöase  £»  Blöße  E^^.  59,5  vu  Paläste  E"  Palläsle  E^^.  —  Interpunktionen: 
55,4  VII  lag,  E=^  lag  fi^b.  58,  i  Aristippm,  £»  Aristippen  iE"''.  271,  i  Plato,  —  jB"  Plato  —  E'^^.  67,  11  sagte 
£•■>  sagle,  E^^.  79,5  Mittel  E^  Mittel,  E^^K  87,8  verbieten  E'^  verbieten,  E^K  103,3  bist  E'' bist,  E'^K  203,13 
Uebel  E"-  Uebel,  £">>.    229,  7  hineinsah,  E^  hineinsah;  E"^.    258,  8  vu  sei/n,  E^  seyn;  £»''  [Druckfehler].    74,  i  vu 

begasten. £a  begeistert Ä^h.     157,  8  Mann!  E^  [besser;]  Mann  E^^.  —  Scliwabacher:   76,  12   ist  £» 

[besser;]  ist  E^^.  212,2  wuist,  oder  E^  [besser;]  ist,  oder  Ä"»-.  —  Lautbild:  67,3  abhangen  £»  abhängen  E^*>. 
37,  5  euere  £^  eure  E''^.  82,6  zehentausend  E'^  zehntausend  E^^.  172,  10  zehentansendslen  E'  zehntatisendsten  E^^. 
2Ti,i  verurtheilt  E^  verurtheilet  £"''.  —  Flexion:  184,3  einem  E^  [richtig;]  einen  ß"!".  241. 7  vu  dem  £• 
[i-ichtig;]  den  E^^.  130,  13  urtheilten  E'-  urtheiicn  £==  urtheilen  £'>.  186,6  vu  wolle  E''  wollte  E^^  [falsch  über- 
nommen aus  der  dritten  Zeile  vorher].  259,  i  vu  nützten  B»  nützen  £"''  [angepaßt  an  'sollen'  in  Zeile  vor- 
her;  C'  verdeutlicht  zu  "nütze  wären'].    —  Wortverwechslung:    253,3  sie  iS»  [richtig;   so  auch  C']  ich  E^^\ 

Die  Notwendigkeit  des  Zusammenhangs  von  E^  und  E^  ist  damit  zweifellos  er- 
wiesen;   in  solcher  Zahl   können   Übereinstimmungen   nicht   zufällig,    Fehler   wie    157,8. 


'    Nachtrag:    s.  oben  S.  16  Anm.  i.     Auch  jetzt  noch   sind  unter  45  Exemplaren  nur  3  E^  gefunden. 
^    Vgl.  Kurrelmeyer  zu  Musarion  1769  11  1%.     Gedanken  über  eine  alte  Aufsch    ' 


1769  11  1%.     Gedanken  über  eine  alte  Aufschrift  1772   11,9. 


Prolryomcna  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  25 

184,3.  253,  3  müssen  übernommen  sein.  Für  die  Priorität  des  Ä'"  kann  der  verzeichnete 
Fall  1 30,  1 3  (urtheilten  >  urtheiien  >  urtheilen)  verwendet  werden,  denn  es  lag  keine 
angleichende  Verführung  vor,  die  Lesart  E^  zu  E^  zu  ändern.  Die  Auslegung  entspricht 
den  oben  angeführten  Gründen  für  die  Reihenfolge  £""  E"  E^,  die  auch  dadurch  be- 
kräftigt wird,  daß  die  Gruppe  E""^  94  mal,  die  Gruppe  E"^  65  mal  sich  bildet,  also  E^ 
von  E*  weiter  entfernt  ist  als  von  E"".  Immerhin  ist  die  Abstammung  damit  noch  nicht 
zwingend  klargelegt. 

Es  sei  zunächst  herausgehoben,  worin  fi''  in  der  Gruppe  ä**''  allein  gegen  E^^  steht  (ein  Teil  der  Bei- 
spiele wurde  schon  fiir  die  Verwandtschaft  von  E^  mit  E"  angeführt).  Z.  B.  Schreibung:  15,  10  tnaschinen- 
mäßige  B""  masrhiencnmäßige  £*>.  19  Kustos  ractT  JE"''  rakttr  E^.  31,  3  lassen  E'^  laßen  E^.  99,  8  vu  tm- 
verhijfte  E'^  unv(rh'iffte  E*'.  —  Interpunktion:  65,4  vu  .mhpn,  E^^  sahen  E^  [falsch].  220,7  vu  Fi.sch  E-"^ 
Fisih,  £•>  [möglich].  283,  5  vu  leben,  £"  leben!  E''  [.schlecht].  293,  5  vu  thäte:  —  E'^  thäle;  —  £'>.  295,2  vu 
andere;  E"'^  andere,  £*>.  296,5  vu  ist  —  £*"  ist.  FT'.  —  Lautbild:  25,7  Mensthenfretmds  £'"  Menschenfriunde.f 
E^.  45.2  niers  £»*  ejires  E*>.  55,6  vcrgoldles  ä»"  vngaldetes  E^.  100,4  Laidion  E'^  Ladion  E^\  115,5  wenig- 
gfens  £"  wenigsten  £*'.  151.  5  gnldne  Ä'*»  goldene  £•>.  172,3  vu  :ehenlausend  jB"  zrhntatisend  £*>.  —  Flexion: 
56,1  vu  iAren  £»"  ihrem  E^.  57,6  Munde  E"  Mund  E^.  —  Wortverwechslung:  54,  12  saitge  E'^^  fange  E^. 
87,  15  daß  £»»  das  E>'  [falsch].  173,  8  vu  dir  E"  die  E^  [falsch].  256,  i  Lttftfecher  A'»"  Luft/echter  E*>  [falsch]. 
254,  6  vu  ginvg  E'^  gehabt  E^  [falsch]. 

E^  hat  zudem  viele  gewöhnlichste  Druckfehler:  n  für  u,  v  für  o  usf.  und  ist  fürs 
Abziehen  schlecht  hergerichtet,  so  daß  nicht  nur  an  den  Zeilenanfängen  und  -Schlüssen, 
.sondern  auch  im  Innern  der  Zeilen  Buchstaben  ausfallen,  Satzzeichen  unklar  werden.  Um 
die  Korrektur  ist  es  mindestens  nicht  besser  bei  ihm  bestellt  als  bei  E",  an  gröberen 
Fehlem  sind  beide  Drucke  gleichwertig;  eine  bestimmte  Eigenart  hat  E^  so  wenig  wie  i'". 

Seine  Stellung  gegen  /i"  und  zu  fJ"  ist  beim  Nachweis  der  sicheren  Beziehung  zwischen 
E^  und  i'*  betrachtet;  es  bleibt  noch  die  Verbindung  E"^  gt'gen  E"  zu  erläutern.  Die 
Grundlage  dazu  ist  oben  S.  23  bei  der  Besprechung  der  Sonderart  des  E'^  gegeben.  Die 
sclb.stverständlich  oder  leicht  im  Sinne  von  E'  zu  bes.sernden  Fehler  des  E''  sollen  hier 
zunächst  außer  acht  bleiben,  ebenso  die  Stellen,  in  denen  E^  zufallig  mit  E"  gegen  E" 
übereinstimmen  mag.  Herausgehoben  werden  muß,  was  bei  der  Annahme,  E^  stamme 
aus  E^,  als  Rückfall  in  E"  unerwartet  kommt;  also  z.  B.  S.  7  Z.  3  und  51,  2  vu  einen 
A'*''  einem  E^;  da  auch  der  Dativ  möglich  ist,  war  die  Lesung  von  E"  schwer  zu  finden. 
38,5  hob'  ich  231,10  toollf  ich  E'^  /labe  ich  .  .  .  wollte  ich  E';  ebenso  zu  beurteilen. 
1 13,  3  Flecken  E'^  Fehler  E^.  2  13,  5  doch  E"^  noch  £"'.  252,  4  weil  E''^  wie  E".  254,  i  vu 
erträgliches  E"^  betrogenes  E^.  269,8  vu  unfehlbarste  E"^  unfehlbare  E";  von  diesen  fünf 
Fällen  erheischt  nur  der  vorletzte  eine  Besserung,  die  aber  selbständig  kaum  in  der  Weise 
des  E"  gefunden  Avorden  wäre.  201,  2  es  E"^  er  £■"  war  nur  bei  größerer  Aufmerksam- 
keit einzurenken,  als  sie  fiir  die  Herstellung  des  Doppeldruckes  vorausgesetzt  werden 
darf.  Nun  muß  allerdings  beachtet  werden,  daß  51,2  vu  erlaubtet  E''^  erlaubet  E"  und 
163,  5  vu  Gelegenheiten  E"^  Gelegenheit  E"^  mit  E""  auch  E"  (und  des.sen  Abkömmling  A"')  geht, 
obwohl  E'  sicher  von  E^,  nicht  von  /<,'"  abgesetzt  ist.  Das  könnte  einigen  Glauben  an  Zufall 
auch  beim  Zusammentreffen  von  E^  mit  E"  in  den  angeführten  Stellen  erwecken.  Aber  die 
Fehlergemeinschaft  von  E"""  in  zwei  Fällen  besagt  nichts  gegenüber  der  größeren  Schwierig- 
keit, die  für  E*'  wenigstens  163,5  vu  erwuchs,  von  £'"  zu  J^"  zurückzufinden,  luul  vor 
allem  gegenüber  dem  halben  Hundert  Übereinstimmungen  von  Zi'  und  /i.'"'  gegen  £"";  es  sei 
zu  den  eben  angeführten  noch  verwiesen  auf  die  oben  S.  23  in  folgender  Ordnung  ver- 
merkten: 7,  I.  19,4.  44,  2.  183,  I  vu.  224,  I.  297,4.  297,  13.  13,3  vu.  I  19,8.  168,  7.  275,9. 
203,  I  vu.  302,14.  116,13.  275, 3VU.  189,5.  249,11  vu,  die  im  einzelnen  geringer,  in 
der  Summe  doch  schwer  wiegen. 

Darnach  kann  kein  Zweifel  sein,  daß  E^  wie  mit  E"  so  auch  mit  /i'"  unmittelbar 
zusammenhangt;  es  wurde  E"  für  die  Herstellung  von  E^  nicht  nur  etwa  da  eingesehen, 

Phil.-hist.  Abh.  1921.  Nr.  3.  4 


26 


Seuffert: 


wo  Unebenheiten  in  £""  auffallen  mußten,  sondern  auch  an  gleichgültigen  Stellen  befolgt. 
Und  es  ist  als  Vorlage  für  E^  auch  nicht  ein  Mischexemplar  aus  E"  und  E^  anzunehmen, 
denn  nur  in  den  fünf  Bogen  E  F  G  J  K  muß  es  nicht  abhängig  von  E"  und  nur  in  den  fünf 
Bogen  ABHTU  nicht  abhängig  von  E^  sein.  Es  ergibt  sich  also  die  unerfreulicJie  Not- 
wendigkeit, wie  bei  älteren  Handschriften  einen  Mischtext  aus  zwei  Vorlagen  anzunehmen, 
dessen  Entstehung  man  sich  so  vorstellen  mag,  daß  der  Setzer  und  der  Korrektor  nach 
zwei  verschiedenen  Exemplaren  sich  richteten.  Die  Gewissenhaftigkeit,  bei  Herstellung 
eines  Doppeldruckes  bewußt  den  älteren  Text  heranzuziehen,  braucht  man  dem  Korrektor 
oder  gar  dem  Setzer  nicht  anzusinnen,  der  Zufall  wird  die  zur  Beschleunigung  des  Neu- 
druckes erwünschten  zwei  Exemplare  zwischen  ihnen  verteilt  haben.  Auch  daß  eine 
Person  zwei  Vorlagen  benutzte,  ist  wenig  wahrscheinlich;  sie  würde  auf  Fehler  aufmerksam 
geworden  sein,  die  £'"  und  i?"*  gegen  £"*  gemeinsam  haben;  eine  genaue  Korrektur  nach 
E^  ist  aber  weder  für  E^  noch  für  E^  vorgenommen  worden.  Es  kann  -E"^  aus  E* 
stammen  und  nach  E"^  korrigiert  sein,  es  kann  auch  £""  aus  E^  stammen  und  nach  E" 
korrigiert  sein.  Vielleicht  gibt  die  vollständige  Kollation  der  drei  Drucke  sicheren  Auf- 
schluß; denn  ich  betone  nochmals,  daß  ich  mich  nur  auf  rund  200  Stichprobenvarianten 
stütze. 

Wer  die  Mischung  des  Textes  in  £■"  und  E^  nicht  annehmen  will,  muß  ein  Mittel- 
glied zwischen  ihnen  und  E''  suchen.  Dieses  Y  müßte  entscheidende  Lesarten  haben, 
die  E"^^  gemeinsam  sind,  und  solche,  in  denen  E""^  gegen  E^  zusammenstehen.  (Beim 
Suchen  würde  die  Anwendung  der  bekannten  Diagonalprobe  nicht  genügen,  weil  der 
zeilengleiche  Neudruck  kleineren  Formates  den  Setzer  zu  kaum  unterscheidbar  gleicher 
Wortverteilung  zwingt.)  Doch  hege  ich  zum  Auffinden  dieses  unbekannten  Doppeldruckes  Y 
wenig  Vertrauen.     Ich  sehe  also  drei  Möglichkeiten: 

2.  E^  ?. 


E^ 


^E^ 


E^ 


Im  ersten  und  dritten  Falle  steht  E''  außerhalb  der  Überlieferungsreihe,  seine  Les- 
arten sind  also  wertlos,  soweit  sie  nicht  etwa  gute  Konjekturen  zu  E"  sind;  nur  diese 
brauchen  verbucht  zu  werden.  Ich  halte  aber  mit  Rücksicht  auf  die  Vignetten  das  zweite 
Stemma  für  das  wahrscheinliche,  in  dem  £""  zur  Überlieferungsreihe  gehört.  Und  so- 
lange Y  nicht  gefunden  oder  für  die  Gültigkeit  des  ersten  Stemmas  kein  sicherer  Beweis 
erbracht  ist,  müssen  die  Lesarten  von  E""  in  das  Verzeichnis  aufgenommen  werden.  Nur 
wenn  sich  das  erste  Stemma  erwahrt,  kann  es  bei  Kurrelmeyers  Siglen  bleiben,  in  den 
beiden  andern  Fällen  wird  E''  oder  Y  zu  E^  und  darnach  E""  zu  ?:%  E"  zu  E'^.  Kurrel- 
meyers  E^  entfällt,  weil  die  Vererbung  von  £'°  zu  C  geht,  ohne  es  zu  berühren. 

Schon  aus  Kurrelmeyers  Beobachtungen  ergab  sich,  daß  die  Fehler,  die  C"  aus  E" 
ererbt  hat,  durch  die  Lesarten  von  E''  ersetzt  werden  müssen.  Es  sind  sohin  allein  nach 
den  Stichproben  einige  Stellen  des  Textes  im  7.  Bande  der  akademischen  Ausgabe  zu  ver- 
bessern. ^  Z.  B.  S.  222  Z.  13  der  akad.  Ausg.  'davon'  in  'wovon'.  223,33  'pflegen'  in 
'pflegten'.     236,17   'Schwierigkeit'  in  'Schwierigkeiten'.     239,38   'ist'  in  'ist'.     276,23 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.   VII.  27 

'wollte'  in  'wolle'.  281,  35  'falschen'  in  'schiefen'.  306,  25  'verurtheilet'  in  'verurtheilt'. 
311,  13  nach  'Pflicht'  einzufügen  'mehr'.  An  der  Interpunktion  ist  zu  bessern:  260,25 
'sie  — '  in  'sie.  — '.  266,13  Geld'  in  'Geld,'.  287,37  Fisch,'  in 'Fisch'.  291,3  'sah;' 
in  'sah,'  (wie  auch  C'^*  lesen).  312,10  'andere,'  in  'andere;'.  312,20  'ist.' in 'ist.  — '. 
Weniger  bestimmt  lassen  sich  andere  Fälle  entscheiden,  z.  B. :  239,17  der  Satz  'Selbst 
der  unpoetische  Diogenes  wird  von  ihr  begeistert.'  war,  weil  hier  Diogenes  sich  selbst 
ironisiert,  durch  einen  Gedankenstrich  vorne,  durch  Punkt  und  zwei  Gedankenstriche  (nur 
durch  zwei  Gedankenstriche  E''^")  hinten  in  E""  74,2.1  vu  abgehoben;  war  der  Verlust 
des  Punktes  die  Ursache  dafür,  daß  W.  zum  Schaden  des  Textes  alle  Striche  beseitigte? 
Allerdings  wird  311,25  auch  ein  immerhin  weniger  wünschenswerter  Gedankenstrich  in 
C  beseitigt,  aber  auch  infolge  von  Textverderbnis;  es  stand  "thäte:  — '  E"""  'thäte;  — ' 
E';  dies  wird  geändert  zu  'thäte:'  C",  also  zum  grammatisch  üblichen  Satzzeichen  nach 
längerem  Vordersatz.  241,  4  stand  'Mittel'  ohne  Komma  E";  C  hat  243,  26  vor  Infinitiv- 
satz das  unnütz  zugekommene  Komma  beseitigt:  geschah  es  trotzdem  241,4  absichtlich 
nicht,  weil  der  Infinitiv  noch  ein  Objekt  bei  sich  hat?  Wie  ist  sonst  der  Gebrauch  in 
C?  308,31  'leben,'  £""  war  falsch  zu  'leben!'  E^' C"  geworden;  wurde  gebessert  zu 
'leben;'  C^*;  das  Komma  war  die  im  Zusammenhang  beste  Interpunktion. 

Auch  folgende  Änderungen  sind  nach  der  allgemeinen  Beurteilung  der  Textgestaltung 
C  zu  behandeln:  Bevorzugt  C  die  vollei'en  Formen,  so  ist  223,  39  'Menschenfreundes'  zu 
belassen,  sonst  aber  'Menschenfreunds'  aus  £'"  gegen  'Menschenfreundes'  £'''"  herzustellen. 
Und  ähnlich:  228,  26  'andre'  zu  setzen  statt  'andere'.  236,  28  'versichre'  statt  'versichere'. 
Oder  aber  282,  29  'eigene'  zu  setzen  statt  'eigne'.  303,  30  'andere'  statt  'andre'.  Daß  W. 
oder  die  Druckerei  in  solchen  Dingen  Neigungen  bekundete,  zeigt  226,  19,  wo  C  mit 
E^*'  'eure'  liest,  während  seine  Vorlage  E"  mit  £*  'euere'  bot;  und  229,  7,  wo  C  mit  E^ 
'eures'  liest,  während  seine  Vorlage  E"  mit  E"  'euers'  bot.  Ebenso  ist  nach  dem  Schreib- 
gebrauch des  C  zu  entscheiden  bei  232,29  'vergoldtes'  E"  gegen  'vergoldetes'  E°  C, 
264,34  'goldne'  E"  gegen  'goldene'  E°C.  W.  wählte  sicher  nach  dem  jeweiligen  Ton- 
fall, wie  er  ihn  gerade  beim  Schreiben  oder  Lesen  mithörte  — ■  man  hört  ja  nicht  ein- 
mal metrische,  geschweige  prosarhythmische  Satzmelodie  stets  gleich  — ;  Norm  ist  nur 
vom  schulgrammatisch  beengten  Setzer  oder  Korrektor  zu  erwarten. 

237,  I  ist  'abhangen'  herzustellen,  falls  in  diesem  Werkchen  nicht  nur  'abhängen' 
E'  geläufig  ist;  Grimm  belegt  beide  Formen  fiir  W.     Und  dergleichen  wohl  mehr. 

Besondere  Aufmerksamkeit  verlangen  die  Fälle,  in  denen  W.  durch  überlieferte  Fehler 
irre  geworden  die  ursprüngliche  Lesart  nicht  fand.  Er  hat  ja  für  Verderbtes  oft  die  erste 
Lesart  in  sicherer  Konjektur  wiedergefunden,  z.  B. :  £"54,12  für  "fange'  E'  'sauge'  E". 
82,  3  vu  für  'Leid'  E"  "Lied"  E\  87,  15  für  'da'  E"  'dass'  E\  212,  2  vu  für  'ist,  oder'  E" 
'ist,  oder'  E\  256,  i  für  'Luftfechter'  E"  'Luftfecher'  E\  253,  3  für  'ich'  E"  'sie'  E\ 
Zuweilen  aber  versagte  seine  Aufmerksamkeit  oder  der  Scharfsinn'.  236,  18  der  akad. 
Au.sg.  gibt  zwar  einen  Beweis,  wie  nachdenklich  er  die  Überprüfung  fiir  die  Ausgabe 
letzter  Hand  vornahm,  aber  auch,  daß  er  die  Besserung  zum  Ursprünglichen  nicht  fand. 
Es  heißt  dort:  es  sei  schwierig  Lamon  zu  helfen,  'da  er  so  viele  Feinde  hätte  — ^  Er  hatte 
[£■"65,12,  hat  E^^]  sie,  weil  er  mehr  Verdienste  als  Vermögen  hat',  sagte  seine  Frau. 
W.  spürte  das  falsche  Präteritum  'hatte',  fand  aber  das  Präsens  nicht  und  wendete  die 
Rede  indirekt:  'er  habe  sie  bloß  weil  er  ....  habe';  dies  'habe'  taugt  nun  schlecht  zu 
dem  vorhergehenden  'hätte'  und  das  doppelte  'habe'  ist  schwerfallig.    Oder  298,  36:  es 

'  So  doch  wohl  auch  Musarion  B.  III  V.  220  'kein  Aug'  gehört,  kein  Ohr  gesehen',  wie  von  der  ersten 
bis  zur  letzten  .Ausgabe  steht  außer  in  Doppeldrucken  (Kurrelmeyer  1769  116,  13).  Oder  soll  die  Verwechs- 
lung der  Sinne  das  Schwatzen  des  Theofron  kennzeichnen;' 


28:  Seuifert: 

stand:  'daß  Aristoteles  zwanzig  Jahre  zu  tlmn  genug  hätte' is^''  254,6  vu,  'zu  thun  ge- 
habt hätte'  i-v'';  den  chronologischen  Widersinn  des  Plusquamperfekts  bemerkte  W.,  än- 
derte darum  'zwanzig  Jahre  zu  thun  hätte'  C"  und  besserte  die  ihm  zu  leere  Wendung 
in:  'in  seinem  ganzen  Leben  nicht  fertig  würde'  C^*  (woraus  zugleich  ersichtlich  wird, 
daß  er  den  Text  C"  selbst  überwachte).  Oder  300,  27  'die  ihnen  zu  nichts  nütze  wären'; 
'zu  nichts  nützten'  hatte  es  E'-  259,  i  vu  geheißen,  der  undeutliche  Konjunktiv  war  zu 
'nützen'  £"'""  verderbt  worden,  W.  beachtete  seine  Notwendigkeit  und  stellte  ihn  um- 
schreibend her,  wodurch  nun  die  stilistische  Symmetrie  der  Sätze  'die  sie  nicht  kennen 
sollen'  und  'die  ihnen  zu  nichts  nützten'  etwas  gestört  wird.  Solche  Neuerungen  wird 
man,  obwohl  sie  nur  durch  frühere  Verfälschung  veranlaßt  sind  und  nicht  genau  in  den 
alten  Ton  passen,  im  Texte  belassen  müssen.  Vgl.  über  ähnliche  Zwangslagen  Euidiorion 
7,  46 f.  Goethe-Jahrbuch  2  i,  250. 

Die  vollständige  Vergleichung  aller  ^-Drucke  wird  weitere  Änderungen  und  Erwägungen 
veranlassen.  Hier  sollte  nur  auf  den  Wert  der  Doppeldruck e-Untersuchung  vorläufig  hin- 
gewiesen werden. 

Nr.  163:  Nach  Paul  Weizsäckers  Mitteilung  gibt  es  Exemplare  der  Beyträge  zur 
Geheimen  Geschichte  des  menschlichen  Verstandes  und  Herzens,  die  außer 
dem  Titelkupfer  noch  S.  50.  74.  155  Kupfer  haben,  von  denen  das  erste  G[essner]  f[ecit] 
gezeichnet  ist;  danach  ist  Prolegomena  VI  S.  87  zu  ergänzen.  —  Vgl.  Kurrelmeyer,  Die 
Doppeldrucke  aaO.  S.  1 1  f.  Die  Staatsbibliothek  in  Berlin  besitzt  einen  Kurrelmeyer  un- 
bekannten Druck:  B.  Diez.  8".  8438.  Auch  ein  in  meinem  Besitz  befindliches  Exemplar 
stimmt  nicht  völlig  mit  Kurrelmeyers  Kennzeichen. 

Nr.  166:  vgl.  A.  Filippi,  W.  e  Le  Grazie,  Progr.  Ginnasio  Super,  di  Zara,  Zara  1908. 
Manacorda,  Le  Grazie  di  C.  M.  W.     Studi  di  Filologia  Moderna,  Catania  1909. 

Nr.  168:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  i4f.  —  Schon  19 10  stellte 
Karl  Polheim  fest,  daß  das  Exemplar  des  Neuen  Amadis  der  Universitätsbibliothek 
Berlin  Yq  35758,  das  der  Staatsbibliothek  Berlin  Yl  1901  und  ein  in  seinem  Besitz 
befindliches  unterschieden  sind.  Das  der  Universitätsbibliothek  dürfte  Kurrelmeyers  A'* 
sein,  das  der  Staatsbibliothek  ist  nach  ihrer  Anzeige  dessen  E^.  Ich  besitze  zwei  Aus- 
gaben, die  die  Kennzeichen  von  dessen  E""  haben  außer  Bd.  2  S.  57  Z.  22  'Grazien'  statt 
'Grazien'.  —  Vgl.  Lydia  Marinig  wie  zu  Nr.  141.  147.  Tribolet,  wie  zu  Nr.  147.  Strich, 
Die  Mythologie  aaO.  1,93. 

Nr.  169:  Die  Staatsbibliothek  Berlin  besitzt  zwei  verschiedene  Drucke  der  Stern- 
heim: Yv   7301    und  B.  Diez.   8°.   8439/40. 

Nr.  172:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  15  und  Nachtrag  zur  W.-Biblio- 
graphie,  Modern  Language  Notes  1918  33,  285  f.  —  Nach  erbetener  Mitteilung  der  Uni- 
versitätsbibliothek Basel  steht  in:  Isaak  Iselin,  Sammlung,  dem  Nutzen  und  Vergnügen  der 
Jugend  geheiliget,  Basel  1773  ^.  187  f.:  'Betragen  des  Weisen  in  Rücksicht  auf  die  Ur- 
theile,  welche  andre  von  ihm  fällen.  Sie  reden  Was  sie  wollen;  Mögen  Sie  doch  reden! 
Was  kümmerts  mich?'  Dazu  Fußnote:  'Winkelmanns  Sendschreiben  von  den  Herculani- 
schen  Entdeckungen  S.  45.'  Dies  stimmt  zu  W.s  Gedanken  über  eine  alte  Aufschrift, 
nur  daß  dieser  Titel  wegfiel  und  dafür  der  sachliche:  Betragen  des  Weisen  usw.  gesetzt 
ist.  Es  bleibt  zu  prüfen,  ob  Nachdruck  vorliegt  oder  Zitat.  Der  lückenhaft  erhaltene  Brief- 
wechsel zwischen  W.  und  Iselin  (Archiv  für  Litteraturgeschichte  13,  204 flf.)  schließt  die 
Möglichkeit  nicht  aus,  daß  W.  von  der  Drucklegung  wußte  oder  erfuhr.  —  Im  Register 
der  I.  Au.sgabe  der  Sammlung  1768  ist  nach  Anzeige  G.  Ryhiners  in  Basel  W.s  Name 
nicht  genannt;  es  könnte  ja  nur  eine  andere  Schrift  W.s  darin  aufgenommen  sein. 


Prolegomena  zu  einer  Wieb nd- Ausgabe.   VIT.  29 

Einlag'e  Nr.  177:  Dr.  Friedrich  Schulze-Maizier  in  Erfurt  teilt  mit,  daß  das  Meuselsche 
Handexemplar  der  Erfurtischen  Gelehrten  Zeitungen  in  der  Universitätsbibliothek 
München  die  Verfassernamen  der  einzelnen  Beiträge  enthält. 

Nr.  182:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  i5f.  und  Nachtrag  zur  W. -Bi- 
bliographie, Modern  Language  Notes  1918  33,  286.  Das  Don-Sylvio-Exemplar  Yv  5542 
der  Staatsbibliothek  Berlin  ist  im  i.Tl.  =  Kurrelmeyers  E",  im  2. Tl.  =  dessen  E^.  —  Jahr- 
buch der  Goethe-Gesellsclrnft  i,  Soff. 

Nr.  183:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  i6ff.  —  Lubovius,  Sprachge- 
brauch und  Sprachschöpfung  wie  Nr.  138.     Strich,  Die  Mythologie  aaO.  1,84.  100. 

Nr.  186:  vgl.  Julius  Maurer,  Anton  Schweitzer  als  dramatischer  Komijonist,  Publika- 
tionen  der   internationalen   Musikgesellschaft,   Beihefte    2.  Folge  XI,   Leipzig  191 2   S.  20. 

Nr.  190:    vgl.  ebenda  S.  20.  43. 

Nr.  192:  Die  Universitätsbibliothek  Berlin  besitzt:  Der  verklagte  Amor  1772 
Yq  84931. 

Nr.  194:  Die  Universitätsbibliothek  Göttingen  besitzt:  Alceste.  Ein  Singspiel  in  fünf 
Aufzügen,  von  Wieland.  Die  Musik  ist  von  Herrn  Schweitzer.  oOuJ.  40  SS.,  ohne  Sänger- 
verzeichnis und  Musiknoten,  anders  als  Nr.  209:  8°  Poet.  Dram.  III  3504'.  —  Vgl.  Kurrel- 
meyer, Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  18.  Julius  Maurer,  Anton  Schweitzer  aaO.  S.  2  i  ff .  45  ff". 
und  3  Musikproben.  E.  Marx,  W.  und  das  Drama  aaO.  S.  Soff.  Karl  Ileinemann,  Die  tra- 
gischen Gestalten  der  Griechen  in  der  Weltliteratur,  Leipzig  1920  i,  126 — 130.  —  Böttiger 
bericlitet  in  seinen  handschriftlichen  Aufzeichnungen  (Landes-Bibliothek  Dresden):  Daß 
W.  Alceste  so  geraten,  komme  aus  der  damaligen  Lage  seines  häuslichen  Lebens.  'P>  war 
im  Begriff  seine  Frau  in  der  Schwangerschaft  zu  verlieren  und  i^hanlasierte  sich  nun  in 
seiner  Frau  eine  sich  opfernde  Alceste.  Schweizer  kam  selbst  zu  W.  und  ließ  sich  das 
Gedicht  von  ihm  vordeklamieren.  Nach  dieser  Lektüre  komponierte  er  vortrefflich,  vor 
allen  schön  das  Lied,  da  Alceste  den  Lethe  trinken  soll.'  —  Die  letzten  1 1  Verse  des  Par- 
thenia-Monologs  IV.  Aufzug  i.  Szene  wurden,  auf  Chor  (V.i — 3.9  —  1 1)  und  Einer  (V.  4 — 8) 
verteilt,  nach  W.s  Tod  für  das  Weimarer  Freimaurer-Liederbuch  mit  Komi)osition  des  Ka- 
pellmeisters Müller  eingerichtet;  davon  gibt  es  Einblattdrucke  kl.  8°  mit  der  Überschrift: 
'An  die  Freundschaft'  und  Namenszusatz:   Wieland. 

Nr.  195:  vgl.  Hans  Wahl,  Geschichte  des  Teutschen  Merkur,  Palaestra  CXXVII,  Berlin 
19 14.  —  Das  Wieland-Museum  in  Biberach  a.  Riß  besitzt  nach  Mitteilung  Reinhold  Schelles 
Akten  über  das  preußische  Privileg  für  den  Merkur  vom  17.9.  1775  und  darauf  bezügliche 
Schreiben  von  Göschen  und  Bertuch  vom  26.  10.  1775.  —  II.  Bräuning-Oktavio,  J.  H.  Merck 
als  Mitarbeiter  an  W.s  Teutschem  Merkur,  Archiv  für  das  Studium  der  neueren  Sprachen  131, 
24  ff.  285  ff.  Ders.,  J.  IL  Merck,  Xenien  3',  267  IT.  349  ff.  H.  Reitzer,  W.  als  Kritiker, 
Xenien  19 10,  3',  65  ff.  R.  Lote,  La  France  et  Tesprit  fran(,'ais  juges  ])ar  le  Mercure  de 
^V-  I773~~'797>  Repertoire  bibliographique  prccede  d'une  introduction,  Paris  1913.  — 
W.s  Anteil  am  Merkur  bedarf,  besonders  bei  den  nicht  unterzeichneten  Stücken  und  den 
Anmerkungen,   durchwegs  der  Übei-prüfung. 

Nach  Nr.  195:  195a,  195b.  Zwischen  1773  und  Mai  1796,  von  wo  an  Böttiger  die 
Redaktion  des  Merkur  übernimmt,  W.  also  Antworten  an  unerwünschte  Mitarbeiter  wohl  ihm 
überließ,  wären  einzuschalten  die  vier  Verse,  die,  von  J.G. Gruber, W.s  Leben,  Leipzigi828 
4, 1 96  mitgeteilt,  an  einen  W.  befreundeten  Mann  gerichtet  sein  sollen  (vgl.  Freundesgaben  für 
C.  A.  H.  Burkhardt,  Weimar  1900  S.  146  und  Prolegomena  VI  Anm.  zu  Nr.  766)  und  die 
acht  Verse,  die  in  F.  W.  Gubitz,  Berühmte  Schriftsteller  der  Deutschen,  Berlin  1854  i,  245 
als  'Zurechtweisung'  gedruckt  sind  (Euphorion  19,  5S3f.),  falls  die  ersteren  kein  Reim- 
brieflein und  die  letzteren  echt  sein  sollten. 


30  Seuifert: 

Nr.  198:  s.  unten  Nachtrag  zu  Prolegomena  III  Übersetzungen  Nr.  lo. 

Nr.  208:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeid  rucke  aaO.  S.  i8ff.  —  O.Schissel  von  Fleschcn- 
berg  weist  das  von  Kurrelmeyer  vermutete  P^xemplar  des  Agathon  £"  mit  Kupfern  und 
Vignetten  in  der  Universitätsbibliotliek  Innsbruck  92  F  7  nach,  wo  der  4.  Teil  fehlt.  (Ein 
vollständiges  Exemplar  vonü'^'mit  Kupfern  besitzt  die  Universitätsbibliothek  Wien  I  85229.) 
Die  Titelkupfer  sind  in  die  Seitenzahl  der  ersten  Bogen  jedes  Teiles  eingerechnet,  auch  in 
den  Exemplaren  ohne  Kupfer;  aber  die  Blattzählung  beginnt  überall  erst  mit  dem  2.  Blatte 
des  Bogens,  so  daß  also  alle  ersten  Bogen  nur  7  Blätter  zählen.  Kennzeichen  für  E""  ist, 
daß  die. Norm  des  Bogens  S  des  2.  Teiles  ist:  'II  Band',  während  sonst  'II  Theil'  steht.  — 
Wie  schwer  die  Textvererbung  festzustellen  ist,  nach  den  Kurrelmeyerschen  Kennzeichen, 
möchte  ich  kurz  andeuten:  Tl.  2  S.  68  Z.  20  Denkensart  E"^''  C  Denkungsart  E"^,  dagegen 
Tl.  4  S.  105  Z.  13  Benkensart  /;"'"'  Denkungsart  E"^  C";  das  heißt  also,  der  Setzer  von  C"  be- 
wahrt einmal  die  sprachlich  ältere  Lesart,  triflCt  sich  das  andere  Mal  im  jüngeren  Sprach- 
gefühl mit  dem  von  /s"'';  daß  er  aus  eigenem  Geschmack  an  der  ersten  Stelle  auf  die 
frühere  Lesung  'Denkensart'  zurückgekommen  sei,  halte  ich  für  ausgeschlossen  und  glaube, 
daß  C"  von  E""  abstammt.  Denn  von  den  sonst  bei  Kurrelmeyer  ausgehobenen  Überein- 
stimmungen zwischen  ^"' und  C"  ist  nur  die  Stelle  Tl.  2  S.  28  Z.  7  auffallend:  Agathons 
Seele  durchflog  die  Szenen  von  Liebe  und  Glückseligkeit  der  letzten  Tage;  von  diesen  Er- 
innerungen durchströmt,  wollte  sie  den  Gedanken  nicht  ertragen,  daß  sie  'in  einem  so 
beneidenswürdlgen  Zustand'  unter  sich  selbst  heruntergesunken  sein  könnte,  wie  die  vor- 
hergehende .^.ußerung  des  Hippias  Agathons  Verliebtheit  auslegte;  prosaischer  gesagt :  Aga- 
thon will  Hippias  nicht  glauben,  daß  er  in  der  Wonne  der  Liebe  zu  Danae  von  seiner 
idealistischen  Weltauffassung  abgekommen  sei.  Die  Setzer  von  E"^  und  C"  haben  sich  von 
"heruntergesunken'  verleiten  lassen  zum  sinnstörenden  Akkusativ:  'in  einen  .  .  .  Zustand' 
(in  C  ist  der  Dativ  wiederhergestellt);  aus  diesem  Zusammentreffen  allein  möchte  ich  keine 
Abhängigkeit  £^''>  C"  schließen;  und  noch  deutlicher  erweisen  sich  die  andern  Überein- 
stimmungen als  Zufälle.  .Setzer  und  Korrektor  von  C  haben  eben  zuweilen  versagt;  darum 
wird  das  Zurückgreifen  Tl.  2  S.  i  2  2  Z.  1 6  auf  'Kargheit'  E'"^,  statt  'Klarheit',  das  die  Vor- 
lage für  C  bot,  der  das  Richtige  neu  findenden  Durchsicht  des  Dichters  und  nicht  der  Be- 
nutzung eines  E'"^  Druckes  durch  die  Druckerei  zuzuschreiben  sein. 

Schissel  von  Fieschenberg  hat  auch  die  Zugehörigkeit  der  Kupfer  zu  Textstellen  be- 
stimmt, die  bei  der  unerwarteten  Umsetzung  von  'historischen'  Szenen  in  die  Putti- 
darstellung  der  Vignetten  nicht  unmittelbar  offenliegt.'  Das  Kupferblatt  zu  Tl.  i  erklärt 
er  aus  S.  144  oben:  Cyane  sucht  Agathons  Blick  auf  sich  zu  lenken;  die  Vignette  stellt 
den  Bacchantinnen  tanz  S.  47  dar.  Kupferblatt  zu  Tl.  2:  der  Liebesgott  flattert  auf  Danae 
zu  S.  20;  Vignette:  Agathon  küßt  die  Hand  der  schlafenden  Danae  Tl.  1  S.  336.  Kupfer- 
blatt zu  Tl.  3 :  der  Syrakusaner  begrüßt  Agathon  S.  8 ;  Vignette :  Bacchidion  als  Tänzerin 
S.  136.  Ich  füge  den  Schissel  nicht  vorliegenden  4.  Teil  hinzu:  Kupferblatt:  Agathon 
sinkt  beim  Anblick  der  Danae  in  die  Arme  des  Kritolaus  S.  114;  Vignette:  Agathon  und 
Kritolaus,  bei  der  Jagd  vom  Unwetter  überrascht,  treffen  auf  das  Landhaus  der  Danae 
S.  97.  —  Die  Seltsamkeit,  daß  zur  Vignette  des  2.  Teiles  ein  Vorwurf  aus  dem  Text  des 
I .  Teiles  gewählt  wurde,  erkläre  ich  so :  zur  Zeit  des  Auftrags  an  den  Kupferstecher  war 
Buch  5  Kapitel  8  dem  2.  Teile  zugewiesen;  denn  Teil  i  mit  XVI  +  358  =  374  Seiten  ist 
beträchtlich  stärker  als  die  übrigen  Teile;  wäre,  wie  Teil  2  mit  dem  4.  Kapitel  des 
8.  Buches  geschlossen  wird,  auch  Teil  i  mit  dem  4.  des  5.  geschlossen  worden,  so  wäre 
ein  etwas  ebenmäßigerer  Bandumfang  gewonnen  worden;  die  Zerreißung  des  Buches  wurde 
aber  doch  vermieden,   die  schon    entworfene  Vignette   trotzdem   für  Teil   2  beibehalten. 

Nr.  211:  vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  1,71. 


I 


Prolcgomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.   VII.  31 

Nr.  214:  vgl.  J.  Maurer,  Anton  Schweitzer  aaO.  S.  25.  44  und  eine  Musikprobe.  — • 
P.E.  Pavolini,  II  mito  d' Ercole  in  alcune  poesie  moderne.  Atene  e  Ronfia  10  N.  107.  108. 
F.  Riedl,  Der  Sophist  Prodikus  und  die  Wanderung  seines  Herakles  am  Scheidewege  durch  die 
römische  und  deutsche  Literatur.  Progr.  I.  Staatsgymn.  Laibach  1908  S.  3 8  ff.  Strich, 
Die  Mythologie  aaO.  i,2i6f. 

Nr.  216:  Z.  I  f .  lies:  Anmerkung  zu  Der  Mohr  von  Venedig.  Eine  Erzählung 
nach  dem  Italiänischen  des  Giraldi  Cinthio.     Unterz.  d.  H.    (Berichtigung  L.  Pfannmüllers.) 

Nr.  228:  Den  Titel  des  Klavierauszugs  teilt  mir  Dr.  E.  G.  Stumme  in  Leipzig  nach 
dem  in  seinem  Besitze  befindlichen  Drucke  mit:  Alceste  von  Wieland  und  Schweitzer 
in  einem  Clavierauszuge  lierausgegeben  von  M  ***.  Berlin  und  Libau,  auf  Kosten  des 
Verfassers,  und  in  Commission  bey  Lagardc  und  Friedrich  1786.  Querfol.  — -  Die  Staats- 
bibliothek Berlin  besitzt  den  Druck:  Mus.  0.  11411. 

Nach  Nr.  232:  232a.  L.  Pfannmüller  sclialtet  ein:  1773  Anmerkung  zu  Auszug  aus 
des  Herrn  P.  Brydone  Reise  auf  den  Ätna.  Unterz.  H.  Merkur  4,  109.  —  Danach  sind 
wohl  auch  die  Anmerkungen  4,  107.  108  W.  zuzuweisen. 

Nr.  233:  In  Nr.  346  wird  einiges  überW.s  Vorstudien  zu  den  Abderiten  bemerkt. 
—  Vgl.  Lubovius,  Sprachgebrauch  und  Sprachschöpfung  wie  Nr.  138.  Strich,  Die  Mytho- 
logie aaO.  I,  83.  loi  f. 

Nr.  234:  Vom  Hoffmannischen  Druck  der  Abderiten  erschien  noch  1774  ein  Nach- 
druck: Bonn,  bey  Ferdinand  Romnierskirchen,  kuhrfiirstl.  Hofbuch  druck  er  und  Buchhändler. 
Mit  Kupferblatt  von  G.  S.  Facius.     Universitätsbibl.  Graz  I  8412. 

Nr.  237:  Der  Druck  der  Wahl  des  Herkules  wurde  auch  von  Martin  Breslauer 
Berlin,  Verzeichnis  31    (Versteigerung  Schüddekopf  19 18)  Nr.  2142   ausgeboten. 

Nach  Nr.  237:  237a.  1774.  Werthes' Hirtenlieder.  Leipzig  Müller.  Landes-Bibliothek 
Weimar  W  2  :  22*^.  Darin  ist  nacli  des  Direktors  Prof  Dr.  Deetjen  freundlicher  Mitteilung 
S.  135  —  216,  also  auf  den  gleichen  Seiten  und  mit  demselben  Schluß  wie  Nr.  192  Der 
verklagte  Amor.  Ein  Fragment  abgedruckt.  Ob  Neudruck  oder  Titelauflage,  bleibt 
zu  untersuchen.  'Der  Best  ist  von  J.  D.  Falk,  dem  der  Band  gehörte,  handschriftlich  ergänzt', 
fügt  Deetjen  seiner  Beschreibung  bei;  es  dünkt  mich  wahrscheinlich,  daß  Falk  sich  die 
Mühe  der  Abschrift  der  Ergänzung  aus  Nr.  281  vor  dem  Erscheinen  des  P^inzeldruckes 
Nr.  282  machte;  oder  sollte  er  W.s  Handschrift  benützt  haben? 

Nr.  239:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  109. 

Nach  Nr.  239:  239a.  1774  März.  Erklärung  gegen  Lic.  Albrecht  Wittenberg. 
Unterz.  Wieland.  Hamburgische  Neue  Zeitung  15.  März  1774  42.  Stück;  s.  Archiv  für 
Litteraturgeschichte  1 3, 4 1 5  f. 

Nr.  269:   s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  109. 

Nr.  273:   L.  Pfannmüller  ergänzte:  Anmerkung  2,  198   unterz.  d.  II. 

Nr.  303:  Die  Clavigo- Anzeige  wird  von  E.  Marx,  W.  und  das  Drama  aaO.  S.  3off. 
Anm.  W.  zugeschrieben.   Vgl.  aber  Wahl,  Geschichte  des  Teutschen  Merkur  aaO.  S.  68  Anm. 

Nr.  310:   vgl.  Joseph  Brock,  Hygin  in  der  deutschen  Literatur,  München  1913  S.  310. 

Nr.  311:  vgl.  Lubovius,  Sprachgebrauch  und  Sprachschöpfung  wie  Nr.  138.  Strich, 
Die  Mythologie  aaO.  S.  84.  loi. 

Nr.  313:  vgl.  W.  Kurrelmeyer,  Nachtrag  zur  W.-Bibliographie,  Modern  Language 
Notes   191 8   33,  284f 

Nr.  341:   vgl.  W.  Bock,  Die  ästhetischen  Anschauungen  W.s,  Berlin  192  i   S.  78f. 

Nr.  343.   344:   vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.    i,i02f 

Nr.  353:  vgl.  E.  Marx,  W.  und  das  Drama  aaO.  S.  4iff.  W.  Bock,  Die  ästhetischen 
Anschauungen  W.s  S.  108  ff. 


32 


S  i:  u  y  F  E  li  T  : 


Nach  Nr.  369:  369a.  1775  September  3.  Cantate  auf  den  neunzehnten  Ge- 
burtstag und  Regierungs-Antritt  des  Herzogs  von  Sachsen-Weimar  und 
Eisenach.  Merkur  3,  193 — 195.  Nicht  unterz.  und  deshalb  früher  von  mir  niclit  auf- 
genommen, ja  des  Stiles  wegen  verworfen,  aber  W.  ausdrücklich  zugewiesen  in:  Unter- 
haltendes Schauspiel  nach  den  neuesten  Begebenheiten  des  Staats,  der  Kirche,  der  ge- 
lehrten Welt  und  des  Naturreiches  vorgestellt.  Im  Jahr  1775.  Sechzehnter  Aufzug. 
Erfurt,  druckts  und  verlegts  H.  R.  Nonne  S.  966 — 968.  Vgl.  P^uphorion  i9,58off.  Der 
Erfurter  Druck  folgt  dem  Merkur;  nur  hat  er  nach  V.  11,  wo  die  Seite  wechselt,  über- 
sehen, im  Gedicht  einen  Absatz  zu  machen.  —  H.  G.  Graf  teilt  mir  aus  den  Weimarischeu 
Wöchentlichen  Anzeigen  6.  9.1775  Nr.  7 1  S.  290,  'Nachricht  von  der  Feyerlichkeit  bey 
Hofe  und  in  der  Stadt  am  3ten  September',  gütig  mit:  'Nach  aufgehobener  Tafel  und 
eingenommenen  Coffee  hatte  die  Fürstliche  CapcUe  die  Ehre  eine  feyerliche  Cantate  auf- 
zuführen, worzu  der  Herr  Hofrath  Wieland  den  Text  gegeben  und  der  Herr  Capellmeister 
Wolf  die  Musik  gesetzt  hatte.' 

369b.  1775  Oktober  19.  Auf  die  Wiederkunft  und  Vermählung  eines  Landes- 
fürsten, eine  Cantate  von  Herrn  Hofrath  Wieland,  in  Musik  gesetzt  von  Herrn  Capell- 
meister Wolf  in  Weimar.  Breslau,  gedruckt  mit  Graßischen  Schriften.  o.T.  Universitäts- 
bibliothek Breslau  Lit.  teut.  II.  Oct.  1 1 1  7''.  Durch  die  Gefälligkeit  der  Bibliotheksdirektion 
kann  ich  das  sehr  seltene  Stück  hier  einrücken. 


Kecitativ. 

Er  l^ömmt,  der  junge  Held, 

Ich  sehe  Ihn. 

Heil  dir  mein  Vaterland! 

Er  kömmt  zurück,  dein  Hocbgelicbterl 

Sein  Blut  [?  Blick;']  stralt  Wonne,  glänzt  wie  Hesperus. — 

Siehst  du,  wie.  Ros'  und  Myrthe  seine  Stirn  vertraulich 

krönt:' 
Vor  seinem  Wagen  tanzt  Freud'  und  Wohlfart  her. 
Glücksei 'ge  Stadt,  frolocke  laut: 
Du  siehst,  wie  mit  dem  ädlen  Bruder, 
Hand  in  Hand, 
Er  deinen  Thoren 
und  Amaliens, 

für  beide  ofnen  mütterlichen  Armen  entgegen  eiltl 
Er  kömmt,  Er  kömmt 
Ihr  Bürger,  Euer  Fürst. 

ARIE. 
Empfangt  Ihn,  ihr  Mädgen,  mit  Tänzen, 
Pflückt  Blumen  zu  lachenden  Kränzen, 
Bestreut  Ihm  mit  Rosen  den  Pfad! 

Zeichnet  jauchzend  alle  Spuren, 

Jünglinge,  auf  unsern  Fluren, 

Die  der  gute  Fürst  betrat.         V[on].  A[nfang]. 

Recitati  V. 
Und  iiir,  ihr  Sänger  seines  Volks  seid  stumm? 
Kein  Lied  von  euch  grüßtCarl  August,  denMusageten;' 
Dies  soll  nicht  seynl  [Gesang; 

Ergreift  die  goldne  Harf '  —  Er  ist  euch  hold  und  Hebt 
Umringet  Wonne  trunken  seinen  W^agen, 
und,  voll  des  Musengottes, 
singt  Ihm  das  frohe  Lied  von  Dejanirens  und 

Alcidens  Liebe. 


Mit  Begleitung. 

Mein  Lied  sey  Dejanira 
die  Königstochter  aus  Calydon; 
Schöner  als  ihre  Gespielen 
gieng  sie  in  ihrer  Schaar 
wie  Luna  in  heitrer  Mitternacht  im  Heer  der  Sterne! 

Mein  Lied  sey  Dejanira, 
denn  sie  war  weis'  und  gut! 

Ich  singe  den  Göttersohn 
Alkmenens  Erstgebohrnen, 
Ihn,  dem  [!]  Tugend-geweih'ten ; 
Im  Lenz  seiner  Jahre  kam  Er  nach  Calydon, 
und  sah'  die  hohe  Königs-Tochter; 
Zum  erstenmahle  entbrannte  sein  Herz 
und  liebte  Dejaniren, 
denn  sie  war  weis'  und  gut. 

Auch  Ihren  Busen  entflammte  A  m  o  rs  reine  Fackel 
für  den  jungen  Held; 
Früh  mit  Aurorens  erstem  Gruße 
gieng  einsam  Dejanira, 

das  Herz  voll  Liebe,  in  Amors  heirgen  Hain, 
wo  unter  gewölbten  Myrthen  das  Bild  des  Gottes  stand: 
Höher  färbte  sich  mit  Purpur  die  jungfräuliche  Wange, 
schneller  schlug  ihr  Herz, 
als  Sie  zum  erstenmahle  mit  jungen  Rosen  die  Stirn  des 

Gottes  kränzte, 
und  eine  Weyrauch-Schaale  auf  seinen  Altar  goß. 
»Allmächt'ger  Amor,  ists  von  dir 
»was  ich  in  meinem  Busen  fühle? 
•  Bist  du  es,  der  Aleiden  mir  zum  Abgott  meiner  Seele 

machte? 
»So   nimm,  Allgütiger,   dafür  mein  erstes  Opfer  an!« 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  33 

rief  der  Held, 
Aleides  gieng  an  Blumenufem  des  Acheolus,  und  Tugend  führte  Ihn  auf  ihrem  Pfad 

kämpfte  mit  sich  selbst  und  Amorn,  zu  Dejaniren, 

Wollust  und  Tugend  stritten  lang  um  sein  Herz,  und  zu  ädlcn  Thaten. 

bis  Tugend  siegte. 
•  Dein  bin  ich,  o  Göttliche,  auf  ewig,  Duett 

»Dir  weih  ich  mein  Leben«  Seelig  ist  Liebe  der  Edlen, 

Seelig  ihr  heiliges  Band. 

Die  gesperrten  Worte  sind  in  dem  Fraktnrdruck  mit  Schwabacher  Lettern,  einzelnes 
dazu  noch  gesperrt,  Arie  und  Duett  wie  die  Überschriften  in  größerer  Frakturschrift  gesetzt. 

Wäre  die  Verfasserschaft  nicht  so  bestimmt  bezeugt,  so  würde  man  diese  zweite 
nicht  minder  als  Nr.  369a  schwache  Kantate  kaum  W.  zuschreiben,  zumal  der  Druckort 
Bedenken  erregt.  Aber  sie  ist  im  gleichen  Stile  gehalten  und  durch  die  Bezugnahme 
des  Textes  auf  die  Wahl  des  Herkules  Nr.  214  gewiß  W.  zuzueignen.  Obgleich  die  Vor- 
au.ssetzung  der  Verse  der  I'lmpfang  beim  Eintritt  in  die  Stadt  Weimar  am  17.  Oktober  1775 
ist,  dürften  sie  doch,  vielleicht  in  nachträglicher  Änderung  der  Festordnung,  die  Kantate 
der  Gymnasiasten  bilden,  von  der,  nach  H.  G.  Grafs  Auszug,  die  Weimarischen  Wöchent- 
lichen Anzeigen  21.  10.  1775  Nr.  84  S.  343  melden:  'am  Donnerstag  [19.  10.]  Abends  hatten 
auch  die  hiesigen  Gymnasiasten  ihre  Cantate  vor  dem  Fürsten  aufzuführen  und  zu  über- 
reichen Erlaubniß  erhalten.' 

Nr.  370:  Ist  hiefür  Scarron,  Typhon  ou  la  Gigantomachie,  poeme  burlesque,  das 
Boileau  in  der  Art  poetique  empfohlen  hat,  anregend? 

Nr.  382:   Die  Handschrift  ist  im  Besitz  des  Goethe-  imd  Schiller-Archivs. 

Nach  Nr.  384:  384a.  1776.  Comische  Erzählungen.  Zweyte  und  verbesserte 
Auflage.    oO.  1776.    Universitätsbibliothek   Breslau  bei  Lit.  teut.  I.  Oct.  98.    Nachdruck? 

Nr.  387:   s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  1 10. 

Nr.  390.  396  sind  bei  Leonard  Meister,  Characteristik  deutscher  Dichter,  St.  Gallen 
und  Leipzig,  bey  Huber  und  Compagnie  17S9,  i,359ff.  benutzt,  wohl  ohne  Zutun  W.s. 
Ich  erwähne  es,  weil  Goedeke,  Grundriß  4',  623  zu  dem  Werk  'ergänzt  von  Wieland' 
bemerkt,  was  sich  meines  Erachtens  nur  auf  die  Meistersche  Wielandbiographie  (Caracteres 
des  jx)etes  les  plus  distingues  de  lAUemagne,  Zuric  Fiissli,  et  Steiner  de  Winterthour  1789 
S.  2  25ff.)  beziehen  soll;  vgl.  Ausgewählte  Briefe  W:s  hg.  v.  Geßner  3,  3 79 ff.  Jahresbe- 
richte für  neuere  deutsche  Literaturgeschichte  16,460.  Robert  Arnold  in  Wien  hat  mich 
zu  dieser  Nachprüfung  veranlaßt. 

Nr.  391:  vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  73f. 

Nach  391:  ?391a.  1776.  Anzeige  von  Musenalmanach  für  das  Jahr  1776. 
Merkur  i,  85ff.  Ni<ht  unterz.  Wird  in  Boies  Brief  an  Gotter  9.  März  1776  W.  zuge- 
schrieben; sie  stammt  aber  wegen  W.s  Brief  an  Merck  vom  26.  Januar  1776  (Wagner, 
Merckbriefe  i ,  86)  wohl  von  Merck.  Der  Stil,  besonders  der  Eingang,  dünkt  mich  nicht 
W.i.sch.    Vielleicht  hat  Boic  mit  W.s  Namen  den  Merkur  bezeichnet. 

Nr.  395:  L.  Pfannmüller  vermutete,  der  in  der  Anmerkung  erwähnte  Herausgeber 
scheine  in  diesem  Falle  nicht  W.,  sondern  Wezel  zu  sein  als  Editor  der  Ehestands- 
Geschichte  des  Herrn  Philip  Peter  Marks. 

Nr.  405:  Merkur  2,  90 ff.  ist  etwas  verändert  aufgenommen  in  Leonard  Meister, 
Characteristik  deutscher  Dichter  i,  75 ff.,  wohl  ohne  W.s  Mitwirkung;  vgl.  zu  Nr.  390.  396. 

Nach  Nr.  411:  411a.  1776.  Erziehungs-Wesen.  Merkur  2,109 — m-  Nicht 
unterzeichnet.  W.  Stammler,  Der  Hofmeister  von  J.  M.  R.  Lenz,  Diss.  Halle  a.  S.  1908, 
S.  119  Anm.  13  vermutet  W.  als  Verfasser  dieser  Anzeige  der  Chur-Cöllnischen  neuen 
Schul -Ordnung. 

Phil.-hisl.  Abh.  1921.  Nr.  3.  5 


34 


Seuffekt: 


Nr.  413:  vgl.  Rudolf  Germann,  W.s  Gandalin,  Probefahrten,  hg.  von  A.  Köstor  26, 

Leipzig  1914. 

Nr.  428:  vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  73^- 

Nach  Nr.  433:  433a.  Der  Entwurf  zu  einem  Gedicht  an  Chesterfield,  hg.  von  Erich 
Schmidt,  Sitzungsberichte  der  Preuß.  Akademie  der  Wissenschaften,  Berlin  1909  S.  2i4f. 
ist  besser  hier  als  nach  Nr.  437   einzureihen,  wie  Prolegomena  VI  S.  1 10  geschah. 

Nr.  439:  Alexander  v.  Weilen  vermutete  unter  dem  'Universal  Magazin' :  The  universal 
magazine  of  knowledge  and  pleasure,  London  1747 — 1783- 

Nr.  443:  vgl.  J.  Maurer,  Anton  Schweitzer  aaO.  S.  2  8ff.  58 ff.  und  zwei  Musikproben. 
E.  Marx,  W.  und  das  Drama  aaO.  S.  104  ff. 

Nr.  446 :  vgl.  Kurrelmeyer,  Nachtrag  zur  W. -Bibliographie,  Modern  Language  Notes  1 9 1 8 
33,  286f. 

Nr.  449:  Ein  bei  Max  Perl,  Berlin,  zur  Versteigerung  vom  8.  April  191 1  unter 
Nr.  1072  ausgebotener  Druck  'Lady  Johanna  Gray.  Ein  Trauerspiel.  oOuJ.  1777.  8"'  wird 
identisch  sein  mit  dem  hier  verzeichneten,  wie  aus  dem  Widerspruch  '0.  J.'  und  der  Jahres- 
zahlangabe zu  vermuten  ist. 

Nr.  461.  462  sind:  Taschenbuch  für  das  Verdauungsgeschäft  von  1785  [hg.  von 
Georg  Carl  Claudius]  Gedruckt  zu  Spashausen  [=  Leipzig,  Cnobloch]  S.  1 1  2— 1 1 7  abgedruckt 
und  im  'Inhalt'  S.  XIV  W.  als  Verfasser  zugewiesen;  ob  aus  anderem  Grunde,  als  weil 
die  Anekdoten  im  Merkur  und  unter  Miscellaneen  stehen,  die  teilweise  von  W.  gezeichnet 
sind,  bleibt  offen. 

Nach  Nr.  467:  467a.  1777  Februar.  Anzeige  von  Des  Grafen  von  Shaftesbury 
philosophische  Werke.  Aus  dem  Englischen  übersetzt.  Erster  Band.  Leipzig  1776.  In 
der  Weigandschen  Handlung.  Merkur  i,  20if.  Nach  Charles  Elson,  W.  and  Shaftesbury, 
New  York  191 3  S.  lof. :  'The  review  .  .  .  is  evidently  by  Wieland'.  Das  Buch  ist  nicht 
in  W.s  Büchernachlaß  verzeichnet. 

Nr.  469:  L.  Pfannmüller  ergänzte:  S.  272   unterz.  W. 
Nr.  471 :   vgl.  Nr.  48 1 . 

Nr.  481:  L.  Pfannmüller  beobachtete  den  Bezug  zu  Nr.  471. 

Nr.  486:  vgl.  Strich,  Die  Mythologie  1,84.  204 f.  W.  Bock,  Die  ästhetischen  An- 
schauungen W.s,  Berlin  192 1   S.  i04ff. 

Nr.  498:  Heinse  schreibt  18.  Januar  1778:  der  Kurfürst  von  der  Pfalz  würde  W. 
vermutlich  ein  sauer  Gesicht  machen,  'daß  er  dem  Kaiser  sein  göttliches  Recht  in  der 
sonderbaren  und  unbegreiflich  wunderlichen  Epistel  an  Dohm  im  Mercur  so  herausgestrichen'. 
Archiv  für  Litteraturgeschichte  4,370. 

Nr.  505:  vgl.  Funde  und  Forschungen,  Leipzig  192  i  S.  168  Anm.  85. 
Nr.  524:  Originalhandschrift  von  Ein  viersylbiges  Wort  im  Wieland-Museum  in 
Biberach  a.  Riß,  mir  durch  Reinhold  Schelle  vorgelegt;  1^2  SS.  8"  Fraktur  von  W.s 
Altershand;  gehört  also  nicht  in  den  Anhang  zu  Bd.  12,  sondern  in  den  Text  gegen  Ende 
Bd.  13.  Ich  vergleiche  mit  dem  Abdruck  in  Freundesgaben  für  C.  A.  IL  Burkhardt, 
Weimar  1900  S.  i39f. :  Nacli  Vers  i  Abstand  von  der  2.  Zeile;  2  sn'n  über  unterstrichenem, 
nicht  durclistrichenem  säh'en;  3  Bindestrich  nach  Gold  fehlt;  6  das  zweite  der  üdZ  nach- 
getragen; 9  Interpunktion  fehlt,  well  kein  Platz  mehr  am  Zeilenende;  10  uns  üdZ 
nachgetragen;  ii  szcA  mcA^  wor^Aei/Ao/i;  über  gestrichenem:  schwerlich  sich;  15  Im  Fürstenbetle 
wie  über  gestrichenem  Im  königlichen  Bette  danach  vielleicht  noch  u  [nd]  gestrichen ;  2  2  darf 
nicht  Einem  Seinesgleichen  über  gestrichenem:  ist  ein  Stoffe  woraus;  24  statt  unverdrossen 
steht  unverdroßne 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.   VII.  35 

Nr.  549:  L.  PfannmOUer  hob  die  kurze  Anmerkung  zum  gleichen  Aufsatz  S.  267  aus, 
unterz.  Fr.  d.  H.  [Frage  des  Herausgebers]. 

Nr.  596:  vgl.  Prolegomena  VI  S.  70.  Joseph  Brock,  Hygins  Fabeln  in  der  deutschen 
Literatur,  München  1913  S.  94ff.     E.  Marx,  W.  und  das  Drama  aaO.  S.  1236". 

Nr.  602:  Von  den  Unmaasgebliclien  Gedanken  über  Bahrdts  Glaubens- 
bekenntnis besitzen  unter  dem  angeführten  Titel  die  Universitätsbibliothek  Prag  i  2  G  488 
und  die  Landesbibliothek  Stuttgart  Theol.  4°  kaps.  einen  Einzeldruck  oOuJ. 

Nr.  611:  W.s  Verfasserschaft  dadurch  gesichert,  daß  er  die  Anekdoten  bei  Zusammen- 
stellung des  Inhalts  der  Supplemente  Bd.  6  zu  seinen  Werken  Ausg.  letzter  Hand  unter 
seinen  Schriften  in  den  Adversarien  Nr.  1192   verzeichnet  hat;  s.  Nr.  1193. 

Nr.  618:  vgl.  Lydia  Marinig,  Der  Einfluß  von  Ariosts  Orlando  Furioso  auf  W., 
aaO.  1912  S.  3iff.    1913  S.  6f.  Tribolet  wie  zu  Nr.  147.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,94f. 

Nr.  620:  lies:  Umschlag  zum  Merkur  Vierteljahrsheft  usw. 

Nr.  659:  vgl.  unten  zu  Nr.  11 96  und  zu  Übersetzungen  Nr.  23  a. 

Nr.  692:  vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  1940". 

Nr.  701 :  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  20.  Die  Staatsbibliothek  Berlin 
besitzt  unter  Signatur  Yv  5870  einen  Kurrelmeyers  E^^  nahestehenden,  doch  eigenen 
Druck  der  Abderiten.  —  Frdr.  Schulze-Maizier,  W.  in  Erfurt,  SA.  aus  Jahrbücher  der  Aka- 
demie gemeinnütziger  Wissenschaften  zu  Erfurt  N.  F.  Heft  44,  Erfurt  1919  S.  73ff. 

Paul  Alfred  Merbach  in  Berlin,  durch  Nachweise  um  die  W. -Ausgabe  vielfach  ver- 
dient, machte  mich  auf  die  Veröfientlichung  eines  Abderitenbruchstückes  in  der 
Mitternachtzeitung  aufmerksam.  Der  Direktor  der  lizgl.  Bibliothek  in  Wolfenbüttel,  Dr. 
0.  Milchsack,  ermöglichte  mir  die  Benutzung  des  seltenen  Bandes  im  Frühjahr  191 8. 

In  Nr.  56  des  7.  Jalirganges  der  Mitternachtzeitung,  der  zu  Braunschweig  und  Leipzig 
im  Verlags-Comtoir  1832  erschienen  ist,  beginnt  am  6.  April  S.  222  eine  Reihe  von  ii 
bis  zu  Nr.  70  vom  i.  Mai  reichenden  Mitteilungen  unter  dem  Titel:  Bruchstücke  aus 
Wielands  Nachlasse.  Die  am  Schlüsse  verheißene  Fortsetzimg  folgt  nicht.  Nr.  56  gibt 
nur  eine  Vorbemerkung.  Nr.  57.  58.  63.  64.  65  enthalten:  'Die  Abderiten.  Zweites  Buch. 
Siebentes  Kapitel.  Von  den  Folgen,  welche  der  Besuch  des  Hippokrates  bei  dem  Deraokritus 
auf  das  leibliche  Wohl  der  Republikaner  hatte'.  In  Nr.  65  beginnt:  'Die  Abderiten.  Zweites 
Buch.  Neuntes  Kapitel.  Die  Reise  nach  dem  Hafen.  —  Die  Apopatie.  —  Glückliche 
Heilungen.'  Zu  dessen  Beginn  steht  die  Anmerkung:  'Das  in  der  Druckschrift  folgende 
siebente  Kapitel  ist  nun  als  das  achte  anzusehen,  welches  nachzulesen  wir  den  geneigten 
Leser  unmaaßgeblich  vorschlagen.'  Das  Kapitel  wird  fortgesetzt  Nr.  66.  67.  68.  69.  In 
der  letzten  Nummer  hebt  an:  'Neuntes  Kapitel.  Die  Apopatiker  in  Abdera.  Apotheose 
des  Onokefalus',  das  in  Nr.  70  weitergeführt,  aber  nicht  beendet  wird. 

Die  Vorbemerkung  lautet: 

Der  Redaction  diesrr  Blätter  sind  diese  Bruchstücke,  wovon  von  Zeit  zu  Zeit  Proben  erfolgen  sollen, 
nicht  auf  diplomatischem  Wege  durch  die  Herren  J.  G.  Gruber,  D.  Erhard,  F.  II.  Jacobi  u.  s.  w.  zugekommen, 
sondern  ein  Langensalzer  Bürger  erstand  zu  Weimar  in  einer  Auction  eine  Kiste  mit  beschriebenen  und  zum 
Theil  bedruckten  Papieren,  die  er  zu  einer  Dosenfabrikation  zu  verwenden  bestimmt  hatte.  Der  Factor  dieser 
Fabrik,  ein  Mutterschwcstei-sohn  des  Redacteurs,  war  bei  dem  Sortiren  dieser  Blätter  selbst  gegenwärtig,  und 
er,  als  ein  Halbgelehrter,  der  sich  in  der  deutschen  Literatur  etwas  umgesehen  hatte,  entdeckte  unter  diesen 
Papieren  mehre  handschriftliche  Kapitel  der  Abderitengeschichte  unseres  Wielands.  Die  Grubereche  Ausgabe 
der  Werke  Wielands  befand  sich  in  seiner  Handbibliothek,  er  säumte  nicht,  jene  Manuscripte  mit  der  Druck- 
schrift zu  vergleichen,  und  fand  wenig  abweichende  Stellen;  jedoch  schien  es  ihm,  daß  diese  Handschrift  wahr- 
scheinlich der  erste  Entwurf  Wielands  zur  Abderitengeschichte  gewesen  sein  müsse,  und  das  Wasserzeichen  im 
Papiere  (I.  K.  1772)  schien  ihm  einen  synchronistischen  Beweis  für  seine  Meinung  zu  geben.  —  Nun  erinnerte 
sich  der  Factor  seines  Vetters,  des  Redacteurs  der  Mitternachtzeitimg;  er  glaubte  es  der  Welt  und  den  Manen 
Wielands  schuldig  zu  sein,  diese  Manuscripte,  die  vielleicht  auch  noch  ungedruckte  Sachen  enthalten  konnten, 


36  S  E  U  F  I-  E  R  T  : 

dem  Untergange  zu  entreißen,  und  der  Entschluß,  dem  Vetter  damit  ein  Geschenk  zu  machen,  war  sogleich 
gefaßt,  und,  nachdem,  dem  Gewichte  nach,  das  Papier  mit  anderer  Maculatur  ersetzt  war,  auch  ausgefühi-t. 
Die  Redaction  nahm  nun  eine  sorgfältige  Ordnung  dieser  Blätter  vor  und  hatte  das  Glück,  mehre  Ent- 
würfe zum  Danischmend,  dem  goldnen  Spiegel,  der  Wasserkufe,  den  Abderiten,  Agathon,  Don  Sylvio  von 
Kosalva  u.  s.w.  zu  finden.  Kein  Zweifel  also,  daß  diese  Manuscripte  aus  dem  Wielandschcn  Nachlasse 
stammten.  —  Merkwürdig  war  aber,  die  größere  Breite  des  Inhaltes  dieser  Manuscripte,  wenn  man  sie  mit 
]doi)pelt.']  den  Druckschriften  Wielands  verglich.  Da  fand  sieb,  daß  der  große  Mann  oft,  nicht  bloß  ganze  Blätter, 
ja  oft  ganze  Capitel  verworfen  hatte.  —  Wielanden  ist  oft  eine  zu  große  Breite  in  seinen  Werken  als  Fehler 
vorgeworfen  worden,  und  es  hieße  einen  Verrath  an  den  Manen  des  großen  Mannes  begehen,  wenn  man  jene 
Breite  durch  Druck  wieder  herstellen  wollte.  —  Auf  der  andern  Seite  aber  ist  es  auch  Pflicht,  Proben  der- 
selben dem  Publikum  nicht  vorzuenthalten,  damit  man  den  großen  ^Mann  bei  seinen  ersten  Entwürfen  sowol, 
als  auch  als  Autaristarch  kennen  lerne;  und  so  mag  es  der  geneigte  Leser  entschuldigen,  wenn  wir  einige 
ungedruckte  Kapittel  hier  abdrucken  lassen.  —  Da  unser  Vetter,  der  Factor  der  Schnupftabacksdosenfabrik, 
die  Entdeckung  durch  die  Abderitengeschichte  machte,  so  halten  wir  es  für  zweckmäßig,  aus  dieser  einige 
ganze  bisher  ungedruckte  Kapitel  unsern  Lesern  mitzutheilen;    müssen  aber  bevorworten  und  versichern. 

Per  gcnium  dextramque  Deosque  Penates, 
daß  wir  nicht  etwa  diese  Kapitel  untergeschoben,  und  auf  unsere  Zeit,  unser  Land  oder  unsere  Stadt  wollen 
angewandt  wissen.  Im  Schlüssel  zur  Abderitengeschichte.  hat  ja  Wieland  selbst  erklärt,  daß  nach  der  großen, 
durch  die  Unzahl  der  Frösche  bewirkten  Auswanderung  der  Abderiten  aus  ihrer  Mutterstadt,  sie  wie  die  Juden 
in  alle  Welt  zerstreut,  in  alle  Nationen  mehr  oder  weniger  Abderitisches  Blut  einges[ch]muggelt  haben  sollen, 
und  daß  vielleicht  unsere  Lust,  diese  ungedruckten  Kapitel  abdrucken  zu  lassen,  selbst  eine  Folge  von  den 
Abderitischen  Atomen  ist,  die  in  unsern  Adern  wallen;  denn  bessern  werden  wir  dadurch  die  Abderiten  nicht, 
wol  aber  wird  jeder  wahre  Abderit  uns  unsere  Druckseligkeit  bei  vorkommender  Gelegenheit  tüchtig  ein- 
tränken; und  daß  man  dieses  Völkchen  allenthalben  antrifft,  hat  Hafen  Slawkenbergius  S.  864.  zwar  gesagt, 
aber  zu  sagen  vergessen,  daß  sie  an  gewissen  Orten  und  in  den  Provinzen,  worin  diese  liegen,  etwas  dicker 
gesäet  sind,  wie  z.  B.  in  Schiida,  Krähwinkel,  Irland,  Schwaben,  Schöppenstädt,  Ungarn,  Gascogne  u.  s.w.,  als 
anderswo;  an  manchen  von  diesen  Orten  aber  haben  diese  Abderitennachkömmlinge  auch  eine  klimatische 
Bosheit  angenommen,  die  ihren  Urvätern  nicht  eigentlich  in  dem  Maße  angeboren  war.  Doch,  ohne  Furcht 
vor  ihnen,  zur  Sache  selbst. 

Der  sachliche  Teil  dieser  Erklärungen  klingt  nicht  von  vornherein  unglaubwürdig. 
Wir  wissen,  daß  ein  Koller,  wenigstens  mit  Briefen  an  W.,  verloren  ging  und  daß  W.  deren 
Ordnung  überhaupt  vernachlässigte  (Journal  für  Litteratur,  Kunst,  Luxus  und  Moden  18 14 
S.  557.  Der  Gesellschafter  1826  S.  898).  Einige  Handschriften  seiner  Werke  hat  der  sorg- 
same Bodmer  verwahrt,  andere  die  Empfanger  der  GlückAvunsch Widmungen;  W.  selbst  hat 
gleich  Schiller  sie  nach  der  Drucklegung  für  erledigt  erachtet  und  nicht  druckreif  Gewordenes, 
anders  als  Goethe,  mißachtet.  Erst  aus  den  späteren  Jahren  von  W.s  Leben'  haben  Zu- 
fälle einzelnes  gerettet.  Dazu  ist  der  Nachlaß  kaum  sorgfältig  behütet  Avorden.  Es  ist 
also  nicht  unmöglich,  daß  noch  1832  eine  Kiste  mit  Handschriften  W.s  als  Makulatur  in 
Weimar  auftauchte. 

An  der  Inhaltsangabe  des  Fundes  fällt  nur  das  eine  auf,  daß  neben  den  in  den  sieben- 
ziger  Jahren  verfaßten  oder  umgearbeiteten  Werken  auch  die  Wasserkufe  aus  dem  Jahre 
1794  erscheint.  Das  macht  die  Angabe  einigermaßen  verdächtig.  Der  Verdacht  wird  be- 
stärkt durch  die  feierliche  Versicherung  des  Herausgebers,  er  habe  nicht  etwa  die  Abderiten- 
kapitcl  untergeschoben  und  wolle  sie  nicht  auf  seine  Zeit,  sein  Land,  seine  Stadt  angewandt 
Avissen,  er  werde  die  Abderiten  nicht  bessern,  wohl  aber  würden  sie  ihm  die  Veröflent- 
lichung  eintränken;  so  sei  es  abderitisch,  daß  er  diese  Kapitel  drucken  lasse.  Die  un- 
nötige Verwahrung  an  sich,  gar  die  Ablehnung  eines  Gegenwartsbezuges  und  die  im  Wider- 
spruch dazu  stehende  Erwartung  übler  Folgen  für  den  Herausgeber  fordern  die  Vermutung 
heraus,  der  Herr  Vetter  Faktor  der  Schnupftabakdosenfabrik  sei  erfunden,  um  wie  Hippo- 
krates  den  Zeitgenossen  Nieswurz  zu  reichen.  Denn  sonst  wäre  bei  den  'gebildeten  Ständen', 
für  die  die  Mitternachtzeitung  dem  Titel  nach  bestimmt  war,  doch  keine  Entschuldigung 
nötig,  daß  ihnen  neue  Abderitengeschichten  vorgesetzt  werden. 

Allerdings  widerspricht  das  dem  Jahrgang  beigeheftete  Programm  der  kosmopolitischen 
Tendenz  der  W.ischen  Satire  und  bekennt  im  entschiedenen  Gegensatz  dazu  die  Mitter- 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  37 

nachtzpitung  als  ein  Blatt  für  deutsches  Wort  an  deutsclie  Männer  und  Frauen,  kündet 
Krieg  den  feilen  Sklaven,  Krieg  der  Ausländerei  an;  verbeißt  Erzählungen  und  Gedichte 
zur  Weckung  der  Vaterlandsliebe,  Bilder  aus  dem  deutschen  Volksleben  für  deutsche 
Einheit  und  Unabhängigkeit;  aber  es  will  doch  auch  unter  'Kunst  und  Wissen"  das  Schöne, 
Gute  und  Nützliche  sammeln,  wo  es  sich  findet,  weil  dieses  ein  Gemeingut  aller  Menschen 
ist.  Hierzu  paßten  denn  W.ische  Schriften  ohne  Vorbedenken;  und  wirklich  Avird  auch 
S.  624  in  der  ständigen  Rubrik  zur  Kulturgeschichte  ein  Allgemeinsatz  W.s  mitgeteilt. 
Außerdem  betont  der  Novemberjirospekt  für  den  Jahrgang  1833  das  Deutschtum  nicht 
mehr,  versichert  allgemein :  'Das  Schönwissenschaftliche  wird  den  Hauptbestandtheil  unseres 
Blattes  auch  fernerhin  ausmachen',  worunter  Abderitengeschichten,  alt  oder  neu,  begriffen 
werden  konnten. 

Wer  der  Herausgeber  der  Zeitung  (Goedeke  8,  38  Nr.  188)  damals  war,  kann  ich 
nicht  feststellen.  K.  Clin.  Frdr.  Niedmann,  der  den  Verlag  Industrie-Comptoir  in  Braun- 
schweig gegründet  hatte,  war  1830  gestorben  (Goedeke  6,  416  Nr.  42;  9,  205  Nr.  15,  2d). 
Da  er  ein  mir  nur  dem  Titel  nach  bekanntes  Sittengemälde  'Krähwinkel  wie  es  ist'  ver- 
fäl5t  hat,  wäre  ihm  eine  Abdcritenerweiterung  zuzutrauen;  sie  könnte  aus  seinem  Nach- 
lasse stammen,  aus  dem  mir  unbekannte  Erzählungen  1833  ediert  worden  sind.  Als  Heraus- 
geber des  'Beiblattes'  der  Zeitung,  der  'Dramaturgischen  Blätter',  wird  1832,  also  im  Er- 
scheimmgsjahr  der  Abderitenfunde,  Dr.  Karl  Köchy  genannt,  der  sich  als  Dramaturg  einen 
Namen  machte  und  1834  die  Leitung  der  Mitternachtzeitung  übernahm  (Goedeke  9,  336 
Nr.  35  bes.  Stück  13).  Icli  weiß  nicht,  ob  einer  der  beiden  Herausgeber  Kenntnisse  über 
antike  Naturforscher  und  besonders  Ober  Anaxagoras  und  einiges  fachmäßige  Verständnis 
der  neuen  Medizin  gehabt  hat,  wie  sie  der  Verfasser  der  Funde  besitzt;  denn  die  mit- 
geteilten Kapitel  sind  Arztsatirc  und  gehen  darin  weiter,  als  ich  bei  W.  sonst  wahrnehme, 
der  es  sich  sogar  als  Unvorsichtigkeit  Jinrechnet,  daß  er  über  einen  tödlich  verlaufenen 
Pockenimpffall  in  seiner  Zeitschrift  habe  schreiben  lassen  (Teutscher  Merkur  1774  4,  279), 
der  im  Kampf  gegen  den  Älagneti.smus  die  medizinische  Seite  nicht  berührt  (Teutscher 
Merkur  1787  i,  82fl'.;  172 ff.;  4,  I53ff.),  der  im  Streit  Jhn.  Benjamin  Erhard  gegen  Hufe- 
land da.s  Richteramt  in  ärztlichen  Dingen  ausdrücklich  ablehnt,  die  Fortsetzung  der  Fehde 
in  Fachzeitschriften  verweist  (Teutscher  Merkur  1795  3,  153.  1796  i,  94).  Nur  ins  erste 
der  Gespräche  unter  vier  Augen  schaltet  er  Arztsatire  ein  (Teutscher  Merkur  i  798  i,  i  2  i  ff.): 
die  'kleine  Geschiclite',  das  'Märchen'  behandelt  das  Schicksal  eines  tüchtigen  Arztes  der 
Reichsstadt  Kuhschnappel;  der  war  sehr  beliebt,  besonders  beim  dritten  Stand,  bis  ein 
Aristokrat  die  Arzneikuust  in  Schrift  und  Possensi)iel  herabsetzte  und  durch  seine  Ver- 
wandtschaft das  Ansehen  des  Stadtarztes  untergrub ;  darauf  verfielen  die  Kuhschnappler 
Pfuschern  und  Quacksalbern,  der  kenntnisreiche  Arzt  verließ  die  Stadt.  Was  hier  als  Beispiel 
für  Vorurteile  erzählt  wird,  stimmt  in  der  Auffassung  durchweg  zum  Inhalt  der  Abderiten- 
funde, enträt  aber  im  Abstand  von  ihnen  jeder  feichmännisehen  Einzelheiten. 

Und  ebenso  werden  die  abderitischen  Ärzte  in  W.s  Werk  -nur  allgemein  als  wenig 
einsichtig  gekennzeichnet.  Zu  Ende  des  i.  Kapitels  des  V.  Buches  wird  erzählt,  daß  sie 
sich  die  Köpfe  zerbrachen,  um  zu  erraten,  woher  es  käme,  daß  Schnupfen,  Flüsse  und 
Hautkrankheiten  von  Jahr  zu  Jahr  überhandnahmen;  aus  Deisibatrachie  suchten  sie  die 
Erklärung  nicht  in  der  Verwandlung  Abderas  und  der  ganzen  Gegend  umher  in  einen 
unabsehbaren  Froschteich.  Einer  genaueren  Behandlung  dieses  Standes  weicht  W.  aus; 
sonst  würde  er  bei  Hippokrates'  Anwesenheit  in  Abdera  die  einheimischen  Ärzte  ihm 
gegenübergestellt,  etwa  ihre  beschränkte  Empfindlichkeit  über  die  Berufung  des  Unpar- 
teiischen zur  Beurteilung  des  Geisteszustandes  Demokrits  gegeißelt  haben.  Diese  Gelegen- 
heit benutzt  denn  klug  der  gefundene  Entwurf  zur  Arztsatire. 


38  Seuffert: 

Die  Kapitel  der  Mittemachtzeitung  scliließen  an  Hippokrates'  Auftreten  in  Abdera 
an.  Er  hat  in  W.s  II.  Buch  6.  Kapitel  Demokritus  besucht,  sie  verstehen  sich  Irefflich 
als  Kosmopoliten;  der  Arzt  scheidet  von  Demokrit  mit  der  Erklärung,  die  Abderiten 
sollten  ihn  nicht  umsonst  berufen  haben.  Im  nächsten  Kapitel  bringt  W.,  diese  Ankün- 
digung erfüllend,  des  Hippokrates  Rede  vor  dem  Senat.  Statt  dessen  gibt  aber  das 
7.  Kapitel  der  Mitternachlzeitung  weitere  Unterredung  zvv^ischen  Hippokrates  und  Demo- 
kritus, und  zwar  über  das  Medizinal wcsen  der  Republik ;  besonders  ist  Onokefalus  Gegen- 
stand der  Unterhaltung,  der  als  Anhänger  der  knidischcn  Schule  die  koische  (der  ja 
Hippokrates  angehört)  herabsetze,  der  die  Damen  aus  dem  Punkte  zu  kurieren  verstehe, 
woraus  ihre  größten  Leiden  entspringen  [ist  der  Ausdruck  vor  Goethes  Faustfragment  1790 
öffentlich  geläufig?  W.  allerdings  könnte  il)n  aus  dem  sog.  Urfaust  Ende  1775  sich  angeeignet 
haben]  usw.  Anknüpfend  an  die  Froschzungenprobe  (I.  Bucli  12.  Kap.),  von  der  Hippo- 
krates durch  Demokritus  erfahren  habe  (was  W.s  Angabe  II 6,  die  Unterredner  liätten 
der  Abderiten  gänzlich  vergessen,  zuwiderläuft),  berichtet  Demokritus  von  Knetkuren, 
die  Onokefalus  auf  dem  goldenen  Hammelfell  des  Jasontempels  an  den  Abderitinnen  vor- 
nahm, bis  er  ertappt  und  geprügelt  wurde.  • 

Bis  hierher  könnte  die  Geschichte,  allesfalls  ohne  die  Prügelei,  ein  W.ischer  Einfall 
sein ;  der  Erzpriester  des  goldenen  Widderfelles  empfängt  auch  bei  ihm  nächtliche  Mäd- 
chenbesuche. Nun  aber  schlägt  Hippokrates  vor,  er  wolle  ein  unschädliches  System  im 
Sinne  der  knidischen  Schule  erfinden,  zu  dessen  Anwendung  Demokritus  den  Arzt  Ono- 
kefalus (der  Name  ist  nach  W.s  Onobulos,  Ojiokradias,  Onolaus  V.  Buch  3.  Kap.  u.  ö. 
gewählt  aus  dessen  Danischmende,  wo  M.  Pantaleon  Onocefalus  Fußnoten  zeichnet;  vgl. 
Aristipp  Buch  3  Brief  i  die  Abderitenfomilie,  deren  Namen  mit  onos  zusammengesetzt 
wurden)  gewinnen  solle.  Hippokrates  verlangt  zuvor  noch  eine  Übersicht  über  die  Ärzte 
in  Abdera,  ob  von  ihnen  Widerstand  zu  erwarten  sei.  Demokritus  kennzeichnet  fünf 
Ärzte,  darunter  auch  den  tüchtigen  Sigmander,  der  dann  zur  Unterredung  dazutritt  (der 
Name  erinnert  an  W.s  Doktor  Solauder  I.  Buch   3.  Kap.). 

Nun  soll  nach  der  Anweisung  des  Herausgebers  das  W.ische  7.,  das  letzte  Kapitel 
des  II.  Buches  folgen,  worin  Hippokrates  seine  Rede  über  Demokritus  hält  imd  abreist, 
die  Abderiten  durch  die  Zeit  des  Mittagsmahles  und  die  Ankündigung  der  bevorstehenden 
Euripidesaufführung  —  sie  macht  dann  den  Inhalt  des  nächsten  Buches  aus  —  von  der 
üblen  Erfahrung  mit  Hippokrates  abgelenkt  werden.  Der  Herausgeber  bringt  aus  dem 
vorgebhchen  Funde  als  Eingang  des  9.  Kapitels  frühere  und  gleichzeitige  Vorgänge:  Sig- 
mander geleitet  Hippokrates  vom  Landhaus  des  Demokritus  zur  Stadt,  wobei  Hippokrates 
den  wesentlichen  Inhalt  der  Rede,  die  er  hier  halten  will,  mitteilt  und  vereinbart,  sich 
mit  Sigmander  und  Demokritus  danach  auf  dem  Wege  zum  Hafen  zu  treffen,  da  er  vor 
der  zu  erwartenden  Rache  der  Abderiten  schleunigst  flüchten  will.  Als  dann  die  drei 
verabredungsgemäß  zusammen  reiten,  verlangt  Demokritus  von  Hippokrates  das  verheißene 
ärztliche  System.  Nach  dessen  Darlegung  treffen  sie  auf  den  von  Maultiertreibern  ge- 
prügelten Onokefalus,  er  wird  auf  Demokrits  Landgut  gebracht,  dieses  dabei  in  einer 
Pracht  beschrieben,  die  etwas  Farbe  von  W.s  Schilderung  äthiopischer  Gärten  entlehnt,- 
aber  der  Angabe  I.  Buch  12.  Kapitel  über  Demokrits  Landhaus  völlig  entgegensteht.  Ono- 
kefalus wird  in  das  neue  System  eingeweiht. 

Das  nächste  wieder  9  bezifferte  Kapitel  sollte  als  das  10.  bezeichnet  sein;  offenbar 
hatte  der  Herausgeber  Kapitel  7-9  des  vorgeblichen  Fundes  zuerst  in  einem  Zuge  auf- 
gefaßt, später  erst  W.s  7.  Kapitel  als  8.  eingeschoben  und  nur  sein  8.  in  9.,  nicht  aber 
auch  das  9.  in  ein    10.  umbeziffert.     Das  Kapitel  bringt  die  erfolgreiche  Einführung  des 


ProJpgomma  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  39 

aufgeschwatzten  Heilsystems    in  Abdera   und   die  Ankündigung  der  Apotheose  des  Ono- 
kefalus,  vor  deren  Darstellung  abgebrochen  wird. 

Es  ist  wenig  wahrscheinlich,  daß  W.  sich  gegen  eine  besondere  Riclitung  der  Me- 
dizin, wie  dicLes  Heilsystem,  ausgesprochen  haben  soll;  noch  weniger  daß  er  Arztpersön- 
lichkeiten zeichnete  und  schließlich  zum  Fest  der  Apotheose  'die  Vorsänger  Kloppenheimer 
und  Simson'  als  Gesandte  des  Königs  Jaddes  von  Hierosolyma  einführte,  auch  das  Schweine- 
schlachtcn  während  ihrer  Anwesenheit  verbot,  wie  schon  im  vorletzten  Kajiitel  die  Pa- 
lästinische Diaeta  antisybaca  erwähnt  haben  sollte.  Denn  wenn  auch  W.  im  Schlüssel 
zur  Abderitcngeschichte  den  Hafen  Slawkenbergius  (vgl.  Sterne,  'l'ristram  Shandy  Tl.  3 
Kaj).  38  fr.),  auf  den  sich  der  Herausgeber  der  Mitternächtzeitung  im  Vorwort  und  im 
letzten  Kapitel  bezieht,  sagen  läßt:  man  sehe  und  höre  so  gewiß,  daß  ein  Abderit  ein 
Abderit  ist,  als  man  es  zu  Frankfurt  und  Leipzig,  Konstantinopel  und  Aleppo  einem 
Juden  anmerke,  daß  er  Jude  sei,  .so  lag  ihm  doch  in  den  siebenziger  Jahren  und  wohl 
überhaupt  Satire  aufs  Judentum  fern.  Zudem  ist  die  Ausfiihruiig  mehr  boshaft  als  hu- 
moristisch, wie  ja  der  Herausgeber  selbst  spürt,  indem  er  am  Schlüsse  seiner  Vorbemer- 
kung sagt,  an  manchen  Orten  hätten  die  zerstreuten  Abderiten  eine  ihren  Vätern  nicht 
in  dem  Maße  angeborene  'klimatische  Bosheit'  angenommen.  Sie  ist  auch  derber  und 
für  den  guten  Ton  anstößiger  (die  neue  Mctliode  besteht  im  Essen  von  XnönAToc,  scy- 
balon  anthropinum),  als  W.  zugetraut  werden  kann.  Ausdrücke  wie:  Demokritus  'kreischte 
hier  fast  wiehernd',  Hippokrates  'kicherte'  würde  sich  W.  für  diese  beiden  ihm  Hoch- 
stehenden nicht  erlaubt  haben,  nur  fiir  das  törichte  Lachen  abderitischer  Zuhörer  wählt 
er  die  Worte  wiehern  und  kichern. 

Dazu  kommt,/  daß  in  dem  Nachlaßfunde  zweimal  auf  andere  Kapitel  des  Werkes 
verwiesen  wird,  auf  das  I.  Buch  5.  Kapitel  (S.  262)  und  sogar  auf  das  IV.  Buch  8.  Ka- 
])itel  (S.  254).  Auch  setzt  die  Veröffentlichung  gleich  ein:  'Im  sechsten  Kapitel  redeten 
wir  von'  .  .  .  und  verheißt  (S.  254)  die  Klage  wegen  Pfuscherei,  'deren  Ventilation  wir 
in  einem  besondern  Kapitel  zu  beschreiben  gedenken'.  Derlei  bestimmte  Verweisungen 
und  so  plumpe  Anknüpfung  finden  sicli  in  W.s  Werk  nicht,  wenn  er  auch  einmal  (III  4) 
beginnt:  'Ehe  wir  von  dieser  Abschweifung  .  .  .  zurückkehren,  möchte  es  nöthig  seyn  .  .  . 
einen  kleinen  Zweifel  zu  benehmen,  der  .  .  .  während  vorstehender  .  .  .  Abschattung  .  .  . 
aufgestoßen  seyn  möchte'  und  ein  andermal  (III  8)  sagt:  'es  ist  oben  schon  bemerkt 
worden'  und  allgemeine  Vorankündungen  ähnlich  bringt.  Der  Hinweis  auf  ein  Kapitel 
eines  späteren  Buches  setzt  voraus,  daß  bei  Niederschrift  des  Entwurfes,  den  doch  der 
Fund  vorstellen  will,  das  ganze  Work  schon  in  Kapiteln  fest  beziffert  war;  dagegen  aber 
würde  der  Fund  selbst  sprechen,  weil  er  ja  mehr  Kapitel  am  Schlüsse  des  IL  Buches 
bringt  als  dessen  Druckgestalt.  Die  Verweisungen  verraten,  wo  der  Verfasser  des  Ent- 
wurfes sich  anlehnte  für  seine  Erfindung,  was  auch  ohnedies  hier  wie  sonst  daran  deut- 
lich zu  erkennen  ist,  daß  unwahrscheinliche  Wiederholungen  sich  einstellen.  Er  ist  in  W.s 
Werk  gut  eingelesen,  so  daß  er  im  allgemeinen  auch  seine  Redeweise  einhält.  Doch 
beliebt  er  mehr  Wendungen  aus  fremden  S])rachen  einzustreuen  als  W. ;  bei  diesem  kom- 
men auf  58  Kapitel  etwa  66  Fremdwörter,  bei  dem  Nachlaßfunde  auf  2'/2  Kapitel  gegen 
30;  also  so  viele  als  W.  in  dem  prozessualen  Kapitel  IV  4  häuft,  ohne  daß  in  der  Mit- 
temachtzeitung eine  Prozeßführung  erzählt  würde. 

Man  könnte  dem  entgegenhalten,  daß  es  sich  eben  um  verworfene  Entwürfe  handle; 
und  zwar  maßten  sie  zur  Au.sarbeitung  von  1781  gehören,'^ weil  sie  Kapitelüberschriften 
haben,  die  dem  früher  veröffentlichten  Teile  der  Abderiten  fehlen.  Und  man  könnte  ein- 
wenden, Entwürfe  müßten  sich  inhaltlich  und  der  Tonlage  nach  zum  Ausgearbeiteten 
nicht   völlig  schicken;   es  könnte  also,   da  die  Veröffentlichung  der  Blätter  abgebrochen 


40  Seuffert: 

sei,  die  Zeichnung  mehrerer  abderitischer  Ärzte  nur  in  dem  Bruchstücke  zwecklos  er- 
scheinen, in  der  zurückgehaltenen  Fortsetzung  doch  noch  einen  Wert  gewonnen  haben. 
Wirklich  ist  ja  nicht  zu  bestimmen,  warum  die  verheißene  Fortsetzung  des  Abdrucks 
der  Funde  unterblieb.  Aber  es  läßt  sich  meines  Erachtens  erweisen,  daß  Personalsatire 
vorliegt,  die  den  vorzeitigen  Abbruch  rätlich  machte.  Und  damit  werden  alle  Bedenken 
gegen  die  Echtheit  der  Kapitel  verstärkt. 

Hippokrates  verheißt,  eine  indifferente  Methode  anzugeben,  dabei  den  Heilkräften 
der  Natur  alles  zu  überlassen,  eine  'unsinnige  obschon  unschädliche  Heilmethode';  Ono- 
kefalus  solle  Dinge  anwenden,  'die  einmal  völlig  unschädlich,  d.  i.  indifferent  sind,  und 
zweitens  mag  er  diese  in  so  kleinen  Gaben  reichen,  daß  sie  der  gesunde  Menschen- 
verstand für  Tollhäußelei  nehmen  muß'.  Zubereitet  werden  die  Arzneien  'in  einer  my- 
stischen Stunde  unter  mystischen  Handgriffen',  und  übergössen  'mit  einer  bisher 
noch  ziemlich  unerhört  pathologischen  Brühe";  Grundlage  sei,  daß  lebende  Körper, 
die  an  gewissen  Gebrechen  leiden,  durch  ein  Minimum  ihres  Körpers,  z.  B.  ein  Haar, 
ein  Stückchen  Nagel,  einen  Tropfen  Speichel,  Nasenschleim  usw.  in  andern  an  der- 
selben Krankheit  leidenden  Menschenkörpern  eine  Heilung  bewirken  können. 
Demokritus  überbietet  Hippokrates  durch  den  Vorschlag,  lieber  die  Abgänge  der  Kranken 
als  Arznei  zu  wählen,  worauf  Sigmander  den  Namen  'apopatisches  System'  ausheckt. 
Hippokrates  hat  nichts  dawider,  wenn  die  Abderiten  Esel  (Onokcfalusl)  genug  seien, 
'sich  Dreck  für  Arznei  geben  zu  lassen'.  Sigmander  entwirft  nun  die  Diätetik  unter 
Mengung  von  koischen,  mosaischen  und  ägyptischen  Diätvorschriften  und  setzt  A'oran: 
'Möge  sie  nun  durch  eine  Bocksbeutelei  [ein  in  Goethes,  aber  kaum  in  W.s  Sprachschatz 
vorhandener  Ausdruck]  zur  Norm  erhoben  werden';  er  werde  sie  nicht  mit  Charlatanerie 
befördern,  weder  mit  Anaxagoras'  Homöomerie  noch  mit  Apopatie;  es  werde  die  Er- 
fahrung erweisen,  ob  der  Nutzen  einer  diätetistischen  Behandlung,  die  eine  rationell- 
pharmakodynamische  ausschließt,  den  einer  rationell-empirischen  Methode  überwiege. 
Mancher  wissenschaftlich  gebildete  Arzt  werde  in  Versuchung  geraten,  in  die  Fußtapfen 
des  Onokefalus  zu  treten.  Dieser  liest  die  Diätetik  oberflächlich,  aber  die  von  Demokrit 
unter  dem  Titel  'Die  apopatisclie  Orgel'  niedergeschriebene  Pharmakologie  und  The- 
rapie mit  Eifer,  angezogen  von  der  Konsequenz  des  neuen  Systems.  Und  führt  es  ein. 
Im  Senat  vermochte  er  die  Ärzte  nicht  auf  seine  Seite  zu  ziehen,  nur  einige  versuchten 
aus  Politik  das  System  auf  kurze  Zeit;  aber  in  der  Praxis  hatte  Onokefalus  Erfolg,  be- 
sonders bei  den  Damen,  viele  schluckten  apopatisclie  Pillen. 

•  Alles  paßt  auf  Hahnemanns  Homöopathie,  sein'Organon  [=Orgel!]  der  rationellen 
Heilkunde'  1810,  seine  reine  Arzneimittellehre  iSiiff.,  sein  Buch  über  die  chronischen 
Krankheiten  1828.  Er  stellte  die  Auffassung  der  Symptome  obenan;  er  heilte  similia 
similibus,  was  von  anderen  an  Hippokrates  und  Anaxagoras  angeknüpft  wurde;  er  nannte 
die  Allopathie  'den  verwerflichsten  Schlendrian'  {~  Bocksbeutelei);  er  verdünnte  die  Dosen 
mit  Weingeist  auf  Hunderttausendstel  und  weniger  des  Präparates  (=  pathologische  Brühe): 
er  befahl,  dreißigmal  'mit  etwa  zehn  Schüttelschlägen  eines  kräftigen  Armes  von 
oben'  (=  mystische  Handgriffe)  bei  der  Verdünnung  zu  schütteln  usw.  Auch  die  Wirkung 
der  Homöopathie  gleicht  der  der  Apopatie.  Ich  halte,  soweit  ich  der  Sache  mit  Hilfe 
von  Hirscli,  Geschichte  der  Medizinischen  Wissenschaften  in  Deutschland,  und  Koeppe, 
Die  Homöopathie  Hahnemanns  und  der  Neuzeit,  Berlin  1880,  nachgegangen  bin,  die  Über- 
einstimmung für  völlig  beweiskräftig.  Also  kann  W.  die  Kapitel  der  Mittemachtzeitung 
nicht  entworfen  haben,  denn  das  Manuskript  seiner  letzten  Abderitenausgabe  lag  Anfang 
Juli  1795  vollkommen  fertig  für  die  Sammlung  letzter  Hand  vor,  die  ersten  Anfänge 
der  Hahnemannschen  Lehre  aber  fallen  ins  Jahr  1796. 


Prolcgnmena  zu  einer  ^Vieland- Ausgabe.   VII.  41 

Die  Anregung,  einen  Ausfall  auf  die  Homöopathie  in  W.s  Abderiten  hinein  zu  er- 
finden, mag  der  Gegner  llahnemanns  weniger  aus  der  Apathie  und  Hedypathie,  die  W. 
seinen  Abderiten  (III  3)  zuschreibt,  was  doch  nur  die  Bezeichnung  Apopatie  ausgelöst 
haben  könnte,  gewonnen  haben  als  aus  der  Keimlehre  Stilbons,  der  .Korax  (V  7)  eine 
mehr  als  trillionenfache  Verkleinerung  der  Keime  nachrechnet,  was  an  die  homöopathischen 
Verdünnungen  gemahnt  haben  kann. 

Danach  wird  bei  den  Arztcharakterköpfen  an  Zeitgenossen  des  neuen  Satirikers  zu 
denken  sein:  bei  dem  Phalangenfeldscheerer  Tragius  (rp^roc),  der  aus  dem  Feldzug  mit 
Alexander  heimkehrt,  etwa  an  den  Stabsarzt  August  Pockels  (Bock)  in  Braunschweig,  der 
als  Bataillonsarzt  den  russischen  Feldzug  Napoleons  mitgemacht  hat.  Und  bei  S(igm)ander 
an  den  Bekämpfer  der  Pest  Gg.  Karl  Hnr.  Sander,  braunschweigischen  Medizinalrat.  Dieser 
hat  unter  der  durchsichtigen  und  aus  der  Anfuhrung  seines  Werkes  Beiträge  zur  Poleo- 
prophylaxis  gegen  die  Gangetische  Pest  1831/2  sicher  zu  ergänzenden  Abkürzung  S-r 
in  den  Beiblättern  zur  Mitternachtzeitung  1831  und  1832  wiederliOlt  über  die  Verbreitung 
der  Cholera  nach  Flußgebieten  geschrieben.  Sander  am  besten  steht  die  überschüssige 
Bemerkung  an,  Citma-anapoc  Frau  sei  plötzlich  gestorben,  und  anderes  unnötig  Individuelle 
aus  Sigmanders  Leben,  das  ich  freilich  nicht  bei  Sander  nachAveisen  kann ;  ich  fand  nur 
die  Nachrichten  in  Hirsch'  Biographischem  Lexikon  der  hervorragenden  Ärzte  1887  5,  i66f. 
Wer  genau  in  Braunschweigs  Lokalgeschichte  Beseheid  weiß,  wird  die  Bezüge  auf  Per- 
sonen und  Ereignisse  sicherer  und  reichlicher  aufdecken  können;  denn  so  viel  ist  klar, 
daß  trotz  der  Verwahrung  Satire  auf  unsere  Zeit,  unser  Land  oder  unsere  Stadt'  vorliegt, 
deren  üble  Folgen  der  Herausgeber  der  Braunschweigischen  Zeitung  voraussieht.  Traten 
sie  so  rasch  ein,  daß  er  darum  die  Fortsetzung  unterdrückte?  Und  ist  Sander  selbst 
der  Verfasser  des  Fundes?  Ein  Arzt  wird  die  Blätter  verfaßt  haben;  Sanders  Beiträge 
zur  Mittemachtzeitung  passen  in  der  ganzen  Art,  in  der  Ironie,  in  der  Neigung  zu  latei- 
nisclicn  Zitaten,  im  selbstl)ewußtcn  Eigenbrötlerischen  zum  Tone  der  neuen  Abderiten- 
kapitel.  (Und  nun  wird  das  Wasserzeichen  des  Fundpapieres  J.  K.  A'ielleicht  als  Industrie- 
Komjjtoir,  die  ursprüngliclie  Verlagsfirma  der  Mitternachtzeitung,  zu  deuten  sein.) 

W.  gehören  sie  nicht  an.  Und  also  sind  uns  auch  keine  Entwürfe  zu  den  andern 
in  der  Vorbemerkung  genannten  Werken  verloren. 

Nr.  732:   vgl.  W.  Bock,  Die  ästhetischen  Anschauungen  W.s,  Berlin  1921   S.  69. 

Nr.  752.  778:  vgl.  Adolf  Socln,  Schriftsprache  und  Dialekte  im  Deutschen,  Heil- 
bronn 1888  S.  42off.  Max  Herrn.  Jellinek,  Geschichte  der  neuhochdeutschen  Grammatik 
1,374 ff.,  Germani-sche  Bibliothek,  hg.  v.  Streitberg,  Abtlg.  2   Bd.  7. 

Nach  Nr.  767:  767a.  1783.  Zusatz  zu  Wiegleb,  Der  Goldmacher  zu  London.  Unterz. 
d.  H.  Merkur  i,  191.   Ergänzung  L.  Pfannmüllers. 

Nach  Nr.  776:  776a.  1783.  Anzeige  von  Jahrbücher  des  Geschmaks  und  der  Auf- 
klärung. Erstes  Stück,  Jänner  1783.  Leipzig.  Merkur  Anzeiger  S.  XXXVIIf.  —  Vgl. 
W.  Kurrelmeyer,  A  Contemporary  Critique  of  Schillers  Räuber,  The  Journal  of  english  and 
germanic  philology  1919  Vol.  18  Nr.  i    S.  i  f. 

Nr.776b.  I  783.  Nota  zu  Kundmachung  der  Administratoren  der  Verlagskasse  fürGelehrte 
und  Künstler.  Dessau.  Unterz.  d.  H.  Merkur  Anzeiger  S.XLVII.  Ergänzung  L.  Pfannmüllers. 

Nr.  778:  s.  zu  Nr.  752. 

Nach  Nr.  787:  787a.  1783.  Anmerkung  d.  H.  zu  F.W.  H.  von  Trebra,  Erfahrungen 
vom  Innern  der  Gebirge.    Merkur  Anzeiger  S.  LXX.    Ergänzung  L.  Pfannmüllers. 

787b.  1783.  Anmerkung  zu  G.Wilson,  Auszug  eines  Briefes  des  Herrn  Hofrat 
D.  Loder's  .  .  .  die  Mahagony-Rinde  und  die  rothe  China-Rinde  betreffend.  Unterz.  d.  H. 
Merkur  3,41.    Ergänzung  L.  Pfannmüllers. 

Phil.-hist.  Abh.  1921.  Nr.  3.  6 


42  Sei:fi-ert: 

Nr.  803:  vgl.  H.Trog,  W.  und  die  Aeronautik,  Raschers  Jahrbuch,  hg.  von  Koni-ad 
Falke,  Zürich  1909   1,421  ff. 

Nach  Nr.803:  803a.  1783.  Anmerkung  zu  Supplement  zu  den  Nachrichten  von 
Doct.  Johann  GeUer  von  Kaisersberg.  Unterz.  d.  H.  Merkur  4,  1 34.  Ergänzung  L.  Pfann- 
müllers. 

Nr.  810:  Abschrift  des  Frl.  v.  Goechhausen  in  Landes-Bibliothek  Weimar,  aufbewahrt 
im  Goethe-  und  Schiller-Archiv. 

Nach  Nr.  812:  812a.  1784.  Anmerkung  zu  Bericht  über  Stoschischc  Sammlungen. 
Nicht  unterz.    Merkur  Anzeiger  S.  VI.    Ergänzung  L.  Pfannmüllörs. 

Nach  Nr.  814:  814a.  1 784  Februar.  Anmerkung  zu  S.,  Beschluß  des  kleinen  Romans, 
Moriz.    Nicht  unterz.    Merkur  i,  140.    Ergänzung  L.  Pfannmüllers. 

Nr.  819:  Die  Verfasserschaft  W.s  ist  außer  durch  Denkwürdige  Briefe  2,72  gesichert 
durch  die  Benutzung  der  Retzerschen  Sammlung  für  Nr.  824.  Damit  ist  auch  Nr.  864 
gesichert  und  die  Zuweisung  der  ganzen  Reihe  816—823  an  W.  höchst  wahrscheinlich. 

Nr.  836  und  886:  Die  Wahl  der  Antiquaschrift  der  Sammlimgen  mag  durch  Merkur 
1782  4,  6  ff.  eingeleitet  sein:  s.  Nr.  749.  749  a.  Die  Minuskelschrift,  wiederaufgenommen 
aus  der  Züricher  Zeit  mit  selbständigen  Eigenheiten,  kann  unter  dem  Einfluß  von  Klopstock, 
Über  Sprache  und  Dichtkunst,  Fragmente  1779,  stehen,  wo  die  Beseitigung  der  großen  Buch- 
staben erwogen  wird  (Sämmtliche  .sprachwissenschaftliche  und  ästhetische  Schriften  hg. 
von  Back  und  Spindler,  Leipzig  1830  2,  247).  Nach  M.  H.  Jellinek,  Geschichte  der  neu- 
hochdeutschen Grammatik  1,293  scheint  nur  der  Pfälzer  Jakob  Hemmer  im  Kern  der 
deutschen  Sprachkunst  und  Rechtschreibung  1780  dafür  eingetreten  zu  sein,  die  Substantiva 
mit  kleinen  Anfangsbuchstaben  zu  drucken.    Vgl.  unten  zu  Nr.  1048. 

Nr.  837:  vgl.  W.  Kurrelmeyer,  Nachtrag  zur  W. -Bibliographie,  Modern  Language 
Notes  191 8   33,  284 f. 

Nr.  838:  Prof.  Chr.  Gttfr.  Schütz  an  Böttiger  2.  März  18 13  (Handschrift  in  Dresden, 
Landes-Bibliothek):  'W.  hat  an  der  Allgemeinen  Literatur-Zeitung  nie  weitern  Antheil 
genommen,  als  1)  dass  er  anfangs  mit  Actionär  war,  und  den  Plan  mit  besprechen  half. 
2)  das  Avertissement  aufsetzte,  soweit  es  nicht  das  Detail  der  Ankündigung  betraf.  Er 
ging  aber  von  der  Gesellschaft  der  Unternehmer  schon  vor  dem  Anfange  der  A.  L.  Z. 
wieder  ab  und  nahm  seinen  Einschuß  .  .  .  zurück.  Die  Veranlassung  zu  diesem  Entschlüsse 
war  sonderbar;  ich  will  sie  Ihnen  einmal  mündlich  erzählen.  Allerdings  wollte  er  selbst 
auch  Recensionen  liefern;  hat  aber  nie  eine  gemacht.'    Vgl.  oben  zu  Nr.  142. 

Nr.  864:   s.   zu  Nr.  819. 

Nach  Nr.  879:  879a.  1785  Dezember.  Anmerkung  zu  Friedrich,  Leopold.  Nicht 
unterz.    Merkur  4,  267.    Ergänzung  L.  Pfannmüllers. 

Nr.  880-885.  920—924.  988-991:  Durch  Karl  Polheims  Aufmerksamkeit  besitze 
ich  einen  Neudruck  des  Dschinnistan  des  echten  Verlagsortes:  Dschinnistan,  oder  aus- 
erlesene Feen-  und  Geister-Mährchen.  Theils  neu  erfunden,  tlieils  neu  übersetzt  und  um- 
gearbeitet von  G.  M.  Wieland.  Winterthur  18 10.  Erster  bis  Dritter  Band.  Mit  Kupfer- 
blatt vor  jedem  Titel.  Dem  gleichen  Satze  ist  ein  anderes  Titelblatt  vorgeklebt  in  der 
Titelauflage:  Bibliothek  gewählter  Unterhaltungsschriften.  Zwanzigster  bis  Zwey  und 
zwanzigster  Band,  enthält:  Dschinnistan.  Von  C.  M.  Wieland.  Erster  bis  Dritter  Theil. 
Leipzig  18 10.  Ohne  Kupfer.  —  W.s  Anteil  ist  nicht  zu  erwarten,  er  würde  sich  kaum 
als  alleinigen  Verfasser  und  Bearbeiter  haben  nennen  lassen.  —  Vgl.  Strich,  Die  Mytho- 
logie aaO.  S.  84.  185  ff.  Zu  Nr.  884  und  922  vgl.  Konrad  Albrich,  Goethes  Märchen 
Euphorien  22,  493  ff.  499. 


I 


Prolegnmena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  43 

Nr.  914:  Richard  Bitterling,  Jhn.  Frdr.  Schink,  Theatergeschiclitliche  Forschungen, 
hg.  V.  B.  Litzmann  XXIU,  Leipzig  und  Hamburg  191 1  S.  34  und  Anm.  iio,  pflichtet  der 
Zuweisung  an  W.  bei. 

Nr.  920—924:  .««.  zu  Nr.  88off. 

Nr.  951:  vgL  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  1,81  f. 

Nr.  960:  Die  Gedanken  von  der  Freyheit  in  Glaubenssaclien  zu  philoso- 
phieren hat  Oskar  Rauthe,  Berlin-Friedenau  Verzeichnis  92  Nr.  1264a  in  einem  Druck 
ausgeboten:  'A.  d.  teutschen  Merkur  abgedruckt.  oO.  1789.  2  BU.  u.  108  SS.'  —  Vgl.  Strich, 
Die  Mythologie  aaO.  1,  74  f.  196 ff. 

Nr.  972:   ebenda  i,  200 ff. 

Nr.  975:  vgl.  Deeleman,  Peregrinus  Proteus,  Geloof  en  vrijheid,  48,  42 5  ff.  Karl  Raab, 
Studien  zu  W.s  Roman  Peregi-inus  Proteus,  Programm  Staatsgymn.  Prag  Altstadt  1909. 
Lubovius,  Sprachgebrauch  und  Sprachschöpfung  wie  Nr.  138.  —  Aus  Böttigers  hand- 
schriftlichen Aufzeichnungen  (Landes-Bibliothek  Dresden):  "Als  W.  seinen  Peregrinus 
Proteus  schrieb,  dachte  er  sich  dabei  immer  Lavater,  einen  selbst  betrogenen  Betrüger, 
der  eben  dadurch  andere  um  so  leichter  ansteckt,  weil  seine  Schwärmerei  nicht  erkünstelt 
ist.     Peregrinus  bey  der  Faustina,  Lavater  bey  der  Fürstin  von  Dessau,  welche  Parallele!' 

Nr.  988—991:  s.  zu  Nr.  880 ff.  —  Lies  Z.  4  vu  statt:  die  Verfasserin  von  'Adele 
imd  Theodor'  wie  Dr.  Oskar  Reithoffer  in  Graz  berichtigt:  'die  unbekannte  Übersetzerin 
des  Palastes  der  Wahrheit'.    Nebenbei:  Verfasserin  von  Adele  und  Theodor  ist  Mde.  Genlis. 

Nr.  996:  Eine  Ausgabe  aus  demselben  Jahr  i  789,  aber  ohne  Ortsangabe  besitzt  die 
Universitätsbibliothek  Jena  Th  XXVIII  o  155. 

Nr.  997:  vgl.  Bessire>  Jacob  Henri  Meister  i  744 —  1826.  Sa  vie  et  ses  oeuvres,  Delemont, 
Boechat  et  Cie.  191 2,  Diss.  Bern. 

Nr.  999:  Auch  der  Schluß  des  Aufsatzes  gehört  Goethe  (Werke,  Weimarer  Ausg. 
47,  84ff.),  wie  sich  aus  dem  Brief  (Werke  IV  Nr.  2722)  vom  4.  Februar  1789  ergibt.  Vgl. 
Sigmund  Auerbach  in  Deutsche  Litteraturdenkmale  31  S.  XL  und  XXXIV  Anm.  Mich 
haben  neben  der  Angleichung  an  Nr.  1003  und  dem  für  W.  so  passenden  Lob  des 
'schönen  und  rührenden  Schlusses'  (s.  Goethe  Werke  47,  89  Z.  12)  Wiederholungen  im 
Ein-  und  Ausgang  (vgl.  ebenda  S.  84  Z.  5  mit  S.  89  Z.  9;  S.  84  Z.  7  mit  S.  89  Z.  21),  dann 
die  lässige  Verwendung  des  Wortes  Betrachtung'  für  Moritz  und  für  den  Berichterstatter 
(S.  89  Z.  26  und  S.  90  Z.  3)  irregeführt;  endlich  auch  der  Widerspruch  von  S.  90  Z.  4  zu 
Goethe  Band  32  S.  203  Z.  10,  wo  nicht  eine  Erweiterung,  sondern  der  Wiederabdruck 
der  Moritzischen  Schrift  gewünscht  wird;  er  erklärt  sich  aber  daraus,  daß  1789  dem 
unzufriedenen  Verleger  der  mangelhafte  Absatz  des  Heftes  begründet  und  dessen  Wert 
betont  werden  mußte,  was    1829  unnütz  war.   —  Die  Nr.  999  entfällt  also. 

Nr.  1000:  wird  von  Ch.  Elson,  W.  and  Shaftesbury,  New  York  1913  S.  1 1  W.  zu- 
gewiesen. 

Nr.  1003:   vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  290. 

Nr.  1004:  vgl.  Alfred  Stern,  Reden,  Vorträge  und  Abhandhmgen,  Stuttgart  1914. 
Darin:  W.  imd  die  französische  Revolution.  H.  Wahl,  Geschichte  des  Teutschen  Merkur 
aaO.  S.  203  ff. 

Zu  Nr.  1005 — 1007 :  1007a.  1 789  Oktober  Ende.  Der  die  Ausgabe  so  vielfach  fordernde 
Dr.  Fritz  Behrend  in  Berlin  schickte  mir  die  Abschrift  eines  von  W.s  Hand  beschriebenen 
Blattes,  Avis  au  Lecteur,  das  die  Universitätsbibliothek  Leipzig  in  der  Kestnerschen 
Handschriftensammlung  bewahrt.     Es  trägt  folgenden  Wortlaut: 


44  Seuffkrt: 

Avis  au  Lecteur. 
Das  vielleiclit  auch  in  Italien,  wie  hier  in  Teutsclihacid  etwas  anstößige 

von  ÄTchcnholz  und  Wieland 
auf  dem  Titelblatt  des  Historischen  Damen-Kalenders  ist  eine  Buchhändler-S/)« uÄi/io/i  des  Herrn  Götchen,  an 
welcher  W.  der  sich  so  etwas  gar  nicht  träumen  ließ,  so  unschuldig  ist  als  ein  neugebohrner  Bambino.  Hr. 
Göschen,  der  den  Hrn.  u.  Archenhnk,  nach  buchhändlerischei'  aestimation,  für  einen  großen  :Mann  hält,  glaubte 
W.  durch  diese  öifentliche  Association  mit  einem  so  berühmten  Nahmen  keine  geringe  Ehre  zu  erweisen,  und 
so  kommt  man  manchmal  zu  einer  ungesuchten  Celebrität. 

(Deutsche  Schrift;  nur  das  kursiv  gesetzte  in  lateinischen  Buchstaben.) 

Der  Ton  ist  nicht  der  einer  für  den  Druck  bestimmten  Erklärung;  die  Bezugnahme 
auf  Italien  läßt  vermuten,  daß  das  Avis  für  Herzogin  Anna  Amalie  oder  Frl.  v.  Göchliausen, 
die  damals  in  Italien  weilten,  bestimmt  war,  vielleicht  mit  der  Übersendung  des  Histori- 
schen Kalenders  fiir  Damen  für  das  Jahr  1790  zugestellt  wurde.  W.  liatte  am  27.  Ok- 
tober 1789  zwei  Exemplare  von  Göschen  erhalten;  daß  er  über  die  Bindung  mit  Archenholz 
ärgerlich  war,  beweist  Schillers  Brief  an  Lotte  vom  30.  Oktober  1789. 

Nach  Nr.  1020:  1790  Februar  22  schreibt  W.  an  Göschen  das  Ersuchen,  bekannt- 
zumachen, daß  er  eine  mit  Anmerkungen  und  Zusätzen  versehene  Übersetzung  von  Retif 
de  laBretonne,  Thesmographie  ou  Idees  pour  operer  une  reforme  generale  des  lois, 
Paris  1789,  beabsichtige;  er  wünsche  andern  Übersetzern  des  Werkes  zuvorzukommen, 
worin  Wahrheiten,  welche  die  wichtigsten  Angelegenheiten  der  Menschheit  betreffen,  auf 
eine  sehr  interessante  und  unterhaltende  Art  vorgetragen  würden.  Mitteilung  \on  Dr.  Krohn, 
Naumburg  a.  d.  Saale.  —   Von  der  Ausfährung  des  Vorhabens  finde  ich  keine  Spur. 

Nr.  1047:  vgl.  Kurrelmeyer,  Nachtrag  zur  W. -Bibliographie,  Modern  Language 
Notes  1918  33,  291  ff. 

Nach  Nr.  1048:  1048a.  1791.  Im  Jahre  19 15  schenkte  mir  der  ausgezeichnete  und 
gefällige  Bücherkenner  Oberst  Karl  Gerbert  von  Hornau  in  Graz  einen  Antiquadruck: 
Neue  Götter-Gespräche.  Von  C.  M.  Wieland.  Leipzig,  bei  Georg  Joachim  Göschen, 
1791.  Kupferblatt  (Schnorr  inv.  Geyser  sc.  Situation  aus  Gespräch  IX)  und  Titel  und 
374  SS.  kl.  8°.  Auf  S.  374:  Berlin,  gedruckt  bey  Johann  Georg  Langhoff.  Der  Druck 
ist  in  der  gleichen  Minuskelorthographie  gesetzt,  wie  die  Antiquadrucke  der  Auserlesenen 
Gedichte  i784ff.  und  der  Kleineren  prosaischen  Schriften  i785ff.  (i?^  B^.  A^),  die  für 
betonte  und  eigennamenartig  gebrauchte  Wörter,  also  als  Auszeichnungsschrift  für  den 
Satzsinn  doch  die  Majuskel  verwendet  (s.  zu  Nr.  836.  Aus  W. sehen  Handschriften  kenne 
ich  diese  Manier  nicht).  Obwohl  der  Anti(;[uadruck,  wie  ich  nun  erkundet  habe,  sich  in 
verschiedenen  Bibliotheken  findet,  kannte  ich  bis  dahin  nur  einen  Frakturdruck  gleichen 
Verlags,  Erscheinungsjahrs  und  Druckers  (Titel  und  Anzeigeblatt,  dann  268  SS.  kl.  8°). 
Die  sofort  vorgenommene  Vergleichung  ergab,  daß  der  Antiquadruck  dem  im  Merkur 
veröffentlichten  Teile  der  Gespräche  näher  steht  als  der  Frakturdruck  und  daß  jener  allein 
auf  C"  wirkt,  so  daß  also  in  der  Geschichte  des  Textes  lediglich  für  den  Antiquadruck 
eine  Stelle  ist. 

Inzwischen  hat  Kurrelmeyer,  Nachtrag  zur  W. -Bibliographie,  Modern  Language 
Notes  1918  33,  288 — 291  denselben  Antiquadruck  beschrieben  und  ist  zu  dem  gleichen 
Urteil  über  seinen  textgeschichtlichen  Wert  gekommen.  Er  kennt  außerdem  einen  zweiten 
Frakturdruck  des  Jahres  179 1,  ohne  Ortsangabe;  einen  solchen  zeigte  auch  der  Akademie 
die  Universitätsbibliothek  Göttingen  an  (F.  8  °.  Fab.  Rom.  VI  4046).  Kurrelmeyers  Vermutung, 
daß  der  ortlose  Druck  mit  dem  Karlsruher  Nachdruck,  Chn.  Gottlieb  Schmieder  1791  (es 
gibt  auch  einen  solchen  von  1801)  identisch  sei,  geht  irre;  denn  dieser  (Universitäts- 
bibliothek Graz  I  29452)  folgt  nach  Stichproben  Seiten-,  doch  nicht  immer  zeilentreu 
dem  Frakturdruck  mit  Verlagsangalie,  übernimmt  seine  auffallendsten  Druckfehler  und 
selbst  solche  Lässigkeiten,    daß   er   S.  251   Z.  8.  1 1.  i  vu   den  Wechsel   von  'fodre',  'er- 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.   VII.  45 

fordert',  'Foderungen'  unselbständig  nachahmt.  Ich  hatte  das  schon  vor  fönf  Jahren 
untersucht,  Aveil  ich  daran  die  Richtigkeit  der  Jahrzahl  des  Fraktur-Göschendruckes  er- 
proben wollte. 

Daß  dieser  =  E*'  jünger  als  der  Antiquadruck  =  £'',  nämlich  aus  E^  abgesetzt  ist, 
ergibt  sich  aus  Übereinstimmungen  und  Fehlern,  die  nur  so  erklärt  werden  können.  Z.  B. 
wählt  E^  seiner  Schriftweise  gemäß  bei  betontem  Personalpronomen  den  großen  Anfangs- 
buchstaben, während  sonst  die  Pronomina,  auch  bei  der  Anrede,  klein  gedruckt  sind;  bei 
E^  hat  die  gleiche  Druckeinrichtung  S.  115  Z.  i6.  132,  i  vu.  152,  10.  258,  6  keinen  Sinn; 
und  derartiges  findet  sich  mehr.  91,5  druckt  E^  'Dankbarkeit'  statt  Undankbarkeit ;  es 
steht  nämlich  'un-'  am  Schlüsse  der  Seite  in  E*,  die  nächste  beginnt  mit  'dankbarkeit', 
dem  man,  wegen  der  üblichen  Minuskel,  nicht  ansieht,  daß  es  eine  Vorsilbe  hat'.  Oder 
244,  10  liest  E":  'dieser  vertrag,  der  bisher  nur  ein  träum  der  weisen,  und  der  fromme, 
aber  eitle  wünsch  der  freunde  der  menschheit  war';  E^  1 78,  i  entstellt  durch  falsche  Setzung 
einer  Majuskel  und  daraus  sich  ergebende  Flexionsänderung:  'der  Weisen,  und  der  Frommen, 
aber  eitle  Wunsch'  .  .  .  wobei  das  erste  Komma  unnötig  beibehalten  und  vor  'eitle'  das 
nun  nötige  'der'  einzusetzen  versäumt  wurde. 

Noch  aber  bleibt  die  Frage  often,  ob  alle  Eigenheiten  von  E^  der  Druckerei  zuge- 
schrieben werden  können  oder  ob  sie  etwa  ein  von  W.  überprüftes  Exemplar  von  E'' 
benutzte.  Die  Beantwortung  lohnt  sich  auf  jeden  Fall;  denn  selbst  wenn  die  letztere 
Frage  verneint  wird,  ist  hier  ein  allgemein  bedeutendes  Beispiel  gegeben,  was  sich  eine 
Druckerei  einem  Texte  gegenüber  gestatten  zu  dürfen  im  Rechte  fühlt,  und  zwar  sogar 
dieselbe  Druckerei  in  demselben  Jahr  für  denselben  rechtmäßigen  Verleger. 

Von  vornherein  scheiden  orthographische  Änderungen  aus,  wozu  ich  auch  Formen 
wie  'betriegen'  statt  'betrügen',  'fordern'  statt  'fodern'^,  'stände'  statt  'stünde'  (alle  drei 
von  Adelung  bevorzugt)  reclmen  darf.  Der  Frakturdruck,  einfacher  und  darum  billiger 
für  eine  größere  Käuferz<ahl  angefertigt,  meidet  das  Ungewöhnliche,  das  dem  Antlqua- 
minuskeldi-uck  als  kostbarer  ausgestattetem  Zierdruck  eingeprägt  war.  Er  befleißigt  sich 
also  auch  der  reichlicheren  Kommasetzung,  etwa  1 30  mehr  als  in  E',  die  als  jüngere 
Übung  ja  auch  sonst  sich  geltend  macht  (vgl.  Goethes  Werther,  Weimarer  Ausg.  19,335). 
Der  Setzei*  ist  dem  Rufzeichen  abgeneigt,  wählt  dafür  den  Punkt.  Wie  28,  i  vu  ein 
Ausrufsatz  mit  Nachsatz  durch  Punkt  statt  Rufzeichen  geschlossen  wird,  so  44,  i  vu  ein 
Fragesatz  nebst  Infinitivsatz  mit  Punkt  statt  Fragezeichen  und  ebenso  eine  längere  Periode 
88,9;  denn  Adelung,  Umständliches  Lehrgebäude  der  Deutschen  Sprache,  Leipzig  1782 
2>  792  §  76  bestimmt:  beide  Zeichen  'werden  nur  gebraucht,  wo  sich  in  der  lebendigen 
Stimme  der  Ton  merklich  verändert',  was  ja  nach  den  Nachsätzen  nicht  mehr  der  Fall 
ist.  85,  4  läßt  der  Setzer  einen  Gedankenstrich  weg,  der  zur  Verstärkung  der  folgenden 
überraschenden  Wendung  diente,  weil  im  gleichen  Satze  schon  Gedankenstriche  als  Schalte- 
zeichen verwendet  waren,  und  überdies  vielleicht  weil  Adelung  aaO.  S.  796  §  83  von  dem 
nur  zu  oft  so  sehr  gemißbrauchten  Gedankenstrich  spricht,  den  er  nur  als  Zeichen  einer 
abgebrochenen  Rede  anerkennt.  Ein  andermal  freilich,  235,  4  vu,  wird  ein  Gedankenstrich 
einer  langen  Periode  eingefügt,  um  ihre  Fortset'zung  abzuheben ;  der  Merkurtext  hatte  hier 
ein  zu  schwaches  Komma,  E'  und  mit  ihm  C"  und  C  verstärkte  es,  die  Periode  zer- 
reißend, zu  Punkt;  C  und  C*  stellen  die  Verbindung  durch  Strichpunkt  wieder  her.  Man 
sieht  an    diesen  Beispielen  (anderes  Gleichgültigere   lasse   ich    hier    wie    sonst   beiseite), 

'  'un'  j^eht  übrigens  auch  sonst  verloren:  s.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  zu  Beyträge  zur  Ge- 
heimen Geschichte  1770  Bd.  2  S.  40  Z.  i;  Agathon  1773  Bd.  4  S.  213  Z.  18. 

*)  Nach  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucite  aaO.  ist  'fordern'  die  jüngere  Schreibweise:  Amadis  1771  Bd.  2 
S.  47  Z.  Ji.     Goldener  Spiegel  1772  Bd.  4  S.  16  Z.  8.     Gedanken  über  eine  alte  Aulschrift  1772  S.  55  Z.  3. 


46  S  E  U  F  F  E  H  T  : 

daß  man  einen  denkenden  Setzer  oder  Korrektor  von  E^  vor  sich  hat,  obwohl  der  Satz 
im  ganzen  nachlässiger  ist  als  E\  mehr  als  das  Doj^pelte  an  Druckfehlern  aufweist. 

Und  darunter  so  grobe  wie  91,5  'Dankbarkeit'  statt  'Undankbarkeit';  188,  i  vu 
'einiger'  statt  'meiner';  203,  8  'allen'  statt  'alten'  (wegen  des  Gegensatzes:  'neuen'  not- 
wendig); 203,16  'erbitten'  statt  'erbittern';  211,12  'Trotze'  statt 'Tröste';  126,9  wird 
der  Sprechername  Jupiter  ausgelassen  (auch  hierin  folgt  der  Karlsruher  Nachdruck  E^). 
Nur  der  zweite  erwähnte  Fall  könnte  Stilgefühl,  am  unrechten  Platze  aber,  bekunden; 
der  Setzer  wollte  das  doppelte  Possessivum  meiden:  'Was  sich  meine  gute  stadt  Paris 
seit  meiner  zeit  verändert  hat!'\  Sprachliche  Schulgrundsätze  verrät  der  Setzer  an  vielen 
Stellen.  Er  neigt  zu  volleren  Formen,  auch  darin  Adelung  folgend,  der  aaO.  i ,  400  gegen 
die  'Verbeißung'  des  e  eifert,  auch  im  Wörterbuch  nur  die  vollen  Bildungen  anführt: 
'ehemaligen'  statt  'ehmaligen',  'lange  Weile'  statt  'Langweile'  (Adelung  im  Wörterbuch 
unter  Weile  sagt,  lange  Weile  wurde  'irrig  zusammen  gesetzt'  Langeweile  geschrieben), 
'unsere'  statt  'unsre',  'Range'  statt  'Rang',  'Volkes'  statt  'Volks',  'unbillige'  statt  'unbillge' 
usw.;  solcher  Fälle  zähle  ich  rund  40,  denen  etwa  ein  Dutzend  Kürzungen  gegenüber- 
stehen: z.  B.  'kennst'  und  'nennst'  für  kennest',  nennest';  wiederholt  'gern'  statt  'gerne', 
denn  Adelung  im  Wörterbuch  erklärt:  das  e  am  Ende  läßt  sich  wohl  nicht  leicht  ent- 
schuldigen. 

30,  2  vu  und  62,  10  ist  statt  'einsmahl'  und  'einsmahls'  'einmal'  gesetzt;  in  der  I.Auf- 
lage von  Adelungs  Wörterbuch  fehlt  das  Wort;  in  späteren  wird  einsmahls  mit  einst- 
mahls  gleichgesetzt,  und  so  war  das  Wort  im  Antiquadruck  auch  gemeint  (C  bewahrt 
nur  an  der  2.  Stelle  das  alte).  Es  wird  geändert  49,  3  'ratten'  zu  'Ratzen'  (Adelung 
WB.:  Ratze,  in  den  gemeinen  Sprecharten  der  Hochdeutschen  Ratte);  94,  14  'lauinne'  zu 
'Lauwine'  (so  Adelung  WB.  'verderbt  Lauine');  193,  4  vu  und  261,  5  vu  'bürgermeister'  zu 
'Burgemeister'  (dies,  nach  Adelung  WB.,  'im  gemeinen  Leben',  ist  den  Sprach-  und  Gehör- 
werkzeugen minder  unangenehm);  56,19.4  vu  und  184,2  vu  'Augenbrauen'  und  'aug- 
brauen'  zu  'Augenbraunen'  (nur  dies  als  Ordnungswort  bei  Adelung  WB.^);  37,6  vu, 
100,  9  und  10  'leichtgläubig',  'abergläubisch'  zu  'leichtgläubig',  'abergläubig'  (Adelung 
WB.  kennt  nur  die  umgelautete  Form  und  verpönt  'abergläubisch'  als  gemein  und  niedrig) ; 
27,  3  vu  und  99,  2  vu,  59,  4  vu,  145,  3  'schwindlicht',  'droUicht',  'bucklicht'  zu  'schwind- 
lig', 'drollig',  'buckelig'  (Adelung,  Lehrgebäude  2,630".  §  478  und  WB.  unter  icht  legt 
zwar  einen  Bedeutungsunterschied  der  Bildungssilben  fest,  aber  auch  daß  sie  im  gemeinen 
Leben  und  von  guten  Schriftstellern  häufig  verwechselt  werden  und  daß  der  Wohlklang 
sich  für  ig  erkläre). 

Den  Plural  von  Caesar  24,  20.  69,  3;  Thcophrast  104,  3;  Epiktet  158,  7  vu  bildet  E^ 
Caesare,  Theophraste,  Epiktete  gegen  A'^  Caesarn,  Theophrasten,  Epikteten;  denn  Adelung, 
Lehrgebäude  i,  523 ff.  §  2360".  fordert  für  die  Masculina  das  e,  das  übrigens  auch  zuweilen 
in  E""  verwendet  wird  (Epiktete,  Gratiane  u.  dgl.).  Auffallend  gegenüber  der  Zeitent- 
wicklung (vgl.  Euphorion  7,42)  und  gegen  Adelung  ist  die  starke  Pluralflexion  E^  "alle 
übrige'  69,7  vu;  'diese  fanatische'  105,14;  'diese  rohe'  232,5  vu  gegen  E^  'übrigen' 
usw.^  aber  65,  14  hat  E^  'keine  anderen'  aus  E"  'andere'  geändert,  vielleicht  weil  ein  Miß- 
verständnis eintreten  konnte.    7,  16  'ein  paar';  31,2  vu  "ein  Paar'  E^  gegen  'einem  pär'  E\ 

'  Sonst  neigen  die  Drucker  dazu,  'einige'  durch  'eine  zu  ersetzen:  Kun-elmever,  Die  Doppeldrucke 
aaO.  Beyträge  zur  Geheimen  Geschichte  Bd.  i  S.  68  Z.  14.  S.  90  Z.  6.  Also  wurde  hier  vieUeicht  an  dem 
doppelten    mein    Anstoß  genommen. 

2  Siehe  aber  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  zu  Goldener  Spiegel  1772  Bd.  i  S.  112  Z.  6,  wo 
Augenbrauen  das  jüngere  ist.  x-    o       / . 

Lesart'    ^^'•^""■''''"^y«'"'  ^'«  Roppeldrucke  aaO.  zu  Sokrates  1770  S.  42  Z.  12  'eure  ernsthafte'  die  jimgere 


Prolegomena  m  einer  M'^ieJand -Ansgah'.    VII.  47 

Aus  den  syntaktisch-stilistischen  Änderungen  hebe  ich  ebenfalls  nur  gröbere  aus. 
E^  beseitigt  gemäß  Adelung,  Lehrgebäude  2,  468f.  ^  745  die  doppelte  Verneinung:  195, 12 
'nie  ein'  E^  statt  "nie  kein'  E^;  'niemand'  206,  5  vu  £''  statt  'niemand  nicht'  E''.  Statt 
'was  du  dir  bewußt  bist'  E"  steht  "wessen  du'  usw.  E^  27,  6  (Adelung  WB.  verlangt  Ge- 
netiv). Statt  "was  andre  wollen,  daß  wir  sagen  sollen'  E":  "das  wir'  usw.  A'**  41,  17  (kaum 
Zufallsdruckfehler).  £'*  schreibt  zumeist  'mich  kostet'  u.  dgl.,  E^  den  Dativ  34,  3  vu.  38,  1 1 . 
70,  4.  125,  3  vu,  den  Adelung  WB.  als  das  im  gemeinen  Leben  fast  durchgängig  Übliche 
bezeichnet,  wenn  aucli  viele  gute  Schriftsteller  den  Akkusativ  gebrauchten  (vgl.  Euphorion 
7,42)'.  E"  hat  wie  der  Merkurdruck:  allen  unsern  kräften  aufbieten';  E^  den  Akku- 
sativ 168,  9.  lO;  Adelung  WB.:  die  im  Hochdeutschen  ungewölinliche  Wortfügung  mit  der 
dritten  Endung  sei  noch  jetzt  in  der  Schweiz  üblich.  "Auf  dem  wahne  lassen'  J?*  wird  in 
dem  Wahne'  usw.  E^  65,  15,  vielleicht  weil  Adelung  WB.  nur  das  Beispiel  in  ihrem  Wahne 
lassen'  anführt.  Die  Änderung  von  E""  'sich  der  galle  erledigen'  zu  'entledigen'  E^  39,  3  kann 
icli  aus  Adelungs  Vorschriften  nicht  begründen;  sie  trifft  aber  nach  meinem  Sprachgefühl 
die  jüngere  Gewohnheit.  Verlohnen  ist  nach  Adelung  WB.  ein  im  Hochdeutschen  unge- 
wöhnliches Wort;  man  höre  es  noch  zuweilen  im  gemeinen  Leben  in  der  Redensart:  es 
verlohnt  die  Mühe  nicht,  d.  i.  es  lohnt  die  Mühe  nicht,  wofür  man  wohl  gar  höre,  es  ver- 
lohnt sich  nicht  der  Mühe;  infolge  dieser  Beanstandung  wird  E"  'sich  nicht  der  mühe  ver- 
lohnte' von  E^'  3,  7   geändert  zu    nicht  die  Mühe  lohnte'. 

Endlich  ein  paar  Beispiele  für  Willkür  oder  Nachlässigkeit  des  Fraktursetzers. 
89,  6  vu  'Du  gibst  mir'  statt  Da  giebst  du  mir';  wohl  in  Angleichung  an  den  nächsten 
Absatz;  Du  thätest.  Ausgefallen  ist  106,  3  vu  'selbst'  nach  Pontifcxe.  Über  den  Aus- 
fall von  Einsilblern  vgl.  meine  Philologischen  Betrachtungen  im  Anschluß  an  Goethes 
Werther  Euphorion  7,  36f.  Hier  ist  S.  44  auch  über  den  Wechsel  von  Positiv,  Kom- 
parativ, Superl.ativ  gehandelt:  entsprechend  schreibt  E^  sinnschädlich  236,  1 5  und  263,  4  vu 
"großem'  statt  gröfsen',  und  an  sich  möglich,  ja  gut,  aber  eigenmächtig  oder  zufällig  226,  14 
'unbedingten'  statt  'unbedingtesten''. 

Würde  man  einzelne  der  besprochenen  Änderungen  ausheben,'  so  könnte  wiederholt 
ein  Anteil  W.s  an  E^  möglich,  ja  wahrscheinlich  dünken.  Bewertet  man  die  geordneten 
Gruppen,  so  wird  meines  Erachtens  klar,  daß  alle  Neuerungen  bis  auf  allgemeiner  übliche 
Lässigkeiten  als  Maßregeln  eines  Setzers  einzuschätzen  sind,  der  ein  zeitgemäßeres  Druck- 
bild geben  will  und  sich  schulgrammatischer  Korrektheit  befleißigt.  Nun  wissen  wir  ja 
freilich,  daß  W.,  wenigstens  ein  paar  Jahre  nach  den  Göttergesprächen,  'täglich',  wie  er 
unmutig  sagt,  Adelungs  Wörterbuch  nachgeschlagen  haben  will  (Böttiger,  Literarische  Zu- 
.stände  und  Zeitgenossen  i,  164.  233;  Raumers  Historisches  Taschenbuch  10,  383;  in  W.s 
Büchernachlaß  ist  als  Nr.  i7--*-2i  die  Wörterbuchausgabe  von  1775  [richtig  1774]  verzeich- 
net); aber  es  ist  nicht  glaubhaft,  daß  er  erst  die  geringere  Ausgabe  nach  dessen  Spracli- 
meinung  durcharbeitete,  die  ihm  lästige  Mühe  hätte  er  sicher  auf  die  bessere  gewendet. 
Überdies  zeigen  Briefe,  wofür  er  sich  im  Wörterbuch  Rat  erholte:  er  bedurfte  fiir  die 
Aristophanesübersetzung  Ausdrücke,  die  nicht  zur  gewöhnlichen  Literatursprache  gehörten, 
und  prüfte,  ob  sein  Sprachschatz,  an  sich  und  in  der  ihm  geläufigen  Wortbedeutung,  Schrift- 
deutsch verständlich  sei.  Und  auch  für  die  Bearbeitung  der  Cicero-Briefe  beachtete  er 
Adelungs  und  Campes  Bemerkungen,  ohne  sich  doch  dauernd  an  sie  zu  binden  (s.  Ciceros 
Briefe  4, 501  f.).     Aber  den    eigenen  Stil   unterwarf  er  gewiß   nicht   dem  Gelehrten,  mit 

'    Kurrelmeyer,  Die  Doppeldr-ucke  aaO.:  Agathon  1773  Bd.  i  S.  185  Z.  6  ist  der  Dativ  die  jüngere  Form. 

'  Vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  zu:  Beyträge  zur  Geheimen  Geschichte  1770  2,  40,  3.  4.  Don 
Sylvio  1772  1,60,14.  Goldener  Spiegel  17722,47,9.  130,9.  3,89,14.  4,39,10.  Agathon  1773  1,187,22. 
4.  «57.8. 


48  Seuffert: 

dem  er  über  den  Begriff  Hochdeutsch  gestritten  hatte.  —  Vgl.  Klopstock,  Grammatisehe 
Gespräche,  4.  Zwischengespräch,  Sprachwissenschaftliche  und  ästhetische  Schriften,  hg.  v. 
Back  und  Spindler,  Leipzig  1830  i,  125:  Wieland  nagelte  sich  das  mundartische  Wörter- 
buch auf  den  Pult. 

Man  wird  bei  der  W. -Ausgabe,  gerade  wie  nach  meinen  Beobachtungen  an  Werken 
Goethes,  schulgrammatische  Peinlichkeiten,  stehende  Vereinheitlichungen,  überhaupt  Nor- 
mieren und  Regeln  stets  richtiger  der  Druckerei  als  dem  Dichter  zutrauen,  der 
ungleicher,  schulmäßig  inkorrekter  abfaßt  und  ausbessert.  Dieser  wiclitige  Grundsatz  hilft 
manche  unnützen  Neuerungen  ausmerzen,  den  Text  echter  herstellen,  wenn  man  auch  da- 
bei beachten  wird,  daß  W.  wohl  wie  Goethe  bei  der  Überarbeitung  letzter  Hand  dem  jün- 
geren Sprachgefühl  der  Setzer  nachgab,  sich  gar  anpaßte.     Das  bedarf  der  Untersuchung. 

So  viel  halte  ich  nach  den  vorstehenden  Darlegungen  für  gesichert,  daß  die  Lesarten 
von  E^  bei  der  Textgestaltung  der  Neuen  Göttergesprädie  keine  Beachtung  verdienen,  selbst 
in  den  vereinzelten  Fällen  nicht,  in  denen  sie  mit  C  übereinstimmen,  und  daß  sie  also 
nicht  verzeichnet  zu  werden  brauchen.  —  Vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  82.  166.  279  ff. 

Nr.  1070:  Hiervon  gibt  es  Neben-  und  Neudrucke:  Achtzehnter  Rechenschaftsbericht 
des  Schwäbischen  Schillervereins  über  das  Jahr  191 3/4  S.  123.  125. 

Nr.  1071:  Eigenhändige  Niederschrift  W.s,  1  8.4°,  im  Schiller-Museum  Marbach  a.  N., 
vermutlich  erworben  aus  v.  Biedermanns  Sammlung,  Auktion  Börner,  Leipzig  1905.  Jlrich 
Schmidt  erhielt  von  Gg.  Witkowski  in  Leipzig  eine  Abschrift  des  Biedermannschen  Besitzes, 
deren  Abweichungen  vom  Druck  im  Prometheus  ich  hier  beifüge: 

Keine  Überschrift.  V.  i  fczte  2  r/es  st.  der  3  Reich  Nemesis  beides  untei-strichen.  n^ch  Kommtn 
Komma  st.  Punkt.  5  sezt  ihre  7  Verdienst  Glück  beides  unterstrichen,  reinste  st.  größte  9  g'wisf, 
10  Reich  Nemesis  beides  unterstrichen.  11  indes/  13  Ilicsf  Zevs  Olympia  Z)er,  beides  unterstrichen. 
14  MineTBen,  15  0!  Du  unterstrichen.  16  llerunt'r  stiegst  19  Deinige  Reich  31usen  die  drei  Wörter 
unterstrichen,  nach  Musen  kein  Komma.       20   links  von  der  Unterschrift:  Weimar  den  24.  October  1791. 

Nr.  1079:  Die  Staatsbibliothek  Berlin  besitzt  zwei  verschiedene  Drucke  Yl  201 1  und 
Yl  2012;   der  letztere  gekennzeichnet  durch  falsche  Zählung  der  letzten  Seite:    231  st.  312. 

Nr.  1082.  1092:  Edmund  Götze  in  Dresden  berichtigte:  Statt  Eggers  ist  zu  lesen:  Pro- 
fessor Martin  Ehlers  in  Kiel.  Ich  habe  leider,  wie  Düntzer  in  der  Hempelausgabe  34,  147, 
die  falsche  Lösung  von  W.s  P.  E.  in  K.  (so  in  C)  zu  Eggers  aus  Grubers  8°  Ausgabe  41,  183 
übernommen.  Hambergor-Meusel,  Das  gelehrte  Teutschland,  Lemgo  1796  2,  165  hat  schon 
Ehlers  genannt  und  ich  hatte  längst  die  ungedruckten  zwei  Briefe  vom  10.  und  20.  April  1 792 
in  Händen,  mit  denen  Ehlers  seine  Antwort  auf  das  Sendschreiben  W.  zuschickte. 

Nr.  1134:  Die  Ankündigung  ist  nach  Mitteilung  Reinhold  Steigs,  Berlin,  auch  gedruckt: 
Kaiserlich  privilegierter  Reichs-Anzeiger  (Gotha),  Donnerstags,  den  21.  November  1793 
Nr.  124  Sp.  1067. 

Nach  Nr.  1134:  1134a.  Ende  1793,  Anfang  1794  wird  eine  Auslassung  W.s  einzu- 
reihen sein,  die  aus  dem  Nachlaß  der  1835  gestorbenen  Gräfin  Anna  Purgstall  in  Hainfeld 
(Steiermark)  als  'Reliquie  von  Wieland'  durch  Joseph  Frh.  v.  Hamnier-Purgstall  ver- 
öffentlicht ist  in:  Blätter  für  Literatur,  Kunst  und  Kritik.  Zur  Österreichischen  Zeitsclirift 
für  Geschichts-  und  Staatskunde.  Wien.  In  Commission  der  F.  Beckschen  Buchhandlung. 
9.  November  1836  Nr.  90  S.  357.  Um  die  Jahreswende  1793/4  war  W.  besonders  be- 
glückt durch  die  Pränumeration  des  Rates  der  Reichsstadt  Biberach  auf  die  Quartausgabe 
seiner  Werke';  damals  mag  er  die  Preisworte  auf  die  'geliebte  Vaterstadt'  niedergeschrieben 


'  Das  pränumerierte  Exemplar  wurde  dem  Kronprinzen,  nachmaligem  König  Wilhelm  von  Württemberg, 
1816  als  Ilorhzeitsgeschenk  überreicht  und  wurde  1920  von  Herzoa:  Wilhelm  von  Württemberg  auf  Reinhold 
Schalles  Bemühungen  hin  dem  Wieland-Museum  in  Biberach  a.  R.  "als  Leihgabe  überwiesen. 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    Yll.  49 

liaben,  wohl  für  die  Stadtväter;  ob  zum  Druck,  ist  nicht  erkennbar;  gewiß  aber  trägt  das 
Schriftstück  kein  Merkmal  eines  Privatbriefes  an  sich.  —  1793  war  Gottfried  Wenzel  Graf 
Purgstall  zu  W.s  Schwiegersohn  Reinhold  nach  Jena  gekommen ;  er  begleitete  seinen  Lehrer 
und  Freund  im  Mai  1794  nach  Kiel,  erschien  Ende  1795  Avieder  in  Jena,  bei  Schiller 
(Schiller  an  Humboldt  9.  Januar  1796).  W.  hatte  Anfang  1794  gewünscht,  den  Grafen 
kennenzulernen  (R.  Keil,  W.  und  Reinhold,  Berlin,  Leipzig  1885  S.  183;  vgl.  S.  186);  an 
der  Scheide  1795/6  war  Purgstall  bei  W.  in  Weimar,  sein  ungedruckter  Brief  an  W.  vom 
8.  Januar  1796  aus  Göttingen  bestätigt,  daß  er  glücklich  bei  ihm  war.  Wurzbach,  Bio- 
graphisches Lexikon  des  Kaiserthums  Österreich  24,  91  berichtet,  daß  W.  Purgstalls  väter- 
licher Freund  und  sein  täglicher  (?)  Umgang  war.  1797  hat  Goethe  Grüße  von  ihm  an 
W.  bestellt  (Briefe  12,  314.  320).  Danach  ist  wahrscheinlich,  daß  W.  das  Blatt  Purgstall 
Oberlassen  hat,  das  dann  in  den  Besitz  der  Gemahlin  Johanna  Anna  überging;  die  Ver- 
mählung war  nach  Goethe,  Briefe  12,313  wohl  im  Jahr  1797  vollzogen  worden.  Ich  rücke 
den  Text  aus  der  meines  Wissens  wenig  verbreiteten  Zeitschrift  hier  ein. 

O  meine  geliebte  Vaterstadt!  —  du  bist  zwar  nur  klein  —  hast  keine  Anlage,  eine  von  den  glänzenden, 
reichen,  üppigen,  volkströmenden  und  volkverschlingenden  Städten  zu  werden,  die  der  Fremde  besucht,  um 
sagen  zu  können,  daß  er  sie  gesehen,  sich  darin  erlustigt,  und  vielleicht  —  Nachreue  auf  sein  ganzes  Leben 
theuer  erkauft  habe!  Aber  desto  besser  für  dich!  Wohl  dem.  der  das  Auge  des  Neides  nicht  auf  sich  zieht! 
Du  hast  Alles,  was  deine  Bewohner  bei  den  mäßigen  Bedürfnissen  und  Wünschen  der  Natur  so  glücklich 
machen  könnte  —  glücklicher  zu  seyn  als  zu  scheinen!  Selbst  deine  gemischte  Religions-Verfassung, 
diese  so  oft  beseuf/.te  Parität,  die  (Quelle  so  mancher  Jlißverständnisse,  so  manches  verderblichen  Haders, 
dieß  vermeintliche  ewige  Hinderniß  deines  Wohlstandes  —  könnte  —  o  möcht'  ich  nur  dießmal  Glauben 
finden !  —  könnte  eine  ewige  Quelle  deines  Wohlstandes,  eine  immer  gespannte  Ti'iebfeder  wetteifernder  Tu- 
genden und  patriotischer  Wirksamkeit  seyn,  und  aus  diesen  Differenzen,  durch  das  Band  aufrichtiger  mensch- 
licher und  bürgerlicher  Wohlmeinung  und  Friedfertigkeit  die  schönste  Harmonie  entstehen!  Möchtest  du 
fühlen,  wie  glücklich  du  in  deiner  goldncn  Mittelmäßigkeit  seyn  könntest;  wie  glücklich  von  dem  Augen- 
bh'cke  an,  da  Zufriedenheit  mit  unscheinbarem  häuslichem  Glück,  Liebe  zum  Vaterlande,  wechselseitiges  Kr- 
tragen,  wechselseitige  Gefälligkeit  und  Dienstbeglerde,  sich  des  Herzens  deiner  Einwohner  bemächtigen  würde. 
Von  dein  Augenblicke,  da  sie  fühlten,  daß  die  Glieder  Kines  Leibes  nicht  in  Eifei-^-ucht,  Mißgunst  und  Zwie- 
tracht leben  können,  ohne  daß  alle  darunter  leiden  und  zu  Grunde  gehen,  und  —  daß  für  Euch  alle 
Kaum  genug  da  ist,  um  neben  und  mit  und  durch  einander  glücklich  zu  seyn!  O!  meine  von  Jahr- 
hunderten her  väterliche  Stadt!  was  sollte  mich  dann  —  was,  außer  der  dankbaren  Liebe  zu  den  edelsten, 
besten  Fürstcnseelen  —  sollte  mich  dann  abhalten,  in  deinen  Schooß  zurückzukehren,  um  da,  wo  ich  meines 
Lebens  glückliche  Morgenröthe  genossen,  an  dem  Ort,  an  dessen  Wohl  und  Weh  ich  so  manche  Jahre  Theil 
genommen,  an  dem  Ort,  wo  ich  (es  sey  mir  erlaubt,  es  zu  sagen)  mitten  unter  dem  Drange  der  Geschäfte  und 
bürgerlichen  Verhältnisse,  glücklich  genug  war,  einen  Agathen,  eine  Musarion  zu  schreiben,  —  um  da  mein 
frohes,  unbereutes  Leben  auszuleben,   und  meine  Gebeine   in   das  Grab  meiner  Vorältem  niederzulegen:' 

WIEL.\ND. 

Nr.  1147:   vgl.  Matthias,  Zeitschrift  für  deutsche  Wortforschung   1903   5,23  fr. 

Nr.  1150.  1153.  1153a.  1161:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  23 
bis  32. 

Das  in  meinem  Besitze  befindliche,  einheitlich  gebundene  Flxemplar  C"  entspricht 
Bd.  1—30  und  Supplement  Bd.  i  dem  Kurrelmcyerschen  C"*;  also  alles  Avas  bis  ein- 
schließlich 1797  erschienen  war.  Bd.  31.  2ii-  34  entspricht  Kurrelmeyers  C"^  Ob  die 
übrigen  auch  hierzu  gehören,  ist  nicht  zu  entscheiden,  da  Kurrelmeyer  kein  «^-Exemplar 
von  Bd.  32.  35  —  39,  Supplemente  Bd.  2.  4  —  6  kennt.  Mein  Bd.  32  geht  bis  auf  eines 
seiner  Merkmale  mit  Kurrelmeyers  C";  Bd.  35  und  36  mit  keinem  seiner  Drucke;  Bd.  37 
mit  seinem  C"°;  Bd.  38  mit  der  Norm  seines  6";  für  Bd.  39  fehlt  ein  Kennzeichen.  Sup- 
plemente Bd.  2  und  4  stimmen  zu  seinem  C";  Bd.  3.  5.  6  zu  keinem  seiner  Exemplare, 
Bd.  3  steht  C"'  nahe,  Bd.  5  und  6  weichen  nur  in  Verbesserung  einfacher  Druckfehler 
von  C-  ab. 

Nach  Nr.  1168:  1168a.  1795  Dezember  23.  Reinhold  Steig  in  Berlin  wies  mir 
nach:  Erklärung  über  eine  französische  Übersetzung  von  W.s  Werken.  Unterz.  Weimar, 

PhiL-hi.fl.  Abk.  1921.  Nr.  3.  7 


50  Seuffert: 

am  23.  Dec.  1795.  Wieland.  Kaiserlich  privilegirter  Reichs- Anzeiger  (Gotha),  Donners- 
tags, den  31.  Dec.  1795  Nr.  302  Sp.  3086  f.  unter  Gelehrte  Sachen.  W.  hat  die  Notiz 
für  den  Reichsanzeiger  und  die  Teutsche  Nationalzeitung  [23.  12.  1795]  an  deren  Heraus- 
geber Rat  Rudolf  Zacharias  Becker  in  Gotha  gesendet,  wie  ein  handschriftliches  Blatt  4° 
der  frhl.  Carl  von  Rothschildschen  Bibliothek  in  Frankfurt  a.  M.  zeigt.  Hiervon  gab  mir 
Reinhold  Schelle  Kunde. 

Nr.  1169:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  32 — 36. 

Nr.  1176:  vgl.  W.  Deetjen,  W.s  Bibliothek.  Funde  und  Forschungen.  Eine  Festgabe 
für  Juhus  Wähle,  Leipzig  1921   S.  3f 

Nr.  1177:  Das  Wieland-Museura  in  Biberach  a.  R.  besitzt:  18  Bll.  4°  beschrieben 
von  Schreiberhand:  Agathodämon  Attisches  Museum  I  i  S.  138  'deren  reine  Silber- 
töne' bis  I  2  S.  171  'aufbewahrt  würden'.  Reinhold  Schelle  ermöglichte  mir  1912  die 
Einsicht  der  Handschrift.  Auf  Bl.  9  die  Seitenzählung  25.  Auf  Bl.  13"  zu  Beginn  von 
III,  Att.  Museum  S.  161,  ist  eine  Korrektur  von  W.s  Hand  eingetragen,  die  im  Abdruck 
nicht  beachtet  ist:  bei  'Ich  hatte  nun'  wird  'Ich'  und  'nun'  gestrichen  und  'Inzwischen' 
und  'ich'  übergeschrieben.  Die  zum  Teil  groben  Schreibfehler  hat  W.  nicht  verbessert. 
Die  Handschrift  bildet  eine  Vorstufe  zum  Druck  mit  eigenen  Lesarten ;  Setzerzeichen  sind 
nicht  im  Text,  sie  war  also  kaum  als  Druckmanuskript  verwendet.  —  Die  Stelle  in  Böt- 
tiger, Literar.  Zustände  und  Zeitgenossen  i,  240,  auf  die  verwiesen  ist,  lautet  in  der  in 
Dresden,  Landes-Bibliothek,  aufbewahrten  Handschrift  Böttigers:  'Jenes  Gespräch  enthält, 
was  Jesus  anlangt  (man  kann  diesen  Nahmen  mit  Ehre  niclit  wohl  aussprechen,  ohne 
in  der  Katechismuslehre)  den  Keim  zu  dem,  was  er  jetzt  im  Agathodämon  ausgeführt 
habe.'  Vom  3.  Januar  1801  zeichnet  Böttiger  ebenda,  vor  Literar.  Zustände  und  Zeitgenossen 
I,  254  'Man  macht  mir  den  Vorwurf,  auf:  'Meine  jetzigen  Religionsüberzeugungen  liegen 
alle  im  Agathodämon  zu  Tage.'  —  Vgl.  Johanna  Mellinger,  W.s  Auffassung  vom  Urchristen- 
tum mit  hauptsächlicher  Berücksichtigung  seines  Romans  Agathodämon,  Diss.  München, 
Marbach  a.  N.  191 1.    Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  203  ff. 

Nr.  1181:    vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  36 — 39.  —  s.  zu  Nr.  1192. 

Nach  Nr.  1183:  1183a.  1797  März  4.  E.  G.  Stumme  in  Leipzig  weist  mir  nach: 
Erklärung.  An  das  Publikum  über  einen  in  Wien  angekündigten  Nachdruck  meiner 
sämmtlichen  Werke.  Unterz.  Weimar  den  4' März  1797.  Wieland.  Allgemeine  Literalur- 
zeitung.     Intelligenzblatt  Nr.  30.      Mittwoch  den   8' März  1797   Sp.  249 — 251. 

Nr.  1192:  Durch  Reinhold  Scheues  zuvorkommende  Gefälligkeit  kann  ich  nun  über 
die  im  Besitze  des  Wieland-Museums  befindliche  Handschrift  Adversaria  genauer  be- 
richten. Sie  umfaßt  4  Do25[)elbll.  ineinander  geheftetes  Briefpapier  gr.  8°  und  3  einzelne 
lose  Bll.  derselben  Art  ohne  Seitenzählung;  ich  fügte  Blattzählung  bei.  Die  Einzelbll. 
waren  vordem  einmal  eingeheftet;  keine  zwei  passen  der  Trennimgsfuge  nach  zu  einem 
Bogen  zusammen,  ihre  Rück-  oder  Vorderbll.  sind  verloren.  Die  Heftung  ist  jung,  Nadel- 
stiche zeigen  eine  fmhere  Heftung  an.  Die  Reihenfolge  der  Bll.  ist  also  unsiclier,  nur 
der  Umscli lagbogen  mit  den  Titeln  und  der  Mittelbogen  müssen  an  ursprünglicher  Stelle 
stehen,  dieser  weil  hier  Bl.  4*"  und  5"  und  nur  hier  von  der  gleichen  fremden  Hand,  durch 
W.  ergänzte,  Einträge  sich  finden:  i)  Abschrift  aus  "Diod.  Sic.  Bibl.  Hist.  XIV.  p.  415. 
ed.  H.  Stefani.',  die  wegen  ihres  Bezugs  auf  Cyrene  zu  Aristipp  vorgemerkt  sein  wird: 
W .  fügte  den  Schluß  teils  lateinisch  wie  die  ganze  Abschrift,  teils  deutsch  und  griecliisch 
bei,  schrieb  auch  der  Abschrift  einen  griechischen  Ausdruck  bei,  schlug  also  den  grie- 
chischen Text  XIV  34,  4 — 6  auf.  In  Abstand,  ohne  Zugehörigkeit  schrieb  W.  auf  die  Seite 
noch  einen  lateinischen  Vers  mit  dem  Zitat:   'Plaut.  Epidic.  Act  i.  Sc.  2.  v.  30'  (Epidicus 


Prolegomena  zu  einer  Wieland- Ausgabe.   VII.  51 

V.  133).  (Auch  BI.  2'  sind  zwei  Verse  aus  'Plaut.  Subdol.  A.  II.  sc.  i.  v.  4'  =  Pseu- 
dolus  V .  5  7  7  f.  ausgehoben.)  2)  Abschrift  aus  'Plutarch.  de  Genio  Socratis.'  =  Plutarch, 
Paris  Didot  1885,  Ethika  i,  701  Z.  17  ff.  Ob  die  Stelle  für  den  Aristipp  oder  die  An- 
merkungen zu  den  Übersetzungen  aus  dem  Griechischen  (Prolegomena  III  Nr.  83 — 85)  zu- 
rechtgelegt wurde,   weiß  ich   nicht. 

Auf  den  Blättern,  die  ausschließlich  von  W.s  Hand  beschrieben  sind,  findet  sich 
sehr  Verschiedenartiges  zusammen  —  auch  einmal  Bl.  4*  eine  Weinbestellung  — ,  Ein- 
tragungen in  ungleicher  Tinte,  oft  gestürzt,  wenn  er  das  Heft,  dessen  einer  Titel  ja  auch 
gestürzt  geschrieben  ist,  von  der  andern  Seite  her  aufgeschlagen  hatte.  Die  Seiten  2^. 
3*.  8*  blieben  leer,  auf  6*  stehen  nur  einige  Ziffernreihen;  solche  sind  auch  3*".  4*.  ö*", 
S*".  g*".  lo*".  II*  beigeschrieben,  teils  Bereclmungen  des  Umfangs  von  Schriften,  teils  Be- 
stimmungen von  Daten  nach  griechischer  Zeit,  von  griechischen  Münzwerten  u.  dgl. 

Die  teilweise  undeutlich  geschriebenen  I^inträge  sind  datiert  oder  datierbar  zwischen 
der  Angabe  des  Umschlagbogens  19.  Dezember  1797  und  1800  (nicht  1799,  wie  ich  bei 
früherer,  nach  den  damaligen  Umständen  notgedrungen  flüchtiger  Durchsicht  des  Heftes  an- 
genommen habe).  Bl.  11'  vermerkt  unter  1798  das  nahe  Erscheinen  von  Walpoles  sämt- 
lichen Werken  und  entnimmt  einen  Satz  aus  dem  Journal  de  Paris  vom  15.  März  1798. 
Bl.  ö*"  verzeichnet  Schriften  für  die  Supplemente  zu  den  Werken  1.  H.  Bd.  5  und  6, 
die  im  Januar  1798  Göschen  eingeliefert  werden  sollten  und  1798  erschienen;  ferner 
Gespräche,  d.  h.  die  Gespräche  unter  vier  Augen,  zu  denen  die  Druckvorlage  im 
Oktober  1798  bereit,  Anfang  November  in  Göschens  Hand  ist;  sie  erschienen  1799.  Mit 
I  799  ist  der  Entwurf  zu  den  Ossmanstättischen  Unterhaltungen  überschrieben.  Bl.  s"". 
Bl.  9*.  9\  lo*  befassen  sich  mit  Aristophanes'  Wolken,  deren  Übersetzung  und  Er- 
läuterung 1798  erschienen  ist.  Bl.  1 1*"  steht  der  Ansatz  zu  einer  sehr  gekürzten,  freien, 
sinnverändernden  Übertragung  des  Prologs  zu  Aristophanes  P^kklesiazusen.  Bl.  ö**  fin- 
den sich  Vormerkungen  zum  Aristipp,  der  von  Ende  1799  an  in  Arbeit  ist.  Bl.  7"  gibt 
eine  Berechnung  des  Umfangs  seines  3.  Buches,  dessen  Druck  im  September  1800  begonnen 
war.  Bl.  lO**  enthält  Hilfslisten  zur  Chronologie  und  Währung,  1 1*"  ein  allgemeines  Schema 
zum  Roman,  das  also  1799  anzusetzen  ist.  Bl.  3**  ist  ein  Entwurf  des  Glossars  zu  Aristipp, 
Bd.  I,  der  Herbst  1800  erschienen  ist.  Auch  Einträge  auf  Bl.  2*.  4*.  ^  und  wohl  auch 
4*"  und  5*  gehören  zu  diesem  Werke.  Bl.  2*  steht  ein  Hinweis  auf  Reichsanzeiger  1800 
Nr.  69;  hart  darunter:  'J.  J.  Rousseau  betreff[end].  S.  N.  T.  Merkur  25.  B.  pag.  277.  26. 
B.  pag.  26.'  d.  i.  Merkur  1798  i,  277.  2,  26.  Bl.  4*  wird  'Lucretii  de  Herum  Natura 
Libri  sex  etc.  vol.  i.  Leipzig  bey  Wolf  u.  Comp.  i8oo.  auf  Schreibpapier.'  vorgeniorkt. 
Und  andere  Neuerscheinungen  dieses  Jahres:  'Sprengeis  allgem[eine]  Bibliothek  der  Neuesten 
Reisebeschreib[ungen].  Heinriclis  Geschichte  der  Deutschen  [d.  i.  Handbuch  der  Teutschen 
Rcichsgeschichte].  Fichte  von  der  Bestimmung  des  Menschen."  'Nitsch  und  Haberfeldt, 
Vorlesungen  über  die  Class[ischen]  Dichter  der  Römer  3.  Bände  Leipzig  bey  Feind,  gr.  8.' 
[d.  i.  der  3.  Band  von  Nitsch'  Werk:  Jim.  Frdr.  Haberfeldt,  Dritter  Band  welcher  die 
Vorlesungen  über  das  zweyte  Buch  der  Satyren  und  das  erste  Buch  der  P]pisteln  des 
Horaz  enthält,  1800].  Dazwischen  ist  vermerkt:  'Soirees  litteraires,  20  Volum,  in  8"  ä 
Paris  chez  les  Librairs  Morin  et  le  Noir,  rüe  de  Savoie  no.  4.'  wohl  =  Soirees  litteraires 
ou  melanges  de  traductions  nouvelles  des  plus  beaux  morceaux  de  Tantiquite  [par  l'abbe 
J.  M.  L.  Coupe]  Paris  1795  — 1800    19  vol.;  Barbier  nennt  als  Verleger  Honnert. 

Über  die  zu  einzelnen  Werken  gehörigen  Einträge  berichte  ich  bei  Nr.  1193.  1195. 
I20ib.  1209.  1210;  Übersetzungen  Nr.  81.  83.  83a.  84.  85.  87.  88.  Die  Zugehörigkeit  ist 
nicht  überall  sicher  zu  bestimmen.  Hier  füge  ich  noch  eine  vereinzelte  Stelle  an,  die 
Voltaire  und  Kaiser'  Joseph  II.  betrifft. 


52  S  E  u  n-  K  U  T  : 

celebre   Adam    Smith,   de   la   Socfiote]  Royale  des  Sciences  d'Edinburg  disoit^  ä  Mr.  Fauj 
irlant  des  obligations  incal  culables  que  la  raison  (selon  lui)  avoit  a  Voltaire:   Je  i 


Bl  v*»  Le  celebre  Adam  Smith,  de  la  Soc[R'tej  itoyaie  aes  :5ciences  q  £.uuiuuig  ui.ton  a  au.  taujas 
Saint-Fond  cn  parlant  des  obligations  incal  culables  que  la  raison  (selon  lui)  avoit  a  Voltaire:  Je  ne 
pardonne  pas  a  l'Empeieur  Joseph  II.  qui  vouloit  se  donner  le  ton  de  voyager  en  Sage,  d  avoir  pas.se  pres 
deFerney  Sans  etie  alle  rcndre  hommage  k  l'historien  du  Czar  Pierre  I.  Je  conclus  dela  que  Joseph  11  n  etoit 
qu^un  homme  au  dessous  du  mediocre.  Voyage  en  Angleterre,  en  Ecosse  et  aux  lies  Hebrides,  par  Faujas 
Saiut-Fond.  (Paris  1797.  Vol.  2.  p.  279.) 

Nr.  1193:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  43—45-  —  W.  bittet  den 
Verleger  Heinrich  Gessner  in  einem  Briefe  oOuJ.  um  ein  Exemplar  seiner  Kiementina 
von  Porretta,  die  er  für  den  4.  Band  der  Supplemente  seiner  Werke  brauche.  Das  Drama 
eröffnet  den  5.  Band  der  Supplemente  1798,  der  schon  mit  der  Pandora  begonnen  worden 
war,  wie  deren  neuerliche  Bogenzählung  Äff.  und  Seitenzählung  i  ff .  in  C"  beweist.  —  Aus 
Nr.  1192  Adversaria  gehören  hierher  die  Zusammenstellungen  Bl.  ö*": 

1 .  füi"  Supplemente  Bd.  5 : 
Pandora.  T.  M[erkur].  27.  Band.  Julius  1779. 

Auszüge  aus  der  Bunckliade.    23.  u.  24.  Band  des  Meik[ur].    Jul.  Aug.  Oct.  Nov.  December. 
Auszüge  aus  Forsters  R[eise]  um  die  Welt.    [Merkur]  1778.    Julius,  August. 

2.  für  Supplemente  Bd.  6: 

Miscellanien. 

Ein  milesisches  Mährchen. 

2'  Sendschreiben  an  einen  jungen  Dichter  im  [Merkur]  40.  B.  p.  57  im  Octob.  1782.   28  Seiten, 
[nachgetragen:]  3  ditto  im  März  1784.  Band  45  pag.  228.   24.  S. 
Titanomachie,  im  12' Bande.  [Merkur  1775  4,  9  ff.] 

Anekdote  Voltaires  lezte  Lebenstage  betr.  28.  Band  [Merkur  1779  4,  i33ff.  2170.] 

Über  die  Frage  was   ist   hochdeutsch.    40.  B.   p.  149.    20.  S.   ibid.  p.  193.    24.  S.  (im  Nov.  u.  Dec.   1782 
[Merkur  4,  145 ff.   193 ff-])  im  April  1783  p.  307.  S.  [Seitenumfang  fehlt  hier.    Merkur  2,  307 ff.] 
Athenion  im  35.  Band,  Heumond  u.  Erntemond  1781.  S.  50.  [Merkur  3,  3  ff.   140 ff.] 
Luise  Labe,  Heumond  1781.  3.5  B.  S.  23.  S.  12.  [Merkur  3,230'.] 

Der  tatsächliche  Inhalt  von  Supplemente  Bd.  6  ist  anders  geordnet  und  enthält  nicht: 
Ein  milesisches  Märchen  und  Anekdote  Voltaires  letzte  Lebenstage  betr.  (s.  oben  Nr.  61 1). 
Das  milesische  Märchen  weiß  ich  nur  auf  Daphnidion  zu  deuten,  Prolegomena  Nr.  1223, 
das  den  Untertitel  führt:  Ein  Milesisches  Mährchen  und  das  2.  Stück  des  Hexameron 
(Nr.  1237)  bildet.  Es  ist  allerdings  unerwartet,  daß  mitten  in  der  Merkurnachlese  dies 
Werkchen  erscheinen  und  daß  eine  ungedruckte  Dichtung  in  die  Supplemente  versteckt 
werden  sollte;  ich  kenne  bisher  kein  Erscheinen  der  Daphnidion  vor  dem  Hexameron 
imd  für  die  Entstehung  kein  früheres  Jahr  als  1802.  Ich  vermag  auch  nicht  festzulegen, 
aus  welcher  Sammlung  'Milesischer  Märchen'  W.  die  Erzählung  entnommen  haben  könnte, 
wie  er  Wunibald  von  P***  1805  versichern  läßt;  1803  sind  Milesische  Märchen  von 
Thomann  =  Jonath.  Ldw.  Lebrecht  Nöller  erschienen,  die  also  später  als  die  Entstehung 
der  Daphnidion  angesetzt  werden  müssen,  aber  auf  den  Rahmentext  des  Hexameron  ge- 
wirkt haben  können;  Entlehnung  aus  einem  so  neuen  Werke  war  unmöglich. 

Nr.  1195:  Zum  II.  Gespräch  gehört  ein  Eintrag  Adversaria  Nr.  1192  Bl.  2*:  'Reichs- 
anz[eiger].  1800  N.  69.',  hart  darunter:  'J.J.Rousseau  betreff[end].  S[ieh]  N.T.Merkur 
25.B.  p.  277.  26.  B.  pag.  26'  d.  i.  Merkur  1798  i,  277.  2,26.  Es  scheint,  daß  der  mir 
unzugängliche  Reichsanzeiger  sich  auf  die  Stelle  bezieht.  —  Vgl.  H.  Wahl,  Geschichte 
des  Teutschen  Merkur  aaO.  S.  244ff. 

Nr.  1196:  J.  D.  Gries  schreibt  an  Böttiger  25.  Februar  1798  (Handschrift  in  Dresden, 
Landes-Bibliothek) :  'Sie  haben  mir  .  .  .  durch  die  Mittheilung  der  W.schen  Note  einen  neuen 
Beweis  Ihrer  Gewogenheit  gegeben  .  .  .  Zugleich  aber  gestehe  ich  Ihnen,  daß  diese  Note 
mich  in  keine  geringe  Verlegenheit  gesetzt  hat.  Die  Möglichkeit  nur,  daß  man  mich  für 
eitel  oder  albern  genug  hielte,  auf  jenen  Preis  des  großen  Dichters  Anspruch  machen  zu 
wollen,  jagt    mir    eine   Schamröthe    ab,    die   selbst   durch  W.s  Erklärung,   daß  Er  vom 


Prolegomena  zu  einer  Wieland -Aussähe.    Vit.  53 

Gegentheil  versichert  sey,  kaum  gemildert  wird.  Ich  habe  die  Kanzonette  erst  vor  kurzem 
eben  durch  MsUe.  Scliröter  kennen  gelernt .  .  .  Wollen  Sie  .  .  .  dennoch  die  W.ische  Erklä- 
rung bekannt  machen,  so  muß  ich  freilich  bitten,  mich  wenigstens  nicht  als  einen 
Vossiden  aufzuführen  .  .  .  Sagen  Sie  Wielanden  .  .  .  .  wie  innig  diese  unverdiente 
Äusserung  seiner  Güte  mich  rührt  imd  daß  ich  aus  allen  Kräften  .  .  .  dahin  streben 
werde,  seinem  Zutrauen  keine  Schande  zu  machen'  usf.  Vgl.  Nr.  659  und  Übersetzungen 
unten  Nr.  23  a. 

Nach  Nr.  1201  a:  1201b.  Adversaria  Nr.  1 192  Bl.  5b  auffallend  sorgfältig  geschrieben. 

1799. 
Sujets  zu  den  Ossmanst.  Unterhaltungen. 
Klassen  der  Aufsätze. 
I.  Historische  Darstellungen.    II.  Kleine  Novellen.   III.  Poetische  Ei'zähl[ungen].    IV.  Dialogen.    V.  Briefe. 
VI.  Filosofische  Darstellungen. 

I.  Klasse. 

i)  Dionys.  —  Dien  und  Timoleon.  2)  Solon.  [Beides  nicht  ausgeführt.  Danach  ist  Raum  zu  Ergän- 
zungen gelassen.] 

II.  Klasse. 

1)  Celie.  Das  Sujet  aus  einer  Erzählung  dieses  Nahmens  in  dpr  Alcidamie  der  Mad.  Villedieu  Tom.  IV. 
p.  190. 

In  den  CEuvres  de  Madame  Ville-Dieu  (in  W.s  Bibliotheksvei-zeichnis  Nr.  2749—57) 
T.  4  conlenant  Alcidamie  et  les  galanteries  grenadines,  Paris  1741,  steht  S.  190 — 222: 
Histoire  de  Celie.  Eine  mit  Celie  befreundete  Philimene  erzählt  rührselig  eine  über- 
spannte Liebcsgescliichte.  Celie  verliebt  sich  in  Celimedon,  glaubt  an  Gegenliebe,  ent- 
deckt, daß  er  die  Prinzessin  von  Cypern  liebt,  die  ihn  zunächst  nur  schätzt.  Celie  weckt 
in  ihr  Liebe  für  Celimedon.  Dieser  hat  Schmerz  um  Celie,  will  ihr  kein  Leid  zufügen. 
Sie  aber  führt  ihn  und  die  Prinzessin  zusammen,  erkrjinkt,  stirbt,  nachdem  ihr  die  Prin- 
zessin versprochen  hat,  Celimedon  glücklich  zu  machen.  —  Mir  ist  nicht  bekannt,  daß 
W.  die  Erzählung  bearbeitet  habe. 

2)  Ein  egoistischer  Liebhaher.     Die  Grundziige   des   Sujets   genommen  aus  besagter  Alcidamie.    S.  223, 

In  den  Q*]uvres  de  Madame  Ville-Dieu  Tom.  4  stellt,  im  Anschluß  an  die  Celie, 
S.  223 — 308  Histoire  de  Cinthie  et  d'Iphile,  erzählt  von  Lisicrate,  einem  Freunde  des 
Iphile.  Dieser  verliebt  sicli  in  die  schöne  und  zärtliche  Cinthie,  die,  obwohl  vor  Ent- 
fuhrung durch  ihn  gereitet,  ihm  nur  Freundschaft  verspricht,  allmählich  aber  doch  Liebe 
zuwendet.  Darauf  erkaltet  Iphiles  Gefühl  für  sie,  sie  wird  todeskrank,  er  bleibt  verhärtet, 
sie  gellt  genesen  ins  Kloster,  er  wirbt  neuerlich  um  sie  und  vergiftet  sicli  nach  der  Ab- 
weisung. Auch  von  dieser  Erzählung  kenne  ich  keine  Bearbeitung  durch  W.  Reizte  ihn 
bei  Celie  die  Aufopferung  des  Weibes,  so  hier  die  langsam  aufkeimende  aber  beharrliche 
Liebe  des  Weibes  im  Gegensatz  zu  der  heftigen,  durch  Widerstand  gereizten,  aber  wankel- 
mütigen des  Mannes. 

Darauf  folgt  ein  Entwurf  zum  Aristipp,  den  ich  bei  Nr.  1210  mitteile.  Obwohl 
durch  einen  Strich  von  der  II.  Klasse  getrennt  und  ohne  neue  Klassenüberschrift  —  es 
müßte  die  V.  oder  VI.  sein  —  scheint  er  doch  für  die  Ossmanstättischen  Unterhaltungen 
bestimmt  gewesen  zu  sein.  Diese  waren  wohl  nacli  der  Art  von  Herders  Aurora,  die  sich 
in  die  Adrastea  veränderte,  geplant.  Ausgeführt,  aber  selbständig,  wurde  nur  der  Aristipp. 

Nr.  1207:  Herder  an  Böttiger  o.  J.  (Handschrift  in  Dresden,  Landes-Bibliothek) :  "W.s 
»Wort«  über  die  Metakritik  ist...  so  glücklich  ausgefallen,  daß  es  sowohl  in  Be- 
ziehung auf  mich  als  auf  die  Sache  selbst  meinen  wärmsten  und  (welches  noch  mehr  ist) 
meinen  kältesten  Dank  verdient.  Eben  daß  es  nur  darstellt,  aber  so  ernst,  angelegen, 
biederhaft,  verständig  und  Partheilos  ist  was  ich  wünschte.'  usf. 


54  Seuffert: 

Nr.  1209  Bd.  C  31:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke    aaO.  S.  39.     Wlh.  Bauer, 

Die  öffentliche  Meinung  und  ihre  geschichllichen  Grundlagen,  Tübingen  1914  S.  25f.  157. 
Aus  Nr.  1192  Adversaria  gehört  hierher: 

Bl.  6^.    Gespräche.  ,     ,      -,  r,       , ,-,  .      t 

Was  wird  endlich  aus  dem  allen  werden?  Was  hat  man  sich  zur  französ[ischen]  Republik  zu  versehen; 
wohin  werden  die  herrschenden  Maximen  d[er]  Monarchen  und  ihrer  Diener  führen?  wohin  die  Disposizion 
des  Volks.    Wie  konnte  [wohl  st.  könnte]  geholfen  werden. 

Unter  'Gespräche'  sind  auf  diesem  Blatt,  auf  dem  der  Inhalt  für  die  Supplement- 
bände 5  und  6  vorher  verzeichnet  ist,  wohl  die  im  Merkur  erschienenen  'Gespräche'  I. 
II.  IV.  V  gemeint;  Was  wird  endlich  aus  dem  allen  werden?  ist  der  Titel  des  5.  Merkur- 
•  gesprächs,  das  im  Buch  das  VIII.  wird.  Was  hat  man  sich  zu  versehen?  kann  mit  dem 
VI.,  Wohin  die  Disposizion  des  Volks  mit  dem  IX.,  allesfalls  mit  dem  VII.  in  Beziehung 
stehen;  Wie  könnte  geholfen  werden  mag  dem  X.  entsprechen;  Sicherheit  des  Bezugs  ist 
nicht  da. 

Auf  dem  Blatte  folgt: 

Über  den  Adel. 

Über  die  Freyheit   der  Wiss[enschaft]   des  Untersuch[enden]  Geistes,   u[nd]    der  Mitheilung   der   Ideen. 

Zufällige  Gedanken  über  die  Abschaffung  des  erblichen  Adel.s  in  Frankreich  Nr.  1035 
war  schon  in  Nr.  i  i8i  Werke  Bd.  29,  der  vor  Beginn  der  Adversaria  liegt,  aufgenommen. 
Über  die  Freyheit  mahnt  an  (xedanken  von  der  Freyheit  über  Gegenstände  des  Glaubens 
zu  philosophiren  Nr.  960.  979.  980.  996,  das  gleichfalls  in  Nr.  1181  Werke  Bd.  29  wieder 
gedruckt  war.  Da  W.  diese  Einreihung  kaum  vergessen  haben  konnte,  müßte  man  ver- 
muten, er  habe  über  diese  Gegenstände  neue  Gespräche  schreiben  wollen,  für  welche  An- 
nahme auch  der  neue  Titel  des  zweiten  Planes  spricht. 

Berührung  mit  dem  II.  und  III.  der  Gespräche   unter  vier  Augen   hat  der  Eintrag: 

Bl.  11''.    Ist  es  wahr  daß  das  Volk  in  der  Monarchie  für  Nichts  geachtet  wird. 

Kann  man  zum  Beweis  dessen  anführen  i)  daß  das  Volk  keinen  Antheil  an  der  Gesetzgebenden  Ge- 
walt hat?  daß  der  Monarch  Auflagen  machen  kann  und  k[eine]  Rechnung  abzulegen  braucht. 

Ich  stelle  hierher  noch  vereinzelte  politische  Vormerke  und  Entwürfe: 

Bl.  5''.  Über  den  Hang  der  Menschen  zum  Despotism  ohne  Einschränk[ung.]  zum  Genuss  ohne  Mühe, 
zum  Müßiggang  ohne  Langweile.  Die  Neigung  zum  Schaden  thun,  ä  gater  et  detruiie  les  choses,  ist  eine 
Frucht  der  letzten,  conf.  des  Eoban.  Hesse  AnoeANSiN  tgaoc  in  B.  U.  d.  R.  [Bibliotheque  universelle  des  Romans, 
die  ich  leider  nicht  aufschlagen  kann]  vol.  71.  p.  11  et  12. 

Bl.  7  •>.  Wenn  wir  e[inen]  so  hohen  und  entfernten  Standpunkt  nehmen,  um  die  fr[anzösische]  Revolu- 
zion  im  Großen  und  im  Zusammenhang  sowohl  mit  dem  allgemeinen  Lauf  der  Dinge  als  besonders  mit  der 
Geschichte  Frankreichs  gleichsam  mit  Einem  Blick  übersehen  zu  können,  so  erscheint  sie  uns  als  eine  ganz 
natürhche  Begebenheit  und  wir  verwundern  uns  über  uns  selbst,  wie  wir  uns  durch  die  tägliche  Aufmerksam- 

5  keit  auf  die  Besondere[n]  und  einzelne[n]  Umstände,  unter  welchen  sie  sich  vor  unsern  Augen  entwickelte, 
so  verblenden  und  verwirren  und  in  Erstaunen  setzen  lassen  konnten,  daß  wir  sie  für  etwas  ganz  une)-hörte[s] 
Beyspielloses  ansahen.  Wenn  der  ungeheuie  Stein  den  Sysifus  allmehlich  mit  schwerer  Arbeit  den  Berg  hin- 
aufgewälzt hat,  s[einem]  ermüdeten  Arm  [?]  An  der  Spitze  desselben  wieder  entschlüpft  und  in  unendlich 
mahl  kürzerer  Zeit  wieder  herunter  kollert,  was  ist  da  zu  verwundern.    Es  war  e[ine]  Zeit  in  Frankreich  wo 

>o  das  Volk  nichts,  der  König  wenig,  die  großen  Barone  des  Reichs  und  die  Prälaten  und  der  Adel  alles  wai-en. 
Die  Könige  fanden  Mittel  sich  stuffenweise,  unter  Begünstigung  der  GlücksUmstände  und  mit  Hülfe  des  Volks, 
dem  sie  unter  dem  Nahmen  des  3'  Standes  eine  Ait  v[on]  l)ürgerliche[r]  Existenz  gaben,  bis  zu  einem  Grade 
von  Autorität  und  Macht  zu  erheben,  vor  welche[r]  alle  andre  verschwand;  die  Großen  des  Reichs  behielten 
v[on]  ihren  ehmaligen  Vorrechten  nur  noch  diejenigen,  die  für  d[en]  dritten  Stand  drückend  [?]  waren.    Dieser 

15  sank  allmählich  wieder  in  sein  altes  Nichts  zuiück;  der  Adel  erhielt  den  Glanz,  der  ihm  noch  übrig  blieb 
bloß  von  dem  Wiederschein  des  Throns,  und  der  König  war  alles.  Enfin  la  Monarchie  a  cede  au  tems  qui 
detruit  tout,  a  la  corruption  des  moeurs  qui  a  tout  affoibli,  au  pouvoir  du  peuple  qui  a  tout  abattu. 

I  wir]  danach  gesti-. :  nns,  sei  zu  sagen  daiüber  gcstr. :  e.  Stand  darüber  nicht  gestr. :  sti  ho  [oder:/«? 
=  fernen]  daiunter  der  Text  um]  darüber  nicht  gestr.:  daß  wir  2  sowohl  —  besonders  OdZ  nachge- 

tragen 3  Frankreichs]  danach  gestr.:  als  mit  der  allge     ferner  nicht  gestr.:  selbst  übersehen      darunter   der 

Text:  gleichsam  usw.  können,]   danach  gestr.:  so  daß     davor  üdZ  gestr.:  v(m  [?]     danach  nicht  gestr.:  die 

[unter  so  daß  die]  der  Text:  so  erscheint  usw.       uns]  davor  üdZ  »[or?]        ganz]  über  gestr.:  sthr         5  die]  über: 


Proh'gnmena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.   VII.  55 

das  r'mstän'Ir]    üdZ  nacligelragen  iini'r]  davor  gestr. :    w/is  xo  :u  6  (/an:]  danach  ein  unbestimm- 

barer Ansatz  vielleicht  zu:  wnrf  [gar]  8  s.  (rmiidcten  Arm[^]]  üdZ   nachgetragen  9  heriwUr]  danach 

gestr.:  h)  10  Adel]  danlbcr  gestr.:   heyiiahe  11   Mittel]  danach  gestr.:  item    nicht  gestr.:  Volk    gestr.: 

M  eine  [?]     unter  Volk:  sich  stußeriw-ise  [?]  » [;']         7/«^«  des  Volkts]  darüber:  :um  dritten  Stand  die  zwei  letzten 
Wörter   gestr.  12  tmter  —  Sfondes]    üdZ    nacligetr..    darüber   gestr.:   arbeit     danach   gestr.:    mit  Hülfe  der 

nicht  ^tstT.:  Zeit  u  (■;«<' [!']  hieruntar  Text  11:  unier —   Umstände  w^s  sich  der  Wortordnung  nach  an  11  stnjfen- 
iceise  anschließen  kann  v]  wohl  nachgetragen  13  und  Macht]  üdZ  nachgetragen  zu  erheben,]  unter 

gestr.  empor:7iarb[f\tcn?]   danach   sy^  Zeilen   gestr.:   rler  sie   mit   Bei/behalten    die   [oder  der]   vor  welche   [daran  r 
gestr.]  alle  ehinaligen  Schaden  welche]  danach  üdZ  nicht  gestr. :  es  [!']  Großen]  danach  gestr. :  welche  [■'] 

Reichs]  danach  gestr.:    teer  \?we(/en?]  wu  [:']    darunter  gestr.:   wurden  Ilofliule,    !/[nd]       unter:     wurden  Uofteute 
nicht  gestr. :  zu  14  f]  all  nachgetr.         die]   darüber  nicht  gestr. :  ehmaliyen         /«r]  danach  gestr.:  das  Volk 

darunter  Text   14  f/[en]  danach  {:cstr. :  *o^«?ann[ten]  15  i^ein]  danach  gestr.:  ehmaliy  der]  nach  gestr.: 

die         Adel]  danach  üdZ  gestr.:  (/länztf  nur         16  war]  danach  gestr.:  allerseit  [?  oder:  all(s /ort?]  17  a/- 

/oibli.]  danach  gestr.:  a  l'</ut[rage'.']. 

Der  Entwurf  ist  zum  Teil  .selir  schwor  leserlicli;  ich  holte,  den  Text  aus  den  vielen 
teilweise  nicht  gestrichenen  über-,  unter-  und  beigesdiriebenen  Ansätzen,  deren  Auf- 
einanderfolge sich  nicht  deutlich  umschreiben  läßt,  einigermaßen  richtig  er.schlossen  zu 
haben.  Er  kann  als  ein  Abschluß  für  die  Gespräche  unter  vier  Augen  beabsichtigt  gewesen 
sein;  man  spürt  ja  auch  in  diesen  streckenweise  das  Dialogische  nicht.  Der  französische 
Schlußsatz  enthält  eine  Korrektur,  was  der  Annahme  einer  Abschrift  entgegensteht. 

Bl.  II».  Les  CoDsuls  Romains  ont  addres.ses  le  10  Ventcse  (28' Februar  98)  au  Directoire  cxecutif 
de  la  Republique  fran^oise,  au  nom  de  la  Republique  Romaine,  les  temoignages  de  leiir  vive  reconnoissance 
qu'ils  transmettrons  aux  gcnerations  futures 

Voici  comme  se  termine  leur  addrcsse: 

»Les  travaux  les  plus  glorieux  de  la  Rep[ublique]  Frant[oi.se]  qui  eclipseront  la  rcnommce  et  la  .splendeur 
des  gonvcrmens  anciens  et  modernes,  auront  cet  avantage,  qu'ils  auront  elendu,  pour  la  premicre  fois,  les 
principes  eternels  de  la  Morale  aux  Droits  des  Nations,  et  les  liens  qui  uniront  desonnais,  graces 
a  Vous,  les  nations  aux  nations,  seront  les  mfimcs  qui  uiiissent  Tliomme  ä  riiomme.«  (tire  du  No.  175  du 
Journal  de  Paris  1798.  25  Ventose,  ou  15  März. 

quelle  Galimathias  et  quelle  impudente  flauerie! 

Nr.  1209  Bd.  ^'32:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  39 f.  0.  Schissel 
V.  Fieschenberg  in  Graz  macht  mich  aufmerksam,  daß  ein  in  meinem  Besitze  befindliches 
Exemplar  Kurrelmeyers  C"  entspricht  bis  auf  die  Seitenzahl  863,  die  es  richtig  368  hat; 
ebenso  ist  ein  zweites  Exemplar  meines  Besitzes. 

Nr.  1210.  1217:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  40  f.  0.  Schissel  von 
Fieschenberg  besitzt  ein  Exemplar  des  Aristipp,  das  von  Kuirelmeyers  C*  folgende  Ab- 
weichungen hat:  Bd.  33  S.  105  Z.  15  Wie  C"]  Wie  Bd.  34,  5,  27  ernsthofl  €"■]  ernsthaft 
Bd.  36,  149,  24  dritte  C"]  dritte.  Alle  Abweichungen  sind  Verbesserungen.  Schissel 
teilt  mir  ferner  mit:  In  seinem  Band  34  ist  auch  das  unkorrigierte  BI.  5/6  mit  den  Druck- 
fehlern von  C"  beigeheftet;  selt.samerweise  als  Doppelblatt  zu  einem  leeren,  auf  das 
der  Verleger  schrieb:  'Die  Anmerkungen  .zum  zweyten  Bande  [des  Aristipp,  also  der 
Schluß  des  Bd.  34]  werden  in  einigen  Wochen  nachgeliefert.'  Das  klingt,  als  ob  dies 
verdruckte  Blatt  mit  allen  2372  Bogen  zugleich  geliefert  worden  wäre;  die  Anmerkungen 
wurden  wirklich  erst  später  eigens  gesetzt,  wenigstens  in  meinem  Exemplar  C"^  sind  sie 
als  Bogen  25  signiert  und  angefalzt,  aber  die  Seiten  sind  als  2.  Halbbogen  24  fortgezählt; 
auch  das  hat  also  der  Setzer  des  Doppeldrucks  nachgeahmt.  Für  wen  der  Verleger  (oder 
Drucker?)  die  Bemerkung  beigeschrieben  hat?  für  den  Dichter  des  Aristipp?  Schisseis 
Exemplar  ist  jedesfalls  alt,  denn  es  besitzt  zwei  Druckfehlerverzeichnisse  in  verschiedenem 
Satz;  eines  normal  auf  der  letzten  leeren  Seite  mit  der  von  Kurrelmeyer  bestimmten 
jüngeren  Schriftform,  eines  auf  eigenem  Blatt  mit  der  älteren  Schriftform  und  ohne  die 
beiden  letzten  Druckfehler  326,  12  und  350,  13,  also  vor  deren  Beachtung  hergestellt.  — 
Vgl.  Ignotus,  W.  und  die  Griechen,  Berlin-Leipzig  191 1.  Lubovius,  Sprachgebrauch  und 
Sprachschöpfung  wie  Nr.  138. 


5g  S  E  U  I  F  E  R  T  : 

Die  Adversaria  Nr.  1 192  enthalten  verschiedene  Vorarbeiten  zum  Aristipp,  zu  denen 
vielleicht  auch  die  unter  Nr.  1192  angegebenen  zwei  Abschriften  aus  Diodor  und  Plutarch 
gehören.  Unter  dem  Titel:  Sujets  zu  den  Ossmanst.  Unterhaltungen  steht  auch  folgender 
Entwurf  des  allgemeinen  historischen  Inhalts: 

Bl.  ';''•  Aristipp. 

Über  die  Demokratie  der  Athener. 
Über  den  Karakter  des  Athenischen  Volks 
Über  die  Sokratiker. 

Was  er  selbst  vom  Sokrates  gelernt  habe. 

Ariston,  Tyr.  Cyrenaeos.  [danach  gestr. :  fratris]  Aritadis  ex  fratre  Aristoole  nepos  fingitur.  [An  Aritades 
ist  gleich  der  2.  Brief  des  Aristipp  B.  I  gerichtet.] 

Für  den  romanhaften  Teil  können  folgende  Reihen  vorgemerkt  sein: 

Bl.  11*".     Was  bindet  die  Menschen  an  einander  Les  grands  Agens 

a)  Sympathie  und  Sinnesart  etc.  la  Nature 

b)  Gleichförmige  Grundsätze  etc.  La  Neccssitc 

c)  Interesse  La  fortune  ou  le  Hazard 


d)  Leidenschaft  \  La  raison 

e)  Noth,  Bedürfniß  /  Quid  est:  res  sibi     )  submittere^ 

f)  Vergnügen  se  rebus  / 


g)  Religion  Aristippe  ä  Cyrene,  a  Athenes,  Corinthe,  Syracuse  avec  [:  eingefügt 

h)  Vernunft.  '      vor   gestr.  che:]   Socrate,   Aspasic,    Alcibiade,    Denise,    Diogene, 

Xenofon  —  Lais,  Glycere,  Demophil 
Moyens  de  vivre  bien  avec       Nil  admirari 
les  hommes  Nil  metuere 

a)  n'attendre  rien  d'eux  Sibi  imperare  le  [üdZ.:]  grand  moyen  de  sibi 

b)  n'exiger       --     —  res  subniittere. 

:       c)  nc  pas  blesser  leur  Etre  consequent,  condition  alisolue  pour 

amour  propre  vivre  bien  avec  | 

d)  cacher  sa  superiorite,  a  paroitre  etre  content  de  ( 

avouer  la  leur  Lettres  d'A[ristippe].    1)  ä  un  jeune  ami  de  Cyr[ene]. 

e)  les  amuser  sans  en  avoir  la  pretention  2)  ä  un  Oncle    3)  ä  Alcibiade  4)  ä  Aspasie   5)  ä 

f)  leur  etre  utile  sans  s'attendre  ä  leur  Demophüe.  peintre  Sicilien.  6)  ä  un  Ami  de  Co- 
reconnoissance  rinthe    7)  ä  Lais    8)  ä  un  Ami  de  Syracuse    9)  ä 

g)  n'etre  pas  blosse  de  leur  defaiits,  ne  pas  Diogene  10)  ä  Dion  11)  ä  Timoleon  12)  ä  sa 
se  gendarmer  contre  leurs  folies  et  fiUe  Arete  13)  Ses  amours  avec  la  Mere  d'Arete. 
imbe[c]ilites 

Da  diese  Skizze  in  französische  Sprache  übergeht,  wird  auch  der  dem  ganzen  Entwürfe 
hart  vorausstehende  allgemeine  Satz  hierher  gehören : 

Chaque  passion  se  presente  avec  un  air  de  justice, 
pensee  digne  d'etre  aprofondie. 

Einzelheiten  historischen  Inhalts  sind  vorgemerkt: 

Bl.  ob.    NB.  Demosthen.  gebohren  ol.   100.3  [über  gestr.  Ö9.  4.].    gestorben  115.3  alt  62  Jahre. 

Lais,  wofern  sie  bey  ihrem  Übergang  in  die  Gewalt  des  Nikias  (bey  Erober[ung]  von  Gythara  [I  lies: 
Kythera]  Olymp.  91.  3.)  12  Jahre  alt  [danach  gestr. :  tpar  und  aR  dafür  beigefügt:],  also  Olymp  88.  2  gebohren  war 
müßte  also,  als  Demosthenes  25  [:  aus  ^W[-']]  "'T,  [danach  gestr.:  6,9  darunter  die  Ziffer:]   74  gewesen  [sein]. 

Das  Mährchen  das  A[a]l.  Gelllus  N[octes]  A[tticae]  I.  cap.  8.  von  ihr  erzählt  ist  also  absurd. 

Bl.  lob.  Aphyae,  2  sororcs  meretrices  Athen.  v[ide]  Meurs.  att.  Lect.  II.  c.  21.  [Joannes  Meurslus, 
Lectionum  atticarum  libri  6.1 

Venus  Lamia.  Athen.  Atticae,  II.  c.  XI.    [Bezieht  sich  wohl  auch  auf  Meursius'  Lectiones  atticae.] 

Phaulos  von  Krotona  soll  (wie  Pausanias  sagt)  52  Fuß  hoch  gesprungen  seyn,  welches  gerade  so  möglich 
ist  als  520  Fuß  zu  springen. 

Athen.  Monate  Tagezahl  Übereinstimmung  mit  den  Römischen. 

'  Ungefähr 

Hekatombaeon  30  »/j  July  und  »/j  August 

Metageitnion  29  zwischen  August  und  September 

Und  so  werden  weiter  die  12  Monate  umgerechnet;  nur  haben  Maemakterion  und 
Pyanepsion  ihre  Stellen  in  der  richtigen  Folge  vertauscht.     Darauf  folgt  Münzvergleichung: 


Prolfgomena  zu  einer  Wieland -Ausgabe.    VII.  57 

I   Drachme  i   Queiit  3^^  örtcben  gilt  5  gg  i?/,,  Pf.  ...   . 

Jlina  29  Loth.  21  rthl.  7  gg.  9  ^^ 

60  M[inen]   i  Talent  55  H    21  Loth  i  Q-  7gg.  9  ^3-     '^^^  ''''^'*  ^  SS- 

50  Drachmen   10  rtl.    15  gg.   10  5/4  ^ 

Ein  goldner  Stater  (didi-achmos)  4  rtl.  6'/,  gg. 

Ein  Dareikos  eben  so  viel. 

Ein  Philippeios  . 

Bl.  3''  enthält  die  Sammlung  der  Wörter  zum  Glossar  des  i.  Bandes  Aristipp;  im 
allgemeinen  in  alphabetischer  Ordnung,  die  jedoch  vielfach  durchbrochen  ist,  auch  Nach- 
träge an  irrigem  Platze  bringt.  Das  Glossar  behandelt  alle  Wörter  des  Verzeichnisses 
außer:  Akropolis,  musurgisch,  sympotisch.    Das  Blatt  bringt  nur  vereinzelt  Erklärungen;  so: 

'NefelokokkygiaWolken-Guckuksheim'';  'musurgisch  Abendgesellschaften';  'Kechenäer  Gähnaffen';  'Chiron, 
ein  Centaur,  der  Erzieher  des  Achilles';  'sj'mpotisch  die  scherzhafte  sympotische  Manier,  womit  Sokrates 
die  sublimsten  Materien  zu  —  Tischgesprächen  zuzurichten  weiß';  'Fantasmen  Erschein[ungen]  die  ihre  Gestalt 
bloß  von  getäuschten  Sinnen  oder  einer  zu  lebhalten  Einbildungskr[aft]  erhalteu,  Gespenster'. 

Zu  Aristipps   3.  Buch  gehört  folgender  Entwurf: 

Bl.  2».    III.  Buch. 

Briefe  an  Kleonidas,  an  Lais,  anDemoklcs  zu  Cyrene,  an  Eurybates  zu  Athen,  (an  Kritobulos 
daselbst)  an  Learchus  zu  Korinth.    (an  s[einen]  Bruder  Aristagoras  zu  Cyrene) 

Im  3.  Buch  sind  von  den  genannten  nur  Kleonidas,  Lais,  Eurybates,  Learchus  als 
Korrespondenten;  für  die  fehlenden:  Hippias,  Antipater,  Musarion,  Diogenes  von  Synope. 
Die  Skizze  verrät  also  einen  älteren  Plan.  —  Im  Abstand  davon  folgt  der  Eintrag: 

neieANAfKH  Cic.  ad  Attic.  IX.  13.  [ego  autem  non  tarn  roHTeJAN  huius  timeo  quam  neieANÄrKHN.] 

Auf  das  3.  Buch  beziehen  sich  auch  Uinfangsschätzungen  Bl.  7  a,  die  aber  erst  nur  27, 
dann  28  Briefe  vorsehen,  während  das  Buch  36  zählt.  Der  Umfang  ist  etwas  größer  errechnet, 
als  der  Druck  C"  ergab.  Herauszuheben  ist  lediglich  der  Eintrag:  'Das  Symposion  oder 
der  12'  Brief;  dieser  enthält  im  Druck,  oline  Symposion  betitelt  zu  sein,  einen  'Bericht 
über  ein  symposisches  Gespräch'.  Die  Handschrift  zählte  nach  den  beigesetzten  Ziffern 
bei  den  6  ersten  Briefen  bis  Seite  51,  bei  den  5  folgenden  bis  S.  102,  beim  12.  bis 
S.  130,  beim  28.  bis  S.  190. 

Eine  Einzelnotiz  Bl.  4*  bezieht  sich  wohl  auf  das  Verzeichnis  zu  Band  III  des  Aristipp: 
'Mystagog,  [darunter:]  Eleos,  Aido  [darunter:]  Fobos'.  — 

Vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  84.  209 ff. 

Nr.  1214:  Handschrift  im  Schillermuseum  in  Marbach  a.  N.  Abschrift  in  Landes- 
Bibliothek  in  Dresden  'Wielandiana  No.  56  u.  57'.  Vgl.  Ella  Hörn,  Sonntagsbeilage  Nr.  15 
zur  Vossischen  Zeitung  Nr.  185   Berlin  13.  April  19 13   S.  ii8f. 

Nach  Nr.  1216:  1801  — 1806.  Das  Wieland-Museum  in  Biberach  a.  Riss  besitzt  ein 
18  Seiten  4"  starkes  Heft  von  Wielands  Hand,  datiert  20.  Januar  1801  bis  26.  Oktober 
1806:  Verzeichniß  meiner  sämtlichen  Activ-Capitalien.  —  Daraus  ist  höchstens  auszu- 
heben, daß  das  Honorar  für  die  Übersetzung  der  Vögel  des  Aristophanes  130  rtl., 
das  für  Euripides'  Helena   und  Aristophanes'  Wolken   zusammen  400  fl.  betrug. 

Nr.  1217:   vgl.  Kurrelmeyer,   Die  Doppeldnicke  aaO.  S.  4if. 

Nr.  1222:   vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  i88f 

Nr.  1223:    über   Daphnidion    s.  zu  Nr.  i  193.  1237-.     Vgl.  Strich,  Die  Mythologie 

aaO.  I,  189 f. 

Nach  Nr.  1223:  1223a.  [t8o2.]  Es  hat  sich  ein  Blatt  erhalten  mit  einem  von  W.  geschriebenen  Auszug 
aus  Georg  Gessner,  Jim.  Kasp.  Lavaters  Lebensbeschreibung,  VVinlerthur  1802  Bd.  i  S.  03,  Bd.  2  S.  129.  132. 
134.  Die  erste  und  die  letzte  Stelle  betreffen  W.;  da  eine  ihm  geltende  im  3.,  1803  erschienenen  Bande  S.  233 
nicht  ausgehoben  ist,  wird  die  Abschrift  ins  Jahr  1802  fallen.  Zum  Aushub  2,  132  aus  Lavaters  Tagebuch: 
'Ich  erwache  mit  der  tiefen  Sehn.sucht  nach  dem  Unentbehrlichen'  usw.  ist  beigefügt:  'Eine  wichtige  Stelle  und 
der  Schlüssel    zu  Lavaters  Innerstem',    wie    auch  Gessner   sagt,   sie  charakterisiere  Lavater  am  meisten.     Zu 

PhiL-hitt,  Abh.  J921.  Nr.  3.  8 


58  S  i:  u  I-  V  K  u  r  : 

2  134:  Lavatei-  kommt  mit  Basedow  zusammen,  der  ihm  Grüße  von  W.  biingt:  'Viel  wurde  von  ihm  [W.]  un;l 
der  Wirkung  seiner  Schriften,  besonders  des  Agathon  gesprochen  ist  beigesetzt:  'Was?  sagt  G.  Gessner  nicht. 
Sonderbar,  dass  Basedow  (wie  es  seheint)  nichts  von  dem  merkwürdigen  Abend  in  Belvedere  erwähnte,  woran 
es  ihm  "c'lang  Wieland  seine  .Tugendgeschichte  erzählen  zu  machen,  und  von  der  sonderbaren  Wirkung,  die 
diese  Erzäliing  auf  ihn  (Basedow)  machte  etc.  etc.'  Daß  W.  hier  niclit  in  der  ersten  Person  schreibt,  wie  er 
doch  bei  seinem  äußerlich  ähnlichen  kritischen  Auszug  aus  einer  Keinholdischen  Anzeige  der  Literaturzeitung 
—  s.  u.  Nr.  1232b  —  getan  hat,  bezeugt,  er  habe  die  Aufzeichnung  nicht  für  sich  noch  für  einen  Vertrautco, 
etwa  Reinhold,  der  ja  über  Lavater  geschrieben  hatte,  hergestellt,  sondern  für  Fernerstehende;  ob  als  Vorbe- 
reitung für  den  Druck  einer  Anzeige,  bleibt  offen. 

Nach  Nr.  1224:  i8o3f.  i8o8f.  'Aus  Wielands  Haushaltungsbucli'  2  Hefte  mit 
Eintragungen  aus  den  Jahren  1803  f.  1808  f.  Goetlie-  und  Schillerarchiv.  Ob  hierein  sich 
etwas  Literarisches  verlagert  hat,  weiß  ich  nicht. 

Nr.  1225:  A.  Kippenbejg,  Leipzig,  besitzt  laut  freundlicher  Mitteilung  Handschrift 
2  SS.  kl.  4°  und  einen  Einzeldruck:  3  luibezifferte  Seiten  kl.  8".  Vgl.  Katalog  der  Samm- 
lung Kippenberg,  Leipzig  Inselverlag  1913  Nr.  4220.  Baer  und  Co.,  Frankfurt  a.  M.,  Ka- 
talog 562  Nr.  3416:  An  die  liebenswürdige  Prinzessin  von  Weimar.  Am  S.[?]  Juli 
1803.   2  Ell.  8". 

Nr.  1226:  vgl.  Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  190. 

Nr.  1232:  Das  Exemplar  Yt  958  der  Staatsbibliotliek  Berlin  hat  auf  dem  Druck 
der  Volksmärchen  des  gleichen  Jahres  den  Verfassernamen:  J.  C.  A.  Musäus,  während 
in  meinem  Exemplar  Johann  August  Musäus  steht.     Doppeldruck  oder  Titelauflage? 

Nach  Nr.  1232:  1232a.  1803  etwa  Oktober.  Rechtfertigung  der  berühmten 
Frau  von  Maintenon  gegen  eine  höchst  ungerechte  Anklage.  Handschrift  W.s 
im  Wieland-Museum  in  Biberach  a.  Riss.  Vgl.  Zeitschrift  für  Bibliophilen  N.  F.  FV.  2.  Bd. 
S.  308  ff. 

In  Hayns  Bibliothcca  Germanorum  erotica^  S.  24  ist  ein  Druck  der  Buchholzischen  Be- 
kenntnisse einer  Giftmischerin,  von  denen  die  'Rechtfertigung'  angeregt  ist,  verzeichnet: 
Berlin,  Johann  Friedrich  Unger  1803  303  SS.'.  Vom  gleichen  Ort  und  Jahr  gibt  es  einen 
zweiten  Druck  ohne  Verlegernamen,  der  nur  224  SS.  zählt.  Da  W.s  Seitenzitat  'S.  94' 
sich  hier  S.  72  findet,  hat  er  also  den  ersteren  Druck  benutzt.  (S.  Auktionskatalog  von 
W.s  Bibliothek  Nr.  1665.)  In  dem  von  mir  erworbenen  Exemplar  des  2.  Druckes  ist  von 
alter  Hand,  deren  Züge  an  die  W.s  erinnern,  unter  'einer  Giftmischerin'  beigeschrieben: 
'Geheime  Räthin  von  Ursinus'.  Mit  diesem  Namen  bringt  auch  Carl  Müller-Fraureuth  in 
seiner  Schrift  Die  Ritter-  und  Räuberromane  Halle  1894  S.  91,  auf  die  Goedeke  6,  385 
unter  Buchholz  verweist,  die  Bekenntnisse  in  Beziehung,  indem  er  mit  ihnen  das  Buch 
von  Ignaz  Ferdinand  Arnold  'Aus  den  Papieren  der  Giftmischerin  Ursinus'  zusammenstellt. 
Goedeke  5,533  und  Hayn  S.  195  geben  dessen  Titel  im  wesentlichen  gleich  also:  'Die 
Meuchelmörderin  nebst  der  Beichte  ihrer  Sünden.  Aus  den  Papieren  der  Giftmischerin 
U****s  (Geheimrätin  Ursinus).  Ein  wahrer  Roman,  von  ihr  selbst  geschrieben.  Berlin 
(Erfiu't)  1804'.  Zu  diesen  Werken  wird  die  in  Kaysers  Bücherlexikon  verzeichnete  Schrift 
gehören:  'Ursinus  .  .  .  Geh.  Räthin,  Authentische  Vertheidigung  von  ihr  selbst  aufgesetzt. 
Berlin,  Mittler  1804'.  Danach  ist  anztniehmen,  daß  W.s  an  Böttiger  gerichtete  Fragen,  ob 
ilie  in  den  Bekenntnissen  enthaltenen  faktischen  Umstände  für  wirkliche  Tatsachen  gelten 
und  ob  die  der  Dame  U***  angeschuldeten  Verbrechen  gerichtlich  untersucht  seien,  von 
Zeitgenossen  bejaht  wurden.  Darauf  deutet  wohl  auch  eine  dunkel  gehaltene  Bemerkung 
des  entrüsteten  Hofrats  Karl  Friedrich  Pockels  in  der  Anzeige  der  Bekenntnisse,  Neue 
allgemeine   deutsche   Bibliothek    88,  503 f.:   'Noch    verächtlicher,   und    noch    schändlicher 


'    Hayn  fügt  bei:  Dasselbe,  tit:  Bekenntnisse  einer  schönen  Seele  ...Ibid.  1806.    Das  führt  irre:  diese 
Bekenntnisse  sind  völlig  andere,  wie  sich  aus  deren  Besprechung  durch  Goethe,  Werke  40,  367  ff.,  ergibt. 


Prolcgomena  zu  einer  Wieland -Aiisc/obe.    VlI.  59 

würde  der  Zweck  dieses  Werks  der  seyn,  wenn  man  eine  schon  an  sich  unglückliche, 
von  den  Urtheilcn  des  Publikums  so  zerrissene  Fiaü  durch  hämisch  gestellte  Erdichtungen 
noch  mehr  brandmarken,  und  noch  tiefer  unter  die  Menschheit  herabstoßeu  wollte,  da 
sie  bereits  die  Gerechtigkeit  öffentlich  gerichtet  hatte'.  Zeitungen  zur  Feststellung  des 
Vorfalls  und  der  Person  fehlen  mir.  Nach  Schlichtegrolls  Nekrolog  ist  die  Geheimrätin 
Charlotte  Sophie  Elisabethe  Christine  Ursinus  im  April  1836  kurz  vor  Vollendung  ihres 
75.  Jahres  gestorben  zu  Glatz,  wo  sie  die  ihr  im  Jahr  1803  auferlegte  lebenswierige  Festungs- 
strafe duldete.  Buchholz,  der  ja  in  Berlin  lebte  (Zelter  an  Goethe  7.  September  1803 
Briefwechsel  1 ,  84),  kannte  zweifellos  die  Gerüchte  oder  Tatsachen. 

Die  Bezeichnung  Geheimrätin  Ursinus  ruft  den  wegen  seiner  Balladen  und  Lieder 
altenglischer  und  schottischer  Dichter  mit  Herder  in  Briefverkehr  stehenden  preußischen 
Gelieimen  Kriegsrat  August  Friedrich  Ursinus  ins  Gedächtnis  (Haym,  Herder  2,  89  Anm.  2): 
Dieser  ist  erst  1805  gestorben,  während  der  Gatte  'Kriegsrath  V  .  .  ."  der  Giftmischerin 
von  ihr  vergiftet  wird.  Ursinus  war  verheiratet,  denn  sein  Stammbuch  wurde  von  seiner 
Tocliter,  verehelichte  Iffland,  aufbewahrt.  Einträge  desselben,  auch  einer  von  W.  (un- 
datiert, etwa  1775),  sind  nach  K.  Polheims  Mitteilung  in  den  Sonntagsbeilagen  Nr.  29.  30 
vom  20.  und  27.  Juli  1884  zur  Vossisclien  Zeitung  veröffentliclit.  Die  Berührung  des  Ur- 
sinus mit  W.  verdient  angemerkt  zu  werden,  weil  die  Giftmischerin  in  den  Bekenntnissen 
S.  180  von  einer  Heise  berichtet:  'Berühmte  Gelehrte,  vorzüglich  aber  berühmte  Dichter, 
blieben  nicht  unheimgesucht;  denn  je  mehr  man  von  solchen  Männern  debütiren  kann,  .  .  . 
desto  willkommner  ist  man  in  der  Gesellscliaft,  die  es  nicht  selten  als  ein  Verdienst  an- 
rechnet, wenn  man  einen  Klopstock,  VVieland,  Göthc  u.  s.  w.  nur  von  Angesicht  zu  An- 
gesicht gesehen  liat.  Mit  der  Aufnahme,  die  ich  allenthalben  fand,  konnte  ich  zufrieden 
seyn.'  Das  könnte  die  vorgegebene  Schreiberin,  falls  die  Ursiims  ihr  Vorbild  ist,  dem 
Gatten  nacligesprocli(!n  haben. 

Ihre  Behauptung,  lialb  oder  nicht  begründet,  mag  eine  der  Ursachen  sein,  Avarum 
Goethe  und  W.  dem  Buche  Aufmerksamkeit  zuwendeten,  so  daß  jener  sogar  an  eine  Be- 
sprechung in  der  Allgemeinen  Literatur-Zeitung  dachte  (Werke  IV  16,  328).  Für  W.  kam 
dazu  die  Erzählung  der  Bekennerin  S.  39,  in  dessen  früheren  Werken  habe  ihr  Gei.st  die 
meiste  Nahrung  gefunden,  sie  habe  sie  beinahe  auswendig  gelernt,  was  den  Grund  zu 
ihrer  religiö.sen  Schwärmerei  gelegt  habe.  (Übrigens  befaßt  sie  sieh  S.  182  ff.  auch  mit 
Kants  Kritik  der  reinen  Vernunft,  über  die  sie  ein  Kollegium  gehört  haben  will.) 

Der  als  Autobiographie  geformte  Ich-Roman,  der  sich  als  Zuschrift  an  eine  sitten- 
reine Frau  gibt,  ist  jedoch  der  Hauptsache  nach  nicht  literarischen  Inhalts.  Er  spricht 
zwar  von  Veränderung  des  Dichtungsgeschmacks,  von  übler  Wirkmig  des  Theaters  und 
der  Romanleserci  auf  ein  Mädchen  —  dort  lerne  es  sich  verstellen,  liier,  bei  Rlchardson 
z.  B.,  üble  Sitten;  aber  das  ist,  wie  die  Vorbemerkung  des  Herau.sgebers,  es  gelte  ein 
merkwürdiges  psychologisches  Problem  zu  lösen,  nur  Auf[)utz  gleich  mancher  nachdenk- 
lichen Überlegung  und  wohl  auch  der  Grundauffassung:  alles  Tun  sei  durch  Vererbung, 
Erziehung  und  Umstände  unweigerlich  bestimmt,  weshalb  die  Schuldige  nichts  zu  bereuen 
finde.  Den  Hauptinhalt  bilden  grobe  Untaten:  die  Mutter,  Ehebrecherin  und  Säuferin,  wird 
im  letzten  Stadium  ihrer  Krankheit  vom  Gatten  vergiftet.  Der  Vater,  der  der  Frau  Frei- 
heit gewährt,  um  selbst  frei  zu  leben,  mißbraucht  seine  Tochter.  Die  Tochter,  schön- 
gestaltet, geistcsgewandt  ohne  gründliche  tiefere  Bildung,  berechnend  klug,  hatte  schon 
dreizehnjährig,  um  verführt  zu  werden,  die  Verbindung  mit  einem  französischen  Sprach- 
lehrer gesucht,  der  die  Folgen  so  beseitigte,  daß  sie  für  immer  kinderlos  bleibt.  Nach 
ihm  und  dem  Vater  wechseln  die  Liebhaber,  eine  nur  durch  den  Mangel  der  Mutterschaft 
beeinträchtigte  Ehe  wird  bald  gebrochen,  der  Gatte  zugunsten  eines  Geliebten  vergiftet, 

8* 


gQ  Seuffert: 

schließlich  die  Werber,  die  sich  nicht  mehr  anbieten  wollen,  gesucht,  bis  die  Alternde 
zum  Selbstmord  reif  wird.  Daneben  ist  sie  Betrügerin  und  Diebin,  schon  als  Kind  am 
Vater,  um  den  Franzosen  zu  unterstützen,  später  aus  Gier  nach  Besitz,  die  sie  auch  eine 
zu  langsam  sterbende  Erbtante  vergiften  heißt.  Kaum  vereinzelt  erhebt  sich  der  Trieb 
des  Weibes,  das  bald  als  Frömmigkeitsheuehlerin,  bald  als  Gesellschaftsdame  alle  blendet, 

zur  Leidenschaft. 

Daß  Goethe  trotz  der  eintönigen  Häufung  der  Sinnlichkeiten  und  Verbrechen  den 
Verfasser  einen  'tüchtigen  Mann  in  jedem  Sinne'  heißen  konnte  (Werke  IV  i6,  275),  wüßte 
ich  nur  aus  Behagen  an  der  festen  Zeichnung  mancher  Randfiguren,  Standes-  und  Cha- 
raktergestalten zu  erklären,  deren  in  Einzelgliedern  an  der  Hauptperson  vorüberziehende 
Typenreihe  Militär  und  Zivil,  und  von  diesem  Vertreter  aller  Fakultäten  in  verschiedenen 
Stellungen,  außerdem  auch  Schauspieler,  Nichtstuer,  einen  Handelsjuden  usw.  mit  gutem 
Spotte  umfaßt  und  schon  dadurch  lehrt,  daß  höchstens  Teile  der  Geschichte  für  'wirk- 
liche Tatsachen'  gelten  können.  Dazu  tritt  die  Bestimmtheit  der  Orte  —  die  Hauptstadt 
ist  Berlin,  das  Bad  Pyrmont  —  und  der  Zeit  —  von  der  Erscheinung  des  Klopstockschen 
Messias  bis  zur  französischen  Revolution.  Die  Darstellung  ist  nirgends  grell,  zumeist 
nüchtern  und  zurückhaltend  farblos,  allzu  vereinzelt  leuchtet  die  heitere  Selbstverständ- 
lichkeit der  Boccaccioschen  Art  auf,  überall  fehlt  die  Grazie  des  Rokoko,  selbst  den 
Schäferstunden  im  Park.  Auf  heftige  Spannung  ist  es  nicht  abgesehen,  Ansprüche  an 
Phantasie  und  Gefühl  werden  nicht  geweckt.  Der  fremdwortreiche  Ausdruck  ist  in  seiner 
nicht  gewöhnlichen  Geradheit  doch  undichterisch  niedrig,  wenn  auch  nicht  stillos. 

Trotzdem  waren  die  Weimarer  zuerst  von  dem  Werke  bestochen.  Dann  gab  Goethe 
den  Vorsatz  zur  Besprechung  auf  und  W.  scheint,  als  er  sein  'zufälliges  Gespräch'  nieder- 
schrieb, schon  abgekühlt  zu  sein.  Er  verkennt  den  'bis  zum  Ekel  widerlichen  Stoff'  der 
'berüchtigten  Bekenntnisse'  nicht;  erklärt  für  unzweifelhaft,  daß  Väter  und  Ehemänner 
ihren  Töchtern  und  Gattinnen  den  Einblick  'in  ein  so  unziemliches  Buch'  unmöglich  zu 
machen  suchen,  spricht  von  Greueln  und  Schändlichkeiten  des  Inhalts.  Doch  es  beschäftigt 
ihn  'die  Art  der  Behandlung'  und  die  Frage,  ob  die  Heldin  der  Gescluchte  auch  die  Ver- 
fasserin sei,  wofür  sie  sich  ausgibt.  Mehr  noch  aber  reizt  ihn  ihre  wirklich  unerlaubte 
Kühnheit,  sich  einmal  S.  72,  allerdings  in  einer  einzigen  nebensächlichen  Anspielung  mit 
der  Maintenon  zu  vergleichen.  Für  diese  war  er  wohl  schon  1757  durch  Artikel  der 
Züricher  Freymüthigen  Nachrichten  Stück  3  \nid  30  eingenommen  worden,  von  ihr  hatte 
er  sich  eine  Vorstellung  gebildet,  als  er  die  Favoriten  der  Könige  von  Scheschian  aus- 
malte (Vierteljahrschrift  für  Littcraturgcschichte  1,414);  sie  war  ihm  neuestens  in  Herders 
Adrastea  begegnet  und  er  hatte  ^iber  dessen  Zeichnung  im  Teutschen  Merkur  1802  i,  287  ff. 
(Prolegomena  Nr.  i  220)  sich  lobend  ausgelassen,  freilich  auch  mit  verstecktem  Widerspruch; 
z.  B.  hatte  Herder  gesagt  (Werke  hg.  von  Suphan  23,  47),  sie  lenkte  den  König,  W.  aber 
nennt  ihren  wirklichen  Einfluß  auf  Ludwig  XIV.  soviel  wie  nichts.  Doch  äußert  er 
sich  noch  in  der  Anzeige  weniger  günstig  über  sie,  als  nun  in  der  'Rechtfertigung' ;  zum 
Widerspruch  stärker  herausgefordert  durch  den  Roman  wollte  er  wohl  den  'Untersuchungs- 
prozeß' nachholen,  den  er  schon  in  der  Anzeige  für  nötig  erklärt  hatte,  der  rätselhaften 
Frau  von  Maintenon  vollständiges  Recht  anzutun.  Er  greift  in  der  Rechtfertigung  einige 
Wendungen  aus  der  Adrastea-Anzeige  auf;  vollendet  wäre  sie  eine  Berichtigung  gegen 
Herders  Darstellung  geworden.  Und  dies  Bedürfnis  einer  Rettung  der  Maintenon  ver- 
drängte die  erste  Neugier  nach  der  Giftmischerin  und  ihrem  Buche,  wie  ja  schon  die 
Überschrift  des  Bruchstückentwurfes  beweist. 

Für  die  Anspielung  auf  die  Prinzessin  Ferrandine  ist  W.s  Dschinnistan,  Winterthur 
1787  2, 232 f.   aufzuschlagen,    wo   in   dem    von  W.  bearbeiteten   Hamiltonschen  Märchen 


Prolegomena  zu  einer  Wieland-Ausgabe.   VII.  61 

Pertharit  und  Ferrandine  die  Prinzessin  durch  eine  unsichtbare  Gewalt  genötigt  wird,  sich 
in  die  absclieuliche  Fischhaut  einzuwickeln,  sowie  sie  sich  ihren  Augen  darstellt. 

1232b.  1804  etwa  Mai.  Jenaische  Litteratur-Zeitung  von  1804.  No.  95. 
S.  129  und  130.  Handschrift  W.s,  2  Bll.  8°  in  einem  Umschlag  mit  W.s  Aufschrift 
'Adversaria  1803'  im  Goethe-  und  Schillerarchiv,  dem  ich  eine  Abschrift  verdanke.  Adolf 
Dreßler  in  Wien  und  die  Direktion  der  Universitätsbibliothek  in  Jena  halfen  mit  gefälligen 
Auskünften.  Die  Handschrift  ist  Zusatz  zur  Rezension:  Hamburg  b.  Perthes:  Schellings 
Lehre  oder  das  Ganze  der  Philosophie  des  absoluten  Nichts  dargestellt  von  Friedrich  Koppen, 
nebst  drey  Briefen  verwandten  Inhalts  von  F.  H.  Jacobi  1803.  228  S.  gr.  8°,  die  in  der 
in  Jena  erschienenen  Fortsetzung  der  Jenaischen  Allg.  Literatur-Zeitung  vom  20.  April 
1804  Nr.  95  Sp.  129  — 136  (die  Seitenzahl  130  ist  verdruckt:  230,  daher  rührt  W.s  falsche 
Zahl)  als  Beschluß  der  in  Nr.  94  abgebrochenen  Besprechung  steht.  Sie  ist  unterzeichnet 
'Dr.'.  Nach  dem  Vermerk  im  Meßkatalog  ist  Prof.  Reinhold  in  Kiel  der  Rezensent;  ihm 
war  die  Anzeige  übertragen,  wie  F.  H.  Jacobis  Brief  vom  4.  November  1803  lehrt  (Ernst 
Reinhold,  Karl  Leonhard  Reinhold's  Leben  und  litterarisches  Wirken,  Jena  1825  S.  275^); 
und  aus  Goethes  Briefen  vom  22.  Februar  und  21.  März  1804  (Weimarer  Ausgabe  IV  17, 
73,1  und  99,21)  ergibt  sich,  daß  er  sie  lieferte  und  daß  sie  nach  Änderungen  gedruckt 
wurde;  auch  erhellt  aus  dem  Briefe  vom  25.  Januar  1805  (ebenda  246,  7  und  S.  329), 
daß  Reinhold  sich  der  Chiffre  Dr.  bediente.  So  versteht  sich  W.s  Aufmerksamkeit  auf 
die  Rezension  als  eine  Äußerung  seines  Schwiegersohnes;  übrigens  stand  Köppens  Buch 
in  seiner  Bibliothek  (Auktionskatalog  Nr.  I161);  und  über  Schelling  hatte  er  sich  Rein- 
holds  Urteil  am  16.  Januar  1804  erbeten  (R.  Keil,  W.  und  Reinhold,  Leipzig-Berlin  1885 
S.  266),  worauf  ihm  Reinhold  seine  Köppen-Rezension  ankündigte  (Anzeiger  für  deutsches 
Altertum  13,284).  Im  folgenden  Abdruck  hebe  ich  W.s  Einschübe  durch  Kursivdruck 
heraus. 

Jenaische  Litt.  Zeitung  von  1804. 
No.  95_  S.  229.  und  230. 

•  Die  reine  Logik  hat  keine  andere  als  bloß  formale  Kenntniß  aufzuweisen  und  kann  daher  eben  so 
wenig  ein  reales  als  absolutes  Erkennen  begründen.  Gleichwolil  stellt  sie  die  bloße  Identität,  als  die 
bloße,  in  der  Eigenschaft  einer  unläugbaren  Form  des  Denkens  auf.  Da  sich  nun  mit  dieser  bloßen  Iden- 
tität und  dem  bloßen  Denken  in  der  Philosophie  nichts  anfangen  läßt,  so  muß  der  Philosoph  aus  beiden 
heraus,  und  über  beides  hinaus  gehen.  —  Ich.  wie  macht  er  dasf  /?[einhold]. .  Zu  diesem  Behuf  hat  er  nur 
von  der  bloßen  Identität  wegzusehen,  (wohM )  \on  Acv  leidigen  Blöße  ( ja  wohl  leidigen ! )  derselben 
zu  abstrahieren  (wie  ist  da^  möglichf  was  kann  ton  der  bloßen  Identität  noch  weggenommen  odtT  abgestreift 
werden,  ohne  sie  gänzlich  :u  vernichten?)  hierauf  auf  die  nicht  bloße  Identität  hinzusehen,  und  dieselbe, 
als  solche,  im  Bewustseyn  festzuhalten  (wie  kann  er  das?  wo  kommt  die  nicht  bloße  Identität  her?  was  ist 
sie?  Um  auf  sie  hinzusehen,  sie  festzuhalten,  muß  sie  daseyn ;  woher  erkennt  aber  der  Philosoph  ihr  Dasei/n? 
Offenbar  setzt  er  ei  gratis  voraus,  d.  i.  er  schiebt  die  Idee  der  Realität  in  die  bloße  Identität  hinein,  und  hat 
nun  freilich  gut  hinsehen  und  festhalten)  «und  er  befindet  sich  nun  im  Anschauen  derjenigen  Identität 
welche,  als  die  nicht  bloße  Identität,  auch  die  Nicht-Identität  mit  der  ihr  gegen  überstehenden 
Identität,  enthält;  er  ist  in  Besitz  derjenigen  Einheit,  in  welcher  die  Einheit  und  der  Gegensatz 
Eiins  sind  (?)  und  worüber  Schelling  in  seinem  Bruno  (S.  39.  u.  f.)  am  faßlichsten  sich  vernehmen  läßt; 
Er  hat  die  Anschauung  der  absoluten  Identität  des  subjectiven  und  objectiven  errungen-  (das  sehe  ich 
keineswegs ;  er  hat  nichts  errungen  aU  1.  eine  gratis  angenommene  nicht  bloße  Identität;  2.  das  Anschauen,  daß 
die  nicht  bloße  Identität  nicht  die  bloße  Identität  ist)  »Diese  Identität  beweiset  eben  dadurch  ihre  Un- 
wandelbarkeit, Un  vertilgbar  k  eit,  Absolutheit,  daß  sie  sich,  in  sich  und  durch  sich  selbst,  ohne 
aufzuhören  Identität  zu  seyn,  entzweyt  (abermahl«  gratis  angenommen)  und  darum  als  die  Identität  des 
Denkens  und  Anschauens,  des  Idealen  und  Realen,  Ja!  des  Unendlichen  und  Endlichen,  Gottes 
und  der  Natur,  in  dem  Bewustseyn  des  ächten  Philosophen  (cermuthlirh  durch  eine  besondere  Gnade 
Gottes,  denn  natürlich  geht  es  bey  dieser  Operation  nicht  zu)  hervortritt,  welcher  jene  Anschauung  fest- 
zuhalten und  vermittelst  derselben  das  gesammte  Erkennen  und  Seyn  zu  construiren 
vermag." 

Ich  denke  Jedem  der  dies  liest,  müssen  folgende  Fragen  einfallen : 

1)  was  ist  bloße  Identität? 

2)  was  ist  nicht  bloße  Identität? 


62  Seuffkut: 

3)  tcenn  der  ächte  Philosoph  skh'his  zum  Anschauen  (hr  hloßen  Identität,  als  der  ahstractesten  aller 
Ideen,  erhoben  hat,  icie  kommt  er  dazu  über  sie  hinaussehen  zu  können?  Woher  weiß  er  d.e  reelle  Exisfenz 
der  nicht  hloßen  Identität'?  Ist  nicht  klar,  daß  er,  indem  er  über  die  bloße  hinwegsehen  will,  das  Dastyn  einer 
nicht  bloßen  gratis  voraussetzen  muß?  oder  kann  die  nicht  bloße  Identität  etwas  anders  seyn,  als  die  Identität 
selbst?  Diese  aber  ist  entweder  ein  bloßes  abstractum,  eine  bloße  Idee  oder  das  A,  welches  =  A  ist,  ist  Etwas 
Wirkliches,  Ueelles,  für  Sich  oder  an  sich  Bestehendes;  ist  sie  eine  bloß  abstracte  Idee,  so  läßt  sich  auch  nichts 
in  ihr  erkennen  als  die  bloße  Identität;  ist  sie  aber  ein  wirkliches,  ein  Ding  an  Sich,  wie  kommt  der  ächte 
Philosoph,  durch  bloßes  Hinwegsehen  über  die  bloße  Identität  zum  Anschauen  desselben,  wenn  ihm  das 
Daseyn  derselben  nicht  schon  voraus  bekannt  war? 

'desselben'  kann  sich  kaum  auf  Ding  an  Sich'  bezielien,  ist  wohl  verschrieben  statt 
'derselben'.  Die  Unterstreichungen  zum  Teil  zwei-  und  dreifach,  was  der  Abdruck  nicht 
wiedergibt,  scheinen  alle  von  W.  herzurühren.  Ob  ich  Z.  7  'Ich'  im  Hinblick  auf  Z.  18  u.  28 
und  "R[einholdJ'  richtig  löste,  ist  fraglich;  die  Buchstaben,  in  der  Abschrift  als  'nicht 
entzifferbar'  'genau  nachgezeichnet',  könnten  auch  'Q[uaestio]'  und  'R[esponsio]'  zu  deuten 
sein.  —  Der  Eingang  der  Anzeige  lautet  im  Druck  anders: 

Bekanntlicli  hat  diese  Logik  keine  andere  als  bloß  formale  Erkenntniß,  ein  bloß  formales  Princip,  eine 
bloß  formale  Wahrheit  aufzuweisen;  und  kann  daher  ebenso  wenig  ein  reales,  oder  absolutes  Erkennen  be- 
gründen, als  dasselbe  selbst  seyn.  Gleichwohl  stellt  sie  wenigstens  die  Form  des  Denkens,  als  solchen  auf; 
und  obwohl  sie  nicht  völlig  darüber  einig  ist:  ob  der  Satz  der  Identität,  oder  der  Satz  des  Widei'spruchs, 
das  Erste  von  jener  Form  ausdrücke:  so  stellt  sie  doch  die  bloße  Identität,  als  die  bloße,  in  der  Eigenschaft 
einer  unläugbaren  Form  des  Denkens  auf.  Da  sich  nun  mit  dieser  bloßen  Identität,  und  dem  bloßen  Denken 
in  der  Philosophie  nichts  anfangen  läßt:  so  muß  der  Philosoph  aus  beiden  heraus,  und  über  beide  hinaus 
gehen.  Zu  diesem  Behufe  hat  er  nur  von  der  bloßen  Identität,  als  der  bloßen  wegzusehen,  von  der  leidigen 
Blöße  derselben  zu  abstrahiei'en ;  usw. 

Das  Folgende  stimmt  genau  mit  W.s  Abschrift,  woraus  sich  ergibt,  daß  W.  eine  frü- 
here Fassung  vor  sich  hat;  entweder  einen  schon  (falsch)  paginierten  Bürstenabzug  oder 
eine  Reinholdische  Abschrift,  der  W.  nachträglich  den  Druckort  übergeschrieben  haben 
müßte.  Nun  spricht  aber  Goethe  in  den  angezogenen  Briefen  von  'Bedenklichkeiten  wegen 
der  altern  Recension',  die  er  auf  ein  Blättchen  notiert  habe;  und  von  einem  Vorschlag, 
den  er  aufhefte;  auch  Eichstädt  hat  'einiges  zu  tilgen  gewagt'.  Möglicherweise  rührt 
also  die  Änderung  von  diesen  beiden  her  und  das  Blatt  gewinnt  dadurch  an  Wert.  Frei- 
lich scheint  Goethes  Wendung:  'Lassen  Ew.  Wohlgeb.  die  Recension  nur  drucken'  zu 
sagen,  daß  die  Änderungen  in  Reinholds  Handschrift  vorgenommen  sind;  er  zitiert  ja 
auch  eine  Seitenzahl  dazu,  die  nicht  die  des  Reindruckes  ist.  Hat  also  Goethe  nicht 
einen  Bürstenabzug  mit  eigener  Zäldung  vor  sich  gehabt,  so  können  seine  Worte  nicht 
gedeutet  werden  als  Anordnung,  Eichstädt  solle  den  Drucksatz  abziehen  lassen;  dann  muß 
noch  nach  der  Drucklegung,  von  der  W.  einen  Abzug  erhielt,  die  Korrektur  vorgenommen 
worden  sein. 

Nr.  1234:  Katalog  der  Sammlung  Kippenberg,  Leipzig,  Inselverlag  19 13  Nr.  mZ 
verzeichnet  eine  Ausgabe  des  Krates  mit  3  Kupfern  und  eigenhändiger  Widmung  an 
Henriette  Göschen.     Danach   ist  Prolegomena  VI  S.  89   zu  ergänzen. 

Nr.  1236:  Die  Staatsbibliothek  Berlin  besitzt  unter  Cz  3640a  ein  Exemplar  mit  ge- 
änderter Bogennorm. 

Nr.  1236.  1237:  vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  42  f.  Der  Hinweis  auf 
ein  3 9 bändiges  Exemplar  von  C^  erledigt  sich  durch  einen  Druckfehler  in  Alickes  Katalog, 
wie  mir  die  Buchhandlung  anzeigt;  das  Exemplar  hatte  36  Bände  und  6  Supplementbände. 

Nr.  1241:  Ehas  von  Steinmeyer  macht  mich  aufmerksam,  daß  Glieder  der  weima- 
rischen Familie  Brunnquell  Beziehungen  zu  Goethe  hatten;  s.  die  Register  zu  dessen  Werken, 
Tagebüchern  und  Briefen.     Die  von  W.  beklagte  Verstorbene  wird  da  nicht  erwähnt. 

Nr.  1242:  .Erster  bekannter  Druck  des  Gedichtes  an  Tischbein  in  Journal  fiir  Kunst 
und  Kunstsachen,  Künsteleien  und  Mode,  [Leipzig  und]  Berlin,  Saalfeldscher  Verlag,  hg. 
von  Wlh.  Römer,  März  181 1.    Exemplar  in  Staatsbibliothek  Berlin.    Euphorion  9,  117. 


Prnh'cjomnin  zu  einer  Wieland- Au sgohe.    VIT.  63 

Nr.  1245:  Aus  clor  Absclirift  eines  Briefes  von  Ileinricli  Geßner  an  Herrn  Reinstein, 
des  blinden  Flötenspielers  Dülon  Fiilirer,  vom  lo.  April  1809:  Die  zwei  bereits  erschie- 
nenen Bände  entlialten  nicht  die  Helfte  des  Mscpt  ....  Die  ganze  Lebensgeschiclite  zu 
geben  wird  beinahe  olininöglich  sojn,  erstens  da  Hr.  Hofratli  Wieland  bei  langer  Zeit 
keine  Muße  finden  wird  den  Rest  des  Mscpts.  nocli  zu  redigiren,  und  ....  die  Elendig- 
keit in  der  der  Buchhandel  gegenwärtig  verfallen  ist  Entreprisen  der  Art  gar  zu  schwie- 
rig macht.' 

Nr.  1246:  Handschrift  im  Besitz  der  Landes-Bibliothek  Weimar,  aufbewalirt  im  Goethe- 
und  Schiller-Archiv.  Alte  Abschrift  im  Wieland-Museum  in  Biberach  a.  Riß  stimmt  zu  der 
Fassung  der  Handsclirift,  mit  ein  paar  Korrekturen  offenbarer  Schreibversehen. 

Nr.  1247:  Jacob  Grimm  an  Gg.  Frdr.  Benecke  i.  Januar  1808:  'Ganz  elend  und  Wie- 
lands Beschränkung  überhaupt  beweisend,  war  die  neulich  von  ihm  angepriesene  Bear- 
beitung [der  Nibelungen  von  Hinsberg]  in  einem  Heft  des  Merkurs.'  Briefe  der 
Brüder  Grimm  an  Benecke,  hg.  von  W.  Müller,  Göttingen  1889  S.  3. 

Nr.  1249:  Über  den  Erfolg  des  Aufrufs  vgl.  C.  Bertuch  jun.  an  Böttiger  (Hand- 
schrift in  Dresden,  Landes-Bil)liothek):  4.  März  1809  er  übergebe  W^.  die  von  der  Dres- 
dener Freimaurerloge  gesandten  10  rtl.:  Für  die  unglückliche  Familie  im  Preußischen 
.sind  bereits  über  200  rthl.  eingelaufen,  weh-hes  in  honorem  W.s  vorzüglich  geschehen.' 
Und  am  9.  März  1809,  er  habe  in  der  Weimarer  I>oge  10  rtl.  16  g.  dafür  gesammelt. 

Nr.  1250:  vgl.  G.  Deile,  W.  und  die  Gesellschaft  der  Freimaurer,  Monatshefte  der 
Comeniusgesellschaft  für  Kultur  und  Geistesleben  N.  F^  VII  Bd.  22  S.  2  7ff.  Derselbe,  Jahr- 
bücher der  Kgl.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften  zu  Erfurt  N.  F.  35.  und  36.  Heft 
191 1  S.  iff.  Derselbe,  Goethe  als  Freimaurer,  Stunden  mit  Goethe,  Berlin  1908,  Sonder- 
heft 4  S.  i86ff.  Wernekke,  W.  als  Freimaurer,  Stunden  mit  Goethe  Bd.  9  Heft  2.  Reitzen- 
stein,  Wieland,  Bücherei  für  Freimaurer  Bd.  20  Berlin  1909. 

Nr.  1252:  P^igenliändige  Handschrift  des  Gedichtes  an  Prinzessin  Caroline,  2  SS. 
kl.  4",  in  Katalog  der  Sammlimg  Kippenberg,  Leipzig,  In.<5elverlag  1913  Nr.  3332.  Ein- 
blattdruck mit  alten  handschriftlichen  Beisätzen:  'überreicht  auf  dem  Ressource-Ball  von 
12  jimgen  Frauenzimmern'  und  'von  Wieland':  Auktionskatalog  Max  Perl  Berlin,  24.  bis 
26.  Februar  1908  Nr.  1290. 

Nr.  1253:  Auch  nach  den  Feststellungen  Goethe-Jahrbuch  24,  90 ff.  bleibt  die  Auf- 
gabe, nach  W.s  Anteil  im  Maskenzug  Völkerwanderung  vom  16.  Februar  18  10  zu  suchen. 
Freilich  hatte  W.  sicli  scljon  mit  dem  Festgedicht  Merlin  eingestellt  und  der  Brief  Goethes 
vom  14.  Februar  iSio,  der  W.s  Antwort  auf  Goethes  P'inladung  vom  9.  beantwortet,  dankt 
nur  fiir  eine  'Bemühung',  nicht  für  etwas  'Ubersendetes',  wofür  gleichzeitig  Knebel  ge- 
dankt wird,  bittet  aber  überdies  um  den  von  W.  angebotenen  Entwurf,  von  dem  am  16. 
oder  18.  Gebrauch  gemacht  werden  solle;  worin  dieser  bestand  und  ob  er  geliefert  wurde,  • 
ist  offen.  Goethes  Brief  vom  18.  an  Fritsch  spricht  über  musikalische  Neuerung,  nicht 
über  die  Verwendung  von  W.s  p^ntwm-f.  Über  W.s  Beiträge  zu  den  Masken-  und  Redoute- 
festlichkeiten kann  nur  in  Weimar  Aufklärung  gewonnen  werden. 

Nr.  1255:   vgl.  Kurrelmeyer,  Die  Doppeldrucke  aaO.  S.  42. 

Nach  1255:  1255a.  ?  1811.  In  den  Gemeinnützlichen  Blättern  fiir  das  Großherzog- 
thum  Frankfurt,  Frankfurt  am  Main,  Mittwoch  den  27.  Februar  181  i  Nr.  25  S.  loi  steht 
folgender  Spruch: 

Ungedruckt. 

Da.s  Eigenfhümliclie  der  Menschheit  ist,  nach  einem  Ziele  zu  streben,  das  wir  nie  erreichen  können, 
weil  es  durch  die  Annäherung  selbst  immer  weiter  von  uns  entfernt  wird.  Wieland. 


64  Seuffert: 

Bemerkungen  über  Quelle,  Datum  usw.  fehlen.  Vgl.  Archiv  für  Litteraturgescliichte 
13,519.  Der  Spruch  ist  mir  durch  Vermittlung  Heinrich  Heidenheiraers  in  Mainz  be- 
kannt geworden. 

Nr.  1258:  Abschrift  der  Vorlesung  über  das  Fortleben  im  Andenken  der  Nach- 
welt in  der  Landes-Bibliothek  Weimar,  aufbewahrt  im  Goethe-  und  Schiller-Archiv.  Einzel- 
druck 15  SS.  8°  im  Katalog  der  Sammlung  Kippenberg,  Leipzig,  Inselverlag  191 3  Nr.  4951. 

Zu  Prolegomena  IH  Übersetzungen. 

Im  allgemeinen:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  108. 

Nr.  1:  S.  7  Zeile  16  lies  Wurth  statt  Würth.  Vgl.  Frdr.  Gundolf,  Shakespeare  und  der 
deutsche  Geist,  Berlin  1911  S.  i6olf.  F.W.  Maisnest,  W.s  Translation  of  Shakespeare, 
Modern  Language  Review  9  Nr.  1 ,  über  W.s  Vorkenntnisse.  Ernst  Stadler,  W.s  Shakespeare, 
Quellen  und  Forschungen  107,  Straßburg  i.  E.   19 10. 

Nr.  10:  Leonard  L.  Mackall  in  New  York  teilt  mir  freundlich  mit,  daß  der  Verfasser 
der  englischen  Vorlage  Soame  Jenyns  ist.  Er  berichtigt  ferner,  daß  ein  Druck  der  Collection 
of  Poems  von  1753  unbekannt  sei,  daß  im  Verzeichnis  der  W. sehen  Bibliothek  wohl  die 
Jahrzahl  für  1763  verdruckt  sei,  zu  welcher  Ausgabe  die  im  Teutschen  Merkur  1773  1,25 
angeführte  Seitenzahl  paßt. 

Nr.  11  Anm.  i :  Nach  Leonard  L.  Mackalls  Mitteilung  sind  die  Letters  from  a  Per.'^ian, 
deren  1735er  Ausgabe  die  vierte  ist,  verfaßt  von  George  first  Baron  Lyttelton. 

Nach  Nr.  23:  ?23a.  Canzonetta  Romana.  Teutscher  Merkur  1780  4,276  —  280. 
Nicht  unterzeichnet.  Ich  nehme  meine  frühere  Vermutung  (Freundesgaben  für  C.  A.  H.  Burk- 
hardt,  Weimar  1900  S.  140  Anm.),  W.  sei  der  Übersetzer,  wieder  auf,  entgegen  der  An- 
merkung zu  S.  1 1  der  Prolegomena  III,  und  stelle  die  Verfasserschaft  neuerdings  zur 
Erwägung  aus  folgenden  Gründen. 

Die  Einleitung  (s.  Nr.  659)  stammt  sicher  von  W.,  denn  nur  der  Herausgeber  des 
Merkur  konnte  schreiben:  'Noch  bitte  ich  unsre  schönen  Leserinnen  um  Erlaubnis,  ihnen 
zum  Beschluß  dieses  Jahres  mit  einem  Römischen  Liedchen  .  .  .  aufzuwarten.'  Nun  heißt 
es  aber  in  derselben  Einleitung  weiter:  "Die  DoUmetschung  hat  keine  andre  Prätension 
als  das  Verständnis  des  Textes  ...  zu  erleichtern.'  Diese  Bescheidcnheitswendung  steht 
doch  nur  dem  Übersetzer  selbst  an;  jedem  Mitarbeiter  gegenüber  enthält  sie  eine  unhöf- 
liche Kritik,  die  sich  W.  ja  als  Herausgeber  zuweilen  gegen  den  und  jenen  erlaubte, 
aber  gewiß  nicht  gegen  Goethe  herausnahm.  Ferner;  die  Einleitung  schließt:  "Wer  diese 
Canzonetta  ...  mit  Reimen  übersetzen  kann,  soll  mir  der  große  Apollo  seyn!'  Darauf 
nimmt  Bezug  W.s  Nachschrift  zu  Gries'  Übertragung,  Nr.  11 96  der  Prolegomena,  mit 
diesen  Worten:  "Ich  erinnerte  mich  .  .  .,  dass  ich  das  Italiänische  Original  .  .  .  nebst  einer 
Übersetzung  in  Versen  ohne  Reim  ...  im  December  des  Merkurs  von  1780  gegeben 
hatte,  und,  vermuthlich  in  einer  kleinen  Anwandlung  von  Laune,  da  mir  selbst  der  Ver- 
such einer  Übersetzung  in  Reimen  nicht  hatte  gelingen  wollen,  mir  die  etwas  unvor- 
sichtigen Worte  hatte  entfahren  lassen:  'Wer  diese  Kanzonette  ...  mit  Reimen  über- 
setzen könnte'  usw.  Die  Wendungen:  ich  hatte  gegeben,  mir  war  keine  gereimte  Über- 
setzung gelungen,  ich  war  darüber  mislaunig,  müssen  den  Eindruck  erwecken,  daß  der 
Schreiber  auch  der  Verfasser  der  ungereimten  Strophen  ist.  Dazu  nimmt  W.  als  Titel 
den  von  Gries  gewählten  Die  Federn',  während  im  Merkurdruck  1780  keine  Überschrift, 


'    ^."""^  beschwert  sich  im  Brief  an  Böttiger  (s.  oben  zu  Nr.  1196)  ül.er  den  falschen  Titelzusatz 'Nach 
dem  bnghschen    statt    Italienischen'  und  über  andere  Druckfehler  im  Merkur  1798   1,57  ff. 


Prolegomena  zu  einer  Wieland- Ausgabe.    VII.  65 

in  dem  mit  'Goethe'  unterzeichneten  Druck  in  Reichardts  Musikalischem  Almanach,  Berlin 
1796,  aber  Der  Federsclimuck  steht.  Meines  Wissens  ist  diese  Unterschrift  die  einzige 
Beglaubigung  für  Goethes  Urheberschaft,  die  allerdings  durch  die  Herausgeber  des  Nach- 
lasses anerkannt  wurde;  denn  sie  nalimen,  unter  der  neuen  Aufschrift  'Mode-Römerinnen', 
das  Stückchen  in  den  47.  Band  auf,  und  zwar  wie  Reichardt  als  vierzeilige  Strophen, 
während  der  Merkurdruck  dem  Italienischen  und  seinen  Reimen  gemäß  achtzeilige  abge- 
setzt hatte;  im  Texte  aber  wichen  sie  an  einer  Stelle  —  s.  Weimarer  Ausgabe  Bd.  5  II 
S.  202  —  von  Reichardts  Kalender  ab,  und  zwar  so,  daß  sie  dem  Text  des  Merkur  folgten. 
Von  diesem  hinwieder  stehen  sie  nicht  nur  an  drei  Stellen,  wie  ebenda  verzeichnet  ist, 
ab,  sondern  auch:  V.  36  Ihres  Kriegesgotts]  Ihrem  Kriegesgott  C  39  den  Schweiffen  ihrer 
Pfauen]  dem  Schweife  ihres  Pfauen  C,  abgesehen  von  Rechtschreibung  und  Satzzeichen; 
ob  diese  Änderungen  auf  Reichardt  zurückgehen,  ist  in  dessen  mir  unzugänglichem  Ka- 
lender zu  prüfen.  Reichardt  und  die  Nachlaßherausgeber  können  Goethe  wegen  seiner 
Beziehungen  zur  Komponistin  der  Canzonetta,  Corona  Schröter,  für  den  Verdeutscher  ge- 
halten haben.  Goethes  Verkehr  mit  Reichardt  war  aber  schon  1795  kühl,  1796  gelöst 
(vgl.  Schriften  der  Goethe-Gesellschaft  8,  i  i3fF.);  daß  er  dem  'aufdringlichen'  die  Canzonetta 
damals  anbot,  ist  wenig  wahrscheinlich.  An  W.  sendete  Reichardt  19.  September  1795 
eine  Anzeige  für  den  Merkur,  die  1795  3,  323  veröffentlicht  wurde;  eine  Anspielung  auf 
die  Canzonetta  habe  ich  mir  aus  dem  ungedruckten  Briefe  nicht  vorgemerkt.  Es  ist  nacli 
damaligem  Kalendermäunerbrauch  unnötig,  anzunehmen,  daß  Reichardt  für  seinen  Neu- 
druck von  Goethe  oder  W.  zum  Abdruck  ermächtigt  und  über  den  Verfasser  imterrichtet 
worden  sei.  Umgekehrt  wäre  es  erstaunlich,  wenn  W.  in  der  Nachschrift  zu  Gries'  Über- 
tragung nochmals  Goethe  als  Urheber  der  ersten  verschwi(igen  hätte,  noch  dazu  in  Worten, 
die  ihm  selbst  das  Gedicht  zueignen.  Auch  der  vielbelesene  Böttiger  scheint  Reichardts 
Aufstellung  nicht  beachtet  zu  haben,  weil  er  Gries  —  nach  dessen  Antwort  (s.  oben  zu 
Nr.  II 96)  —  nicht  auf  diesen  Rivalen  aufmerk.sam  machte.  Ich  sehe  keinen  Grund,  die 
Übersetzung  W.  nicht  zuzutrauen,  sie  ist  für  ihn  besser  geraten,  als  sie  es  für  Goethe  wäre. 
Für  den  Merkurherausgeber  hatte  sie  ja  den  besondern  Reiz,  daß  die  Canzonetta  V.  2  3  f. 
die  Federtracht  als  Einfiihrung  des  geflügelten  Merkurs  hinstellt.  Auch  Herder  nimmt 
einen  sehr  nahen  Anteil  W.s  an  der  Veröffentlichung  an ;  er  nennt  in  einem  Briefchen  an 
Voigt  (Goethes  Briefe  an  Voigt,  hg.  von  G.  Jahn  S.  461  Anm.)  W.  spöttisch  Hofpfelzgraf 
(W.  war  ja  Pfalzgraf)  und  erwartet,  er  werde  grob  sein  gegen  Voigt  und  ihn  als  neue 
Übersetzer,  da  er  bei  Scherzen,  die  ihn  nur  von  fern  streifen,  keinen  Spaß  verstehe. 

Nr.  33.  34:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  108.  Vgl.  Rudolf  Ischer,  Ein  Beitrag 
zur  Kenntnis  von  W.s  Übersetzungen  Euphorion  14,  247  ff.  —  Das  Wieland-Museum  in 
Biberach  a.  Riß  besitzt  nach  Reinhold  Schelles  Mitteilung  Diktat  von  Horazens  Briefe 
I.  Buch  I. —  20.  Brief,  II.  Buch  i.  imd  2.  Brief  bis  V.  126.  —  Zu  Buch  II  Brief  2,  Bd.  2 
S.  I38f.  vgl.  Teutscher  Merkur  1783  2,  314  (richtig  10).  Zu  Brief  3  V.  89ff.  I07ß".  I29ff. 
459ff.  ebenda  1782  4,  2i3f.    1783   2,28. 

Nr.  46:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  108. 

Nr.  52:  Ob  die  Baseler  Ausgabe  von  1789  sich  2.  Auflage  dieses  Verlages  nennt 
oder  nur  neue  Auflage  der  Ramlerschen  Übertragung,  weiß  ich  nicht.  Ramlers  Über- 
setzung erschien  Berlin  1777  (Goedeke  4',  181  Nr.  36).  Ein  Nachdruck  davon  Horazens 
Dichtkunst  mit  Ramlers  ÜI)ersetzung  und  Anmerkungen  zum  Gebrauche  der  Schulen 
W'ürzburg,  .1.  J.  Stahel  1780  enthält  nichts  von  W.,  wie  schon  dem  Datum  nach  vor- 
auszusetzen ist. 

Nr.  53  ff. :  Blumenlese  aus  dem  Stammbuche  der  deutschen  mimischen  Künstlerin, 
Frauen  Henriette  Hendel-Schütz  gebornen  Schüler,  Leipzig  und  Altenburg,  F.  A.  Brock- 

Phil..hist.  Abh.  1921.  Nr.  3.  9 


g(5  Seuffkrt: 

haus,  1815  S.  153  enthält  einen  Eintrag,  unterzeichnet  'Weimar.  Wieland.  (Nach  ^Lu- 
eian'.)',  Sokrates  preise  die  Gebärdenkunst  usw.;  die  Stelle  bezielit  sich  auf  W.s  über- 
sctzunsj-  4,  394.  Der  Stammbucheintrag  ist  Avohl  22.-29.  Januar  1807  anzusetzen,  vgl. 
Goethe's  Tagebücher  IV  92,  7.  12.  93,  8.  i  i.  22,  25.  —  Vgl.  Des  Lucians  Hetärengespräche 
und  der  Dialog  vom  Tanze.  Übersetzt  von  C.  M.  W.  Neu  herausgegeben  und  eingeleitet 
von  Hans  Ludwig  Held,  München  191 2.  Ob  der  von  Floerke  'bearbeitete  und  ergänzte' 
Neudruck  in  Klas.siker  des  Altertums  1.  Reihe  Bd.  7  —  1  i ,  München  191 1,  Textfehler  ver- 
bessern hilft,   weiß  ich  nicht.      Strich,  Die  Mythologie  aaO.  i,  78  ff. 

Nr.  67:   vgl.  Jahrbuch   der  Goethe-Gesellschaft  1920   7,  260. 

Nr.  72:  vgl.  P>itz  Hilsenbeck,  Aristophanes  und  die  deutsche  Literatur  des  18.  Jahr- 
hunderts, Berliner  Beiträge  zur  germanischen  und  romanischen  Philologie  34,  Berlin  1908. 
Rudolf  Binder,  Über  W.s  Auffassung  der  szenischen  Darstellung  der  Acharner  des  Ari- 
stophanes, Gymnasialprogramm  Bregenz  1909.  Gurt  Hille,  Die  deutsche  Komödie  unter 
der  Einwirkung  des  Aristophanes,  Breslauer  Beiträge  zur  Literaturgeschichte  N.  F.  2  Leip- 
zig 1907. 

Nr.  78:  s.  Nachtrag  Prolegomena  VI  S.  109. 

Nr.  81.  83:  vgl.  oben  zu  Nr.  12  16.  Aus  den  Adversaria  Nr.  1192  gehören  zu  Ari- 
stophanes' Wolken:  vielleicht  die  Abschrift  aus  Plularch  de  Genie  Socratis  Bl.  s'';  dann 
der  Entwurf  zur  Erläuterung: 

Bl.  9".  Zur  Commentirung  der  Wolken  des  Aristofanes  conf.  inter  alia,  i)  Hardions  VII"'  Disser- 
tation snr  Forigine  et  les  progres  de  la  Khetorique  etc.  Vol.  22  der  Memoires  de  l'Acad.  des  Inscr.  [Jacques 
Ilaidion,  Douze  Dissertations  sur  l'origine  et  les  progres  de  la  rh(^torique  dans  la  Grece.  Memoires  de  l'Aca- 
demie  des  Inscriptions  et  Beiles  Lettres  1733 — 1754.] 

der  AiNOC  des  Aristof.     Sokrates  bezieht  sich  auf  die  Ainh  des  Demokritus. 

I.  Was  war  die  alte  Komödie;' 

Was  für  ein  Feld  öfnete  sie  den  Dichtern,  das   Volk  zu  belustigen  i" 

VV^as  für  Rechte  und  Freyheiten  gestattete  sie  ihnen  zu  diesem  Zweck. 

Unterschied  der  Alten  Komödie  von  der  Menandrischen  oder  neuen,  w  eiche  das  Modell  unsrer  heutigen 
ist  [dieser  Absatz  mit  Verweisungszeichen  seitlich  nachgetragen.] 

Warum  sah  ihnen  [unter  gestr. :  cannivierti^  die  Policey  soviel  nach. 

[Neben  Absatz  i  als  2.  Kolumne:]  2.  Allgemeiner  Zweck  eines  Komischen  Dichtei-s,  bey  jedem  seiner 
Stücke  den  Preis  davon  zu  tragen,  indem  er  so  viel  ihm  nur  immer  möglich  war,  seinem  Stück  alles  [da- 
nach gestr. :  zu  geben  suchte],  wodurch  es  gefallen  konnte,  zu  geben,  uod  alle  Voi'züge,  deren  die  alte  Ko- 
mödie fähig  war,  darin  zu  vereinigen  suchte,  quoad  materiam  et  formam. 

3.  Besonderer  Zwek  [über  gestr. :  Zweckt]  des  Aristofanes  bey  seiner  Komödie  überhaupt  [die  drei 
letzten  Wörter  über  gestr. :  dm  Wolhri]  [Danach  gestr. :  '!)]  Den  Verfall  der  [danach  gestr. :  Erziehung]  Re- 
publik unter  dem  Demokratischen  gouvernement  diiecte  und  indirecte  zu  rügen,  mit  den  menagemens,  die 
ihm  die  Klugheit  hiebey  nothwendig  auferlegte. 

Aristofanes  war  von  der  Aristokratischen  Parthey,  in  wiefern:'  Moral  scher  Charakter  dieses  Dichtere, 
viel  schlechter  als  Brunk  und  andre  seiner  Verehrer  gestehen  wollen.  [Moralischer  —  wollen:  nachgetragen. 
Ph.  Brunek's  Ausgabe  1781 — 3.] 

4.  Besondere  Zwecke  des  Aristofanes  bey  den  Wolken. 

a)  Den  Verfall  der  ehmaligen  Erziehung  als  eine  Quelle  der  Sittenverderbniß  und  des  Verfalls  der 
Republik  zu  rügen. 

b)  In  der  Person  des  Strepsiades  die  Folgen  zu  zeigen,  welche  die  Schwäche  des  Karakters  bey 
einem  Hausvater  für  ihn  selbst  und  für  sein  Hauswesen  [danach  gestr.:  hat]  nach  sich  zieht 

c)  Die  Sofisten  seiner  Zeit  überhaupt  anzugreifen 

d)  Den  Sokrates  persönlich  den  Athenern  lächerlich  und  verhaßt  zu  machen.  Kurze  Darstellung 
dessen  was  Sokrates,  höchstwahrscheinlich  gewesen  zu  seyn  scheint  —  In  wie  fern  er  sich  um 
die  Meteora  bekümmert  haben  mochte. 

Worin    seine  Ironie    bestand.     Seine    dialogistische  Lehrart.     Sein  Cynismus    ante  Cynicos. 
Wovon  lebte  er?  [Von  Kurze  bis  hierher  mit  \'erweisungszeichen  seitlich  nachgetragen.] 

Entwiklung   der   unläugbaren  Bosheit,  womit  Aristofanes  hiebey  zu  Werke  gegangen.     [Da- 
nach ein  Wörtchen  unleserlich  durchstrichen.] 

i)    Es   war   nicht  wohl  möglich,   daß  der  wahre  Charakter  des  Sokrates  dem  Aristofanes  hätte 

unbekannt  seyn  können. 


Prolf'ffomena  zu  einer  Wieland -Ausyahe.    VII.  67 

2)    Er  mußte  also  besondere  Bewegiirsachen  und  Absichten  haben,  warum  er  diesen  Charakter 
vorsetzlich  verfälschte. 
Bl.  9''.  3)  Hätte   er   ihn  bloß   lächerlich  machen  wollen,   so  könnte  dies  allerdings  ohne  Persönlichen 
Haß  und  absque  [dies  üdZ  nachgetragen]   aninio  nocendi  geschehen  und  dann  hätte  Brunck 
recht  [die  fünf  letzten  Wörter  nachgetragen] 

4)  Es  ist  aber  handgreiflich  daß  er  ihn  verhaßt  machen  wollte.    Beweise.  Vortheile  die  ihm 
des  Sokrates  wirklicher  Karakter  dazu  gab. 

5)  Wahrscheinliche  Ursache  seines  Hasses  gegen  Sokrates. 
5.    Schlechten  Succeß  der  Wolken  bey  dem  athenischen  Publiko. 

Dessen  wahrscheinliche  Ursache.  , 

Hat  Ai-istofanes  dem  Sokrates  wirklich  nichts  geschadet?  [Die  nächste  halbe  Seite  ist  leer;  der  Entwurf 
wurde  also  nicht  weiter  angelegt] 

Bl.  10».    Perikles  stand  der  Republik  40  Jahre  vor.     Er  starb  im  4' Jahr  der  Systen  Olympiade. 

Anaxagoras 

Zeno  von  Elea,  Protagoras  [darüber  der  Ort:]  von  Abdera,  Gorgias  von  Leontium,  Hippias, 
Theodor  von  Byzanz  Aleidamas  aus  Elea  in  Asien,  Evi-niis  von  Paros, 

Protagoras  kam  in  der  84sten  Olympi.ide  zum  ersten  mahl  nach  Athen,  und  war  der  erste  So fist,  der 
eine  Taxe  für  seine  Lekzionen  setzte. 

Sokrates 
wurde  im  4'  Jahr  der  77sten  Olympiade  gebohrcn  und  starb  [darüber:]  im   i.  der  95stcn  [in  der  Zeile  fort:] 
im  7isten  seines  Alters.     Als  die  Wolken  gegeben  wurden,  war  er  ungefähr  48  [aus:  4f>[l']]  Jahr  alt. 

Aristofanes  hatte   [darüber  die  Zeitangabe:]   im  i.  der  SSsten  Olympiade  als   sein   erstes  Stück,    die 

Daitales,   gegeben    wurde   das  Gesetzmäßige  Alter  von  30  Jahren    noch   nicht.     Er   war  also  nicht  über  32 

bis  33  Jahre  als  er  die  Wolken  gab. 

Xenofon       ,    .  „,        .    ,    /  82.  i   oder  2 

Piaton       gcbohren  Olympiade  |  g^    ^  ^^^^^^  g^^,^  .   ^^  ^^ 

Xenofon  war  zur  Zeit,  da  die  Wolken  aufgeführt  wurden,  ungefähr  26  [aus  25],  Plato  nur  5  [über 
gestr. :  4]  Jahre  alt. 

Der  letztere  war  ungefähr  30  Jahre  als  Sokrates  starb.  [Die  zwei  letzten  Absätze  mit  Verweisungs- 
zeichen seitlich  nachgetragen.] 

Alci  biades 
wurde   im  2' Jahr  der  82sten  Olympiade   geliohren.   starb  im  i.  der  94ten  Olympiade.     War  also  [also:  viel- 
leicht gestr.]   bey  .Aufführung  der  Wolken   [dannch  gestr.:   ungefähr]  22  [aus  2.V]  Jahre  alt,   und  befand  sich 
damahls  eben  im  Besitz  .seiner  gi-ößten  Popularität. 

Gorgias  kam  in  der  88sten  Olympiade  als  Gesandter  seiner  Vaterstadt  [die  vier  letzten  Wörter  iidZ 
nachgetragen]  nach  Athen,  also  nur  wenige  Jahre  vor  den  Wolken.  Er  war  [e]in  Schüler  [wohl  aus:  S'hul/-^ 
des  Empcdokles,  und  des  Redners  Korax  von  Syr.ikus.  Mem[oires  de  l'Academie  des  Inscriptions]  XXII 
pag.  507  [oder  .5/7;'].  seq.  Sein  großes  Succeß  zu  Athen,  ibid.  p.  510.  s.  [Sein  —  510.  s.:  unten  aR  nachgetragen. 
Seitlich  nachgetragen  der  Satz:]  Gorgias  ei'hielt  von  den  Richtern  der  Pythischen  Kampfspiele  eine  goldne 
Bildsäule  im  Tempel  des  Pythischen  Apollo,  überlebte  den  Tod  des  Sokrates  noch  um  mehr  als  20  Jahre. 

[Als  zweite  Kolumne  steht  Bl.  10»  von  Anfang  bis  Piaton  in  abgesetzten  Zeilen:] 

Zeitfolge  der  Aristofanisclien  Komödien 

Olymp.  88.    3.  Acharnes.  6  [aus  7].    B[elli]  P[eloponnesiaci].    4.  Equites.  »[nno]  7  [aus  iV]"»  B.  Pelop. 

Olymp.  89.    I.  Nubcs.    anno  9  [aus  8].    Bell.  Pel.    z.Vespae. 

Olymp.  90.    I.  Pax. 

OljTiip.  91.    2.  Aves. 

Olymp.  92.    I.  The-smophoriazusae.    Lysistrata.    4.  Plutos  I. 

Olymp.  93.    3.  Batrachi. 

Olymp.  97.    I.  sfive]  [*.  üdZ.  nachgetragen]  2.  Ecclesiazusae.    4.  Plutos  II. 

Nach  Nr.  83:  83a.  1798.  1799.  Jltwa  in  diese  Zeit  i.st  zu  setzen  die  selir  gekürzte, 

bis  zu  Sinnveränderungen  freie  Obertragung  des  Prologs  zu  Arlstophanes  Ekklesia- 

zusen  in  Adversaria  Nr.  i  192. 

Bl.  1 1 ''.  Praxagora  zu  ihrer  Lampe 

Du  einzige  verschwigne  Zeugin  unsrer  nächtlichen 

Mysterien  [davor  gestr.:   Verliebten  iS[tunden i']]  und  der  unerschöpflichen 

Erfindsamen  Gewandtheit  [darnach  «estr. :  «/«[ander]]  uns  in  immer  neue 

Gestalten  zu  verwandeln  und  dem  Überdruß 

Durch  immer  neuen  Reiz  zuvoi-zukommen. 

Nr.  84.  85:  Vielleicht  ist  zu  den  Sokratischen  Gesprächen  vorgemerkt  in  Adversaria 
Nr.  1 192  Bl.  i'':  'F'ine  Beweisstelle,  daß  zu  Xenofons  Zeiten  schon  ein  ausgebreiteter  Buch- 
handel existiert  haben  müsse  steht  in  Xenof.  Anabasi  L.  VII  cap.  5  §  8.'    Vgl.  oben  S.  51. 

9* 


(58  Seuffert: 

Nr. 87.  88:  vgl.  Nr.  1 192  Adversaria,  avo  die  mit  Horaz  sicli  befassenden  Vorlesungen 
Haberfeldts  1800  verzeichnet  sind.  —  Exemplar  mit  eigenbändigen  Verbesserungen  W.s : 
Staatsbibliothek  Berlin  Mscr.  Germ.  4"  856. 

Nr.  89.  90:  Der  Verleger  und  Schwiegersohn  W.s,  Heinrich  (Jeßner,  schreibt  am 
2.  Juni  181 2  an  Böttiger  (Handschrift  in  Dresden,  Lündes-Bibliotliek):  W.  habe  ihn  ge- 
fragt, ob  er  es  nicht  mit  einem  Taschenbuch  für  1 8 1 3  oder  1 8 1 4  versuchen  wolle.  W. 
werde  dazu  seine  Übersetzung  des  Gastmahls  geben,  das  zwar  im  Attischen  Museum 
erschienen,  aber  eben  deswegen  den  wenigsten  Mitgliedern  der  eleganten  Lesewelt  in  die 
Hände  gekommen  sei:  'hiedurch  aber  den  Endzweck,  warum  ich  dieses  schönste  Meister- 
stück des  echt  Sokratischen  Geistes  und  der  feinsten  attischen  Urbanität  in  Deutschland 
bekannt  und  wo  möglich  in  allen  Händen  hätte  wissen  mögen,  nicht  erreichen  konnte', 
schreibe  W.  an  Geßner  und  fahre  fort:  'Was  ich  selbst  dazu  beitragen  würde,  wäre,  der 
Übersetzung  die  möglichste  Vollendung  zu  geben  und  sie  mit  etlichen  eignen  Absätzen 
zu  begleiten.'  Ob  davon  etwas  fertig  wurde,  was  Böttiger  im  angeführten  Neudruck  ver- 
wenden konnte,   weiß  ich  niclit. 

Nr.  92.  93.  96:  s.  Nachträge  Prolegomena  VI  S.  109.  Fritz  Behrend  ergänzt  die  Signatur 
T  442  und  den  Beginn  der  Handschriften:  Neues  Attisches  Museum  I  47ff.  I  i  ff.  II  i  loff. 
—  Zu  Nr.  92  und  96  vgl.  oben  zu  Nr.  12 16. 

Nach  Nr.  97:97a.  Bei  Leo  Liepmannssohns  Berliner  41.  Autographen  Versteigerung 
19 13  erwarb  das  Schiller- Museum  in  Marbach  a.  N.  Nr.  16 13''  ein  nach  Liepmannssolins 
Aufstellung  eigenhändiges  Schriftstück  W.s  ohne  Über-  und  Unterschrift,  Zeit-  \md  Ortsan- 
gabe. Ich  verdanke  dem  Museumsbeamten  Hasenauer  die  Absclirift  des  kleinen  literarischen 
Notizzeltels',  der  drei  Fassungen  einiger  Verse  trägt;  die  erste  mit  Blei  geschrieben  (mir  bei 
W.  ungeläufig)  und  sehr  verwischt,  die  andern  mit  Tinte  darunter  und  daneben.  Die 
Verse  sind  Übersetzung  von  Anakreons:  FFapa  thn  ckihn  BAevAAOY;  s.  Carmina  ana- 
creontea  ed.  Carolus  Preisendanz,  Leipzig  Teubner  191 2  S.  1 7  Nr.  XVIII *"  "Aaao  eic  tön 
AYTÖN  [eic  NeüTepON  BÄeYAAON].  Da  unter  den  griechischen  Übungen  der  Herzogin  Anna 
Amalia  im  Großhgl.  Ilausarchiv  Nr.  123  Abt.  A  XVIII  ihre  Übertragung  des  Gedichtes 
steht,  wovon  ich  nur  den  Anfang:  'Sitze  o  Batliyll  bey  jenem  Schatten'  kenne,  könnte 
die  W.sche  Niederschrift  in  die  1780er  Jalire  fallen,  denen  ein  Teil  jener  Übungen  an- 
gehört. Aber  die  Erhaltung  eines  Zettels  W.s  aus  diesen  Jahren  ist  wenig  wahrschein- 
lich; glaubhafter  dünkt  mich,  daß  W.  1800  durch  Herders  Kalligone  (Suphan  22,  103 
'der  Schattenplatz  imter  diesem  Baum,  Anakreons  und  Bathyllus  KATArünoN,  das  jeden  Vor- 
übergehenden einlud')  auf  Anakreon  zurückgefülirt  wurde,  zumal  er  damals  selbst  so  tief 
in  griechische  Literatur  versunken  war.  Ich  setze  die  Verse  hierher,  bessere  aber  den 
von  Liepmannssohn  und  Hasenauer  verlesenen  Namen  Bethyllos. 

[i]  Setze  nun  [?]  Batbyllos  zu  mir  dich 
In  des  schönen  B.-iumes  Schatten 
Sieh  wie  sanft  am  zartsten  .\stclien 
Er  so  weiches  Haar  bewegt 
Horch  wie  neben  ihm  so  lieblich 
Die  geschwätzige  Quelle  rieselt 

[2]  Setze  dich  zu  mir  Bathj'Uos 

In  den  Schatten  hin!  Wie  schön  ist 
Dieser  Baum,  der  seine  zarten 
Haar'  am  dünnsten  Ästchen  schüttelt 
....  [unleserlich]  rieselt  ihm  zur  Seite 
Der  geschwätz'ge  Quell.     Wer  könnt  es 
Sehn  u.  a.  solch[eni]  Ruhplatz 
Unge 


Prolegomena  zu  einer  Wieland- Ausgabe.    VII.  69 

[3]  Setze  dich  zu  mir  Bathyllos 

Iq  des  schönen  Baumes  Schatten 
Der  so  sanft  am  zartsten  Ästchen 
Seine  weichen  Haare  reget. 
Sieh  wie  neben  ihm  so  lieblich 
Die  geschwätzige  Quelle  rieselt. 
Konnte  wer's  erblickt  hey  einem 
solchen  Ruheplatz  vorbej'gehn. 

Nr.  99ff.:  s.  Naclitrag  Prolegomena  VI  S.  109.  Hier  ist  bei  3.  zu  berichtigen:  statt 
of  tlie  City  of  Boston.  Mass.  lies:  New  York,  wie  L.  L.  Mackall  mich  aufmerksam  machte, 
Kollation  nach  Bd.  5  S.  8  — 10  der  Cicero- Übersetzung.  Die  Handschrift  trägt  Seiten- 
zahlen 7.  8. 

S.  8  Z.  6  nach  706  Komma  st.  Punkt  8  noch  üdZ  nachgetragen  13  nach  sUhe,  durchstrichen: 

schrnbt  mir    Schluß  unleserlich.    Vor  Quiritus  durchstr.  Qu  21 — 29  seitlich  aR  22  welchen  aus  wdchem 

nach  gestr.  rnri  Cicero  wohl  aus  Ansatz  zu  ßr(ief  ]  nach  gestr.  im  X/Il.]  Xlllien  mit  der  üblichen  Abkürzung 
für  en  23   Kommata  fehlen  24  nach  bei  gestr.  rier  26  er  üdZ  nachgetr.  S.  9  Z.  4  erkundigt 

aus  erkundiytr  5  alle  üdZ  nachgetr.  6  hithrsten  über  gestr.  (/rö/lUn  nach  ihm  gestr.  die  über  gestr. 

n7i/>  8  vor  fffffen  gostr.  ge  9  die  über  gestr.  viele     nachdrücklichsti  n  aus  nachdriUklicIie  12  rasenden 

ÜdZ,  nachgetr.  13.    14  cugcschickt  nach  gestr.  ühirschickte,  Komma  zu  streichen   vergessen  14  Daß 

dir  über  gestr.    hh  bin  gewiß,  Komma  zu  streichen  vergessen  J  5.  1 6  martern  nach  gestr.  ^[uälen]  1 8  Komma 

fehlt  nach  mich  gestr.  über  sie  20  Komma  fehlt  2 1  fester  über  gestr.  besser  24  encorc]  Anfangs 

e  über  gestr.  a  2$  n'ne  aus  keine         nicht  anders  üdZ  nachgetr.  27 — 31   seitlich  aR  27   Wo] 

wo  30  nach  Cäsarv,  gestr.  Stand    jitzt]  i:l  S.  10  Z.  i   und  6  A/le.'^]  alles  \V.  schreibt  ein  mittelgroßes 

a  an  beiden  Stellen  4  nach  stark  Komma  gestr.  5  ehemals]  ehmals  7  nach  es  gestr.  demnach 

nach  ich  gestr.  miih  9  so  lange  über  gestr.  in  din  Augenblicken  da  16  Komma  fehlt  17  etwas 

ÜdZ  nachgetr.  18  nach /«A/mi  fehlt  Komma     vor  reerth  gestr.  th/uer  20  letztes]  leztts       ha'ie  aus  haben 

werde  20.  2 1   I^ebe  wohl]  Jjebewohl  2  2  \Bruruiisimn^  [Bnindnsium]  nach  Lebewohl,  nachgetr.  20.]  20s/eti 

23.  24  seitlich  aR  23  Minen]  unter  s  ein  Ansatz  C  24  N'ffeti.]  Neffen, 

Weitere  Handschriften:  i)  'Atis  der  [welcher?]  Einleitung  zu  W.s  Übersetzung  der 
Briefe  Ciceros'  mit  vielen  Korrekturen'  2  SS.  kl.  4°  J.  A.  Stargardt,  Berlin,  Katal.  CCXXX 
Nr.  463.  2)   2  SS.  91.  92.  4"  aus  der  Übersetzung  mit  vielen  Korrekturen.     Ebenda 

Nr.  464  und  (vor-  oder  nachher?)  K.trl  Ernst  Henrici,  Berlin,  Auktionskatal.  191 2  Nr.  422. 
3)  12  SS.  95 — 104  III.  112.  4°  Konzept.  Liepmannssohn,  Berlin,  Versteigerung  1909 
Katal.  38  Nr.  305  und  Katal.  177  Nr.  447.  4)  Der  größere  Teil  der  5.  Erläuterung  zum 
8.  Buch  =  Druck  Bd.  3  S.  501  Z.  3  vu  bis  S.  504  Z.  19  mit  kleinen  Abweichungen  Staats- 
bibliothek München  Autogr.  VIII  A'.  Gütige  Mitteilung  der  Handschriftenabteilung.  5)  Er- 
läuterung zum  achten  Buch  i  Bl.  4°.  Und  Fragment  aus  der  Übersetzung  besitzt  Staats- 
bibliothek Berlin,  das  letztere  in  Sammlung  Vamhagen.  6)  2  SS.  4°  Übersetzung  des 
Beginnes  des  9.  Buches  =  Druck  Bd.  4  S.  3  bis  S.  6  Z.  i  'Battonius'.  Wieland-Museum 
Biberach  a.  Riß.     Durch  Reinhold  Schelle  mir  vorgelegt. 

Kollation.  S.  3  Z.  3  Divers!]  Diversos.  Zeitrechn.]  Ziitrechnung.  4  dick  verwendete  [danach  gestr.  Komma] 
über  gestr.  deine  Ehre*)  beeiferie  [danach  bleibt  Komma]  5  öffentlichen]  öffntlichen  7  nach  mir  gestr.  Komma 
8  nach  einst  gestr.  in  ein  Virantassung]  Viranlaßung  guten  Diinste  über  gestr.  Verwendung  9  set/n]  sein  In- 
dessen —  mit  über  gestr.  Aber  [darüber  gestr.  Ich?],  aufrichtig  [danach  aR  gestr.  Allein,]  zu  reden  wenn  ich 
die  reine  10  nach  sagen  Komma  nachgetr.  vor  gestr.  soll,  so  hast  hast  aR  nachgetr.  10  zurückgegeben,] 
Komma  fehlt  13  nach  Stimme,  gestr.  nicht  [das  dann  wiederholt  ist]  14  nach  gesprochen  —  gestr.  als 
16.  17  daß  du  ÜdZ  nachgetr.  17  nach  sogar  gestr.  durch  <f[eine]  darüber:  dieser  [nach  gestr.  in]  Angelegen- 
heit halber]  halben  nachträgl.  üdZ  beigefügt  18  nach  Meinigen  gestr.  dieser  Sache  wegen  19  sie  aR  nachgetr. 
nach  gestr.  sie  20  irgend  etwas  über  gestr.  ein  21  deiner  aus  deines  vor  gestr.  Wohlwollens  21.  22  Gesinnung 
—  mich  all  nachgetr.  22.23  ehrenvoller.]  Komma  fehlt  S.  4  Z.  2  Verdienstes]  Verdiensts  sind  schon  über  gestr. 
sind  haben  gar  Vielen]  vielen  aus  viele  ohne  [danach  üdZ  gestr.  ihr]  Verdienst  aR  mit  Verweisungszeichen 
nachgetr.  4  nach  von  gestr.  solchen  wie  du  üdZ  nachgetr.  ohne  Komma  6  Komma  fehlt  7  sdbsl,  aus  selbst; 
welche  —  allein,  über  gestr.  ilenn  wns  [darüber  gestr.  da  [?]  sie]  kan  fruchtbringender  sein  als  sie,  7.  8.  in  —  auf 
über  gestr. /Br  die  Zwecke  dann  aR  gestr.  Gesinnungen  8  die  über  gestr.  ttn.sere  9  sind,  vipUeicht  aR  nachgetr. 
danach  gestr.  so  10  Ich  über  gestr.  Denn  [darüber  gestr.  Denn]  Ich  [aus  ich]  also  über  gestr.  da/ier  11  sowohl 
ÜdZ  nachgetr.  fz  gleicher  über  gestr.  «i>)cr/^[i|  13  mich  üdZ  nachgetr.  halten  über  gestr.  steh/n  14  vorder 
gestr.  der  16    sujn]   siin   über   gestr.  bleiben       Möchte  's]    Macht'  es   aus  Möchte       die  über  gestr.  Fortuna 

16.  17  Glücksjföflin  aR  vor  und  über  gestr.  es      20  gleichwohl  über  gestr.  doch      nach  mich  und     21  Vorgefühl 


0  Seuffert; 


fehlt  Komma  22  Icann  —  sein;]  kann  —  sein,  über  gestr.  kümmert  dich  nichts  24  vor  für  gestr.  g«  26  nach 
Zeit  fehlt  Komma     27  den  Appius  üdZ  nachgetr.     28  und  2f>stpn]  u.  26.     29   VIII.]   VIII t/n      S.  5  Z.  i.  2  eine 

Indessen  über  gestr.  b/oß  meine  Sorge.    Nur  [darüber  gestr.  Indessen]     i  meiwn  nicht  gesperrt     2  nach  icA, 

gestr.  daß  3  jVwer  über  gestr.  dieser  4  on  rfi'cÄ  üdZ  nachgetr.  5  viel  eher  wohl  aus  vielmeher  7  nach  ich 
fehlt  Komma  8  wte«;,-]  «^;>i;;  mrin  über  gestr.  dieser  9  rfa  früher  gestr.  a/«  10  {«/,  üdZ  nachgetr.  be- 
srheidener  nach  gestr.  beschneid  Z.  13  vor  Z.  12  14  «Äcn  üdZ  nachgetr.  nach  lange  fehlt  Komma  i'6  «:ar, 
ÜdZ  nachgetr.  17  September]  Septcmb.  19  Schifffahrt]  Schiffahrt  über  gestr.  Schiffarth  aus  Seereise  20  nach 
Pilia*)  gestr.  rf/r  zusammen  getroffen  verbunden  zu  einem  Wort  aus  zusammentraf  21  f/j'r  üdZ  nachgetr.  az  — 
S.  6  Z.  I  i>a/ür  —  Battonius  über  und  unter  gestr.  Baltonius  mit  seiner  24  J>/27]  mit  S.  6  Z.  i  vor  aScr  ftdZ 
gestr.  hat    dann  sind  nachgetr.  und  gestr. :  uns    dann  aber    dann  otjV    darauf  folgt  das  ungestrichene  aber 

7)  2  SS.  4°  Übersetzung  des  Beginnes  der  Erläuterungen  zum  10.  Buch  =  Druck  Bd.  4 

S.  501 — 503  Z.  8  'Einmüthigkeit'.     Wieland-Museum    Biberach  a.  Riß.     Durch    Reinhold 

Schelle  mir  vorgelegt. 

Kollation.  S.  501  Z.  3  Zehnten]  Zehenten  7  Kommata  fehlen  grenzenlosen]  Grenzem/osen  11  Aber,]  Aber 
12  der  ÜdZ  nachgetr.  13  dm  üdZ  nachgetr.  vor  gestr.  drei  14  durch  fehlt  17  —  welche  beide  darin  über 
gestr.  habe  abschrecken  lassen  18  dass  sie  aR  nachgetr.  Mehrzahl  über  gestr.  daß  des  deutschen  Wortes  aus 
das   deutsche  Wort  19    nach    Bedeutung  gestr.  Anführungszeichen,    Komma   fehlt       lateinischen]    Lateinischen 

21  selbst,  in  allen  über  gestr.  m  unzählichen  22  c?as  aus  flfera  23  zu  üdZ  nachgetr.  24  mit  einem  aK  zu  und 
über  gestr.  durch  den  25  der  über  gestr.  a//fr  S.  502  Z.  2  .WcAreaA^]  Mehrzahl,  vor  Äf»[?]  3  nach  sondern 
gestr.  vielmehr  4  vermuthlich  aR  nachgetr.  6  Klammer  aus  Komma  7  j^ew««?».]  Punkt  aus  Komma,  danach 
gestr.  überdies  auch  gestehen,  daß  8  Komma  fehlt  1 1  ich  üdZ  nachgetr.  12  in  —  Zeilen  üdZ  nachgetr. 
14  Falls]  falls  werden  sollte  über  und  aR  zu  gestr.  würde  15  Sprachgerichte]  Sprachgerichte,  17  nach  2)  gestr. 
» ae  vettern,  scribis,  quisnam  hie  significasset.  >  nach  ganze  üdZ  nachgetr.  «Ste/Ze  vor  gestr.  Stelle,  deren  Verdorben- 
heit aus  der  \aus  der  über  gestr.  van  dem]  Handschrift  [aus  llanschrift]  irgend  eines  der  ältesten  Abschreibers  in 
alle  übrigen,  noch  vorhandenen,  übergegangen  .'■ein  muß,  17.  18  in  —  Ausgabe  aR  nachgetr.  21  scribis]  bis  zu 
unterstreichen  vergessen  21  Alles]  alles  22  nach  Worten  gestr.  üdZ  an  nach  certe  Komma  gestr.  etc.]  etc, 
26 — 35  aR  28  Briefe]  Briefe,  29  nach  Spiel)  gestr.  (  Komma  fehlt  30  pßegen,]  vor  nachgetr.  Komma  gestr.  ) 
32  nach  und  gestr.  mir  nach  Zusatz  fehlt  Komma  33  stehl,'^]  steht",  35  einleuchtender]  r  fehlt  wegen  Aus- 
fransung des  Papiers.  S.  503  Z.  3  Gedankenstrich  üdZ  nachgetr.  am]  an  vor  gestr.  dem  glücklichen]  glück- 
lichem [es  ist  bestimmt  im  Druck  zu  lesen:  'an  glücklichem]  4  nach  Sache  gestr.  ,  bei  welcher  sie  soviel  zu 
verlieren  hatten,  und     6  nach  bewußt  gestr.  /(/([Iten :']     7  Wärme^  Komma  nachgetr.  vor  gestr.  und 

Die  Lesarten  sind  hier  umständlich  zusammengetragen,  damit  Art  und  Wert  der 
Nachlaßblätter  für  die  Entstehung  der  Cicero-Übersetzung  an  einigen  ergiebigen  Beispielen 
augenfällig  werde.  Auch  soll  erhellen,  daß  Schwankungen  der  Schreibung  des  Druckes, 
z.  B.  zwischen  Alle  und  alle,  seyn  und  sein  auf  den  Widerstreit  der  Handschrift  mit  der 
Setzergewohnheit  zurückgeht,  daß  der  Setzer  Beistriche  mehrt  und  mindert  usw. 

Endlich  ist  zu  verzeichnen  8)  i  Bl.  aus  der  Übersetzung  181 1  (also  Bd.  4,  d.  i.  Buch  9 
und  10)  und  i  Bl.  Erläuterungen  zum  9.  Buch.  Nationalbibliothek  Wien.  —  Von  Max  Morris 
erliielt  Erich  Schmidt  ein  Doppelbl.  4°  von  C.  A.  Böttigers  Hand  mit  Ratschlägen  zu  meh- 
reren Bd.  2  S.  39  — io6ff.  gedruckten  Briefen;  ferner  das  Prolegomena  III  S.  35  kurz  er- 
wähnte Doppelbl.  kl.  4°,  das  vielleicht  von  Reinhard  herrührt;  davon  2  SS.  beschrieben 
mit  Bemerkungen  zu  den  Bd.  2  S.  158— i88fF.  gedruckten  Briefen;  und  von  derselben 
Hand  i  Bl.  kl.  4°  zu  Bd.  2  S.  35— 7  2flf. 

Zur  Bandverteilung. 

(Zählung  nach  den  Prolegomena). 
Werke. 

Als  Anhang  zum  Apparate  der  Jugendschriften  sind  aufzunehmen:    Nr.  5a  Portrait 
de  Sophie.    Nr.  9a  An  Sophie.    Vielleicht  Nr.  39a  Anteil  an  Bodmer,  Jacobs  Wiederkunft. 
Kaum  7 1  a  Pfingstode.  Jedesfalls  Nr.  75  Grandisons  Geschichte  in  Görlitz.    looa  Swiftanzeige. 
Zu  Band  6  Stück  3  Komische  Erzählungen  Nr.  384  a  für  Lesarten  zu  beachten. 
Anhang  Nr.  133a  Promemoria.    Nr.  133b  Beleuchtung.     Nr.  134a  Beschwerungs- 
schrift.    Nr.  138a  Pro  notitia.     Nr.  138b  und    138c  Amtsschreiben. 


Prolegomena  zu  einer  M,^ieland- Ausgabe.    VII.  71 

Band  9  Stück  5  Amor  Nr.  237a  nach  Lesarten  Nr.  192   zu  beachten.  ~ 

Band    12   nach  Stück   2   einzureihen:  Nr.  369a.   369b  Cantaten.  ( 

Anliang  Nr.  523.   524  fallen  weg. 
Band    13  an  Stück  40  anzureihen:  Nr.  524  Charade. 

In  Anhang  Nr.  23a  der  Übersetzungen.     Nr.  523. 
Band  15.    Im  Apparat  zu  Stück  9  Pythagoräische  Frauen  zu  benutzen  Nr.  1007  a  Avis. 

Nach  Stück  18  anzureihen:  Nr.  1134a  Reliquie. 
Band  21   sind  einzureihen:  Nr.  232a.   239a.     Ergänzung  zu  Nr.  273.   411a. 

In  Anhang  etwa  Nr.  391a.     Zu  erwähnen  Nr.  195  a.    iQSb. 
Band   22   i.st  einzureihen:  Nr.  467a. 
Band  23  sind   einzureihen:   Nr.  767a.     776a.     776b.     787a.     787b.    803a.    812a. 

814a.     879a. 
Band   24  Anhang  in  3.  Abtlg.  fällt  weg  Nr.  999. 
Band   25  .sind  einzureihen:  Nr.  ii68a.    1183a.    1255a. 

Zu  Anhang  3.  Abtlg.:  Nr.  i  192  ist  hier  in  Übersicht  zu  behandeln,  nur  Nr.  1201  b 
abzudrucken;  die  Nummern,  denen  die  sonstigen  Teile  der  Adversaria  zuge- 
wiesen wurden,  sind  anzuführen. 

Anhang  4.  Abtlg.  sind  einzureihen:  Nr.  1232a.    1232b. 

Übersetzungen. 

Band    10  als  Anhang  Nr.  83a  Aristophanes  Ekklesiazusen. 
Band    11    als  Anhang  Nr.  97  a  Anakreon. 


Berlin,  gedruckt  in  der  Reiclisdruclierei. 


ABHANDLUNGEN 

DER  PREUSSISCHEN 

AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

JAHRGANG   1921 

PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  KLASSE 


Nr.  4 
DIE  GEORGIKA  DES  DEMOKRITOS 

VON 

Prof.  Dr.  M.  WELLMANN 


BERLIN   1921 

VERLAG  DKR  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


IN  KOMMISSION  BEI  DER 
VEREINIGUNG  WISSENSCHAFTLICHER  \ERLEGER  WALTER  DE  GRUYTER  V.  CO. 

VOSÜALS  O.  J.  uASt  HKN'SdIli  VERLAUSIIANDLI'NU.    1.  UUITENTAO.  VEKLAGSBDC'HHANDLCMU. 
UKORU  BKIXER.     KAKL  J.  TRObNER     VEIT  V.  COUP. 


Vorgelegt  in  der  Sitzung  der  phil.-hist.  Klasse  am   12.  Mai  1921. 
Zum  Druck  genehmigt  am  27.  Juni  1921,  ausgegeben  am  6.  Oktober  19"21. 


in  Tlirasylls  Verzeichnis  der  Schriften  Demokrits  bei  Diog.  L.  (IX  48)  begegnet  uns 
unter  den  technischen  Schriften  der  Titel  TTepi  reupriAc  fi  re(dpriK(lJN\  Erwähnt  wird  dies 
Werk  mit  Titel  und  Verfassernamen  nur  einmal  in  der  griechisch-römischen  Fachliteratur 
von  Columella  (r.  r.  XI  3,  2  aus  Celsus-Diophanes-Cassius  Dionysios  um  88  v.  Chr.):  Demo- 
critus  in  eo  libro  quem  Georgica'  appellavit,  parum  prudenter  censet  eos  facere,  qui  hortis 
extruant  munimenta,  quod  neque  latere  fabricata  maceries  perennare  possit  pluviis  ac 
tempestatibus  plerumque  infestata,  eque  lapide^  supra  rei  dignitatem  poscat  impensa;  si 
vero  amplum  modum  saepire  quis  velit,  patrimonio  esse  opus.  Auf  denselben  Autor  ist 
femer  das  Zitat  in  dem  Katalog  der  griecliischen  Fachscliriftstellcr  bei  Varro  (r.  r.  I  1,8) 
zu  beziehen,  das  den  Reigen  der  pliilosophischen  Landwirte  eröffnet*,  off'enbar  weil  Varro 
den  Verfasser  für  den  berühmten  Träger  dieses  Namens  gehalten  hat\  Dazu  kommen 
Bruchstücke  unter  dem  Namen  des  Demokrit  bei  Columella,  Plinius,  Palladius  und  den 
Geoponica.     Das  ist  alles,  wa.s  wir  bislier  von  dieser  Schrift  wußten. 

Schon  Ern.st  Meyer  hat  in  seiner  Geschichte  der  Botanik  (I  16  f.)  namentlich  aus  sach- 
lichen Gründen  das  Werk  für  apokryph  erklärt  und  es  dem  Mendesier  Bolos  Demokritos 
zugewiesen,  und  ihm  sind  Gemoll*,  E.  Oder"  und  Weidlich*  darin  gefolgt.  Neuerdings 
versucht  H.  Diels  in  seinen  Vorsokratikern  wohl  lediglich  auf  Grund  des  Thrasyllkataloges 
wenigstens  die  Zitate  bei  Columella  für  den  echten  Demokrit  zu  retten.  Dieser  Umstand 
legt  mir  die  Verpflichtung  auf,  die  Argumente,  die  gegen  diese  Annahme  sprechen,  in 
aller  Kürze  vorzuführen. 

Zunäclist  ist  so  viel  klar,  daß  die  Urheberschaft  des  Mendesiers  ausgeschlossen  ist, 
wenn  sich  beweisen  ließe,  daß  das  Schriftenverzeichnis  Thrasylls',  so  wie  es  uns  vorliegt, 
lediglich  ein  Exzerpt  aus  der  auf  pinakographischen  Studien  beruhenden  Sclirift  des  Kalli- 
machos  rTepi  tun  Ahmokpitoy  tawccun  kai  CYNTArMÄTCüN*"  ist;  denn  Bolos  gehört,  wie  wir 
später  sehen  werden,  der  nachkallimacheischen  Zeit  an.  Aber  dieser  Beweis  kann  nicht 
geführt  werden;  es  darf  vielmehr  als  feststehend  betrachtet  werden,  daß  dies  Verzeichnis, 
das  nicht  erst  von  Thrasyll  herrührt,  sondern  wegen  der  ihm  zugrunde  liegenden  tetra- 
logischen Anordnung  und  der  Einteilung  der  Schriften  nach  sachlichen  Gesichtspunkten 


'  rcuMexpiKÖN  und  reuwerPiKÖN  Hdss.  Vgl.  Diels,  Vors.3  55  A  33  S.  20,  29.  55 B  26  S.  69,  7.  E.  Wellmann 
bei  P\V.Vi37. 

'    yenrgicon  und  gtorgica  Hdss. 

'    etpte  lap'd*  Diels:  nrijue  lapide.i  Hdss:  et  lapidea  Weidlich. 

*  Die  Worte  lauten:  de  philosophis  (sc.  f;raece  scripsenint  de  agricultura)  Democritus  physicus,  Xenophon 
Socraticux,  Aristoteles  et  Theoplirastus  peripatetici,  Archytas  Pythagoreus. 

'  Vgl.  übrigens  noch  Isid.  ()r.  XVII  i,  i  (aus  Garg.  Mart.):  rerum  rusticarum  scribendi  sollertiain  apud 
Graecos  primus  Hesiodus  Boeotius  humanis  studiis  contiilit;  deinde  Democritus.     Letzte  Quelle  Varro. 

"    Untersuchungen  über  die  Quellen  der  Geoponica  (Berl.  Stud.  i)  S.  125. 

'    Rh.  Mus.  45,  76 f. 

'    Die  Sympathie  in  der  antiken  Literatur  (Stuttgart  1894)  S.  14  f. 

"  Dies  Verzeichnis  stammt,  wie  Usener  (Kl.  Schriften  III  157)  mit  Recht  vermutet  hat,  aus  seiner  Schrift 
Ta  npö  THC  ANArNWceuc  tun  Ahmokpitoy  bibaIun  (D.  L.  IX41);  an  eine  Kditorentätigkeit  dieses  Hofastrologen 
des  Tiberius  ist  natürlich  nicht  zu  denken. 

'"    Vgl.  Suid.  s.  V.   Diels,  Vors.  55  A  32  S.  19,  11.    üueb,  Rh.  M.  a.  a.  0.  73f.     Rohde,  KI.  Schriften  I  251. 

1* 


4  M.  Wellmann: 

der  Editorentätigkeit  des  Tyrannion  von  Amisos  und  Andronikos  von  Rhodos  seine  Ent- 
stehung verdankt',  also  die  literarhistorische  Kritik  des  i.  Jahrhunderts  v.  Chr.  wider- 
spiegelt, zwar  an  die  pinakographischen  Arbeiten  des  großen  Alexandriners  anknüpft,  aber 
daneben  auch  die  umfangreiche  pseudepigraphe  Literatur  berücksichtigt,  die  sich  seit  der 
Zeit  des  Ptolemaios  III.  Euergetes  an  Demokrits  Namen  angehängt  hat  und  die  gerade  zu 
Beginn  dieses  Jahrhunderts  in  Rom  und  anderwärts,  namentlich  auf  naturwissenschaft- 
lichem Gebiet,   eine  tiefgehende  Wirkung  ausübte". 

Nun  beachte  man,  daß  der  Verfasser  der  fecopriKA  in  dem  Katalog  Varros,  d.  h.  bei 
Cassius  Dionysius  den  Beinamen  ö  oyciköc  führt.  Darin  liegt  meines  Erachtens  eine  bestimmte 
Absicht;  denn  Ahmökpitoc  b  «yciköc  (=  wÄroc)  ist  die  typische  Bezeichnung  des  unechten 
Demokrit  in  den  Geoponica^,  dessen  naturwissenschaftliche  Schriftstellerei  {IctopIa  oyciki^) 
diesen  Beinamen  vollkommen  rechtfertigt,  während  der  Abderite  gewöhnlich  6  'AbahrIthc 
oder  b  <t>iA6co*oc  oder  schlechtweg  Ahmökpitoc  genannt  wird,  und,  wie  es  scheint,  nur  von 
Epikur*  und  den  Epikureern,  die  sich  bekanntlich  besonders  viel  auf  ihre  Physik  zugute 
taten  (vgl. 'GniKOVPoc  b  «yciköc),  dieser  Beiname  auf  ihn  übertragen  worden  ist,  ohne  indes  an 
ihm  haften  zu  blejben.  Cassius  Dionysius  bezweckte  also  mit  diesem  Zusätze,  einer  Ver- 
wechslung des  Abderiten  mit  dem  unechten  Demokrit  vorzubeugen,  übrigens  ist  die  Ge- 
sellschaft, in  der  er  bei  Varro  erscheint,  nicht  weniger  anrüchig;  denn  abgesehen  von 
Xenophons  Oikonomiköc  sind  die  Schriften  der  hier  genannten  Philosophen,  die  feupriAc 
nAPArr^AMATA  Theophrasts'\  die  TecopriKÄ  des  Stagiriten"  und  des  Archytas  Schrift  TTepi 
reupriAc'  gleichfalls  apokryph.  E.  Oder**  hat  recht  mit  seiner  Behauptung,  daß  überhaupt 
kein  namhafter  griechischer  Philosopli  mit  Ausnahme  Xenophons  über  Landwirtschaft 
geschrieben  hat. 


'  Vgl.  UsENKR,  Kl.  Schriften  TI  307  f.,  in  151  f.  Diels,  Didymos'  Kommentar  zu  Demosthenes  XXI.  Vors. 
a.  a.  O.  E.  ScHWARTZ  PW.  I  2164.  Daß  der  Verfasser  des  Verzeichnisses  die  Schriften  des  Bolos  Dcmokritos 
gekannt  hat,  ergibt  sich  aus  den  Titeln  TTepi  icTOPiHC  (Diels,  Vors.  S.  21,4.  Suid.  s.  v.  Böaoc  bei  Diels 
S.  125, 8:  BÖAOC  Ahmökpitoc  *iAÖco<t>oc  "Ictopian  kaI  Tsxnhn  iatpikhn)  und  XeiPÖKWHTA  npoBAHMATA  (Diels 
S.  21,6.   125,  10  ff.),  die  allerdings  unter  den  besonders  verdächtigen  Schriften  stehen. 

'  So  knüpft  der  Dichter  der  Erotopaignia  Laevius  aus  dem  Anfange  des  i.  Jahrhunderts  v.Chr.  (vgl. 
Leo,  Herrn.  49,  180  f.)  nicht  nur  in  dem  Titel  (Bolos  schrieb  nAirMA),  sondern  auch  inhaltlich  an  Bolos  an. 
Vgl.  das  Bruchstück  bei  Apul.  Apol.  30  S.  36,  4  H.  Nigidius  Figulus  verdankt  ihm  den  Stoff  zu  seiner  Schrift 
De  animalibus.  Außerdem  ist  er  von  Cassius  Dionysius,  Poseidonios,  Metrodor  von  Skepsis,  Krateuas  und 
Paxamos  (um  60  v.  Chr.)  für  ihre  Zwecke  zu  Rate  gezogen  worden. 

^    Geop.  XIX  7,  3 :    Ahmökpitoc   gyn  Ö  <t>YciKÖc  äc*oa^aoy  Wzhc  ^n'  ÖAiroN  eAAceeicHC  mnäc  r'  KGAe't'ei  kao' 

6KACT0N    gyn    SIC    THN    TPOPKN    MirNfNAI    KTA.   II14,  4:    AhMÖKPITOC    AG    *YCIKHN    TINA    nAPATHPHCIN    nAPAAlAOYC  .  .  .   CYM- 

BOYAEYei.  11,42,3:  eePAneiA  »ycikih  kai  CYMnASHC,  h  kai  Ahmökpitoc  maptypeT.  V50:  «.ycikön  AHMOKPi'TeiON. 
Syncell.  I  4,  7 1 :  Ahmökpitoc  'ABAHpiTHC  «yciköc  «iaöcoiioc  (HKMAzeN.  Nach  Suid.  s.  v.  Büaoc  schrieb  er  <t>YciKÄ 
AYNAMepÄ  und  seine  t^xnh  iatpikh  enthielt  lAceic  *ycikac  Änö  tinün  BoneHMATCüN  thc  «Yceuc.  Er  ist  der  Be- 
gründer der  naturwissenschaftlichen  Enzyklopädie  (»ycikh  ictopIa,  *ycika),  welche  das  Gesamtgebiet  der  sicht- 
baren organischen  und  unorganischen  Natur  (Mensch,  Tier,  Pflanze,  Stein)  behandelte.  Vgl.  Basil.  in  Isaiam 
c-  5  (30,  385AM1GNE).  Hier.  adv.  Jov.  II  6  (23,  306  B).  Auf  seinen  Schultern  stehen  die  späteren  Verfasser  von 
<J>YCIKÄ  wie  Pamphilos,  Neptunalios,  Julius  Africanus  in  dem  entsprechenden  Abschnitt  seiner  KecToi,  Hermes 
Trismegistus  und  Didymos  (3.  Jahrhundert  n.  Chr.). 

*  UsENER,  Epicurea  Ind.  s.  v.  *yciköc. 

°    Oder  bei  Susemihl,  Litt.  d.  Alex.  I  832  A.  9. 

*  Über  diese  unechten  TetopriKA,  die  von  Cassius  Dionysius  benutzt  worden  und  durch  Vermittelung  der 
Quintilier  zu  Garg.  Mart.  gelangt  sind,  vgl.  Rose,  Ar.  Ps.  268  f. 

'  Vgl.  D.  L.  VIII 4,  5.  Odkr,  Rh.  M.  45,  76.  Susemihl,  a.  a.  O.  I  844.  Die  Fälschung  gehört  spätestens 
ms  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  Von  einem  Architas  haben  sich  merkwürdigerweise  aus  arabischer  Überlieferung 
zwei  mystisch-magische  Rezepte  nach  Art  des  Bolos  bei  Ps.-Albertus,  De  mir.  mundi  erhalten,  die  hier  Platz 
zu  finden  verdienen,  da  sie  vielleicht  auf  den  Landwirtschaftler  zurückgehen,  der  dann  sicher  der  Zeit  nach 
Bolos  angehören  würde.  Fol.  20^  (Ausgabe  vom  Jahre  1492,  Argt-nt.):  et  dixit  Architas,  si  accipiatur  cor  lupi 
dum  vivit  et  suspendatur  super  patientem  quaitanam,  eradicat  eam.  Fol.  2I'-:  et  dixit  Architas,  quod,  si  accipiatur 
cerumen  sinistrae  auris  canis  et  suspendatur  febricitantibus  periodice,  confert,  maxime  quartanae. 

*  Rh.  Mus.  45,  76. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  5 

Aber  weit  wichtiger  und  zugleich  ausschlaggebend  für  diese  Frage  dürfte  der  Nach- 
weis sein,  daß  der  von  Columella  erwähnte  Landwirtschaftler  an  der  von  Diels  für  den 
Abderiten  in  Anspruch  genommenen  Stelle  (XI  3,  2)  identisch  ist  mit  dem  Demokrit  der 
Geoponica,  den  auch  Diels  (Vors.  55  B  8  S.  128,  2  f.)  für  den  Mendesier  hält.-  An  dieser 
Stelle  bezeugt  Columella  von  Demokrit,  daß  er  das  Einhegen  des  Gartens  mit  einer  aus 
Luftziegeln  oder  Bruchsteinen  bestehenden  Mauer  zum  Schutz  gegen  Menschen  und  Vieh 
als  wenig  dauerhaft  und  allzu  kostspielig  verworfen  habe.  Nun  lesen  wir  bei  Varro 
(r.  r.  I  14,  I — 4)',  daß  die  Alten  ihre  Gärten  außer  mit  Mauern  auch  mit  lebendigen 
Hecken  oder  toten  Zäunen  (resp.  mit  Wall  und  Graben)  zu  umgeben  pflegten.  Der  De- 
mokrit des  (Jolumella  muß  also  entweder  den  Hecken  oder  den  Zäunen  das  Wort  geredet 
haben.  Ist  es  nun  Zufall,  daß  in  den  Geoponica  von  Bolos  Demokritos  eine  Beschrei- 
bung der  Anlage  einer  lebendigen  Hecke  erhalten  ist'?  Dieselbe  Beschreibung^  steht 
aber  auch  bei  Columella,  nur  ausführlicher,  und  zwar  im  unmittelbaren  Anschluß  an  das 
oben  besprochene  Zitat  des  Demokrit  (XI  3,  3 — 7).  Außerdem  wird  zu  Beginn  dieser 
Beschreibung  die  größere  Dauerhaftigkeit  und  geringere  Kostspieligkeit  dieser  Art  von 
Einfriedigung  gerähmt  und  die  vetustissimi  auctores,  d.  h.  ein  alter  Gewährsmann  als 
Zeuge  aufgerufen.  Ich  denke,  der  Schluß  ist  zwingend,  daß  er  diese  ganze  Partie  dem- 
selben Demokrit  verdankt  wie  die  Geoponica,  mit  andern  Worten,  daß  sein  Demokrit 
nicht  der  Abderite,  sondern  gleichfalls  der  Mendesier  ist. 

Daß  man  diesen  Sachverhalt  hat  verkennen  können,  erklärt  sich  daraus,  daß  Colu- 
mella die  Schrift  bald  unter  dem  Namen  Demokrits,  bald  unter  dem  des  Bolos  anführt; 
denn  darin  glaube  ich  auf  die  Zustimmung  überzeugungswilliger  Leser  rechnen  zu  dürfen, 
wenn  ich  annehme,  daß  das  Boloszitat  bei  Columella  XI  3,  53  mit  einer  landwirtschaft- 
lichen Notiz  über  die  Möglichkeit  der  Erzeugung  frischer  ägyptischer  Gurken  auch  während 
der  kalten  Jahre.szeit  aus  derselben  Schrift  stammt.  Dies  Schwanken  zwischen  den  beiden 
Autornamen  —  der  richtige  Name  ist  Bolos  Demokritos  -,  das  auch  bei  andern  Schriften 
dieses  Autors,  z.  B.  seinem  Sympathiebuch  und  seinen  xeiPÖKWHTA^  nachweisbar  ist,  hat 
er  offenbar  schon  in  seiner  Quelle  vorgefunden :  durch  sie  ist  er  dazu  verleitet  worden, 
die  Schrift  für  ein  Werk  des  Abderiten  zu  halten  und  den  Verfasser  als  vetustissimus 
auctor  zu  bezeichnen. 

Zum  Verständnis  des  Folgenden  halte  ich  es  für  notwendig,  zunächst  etwas  über 
die  Lebenszeit  des  Bolos  Demokritos  und  über  seine  Stellung  in  der  Literatur  zu  sagen. 
Seine  genauere  Lebenszeit  steht  nicht  fest  trotz  der  doppelten  Behandlung  durch  Suidas 
(s.v.  BüAoc  Ahmökpitoc,  Böaoc  Mgnai^cioc):  wir  sind  also  auf  Kombinationen  angewiesen. 
Zuerst  hat  E.  Oder'  diese  Frage  behandelt,  indem  er  den  Nachweis  zu  führen  suchte, 
daß  er  in  der  ersten  Hälfte  des  3.  Jahrhunderts  v.  Chr.,  d.  h.  vor  Kallimachos  gelebt 
habe.  Dagegen  haf  Th.  Weidlich"  berechtigten  Einspruch  erhoben.  Von  der  Annahme 
ausgehend,  daß  das  Sympathiebuch  des  Mendesiers  die  stoische  Lehre  von  der  cYwnÄeeiA 
TUN    ÖAü)N   zur  Voraussetzung   habe,    gelangt  er  zu   dem   Schlüsse,   daß   seine    Lebenszeit 

'    Vgl.  Maobrstbdt,  lülder  au.s  der  römischen  Landwirtsrhaft  V  S.  103  f. 

'  Geop.  V  44,  6.  Vgl.  XI  5,  4.  Offenbar  ist  Demokrits  Bericht  in  diesem  Kapitel  zweimal  wiedergegeben; 
denn  die  §§  i-  2  laufen  auf  dasselbe  Verfahren  hinaus.  Plinius  n.  h.  17,  62  kennt  es  gleichfalls  als  demokri- 
teisch:  er  benutzt  dieselbe  Quelle  wie  Columellü,  d.  h.  Celsus-Diophanes.    Vgl.  Herm.  43,  27. 

'  Das  Verfahren  besteht  darin,  daß  man  zu  Beginn  des  Frühlings  einen  Graben  um  den  Garten  zieht 
und  in  diesen  Graben  ein  altes  Schiffstau  legt,  das  mit  einer  Mischung  von  Ervenmehl  und  dem  Samen  von 
Dornsträuchern,  wie  Brombeeren,  Paliurus.  Weißdorn  u.  a.  bestrichen  wird,  worauf  man  den  Graben,  wenn 
mö;i!icli.  täglich  wässert:  nach   15  Tagen  hat  man  dann  die  ersten  Keime. 

'    Vgl.  DiELS,  Vors.  55  B  300,  2  ff.  S.  125,  10  f. 

Rh.  M.  45,  73.  48,1.  Vgl.  Müller  FHG  II  25.     Rohde,  Kl.  Schriften  I  353  A.  1. 

'    Die  Sympathie  der  antiken  Literatur  (Stuttgart  1894)  S.  34  f. 


6  M.  Wellmann  : 

möglicherweise  noch  in  das  Ende  des  3.  Jalirhunderts  zu  setzen  sei.  Endlich  hat 
DiELS  in  seiner  antiken  Technik'  die  Frage  gestreift  und  das  Hauptwerk  des  Mannes  um 
200  V.  Chr.   angesetzt.      Daß  dieser  Ansatz  richtig  ist,   wird  das  Folgende  lehren. 

H.  Bretzl  hat  in  seinem  bekannten  Buche  »Botanische  Forschungen  des  Alexander- 
zuges« (S.366A.  24)  die  Behauptung  aufgestellt,  daß  das  neunte  Buch  der  theophrasti- 
schen  Pflanzengeschichte  nichts  mit  dieser  Schrift  zu  tun  habe,  sondern  daß,  abgesehen 
von  den  ersten  7  Kapiteln,  die  eine  selbständige  Abhandlung  des  Eresiers  TTepi  öcmön 
darstellen,  mit  dem  8.  Kapitel  ein  Bruchstück  aus  der  Schrift  eines  unbekannten  Rhizo- 
tomen  einsetze.  Diese  Ansicht,  die  auf  einer  nicht  gewöhnlichen  Vertrautheit  mit  der 
Sprache  und  dem  Geist  der  naturwissenschaftlichen  Schriften  Theophrasts  berulit,  trifft 
das  Richtige:  nicht  nur  in  der  Terminologie'-,  sondern  auch  in  den  Wiederholungen  und 
Widersprüchen,  vor  allem  aber  in  der  auffallenden  Vorliebe  für  Wundergeschichten  aller 
Art^  gibt  sie  sich  als  das  Werk  eines  andern  Autors.  Ich  begnüge  mich  in  diesem  Zu- 
sammenhange damit,   zwei  besonders   charakteristische  Beispiele  herauszuheben. 

Ps.-Theophrast  (IX  12,  i)  beschreibt  die  Mastixdistel  (Atractylis  gummifera  L.)  unter 
dem  später  allgemein  üblichen  Namen  xamaia^con  AevKOc''.  Zum  Schluß  dieser  Besclirei- 
bung   heißt   es:    «^gtai    ag    ömoicoc    nANTAxoY    kai   exei   tö   ♦yaaon   ömoion   ckoaymü),   meTzon    a^' 

A'Y'TÖ     A^     nPÖC    TH     rfi     TINA     KE^AAHN     6X61     AKANOGIAH     MerÄAHN,     Ol     a'  AKAN6AN     KAA09ciN.       Hält    man 

hiermit  die  Beschreibung  zusammen,  die  Theophrast  (h.  pl.  VI  4,  9)  von  der  iiInh  gibt^, 
so  überzeugt  man  sich  leicht,  daß  beide  Autoren  dieselbe  Pflanze  im  Auge  haben:  das 
Gemeinsame  und  zugleich  für  die  Mastixdistel  Charakteristische  ist  der  platt  auf  dem 
Boden  liegende  (Ps.-Th.)  resp.  der  von  den  wurzelständigen  Blättern  überall  bedeckte 
(Th.)  Distelkopf  (ke-haam  ÄKANoeiAHc  Ps.-Th.  —  akanoc  Th.).  Dann  kann  aber  die  Beschrei- 
bung des  9.  Buches  wegen  der  Verschiedenheit  des  Namens  unmöglich  aus  der  Feder 
des  Eresiers  stammen,  und  wenn  Theophrast  sich  zu  Beginn  seiner  Beschreibung  gegen 
die  Behauptung  wendet,  daß  die  Mastixdistel  an  vielen  Orten  vorkomme,  so  glaube  ich 
darin  eine  Polemik  gegen  die  Angabe  des  Rhizotomen:  «YexAi  hantaxo?  zu  erkennen. 
Daraus  würde  folgen,  daß  das  Kräuterbuch  aus  vortheophrastischer  Zeit  stammt". 

Unter  den  Pflanzen  des  Kopaissees  bei  Orchomenos  erwähnt  Theophrast  (h.  pl.  IV 
10,  I.  3)  eine  Wasserpflanze,  deren  Beschreibung  auf  Nymphaea  alba  L.  fuhrt.  Offenbar 
kannte  er  aus  eigener  Anschauung  nur  die  böotische  weiße  Seerose,  bemerkt  aber  (IV  10,  2), 
daß   sie   vielleicht   auch   anderwärts   vorkomme,    aber   dann    unter  anderem   Namen.     Er 

'    DiKLS,  a.a.O.  S.  i26f.  (Zweite  Auflage). 

2  Am  cliirchschlagendsten  ist  der  abweichende  Gebraiifih  des  Wortes  Kza,  das  in  diesem  Bruchstücke 
nicht,  wie  bei  Theophrast,  die  Wurzel  im  botanischen  Sinne,  sondern  die  ganze  heilkräftige  Pflanze  bedeutet. 
Vgl.  Bretzl,  a.  a.  0. 

'    Vgl.  Ps.-Th.  IX  8,  5  f.  9,3.   10,4.   12,1.   13,6.   19,  2  f. 

*  Die  Identifizierung  mit  Atractylis  gummifera  wird  durch  die  Übereinstimmung  der  Beschreibung  und 
der  Heilwirkungen  der  Wurzel  mit  Diosk.  Mat.  M.  TU  8  gesichert,  dessen  Beschreibung  anerkanntermaßen  auf 
die  Mastixdistel  führt.  Vgl.  Nie.  Ther.  656  (aus  Apollodor-Theophrast).  Krateuas  in  den  Scholien.  Plin.  n.  h. 
22,  45  f.  (aus  Niger).    Gal.  XII154.    Ps.  Apul.  de  herb.  med.  109. 

^    Theophr.,  a.  a.  O.:  h  iiinh  «yetai  «eN  oy  noAAAXOY,  Pizö»YAAON  ae  ^ctin.  Änö  Ae  thc  pizhc  «ecHc  6  cnep- 

MATIKÖC    AKANOC    ^nlne^YKEN    CüCneP    MHAON    eY    MÄAA    SniKeKPYMM^NON    YnÖ    TÖN  «DYAACÜN  •    OYTOC  AG  Än'l  TOY  AKPOY  «GPei 

TÖ  AÄKPYON  eYCTOMON,  kaI  toytö  ^ctin  h  AKANeiKH  MACTixH.  isIac  als  Syuonym  bei  Diosk.  a.  a.  O.  Hes.  s.  v.  Apoll, 
bist.  mir.  42. 

"  Offenbar  verdankt  Theophrast  demselben  Autor  in  seiner  Beschreibung  des  CTP-f-XNOC  yonüahc  und 
MANiKÖc  (VII  15,4)  die  Angabe  über  die  cyncünymIa  der  Strychnosarten  sowie  die  pharmakologische  Notiz  über 
die  tödliche  Wirkun-j  des  ctpyxnoc  «aniköc.  Vgl.  IX  11,  5.'  Die  Schrift  wird  aus  der  zweiten  Hälfie  des  4.  Jahr- 
hunderts stammen.  Als  terminus  post  quem  mag  die  Erwähnung  des  Bildhauers  Pantias  aus  CLios  dienen,  der 
bei  dem  Bau  des  Athenatempels  in  Tegea  (nach  365)  durch  den  Genuß  einer  giftigen  Wurzel  den  Verstand 
verlor.    Vgl.  IX  13,4,  wo  die  Aldina  TTAntioc,  unsere  Hdss.  rTANAeioc  haben.    Vgl.  Paus.  VI  9,3. 


Die  Georgika  .  des  Demokritos.  7 

selbst  nennt  sie  ciah'.  Das  ist  aber  nicht  der  böotisehe,  sondern  der  attische  Name; 
denn  ciah  bedeutet  in  Böotien  den  Granatapfel",  und  den  böotischen  Lokalnamen  der 
Nymphaea  alba  (maaconaic?  mallon  Plin.  25,  75)  hat  der  Rhizotom  (IX  13,  i)  erhalten. 
Mit  den  Angaben  Theophrasts  ist  nun  der  Bericht  Ps.-Theophrasts  (IX  13,  i)  völlig  un- 
vereinbar; denn  einmal  kennt  er  zwar  den  gemeingriechischen ^  und  böotischen  Namen, 
aber  nicht  wie  Theophrast  den  attischen,  und  dann  weiß  er  im  Gegensatz  zu  Theophrast, 
daß  sie  außer  in  Böotien  und  Kreta  auch  in  Attika  (bei  Marathon)  heimisch  ist. 

Obgleich  also  dies  rhizotomische  Bruchstück  nicht  theophrastisch  ist,  wird  es  doch 
seit  dem  i.  Jahrhundert  v.  Chr.  unter  dem  Namen  des  Eresiers  zitiert,  so  von  dem  alexan- 
drinischen  Arzte  Sostratos*,  von  dem  Grammatiker  Theon  (resp.  seiner  Quelle)*  und  von 
Sextius  Niger  (resp.  Krateuas)".  Dieser  Tatsache  gegenüber  erhebt  sich  die  Frage:  wann 
resp.  von  wem  ist  die  Vereinigung  dieses  Bruchstückes  mit  dem  Corpus  der  Schriften 
Theophrasts  vollzogen  worden?  Zu  einer  Antwort  verhilft  ims  die  Überlieferung.  Zu- 
nächst bezeugt  Athenaios ',  daß  Ptolemaios  LI.  Philadelphos  den  gesamten  literarischen  Nach- 
laß Theophrasts  für  die  alexandrinische  Bibliothek  angekauft  habe.  Außerdem  wissen  wir, 
daß  Kallimachos  seinen  Schüler  Hermippos  aus  Smyrna  mit  der  Ordnung  des  schrift- 
lichen Nachlasses  des  Eresiers  in  der  alexandrinischen  Bibliothek  betraut  hat,  und  daß 
dieser  nach  dem  Vorbild  seines  Lehrers  im  Anschluß  an  diese  pinakographische  Tätig- 
keit eine  ausführliche  Abhandlung  über  diese  Ordnung,  eine  'ANArpA^H  tun  ögoopäctoy  bi- 
BAiüJN  verfaßt  hat,  auf  die  nach  dem  bündigen  Beweise  Useners  der  von  Diogenes  L.  (V42f.) 
aufbewahrte  Katalog  der  theoph rastischen  Schriften  zurückgeht*.  Die  Vermutung  liegt 
nahe,  daß  die  Einordnung  des  unechten  Stückes  in  den  Nachlaß  Theophrasts  bei  dieser 
(Ordnung  erfolgt  ist,  d.  h.  daß  dieser  Kallimachosschüler,  der  auch  sonst  die  Echtheits- 
kritik ziemlich  leicht  nahm,  bei  dieser  Gelegenheit  das  rhizotomische  Stück,  das  er  wegen 
seines  botanischen  Inhaltes  für  echt  hielt,  mit  der  Püanzengeschichte  vereinigt  hat".    Da- 


'  Der  Name  kehrt  wieder  bei  Nie.  Th.  887,  wo  die  Schollen  zu  vergleichen  sind,  daraus  wohl  Hes.  s.  v. 
Vgl.  Ath.  XIV  65  id,  wo  das  Theophrastzitat  aus  einem  erweiterten  Text  der  Pflanzengeschichte  stammt  (alex- 
andrinische Rezension). 

'  Ath.  XIV  650  f.  (nach  Agatharchides).  Vgl.  Murr,  Die  Pflanzenwelt  in  der  griechischen  Mythologie 
S.  50  f. 

'    NY«»AiA  bei  Diosk.  M.  m.  III  132. 

*  Ael.  n.  a.  IX  27  (-»-  Ps.-Th.  IX  18,  2)  aus  Sostratos  nach  Herm.  26,  321. 

*  Schol.  Nie.  Th.  500.  564.  656.  938. 

*  Diosk.  m.  m.  III  74  S.  87.  n  (~  Ps.-Th.  IX  11,  11)  V  108  S.  79,  11  (~  Ps.-Th.  IX  17,  3).  Vgl.  Plin. 
n.  h.  36,  156  (sicher  aus  Niger). 

'  Ath.  13  b.  BiRT,  Antikes  Buchwesen  458.  Offenbar  handelte  es  sich  bei  dem  Ankauf  um  Abschriften, 
nicht  um  die  Originale,  da  diese  in  der  Familie  des  Neleiis  von  Skepsis  bis  c.  90  v.  Chr.  verblieben. 

*  Vgl.  UsENER,  Analecta  Theophi astea,  Bonner  DIss.  1858  S.  22  (Kl.  Sehr.  I  68).  Susemihi,  I  492  f. 
PW.  VIII  849. 

*  Von  der  Pllan/.engeschichte  gab  es  im  Altertum  zwei  Rezensionen,  die  alexandrinische  und  die  des 
Andronikos  von  Rhodos  (Tyrannion,  vgl.  Usener,  Kl.  Sehr.  1  68.  III  151.  PW.  I2164),  auf  der  unser  Theo- 
phrasttext  fußt.  Der  Unterschied  beider  Rezensionen  scheint  weniger  In  der  Anordnung  der  Schriften  als  in 
der  Textgestaltung  bestanden  zu  haben.  Bekanntlich  ist  uns  eine  Anzahl  von  Zitaten  aus  ihr  erhalten,  die 
einen  reicheren  und  erweiterten  Text  aufweisen.  Da  nun  die  Autoren,  von  denen  diese  Zitate  herrühren, 
nach  Alexandrela  weisen  (Athenaios-Pamphilos,  Pllniiis-Juba.  Vgl.  Suid.  s.  v.  akaah4>h.  Stein,  Scholla  In  Arist. 
Lys.  Göttinger  Diss.  1891  S.  20.  Wii-amowitz,  Abb.  d.  Gott.  gel.  Ges.  1904  S.  677),  so  dürfen  wir  annehmen, 
daß  diese  Abweichungen  im  Text  auf  Rechnung  der  alexandrinischen  Rezension  zu  setzen  sind.  Anderseits 
stimmen  beide  Rezensionen  in  der  Kinordnung  des  rhizotomischen  Stückes  hinter  die  Pflanzengeschlchtc  über- 
ein. Da  nun  diese  Anordnung  von  Hermippos  herrührt,  so  muß  Andronikos  bei  der  Neuordnung  der  Schriften 
die  alexandrinische  Rezension  zur  Hand  gehabt  haben.  Dazu  stimmt,  daß  das  rhizotomische  Bruchstück  doppelt 
in  verschiedener  Rezension  erhalten  Ist,  einmal  In  der  Vulgatfassung  in  allen  Hdss.,  daneben  aber  In  3  Hdss. 
(Urbinasöi.  Laur.  85,  3.  23)  noch  einmal  in  stark  abweichender  Textgestalt  als  B.  10.  Es  liegt  auf  der  Hand, 
daß  diese  Anordnung  von  Andronikos  herrührt  und  daß  die  zweite  Fassung  dieses  Stückes  die  alexandrinische 
Rezension  i-epräsentiert.     Durch  diese  Annahme  ei'halten  wir  eine  Bestätigung  der  Angabe  des  Diogenes  über 


8  M.  Wellmann: 

zu  paßt  auf  das  beste,  daß  in  seinem  Katalog  die  Pflanzengeschichte  mit  lo  Büchern  ge- 
bucht war,  also  mit  einem  Plus  von  zwei  Büchern,  wenn  man  den  uns  vorliegenden  echten 
Bestand  in  Rechnung  zieht. 

Trifl't  diese  Vermutung  das  Richtige,  so  hat  Bolos  Demokritos  nach  Hermippos  ge- 
lebt, da  er  das  Tizotomikön  als  theophrastisch  kennt.  Die  beweisende  Stelle  dafür  steht 
bei  Stephanos  von  Byzanz  s.  V.  "ArrNeoc-  ecTi  Ae  kai  gTaoc  «oyto?,  nepi  oy  Böaoc  b  Ahmo- 
KPireioc,   oti    0eö<t>PACTOC   (IX  17,4)   en  tu    nepi   oytün   eNATü) '   tA   hpöbata  tA  ^n  tu  TTöntü)  tö 

AYYNeiON  NeMÖM£NA  OYK  ^XGI  XOaAn  . 

Eine  Bestätigung  gibt  die  Schriftstellerei  des  Bolos  Demokritos.  Wie  ein  Theophrastus 
Paracelsus  des  Altertums  tritt  uns  dieser  Mann  in  der  Literatur  entgegen  mit  seinem  Hang 
zur  Magie,  Zauberei  und  Alchemie.  Als  Schriftsteller  von  einer  staunenswerten  Versa- 
tilität  —  er  war  Arzt,  Naturforscher,  Landwirt,  Alchemist,  Astrologe  und  Zauberkünstler 
in  einer  Person  — ,  ist  er  darin  ein  echtes  Kind  seiner  Zeit\  daß  er,  abgesehen  von 
rein  technischen  Sc^hriften  (feupriKÄ,  Ba<i>ika,  Iatpika)  große  Notizen-  und  Exzerptensamm- 
lungen verfaßt  hat,  in  denen  er  einem  Zuge  seines  Charakters  folgend  die  merkwürdigen 
Ausgeburten  menschlichen  Aberglaubens  und  Irrwahnes  mit  ungeheurem  Fleiße  zusammen- 
getragen hat.  Zu  dieser  Literaturgattung  gehören  seine  GaymAcia,  eine  Sammlung  von  zum 
größten  Teil  naturwissenschaftlichen  Wundergeschichten  aus  der  griechischen  Literatur, 
besonders  aus  dem  Peripatos,  nach  löblicher  Grammatikersitte  mit  gewissenhafter  Angabe 
seiner  Quellen  nach  Art  des  Wunderbuches  des  Kallimachos  und  Antigonos  von  Karystos; 
vor  allem  aber  seine  XeiPÖKWHTA^,  ein  commentarium,  wie  es  Vitruv  (IX  praef.  14)  nennt,  d.h. 
ein  Exzerptenwerk,  das  durch  seinen  monströsen,  superstitiösen,  mystisch-magischen  In- 
halt alles  überbot,  was  bisher  auf  diesem  Gebiete  geleistet  worden  war:  commenta,  d.  h. 
Fiktionen,  Erfindungen,  Lügen  nennt  sie  Col.  VII 5,  17,  vanitätes,  mendacia,  portenta  Plinius. 
Aber  gerade  dieser  Inhalt,  der  dem  Sensationsbedürfnis  eines  in  mystischer  Spekulation 
und  krassem  Aberglauben  versunkenen  Zeitalters  in  so  reichem  Maße  entgegenkam,  ist  es, 
der  diesem  Werke  den  Zuspruch  sicherte.  Es  ist  etwas  ganz  Neues,  das  er  in  ihm  auf 
den  literarisclien  Markt  brachte  und  von  dem  er  einen  Teil  auch  in  seine  andern  Werke, 
sein  Sympathiebuch,  seine  'Iatpika  und  vielleicht  auch  in  seine  fecopriKA,  FlAirNiA  herüber- 
genommen hat:  iranische  Magie,  phönikisch-jüdischer  Aberglaube,  ägyptische  Zauberei 
und  chaldäische  Astrologie.  Die  Hauptquellen  für  diese  kuriose,  okkultistische  Seite  seiner 
Schriftstellerei  waren,  abgesehen  von  Schriften  vom  Schlage  des  Ägypters  ApoIIobex,  des 
Phönikiers  Mochos,  des  Juden  Dardanos*,  die  Werke  der  großen  Meister  der  persischen 
Magie,  Zoroaster  und  Ostanes,  die  nach  dem  Zeugnis  des  Hermippos^  bei  Plinius  (n.  h. 


die  Bücherzahl  der  hermippischen  Redaktion,  der  wir  auf  keinen  Fall  mit  Gercke  (Einleitung  I  19)  Mißtrauen 
entgegenbringen  dürfen.  Merkwürdig  ist  die  Buchzählung,  die  Apollonios  in  seiner  Hist.  mir.  a.  41  (d.  h.  Bolos) 
beiblgt.  Sie  stimmt  weder  mit  der  alexandrinischen  noch  mit  der  unserer  Hdss.  überein,  und  doch  hat  die 
Vorlage  sicher  die  alexandrinische  Rezension  benutzt,  da  sie  an  zwei  Stellen  (16.47)  einen  erweiterten  Text 
bietet.  Ich  vermute  deshalb,  daß  die  Zahlen  verderbt  sind.  c.  41:  0.  ^n  tu  h'  nepi  *ytun  (IX  18,  2)  ist  offen- 
bar C  statt  h'  zu  lesen,  eine  Korruptel,  die  sich  paläographisch  leicht  erklärt.  An  der  zweiten  Stelle  liegt 
vielleicht  ein  lapsus  memoriae  vor. 

'  Vgl.  Apollonios,  Hist.  mir.  31  (gleichfalls  aus  Bolos).  Vgl.  Diels,  Über  Epimenides  von  Kreta,  Sitzgber. 
d.  Berl.  Akad.  21  (1891)  S.  7.  "^        s 

"    Vgl.  DiELS,  Didymoskommentar  zu  Demosthenes  S.  XXXVII. 

'  Die  richtige  Erklärung  des  Titels  bei  Diels,  Vors.  S.  125  Anm.  Antike  Technik»  S.  135  A.  2.  Ge- 
naueres darüber  bei  anderer  Gelegenheit. 

*  Die  Hauptstelle  darüber  ist  Plin.  n.  h.  30,  9.  Vgl.  Diels,  Vors.  II  S.  129,  i  f.  Antike  Technik  S.  113 
(S.  126  f."). 

'  Offenbar  hatte  der  Smyrnäer,  der  Sammler  und  Ordner  der  orientalischen  (d.  h.  phönikisch-jüdisch- 
persischen)  Literatur,  diese  ganze  Masse  unter  dem  Sammelnamen  »Zoioaster«  zusammengefaßt,  wie  es  ja  auch 
der  Ordner  der  medizinischen  Schriften  getan  hat. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  9 

30, 4)  nicht  weniger  als  zwei  Millionen  crixoi  umfaßten.  Dieser  Wust  von  Schriftwerken 
der  Priester  des  Mazdaisuius,  der  ohne  Zweifel  durchsetzt  war  von  griechischen  Trug- 
schriften unter  dem  Namen  des  großen  Religionsstifters,  ist  nach  der  Übertragung  ins 
Griechische  unter  Ptoleniaios  Philadelphos'  von  Hermippos  in  der  alexandrinischen  Biblio- 
thek geordnet  worden'^,  und  im  Anschluß  an  diese  Arbeit  ist  sein  Werk  TTepi  mätun  ent- 
standen^, aus  dem  bei  Plinius  (n.  h.  30,  3  f.)  und  Diogenes  Laertios  (praef.  i  fF.)  Überreste 
vorliegen.  Es  darf  wohl  als  sicher  gelten,  daß  diese  Tätigkeit  des  alexandrinischen  Gram- 
matikers die  notwendige  Voraussetzung  der  XeiPÖKWHTA  des  Bolos  ist,  d.  h.  daß  diese  Schrift 
erst  der  Zeit  nacli  Hermippos  angehört.  Wenn  man  übrigens  um  dieses  Werkes  willen 
den  Mendesier  zum  Schwindler  stempelt,  so  tut  man  ihm  bitteres  Unrecht.  Von  ihm  gilt 
.so  gut  wie  von  den  literarischen  Größen  jener  Zeit  das  XmAptypon  oya^n  eeineN.  Er  ist 
ebensowenig  ein  Fälscher  wie  etwa  Alexander  Polyhistor*,  mit  dem  er  wegen  seiner 
Kritiklosigkeit,  seines  Aberglaubens  und  seiner  toten  Gelehrsamkeit  am  ehesten  verglichen 
werden  kann,  und  wir  haben  kein  Recht,  ihn  in  gleiche  Linie  zu  stellen  mit  dem  Ver- 
fasser der  Ps.-Plutarchischen  Schrift  TTepi  noTAwöN,  über  dessen  Fäischerarbeit  uns  Hekcher 
aufgeklärt  hat.  Will  m.in  ihm  einen  Vorwurf  machen,  so  sei  es  der  naiver  Leichtgläubig- 
keit und  unverkennbarer  Freude  am  Monströsen,  Lächerlichen,  Bizarren,  der  indes  nicht 
sowohl  ihn  als  seine  Zeit  überhaupt  trifl't,  und  dem  wir  es  anderseits  allein  verdanken, 
daß  uns  eine  große  Fülle  wichtigen  kulturgeschichtlichen  Materials  erhalten  worden  ist. 
Eine  andere  Erwägung  führt  zu  demselben  Schluß,  daß  der  Mendesier  nach  Her- 
mippos gelebt  hat.  H.  DiELs  hat  in  seinem  Aufsatze  »Über  Ilpimenides  von  Kreta«  a.  a.  0. 
S.  7  aus  dem  Autorenlerama  Büaoy  am  Anfange  der  '^IctopIai  saymäciai  des  ApoUonios*  und 
aus  Kap.  3 1  derselben  Schrift,  in  dem  das  im  vorhergehenden  bereits  erwähnte  Exzerpt 
aus  Ps.-Thoophrast  (h.  pl.  IX  17,4)  genati  in  der  von  Stephanos  aus  Byzanz  (s.  v. "ArYNeoc) 
für  Bolos  bezeugten,  von  Ps.-Theophrast  abweichenden  Fassung  erscheint,  den  Schluß  ge- 
zogen, daß   (las   ganze  Machwerk   ein  Exzerpt   aus   der  Schrift  des  Mendesiers  FTepl  tun 

iK    THC    ANATNÜCeUC    TUN     ICTOPItüN     t\C     dniCTACIN      HMÄC      ÄrÖNTUN    (fi)     nGPI     GAYMACIUN     Sel*.        DiCSe 

Schlußfolgerung  scheint  mir  trotz  des  Widerspruches  von  Susemihl"  richtig  zu  sein.  Ich 
vermag  dafür  ein  neues,  wie  mir  scheint,  zwingendes  Argument  beizubringen,  welches 
sich  aus  der  Betrachtung  zweier  weiteren   Kapitel   ergibt. 

Die  Bemerkungen  des  Apollonios  (c.  46)  über  die  Puffbohnen  haben  in  die  landwirt- 
schaftliche Literatur  gleichfalls  Eingang  gefunden:  sie  kehren  teils  bei  Plinius  (n.  h.  18, 
ii8f.),  teils  in  der  Geoponica  (II  35)  wieder.  Zur  Veranschaulichung  des  Verhältnisses 
dieser  Berichte  diene  folgende  Zusammenstellung: 

'    Vgl.  Boi.L,  Sphaera  S.  370.     Droysek,  Gesch.  d.  Hell.'  III  i  S.  50  A.  2.  Susemihi.  I  493  A.  11. 
»    Vgl.  PW.  XV  846. 

'  Diog.  Laert.  praef.  8  (vielleicht  aus  der  4>iA0CÖ*a)N  ictopia  des  Antisthenes  von  Rhodos,  des  Verfassers 
des  MAfiKÖc,  und  nicht,  wie  üefkcken  wollte,  aus  l'oseidonios). 

*  Vgl.  Freitdenthal.  Hellen.  Studien  S.  28  f. 

'  Leider  schwebt  für  uns  dieser  Apollonios  zeitlich  völlig  in  der  Luft.  Vgl.  Susemihi,  1  479.  Mit  dem 
von  Sopatros  exzerpierten  Stoiker,  der  auch  paradoxographische  Neigungen  hatte  (l'hot.  Bibl.  cod.  161),  dürfte 
er  schwerlich  etwas  zu  tun  haben.  Aus  diesem  .Stoiker  stammen  vielmehr  die  Zitate  bei  .loh.  Lyd.  De 
mens.  IV  74  (sicher  stoisch;  setzt  eine  .Schrift  TTePi  nPONOJAC  voraus)  W.  11.  125.  Die  Bekanntschaft  unseres 
l'aradoxographen  mit  einer  Schrift  des  Bolos  läßt  vielmehr  auf  einen  Neupythagoreer  schließen.  Vielleicht 
ist  er  mit  dem  Verfasser  eines  Traumbuches,  Apollonios  aus  Attaicia,  identisch,  über  den  Oder  bei  Suse- 
mihi. I  872  zu  vergleichen  ist.  Feinen  magi.schon  .Schriftsteller  A.  vom  Schlage  des  Julius  Africanus,  Hermes 
und  Ilarpokration  kennt  Tzetzes,  Exeg.  in  Hom.  76.  108.  109  ed.  Hermann.  Arnob.  adv.  nat.  I  52.  Es  ist  der 
Belinus,  Belbinus  der  Araber,  von  dem  Razi  bei  Ibn  al  Baitar  ed.  Leclerc  (Xot.  et  extr.  23,  244.  26,  i6r.  311) 
eine  Schrift  «ycikä  kennt.    Vgl.  Ps.  Alb.  de  mir.  m.  19'.    V.  Rose,  Arist.  de  lap.  327  A.  r. 

*  Vgl.  Suid.  s.  V.  BüAOc.     DiEt.s,  Vors.  S.  125.  160. 
'    Gesch.  d.  alex.  Lit.  II  674. 

Phil.-hixt.  Abh.  1921.  Nr.  4.  2 


10 


M.     W  E  L  I-  M  A  N  N  : 


Apoll. ' 
SeöoPACTOC  eN  th   e  tüJn 

OyTIKÖN  AITIÖN   (V  15,  l)  »HCIN, 
TA    K^AYOA  TUN   KYÄMü)N  nEPI  TÄC 
MZAC  TÖN  A^NAPUN  nePITie^MSNA 
5     iHPAINeiN   TA   <t>YÖMeNA. 


Kai  AI  KATOiKiAioi  Ae  ÖPNieec 

CYNGXÖC   TA?TA  eceiOYCAl  ATOKOl 

rirNONTAi'   oeeN  kai  aiä  taythn 

THN   AITIAN,  tAxA  AG   KAI  Al'  AAAAC 

10   Ol    TTYeAröpeioi    XnArope^oYCiN 

TU  KYÄMü)  XPHCeAl '  KAI  TAP  HNGY- 
MATOnOlÖN  KAI  AYCnenTON  KAI 
TO'Vc      ÖNeiPOYC      TeTAPATM^NDYC 


Geop. 

1.  cndPMA  KYÄMOY  OYaAtTOY  TI- 
eSNAI  nAPA  pizAN  A^NAPOY,  TnA  MH 
IHPANefl  TÖ  A^NAPON.  AGT  A^  TOYC 
KYÄMOYC  ÖYIMOYC  «YTGYeiN  '  XaI- 
POYCI     TAP     TH     nHAUAei     TH.      Vgl. 

II 1 3,  3.  40,  I .  Africanus,  KecToi 
c.  3  2  (Thevenot) :  01  Kyintiaio! 

<t>ACIN    ÜC    TA     K^AYOA     TÖN    KYÄMUN 

taTc    pizaic    (tön    a^napun)    ew- 

BAAAÖWeNA   TAY'TA   IHPAiNei. 


2.    TnA     KAAOl     nPÖC    THN    eYHCIN 

Sei,  npö  MiÄc  HM^PAC  To9  cneipeiN 

BP^xe    AYTOYC    YAATl    MGTA    NITPOY. 


3  K^AY4>A  Hds.  Africanus :  ksay^h 
Th.  Clemens. 

6  KATOIKIAIOI  Clem. :  katoikiaiai  ed. 


Theophr.  c.  pl.  IV  16,  2: 

KAI    ÄNAnAHPOYCeAi    A^   <I>ACI    (sC. 
K-I-AMOn)    KOn^NTA. 


3.  Ol  AG  «YClKOl  *ACI  TOYC 
KYÄMOYC     AMBAYNCIN     TAG     AIANOIAC 

(kapaiac  Hdss.,  Vgl.  Sim.  Seth.  s. 
V.   «oÄBA  S.  114,17)  TÖN  eceiÖN- 

T(ON    A-Y-TOYC. 

4.  Aiö  KAI  ennoAlzeiN  taTc  e-f- 
eYONeiPiAic     nomIzontai,     eici     rÄp 

nNCYMATÖAeiC. 

5.  <t>ACI  Ae  KAI  TÄC  KATOIKIAIOYC 
ÖPNGIC    CYNeXÖC    AYTOYC    eceiOYCAC 

ÄTÖKOYC  rlNecoAi. 

6.  TOYC  AG  KYÄMOYC  Ö  HyGA- 
rÖPAC  <t>HCI  MH  XPHNAI  eceiciN  AIÄ 
TÖ  KAI  CN  TÖ    ÄNeei    AYTÖN    CYRICKe- 

ceAi  n^NeiMA  tpämmata. 

7.  «ACI  AC  TÖN  KYAMON  ^KBPü)- 
e^NTA  ÄNAnAHPOYCeAl  nÄAIN  THC 
CGAIHNHC  AYSOM^NHC.  TOYTON  A^  GN 
AAMYPÖ  YAATl  Ml^nOTC  CYcTceAl, 
OeeN    O-r-AÖ   CN    eAAATTIü). 


Theophr.    c.   pl.  V  15,  i: 

«eeipei   rÄP  tä  tön  kyämun  ke- 

AY*H  nePIBAAAÖMCIA  TaTc  PIZAIC 
KAI  TOTC  BAACTOTC,  Cr  HANTA  ÄAAÄ 
TÄ   APTI    ÄNAOYÖMeNA   KTA. 

Theophr.  h.  pl.  VIII  1,4: 

Ol   A^    KAI    TÖN   KYAMON   ÖYC   Cnei- 

POYCIN.  Verg.  Georg.  I  215: 
veie  (d.  h.  spät)  fabis  satio. 
Pall.  16,  5:  omnia  legumina 
Graecis  auctoribus  seri  iuben- 
tur  in  sicca  terra,  faba  tan- 
tummodo  in  umida  debet 
aspargi. 

Pall.  XII  1,3:  nitrata  aqua 
respersa  cocturam  non  habere 
difficilem  (sc.  fabae  semina 
Gram  adserunt).  Verg.  Ge- 
org. I  193.  Plin.  n.  h.  XVIII 
1 57:  Vergiliusnitroetamurca 
perfundi  iubet  fabam.  Col.  II 
10,  11:  priscis  aulem  rusticis, 
nee  minus  Virgilio  prius 
amurca  vel  nitro  macerari 
eam  et  ita  seri  placuit. 

Plin.  XVIII 118:  hebetare 
sensus  existimata  (sc.  faba), 
insomnia  quoque  facere:  ob 
haec  Pythagoricae  sententiae 
damnata,  ut  alii  tradidere, 
quoniam  mortuorum  animae 
sint  in  ea  . .  .  Varro  et  ob 
haec  tlaminem  ea  non  vesci 
tradit,  et  quoniam  infloreeius 
litterae  lugubres  reperiantur. 
( Aus  Varros  Rerum  divinarum 
B.  2  nach  Gellius  X  15,  32). 


Plin.  18,119:  sola  certe 
frugum  etiam  exesa  repletur 
crescente  luna.  aqua  marina 
aliave  salsa  non  percoqnitur. 


'    Aus  Apollonios  stammt  Clem.  Alex.  Str.  III  3,  24  S.  206,  22  f. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  11 

Was  die  Geoponica  anlangt,  so  hat  Fehrle  in  seinen  Studien  zu  den  griechischen 
Geoponikern  (CtdixeTa  Heft  3  S.  4if.)  den  Nachweis  geführt,  daß  die  §§1  —  5  mit  den 
Anweisungen  über  das  Anpflanzen  der  Puffbohnen  und  dem  Bericht  über  ihre  schädlichen 
Wirkungen  aus  Anatolios  stammen,  während  die  folgenden  Paragraphen  Zusatz  des  Re- 
daktors sind.  Als  Quelle  des  Anatolios  kommen  nach  dem  von  mir  angeführten  Zeugnis 
des  Africanus  die  Quintilier  in  Frage,  da  sie  das  Exzerpt  aus  Theophrast  (§  i)  kennen. 
Die  Quelle  des  Plinius  dagegen  ist  natürlich  ein  römischer  Landwirtschaftler,  vermutlich 
Celsus',  wie  sich  aus  den  Zitaten  römischer  Autoren  (Vergil,  Varro)  ergibt.  Daß  aber 
in  letzter  Linie  griechisches  Gut  bei  Plinius  und  den  Geoponica  vorliegt,  beweist  das 
Theophrastexzerpt  (Geop.  i ),  die  Wiederkehr  der  von  den  meisten  übrigen  Landwirtschaft- 
lern'^  abweichenden  Ansicht  (ot  a^  Theophr.)  über  das  Pflanzen  der  Bohnen  (Geop.  i),  die 
Tut-sache,  daß  für  die  von  den  Geoponica  (2)  und  Plinius  angeführte  Vorschrift,  die  Bohnen 
vor  dem  Säen  in  Natronwasser  und  Ölschaum  aufzuweichen,  Palladius  die  Graeci  (prisci 
rustici  Col.)  als  Quelle  nennt.  Wir  gewinnen  also  fiir  Celsus  (Plinius),  Hygiii  (Vergil) 
und  die  Quintilier  (Geoponica)  eine  gemeinsame  griechische  Quelle,  die  kein  anderer  ge- 
Avesen  sein  kann  als  Cassius  Dionysius  (Diophanes).  Damit  fällt  die  Annahme  Gemolls^, 
daß  Apollonios  bei  den  Geoponica  vorliege;  vielmehr  dürfen  wir  mit  Wahrscheinlichkeit 
annehmen,  daß  uns  in  den  betreffenden  Paragraphen  der  Geoponica  Reste  eines  den  Theo- 
phrast verarbeitenden,  von  Cassius  Dionysius  benutzten  Landwirtschaftlers  erhalten  sind. 
Zur  Namhaftmachung  dieses  Autors  verhilft  uns  das  wiederholte  oycikoi  der  Geoponica 
(§  3.  5)  und  die  prisci  rustici  Columellas:  es  ist  Bolos  Demokritos,  der  «yciköc  der  Geo- 
ponica, der  tatsächlich  in  seinen  feupriKÄ  den  Theophrast  benutzt  hat*.  Als  Resultat 
ergibt  sich  also,  daß  das  Exzerpt  bei  Apollonios  c.  46  demokritisches  Gut  enthält.  Aber 
noch  an  einer  andern  Stelle  dieser  Exzerptenmasse  glaube  ich  die  Feder  des  Mendesiers 
zu  erkennen,  c.  49  ist  die  Rede  von  der  wunderbaren  Heilung  besonders  nervöser  Er- 
krankungen, wie  Ohnmacht,  Furchtanfällen,  Ekstase,  Epilepsie  und  Ischias,  durch  Musik, 
besonders  durcli  Flötenspiel,  im  Anschluß  an  Theophrasts  Schrift  rTepi  fiNeovciACMOv".  Die 
Behandlung  dieses  Problems,  das  ein  beliebter  Gegenstand  peripatetischer  Schriftstellerei 
gewesen  ist*,  war  sicher  zuerst  von  den  Pythagoreern  in  Angriff  genommen  Avorden'  und 
spielte  in  der  neupythagoreischen  Schule  eine  bedeutsame  Rolle.  Aus  einer  Stelle  des 
Gellius  (IV  13)  erhellt  nun,  daß  Bolos,  der  bei  Suidas  den  Titel  eines  pythagoreischen 
Philosophen  führt,  zu  dieser  Frage  gleichfalls  Stellung  genommen  hat,  wobei  er  die  An- 
sicht vertrat,  daß  Flötenmusik  nicht  nur  den  Biß  von  Vi])ern,  sondern  auch  sehr  viele 
andere  Krankheiten  zu  heilen  vermöge.  Die  Worte  lauten:  viperarum  morsibus  tibicinium 
scite  modulateque  adhibitum  mederi,  refert  etiam  Democriti  liber,  qui  inscribitur  <(nep]  cymoa- 
eeiöN),  in  quo  docet  plurimis  liominum  morbidis  medicinae  fuisse  incentiones  tibiarum.  Ist 
es  glaublich,  daß  er  bei  seiner  Beherrschung  der  peripatetischen  Literatur  sozusagen  den 
locus  classicus  für  diese  Lehre  nicht  gekannt  hat?  Die  richtige  Antwort  auf  diese  Frage 
gibt  meines  Erachtens  Gellius,  bei  dem  das  Theophrastzitat,  allerdings  mit  der  ihm  eigenen 
sophistischen  Einkleidung,  die  uns  nicht  täuschen  darf  (ego  nuperrime  in  libro  Theophrasti 

'  Vgl.  Reitzenstein,  De  Script,  r.  r.  Hbris  deperditis  S.  35  f.  ♦ 

'  Für  die   frühe   Aussaat   der  Bohnen   (also   im   Herbst)   treten   ein   Theophr.  h.  pl.  VII  i.    c.  pl.  III  30. 

Varro  I  34,  2.    Col.  II  10,  9.    Pall.  XII  i. 

'  A.  a.  O.  13«:    •Doch  scheint  Geop.  II  35  aus  Plinius  18,  30  und  Apollonius  1.  1.  46  zusammengesetzt, 

und  zwar  von  dem  Sammler.« 

*  Vgl.  l'lin.  15,  138;  Geop.  X  29,  5  (Demokrit)  —  Theophr.  c.  pl.  II  7,  4.  III  10,  4. 
'  Vgl.  Wklcker,  Kl.  Sehr.  III  &2.  Frg.  88.  87  Wi.mmer. 

•  Vgl.  .Stratons  Schrift  TTep'i  ^ngoyciacmoy  bei  L.  I).  V  59. 

'    Cael.  Aur.  m.  ehr.  V  i,  23.    Porphyr.  V.  Pyth.  30.  33.    Rohde,  Kl.  Sehr.  II  344.  145. 


12  M.  Wellmann: 

scriptum  inveni),  unmittelbar  vor  dem  Demokritexzerpt  steht,  also  wohl  aus  ihm  entnommen 
ist.    Von   ihm    also    wird    das    Exzerpt   aus  Theophrasts    Schrift   nepi    eNeovciAcnioN    c.  49 

stammen. 

Überhaupt  ist  es  überraschend  zu  sehen,  in  wie  hohem  Grade  sich  die  Schriftstel- 
lerei  des  Bolos  in  den  Exzerpten  dieser  Schrift  widerspiegelt.  Man  gewinnt  unwillkür- 
lich den  ICindruck,  als  seien  sie  die  Vorarbeiten  zu  seinen  naturwissenschaftlichen  Schriften. 
Man  beachte  nur,  wie  die  Gliederung  des  Stoffes  in  seinem  Sympathiebuche'  resp.  seiner 
♦YciKt^  icTOPiA  nach  Mensch,  Tier,  Pflanze,  Stein  auch  in  ihr  einen  Widerhall  findet:  so 
handeln  die  Kap.  9.  24.  25.  51  vom  Menschen,  in  den  Kap.  8.  10-  13.  20.  21.  26.  39  werden 
merkwürdige  Eigenschaften  von  Tieren,  in  den  Kap.  16.  18.  31.  41.  47.  48.  50  solche  von 
Pflanzen  und  Kap.  17.  23.  36  von  Steinen  mitgeteilt.  Seinen  "'Iatpikä  (t^xnh  iatpiki^)  ent- 
sprechen die  Kap.  14.  29.  30.  40.  42.  49  und  seinen  fecüpriKÄ  die  auf  Landwirtschaft  be- 
züglichen Notizen  in  den  Kap.  7.  15.  32.  33.  38.  43.  44.  46.  Und  für  seine  llAirNiA,  sein 
Zauberbuch,  ein  Werk  nach  Art  der  Magia  naturalis  des  Mittelalters^  bietet  Kap.  45  eine 
Anknüpfung,  das  ein  echtes  nAirNioN  enthält  und  das  in  die  für  diese  Literaturgattung 
charakteristische  Form  umgesetzt  etwa  folgendermaßen  lauten  würde:  AevKoiOYC  h  cre^A- 
NOYC  AiA  NYKTÖc  wfi  MAPAiNeceAi '  A^xNON  AYAc  6ec  AYToTc  nAPAKAieceAi.  Man  Avird  dabei  er- 
innert an  ein  anderes,  gleichfalls  unzweifelhaft  demokritisches  nAirNioN  der  Geoponica 
(XIII  18),  das  durch  Vermittelung  der  syrisch-arabischen  Übersetzung  des  Anatolios  in  die 
arabische  Überlieferung^  und  in  die  aus  ihr  schöpfende  Schrift  des  Ps.- Albertus  De  mi- 
rabilibus  mundi*  übergegangen  ist:   bätpaxoi   ciunhtcoYc:  KpAzoNjec,  eku  ayxnon  ayac  efic  npöc 

THN     ÖXeHN. 

Im  Gegensatz  zu  dieser  rein  naturwissenschaftlichen  Masse  stehen  die  Exzerpte  aus 
Theopomps  Mirabiliendigression  (B.  8)  in  den  Kap.  1—6,  die  »Galerie  der  Wunder- 
männer«, wie  sie  Diels'  genannt  hat.  Es  sind  fabulöse  Berichte  romantischen  Charakters 
von  Epimenides  aus  Kreta,  Aristeas  aus  Prokonnesos,  Hermotimos  aus  Klazomenai,  Abaris, 
Pherekydes  dem  Syrer  und  Pythagoras,  von  denen  die  drei  ersten  insofern  enger  zusammen- 
gehören, als  sie  von  dem  Weiterleben  Totgeglaubter  handeln.  Es  sind  diese  drei  Er- 
zählungen die  typischen  Beispiele  für  das  Wiedererwachen  Scheintoter,  wie  sie  in  der 
ÄNABiucic-Literatur  seit  der  Zeit  des  Herakleides  Pontikos"  und  Chrysippos'  immer  wieder- 
kehren. Sie  zwingen  uns  meines  Erachtens  zu  der  Annahme,  daß  Bolos  Demokritos  eine 
derartige  Schrift  verfaßt  hat.  In  der  Tat  bezeugt  sowohl  der  Thrasyllkatalog*  als  auch 
Proklos  in  seinem  Kommentar  zum  Platonischen  Staat  (II  113  Kroll)  von  Demokrit  eine 
Schrift  TTepi  tun  en^Aiady,  über  deren  Echtheit,  soviel  ich  weiß,  allein  E.  Rohde''  Zweifel 
geäußert  hat.     Diese  Zweifel  lassen  sich  durch  triftige  Gründe  stützen.     Ganz  abgesehen 


'    Vgl.  DiELs,  Antike  Technik"  S.  127. 

2    DiELS,  Vors.  B  55.  300  S.  132,  10.  Ganschinietz,  Hippolytos'  Kapitel  gegen  die  Magier  S.  30. 
'    Vgl.  Ibn  Baithar,   Große  Zusammenstellung   über  die  Kräfte  der  Heil-  und  Nahrungsmittel,   herausg. 
von  SoNTHEiMER  I  213.     i\ach  ihm  muß  der  Docht  der  Lampe  mit  Krokodilsfett  bestrichen  sein. 

*  Ps.-Alb.  fol.  23':  lampat  aim  accen'iitur  in  loco  ranarum,  nutla  snnot  sed  omne^  siUnt,  danec ßierit  accensa. 
'"    Über  Epimenides  aus  Kreta  a.  a.  0.  S.  8. 

"  Tiber  seine  Schrift  nePi  tön  sn  "Aiaoy  (L.  D.  V  87.  88)  vgl.  Voss,  De  Heraclidis  rontici  vita  et  scriptis 
S.  55 f.  CoRssEN,  Rh.  Mus.  67,  29 ff. 

'    Vgl.  Rohde,  Kl.  Sehr.  II  183. 

*  D1E1.S,  Vors.  55  A  33  S.  19,  20.  55,  5.  Aus  Thrasyll  stammt  der  Titel  in  den  unechten  hipp.  Briefen 
10,  3  (IX  322).  DiELS,  a.  a.  O.  136,  i.  Die  Anekdote  bei  Ath.  IV  168 B  (Diels  a.  a.  O.)  stammt  aus  dem  Demo- 
kritroman^  In  ihrer  ursprünglichen  Fassung  (vgl.  Antistheues  bei  L.  D.  IX  39)  war  unsere  Schrift  nicht  er- 
wähnt.    Folglich  ist  die  Fassung  bei  Athenaios  jung  und  scheidet  für  unsere  Frage  aus. 

"  P.syche  S.  483  A  2 :  »Man  kann  nicht  wissen,  ob  die  Schrift  wirklich  von  D.  verfaßt  war:  spätere 
Fälschungen  haben  ja  den  besonnensten  der  Materialisten  mit  Vorliebe  zum  Magus  und  Tausendkünstler  sre- 
macht."     Kl.  Schriften  II  184  (mit  Index). 


Die  Georgika  des  Demokritos.  13 

davon,  daß  Proklos  den  Verfasser  Ahmökpitoc  ö  oyciköc  nennt,  was,  wie  wir  früher  ge- 
sehen, auf  den  Mendesier  weist,  abgesehen  ferner  davon,  daß  einem  Anhcänger  der  neu- 
pythagoreischen Schule  des  2.  Jahrhunderts  mit  ihrem  Zauberspuk,  ihrer  Sternseherei  und 
Totenbeschwörung  ein  derartiges  Werk  zu  Gesichte  steht,  während  man  bei  dem  Abderiten 
umsonst  nach  den  Fäden  sucht,  welche  es  mit  seinem  System  verknüpfen,  entspricht  die 
kurze  Charakteristik,  die  der  Neuplatouiker  von  ihm  gibt,  das  Xepoizem  thn  nepi  tun  XnoeA- 
NeTN  AOiÄNTCüN,  enciTA  ANABiOYNTiüN  ictopIan  völlIg  dem  Bilde,  das  wir  von  der  Sammeltätig- 
keit dieses  aus  allen  Winkeln  der  alexandrinischen  Bibliothek  Kuriositäten  zusammentragen- 
den Autors  gewonnen  haben.  Schon  diese  eine  Tatsache  müßte  zur  Athetese  der  Schrift 
führen.  Aber  jeder  weitere  Widerspruch  dürfte  verstummen,  wenn  man  sieht,  daß  Proklos 
in  der  weiteren  Behandlung  des  durch  die  wunderbare  Wiederbelebung  des  im  Kampfe 
gefallenen  Pamphyliers  Er  (Pol.  614'')  gestellten  Problems  just  dieselben  drei  Beispiele  wie 
Apollonios-Bolos  (Apict^ac  Ö  TTpokonnhcioc  kai  '^6p«ötimoc'  Ö  Kaazom^nioc  kai  '€niMeNiAHC  6 
Kphc)  zur  Unterstützung  seiner  These  verwendet.  Wenn  ferner  Diels  recht  hat  mit  seiner 
Annahme  —  und  ich  sehe  nichts,  was  dagegen  spricht  — ,  daß  die  Erklärung  dieses 
Problems  bei  Proklos  (113,  13  f.)  gleichfalls  aus  dieser  Schrift  stammt,  so  gewinnt  unsere 
Vermutung  eine  noch  größere  Wahrscheinlichkeit;  denn  die  Lehre,  die  ihr  zugrunde  liegt, 
hat  nichts  mit  dem  Abderiten'  zu  tun,  sondern  trägt  ganz  unverkennbar  pythagoreisches 
Gepräge:  die  nachdrückliche  Unterscheidung  von  zwh  und  yyxi^,  d.  h.  von  Leiblichem  und 
Geistigem,  die  Vorstellung,  daß  die  Seele  in  den  Banden  (Aecwoi)  des  Körpers  liegt  und 
im  Rückenmark  festgewurzelt  ist  und  daß  die  in  der  Tiefe  des  Herzens  schlummernde 
Wärme  die  Trägerin  des  Lebens  ist,  das  alles  hat  Analogien  in  pythagoreischer  Lehre ^. 
Es  ist  nach  allem,  was  wir  über  das  Schicksal  der  Schriften  des  Mendesiers  wissen, 
völlig  unwahrscheinlich,  daß  der  Neuplatoniker  des  5.  Jahrhunderts  n.  Chr.  seine  Schrift 
fTepi  TUN  fiN'AiAOY  noch  selbst  in  Händen  gehabt  hat.  Vielmehr  dürfte,  da  die  weiteren 
sagenhaften  Beispiele,  die  er  S.  11 5,  7  f.  aus  einem  philosophisch  gerichteten  Arzte,  dem 
Naumachios  aus  EpLrus  (um  310  n.  Chr.),  dem  Lehrer  des  Arztes  Philagrios,  anführt,  sich 
in  gleicher  Richtung  bewegen^,  dieser  gelehrte  Arzt  der  Vermittler  sein.  In  letzter  Linie 
freilich  gehört  diese  ganz  auserlesene  Gelehrsamkeit  mit  den  Exzerpten  aus  Bolos  Demo- 
kritos, Klearchs  Schrift  fTepl  VnNOY'  und  dem  Buche  des  Pontikers  Herakleides  TTepi  tun 
eN  "Aiaoy"  ohne  Zweifel  einer  noch  älteren  Quelle  an,  wie  ich  vermute,  derselben  Quelle, 
aus  der  auch  Phlegon  in  seinen  Mirabilia  (c.  2,  3)'  geschöpft  hat  und  die  er  c.  3  aus- 
drücklich nennt,  dem  Peripatetiker  Aiitisthenes  von  Rhodos,  einem  Schriftsteller,  der  am 

'  Das  handschriftliche  'Gpmöaupoc  ist  von  Rohde  (Kl.  Sehr.  II  179)  mit  Recht  in  ^Cpwötimoc  verbessert 
worden.     Merkwürdig  ist  allerdings,  daß  die  Korruptel  bei  Plut.de  gen.  Soor.  22,  592  C  wiederkehrt. 

'  Völlig  unvereinbar  mit  der  Lehre  Demokrits  ist  die  scharfe  Trennung  von  Seele  und  Leben  in  den 
Worten  des  Proklos,  da  nach  ihm  alles  Leben  durch  die  Seelenatome  bedingt  ist,  ferner  seine  Annahme  von 
dem  Sitz  der  Seele  im  Mark,  während  Demokrit  sie  sich  folgerichtig  durch  den  ganzen  Körper  verteilt  dachte. 
Vor  allem  aber,  daß  mit  keinem  Worte  der  Seelenatome  gedacht  wird,  durch  die  doch  allein  nach  seiner 
Lehre  ein  Wiederaufleben  Toter  ermöglicht  wurde.  Vgl.  Arist.  de  anima  404,  5  f.  Aet.  IV  4,  6.  7  S.  390.  IV  3.  5 
S.  388.     RoHDE,  Kl.  Sehr.  I  21 1.    Psyche  483  A  2. 

■■'  Vgl.  den  Pythagoreer  bei  Alexander  Polyhistor  (L.  D.  VIII  28.  Herrn.  54,  246):  aia*^P6in  te  (sc.  »Hci) 
rrxHN  zwAc.  31:  accmA  t'  cTnai  Tfic  yyxSc  tXc  «a^bac  kaI  täc  XPTHPiAC  kaI  ta  NevpA,  die  im  Marke  wurzeln. 
Vgl.  Plai.  Tim.  73  A.  L.  I).  2«:  kai  zfiN  i*.iu  riANe'  öca  weT^xei  toy  eePMOY  27:  rö  eePwÖN  .  .  .  bnep  icr\  zoofic 
AfriON.  .\et.  plac.  IV  5,  10  (391  D.). 

«    Vgl.  RoHDE,  Kl.  Sehr.  II  180  f. 

'  über  die  merkwürdige  Erzählung  von  dem  Athener  Kleonymos,  vgl.  Rohde,  a.  a.  ü.  179.  Bebnavs, 
Wirkung  der  Tragödie  S.  190.     Theophrastos'  Schrift  über  Frömmigkeit  S.  187. 

'    Vgl.   Proklos  S.  119,20.    Voss,  a.  a.  O.  58.     Maass,  Orpheus  225  A.     Rohde,  Psyche  385  f. 

'    RoHOE,  Kl.  Sehr.  II  183. 


14  M.  Wellmann: 

meisten  dem  Pontiker  Herakleides  verwandt  wie  dieser  für  romantische  Spukgeschichten 
mid  magische  Zauberkünste  eine  auffallende  Vorliebe  besaß'. 

Ob  und  wieweit  hinter  den  folgenden,  der  Widerlegung  des  bekannten  Epikureers 
Kplotes  dienenden  Argumenten  {116,19  f.)  von  der  Möglichkeit  der  Konservierung  des 
Leibes  durch  Räucherungen  mit  Pflanzen  oder  durch  bestimmte  Steine  (Aieoc  CAPKO*Äroc?) 
oder  der  Beeinflussung  der  Seele  durch  das  Einträufeln  von  Pflanzensäften  in  die  Augen 
oder  durch  den  Genuß  bestimmter  Pflanzen  (Anorevceic),  sowie  hinter  den  aus  der  Tier- 
welt entnommenen  Beispielen  (Schwalbe,  Schlange)  sich  Gut  des  unechten  Demokrit  ver- 
birgt, das  wird  sich  ebensowenig  mit  Sicherheit  entscheiden  lassen,  als  es  zweifelhaft  sein 
kann,  daß  die  Erörterung  des  Problems  des  Scheintodes  ihn  auf  sein  Lieblingsgebiet 
führen  mußte.  In  einem  von  Plinius  (n.  h.  7,  189)'"  aufbewahrten  Bruchstück,  das  durch 
Varro  (sat.  Men.  81)  ergänzt  wird  und  dessen  Zuweisung  an  diese  Schrift  kein  Einsichtiger 
in  Zweifel  ziehen  dürfte,  wird  dies  wirklich  von  ihm  bezeugt:  similis  et  de  adservandis 
corporibus  hominum  ac  revivescendi  promisso  Democriti  vanitas,  qui  non  revixit  ipse.  quae, 
malum,  ista  dementia  est  iterari  vitam  morte?  Varro  a.  a.  0. :  quare  Heraclides  Ponticus  plus 
sapit,  qui  praecepit  ut  comburerent,  quam  Democritus,  qui  ut  in  melle  servarent.  Es  leuchtet 
ein,  daß  er  die  orientalische  Sitte  der  Einbalsamierung  der  Toten  in  Honig  (Waclis)^  deshalb 
aufgegriffen  und  ihr  das  Wort  geredet  hatte,  weil  er  wußte,  daß  dadurch  die  Verwesung 
des  Leibes  verhindert  wurde,  d.  h.  daß  er  eine  Wiedererweckung  von  Toten  nur  so  lange 
für  möglich  hielt,  als  der  Körper  noch  unberührt  von  den  Zerfallerscheinungen  ist.  Auch 
ist  es  sicher  kein  Zufall,  daß  diese  seine  Ansicht  von  der  Natur  («ycic)  des  Honigs  in  die 
pharmakologische  Literatur  bei  Plinius  (n.  h.  22,  108,  d.h.  Sextius  Niger),  übergegangen 
ist,  in  der  auch  sonst  Spuren  seiner  Lehren  nachweisbar  sind:  rnellis  natura  talis  est  ut 
putrescere  corpora  non  sinat.  Auf  ihn  weist  ferner,  was  Proklos  über  die  Halluzinationen 
hervorrufende  Wirkung  des  Nachtschattens  mitteilt;  denn  es  stammt  aus  dem  von  ihm 
benutzten  pseudotheophrasteischen 'Pizotomikön  (Ps.-Th.  IX  i  1,6.  19,  i  ;  daraus  Plin.  21,  178 
nach  Xenokrates-Bolos?),  und  die  merkwürdige  Notiz  über  die  Schwalben,  die  im  Norden 
den  Winter  in  hohlen  Bäumen  verbringen  sollen,  um  zu  Beginn  des  Frühlings  zu  neuem 
Leben  zu  erwachen,  hat  eine  Parallele  in  dem  Hexaemeron  des  Georgios  Pisides  (v.  13  lof.)*, 
dessen  naturwissenschaftliches  Material  durch  Vermittelung  des  Timotheos  von  Gaza  letzten 
Endes  auf  Bolos  zurückgeht. 

Wenn  endlich  Thrasyll  in  seinem  Verzeichnis  diese  Schrift  in  die  Klasse  der  HeiKÄ 
BiBAiA  stellt,  so  stehe  ich  nicht  an,  dies  Zeugnis  für  die  Annahme  zu  verwenden,  daß 
ihr  Verfasser,  abgesehen  von  den  Wundergeschichten  und  ihrer  theoretischen  Begründung, 
in  ähnlicher  Weise  wie  Herakleides  Pontikos  in  seiner  Schrift  gleichen  Titels  eine  Schil- 

'    Vgl.  ScHWARTz  bei  PW.  I2537.  2543. 

''  Das  Demokritzitat  kehrt  wieder  in  Bodins  Heptaplomeres  (ed.  Noack  S.  104),  wo  es  in  einer  E!r- 
{örterung  über  die  Auferstehung  folgendermaßen  heißt:  Ar  philosophus  fuit  Athenagoras,  qui  eleganti  oratione 
scripsit  ad  M.  Aurelium  Augustum  TTePi  ÄNACTÄceuc.  Claruit  etiam  Justinus  martyr  philosophiae  disciplinis 
sub  eodem  principe,  qui  tarnen  sophistarum  argutias  de  resutrectione  acutissime  refellit.  Fnit  praeter  hos 
Democritus,  philosophorum  sui  temporis  facile  princeps,  qui  cadaverum  resurrectionem  comprobavit.  (Toralba) : 
hunc  tarnen  Plinius  deridendum  proponens,  similis,  inquit,  de  asservandis  et  de  reviviscendis  vanitas  a  Demo- 
crito  promissa,  qui  et  ipse  non  revixit.  quae,  malum,  ista  dementia  est.  iterari  vitam  mortemquel 

'  Als  Sitte  des  Orients  uns  geläufig  ans  Herod.  I  198.  Strab.  XVI  746.  Chrysippos  bei  Cic.  Tusc. 
I45,  108.     Lucr.  III  891.     Vgl.  dazu  den  Kommentar  von  Heinze  S.  169. 

*  Diese  Sage  ist  alt;  Aristoteles  (h.  a.  VIII  16,  600  A  15)  kennt  sie  schon.  Vgl.  Claudian  in  Eutr.  I  118. 
Isid.  XII 7, 60  (Z.  iif.  Lindsay)  ist  nicht  Interpolation,  sondern  die  Worte  gehören  hinter  §  70:  erundo. 
quae  etc.  Sie  ist  (durch  Isidors  Vermittelung)  ins  Mittelalter  übergegangen  und  hat  eine  derartige  Verbreitung 
gefunden  (vgl.  Bartsch,  Sagen,  Märchen  und  Gebräuche  aus  Mecklenburg  II  173),  daß  Johannes  Praetorius  1676 
diesen  Aberglauben  in  einem  dicken  Buche  wissenschaftlich  zu  begründen  versucht  hat.  Vgl.  Meyer,  Aber- 
glaube des  Mittelalters  S.  159. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  15 

derung  der  Hölle  und  der  himmlischen  Freuden  der  Seelen  im  Jenseits  nach  neupytha- 
goreischer Lehre  gegeben  hat'. 

Sind  demnach  die  ''IcTOPiAi  GaymAciai  des  ApoUonios  wirklich  das,  was  das  Autoren- 
lemma (Büaoy)  zu  Anfang  der  Schrift  besagt,  nämlich  weiter  nichts  als  ein  Exzerpt  aus 
den  GaymAcia  des  Mendesiers,  so  hat  dieser  Schriftsteller  nach  200  v.  Chr.  gelebt,  da 
die  Quellen  nur  bis  ans  Ende  des  3.  Jahrhunderts  reichen"^.  Der  Terminus  ante  quem 
wird  zunächst  im  allgemeinen  durch  die  Autoren  bestimmt,  welche  ihn  zitieren.  Das 
sind  Krateuas',  Poseidonios^  und  Cassius  Dionysius  (Columella),  d.  h.  Autoren  aus  der 
ersten  Hälfte  des  i .  Jahrhunderts  v.Chr.  Mithin  gehört  er  dem  2.  Jahrhundert  an.  Eine 
weitere  Einschränkung  seiner  Lebenszeit  gestattet  ein  Bruchstück  des  pergamenischen 
Arztes  Menander  bei  Plinius  (n.  h.  19,  113),  das  Bekanntschaft  mit  den  FTAirNiA  des  Men- 
desiers verrät.     Man  vergleiche: 

Plin.  Bolos  TlAlrNiA  4  (132,  16D). 

Menander  e  Graecis  auctor  est  alium  eden-  oapönta  cköpaa   <ah  özeiN*  pizac  ce^-TAOY  6n- 

tibus,  si  radicem  betae  in  pruna  tostum  sw     thcac  »Are.      Ähnliche   Mätzchen   lesen   wir 
perederint,  odorem  extingui  (aus  Hygin?).       Geop.  XII  29,  5.   30,  9. 

Die  Zeit  dieses  Arztes  hat  Stadleb^  festgestellt:  er  lebte  am  Hofe  Eumenes'  II.  von  Per- 
gamon  (197 — 159).  Auf  den  Anfang  des  2.  Jahrhunderts  führt  ferner  die  Tatsache,  daß 
den  Verfassern  der  unter  dem  Namen  Nechepso  Peto.siris  erhaltenen  astrologischen  Schriften 
(um  150*)  der  berühmte  von  Demokrit  geprägte  Spruch  der  Goldmacherliteratur'  h  «ycic 
TH   o'i'cei  T^pneTAi   kaI   f)   *<fc\c  rfiN   oycin   KPAjeT  kai  h  o^cic  thn  oycin  nika  bereits  geläufig  ist". 

Somit  ist  er  ein  Zeitgenosse  des  bekanntlich  auch  naturwissenschaftlich  interessierten 
Grammatikers  Aristophanes  von  Byzanz  (f  1 80)  gewesen  und  liat  wie  dieser  in  Alexan- 
dreia  gelebt  und  geschrieben.    Ja  es  ist  sogar  sehr  wahrscheinlich,  daß  die  boshafte  Ge- 

'  Vielleicht  gehört  in  diesen  Zusammenhang  das  Bruchstück  bei  Plin.  n.  h.  2,  14:  innumeros  quidem 
credere  (sc.  deos  esse)  .  .  .  aut,  ut  Democrito  placuit,  duos  omnino,  Poenam  et  Beneficium. 

'  Vgl.  KoHUE,  Kl.  Sehr.  I  353.  Susemihl  II  683.  Der  jüngste  Autor  ist  Skymnos  von  Chios  (c.  15), 
dem  185/4  die  Ehre  eines  delphischen  Proxeniedekretes  zuteil  wurde.  Vgl.  Rohde  a.a.O.  Seine  rflc  nepiOACC 
wird  somit  geg^n  Ende  des  3.  Jahrhunderts  verfaßt  sein.  Die  Entstehung  der  Städtebilder  des  Herakleides 
ö  KPiTiKÖc  (zitiert  c.  19)  mag  um  230  fallen.  Vgl.  Susemihl  a.  a.  O.  Über  Sotakos  (c.  36)  vgl.  Oder  bei  Suse- 
mihl I  860. 

'  Vgl.  Fig.  8  (Diosk.  Bd.  III  S.  146,  6  W).  Diels  S.  126,  25.  Alb.  Magnus  de  veget.  VI  471:  et  quae- 
ritur  diligenter  (sc.  anagallis)  ad  plures  usus  magorum.  Zum  Ausdruck  vgl.  Diosk.  m.  m.  II  159:  tö  AevKÖN 
n^nepi,  evreeCYN  wäaicta  eic  ...  ohpiakäc  AYNÄMeic.    Vgl.  Berthelot,  La  chimie  S.  66,  9  f.    üeop.  XV^  i,  31. 

*  Seneca  ep.  90,  32.     D1EI.S  S.  130,  16. 

'  Die  Quellen  des  Plinius  im  19.  B.  der  nat.  hist.  (Diss.  München  1891)  S.  30.  Übersehen  hat  er  eine 
Inschrift  (C.  J.  A.  II  i  n.  433),  die  einen  Beschluß  zu  Ehren  dieses  Arztes  enthält,  weil  er  seinen  Einiluß  bei 
dem  Könige  dazu  verwandt  hatte,  den  Athenern  Vergünstigungen  zu  verschaffen.     Herrn.  14,  593. 

°    Vgl.  Kroll,  N.  Jahrb.  f.  kl.  Ph.  VII  559  f.     Reitzenstein,  Poimandres  S.  4  f. 

'    Vgl.  UsENER,  Kl.  Sehr.  II  254. 

*  Möglicherweise  beruht  auch  die  Fiktion  der  in  neupythagoreischen  Kreisen  entstandenen  angeblichen 
Schriften  Numas,  die  im  Grabe  des  Königs  im  Jahre  181  v.  Chr.  gefunden  sein  sollen  (Zeller,  Phil.  d.  Gr.  3  III 
2S.  looA.  I.  RonüE,  Gr.  Rom. '  S.  292  A.  2)  auf  Nachahmung  des  Demokrit,  der  nach  einem  in  Ägypten 
aufgekommenen  und  verbreiteten  Schriftstellerkniff  (Rohde,  Gr.  Rom.  292  A.  2.  Reitzenstein,  a.  a.  O.  163  A.  4 
u.  öfter)  die  Schriften  des  jüdischen  Magiers  Dardanos  (Plin.  n.  h.  30,  9.  Diels  129,  21.  Dieser  D.  hat  mit 
dem  Phiyger  nichts  zu  tun,  sondern  ist  identisch  mit  dem  von  Jos.  Arch.  VIII  43  erwähnten  jüdischen  Magier 
aus  dei-  Zeit  Sah>mos.  Reg.  III  4,  27.  Rkitzenstein  a.  a.  O.  Er  erklärt  den  jüdischen  Einschlag  in  den 
Schriften  des  Bolos)  gleichfalls  aus  seinem  Grabe  hervorgezogen  habon  will.  N.atürlich  haben  wir  kein  Recht, 
ihn  deshalb  für  einen  .Schwindler  zu  halten.  Erwähnen  will  ich  noch,  daß  Archibios,  der  Leibarzt  eines  An- 
tiochos,  offenbar  den  Mendesier  benutzt,  wenn  er  zum  Schutze  der  Saaten  eine  in  einem  irdenen  Geschirr 
ver.schlossene  Kröte  mitten  in  dem  Saatfelde  zu  vergraben  rät  (Plin.  n.  h.  18,  294).  Daß  dies  Sympathiemittel 
demokritisch  ist,  schließe  ich  aus  Plin.  18,  158,  wo  Demokrit  unmittelbar  darauf  zitiert  wird.  Geop.  II  18,  14 
stammt  aus  Apuleius-Plinius.  Dann  ist  mit  Antiochos  der  begeisterte  Freund  des  Griechentums,  Antiochos  IV. 
(176  — 165),  gemeint. 


16  M.  Wellmann: 

scliichte  von  dem  großen  Grammatiker  als  Nebenbuhler  eines  Elefanten  in  der  Liebe  zu 
einem  schönen  Blumenmädchen  \  die  durchaus  nicht  wie  eine  Erfindung  aussieht,  durch 
ihn  als  schlagender  Beleg  seiner  Sympathielehre  Eingang  in  die  naturwissenschaftliche 
Literatur  gefunden  hat.  * 

Was  den  Namen  des  Mannes  betrifft,  so  lautet  er  nach  Suidas"  Büaoc  Ahmökpitoc. 
Dies  Zeugnis  wird  bestätigt  durch  Columella,  der  dieselben  Schriften  dieses  Autors  bald 
unter  dem  Namen  des  Bolos,  bald  unter  dem  des  Demokrit  anführt^  Die  Bezeichnung 
BcüAoc  ö  Ahmokritsioc  in  den  Scholien  zu  Nie.  Ther.  764  und  bei  Steph.  v.  Byz.  s.  v.  atynooc 
kann  unmöglich  korrekt  sein;  denn  einmal  versteht  man  nicht,  wie  in  diesem  Falle  Varro, 
Columella  und  Plinius  dazu  kommen  konnten,  ihn  für  den  echten  Demokrit  zu  halten; 
außerdem  war  er  gar  nicht  Demokriteer,  sondern  Pythagoreer*,  und  eine  Schule  des  Ab- 
deriten  hat  es  schwerlich  noch  im  2.  Jahrhundert  gegeben  \  Diese  Zitierweise  beruht 
offenbar  auf  Verkennung  des  Doppelnamens  des  Mannes.  Es  ist  bekannt,  daß  in  helle- 
nistischer Zeit  bei  Philosophen  und  Grammatikern  des  Orients,  d.  h.  in  Ägypten,  Phö- 
nizien  und  Syrien,  der  Brauch  aufkam,  sich  neben  dem  eigentlichen  Namen  einen  zweiten 
beizulegen,  besonders  im  Verkehr  mit  den  Griechen  und  mit  der  Regierung,  meist  zur 
Unterscheidung  von  andern  gleichnamigen  Personen,  aber  auch  aus  andern  Gründen", 
wobei  der  zweite  Name  gewöhnlich  mit  ö  ^niKAAovMeNoc  (^niKAHeelc)  oder  mit  ö  kai  an 
den  ursprünglichen  Namen  angeknüpft  wurde;  doch  war  es  auch  üblich,  beide  Namen 
unverbunden  nebeneinander  zu  stellen.  Eine  schlagende  Parallele  bietet  der  Name  des 
Freundes  und  Hofphilosophen  des  Kaisers  Augustus,  des  in  Alexandreia  am  Feste  des 
Ares"  geborenen  Stoikers  Areios  Dldymos*.  Das  Pseudonym  des  Mendesiers  erklärt  sich 
aus  seiner  Zugehörigkeit  zur  neupythagoreischen  Schule.  Bekanntlich  war  es  eine  Eigen- 
tümlichkeit der  Anhänger  dieser  Schule",  die  in  Alexandreia  seit  dem  3.  Jahrhundert  ihr 
Wesen  trieb*"  und  sich  von  hier  aus  über  den  Orient  und  Okzident  verbreitet  hat,  soweit 
sie  schriftstellerisch  tätig  waren,  ihre  Schriften  berühmten  Namen  der  Vorzeit  (Nechepso- 
Petosiris),  auch  Göttern  (Hermes),  vor  allem  aber  den  Stiftern  ihrer  eigenen  Schule  wie 
Pythagoras,  Philolaos  und  Archytas  unterzuschieben,  wobei  sich  bisweilen  der  eigentliche 
Name   des  Verfassers   in   der  Überlieferung   erhalten   hat.     So  wird  die  uns  aus  Plinius 


'  Ael.  n.  a.  I  38.  Plin.  n.  h.  8,  13  (aus  luba).  Flut,  de  soll.  an.  18,  972  D.  A.  Marx,  Griech.  Märchen 
von  dankbaren  Tieren  S.  93. 

''  DiELs  S.  125,  8:  BöAOc  Ahmökpitoc  (so  hat  die  Überlieferung)  «iaöco^oc  'IctopJan  kai  Texnhn  iatpikhn 
KTA.     Flach  hat  die  Überlieferung  ganz  richtig  verstanden,  nur  ist  sein  Zusatz:   (Ö  kaI)   A.   überflüssig. 

^  So  die  xeiPÖKMHTA  nach  Col.  VII  5,  17  (die  Vitruv  und  Plinius  als  demokritische  Schrift  kennen),  seine 
TeupriKÄ  nach  XI  3,  53  und  61.  Sein  Sympathiebuch  als  Werk  des  Bolos  in  den  Scholien  zu  Nie.  764,  als 
demokritisch  Col.  XI  3,  64. 

*  Suid  BÖAOC  MeNAHCioc  TTveAröpeioc. 

*  AHMCKPixeioi  aus  der  Zeit  I'.pikurs  bei  Cic.  Tusc.  disp.  I  82.  Ein  Mathematiker  Bion  aus  Abdera  wird 
bei  L.  D.  IV  7,  58  als  Demokriteer  erwähnt.  Die  Schule  mag  bis  300  v.  Chr.  bestanden  haben.  Später  be- 
zeichnet ÖAMMCKPireioc,  adsectator  Democriti  den  Nachtreter  des  Bolos:  wir  kennen  als  solche  den  Theognostos 
ö  AHMOKPiTeioc  (Alex.  Tr.  I  569  P.  Seine  Zeit  ist  unsicher,  da  für  Ahmokpäthn  bei  Alexander  sicher  Timokpathn 
zu  lesen  ist)  und  einen  Apollodor  bei  Plin.  24,  167. 

«    Vgl.  Dessau,  Herm.  45,  347  ff.    Mommsen,  Rom.  Gesch.  V  453.    Freudenthal,  Hellen.  Stud.  130.    Diels, 
Dox.  86.     Kaibel,  Herm.  20,  614. 
'    Etym.  M.  139,  i. 

*  Etwas  anders  liegt  die  Sache  bei  dem  berüchtigten  alexandrinischen  Grammatiker  und  Magier  Apion, 
der  sich  AniuN  TTAeicTONiKHC  nannte  (in  einer  Inschrift  bei  Dm-ENBERCER,  Orient,  gr.  inscr.  II  371).  Ebenso 
bei  dem  Erbauer  des  Turmes  der  Winde,  Andronicus  Cyrrestes  (aus  Kyrros  in  Syrien?  PW.  I  2167),  der  so 
bei  Vitruv  (I  6  S.  23,  26  IL)  heißt,  bei  Varro  (r.  r.  III  5,  17)  dagegen  in  Übereinstimmung  mit  einer  Inschrift 
(Herm.  20,  614)  Kyrrhestes. 

"    Zeller  III  2  S.  ii4f. 

"  K.  ScHWARTz,  Fünf  Vorträge  über  den  griechischen  Roman  S.  109.  121.  RErrzENSTEiN,  Hell.  Wundererz. 
S.  45  A.  2.     RoHDE,  Rom.  72  A.  i.  276. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  17 

genauer  bekannte,  im  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  entstandene  Schi'ift  TTepi  botanun  AYNÄMetoc' 
bald  unter  dem  Namen  des  Pythagoras^,  bald  unter  dem  des  Kleemporos'  angeführt. 
Das  gleiche  gilt  für  unsern  Mendesier.  Offenbar  trugen  seine  Schriften  den  Namen  Böaoc 
Ahmökpitoc,  und  es  ist  das  Pseudonym  wolil  von  ihm  aus  keinem  anderen  Grunde  ge- 
wählt worden,  als  weil  er  in  dem  gleichfalls  in  die  Pythagoraslegende  verüochtenen  Ab- 
deriten  den  Begründer  der  ihm  eigentümlichen  Betrachtungsweise  der  Natur  sah. 

Wenden  wir  uns  nach  dieser  Abschweifung  zu  den  feupriKA  des  Bolos  zurück,  so 
gilt  es  zunächst  eine  Vorstellung  von  dem  Inhalt  und  dem  Charakter  dieser  Schrift  zu 
gewinnen.  Unsere  Kenntnis  derselben  gründet  sich  auf  zwei  Hauptquellen,  zunächst,  wie 
schon  erwähnt,  auf  den  Bruchstücken,  die  in  der  griechisch-römischen  Fachliteratur  vor- 
liegen und  die  in  letzter  Linie  aus  Cassius  Dionysius  und  Hygin  (Plinius)  stammen.  Daß 
jder  erstere  ihn  tleißig  benutzt  hat,  geht  daraus  deutlich  hervor,  daß  Bolos  von  allen 
hellenistischen  uiid  vorhellenistischen  Landwirtschaftlern  der  einzige  ist,  der  in  der  ein- 
schlägigen Literatur  häufiger  zitiert  wird,  ja  in  den  Geoponica  sogar  am  häufigsten  von 
allen  Autoren;  außerdem  beachte  man,  daß  er  außer  den  Georgica  auch  seine  andern 
Schriften,  so  seine  XeiPÖKMHTA  (Col.  VII  5,  17)  und  sein  Sympathiebuch  (Col.  XI  3,  64)  zu 
Rate  gezogen  hat.  Dem  in  Utica  schreibenden  Landwirte  lagen  natürlich  die  Schriften 
eines  Ägypters  über  landwirtschaftliche  Dinge  am  nächsten.  Üb  Bolos  selbst  Landwirt 
gewesen  ist,  steht  dahin.  Nach  der  Analogie  seiner  übrigen  Schriften  dürfen  wir  ver- 
muten, daß  er  auch  in  ihr  hauptsächlich  Buchgelehrter  war  und  seinem  Hange  zum  Aber- 
glauben und  phantastischer  Willkür  schwerlich  Zügel  angelegt  hat. 

Die  zweite  Quelle,  die  man  bisher  für  Demokrit  nicht  verwertet  hat,  ist  die  Über- 
lieferung der  arabischen  Landwirtschaft.  In  Spanien,  wo  unter  der  Herrschaft  der  Araber 
Landwirtschaft  und  Gartenkunst  in  der  höchsten  Blüte  standen,  hatte  das  Interesse  für 
dieses  Gebiet  menschlicher  Tätigkeit  eine  große  Anzahl  wissenschaftlicher  Darstellungen 
hervorgerufen.  Unter  ihnen  ragt  als  abschließendes  Werk  die  große  Kompilation  des 
Arabers  Ibn  al-Awam*  aus  Sevilla  hervor,  die  uns  in  einer  spanischen"'  und  neuerdings 
in  einer  französischen"  Übersetzung  gedruckt  vorliegt.  In  dieser  Kompilation  hat  der  Ver- 
fasser, wie  er  in  der  F)inleitung  S.  7Ö'.  berichtet,  vier  ältere  arabische  Werke  verarbeitet": 
die  nabatäische  Landwirtscliaft  des  Abu  Bekr  und  die  einschlägigen  Schriften  des  Ihn  el- 
Fazel,  Abou'l  Khair  und  Abou  Omar  Ibn  Hedjadj.  Der  letztere,  gleichfalls  Andalusier  aus 
Sevilla,  war  Verfasser  eines  landwirtschaftlichen  Werkes,  das  unter  dem  Titel  p]l  Mognah 
(das  Ausreichende)'*  im  Jalire  1073/74  erschienen  war. 

Es  war  ein  großes  Exzerpten  werk,  in  welchem  die  griechisch-römische  Überlieferung 
hauptsächlich  nach  drei  Quellen  exzerpiert  worden  war:  nach  einer  arabischen  Übersetzung 
des  Anatolios  (Justus  oder  Anatolius  von  ihm  genannt)",  einer  resp.  zwei  arabischen  Über- 

'  Plin.  n.  h.  25,  13.  Ein  Teil  dieser  Schrift  ist'das  iinum  de  Scilla  volumen  des  Pythagoras  philo- 
sophus.  das  Plin.  (19,  94  aus  Hygin)  erwähnt  und  das  außerdem  von  Ps.-Galen  (XIV  567)  und  in  den  Geo- 
ponica (VI!I  42)  benutzt  ist.  L.  Diog.  nennt  im  Homonymenverzeichnis  der  Pythagorasvita  (VHI  i,  47)  als 
Verfasser  einen  Ar/,t  des  Namens  l'ythagoras.  Vgl.  Maass,  De  biogr.  gr.  S.  41.  Der  wirkliche  Name  dieses 
Arztes  war  Kleemporos. 

*  Plin.  n.  h.  24,  159.  20,  78.  loi.  134.  185  usw. 

'  Plin.  n.  h.  22,  90  (aus  Xenokrates  wegen  des  mit  ihm  zusammen  genannten  Arztes  Zenon,  des  Vaters 
des  X.).  Der  Name  ist  selten  und  weist  nach  einer  Handelsstadt.  Wir  kennen  einen  Issier  dieses  Namens 
aus  .4ppian,  lllyr.  7,  der  um  230  als  Gesandter  seiner  Vaterstadt  ermordet  wurde. 

*  Mkver,  Ge-sch.  der  Botanik  HI  260.     Hose,  Arist.  Ps.  269f.     (^lement-Mullet,  Pref.  S.  17. 

'  BANguERt,  Llbro  de  agricultura  su  autor  el  doctor  excelente  Abu  Zacaria  Jahia.  Madrid  1802. 

°  Clbment-Miili.et,  Le  iivre  de  Tagriculture,  2  Bd.     Paris  1864.  1866. 

'  Meveb,  a.  a.  O.  248f.     Ci.KMENr-Mti.i.Er,  Pref.  S.  68 f. 

'  Meyer,  a.  a.  O.  249.     Ro.se,  b.  a.  O.     Clkment-Mii.let,   Pref.  77  f. 

'  Kose,  a.  a.  O.  270.     Oder,  lih.  Mus.  48,  40. 

PhiL-hist.  Abh.  1921.  Nr.  4.  3 


13  M.  Wellmann  : 

Setzungen  des  Cassianus  Bassus  (Kastos,  Cassius,  Cassianus)^  und  merkwürdigerweise  nach 
Gargilius  Martialis  (Marsial,  Marsinal)l  Ibn  al-Awam  rühmt  die  große  Gelehrsamkeit  dieses 
Autors,  die  in  ihrer  kompilatorischen  Manier  lebhaft  an  Ibn  al-Baithar  erinnert,  und  zählt 
in  der  Vorrede  die  Schriftsteller  (c.  30)  auf,  deren  Berichte  er  in  seiner  Kompilation  zu 
berücksichtigen  pflegtet  Zu  ihnen  gehört  Demokrit,  der  bald  nach  der  Art  der  syrischen 
Übersetzung  des  AnatoUos  unter  dem  Namen  Democrates  erscheint,  bald  als  Democrites  le  Grec 
oder  Democrite  zitiert  wird^  An  der  Zuverlässigkeit  dieser  Zitate  zu  zweifeln  liegt  schlechter- 
dings kein  Anlaß  vor;  vielmehr  darf  uns,  glaube  ich,  die  außerordentliche  Gewissenhaftig- 
keit, mit  der  Ibn  Hedjadj  seine  Quellen  nennt,  einigermaßen  Bürgschaft  für  die  Treue 
seiner  Exzerpte  sein,  und  in  der  Tat  wird  in  einem  Falle  die  Richtigkeit  des  Zitates  durch 
die  Geoponica  bestätigt  (Awam  I  254  ~  Geop.  X  29,  5).  P^ine  andere  Frage  ist  die,  ob  seine 
Quellen  denselben  Glauben  verdienen.  In  Betracht  kommen  für  Demokrit  nach  Awam 
die  arabische  Übersetzung  des  Anatolios  (Junius)  und  des  Gassianus  Bassus.  Vgl.  Awam II  25: 
Junius  et  Democrite  disent  qu'il  faut  semer  l'orge  dans  une  terre  mediocre,  parce  que 
la  terre  de  bonne  qualite  doit  etre  preferee  pour  le  froment\  I  2  1 9  :  Democrite  et  ('assius 
disent  que  toute  espece  de  fumier,  ä  l'exception  des  matieres  stercorales  humaines,  peut 
convenir  ä  l'olivier;  mais  on  ne  doit  lui  donner  de  l'engrais  que  tous  les  trois  ans  une 
fois**.  Von  diesen  beiden  Quellen  ist  die  erstere  hinsichtlich  der  Zitate  unantastbar,  da 
ihr  die  von  E.  Oder  verdächtigten  Autorenlemmata  fremd  sind'.  Anders  verhält  es  sich 
mit  der  arabischen  Übersetzung  des  Cassianus  Bassus.  Neuere  Forschungen  haben  er- 
geben*, daß  es  von  ihr  zwei  stark  abweichende  Redaktionen  gab,  die  uns  noch  in  dem 
cod.  Leidensis  1277  (A  nach  Fehrle)  und  1278  (B)  erhalten  sind,  und  daß  sich  die  große 
textliche  Verschiedenheit  dieser  beiden  Redaktionen  daraus  erklärt,  daß  A  den  ursprüng- 
lichen Text  des  Cassianus  enthält,  während  die  zweite  Übersetzung  (B)  nach  einer  persi- 
schen Übertragung  angefertigt  ist,  die  auf  einer  zwischen  600  und  950  entstandenen  Re- 
daktion beruht,  deren  Bearbeiter  u.  a.  auch  die  Autorennamen  zu  den  Kapitelüberschriften 
hinzugefügt  hat".  Welche  dieser  beiden  Redaktionen  hat  nun  Ibn  Hedjadj  zur  Hand  ge- 
habt? Auf  diese  Frage  gibt  Ibn  al-Awam  eine  überraschende  Antwort  (I567):  Dans  les 
livres  de  Kastos  et  de  Cassius,  on  lit  que  si  on  pratique  dans  la  vigne  des  fumigations 
avec  de  la  bouse  de  vache  et  du  bazird,  qui  est  la  poix,  les  cantharides  fuiront  (~  Geop. 
XIII  16,  2).     Awam  I  400.     Es  ist  hiernach  kein  Zweifel,  daß  dem  Andalusier  zwei  Über- 

'  Rose,  a.  a.  O.  Oder,  a.  a.  O.  Kuska,  Archiv  f.  die  Gesch.  der  Chemie  und  Technik,  VI  306  f.  Fehrle, 
Studien  zu  den  griech.  Geoponikern,  S.  4f.  50. 

^  Meyer,  a.  a.  0.  256.  Zitate  des  Marsial  bei  Clement  I  8  (wo  irrtümlich  Marsinal  d'Athenes  steht). 
153- 183.  245.  263.  271.  330.  381.  472.  475.  Erinnert  man  sich,  daß  der  Bischof  von  Sevilla  Isidor  (7.  Jahr- 
hundert) den  Gargilius  Martialis  noch  in  Händen  gehabt  hat  (in  B.  17  seiner  Orig.  ist  er  direkt  benutzt)  und 
daß  Ibn  Hedjadj  aus  Sevilla  stammt,  so  ist  direkte  Benutzung  des  G.  M.  durch  ihn  nicht  ausgeschlossen. 
Dann  gab  es  noch  im   1 1 .  Jahrhundert  in  Sevilla  eine  Hds.  dieses  Landwirtschalllers. 

'  Über  die  Namen  vgl.  Meyer  250.  Clement  Prcf.  7of.  Rose  a.a.O.  Daß  mit  Sadihames  Didymos 
und  mit  Karour-Anthos  Florentinos  gemeint  ist,  scheint  mir  sicher  zu  sein.  Diese  Frage  bedarf  übrigens 
genauerer  Untersuchung. 

*  Vgl.  Clement  Prcf.  S.  70. 

"  \gl.  Geop.  II  12,  I :  TÖN  MeN  cTton  an  th  BAeYreicp  kai  th  neAiÄAi  amginon  cneipeiN-  tac  ag  kpioac  in  th 
Mecuc  ÄxoYCH.  Vgl.  Theoph.  c.  pl.  HI  21,  2.  Das  ganze  Kapitel'  stammt  aus  Anatolios-Demokrlt;  vgl.  zu  §  2 
Awam  II  14.  13.     Der  Autorenname  Tapantinoy  hat  demnach  keine  Gewähr. 

°  Geop.  IX  15,  i:  nXcA  KÖnpoc  öniTHAeiA  th  ^aaU  aIxa  thc  ÄNeptüneiAC  .  .  .  xph  a^  KonpizeiN  täc  ^aai'ac 
nAPÄ  AYO  fl  tpIa  e'TH.  Col.  r.  r.  V9,  13:  ac  tertio  quoque  (sc.  anno)  fimo  pabulandae  sunt  oleae.  Plin.  17,  130. 
Das  Autorenlemma  ist  AiAf«OY.  Es  besteht  die  Möglichkeit,  daß  in  der  Überlieferung  des  Arabers  Ver- 
wechselung vorliegt.     Das  gleiche  scheint  der  Fall  zu  sein  bei  Awam  1  391  ~  Geop.  X  76. 

'    Boll,  griechische  Kalender,  Sitzgsberichte  d.  Heidelb.  Akad.  1911   S.  23. 

*  Fehrle,  Studien  S.  4.  50. 

"    Boll,  a.  a.  0.  I4f.     Fehrle,  a.  a.  O.  25 f. 


IHe  Georgika  des  Demokritos.  19 

Setzungen  vorgelegen  liaben,  und  die  Annahme  liegt  nahe,  daß  es  unsere  beiden  Re- 
daktionen gewesen  sind.  In  diesem  Falle  besteht  allerdings  die  Möglichkeit,  daß  einzelne 
Demokritzitate,  soweit  sie  aus  der  zweiten  Übersetzung  (Cassius?)  stammen,  den  berüch- 
tigten Autorenlemmata  ihren  Ursprung  verdanken,  und  es  wird  ratsam  sein,  die  Demo- 
kritzitate, die  sich  mit  den  Lemmata  unserer  Geoponica  decken,  mit  Vorsicht  zu  behandeln, 
solange  nicht  auf  anderm  Wege  der  Beweis  für  ihre  Glaubwüi-digkeit  erbracht  ist. 

Überblickt  man  die  gesamte  Masse  der  Bruchstücke,  so  gewinnt  man  den  Eindruck, 
als  handle  es  sich  um  eine  rein  technische  Schrift,  in  der  das  rein  wirtschaftliche  Element 
das  wundersüchtige  und  abergläubische  überwog;  daß  es  aber  auch  hieran  nicht  ganz 
gefehlt  hat,  zeigt  u.  a.  die  auf  Schwindel  beruhende,  phantastisch  aufgebauschte  An- 
weisung zur  Bugonie  (Geop.  XV  2,  21  f.  Col.  IX  14,  6.  Verg.  Georg.  IV  280 f.).  Die  Schrift 
umfaßte  das  Gesamtgebiet  der  Landwirtschaft,  Ackerbau,  Baum-  und  GemüsekuUur,  Wein- 
bau und  Bienenzucht  einschließlich  des  astrologischen  Beiwerkes  (Bauernkalender)  und 
der  Veterinärkunde.  Sie  enthielt  Lehren  für  den  Landwirt  über  die  Einfriedigung  eines 
Gutes  rcsp.  einzelner  Teile,  sie  behandelte  die  Bodenkunde,  gab  Vorschriften  über  Saat- 
bestcllung,  Auswahl  des  Samens  und  die  Saatzeit,  über  den  Schutz  der  Saaten  vor  Un- 
geziefer, über  die  Art  der  Aufbewahrung  der  Gerste,  über  Beseitigung  des  Rostes,  über 
die  Kultur  der  Gemüsepflanzen,  Hülsen-  und  Speisefrüchte  (Porree,  Kicher.  Linse,  Bohne, 
Lupine,  Flachs,  Gurke),  über  das  Ausroden  von  Kräutern  und  Bäumen,  über  die  Anlage 
von  Weinbergen,  über  Auswahl  und  Aufbewahrung  von  Weinreben,  wenn  man  sie  nicht 
sofort  pflanzen  kann,  über  die  Dauer  der  reifen  Trauben  am  Stock,  über  die  verschie- 
denen Weinstockarten,  über  den  Schutz  der  Hühner,  über  die  Art,  Tauben  an  den  Schlag 
zu  fesseln,  über  Heilmittel  für  Rinder  und  Schweine.  Sehr  ausführlich  war  von  ihm  die 
Baumzucht  behandelt:  wir  lesen  Vorschriften  über  die  Anpflanzung  von  Myrten,  Lorbeer, 
Zypressen,  Rosmarin  und  Rosen,  und  fast  alle  Obstbäume  werden  behandelt  einschließ- 
lich der  Zitronatzitrone  (kitpion),  des  Judendorns  (zizyoon)  und  der  Pistazie  (bictäkion). 
Kulturhistorisch  wichtig  ist  die  Erwähnung  des  letzteren  Baumes.  Das  unverdächtige 
Bruchstück  bei  Ibn  al-Awam'  entliält  Anweisungen,  wie  man  das  Abfallen  der  Nüsse  dieses 
Baumes  verhindern  kann.  Wir  lernen  daraus,  daß  dieser  aus  Mittelasien  stammende,  in 
historischer  Zeit  besonders  in  Syrien  verbreitete  und  geschätzte  Baum  schon  vor  200  v.Chr., 
und  nicht  erst  in  christlicher  Zeit,  wo  Galen"  ihn  in  Alexandreia  kennt,  nach  Ägypten 
verpflanzt  worden  ist*.  Y.s  ist  bekannt,  daß  sich  Ptolemaios  II  fiir  derartige  Dinge  inter- 
essiert hat:  so  ließ  er  den  Weizen  der  Sporaden  (besonders  von  Kalymna)  nach  Ägypten 
verpflanzen*;  vermutlich  derselbe  König  ließ  eine  in  der  iranischen  Landschaft  Karmania 
helmische  Zistusart  nach  Ägypten  bringen ',  und  unser  Bolos  berichtet  von  der  Verpflan- 
zung der  in  Persien,  Arabien  und  Syrien  heimischen  schwarzen  Cordie  (nepc^A)  nach 
Ägypten".  Auf  Grund  der  Geoponica  (X  i  2,  3  f.)  hat  man  bisher  angenommen,  daß  Paxamos, 
ein  Zeitgenosse  Varros,  der  erste  Grieche  gewesen  sei,  der  die  Kultur  dieses  Baumes 
gelehrt  liat'.  Diese  Annahme  wird  nunmehr,  dahin  zu  berichtigen  sein,  daß  das  bereits 
der  Mendesicr  getan  hat,  auf  dessen  Schultern  ohne  Zweifel  Paxamos  nach  seinen  Schriften 
zu  urteilen   (er  schrieb    fecüPriKÄ,   Ba»ika  wie  Bolos)   gestanden   hat.     Für  die   hohe  Blüte 


'  Clement-Mullet  I  541  (wie  es  scheint  aus  Abu  Bekr). 

"  Gal.  VI6i2:   reNNÄTAi   m^n   kata  rfiN   werÄAHN  "AAesANAPeiAN  tayta   (si.  ta  hictakia),  hoaS'  nAeiu  a'^n 

BEPPoiA  Tfic  GypIac. 

'  Hehx,  Kulturpflanzen*  S.  405f. 

*  Etvni.  M.  s.  V.  KÄAYWNOC  S.  486,  25.    Steph.  Bvz.  s.  v.  Schreiber,  Die  Wiener  Brunnenreliefs  S.  66. 

'  Plin.  n.  h.  12,76. 

"  Schol.  zu  Nie.  Ther.  764.  Diosc.  m.  ni.  I  129  (120,  16). 

'  Oder  bei  Susemibl  Litt.  I  842. 


20  M.  Wellmann: 

der  alexandrinischen  Gartenkunst  spricht  das  Raffinement,  das  uns  in  den  einschlägigen 
Bruchstücken  des  Mendesiers  entgegentritt.  So  weiß  er  von  der  Verwendung  der  Insition 
zur  Vermischung  der  verschiedensten  Fruchtarten'  und  zu  sonstigen  merkwürdigen  Natur- 
spielen" zu  berichten  und  beschreibt  ausführlich  ein  Verfahren,  ägyptische  Gurken^  resp. 
Melonen  und  Rosen  auch  während  der  kalten  Jahreszeit  zu  züchten*.  Das  Eigenartige 
dieses  Verfahrens  besteht  darin,  daß  Gurkenkerne  in  die  mit  Mist  gefüllte  Markhöhle 
des  Steckenkrautes  gelegt  und  dann  mit  Erde  bedeckt  werden  ^  Diese  Verwendung  des 
Steckenkrautes  bei  der  Fortzucht  von  Bäumen  und  Kräutern  geht  auf  Mago  zurück", 
der  mit  seiner  Hilfe  eine  bestimmte  Mandelbaumart  (die  tarentinische) '  gezüchtet  hatte. 
Bolos  muß  ihn  gekannt  haben;  doch  darüber  später.  Ein  wichtiger  charakteristischer 
Zug  in  seinen  feupriKÄ  ist  die  Aufnahme  von  Bemerkungen  medizinischer  Art  in  sein 
Werk,  und  zwar  nicht  nur  über  Tiermedizin**,  sondern  auch  über  die  Heilkräfte  der  Ge- 
wäclise"  und  anderer  Dinge'".  Diese  Verquickung  von  Medizin  und  Landwirtschaft"  ist 
also  nicht  erst  eine  Errungenschaft  des  3.  Jahrhunderts  n.  Chr.'',  sondern  reicht  in  die 
hellenistische  Zeit  hinauf.  Bolos,  der  ja  Naturforscher,  Chemiker,  Arzt  und  Zauberkünstler 
in  einer  Person  war,  ist  auch  hierin  der  Vorläufer  der  landwirtschaftlichen  Fachliteratur 
der  Folgezeit  geworden.  Schon  Varro'^  wundert  sich  über  diese  merkwürdige  Verquickung 
der  Landwirtschaft  mit  allen  möglichen  Disziplinen:  video  enim,  qui  de  agricultura 
scripserunt  et  poenice  (Mago)  et  graece  (Democritus)  et  latine  (Cato)  latius  vagatos  quam 
oportuerit.  Und  jeder  weiß,  daß  dies  Urteil  auf  die  beiden  ältesten  landwirtschaftlichen 
Werke  der  Römer,  die  Schrift  Catos  und  die  der  Sasernae",  mit  iliren  Kochrezepten, 
Sympathiemitteln,  Zauberformeln  u.  a.  m.  zutrifft.  Vielleicht  ist  der  Schluß  gestattet,  daß 
beide  hierin  den  Spuren  Demokrits  gefolgt  sind,  mit  andern  Worten,  daß  in  seinen 
feupriKÄ  in  ähnlicher  Weise  wie  bei  jenen  außer  der  Landwirtschaft  auch  die  Hauswirt- 
schaft behandelt  war'\ 

'    Awam.I  391  —  Geop.  X  76.  Sein  Standpunkt  ist  danach  des  Columellas  (V  1 1, 12).  Vgl.  Hehn,  Kult.*  422  f. 

''  Awam  I  602.  Geop.  IV  7,  i.  Pall.  III  29,  i.  Col.  de  arb.  9,  3  (daraus  Plin.  17,  162).  Derartige  Spielereien 
(Trauben  ohne  Kerne  zu  gewinnen)  waren  schon  im  vierten  Jahrhundert  in  der  griechischen  Gartenkunst  üblich. 
Vgl.  Theo|)h.  c.  pl.  V  5,  i.  Der  Verfasser  der  pseudo-hippokratischen  Schrift  TTapI  roNHC  9  (VII  472  L)  berichtet 
von  einem  Verfahren,  Gurken  eine  bestimmte  Gestalt  zu  geben,  das  bei  Theoph.  h.  pl.  VII  3,  5  und  Geop.  XII  19,  6 
wiederkehrt. 

'    Vgl.  Hehn,  a.  a.  O.  305. 

*  Col.  XI  3,  53.  Pall.  IV  9,  9.  Plin.  19,  68,  der  ebenso  wie  Palladius  den  CoUimella  als  Urheber  dieses 
Verfahrens  nennt.    Vgl.  Plin.  17,  137.     Über  sein  Verfahren  bei  Rosen  vgl.  Geop.  XI  18.9. 

*  Ähnlich  ist  das  von  den  Geoponica  (XII  14),  Palladius  (IV  14,  3)  und  Plin.  19,  185  (aus  Aemilius  Macor 
nach  Stadler)  beschriebene  Verfahren,  einen  Salat  zu  züchten,  der  mit  anderen  Küchenkrüufem  aus  derselben 
Wurzel  kommt;  nur  ist  hier  an  die  Stelle  der  Ferulstaude  eine  Kugel  von  Ziegen-  oder  Sohafmist  getreten. 
Quelle  sind  die  Ps.  Aristotelischen  TecopriKÄ  bei  Awam  1 617  (aus  Kastos,  d.h.  Anatolios,  vgl.  U  233.  Rose. 
Ar.  Ps.  274),  die  in  der  uns  erhaltenen  landwirtschaftlichen  Literatur  nui'  einmal  von  Garg.  Mart.  erwähnt 
werden  (aus  den  Quintiliern,  vgl.  Rose  a.a.O.),  von  Awam  dagegen  öfter  zitiert  werden.  Sie  gehören  höchst- 
wahrscheinlich dem  3.  Jahrhundert  an  und  sind  vielleicht  schon  von  Bolos  benutzt. 

«    Garg.  Mart.  III3  (aus  Mago-Drophanes).  Col.  V  10,4  (aus  Celsus  Diophanes).  de  arb.  22.  2.  Geop.  X  57,9. 

'    Die  Zucht  von  tarentinischen  Myrten  lehrte  Bolos  (Plin.  17,62).     Sein  Verfahren  bestand   darin,  daß 
er  die  Myrtenbeere  zerquetschte,  dann  mit  dem  Brei  ein  Seil  bestrich,  das  er  in  die  Erde  legte. 
.    "    Geop.  XIX  7,  6.  XVII  14,  3.  XIV  9,  6. 

'    Geop.  XI  13,  2.   16,  2. 

1°    Geop.  Xm  8,  5.  9,  6.   14,  9. 

"  Die  Frage  niuß  offen  bleiben,  wie  weit  einzelne  dieser  Mittel  aus  seinem  Sympathiebuch  oder  seinen 
XeiPÖKMHTA  stammen.    Wir  wissen  ja,  daß  Cassius  Dionysius  beide  Schriften  benutzt  hat. 

'2    Rh.  Mu.s.  45,  87. 

"    Varro  r.  r.  1  2,  13. 

'*    Varni  r.  r.  I  2,  28. 

''  Da  das  landwirtschaftliche  Hausbuch  der  Sasernae  wahrscheinlich  zu  Beginn  des  i.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
entstanden  ist  (sicher  nach  Cato   und   vor  Tremellius  Scrofa,  d.  h.  zwischen   149  und  60),  so   können  sie  die 


Die  Georgika  des  Demokriios.  21 

Das  wichtigste  Charakteristikum  der  Schriftstellerei  Demokrits  ist  das  sympathetische 
P^lement  (tö  cvMnAeHTiKÖN,  *ycikön),  d.  h.  seine  Lehre  von  den  geheimnisvollen,  in  dem 
Wesen  (♦'»■cic)  der  Dinge  begründeten  Wechselwirkungen  der  verschiedenen  Naturreiche 
in  Sympathie  und  Antipathie.  Diese  Lehre,  die  er  in  seinem  Sympathiebuch  ausführlich 
begründet  hatte,  durchzieht  seine  sämtlichen  Schriften.  In  die  uns  erhaltene  landwirt- 
schaftliche Literatur  sind  derartige  Stücke  nur  zum  Teil  durch  seine  feupriKÄ  gelangt; 
man  darf  nicht  vergessen,  daß  Cassius  Dionysius  daneben  seine  XeiPÖKMHTA  und  sein  Sym- 
pathiebuch  benutzt  hat:  und  die  späteren  Land  Wirtschaftler  abergläubischen  Schlages,  wie 
Afrikanos  und  Didymos,  scheinen  auch  seine  ÜAirNiA  durch  Vermittlung  des  Anaxilaos 
(Damigeron?)  zur  Hand  gehabt  zu  haben.  Auf  seine  fecüpriKÄ  führe  ich  folgende  vier 
Bruchstücke  zurück: 

1  Georg.  II  42,  3.  Der  Umgang  einer  Jungfrau  mit  einem  Hahn  in  den  Armen  ver- 
treibt das  öcnpoA^uN  (~ÖPOBÄrxH  Ervenwürger,  heutzutage  in  Griechenland  aykoc  genannt) 
genannte  Unkraut.  Dieser  Aberglaube  ist  eine  Weiterbildung  der  übrigens  alten  Vor- 
stellung von  der  Antipathie  von  Löwe  und  Halm'.  In  ähnlicher  Weise  schützen  sich 
in  Libyen  die  Wanderer  vor  dem  Biß  des  Basilisken'  und  jeglicher  Schlange^,  indem 
'sie  einen  Hahn  oder  Ibis  mit  auf  die  Wanderung  nehmen.  Zugrunde  liegt  auch  diesem 
Volksaberglauben  die  Vorstellung  einer  Antipathie  von  Hahn  und  Basilisk*,  von  Ibis  und 
Schlange".  Basilisk  und  Ibis  führen  auf  ägyptisclien  Ursprung  dieses  Aberglaubens.  Auf 
ähnlicher  Übertragung  einer  anerkannten  Antipathie  beruhen  folgende  beiden  Mittel  bei 
den  Geoponica:  IV  10  (Antipathie  von  Wespe  und  öl)  und  XVIII  17,8  (Antipathie  von 
Wolf  und  Meerzwiebel). 

2  Pallad.  I  35,  7.  Geop.  V  50.  X  89.  II  18,  3.  Das  Besprengen  der  Saaten  mit 
Krebswasser  schützt  sie  vor  Ungeziefer.  Nach  Plin.  19,  180:  adversus  urucas  et  cancrum 
fluviatilem  in  medio  horto  suspensum  auxiliari  narrant  (Demokrit).  Dieser  Aberglaube 
beruht  gleichfalls  auf  Antipathie.    Vgl.  Plin.  11,62. 

3  Geop.  XIV  9,  6.  XIV  15.  Raute  unter  die  Flügel  der  Hühner  gebunden  oder 
Fuchs-  resp.  Katzengalle  unter  ihr  Futter  gemischt,  schützt  sie  vor  Katzen  und  Füchsen. 
Plin.  28,  265  (aus  Celsus?):  gallinaceos  non  attingi  a  vulpibus,  qui  iocur  animalis  eins 
aridum  ederint.     Beruht  auf  Antipathie  von  Fuchs,  Katze  und  Raute. 


griechische  Übersetzung  Magos,  die  88  erschienen  war,  noch  nicht  benutzt  haben.  Allerdings  besteht  die 
Möglichkeit  der  Benutzung  der  lateinischen  t'bersetzung,  die  der  römische  Senat  nach  der  Kroberung  Karthagos 
durch  eine  Kommission,  an  deren  Spitze  D.  Silanus  stand,  hatte  anfertigen  lassen  (Plin.  18,  22.  Rkitzenstein, 
De  Script  r.  r.  libris  deperditis  48).  Anderseits  zeigen  mehrere  Bruchstücke  (Varro  r.  r.  1  2,  26.  II  9,  6.  Col.  IV 
11,1^ —  Geop.  V  3,  4.  III  ;,  7)  unverkennbare  Anklänge  an  Demokrit.  So  erinnert  die  Voi-sclirift  der  Sasernae 
(Varro  r.  r.  II  9,6:  qui  vellet  se  a  cane  sectari,  ut  ranam  obiciat  coctim)  an  das,  was  I'linius  (32,  140)  aus 
einer  der  schriftsteliern-len  Hebeammen  (Salpe,  benannt  nach  der  Lesbierin  aus  dem  3.  Jahrhundert,  die  TTAirNiA 
verfaßt  hatte,  vgl.  Ath.  VII  321  f.)  berichtet:  Salpe  negat  canes  latrare,  quibus  in  offa  rana  viva(!')  data  sit. 
Ferner  hat  das  von  ihnen  empfohlene  Yiacospon  (Bestreichen  des  Körpers  mit  dem  Absud  eines  in  Wasser 
abgekochten  Laubfrosches)  eine  merkwürdige  Parallele  in  den  zum  Teil  auf  Demokrit  beruhenden  Koiraniden 
des  Hermes  (S.  57,  5  Mely):  ih*  a^  Tic  e^AH  XnoppyflNAi  tag  tpjxac  öaoy  to'  cümatoc,  toy  batpäxoy  tö  a^pma  KA-f-CAC 
BÄAe  ei'c  b  AOY6TAI  YAUP,  kaI  AnoppYHCONTAi.  Vgl.  Diosc.  simpl.  I  49.  m.  m.  II  26.  Archigenes  bei  Gal.  XII  799. 
Am  auffälligsten  aber  ist  die  Übereinstimmung  ihrer  beiden  Wanzenmittel  (Varro  r.  r.  I  2,  25:  in  Wasser  auf- 
geweichte wilde  Gurke  und  Rindergalle  mit  Essig)  mit  Geop.  XIII  14,  i.  2,  einem  Kapitel,  in  dem  Demokrit 
(XIII  14,9)  ausdrücklich  als  Gewährsmann  genannt  wird:  yrPA  nicCA  kai  ArpioY  cik+oy  Ö  xyaöc  ÄniBAAAÖMGNOC 

i.H    KAINH    ÄNAIPC?   TÄC    KÖPCIC  .  .  .   XOAHN    TAYPOY    fl    TPÄrOY    ÖlEI    APIME?    «ilAC    AAei«e    THN    KAINHN    KaI    TOS'C    TOixOYC. 

'    Aes.  Fab.  323.    Achill.  Tat.  \\  21.    Vgl.  Lucrez  IV  710.     Pamphilos   bei  Geop.  XV  1,9.     Neptun.  63. 
Ael.  n.  a.  HI31   (aus  Demokrit).    Plut.  soll.  an.   32,  981  E.  de  invid.  4,537  c.    Plin.  8,  52   (aus  Juba)  n.  öfter. 

*  Ael.  n.  a.  III  31   (Demokrit). 
'    Joseph,  arch.  II  246. 

*  Ael.  a.  a.  O.  vgl.  V  50. 

'   Ael.  n.  a.  I  38  (Demokrit). 


22  M.  Wellmann: 

4  Col.  r.  r.  VIII  8,  7.  Tauben  werden  an  den  Schlag  gefesselt,  wenn  man  junge  Turm- 
falken in  je  einem  irdenen  Topf  an  den  vier  Ecken  des  Taubenschlages  befestigt. 
Plin.  10,  109  (Celsus):  feruntque  (Demokrit),  si  in  quattuor  angulis  defodiantur  (sc.  tinnun- 
guli)  in  oUis  novis  oblitis,  non  mutare  sedem  columbas.  Beruht  auf  Sympathie  nach 
Plin.  a.  a.  0. 

Weiter  beweisen  die  Bruchstücke,  daß  die  feupriKA  des  Bolos,  wie  bereits  ver- 
iliutet,  eine  Kompilation  waren.  Unter  den  Fachscliriftstellern,  die  von  ihm  zu  Rate  ge- 
zogen worden  sind,  steht  zeitlich  obenan  Leophanes',  ein  Landwirt,  der  nach  Anaxagoras 
und  vor  Aristoteles,  d.  h.  im  Anfange  des  4.  Jahrhunderts  gelebt  hat.  Dieser  Mann  hatte 
im  Anschluß  an  Anaxagoras  die  Ansicht  vertreten,  daß  man  durch  Unterbinden  der  Hoden 
bei  allen  vierfüßigen  Haustieren  willkürlich  männliche  und  weibliche  Nachkommen  er- 
zeugen könne.  Trotzdem  Aristoteles  diese  Theorie  widerlegt  hatte,  hat  sie  sich  in  der 
landwirtschaftlichen  Literatur  erhalten.  Ihr  Vermittler  ist  Bolos.  Vgl.  Colum.  r.  r.  VI  28 
und  Aristoteles  De  gen.  an.  IV  i,   765a   23: 

Col.  Arist. 

quae  (sc.   proles  equorum)   sive  ut  femina  nAPAnAHciuc  At  xmec  neneicweNOi  toytoic  eici 

sive  ut  masculus  concipiatur.  nostri  arbitrii      kai   Aerovcm,  d)c  tön  AesiÖN  öpxin  AnoAovM^Noic 
fore  Democritus   affirmat,    qui   praecipit,    ut,      ü  tön  Xpictepön  cymbainci  toTc  Öxe-i-OYCiN  XppeNO- 
cum  progenerari  marem  velimus,   sinistrum      tokgTn    fi    eHAVTOKeTN  •    oytu    rÄP    ka)   Aeu)<»>ÄNHC 
testiculum  admissarii  obligemus,   cum  femi-      e'AereN.     Vgl.  Aet.  plac.  V  7,  5  S.  420D. 
nam,  dextrum.  idemque  in   omnibus   paene 
pecudibus  faciendum  censet. 

Von  demselben  Autor  hat  Theophrast  an  einer  Stelle  seines  pflanzenphysiologischen 
Werkes  (c.  pl.  II  4,  12)  ein  kurzes  Bruchstück  erhalten,  in  dem  er  den  schwarzen  Boden 
als  den  besten  rühmt,  weil  er  sowohl  Feuchtigkeit  wie  Wärme  vertrage.  Merkwürdiger- 
weise kehrt  diese  Ansicht  in  den  Geoponica  (II  9,  i)  wörtlich  wieder.  Auch  hier  wird 
der  Mendesier  der  Vermittler  sein. 

Theophr.  Geop. 

ÖMOicdc   Ae    KAI   Ol  THN  MeAArrecoN   enAiNOYNTec  APicTH    rfi   H  weAÄrreioc  YnepenAiNOYweNH  hapA 

ücnep  Aeu*ÄNHC-    e-feYc  rÄP  XnoAiAÖNAi  neiPÄTAi      nÄciN,    öti    kai    ömbpon    *ipt\    kai   ayxmön. 

TAC  AITIAC,  OTI  AYNATAI  KAI  OMBPON  KAI 
A'Y'XMÖN  <t>^PeiN,  AOXÖC  0?CA  KAI  TOY  eePMO? 
KAI     TO?     YTPOY. 

Noch  einen  zweiten  Landwirt  aus  vorhellenistischer  Zeit  scheint  Bolos  benutzt  zu 
haben:  den  Androtionl  Nach  Theophrast'^  hatte  dieser  Landwirt  die  Ansicht  vertreten, 
daß  Liebe  und  Haß  auch  in  der  Pflanzenwelt  verbreitet  sei  und  zum  Beweis  die  Sym- 
pathie von  Myrte  und  Ölbaum  angeführt,  die  sich  in  der  Weise  äußere,  daß  beide  Bäume 
ihre  Wurzeln  miteinander  verflechten,  daß  ilire  Zweige  durcheinanderAvachsen,  und  die 
Frucht  der  Myrte  zart  und  süß  werde.  Diesen  Aberglauben  hatte  Bolos  aufgegriffen 
(Geop.  X  29,  5),  aber  als  Ägypter  an  die  Stelle  des  Baumes  der  Athene  den  in  Afrika 
heimischen  punischen  Apfelbaum  gesetzt,  von  dem  Theophrast  (c.  pl.  II  7,4)  etwas  Ähn- 
liches anzudeuten  scheint.  Daneben  aber  hat  er  auch  den  Theophrast  in  Händen  gehabt. 
Die  beweisende  Stelle  steht  bei  Plinius  (n.  h.  15,  138):  eadem  (sc.  laurus)  purificationibus 
adhibetur,  testatumque  sit  obiter  et  ramo  eam  seri,  quoniam  dubitavere  Democritus  atque 


'    E.  Meyer,  a.  a.  O.  I  22. 

''    Vgl.  Oder  bei  Susemihl  I  833. 

=    c.  pl.  III  10,4.    Vgl.  Hehn,  a.a.O.  105. 


k 


Die  Georgika  des  Demokritos.  23 

Theophrastus'.  Demnach  sind  wir  berechtigt,  die  Bruchstücke  bei  Ihn  al-Awam,  soweit 
sie  inhaltlich  an  Theophrast  anknüpfen,  als  unverdächtig  anzusprechen.  Dazu  gehört, 
was  Awain  I  602  von  ihm  berichtet,  er  habe  mehrere  Male  das  Experiment,  Trauben 
ohne  Kerne  zu  erzeugen,  mit  Erfolg  ausgeführt,  über  dies  Experiment  handelt  Theophrast 
(c.  pl.  V  5,  I.  III  14,  6);  es  lief  darauf  hinaus,  daß  man  aus  dem  Setzling  vorsichtig  das 
Mark  entfernte,  bevor  man  ihn  der  Erde  anvertraute,  weil  sich  aus  ihm  nach  der  An- 
sicht Theophrasts  die  Kerne  entwickeln.  Dasselbe  Verfahren  lesen  wir  in  den  Geoponica 
(IV  7,  i),  nur  ausführlicher;  auf  Ägypten  weist  die  Verwendung  des  Papyros  bei  der 
Umwicklung  des  gespaltenen  Setzlinges.  Es  liegt  m.  E.  kein  Bedenken  vor,  den  ersten 
und  den  damit  aufs  engste  zusammenhängenden  Paragraphen  2  für  Demokrit  in  Anspruch 
zu  nehmen,  mid  wenn  in  der  Überschrift  dieses  Kapitels  Demokrit  als  Autor  erscheint, 
so  haben  wir  hier  einmal  einen  jener  Fälle,  wo  das  Autorenlemma  (wenigstens  für  einen 
Teil  des  Kapitels)  auf  einer  wahren  Vermutung  beruht'. 

Auch  sonst  sind  Berührungen  mit  Theophrast  in  den  von  Ihn  al-Awam  aufbe- 
wahrten Bruchstücken  nachweisbar.  So  hat  die  ihm  zugeschriebene  Bemerkung  (Awam  II 
S.  13),  daß  die  Kicher  von  allem  Gemüse  und  allen  Hülsenfrüchten  die  längste  Wurzel 
habe,  weshalb  sie  .sich  nicht  zur  Verbesserung  des  Bodens  eigne,  ihre  Quelle  in  Theo- 
phrast (h.  pl.  VIII  2,  3),  und  zu  seiner  Behauptung  (Avam  II  16),  daß  der  beste  Samen  zur 
Aussaat  der  jährige  sei,  danach  der  zweijährige,  während  der  dreijährige  dazu  unbrauch- 
bar sei,  daß  aber  Hirse  und  Reis  davon  eine  Ausnahme  machten,  bietet  Theophrast 
(h.  pl.  VIII  II,  5)  eine  schlagende  Parallele. 

Seiner  Behandlung  der  Bienenzucht  hat  er,  wie  es  scheint,  die  MeMccovpriKÄ  des 
Aristomachos  aus  Soloi  zugrunde  gelegt,  eines  Imkers  aus  voraristotelischer  Zeit^;  ich  schheße 
es  aus  einer  auch  in  die  Geoponica  (XV  2,  6)  übergegangenen  Notiz  des  Plinius  (13,  131)*: 
apes  quoque  num([uam  defore  cytisi  pabulo  contingente  promittunt  Democritus  atque 
Aristomachus. 

Sein  Verhältnis  zu  dem  Vater  der  I^and Wirtschaft  (parens  rusticationis  Col. Ii,  13),  dem 
Karthager  Mago  habe  ich  bereits  im  vorhergehenden  gestreift.  Ich  vermutete  Benutzung 
desselben  durch  Bolos.  Zeitlich  steht  dieser  Vermutung  nichts  im  Wege;  denn  obgleich 
die  Lebenszeit  des  Karthagers  nicht  überliefert  ist,  so  darf  man  einerseits  aus  der  Tat- 
sache, daß  sein  Werk  nach  der  Zerstörung  Karthagos  ins  Lateinische  übersetzt  wurde, 
anderseits  aus  seiner  Bezeichnung  als  parens  rusticationis  durch  Columella  schließen,  daß 
er  älter  war  als  Cato.  Er  gehört  also  spätestens  ins  3.  Jahrhundert,  wie  schon  Reitzen- 
STEiN^  vermutet  hat.  Zur-Gewißheit  erhoben  wird  unsere  Vermutung  durch  zwei  Stellen 
Columellas.  Es  war  eine  alte,  oft  behandelte  Streitfrage",  nach  welcher  Himmelsrichtung 
die  Weingärten  anzulegen  seien.  Alle  vier  Himmelsrichtungen  waren  dafür  in  Anspruch 
genommen  worden',  doch  die  Mehrzahl  der  Landwirte  (so  u.  a.  Tremellius  Scrofa  nach 
Columella)  hatte  sich  für  eine  Orientierung  nach  Süden  entschieden.  Die  entgegengesetzte 
Ansicht  vertraten  Mago  und  Demokrit  mit  der  Begründung,  daß  die  nordwärts  gerichteten 
Weingärten  höhere  Erträge  lieferten,  wenn  sie  auch  an  Güte  des  Weines  hinter  den  anders 
orientierten  zurückständen.    Col.  r.  r.  III  i  2,  5  :  quam  regionem  (sc.  caeli)  spectare  debeant 

'  Das  Theophrastzitat  bezieht  sich  nuf  h.  pl.  II  i,  3:  Xoanta   tAp   b'cA  txe\  ch^pmata  kai  Xnö  ch^pmatoc 

rJNCTAi-  Xnö  AÄ  nAPAcrtXAOc  kai  thn  aä«>nhn  «acin,  6än  tic  tA  ^pnh  nAPCAÄN  «yte-i-ch. 

'  BoLL,  a.  a.  O.  S.  1 3  f. 

'  Oder  bei  Susemihl  1  838.  839. 

*  Das  Pliniuszitat  stammt  aus  Hygin,  vgl.  Stadler,  a.  a.  0.  S.  7. 

'  De  scriptorum  rei  nist  libris  depeiditis,  Berl.  Diss.  1884  S.  47.     Meyer,  a.  a.  O.  I396f. 

"  Plin.  n.  h.  17,  19  f.  Col.  r.  r.  III  12,  5  f.     Vgl.  Fall.  II  13,  6.  I  6,  2.  üeop.  V  4. 

'  Firn.  a.  a.  O.    Maoerstedt,  Der  Weinbau  der  Römer  S.  59. 


24  M.  Wellmann: 

vineae,  vetus  est  dissensio  .  .  .  Democrito  et  Magone  laudantibus  caeli  plagam  septentrio- 
nalem,  quia  existiment  ei  subiectas  feracissimas  fieri  vineas,  quae  tarnen  bonitate  vini 
superentur.  Dieser  Ansicht,  die  von  Celsus  (Col.III  i  2,6)  für  Ägypten  und  Numidien  mit 
Rücksicht  auf  ihr  übermäßig  warmes  Klima  gebilligt  und  von  Plinius  (17,  20)  für  Ober- 
italien akzeptiert  worden  war,  liegt  offenbar  die  Vorstellung,  zugrunde,  daß  der  Nordwind 
befruchtet  und  der  Südwind  veredelt  \  Ist  es  denkbar,  daß  beide  unabhängig  von  einander 
auf  diese  Begründung  verfallen  sind? 

Die  zweite  Stelle  (Col.  IX  10,  6)  betriift  die  Anweisung  zur  Bugonie,  d.  h.  zur  künst- 
lichen Erzeugung  von  Bienen  aus  dem  Aase  junger  Stiere:  ceterum  hoc  eodem  tempore 
(d.  h.  peracto  solstitio  usque  adortum  caniculae,  vom  24.  Juni  bis  26.  Juli)'"  progenerari 
posse  apes  iuvenco  perempto,  Democritus  et  Mago  nee  minus  Virgilius  (IV  2  84  f.)  prodiderunt. 
Mago  quidem  ventribus  etiam  bubulis  idem  fieri  affirmat^.  Der  später  weitverbreitete  Aber- 
glaube von  der  Entstehung  bestimmter  Insekten  aus  verwesenden  Tierleibern,  wie  der 
Bienen  aus  Rindern,  der  Skorpione  aus  Krokodilen,  der  Wespen  aus  Pferden,  der  Käfer 
aus  Eseln,  begegnet  uns  zuerst  in  Ägypten  im  3.  Jahrhundert:  Archelaos  (unter  Ptolemaios 
Euergetes)  hatte  in  seinen  Iaio^yh  darüber  ausführlich  gehandelt*.  Was  die  Bienen  an- 
langt, so  ist  er  oiTenbar  daraus  entstanden,  daß  sich  einmal  in  den  Hörnern  eines  ver- 
endeten Stieres  wie  in  dem  Aas  des  von  Simson  zerrissenen  Löwen  ein  Bienenschwarm 
eingenistet  hatte.  Durch  falsche  Deutung  dieses  Vorganges  scheint  in  Ägypten  die  Sage^ 
entstanden  zu  sein,  daß  man,  um  Bienen  zu  erzeugen,  einen  Stier  nach  altem  Brauch* 
bestatte  und  nach  einiger  Zeit,  wenn  der  Leichnam  in  Verwesung  übergegangen,  die 
Hörner  absäge,  worauf  aus  den  Öffnungen  Bienen  zum  Vorschein  kämen.  Von  dieser 
ägyptischen  Sage  völlig  verschieden  ist  die  Art  der  Bienenmacherei,  die  Columella  von 
Mago  und  Demokrit  bezeugt  und  die  in  den  Geoponica'  nach  Demokrit  in  folgender  Weise 
beschrieben  wird:  In  einem  eigens  zu  diesem  Zwecke  erbauten  Hause  von  bestimmten 
Größenverhältnissen  und  mit  einer  bestimmten  Anzahl  von  Türen  und  Luken  versehen 
soll  man  einen  fetten  Stier  von  30  Monden  durch  Jünglinge  zu  Tode  prügeln  und,  nach- 
dem alle  Öffnungen  des  Körpers  verstopft  sind,  ihn  rücklings  auf  Thymian  legen  lassen. 
Dann  soll  das  Haus  hermetisch  verschlossen  und  nach  1 4  Tagen  gelüftet  werden  zur  Förde- 
rung des  sich  bildenden  Lebens.  Nach  weiteren  10  Tagen  findet  man  dann  das  Haus  voller 
Bienen,  und  vom  Stier  weiter  nichts  als  Hörner,  Knochen  und  Haare.  Es  liegt  auf  der 
Hand,  daß  es  sich  hier  um  ein  magisches  Zauberkunststück  handelt:  dafür  spricht  der 
außerordentlich  große  Aufwand  von  technischen  Vorbereitungen  und  die  eherne  Unver- 
schämtheit, mit  der  dieser  Schwindel  vorgetragen  wird.  Anderseits  kann  dieser  magische 
Unsinn  unmöglich  auf  dem  Boden  Ägyptens  aufgekommen  sein.  Die  hohe  Verehrung,  die 
der  Stier  bei  den  alten  Ägyptern  genoß  und  die  zu  dem  Verbote  geführt  hatte,  einen 
Stier  außer  zu  Kultuszwecken  zu  töten*,  sowie  die  Tatsache,  daß  die  Bienenzucht  in  Ägypten 
eine  so  unbedeutende  Rolle  gespielt  hat,  daß  sich  keinerlei  Nachrichten  darüber  erhalten 


'    Vgl.  Fall,  agric.  T  6,  7 :  aquilo  vites  sibi  obiectas  fecundat,  auster  nobilitat. 
''    Vgl.  Boi.i,,  a.  a.  0.  30.  31. 

Vgl.  Plin.  n.  h.  1 1,  70:  in  totum  vero  amissas  (sc.  apes)  reparari  ventribus  bubulis  recentibus  cum  fimo 
obrutis,  Vergilius  (ü.  IV  284 f.)  iuveacorum  corpore  exanimato.     Demokrit  bei  Geop.  XV  2,  23ff. 
*    Vgl.  Antigonos  von  Kar.  bist.  mir.  19.  Varro  r.  r.  III  16,  4.  II  5,  5. 
'    Antigonos  a.a.O.     Ovid  Fast.  I  376  f.    Quelle  wahrscheinlich  Archelaos.  vgl.  Malten,  Kvrene  30. 

nero(lotIl4i:    eAnTOYCi  Ae  tcVc  ÄnoeNHCKONTAC  boyc   tpöhon    tönag  .  .  .  toS'c  ab   ePceNAC  katopyccoyci 

e'KACTOI^   ^N    TOTCI    nPOACTeiOlCI,    TÖ    KePAC    TÖ    e'TePON'fl    KAI    AA\<t>ÖTePA    YneP^XONTA    CHMHIOY    eYNeKEN. 

Geop.  XV  2,  22  f.     Aus  Demokrit  durch  Vermittelung  Hygins(?)  stammt  Verg.  Georg.  IV  20,  f.,  außer- 
dem vgl.  Herrn.  Koir.  73,  20  Mely.  Isid.  XII  8,  2.  s.      JB      yj  »  s  V3    , 
"    Herod.  II  41. 


IHe  Georgika  des  Demokritos.  25 

haben',  verbieten  diese  Annahme.  Also  hat  Demolcrit  das  Zauberkunststück  anderswoher^. 
Columella  verrät  uns  die  Quelle:  es  ist  punischen  Ursprungs.  In  der  Tat  ist  ja  Afrika 
im  Altertum  das  Land  der  Vieh  Wirtschaft  und  Bienenzucht  gewesen^.  Schon  Herodot 
(resp.  Hekataios)*  gedenkt  der  Bienenzucht  bei  den  Zyganten,  und  das  punische  Wachs 
erfreute  sich  bekanntlich  in  der  Arzneiwissenschaft  eines  hohen  Rufes ^.  '  Bei  diesem  Ver- 
hältnis der  beiden  Autoren  zu  einander  wird  man  sich  nicht  wundern,  wenn  Demokrit 
auch  in  dem  Zeitpunkt  der  Ausübung  der  Bugonie  (zwischen  dem  längsten  Tage  und  dem 
Aufgang  des  Sirius,  d.  h.  dem  24.  Juni  und  26.  Juli)  mit  Mago  übereinstimmt,  und  wenn  der 
Karthager  als  die  Primärquelle  in  der  Behandlung  dieser  Frage  ausführlicher  gewesen  ist 
als  Demokrit,  insofern  als  er  ein  noch  einfacheres  Verfahren  für  die  Bugonie  angegeben 
hat,  nämlich  das  Verscharren  frischer  Rindermägen  mitsamt  dem  Mist". 

Endlich  gehört  einer  der  beiden  thasischen  Landwirtschaftler,  die  Cassius  Dionysius 
nach  Varro  (r.  r.  I  i,  3)  benutzt  hat,  Euagon  oder  Anaxipolis,  zu  den  Autoren,  die  dem 
Mendesier  zur  Hand  waren.  Plinius'  erwähnt  unter  den  Weinstockarten  die  XwneAoc  eHPiAKA, 
deren  Trauben  und  Wein  gegen  Schlangenbiß  helfen  sollten:  apud  eosdem  (sc.  Thasios) 
vitis  theriaca  vocatur,  cuius  et  vinum  et  uva  contra  serpentium  ictus  medetur  (aus  Hygin?). 
In  Thasos  war  außerdem  der  Brauch  aufgekommen,  besonders  heilkräftige  Pflanzen,  wie 
Hellebores,  wilde  Gurke  und  Skammoniawinde,  um  die  Wurzeln  des  Weinstockes  zu  ])flanzen, 
um  so  die  Heilwirkungen  dieser  Pflanzen,  vor  allem  die  abführende  auf  den  Wein  zu 
übertragen:  der  Name  dieser  Weinstöcke  war  XwneAOc  KAeAPTiKH  und  ♦eöpioc'*.    Da  es  sich  in 

'    Maoerstedt,  Bilder  aus  der  röm.  Landw.  VI  83. 

'    Schon  der  treffliche  Johann  Heinrich  Voss  tritt  in  seiner  Ausgabe  von  Virgils  Georgioa  (Altona  1800) 
S.  828  für  gegenseitige  Benutzung  von  Mago  und  Demokrit  ein,  nur  sieht   er  in  Demokrit  die  PrimärqueHe. 
'    Melzer,  Geschichte  der  Karthager  I  84.    Magerstedt  154.  16 1. 

*  Herod.  IV  194.  Steph.  Byz.  s.  v.  ZrrANTic. 
'    Plin.  n.  h.  2i,83f.  30,70.  33,  122. 

•  Die  beiden  Coiumellustellen  mit  dem  Zitat:  Democritus  et  Mago  können  mic  großer  Wahrecheinlich- 
keit  auf  Celsiis  zurückgeführt  werden.  Ceisus  aber  hatte  offenbar  die  Kompilation  des  Cassius  Dionysius  gar 
nicht  mehr  in  Händen,  sondern  kannte  sie  nur  durch  die  Epitome  des  Diophanes  von  Bithynien:  ich  scIilieBe 
es  daraus,  daß  das  einzige  Zitat  des  C.  D.  bei  C'ol.  (VI  37.  3)  aus  Varro  (II  i,  27)  stammt  und  daß  sein  eigenes 
Werk  an  Umfang  (5  B.)  dem  des  Bithyniers  (6  B.)  nahestand.  Also:  die  Schrift  des  C.  D.  übte  ihre  Herrsrhaft 
nach  dein  Erscheinen  der  Epitome  wenigstens  in  der  Fachliteratur  nur  noch  durch  den  Epitomator  aus,  der 
denn  auch  sowohl  in  den  Gcoponica  wie  bei  Gargilins  Martialis  allein  zitiert  wird.  Varro  ist  also  der  einzige 
von  den  uns  erhaltenen  Landwirtschaftlern,  dem  sein  Werk  noch  vorgelegen  hat.  Hygin  hat  ihn  wohl  gleich- 
falls noch  selbst  gelesen,  wenigstens  spricht  das  Zitat  bei  Plin.  (11,  40)  dafür,  wenn  es.  wie  wahrscheinlich, 
auf  ihn  zurückgeht.  Von  den  griechischen  Grammatikern  hat  ihn  sicher  Pamphilos  benutzt  und  für  seine 
Glossen  ausgezogen.  Vgl.  Ath.  XIV  648 e  —  Hes.  s.  v.  kooth  und  die  übrigen  Glossen  bei  Hesych.  Vgl.  Rkitzen- 
STEi.v,  a.  a.  O.  58.  Wenn  sich  bei  Varro  in  der  Zitierweise  ein  Unterschied  geltend  macht,  dergestalt,  daß 
er  bald  Mago  et  Dionysius  (II  i,  27.  III  2,  13),  bald  Dionysius  allein  zitiert  (1:7,  3f.  38,1),  so  dürfte  d.is 
so  zu  erklären  sein,  daß  in  letzterem  Falle  die  aus  den  griechischen  Autoren  entnommenen  Zusatzbemerkungen 
gemeint  sind,  zumal  da  an  der  ersten  dieser  beiden  Stellen  ganz  deutlich  Anklänge  an  den  Peripatos  zutage 
liegen.  Vgl.  Schneiders  Kommentar  zu  Varro  Script,  r.  r.  I  S.  300.  Wie  das  cassianisclie  Werk  im  einzelnen 
angelegt  war,  wissen  wir  nicht.  Über  die  Anlage  der  Epitome  dagegen  gibt  uns  ein  an  versteckter  Stelle 
aufbewahrtes  Bruchstück  Aufschluß,  das  bisher  der  Aufmerksamkeit  der  Forscher  entgangen  ist.  In  der 
pseudoplutarchischen  Schrift  De  nobilitatc  c.  20  heißt  es:  Slenander,  inquis,  Ileracleotes  agricolas  ipsos  unos 
esse  reliquias  ex  stirpe  Saturni  pi-aedicat,  Epigenes  Rhodius  multis  rationibus  comprobat  antiquiorem  multo 
fuisse  rem  rusticam  quam  urbanam,  Diophanes  nobilitatis  initiuni  ex  agiioultura  Irahit,  in  qua  qui  excellere 
videbantur,  pastores  esse  maluerunt,  quasi  et  ipsi  Imperium  exercerent  in  animalia.  Vgl.  Philo  de  Jos.  2. 
Das  Werk  war  also  doxographisch  angeordnet,  und  zwar  wahrscheinlich  so,  daß  über  die  einzelnen  Fragen 
neben  den  griechischen  Autoren  Mago  selbst  regelmäßig  zitiert  war,  eine  Anordnung,  die  in  den  Exzerpten 
der  Geoponica  noch  deutlich  hindurchschimmert,  nur  daß  hier  der  Gepflogenheit  der  späteren  Zeit  ent- 
sprechend die  .\utorennainen  durch  unbestimmte  Angaben  wie  tin^c  a^,  aaaoi  a^,  oi  a^  ersetzt  waren.  Ist 
diese  Annahme  richtig,  dann  muß  die  Epitome  des  Diophanes  in  der  Art  der  Geoponica  aus  einzelnen 
Kapiteln  bestanden  haben. 

'    Plin.  14,  117. 

'  Plin.  14,  iio:  sie  et  elleborum  seritur  in  Thaso  (sc.  circa  radices  vitium)  aut  cucumis  Silvester  aut 
si'ammonia,  quod  vinum  phthorium  vocatur,  quoniam  abortus  facit.     Diosc.  m.  m.  V  67.  IV  170  8.319,  18. 

Phil.-hist.Abh.  1921.  Nr.  4.  4 


26  M.  Wellmann: 

beiden  Fällen  um  eine  spezifiscli  thasische  Überlieferung  handelt,  so  ist  zu  vermuten,  daß 
der  Bericht  des  Plinius  in  letzter  Linie  aus  einem  der  beiden  thasischen  Landwirte  stammt, 
die  denn  auch  im  Autorenverzeichnis  zu  diesem  Buche  namentlich  aufgeführt  werden*. 
Nun  wissen  wir  aber,  daß  Demokrit  die  sämtlichen  Weinstockarten  Griechenlands,  die 
zu  seiner  Zeit  bekannt  waren,  aufgezählt  und  behandelt  hat\  darunter  auch  die  AMneAoc 

eHPIAKH.  Vgl.  Geop.  V  2,  19:  eiC  HAYOINIAN  a6  HACÖN  (sc.  AMn^ACON)  AAHPiTÜJC  KAAAIUN  H  OHPIAKH, 
H     AhMÖKPITQC     KAI     TÖ     YTieiNÖN     KAI     THN     KAAAIOINIAN     (tÜ    VT.    KAI     TH    K.   HdsS.)    MAPTYPET.     ^XEI    A^   TÖ 

KAHMA  *Ycei  AenTÖN  KAI  ÄceeN^c.  Daß  er  dabei  ihre  Heilwirkung  nicht  unerwähnt  gelassen 
hat,  wird  man  unbedenklich  aus  diesen  Worten  herauslesen  dürfen,  und  zwar  um  so  un- 
bedenklicher, als  er,  wie  wir  früher  sahen,  die  Verquickung  von  Landwirtschaft  und 
Medizin  dem  Gassius  Dionysius  vermittelt  hat:  aus  ihm  wird  stammen,  was  Plinius  (n.  h. 
23,  14)  darüber  berichtet.  Aus  diesem  Sachverhalt  ergibt  sich  also  der  Schluß,  daß  er 
die  thasische  Lokalüberlieferung  gekannt  hat.  P'olglich  hat  er  auch  die  AwneAoc  kaoaptikh 
behandelt.  Eine  Bestätigung  dieser  Schlußfolgerung  erhalten  wir  auf  einem  andern  Wege, 
der  über  Dioskurides  führt. 

Bekanntlich  sind  die  beiden  Hauptquellen  der  yah  iatpiki^  des  Anazarbeers  das  hzo- 
TOMiKÖN  des  Krateuas  und  die  "Yah  Nigers,  der  gleichfalls  zum  Teil  aus  dem  Rhizotomen 
geschöpft  hat,  und  zwar  hat  die  Schrift  des  Krateuas  den  Stoff  für  die  botanischen  Partien 
hergegeben,  während  die  Abschnitte  über  die  Metalle  und  Steine  (B.  5)  und  über  die 
Heilmittel  aus  dem  Tierreich  (B.  2,  i  —  85)  in  der  Hauptsache  auf  Niger  beruhen,  wie 
sich  daraus  ergibt,  daß  von  den  neun  Bruchstücken  desselben  (9  — 17  W)  nicht  weniger 
als  vier  in  diesem  Abschnitte  wiederkehren.  Von  diesen  beiden  Autoren  hat  sicher  der 
ältere,  der  am  Hofe  Mithridates  des  Großen  lebte,  den  Demokrit  gekannt  und  benutzt. 
Den  Beweis  liefert  das  achte  Bruchstück  des  Constantinopolitanus  des  Dioskurides:  xpüntai 

A^     A'Y'TH     (sc.   TH     ANAHAAAlAl)     KAI     GIC    TÄC     AhMOKPITOY     AYNAMeiC'^.        GcstÜtzt     wird     diCS     ZcUgUiS 

durch  mehrere  Stellen  der  yah  iatpikh  des  Dioskurides,  die  mit  Bruchstücken  des  Demokrit 
übereinstimmen.     Diese  Stellen  sind  folgende: 

1  D.  III   34     (45,    9):      (hAYÖCMOy)      KAI      AYrMOYC      KAI      CM^TOYC     KAI     XOA^PAN     ÜAYEI     AYO     H     TPIA 

KAcoNiA  CYN  pÖAc  öieiAc  XYAÖ  noGGNTA,  Simp.  II  5.  PÜn.  20,  149:  singultus  et  vomitiones  sistit 
(menta)  cum  suco  granati,  ut  Democritus  monstrat. 

2  D.   U    142     (211,    15)     ÖPOBÄrXH'    Ol    AG    KYNOMÖPION    Ol    A^    A^ONTA,    KYHPIOI   AG    SYPcTtIN    KAAOYCI. 

Geop.  II  42  :  nepi  a^ontoc  botänhc,  hn  kaI  öpoBArxHN  kaaoycin.  Es  folgt  §  3  ein  antipathe- 
tisches Mittel  Demokrits  gegen  dieses  Unkraut. 

3  D.  II  87  (171,8):  ev-ePTHc  Ae  kai  ö  eAe<t>Ac  riNSTAC  BpexÖMeNoc  a'^tö  (sc.  zYeu).  Seneca 
Epist.  mor.  90,  33:  excidit  porro  vobis  eundem  Democritum  invenisse,  quemadmadum 
ebur  molliretur.  Sim.  Sethi  i  19,  3.  Plut.  an  vit.  ad  inf.  sufficiat  c.  4,  449  e:  d)c  rAp  h  kpökh 
TÖ  öcTeoN  npiei  Te<t>*A  kai  öiei  aiäbpoxon  reNÖweNON  kai  tön  ga^^anta  tu  zYeei  maaakön  renö- 
MeNON  KAI  XAAÜNTA  KÄMnTOYci  kaI  AI acxhmatizoyci  .  .  .  Daß  zYeoc  Glas  erweicht,  bezeugt  das 
Rezept   bei  Berthelot,   La   chimie   au  moyen  äge  S.  176  n.  106.      Aus  derselben   Quelle 

D-  IV    75     (2  35)    15)-      MAAÄCCeiN      a6      KAI      eA^^ANTA      A^TGTAI      H      PIZA     (sC.    MANAPATÖPGy)     CYNerOWeNH 

A-r-Tu  im  ÜPAC  ei  KAI  efnAACTON  A'Y'TÖN  eic  ö  AN  TIC  BOYAHefi  cxHMA  nAPACKCYÄzEiN.  Zum  Er- 
weichen  des  Steins  bei  der  Beizung  verwandt  von  Maria  nach  Berth.  Alch.  grecs  S.  357,  22. 

'  Dieselbe  tlberlieferung  kehrt  in  den  Geoponica  wieder:  Floren tinos  (s.  3  n.  Chr.)  ist  die  Quelle  (wohl  nach 
Demokrit).  Vgl.  Geop.  IV  8.  1—3.  5—8.  §  4  über  die  Kultur  der  A«neAOC  kaoaptikh  ist  Einschub.  Oder. 
Rh.  M.  45,  85. 

■'  Plin.  n.  h.  14,  20:  genera  Vitium  numero  conprehendi  posse  unus  existimavit  Democritus,  cuncta  sibi 
Graeciae  cognita  professus. 

'  Vgl.  Wellmann,  Diosc.  vol.  III  S.  146,  5.  Am  Texte  ist  nichts  zu  ändern.  Zur  Sache  vgl.  Geop. 
XV  I,  31   (Pamphilo.s-Anatolios).     Berthelot,  Coli.  d.  anc.  alch.  gr.  S.  66,  9  ff. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  27 

Vgl.  i6o,  8.  Dafür  Heliotrop  naoh  Pap.  Holm,  h  i  S.  13.  Die  letzte  Quelle  für  alle  diese 
Notizen   sind  die   bibaoi   bacoikaI  des   Demokrit. 

4  D.  I  129  (S.  120,  16):  TOYTO  A^  (sc.  nePC^A  A^NAPON)  ICTÖPHCÄN  TINGC  GN  rTePCIAI  ANAI- 
PETIKÖN   gTnAI,    MCTATee^N    A^    zic  AtrYOTON    AAAOlUeHNAI    KAI    EACÖAIMON   rENeceAl.       ScllOl.  Nic.  Tll.  764: 

BüAOC   AG    b  AHMOKPiTeioc   eN  TU)  fTepi  CY«nAeioN  kai  XNTinAeÜN  FT^pcac  «hcin  exoNTAC  oap'  saytoTc 

eANÄCIMON     OYTÖN     (sC.   nePC^AN)     OYXeYCAl     ^N    AfrYnTü)     U)C    nOAAUN    «eAAÖNTWN    ANAIPeeHCeCeAl,   THN   A^ 

(sc.  THN  ATrynTON)  ArAOHN  oycan  eic  toynantIon  weTABAAeTN,  noificAi  xe  tö  «ytön  kaphön  tay- 
KYTATON.    Vgl.  Ps.  AHst.  TTepi  «ytün  I  7.    Plin.  15,  45.    Gal.  XII  569.  VI  617.    Orib.  I  581. 

5  D.  IV    112     (264,    13):      ^NIOI      Ae     OYTeYOYClN      AYTÖN      (SC.    KYTICOn)      OAPA     ToTc     CMHNeCIN     U)C 

^nAKTiKÖN  TUN  MEAiTTUN.  Plin.  1 3,  131:  apes  quoque  numquam  defore  pabulo  contingente 
promittunt  Democritus  atque  Aristomachus,  Geop.  XV  2,  6:  tAeAicoAKÖN   xe  kai  bymbpa  kai 

KYTICON  HaiCTAI  «CAICCCON  TPO*aI,  tA  Te  N^A  CMHNH  nPOCIZÄNGI  KYTicü)  MAAICTA  KAI  ATl'  A't'TOY  AAM- 
BAN€TAI     XnONCJTePON. 

6  D.  I  87  (82,  19):  KATACKEyAzOYCI  a6  SnIOI  eK  T09  HP^MNOY  (sc.  THC  MYPIKHC)  KAI  KYAIKAC, 
aTc  ^ni  TÖN  CnAHNIKÖN  XPÜNTAI.  GcOp.  XIX  7,6:  ^neiAH  AAH<t>ÄrON  ÖN  TÖ  ZÖON  (sc.  6  CYC)  MA- 
AICTA    TÖN     CnAHNA     NOCgT,     ANOPAKAC    MYPIKINOYC    GIC    YAü)P    AnOCB^CAC    HAPAcxe     nieTN.      KAI     ANepünoic 

A^  oTnoc  anti  to9  Vaatoc  eic  mypikInoyc  Anopakac  (1.  mypikinac  k^aikac)  ^MBAHeeic  KAI  noeeic  ee- 
PAneYcer  toyto  a^  mAaicta  Ahmökpitoc  MAPTYPeT.  Vgl.  Cael.  Aur.  m.  ehr.  III  4,  61.  Col.  VII 
10,  8.  Scrib.  Larg.  132.  Plin.  24,  67.  Marc.  Emp.  23,  i.  49.  Äiinliches  vom  Efeu  bei 
Plin.  24,  79. 

Es  ist  sicher  kein  Zufall,  daß  eine  dieser  übereinstimmenden  Notizen  (5)  landwirt- 
schaftlicher Art  ist.  Der  Schluß  liegt  nahe  genug,  daß  die  sonstigen  landwirtschaftlichen 
Angaben  bei  Dioskurides,  die  mehr  oder  minder  deutlich  zusammengehören,  auf  dieselbe 
Quelle  zurückgehen,  d.  h.  auf  die  feupriKA  des  Demokrit,  wenigstens  soweit  sie  Parallelen 
bei  Autoren  haben,  die  nachweislich  dieses  Werk  des  Demokrit  benutzt  haben,  also  bei 
Varro,  Columella  (Plinius)  und  den  Geoponika.    Es  handelt  sich  dabei  um  folgende  Partien: 

1  D.  I  77  (S.  77,  18):  eePAncYCi  a6  fAiuc  tö  (k^apinon)  ^aaion  kai  tac  ^ni  tun  TeTPAnoACON 
YÜPAC    kaI    kynön    KAI    BouN   Anapiküc   kataxpiömcnon    KAI    TOYc   trC  A'Y'TuN    KPÖTUNAC   «eeipei   nPOCA- 

rÖMGNON     KAI    tAc     tm    TH    KOYPA   TINOM^NAC   feAKUJCGIC   A'Y'TüJN    AHOYAoT.      Col.  VII    I3,    2:     Cadcm    pCStis 

(sc.  Scabies  canum)  si  fuerit  vehementior,  cedrino  liquore  aboletur.  Vgl.  VI  32,  i.  Geop. 
XVIII  15,  5:  ^N  M^NToi  TH  ÄPABi/k  TH  xpiCGi  THC  KEAP^AC  Apko9ntai  (d.h.  bei  Y(i)PA  dcr  Schafc), 

U)C      KAI      ^ni     TÜJN      KAMHAÜJN      KAI      ^A€<>AnT(i)N.         GcOp.  XVIII    1 6,    2  :     TIN^C      KAI     ^NTAYSA     (WCnU     diC 

Schafe  Zecken  haben)  th   KeAP^/k  «önh   xpöntai. 

2  D.  I  8l    (S.   79,    l8):     ^NIOI    a6    ICTOPOVcI    tön    OAOIÖN    THC    AGYKHC    KAI    THC    AireiPOY    tmhb^nta 

eic  aetttA  Merken  kai  ^ncoap^nta  hpaciaTc  KCKonpicM^NAic  ^n  hanti  kaipö  mykhtac  eAtdAiMOYC 
♦'i'eiN.  Geop.  XII,  41,  i  :  AtreiPON  Ahökoton  kai  katA  thc  AnoKonflc  toV  ct€a^xoyc  toy  ^ctütoc 
eN   TH    rfi   zymhn    yaati   aycac   ^n  xee,    kai    eYe^uc   ^contai    01    mykhtcc   AfreipTTAi. 

3  D.  II    125     (198,    l):      ^NIOI      A^     tCTOPHKACIN     ÖTI,     ^An     TIC     KPI09     K^PATA     CYrKÖYAC     KATOPYIH, 

♦YeTAi  AcnAPAToc.  Vgl.  Plin.  19,  151.  Geop.  XII  18,  2:  ei  a^  boyaci  AcnAPAroN  roayn  nomcAi, 
KPiÖN  ArpicüN  K^PATA  eic  AenTA  köyac  bAac  efc  tAc  opaciAc  kai  ÄPACYe.  tin^c  oaci  nAPAAOiÖTepoN 
bTi,  et  ÖAÖKAHPA  KPiÖN  K^PATA  TPHoeiH  KAI  KATATeeeiH,  otcGi  AcnAPAPON.  Clcm.  Rom.  Rcc.  VIII  25 
(Patr.  gr.  I  1384  A):  alia  (sc.  animalia  oriuntur)  ex  herbis,  ut  de  ocimo  scorpius,  et  rursus 
herbae  ex  animalibus,  ut  ex  cornu  cervi  vel  caprae  apii  et  asparagi. 

4  D.  II  141  (211,  II):  ♦yaAccontai  a6  Tmec  a-t-tö  (sc.  ujkimon)  kai  ov'k  eceioYCi  aia  tö  ma- 
CHO^N  KAI  Tee^N  ^N  haI(j)  cküahkac  reNNAN.  AiBYCC  AÖ  npocYneiAi^oACiN,  ÖTI  Ol  *ArÖNTec  aytö  kai 
HAHr^NTec  ■t'nö  ckophioy  XccijcTtoc  AiATieeNTAi.   Plin.  20,   i  19.   Geop.  XI  28,  3:  MAcneeN  a^  toyto 

(sc.  TÖ  ÜKIMOn)  KAI  ^N  HAIü)  TCe^N  CKOPniOYC  fCNNA.  mAaICTA  A^  TaTc  TYNAIIIN  6cTI  nOAeMlUTATON, 
TOCA'f'THN    ^XUN    RPÖC    AY'TAc    «DYCIKHN    ANTinAeeiAN,    (i)C    etTIC   ■Y'nÖ    AOnAAA    6yoy    Öaöppizon   ukimon   Yno- 


28  M.    W  E  L  L  M  A  N  N  : 

eeiH  XrNOOYCHC  tynaiköc,  oy'  npÖTepoN  h  rvNff  to9  öyoy  ayacoai  TOAMi^ceie,  npiN  XpeRNAi  tö  ü3ki«on. 
Clein.  Rom.  Rec.  a.  a.  0.  Ael.  n.  a.  VI  20.  Gal.  VI  640.  Vom  cicymbpion  bezeugt  Ähnliches 
Aristoteles  nach  Antig.  Kar.  19  (Rose  Frg.  367.  Arist.  Ps.  337). 

5  D.   III  45     (59,   7):     «t-ACI     A^     TÖN     XYAÖN     (sC.    nHrÄNOY)     ^niPPANe^NTA     ÖPNI9I     XnCP^KeiN    TOS'C 

AiAOYPOYC.    Antipathie  von  Raute  und  Katze.    Geop.  XIV  4:  aIaoypon  «h  eNoxAeTw  nepiciePATc- 

£IC    TÄC    eYPIAAC     KAI     SIC    TAC     GICÖAOYC    TOY     nePICTGPeÜNOC     KAI     KATA     nAGlÖNCüN    TÖnUN    AY-TO?    KAUnIa 

nHrÄNOY  XnöeoY  kai  kp^macon'  exei  rÄp  tina  npöc  ta  eHPiA  ÄNTinAeeiAN  tö  ni^rANON.  Geop.  XIV  9,  6: 
^An   aö   uhtanon   Y-nö   tac   nT^PYrAC   tön    öpniocün    npocAeeem,    ol^Te    aTaoypoc    oyte    ÄA(i)nHi    o<?Te 

XaAO    TI    6HPiON    AYETAI    AYTÜN  '     KAI    nOAAÜ     MAAAON,     SAN     GIC     THN     TPOOHN    XOAHN    AAUnGKOC   fi    AIAOYPOY 

ANAOYPACAC  Aüc,  ü)c  ö  Ahmökpitoc  aiabebaioyta!  (~  Pliu.  28,  265).  Gcop.  XIV  15.  Tim.  G. 
(Arist.  Suppl.  S.  112,  17)  Fall.  I  24,  3. 

6  D.  IV  134  (280,  10):  noieT  a6,  kai  (sc.  tö  aaianton)  toyc  aagktpyönac  kai  toyc  ÖPTYrAC  maxi- 

MOYC   e?NAI    weiTNYMeNON   TH   TPO*H'    OYTC^GTAI    Ae   ^n' (i-OSAeiA  HPOBATUN    eN  TaTc  mAnAPAIC.     Pliu.  22,65: 

perdices  et  gallinaceos  pugnaciores  fieri  putant  in  cibum  eorum  additis  pecorique  esse 
utilissimos.   Anaxilaos  (Demokrit)  bei  Psellos  Lect.  mir.  S.  146,  19:  ef  eoYAei  Ae  kai  aa^ktopa 

NIKHCAI     MAXOMENON,     aaianton     TpItAC     tu     CYNI^eei     BP(i)MATI     nAPAwirNYe. 

7  D.  V  141  (100,  9):  AOKeT  Ae  kai  a^napgci  npocTeeeic  (sc.  Aieoc  ceAHNiTHC,  ön  Tmec 
AOPOc^AriNON  eKAAecAN.  Vgl.  DiELS,  Vors.  'II  131,  31)  KApnoröNoc  eTNAi.  Vgl.  Geop.  X  87,  7: 
V  35,  I.    Plin.  17,  253.    Theophr.  h.  pl.  II  7,  6. 

In  den  Rahmen  dieser  landwirtschaftlichen  Notizen  fügt  sich  nun  die  Bemerkung 
des  Dioskurides  (IV  162  S.  308,  14)  über  die  Kultur  der  AwneAOc  kaoaptikA  vortrefflich 
ein:  CYM4>YTeYeeic  Ae  Xwn^AOic  (sc.  caa^bopoc  m^aac)  hpöc  th  pIzh  tön  ei  a'/tun  oTnon  kaoaptikön 
eprAzeTAi'.  Ich  denke,  dadurch  wird  die  Herleitung  dieser  Notiz  aus  Demokrit  gesichert, 
um  so  mehr  als  sie  sich  inhaltlich  mit  Geop.  VIII  18  deckt,  und  unsere  Annahme  von  der 
Benutzung  eines  der  thasischen  Landwirtschaftler  wird  dadurch  bestätigt. 

Es  ist  bisher  noch  nicht  bemerkt  worden,  daß  eine  Reihe  von  Kapiteln  der  Geoponica 
die  Hand  eines  mit  Chemie  und  chemischen  Experimenten  vertrauten  Landwirtschaftlers 
verraten.  Um  einige  Beispiele  anzuführen,  so  beruht  das  Verfahren,  das  zur  Prüfung 
(aokimacia)  der  Dauerliaftigkeit  des  Weines  im  Fasse  empfohlen  wird",  auf  einer  genauen 
Kenntnis  der  chemischen  Veränderungen  von  Blei,  Zinn  und  Kupfer.  Ferner  wird  bei 
der  aokimacia  des  Essigs  auf  Wasser  die  Eigenschaft  der  Soda,  im  Wasser  zu  moussieren, 
als  bekannt  vorausgesetzt^  und  ebenso  bei  der  Untersuchung  des  Weines  auf  Wasser 
die  Eigenschaft  des  gebrannten  Kalkes,  Wasser  anzuziehen  und  dabei  zu  Pulver  zu  zer- 
fallen, d.  h.  sich  selbst  zu  löschen*. 

\  Dieselbe  tlberlieferung  liegt  vor  bei  Geop.  VIII 18,  Plin.  14.  110.  Catoii4,  115.  Vom  weißen  Helleboros 
etwas  Ähnliches  bei  [Theophr.]  h.  pl.  IX  10,  3,  von  der  Feige  Geop.  X  51  (^k  tun  Ahmokpitoy),  von  der  Gurke 
XII  19,  14. 

^    Vgl.  Geop.  VII  15,  17:   eTEPoi   tön    oTnon    aokimäzoycin   oytuc-    h^taaa  tpiaaktyaaTa   mmkei  kai  HAArei 

AnÖ  «OAiBAOY  fl  KACCIT^POY  H  XAAKOY  nOIHCANTeC  KAOAPA  COÖAPA  tu  nÜMATI  TOY  nieOY  MeTA  KHPOY  nPOCKOAAäCI. 
KAI  ^niTieeACI  ToTc  nieOIC  TÄ  nUMAJA,  kai  MfTA  TeCCAPAKONTA  HMePAC  ANOirOYCI  TOYC  nieOYC,  KAi  San  eYPWCIN  ANeoc 
eXONTAC  TOS'C  oTnOYC  KAI  ÖCMHN  rAYKeiAN  KaI  SYÜAH  KAI  TA  nSTAAA  HANTA  KAOAPÄ,  YriAINeiN  NOMJZOYCI  TÖN  oTnON ' 
^AN  A6  TI  M^AAH  nÄCXSlN,  eYPHCSIC  TÖ  neTAAON  TOY  MOAIBAOY  ABYKAINÖMeNON  KaI  ACniAAC  fe'xON  YlMYeOeiACIC '  ^AN 
KACCJTePOC  H,  KAI  M^AAH  TPeneCOAl  Ö  oTnOC,  eVPHCeiC  lAPÖTA  eN  TU  KACCIT^Pü)  rlNÖWGNON  MeAANA  KaI  TÖN  lAPÜTA  Ö£YN 
ÖNTA-     dÄN     Ae     XAAKOYN    H^TÖ     OeTAAON,    KAI    MHAeN     nÄCXH     Ö    oTnOC,    SYPHCelC     AYTÖ     KASAPÖN     KAI    AAMOPÖN,    oIoN    KAI 

^neT^eH-  ^An  a^^  nAPAKiNeicGAi  «saan  ö  oInoc,  eYPHceic  tö  h^taadn  aycöaec  kai  noM<t>ÖAYrAC  exoN. 

Geop.   VIII  40:    ÖiOYC    AOKIMACIA,    61    YACOP    CXer    NITPON    eiC    TÖ    ÖIOC    BAAe,  KAI    ikn    CÖC    Z^ON   OIAHCH.  YAATOC 

AYTÖ  «xeiN  NOMize.  Vgl.  Ilippol.  Ref.  IV  ^t,  S.  59,  14.  Rhabanus  Maur.  de  univ.  XVII  2:  acetum  quippe  si 
mittatur  in  nitrum,  fervescit  nitriim  protinus  et  ebuUit.    Ganschiniejz,  a.  a.  0.  S.  49. 

Geop.  VII  8,6:  TiNec  aä  th  AeroMeNH  titanü),  toyt^cti  z(üch  Acb^cto,  ^niBÄAAOYCi  toy  oi'noy-  kan  w^n 
Vaü)P  gxH  b  oiNoc,  AiAxv'cei  THN  ACBecTON"  ei  Ae  KAOAPÖc  ecTi,  nHiei  THN  TiTANON.  Vgl.  DiELs.  Zeitschrift  für 
vergleichende  Sprachforschung  Bd.  47  S.  203. 


Die   Georgika  des  Demokritos.  29 

Daß  diesen  chemischen  Experimenten  ein  höheres  Alter  zukommt,  beweist  wieder 
Plinius,  der  das  erste  von  ihtien  kurz  erwähnt  (14,  130):  in  Vitium  inclinantis  (sc.  vini) 
experimentum  est  lamnae  plumbeae  mutatus  in  eo  colos.  Daraus  folgt,  daß  sie  aus  Diophanes 
(Cass.  D.)  entlehnt  sind,  dem  also  als  Quelle  ein  Autor  vorgelegen  hat,  der  mit  derartigen 
Dingen  vertraut  war.  Über  den  Namen  dieses  Vermittlers  wird  man  kaum  im  Zweifel 
sein  können,  besonders  wenn  man  bedenkt,  daß  Demokrit,  soviel  wir  wissen,  der  einzige 
Landwirtschaftler  gewesen  ist,  der  nebenher  auch  chemische  Interessen  hatte,  und  daß 
er  in  seinen  Ba«ikä  ein  Teilgebiet  der  antiken  Chemie  aufgearbeitet  hat. 

Zieht  man  nun  die  Überreste  der  chemischen  Literatur  der  Alten,  wie  sie  uns  in  dem 
Papyrus  Leidensis  und  Holmiensis  vorliegen,  zur  Vergleichung  heran,  so  springt  zunächst 
eine  merkwürdige  formale  Übereinstimmung  in  die  Augen.  Mit  richtigem  Blick  hat  der 
verdiente  Herausgeber  des  Holmiensis,  Lagercrantz',  erkannt,  daß  die  Überschriften  der 
in  diesen  Papyri  erhaltenen  chemischen  Rezepte  jünger  sind,  daß  aber  die  Einleitungen 
dieser  Rezepte  in  der  Urquelle  (Demokrit,  wie  ich  glaube  beweisen  zu  können)  gestanden 
und  ursprünglich  als  Überschriften  gedient  haben.  Ausfuhrlich  hat  er  die  verschiedenen 
Typen  dieser  Überschriften  behandelt,  dabei  aber  übersehen,  daß  einer  derselben  (Infinitiv 
nebst  Zubehör,  bisweilen  mit  vorgesetztem  üjctg  oder  uc  AeT)  in  dem  Corpus  der  Geoponica 
häufig  wiederkehrt".  Diese  Übereinstimmung  kann  kein  Spiel  desi  Zufalls  sein,  sie  weist 
vielmehr  auf  einen  irgendwie  gearteten  Zusammenhang  beider  Schriften.  Nun  lehrt  uns 
der  Papyrus  Londinensis  121  (3.  Jahrhundert  n.  Chr.),  den  Kenyon  in  den  Greek  Pap.  in 
the  Br.  Mus.  I  89  herausgegeben  und  Diels  in  den  Vorsokratikern  (II  132)  wieder  abgedruckt 
hat,  daß  diese  schematische  Form  der  Überschriften  von  Bolos  Demokritos  in  seinen 
IlAirNiA^  verwandt  worden  ist.  Man  vergleiche:  tA  xaakÄ  xpycä  noificAi  «AiNeceAi.  uiön  ömoion 
«HAU)  reN^ceAi.  «ÄreiPON  mh  a^nacoai  ThtN  hypAn  XnAyai.  »ArÖNTA  cköpaa  mh  özgin.  tpayn  Mhue 
noAAÄ  AAAeTN  «HTe  ooaaA  niNeiN  usw.  Also  kommen  wir  mit  diesen  Überschriften  in  die 
hellenistische  Zeit,  und  es  ist  kein  Zweifel,  daß  Demokrit  auch  hiei-in  das  Ur-  und  Vor- 
bild der  griechischen  Landwirtschaftler  gewesen  ist. 

Aus  dem  Londoner  Papyrus  lernen  wir  aber  noch  ein  Zweites.  Das  siebente  nAirNioN 
hat  folgenden  Wortlaut:  yyxpA  TPÜroNTA  KATAKAieceAi'  ckIaaan  eic  yaup  xaiapön  bp^iac  aöc 
A^Tö  NiYAceAi.  AYCic  (wohl  AYceic)  ^AAiü).  Dics  Scherzexperiment,  das  sich  aus  der  kausti- 
schen Wirkung  der  Meerzwiebel*  erklärt,  ist  in  eine  eigentümliche  Form  gekleidet:  neben 
dem  Zauberkunststück  steht  zugleich  ein  Mittel,  das  die  Zauberwirkung  aufzuheben  (aycic, 
AYceic)  vermag.  Dies  cxhma  hat  der  Mendesier  in  die  Zauberliteratur  eingefiihrt:  wir  be- 
gegnen ihm  überall  da,  wo  Benutzung  Demokrits  nachweisbar  ist.  Vgl.  Plin.  n.  h.  29,  59: 
tradunt  3/oy«  (aus  Apion-Demokrit)  iocinere  muris  dato  porcis  in  fico  sequi  dantcm  id  animal, 
in  homine  quoque  similiter  valere,  sed  resolvi  cyatho  olei  poto.  Neptun.  57  (aus  Demokrit): 

AIAOYPOY     TÖ     KPAnIon     ^ÄN    (»OaInI})     XPICHC,     ^AYTÖN     AlAXPHCeTAI.     AYCeiC   A^    A'r'TÖN,    eAN    HMtAnDY   XYAÖN 

'    Paj)yrus  üraecus  Holmiensis,  bearbeitet  von  0.  Laoercrantz  (Üpsala-Leipzig)  S.  121  f.   128. 

'    Vgl.  Geop.  VII9:   oTnon   Änö   Vaatoc   xupIcai.    t6:  oTnon   Apxömenon   öiizeiN    eePAneYCAi.    17:  oTnon  aia 

OAAÄTTHC      nePAlOYMENON     MÖNWON     eTnaI.      20  :    oTnON     eYOCMON     KAI    HAYN     nOIHCAI.      21:    oTnON    AEYKÖN    M^AANA    nOifiCAI. 

22:  oTnon  aiayph  noificAi.    25:  oTnon  XNeoc  «h  ^xsin.  X  14:  KATÄrPAOTA   nePciKÄ  noificAi.    47.60.  —  VII  11:  ücre 

YnÖ    BPONTtüN    KAI    XCTPAnÖN    WH    TP^neCSAI     TO'i'C     OINOYC.     X   I5:    ÜCTE     TA    AUPAKINA     ^PYGPA    nOIHCAI.     30 :    ioCTE    f>OIÄC 

MH  XAINEIN.    Über  die  Papyri  vgl.   Laoercrantz  .S.  125  f. 

'  Die  TTAirNiA  Demokrits  waren  natürlich  eine  besondere  Schrift,  ein  Zauberhüchlein  nach  Art  der 
Magia  naturalis  des  Mittelalters.  V'gl.  Ganschinietz,  a.a.O.  19!.  Diese  Literaturgattung  setzt  schon  im  3.  Jahr- 
hundert V.  Chr.  ein  mit  den  TTai'nia  (resp.  'GpuTonAirNiA ;')  einer  Lesbierin  8alpe.  Ihre  Hauptvertreter  sind 
außer  Bolos  noch  Mnaseas,  Lävius,  Anaxilaos.  Von  dem  Inhalt  dieser  Bücher  gibt  die  aus  arabischer  Über- 
lieferung stammende  Schrift  eines  Schülers  des  Albertus  Magnus  De  mii-abilibus  mundi  eine  klare  Vorstellung ; 
außerdem  die  Kapitel  des  Hippolytos  gegen  die  Magier  iu  s.  Ref.  IV  28  ff. 

*    V'gl.  I'lin.  19,93.  Diosc.  m.  m.  II  171.    Gal.  XII  125.    Ganschinietz,  a.  a.  O.  45. 


30  M.    W  E  L  L  M  A  N  N  : 

gniBpdiHc.  Neptun.  67:  kyun  MANhiceTAi  kai  XnoeNHCKei  -Vainhc  cieATi  xpiceeic-  Avceic  ae  ean 
(ei  cod!)  Xct.0AdA0Y  xYAÖN  xpicHc.  Kenn.  Trism.  Koir.  S.  99,  19.  119,9  (Mely).  Bithys  bei 
Plin.  28,82.  Ps.  Gal.  XIV  487.  Wenn  wir  nun  in  den  Geoponica  (XVII  5,  3  ~  XIX  5,  4) 
gleichfalls  ein  in  dieser  Art  gehaltenes  Zaubermittel  lesen,  so  -werden  wir  um  so  weniger 
Bedenken  tragen  es  dem  Mendesier  zuzuweisen,  als  die  Schlußbemerkung,  daß  das  Mittel 
bei  Tier   und  Mensch    gleich    wirksam   sei,    echt  demokriteisch  ist*:    ei   a^  01  taypoi   npöc 

TI^N  ÖxeiAN  BPAA^NOYCI,  KAYCAC  eAAOOY  O-f-PÄN  KAI  CYAAGKiCAC  otNÜ)  TE  «YPÄCAC  ÄAei*e  TÖ  AIAOToN 
KAI     TOYC     ÖPXeiC     T09     TAYPOY,     KAI     OlCTPHCei     e'r'e^tüC.     TOYTO     A^     OY'K   eni   TUN   TAYPION    MONON    ÄAAA   KAI 

im  TUN  ÄAAUN  zü)UN  KAI  601  ANepunoY  T^NOiTAN.  AYCic  AG  oicTPHceuc  gAAioN  xpice^N^  Aber  da- 
mit ist  die  Ausbeute,  die  uns  die  Demokriteischen  ÜAirNiA  für  die  Geoponica  gestatten, 
noch  nicht  erschöpft.  Zu  dem  vierten  nAirNiON:  «apönta  cköpaa  «h  özgin-  pizac  ccytady 
önTHCAC  «Are  stellt  sich  inhaltlich  Geop.  XII  30,  9:  tin^c  a^  «acin-  änocma  a'y'tA  (sc.  cköpaa) 
riNGTAi,  ^AN  eni  th  BPtbcei  (iwÖN  kyamon  ^niMAChicAiTÖ  TIC.  Formell  aber  stimmt  es  in  auf- 
fallender Weise  mit  Geop.  VII  30:  oTnon  hinonta  mh  özcin.  Tpin  Tputadaytin  aiamAchcai.  Dies 
kleine  Stück  klingt  wirklich  wie  ein  nAirNioN  des  Mendesiers,  auf  den  die  j:rwähnung  der 
troglodytischen  Iris,  die  ich  sonst  in  der  Fachliteratur  nicht  nachweisen  kann,  führt.  Als 
Quelle  figuriert  in  dem  Autorenlemma:  to9  a*to9,  d.  h.  Africanus.  Die.se  Angabe  stimmt 
zu  dem  Charakter  seiner  fecopriKÄ  und  wird  gestützt  durch  das  Zeugnis  der  Geoponica 
(V45,2):  <t>Aci  Ol  nepi  Ahmökpiton  kai  'Aopikanön.  Dann  ist  er  der  Vermittler  für  die  ver- 
sprengten Reste  der  demokriteischen  TTAirNiA  in  den  Geoponica.  Zu  ihnen  gehört  noch 
der  Anfang  des  folgenden  Kapitels  der  Geoponica  (VII  31,1):   oTnon   noAYN   oinonta   mh   we- 

eYCKGCeAl'     HNEYMONA     AtrCION     ÖütAcAC   GCeiC,    H    AM~rTAAAA   RIKPA   NHCTIC   «Are   £      H   Z     fi     KpAmBHN     (iMHN 

npoeceie,  kai  cy  <«h>  MceYceAcH^,  verglichen  mit  nAirN.  9:  hoaaA  niNONTA  mh  MeoYeiN'  xoipeToN 
RNC^MONA  önThicAc  <t>Are.  Freilich  ist  bei  Demokrit  von  einer  Schweineleber  die  Rede;  aber 
das  beweist  nichts  gegen  die  Abhängigkeit,  da  Plinius  (n.  h.  28,  263  aus  Anaxilaos-Demokrit) 
dafür  Zeuge  ist,  dal3  ihm  beide  Mittel  bekannt  waren:  ebrietatem  arcet  pulmo  apri  aut  suis 
assus  ieiunis  in  cibo  sumptus  eo  die,  item  haedinus. 

Kehren  wir  zu  den  chemischen  Kapiteln  zurück,  so  sind  auch  in  ihnen  Anklänge 
an  die  Papyri  in  der  Ausdrucksweise  und  in  der  Behandlung  des  Stoffes  ganz  unver- 
kennbar. So  erinnert  das  Kapitel  über  die  AinAucic  des  Essigs  (VIII  41:  ücTe  AinAACiAcAi 
TÖ  öioc)  lebhaft  an  die  Partien  der  Papyri,  wo  die  quantitative  Veränderung  der  Edel- 
metalle behandelt  wird  (Leid.  I  30 f.  11  21.  Holm,  a  36  S.  4),  wobei  besonders  die  Über- 
einstimmung in  der  Terminologie  (acAmoy  AinAucic)  in  die  Augen  springt.  Aber  auch  das 
Verfahren  ist  in  beiden  Fällen  dasselbe:  es  besteht  darin,  die  Maße  durch  den  Zusatz 
von  weniger  wertvollen  Surrogaten  zu  vermehren.  Als  Surrogate  dienen  in  den  Geoponica 
Meerwasser,  Gerste  mit  Salz  und  Feigensaft.  Vgl.  Geop.  VIII  24,  2  (aus  anderer  Quelle). 
Die  Verwendung  des  Feigensaftes  bei  der  Herstellung  von  Essig  kennt  Plinius  (14,  102 
vgl,  23,117:  aceti  natviram  habet  fici  sucus).  Ausfuhrlich  handelt  darüber  Columella 
(XII  17  aus  Diophanes-Celsus),  der  ebenso  wie  die  Geoponica  (VIII  41,  3  tincc)  von  einigen 

'    Vgl.  Geop.  XIX  7,  6.  Col.  r.  r.  VI  28. 

'  Africanus  scheint  der  Vermittler  zu  sein:  ihm  lagen  derartige  magische  aus  Demokrit  geschöpfte 
Mittel.     Etwas  Ähnliches  hat  uns  von  ihm  der  cod.  Cant.  der  Hippiatrica  fol.  67    (Lond.  fol.  22'^)  aufbewahrt: 

TOY    AYTOY    (sc.  "'A»PIKAN0Y)    nePI    CYAAHYeCOC    reNÖN.    kai    OYTCOCi    MEN    TA  reNH   «DIACKPIGHCeTAI   KATÄ  *YCIN.    reNNHGHCCTAI 

AÄ  TexNiKÖc  (-ÖC  codd.)  APPeN  «en,  (et)  inixpiceic  tö  möpion  toy  YnnoY  aimati  AArojOY  kaI  tamicu  (tA  meccü  codd.) 
ö  ^cti  nYiiA  (niTYTA  codd.)  AAruoY  NeorNOY,  eftAY  as,  ei  ctsati  XHNeiu  ama  Phtinh  TepeeiNeiNH  eiAc  {is  iic  codd.) 
ftMGPßN  TPiöN  t6  thc  SHAeiAC  YnnoY  AIA0T0N  Ynoxpiceic  kai  tu  Ynnu  eic  öxeIan  YnocTHceic.  Vgl.  die  Afrikanos- 
exzerpte  bei  Psellos  (Westermann,  Parad.  S.  144).     Liebre'cht,  Zur  Volkskunde  440 A. 

'  Der  folgende  Paragraph  stammt  offenbar  aus  einer  anderen  Quelle;  daiier  heißt  es  zu  Anfang  noch 
einmal  oyk  An  a^  MeeYceeih  ö  niNUN.  Die  Quelle  ist  Didymos,  wie  sich  aus  der  magischen  Verwendung  des 
Homerverses  (9  170)  ergibt.    Vgl.  X  87,6.    Oder  Rh.  Mus.  45,  220. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  31 

Autoren  zu  berichten  weiß,  die  ihn  mit  einem  Zusatz  von  Wasser  zur  Vermehrung  des 
Essigs  zu  verwenden  ptlegten:  sunt  qui  multitudini  (sc.  aceti)  studentes  aquam  ficis  per- 
misceant  et  subinde  maturissimas  ficus  recentes  adiciant  et  patiantur  in  eo  iure  tabescere, 
donec  satis  acris  aceti  sapor  fiat.  Damit  ist  die  Zeit  der  Quelle  bestimmt:  sie  liegt  jen- 
seits des  I.  Jahrhunderts  v.  Chr.  (Diophanes-Cassius  Dionysius).  Die  Vermutung  drängt 
sich  von  selbst  auf,  daß  der  Autor  (tin^c,  sunt  qui)'  identisch  ist  mit  der  Urquelle  der 
chemischen  Papyri,  d.  h.  mit  Demokrit.  Mit  dieser  Vermutung  steht  im  Einklang,  daß  in 
der  Kapitelübersclirift  der  Geoponica  Demokrit  als  Quelle  genannt  wird.  Wir  wissen  ja 
jetzt  durch  die  eindringenden  Arbeiten  Bolls",  daß  diese  Autorenlemmata  nicht  bewußt 
gefälsclit  sind,  wie  E.  Oder  seinerzeit  angenommen  hatte,  sondern  zum  Teil  wenigstens 
auf  gute,  alte  Überlieferung  zurückgehen.  Ob  freilich  das  ganze  Kapitel  aus  Demokrit 
stammt,  ist  eine  Frage,  die  sich  mit  unseren  Mitteln  nicht  entscheiden  läßt.  Ich  ver- 
mute deshalb,  daß  der  Lemmatist  seinen  Namen  an  Stelle  der  tin^c  im  dritten  Paragraphen 
nocli  in  irgendeinem  Texte  (vielleicht  Anatolios)  vorgefunden  und  irrtümlicherweise  auf 
das  ganze  Kapitel  übertragen  hat. 

V.  LippMAsx^  hat  mit  Recht  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  der  Chemiker,  der  in 
unseren  beiden  Papyri  zu  Worte  kommt,  es  mit  seinen  Anweisungen  zur  Erzeugung  von 
Edelmetallen  und  kostbaren  Perlen  keineswegs  auf  Betrug  abgesehen  hat,  da  er  ja  seinen 
Zweck,  Vortäuschung  echter  Ware  durch  unechte,  offen  eingesteht.  Vgl.  Pap.  Leid.  V  14: 
XAAKOY  xPYC0OAN09c  noiHcic.  VI  2  5 :  iücTe  «AiNeceAi  tA  xaakÄ  xpycä.  Das  ist  aber  auch 
die  Art,  wie  Demokrit  sich  zu  dieser  Kunst  stellt.  Vgl.  oAirN.  i  :  ta  xaakä  xpycä  noificAi 
♦  AiNEceAi.  Die  gleiche  Absicht  tritt  in  einem  Kapitel  der  Geoponica  (VII  24,  besonders  2.  3) 
zutage,  in  dem  Kniffe  und  Kunstgriffe  mitgeteilt  werden,  um  jungem  Wein  das  Ansehen 
von  altem  (nAAAiooANeTc)  zu  geben,  deren  verblüffende  Wirkung  mit  den  Worten  gerühmt 
wird:  kai  AÖieic  gTnai  tön  oTnon  ^tön  a^ka.    Die  Vorschriften  (Verwendung  von  aromatischen 

'  Es  ist  sicher,  daß  sich  hinter  den  tin^c,  Xaaoi  a^,  £nioi  der  Geoponica  häufig  genug  Demokrit  verbirgt. 
Ich  vermag  hierfür  drei  Stellen  als  Beleg  zu  geben. 

Geop.  XII8,  5:  Col.  Xl3,64: 

TiNCC  A^,  ÜTAN  KAMRAi  noAAAJ  fici,  tynaTka  kasaipo-  sed  Democritus  in  eo  libro  qui  graece  inscribitur  TTePi 

M^NHN  eicÄroYciN  €10  t6n  KHnoN,  ANYnÖACTON,  AYcirPiXA,  ÄNTinAGÜN  affiriiiat  lias  ipsas  bestiolas  (sc.  erucas)  ene- 
gN  wÖNON  ÄNAEAYM^NHN  iwÄTiON,  KAI  «HAeN  AAAo  öAoc  caii,  si  muüer  (juae  in  menstniis  est  solutis  crinibus  et 
ifxoYCAN,  «HTe  nePizcüMA  MHTe  fe'xePÖN  Tl.  nudo  pede  unamquamque  aream  ter  circumeat . .  . 

Geop.  II  30,3:  Ihn  al-A\vain  II  324: 

€nioi  a^  öioyc  XrreiON  nAHPüCANTec  kaI  nwwACAN-  Democrates  dit  .  .  . .  que  si  on  enfouit  dans  le  milieu 

T€C  ^N  M^C(j)  Tie^ACi  TUN  KPieöN  (ücTE  AiAM^NeiN  TAC  (sc.  du  magasiu  ii  orge),  une  jarre  pleine  de  vinaigre, 
KPieÄCKAi  YricIc^N  Tofc&peioiC^YAATTeceAi).  Plin.  18, 308  l'orge  sera  preservee  de  toute  avarie  (ans  Junius,  d.h. 
(sunt  «jui).  .\natolios,  vgl.  S.  324  oben). 

Geop.  II  10,  3:  Ibn  al-Awam  I  35: 

AAAOi   AÄ   ov'K  XPKO'i'MeNOi  TH  THC  ÖYewc  KPicEi  KAI  Pamii  Ics  choses  qu'a  ecrites  Diiinocrite,  on  trouve  ce 

THN  iK  rcYCctoc  AOKiA\AciAN  ^lEYPON  ToiAYTHN.  ckAyan-  qui  suit:  Ics  caractei'es  de  la  terre  bonne  pour  la  plan- 
Tec  €10  BÄeoc  ^KefeeN  ti  tho  rfic  XNAcnwci,  kai  Xnö  tation  se  reconnaissent  ainsi :  on  creuse  une  Ibsse  . . . 
«^N  Tfio  öo<>PHce(oc  THN  kaaaIüj  aokimazoycin.  oyk  ou  prcnd  de  la  terre  du  fond,  on  la  met  dans  un  vase 
APK€ce^NT€C  A^  TOYTO)  TÖ  TPÖHü)  ^MBAAÖNTeo  AYTHN  de  vcrrc,  ou  versc  dcssus  de  l'eau  .  . .  on  mani^iuie  cette 
€10  0K€YO0  KAI  KATAX^ANTEC  HÖTiMON  YAooP  kaI  TH  tcrrc  pour  la  möler  ä  l'eati.  On  laisse  le  depot  se  faire, 
re'i'oei  thn  nefpAN  hapaaiaöacin  •  öno?ON  rk?  Xn  t6  yaup  et  l'eau  se  clarifier,  puis  on  la  goiite  et  on  la  flaire  tout 
rif  re'T'cei  «anA  «ex/k  thn  MXIn,  toia'jth  kai  nVin  ^ctai.      ä  la  fois.  Si  Todeur  trouvee  est  bonne,  la  terre  Test  aussi; 

si  au  contraire  eile  est  salce,  c'est  l'indice  de  la  sterilite 
du  sol  etc.  Aus  Junius  (Anatolios),  vgl.  S.  34.  Die  Anlage 
des  Werkes  des  Anatolios  war  demnach  dieselbe  wie  die 
des  Diophanes,  nach  Kapiteln  geordnet,  mit  Textzitaten. 
-    Griech.  Kalender,  Sitzungsber.  d.  Heid.  Ak.   1911,  13 f.  Fehrle  a.  a.  O.  25. 

'  Chemiker-Zeitung  1917  (über  chemische  Papyri  des  3.  Jahrhunderts  n.Chr.)  S.  3f.  Anders  urteilt 
DiEis,  Antike  Technik  148.  Er  vergißt  dabei,  daß  es  auch  schon  im  Altertum  marktschreierische  Reklame 
gegeben  hat. 


32  M.  Wellmann: 

Pflanzen  und  Scherben  von  einem  Tongefäß,  in  dem  alter  Wein  aufbewahrt  war)  sind 
durchaus  auf  den  Ton  gestimmt,  der  uns  aus  den  Papyri  entgegenklingt.  Und  wie  dort 
Anweisungen  zur  Prüfung  (aokimacia)  der  echten  Metalle  erhalten  sind',  so  lesen  wir  hier 
Vorschriften  über  die  aokimacia  des  Bodens",  die  !Pi;üfung  von  Wein,  Essig  und  Most', 
von  denen  die  ersteren  zum  Teil  wenigstens,  wie  wir  früher  sahen,  aus  der  Feder  des 
Mendesiers  stammen.  In  den  auf  die  Baumzucht  und  den  Gartenbau  bezüglichen  Büchern 
der  Georgica  (B.  lo.  n)  wird  eine  Reihe  von  Spielereien  mit  zum  Teil  chemischem 
Einschlag  mitgeteilt,  die  auf  das  lebhafteste  an  die  zahlreichen  Goldschriftrezepte  der 
chemischen  Papyri  erinnern.  So  werden  Anweisungen  gegeben  zur  Färbung  von  Früchten 
und  Blumen*,  wobei  Zinnober  und  Schwefel  Verwendung  finden,  zur  Herstellung  von 
Aufschriften  auf  Früchten  und  Eiern  ^;  daneben  stehen  Vorschriften  über  die  Verwandlung 
voii  hellem  Wein  in  dunklen,  ein  echtes  Magierstückchen'',  über  die  quantitative  Ver- 
änderung des  Weins",  über  die  Gewinnung  von  durchsichtigem  Wein**,  über  die  Ver- 
wandlung von  Wein  in  Essig*  usw.  Daß  derartige  Spielereien  und  Scherzexperimente 
von  Demokrit  behandelt  worden  sind,  würde  man  nach  der  ganzen  auf  das  Monströse 
gerichteten  Art  seiner  Schriftstellerei  ohne  weiteres  annehmen,  auch  wenn  es  nicht  von 
Ibn  al-Awam  bezeugt  würde'".  Und  wem  dieser  Araber  nicht  glaubwürdig  genug  erscheint, 
den  verweise  ich  auf  das  sicher  einwandfreie  Zeugnis  der  TTAirNiA  Demokrits,  deren  zweites 
also  lautet:  wön  ömoion  mi^au  reNeceAi'  z^cac  tö  uön  xpTe  kpöku  mciiac  wer' oTnoy.  Dazu  stellt 
sich  ein  ähnliches  Kunststück  in  den  Geoponica  (XIV  lo),  Eier  mit  einer  beliebigen  Auf- 
schrift zu  versehen",  das  darauf  hinausläuft,  die  mit  einer  Mischung  von  Galläpfeln, 
Alaun  und  Essig  auf  die  Schale  des  Eies  aufgetragenen  Schriftzeichen  durch  Einlegen 
in  Salzlauge  und  Kochen  auf  die  Haut  des  Eies  zu  übertragen.  Als  Quelle  nennt  der 
Lemmatist  Africanus.  Das  ist  sicher  gute,  alte  Tradition;  denn  es  steht  im  Einklang 
mit  dem,  was  Psellos''  über  den  Inhalt  seiner  feupriKÄ  (KecToi)  berichtet.  Da  nun  der 
chemische  Charakter  und  der  ganze  Tenor  dieses  Scherzexperimentes  auf  Demokrit  weist, 
so  leuchtet  ein,  daß  er  diese  demokritischen  Spielereien  an  die  späteren  Landwirtschaftler 
weitergegeben  hat,  wie  er  ja  auch  für  die  beiden  Papyri  der  Vermittler  der  demokri- 
tischen  Chemie  gewesen  ist''. 

Die  Folgerungen,  die  sich  aus  der  vorhergehenden  Untersuchung  für  Demokrit  er- 
geben  haben,   lassen   sich    auf  einem    andern  Wege   noch    weiter  stützen.     Zu  den  Vor- 

'    PL7,  i2f. :  XPYCOY  aokimacIa,  Äpr-i-pov  aokimacIa  und  5,37:  KACcirepON  rNWNAi  ei  agaöacütai. 
'■*    Geop.  II  10,  3  f. 

'  Geop.  VIII  40:  öioYC  AOKiMACiA,  61  YACüP  exEi.  VII  8 :  nepi  aokimaciac  oinoy  kaI  rAGYKOYC,  ei  YACüP  fxei. 
Ahmokpi'toy.  vi  17:  TAevKoc  ei  yaup  e'xei  tnönai. 

*  Färbung  von  Pfirsichen  Geop.  X  15  (mit  dem  Lemma  AhmokpJtoy),  von  Äpfeln  X  19,  von  Rosen 
XI  18,  13,  von   Lilien  XI  20,  i  f. 

'  Pfir.-,iehe  X  14  (Ahmokrtoy),  Feigen  X  47  (Ahmokpjtoy),  Mandeln  X  60  (AhmckpItoy),  Eier  XIV  10 
(A*pikanoy). 

"    Geop.  VII  21   (Graeci  nach  Palladius  XI  14,  10). 
'    Geop.  VII  23. 

*  Geop.  VII  22. 
"    Geop.  VIII  33. 

'"  Vgl.  Ibn  al-Awam  I  391  (Färbung  von  Zitronatzitronen)  ~  Geop.  X  76,  7.  Awam  I  602  (Gewinnung 
von  Weintrauben  ohne  Kerne)  ~  Geop.  IV  7,  i.  PalL  III  29,  i.  Colum.  de  arb.  9.3  (daraus  Plin.  17,  162). 
Theophr.  c.  pl.  V  5,  i. 

"  Dies  Zauberstikkchen  hat  sich  mit  vielen  anderen  Scherzen  dieser  Art  in  die  mittelalterliche  Magie- 
meratur  fortgepflanzt.  Vgl.  Wiegleb,  Die  natürliche  Magie  (1779)  S.  249,  Porta,  Magia  naturalis  (Hanoviae  1644) 
B.  16  S.  5  [  2. 

'-^    Vgl.  Westermann,   Parad.  S.  145,5:    KATArPAnTA    ae    ^pyopötata   nePciKÄ    rJNeTAi,   ei   KATArPÄYeTAi    Tic 
TÖN  ^rKeiweNON  th  hypInh  kaphön  ~  Geop.  X  14,  Parad.  S.  146,  25. 
"    Vgl.  Lagercrantz  a.  a.  O.  106. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  3H 

scliriften  über  die  Färbung  von  Blumen  gehört  die  Von  den  Geop.  (XI  20,  i)  mitgeteilte 
Anweisung,  Lilien  purpurn  zu  färben.  Das  Verfahren  besteht  darin,  daß  man  die  Zwie- 
beln vor  dem  Pflanzen  in  die  Hefe  von  dunklem  Wein  legt,  bis  sie  vollständig  gerötet 
sind,  und  beim  Pflanzen  noch  einmal  mit  der  Hefe  übergießt.  Dasselbe  Experiment  wird 
von  Plinius  (21,  26)  ausführlich  besprochen,  wahrscheinlich  nach  Hygin,  der  Kunststücke 
dieser  Art  mit  Vorliebe  aufzuzeichnen  pflegte'.     Man  vergleiche: 

Plin.  Geop. 

inventa  est  in  his  (sc.  liliis)   et  ratio  in-  et  e^Aeic   kpIna  noPOYPÄ   noiRcAi,   otan   anghch 

serendi  monstrificis  hominum  ingeniis.  col-  aabun  Än'AYTÖN  toyc  kayaoyc  cynahcon  ana  agka 
ligantur  namque  mense  Julio  scapi  are-  fi  aüagka  kai  kp^macon  yrsp  KAnNO?"  aniaci  täp 
scentis  lilii  atque  suspendimtur  in  fumo;  ^k  tun  kayaön  pizia  mikpä  üc  boabia.  otan  o?n 
dein  nudantibus  se  nodulis  in  faece  nigri  kaipöc  h  toy  oytsyein,  gMBpeioN  eic  TP'frA  oTnoy 
vini  vel  graeci  mense  Martio  macerantur,  ut  mgaanoc  toyc  kayaoyc,  euc  an  aicaönti  coi  *anh 
colorem  percipiant,  atque  ita  in  scrobiculis  nop*YPÄ  kai  bgbamm^na  kaaöc.  eTe'  oytcoc  oy- 
seruntur  heminis  faecis  circumfusis.  sie  fiunt  tgycon,  npocnAPAx^UN  eKAcTu  thc  tpyfiac  tö  ap- 
purpurea  lilia,  mirumque  tingui  aliquid,  ut  ko9n,  kai  oytcj  ta  i-i  A-fTcoN  riNÖweNA  ANeHcei  nop- 
nascatur  infectum.  oypä. 

Dieser  Einklang  der  beiden  voneinander  unabhängigen  Berichte  gestattet  uns,  die  letzte 
Quelle  vor  der  Zeit  des  Cassius  Dionysius  (Diophanes)'  zu  suchen.  Auf  Demokrit  führen 
die  einleitenden  Worte  des  Plinius :  inventa  est  in  his  et  ratio  inserendi  monstrificis  ho- 
minum ingeniis.  In  der  Tat  war  die  Schriftstellerei  des  Bolos  vielfach  auf  das  Monströse 
gerichtet. 

Mit  Geop.  XIV  10  endlich  hängen  ihrem  Inhalte  nach  die  Kapitel  14.  47.  60  des  zehnten 
Buches  auf  das  engste  zusammen  (katatpaota  hcpcikä,  cyka,  Xmytaaaa  noificAi).  Jline  Parallele 
zu  ihnen  gibt  es  nur  bei  Palladius  ^11  15,  13),  d.  h.  bei  Gargilius  Martialis^,  dem  wir  das 
wichtige  Zeugnis  verdanken,  daß  diese  Spielereien  von  einem  griechischen  Autor  herrühren: 
Graeci  adserunt  nasci  amygdala  scripta,  si  aperta  testa  nucleum  sanum  toUas  et  in  eo 
quodlibet  scribas  et  iterum  luto  et  porcino  stercore  involutum  re})onas.  Vgl.  Pall.Xll7,3. 
Die  Graeci  werden  von  Palladius  in  seiner  Schrift  an  28  Stellen  als  Gewährsmänner  er- 
wähnt: ihre  Vermittler  sind  die  Quintilier\  aus  denen  Gargilius  Mart.  seine  Kenntnis  der 
griechischen  Landwirtschaftler  geschöpft  hat.  Wer  sich  hinter  den  Graeci  verbirgt,  ist 
zunächst  nicht  abzusehen.  Mit  Sicherheit  läßt  sich  nur  soviel  sagen,  daß  an  4  Stellen 
Demokrit  damit  gemeint  ist '.  Dafür  spricht  aber  der  Inhalt  für  ihn,  zumal  das  entsprechende 
Kapitel   der   Geoponica  nach   Psellos   bei   Westebmann   a.  a.  0.    S.  145,5:    KATÄrpAnTA   a6 

'    Vgl.  Stadler,  a.  a.  O.  S.  8. 

*  Vgl.  VVf.i.lmann,  Herrn.  43  S.  28. 
'    Vgl.  Hermes,  a.  a.  O.  S.  l  ff. 

*  Abgesehen  von  Diophanes,  der  indirekt  benutzt  ist,  sind  die  Quintilier  die  einzigen  griechischen  Land 
Wirtschaftler,  die  G.  M.  an  6  Stellen  nennt.  Für  Palladius  folgt  ihre  Benutzung  aus  V^H  9  ('^  Geop.  II  15). 
Hier  wird  nach  den  Graeci  über  ein  Prognostikon  zur  Erkennung  des  für  die  Aussaat  brauchbaren  Samens 
berichtet,  in  dem  der  Aufgang  des  Sirius  eine  Rolle  spielt.  Nach  einer  Zusatzbemerkung  der  gemeinsamen 
(,)iielle  des  Palladius  und  der  Geop.  wird  dieser  Aufgang  auf  den  19.  Juli  fixiei't.  Das  ist  aber  der  Ansatz 
1!'  I-  Quintilier  nach  Aetios  (aus  Didymos?)  in  dem  meteorologischen  Kapitel  s.  Tetrabiblou  (III  164).  Vgl. 
lloLL,  a.  a.  O.  31.  24.  Übrigens  ist  die  Angabe  <les  Pall.,  daß  das  Prognostikon  ägyptischen  Ursprungs  sei,  ein 
deutlicher  Fingerzeig  für  die  Urquelle.  Derartige  Prognostika  sind  häufig  bei  Demokrit:  vgl.  Plin.  25,  50.  30,  83. 
Herrn.  Koir.  64,  22  (Mely).    Tim.  G.  26.     Vgl.  Ps.-Theophr.  IX  12,  i. 

*  Diese  4  Stellen  sind  folgende:  IV  11,6 — ^  Demokrit  nach  Col.  V^I  28.  Geop.  XVII  6,  2.  Pall.  111  24,  i 
(I  34,  4)  —  Dem.  bei  Geop.  V  44,  6.  Plin.  17,  62.  Pall.  III  29,  i  —  Geop.  IV  7,  i.  Demokrit  nach  Awam  I  602. 
Pall.  I  6,  9  ^ —  Geop.  IX  4.6.  Demokrit  nach  Awam  I  208.  Übrigens  lassen  sich  an  8  weiteren  Stellen  (Pall.  II  15,  13. 
III  2^.  VII  9.  VIII  5.  XII  1,3.  XII  7,3.  XII  10.  XII  21)  die  Graeci  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  Demokrit 
zurückführen. 

Phil.-hist.Abh.  1921.  Nr.  4.  5 


34  M.  Wellmann: 

^PYepÖTATA  nepciKA  riNeTAL  ei  KATArpÄreTAi  Tic  tön  erKeiweNON  th  hypinh  kaphön  (~  Geop.  X  14) 
höchstwahrscheinlich  aus  Africanus  stammt.  Ist  es  bei  diesem  Sachverhalt  wirklich  bloßer 
Zufall,  daß  alle  drei  Kapitel  den  Autornamen  AhmokpItoy  in  der  Überschrift  haben? 

Ich  denke,  wir  sind  nunmehr  hinlänglich  gerüstet,  um  eine  weitere  Frage  beant- 
worten zu  können,  die  immer  noch  der  endgültigen  Lösung  harrt,  wie  Cato  sich  in  seiner 
Schrift  De  agricultura  zu  der  landwirtschaftlichen  Fachliteratur  der  hellenistischen  Zeit 
gestellt  hat.  Schon  zu  Beginn  des  17.  Jahrhunderts  hatte  der  wackere  Andreas  Schottius 
in  seiner  Ausgabe  des  Cornelius  Nepos  (Frankfurt  a.  M.  1608,  vit.  Cat.  3,  i)  die  Vermutung 
ausgesprochen,  daß  er  seinem  Werke  griechische  Quellen  zugrunde  gelegt  habe:  exstant- 
que  eins  rei  rusticae  libri,  quos  e  graecis  fontibus  hausit,  quam  tarnen  nationem  initio 
cane  peius  et  angue  oderat.  Die  Frage  ruhte  dann  lange,  bis  sie  im  Jahre  1903  von  Paul 
Reuter  in  seiner  Dissertation  De  Catonis  de  agricultura  libri  vestigiis  apud  graecos  von 
neuem  angeschnitten  wurde.  Sein  Resultat,  daß  Cato  an  einzelnen  Stellen  (besonders  in 
den  längeren  Kap.  156.  157  de  brassica  Pythagorea)  die  griechische  Literatur  berücksichtigt 
habe,  wurde  von  Leo  in  seiner  Geschichte  der  römischen  Literatur  S.  270  abgelehnt.  Das 
ist  der  augenblickliche  Stand  der  Frage.      Prüfen  wir  sie  von  neuem. 

Nach  dem  Zeugnis  Ciceros  (de  senect.  39)  hatte  Cato  als  jung«r  Mensch  im  Jahre  209 
in  dem  Hause  seines  Gastfreundes,  des  Nearchos  aus  Tarent,  die  jungpythagoreischen 
Lehren  des  Archytas  kennengelernt:  accipite  enim,  optimi  adulescentes,  veterem  orationem 
Archytae  Tarentini,  magni  in  primis  et  praeclari  viri,  quae  mihi  tradita  est,  cum  essem 
adulescens  Tarenti  cum  Q.  Maximo:  nuUam  capitaliorem  pestem  quam  voluptatem  corporis 
hominibus  dicebat  a  natura  datam  etc.  An  der  Glaubwürdigkeit  dieses  Berichtes  zu  zweifeln, 
liegt  kein  Anlaß  vor,  trotz  der  Bedenken  Zellers';  er  bestätigt,  was  wir  schon  lange 
wissen,  daß  der  Pythagoreismus  niemals  erloschen  ist,  sondern  auch  während  des  3.  und 
2.  Jahrhunderts  v.  Chr.  in  den  griechischen  Pflanzstädten  Unteritaliens  und  in  Alexandreia 
fortbestanden  hat.  Die  Lehre  dieser  Schule  mit  .ihrer  ausgebildeten  Ethik  und  ihrer 
asketischen  Lebensweise,  ihrer  Pflege  des  Volkstümlichen  und  ihrem  merkwürdigen  Aber- 
glauben mußte  auf  den  Römer  von  altem  Schrot  und  Korn,  dem  die  moralische  Tüchtig- 
keit des  Menschen  am  höchsten  stand,  einen  tiefen  Eindruck  machen,  und  es  ist  durchaus 
glaublich,  daß  seine  Empfänglichkeit  für  diese  Lehren  ihn  zur  Beschäftigung  mit  der 
Literatur  dieser  Schule  veranlaßt  hat.  Es  fragt  sich,  ob  sich  Spuren  davon  in  seinem 
literarischen  Nachlaß  nachweisen  lassen. 

Nach  Plinius  (n.  h.  29,  15)  war  Cato  im  Besitze  eines  commentarius,  d.  h.  eines 
Exzerptenbuches  medizinisch-pharmakologischen  Inhaltes,  das  er  bei  Erkrankungen  seiner 
Kinder,  Sklaven  und  sonstigen  Hausgenossen  zu  Rate  zu  ziehen  ptlegte.  Ein  Exzerpten- 
bucli  setzt  aber  immer  Lektüre  auf  dessen  Seite  voraus,  der  exzerpiert,  in  unserm  Falle 
Catos,  und  da  es  zu  seiner  Zeit  noch  keine  medizinische  Literatur  bei  den  Römern  gab, 
so  kommen  nur  griechische  Bücher  über  Pharmakologie  (Botanik)  in  Betracht.  Als  Frucht 
dieser  Lektüre  dürfen  wir  unbedenklich  die  beiden  Kapitel  156.  157  seines  Wirtschafts- 
buches (über  die  Kohlarten  und  deren  arzneiliche  Wirkung)  ansprechen,  in  denen  Reuther 
(2  2  f.)  merkwürdige  Übereinstimmungen  mit  einer  Schrift  (TTepi  aaxänun?)  des  Arztes  Mnesi- 
theos  von  Kyzikos'  aufgedeckt  hat.  Aber  seine  Vermutung,  daß  dieser  kyzikenische  Arzt 
die  Quelle  sei,  kann  ich  nicht  für  richtig  halten,  und  zwar  aus  dem  einfachen  Grunde, 
weil  der  Bericht  Catos  mancherlei  enthält,  was  wir  bei  dem  griechischen  Arzte  vergebens 
suchen.    Dazu  vermisse  ich  den  Beweis  dafür,  daß  Mnesitheos  die  Kohlarten  beschrieben 


'    Gesch.  d.  Phil.  III  24  S.  98. 

^    Vgl.  ürib.  I  278  f.     Nicht   erwiesen   und   unerweisbar   ist   die  Vermutung  Reuthers  (S.  41),  daß   der 
Kyzikener  Mn.  der  Vater  des  Atheners  gewesen  sei.     Ich  halte  ihn  für  jünger. 


Die  Georgika  des  Deinokritos. 


35 


hat.  Und  doch  stammt  diese  Beschreibung  bei  Cato  aus  derselben  Quelle.  Von  ihr  haben 
wir  auszugehen,  wenn  wir  den  Namen  der  Quelle  eruieren  wollen.  Sie  liegt  uns  in  drei 
Brechungen  vor,  bei  Cato  (c.  157),  Plinius  (h.  n.  20,  79)  und  Theophrast  (h.  pl.  VII  4,4, 
vgl.  Athen.  EK  370a).    Man  vergleiche: 


Cato. 

prima  est  levis  quae  nomina- 
tur:  ea  est  grandis,  latis  foliis, 
caule  magno,  validam  habet  na- 
turam  et  vim  magnam  habet, 
altera  est  crispa,  apiaca  quae 
vocatur:  haec  est  natura  et 
aspectu  bona,  ad  curationem 
validier  est  ((uam  quae  supra 
scripta  est.  et  item  est  tertia, 
(juae  lenis(?)  vocatur,  minutis 
caulibus,  tenera  et  acerrima 
omnium  est  istarum,  tenui  suco 
veheinentissima. 


Plin. 
in  tres  species  divisere  eam 
Graeci  antiquissimi :  crispam, 
quam  selinada  vocaverunt  a  si- 
militudine  apii  foliorum,  sto- 
macho  utilem,  alvum  modice 
moUientem ;  alteram  levem,  latis 
foliise  caule  exeuntibus,  unde 
caulodem  quidam  vocavere, 
nullius  in  medicina  momenti. 
tertia  est  proprie  appellata  cram- 
be,  tenuioribus  foliis  et  simpli- 
cibus  densissimisque,  amarior, 
sed  efficacissima. 


Theophr. 

THC  A^  ^A*ÄNOY  TPIXH  Al- 
AIPOyweNHC,  OYAOcKYAAOY  TS 
KAI      AeiO<t>YAAOY      KAI      TPITHC 

THC  Arpuc,  (h  appIa)  TÖ  M^N 

<t>YAAON      i£xei      AeTON,      MIKPÖN 

A^   KAI   nepi4iep^c,  hoa^kaa- 

AOC  KAI  nOA^^YAAOC,  ^Tl  A^ 
XYAÖN  eXOYCA  APIM-i'N  KAI  <t>AP- 
MAKUAH,  Al'  Ö  KAI  nPÖC  TAC 
KOIAIAC  AYTÜ  XPÜJNTAI  0\  lA- 
TPOI  ...  TÖ  a'  OAON  H  Of  ah 
THC  AeiAC  eYXYAOT^PA  KAI 
werAAOOYAAOT^PA. 


Wie  man  sieht,  stimmen  die  drei  Autoren  in  der  Unterscheidung  von  drei  Arten  über- 
ein, nur  der  Name  der  dritten  Art  (I»a«anoc  XtpIa  Th.,  crambe  proprie  appellata  PI.,  lenis 
Cato)  fällt  bei  Cato  aus  dem  Rahmen  dieser  Übereinstimmung  heraus,  so  daß  die  Annahme 
eines  Textesschadens  unabweislich  ist.  In  der  Tat  erscheint  bei  Plinius  (19,  136)  in  dem 
Exzerpt  aus  unserer  Stelle  das  anstößige  lenis  nicht  als  Pflanzenname,  sondern  als  Be- 
standteil der  Beschreibung:  genera  eins  facit  (sc.  Cato)  extentis  foliis,  caule  magno,  al- 
teram crispo  folio,  quam  aj)iacam  vocant,  tertiam  minutis  caulibus,  lenem,  teneram 
minimeque  probat.  Da  nun  aber  in  der  Beschreibung  Catos  diese  Art  durch  irgendein 
charakteristisches  Beiwort  (brassica  erratica  Cato  157,  12.  silvestris  sive  erraticae . . .  effectus 
laudat  Cato  Plin.  20,  92)  von  den  andern  Arten  unterschieden  gewesen  sein  muß,  so  glaube 
ich,  daß  der  Text  in  folgender  Weise  zu  verbessern  ist:  et  item  est  tertia,  quae  silvestris 
vocatur,  minutis  caulibus,  lenis,  tenera'.  Die  Filiation  aber  scheint  mir  die  zu  sein,  daß 
Cato  und  Plinius  zusammengehören,  d.  h.  aus  einer  gemeinsamen  Quelle  schöpfen  (den 
Graeci  antiquissimi  des  Plinius)  und  daß  der  Gewährsmann  dieser  Quelle  von  Theophrast 
zu  Rate  gezogen  worden  ist.  Wer  sind  nun  die  Graeci  antiquissimi?  Die  Antwort  gibt 
Plinius  selbst  (20,  78):  brassicae  laudes  longum  e.st  exsequi,  cum  et  Chrysippus  medicus 
privatim  voluraen  ei  dicaverit  per  singula  membra  hominis  digestum  et  Dieuches,  ante 
omnes  autem  Pythagoras,  d.  h.  der  pythagoreische  Verfasser  der  Schrift  de  effectu  her- 
barum  (Pythagoras.  Kleemporos),  die  Plinius  in  der  Tat  für  das  älteste  botanisch-phar- 
makologische  Werk  der  Griechen  hielt".  Vgl.  Plin.  21,  109:  Theophrastus  et  fere  Graeci 
princepsque  Pythagoras.  25,  13:  ab  eo  (sc.  Homero)  Pythagoras  clarus  sapientia  primus 
Volumen  de  effectu  earum  composuit.    Man  versteht  jetzt  die  Überschrift   des  catonischen 


'  Den  Anlaß  zu  dieser  Ver(lerbni.s  mag  der  Ausfall  von  lenis  (hinter  caulibus  leicht  möglich)  gegeben 
haben,  das,  an  den  Rand  verschlagen,  das  urspr.  silvestris  in  der  Folgezeit  verdrängte. 

■''  Demetrius  Magnes,  der  Zeitgenosse  Ciceros,  kennt  die  Fälschung  bereits  in  seinem  Homonymenver- 
zeichnis bei  L.  D.  VIII  47.  Ihr  magischer  F.insrhlag  weist  sie  nach  Ägypten.  Vgl.  Plin.  20,  loi,  192.  24.116.  i56f. 
Charakteristisch  fiir  sie  ist,  daß  die  meisten  Pflanzen  auf  göttlichen  Ursprung  zurückgeführt  werden  (Hermes, 
der  Zwölfgötterverband,  Paion,  Asklepios,  Herakles,  Cheiron,  Athena,  Artemis,  Apollon;  vgl.  Plin.  25,  13).  Das 
Göttersystem,  das  ihr  zugrunde  liegt,  ist  griechisch  und  frei  von  orientalisch-ägyptischen  Zutaten,  daher  darf  sie 
nicht  allzu  spät  angesetzt  werden.    Ihre  Tendenz  ist  Förderung  des  Vegetarianismus.    Vgl.  Meyer,  a.  a.  0.  I  276. 


36  M.  Wellmann  : 

Kapitels  157:  de  brassica  pythagorea.  Der  Bericht  Catos  über  die  Heilwirkungen  der 
brassica  stammt  natürlicli  aus  derselben  Quelle'.  Die  Übereinstimmung  mit  Mnesitheos 
erklärt  sich  am  einfachsten  so,  daß  die  Vorlage  Catos  (Pythagoras)  und  der  Kyzikener 
aus  derselben  Quelle  (wie  ja  auch  Theophrast)  geschöpft  haben.  Diese  letzte  Quelle  wird 
Chrysippos  (nepi  aaxänun)  gewesen  sein,  der  zuerst  die  universelle  Wirkung  dieses  G-emüses 
erkannt  hat  (volumen  per  singula  membra  hominis  digestum  ei  dicavit)  und  der  sicher  bei 
Cato  an  einer  Stelle  vorliegt.  Vgl.  Plin.  20,93  ™it  Cato  157,  14.  Erwähnung  verdient 
noch,  daß  in  dem  Berichte  Catos  mancherlei  an  die  uns  noch  erhaltenen  Bruchstücke  der 
pythagoreischen  Fälschung  anklingt,  z.  B.  an  das  von  Ps.-Galen  (XIV  567  f)  aufbewahrte 
Bruclistück  über  die  Heilwirkungen  des  Meerzwiebelessigs :  bei  beiden  spielt  die  Vorschrift 
eine  bedeutsame  Rolle,  das  Medikament  früh  morgens  auf  nüchternen  Magen  einzunehmen^, 
und  beiden  ist  das  Streben  gemeinsam,  die  Zahl  der  Heilwirkungen  der  verschiedenen 
Gemüse  ins   Unglaubliche  zu  steigern*. 

Ist  es  demnach  in  hohem  Grade  wahrscheinlich,  daß  Cato  das  auf  den  Namen  des 
Pythagoras  gefälschte,  zum  Teil  magische  Schriftchen  FTepi  botanun  AYNÄMeuc  in  Händen 
gehabt  hat,  so  werden  wir  ihm  unbedenklich  ein  weiteres  Kapitel  der  Catonischen  Schrift 
(159)  zuweisen,  in  dem  die  Anweisung  gegeben  wird,  bei  Wanderungen  ein  Stück  Beifuß 
mit  auf  den  Weg  zu  nehmen  zum  Schutz  gegen  das  Wundwerden  der  Haut  zwischen 
den  Hinterbacken  (intertrigo-nAPATPiMMATA),  ein  echt  magisches  Mittel,  das  in  der  späteren 
botanisch-pharmakologischen  Literatur  häufig  wiederkehrt,  so  bei  Krateuas-Niger  (Diosc. 
simpl.  I  220  mit  *aci  eingeleitet,  Plin.  26,  150),  Ps.  Apul.  de  herb.  med.  c.  100,4  und 
im  Carmen  de  herbis  3,  30.  Vgl.  Heim,  Incant.  magica  554.  Es  ist  nun  sehr  merkwürdig, 
daß  Bolos  Demokritos  dies  Sympathiemittel  in  seinem  Sympathiebuche  und  seinen  HAirNiA 
gleichfalls  gebucht  hat.  Vgl.  Psellos  bei  Westermann,  Parad.  146,  24  (aus  Anaxilaos- 
Demokrit):  kai  nezfi  baaizun  O'y'  noNeceic  aptemician  taTc  xepci  kat^xcün  monökaunon.  Plin.  25,  130 
(aus  den  Magi,  d.  h.  Apion-Demokrit) :  artemisiam  quoque  secum  habentibus  negant  nocere 
mala  medicamenta  aut  bestiam  uUam,  ne  solem  quidem.  Dasselbe  Verhältnis  des  Bolos 
zu  dieser  Weisheit  des  pythagoreischen  Botanikers  liegt  noch  an  einer  zweiten  Stelle 
Catos  zutage.  In  dem  Kap.  156,  i  ist  die  Rede  davon,  daß  der  Genuß  der  brassica  vor 
der  Mahlzeit  vor  Trunkenheit  schützt  und  nach  derselben  den  Rausch  vertreibt.  Dies 
Paradoxon,  das  offenbar  in  Anknüpfung  an  den  Glauben  an  die  Antipathie  von  Kohl  und 
Weinstock*  entstanden  ist,  hat  schon  einen  griechischen  Arzt  des  4.  Jahrhunderts  Androkydes' 
beschäftigt  und  gehört  gleichfalls  (durch  Vermittelung  des  Krateuas-Niger)  zu  dem  eisernen 
Bestände  der  späteren  botanisch-pharmakologischen  Literatur''.  Daß  Deraokrit  es  gekannt 
hat,  erhellt  aus  den  Geop.  VII  31,  i,  einem  Stücke,  das  wir,  wie  man  sich  erinnern  wird, 
auf  ihn  zurückgeführt  haben:  oTnon  noAVN  oinonta  mh  MeevcKeceAi  .  .  .  kpämbhn  (jjmhn  npcdceie. 
Sollte  es  zu  gewagt  sein,  hieraus  den  Schluß  zu  ziehen,  daß  Bolos  das  pseudopytha- 
goreische Büchlein  gleichfalls  gekannt  habe? 

Im  übrigen  ist  die  Schrift  Catos  merkwürdig  nach  Form  und  Inhalt".  Die  Einkleidung 
der   teils  ausführlich,   teils  aphoristisch  gehaltenen  Vorschriften   ist  die  des   griechischen 

'  Was  in  den  Geoponica  (XII  17,  2 — 15)  darüber  mitgeteilt  wird,  geht  auf  Plinius  (20,  8of.)  zurück.  Der 
Vermittler  ist  Apiileius.  Reuther  S.  44  hat  das  Verhältnis  verkannt.  Aus  den  Geoponica  .schöpft  wieder  der  Verfasser 
der  Ps.-Galen ischen  Euporista  (XIV  574),  hei  dem  sich  auch  sonst  Benutzung  der  (ieoponica  nachweisen  läßt. 

*  Gal.,  a.  a.  ().  568, 5:  ök  to-t-toy  aöc  nhctikö  (so  ist  zu  lesen)  npcoi  mikp6n  KATAPPotefN.  568,15.  €310157,6: 
hanc  mane  e.sse  oportet  ieiunum.    Gal.  568,8.  12.    Mnesitheos  bei  Orib.  I  279,5.  n- 

'  Plin.  19,  94,  wo  es  von  Pythagoras  heißt:  colligens  medicas  vires,   20,  185  f.,  ähnlich  von  Chrysipp  20,  78. 

*  Theophr.  c.  pl.  1118,4.    Plin.  20,  84.   92.   17,239.    Geop.  XII  17,  21. 
"  V'gl.  Theophr.  h.  pl.   IV  16,6.     Corssen,  Rh.  Mus.  67   S.  244 f. 

•"'  Vgl.  Reuther,  a.  a.  O.  S.  36,  wo  das  Material  ziemlich  vollständig  zusammengetragen 

'  Leo,  Gesch.  d.  röm.  Lit.  S.  270. 


ist 


Die  Georgika  des  Demokritos.  37 

Lehrbuches  (2.  Person).  Sie  erinnert  am  meisten  an  die  der  Geoponica:  die  Übereinstimmung 
mit  den  technischen  Schriften  Xenophons  ('"InnAPXiKöc,  TTepi  inniKfic),  die  Leo  zur  Vergleichung 
heranzieht,  ist  zufällig:  sie  erklärt  sich  aus  dem  BegrifiFe  des  Lehrbuches.  Der  Inhalt 
ist  zum  größten  Teil  echt  römisch  und  aus  eigener  Erfahrung  geschöpft,  zum  Teil  aber 
griechisch,  wie  die  vielfachen  Übereinstimmungen  mit  der  griechischen  Fachliteratur 
lehren'.  Was  am  meisten  an  seiner  Schrift  auffällt,  ist,  daß  in  ihr  Dinge  behandelt 
werden,  die  an  und  für  sich  nicht  das  geringste  mit  der  Landwirtschaft  zu  tun  haben: 
ich  meine  damit  die  Verquickung  der  Landwirtschaft  mit  Medizin,  Kochkunst  und  Zauberei". 
Das  hatte,  wie  wii-  sahen,  schon  Varro  (r.  r.  I  2,  28)  gerügt  und  die  Griechen,  d.  h. 
Demokrit  dafür  verantwortlich  gemacht  (I  2,  13).  Aber  noch  eine  andere  Eigentümlichkeit 
verknüpft  die  catonische  Schrift  mit  dem  Mendesier.  Ich  habe  früher  darauf  aufmerk- 
sam gemacht,  daß  es  seit  Demokrit  in  der  landwirtschaftlichen,  chemischen  und  Zauber- 
literatur Brauch  war,  den  Stoff  nach  einzelnen  inhaltlich  abgeschlossenen,  teils  kürzeren, 
teils  längereu  Kapiteln  zu  ordnen,  deren  einleitende  Worte  häufig  die  Stelle  der  Über- 
schrift versahen,  und  daß  dafür  feste,  konventionelle  Typen  von  ihm  geschaffen  waren, 
zu  denen  unter  anderen  auch  die  Verwendung  des  Infinitivs  mit  oder  ohne  ücre  und 
u)c  AeT  gehörte.  Es  ist  nun  in  hohem  Grade  beachtenswert,  daß  sich  bei  Cato  dieselbe 
Art  der  Stoff  behandlung  findet  und  daß  dieselben  Typen  der  Überschrift  bei  ihm  wieder- 
kehi'en.  Vgl.  Cat.  110:  odorem  deteriorem  demere  vino.  1 1 5 :  vinum  ad  alvum  movendam 
concinnare.  122:  vinum  concinnare,  si  lotium  difficilius  transibit.  127:  ad  dyspepsiam 
et  stranguriam  mederi.  128:  habitationem  delutare.  —  94:  fici  uti  grosses  teneant.  103: 
boves  uti  valeant  et  curati  bene  sint.  116:  lentim  quomodo  servari  oporteat.  72:  boves 
ne  pedes  subterant.  90:  convolvulus  in  vinea  ne  siet.  96:  oves  ne  scabrae  fiant.  Bei 
dieser  Sachlage  darf  nicht  ohne  Wahrsclieinlichkeit  angenommen  werden,  daß  die  Schrift 
Catos  in  formeller  Beziehung   unter  dem  Einfluß  des  Mendesiers  gestanden  hat. 

Was  den  Inhalt  anlangt,  so  ist  die  Übereinstimmung  mit  den  Geoponica  in  einer 
Reihe  von  Kapiteln  notorisch.  Reuther  a.  a.  O.  hat  mehrere  dieser  Stellen  geprüft  und 
die  Übereinstimmung  zum  Teil  mit  Recht  darauf  zurückgeführt,  daß  durch  Vermittelung 
des  Celsus-Apuleius  catonisches  Gut  in  das  Corpus  der  Landwirtschaftler  gelangt  ist. 
Aber  daneben  finden  sich  Stellen,  für  welche  diese  Erklärung  nicht  ausreicht.  Sie  bedürfen 
der  Besprechung. 

Kap.  36  behandelt  Cato  in  kurzer  Fassung  die  verschiedenen  Düngerstoffarten,  die 
festen  aus  dem  Tierreich  und  von  den  flüssigen  den  ülschaum:  quae  segetem  stercorent. 
stercus  columbinum  spargere  oportet  in  pratum  vel  in  hortum  vel  in  segetem.  caprinum, 
ovillum,  bubulum,  item  ceterum  stercus  omne  sedulo  conservato.  amurcam  spargas  vel 
iuriges  ad  arbores:  circum  capita  (i.  e.  radices,  k€«aaAc  Aristoteles)'  maiora  amphoras,  ad 
minora  urnas  cum  acjuae  dimidio  addito,  ablaqueato  prius  non  alte.  Über  diese  für  den 
Landwirt  wichtige  Frage  nach  dem  Wert  der  Düngerstoff'e  liegen  uns  mehrere  Berichte 
vor,  die  uns  in  den  Stand  setzen,  Cato  genau  zu  kontrollieren.  Der  Peripatos  (Theo- 
phrast)*  hatte  .sich  in  dieser  Frage  an  einen  älteren  Landwirt  des  4.  Jahrhunderts  ange- 

'  Ich  verweise  hierfür  auf  die  ganz  vortrefflichen  Zusammenstellungen  in  der  Ausgabe  der  Scriptores 
rei  rusticae  von  Jo.  Gottlob  Schneider  Saxo.  Eine  kritische  Neuausgabe  mit  der  gesamten  Parallelüberlieferung 
ist  sehr  erwünscht. 

'  Bekanntlich  hat  Wessf.lv  in  den  Wiener  Studien  (1898  S.  139)  auf  Grund  dieses  Tatbestandes  die 
Vei-mutung  ausgesprochen,  daß  ihm  ein  Zauberbuch  in  der  Qualität  der  uns  erhaltenen  Zauberpapyri  vorgelegen 
habe.     Diese  Vermutung  enthält  ein  Körnchen  Wahrheit. 

'  Mit  I{echt  sieht  Reuther  S.  49f.  in  diesem  Gebrauch  von  caput  (ke^aaih)  '~  radix  eine  Reminiszenz 
an  griechische  Tenninologie. 

'    Vgl.  Thcophr.  h.  pl.  II  7,  4. 


38  '  M.   Wkllmann: 

schlössen,  Chartodras  von  Paros\  der  neben  Apollodor  von  Lemnos  und  Leophanes  zu 
den  Hauptquellen  des  Aristoteles  und  Theophrast  für  landwirtschaftliche  Dinge  gehörte. 
Die  Ansicht  dieses  Landwirtes  kommt  in  folgender  nach  dem  Wert  der  tierischen  Ab- 
gänge geordneten  Zusammenstellung  zum  Ausdruck:  Mensch,  Schwein,  Ziege,  Schaf,  Rind 
und  AÖ4>0YP0i,  d.  h.  Pferd  und  Esel.  Gegen  diese  Aufstellung  hat  ein  Landwirtschaftler 
der  hellenistischen  Zeit  Front  gemacht,  dessen  Lehre  ihren  Niederschlag  in  dem  maß- 
gebenden Werke  des  Cassius  Dionysius  gefunden  hat.  Vgl.  Varro  r.  r.  138,1  f.:  stercus 
Optimum  scribit  esse  Cassius  (also  nach  griechischer  Quelle,  nicht  nach  Mago,  vgl.  S.  25  A.  6) 
volucrium  praeter  palustrium  ac  nantium.  de  hisce  praestare  columbinum,  (juod  sit  cali- 
dissimum  ac  fermentare  possit  terram  .  .  .  Cassius  secundum  columbinum  scribit  esse  hominis, 
t«rtio  caprinum  et  oyiilum  et  asininum,  minime  bonum  equinum.  Dieselben  Düngerarten  unter- 
scheiden Columella  (II  14,  i  f.)  und  die  Geoponica  (II  2i,4f.),  und  zwar  im  wesentlichen  in 
derselben  Reihenfolge,  so  daß  dieselbe  Quelle  deutlich  durchschimmert,  während  bei  Plinius 
(n.  h.  17,  51  f.)^  der  Versuch  gemacht  ist,  die  Ansicht  des  Cassius  D.,  Columella  und  Varro 
mit  der  Theophrasts  (Schweinemist  an  dritter  Stelle)  zu  vereinigen.  Bei  dem  hellenisti- 
schen Landwirt  haben  wir  also  folgende  Reihenfolger  Taube,  Mensch,  Ziege,  Schaf,  Esel, 
Rind  und  Pferd.  Das  Charakteristische  seiner  Ansicht  ist,  daß  er  dem  Taubenmist  den  Vor- 
zug gibt  vor  allen  Arten  und  den  Schweinemist  verwirft,  tls  leuchtet  ein,  daß  Cato  dieser 
Quelle  folgt,  wenn  er  folgende  Reihenfolge  aufstellt:  Taube,  Ziege,  Schaf  und  Rind  und 
den  Schweinemist  unerwähnt  läßt.  Daß  in  der  griechischen  Quelle  im  Anschluß  an  die 
tierischen  Düngerstoffe  über  die  Verwendung  des  ölschaums  (amurca,  amöpth)  als  Dünger- 
mittel gehandelt  war,  ergibt  sich  daraus,  daß  Cato  und  Columella  (II 14,  3.  Vgl.  Varro  I  55,7) 
im  weiteren  Verlauf  ihrer  Erörterung  auf  ihn  zu  sprechen  kommen,  ohne  daß  zwischen 
beiden  eine  engere  Beziehung  bestünde.  Vgl.  Col.  a.  a.  0. :  potest  et  vetus  amurca,  quae  salem 
non  habet,  permista  huic  (sc.  stercori  et  urinae  hominis)  commode  frugiferas  arbores  et 
praecipue  oleas  rigare;  nam  per  se  quoque  adhibita  multum  iuvat.  Man  sieht,  die  An- 
weisungen Coluraellas  sind  allgemeiner  Art,  wobei  Beachtung  verdient,  daß  er  in  Über- 
einstimmung mit  den  von  ihm  unabhängigen  Geoponica  (IX  10,  i  f.)  nur  den  ungesalzenen, 
mit  Menschenurin  (resp.  Kot)  verdünnten  Ölschaum  empfiehlt;  die  Catonischen  dagegen  be- 
ziehen sich  auf  seine  Verwendung  bei  der  Düngung  der  Ölbäume  und  werden  merkwürdiger- 
weise c.  93  noch  einmal  wiederholt,  allerdings  mit  einer  wesentlichen  Abweichung  in  den 
Maßangaben  (nach  c.  36  eine  Amphora  für  größere,  eine  Urne  für  kleinere  Bäume,  nach 
c.  93  eine  Urna  für  größere  und  für  kleinere  nach  dem  Verhältnis  zu  jenen).  Ganz 
dasselbe  Schwanken  in  den  Maßangaben  kehrt  bei  Columella  an  zwei  Stellen  Avieder 
(XI  2,  21  =  C.  36.  V9,  i6~C.  93),  ein  schlagender  Beweis  für  seine  Abhängigkeit  von  ihm, 
nur  hat  er  dabei  die  Angaben  der  griechischen  Quelle  über  die  Zusammensetzung  des 
Ölschaums  berücksichtigt.     Vgl.  Reuther  S.  13  f. 

Wichtiger  ist  ein  weiteres  Kapitel  Catos  (7  2) :  boves  ne  pedes  subterant,  priusquam 
in  viam  quoquam  ages,  pice  liquida  cornua  infima  unguito.  Die  Worte  besagen,  daß 
man  die  Hufen  der  Ochsen,  bevor  sie  angeschirrt  werden,  mit  Teer  bestreichen  soll,  um 
ihr  Durchreiben  zu  verhindernd     Offenbar  dieselbe  Anweisung  lesen  wir  in  einer  Inter- 


'    Vgl.  Oder  bei  Susemihl  I832A.  11.    Bei  Aristoteles  (Pol.  I  1 1  p.  1258  b,  39)  ist  natürlich  Xaptöapa  für 
das  überlieferte  Xäphtiah  zu  lesen. 

^    Vgl.  Münzer,  Beiträge  zur  Quellenkritik  des  Pliniüs  S.  3if. 

Aus  ihm  haben  Plin.  (28,  266)  geschöpft:  non  subteri  pedes  boum,  si  prius  cornua  inia  pice  liquida 
perunguantur  und  Garg.  Marl,  (curae  boum  S.  310,  24  L):  boves  si  pedes  adtriverint,  prinsquam  in  viam  mittas, 
pice  liquida  cornua  perunguito. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  39 

polation  der  aristotelischen  Tiergeschichte  (VIII  7,595b,  13)*  und  bei  Plinius^,  der  sie  aus 
landwirtschaftlicher  Überlieferung  kennt,  allerdings  mit  der  wichtigen  Abweichung,  daß 
nicht  die  Füße,  sondern  die  Hörner  einzureiben  sind.  Daß  diese  Fassung  die  ursprüng- 
liche ist,  beweisen  die  Parallelen  bei  Columella^,  Plutarch*  und  den  Geoponica\  Die 
richtige  Erklärung,  die  natürlich  auf  Sympathie  hinausläuft,  gibt  der  Scholiast,  zu  Homer 
N  705:  Ol  Ae  CYMnÄcxeiN  oaci  toTc  noci  ta  «ePAiA  th  AiATÄcei  tun  ng^pun'  aiö  werÄ  tön  käma- 
TON  AAei*eiN  AeT  a'y'ta  khpu  P  ^aaiu  (h  niccH,  d)c  Apictot^ahc  ohcin.  Es  leuchtet  ein,  daß  Cato 
den  sympathetischen  Charakter  dieser  Anweisung  verkannt  und  daß  er  sie  dem  Autor  ent- 
lehnt hat,  dem  die  Interpolation  bei  Aristoteles  ihren  Ursprung  verdankt.  Wer  war  dieser 
Autor?  Ein  griechischer  Landwirtschaftler  aus  nacharistotelisclier  Zeit  mit  sympathetischen 
Neigungen,  der,  wie  die  Übereinstimmung  von  Columella  und  den  Geoponica  beweist,  schon 
von  Diophanes  (Cass.  Dion.)  benutzt  worden  ist.  Auf  Demokrit  würde  man  raten,  auch 
wenn  er  nicht  in  dem  Autorenlemma  des  Geoponicakapitels  ausdrücklich  als  Quelle  ge- 
nannt wäre.  Damit  ist  aber  zugleich  die  Quelle  aufgedeckt,  aus  der  der  Interpolator  der 
aristotelischen  Tiergeschichte  sein  Wissen  geschöpft  hat". 

Kap.  III'  wird  von  ihm  zu  der  Frage,  wie  man  Wein  auf  Zusatz  von  Wasser  prüfen 
kann  (agkimacIa  to9  oTnoy),  folgendes  Experiment  angeführt:  'Gießt  man  in  ein  aus  Efeu- 
holz gefertigtes  Gefäß  Wein,  der  mit  Wasser  versetzt  ist,  so  fließt  der  Wein  durch  dessen 
Poren,  das  Wasser  aber  bleibt  zurück.'  Diesem  Experiment  liegt  die  richtige  Beobachtung 
zugrunde,  daß  poröse  Körper  für  Flüssigkeiten  durchlässig  sind.  Das  Efeuholz  ist  aber  be- 
kanntlich so  porös,  daß  es  zum  Filtrieren  von  Flüssigkeiten  verwandt  werden  kann.  Freilich 
ob  das  Experiment  der  Wirklichkeit  entspricht,  ist  eine  Frage,  die  ich  im  Augenblick 
nicht  zu  entscheiden  vermag.  Porta  in  seiner  Magia  naturalis  S.  581  bestreitet  es  und  nimmt 
die  gegenteilige  Wirkung  an:  Abfließen  des  Wassers  und  Zurückbleiben  des  Weins.  Doch 
sei  dem,  wie  ihm  wolle,  jedenfalls  fugt  es  sich  aufs  beste  in  den  Rahmen  der  in  den 
Geoponica  (VII  8)  zu  demselben  Zwecke  mitgeteilten  Experimente,  von  denen  das  fünfte  und 
sechste  nach  meiner  früheren  Beweisführung  sicher  aus  Demokrit  stammen". 

Vom  Kaiser  Gallienus  wird  in  seiner  Vita**  berichtet,  er  habe  der  Welt  gezeigt,  wie 
man  den  Most  das  ganze  Jahr  hindurch  ungegoren  erhalten  könne:  mustum  quem  ad 
modum  toto  anno  haberetur  docuit.  In  Wirklichkeit  war  dies  Verfahren  schon  lange 
vor  ihm  bekannt.  Kein  geringerer  als  Cato  (c.  120)  hat  dazu  folgende  Anweisung  gegeben: 
mustum  si  voles  totum  annum  habere,  in  amphoram  mustum  indito  et  corticem  oppicato, 
demittito  in  piscinam.    post  dies  XXX  eximito.     totum  annum  mustum  erit.     Der  Knall- 


'    Aristoteles:  ta  a^  k^pata  tön  n^con  (sc.  boön)  xaiainömena  tö  KHPeJ  XreTAi  (»aaiuc,  b'noY  an  Tic  ^e^AH  • 

KAI    TOYC    nÖAAC    a'  StTON    AArOYClN,    AN   TIC    TA    K^PATA    ÄAei*H    KHPÖ    fl    ninHI    fl    ^AAIU. 

'  Plin.  n.  h.  11,127:  boum  attntis  ungulis  coriiua  unguendo  ai-vina  medentiir  agricolae  adeoque  sequax 
natura  est,  ut  in  ipsis  viventium  corporibus  ferventi  cera  flectantur  etc. 

'  Colum.  VI  15,  2:  subtriti  pedes  eluuntur  celefacta  bubula  urina  ....  ac  pice  liquida  cum  oleo  vel 
axungia  cornua  eius  linuntur. 

*  Plut.  de  sera  num.  vind.  16,  5S9E:  kaoöaoy  a' einelN,  ücnep  ^n  (atpikh  tö  xphcimon  kai  ai'kaiön  ^cti, 
KAI  reAoioc  ö  «ackun  a&ikon  eTnai  tön  icxIon  noNorNTUN  kaein  tön  äntixeipa,  kai  toy  Mhatoc  VnoYAOY  reroNÖTOc 
Xm+cccin  TÖ  ^nirÄCTPiON,   kaI   tön   boön,  Xn   cic  tAc  xhaAc  «aaakiöci,   npoAAei*eiN    (hpocaa.  Hdss.)  ta  äkpa  tön 

KCPATWN    .  .  . 

'  Geop.  XVII9:  b6ac  äppazom^noyc  «h  kooiän.  Ahmokpi'toy.  ^aaion  kai  TepeeiNeiNHN  (vgl.  XVII  24,2: 
PhtInh   fl  niCCH  YTPÄ)   4yhcac  xpTe   tä  k^pata. 

'    Dafür  spricLt  eine    ganze  Reihe   von    diesen    Interpolationen.     Die  Frage  bedarf  einer  Untersuchung. 
'    Die  einzige  Parallele,  die  uns  die  Literatur  iiietet  bei  Plin.  16,  155,  stammt  wohl  zweifellos  aus  Cato. 

*  Es  handelt  sich  um  die  §§  6  und  7.  Das  Kapitel  hat  in  der  Überschrift  den  Autornamen  AhmckpItoy. 
Möglich,  daß  sich  das  I^mma  nur  auf  diese  beiden  Paragraphen  bezieht;  doch  vergesse  man  nicht,  was  die 
Papyri  lehren,  daß  er  derartige  Dinge  sehr  ausführlich  besprochen  hat. 

'    Script,  bist.  aug.    n.  23  c.  16. 


40  M.  Well  mann: 

effekt  besteht  also  darin,  daß  man  den  Most  der  Kälte  aussetzt,  um  dadurch  die  Gärung 
zu  verhindern.  Obwohl  man  nun  dem  Römer  Unrecht  tun  würde,  wenn  man  glauben 
wollte,  er  sei  eines  derartigen  Einfalles  nicht  fähig  gewesen,  so  vermag  ich  ihm  doch 
nicht  im  vorliegenden  Falle  die  Urheberschaft  zuzuschreiben.  Keine  der  uns  erhaltenen 
Parallelen  scheint  mir  einen  solchen  Schluß  zu  rechtfertigen.  Vielmehr  weisen  die  bei 
Columella  (XII  29)  und  den  Geoponica  (VI  16,  i.  2.  5)  vorliegenden  Berichte  auf  eine 
griechische  Quelle.  Ihre  Selbständigkeit  dem  Cato  gegenüber  wird  dadurch  gewähr- 
leistet, daß  sie  abgesehen  von  Abweichungen  im  einzelnen  (nach  den  G.  soll  man  das 
Gefäß  mit  einem  Felle  verschließen  und  nach  Col.  soll  es  40  Tage  lang  im  Wasser  bleiben) 
den  Grund  des  Verfahrens  angeben  resp.  andeuten.  So  heißt  es  bei  den  G:  ^^lA  rAp  tö 
MH  ANAz^CAi  ecTAi  AiA  HANTÖc  TAeYKOC  und  bei  Col.:  tunc  in  piscinam  frigidae  et  dulcis 
aquae  totam  amphoram  mergito,  ita  ne  qua  pars  exstet.  Daß  aber  diese  Begründung 
in  der  gemeinsamen  Quelle  (Diophanes)  gestanden  hat,  folgt  aus  dem  Berichte  des  Plinius 
(14,  83),  in  dem  dies  Verfahren  ausdrücklich  den  Griechen  zugeschrieben  wird:  medium 
inter  dulcia  vinumque  est  quod  Graeci  aigleucos  vocant,  hoc  est  semper  mustum.  id 
evenit  cura,  quoniam  fervere  prohibetur  —  sie  appellant  musti  in  vina  transitum  — ;  ergo 
mergunt  e  lacu  protinus  aqua  cados,  donec  bruma  transeat  et  consuetudo  fiat  algendi 
(aus  Hygin)*.  Somit  gewinnen  wir  als  Quelle  Catos  einen  griechischen  experimente- 
freudigen Landwirtschaftler,  der  zugleich  von  Cassius  Dion.  (Col.  Geop.)  und  Hygin  (Plin.) 
benutzt  worden  ist. 

Etwas  anders  liegt  das  Verhältnis  bei  Cato  Kap.  116,  wo  eine  Anweisung  gegeben 
Avird,  Linsen  vor  dem  Verderben  zu  bewahren,  insofern  als  die  entsprechenden  Berichte 
bei  Plinius  (18,  308)  und  den  Geoponica  (II  37,  i)  höchstwahrscheinlich  in  letzter  Linie 
aus  Cato  stammen.  Zieht  man  dagegen  den  Bericht  Columellas  (II  10,  16)  zur  Vergleichung 
heran,  so  gewinnt  man  durch  seine  größere  Reichhaltigkeit  und  Geschlossenheit  den 
Eindruck,  als  habe  er  den  Originalbericht  erhalten.  Man  vergleiche: 
Cato.  Col. 

lentim  quo  modo  servari  oporteat.  laser-  ea  (sc.  lens)  ne  curculionibus  absumatur  . . . 

picium  aceto  diluito,  permisceto  lentim  aceto  curandum  erit,  ut,  cum  extrita  sit,  in  aquam 
läserpiciato  et  ponito  in  sole.  postea  lentim  demittatur  et  ab  inani,  quae  protinus  innatat, 
oleo  perfricato,  sinito  arescat.  ita  integra  separetur  solida;  tum  in  sole  siccetur  etradice 
servabitur  recte.  silphii  trita  cum  aceto  aspergatur  defricetur- 

que  (oleo)  atque  ita  rursus  in    sole   siccata 

et  mox  refrigerata  recondatur,  si  maior  est 

modus,  in  horreo;  si  minor,  in  vasis  oleariis 

salsamentariisque. 

Wie  man  sieht,  fehlt  bei  Cato  die  Vorschrift,  die  Linsen  anfangs  in  Wasser  zu  legen 

und   dabei  die   obenauf  schwimmende   leichtere  Masse  abzuschöpfen  sowie  die  Angaben 

über    den   Ort    der   Aufbewahrung.      Ich    halte   demnach    eine   Herleitung   des   Berichtes 

Columellas   aus   ihm  für  unmöglich.     Vielmehr  werden  wir  durch  ihn  wieder  auf  einen 

griechischen  Autor  geführt,  der  Cato  sowohl  wie  Columella  (d.  h.  Cass.  Dion. -Diophanes 

oder  Hygin)  vorgelegen  hat.  Zum  Namen  dieses  experimentell  und  sympathetisch  gerichteten 

Landwirtschaftlers   verhilft   uns    Cato    durch    sein  -Kapitel  1 1 4    über   den    oTnoc    KAeAPTiKÖc 

oder  feAAEBOPiTHC.     Er  berichtet  hier,  daß  man  Abführwein  dadurch  gewinnen  könne,   daß 

man  schwarzen  Nießwurz,  dessen  Wurzel  den  Alten  als  das  stärkste  Abfülirmittel  galt, 

um   die  Wurzeln   des  Weinstockes   pflanzt.     Nun   haben    wir  früher  dargelegt,  daß  dies 

'    Vgl.  Rkutheh  S.  iiff. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  41 

Verfahren  auf  Thasos  aufgekommen  war  und  daß  Demokrit  es  in  seinen  FecopriKÄ  behandelt 
hatte,  wie  Dioskurides  m.  m.  IV  162  {308,  14)  beweist.  Mithin  ist  die  Abhängigkeit 
Catos  von  ihm  außer  Frage.     Man  vergleiche: 

Cato.  Diosk. 

veratri  atri  radices  contundito  in  pila,  eas  CYM^Yieveeic     a6     amh^aoic    (sc.    gaa^bopoc 

radices  dato  circum  vitem  et  stercus  vetus  mgaac)   npöc  th  pizh  tön  i-E  aytün  oTnon  kasap- 

et   cinerem    veterem   et   duas   partes   terrae  tikön    ^prÄzeTAi.      Geop.  VIII  18    scheint    aus 

circumdato  radices  vitis  .  .  .  sine  periculo  Cato  zu  stammen.  Vgl.  Reuther  a.  a.  0.  5  f. 
(sc.  hoc  vinum)  alvum  movebit. 

Zum  Schluß  noch  ein  Wort  über  Catos  Kap.  102,  das  unser  Resultat  zu  bestätigen 
geeignet  ist.  Wenn  ein  Stück  Vieh  von  einer  Schlange  gebissen  ist,  so  empfiehlt  er 
entweder  Schwarzkümmel  (weAÄNeioN)  zu  innerem  Gebrauch  oder  einen  Umschlag  von 
Schweinefett:  si  bovem  aut  aliam  quamvis  quadrupedem  serptns  momorderit,  melanthi 
acetabulum,  quod  medici  vocant  zmurnaeum',  conterito  in  vini  veteris  hemina.  id  per 
nares  indito  et  ad  ipsum  morsum  stercus  suillum  adponito.  et  idem  hoc,  si  usus  venerit, 
liomini  facito".  Die  beiden  Mittel  sind  echte  Sympathiemittel:  ihre  Wirkung  erklärt  sich 
aus  der  warmen  o^cic  des  Schwarzkümmels'  und  des  Schweines*,  die  ihnen  die  Kraft 
verleiht,  die  durch  das  Schlangengift  hervorgerufene  Abkühlung  des  Blutes  zu  hemmen. 
Beide  Mittel  kehren  in  den  Geoponica  (XV'III  17,  7  und  XVI  20,  i)  wieder,  wie  es  scheint, 
in  Abhängigkeit  von  einer  griechischen  Quelle.  Wichtig  ist  die  Schlußbemerkung  bei 
Cato:  et  idem  hoc,  si  usus  venerit,  homini  facito.  So  kann  nur  ein  Autor  sprechen,  der 
Menschen-  und  Tierarzt  in  einer  Person  ist.  Das  war  aber  Demokrit.  Und  daß  er 
tatsächlich  derartige  Bemerkungen  in  seine  Rezepte  aufgenommen  hat,  wird  erwiesen 
durch  Geop.  XIX  7,6:  ^nei/^H  XamoApon  6n  tö  zuon  (sc.  Ö  cyc)  mäaicta  tön  chahna  noceT, 
Xnspakac  mypikinoyc  eic  yauc  XnocedcAC  ttapAcxg  nieTn.  kai  ÄNePÜnoYC  aö  oTnoc  anti  toy  yaatoc 
eic  mypikInac  kyaikac  (XnePAKAC  Hdss.)  ^«BAHeeic  kai  noeeic  eePAneYer  toyto  ae  mäaicta 
Ahwökpitoc  MAPTYPeT'  XIX  5,  4  (am  Ende  eines  aus  Demokrit  stammenden  Sympathiemittels): 
KAi  enl  ANePü)nuN  a^  toyto  aytö  noieT.  Plin.  29,  59  (aus  Apion-Demokrit) :  tradunt  Magi 
iocinere  muris  dato  porcis  in  fico  secjui  dantem  id  animal,  in  homine  quoque  similiter  valere. 
Vgl.  S.  27. 

Das  Ergebnis  ist  also,  daß  Cato  wirklich  auf  griechische  Quellen,  und  zwar  auf  die 
Schriften  zweier  Neupythagoreer  zurückgegriflfen  hat.  Chronologische  Bedenken  stehen 
diesem  Resultate  nicht  entgegen.  Bolos  Demokritos  hat  bekanntlich  um  200  v.  Chr.  in 
Alexandreia  gelebt,  und  die  Abfassung  der  Schrift  Catos  De  agricultura  fällt  sicher  erst 
nach  seiner  Zensur,  d.  h.  nach  dem  Jahre  183,  vielleicht  sogar  erst  gegen  Ende  seines 
Lebens.  Er  konnte  also  die  feupriKA  des  Bolos  so  gut  benutzen  wie  der  pergamenische 
Arzt  Menander  unter  Eumenes  II.  seine   HAlrNiA. 

'  Ea  ist  ein  offenbares  Mißverständnis  Catos,  wenn  er  behauptet,  die  Ärzte  hätten  das  cmypnion  (CMYPNeToN) 
mit  dem  «eAÄneiON  identifiziert.  Unter  cmypnion  vei-standen  sie  entweder  das  innowÄPAeoN  (schol.  Nie.  Ther.  596. 
848.  Plin.  20,  255,  wo  smyrneum  zu  lesen  ist)  oder  das  innoc^AiNON  (.Sciib.  L.  126.  ("ol.  XI  3,  36.  I'lin.  19,  162. 
Diosc.  m.  ra.  III  67.  (Jal.  VI  638),  rcsp.  eine  andere  Eppichart  (Diosc.  ni.  m.  III  68),  während  für  den  Schwarz- 
kümmel boi  ihnen  die  Synonyma  mhküjn  Arpioc  (Diosc.  III  79)  oder  XweeMic  (Plin.  22,  53)  üblich  waren. 

'    Vgl.  Hippiatr.  S.  220:  6an  ti  tön  züun  yho  «YrAAHC  &HxeH,  weAANeioY  6iy8a*on  tpiyac  gn  oinu  eroiAei 

^i^OY    AIÄ    TÖN    MYKTHPUN-    6ni    AÄ    THN    nAHTHN    KÖnPON    YelAN    (KYNeiAN   ed.)  KATÄnAACCe  •   TOYTO  A€   Ka!   im  ANePUnuN 

(i)*^AiMON.    Vgl.  217.    Veget.  II  141,  5. 

'    Vgl.  Gal.  XII  69.    Diosc.  m.  m.  III  79.    Plin.  20,  182. 

'    Plut.  aet.  phys.  20.    Ps.  Arist.  probl.  X  21.    Tim.  Gaz.  im  Suppl.  Arist.  142.  17. 

Phil.-hUt.  Abh.  1921.  Nr.  4.  6 


42  M.  Wellmann: 

BQAOY  AHMOKPITOY  TEOPriKA. 

Fragmente. 

1  Diog.  Laert.  IX  48  (in  dem  Thrasyllkatalog  der  demokriteischen  Schriften):  TTepi 
reupriHC  fi   recopriKÖN  (reuweTPiKÖN  und  recoMeTPiKÖN   Hdss.). 

2  Varro  r.  r.  I  1,8  (aus  Cassius  Dionysius) :  qui  graece  scripserunt  (sc.  de  re  rustica) . . . 
de  philosophis  Democritus  physicus,  Xenophon  Socraticus,  Aristoteles  et  Theophrastus  peri- 
patetici,  Arcliytas  Pythagoreus.  Vgl.  I  praef.  32.  Aus  Varro  schöpft  Colum.  r.  r.  I  i,  7. 
Plin.  Ind.  auct.  B.  17 — 19.     Ihn  al-Awam,  Le  livre  de  l'agriculture  I  S.  8. 

3  Colum.  r.  r.  XI  3,  2:  Democritus  in  eo  libro,  quem  Georgica  (Georgicon  v.  1.)  appella- 
vit,  parum  prudenter  censet  eos  facere,  qui  hortis  extruant  munimenta,  quod  neque  latere 
fabricata  maceries  perennare  possit  pluviis  ac  tempestatibus  plerumque  infestata,  eque  lapide 
supra  rei  dignitatem  poscat  impensa;  si  vero  amplum   modum   saepire  quis  velit,  patri- 

5  monio  esse  opus.    Vgl.  Varr.  r.  r.  I  14,  4. 

4  Geop.  I  12,  5:   Ö  A^  Ahmökpitoc  A^rei  tön  oTnon  xphctön  kai  hapämonon  cTnai  (sc.  €nAN 

^niCTH     Tu)     KPIÖ    Ö   TOY    AlÖC    ACTI^p),    efeCTON     a6    TÖ    eTOC    npÖC    MÖNHN    AMn^AUN    OYTelAN.       (6)     XCOA- 

AizeceAi    Ae   AeT    tön    cTton    gn   taTc   aacüci    aia   toyc   ömbpoyC    reN^ceAi    a^   öpn^un    coanin,    kaaön 

AÖ     KAI     KHnOYC     KATACKEYÄZEIN    ....      II    (oTE   AE    GN    TAYPCü    ^N    oTkü)    THC   'AoPOAITHC    T^NHTAI    Ö   Zeyc) 
10    Ö   Ae  AhMÖKPITÖC   *HCIN,   EN   TO-fTU   Tüj    STei   XÄAAZAN    nOAAHN    riNeCGAl    KAI    XIÖNAC,   TOYC   A^   ^THCIAC   MH 

Ö«o!ü)C  hngTn.  eYxecsAi  aö  aeT  mi^  reNdceAi  ceicwoYC  kai  ctpatiäc  kinhcin  ...  (17)  Ahmökpitoc 
A^  oHcr   (sc.  ÖTe  eN  aia^moic  gn  oTku  ''Gpmo?  ö  Zgyc   t^nhtai)  xaaäzhc   rmeceAi   baabhn"   e'fxeceAi 

a6    {agT),    TnA     Mf(     AOIMIKA     nÄBH     T^NHTAI     .    .    .      (I9)     AhMÖKPITOC     A^     OHCIN     (sC.    ^N    otKü)    CgaHNHC 

KAPKiNü)  reNOM^NOY  TOY  Aiöc)  ^N  TU  *eiNon(i)pa)  eKzewATA  riNeceAi  nepi  tA  ctömata'   aiö   xph   npöc 

15    TÖ     SaP      AAXANUN      AHTeCGAl      KOIAIAN     TG     AYGIN      KAI      MÄAICTA     TOYC      N^OYC,     AKPÄTü)     A^  .  XPHCeAl.     H    a6 

CAAiA  ev'ooPHcei  ....    (28)  Ahmökpitoc  a^  *hcin  gn  to^tu  tö  gtgi  (sc.  ^n  tS  oIkcü  thc  Ä«poaithc 

TÖ    ZYrü)     rGNOM^NOY     TOY     AlÖc)      MI^TG     nOTAMOYC     GCGCSAI      MGrÄAOYC     MHTG     XÄAAZAN     nCAAl^N,     TÖ     A^ 

oeiNÖncopoN  ^nyapon  gTnai  .  .  .  (29)  Ahmökpitoc  a6  «hci  (sc.  otg  ^n  oTku  "Apgcüc  tö  CKOpniu 
r^NHTAi  5  Zgyc)  noTAMOYC  McrÄAOYC  GcecGAi  KAI  NÖCOYC  ncPi  TÖ  <t>eiNÖnu)P0N.   (30)  AIÖ  efxeceAi  agT, 

20   YnA     MH      AOIMIKA     r^NHTAl     nÄSH.      XPH,     «HCl,     BPÜMACI      M^N      ÖaIpOIC,      nOTÜ      A^      nAGIONI     XPHCOAI    .... 

(40)  Ahmökpitoc  a^  <t>HCi  (sc.  to9  Aiöc  gn  toTc  ixgycin  ^n  tö  fAiu  oTku  reNOW^NOY)  ThiN  Ämogaon 
KAI  TiHN  gaaian  g'y'^ophcgin .  GYXGCSAi  A^  AcT  MH  rGN^csAi  cGicMOYC.  Außerdem  gehen  auf  ihn  zu- 
rück die  Paragraphen  22.  26.  32  (Schluß).  34  (Schluß).  37  (Schkiß).  Aus  ihm  stammen 
wohl  auch  die  Zitate  bei  Jon.  Lydus,  De  ostentis  ed.  Wachsmuth.  Vgl.  S.  155,  5.  Hiermit 
stehen  im  Zusammenhang  die  folgenden  Notizen:  Plin.  n.  h.  18,  200:  Zoroastres  (sc.  adiecit 
his  ut  sereretur)  sole  scorpionis  duodecim  partes  transgresso,  cum  luna  esset  in  tauro. 
Vgl.  Geop.  V  46  (mit  dem  Autorenlemma  Zcopoäctpoy):  agT  tpyfän  thc  ceAhiNHC  oychc  ^n  kaprInu 

fi   A^ONTI    fi   ZYPÖ    fi   CKOPniü)    H    AirOK^PülTI    H   Y-APOXÖü).    CnOYAÄZGlN    AG    XPH    AHTO^CHC   A'r'THC    KAI   'Y'nOreiOY 

o^chc  TÖN  TPYfHTÖN  noiGTcGAi.  Gcop.  I  12;  Pallad.  VIII  5 :  de  extirpando  gramine.  hoc  mense 
(sc.  Julio,  vgl.  Demokrit  bei  Geop.  III  lO,  7.  i),  cum  sol  cancri  tenebit  hospitium,  luna 
sexta  <decima>  in  capricorni  signo  posita  gramen  ablatum  Graeci  adserunt  nihil  de  radicibus 
redditurum.  item  si  bidentes  cyprei  fiant  et  sanguine  tingantur  hircino  et  post  fornacis 
ardores  non  aqua  sed  eodem  sanguine  temperentur,  per  eos  erutum  gramen  extingui. 
Vgl.  Plin.  28,  148.     Geop.  III  5,  8:    kai  cgaihnhc  gkkaiagkataiac  rerGNHMGNHC  häcan  aspöuc  a-tthn 

(sc.    ArPCOCTIN     ^KPIZUGgTcan)     ^K^OPHCOMGN     TOY     XCOPIOY,     THC     ÄNTinAOGlAC     CYMBAAAOM^NHC     HPÖC    TÖ 

MHK^Ti  A'r'THN  ANABioYN.  Daraus  erklärt  sich  die  Vorschrift  des  Demokrit  (Geop.  III  10,  7), 
Bäume  und  Sträucher  zu  roden  rgpi  täc   giaoyc  toy   mhnöc  IoyaIoy. 

3  ntque  lapides  Hdss.:  von  Diels  Vors.  55  B  28  S.69,  19  verbessert,  ei  lapidea  .  .  .  poscat  impmuam  schlägt 
Weidlich  a.  a.  0.  14  vor.  6  Ae  sTnai  FH  (ut  videtur)  8  aeIn  exspectamus,  cf.  Niclas  11   CTPATeiAC 

FH  13  Ae?  add.  nescio  quis. 


I 


Die  Georgika  des  Demokritos.  43 

5  Plin.  n.  h.  XVIII  231:  Democritus  talem  fiituram  hiemem  arbitratur,  qualis  fuerit 
brumae  dies  et  circa  eum  terni,  item  solstitio  aestatem.  circa  brumam  pleiisque  bis  septeni 
halcyonum  feturae  ventorum  quiete  molliunt  caelum. 

Geop.  I  5,3:  Ahmökpitoc  a^  kai  Ähoyai^iöc  ■xaci"  toio9ton  xph  npocAOKAN  ececeAi  tön 
xeiMÜNA,  ÖnoiA  IcTAi  H  HM^PA  THC  eoPTHC,  Hn  Ol  '"PumaToi  bpoyma  kaao9ci,  TOYT^CTIN  H  TeXÄPTH 
efKAc  To9   Aiöc   mhnöc   firoi    NoeMSPiOY. 

6  Plin.  n.  h.  18,  321:  his  quae  sunt  necessaria  adicientiir  de  luna  ventisque  et  prae- 
sagiis,  ut  sit  tota  sideralis  ratio  perfecta,  namque  Vergilius  (Georg.  I  276  f.)  etiam  in 
numeros  lunae  digerenda  quaedam  putavit  Democriti  secutus  ostentationem. 

°  *  8'  S-    •    •■  quintam  fuge :  pallidus  Orcus 

Eiimenidesque  satae;  tum  pariu  Terra  nefando 

Coeumque  Japctumque  creat  saevumque  Typhoea 

et  coniuratos  caelum  i  escindere  fratres  . . . 

septima  post  decimam  felix  et  ponere  vitem 

et  prensos  domitare  boves'  et  licia  telae 

addere;  nona  fugae  melior,  contraria  fuitis.  ~ 

Vgl.  Hes.  Oper.  802.  805.  795.  Serv.  in  Verg.  Georg.  I  277 :  dicitur  enim  hie  numerus 
(sc.  quintus)  Minervae  esse  consecratus,  quam  sterilem  esse  constat:  unde  etiam  omnia 
sterilia  quinta  luna  nata  esse  dicuntur,  ut  Orcus,  furiae,  gigantes.  Prokl.  zu  Hes.  Op.  v.  180: 
to9to  '"HcioAOc  iK  To9  AAeAÄMnoAOc  eTAH«ie'  ohci  täp  noY  ^kcTnoc,  ^n  neMnjH  ceAHNH  Tic  ^hiopkon 
öm6cac  TocATcAe  him^paic  teacyta.    Catal.  cod.  astr.  IV  142  f.  Lobeck,  Agl.  I  429. 

7  Plin.  n.  h.  18,  3  1 2 :  dein  consentiunt,  quod  est  rarum,  Philippus,  Callippus,  Dositlieus, 
Parmeniscus,  Conon,  Criton,  Democritus,  Eudoxus  IV  kal.  Oct.  capellam  matutino  exoriri 
et  III  kal.  haedos. 

8  Geop.  V  44,  6:   Ahmökpitoc  a6  ♦hcin  Xpxom^noy  ^apoc  ecüc  1^  HMepÖN  kaaöc  «YTCYeceAi 

♦  PATMÖN     TÖN     TPÖnON      T09tON.     CXOINION     nOAY     ^N     OAAÄTTH      nONHCAN     KAI     AOinÖN     AlACCCHnÖC     bAtoY 

cn^PMATi  KAI  ToTc  AAAOic  ToTc  npoeiPHM^NOic  XKANedjAeci  (d.  li.  nAAio9pü)  KAI  öiYAKÄNeH)  ka:  öpöboic 
tpTyon  ka)  katAxucon  in  th  tA«>p(j)  kaI  Xpacyc,  ef  aynatön,  kao'  ^kActhn  hm^pan  '  oytu  täp  kai 
TAx^uc   KAI   TeAciuc   »YMceTAi   Ö   »PArMÖc    kaI   Xcoaahc   ^ctai.     Vgl.  V  44,  I  flf. 

Plin.  n.  h.  17,62:  sie  et  spinas  saepis  causa  serunt  (sc.  Democritus,  der  unmittelbar 
vorher  zitiert  wird),  tomice  moris  spinarum   circumlita. 

Cd.  r.  r.  XI  3,  3:  vetustissimi  auctores  vivam  sepem  structili  praetulerunt,  quia  non 
solum  minorem  impensam  desideraret,  verum  etiam  diuturnior  immensis  temporibus  per- 
maneret  (vgl.  Democrit  bei  Col.  XI  3,  2);  itaque  vepris  efficiendi  consitis  spinis  rationem 
talem  reddiderunt.  locus,  quem  saepire  destinaveris,  ab  aequinoctio  autumnali  simulatque 
terra  maduerit  imbribus,  circumvallandus  est  duobus  sulcis  tripedaneo  spatio  inter  se 
distantibus.  modum  altitudinis  eorum  abunde  est  esse  bipedaneum:  sed  eos  vacuos  per- 
hiemare  patiemur  praeparatis  seminibus,  quibus  obserantur.  ea  sint  vastissimarum  spinarum 
maximeque  rubi  et  paliuri  et  eins  quam  Graeci  vocant  kynöcbaton,  nos  sentem  canis 
appellamus.  horum  autem  ruborum  semina  quam  maturissima  legi  oportet  et  ervi  moliti 
farinae  immiscere:  quae  cum  est  aqua  conspersa,  illinitur  vel  nauticis  veteribus  funibus 
vel  quibuslibet  aliis  restibus.  siccati  deinde  funiculi  reponuntur  in  tabulato.  mox  ubi 
bruma  confecta  est,  intermissis  quadraginta  diebus  circa  hirundinis  adventum,  cum  iam 
Favonius  exoritur,  .  .  .  praedicti  .  .  funes  de  tabulato  prompti  explicantur  et  in  longitu- 
dinem  per  utrumque  sulcum  porrecti  obruuntur,  sed  ita,  ut  non  nimium  supergesta  terra 
semina  spinarum,  quae  inliaerent  toris  funiculorum,  enasci  possint.  ea  fere  circa  trigesimum 
diem  prorepunt  etc.    Aus  Columella-Garg.  Mart.  stammt  Pall.  I  34,  5  ff .    Vgl.  Herrn.  43,  27. 

9  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  27:  Le  mcme  ecrivain  (d.  h.  Ibn  Hedjadj)  dit  en  traitant  de 
la  Classification  des  terrains,  d'apres  les  opinions  de  Junius,  de  Cassianus,  Democrites  et 

6* 


44  M.    W  E  L  L  M  A  N  N  : 

Kastos  .  .  .  suivant  Democriles,  le  terrain  de  la  meilleure  nature  est  celui  qui  absorbe  bien 
les  eaux  pluviales,  qui  ne  laissent  point  sur  lui  de  surface  glissante,  et  qui  ä  la  suite  des 
pluies  rie  se  fendille  point.  La  terre  qui  par  Teffet  de  la  chaleur  ne  se  gerce  point  est 
encore  de  bonne  nature. 

Geop.  II  lo,  I :  nepi  aokimaciac  rfic.  'Anatoaioy  (recte,  cf.  AwamI67).    aokimacIa  thc  apicthc 

rfiC  r^NOITO  WEN  AN  KAI  ARO  THC  OYeCOC,  TOYT^CTIN,  £1  eN  A'Y'XMü)  MH  C<t>ÖAPA  KATAPPHTNYOITO  fsO  M) 
MHTe  ÖMBPCON  PATAAICÜN  KATGNexe^NTCüN  TeAMATüJAHC  em,  AAa'  eKA^XOlTO  eiC  THN  AArÖNA  HAN  TÖ  CK  TUN 
ÖMBPtON     YACÜP,     KaI    Gl    MH     KPYOYC     ONTOC     6cTPAKü)AH     TA     nePI    TA     NÖTA   A'Y'THC   ■y'nO^AINOI '    AYTH    FAP   ü)C 

eni  TÖ  noAY  ArASH  an  AOKiMAceeiH.  Vgl.  Kastos  bei  Ibn  al-Awam  I  68.  Die  letzte  Quelle 
ist  Leophanes  bei  Theophr.  c.  pl.  II  4,  12  (=  Geop.  II  9,  1),  der  gleichfalls  den  Boden 
(weAÄrreuN)  empfohlen  hatte,   der  sowohl  Wärme  als  Feuchtigkeit  in  sich  aufnehme. 

10  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  35:  Parmi  les  choses  qu'a  ecrites  Democrite,  on  trouve 
ce  qui  suit:  les  caracteres  de  la  terre  bonne  pour  la  plantation  se  reconnaissent  ainsi: 
on  creuse  une  fosse  de  la  profondeur  de  deux  coudees,  on  prend  de  la  terre  du  fond, 
on  la  met  dans  un  vase  de  verre,  on  verse  dessus  de  l'eau  de  pluie  ou  de  I'eau  courante 
de  bonne  qualitc  exempte  de  toute  mauvaise  odeur.  On  manipule  cette  terre  pour  la 
möler  ä  l'eau.  On  laisse  le  dep6t  se  faire,  et  I'eau  se  clarifier,  puis  on  la  goüte  et  on 
la  tlaire  tout  ä  la  fois.  Si  l'odeur  trouvee  est  bonne,  la  terre  Test  aussi;  si  au  contraire 
eile  est  salee,  c'est  l'indice  de  la  storilite  du  sol.  Si  l'odeur  est  desagreable,  la  terre 
est  de  mauvaise  qualite,  le  tout  dans  la  proportion  de  l'odeur  et  de  la  saveur  (revelees 
par  les  organes).    Vgl.  I  68. 

Colum.  r.  r.  II  2,  20:  sapore  quoque  dignoscemus,  si  ex  ea  parte  agri,  quae  maxime 
displicebit,  effossae  glaebae  et  in  fictili  vase  madefactae  dulci  aqua  permisceantur,  ac  more 
faeculenti  vini  diligenter  colatae  gustu  explorentur.  nam  qualem  traditum  ab  eis  ratulerit 
humor  saporem,  talem  esse  dicemus  eius  soli.    Vgl.  Pall.  I  5,  3.  Colum.  de  arb.  III  6. 

Geop.  II  10,3:  AAAOI  AG  O'Y'K  APKOYWeNOI  TH  THC  ÖYeUC  KPICEI  KAI  THN  ^K  re^CeUC  AOKI- 
MACIAN  e£e9pON  TOIAYTHN.  CKAYANTGC  GIC  BAeOC  GKeTsdN  Tl  THC  THC  XNACnÖCI,  KAI  XnÖ  M^N  THC 
6c<t>PIHCeCüC  THN  KAAAICJ  AOKIMÄZOYCIN.  O'Y'K  APKeCeeNTCC  AG  TOYTü)  TW  TPÖHCü  GMSAAÖNTGC  (SO  M, 
GMBÄAAONTGC  LH)  AYTHN  GIC  CKGYOC  KAI  KATAXGANTGC  nOTIMON  YACOP,  KAI  TH  rCYCCI  THN  HeTpAN 
nAPAAlAOACIN"     ÖnoTON     FAP     AN     TÖ     YAUP     TH     TGYCGI     <t>ANH     MCTÄ     THN     mTiIN,     TOIAYTH     KAI     fl     TH     ECTAI. 

Vgl.  Verg.  Georg.  II  241  f. 

11  Ibn  al-Awam  II  (i)  S.  13:  Mais,  quand  nous  persistons  ä  semer  du  froment  dans 
un  terrain,  nous  epuisons  sa  force  nutritive,  et  ce  qu'on  lui  confie  ne  donne  plus  ni  produit 
ni  benefice.  II  faut  donc  par  un  emploi  (raisonne)  de  la  faculte  nutritive  au  sol  procurer 
du  repos,  notamment  en  y  semant  des  plantes  legumineuses.  Les  anciens  approuvaient  ce 
Systeme.  Democrite  est  un  de  ceux  qui  en  ont  parle,  quand  11  a  dit  que  les  legumes  con- 
tribuent  ä  ameliorer  le  sol,  parce  que  la  racine  de  cette  famille  de  plantes  est  plus  courte 
que  Celle  des  autres  plantes  cultivees,  ä  l'exception  du  pois  chiche  (fip^Bmeoc)  qui  est  celui 
de  toutes  les  legumineuses  qui  a  les  plus  longues  racines;  mais  la  lentille  (*ak6c)  et  le 
haricot  (k-J-amoc)  bonifient  le  terrain  ...  (S.  15)  Democrite  dit  que  quand  on  a  seme  de  la 

'  roquette  (e^PMoc)  dans  un  terrain,  ce  qu'ensuite  on  y  seme  vient  tres-bien;  car  cette  plante 
est  ameliorante  pour  les  terrains  humides. 

5  Geop.  II  12,  2  (aus  Anatolios   nach   Ibn  al-Awam  II  [i]  14):    aynatön   as  kai  ^n  th  neAiÄAi  cneipeiN  ta 

ÖCnPIA    METÄ    THN    TOY    cItOY    CYAAOrHN    TÄ    ^niÖNTI    KAIPfi  •    CHAP^NTA    TAP    ANAHAYei    THN    THN    KAl'    KOY»izei,    AeOTOPPIZA 

ÖNTA,   HAHN   TÖN    ^pesiNscüN.    Verg.  Georg.  I  7 1  f.  7  Quelle  Theophr.  h.  pl.  YIII  2,  3:  basyppizötaton  a6  ic 

eineiN  toytwn  (sc.  tön  xeAPonwN)  ö  ÄpeeiNeoc.     Daraus  Plin.  n.  h.  18,  51.'  8  Über  den  *aköc  und  kyamoc 

vgl.  Cato  r.  r.  37,  2.     Saserna  bei  Colum.  r.  r.  II  13,  i.     Plin.  18,  120.     Didymos  bei  Geop.  X  84.  6.  10  t)ber 

die  Lupine  vgl.  Geop.  II  39,  6,  Cato  und  Saserna  a.  a.  O. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  45 

12  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  II(i)  i6:   Democrite  recommande  que  la  semence  soit  ägee  ■ 
d'un  an  ou  deux,   mais  celle  qui  en  a  trois  est  mauvaise:   il  faut  la  rejeter,  ä  l'exception 
du  millet  (Kerxpoc)  et  du  riz  (öpyza).  Toutes  les  fois,  dit-il,  que  vous  semez  par  un  vent 
de  sud  et  dans  un  jour  de  chaleur,  la  terre  re^oit  bien  la  semence. 

I  Geop.  II  16,4:  cn^PMA  Ad  kaaaicton  tö  ^niayciaTon,  tö  /^k  aist^c  Saaccon-  tö  ag  Tpierec  käkicton,  tö  ae 
nAAAiÖTePON  AKAPnoN.  Letzte  Quelle  Theophr.  h.  pl.  VIII  ii,  5:  npöc  eK*YCiN  Ak  kai  thn  öahn  cnoPAN  apicta  aoke? 
TÄ  iNÄeNA-  TÄ  Ae  aIgna  xeipu  ka'i  TA  TPieNA,  TA  a' YoePTeiNONTA  cxeAÖN  AroNA  .  .  .  ^peeiNeoN  AG  AH   ka'i  eePMON 

KAJ    ÖPOBON    KAI    KETXPON    KAI    TA    TOIAYTA    AHAON    ÖTI    nOAAü)     nAelti)     TOYTOJN     (sC.   AlAWeNGIN     eHCAYPIZÖMENA)     ÜCneP    Ka) 

6n  Tolc  nepi  THN '€aaäaa  rönoic.  Fall,  agric.  I  6,  1 2 :  semina  plus  quam  annicula  esse  non  debent,  ne  vetustate 
comipta  non  prodeant.  3  Geop.  II  14,  6  (nach  einem  §4  voraufgehenden  Demokritzitat):  AeT  Ae  tön  cnei- 

PONTA  TÄC  «eN  BOPeiOYC  HM^PAC  KaI  C*ÖAPA  YYXPA  HNe't'MATA  ^XOYCAC  nAPAITeTcSAI  .  .  .  ^N  AE  TaFc  S'i'AieiNATc  HMEPAIC, 
TOYTeCTI  TA?C  NOTIoIC  fi  AAAWC  BEPMaTc,  AnEIM^NHN  (sC.  THN  THN)  eYee(OC  Te  KATAAeXeCeAl  TA  CnePMATA  KaI  eic  THN 
^izuCIN    ÖPMÄN    KAI    XaPOYC    TOYC    KAPHOYC    HOleTN. 

13  Geop.  II  14,  4:    A  HMÖKPITOC  a6   «YCIKIHN  TINA   HAPATI^PHCIN   nAPAAlAOYC  nepl  THN  TOY  CTe<DA- 

noy  mäaicta  aycin  cneiPeiN  (sc.  cTton  kai  kpibhn)  CYMBOYAe-fei '  tötg  täp  O'y'  mönon  ömbpoi  ^kh^m- 
neceAi  nOAAoi  eiüeACiN,  XaaA  kai  h  rfi  oycikkn  tina  kai  aektikhn  kinhcin  (=  kinhtikhn  aynamin, 
Öpeiin)   ^xei   npöc   tö   roNiMUTePA   XneprÄzeceAi   tä  töte   chap^nta. 

I  Der  Untergang  der  Krone  der  Ariadne  fällt  nach  Anatolios  (Geop.  II  14,  5  ^n  to?c  katä  4>oiNiKHN  TÖnoiq) 
auf  den  25.  Novemberj  nach  den  Quintiliern  (vgl.  Boll,  Griech.  Kalender  in  den  Sitzgsber.  der  Heidelberger 
Akad.  1911  S.  33)  auf  den  27.  resp.  28.  Nov.    Verg.  Georg.  I  2i9f.  kannte  die  Ansicht  Demokrits  (aus  Hygiu;'): 

at  si  triticeam  in  messem  robustaque  farra 

exercebis  humum  solisque  instabis  aristis, 

ante  tibi  Eoae  Atlantides  abscondantur 

Gnosiaque  ardentis  decedat  Stella  coronae, 

debita  quam  suicis  committas  semina  quamque 

invitae  properes  anni  spem  credere  terrae. 
3  Zu  der  Begründung  des  Demokrit  vgl.  Theophr.  c.  pl.  III  2, 6  ff.    Von  Demokrit  weichen  ab  Col.  XI  2,  74. 
Plin.  n.  h.  i8,  224. 

14  Ibn  al-Awam  II  (i)  S.  25:  Junius  (d.h.  Anatolios)  et  Democrite  disent  qu'il  faut 
semer  l'.orge  dans  une  terre  mediocre,  parce  que  la  terre  de  bonne  qualite  doit  etre  prc- 
feree  pour  le  froment. 

Geop.  II  12,  1  (aus  Anatolios):  tön  niu  cTton  ^n  th  BAeYreiu  kai  tih  hcaiäai  Xmcinon  cneipem, 
tXc  a6  KPieXc  6n  th  m^cuc  ^xo-i'ch,  tä  a^  öchpia  ^n  th  aehtot^pa.  Letzte  Quelle  Theophr. 
c.  pl.  III  21,  2:   u)c   a' XnAÖc   emeTN   h   m^n   AenTA   (sc.  rR)   KPieooöpoc   AweiNUN,  h  a^  nieiPA  hypo- 

♦  ÖPOC     AI     MGN     rkp     fiAÄTTOYC     KAI     KOYOOT^PAC     A^ONTAI     TPO«HC,    AI     A^   HAeiONOC    KAI    Cü)MATü)AeCT^PAC. 

Vgl.  Plut.  aet.  phys.  15  p.  915  D. 

15  Ibn  al-Awam  II  (i)  S.  324:  Democrates  dit  que  si  on  projette  dans  le  magasin  ä 
orge  et  sur  le  grain,  en  le  tamisant,  du  gypse  pulverise  de  fagon  que  la  nuance  blanche 
soit  visible,  ou  que  si  on  enfouit  dans  le  niilieu  une  jarre  pleine  de  vinaigre,  l'orge  sera 
prcserve  de  toute  avarie. 

Plin.  n.  h.  i8,  308:  sunt  qui  urceis  cinere  substratis  et  inlitis  acetum  habentibus  legu- 
minum  acervos  siiperingerant,  ita  non  nasci  maleficia  credentes,  alii  qui  in  salsamentariis 
cadis  gypso  inlinant. 

Geop.  II  30,  3 :  tH\o\  i^i  öioyc  XrreToN  nAHPucANTec  kai  nuwXcANTec  ^n  m^cij)  tio^aci  tön 
KPieÖN   (sc.  fiicTe   tAc   KPieAc  ytieTc   in   toIc   üpeioic   oYAÄTTeceAi).      Vgl.  II  30,  2. 

16*  Pall.  agric.  VII  9:  Graeci  adserunt  AegypHos  hoc  more  proventum  futuri  cuiusque 
seminis  experiri.  aream  brevem  loco  subacto  et  umido  nunc  excolunt  et  in  ea  divisis 
spatiis  omnia  frumenti  vel  leguminum  semina  spargunt.  deinde  in  ortu  caniculae  .  .  .  ex- 
plorant,  quae  semina  ortum  sidus  exurat,  quae  inlaesa  custodiat.  his  abstinent,  illa  pro- 
curant,  quia  indicium  noxae  aut  beneficii  per  annum  futurum  generi  unicuique  sidus  aridum 
praesenti  exitio  vel  salute  praemisit. 


46  M.  Wellmann: 

Geop.  II15:   npoTNUcTiKÖN,   öcre   eia^nai,   hoTa   tön   cneiPOM^NcoN   reNAcoNTAi   e-i-eAAH.   Zupo- 

ÄCTPOY.  TIN^C  OYN  TA  M^AAONTA  e-fSAAM  PlNeceAl  OYTü)  nPOMANeÄNOYCl.  HPO  ÖAir(i)N  HMePüJN  THC  eni- 
TOAHC  T09  KYNÖC  ^N  TINI  TÖHü)  AHÖ  GKÄCTOY  Cn^PMATOC  nPÖC  ÖAirON  M^POC  AOKIMACIAC  eNCKCN  Cnci- 
POYCIN.     ÖTAN    OYN    eniT^AAH    Ö    K-f-UN,   TINA    WEN    TUN    CHAP^NTUN,    ÜC    eiKÖC,    BAÄnTei,   TINA    A^    OYAAMÜC. 

to9to  o?n  CHweToN  noiOYweNoi  ta  abaabh  mginanta  en  th  eniTOAfi  cneiPOYCi,  nAPAAi«nÄNOYCi  a^ 
TA  ^niKAYeeNTA.  Ein  anderes  Prognostikon  bei  Verg.  Georg.  I  187 f.,  Theophyl.  Sim.  quaest. 
nat.  16,  Philo,  Vita  Mos.  II  186  (IV  243  Cohn-Wendland)  stammt  wohl  aus  derselben  Quelle. 

1 7  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  589:  La  jaunisse  (^pycibh  —  rubigo,  Rost).  Democrite  dit  que 

quand  on  redoute  pour  une  vigne  ou  pour  un  semis  1' Invasion  de  la  jaunisse,  on  plante 

des   branches    de   laurier   au  milieu   dw  terrain,  et  le  mal   ne  vient  attaquer  rien  de  ce 

qui  peut  y  etre  plante,  ni  vigne,  ni  semis ;  mais  il  se  porte  sur  les  branches  du  laurier 

exclusivement.  Ce  qui  est  bon  encore  contre  l'icteritie,  c'est  de  faire  tremper  des  racines 

de  cäprier  dans  de  l'eau  avec  laquelle  on  arrose  toutes  les  parties  malades.  Les  fumigations 

sont  encore  tres-efficaces ;  on  prend  de  la  corne  de  taureau,  qu'on  jette  sur  le  feu  avec 

du   crottin   de   mouton,  de  fa<?on   que   la  fumee   soit  portee  par  le  vent  du  nord  sur  le 

semis;  cette  fumee,  en  passant  sur  le  semis,  enleve  la  jaunisse  et  augmente  le  produit. 

I  Vgl.  Plin.  n.  h.  i8,  i6i:  rubigo  quidem,  maxima  segetum  pestis,  lauri  ramis  in  arvo  defixis  transit  in  ea 
folia  ex   arvis.    Apuleius  bei   Geop.  V  33,4:    <t>Hci   Ae  ^AnoYAHioc,   6an   aä«nhc  ^n   tih   Xpo't'pa   kaäaoyc   bäahc, 

MeTABAJNelN     elC    AYTO'Y-C     THN     BAABHN     THC     ÄPYGIBHC.  7     GeOp.   V  ^i,  I  :     AMA     TW     CYNICTACeAl     ^N     TU    A^PI    THN 

ÄPYCIBHN  [lAtJÖN]  eYe't'C  SOÖC  KGPAC  APICTSPÖN  CYN  BOABiTCü  KAl'eiN,  KAI  KAHNÖN  nOAYN  nOiefN  KYKAü)  THC  APOYPAC 
KATA    ANeWON,  YnA    Ö    AN6M0C     HANTA     TON     KAHNON     HPÖC    THN     ^PYCl'aHN     »äPH  •    AlACKeAACei     PAP    THN     AITIAN    TOY     AePOC 

Ö  KAONÖc.    Col.  de  arb.  13. 

18  Geop.  II  42,3:  eePAneiA  oyn  ev-picKSTAi  et^pa  <t>YciKf)  kai  ANTinAei^c  (sc.  üctc  A<t>ANiz€ceAi 

A^ONTOC  BOTANHN  H  ÖPOBAKXHn),  H  KAI  AhMÖKPITOC  MAPTYPET'  HAPe^NOC  ÜPAN  6xOYCA  rÄMOY, 
XNYnÖAeTOC,     TYMNH,     MHAEN     KAeOAOY     nePIKEIMENH,     ACAYM^NH    TÄC    TPIXAC,   AAEKTRYÖNA    ^N    TaTc    XGPdN 

^XOYCA,  nepiGAeeTü)  tö  xupion,  kai   eYeeuc  xupizetai   mgn   h   AeÖNTeioc  nÖA,  ta  Ae  öcnpiA   kpcIttona 

tInGTAI,  tciOC    KAI    THC    BOTANHC    TAYTHC    TOY    A^ONTOC    TON    AAeKTPYÖNA    «OBOYM^NHC.      NiclaS    SClirCibt: 

eePAneiA  oyn  e-y-picKeTAi  et^pa  ♦ycikh  kai  ANTinAet^c,  h  kai  Ahmökpitoc  wAPTYPeT,  a^fun  öti, 
^nei    A^cüN   ö   eHP    nToeTTAi   tön   aa^ktopa   iacün   a-t-tön   kai   cyct^aagtai,   oVtuc   gän   tic   aäbh   mgta 

eÄPPOYC  tön  AAeKTPYÖNA  GN  TaTc  XGPCIN  A'Y'TO?  KAI  nePI^AOH  TÖ  xcopion,  e-^'e^GJC  XUPizeTAI  M^N  H 
AeÖNTeiOC  nÖA,  ta  AÄ  ÖCHPIA  KPeiTTONA  riNeTAI,  U)C  THC  BOTÄNHC  TAYTHC  TOY  ACONTOC  TON  AACK- 
TPYÖNA     «OBOYMdNHC. 

19  Colum.  XI  3,61:  veteres  quidam  auctores,  ut  Democritus,  praecipiunt  semina 
omnia  succo  herbae,  quae  sedum  appellatur,  medicare  eodemque  remedio  adversus  bestiolas 
uti:  quod  verum  esse  nos  experientia  docuit.    Vgl.  II  9,  10.  X  356. 

Plin.  n.  h.  XVIII  159:  Democritus  suco  herbae,  quae  appellatur  aizoum,  in  tegulis 
nascens  .  .  .  medicata  seri  iubet  omnia  semina.  19,  179 f.  Geop.  II  18,  1.  XII  7,  3.  20,  4. 
Pallad.  X  3,  2.  I  35,  3. 

Geop.  XII  7,  2:  AAAOI  AÖ  *YCIK(i)TePON  nOlOYNTeC  efzCüMON  CYCneiPOYClN  in  cym^ytgyoyci 
(sc.  TOTC  AAXÄNOIC,  Yna  YYAAÖBPCJTA  wfi  r^NHTAl),  KAI  MÄAICTA  KPÄMBAIC"  AYTAI  TAP  «ÄAAON  YHÖ  TÜJN 
YYAAÖN  BAÄnTONTAI  (vgl.  XII  lO.  26,  3).  Gl  A^  BOYAGI  MHAG  YHÖ  GT^POY  TINÖC  BAÄnTGCeA!  tA 
Cn^PMATA,     XYAU)     AGIZCDOY     AIÄBPGXe    TAYTA,     nPIN     COAPHNAI. 

20  Plin.  n.  h.  XVIII  47 :  silvae  extirpandae  rationem  Democritus  prodidit,  lupini  flore 
in  suco  cicutae  uno  die  macerato  sparsisque  radicibus. 

Geop.  III  I  o,  7 :  (Demokrit  nach  der  syrischen  Übersetzung,  vgl.  Lagarde,  De  Geop. 
versione  Syriaca  commentatio  1855  S.  17):   gti  a^  nepi  tac  ciaoyc  toy  aytoy  mhnöc  (sc.  IoyaIoy) 

UT^PIN  KAI  BO^TOMON  KAI  CXoTnON  KAI  KAAAMON  GKPIZtüCGI  TIC  KAI  e^PMOYC  ANeOYNTAC  KUNGICi)  TPIYAC 
KATAXYCei    ^ni    THN   TOMHN   THC   nGPIAei*eGICHC   GN  TH    TH    pizHC  '   IHPANGT   TÄP  A'r'THN.    Gl   A^   nOAYPPIZOC   gTh  H 

rR,  e^PMOYC  cnepcT  gn  a'y'th  kai  toytoyc  anbo^ntac  TGMdJN  apöcgi,  uc  ^rxöcAi  ta  Ähokckomm^na,  kai 


Die  Georgika  des  Demokritos.  47 

AenrfiN  köhpon  ^ninÄCAC  ikcz\.   metä  a^  HMePAc  ib'  Xpöcei  aic  kai  cnepeT  ^n  th  rfl  npöc*0PA,  mitnyo 

TU)   Cn^PMATI    KAI   OAKHC   M^POC   ÖAirON.       Vgl.    Pall.  VI    3,   3.     VIII    I. 

Nach  der  Syr.    vers.  II  28   (Lagaede):   Aüdaaünioc  Ae  kai  Ahmokpathc  xyacü  oacin  yockyA- 

MOY   AGTn    BP^IAI   tön    TÖN   e^PMCüN   XÖPTON    HM^PAN    MIAN. 

2  1  Ibn  al-Awam  II  (i)  S.  25:  Democrite  dit  de  semer  les  pois  chiches  (^p^ßmeoi)  dans 
un  terrain  humide  et  frais. 

Col.  r.  r.  11  10,  20:  cicer  .  .  .  seri  mense  Martio  toto  potest  caelo  humido,  loco  quam 
laetissimo.  Pall.  IV  4  (aus  Columella).  Wenn  Pall.  a.  a.  0.  weiter  berichtet:  cicer  grande 
nasci  Gracci  dicunt,  si  infundatur  aqua  tepida  pridie  (Geop.  II  31,  i),  so  scheint  diese  Be- 
merkung gleichfalls  demokriteisch  zu  sein.  Vgl.  Plin.  n.  h.  1.8,  124.  Demokrit  bei  Ibn 
al-Awam  I  339. 

22  Ibn  al-Awam  II  (i)  S.  28:  sniv^nt  Democrite,  les  haricots  (k-J-amoi)  sont  une  de  ces 
plantes  qui,  comme  les  lentilles,  bonifient  le  sol. 

Col.  r.  r.  II  I  o,  7  :  sunt  etiam  qui  putent  in  arvis  hanc  eandem  (sc.  fabam)  vice  stercoris 
fungi.     Eben.so  Cato  r.  r.  37,  2.     Sasema  bei  Col.  r.  r.  II 13,  i. 

23  Ibn  al-Awam  II  (i)  S.  27:  Democrite  dit:  II  faut  semer  le  lin  (aInon)  dans  une  terre 
de  moyenne  qualite.     Vgl.  S.  109. 

Vgl.  Col.  r.  r.  II  10,17:  nonnuUis  placet  macro  solo  et  quam  spississimum  semen 
eius  committi,  quo  tenuius  linum  proveniat.     Daraus  Pall.  XI  2. 

24*  Plin.  h.  n.  19,  156:  amicitia  ei  (sc.  rulae)  cum  fico  tanta,  ut  nusquam  laetior 
proveniat  quam  sub  hac  arbore. 

Diosk.  m.  m.  11145(57,  2):    to9    a^   KHnevTO?    (sc.  nHrÄNOY)   ^acüaimutgpon   tö   oapa  taTc 

CYKaTc     »YÖMeNON. 

Plut.  q.  s.  V  9,  684d:   AdroYCi   a^   to9   nnrÄNCY   tö   «YÖMeNON  •r'n' a'y'th  (sc.  cykh)  kaI  hapa- 

♦YTeYÖWeNON     HaION     gTnAI     KAI     tö     XYMÖ     MAAAKÖTePON,     UC   Xn    XnOAA96N    TINOC     TAYR-i-THTOC,     H     KATA- 
CB^NNYTAI     TÖ     XfAN     BAPY     KAI     KATAkOPON. 

Pall.  IV  9,  14:  sub  fici  arboris  umbra  libentius  adquiescit  (sc.  ruta). 
Vgl.  Theophr.  c.  pl.  V  6,  10:  öwoiuc  a^  kai  et  ti  e'TepoN  in  feT^pu  (sc.  oYTe^eTAi),  KAeXnep 
TÖ  niHTANON  ^N  CYKH"   AüKsT  tAp  AH   kAaaicton   riNecGAi.     Ps.  Aristot.  ProW.  XX  I 8. 

25  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  II  (i)  S.  198:  Suivant  Democrite,  le  poireau  reussit  tres-bien 
dans  les  terrains  sableux ;  il  y  devient  tres-gros.  On  le  seme  depuis  le  commencement  du 
second  kanoun  ( janvier)  jusqu'ä  la  fin  de  schebath  (fevrier) ;  l'epoque  du  repiquage  est 
au  mois  d'ab  (aoöt).  Le  poireau  reste  un  an  en  terre  et  quelquefois  quinze  mois,  alors, 
on  peut  larracher  et  le  manger.  Le  poireau  est  un  de  ces  legumes  qui  poussent  avec 
lenteur.     Vgl.  Geop.  XII  29,  2, 

Col.  r.  r.  XI  3,  32:  semen  eius  (sc.  porri)  locis  calidis  mense  Januario,  frigidis  Fe- 
bruario  seritur  .  .  .  mense  Maio  recte  transfertur.     Vgl.  Pall.  III  24,  11. 

26  Colum.  r.  r.  XI  3,  53:  nos  autem  leviore  opera  istud  (sc.  sationem  cucumeris)  fieri 
apud  Aegyptiae  gentis  Bolum  Mendesium  legimus,  qui  praecipit  aprico  et  stercoroso  loco 
alternis  ordinibus  ferulas,  alternis  rubos  in  hortis  consitiis  habere:  deinde  eas  confecto 
aequinoctio  paululum  iuxta  (infra  Hss. :  supra  coni.  Schneider)  terram  secare  et  ligneo  stilo 
laxatis  vel  rubi  vel  ferulae  medullis  stercus  immittere  atque  ita  semina  cucumeris  inserere, 
quae  scilicet  incremento  suo  coeant  rubis  et  ferulis.  nam  ita  non  sua,  sed  quasi  materna 
radice  aluntur:  sicque  insitam  stirpem  frigoribus  quoque  cucumeris  praebere  fructum.  Vgl. 
Col.  de  arb.   22,  3. 

Plin.  h.  n.  XIX  68:  Columella  suum  tradit  commentum,  ut  toto  anno  contingant  (sc. 
fucumeres),  fruticem  rubi  quam  vastissimum  in  apricum  locum  transferre  et  recidere  duum 
digitorum  relicta  stirpe  circa  vernum  aequinoctium.  ita  in  medulla  rubi  semine  cucumeris 


48  M.  Wellmann: 

insito   terra  minuta    fimoque   circumaggeratas    resistere   frigori   radices.      (Daraus   Pallad. 

IV  9,  9). 

27  Ibn  al-Awam  II  (i)  S.  25:  La  lentille  (oaköc),  dit  Democrite,  se  seme  en  terre  legere. 

Elle  ameliore  le  terrain  dans  lequel  on  la  met. 

Col.  r.  r.  II  10,  15:  lentim  .  .  .  solo  tenui  et  resolute  .  .  .  seri  convenit.  Als  Dünger- 
pflanze auch  von  Saserna  verwandt  (Col.  r.  r.  II  13,  i). 

28*   Geop.  XI  28,  3:   MACHeeN   ag  toyto  (sc.  tö  üjkimon)  kai  en  haiu  Tee^N  cKOPniovc  reNNÄ, 

mAaICTA  AG  TaTc  TYNAIliN  eCTI  nOAGMldjTATON,  TOCAYTHN  6XCÜN  HPÖC  AYTÄC  <t>YCIKHN  ANTinÄeeiAN, 
ü)C  et  TIC  YnÖ  AOnAAA  ÖYOY  ÖAÖPPIZON  UKIMON  YnOeeiH,  ArNOOYCHC  TYNAIKÖC,  O'r'  nPÖTePON  H  TYNH 
T09     ÖYOY     AYACeAl     TOAMHCGie,     npiN     APeHNAI     TÖ     CJKIMON. 

Plin.  20,  1 19 :  addunt  quidam  tritum  (sc.  ocimum),  si  operlatur  lapide,  scorpionem 
gignere,  commanducatum  et  in  sole  positum  vermes:  Afri  vero,  si  eo  die  feriatur  quis- 
piam   a  scorpione  quo  ederit  ocimum,  non  posse  servari. 

Diosk.  m.  m.  II  141  (2  1 1,  I  i):   «yaaccontai   a^  tingc   a-t'tö  (sc.  ükimon)  kai  o't'k  ^ceioYCi  aiA 

TÖ     MACHeSN      KAI     TGeEN      SN      HAICi)     CKCÜAHKAC     rENNÄN  '      AlBYGC     AG     nPOCYneiAH«ACIN,     OTI     Ol     <t>Ar6NTeC 

A'^TÖ   KAI   nAHr^NTEc   Y'nö   cKOPnioY   AccbcTcoc   AiATieGNTAi.     Vgl.  AbI.  u.  a.  VI  20. 

Clem.  Rom.  Rec.  VIII  25  (P.  gr.  I  1384A):  alia  (sc  animalia  nascuntur)  ex  herbis, 
ut  de  ocimo  scorpius.  Gal.  VI  640.  Dasselbe  vom  cic^mbpion  Aristoteles  nach  Antig.  Mir.  19 
(Rose  Frg.  367,  Arist.  Ps.  337). 

29  Colum.  r.  r.  III  12,  5:  Status  caeli,  cuius  regionem  quam  spectare  debeant  vineae, 
vetus  est  dissensio  .  .  .  Democrito  et  Magone  landantibus  caeli  plagam  septentrionakm, 
quia  existiment  ei  subiectas  feracissimas  fieri  vineas,  quae  tarnen  bonitate  vini  superentur. 

Col.  in  12,  6:  nam  ferventibus  provinciis,  ut  Aegypto  et  Numidia,  uni  sejitentrioni 
rectius  opponentur  (sc.  vineta.    Wohl  aus  Celsus).    Vgl.  Pall.  I  6,  7.    Geop.  V  4,  i. 

Plin.  n.  h.  XVII  23:  ceteri  fere  rationem  naturae  secuti  in  aquiionem  obversas  vites 
et  arbores  poni  suasere.     odoratiorem  etiam  fieri  talem  fructum  Democritus  putat. 

30  Ibn  al-Awam  I  338:  Democrite  parlant  de  la  forme  des  brins  (de  sarments  destines 
pour  la  plantation),  de  leur  choix  et  de  la  maniere  de  les  conserver,  quand  on  ne  peut 
les  planter  au  moment  oü  on  les  coupe,  dit  qu'il  ne  faut  prendre  ees  brins  ni  sur  une 
vieille  vigne,  ni  sur  une  jeune,  mais  sur  celle  qui  est  d'un  äge  moyen,  parce  que  jeune 
et  vieille  ne  donnent  aucun  produit.    Vgl.  Ibn  al-Baitar,  Simpl.  II  666  Sonth. 

Geop.  V  8,  I  :    hnIka    ai    ÄMneAOi    eJc  t^aeion    AnoAücoYCi    tön    kaphön,   enieeupeTN   asT  täc 

GY-KÄPHOYC  KAI  nOAY*ÖPOYC  KaI  nOAYO<t>eÄAMOYC  ...  KAI  EK  T0YTÜ)N  TÖ  KAIPü)  THC  *YTeiAC  AAMBÄNGIN 
tA    OYTÄ,     MI^TG     GK     NGO<t>YT(i)N     AMnGACüN    —    ACeGNH    PAP'  MIHTG   GK    TGrHPAKYlCüN    ■ AKAPHA    TAP    , 

Xaa'  ^k  tön  akmaiotätun  h  mikpön  ti  npoGxoYcuN.  (Quelle  nach  der  Autorenbeischrift.  die 
Quintilier).     Vgl.  Theophr.  c.  pl.  III  5,  i. 

31  Ibn  al-Awam  I  339:  Democrite  dit  que  si,  apres  quon  a  coupe  les  brins  de  sarment, 
on  ne  peut  les  planter  immediatement,  il  faut  les  Her  en  faisceau  et  les  enfouir  dans 
une  terre  ni  trop  humide,  ni  trop  seche,  et  si  on  les  apporte  d"un  Heu  eloigne,  et  qu"on 
puisse  croire  que  (frappes  par  le  vent),  ils  en  aient  souffert,  il  faut  les  tenir  plonges  dans 
I'eau  douce  avant  de  les  planter.    Vgl.  Ibn  al-Baitar,  Simpl.  II  667  S. 

Geop.  V  8,  4:  Gl  A^  MIKPAC  •v-nGPe6CG(üC  TA  THC  «YTgIaC  XPHZei,  AMA  TU  A*AIPeeHNAl  TA  kai^mata. 
XPft  TAYTA  KATOPYTTGIN  GIC  THN,  H  AGAYM^NA  H  XAAAPUC  AGAGM^NA,  Tna  HANTA  THC  THC  AnOAAYH, 
THC  AG  MI^TG  EHPÄC  MHTG  YrPAC  aYaN  ...  (8)  TA  AG  XPÖNCü  BAABGNTA  KAI  iHPÖTGPA  TGNÖMGNA  fiWBAAUN 
Gfc     *rAü)P     NYXeiHMGPON     OYTGYG.       Vgl.    6.    J. 

32  Geop.  V  45,  2:  GCTiN  oyn  aokimacia  toy  kaipo?  thc   tpythc   oy  mönon  Xnö  thc   rcYceuc, 

AAaA     KAI     AnÖ    thc    OYGUC     A'Y'THC    (sc.    thc     CTAOYAHC)-     OMUC     A^     KAI     CHMGICÖCeiC    TInAc     nAPAAÜCOMGN. 

o>ACi    rAp   Ol  ncpl  Ahmökpiton    kai  'A*pikanön    gi  mönac  hmgpac  kai  oy  hagioyc  kaacüc  aiam^ngin 


Die  Georgika  des  Demokritos.  49 

nenANoeTcAN    ikn   ctaoyai^n.      ^An    o?n   tö    rlrAPiON    mhketi   xacopön    aiaoianh,    aaaa   weAAN,   CHWAiNei 

A'r'THN     ÜPIMON     e?NAI. 

4  Plin.  n.  h.  XVIII  309 :  eius  (sc.  vinrlemiae)  argumentum  erunt  acini  colore  mutati.  Colum.  XI  2,  69 : 
naturalis  autem  maturitas  est,  si  cum  expresseris  vinacea,  quae  acinis  celantur,  iam  infuscata  et  nonnuUa  prope- 
modum  nigra  fuerint.  nam  colorem  nulla  res  vinaceis  potest  afferre  nisi  naturae  maturitas,  praesertim  cum  in 
media  parte  acinorum  sint  et  a  sole  aestuante  et  a  ventis  protegantur,  humorque  ipse  non  patitur  ea  percoqui 
aut  infuscari,  nisi  suapte  natura.     Pall.  X  11,  i. 

33  Ihn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  602:  II  en  est  qui  diseiit  que  si  on  fait  subir  ä  ce  briii  de 
sarment  (de  la  vigne)  la  preparation  qui  precede  (c"est-ä-dire  qu'on  enleve  la  moelle),  sans 
introduire  aucune  des  substances  mentionnees,  et  qu'on  effectue  la  plantation  dans  cet 
etat,  le  raisin  n"aura  point  de  pepin.  J"ai  plusieurs  fois,  dit  Democrite,  repete  cette  ex- 
perience.     Es  folgt  die  Beschreibung  dieses  Verfahrens. 

Geop.  IV  7,  I  :  nepi  XnrÄPTOY  ctaoyahc.  AhmokpItoy.  XrirAPTON  ctaoyahin  xmec  oVtu 
noio?cr   TOY   kai^matoc   m^aaontcc   »YreYeceAi,   toco9ton   m^poc   öcon   eic   thn   thn    m^aaoyci   kata- 

XUNNYNAI,    TOCOYTON     HP^MA     ii    tcOY     CXICANTEC     [A'ii'TÖ],     (i)TOrAY*IAI   THN    ^N '"ePIÜNHN    AAMBÄNOYCIN,    eTjA 

nAnYPiu  Yppö  nepiAKiCANTec  KATATieeNTAi  .  .  .  .  tö  a^  a'y'tö  noiHceic  kai  ^ni  poiÄc  kai  KePAC^AC 
(Pall.  XI  12,  7),  et  BOYAei  ÄrirAPTON  noificAi.  Vgl.  X  31.  16.  Feiirle,  Richtlinien  zur  Text- 
gestaltung der  Geoponica,  Sitzungsberichte  der  Heidelb.  Ak.   (1920)  S.  5. 

Col.  de  arb.  9,3:  ut  autem  uvae  sine  vinaceis  nascantur,  malleolum  scindito  ita,  ne 
gemmae  laedantur,  meduUamque  omnem  eradito,  tum  demum  in  se  compositum  coUigato, 
sie  ne  gemmas  allidas,  atque  ita  terra  stercorata  deponito  et  rigato  .  .  .  adulta  vitis  tales 
uvas  sine  vinaceis  creabit.      Daraus  Plin.  n.  h.  17,  162. 

Pall.  III  29,  I  :  fit  autem  (sc.  uva  sine  granis)  Graecis  auctoribus  hac  ratione  per  artem 
succedente  natura,  sarmentum,  quod  obruendum  est,  quantum  latebit  in  terra,  tantum 
findere  debebimus  et  medulla  omni  sublata  ac  diligenter  exculpta  membra  iterum  divisae 
partis  adunare  et  vinculo  constricta  deponere.  vinculum  tarnen  papyro  adserunt  esse 
faciendum  et  sie  in  umida  terra  esse  ponendum  ...  et  in  granatis  malis  (Geop.  X  31)  fieri 
hoc  posse  firmatur  a  Graecis  et  in  cerasis  (vgl.  Garg.  Mart.  bei  Pall.  XI  12,  7).  opus  eet 
experiri. 

Theophr.  c.  pl.  V  5,  i :  XnrXpTOYC  m^n  tAp  noio9ci  toyc  bötpyc  ^5AiPo9NTec  thn  mhtpan, 
Xo' HC  riNCTAi  TÖ   nrAPTON.     c.  pl.  III  14,  6. 

34  Geop.  V  35:  nepi  X^öpun  Xwn^ACüN.  Ahmokpitoy  (recte).  tö  hp^mnon  cxicon  .  .  .  kaI  aigon 

^MBAAAe      eiC     Tf(N      CXICIN,     ÜCTG     XnOCTfiCAl     Xn'  XaAI^ACüN     T09     nP^MNOY     TA     M^PH,     KAI     ^rXEG     EIC     AYTÖ 

OYPON   XnepüneiON   haaaiön   ucei   kot'i'aac  a',   nepix^ooN   hp^ma  hanti  tu  hp^mnu,  öcTe  kai  tAc  Mzac 

KATACTAfHNAI,     gTta      SmBAAAG     KÖnPON     rfl     MGMirM^NHN.         XPH     M^NTOI     THN     T09     AieOY     eiC     TÖ     CT^AEXOC 

eNseciN   noiOYM^NOYC   XnocKAYAi   tA   nepi   thn   Mzan,   thn   a^   eePAnelAN   <t>eiNon(i)Pü)  noieTN  e'r'KAipcdc.^ 
Vgl.  Ibn  al-Awam  1  571    (un  autre  agronome).     Theophr.   h.  pl.  II  7,  6:   ^An  a6  ti  mh  «^ph 
KAPnÖN   (sc.  hl   XMneAOc)  Xaa'  efc   baXcthcin   tp^ohtai,  cxIzoyci  to9  cTeA^xoYc  tö  katA  thn  kai  AieoN 
^NTie^AciN,  bntoc  XNeürH,   kai  0AC1  «^pein.     Daraus  Plin.   n.  h.   17,  253.     Ibn  al-Avam  I  517 
(Rose,  A.  Ps.  271). 

Pall.  XII  10:  isdem  temporibus  et  locis  vitem,  quae  sterilis  fuerit,  Graeci  ita  prae- 
cipiunt  esse  curandam.  trunco  eius  fisso  lapidem  adserunt  includendum  et  ibi  urinae  veteris 
humanae  quattuor  cotulas  circa  truncum  debere  suffimdi,  ut  ad  radices  instillatio  ipsa 
descendat.  tunc  adiciendum  laetamen  terra  admixta  et  circa  radices  solum  omne  ver- 
tendum.    Vgl.  Geop.  X  61.    IX  10,  7.    Rose  a.  a.  0. 

35  Geop.  V  50:  OYCIKÖN  AHMOKPiTeiON  nApXAOäON  AiA  neiPAC  noAAXKic,  npöc  tö  mhtg  tAc 
AMndAOYC   mAtg   tA   a^napa   mi^tc   tA   ai^ia   mi^T€   Xaao   ti   •Y'nö   TiNOC    BAXnTGceAi,    KAI  mAaicta   ■v'nö 

TÖN     MGIZÖNIÜN     BHPiuN.       [  AhMOKpItOY.] 

Phil.-hist.Abh.  1921.  Nr.  4.  7 


50  M.  Wellmann: 

KAPKINOYC     nOTAMlOYC     nAGICTOYC      H      nATO^FOYC     GAAACciOYC,      MH      eAATTON     A^      TÖN      A^KA,      efc 

XrreToN    KSPAMeoYN    wee'  ¥aatoc    ewBAAe,    kai    ocomäcac    XnöeoY   in   -y-nAiePü),    Yna    haiAzhtai    eni    h- 

M^PAC   AeKA.      gTtA    AABUN    HANTA,    OCA    BOYAei    ABAABH    MGNGIN,   TOYTCi)   Tu)   ¥aATI    KATAYeKÄCAl,   HAP'  HM^PAN 

xpcüMGNOc  ecüc  A-r-iHeöci,  KAI  eAYMÄceic  THN  eNGPreiAN.  Vgl.  II  i8,  3.  X  89,  I.  Pall.  I  35,  7 
(mit  Namennennung) :  Democritus  adserit  neque  arboribus  neque  satis  quibuslibet  noceri 
posse  a  quibuscunque  bestiis,  si  fluviales  cancros  plurimos  vel  marinos,  quos  Graeci  paguros 
nominant,  non  minus  quam  decem  fictili  vasculo  in  aqua  missos  tegas  et  sub  divo 
statuas,  ut  decem  diebus  sole  vaporentur.  postea  quaecunque  inlaesa  volueris  esse, 
perfundas  et  octonis  diebus  peractis  hoc  repetas,  donec  solide,  quae  optaveris,  ado- 
lescant. 

36  Plin.  n.  h.  XIV  20:  genera  Vitium  numero  comprehendi  posse  unus  existimavit 
Democritus,  cuncta  sibi  Graeciae  cognita  jirofessus.  ceteri  innumera  atque  infinita  esse 
prodiderunt,  quod  verius  apparebit  ex  vinis.  Vgl.  Colum.  r.  r.  III  2,  29.   Verg.  G.  II  I03f. 

37  Geop.  V  2,  19:   eic   hayoinian   a6   haccün   aahpItuc   kaaaicjn   h   ohpiaki^  (sc.  AwneAoc),  h 

AhMÖKPITOC      KAI     Tu)     YrieiNU      KAI     TH      KAAAIOINIA     MAPTYPcT.      6X61      Ae     TÖ     KAHMA     <t>YCei     AenTÖN     KAI 

AceeN^c.  Vgl.  Plin.  n.  h.  XIV  1 1  7 :  apud  eosdem  (sc.  T/iasios)  vitis  theriaca  vocatur,  cuius 
et  vinum  et  uva  contra  serpentium  ictus  meJetur.  XXIII  1 4 :  uva  theriace,  de  qua  suo  loco 
diximus,  contra  serpentium  ictus  estur.  pampinos  quoque  eius  edendos  censent  inponen- 
dosque.  et  vinum  et  acetum  ex  bis  factum  auxiliarem  contra  eadem  vim  habet.  (Aus  Euagon 
oder  Anaxipolis  aus  Thasos,  vgl.  Index  zu  diesem  Buche.)  Aus  Bolos  schöpft  Florentinos 
nach  Geop.  IV  8,  1  f.  II  47,  13.  14.    Aus  Gargilius  Martialis  Palladius  III  28. 

38*  Diosk.  m.  m.  IV  162  (308,  14):   CYM*YTeYe6ic  a^  amo^aoic  (sc.  ^aa^bopoc  m^aac)  npöc 

TH    PIZH   TÖN    61   A'Y'TfflN    oTnON    KASAPTIKÖN    ePTÄZeTAI.       Vgl.   V  67. 

I  Cato  c.  114:  vinum  si  voles  concinnare,  ut  alvum  bonam  faciat  . . .  veratri  atri  radices  contundito  in 
pila,  eas  radices  dato  circum  vitem  et  stercus  vetus  et  cinerem  veterem  et  duas  partes  terrae  circumdato 
radices  vitis.  c.  115.  Plin.  n.  h.  14,  iio.  Geop.  VIII  18  (aus  Celsus-Cato)  IV  8,  4.  Ps.-Theophr.  h.  pl.  IX  10,  3. 
Dasselbe  Verfahren  bei  Feigenbäumen:  Geop.  X  51  (äk  Ahmckpitoy.  Vgl.  VIII  18)  und  bei  Gurken:  Geop.  XII 19, 14. 

39  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  208:  Suivant  Democrite,  l'olivier  se  plante  dans  les  terres 
blanches  depourvues  d'herbes,  qui  sont  seches  et  non  humides.  II  faut  se  garder  de  le 
mettre  dans  la  terre  rouge  saumätre  ou  salee,  non  plus  que  dans  les  terrains  qui  se 
refroidissent  trop   dans   les   grands   froids    de   riiiver   ou   s'echauffent   en  exces  dans  les 

5  fortes  chaleurs  de  Pete,  ni  lä*oü  le  vent  souflle  avec  impetuosite,  ni  dans  un  sol  sujet 
ä  se  gercer  ...  (211)  suivant  Democrite,  les  branches  d'olivier  destinees  ä  etre  plantees  (en 
boutures)  doivent  avoir  une  ecorce  lisse,  etre  prises  sur  un  jeune  sujet  ...  (219)  Democrite 
et  Cassius  disent  que  toute  espece  de  furnier,  ä  Texception  des  matieres  stercorales 
humaines,  peut  convenir  ä  l'olivier;   mais    on    ne    doit  lui  donner  de  l'engrais  que  tous 

■o  les  trois  ans  une  fois. 

I   Geop.  1X4,5:    H  YrpoTePA   rfl    ereAAecTSPAC    kai    AinAPUTePAC   *epei    tac   ^aai'ac,    ai'  fJN   aitian    taythn 

nPOKPITeON     THN     rflN.     AGYTePA     Ae     TA'r-THC    k    AeYKAPriAAOC    .  .  .      THN     AS     BAGYrSION     OYK     ^HAINDYMeN,    OYTe    AG    THN 

ÄPYePAN-  eePMH  tap  oyca  CYrKAiei  ta  «ytä.  noAY  as  «aaaon  *eYKTeoN  thn  KATeppHmeNHN.  Vgl.  Pall.  III  18,  3  f. 
6   Geop.  IX  5,4:   AHOT^ON   A6    eic  ta   »ytüpia   Änö  tun  NeuN  eAAiöN  .  .  .  APenANu  Ae.  Öse?  thn  tomhn  AeitoTeoN 

OANTAXÖeeN,  AIACÜZONTAC  AK^PAION   KAI   ÖAÖKAHPON   TÖ  <t>YTÖN.      Vgl.  IX  7:    AB?   TA    *YTa'  TÖN    ^AAIÜN    XnÖ    .  .  .    AeNAPUN 

n^un  . .  .  AelA  Te    KAi   öpeÄ  ^KAereceAi.    Col.  i-.  r.  V  9,  2.    Theophr.  c.  pl.  111  5,  i.  7    Geop.  IX  15,  i :   oaca 

KÖnpoc  ^niTHAeiA  th  ^aaia  aIxa  thc  ÄNepconeiAC  ...  xph  ag  KonpizeiN  tag  äaaiac  oapa  ayo  ft  tpia  Sth.  Col.  r.  r. 
V9,  13:  tertio  quoque  (sc.  anno)  fimo  pabulandae  sunt  oleae. 

40  Ibn  al-Awam  a.  a.  0.  I  S.  140:  Le  meme  (sc.  Kastos)  veut  que  quand  le  plant  (le 
jeune  arbre)  venu  de  graine  a  pris  racine,  il  faut  le  porter  (le  repiquer)  ailleurs,  parce 
qu'il  s'en  trouve  bien.  Demoarite  s'explique  ainsi :  quand  deux  ans  ont  passe  sur  ces 
semis,  il  faut  les  rep lauter  dans  un  autre  en  droit. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  51 

41  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  380:  Ibn-Hedjadj  .  .  .  dit  dans  le  Moqnah  (le  Süffisant), 
un  des  livres  qu'il  a  composes  sur  lagriculture,  que  la  grefle  est  appelee  par  Democrite 
inschab,   infixation   (^NeeMATicwöc?). 

Ibn  al-Awam  I  391:   Democrite  dit:   si  on  greffe  le  cedratier  (kitpion,   mhaon   Mhaikön) 

snr  le  mürier  (cykaminon),   il  donnera  des  fruits  rouges ;    cet  arbre  se  greffe  aussi  sur  le 

grenadier  (f'OiÄ) ;  le  prunier  (aamackhnön)  ä  fruits    noirs    se  greffe  sur  le  poirier  (XniAioN) ; 

le  coignassier  (kyaunion)   regoit   toutes   les   especes  qu'on  veut  greffer  sur  lui.  Fin  de  la 

citation  de  Democrite,  qui  dit,   dans  un  autre  endroit  de  son  livre :   on  greffe  le  pommier 

(mhaa)  sur  le  poirier  et  le  coignassier,  le  poirier  (pommier  Text)  sur  le  grenadier,  la  vigne 

sur  le  prunier  noir;   le  prunier  jaune  se  pose  tres-bien   sur  ie  pommier  et  le  cedratier. 

4  Geop.  X  76,  7 :  ei  Ae  ayt6  tö  kItpiön  Tic  eic  cykaminon  ^NeewATicei  (Democrit),  ^PYePA  oi'cei  ta  kitpia. 
X  7,  12.  5  Geop.  X  7,  12:  ^rxeNTPizeTAi  a^  tö  kitpion   ka'i  eic  Poiän.  X76,  9:  tö  kItpion  kaaöc  irKeNTpizcTAi 

eic  Poiän,  uc  Ö  Aiaymoc  cn  toTc  PeupriKoTc  aytoy  ♦hcin.  X  37,  3.  6  Geop.  X  76,  5 :  tä  aamackhna  örKCNTPizeTAi 

eic  nÄCAN  AxpXaa  kaI  eic  kyaünia  kaI  eic  mPiaa.  7   Geop.  X  76,  8:  ta  kya6nia  kai  tö  ^pinsön  hantöc  aenapgy 

icf\    ACKTIKÄ-    Ö    BOYAei    0?N   eic    TAYTA  ^rK6NTPlC0N  (HTOI  ^«»YAAICON.  8    GcOp.  3.   a.   O.   3  :    TA  MHAA  ^PKeNTPizeTAI 

6IC  nÄCAN  AxpÄAA  ka)  eic  kyacünia  X  20,  i.  9  Geop.  a.  a.  O.  2 :   ta   Ae   XhIaia   ^NeewATizeTAi  eic  ^o\kc.  X  24 

Fall.  III  25,  7. 

42  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  261 :  Demomte  dit  que  la  recolte  des  amandes  (AWYrAAAüN) 

se  fait  quand  Tecorce  externe  commence  ä  se  detacher;    on  jette  dessus  (c'est-ä-dire  on 

les  lave  avec)  de  l'eau  salee ;  on  les  expose  au  soleil,  ce  qui  les  fait  blanchir.  Le  jeune 

amandier  se  replante  vers  le  milieu  de  tischerin  second  (novembre). 

Geop.  X  58  (ans  Anatolios-Quintlliern) :  hn'ka  Ö  *aoiöc  aytön  (sc.  ÄMYrAAAÖN)  f>;^rNYceAi  mbaagi,  cfNAre 
TAYTAt,  KAI  XnoAenicAC  Xamh  nAYNON  (toyto  tap  KAI  AeYKAiNei  KAi  Yriclc  AYTAC  noici),  KAI  iHPÄNAC  AN  AaIü)  XnöeoY. 
Garg.  Mart.  III  8  (S.  408  M.) :  ac  si  ad  servanda  deligi  (sc.  amygdala)  placeat,  Signum  maturitatis  ostendunt,  cum 
corticem  reiniserunt  .  .  .  tum  coiio  libeiata  (-ae  cod.),  si  quis  a(iua  marina  iavet  .  .  .  (desinunt  rel.).  Aus  ihm 
stammt  I'ali.  II  15,  12:  amygdala  ad  legendum  maturitatem  fatentur,  cum  fuerint  spoliata  coiticibus  .  .  .  item 
decoriata  si  aqua  marina  lavemus  aut  .salsa,  et  Candida  fiunt  et  pluriimim  durant. 

43*  Geop.  X  60:   KATÄrPAnTA  Xm'itaaaa  noiHCAi.   AHMOKPixoY   (recte). 

KAieXlAC  TÖ  Xm^PAAAON  e'fOYÖC,  KAI  TÖ  ^NTÖC  -yTI^C  THPHCAC,  ÄNOilAC  TG  TÖ  XmYPAAAON  etc 
(je)    TÖ     ^NTÖC     ö     BOYAEI     KATAPpXtAC     KaI     CONAHCAC     oXaIN     nAHYPÜ),     »YTSYCON     nePinAÄCAC     nHAÖ     KAI 

■rei/i   KÖnpu   kai   CYrxucoN. 

Pall.  II  15,  13:  Graeci  adserunt  nasci  amygdala  scripta,  si  aperta  testa  nucleum  sanum 
tollas  et  in  eo  quodlibet  scribas  et  iterum  luto  et  porcino  stercore  involutum  reponas. 
Letzte  Quelle  ist  Diophanes-Demokrit. 

44  Ibn  al-Awam,  a.  a.  O.  I  241:  Democrite  prescrit  de  debarrasser  des  pierrailles  et 
de  tout  cori)s  dur  les  trous  qui  doivent  recevoir  le  poirier;  on  y  depose  le  jeune  arbre, 
on  jette  sur  (les  racines)  de  la  terre  passee  au  crible,  puis  on  arrose. 

Geop.  X  22,  l:  npcANAAeiÄMeNOC  nÄN  AieÖAec  ^k  tujn  BÖepcjN  *YTeYCON  tö  «ytön  (sc.  tö 
XnniAiON),  kaI  thn  cgchcm^nhn  (rlji  cec.  Hdss.)  npocxujCAC  Xpacycon.  Pall.  III  25,6:  si  lapidosa 
pirus  est,  ab  extremis  radicibus  terram  priorem  levabis  et  secernes  omnes  lapillos:  quibus 
diligenter  remotis  alteram  terram  cribratam  (cribro  cretam  ed.)  in  loco  eius  infundes. 

45  Ibn  al-Awara,  a.  a.  O.  I  546:  Democrite  dit  que  lorsqu'il  se  trouve  sur  le  poirier 
des  fruits  contenant  des  grains  gätes,  de  mauvaise  odeur,  semblables  ä  du  fumier,  il 
faut  dechausser  l'arbre,  meler  ä  la  terre  de  l'engrais  de  bonne  qualite,  puis  remplir  la 
cavite  et  donner  de  bons  arrosements. 

46  Ibn  al-Awam,  Le  livre  de  l'agr.  I  244:  Democrite  dit:  Quant  au  jujubier  (zizyoon), 
vous  prendrez,  pour  le  planter,  des  rameaux  d'un  pied  productif ;  ils  reprendront  tres-bien. 
D'autres  defendent  de  propager  le  jujubier  de  noyau,  parce  que  l'arbre  qui  pourra  en 
provenir  ne  donnera  plus  de  fruits,  ou  bien  celui  qu'il  produira  ne  sera  pas  plus  gros 
que   celui   de   rolivier  sauvage,  qui  a  un   fort   noyau   et  tres-peu  de  pulpe.  Le  meilleur 


52  M.  Well  mann: 

Systeme  de  propagation  c'est  au  moyen  des  rejetons  foumis  par  un  arbre  dans  une 
bonne  condition,  et  tous  les  ans  on  aura  des  fruits  pareils  en  qualite.  II  faut  faire  cette 
plantation  le  cinquieme  jour  de  la  lune  dans  son  declin,  dans  des  trous  de  trois  empans 
(0,7  m.)  de  profondeur.  On  ramene  (sur  le  pied)  la  terre  seule,  sans  engrais:  on  arrose 
tous  les  huit  jours  depuis  le  premier  novembre  jusqu'au  premier  mars.  Vgl.  Ibn  al-Baitar, 
Simpl.  II  630.  Geop.  X  3,  4.  6  (wo  die  Vermehrung  durch  Stecklinge  und  Absenker  kurz 
erwähnt  wird).  X  43:  tö  zizyoon  «oYTe-f-eTAi  kai  e3E  ophihkcdn  Xnö  wecoY  to9  a^napoy  aambanom^nun, 
WC  Ö  AiAYMOC  eN  ToTc  feupriKoTc  a-t-toy  cohcin. 

47  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  271  :  Suivant  Democrite,  on  plante  le  noyer  (käpyon,  kapyon 
baciaikön)  dans  les  terrains  qui  ne  sont  ni  chauds  ni  froids.  On  seme  la  noix  au  mois 
de  schebath  (fevrier)  et  en  automne;  on  repique  le  jeune  plant,  quand  on  le  juge  convenable. 
Vgl.  Geop.  X  64.  Pall.  III  25,  3  i  :  mense  februario  seu  planta  seu  semen  exponitur.  gaudent 
loco  macro,  umido,  frigido,   etiam  sabuloso. 

48  Ibn  al-Awäm,  a.a.O.  I  235:  Suivant  Dmomfe,  on  multiplie  le  chätaignier  (kactan^a, 
Aiöc  BAAANOc)  par  le  moyen  de  ses  branches  et  de  son  fruit.  On  replante  le  jeune  arbre 
au  bout  de  deux  ans,  au  mois  d'Adar  (mars)  ä  l'equinoxe  (du  printemps).  Col.  r.  r. 
IV  33,  2.  3.  Plin.  17,  59.  Geop.  X  3,  3.  6  (Vermehrung  der  Kastanie  durch  Stecklinge  und 
Absenker). 

49  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  319:  Democrite  dit  qu'on  plante  le  prunier  (kokkymha^a- 
AAMACKHNÄ)  au  mois  de  schebath  (fevrier). 

50  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  305:  Democrite  dit  qu'on  le  multiplie  (sc.  le  coignassier, 
kya(I)nion)  de  boutures  dans  le  mois  de  schebath  (fevrier);  c'est  aussi  Tepoque  pour  planter 
l'arbre  enracine. 

51  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  2-94:  Democrite  dit  que  le  cedratier  (kitpion,  mRaon  Mhai- 
kön)  se  propage  de  boutures   de   la  longueui*  d'une  coudee,  dans  le  mois  d'adar  (mars). 

52  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I  268:  Democrite  dit  qu'on  fait  des  boutures  (d.  h.  bei  der 
mop^a)  de  la  grosseur  d'un  bäton  quon  plante  au  mois  de  schebath  (fevrier).  Vgl.  Ibn  al-Baitar 
Simpl.  II  633. 

Plin.  n.  h.  17,  136:  communis  quidem  Italiae  ratio  tempora  (sc.  conserendi)  ad  hunc 
modum  distribuit:  moro  ab  idibus  Februariis  in  aequinoctium.  Col.  r.  r.  V  10,  20.  Pall.  III 
25,  28:  serenda  est  (sc.  morus)  taleis  vel  cacuminibus,  melius  autem  taleis  sesquipedalibus 
ex  utraque  parte  levigatis  ac  fimo  oblitis  .  .  .  seremus  a  medio  februario  et  toto  martio. 

53  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0. 1  317:  Democrite  dit  que  le  noyau  d'abriQot  («haon  ÄPweNiAKÖN) 
se  seme  au  mois  d'ab  (aoüt),  quand  on  mange  ce  fruit.  II  faut  arroser  le  pecher  (mhaon 
TTepciKÖN)  parce  que,  lorsqu'on  le  fait,  le  fruit  en  est  plus  gros.  Le  plant  provenant  du 
semis  se  replante  >iu  second  kanoun  (janvier). 

54*  Geop. X  14:  KATÄrPAnTA  nepciKÄ  noiHCAi.   A  hmokpitoy  (recte).   rpAnrÖN  nepciKÖN  noiAco- 

MCN  oVtCOC  MGTÄ  tö  BPUeHNAI  TON  KAPnON  TOY  ACÜPAKINOY,  BP^äON  ^ni  AYO  H  TPeTc  fiM^PAC  TÖ  ÖCTOYN, 
KAI  HP^MA  ÄNOIION,  KAI  THN  eYPICKOM^NHN  GNAOeeN  TOY  ÖCT^OY  AMYTAÄAHN  AABÜJN  enirPAYON  ^N  TU 
TAYTHC     <t>AOI(j)     XAAKÖ     rPA<t>eiü)    0,   Tl    (et  Tl    ed.)    AN    BOYAH    MH    BAe^UC,   gTta   nAHYPU    eNGIA^CAC   ♦YTGYCON. 

önep  rAp  an  enirpÄYHC  en  th  amytaäah,  to9to  gn  tu  kaphu  e'v'pAceic.  tin^c  a^  kai  im  XMYrAAAHC 
toyto  noioYciN  (X  60).  Quelle  ist  Africanus.  Vgl.  Psellos  bei  Westerm.  Parad.  S.  145,  5. 
Pall.  XII  7,  3  (Quelle  Graeci,  d.h.  Diophanes-Demokrit),  der  zwei  Experimente  zusammen- 
wirft: Versehen  der  Pfirsiche  mit  Schriftzeichen  und  Rötung  derselben  durch  einen  Zusatz 
von  Zinnober  (Geop.  X  15,  2). 

55  Ibn  al-Awam  a.  a.  0.  I  541 :  Democrite  dit  que,  si  on  prend  de  la  feuille  de  cypres. 
qu'on  la  fasse  bien  secher,  puis  qu'on  la  pile  et  la  reduise  ä  Tctat  de  poussiere  tres- 
fine,  si,  ensuite,  se  plagant  vers  le  sommet  d'un  pistachier  (nicTAKioN),  on  repand,  quel  que 


Die  Georgika  des  Demokriios.  53 

soit  le  vent  qui  souffle,  cette  poussiere  sur  l'arbre  en  fleur,  ä  trois  ou  cinq  reprises 
differentes,  pendant  dix  jours,  le  fruit  poussera  bien  et  ne  tombera  point.  II  en  est  qui 
veulent  dix  jours  d'intervalle  entre  chaque  pulverisation.  Vgl.  I  527,  wo  dasselbe  nach 
Macaire  berichtet  wird. 

56  Ibn  al-Awam  a.a.O.  I  254:  Democrite  dit  que  quand  on  veut  multiplier  le  grenadier 
(l>oiA),  on  plante  une  branche  prise  au  sommet  de  l'arbre,  parce  qu'alors  on  aura  du  fruit 
bien  plus  promptement.  La  branche  doit  Mre  mise  profondemcnt  en  terre.  II  dit  encore 
qu'il  existe  de  la  Sympathie  entre  le  grenadier  et  le  myrte,  et  que,  si  on  les  plante 
ensemble,  leur  produit  est  plus  abondant,  parce  que  leurs  racines  se  recherchent  et 
s'entrelacent.    Vgl.  519. 

GeOp.  X  29,5:  AhMÖKPITOC  a6  »HCI  ^OIÄN  KAI  MYPCINHN  ÄAAHAAIC  XAIPeiN  KAI  nAHCION 
XAAJ^A(l)N     nAPAneOYTeVM^NAC     E't'OOPHCeiN     KAI     TAC     MZAC     ÄAAHAAIC     CYMnA^KeiN,      KAN     MH     C«6aPA     errYC 

o?CAi  TYrxANuciN.      Daraus  Sim.   Seth  S.  71,2   (Langk.). 

57*  GeOp,  X48:  ÜCTe  CYKHN  Mf)  XnOBÄAAeiN  TÖN  KAPnÖN.  T09  A'y'TOY  (sc.  A  HMOKPirO  y)  .  .  . 
2     ÖMOiuC     O'f'K     XnOBÄAAei     TÖN      KAPnÖN,      iku      TÄC      PIZAC     AY-THC     XaATI      KAI     «OYKIOIC     eAAATTIOIC     KATA- 

nAXcHC,  (\  tn  AixoMHNü)  ceAHNH  «iAT(o  tX  hpemna  kataxpichc,  h  6ayn90yc  a'y'th  nepiÄTHC  (aus 
Anatolio.s).  Vgl.  Ps.  Demokrit  TTepi  XNTinAe.  20  (aus  Anatolios-Pamphilos-Demokrit) :  cykh 
elTKAPnoc    M^Nei    ncNTeKAiAeKXTHC   o^cHC  tRc  eeo9   öaynoun   a'y'th   nepiAoe^NTUN   (Theophr.   c.  pl. 

II  9,   5.     h.  pl.   II  8,    l)    (H    KAI    »YKIUN   AYTH    nePIA«e^NTü)N  SAAACCiuN  (\  MIATOY  TA  CTGAEXH  nePIXPlOM^NHC. 

Pallad.  IV  10,  30:  si  fructus  suos  velut  aegra  (sc.  ficus)  proiciat,  alii  rubrica  aut  amurca 
insulsa  mixta  aqua  arborem  liniuit  .  .  .  vel  algam  marinam  (sc.  suspendunt).  Vgl.  Plut. 
quaest.  symp.  VII  2,  2.  Colum.  V  10,  10.  de  aib.  21,2.  Plin.  n.  h.  17,  256. 

58*   Geop.  X  47 :    katXppahta    c9ka    noificAi.     Ahmokpitoy.    tön    m^aaonta   6M*YAAizeceAi 

ÖOOAAMÖN     T09     c9kOY     KATXrPAOG     b     BOYACI,     KaI     tX     c9kA     grrPAOA     BAACTI^Cei. 

59  Ibn  al-Awan,  Livre  de  I'agric.  I  322:  suivant  Democrite,  on  creuse  un  trou  de 
la  profondeur  d'une  coudee;  on  le  remplit  de  terre  et  d'engrais;  on  prend  ensuite  un 
noyau  (sc.  du  palmier)  qu'on  fend  par  la  moitie,  puis  on  le  depose  dans  le  trou,  de  fagon 
que  la  terra  soit  adherente  a  la  partie  qui  a  ete  fendue.  Ainsi  pose,  on  repand  par-dessus 
de  la  terre  et  de  l'engrais,  aprös  y  avoir  m^Ie  une  certaine  quantite  de  sei;  on  arrose 
constamment  jusqu'ä   ce   que    la   germination  ait  Heu.    Vgl.  Ibn  al-Baitar,  Simpl.  II  7 1 1. 

Geop.  X  4,  I  :  öp95ac  böopon  nHxüN  ayo  bXooyc  kai  oaXtoyc  to9  a'*'to9  fi  kai  ha^on,  hai^pcocon 

XÜMATOC  MCTX  KÖnPOY  MEMirM^NGY  XnÖ  AirÜN,  XnOAind)N  HMinnXYATON  BÄeOC,  eTtA  M^CON  T09  XtbWATOC 
THC  BAaXnOY  tön  HYPHNA  CXHMATiCAC  HPÖC  TplN  THN,  ÜJCTE  TÖ  6sY  T09  nYPHNOC  nPÖC  XnaTOaXc 
BA^neiN,   ^niXlüNNYe   THN    MGTA   KÖHPOY   kai   XaUN   MEMirW^NHN,   KAI   XPAGYe   KAe'  hm^pan,     eCüC   AN    BAACTHCH 

(~  Junius  d.  i.  Anatolios  bei  Ibn  al-Awam  S.  32  i,  vgl.  S.  324).  Pall.  XI  i  2,  2.  Geop.  11  10,  9. 
Theophr.  h.  pl.  II  6,  2:  »iagT  a^  xcijpan  Xamcüah"  aiö  kai  iSnoY  «hi  toiayth  tytxXngi,  nepinXTTOYcm 
Xaac   Ol   reuproi. 

60  Plin.  n.  h.  15,  138:  eadem  (sc.  laurus)  purificationibus  adhibetur,  testatumque  sit 
obiter  et  ramo  eam  seri,  quoniam  dubitavere  Democrittis  atque  Theophrastus  (h.  pl.  II  i ,  3). 
Vgl.  Ibn  al-Awam  I  226:  d'apres  Ibn  el-Facel  et  Abou'l-Khair,  on  multiplie  le  laurier  de 
rejetons  pousses  au  pied  de  l'arbre,  qu'on  enleve  avec  les  racines. 

61  Geop.  XI  16:  TÖ  AENAPCAiBANÖN  ♦  A c I  ♦YTe'feceAi  ii  A'^TOPPizü)N  KAI  XnocnXAUN '  agT  A^ 
to9to  noieTN  katatio^ntac  eic  thn  thn  a'y'tX  kai  noTizoNTAC.  haeTan  a6  kai  bapgTan  thn  öamhn 
6xei,  WC  Ö  Ahmökpitöc  <i>hci  kai  toTc  AeinoeYMo9ciN  ^nAWYNer  kata^yteyetai  ag  AAaptIü)  mhni. 
Unter  AeNAPOAiBANON  ist  der  Rosmarin  zu  verstehen.  Vgl.  Diosc.  m.  m.  III  75  (aibanutic) 
Plin.  n.  h.  19,  187.  17,  98. 

62  Ibn  al-Awam,  Le  livre  de  Tagric.  (trad.  par  Clement-Mullet)  I  2  3  7 :  on  lit  dans 
le  livre  d'Ibn  Hedjadj,  que  Democrite  dit  que  le  ebene  se  plante  dans  le  mois  de  Schebath 


54  M.  Wellmann  : 

(fevrier),  qu'il  aime  les  coteaux  (lieux  inclines)  frais,  la  terre  grasse  et  forte ;  on  lui  donne 
pour  engrais  du  furnier  de  vache  mele  de  terre  vegetale. 

63  Geop.XIi3,  2:  ö  At  Ahmökpitöc  ♦hcin,  üc  ö  kaphöc  thc  itgac  AGiOYMeNOc  KAI  taTc 
tpo*aTc  tön  kthnun  MirN^MGNOC  ta9ta  AinAiNei.   eKniNÖMeNOC  ae  AeANeeic  ANepunovc   atöngyc   noieT, 

^E    OY    <t>HCI     KAI   ''OmHPOC     (K5IO)     'KAHePOi    T    AtreiPOl     TG     KAI     IT^AI     COAeCIKAPnOl'. 

I   uc  Ae  FM.  2  AiANeelc  31:  AeiANeeic  reliqui:  correxi.    Vgl.  Ael.  n.  a.  IV  23 :  kaphön  ac  itgac  et  Tic 

eAIBENTA     AOiH     nlelN     TOTC     AAÖrOIC,     AVneiTAI     ÄKelNA     OYAe     BN,     «ÄAAON     AS     KAI     TP^»eTA|-     HIUN     AC     ANePCÜHOC     THN 

cnoPAN  THN  nAiAonolÖN  TS  KAI  erKAPnoN  ÄntüAece.  kaI  «01  agks?  '"Omhpoc  kai  ta  Tfic  «Yceuc  äoöpphta  anixneycac 
eTta  m^ntoi  'kai  iTeAi  (oAeciKAPnoi'  sn  Tofc  eAYTOY  METPoic  eineTN  TOYTO  AiNiTTÖweNoc.  Der  demokritischen  Er- 
klärung von  (iAeciKAPnoc  bei  Homer  stellt  eine  ältere  gegenüber  (weil  die  Weide  frühzeitig  ihren  Samen  ver- 
liert), die  schon  Theophrast  (h.  pl.  III  i,  3  caus.  pl.  II  9,  14)  kennt:   äaaa    thn    itban   taxy   npoKATABAAAeiN  npö 

TOY    TeAElUC    AAPYNAI    KAI    H^YAI    TON    KAPnÖN    (sC.   *ACIN)  •    AI6    KAI    TON    nOlHTHN    OY    KAKÖC   nPOCArOPGYeiN  AYTHN  'tOAeci- 

KAPnoN'.  Beide  Erklärungsversuche  kennt  Plin.  n.  h.  16,  1 10:  ocissime  autem  salix  amittit  semen,  antequam 
omnino  maturitatem  sentiat,  ob  id  dicta  Homero  frugiperdia  (Theophr.).  secuta  aetas  (Bolos)  scelere  suo  inter- 
pretata  est  hanc  sententiam,  quando  semen  Salicis  mulieri  sterilitatis  medicamentum  esse  ciinstat.  Ebenso  der 
Scholiast  zu  Hom.  a.  a.  0.:  ÄnoBÄAAOYCi  tap  tö  ansoc  (sc.  a!  itsai),  nPiN  nenANefl-  fi  önei  ol  nJNONTec  tö  ANeoc 
AroNoi  riNONTAi  .  .  .  <t>Hci  AE  eeö«PACTOc  ^N  <t>YCiKoTc  (Irrtum  für  Ahwökpitoc  in  feupriKoTc),  tön  xyaön  thc  itgac 
niNÖMENON  AOANizeiN  THN  roNHN  TüJN  XNepojncoN.  Die  Ansicht  Demokrits  ist  in  die  nachchristliche  naturwissen- 
schaftliche und  medizinische  Literatur  übergegangen.  Vgl.  Hieron.  Com.  in  Zach.  pr.  III  14  (25,  1612B  Migne) : 
aiunt  medici  et  hi  qui  de  arborum  et  herbarum  scripsere  naturis,  quod  si  quis  florem  Salicis  sive  populi 
mistum  aqua  biberit,  omnis  in  eo  frigescat  calor  et  libidinis  vena  siccetur  ultraque  filios  generare  non  possit. 
Porph.  bei  Stob.  Flor.  III  248.  Serv.  com.  in  Verg.  Georg.  II  48.  Isid.  XVII  7,  47  (daraus  Konrad  von  Megen- 
berg,  Buch  der  Natur  S.  347,  1 1   Pfeiffer). 

64  Geop.  Xl5,4:  Ahmökpitöc  a^  «ohcin,  üc  eNAoeeN  toy  epirKOY  thn  KYnÄpiccoN  agT 
«YTeYGceAi,  Yna    kat'  AM*ÖTePA   eic   t^pyin    KAI    nepioPATHN    reNHTAi.     Vgl.  V  44,  6. 

65  Plin.  n.  h.  17,  62:  myrti  genera  omnia  in  Campania  bacis  seruntur,  Romae  propa- 
gine.  Tarentinam  Democritus  et  alio  modo  seri  docet,  grandissimis  bacarum  tusis  leviter, 
ne  grana  frangantur,  eaque  (aquae)  intrita  restem  circumlini  atque  ita  seri.  parietem  fore 
{mirae)  densitatis,   ex  quo  virgulae  differantur. 

I    Geop.  XI  7,  4:    Ol    Ae    tu    CO^PMATI    (>C.  «yPcINHC)    nPOC*AT(üC    AH«6äNTI    HAPATPirANTeC    CeiPAN     iK     BOYTÖMOY 

nenAerwENHN  eic  tä*pon  ^«bAaaoycin.  Vgl.  V44,  4.  Pall.134,  5.  Col.  r.  r.  XI3,  5.  Plin.  17,  62  (Schluß).  2  Taren- 
tina Hdss.,  vgl.  Plin.  15,  122.  3  Mayhoff  nimmt  hinter  frangantur  eine  Lücke  an  und  ergänzt  nach 
Pall.134,  5:  ex  aqua  farinam  misceri.  aquae  habe  ich  ergänzt,  vgl.  Col.  a.  a.  O.  4  mirae  ergänzt  Dal., 
Mayhoff  nimmt  eine  gröi?ere  Lücke  an.     densitates  D:  densitatis  E:  densitate  Detl. 

66  Ibn  al-Awam,  a.  a.  0.  I263:  Ibn  Hedjadj  rapporte  dans  son  livre  que,  suivant 
Democrite,  on  fait  sejourner  la  graine  (le  cöne  ou  pignon)  dans  l'eau  pendant  trois  jours, 
avant  de  le  planter,  ce  qui  a  lieu  pendant  la  premiere  moitie  du  mois  d"adar  (mars). 
Au  bout  de  deux  ou  trois  ans,  on  effectue  la  transplantation  du  jeune  pin;  cet  arbre 
ne  vient  tres-bien  que  dans  les  plaines  incultes  (les  deserts)  ....  264:  Democrite  le  Grec 
prescript  de  faire  tremper  la  graine  dans  l'eau  pendant  trois  jours,  et  d'en  mettre  trois 
dans  chaque  trou,  en  tournant  l'une  d'elles  en  sens  inverse,  c'est-ä-dire  l'extremite  minee 
en  bas.  D'autres  prescrivent  de  mettre  en  haut  cette  partie.  Vielleicht  gehört  ihm  auch 
noch  das  Folgende.  Vgl.  Fall.  XII  7,10:  proficies,  si  nucleos  aqua  ante  triduum  macerabis. 
7,  9:  pinum  seremus  .  .  .  frigidis  et  umectis  (sc.  regionibus)  februario  vel  martio  .  .  .  inter 
montes  et  saxa  vastior  et  procerior  invenitur. 

67  Geop.  XI  18,  9:    Ahmökpitöc    a^    ohcin    gn    m^cu    tu   e^PGi   APAGYe^NJOC   toy    pöaoy 

AGYTGPON  THC  HM^PAC  TÖ  "l ANNOYAPiu  MHNI  *^PGIN  TON  KAPHÖN  .  .  .  (ll)  ZuPOAcTPHC  a6  A^rei  in\ 
^NIAYTÖN  GNA  Ml^  AAPGTn  TO'i'C  ÖOOAAMOYC  TÖN  GN  HPÖTOIC  IAÖNTA  ^HI  TOY  OYTOY  «GMYKYIAC  KÄAYKAC, 
KaI     TPICIN      il     A-r'TÖN     XnOMAIÄMGNON     tA     ÖMMATA,     KAI     GHI     TOY     *YT09    tA     PÖAA     KATAAinÖNTA.       Vgl. 

Ibn  al-Awam  I  604.  Geop.  XI  1 8,  5.  Plin.  n.  h.  2  i ,  2 1 .  Pallad.  III  2  i ,  2.  Einen  ähnlichen 
Aberglauben,  wie  Zoroaster  von  der  Rose,  berichten  Diosc.  m.  m.  I  1 10  (S.  104,  17),  Simpl. 
I  29  (162,  7)  und  Plin.  23,  iio  vom  Granatapfel  und  der  Komiker  Pherekrates  von  der 
Feige  (Ath.  III  7  8  d). 


Die  Georgika  des  Demokritos.  55 

68  Colum.  r.  r.  VIII  8,  7:  id  ne  fiat  (sc.  ne  columhae  sedes  suas  relinquant),  vetus  est 
Democriti  praeceptum.  geuus  accipitris  tinnunculum  vocant  rustici,  qui  fere  in  aedificiis 
nidos  facit.  eius  pulli  singuli  fictilibus  ollis  conduntur  si)irantibusque  opercula  super- 
ponuntur,  et  gypso  lita  vasa  in  angulis  columbarii  suspenduntur.  quae  res  avibus  amorem 
loci  sie  conciliat,  ne  unquam  deserant. 

Plin.  n.  h.  X  108:  speculatur  occultus  fronde  latro  (sc.  accipiter)  et  gaudentem  in  ipsa 
gloria  (sc.  columbam)  rapit.  109.  ob  id  cum  iis  habenda  est  avis  quae  tinnungulus  vocatur: 
defendit  enim  illas  terretque  accipitres  naturali  potentia  in  tantum,  ut  visum  vocemque 
eius  fugiant.  hac  de  causa  praecipuus  columbis  amor  eorum,  feruntque,  si  in  quattuor 
angulis  defodiantur  in  ollis  novis  oblitis,  non  mutare  sedem  columbas,  quod  et  auro  insectis 
alarum  articulis  quaesivere  aliqui  non  aliter  innoxiis  vulneribus,  multivaga  alioqui  ave. 
Vgl.  Liebrecht,  Zur  Volkskunde  .S.  88,  Geop.  Vers.  syr.  XIII 62  (nach  Lagardes  Übertragung): 
AAAA  KAI  MzA  k.Jip^  «YTeveeTcA,  tüc  «HCl  Ahmokpäthc  (sc.  nAPeMnoAizei  -oevreiN  täc  nepicTepAc). 
Vgl.  Geop.  XIV  3.    Gemoll,  Berl.  Studien  I  127. 

69*  Geop.  XIV  4 :   aTaoypon   «fi   ^noxaeTn   nepicrePATc.    [CcüTiuNOc] 

eic  TÄC  evpiAAC  kai  efc  täc  etcÖAOYC  to9  nepicTCPeÖNOC  kai  katä  nAeiÖNUN  TÖnuN  ayto9 
KAUNiA  nHrÄNOY  ÄnöeoY  kai  kp^macon.  exei  rÄP  tina  npöc  tä  ohpia  ANTinÄeeiAN  tö  ni^rANON. 
Vgl.  Tim.  Gaz.  in  Suppl.  Arist.  I  i  ed.  Lambros  S.  112,  17:  Xaa'ömcüc  th  kaaia  tun  ÖPNieuN 
nHrÄNOY  nAPATee^NTOc  O't'k  an  bhpäch  (sc.  h  iktIc)  thn  eTcoAON  o^a'  et  mäaicta  tu  aimö  tpyxhtai. 
Pall.124,  3  (aus  Garg.  Mart.):  rutae  ramulos  plurimis  locis  (sc.  columbarii)  oportet  contra 
animalia  inimica  suspendere.  Eine  Weiterbildung  ist  die  Vorschrift,  dem  Federvieh  Raute 
unter  den  Flügeln  zu  befestigen  zum  Schutz  gegen  Marder  und  Fuchs  bei  Geop.  XIV  9,  6.  15. 
Aus  Bolos'  Sympathiebuch  stammt  die  Notiz  des  Diosk.  m.  m.  III  45   S.  59,  7:    *aci    a^ 

TÖN     XYAÖN     (sc.    riHrÄNOY)     ^niPPANO^NTA     ÖPNiei     XnePYKeiN     TOYC     AIAOYPOYC. 

70  Geop.  XIV  9,6:  ^ÄN  A^  ni^rANON  yhö  täc  nT^PYrAC  tön  ÖPNie(i).N  npocAeeem,  o^tc 
aTaoypoc   o'fTe  XAÜnHs  o<irTe  äaao  ti  öhpIon  Xyctai  a'y'tön  (Jul.  Africanus  nach  Geop.  XIV  15)" 

KAI  nOAAü)  MÄAAON,  ^ÄN  efc  THN  TPOOHN  XOAHN  ÄAUnCKOC  fi  a/aOYPOY  ÄNA*YPÄCAC  AÖC,  UC  Ö  AhMÖKPITOC 

AiABeBAio9TAi.     Vgl.  Plin.  n.  h.  XXVIII  265 :  gallinaceos  non  attingi  a  vulpibus,  qui  iocur 
aniraalis  eius  aridum  ederint  .  .  .  similiter  in  feile  mustelae. 

71  Geop.  XVII  1 4,  3 :   Ahmökpitoc   a6   cYMBOYAeYei    ^apoc  Xpxom^noy    eic  tö   hotön   tön 

BOÖN     (sc.    nPÖC    AAHAA     OÄen)     ^ni     T^CCAPAC     kai     A^KA     HM^PAC    ^MBÄAAeiN     CkIaAHC     KAI    ^ÄMNOY     piZHC. 

C01.VI4, 3. 

Veget.  Mulom.  II  139:  adversus  universas  infirmitates  et  morbos  equorum  vel  boum, 
ubi  primum  coeperint  aegrotare,  potio  ista  succurrit:  radices  Scillae,  radices  populi  quae 
ai)pellatur  ramnus  ...  et  salis  communis  quantum  sufficit  mittes  in  aquam  eamque  ani- 
malibus  usque  ad  sanitatem  dabis  in  potu.  quodsi  desperatas  valetudines  praeoccupare 
volueris,  ne  unquam  accidant  animalibus  tuis,  incipiente  vere  hanc  tempera  potionem  et 
animalibus  omnibus  per  XIV  dies  continuos  dabis  in  potu.  Garg.  Mart.  Cur.  boum  10. 
Veget.  IV  2,4.    Chir.  Mulom.  c.  497   S.  163,  12   Oder. 

72*  Plin.  n.  h.  22,  153:  bubus  iumentisque  (ervum)  utilissimum.  Col.  r.  r.  VI  4,  3 : 
multi  caulibus  vitis  albae  et  valvulis  ervi  bubus  medentur. 

Diosk.  m.  m.  II  108  (182,  17):  bo9c  a6  AinAiNei  (sc.  b  öpoboc)  feoeöc  nAPATie^MCNOc  (Quelle 
Krateuas). 

Geop.  XVII  4:   böac  «h  XceeNcTN.     Ahmokpitoy.     öpobon   bp^xcdn  aeTon  nÖTize  katä  mhna. 

73*  Geop.  XVII  6,  I  :   nepl   nporNcbceuc  tön  rcNNUM^NUN.    ['A«pikano9.]   d\  nporiNticKem  ei- 

AONTfiC,    nÖTePON    APPeN    (H    eHAY    T^ICTAI    H     BIBACeeTcA     B09c,     nAPATHPeiTCJCAN*     ^ÄN     M^N     CIC     TÄ     AEIIÄ 
M^PH     Ö     B09C     KAT^AOH,     APPCN     TÖ     TexeHCÖMeNON     TCKMAIP^CGIO,     Xn     A^     iu)     TÄ    XpiCTePÄ,     SMAY. 


56  M.  Wellmann: 

Varro  r.  r.  II  5,  13:  mas  an  femina  sit  concepta,  significat  descensu  taurus,  cum  init, 
quod,  si  mas  est,  in  dexteriorem  partem  abit;  si  femina,  in  sinisteriorem.  Col.  r.  r.  VI  24,  3. 
Plin.  VIII  176  (Celsus). 

Horapollon,  Hierogl.  II  43  (aus  Chairemon-Demokrit) :   ^kgTnoc  rÄp  (sc.  ö  taypoc)  Xnö  thc 

ÖxelAC     KATABAINUN,     £1     M^N     eni     TA     APICTePA     KATeASOI,     SHAV     reNNATAl'    61     A^     im     TA     AGIIÄ    KAT^AOOI 

Xnö  THC  öxeiAc,  äppen   tiktetai.    Vgl.  Millers  Hippiatrika  o>ab'  .  .  .  otan   eniT^i  h   h  Tnnoc   kai 

TÖ     OYeAP     nPOXAAÄCH     MÄAAON     GK   T09     AeilOY     M^POYC    KaI   THN    eAAHN,    XPPEN    A'Y'TH    riNeCOAl  "    ikH   AG   TÖ 

e^(i)NYMON,  efiAY  riNeceAi.  Daraus  Hierokles  bei  Grynaeus  p.  58,  13.  Ibn  al-Awam,  a.a.O.  IV  5. 

74  Colum.  r.  r.  VI  28:  quae  (sc.  proles  equorum)  sive  ut  femina  sive  ut  masculus 
concipiatur,  nostri  arbitrü  fore  Democritus  affirmat,  qui  praecipit,  ut,  cum  progenerari 
marem  velimus,  sinistrum  testiculum  admissarii  lineo  funiculo  aliove  quolibet  obligemus : 
cum  feminam,  dextrum.  idemque  in  omnibus  pene  pecudibus  faciendum  censet.  Vgl. 
VIII  3,  12. 

I  Quelle  Leophanes  nach  Arist.  de  gen.  an.  IV  765a,  25.  Aet.  plac.  V  7  S.  420,  7D.  [Hippocrates]  de 
superf.  31  (VIII  500).  Plin.  n.  h.  8,  188  (aus  Celsus).  30,  148.  Pall.  IV  11,  6:  Graeci  adserunt,  si  mares  creare 
velis,  sinistrum  tauii  in  coitu  ligandum  esse  testiculum:  si  feminas,  dextrum.  Geop.  XVII  6,  2.  XVIII  3,  7. 
Hippiatr.  I  15.  VII  3,  12. 

75  Geop.  XIX  7,3:  Ahmökpitoc  oyn  b  «yciköc  AC<t>OAdAOY  MzHc  ^n'ÖAiroN  eAAceeicHC  mnac 

r'  KEAeYei    KAo'  e'KACTON    CYN    eiC   ThIN    TPOOHN    MITNYNAI,    KAI    nPO   Z     HMEPOÜN    TÖ    B^BAION    THC   'tTieiAC    KOMieT- 

ceAi  ...  (6)  eneiAH  AAH*ÄroN  ön  tö  zöon  mäaicta  tön  cnAHNA  NoceT,  änspakac  mypikInoyc  eic  '^aup 
XnocB^CAC  nAPÄcxe  nieTN.  kai  ANeptinoYC  ag  oTnoc  Xnti  toy  yaatoc  eic  mypikInac  kyaikac  (wYPiKiNOYC 
ANePAKAC  Hss.)  ewBAHeeic  kai  noeeic  eePAneYcer  toyto  ae  mäaicta  Ahmökpitoc  maptypeT.  (7)  ^ngp- 
recT^PAN  Ö  A'r'TÖc  Ahmökpitoc  Tacin  to9  chahnöc  toTc  ÄNep^noic  ececeAi  AiABeBAio9TAi,  ei  anopaii 

CIAHPON   HYPtiCAC   XnOCB^CHC   YAATi,    gTtA   TÖ   YAUP   Ö£ei    MliAC   AOIHC   HIcTn   TÜ   hAcXONTI   TÖN    CHAHNA. 

I  Vgl.  Geop.  XIX  6,  13.  Plin.  22,  72.  4  Vgl.  Plin.  n.  h.  24,  67.  Cels.  IV  16.  Cael.  Aur.  m.  ehr.  III  4,61. 
Scrib.  Larg.  132.    Diosk.  m.  m.  I  87.    Colum.  r.  r.  VII  10,  8.    Marc.  Emp.  23,  i.  49.  6  Vgl.  Lewysohn,   Die 

Zoologie  des  Talmud  S.  120:  'Es  wird  erzählt,  daß  einer  Ziege  durch  das  Trinken  von  Wasser,  welches  die 
Schmiede  zum  Abkühlen  des  Eisens  gebrauchen,  die  Milz  einschrumpfte  und  zuletzt  gänzlich  sich  auflöste, 
so  daß  sie  nicht  vorgefunden  wurde.'  6  Marc.  Emp.  23,  6.  Diosc.  m.  m.  V  80  (53,  i). 

76*   Geop.  XVII  5,  2  :   ei   a^  01  taVpoi  npöc  thn  öxgian  bpaa^noyci,    ka-J-cac  ^aä*oy  O'^pAn 

KAI   CYAAeiü)CAC,    oTnü)    TS  OYPACAC,    AAGKUC   TÖ    AIAOTON    KAI   TOYC   OPXGIC   TOY   TaS-POY,    KAI    OICTPHCCI    eYe^lüC. 

to9to  a^  O'r'K  in)  tön  taypcün  mönon,  Xaaa  kai  ^ni  tön  aaaun  züun  kaI  in]  XNepuncüN  r^NOiT  Xn. 
aVcic  a^  THC  oicTPi^cecoc  eAAioN  xpice^N.  Vgl.  Demokrit  bei  Col.  VI  28.  Geop.  XIX  7,  6. 
TTAirNiA  7  S.  132,  22  D.  Dasselbe  magische  Mittel  kehrt  noch  einmal  wieder  Geop.  XIX  5,4. 
Quelle  der  Geoponika,  d.  h.  des  Anatolios-Didymos,  sind  die  Quintilier  (Africanus)  nach 
Apsyrtos  Hipp,  p-  55:  oypän  eAA*OY  ka^cac  tpTyon  mcta  oIndy  kaI  xpTcon  toyc  öpxeic  kaI  tö 
AiAoToN.    oTe  AC  ecASic  nAYCAi,  gaaIcü  xpTe. 

77  Geop.  XVllI  9,  7:  tpApoc  a^  o-y-  *e^ieTAi,  eXn  kciphc  a'y'to?  tön  nöriONA.  Vgl.  XV  1,35 
(aus  Anatolios-Pamphilos).  Quelle  ist  Demokrit  nach  Plin.  n.  h.  28,  198:  adferunt  et  Magi 
(aus  Apion-Demokrit)  sua  commenta :  primum  omnium  rabiem  hircorum,  si  mulceatur  barba, 
mitigari  (~  Ael.  n.  a.  IX  54);  eadem  praecisa  non  abire  eos  in  alienum  gregem.  Ibn  al- 
Awam  II  (2)  S.  17:  II  en  est  qui  disent  que  les  boucs  qui  ont  Thabitude  de  s'eloigner 
du  troupeau  sont  rendu  forcement  sedentaires,  si  on  leur  coupe  la  barbe  sous  le  menton, 
ä  l'approche  du  printemps ;  suivant  d'autres,  en  la  coupant  avant  Ihiver,  le  resultat  est 
le  meme. 

78  Geop.  XIII  14,  9:    Ahmökpitoc  a^  <t>Hci  nÖAAC  AAruOY  h  ^aäooy  nepi  toyc  epwTNAC  thc 

KAINHC   nPOCAPTUM^NOYC    [kaTA    NUTa]    KATA   TÖ    ^niKAINTPON    MH    GAN    KÖPEIC    riNGCeAl. 

Aet.  XIII  46   (in  der  interpolierten  Fas.sung):   Ahmökpitoc  a6  «hci  höaac  ^aAocon  npoc- 

APTUM^NDYC   KATA   THN   THC   KAINHC    CTPUMNHN    O'r-K   CÄN    KÖPGIC    TCN^CeAl. 


Die  Georgika  des  Demokritos.  57 

Wahrscheinlich  demokritisch   sind  folgende  beiden  Mittel: 

79  Geop.  XIII  14,  I  :  ytra  niccA  kai  Ärpiov  cikyoy  Ö  xyaöc  eniSAAAÖMeNOC  in  kainh  anaipcT  tac 

KÖPeiC  .  .  .  XOAHN    TAYPOY  fi  TPÄTOY    OiGI    APIMeT  mIsAC   AAei<l>e  THN   KAINHN  KAI  TOYC  TOIXOYC.      Vgl.  SaSCma 

bei  Varro  r.  r.  I  2,  25:  scribit  cimices  quem  ad  modum  interfici  oporteat  his  verbis  "cucu- 
merem  anguinum  condito  in  aquam  eamque  infundito  quo  voles:  nuUi  accedent.  vel  fei 
bubulum  cum  aceto  mixtum  unguito  lectum/  Die  beiden  Bruchstücke  (Geop.  XIII  9,  6  ff. 
8,  5)  gehören  in  das  Sympathiebuch  des  Mendesiers. 


Bienen. 

80  (Jolum.  IX  14;  6:  cetcrum  hoc  eodem  tempore  (sc.  peracto  solstitio  usque  ad  ortum 
caniculae)  progenerari  posse  a])es  iuvenco  perempto,  Democritus  et  Mago  nee  minus 
Vergilius  (G.  IV  281  f.)  prodiderunt.  Mago  (juidem  ventribus  f'tiam  bubulis  idem  fieri 
affirmat  (vgl.  Plin.  11,70),  quam  rationem  diligentius  prosequi  supervacuum  puto  con- 
sentiens  Celso.  Vgl.  Varro  r.  r.  III  16,4:  primum  apes  nascuntur  partim  ex  apibus,  par- 
tim ex  bubulo  corpore  putrefacto. 

81  Geop.  XV  2,  21:  'löBAc  Ae  Ö  baciaeyc  Aibyun  tu  aäpnaki  iyainh  ♦HCl  agTn  noieTceAi 
MeAiccAC  KAI  Ahmökpitoc  KAI  BApwn  (vgl.  Rh.  Mus.  45,65  A)  ^N  ""PuMAiA  TAtjccH  eN  oTkü)  oac! 
xPH  noieTceAi,  bnep  ^cti  kaI  ÄweiNON.  (22)  Ö  a^  TPÖnoc  oytoc"  oTk6c  coi  ecTco  yyhaöc  (an  yyoc?), 
AEKAnHXYAToc  KAI  CYROc  HHxÖN  i'  KAI  taTc  aoioaTc  UAeYRATc  "Tcoc.  etcoAOc  a6  efc  ASf-TÖN  nepinoiGiceü) 
MiA,    KAI    GYPiAec   T^cCAPec,   ^N   feKÄCTü)   Toixü)   MiA.    (23)   efc   to9ton    ArAr(i)N    BOYN    tpiakontAmhnon,    5 

eYCAPKON,     AinAPÖN     mAaICTA,     nePICTHCON     AYTÖ    NGAnIaC    nOAAOYC,     KAI     TYnr^TUCAN    AY'TbN    ICXYPCüC    KAI 
TYnTONTeC     AY-TÖN     ^OnÄAOlC    XnOKTeiNÄTUCAN,     ÖM09     TaTc     CAPII     tA   ÖCT^A   CYNAA09NTeC.     (24)   OYAAKflN 

a6   ^x€tu)can   tö   mh  aimäiai  ti  to9  boöc  —  0'*'  rAp  an  ii  aTmatoc  KYHeeiH  h  m^aicca  — ,  ayni^contai 
A^   taTc   np(i)TAic   nAHfATc   MH   BiAidJc   ^«necÖNTec.   (25)   EYSYC   Ae  Anone«pAxeu  nÄc  toV  boöc  nöpoc 
öeÖNAic    kaoapaTc    KAI    achtaTc   niccH    kexpicm^naic,   oTon  ommata  KAI  ^Tnec  kai  ctöma  kaI  oca  th  «Ycei    -o- 
nenoiHTAi   efc   k^nucin   ANArKAiAN.    (26)  ^neiTA   9'i'mon   ■t'nocTPcicANTec   hoayn    kai   YnriON   en' a't'toV 

KATAe^NXeC     TÖN     B09n,     dlEAeÖNTCC     T09     oTkOY   e9eYC   THN    OYPAN     kai    TAC   BYPIaAC   ^niXPIcATUCAN    nHAU 

CTcrANCji,   ü)C   MiHTe    Aepi    mAte    ANewü)    mha'  hntinao9n    etcAYcm    h    AiAnNEYCiN    gTnai.    (27)   tpith    a^ 
^baomAai    xpfi    nANToeeN    ^ianoIianta    ciccacai    «öc   tc    kai   X^pa    kaoapön,    hahn    ÖnöecN    an    kagih 

C0OAPÖN     HNeYMA'     ef    tAp     (SaE     6x01,     TflN     KATA     T09T0     etcOAON     KGKAeiCM^NHN     XPfl     6ÄCAI.      (28)     ^hAn     'S 
a6     AÖICüCIN     ^MYYXÖCBA!     A\    YAAI   nNe9MA    A<rTAPKeC   ^niCnACAMCNAI,    AYeiC   XPH    CYrKAeTCAl    TÖ   nHAüJ    KATA 
THN    nPOT^PAN    XPTciN.     (29)     feNAGKÄTH     a6     MCtA     TA^THN     HM^PA     AnOIIAC    eVPHCCIC    HAI^PH    MCAICCÖN     BO- 
TPYAÖN     ^n'  XAAHAArC     CYNHTM^NUN     KAI     T09     BOÖC     AeinÖMGNA     tA     K^PATA     KAI     TA      ÖCTA     KAI     TAC   TPIXAC, 
AaAO   A^   MHA^N.     (30)     OACI     a6     ^K    T09     ^fKC^ÄAOY     «EN     riNCCeAl     TOYC     SACIA^AC,     ^K     AC     TÖN     CAPKÖN 

tAc   Aaaac   MeAiccAC'    riNeceAi   a^    kai    ^k   toy    nutiaIoy   MYeA09   bacia^ac,   KPATicTciem    m^ntoi   toyc   ^o 
^K   To9   ^PKeoAAOY   «er^oei   te   kai    kAaaei    kai    ^umh    tun    aaaun.    (31)  thn    a6   npÜTHN    TPonfiN    kai 

«eTABOAHN     TUN     CAPKtÜN      CIC      ZüJA      KAI      otONEI      KYHCIN      TINA      KaI      T^NGCIN  ,      KAeiCTOPhlCeiC      ^NTe9eeN  ' 
(32)     XNeurM^NOY     rAp     T09     otKCY,     «IKpA     kai     ACYkA   (?)     tö     gTaOC      kai     XaAI^AOIC     ÖMOIA     kai     O'*'     t^acia 

o^re    fiAH    nANTH    zua    nepi    tön    möcxon    nAne^NONTA   örei '    Xkinhta   «en    hAnta,    katA   mikpön    a^ 

A'^IANÖMENA.     (33)    TaOIC     a'  AN     KAI     THN     nTePO^YHCIN    IHAH   AIAPOPOYM^NHN,   ThIN   TC    OIKcIaN    XPOiAn    AAM-     ^5 
BANOYCAC    <fA^TAc),     nePIKAOeZOWGNAC     A^     TÖN     BACIA^A     KAI     nPOCnCTOM^NAC,     BPAXYTCPON     A^,     KAI     YnO- 
TPCMOYCAC    TaTc     OT^PYII     AiA     Tf(N     XKieeiAN     THC     nTHCCUC     KAI     THN      TÖN      MCAtON     AtOnIaN.      (34)     nPOCI- 

zAnoyci   a^   taTc   eYPici    poizhaön,    (ieo9cAi    ka!    biazömcnai   Xaai^aac   n6e(j)   to9   »(dTÖc.    (35)   Xmeinon 
A^   tAc   XNoiäCic    KAI    Ano^pAieic   tön    eYPiACüN,    kasöc  eIphtai,  rap' hm^pan  noieTceAi'    (36)  a^oc  tAp 

«ft     MCTABAaAONTA     (HAH     THN     TÖN     MGAICCÖN     0YCIN,    AlA   THN    nACiü)   CYnKACICIN   O"*'   COACANTA    KATA    KAIPÖN     J" 
TÖN    A^PA,    ÖCneP     HNirMÖ     AIÖAHTAI.      (37)     T09     Ad     oTkOY     Ö     MGAICCÖN     ^TtYC     ^CTü),     KAI     ÖTAN     ^KHeTA- 

Phil-hist.  Abh.   1!)2I.  Ar.  J.  8 


58  M.  W  E  L  L  M  A  N  N  :    Die  Georgika  des  Demokritos. 

CeöJClN     ÄNOirOM^NAIC    TaTc     eYPICIN    V-noeYMiA    eVMOY   TG    KAI    KNe'(bPOy     (38)   TH    TAP    ÖCMH    feAK^CeiC   A'STTÄC 

efc  TÖN   MeAiccüNA,   TeeePAneYM^NAC  öcmaTc  ANeüN,  kai  eYMiuiN  o'Y'K  AKOYCAC  eicGAAceic.    Vgl.  Herrn. 
Koir.  II  s.  TAYPoc  S.  73,  20.    Isid.  XII  8,  2.    Verg.  G.  IV  281  f. 

3  an  xpfiNAi:'  8  TOY  mi^  L         aynhcontai  Ad  om.  FHL  9  taIc  a^  npcixAic  FHL         ^«necÖNTec 

KEXPHCeUCAN    L  I3    MHa'    IhNTINOYN    F  16    TÄ     nYAW     L,    TOYTO    nHAÖ    M:     TOYTON    n.    P  19    m£n 

om.  FM         BACiAS-f'c  F:  baciaeTc  M  23    Äncükicmehoy  FM:  KAKAeicweNOY  L:  corr.  Cornarius  26   A'fTAc 

addidi,   tac  meaiccac  add.  L         nepiKAeiCTucAN  F  (1  alt.  in  ras.):  nepiKAeHcewCAN  HM:  nepiKASHMeNAC  L         aä  [pr.] 
T6  L         npocneTAcecüCAN  FM  27  thn  (alt.)  oni.  FM         npocizÄNOYCAi  F  28  A^jre  M  29  rÄp]  ac 

FL  30    WeTABÄAUNTAl    F:    MeTABAAAONTAI    H  C-fTKAHCiN    TOY    CTABAJOY    KAI  TÖ  ÄKAIPON  TOY  A^POC    L:   CYrKAgiaN 

TOY    CTABAIOY    KATA    KAIPON    F  3I     ÖKneTACefflCIN    Beckh  :    eKneTACHM-r-OYClN    FL:    ^KneTACUCIN    M. 

82  Plin.  n.  h.  13,  131  (aus  Hygin):  apes  quoque  numquam  defore  cytisi  pabulo  eon- 
tingente  promittunt  Democrüiis  atque  Aristomachus.  Plin.  21,70.  18,  144.  Colum.  de 
arbor.  28,  i  (aus  Hygin,  Aigl.  Plin.  13,  130):  cytlsum  quam  plurimum  habere  expedit,  quod 
gallinis,  apibus,  ovibus  (Geop.  18,2,6),  caprLs,  bubus  quoque  et  omni  generi  pecudum 
utilissimus  .est.    Col.  r.  r.  V  12,  i  f .     Geop.  XV  2,  6:   eASAicoAKÖN  re  kai  s^mspa  kai  k^ticon  K- 

AICTAI    MeAlCCüJN   TPOtAI,   TÄ   TG    N^A   CMI^NH    nPOCiZANEI    KYTICü)    MÄAICTA,    KAI    Ao'  A'Y'TO?   AAMBÄNETAI    ÄnONCi)- 

TEPON.   Varro  r.  r.  III  16,  13.    Diosc.  m.  m.  IV  112:  enioi  ag  «YTe-t-OYCiN  aytön  (sc.  tön  kyticon) 

nePI   TOTC   CMI^NGCIN,   UC   ^HAKTIKÖN  tun    MeAlTTÖN. 


Berlin,  gedruckt  in  der  RfichsdnickeRi. 


ABHANDLUNGEN 

DER  PREUSSISCHEN 

AKADEMIE  DEK  WISSENSCHAFTEN 


1J)2J 

. PHYSIKALISCH-MATHEMATISCHE  KLASSE 


ABHANDLUNGEN 

DER  PREUSSISCHEN 

AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


JAHRGANG  1921 

PHYSIKALISCH-MATHEMATISCHE  KLASSE 


BERLIN    1922 

VERLAG   DKR  AKADEMIK  DEIl  WISSENSCHAFTEN 


IN  KOMMISSION  BKI  ÜKR 
VEKEINIGUNG  WISSENSCHAFI  LICHKR  VEKLKGEK  WALTER  DE  GRUYTER  U.  CO. 

VORIAI^S  0.  J.  UÖS<'HKN'8(1IE  VEKLAGäHANDLtTNG.     J.  «inThnTAG.  VKRI.A«SBIICHIIANDI,I'NG. 
GkORG  RKDO:«.      KA»I.  J.  THÖBNKR.      VKIT   I'.  rOSO". 


IJerlin,  gedruckt  in  der  Reichsdruckerei 


I  n  h  a  1 1 


öffentliclie  Sitzungen S.  vii 

Verzeiclinis  der  im  Jahre   1921   gelesenen   Abhandlungen S.  viii — xiii 

Bericht  über  den  Erfolg  der  Preisausschreibungen  für  1921    und  neue 

Preisausschreibungen S.  xiv — xvii 

Statut  der  Hippokrates-Stiftung S.  xym 

\'ei7,eichnis  der  im  Jahre  1921  erfolgten  besonderen  Geldbewilligungen 
aus  akademischen  Mitteln  zur  Ausfuhrung  wissenschaftlicher  Unter- 
nehmungen     S.  XIX 

Verzeichnis  der  im  Jahre  1921  ei-schienenen  im  Auftrage  oder  mit  Unter- 
stützung der  Akademie  l>earbeiteten  oder  herausgegebenen  Werke  S.  xx — xxii 
Veränderungen  im  Personalstande  der  Akademie  im  Laufe  des  Jahres  1921  S.  xxii — xxiii 
V'erzeichnis  der  Mitglieder  der  Akademie  am  Schlüsse  des  Jahres  1921 
nebst  den  Verzeichnissen  der  Inhaber  der  Bradley-,  der  Helmholtz- 
und  der  Leibniz-Medaille  und  der  Beamten  der  Akademie,  sowie 
der  Kommissionen,  Stiftungs-Kuratorien  usw .     .     S.  xxiv — xxxviii 


Abhandlungen 

Nr.   1.     G.  H  ei.i.mann:    Die    Meteorologie    in    den    deutschen    Flug- 
schriften und  Flugblättern  des  XVI.  .lahrhunderts,  ein  Beitrag 

zur  Geschichte  der  Meteorologie S.  1 — 9(5 

■     2.     I{.  Fick:    tiber  die   Kntstehung   der  Gelenkformon,   mit  Tier- 

vei-suchen S,  1 — 31 


JAHR  1921. 


Öffentliche  Sitzungen. 

Sitzung  am  27.  Januar  zur  Feier  des  Jalirestages 
König  Friedrichs  II. 
Der  an  diesem  Tage  Vorsitzende  Sekretär  Hr.  Lüders  eröffnete  die 
Sitzung  mit  einer  Ansprache.  Weiter  machte  der  Vorsitzende  Mitteilung  von 
den  seit  dem  Friedrichs-Tage  1920  in  der  Akademie  eingetretenen  Personal- 
verändenmgen  und  gab  einen  kurzen  Jahresbericht.  Darauf  verlas  Hr.  Diels 
einen  eingehenderen  Bericht  des  Hrn.  Erdmann  (f)  über  die  Kant-  und  die 
Lei bniz- Ausgabe.  Es  folgte  der  wissenschaftliche  Festvortrag  von  Hrn. 
Einstein:    Geometrie  und  Erfahrung. 

Sitzung  am  30.  Juni  zur  Feier  des  Leibnizischen  Jahrestages. 

Hr.  Rubner,  als  Vorsitzender  Sekretär,  eröffnete  die  Sitzung  mit  einer 
Ansprache. 

Darauf  hielten  die  seit  dem  letzten  Leibniz-Tage  (1.  Juli  1920)  neu  ein- 
getretenen Mitglieder  Hr.  von  Laue  und  Hr.  Wilcken  ihre  Antrittsreden, 
die  von  den  beständigen  Sekretaren  Hrn.  Planck  und  Hrn.  Lüders  be- 
antwortet wurden.  Daran  .schlössen  sicli  die  (iedächtnisreden  auf  Heinrich 
Dressel  von  Ilni.  Dragendorff,  auf  Hermann  Struve  von  Hrn.  G.  Müller, 
auf  Benno  Erdmann  von  Hm.  Stumpf,  auf  Wilhelm  von  Waldeyer- 
Hartz  von  Hm.  Fick  imd  auf  Heinrich  Morf  von  Hrn.  Roethe. 

Sodann  erfolgte  die  Verleihung  des  Preises  aus  dem  Cotheniusschcn 
Legat,  aus  der  Charlottenstiftung  fiir  Philologie,  aus  dem  Stipendium 
der  Eduard-Gerhard-Stiftung,  aus  der  Graf- Lou bat- Stiftimg,  aus  der 
Paul  Rieß-Stiftung  und  aus  der  Emil  Fi  seh  er- Stiftung. 


vni 


i 

Verzeichnis  der  im  Jahre  1921  gelesenen  Abhandlungen. 

Physik  und  Chemie. 

Rubens,  die  optischen  Eigenschaften  einiger  Kristalle  im  langwelligen 
Spektrum,  nach  gemeinsam  mit  Hrn.  Liebisch  ausgeführten  Unter- 
suchungen.   Dritte  Mitteilung.     (GS.   6.  Jan.:  SB.  10.  Febr.) 

Planck,  die  Entropie  fester  Körper  bei  tiefen  Temperaturen.    (Kl.  3.  Febr.) 

Beckmann,   die  Umlagerung  von  Oximen  in   Amide.     (Kl.  17.  Febr.) 

Einstein,  über  eine  naheliegende  Ergänzung  des  Fundamentes  der  allge- 
meinen Relativitätstheorie.     (Kl.  H.  März;   )SB.) 

von  Laue,  über  einige  Fragen  aus  der  allgemeinen  Relativitätstheorie. 
(Kl.  1().  Juni.) 

Rubens,  neue  Versuche  zur  Prüfung  des  Planckschen  Strahlungsgesetzes. 
Mit  G.  Michel.     (Kl.  21.  Juli;  SB.) 

Eggert,  J.,  und  W.  Noddack,  über  die  Prüfung  des  photochemischen, 
Äquivalentgesetzes  an  der  photographischen  Trockenplatte.  Vorgelegt 
von  Nernst.     (GS.  28.  Juli;  SB.) 

Weigert,  Prof.  Dr.  Fritz,  zur  Photoehemie  der  Silberverbindungen.  (Nach 
Versuchen  von  W.  Schoeller.)  Vorgelegt  von  von  Laue.  (GS. 
28.  Juli;   SB.) 

Einstein,  über  ein  den  Elementarprozeß  der  Lichtemission  betreffendes 
Experiment.     (GS.  8.  Dez.;  SB.) 

Kaluza,  Theodor,  zum  Unitätsproblem  der  Physik.  Vorgelegt  von 
Einstein.    (GS.  8.  Dez.;  SB.  22.  Dez.) 

Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie. 
Liebisch,  die  homogenen  Deformationen  der  Kristalle,  die  durch  einfache 

Schiebungen   nach   Gleittlächen   hervorgerufen    werden.    (Kl.  13.  Jan.) 
Pompeckj,  die  Beziehungen  zwischen  Klima  und  Meeressedimenten.     (GS. 

10.  März.) 

Pompeckj,  das  Gebiß  des  Ornithopoden  Dysalotosaurus  aus  den  Tendaguni- 

Schichten  Deutsch-Ostafrikas.    (Kl.  2.  Juni.) 
Pompeckj,  die  Einstämmigkeit  der  Pterosaurier.    (Kl.  L  Dez.) 


IX 

Botanik  und  Zoologie. 

Haberlandt,  Zur  Physiologie  der  Zellteilung.  Sechste  Mitteilung.  Über 
Auslösung  von  Zellteilungen  durch  Wundhormone.  (GS.  6.  Jan.;  SB. 
10.  Febr.) 

Correns,  Zweite  Fortsetzung  der  Versuche  zur  experimentellen  Verschiebung 
des  Geschlechtsverhältnisses.     (Kl.   17.  März;  SB.   7.  April.) 

Heider,  über  die  Beziehungen  der  Körperachsen  zur  Eiachse  bei  den  Chor- 
daten.    (Kl.  7.  April;  SB.   12.  Mai.) 

Kükenthal,  die  Brustflosse  des  Buckelwales  und  ihre  Entwicklung.  (GS. 
26.  Mai;  SB.  14.  Juli.) 

Bluhm,  Dr.  Agnes,  ein  Fall  experimenteller  Verschiebung  des  Geschlechts- 
verhältnisses bei  Säugetieren.  Vorgelegt  von  Correns.  (Kl.  2.  Juni; 
SB.  7.  Juli.) 

Haberlandt,  Zur  Physiologie  der  Zellteilung.  Siebente  Mitteilung.  Die 
Entwicklungserregung  befruchteter  und  parthenogenetischer  Eizellen. 
(GS.  23.  Juni.) 

Hoppe-Moser,  Dr.  Fanny,  Ursprung  und  Verwandtschaftsbeziehungen 
der  Siphonophoren.  Versuch  einer  Urmedusentheorie.  Vorgelegt  von 
Heider.     (Kl.  7.  Juli;  SB.  21.  Juli.) 

von  Allesch,  Dr.  G.  J.,  über  die  drei  ersten  Lebensmonate  eines  Schim- 
pansen.   Vorgelegt  von  Correns.     (GS.   14.  Juli;  SB.  28.  Juli.) 

Haberlandt,  über  experimentelle  Erzeugung  von  Adventivembryonen  bei 
Oenothera  Lamarckiana.     (Kl.   20.  Okt.  SB.) 

Haberlandt,  die  Entwicklungserregung  der  Eizellen  einiger  partheno- 
genetischer Kompositen.     (GS.  8.  Dez.) 

Anatomie  und  Physiologie,  Pathologie. 

Bickel,  Prof.  Dr.  A.,  und  Dr.  C.   van  Eweyk,  über  Hitzesekretine.    Vor- 
gelegt von  Orth.     (Kl.   17.  März;  SB.  31.  März.) 
Fick,  Gewichts-  und  Querschnittsbestimmungen.     (Kl.   12.  Mai.) 
Rubner,  die  Wasserbindung  in  Kolloiden  mit  besonderer  Berücksichtigung 
des  quergestreiften  Muskels.     (Kl.   20.  Okt.) 

Orth,  über  Unfälle  und  Anevu-ismen.     (Kl.  3.  Nov.;  SB.  10.  Nov.) 

b 


Astronomie,  Geographie  und  Geophysik. 

Hellraann,  neue  Untersuchungen  über  die  Regenverhältnisse  von  Deutsch- 
land. Zweite  Mitteilung:  Die  Sehneeverhältnisse.  (GS.  10.  Febr. ;  SB. 
24.  Febr.) 

He  11  mann,  die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flug- 
blättern des   16.  Jahrhunderts.     (GS.   10.  Febr.;  Abh.) 

G.  Müller,  über  Turmteleskope.      (Kl.   21.  April.) 

Kernst,  das  Alter  der  Fixsterne.     (GS.   28.  Juli.) 

Penck,  Ablagerungen  und  Schichtstörungen  der  letzten  Interglazialzeit  in 
den  nördlichen  Alpen.     (GS.    10.  Nov.) 

Hellmann,  Nebel  in  Deutschland.     (Kl.   15.  Dez.;  SB.) 

Mathematik. 
Schmidt,  über  den  Beweis  des  Jordanschen  Satzes.     (GS.   14.  April.) 
Ostrowski,  Dr.  Alexander,  über  die  Eigenschaften  gewisser  Potenzreihen 
mit  unendlich  vielen  verschwindenden  Koeffizienten.     Vorgelegt  von 
Schmidt.     (Kl.  2.  Juni;  SB.   T.Juli.) 
Schottky,  die  Produktausdrücke  der  ^-Funktionen.      (Kl.   17.  Nov. ;  SB. 
1.  Dez.) 

Mechanik. 

Müller-Breslau,    Elastizitätstheorie    der    versteiften    Kettenbräeke.     (Kl. 

7.  Juli.) 
Zimmermann,  die  Knickfestigkeit  von  Stäben  mit  elastischer  Einspannung. 

(GS.  27.  Okt.;  SB.  10.  Nov.) 
Zimmermann,  über  den  Einfluß  des  Vorzustandes  auf  das  Knicken  gerader 

Stäbe.     (GS.   24.  Nov.) 

Philosophie  und  Psychologie. 

p]rdmann,  die  philosophischen  Grundlagen  von  Helmholtz"  Wahrnehniungs- 
theorie,  kritisch  erläutert.    Vorgelegt  von  Stumpf.    (GS.  20.  Jan.:  Abh.) 

Köhler,  Prof  Dr.  Wolfgang,  Zur  Psychologie  des  Schimpansen.  Vorgelegt 
von  Stumpf.     (GS.   9.  Juni;  SB.   28.  Juli.) 

Stumpf,  über  die  Tonlage  der  Konsonanten  und  die  für  das  Sprach  Ver- 
ständnis  entscheidende  Gegend   des  Tonreiches.     (GS.  28.  Juli;  SB.) 

Köhler,  Prof.  Dr.  Wolfgang,  über  eine  neue  Methode  zur  psychologischen 
üntersuchmig  von  Menschenaffen.  Vorgelegt  von  Stumpf.  (GS.  27.  Okt.) 


XI 

Prähistorie. 
Schuchhardt,  Ausgrabungen  in  altgennanischen  Burgen  und  Siedlungen. 

(GS.  6.  Jan.) 
Schuchhardt,  Rethra  und  Arkona.     (GS.  27.  Okt.;  SB.   10.  Nov.) 

Geschichte  des  Altertums. 
Wilcken,  Urkunden  der  Ptolemäerzeit.      (Kl.   3.  Febr.) 
Erman,  über  den  Harem  der  ägyptischen  Könige.      (Kl.   3.  März.) 
von  Wilamowitz-Moellendorff,  Sphakteria.  (Kl.  17. März;  55.  31. März.) 
Meyer,    über    die   Einwirkung   der  zoroastrischen   Religion   auf  die   Ent- 
wicklung des  pharisäischen  Judentums  und  des  Christentums  und  die 
diese  beherrschende  dualistische  Weltanschauung.     (GS.  28.  April.) 
de  Groot,  über  Frauenregierungen  in  China.     (Kl.    16.  Juni.) 
Hiller  von  Gaertringen,  Prof.  Dr.  Friedrich  Frhr.,  Attischeinschriften. 

Vorgelegt  von  von  Wilamowitz-Moellendorff.    (Kl.  16.  Juni;  SB.) 
Norden,  Römer  und  Burgunden.     (Kl.   7.  Juli.) 
Gressmann,  Prof.  Dr.  Hugo,  Die  amnionitischen  Tobiaden.  Vorgelegt  von 

Meyer.     (GS.   14.  Juli;  SB.   28.  Juli.) 
von  Wilamowitz-Moellendorff,  einige    Angaben    des    Ephoros.      (Kl. 

21.  Juli.) 
Luders,  die  Beziehungen  Indiens  zu  den  westlichen  lindern  in  der  älteren 

Zeit.     (Kl.  20.  Okt.) 
vonWilamowitz-Moellendor  ff,  zur  griechischen  Geschichte  und  Literatur. 

(KL  20.  Okt.;  SB.  27.  Okt.) 
Meyer,  Tougener  und  Teutonen.     (GS.   10.  Nov. ;  SB.) 

Mittlere  und  neuere  Geschichte. 
Kehr,    Aktenstücke   zur  preußischen    und   deutschen   Geschichte   aus   den 

Jahren  1863  und  1870.     (GS.   10.  Febr.) 
Kehr,  zurGeschichteWiberts  von  Ravenna  (Clemens III.)  I.  (Kl.  7.  April;  iS5.) 
Schäfer,    Honor,    citra,    eis    im    mittelalterlichen   Latein.     (Kl.   21.  April; 

SB.  28.  April.) 
.Stutz,  Reims  und  Mainz  in  der  Königswahl  des  zeimten  und  zu  Beginn 

des  elften  Jahrhunderts.     (GS.  9.  Juni;  SB.) 
Stutz,  das  Erststimmrecht  des  Mainzer  Erzbischofs  bei  der  Wahl  Richards 

von  Cornwallis  zum  deutschen  König  im  Jahre  1257.     (Kl.  20.  Okt.) 

b* 


XII 

Hintze,  über  die  Amtsverfassung  in  den  deutschen  Ländern  des  13. — 18. 

Jahrhunderts  in  ihrem  Verhältnis  zur  Kreisverfassung.     (Kl.  3.  Nov.) 
Meinecke,    über  Machiavell,    das   Wesen   des   Machiavellismus    und    deij 

Sinn  und  Zweck  der  Schrift  vom  Fürsten.     (Kl.   17.  Nov.) 
Kehr,  zur  Geschichte  Wiberts  von  Ravenna  (Clemens  III.)  II.    (KI.  15. Dez.; 

SB.  22.  Dez.) 

Kirch  engeschichte, 
von  Harnack,  die  apokalyptischen  Reiter.      (GS.  24.  Febr.) 
von  Harnack,    neue   Fragmente   des  Werkes   des   Porphyrius   gegen    die 

Christen.    Die  Pseudo-Polycarpiana  und  die  Schrift  des  Rhetors  Pacatus 

gegen  Porphyrius.     (GS.   24.  Febr.;  SB.   10.  März.) 
Holl,   über  den  Kirchenbegriff  des  Paulus    in  seinem  Verhältnis  zu  dem 

der  Urgemeinde.     (Kl.   1.  Dez.;  SB.   15.  Dez.) 
von  Harnack,  Nachträge  zur  Abhandlung  'Neue  Fragmente  des  Werkes 

des  Porphyrius  gegen  die  Christen'.     (Kl.   1.  Dez.;  SB.) 

Rechts-  und  Staatswissenschaft. 
Hey  mann,  die  Rechtsformen  der  deutschen  militärischen  Kriegswirtschaft 

und    ihre    Bedeutung    für    die    Entwicklung    unseres    Gewerberechts. 

(Kl.  13.  Jan.) 
Seckel,  die  karthagische  Inschrift  CIL  VIII  25045  —  ein  kirchenrechtliches 

Denkmal  des  Montanismus?     (Kl.   12.  Mai;  SB.   22.  Dez.) 
Seckel,  Werners  von  Schussenried   in   Schwaben   Decretum  metricum   et 

abbreviatum.     (GS.   14.  Juli.   Abh.) 

Allgemeine,  deutsche  und  andere  neuere  Philologie. 
Seuffert,  Prolegomena  zu  einer  Wieland-Ausgabe  VII.    (Kl.  3. Febr.;  Abh.) 
Mitzka,  Dr.  Walther,   Studien   zum  baltischen  Deutsch.     Vorgelegt  von 

Roethe.     (Kl.  3.  März.) 
Burdach,  platonische  und  freireligiöse  Züge  im  'Ackermann  aus  Böhmen'. 

(GS.   31.  März;  Abh.) 
Heusler,   die   deutsche    Quelle    der   Ballade   von    Kremolds    Rache.     (GS. 

26.  Mai;  SB.  23.  Juni.) 
Schuchardt,  zur  Kenntnis  des  Baskischen  von  Sara.     (GS.  26.  Mai;  Abh.) 
Brandl,  über  Shakespeares  'Julius  Cäsar'.     (Kl.   2.  Juni.) 
Schuchardt,  Possessivisch  und  Passivisch.     (GS.  28.  Juli:  SB.) 


XIII 


Klassische  Philologie. 

Diels,  Lukrezstudien  IV.     (Kl.   17.  Febr.;  SB.) 

Meissner,  Prof.  Dr.  Bruno,  ein  neubabylonisches  Zuckungsbuch.  Vor- 
gelegt von  Diels.     (Kl.   17.  Febr.;  SB.   31.  März.) 

Wellmann,  Prof.  Dr.  Max,  die  Georgika  des  Demokritos.  Vorgelegt  von 
Diels.    (Kl.   12.  Mai;  Abh.) 

Wenkebach,  Dr.  E.,  über  den  Galenübersetzer  Johannes  Sozomenus.  Vor- 
gelegt von  Diels.      (Kl.  7.  Juli.) 

Ilberg.  Dr.  Johannes,  aus  einer  verlorenen  Handschrift  der  Tardae 
passiones  des  Caelius  Aurelianus.  Vorgelegt  von  DieLs.  (Kl.  20.  Okt.; 
SB.  1 0.  Nov.) 

von  Wilamowitz-Moellendorff,   Athena.     (GS.  22.  Dez.;  SB.) 

Orientalische  Philologie. 

Möller,  Prof.  Dr.  Georg,  die  Zeichen  für  'Westen'  und  'Osten'  in  der 
ägyptischen  Hieroglyphenschrift.  Vorgelegt  von  Erman.  (Kl.  1  H.Jan.; 
SB.   3.  Febr.) 

Möller,  Prof  Dr.  Georg,  über  einen  ägyptischen  Schuldschein  der  zwei- 
undzwanzigsten Dynastie.  Vorgelegt  von  Erman.  (Kl.  17.  Febr.;  SB. 
17.  März.) 

W.  Schulze,    über  Tocharisch    tseke  peke.     (Kl.   3.  März;    SB.   17.  März.) 

Bang-Kaup,  vom  Köktürkischen  zum  Osmanischen.  4.  Mitteilung.  (GS. 
10.  März;  Abh.) 

W.  Schulze,  über  das  Tocharische.     (Kl.   12.  Mai.) 

Gressmann,  Prof.  Dr.  Hugo,  Ode  Salomos  23.  Vorgelegt  von  von  Har- 
nack.    (Kl.  7.  Juli;  -SR  21.  Juli.) 

Kunstwissenschaft  und  Archäologie. 
Schuchhardt,    Fliegeraufnahmen    aus   der   Dobrudscha   von    1918.      (Kl. 

21.  April.) 
Goldschmidt,  über  die  Komposition  mittelalterlicher  Wandmalerei.     (GS. 

24.  Nov.) 


XIV 


Bericht  über  den  Erfolg  der  Preisausschreibungen  für  1921 
und  neue  Preisausschreibungen. 

(Leibniz-Sitzung  am  30.  Juni  1921 .) 
Preisaufgahe  aus  dem  Cothenivsschen  Legat. 

In  der  Leibniz-Sitzung  des  Jahres  1917  hat  die  Akademie  folgende 
Preisaufgabe  für  das  Jahr  1921  unverändert  zum  vierten  Male  ausgeschrieben, 
nachdem  auf  die  drei  früheren  Ausschreibungen  Bewerbungsschriften  nicht 
eingegangen  waren: 

»Der  Entwickelungsgang  einer  oder  einiger  Ustilagineen  soll 
möglichst  lückenlos  verfolgt  und  dargestellt  werden,  wobei  beson- 
ders auf  die  Überwinteruhg  der  Sporen  und  Mycelien  Rücksicht  zu 
nehmen  ist.  Wenn  irgend  möglich,  sind  der  Abhandlung  Präpa- 
rate, welche  die  Frage  entscheiden,  beizulegen.« 

Diesmal  hat  sich  nur  ein  Bewerber  gemeldet.  Die  Preisschrift  wird 
in  einer  Vorbemerkung  als  Teil  einer  größeren  Arbeit  über  die  Brand- 
krankheiten unserer  Hauptgetreidearten  bezeichnet  und  bezieht  sich  nur 
auf  den  Steinbrand  des  Weizens,  Tilletia  tritici.  Wenn  auch  der  Verfasser 
in  mancher  Hinsicht  mehr  bietet,  als  verlangt  wurde,  indem  er  z.  B.  auch 
das  physiologische  Verhalten  der  vom  Pilze  befallenen  Wirtpflanze  ein- 
gehend erörtert,  so  ist  er  doch  andererseits  die  Antwort  auf  gewisse  Ein- 
zelfragen schuldig  geblieben,  insbesondere  in  bezug  auf  die  Überwinterung 
der  Sporen  und  Mycelien,  auf  die  in  der  Preisausschreibung  ausdrücklich 
hingewiesen  wurde. 

Die  Akademie  anerkennt  gerne  das  wissenschaftliche  Streben  und  den 
großen  Fleiß  des  Verfassers,  doch  ist  sie  nicht  in  der  Lage,  ihm  den  aus- 
geschriebenen Preis  zuzuerkennen,  ida  seine  Bewerbungsschrift  zu  wenig 
neue  Tatsachen  enthält  und  in  methodischer  Hinsicht  verschiedene  Mängel 
aufweist,  die  die  aus  den  Untersuchungsergebnissen  gezogenen  Folgerungen 
zum  Teil  als  fraglich  oder  auch  unberechtigt  erscheinen  lassen. 

Die  Akademie  hat  aber  im  Sinne  des  §  7  des  Reglements  für  die 
akademischen  Preiserteilungen  beschlossen,  den  Betrag  von  2000  Mark  dem 
Verfasser  einer  in  das  Gebiet  der  gestellten  Aufgabe  einschlagenden  wert- 
vollen Schrift  als  Ehrengabe  zu  überweisen.  Als  eine  solche  Schrift  kann 
nach   dem    Urteile   der   Akademie    die   Arbeit    »Untersuchungen    über  den 


XV 


Antherenbrand  (Ustilago  violacea  Pers.)«  von  Prof.  Hans  Kniep  in  Wörz- 
burg  betrachtet  werden.  Der  Verfasser  weist  darin  nach,  daß  bei  der 
Keimung  der  Brandsporen  zwei  äußerlich  gleiche  aber  physiologisch  ver- 
scliiedene  Sorten  von  Sporidien  entstehen,  und  daß  es  nur  dann  zur  Ko- 
pulation kommt,  wenn  diese  beiden  Sorten  von  Sporidien  zusammentreffen. 
Der  Nachweis  einer  solchen  physiologischen  Geschlechtsdifferenzierung  ist 
nicht  nur  für  die  Beurteilung  der  Fortpflanzungsverhältnisse  der  Ustila- 
gineen,  sondern  für  das  Sexualitätsproblem  überhaupt  von  nicht  geringer 
Bedeutung. 

C/iarlotten-Stißung  filr  Philologie. 

Die  Akademie  hatte  in  der  Leibniz-Sitzung  des  Jahres  1920  (Sitzimgs- 
ber.  S.  710)  folgende  Preisaufgabe  der  Charlotten-Stiftung  gestellt: 

»Die  Untersuchung  der  Komposition  des  theophrastischen  Buches  de 
historia  plantarum  wird  verlangt.  Mit  Rücksicht  auf  die  Kürze  der  zur 
Bearbeitung  verfügbaren  Zeit  genügt  eine  auf  dieses  Ziel  gerichtete  in  sich 
abgeschlossene  Untersuchung. « 

Es  sind  rechtzeitig  zwei  Bearbeitungen  eingegangen.  Die  erste  um- 
fänglichere trägt  das  Motto :  oätton  nicre-f eiN  AeT  Tnnui  Xxaainui  ö  aöfui  Xcyn- 
tAktü)!.  Sie  behandelt  ausführlicher  die  beiden  ersten  Bücher  der  Historia 
plantarum,  analysiert  aber  auch  im  t)berblick  die  übrigen  mit  Ausnahme 
des  letzten.  Diese  Arbeit  zeichnet  sich  durch  scharfsinnige,  Inhalt  und 
Form  gleichmäßig  berücksiclitigende  Untersuchung  der  Disposition  aus. 
Wenn  auch  bei  der  starken  Zerrüttung  unseres  Textes  nicht  überall  volle 
Sicherheit  erzielt  werden  konnte,  so  ist  doch  über  die  nicht  immer  von 
Theophrast  erreichten  Ziele  seiner  Komposition  hinreichende  Klarheit  er- 
zielt; auch  sind  im  einzelnen  zur  Textgestaltung  und  zur  Feststellung  der 
Abfassungszeit  des  Werkes  wertvolle  Beiträge  zugegeben  worden. 

Der  Verfasser  der   zweiten   Bearbeitung,    der   das  Motto:    ^rü  ac  kXn 

MH     M^AAü)     NIKAN     TYMNACAMeNÖC     rC    TOYTON   TÖN    XPÖNON    (i<>eAHei^COMAI    hat    daS    VOU 

dem  ersten  Bearbeiter  beiseite  gelassene  neunte  Buch  der  Pflanzengeschichte 
untersucht.  Sein  Hauptaugenmerk  ist  weniger  auf  die  Komposition  als 
auf  den  Nachweis  der  von  Bretzl  in  Abrede  gestellten  Echtheit  gerichtet. 
Obgleich  seine  Ausführungen  manches  Brauchbare  enthalten,  ist  doch  diese 
Bearbeitung  weder  im  Umfang  noch  in  der  Qualität  der  wissenschaftlichen 
Methode  mit  der  des  ersten   Verfassers  zu  vergleichen. 


XVI 


Daher  hat  die  Akademie  kein  Bedenken  getragen,  der  ausgezeichneten 
Arbeit  mit  dem  Motto:  oätton  nicie^em  aeT  kta.  das  Stipendium  der  Char- 
lotten-Stiftung zuzuerkennen,  das  in  dem  Genüsse  der  Jahreszinsen  des 
Stiftungskapitals  von  30000  Mark  auf  die  Dauer  von  acht  Jahren  besteht. 

Die  Eröffnung  des  Umschlages  mit  dem  Motto:  Gätton  nicrev-eiN  AeT 
Ynnui  AXAAiNui  fi  Aörui  acyntAktcüi  ergab  als  Verfasser:  Studienrat  Dr.  phil. 
Otto  Regenbogen  in  Berlin. 

Stipendium  der  Eduard-irerhard^Stiftung . 

Das  Stipendium  der  Eduard-Gerhard-Stiftung  war  in  der  Leibniz-Sitzung 
des  Jahres  1920  für  das  laufende  Jahr  mit  dem  Betrage  von  5000  Mark 
ausgeschrieben.  Die  philosophisch-historische  Klasse  hat  beschlossen,  den 
gesamten  Betrag  Hrn.  Dr.  Gottfried  von  Lücken  fär  seine  Arbeiten  auf 
dem  Gebiete  der  frührotfigurigen  attischen  Wandmalerei  zu  verleihen. 

Für  das  Jahr  1922  wird  das  Stipendium  mit  dem  Betrage  von  2500  Mark 
ausgeschrieben.  Bewerbungen  sind  vor  dem  I.Januar  1922  der  Akademie 
einzureichen. 

Nach   §  4    des   Statuts    der  Stiftung   ist  zur  Bewerbung  erforderlich: 

1.  Nachweis  der  Reichsangehörigkeit  des  Bewerbers; 

2.  Angabe  eines  von  dem  Petenten  beabsichtigten,  durch  Reisen  be- 
dingten archäologischen  Planes,  wobei  der  Kreis  der  archäologischen 
Wissenschaft  in  demselben  Sinne  verstanden  und  anzuwenden  ist, 
wie  dies  bei  dem  von  dem  Testator  begründeten  Archäologischen 
Institut  geschieht.  Die  Angabe  des  Planes  muß  verbunden  sein  mit 
einem  ungefähren,  sowohl  die  Reisegelder  wie  die  weiteren  Aus- 
fiihrungsarbeiten  einschließenden  Kostenanschlag.  Falls  der  Petent 
für  die  Publikation  der  von  ihm  beabsichtigten  Arbeiten  Zuschuß 
erforderlich  erachtet,  so  hat  er  den  voraussichtlichen  Betrag  in  den 
Kostenanschlag  aufzunehmen,  eventuell  nach  ungeföhrem  Überschlag 
dafür  eine  angemessene  Summe  in  denselben  einzustellen. 

Gesuche,  die  auf  die  Modalitäten  und  die  Kosten  der  Veröffentlichung 
der  beabsichtigten  Forschungen  nicht  eingehen,  bleiben  unberücksichtigt. 
Ferner  hat  der  Petent  sich  in  seinem  Gesuch  zu  verpflichten: 

1.  vordem  31.  Dezember  des  auf  das  Jahr  der  Verleihung  folgenden  Jahres 
über  den  Stand  der  betreffenden  Arbeit  sowie  nach  Abschluß  der  Arbeit 
über  deren  Verlauf  und  Ergebnis   an   die  Akademie  zu  berichten; 


XVll 


2.  falls  er  während  des  Genusses  des  Stipendiums  an  einem  der  Pallien- 
tage  (21.  April)  in  Rom  verweilen  sollte,  in  der  öffentlichen  Sitzung 
des  Deutschen  Instituts,  sofern  dies  gewünscht  wird,  einen  auf  sein 
Unternehmen  bezüglichen  Vortrag  zu  halten; 

3.  jede  durch  dieses  Stipendium  geförderte  Publikation  auf  dem  Titel 
zu  bezeichnen  als  herausgegeben  mit  Beihilfe  des  Eduard-Gerhard- 
Stipendiums  der  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften; 

4.  drei  Exemplare  jeder  derartigen  Publikation  der  Akademie  ein- 
zureichen. 

Preis  der  Graf-Loubat-Stißuny. 

Die  Akademie  hat  auf  Vorschlag  ihrer  Kommission  für  die  Graf-Loubat- 
Stiftung  beschlossen,  den  für  dieses  Jahr  ausgeschriebenen  Preis  derselben 
von  3000  Mark  Hrn.  Prof,  Dr.  A.  Eekhof  in  Leiden  für  seine  Werke  »De 
Hervormde  Kerk  in  Noord- Amerika  (1 624  —  1 664) «,  2  Bde.  'S-Gravenhage  1913 
und  »Bastiaen  Jansz.  Krol,  Krankenbezoeker,  Kommies  en  Kommandeur 
von  Nieuw-Nederland  (1595  —  1645)«,  'S-Gravenhage  1910,  zuzuerkennen. 

Paul-Rieß-Stißung. 
In  Ausfahrung  der  Bestimmungen  des  Statuts  der  Paul-Rieß-Stiftung 
hat  die  physikalisch-mathematische  Klasse  auf  Vorschlag  des  Kuratoriums 
beschlossen,  die  diesjährigen  Stiftungserträgnisse  in  Höhe  von  8316  Mark 
an  einen  Chemiker  zu  vergeben,  und  zwar  an  Hm.  Prof.  Dr.  Adolf  Sieverts 
in  Greifswald  für  seine  Arbeiten  über  die  Wechselwirkungen  zwischen 
Metallen  und  Gasen. 

Emil-Fischer- Stiflung. 
•        Nach  dem   Statut   der  Emil-Fischer-Stiftung   hat  das  Kuratorium  der 
Stiftung  mit  Zustimmung  der  physikalisch-mathematischen  Klasse  den  fol- 
genden früheren  Assistenten  Emil  Fischers  nachstehende  Beträge  zur  Fort- 
führung ihrer  wissenschaftlichen  Arbeiten  bewilligt: 

8000  Mark    einmalig   dem   Hm.    Dr.   Max  Bergmann,    zur   Zeit 

Assistent  am  Kaiser -Wilhelm-Institut  für  Faserstoflfchemie, 
8000  Mark  einmalig  Hrn.  Dr.  B.  Helferich,  zur  Zeit  Assistent  am 

1.  Chemischen  Institut  der  Universität  Berlin, 
4000  Mark  einmalig  Hm.  Dr.  Helmuth  Scheibler,  zur  Zeit  Privat- 
dozent am   organisch-chemischen  Laboratorium   der  Technischen 
Hochschule. 


xvni 


Hippokrates-Stiftung. 


Statut  vom  6.  November  1920. 


Ein  Berliner  Kaufmann,  der  ungenannt  bleiben  will,  hat  der  Preußischen 
Akademie  der  Wissenschaften  am  28.  Juli  1920  ein  Kapital  von  150000  Mark 
mit  der  Bestimmung  überwiesen,  das  Kapital  und  seine  etwa  auflaufenden 
Zinsen  zur  Herstellung  der  im  Rahmen  des  Corpus  Medicorum  in  Aussicht 
genommenen  Ausgabe  der  Werke  des  Hippokrates  nach  Anweisung  der 
bei  der  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften  bestehenden  Kommission 
für  das  Corpus  Medicorum  zu  verwenden. 

^'    §1- 

Die  Stiftung,  die  am  6.  November  1920  von  der  Preußischen  Staats- 
regierung genehmigt  worden  ist,  wird  gemäß  den  Bestimmungen  des  Stifters 
von  der  Kommission  der  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften  für 
das  Corpus  Medicorum  verwaltet.  Die  eingezahlte  Summe  wird  unter  dem 
Namen  Hippokrates-Fonds  bei  der  Preußischen  Staatsbank  (Seehandlung) 
hinterlegt.  Zahlungen  daraus  werden  gegen  Quittung  des  Vorsitzenden  jener 
Kommission  oder  in  Vertretung  von  dem  Vorsitzenden  Sekretär  der  Akademie 
erhoben. 

§2. 

Die  Entlastung  wird  alljährlich  in  Verbindung  mit  der  der  Abrechnung 
der  Kommission  für  das  Corpus  Medicorum  von  der  philosophisch-histori- 
schen Klasse  vollzogen.  Der  wissenschaftliche  Bericht  über  die  Vorbereitung 
und  Ausführung  der  Hippokrates- Ausgabe,  die  mit  den  Mitteln  der  Stiftung 
veröffentlicht  werden  soll,  erfolgt  alljährlich  in  der  Friedrichssitzung  inner- 
halb des  allgemeinen  Berichtes  der  genannten  Kommission. 


XIX 


Verzeichnis  der  im  Jahre  1921  erfolgten  besonderen  Geldbewilligungen 
aus  akademischen  Mitteb  zur  Ausführung  wissenschaftlicher  Unter- 
nehmungen. 

Es  wurden  im  Laufe  des  Jahres  1921   bewilligt: 
10800  Mark  für  das  »Tierreich«. 

8740      »      für  das  Deutsche  Wörterbuch. 
19680       »      für  das  Deutsche  Rechtswörterbuch. 
9100       »      fiir  die  Leibniz- Ausgabe. 

8200       »      für  das  Wörterbuch  der  ägyptischen  Sprache. 
11060       "      für  die  Politische  Korrespondenz  Friedrichs  des  Großen. 
7800       »      für  den  Nomenciator  animalium  generum  et  subgenerum. 
28000      »       für  die  Arbeiten  der  Orientalischen  Kommission. 

1800       "      für  die  Deutschen  Geschichtsquellen  des   19.  Jahrhunderts. 
15000       »       dem  ordentlichen  Mitgliede  der  Akademie  Hm.  de  Groot  für 
die  Drucklegung  seines  Werkes:    »Die  Hunnen  der  vorchrist- 
lichen Zeit«. 
1700       »      für  die  deutschen  Geschichtsquellen  des   1 9.  Jahrhunderts. 
1000       »      für  den  Thesaurus  linguae  latinae. 
10000       "       für  den  Nomenciator  animalium  generum  et  subgenerum. 
24000       »      fiir  das   »Tierreich«. 
14000       »      fiir  das   »Pflanzenreich«. 
800       »      für  die  Kant-Ausgabe. 
äOOO      »      für  die  Inscriptiones  Graecae. 
1500       »      für  das  Wörterbuch  der  ägyptischen  Sprache. 
20000       »      für  die  Arbeiten  der  Orientalischen  Kommission. 
7500       »      dem  ordentlichen  Mitgliede  der  Akademie  Hrn.  Burdach  für 

seine  Forschungen  zur  neuhochdeutschen  Schriftsprache. 
.')000       »      für  die  Arbeiten  der  Deutschen  Kommission. 
800       »      dem  Prof.  Dr.  August  Fischer   in  Leipzig   zur  Bearbeitung 
seines  arabischen  Wörterbuchs. 
6000       »      für  die  Herausgabe  der  Werke  Leonhard  Eulers. 
2000       »      dem  Hrn.  Cuno  Hoff me ister  in  Sonneberg  zur  Unterhaltung 
seiner  Privatsternwarte. 


XX 


Verzeichnis  der  im  Jahre  1921  erschienenen  im  AuJFfcrage  und  mit  Unter- 
stützung der  Akademie  bearheiteten  oder  herausgegebenen  Werke. 

Unternehmungen  der  Akademie  und  ihrer  Stißungen. 

Das  Pflanzenreich.    Regni  vegetabilis  conspectus.    Im  Auftrage  der  Preuß. 

Akademie  der  Wissenschaften  hrsg.  von  A.  Engler.  Heft  75-77.  Leipzig 

1921. 
Corpus  inscriptionum   Eltruscarum   a  Carolo  Pauli   conditum   et  B.  Nogara 

adiutore  ab  A.  0.  Danielsson  et  G.  Herbig  continuatum.    Suppl.  Fase.  1 . 

Lipsiae  1919-21. 
Politische  Korrespondenz  Friedrichs  des  Großen.  Bd.  38  nebst  Ergbd.  Berlin 

1920. 
Wilhelm  von  Humboldts  Gesammelte  Schriften.     Hrsg.  von  der  Preußischen 

Akademie  der  Wissenschaften.     Bd.  13.     Berlin  1920. 
Ibn  Saad.     Biographien  Muhammeds,    seiner  Gefährten   und  der  späteren 

Träger  des  Islams  bis  zum  Jahre  230  der  Flucht.     Im  Auftrage  der 

Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften  hrsg.  von  Eduard  Sachau. 

Bd.  9,  Th.  1.     Leiden  1921. 
Deutsche  Texte  des  Mittelalters  hrsg.  von  der  Preußischen  Akademie  der 

Wissenschaften.     Bd.  27.     1920. 
Thesaurus  linguae  Latinae  editus  auctoritate  et  consilio  Academiarum  quinque 

Germanicarum  Berolinensis  Gottingensis  Lipsiensis  Monacensis  Vindo- 

bonensis.    Vol.  6,  Fase.  4-5.     1920-21. 
Enzyklopädie  der  mathematischen  Wissenschaften.     Hrsg.  im  Auftrage  der 

Akademien    der    Wissenschaften    zu    Berlin,    Göttingen,    Heidelberg, 

Leipzig,  München  und  W^ien.     Bd.  2,  T.  1,  H.  4,  7-9.     Bd.  2,  T.  2, 

H.  4-5.  Bd.  2,  T.  3,  H.  1-5.  Bd.  3,  T.  1,  H.  1-7.  Bd.  3,  T.  2,  H.  1-6. 

Bd.  3,  T.  B,  H.  4,  5.    Bd.  4,  T.  1,  1  H.  1-4.    Bd.  4,  T.  1,  2,  H.  1-3. 

Bd.  4,  T.  2,  1,  H.  1-4.    Bd.  4,  T.  2,  2,  H.  1-6.    Bd.  5,  T.  1,  H.  1-6. 

Bd.  5,  T.  2,  H.  1-4.  Bd.  5,  T.  3,  H.1-3.  Bd.  H,  T.  lA,  H.  1-3.  Bd.  6, 

T.  IB,  H.  1  -4.    Bd.  7,  T.  2,  H.  1-7.    Leipzig  1899-1920. 

von  Miloszewkysches  Legat. 

Wentscher,  Else.     Geschichte  des  Kausalproblems  in  der  neueren  Philo- 
sophie.    Leipzig  1921. 


XXI 

Eduard-Gerhard-Stiflung. 
Weege,  Fritz.     Etruskische  Malerei.     Halle  (Saale)  1921. 

Graf-Lovbat-Stiflung. 
Eekhof,  A.    De  Hervorrade  Kerk  in  Noord-Amerika.    Deel  1.  2.   's-Graven- 

hage  1913. 
.    Bastiaen  Jansz.     's-Gravenhage  1910. 

Albert-Samson-Süflung. 
Müller,  Fritz.    Werke,  Briefe  und  Leben.    Gesammelt  u.  hrsg.  von  Alfred 
Möller.    Bd.  2.    Jena  1921. 

Hermann-und-Elise-geb.-Heckmann  -  Wentzel-Stiflung . 

Beiträge  zur  Flora  von  Mikronesien.  Zusammengestellt  von  L.  Di  eis.  Serie  II. 
Leipzig  1921. 

Beiträge  zur  Flora  von  Papuasien.  Hrsg.  von  C.  Lauterbach.  Serie  VII. 
Leipzig  1921. 

Laas,  Walter.  Die  photographische  Messung  der  Meereswellen.  Berlin  1921. 

Die  altpolnischen  Predigten  aus  Heiligenkreuz.  Hrsg.  von  Paul  Diels. 
Berlin  1921. 

Texte  und  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  altchristlichen  Literatur.  Ar- 
chiv ftir  die  von  der  Kirchenväter-Commission  der  Preußischen  Aka- 
demie der  Wissenschaften  unternommene  Ausgabe  der  älteren  christlichen 
Schriftsteller.    Reihe  3.    Bd.  15,  Leipzig  1921. 

Humboldt-Stiflung . 
Hellmann,  Gustav.     Klima-Atlas  von  Deutschland,    o.  O.  1921. 

Von  der  Akademie  unterstützte  Werke. 
Leonhardi   Euleri    opera    omnia.     Sub    auspiciis   Societatis   Scientiarum 

naturalium   Helveticae   edenda   cur.    F.  Rudio,    A.  Krazer,   P.  Stäckel. 

Ser.  I,  VoL  2.  3.  6.  13.  17.  18.     Lipsiae  et  Berolini  1914-20. 
Feine,  Hans  Erich.    Die  Besetzung  der  Reichsbistümer  vom  Westfälischen 

Frieden  bis  zur  Säkularisation.     Stuttgart  1921. 
de  Groot,  Johann  Jakob  Maria.     Die  Hunnen  der  vorcli ristlichen  Zeit. 

T.  1.     Berlin   und   Leipzig  1921. 


XXI] 


Haarmann,    Erich.     Über   Stauung    und   Zerrung    durch    einmalige   imd 

wiederholte  Störungen.     Berlin  1920.     Sonderabdr. 
Kögel,  R.     Die  Palimpsestphotographie.     Halle  a.  S.  1920. 
Libanii  opera  rec.  Richardus  Förster.    Vol.  10.     Lipsiae  1921.     (Biblio- 

theca  Script.  Graec.  et  Roman.     Teubneriana.) 
Naef,  Adolf.     Die  Cephalopoden.    T.  1,  Lief.  1.     Berlin  1921.     (Fauna  u. 

Flora   des  Golfes   von  Neapel  hrsg.  von  der  Zoologischen  Station  zu 

Neapel.    35.) 
Schneider,  Hermann.     Uhlands  Gedichte  und  das  deutsche  Mittelalter. 

Berlin  1920. 
Taschenberg,  0.    Bibliotheca  zoologica  IL    Verzeichnis  der  Schriften  über 

Zoologie,   welche   in    den    periodischen    Werken    enthalten    und    vom 

Jahre  1861-1880  selbständig  erschienen  sind.     Lief.  21-24.     Leipzig 

1921. 


Veränderungen  im  Personalstande  der  Akademie  im  Laufe 

des  Jahres  1921. 

Es  wurden  gewählt: 

zum  ordentlichen  Mitglied  der  physikalisch-mathematischen  Klasse: 
Hr.  Issai  Schur,   bestätigt  durch  Erlaß  der  preußischen  Regierung  vom 
31.  Dezember  1921, 

zum   ordentlichen  Mitglied    der    philosophisch-historischeu   Klasse: 
Hr.  Ulrich  Wilcken,   bestätigt   durch  Erlaß  der  preußischen  Regierung 
vom  7.  Januar  1921; 

zu  korrespondierenden  Mitgliedern  der  physikalisch-mathematischen 
Klasse : 

Hr.  Carl  Duisberg  in  Leverkusen  1 

ivr     *•     tr      j  •     rr        X.  ^  am  23.  Juni  1921, 

>•     Martin  Knudsen  m  Kopenhagen     j 

»     Richard  Wettstein  von  Wettersheimin Wien 

»     Friedrich  Oltmanns  in  Freiburg  1.  B. 

»     Johan  Nordal  Fii^cher  Wille  in  Christiania 

zum    korrespondierenden     Mitglied    der    philosophisch-historischen 
Klasse : 
Hr.  Rudolf  Wackernagel  in  Basel  am   9,  Juni  1921. 


am  8.  Dezember  1921; 


XXI II 

Gestorben  sind: 
die  ordentlichen  Mitglieder  der  physikalisch-mathematischen  Klasse: 
Hr.  Wilhelm  von  Waldeyer-Hartz  am  23.  Januar  1921, 
.     Franz  Eilhard  Schulze  am  29.  Oktober  1921, 
»     Hermann  Amaudus  Schwarz  am  30.  November  1921; 

die   ordentlichen   Mitglieder  der  philosophisch-historischen  Klasse: 
Hr.  Benno  Erdmann  am  7.  Januar  1921, 
»     Heinrich  Morf  am  23.  Januar  1921, 
'     Michael  Tangl  am  7.  September  1921, 
»     Johann  Jakob  Maria  de  Groot  am   24.  September  1921; 
das  Ehrenmitglied  der  Akademie: 
Hr.  Konrad  von  Studt  in  Berlin  am  29.  Oktober  1921; 

die  korrespondierenden  Mitglieder  der  physikalisch-mathematischen 
Klasse : 
Hr.  Alfred  Gabriel  Nathorst  in  Stockholm  am  20.  Januar  1921, 
»     Oswald  Schmiedeberg  in  Baden-Baden  am   12.  Juli  1921, 
»     Julius  Edler  von  Hann  in  Wien  am  4.  Oktober  1921, 
»     Max  Noether  in  Erlangen  am   13.  Dezember  1921, 
»     Leo  Koenigsberger  in  Heidelberg  am   15.  Dezember  1921, 
»     Gabriel  Lippmann  in  Paris; 

die    korrespondierenden    Mitglieder    der    philosophisch-historischen 
Klasse : 
Hr.  Ignaz  Goldziher  in  Budapest  am   13.  November  1921, 
»     Ludwig  Mitteis  in  Leipzig  am  27.  Dezember  1921. 

Beamte  der  Akademie. 
Hr.  Prof.  Dr.  Hermann  Dessau  trat  am  1.  Oktober  1921  in  den  Ruhestand. 
»    Dr.  Hugo  Gaebler  wurde  am  31.  Januar  1921  zum  wissenschaftlichen 
Beamten  ernannt. 


XXIV 


Verzeichnis  der  Mitglieder  der  Akademie  am  Schlüsse  des  Jahres  1921 

nebst  den  Verzeichnissen  der  Inhaber  der  Bradley-,  der  Helmholtz-  und  der  Leibniz- 
Medaille  und  der  Beamten  der  Akademie,  sowie  der  Kommissionen,  Stiftungs-Kura- 
torien usw. 


1.    Beständige  Sekretare 

Gewählt  Ton  der  Datum  der  Best&tigung 

Ex.Roethe      ...     •     •     -     •     phil.- bist.  Klasse 1911    Aug.   29 

-  Planck .     phys.-math.    -       ......  1912    Juni    19 

-  Rvbner     .     .     .     .     .     .     .     phys.-math.    -        1919    Mai     10 

-  iMders     .......     phil.-hist.       -       1920    Aug.   10 


2.    Ordentliche  Mitglieder 

Physikalisch-mathematische  Klasse  Philosophisch-historische  Klasse  l-»atui]i  der  Bestätigung 


Hr.  Hermann  Diek  .     ....    ,.,.  1881  Aug.   15 

-  Otto  Hirschfeld  .     .     !     .     .  1885  März    9 

-  Eduard  Sachau 1887  Jan.    24 

Hr.  Adolf  Engler 1890  Jan.    29 

-  Adolf  von  Hamack      ...  1890  Febr.  10 

-  Oscar  Hertung 1893  April  17 

-  Max  Planck 1894  Juni    1 1 

-  Carl  Stumpf 1895  Febr.  18 

^  -     Adolf  Erman      .....  1895  Febr.  18 

-  Emil  Warbnrg   .     ':.-'.'.' .  1895  Aug.    13 

Ulrich  von  WHamotoitz- 

Moellendorff 1899  Aug.      2 

-  Heinrich  Müller -Breslau 1901  Jan.     14 

-  Konrad  Burdach      ....  1902  Mai      9 

-  Friedrich  Schottky 1903  Jan.      5 

-  Gustav  Roethe 1903  Jan.     5 ' 

-  Dietrich  Schäfer 1903  Aug.     4 

-  Eduard  Meyer 1903  Aug.     4 

-  Wahehn  Schulze      ....  1903  Nov.  16 

-  Alois  Brand! 1904  April    3 


XXV 

PhysikalUeh-mathemaHBche  Klasse  Philosophisch-historische  Klasse  Datum  der  Bestfttiguug 

Hr.  Hermann  Zimmermann 1904     Aug.  29 

-  Walter  Kernst 1905    Nov.  24 

-  Max  Rubner 1906    Dez.  2 

-  Johannes  Orth 1906    Dez.  2 

-  Albrecht  Penck 1906    Dez.  2 

Hr.  Friedrich  Müller      ....  1906    Dez.  24 

-  Heinrich  Rubens 1907  Aug.  8 

-  Theodor  Liebisch 1908  Aug.  3 

-  Eduard  Seier 1908  Aug.  24 

-  Heinrich   Lüders      ....  1909  Aug.  5 

-  Gottlieb  Haberlandt 1911  Juli  3 

-  Gusiao  Hellmann .  1911  Dez.  2 

-  Emil  Seckel 1912  Jan.  4 

-  Eduard  Norden 1912  Juni  14 

-  Karl  Schuchhardt    ....  1912  JuU  9 

-  Ernst  Beckwann 1912  Dez.  11 

-  Albert  Einstein        1913  Nov.  12 

-  Otto  Htntze 1914  Febr.  16 

-  Max  Serinff 1914  März  2 

-  Adolf  Goldschmidt       .     .     .  1914  März  2 

-  Fritz  Habe,- .     .     '. 1914  Dez.  16 

.     Karl  Holl 1915  Jan.  12 

-  Friedrich  Meinecke  .     .     .     .  1915  Febr.  15 

-  Karl  Vorrens 1915  März  22 

-  Hans  Dragendorf  ....  1916  April  3 

-  Paul  Kehr 1918  März  4 

-  Ulrich  Stutz 1918  März  4 

-  Ernst  Hm/mann       ....  1918  März  4 

-  Karl  Heider ". 1918  Aug.  1 

-  Erhard  Schmidt 1918  Aug.  1 

-  Gustav  Malier 1918  Aug.  1 

-  Rudolf  Fick 1918  Aug.  1 

-  WÜly  Kükentlval 1919  AprU  12 

-  Josef  Pompeck) 1920  Febr.  18 

-  Max  von  Laue 1920  Aug.  14 

-  i'lrich  Wilcken   .!     ...  1921  Jan.  7 

-  Issai  Schur 1921  Dez.  31 


XXVI 

3.  Auswärtige  Mitglieder 

PhyBikalisch-matheina tische  Klasse  Philosophisch-historische  Klasse  Üatum  der  Bestitigung 

Hr.  r/teoctorA'öW^A:«  in  Karlsruhe  1900  März  5 

-  Vairoslav  von  JagU  in  Wien  1908  Sept,  25 

-  PanagiolisKabbadias  in  Athen  1908  Sept.  25 

-  Hugo  Sühuchardt  in  Graz    .  1912  Sept.  15 
Hr.  Wilhelm  Conrad  Röntgen  in 

München 1920  Dez.  22 


4.    Ehrenmitglieder 

Hr.  Max  Lehmann  in  Göttingen 

-  Max  Lenz  in  Hamburg 

Wilhelm  Branca  in  München 

Hugo  Graf  von  und  zu  Lerchenfeld  in  Köfering  bei  Regensburg 
Hr.  Richard  Schöne  in  Berlin 

-  Andreas  Heusler  in  Basel 

Bernhard  Fürst  von  Bülow  in  Klein-Flottbek  bei  Hamburg  .     . 
Hr.  Heinrich  Wölfflin  in  München 

-  August  von  Trott  zu  Solz  in  Kassel 

-  Rudolf  von  Valentini  in  Hameln 

-  Friedrich  Schmidt  in  Berlin 

-  Richard  Willstätter  in  München 

Konstantin  Caratheodory  in  Athen 


Datum  der  Bestltigunj;; 

1887 

Jan. 

24 

1896 

Dez. 

14 

1899 

Dez. 

18 

1900 

März 

5 

1900 

März 

5 

1907 

Aug. 

8 

1910 

Jan. 

31 

1910 

Dez. 

14 

1914 

März 

2 

1914 

März 

2 

1914 

März 

2 

1914 

Dez. 

16 

1919 

Febr. 

10 

XXVIl 


5.    Korrespondierende  Mitglieder 

Physikalisch-mathematische    Klasse  Datum  der W»hl 

Kcal  Frhr.  Auer  von  Welsbach  auf  Schloß  Welsbach  (Kärnten)  .     .  1913  Mai  22 

Hr.  Friedrich  Becke  in  Wien 1920  Dez.  9 

-  Alfred  Bergeat  in  Kiel 1920  Dez.  9 

-  Oskcer  Brefeld  m  Eevlm 1899  Jan.  19 

-  Hugo  Bncking  in  Heidelberg 1920  Jan.  8 

Gincomo  Ciamician  in  Bologna 1909  Okt.  28 

-  Theodor  Curtim  in  Heidelberg 1919  Juni  26 

William  Morris  Dach  in  Cambridge,  Mass 1910  Juli  28 

-  Feter  Del/ye  in  Zürich .  1920  März  11 

-  Carl  Duisberg  in  Leverkusen 1921  Juni  21 

Viktor  Ebner  Ritter  von  Rofenstein  in  Wien 1920  Juli  15 

-  Ernst  Elllers  in  Göttingen 1897  Jan.  21 

-  Karl  Engler  in  Karlsruhe  .     .  ' 1919  Juni  26 

Sir  Archibald  Geikie  in  Haslemere,  Surrey 1889  Febr.  21 

Hr.   Karl  von  Goebel  in  München 1913  Jan.  16 

-  Alexander  Goette  in  Heidelberg 1920  Dez.  9 

-  Camülo  Golgi  in  Pavia 1911  Dez.  21 

-  Karl  Graebe  in  Frankfurt  a.  M 1907  Juni  13 

-  Ludwig  von  Ginff  in  Graz 1900  Febr.  8 

-  Sven  IJedin  in  Stockholm 1918  Nov.  28 

-  Viktor  Hensen  in  Kiel 1898  Febr.  24 

-  Riclutrd  von  HertvAg  in  München 1898  April  28 

-  David  Hilbert  in  Göttingen 1913  Juli  10 

-  Hugo  Hildebrand  Hildebrandsson  in  Uppsala 1917Mai  3 

-  Emanuel  Kayser  in  München 1917  Juli  19 

-  Feüx  Klein  in  Göttingen 1913  Juli  10 

-  Martin  Kmtdsen  in  Kopenhagen 1921  Juni  23 

-  Wilhelm  Kömer  in  Mailand 1909  Jan.  7 

-  Eugen  Korschelt  in  Marburg 1920  Dez.  9 

-  Friedrich  Küstner  in  Bonn 1910  Okt.  27 

-  Philipp  Lenard  in  Heidelberg 1909  Jan.  21 

-  Karl  von  Linde  in  München 1916  Juli  6 

-  Hendrik  Antoon  Lorentz  in  Haarlem 1905  Mai  4 

Felix  Marchand  in  Leipzig 1910  Juli  28 

-  Franz  Mertens  in  Wien 1900  Febr.  22 

-  Hans  Horst  Meyer  in   Wien 1920  Okt.  28 

-  Karl  Neumann  in  Leipzig 1893  Mai  4 

-  Friedritth  Oltmanns  in  Freiburg  i.  B 1921  Dez.  8 

d* 


xxvni 

Datum  der  Wahl 

Hr.   Wilhelm  Ostwald  iu  Groß-Bothen,  Sachsen 1905  Jan.    12 

-  Georg  Quincke  in  Heidelberg 1879  März  13 

-  Ludwig  Radlkofer  in  München 1900  Febr.    8 

-  Tlieodore  William  Richards  in  Cambridge,  Mass 1909  Okt.    28 

-  WUhelm  Roux  in  Halle  a.  S 1916  Dez.    14 

Georg  Ossian  Sars  in  Christi  ania 1898  Febr.  24 

-  Otto  Schott  in  Jena 1916  Juli       6 

-  Hugo  von  Seeliger  in  München 1906  Jan.     11 

-  Emest  Solvay  in  Brüssel 1913  Mai     22 

-  Arnold  Sommerfeld  in  München 1920  März  11 

Gustav  Tammann  in  Göttingen 1919  Juni    26 

Sir  Joseph  John  Thomson  in  Cambridge 1910  Juli     28 

Hr.  Gustav  Edler  von  Tschermak  in  Wien 1881  März     3 

-  Hugo  de  Vries  in  Lunteren 1913  Jan.    16 

-  Jolmnnes  Diderik  van  der  Waals  in  Amsterdam 1900  Febr.  22 

-  Otto  Wallach  in  Göttingen 1907  Juni    13 

-  Eugenius  Warming  in  Kopenhagen 1899  Jan.     19 

-  Richard  Wettstein  von  Wettersheim  in  Wien 1921  Dez.      8 

-  Emil  Wiechert  in  Göttingen 1912  Febr.    8 

-  Wilhelm  Wien  in  München 1910  Juli     14 

-  Jolmn  Nor  dal  Fischer  Wille  in  Chris  tiania 1921  Dez.      8 

-  Edmund  B.  Wilson  in  New  York 1913  Febr.  20 


Philosophisch-historische  Klasse  Datum  der  Wahl 

Hr.  Karl  von  Amira  in  München 1900  Jan.    18 

-  Klemens  Baeumker  in  München 1915  Juli      8 

-  Willy  Bang-Kaup  in  Berlin 1919  Febr.  13 

-  Friedrich  von  Bezold  in  Bonn 1907  Febr.  14 

■  Joseph  Bidez  in  Gent 1914  Juli       9 

-  Franz  Boas  in  New  York 1920  Juli     15 

-  James  Henry  Breasted  in  Chicago 1907  Juni    13 

-  Harry  Breßlau  in  Heidelberg 1912  Mai       9 

-  Rene  Cagnat  in  Paris 1904  Nov.     3 

-  Arthur  Chuquet  in  Villemomble  (Seine) 1907  Febr.  14 

-  Franz  Cumont  in  Rom 1911  April  27 

-  Georg  Dehio  in  Tübingen 1920  Okt.    28 

-  Loui^  Duchesne  in  Rom 1893  Juli     20 

-  Franz  Ehrle  in  Rom 1913  Juli     24 

-  Paul  Foucart  in  Paris 1884  Juli     17 


XXIX 

Datum  dfr  Wahl 

Sir  James  George  Frazer  in  Cambridge ...1911  April  27 

Hr.  Wilhelm  Fröhner  in  Paris 1910  Juni    23 

-  Percy  Gardner  in  Oxford 1908  Okt.    29 

-  Francis  Llewellyn  Grijßth  in  Oxford      .• 1900  Jan.     18 

-  Ignazio  Guidi  in  Rom 1904  Dez.    15 

-  Georgias  N.  Hatzidakis  in  Athen 1900  Jan.     18 

Bemard  Haussoullier  in  Paris 1907  Mai       2 

-  Johan  Ludvig  Heiberg  in  Kopenhagen  .     .     .- 1896  März  12 

-  Anioine  Heron  de  VUlefosse  in  Paris 1893  Febr.    2 

Gerardtis  Heymans  in  Groningen 1920  Juli     15 

-  Harald  Hjärne  in  üppsala 1909  Febr.  25 

-  Maurice  HoUeaux  in  Versailles 1909  Febr.  25 

-  CItristian  Hülsen  in  Heidelberg 1907  Mai       2 

-  Hermann  Jacobi  in  Bonn 1911  Febr.    9 

-  Adolf  Jülicher  in  Marburg 1906  Nov.     1 

Sir  Frederic  George  Kenyon  in  London 1900  Jan.     18 

Hr.  Georg  Friedrich  Knapp  in  Darmstadt 1893  Dez.    14 

-  Axel  Kock  in  Lund 1917  Juli     19 

-  Karl  von  Kraus  in  München   .    ".          1917  Juli     19 

-  Basil  Latyschew  in  St.  Petersburg 1891  Juni      4 

-  Friedrich  Loofs  in  Halle  a.  S. 1904  Nov.     3 

Giacomo  Lumbroso  in  Rom 1874  Nov.   12 

-  Arnold  Luschin  Ebengreuth  in  Graz 1904  Juli     21 

-  WWielm  Meyer-Labke  in  Bonn     .     ." 1905  Juli        6 

-  .Georg  Elias  Müller  in  Göttingen 1914  Febr.  19 

-  Karl  von  Müller  in  Tübingen 1917  Febr.    1 

-  Samuel  Muller  Frederikzoon  in  Utrecht 1914  Juli     23 

-  Franz  Praetorius  in  Breslau 1910  Dez.      8 

-  Pio  Rajna  in  Florenz 1909  März  11 

-  Moriz  Ritte}-  in  Bonn 1907  Febr.  14 

-  Karl  Robert  in  Halle  a.  S 1907  Mai       2 

-  Michael  Rostowzew  in  St.  Petersburg 1914  Juni    18 

-  Edward  Schröder  in  Göttingen 1912  Juli      11 

-  Eduard  Schwartz  in  München 1907  Mai       2 

-  Kurt  Seilte  in  Göttingen 1920  Juli     15 

-  Bernftard  Seuffert  in  Graz 1914  Juni    18 

-  Eduard  Sievers  in  Leipzig 1900  Jan.    18 

Sir   Edward  Maunde  Thompson  in  London 1895  Mai       2 

Hr.  Vilhelm   Thomsen  in  Kopenhagen 1900  Jan.    18 

-  Ernst  Troeltsch  in  Berlin 1912  Nov.  21 

-  Patd  Vinogradoff  xn  Oxford 1911  Juni    22 


XXX 


Catonl  der  Wabl 


Hr.  Girokmo  ViteUi  in  Florenz 1807  Juli     15 

-  Jakob   Wackernagerm  BsiSel 1911  Jan.    19 

-  Rudolf  Wackernagel  in  Basel 1921  Juni      9 

-  Adolf  Wilhelm  in  yfi&n 1911  Aprü  27 


Inhaber  der  Bradley-Medaille 

Hr.  Friedrich  Küstner  in  Bonn  (1918) 

Inhaber  der  Hehnholtz-Medaille 

Hr.  Santiago  Ramön  Cajal  in  Madrid  (1905) 

-  Max  Planck  in  Berlin  (1915) 

-  Richard  von  Herlwig  in  München  (1917) 

-  Wilhelm  Conrad  Röntgen  in  München  (1919) 

Verstorbene  Inhaber 

EmU  du  Bois-Reymond  (Berlin.  1892,  f  1896) 

Karl  Weierstraß  (Berlin,   1892,  f  1897) 

Robert  Bunsen  (Heidelberg,  1892.  f  1899) 

Lord  Kelvin  (Netherhall,  Largs,  1892,  f  1907) 

Rudolf  Virchow  (Berlin,  1899,  f  1902) 

Sir  George  Gabriel  Stokes  (Cambridge.  1901,  f  190:5i 

Henri  Becquerel  (Paris,   1907,  f  1908) 

Emü  Fischer  (Berlin,  1909,  f  1919) 

Jakob  Heinrich  mnt  Hoff  (Berlin,  1911.  f  1911) 

Simon  Schtvendener  (Berlin,  1913,  -l  1919) 

Inhaber  der  Leibniz-Medaille 

a.     Der  Medaille  in  Gold 

Hr.  James  Simon  in  Berlin  (1907) 

-  Emest  Solvay  in  Brüssel  (1909) 

Joseph  Florimond  Duc  de  Loubat  in  Paris  (1910) 

Hr.  Hans  Meyer  in  Leipzig  (1911) 

Frl.  Elise.  Koenigs  in  Berlin  (1912) 

Hr.  Georg  Schweinfurth  in  Berlin  (1913) 

-  Leopold  Koppel  in  Berlin  (1917) 

-  Rudolf  Havenstein  in  Berlin  (1918) 

-  Heinrich  Schnee  in  Berlin  (1919) 


XXXI 


Verstorbene  Inhaber  der  Medaille  in  Gold 

Henry  T.  von  Böttinger  (Elberfeld,  1909,  t  1920) 
Otto  von  Schjerning  (Berlin,  1916,  -{-  1920) 

b.     Der  Medaille  in  Silber 
Hr.  Adolf  Friedrich  Lindemann  in  Sidmouth,  England  (1907) 

-  Johannes  Balte  in  Berlin  (1910) 

-  Albert  von  Le  Coq  in  Berlin  (1910) 

-  Johannes  llberg  in  Leipzig  (1910) 

-  Max  Wellmann  in  Potsdam  (1910) 

-  Robert  Koldewey  in  Berlin  (1910) 
Gerhard  Hessenberg  in  Tübingen  (1910) 
Werner  Janensch  in  Berlin  (1911) 

-  Hans  Osten  in  Leipzig  (1911) 

-  Robert  Davidsohn  in  München  (1912) 

-  N.  de  Garis  Davies  in  Kairo  (1912) 

-  Edwin  Hennig  in  Tübingen  (1912) 

-  Hugo  Rabe  in  Hannover  (1912) 

-  Josef  Emanuel  Hibsch  in  Tetschen  (1913) 

-  Karl  Richter  in  Berlin  (1913) 

-  Hans  Witte  in  Neustrelitz  (1913) 

-  Georg  Wolff  in  Frankfurt  a.  M.  (1913) 
Walter  Andrae  in  Assur  (1914) 

-  Ervoin  Schramm  in  Dresden  (1914) 

-  Richard  Irvine  Best  in  Dublin  (1914) 

-  Otto  Baschin  in  Berlin  (1915) 

-  Albert  Fleck  in  Berlin  (1915) 

-  JtUius  Hirschberg  in  Berlin  (1915) 

-  Hitgo  Magnus  in  Berlin  (1915) 

-  E.  Pebes  in  Leipzig  (1919) 

-  ('.  Dorne  in  Davos  (1919) 

-  Johannes  Kirchner  in  Berlin  (1919) 

-  Edmund  von  IJppmann  in  Halle  a.  S.  (1919) 
Freiherr  von  Schrötter  in  Berlin  (1919) 

Hr.  Otto  Wo^  in  BerUn  (1919) 

Verstorbene  Inhaber  der  Medaille  in  Silber 

Karl  Alexander  cou  Martim  (Berlin.   1907,  f  1920) 
Karl  Zeumer  (Berlin,  1010,  t  1914) 
Georg  Wenker  (Marburg,  1911,  f  1911) 


XXXII 

Beamte  der  Akademie 

Bibliothekar  und  Archivar  der  Akademie:    Dr.  St/iamer,  Prof. 

Archivar  und  Bibliothekar  der  Deutschen  Kommission:  Dr.  Behrend,  Prof. 

Wissenschaftliche  Beamte:  Dr.  Dessau,  Prof.  (im  Ruhestand).  —  Dr.  Harms,  Prof.  — 

Dr.  Karl  Schmidt,  Prof.  —  Dr.  Frhr.  Hiller  von  Gaertringen,  Prof.  —  Dr.  Ritter, 

Prof.  —  Dr.  Apstein,  Prof.  —  Dr.  Paetsch,  Prof.  —  Dr.  Kuhlgatz,  Prof.  —  Dr. 

Gaebler.  —    

Wissenschaftliche    Hilfsarbeiter:    Dr.  Frhr.    ooa  Künßberg,   Prof.  (Heidelberg).   — 

Dr.  (Irapow.  —  Dr.  HochMetter.   —  Dr.  Siegling.  —    

Registrator  und  Kalkulator:   Grünheid. 

Kanzleiassistent:  (fehlt  z.  Zt.). 

Hilfsarbeiterin  in  der  Bibliothek:    Fräulein  Koch. 

Hilfsarbeiterin  im  Bureau:   (fehlt  z.  Zt.). 

Hilfsarbeiterinnen  im  Bureau  des   »Tierreich«:  Fräulein  Lvilier.   —  Fräulein   Born. 

Kastellan:  Janisch. 

Akademiegehilfen:  Hennig.  —  Siedmann  (z.  Zt.  beurlaubt). 

Hilfsdiener:  Glaeser. 


XXXIII 

Verzeichnis  der  Kommissionen,  Stiftungs-Kuratorien  usw. 
Kommissionen  für  wissenschaftliche  Unternehmungen  der  Akademie. 

Acta  Borüssica. 
Hintze  (geschäflsfiihrendes  Mitglied).     Meinecke.     Kehr. 

Ägyptologische  Kommission. 
Ermaii.     Meyer.     Scliuize.     Sethe  (Göttingen). 
Außerakad,  Mitglieder:    .Junker  (Wien).     H.  Schäfer  (Berlin).     Spiegelberg 

(Heidelberg). 

I 

Griechisch-römische  Altertumskunde. 
Wilcken  (Vorsitzender).       Diels.       von  Wilamowitz-Moellendorfl'.       Meyer. 
Schulze.     Norden.     Dragendorff. 

Corpus  inscriptionum  Etruscarum:  Schulze. 
(lorpus  inscriptionum  Latinarum:  Wilcken. 
Fronto-Ausgabe:  Norden. 
Griechische  Münzwerke:  Dragendorff'. 
Inscriptiones  Graecae:  von  Wilamowitz-Moellendorft". 
Prosopographia  imperii  Romani  saec.  I — III:   Wilcken. 
Strabo- Ausgabe:   von  Wilamowitz-Moellendorff". 

Corpus  medicorum  Graecorum. 
Diel.s.     Sachau.     von  Wilamowitz-Moellendorff. 

Deutsche  Gescbichtsquellen  des  19.  Jahrhunderts. 
Meinecke.     Roethe.     Schäfer.     Hintze.     Sering.     Holl.     Kehr. 

Deutsche  Kommission. 
Roethe  (geschäftsfuhrendes  Mitglied).     Diels.     Burdach.     Schulze.     Hintze. 

Kehr.     Schröder  (Göttingen).     Seuffert  (Graz). 
Außerakad.  Mitglied:   Wrede  (Marburg). 

Dilthey-Kommission. 
Stumpf  (geschäft«tührendes  Mitglied).     Burdach.     Roethe.     Seckel. 


XXXIV 

Geschichte  des  Fixsternhimmels. 

(t.  Müller  (geschäftsfuhrendes  Mitglied) 

Außerakad.  Mitglied:    Cohn  (Berlin). 

Politische  Korrespondenz  Friedrichs  des  Großen. 
Hintze  (geschäftsfuhrendes  Mitglied).     Meinecke.     Kehr. 

Herausgabe  der  Werke  Wilhelm  von  Humboldts. 
Burdach  (geschäftsführendes  Mitglied),     von  Wilamowitz-Moellendorflf. 
Mein  ecke. 

Herausgabe  des  Ihn  Saad. 
Sachau  (geschäftsfährendes  Mitglied).     Erraan.     Schulze.     F.  W.  K.  Müller. 

Kant -Ausgabe. 
Stumpf  (Vorsitzender).     Roethe.     Meinecke. 
Außerakad.  Mitglied:    Menzer  (Halle). 

Ausgabe  der  griechischen  Kirchenväter, 
von  Harnack  (geschäftsfuhrendes  Mitglied),     von  Wilamowitz-MoellendorflF. 
Hüll.     Norden.     Loofs  (Halle).     Jülicher  (Marburg). 

Leibniz -Ausgabe. 
Stumpf  (geschäftsführendes  Mitglied).     Planck,     von  Harnack.     Roethe. 
Kehr.     Schmidt. 

Oskar-Mann-Nachlaß-Kommission. 
Sachau.     F.  W.  K.  Müller.     Schulze.     Lüders.     von  Harnack. 

Nomenelator  animalium  generum  et  subgenerum. 
Kükenthal  (geschäftsführendes  Mitglied).     Heider. 

Orientalische  Kommission. 
Meyer  (geschäftsfuhrendes  Mitglied).     Sachau.     Elrman.     Schulze. 

F.W.  K.  Müller.    Lüders. 
Außerakad.  Mitglied:    Delitzsch  (Berlin). 


XXXV 


„Pflanzenreich". 
Engler  (geschäftstiihrendes  Mitglied).     Correns. 

„Tierreich". 
Kükentlial  (gescliäf'tsfiihrendes  Mitglied).     Heider. 

Herausgabe  der  Werke  von  Weierstraß. 
Planck  (geschätisfülirendes  Mitglied).     Schmidt. 

Wörterbuch  der  deutsehen  Rechtssprache. 
Roethe  (geschäftsfuhrendes  Mitglied).  Stutz.  Heymann. 
Außerakad.  Mitglieder:    Frensdorff  (Göttingen).      Huber  (Bern).     Frhr.  von 

Künßberg  (Heidelberg).     Frhr.  von  Schwerin  (Freiburg).     Frhr.  von 

Schwind  (Wien). 


Wissensc/iaf  (liehe  Unternehraunyen,  die  mit  der  Akademie  in  Verbindung  stehen. 

Corpus  scriptorum  de  musiea. 
Yertreter  in   der  General-Konmiission:   Stumpf. 

Luther-Ausgabe. 
Vertreter  in  der  Kommission:   von  Hamack.     Burdach. 

Monumenta  Germaniae  historica. 
Von  der  Akademie  gewählt«  Mitglieder  der  Zentral-Direktion :  Schäfer.  Hintze. 

Thesaurus  der  japanischen  Sprache. 
Sachau.     Schulze.     F.  W.  K.  Müller. 

Sammlung  deutscher  Volkslieder. 
Vertreter  in  der  Kommission:   Roethe. 

Wörterbuch  der  ägyptischen  Sprache. 
Vertreter  in  der  Kommission:   Erman. 


XXXVI 

Reiehszentralstelle  der  naturwissenschaftliehen  Berichterstattung. 
Planck  (Vorsitzender).     Schmidt.     Rubens.     Haber.     Liebiscli.     Hellniann. 
G.  Müller. 

Kommission  für  öffentliche  Vorträge. 
Roethe.     von  Wilaniowitz-Moellendorff.     Penck.     Rubens. 


Bei  der  Akademie  errichtete  Stiftungen. 

Bopp-Stiftung. 

Vorberatende  Kommission  (1918  Okt.— 1922  Okt.). 

Schulze  (Vorsitzender).     Lüders    (Stellvertreter   des   Vorsitzenden).     Brandl 

(Schriftführer).     Roethe. 
Außerakad.  Mitglied:    Brückner  (Berlin). 

Charlotten-Stiftung  für  Philologie. 
Kommission. 
Diels.     von  Wilamowitz-Moellendorff".     Schulze.     Norden. 

Emil-Fischer-Stiftung. 
Kuratorium  (1920  Nov.  1—1921    Okt.  31). 
Beckmann  (Vorsitzender).     Nernst.     Haber. 
Außerakad.  Mitglied:  Hermann  Fischer. 

Eduard-Gerhard-Stiftung. 

Kommission. 

Dragendorft"  (Vorsitzender).   Wilcken.    von  Wilamowitz-Moellendorff.    Meyer. 
Schuchhardt. 

De-Groot-Stiftung. 
Kuratorium  (1917  Febr.— 1927  Febr.). 
Lüders  (Vorsitzender).     F.  W.  K.  Müller. 


XXXVll 

Max-Henoeh-Stiftung. 
Kuratorium  (11)20  Dez.  1  —  1925  Nov.  HO). 
Plaru-k  (Vorsitzender).     Scliottky.     Schmidt.     Rubens. 

Humboldt-Stiftung. 

Kuratorium  (1921  .Im..  1—1924  Dez.  31). 

Kubner  (Vorsitzender).      Hellmann. 

Außerakad.  Mitglieder:    Der  vorgeorduete  Minister.     Der  Oberbürgermeister 
von  Berlin.     P.  von  Mendelssohn-Bartholdy. 

Akademische  Jubiläumsstiftung  der  Stadt  Berlin. 

Kuratorium  (1921  Jan.  1—1924  Dez.  31). 

Luders  (Vorsitzender).  Planck  (Stellvertreter  des  Vorsitzenden).  Holl.  Rubens. 
Außerakad.  Mitglied:   Der  Oberbürgermeister  von   Berlin. 

Theodor-Mommsen-Stiftung. 
von  Wilamowitz-Moellendorft".     Norden.     Seckel. 

Stiftung  zur  Förderung  der  kirehen-  und  religionsgeschichtlichen  Studien  im 
Rahmen  der  römischen  Kaiserzeit  (saee.  I — VI), 

Kuratorium  (1913  Nov.— 1923  Nov.). 

von  Harnack  (Vorsitzender).     Norden. 

Außerdem  als  Vertreter  der  theologischen  Fakultäten  der  UniversitJIten  Ber- 
lin:  HoU,   (ließen:   Krüger,   Marburg:  Jülicher. 

Graf-Loubat-Stiftung. 

Kommission  (1918  Febr.— 1923  Febr.). 
Sacliau.     Seier. 

Paul-Rieß-Stiftung. 

Kuratorium  (1920  Jan.  1  —  1925   Dez.  31). 

Planck.      Beckmann.      Kuben«. 

f 


XXXVIII 

Albert-Samson-Stiftung. 

Kuratorium  (1917  April  1—1922  März  ül). 

("orrens  (Vorsitzender).     Planck   (Stellvertreter  des  Vorsitzenden).     Rubner. 
Orth.     Penck.     Stumpf.     Fick. 

Herraann-und-Elise-geb.-Heekmann-Wentzel-Stiftung. 
Kuratorium  (1920  April  1—1925  März  31). 

Roetlie   (Vorsitzender).      Planck   (Stellvertreter   des  Vorsitzenden).      P>man 

(Schriftfiilirer).    Nernst.     Haberlandt.    von  Harnack.   • 
Außerakad.  Mitglied:    Der  vorgeordnete  Minister. 


■r--!   -f       *v 


ABHANDLUNGEN 

DER  PREUSSISCHEN 

AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

JAHRGANG  1921 

PIIYSIKALISCH-M  ATHEMATISCHE  KLASSE 


Nr.1 


DIE  METEOROLOGIE  IN  DEN  DEUTSCHEN  FLUGSCHRIFTEN 
UND  FLUGBLÄTTERN  DES  XVI.  JAHRHUNDERTS 

EIN  BEITRAG  ZUR  GESCHICHTE  DER  METEOROLOGIE 

VON 

G.  HELLMANN 


BERLIN   1921 

VERLAG  DER  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


IN  KOMMISSION  BEI  DER 
VEREINIGUNG  WISSENSCHAFTLICHER  VERLEGER  WALTER  DE  GRUYTER  U.  CO. 

VORaALS  e.  J.  OÖSCUbN'&C  HK  VUlLAGSHANDLÜ.Na.    1.  GUTTENTAG,  VEBI.AGSBUCBHANDLCNU. 
GEOKG  REIMEB.     KARL  J.  TrOBNI-IK.     VEIT  U.  COUP. 


r:  ,:  Vorgetragen  in  der  Gesamtsitzung  am  10.  Februar  1921. 

'  ■■  'Zum  Druck  genehmigt  am  18.  April  1921,  ausgegeben  am  13.  August  1921. 


Einleitung^.    Be^iff  der  Flugschriften. 

Vor  zwanzig  Jahren  habe  ich  nachgewiesen,  daß  bereits  seit  dem  XIV.  Jahrhundert 
in  Europa  regelmäßige  Witterungsaufzeichnungen  gemacht  wurden'.  Anfajiglich  geschah 
dies  nur  an  sehr  wenigen  Orten,  aber  schon  für  das  XVI.  Jahrhundert  konnten  allein  für 
Deutschland,  Deutsch-Österreich  und  die  deutsclie  Schweiz  einige  vierzig  Wetterjournale 
als  noch  vorhanden  namhaft  gemacht  werden.  Daneben  blieb  aber  der  alte  Brauch  be- 
stehen, über  ungewöhnliche  Witterungserscheinungen  einen  eigenen  Bericht  niederzuschreiben, 
der  meistens  in  die  allgemeinen  Chroniken  aufgenommen  wurde,  zuweilen  aber  auch  als 
kleines  selbständiges  Stück  in  Handschriften  sich  findet.  In  Mischbänden  von  Handschriften 
begegnet  man  solchen  Berichten  über  einen  heftigen  Sturm,  eine  große  schadenbringende 
Überschwemmung,  eine  ungewöhnliche  Lichterscheinung  und  dergleichen  Naturereignisse 
mitten  zwischen  Texten  ganz  anderen  Inlialts,  wenn  gerade  eine  ganze  oder  halbe  Seite 
leer  geblieben  war,  die  wegen  der  Kostbarkeit  des  Schreibstoffes  (Pergament  oder  Papier) 
ausgenutzt  wurde. 

Nach  der  Erfindung  des  Holzschnittes  und  erst  recht  nach  der  des  Buchdruckes 
fing  man  an,  diesen  Berichten  durch  den  Druck  gi-ößere  Verbreitung  zu  geben,  da  weite 
Kreise  sich  für  solche  aktuelle  Nachrichten  interessierten.  So  entstanden  die  meteoro- 
logisclien  Flugschriften  und  Flugblätter  (d.  h.  einseitig  bedruckte  Blätter),  die  indessen 
keine  selbständige  Literaturgattung  bilden,  sondern  nur  einen  Teil  der  allgemeinen  histO' 
rischen  Flugschriften  ausmachen.  Bereits  in  Nr.  12  der  »Neudrucke«  sind  Proben  von 
ihnen  aus  mehreren  Ländern  Europas  mit  den  nötigen  Erläutenmgen  von  mir  veröffent» 
licht  worden 

Hier  sollen  die  deutschen  meteorologischen  Flugschriften  und  Flugblätter  des  XV. 
und  XVI.  Jahrhunderts  eingehend  behandelt  werden,  wobei  aber  solche  über  Kometen, 
Meteore  und  Erdbeben  unberücksichtigt  bleiben,  da  sie  nicht  mehr  zur  Meteorologie  ge- 
rechnet werden. 

Zunächst  galt  es,  diese  Druckschriften  möglichst  vollständig  zu  erfassen.  Das  ist  keine 
einfache  Aufgabe;  denn  die  Literatur  des  XVI.  Jahrhunderts,  die  hauptsächlich  in  Frage 
kommt,  ist  noch  wenig  erforscht,  viel  weniger  als  die  des  XV.  Auch  ist  den  Schriften 
geringen  Umfangs  sowie  den  Einblattdrucken  (Flugblättern)  verhältnismäßig  wenig  Beachtung 
geschenkt  worden.  Dazu  kommt,  daß  gerade  diese  Kleinliteratur,  die  nicht  ausschließ- 
lich für  die  Gelehrten,  sondern  eher  für  weitere  Volksschichten  bestimmt  war,  viel- 
fach der  Vernichtung  anlieim  gefallen  ist.  Es  war  daher  notwendig,  diese  Schriften  auf 
den  Bibliotheken  selbst  aufzusuchen,  um  sowohl  sie  bibliographisch  aufzunehmen  als 
auch  ihren  Inhalt  kennen  zu  lernen;  denn  die  meteorologische  Erscheinung  bl,ieb  für 
mich  die  Hauptsache.  Nur  so  konnte  ermittelt  werden,  in  welcher  Weise  sich  ein  Fort- 
schritt  in   der  Auffassung   und   Deutung   der   meteorologischen  Vorgänge   vollzogen   hat, 

'  »Neudrucke  von  Schriften  und  Karten  über  Meteorologie  und  Erdmagnetismus«  Nr.  13.  Meteor()logische 
Iteobachtungen  vom  XIV.  bis  XVII.  Jahrhundert.    Berlin  1901.    4". 

1* 


4  H  E  L  L  M  A  N  X  : 

Nachweis  der  Flug-schriften. 

Der  Nachweis  der  in  der  später  folgenden  Bibliographie  aufgeführten  deutschen 
meteorologischen  Flugschriften  und  Flugblätter  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  ist  in 
einer  sich  auf  mehrere  Jahrzehnte  erstreckenden  Sammelarbeit  allmählich  zustande  ge- 
kommen. Jeder,  der  ähnliche  Untersuchungen  gemacht  hat,  weiß,  daß  ein  so  weit  ver- 
streutes und  seltenes  Material  nicht  in  einem  Zuge  zusammengebracht  werden  kann, 
namentlich,  wenn  es  sich  um  Schriften  handelt,  die  gewöhnlich  ohne  Angabe  des  Ver- 
fassers erschienen  und  die  auch  wegen  ihres  geringen  Umfangs  auf  manchen  Bibliotheken 
nicht  so  gut  katalogisiert  sind  wie  die  größeren  Werke.  Zudem  bestehen  über  ihre 
Einreihung  in  die  Realkataloge  bei  den  Bibliotheksverwaltungen  die  allerverschiedensten 
Auffassungen;  ja  in  manchen  Sammlungen  ist  es  überhaupt  nicht  möglich,  diese  Schriften 
ganz  zu  erfassen.  Am  bequemsten  habe  ich  das  von  der  Preußischen  Staatsbibliothek 
in  Berhn  befolgte  Verfahren  gefunden,  alle  historischen  Flugschriften  ohne  Rücksicht 
auf  ihren  Inhalt  in  chronologischer  Folge  in  einem  Katalog  zu  vereinigen.  Ich  habe 
allerdings  auch  hier  mehrfach  die  Erfahrung  gemacht,  daß  noch  andere  Flugschriften 
vorhanden  sind  —  meistens  bei  spezieller  Ortsgeschichte  — ,  die  im  Flugschriftenkatalog 
hätten  stehen  sollen. 

Es  ist  daher  sehr  wahrscheinlich,  daß  es  selbst  in  denjenigen  Bibliotheken,  in  denen 
ich  die  deutschen  meteorologischen  Flugschriften  eingesehen  und  aufgenommen  habe, 
noch  einige  gibt,  die  mir  entgangen  sind.  Ferner  wird  man  es  nach  diesen  Darlegungen 
verständlich  und  entschuldbar  finden,  wenn  bei  den  Titelaufnahmen,  die  sich  auf  einen 
Zeitraum  von  nahezu  drei  Jahrzehnten  erstrecken,  einige  kleine  Ungleichheiten  vorkommen. 

Um  die  sehr  häufigen  Druckvarianten  voneinander  unterscheiden  zu  können,  wurden 
die  Titel  möglichst  nach  den  Originalen  genau  aufgenommen,  mit  Unterscheidimg  der 
Zeilen,  mit  den  Maßen  der  Holzschnitte,  deren  Darstellungen  kurz  angegeben  werden,  mit 
Angabe  der  Blattzahl  und  der  Signaturen,  mit  Unterscheidung  des  deutschen  und  des 
französischen  r  (r  i)  usw.  Wo  diese  Einzelheiten  fehlen  und  in  der  nachfolgenden  Biblio- 
graphie der  Titel  ganz  in  Antiqua  gedruckt  ist,  konnte  das  Original  nicht  eingesehen 
werden.  Die  Zahl  dieser  Titel  ist  erfi*eulich erweise  klein  geblieben. 

So  sehr  zurück  auch  im  allgemeinen  die  bibliographische  Erforschung  des  XVI.  Jahr- 
hunderts ist,  so  liegen  doch  gerade  ftir  den  vorliegenden  Zweck  einige  Arbeiten  vor,  die 
vortreffliche  Auskunft  darüber  geben,  welche  Bibliotheken  deutsche  meteorologische  Flug- 
schriften und  Flugblätter  besitzen.  Es  sind  dies  vor  allem  drei  bibliographische  Arbeiten 
von  Emil  Weller:  das  »Repertoriumtypographicum«  (1864), » Die  ersten  deutschen  Zeitungen « 
(1872)  und  die   »Annalen  der  poetischen  National-Literatur  der  Deutschen«    (1862). 

Das  »Repertorium  typographicum.  Die  deutsche  Literatur  im  ersten  Viertel  des  XVI.  Jahr- 
hunderts. Im  Anschluß  an  Hains  Repertorium  und  Panzers  deutsche  Annalen.  Nörd- 
lingen  1864«  (8"),  zu  dem  ein  I.  Supplement,  Nördlingen  1874,  und  ein  II.  Supplement, 
ebenda  1885,  gehören,  enthält  in  zeitlicher  Folge  alle  Drucke  in  deutscher  Sprache  von 
1500  bis  1525,  soweit  sie  der  Verfasser  auf  den  Bibliotheken  selbst  angetroffen  hat  oder 
durch  Kataloge  nachweisen  konnte.  Es  sind  im  ganzen  etwas  mehr  als  5000.  Die  Titel 
sind  meist  mit  Zeilenabteilung  genau  wiedergegeben  und  die  Bibliotheken,  die  das  Werk 
besitzen,  namhaft  gemacht.  Für  unsere  Zwecke  liefert  das  Repertorium  eine  kleine  Aus- 
beute, da  bis  zum  Jahre  1525  nur  wenige  meteorologische  Flugschriften  und  Flugblätter 
vorhanden  sind.  Um  so  ergiebiger  erweist  sich  die  zweite  Wellersche  Arbeit:  »Die  ersten 
deutschen  Zeitungen.  Herausgegeben  mit  einer  Bibliographie  (1505 — 1599).  Tübingen  1872. 
8°.  (Literar.Ver.CXI)«,  da  sehr  viele  Flugschriften  unter  dem  Stichwort  »Zeitung«,  namentlich 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  JahrU.  5 

»Neue  Zeitung«,  erschienen'.  Die  Titel  sind  hier  ohne  Zeilenabteilung  und  in  Antiqua, 
sonst  aber  meist  ebenso  genau  wie  im  Repertorium  desselben  Verfassers  aufgeführt".  Be- 
nutzt wurden  von  ihm  hauptsächlich  süddeutsche  und  schweizerische  Bibliotheken.  Weller 
hat  selbst  einen  Nachtrag  veröffentlicht,  und  von  einigen  anderen  Bibliothekaren  sind 
solche  fiir  die  Bestände  in  Breslau,  Darmstadt  und  Münster  geliefert  worden :  sie  erscheinen 
in  der  nachfolgenden  Bibliographie  unter  folgender  Chiffre: 

Weller  I  =  Nachlese  zu  «Die  eisten  deutschen  Zeitungen«.  Von  Emil  Weller.  (Germania.  Vierteljahrs- 
schrift fiir  deutsche  Altertumskunde.  26.  Jahrg.  Wien  1881.  8°.  S.  104—114.) 

Weller  II  =r  Nachlese  zu  Weller:  Die  ersten  deutschen  Zeitungen,  von  A.  Heyer  (Centralblatt  für  Bibliotheks- 
wesen Bd.  V,  1888,  S.  214 — 225,  272—283). 

Weiler  III  =  Dritte  Nachlese  zu  Weller"s  deutschen  Zeitungen.  Mit  Anhang:  Deutsche  Zeitungen  des  XVII.  Jahr- 
hunderts aus  der  Kgl.  und  Üniversitäts-Bibliothek  und  der  Stadtbibliothek  zu  Breslau.  Von 
A.  Hf.yeb.  (Centralbl.  f.  Bibliothekswesen,  Beiheft  5,  1889,  47  S.  Weiler  II  und  III  beziehen 
sich  auf  die  Breslauer  Bibliotheken.) 

Weller  IV  =  Noch  einige  deutsche  Zeitungen  des  XVI.  Jahrhundei"ts.  Von  P.  Bahlmann.  (Centralbl.  f.  Biblio- 
thekswesen Bd.  VII,  S.  142 — 144;  bezieht  sich  auf  die  Bibliothek  in  Münster  i.  W.  und  enthält 
keine  Flugschrift  meteorologischen  Inhalts.) 

Weller  V  =t_  Fünfte  Nachlese  zu  Weller:  Die  ersten  deutschen  Zeitungen.  Aus  der  Großherzoglichen  Hof- 
bibliothek  in   Darmstadt.    Von  Adolf  ScBMinr.     (Centralbl.    f.   Bibliothekswesen  Bd.  IX,    1892, 

s.  544—567-) 

Die  vorstehend  genannten  bibliographischen  Nachweise  enthalten  147  meteorologische 
Flugschriften  mit  dem  Stichwort  »Zeitung«,  zu  denen  ich  noch  51  neue  hinzufügen  konnte, 
die  Weller  und  seinen  Nachfolgern  unbekannt  geblieben  sind. 

Da  von  etwa  der  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts  ab  auch  das  Volkslied  bisweilen  un- 
gewöhnliche meteorologische  Erscheinungen  behandelt,  habe  ich  die  »Annalen  der  poeti- 
schen National-Literatur  der  Deutschen  im  XVI.  und  XVII.  Jahrhundert.  Nach  den  Quellen 
bearbeitet  von  Emil  Weller.  Freiburg  i.  B.«  (I  1862,  II  1864.  8")  mit  zu  Rate  gezogen  und 
daraus  die  einschlägigen  Lieder  ausgezogen. 

Die  reichste  Ausbeute  an  meteorologischen  Flugschriften  und  Flugblättern  lieferten 
neben  der  systematischen  Durchsicht  der  Bestände  der  großen  Bibliotheken  die  alten  Sammel- 
bände auf  manchen  kleineren  Bibliotheken,  in  denen  zuweilen  ein  Dutzend  solcher  Schriften 
vereinigt  war.  Der  große  Nutzen  der  Erhaltung  der  Mischbände  trat  dabei  wieder  deut- 
lich zutage. 

Flugblätter  oder  Einblattdrucke. 

Gehören  schon  Flugschriften  des  XVI.  Jahrhunderts  zu  den  Seltenheiten,  so  gilt  dies 
in  noch  viel  höherem  Grade  von  den  Flugblättern  oder  Einblattdrucken.  Das  große  Format 
(mittleres  oder  großes  Folio),  in  dem  sie  gedruckt  wurden,  war  für  ihre  Erhaltung  nicht 
günstig:  die  Blätter  wurden  bald  beschädigt  und  allmählich  ganz  zerrissen,  viele  auch,  da 
sie  eine  weiße,  unbedruckte  Seite  haben,  vom  Buchbinder  als  Vorsatzblätter  verbraucht. 
Es  gibt  ansehnliche  Bibliotheken,  die  keinen  einzigen  Einblattdruck  aus  dem  XVI.  Jahr- 
hundert besitzen,  in  manchen,  wie  zu  Bamberg,  Berlin,  München  und  an  anderen  Orten, 
sind  einige  vorhanden.  Die  Stadtbibliothek  in  Ulm  beherbergt  zwar  eine  größere  Zahl, 
darunter  aber  nur  ein  einziges  Flugblatt  meteorologischen  Inhalts*.    Dagegen  befinden  sich 

'  über  diese  oi-ientiert  am  besten  die  gekrönte  Preisschrift  der  Jablonowskischen  Gesellschaft  Nr.  XLIII: 
1'.  Roth,  Die  Neuen  Zeitungen  in  Deutschland  im  15.  und  16.  Jahrhundert.  Leipzig  1914.  8°.  Nützliche 
Angaben  enthält  auch:  R.  E.  Prutz,  Geschichte  des  deutschen  Journalismus.  Erster  Theii.  Hannover  1845. 
8°.    (S.  156  ff.) 

"  Bei  ganz  langen  Titeln  hat  Weller  bisweilen  einiges  weggelassen,  so  daß  meine  Titelaufnahraen  die 
seinigen  manchmal  ergänzen,  und  umgekehrt. 

'  Das  ist  wohl  auch  der  Grund,  warum  J.  Sciieible,  der  seinem  Buch  über:  «Die  Fliegenden  Blätter 
des  16.  und  17.  Jahrhunderts«  (Stuttgart  1850.  8°)  das  Ulmer  Material  zugrunde  gelegt  hatte,  Naturereignisse 
nicht    berücksichtigt.     Ein    neueres    und    viel    umfangreicheres  Werk    ähnlicher  Art  hat  das  getan,    nämlich: 


6  H  E  L  L  M  A  N  N-  : 

reiche  Sammlungen  von  Einblattdrucken  in  Gotha,  Nürnberg  und  Zürich.  Die  in  Gotha 
vorhandenen  sind  offenbar  von  einem  sächsischen  Herzog  zusammengebracht  worden,  alles 
schön  erhaltene  Blätter,  die  jetzt  im  Museum  (frülier  in  der  Bibliothek)  aufbewahrt  werden. 
In  Nürnberg  hat  das  Germanische  Museum  im  Laufe  der  Jahre  durch  Geschenke  und  An- 
käufe eine  stattliche  Zahl  von  Einblattdrucken  erworben,  darunter  viele  von  denen,  die 
W.  Dkugulin  im  Jahre  1867  zum  Kauf  anbot\  Aber  auch  die  Nürnberger  Stadtbibliothek 
besitzt  zahlreiche  solche  Blätter,  was  sich  daraus  erklärt,  daß  die  meisten  Einblattdrucke 
in  Nürnberg  selbst  hergestellt  wurden,  wovon  noch  später  die  Rede  sein  wird.  Wahr- 
scheinlich am  reichsten  an  Einblattdrucken  des  XVI.  Jahrhunderts  ist  aber  die  frühere 
Stadt-,  jetzige  Zentralbibliothek  in  Zürich.  Hier  sammelte  der  Archidiakonus  am  Groß- 
münster, Johann  Jakob  Wick  (1522 — 1588),  gedruckte  und  handschriftliche  Nachrichten 
über  politische,  geschichtliche  und  Naturereignisse  sowie  über  Tagesneuigkeiten  aller  Art, 
die  er  in  23  starke  Quart-  und  Foliobände  gebunden  der  Stadtbibliothek  vermachte. 
Unter  den  rund  900  Flugschriften  befinden  sich  ungewöhnlich  viel  Flugblätter,  die  aller- 
dings zum  Teil  dadurch,  daß  sie  beim  Einbinden  ein-  oder  zweimal  gefaltet  wurden,  etwas 
gelitten  haben,  manchmal  auch  mit  ein  wenig  Text-  und  Bildverlust  beschnitten  sind. 
Über  diese  großartige  Sammlung  von  Dokumenten  zur  Kulturgeschichte  des  XVI.  Jahr- 
hunderts, die  bisher  fast  noch  gar  nicht  verwertet"  worden  ist,  hat  Ricarda  Huch  im 
»Neujahrsblatt  lieransgegeben  von  der  Stadtbibliothek  in  Zürich  auf  das  Jahr  1895«  (4°. 
26  S.,  3  Tafeln)  eine  allgemein  orientierende  Anzeige  gegeben.  Die  Durchsicht  der  23 
Bände,  wobei  ich  nur  auf  Drucke  meteorologischen  Inhalts  achtete  und  die  vielen  hand- 
schriftlichen Berichte  über  Witterungserscheinungen  ganz  außer  acht  ließ,  hat  eine  volle 
Woche  in  Anspruch  genommen,  dafür  aber  auch  reiche  Ausbeute  geliefert.  Wick  war 
offenbar  ein  leidenschaftlicher  Sammler,  der  alles  von  solchen  Drucken  kaufte,  was  ihm 
angeboten  wurde;  daraus  erklärt  sich  auch  die  relativ  große  Zahl  von  Dubletten, 
die  zeigen,  daß  er  häufig  ältere  Blätter  nochmals  kaufte  und  späteren  Bänden  einver- 
leibte. 

Sodann  konnten  der  Veröffentlichung  von  Wilhelm  Hess,  Himmels-  und  Natur- 
erscheinungen in  P^inblattdnicken  des  XV.  bis  XVIII.  Jahrhunderts,  mit  dreißig  zum  Teil 
farbigen  Abbildungen  (Leipzig  191 1,  gr.-8°),  einige  Angaben  über  solche  Blätter  meteorologi- 
schen Inhalts  entnommen  wcixlen'. 

Schließlich  sei  noch  erwähnt,  daß  auch  manche  Antiquariatskataloge,  wie  namentlich 
die  von  J.  Rosenthal  und  L.  Rosenthal  in  München,  Auskunft  über  einzelne  Flugschriften 
und  Flugblätter  lieferten,  die  ich  sonst  nicht  angetroffen  habe,  und  daß  ich  den    Nach- 

KüfiEN  DiEDF.RicHS,  Deutsches  Leben  der  Vergangenheit  in  Bildern.  Ein  Atlas  mit  1700  Nachbildungen  alter 
Kupfer-  und  Holzschnitte  aus  dem  15. — 1 8.  Jahrhundert.  Jena  1908.  2  Bde.  Fol.  Ich  zitiere  es  in  der  nach- 
lolgenden  Bibliographie  bei  den  vier  Einblattdrucken,  von  denen  es  verkleinerte  Faksimiles  enthält,  mit  dem 
Namen  Diederichs  und  der  betreffenden  Nummer. 

'  W.  Drugülins  Historischer  Bilderatlas.  Verzeichniss  einer  Sammlung  von  Einzelblättern  zur  Cultur- 
und  Staatengeschichte  vom  fünfzehnten  bis  in  das  neunzehnte  Jahrhundert.  Zweiter  Theii.  Chronik  in  Flug- 
blättern. 1867.  Leipziger  Kunst-Comptoir  (W.  Drugulin).  8°.  4  Bl.,  500  S.  u.  24  S.  Nachträge.  Dieser  sorg- 
fältig bearbeitete  Antiquariatskatalog  wurde  von  mir  gleichfalls  benutzt;  ich  zitiere  ihn  mit  Angabe  des  Namens 
und  der  Nummer. 

'  Nur  der  Züricher  Naturforscher  J.  J.  Scheuchzer  hat  die  Wicksche  Sammlung  für  seine  »Bibliotheca 
Scriptorum  Historiae  Naturalis  omnium  Terrae  Regionum  inservientium.  (Tiguri  1716.  8°,  z.  B.  S.  66 — 81, 
114 — 116)  ausgenutzt. 

'    Hess  hat  die   in  Bamberg   und  München   vorhandenen  Flugblätter  zum  Teil  eingehend  beschrieben: 
.ich   habe  in  der   nachfolgenden  Bibliographie  weniger,  aber  die    zu    ihrer  Unterscheidung   voneinander   ge- 
nügenden Angaben  gemacht.  —  Vgl.  auch  die  Bamberger  Lyzeums-Rektoratsrede  von  W.  Hess:  Die  Einblait- 
drucke  des  15.  bis  18.  Jahrhunderts  unter  besonderer  Berücksichtigung  ihres  astronomischen  und  meteorologi- 
.schen  Inhalts.     Bamberg  19 13.  4".  38  S. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  7 

weis  einiger  solcher  Schriften  in  niederdeutscher  Mundart,  die  sämtlich  selten  sind,  Hrn. 
Dr.  Claüssen  in  Rostock  verdanke.  Hrn.  Dr.  Schottenlohkr,  der  mir  die  reichen  Sehätze 
der  Münchener  Staatsbibliothek  bequem  zugänglich  gemacht  und  manche  lehrreiche  Aus- 
kunft gegeben  hat,  sage  ich  auch  an  dieser  Stelle  herzlichen  Dank. 

Allgemeiner  Charakter  der  Flugschriften. 

Wie  bereits  oben  erwähnt,  gehören  die  meteorologischen  Flugschriften  und  Flug- 
blätter der  allgemeinen  Flugschriftenliteratur  an,  die  zu  Ende  des  XV.  Jahrhunderts  ihren 
Anfang  nahm  und  den  Hau})tzweck  hatte,  von  Aufsehen  erregenden  Neuigkeiten  dem 
großen  Publikum  rasche  Kunde  zu  bringen.  Der  meteorologischen  Flugschrift  liegt  daher 
nur  selten  die  Absicht  zugrunde,  die  meteorologischen  Kenntnisse  zu  fördern,  sondern 
am  häufigsten  das  Bestreben,  über  eine  ungewöhnliche  Erscheinung  zu  berichten  und 
—  namentlich  in  späterer  Zeit  —  moralisierende  Betrachtungen  daran  zu  knüpfen.  Aber 
durch  solche  Berichte  wurde  allmählich  doch  auch  eine  richtigere  Auffassung  vom  Wesen 
und  von  der  Ursache  der  Erscheinungen  vermittelt,  so  daß  die  Flugschriften,  so  töricht 
uns  auch  viele  von  ihnen  erscheinen  mögen,  den  Fortschritt  der  Meteorologie  unleugbar 
begünstigt  haben.  Trägt  doch  schon  die  wiederholte  Beschäftigung  verschiedener  Personen 
mit  einem  Gegenstand  unwillkürlich  dazu  bei,  daß  er  nicht  aus  den  Augen  verloren  wird 
und  zu  allerlei  Betrachtungen  und  Überlegungen  Veranlassung  gibt. 

Die  Flugschriften  erscheinen  daher  sehr  häufig  unter  dem  Titel  »Neue  Zeitung«,  mit 
Zusätzen  wie  » warhafftige « ,  »erschreckliche«  u.  a.,  die  darauf  berechnet  sind,  die  Neu- 
gierde des  Publikums  zu  erhöhen.  Von  den  in  der  nachfolgenden  Bibliographie  auf- 
geführten 5 1 6  meteorologischen  Flugschriften  und  Flugblättern  enthalten  rund  40  v.  H. 
im  Titel  das  Stichwort  Zeitung,  woraus  schon  hervorgeht,  daß  Weller  durch  »pedan- 
tisches« (wie  er  selbst  sagt)  Festhalten  am  Wort  »Zeitung«  mit  seinem  sonst  so  vor- 
trefl'lichen  Werk  die  Flugschriftenliteratur  nur  zu  einem  Teile  erfaßt  hat.  Da  es  mir 
natürlich  darauf  ankam,  die  meteorologischen  Erscheinungen  und  alles,  was  über  sie  er- 
schienen ist,  kennen  zu  lernen,  mußte  ich  von  einer  solchen  Beschränkung  absehen  und 
alle  Flugschriften,  ganz  gleichgültig,  wie  ihr  Titel  lautet,  in  Betracht  ziehen.  So  weist 
die  nachstehende  BibÜographie  z.  B.  über  das  starke  Schadengewitter  vom  7.  August  1546 
in  Mecheln  1 2  verschiedene  Drucke  auf,  von  denen  nur  3  das  Stichwort  Zeitung  im 
Titel  fahren.  Von  vielen  Ereignissen  gibt  es  Flugschriften,  in  denen  dieses  Wort  über- 
haupt nicht  vorkommt. 

Nächst  »Zeitung«  sind  in  den  Titeln  der  meteorologischen  Flugschriften  die  häufigsten 
Stichworte:  Beschreibung,  Geschieht,  Gesicht,  Wunderzeichen,  Zeichen,  Bericht,  An- 
zeigung, Auslegung  —  diese  beiden  letzteren  besonders  im  ersten  Drittel  des  XVI.  Jahr- 
hunderts. 

Das  Format  der  Flugschriften  in  Prosa  ist  fast  ausschließlich  Klein-Quart,  das  der 
Lieder  gewöhnlicli  Klein-Oktav.  Der  Umfang  geht  selten  über  einen  Bogen  hinaus  oder 
bleibt  darunter;  bei  den  Quartformaten  begegnet  man  noch  am  häufigsten  solchen  von 
2,  4,  8  oder  12  Blättern.  Eine  2^hlung  der  Blätter  findet  fast  nie  statt,  dagegen  fehlen 
nur  selten  die  Signaturen,  die  ich  bei  der  bibliographischen  Beschreibung  mit  angegeben 
habe;  denn  sie  dienen  öfters  zur  Unterscheidung  von  Druck  Varianten.  Auf  dem  Titel 
wird  häufig  das  Ereignis  durch  eine  Holzschnittabbildung  dargestellt:  doch  fehlt  bisweilen 
jede  Bezugnahme  des  Bildes  zum  Text.  Der  Drucker  hat  einen  vorhandenen  Holzstock 
benutzt,  ohne  sich  zu  fragen,  ob  er  auch  ])aßt.  Abbildungen  innerhalb  des  Textes  sind 
dagegen  selten. 


8 


HellmanK: 


Die  Verfasser  der  Flugfsehriften. 

Wie  bereits  eingangs  erwähnt,  erschienen  die  meisten  Flugschriften  und  Flugblätter 
meteorologischen  Inhalts  ohne  Nennung  des  Verfassers.  Dies  gilt  insbesondere  für  die 
erste  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts;  nach  1550  begegnet  man  dem  Namen  des  Verfassers 
in  der  Vorrede  oder  auf  dem  Titel  etwas  häufiger.  Im  ganzen  sind  es  aber  doch  nur  98, 
also  etwa  19  v.  H.  aller  Schriften,  bei  denen  sich  der  Verfasser  feststellen  läßt.  In 
manchen  findet  man  zwar  die  Vorrede  mit  den  Anfangsbuchstaben  des  Namens  unterzeichnet, 
kann  diese  aber  nur  selten  deuten. 

Da  es  mir  wichtig  erschien,  die  Verfasser  nach  Heimat  und  Beruf  näher  zu  kenn- 
zeichnen, habe  ich  mit  Hilfe  der  Angaben  in  den  Schriften  selbst  sowie  von  Jöchers 
Gelehrten-Lexicon,  der  Allgemeinen  Deutschen  Biographie  und  meines  Repertoriums  der 
deutschen  Meteorologie  folgendes  Verzeichnis  der  85  mit  Namen  sich  nennenden  Ver- 
fasser aufgestellt.  Die  Datumsangabe  neben  dem  Namen  weist  auf  die  betreffende  Schrift 
in  der  Bibliographie  hin,  rechts  davon  steht  die  kurze  biographische  Angabe. 

aus  Spremberg,  ein  theologisch  gebildeter  Protestant  und 

Schriftsteller  (ADB). 
aus  Roclilitz.    Schrieb  noch  einen -WetterspiegeU  (Leip- 
zig 1589)  und  eine  Gewitterlehre;  vielleicht  Sohn  des 
bei  Jöcher  genannten. 
Pi-ediger  in  Lübeck  (Jö.). 
unbekannt. 

aus  Zittau,  Pfarrer  im  Dorfe  Brinys  (Jö.). 
aus  Lauban,  Pastor  prim.  daselbst  (Jö.). 
aus  Kaufbeuren,   Magister  in  Augsbui^,  Verfasser  von 

Praktiken  1528 — 1548. 
Pfarrer  zu  St.  Regula  in  Chur,  Geschichtsschreiber  von 

Graubünden. 
Schweizer,Studentder  Theologie  und  freien  Künste  inBasel. 


Joh.  Agricola  Spremb.  1561  Dezember  28  (11) 
Mich.  Bapst  1582  März  6  (3) 


Georg  Barth[ius]   1573  November  18 

Joh.  Bau   1556  Juni   2 

Mart.  Berthold  1574  Mai  31,  Juni   13/14 

Mart.  Bohemus  1590  (2) 

Math.  Brotbeyhel  1541  Nov.  4 

Hulderich  Campell[us]  1572  Januar  2/3 


Samuel  Coccius  1566  Juli  27/28,  Aug.  7 

Jakob  Colerus  (Köhler)  1580  September  10,  1595  Ok-     Probst  in  Berlin  (Jö.) 

tober  19 
Peter  Creutzer  1527   Oktober   11 


Jakob  Cuno  1556  Anfang 

Lorentz  Dresser[us]   1578  Februar  19 

Paul  Eber  1551  März  21  (3),  1562  März  13  (2) 

L.  Edenberger  1578  [Lied] 

Heinrich  Engel  1552  Januar  9  [Lied] 

Caspar  Fagius  1568  Dezember  14,  21,  22 

Johann  Fischart   1579  April  9 

Michel  Füllel  1562  April  20  [Lied] 

Caspar  Füger  1583  September  2 

Pamphilus  Gengenbach  1520  Januar  (3) 

Johannes  Gölitz  1560  März  29 

Valentin  Greser  1574  Juni  8,  9;  November  14,   15 

Wolfgang  Gretzer  1584  Juni  7 

Johannes  Hebenstreidt  1562,  1564  Januar  13 — 15 

Martin  Henricus  (Heinrich)  1578  Februar  18 

David  Heilicius  (Herlitz)  1597  Juni  15/16 

Caspar  Herrnschwager  1588 

Martin  HofJmann   1565  Juni  8  (2) 

Hohann  Holtzheuser  1572  September  14  [Lied] 


Astrolog,  Lichtenbergers  Schüler  [vgl.  meine  •Beiträge-  I 

S.  107]. 
aus  Döbeln,  Mathematicus  (Astrolog)  des  Kurfürsten  von 

Brandenburg;  schrieb  Praktiken. 
Prediger  in  Bautzen. 
Professor    der  Mathematik    und    hebräischen    Sprache. 

Generalsuperintendent  in  Wittenberg  (Jö). 
unbekannt, 
unbekannt. 

Prediger  (in  Erfurt  ? ). 

der  bekannte  Dichter,  als  Übersetzer  aus  dem  Französischen 
Kürßner  (Kürschner)  in  Gelnhausen, 
unbekannt. 

der  bekannte  Dichter  und  Buchdrucker. 
Pfarrer  zu  Aschre. 

Pfan-er  und  Generalsuperintendent  in  Gandersheim. 
•  Deutscher  Schreiber,   in  Dresden. 
Dr.  phil.  et  med.,     Ai-zt    in    Erfurt,    schrieb    Praktiken 

(1554— 1569)  (Jö). 
Professor  der  hebräischen  Sprache  in  Wittenberg. 
Professor  in  Greifswald,  Verfasser  von  Praktiken. 
Pfarrer  in  Schmalkalden. 
Pastor  in  Breslau  (?). 


.  ^        j  Magister,  Dichter  (?). 

DanielHoltzmann  i57oNovemberi7,  i58oMaii3[Lied]     Dichter  (.Minnesänger.)  aus  Augsburg  (ADB). 
Abraham  Hundsperger  1572  Juli  5  [Lied]  Stadtpredikant  in  Krems. 

M.  Ulyricus  1548  Mai   19  offenbar    Mathias    Flacius   aus  lUyrien,    ein    bekannter 

Theologe  in  Jena  und  Wittenberg  (Jö.). 
Gregor  Joestel   1554  Februar  19  Pfarrer  zu  Weißeusee  in  Thüringen. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  9 


Christophorus  Ireneus  1564  Februar  19 

Joachim  Kettler  1580  Mai  27 

Hans  Kuntze  1579  August  2 

Georg  Licht[iu9]   1561  Dezember  28 

Hieronymus  Linck  1571  Juni  14,   18  (3)  [Lied] 

Georg  Listenius  1565  April  21   (2) 

Jobst  Ludwig  1523  Okiober  11 

Georg  Mauritius  (Moritz?)   1561   März   13  (9) 

David  Meder[us]  1589  Joli  11 

Nicolaus  Medier  1548  Mai  19 

Philipp  Melanthon  '  1551   März  21   (3,  4) 

Hieronymus  Mencelius  (Menzel)  1564  Februar  19 
Johannes  Merclius  (Merkel)  1560  Januar  30  (2) 
Jacob  Micyllus  1537  April  25 
Ambrosius  Moibanus  1535  September  i 
Tobias  MoUerus  (Müller)   1582  Mär?  6 
Georg  Müller  (Mylius)   1592  März  5 

Johannes  Xiederstetter  1559  August    13 

Hieronymus  Opicius  (Opitz)  1561   Dezember  28 

Nicolaus  Orphanus  1574  November  14,  15  (i) 

Johann  Pistorius  1548  Mai   19 

Conrad  Wolfgang  Platzius  1584  Mai   10  (2) 

Wilhelm  Pletzlein  1584  April  19 

Johannes  Pomarius  (Baumgarten)   158t  August  27 

Peter  Rauner  1580  September  10  (i) 
Johannes  Rhodius  (Rhode)  1582  Juli  6  (i) 
Laui-entius  von  Rosenroth,   Knar  genannt  1535,  Sep- 
tember I 
Valentin  Rudolphfus]  1569  August  12 

Jakob  Rüff  1544  April  19 

Friedrich  Rungius  (Runge)  1597  Juni   16  (6) 

Conrad  Schlüsselburg  1597  Juni  16  (i) 

Jobannes  Scholtze  1565  Juni  8  (i) 

Johannes  Schütz  1559  August  13  (i);  1568  Mäi-z  28  (2) 

Clemens  Stephan!   1582  Mai  9 

Valentin  Sterck  1584  Dezember  10 

Caspar  Stolshagius  1580  März  27 

Jacob  Stopel   1514  Januar  10,  ir,  Mär/.  17 
Cari  Strutoerger  1586  August  18  (2) 
Adam  Ursinus  1565  Juni  i;   1568— 1570  Mäi-z;   1575 
Mai  3 

Peter  Victorias  1582  November  16 
Johann  Virdung  15 14  Januar  11 

Marcus   Wagner   1558   Mai    17;    1567   September   i, 

Oktober  23;   1580 
Philip  Wagner  1565  Juli  21 
Georg  am  Walde  1590  November  12  — 16 
Hieronymus  Weller  1559  August  13;   1560  Januar  30 
Ambrosius  Wetz  1578  Mai  15;   1580  März  und  April 

23  [Lied] 
Friedrich  Widebrand  1568  Dezember  22,  25 
Johannes  Wittich  1561   Februar  27 
David  Wolder[us]   1589  Juli  23 
Valentin  Zetsch   1 565  April   2 1 
Mathaeus  Zeysius  (Zeise)  1574  November  15 


Pfarrer  in  Eisleben,  schrieb  einen  Wasserspiegel   (Jö.). 

Pfarrer  zu  Weene  bei  Göttingen. 

unbekannt. 

Magister  aus  (in  ?)  Frankfurt  (a.  0.?). 

aus  Glatz,  »ordinavit«  in  Görlitz. 

Pfarrer  zu  Rosspach  (Jö.).  -   ■ 

vermutlich  deutscher  Beamter  am  Hofe  von  Neapel. 

Magister  aus  (in?)  Nürnberg. 

Generalsuperintendent  im  Hohenlohischen  (Jö.). 

Superintendent  in  Braunschweig  (Jö.). 

der  bekannte  Mitarbeiter  Luthers,  Professor  in  Witten- 
berg (Jö.). 

•Superintendent  in  P.isleben  (Jö.). 

Pfarrer  zu  Reichenbach  in  der  Lausitz. 

Professor  der  griechischen  Sprache  in  Heidelberg  (Jö.). 

Prediger  in  Breslau  (Jö.). 

Astronom  in  Zwickau,  schrieb  viele  Praktiken. 

Professor  in  Jena,  später  Generalsuperintendent  in 
Wittenberg  (Jö.). 

Pfarrer  in  Meißen. 

Pfarrer  und  Superintendent  in  Bischofswerda  (Jö.). 

-Mathematicus«. 

Pastor  in  Braunscbweig. 

Dr.  theol.  und  Prediger  in  Biherach  (Jö.). 

Pfarrer  in  Zeyern  bei  Kronach. 

Pfarrer  in  Magdeburg,  schrieb  Predigten  über  meteorol. 
Ereignisse  (vgl.  meine  Beiträge  I  S.  115)  (Jö.). 

Prediger  in  Langensalza. 

Pfarrer  in  Bischleben  bei  Ei-furt. 

schlesischer  Edelmann. 

Schulmeister  in  Groß  Brempach  (Thüringen),  später  in 
Buttelstadt. 

Ai-zt  in  Zürich,  schrieb  auch  Praktiken  (R.  Wolf,  Bio- 
graphien  zur  Kulturgeschichte   der  Schweiz  IV,  39). 

Generalsuperintendent  in  Greifswald. 

Superintendent  in  Stralsund  (Jö.). 

Prediger  in  Breslau  (Jö.). 

Prediger  in  Freiberg  i.  Sa.  (Jö.). 

Bürger  in  Eger. 

Pfarrer  in  Lautenbach. 

Magister,  wahrscheinlich  Prediger  in  der  Mark  Branden- 
burg. 

.\rzt  in  Memmingen. 

unbekannt. 

Molibergensis  (aus Mühlberg  i.Sa.  ?),  »der  mathematischen 
Künste  besonderer  Liebhaber-,  Pfarrer  in  Tundttorf 
Verfasser  vieler  Praktiken. 

Welsenacensis  (aus  Wilsnack  ?),  Prediger  in  Havelberg. 

der  bekannte  Astrolog,  vgl.  meine  -Beiträge«  I  S.  14 
und  II  S.  219,  225. 

Prediger  in  Bußleben  in  Thür.  (Jö.). 

Superintendent  in  Annaberg  i.  Sa.  (Jö.|. 
LIcentiat  phil.  und  Dr.  med.  in  Donauwerth. 
Superintendent  in  Freiberg  i.  Sa.  (Jö.). 
■  von  Antorff«  (Antwerpen)..    . 

Magister  in  Jcna(?). 

.\rzt  in  Weimar  (Jö.). 

Prediger  in  Hamburg  (Jö.). 

Prediger  in  Gröst  bei  Freiberg  i.  Sa. 

Dr.  med.  und  Professor  in  Frankfurt  a.  O.  (Jö.). 


'    So   schrieb  er  sich   seit  1531    (der  leichteren  Aussprache  des  Namens   wegen),   vorher  Jlelanchthon. 
Vhys.-malh.  Abh.  1D21.  Nr.  1.  2 


10  Hellmann: 

Schon  eine  flüchtige  Durchsicht  des  vorstehenden  Autorenverzeichnisses  lehrt,  daß 
sich  hauptsächlich  die  Geistlichen  (Pastoren,  Prediger,  Pfarrer,  Predikanten)  an  der  Heraus- 
gabe meteorologischer  Flugschriften  beteiligten.  Die  genaue  Auszählung  ergibt  folgende 
Verteilung  auf  die  verschiedenen  Berufsstände:  50  Geistliche,  6  Ärzte,  5  Astrologen, 
4  Dichter,  4  Professoren,  3  Magister,  i  Mathematicus,  i  Lehrer,  i  »Schreiber«,  i  Bürger, 
I  Handwerker,  während  8  nicht  näher  charakterisiert  werden  konnten.  Wahrscheinlich 
sind  diese  Berufe  ungefähr  in  dem  gleichen  Stärkeverhältnis  auch  an  der  Abfassung  der 
namenlos  erschienenen  Flugschriften  beteiligt.  An  dem  Ton  der  Darstellung  erkennt  man 
oft  unschwer  den  Geistlichen,  der  Belegstellen  aus  der  Bibel  anführt,  daneben  aber  auch 
Beispiele  ähnlicher  Erscheinungen  aus  dem  Altertum  beibringt.  Verrät  ein  solcher  Text 
den  akademisch  gebildeten  Verfasser,  so  macht  manch  anderer  den  Eindruck,  daß  ein 
ganz  einfacher  Mann  ihn  geschrieben  hat.  Das  gilt  namentlich  für  viele  Einblattdrucke, 
bei  denen  der  Formschneider  und  Briefmaler  häufig  wohl  auch  den  Text  verfaßt  haben  mag. 

Eine  Gruppierung  der  Verfasser  naoh  ihrer  Heimat  zeigt  zunächst,  daß  bis  gegen  das 
Ende  der  ersten  Hälfte  des  XVI.  Jalirhunderts  die  Verfasser  vorzugsweise  Süddeutsche 
waren,  womit  auch  die  Verteilung  der  Druckorte  durchaus  übereinstimmt.  Später  aber 
gehören  die  Autoren  zumeist  Nord-  und  Mitteldeutschland  an.  Von  den  75  Verfassern, 
deren  Wirkungsort  und  Beruf  näher  nachgewiesen  werden  konnten,  entfallen  54  auf  Nord- 
und  Mitteldeutschland,  15  auf  Süddeutschland,  4  auf  die  Schweiz  und  2  auf  Österreich. 
Dieses  Verhältnis  ist  nicht  etwa  dadurch  bedingt  worden,  daß  vorzugsweise  norddeutsche 
Bibliotheken  zur  Aufstellung  der  Bibliographie  benutzt  wurden;  denn  im  Gegenteil  sind 
von  Weller  und  zum  Teil  auch  von  mir  die  großen  Sammlungen  in  Süddeutschland  am 
eingehendsten  durchgearbeitet  Avorden.  Es  tritt  vielmehr  in  dieser  starken  Beteiligung 
Nord-  und  Mitteldeutschlands  die  interessante  Tatsache  zutage,  daß  die  neu  gegründete 
Universität  Wittenberg   in    dieser  Beziehimg   einen   weitgehenden   Einfluß   ausgeübt  hat. 

Geht  man  nämlich,  z.  B.  mit  Hilfe  von  Jöchers  Gelehrten-Lexicon,  den  Lebensge- 
schicken der  oben  verzeichneten  Autoren  etwas  näher  nach,  so  findet  man,  daß  die  als 
Verfasser  genannten  Geistlichen  fast  ausschließlich  jirotestantische  Pastoren  waren,  die  in 
Wittenberg  studiert  hatten.  Sie  waren  zum  Teil  Schüler  von  Luther  und  Melanchthon 
gewesen,  von  denen  der  letztere  selbst  ein  Nebensonnen-Phänomen  vom  Jahre  1551  in  einem 
PZinblattdruck  beschrieben  hatte.  Dieses  Beispiel  muß  unzweifelhaft  zur  Nachahmung  an- 
geregt haben,  zumal  auch  Luther  zu  der  ersten  von  einem  protestantischen  Pastor  (Moi- 
BANUS  in  Breslau,  1535  September  i)  veröffentlichten  meteorologischen  Flugschrift  eine 
Vorrede  geschrieben  hatte.  Daher  ist  auch  das  Kurfürstentum  Sachsen,  dessen  Pfarreien 
wohl  meist  von  Wittenberg  aus  besetzt  wurden,  bei  diesen  Schriften  besonders  reich- 
lich vertreten. 

Zwei  berühmte  Literaten,  die  sich  an  der  Abfassung  von  meteorologischen  Flug- 
schriften beteiligten,  sind  Johann  Fischart  und  Pamphilus  Gengenbacii;  von  namhaften 
Theologen  nenne  ich  noch  Paul  Eber  und  Georg  Müller,  während  von  den  Astrologen 
Hans  Vihdung  der  bekannteste  ist. 

Drucker  und  Druckorte  der  Flugschriften. 

Bezüglich  der  Drucker  und  Druckorte  gilt  im  allgemeinen  dasselbe,  w^as  P.  Roth  in 
dem  oben  angeführten  Werk  hinsichtlicli  der  »Neuen  Zeitungen«  des  näheren  ausgeführt 
hat  (S.53flF.). 

Indessen  verhalten  sich  die  eigentlichen  Flugblätter  oder  Einblattdrucke  in  dieser 
Beziehung  etwas  anders  als  die  durch  Typendruck  hergestellten  Flugschriften  in  Quart- 
format.    Bei  diesen  letzteren  fehlt  die  Angabe  des  Druckers  und  Druckortes,  namentUch 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriflen  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  11 

in  der  ersten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts,  sehr  häufig,  so  daß  insgesamt  kaum  von  der 
Hälfte  (44  V.  H.)  dieser  Schriftchen  der  Drucker  bekannt  ist.  Bei  einigen  ist  der  Druck- 
ort, aber  nicht  der  Drucker  genannt.  Die  fortschreitende  typographische  Erforschung  des 
XVI.  Jahrhunderts  wird  in  Zukunft  durch  Typenvergleichung  wohl  noch  einige  Fest- 
stellungen dieser  Art  ermöglichen,  namentlich  wenn  große  und  bekannte  Druckereien  in 
Betracht  kommen. 

Bei  den  Einblattdriicken,  die  rund  27  v.  H.  der  Flugschriften  ausmachen,  fehlt  da- 
gegen höchst  selten  der  Druckvermerk,  eigentlich  nur  bei  den  wenigen,  die  durch  Typen- 
druck hergestellt  sind,  wo  also  der  Holzschneider  oder  »Formschneider«  nicht  beteiligt  ist. 

Anfänglich  waren  ( s  ganz  überwiegend  süddeutsche  Pressen,  die  sich  mit  dem  Druck 
von  meteorologischen  Flugschriften  beschäftigten,  später  aber  taten  es  auch  viele  mittel- 
und  norddeutsche,  da  der  lokale  Charakter  des  geschilderten  Ereignisses  die  Benutzung 
einer  nahegelegenen  Druckerei  ganz  von  selbst  rechtfertigte.  Daher  gibt  es  eine  große 
Zahl  von  Orten,  an  denen  nur  eine  einzige  meteorologische  Flugschrift  hergestellt  wurde 
(Berlin,  Dillingen,  Emden,  Graz,  Jena,  Lauingen,  ]Mainz,  Marburg,  Metz,  München,  Ofen, 
Olmütz,  Oppenheim,  Rostock,  Schmalkalden,  Schützing  in  Ungarn,  Speyer,  St.  Gallen, 
Ulm,  Uelzen,  Weißenfels),  während  an  anderen  Orten  zwar  auch  nur  ein  einziger  Drucker 
in  dieser  Richtung  tätig  war,  aber  mehrere  Flugschriften  erscheinen  ließ. 

Obenan  unter  den  Druckorten  steht  Nürnberg,  wo  25  verschiedene  Firmen  an  dem 
Druck  von  meteorologischen  Flugschriften  und  Flugblättern  beteiligt  waren;  sie  lieferten 
zusammen  65   solche  Schriften.     Demnächst  folgen: 

Zahl  der  Zahl  der 

Druckei-      Drucke  Drucker     Drucke 

Augsburg  ....       16  39  Köln 6  10 

Erfurt 9  23  Prag 4  10 

Straßburg  ....        7  15  Wittenberg ...       6  10 

Basel 3  II  Magdeburg  ...       3  7 

Von  den  einzelnen  Druckern  lieferten  am  meisten  meteorologische  Flugschriften: 
Thiebolt  Berger  in  Straßburg  (9),  Samuel  Apiarius  in  Basel  (8),  Nicolaus  Knorr  in  Nürn- 
berg (7),  Georg  Baumann  in  Erfurt  (6).  Es  sind  also  im  wesentlichen  dieselben  Drucker, 
die  nach  Ausweis  der  Wellerschen  Bibliographie  der  »Neuen  Zeitungen«  auch  an  deren 
Herstellung  am  meisten  beteiligt  waren.  Und  wenn,  ebenso  wie  bei  diesen,  in  Nürnberg, 
Augsburg,  Straßburg  und  Köln  besonders  viele  Flugschriften  meteorologischen  Inhalts 
ausgegeben  wurden,  so  liegt  hierfür  zum  Teil  der  gleiche  Grund  vor,  daß  es  nämlich 
Mittelpunkte  des  Briefverkehrs  waren,  an  denen  interessante  Nachrichten  von  allen  Seiten 
zusammenliefen,  zum  Teil  aber  auch  die  Tatsache,  daß  viele  meteorologische  Erscheinungen 
den  dort  zunftmäßig  vertretenen  Formschneidern  oder  Briefmalern  einen  willkommenen 
Anlaß  zur  Herstellung  einer  Abbildung  in  Holzschnitt  und  damit  zur  Herausgabe  eines 
Einblattdruckes  darboten.  Während  die  meteorologischen  Einblattdrucke  in  Straßburg' 
auch  von  der  großen  Druckerei  von  Thiebolt  Berger  (»am  Wynmarkt  zum  Treübel«) 
hergestellt  wurden,  waren  es  in  Nürnberg  und  Augsburg  Einzeli)ersonen,  die  diese  Kunst 
betrieben  und  zugleich  den  Verkauf  der  Blätter  besorgten.  Daher  fehlt  nie  die  genaue 
Angabe  der  Wohnung,  wo  man  sie  kaufen  konnte,  z.  B.  »Hans  Glaser,  hinter  S.  Lorentz 
auf  dem  Platz«  oder  »Stephan  Hamer,  Briefmaler  auf  der  Schmelzhütten«  usw.  Da  man 
in  weit  voneinander  liegenden  Jahren  denselben  Namen  der  Formschneider  begegnet,  ist 
anzunehmen,    daß   das  Gewerbe   sich   öfters  vom  Vater  auf  den  Sohn  fortpflanzte.     Wie 

'  Straßburger  Einblattdrucke  unterscheiden  sich  von  den  in  Nürnberg  und  Augsburg  gefertigten  durch 
die  abweichende  BildaulTassung:  sie  sind   kün.stlerischer  als  diese. 


12  '  H  E  L  L  JI A  N  N  : 

bereits  oben  erwähnt,  war  der  Briefmaler  häufig  auch  der  Verfasser  des  unter  dem  Bilde 
stehenden  Textes,  so  daß  der  ganze  Einblattdruck  von  ihm  allein  herrührte:  er  schnitt 
die  »Foi-m«  oder  den  Holzschnitt,  er  bemalte  das  davon  abgedruckte  Bild',  er  schrieb 
den  Text  und  druckte  ihn  auf  einer  kleinen  (Hand-)  Pressel  Einige  Briefmaler  bezeichnen 
sich  auch  als   »Dockenmacher«,  d.  h.  sie  machten  auch  Puppen. 

In  Norddeutschland  sind  einige  wenige  meteorologische  Einblattdrucke  nur  in  Köln, 
Wittenberg,  Erfurt  und  Lübeck  hergestellt  worden.  Wenn  daher  Einblattdrucke  besonders 
häufig  über  Nordlichter,  Lichterscheinungen  an  Sonne  und  Mond  usw.  in  Nürnberg,  Augs- 
burg und  Umgebung  zu  berichten  wissen,  so  liegt  das  nicht  etwa  daran,  daß  diese 
Phänomene  daselbst  häufiger  als  an  anderen  Orten  Deutschlands  vorgekommen  sind,  sondern 
einzig  und  allein  an  der  großen  Zahl  von  Formschneidem  in  beiden  Städten,  die  aus 
reinem  Erwerbssinn  sofort  bereit  waren,  durch  eine  Abbildung  die  Erscheinung  darzustellen 
und  damit  die  Herausgabe  eines  Einblattdruckes  zu  ermöglichen.  Bisweilen  mag  dieses 
Bild  die  eigene  Beobachtung  und  Auffassung  des  Formschneiders  selbst  wiedergeben, 
bisweilen  wird  es  aber  nur  nach  mündlichen  oder  schriftlichen  Angaben  gefertigt  sein. 
Das  letztere  trifft  in  allen  denjenigen  Fällen  zu,  in  denen  ein  Einblattdruck  nach  dem  In- 
halt einer  Flugschrift  über  ein  Ereignis  an  einem  entfernten  Ort  hergestellt  wurde.  Wi6 
die  nachfolgende  Bibliographie  lehrt,  ist  nämlich  die  Zahl  der  Erscheinungen,  über  die 
zugleich  Flugschriften  und  Einblattdrucke  erschienen,  ziemlich  groß. 

Über  die  Höhe  der  Auflagen  der  Flugschriften  und  Flugblätter  meteorologischen 
Inhalts  liegt  meines  Wissens  keinerlei  Angabe  vor,  doch  wird  wohl  auch  fiir  sie  gelten, 
was  P.  Roth  (S.  67)  für  die  Neuen  Zeitungen  im  allgemeinen  wahrscheinlich  gemacht  hat, 
daß  nämlich  ihre  Auflage  einige  hundert  bis  tausend  Stück  betrug.  Daß  sie  weite  Ver- 
breitung fanden  und  rasch  verkauft  wurden  (außer  auf  der  Frankfurter  Messe  besonders 
durch  Hausierer),  geht  einmal  aus  der  großen  Zahl  von  neuen  Auflagen  und  von  Nach- 
drucken hervor,  sodann  aber  auch  aus  der  Tatsache,  daß  sie  im  Auslande  zum  Teil  in 
Übersetzungen  erschienen.  Solche  lassen  sich  nachweisen  in  Böhmen  (tschechisch),  Däne- 
mark, England,  Frankreich,  Italien,  den  Niederlanden  und  Schweden,  wie  auch  umgekehrt 
einige  Flugschriften,  die  in  diesen  Ländern  zuerst  erschienen,  ins  Deutsche  übersetzt  wurden'. 
Gerade  einige  dieser  Übersetzungen  zeigen  deutlich,  wie  groß  in  Deutschland  die  Nach- 
frage nach  solchen  Nachrichten  und  das  Interesse  weiter  Kreise  an  ungewöhnlichen  Er- 
scheinungen war;  denn  von  den  deutschen  Übersetzungen  gibt  es  häufig  sehr  viel  mehr 
Ausgaben,  als  sich  für  das  Original  nachweisen  lassen.  Ich  erinnere  z.  B.  an  das  Tiber- 
hochwasser vom  8.  Oktober  i  530,  für  das  nur  2  italienische  Flugschriften  bekannt  geworden 
sind,  während  es  12  deutsche  darüber  gibt,  und  an  das  Gewitter  vom  7.  August  1546  in 
Mecheln,  für  das  ich  kein  einziges  Original*  nachweisen  kann,  das  aber  gleichfalls  in 
12  deutschen  Flugschriften  zur  Kenntnis  der  deutschen  Leser  gebracht  wurde. 

Daß  ein  1573  in  Lübeck  erschienener  Einblattdruck  über  ein  Nordlicht  in  der  Wickschen 
Sammlung  in  Zürich  nicht  fehlt,  zeigt  deutlich  die  weite  Verbreitung  mancher  Flugblätter. 
Dagegen  ist  mir  aufgefallen,  daß  dieser  eifrige  Sammler  wohl  eine  stattliche  Zahl  von 
französischen  Flugschriften  politischen  Inhalts  zusammengebracht  hatte,  daß  sich  aber 
unter  diesen  keine  einzige  über  ein  Naturereignis  befindet. 


'  Nichtkolorierte  Bilder  auf  Einblattdrucken  sind  außerordentlich  selten;  erst  Im  XVII.  Jahrhundert 
kommen  sie  häufiger  vor.     Der  Nürnberger  Formschneider  Georg  Made  nennt  sich   .llluminist-. 

^    I^i  einigen  frühen  Einblattdrucken  ist  Bild  und  Text  iu  Holzschnitt  wiedergegeben. 

^    1  bersetzungcn  ins  Deutsche  aus  dem  Englischen  habe  ich  allerdings  nicht  angetroffen. 

*  Auf  dem  Titel  einiger  deutscher  Übersetzungen  steht  ausdrücklich,  daß  die  Schrift  -vor  in  brabantischer 
sprach  gedruckt«    war. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  FlvgbUittern  des  ^  VI.  Jahrh.  IH 

F^iit'wickluug'  der  Flug'schriftenlitcratur. 

Wenn  man  auch  annehmen  muß,  daß  am  ehesten  aus  der  frühesten  Zeit  Flugschriften 
nicht  mehr  auf  uns  überkommen,  sondern  ganz  verloren  gegangen  sind,  so  wird  doch 
die  geringe  Zahl  der  hier  verzeichneten  Dracke  bis  zum  Jahre  1530  den  tatsächlichen  Ver- 
hältnissen ungefähr  entsprechen.  Von  da  ab  wächst  die  Zahl  der  Jahr  für  Jahr  erscheinenden 
Flugschriften  imd  Einblattdrucke  und  bekundet  damit  eine  Steigerung  des  Interesses  an 
den  Erscheinungen,  doch  hängt  sie  natürlich  auch  davon  ab,  ob  außerordentliche  mete- 
orologische Vorgänge  vorgekommen  sind.  So  wird  von  1534  ab  in  jedem  einzelnen 
Jahre  über  auffällige  meteorologische  Erscheinungen  berichtet  mit  Ausnahme  von  1539, 
1553.  1585.  '594  un<l  1596:  dagegen  gibt  es  Jahre,  wie  1554,  1570,  157  i,  1572,  1582, 
die  8  oder  mehr  Erscheinungen  aufweisen,  über  die  Flugblätter  ausgegeben  wurden. 
Die  aus  der  folgenden  Tabelle  ersichtliche  Zunahme  in  der  Zahl  der  Flugschriften  und 
Einblattdrucke  im  Laufe  des  XVI.  Jahrhunderts  beruht  somit  hauptsächlich  auf  dem  all- 
mählich sich  Steigernden  Interesse  weiterer  Kreise  an  Naturerscheinungen,  während  ihre 
Schwankungen,  wenigstens  bis  1585,  durch  die  Häufigkeit  der  Erscheinungen  stark  mit- 
bedingt ist': 

Zahlder  Zalilder 

Er-  Flug-       Killblatt-         Zu-  Kr-  Flug-       Einblatt-        Zu- 

scheiiiuiigeii    Schriften      drucke       sainmen  scbeiiiungen    schrilten      <lnicke       sanimeii 

vor  ,500  .  .  .  .  1550-15541       i8\  9l  ^5l  34U6 

1500— 1504  1         li  7\  i\  8|jj  1555—1559^       'S'-*-^      24i-'-'        «/•*■*      32' 

«505—1509^  2/3  .]!  3/4  3/'  1560— 1564  I         2^1,,  41  U-:  ^91,,  1°\ 


1565 1569  J  15  i  25  i  2f  2-]}^' 

»570-1574  \       44  j  6        54  lg       'M^S    ''" 
i\  x\  \o\  '575—1579'       20/    ^       24/'  7'    '     31 


1510-1514J         2j^  6J^  .\  6J^ 

A    ^191  .\  i9\    g  1585— 1589  i  12J-'-  10J-'  b)    -  löJ     ' 

'535— '539'        5/'°      16 /-^^  ii^  19'^  1590— 1594 1  18  K,  "l„  9 1,1  20  Ig 

.\  16I    o  4\  2oi  '595—1599'  15'  26/'^'  2/  28/^ 


1515-1519/         .1  ./  ./•  ./  ,57o-,574\       44J  S4l    8       'M^S    '^^\^ox 

20 1    ^      24  i  '  7  '  3 1  i      ^ 

-   -       -   .  -  -  _  -  43 

1530-1534»        5l,„      '9U,  U         '9\,8  .585-'589/ 


1520— 1524  1         2I  t\^^        3\  io\j,  '575—1579'       20;    -       24  j'  7'  3" 

1525—1529/         if^  3('°         ./•^  3/'-5  1580—1584)       43I  59I.         12I    g      7i\ 

icjo- ICH  »  :1  lol  .1  lol     .  1585  —  1589/        12/^3        10/     ^  6/  l6i 


87 


1540-1544I      'Ol    ^      .61  4}  20  \ 

1545—1549/  10/  22/-'  S/"^  27/^' 


1545— '549  '       10 '  22  J  -  5>  -         27 

Das  rasche  Ansteigen  der  Zahlen  im  Lustrum  1560 — 1564  und  das  Herabsinken 
im  folgenden  erklärt  sich  durch  die  ungewöhnlich  zahlreichen  Schriften  über  die  Nord- 
lichte vom  28.  Dezember  1560,  28.  Dezember  1561,  13.  März  1562  und  19.  Februar  1564, 
über  die  insgesamt  33  Drucke  vorliegen.  Ebenso  wird  die  hohe  Zahl  im  Lustrum  1570 — 1574 
durch  die  reiche  Literatur  über  die  Sturmfluten  an  der  Nordseeküste  im  November  imd 
Dezember  1570  stark  beeinflußt.  Die  Zahl  von  mehr  als  70  Flugschriften  meteorologischen 
Inhalts  in  einem  Lustrum  wird  noch  einmal  1580 — 1584  erreicht,  aber  von  da  an  nimmt 
ihre  Zahl  auffällig  rasch  ab,  imd  wenn  nicht  der  vermeintliche  Blut-  und  Schwefelregen 
zu  Stralsund  im  Juni  1597  noch  die  große  Zahl  von  11  Flugschi'iften  gezeitigt  hätte, 
würde  ihre  Gesamtzahl  im  letzten  Lustrum  viel  kleiner  erscheinen.  Die  Ursache  für  diese 
Abnahme  ist  nicht  in  einem  Nachlassen  des  Interesses  an  den  Erscheinimgen  zu  suchen, 
sondern  erklärt  sich  durch  die  Tatsache,  daß  von  1583  ab  zusammenfassende  Berichte 
über  die  bemerkenswertesten  Ereignisse  eines  längeren  Zeitraumes,  meist  eines  halben 
Jahres,  unter  dem  Obertitel  »Relatio  historica«,  aber  in  deutscher  Sprache,  zu  erscheinen 
begannen.  Da  sie  auf  der  Frankfurter  Frühjahrs-  und  Herbstmesse  zum  Verkauf  kamen, 
nannte  man  sie  auch  Meßrelationen.  Ihr  erster  Herausgeber  war  Michael  von  Aitzins 
(auf  dem  Titel  nennt  er  sich  Eyzinger),  der  von  1583  bis  1597  zu  Köln  solche  Relationen 


'  Die  Schwankungen  in  der  Zahl  der  jährlich  erscheinenden  Flugschriften  meteorologischen  Inhalts 
hängen  oft  auch  von  anderen  Ereignissen  ab:  so  erschien  1566  nur  eine  einzige,  weil  alles  Interesse  den 
Türken  zugewandt  war,  mit  denen  sich   ungeuöhnllcli  viel   Flugschriften  hescliäftigoii. 


14 


H  E  L  L  M  A  N  N  : 


erscheinen  ließ;  ihm  folgten  Jakob  Franccs  (Pseudonym  fiar  Lautenbach),  Theodor  Meurek 
und  andere'.  Wenn  es  auch  vorzugsweise  politische  Nachrichten  sind,  welche  den  Inhalt 
der  Relationen  bilden,  so  fehlt  es  doch  auch  nicht  an  Berichten  über  außerordentliche 
Naturereignisse.  Daraus  erklärt  sich  das  Zurückgehen  in  dem  Erscheinen  von  Einzel- 
zeitungen, die  nun  auch  nicht  mehr  so  häufig  wie  früher  nachgedruckt  wurden.  Das 
Publikum  kaufte  offenbar  lieber  die  inhaltreichen  Halbjahrs-Relationen,  die  interessante 
Nachrichten  aus  allen  Gebieten  brachten.  So  erschienen  über  30  außerordentliche  mete- 
orologische Erscheinungen  im  Jahrzehnt  1585— 1 594  nur  36  Schriften,  während  zwanzig 
Jahre  früher  auf  jede  einzelne  Erscheinung  durchschnittlich   2  bis  3   entfielen. 

Im  Zusammenhange  damit  gebe  ich  hier  ein  Verzeichnis  derjenigen  Erscheinungen, 
über  die  6  oder  mehr  Druckschriften  ausgegeben  wurden,  die  also  ein  ganz  besonderes 
Interesse  erweckt  haben  müssen : 


1501  Mai  13 

15 14  Januar  lo/i  r, 

März  17 
1520  Januar  3 — 7 
1530  Oktober  8 
1530  November  8 
1535  September  i 
1537  April   25 
1546  August  7 
1556  Juni  2 

1560  Dezember  28 

1561  Februar  27 

1561  Dezember  28 

1562  März   13 


Blutregen 

Lichterecheinungen  in  Württembeig 


Zahl 

der 

Flug- 
schrirtett 

Flug- 
blätter 

7 
6 

6 

I  2 

8 

6 

4 

12 

9 

4 

1 1 

8 

6 

17 

6 

8 

II 

Lichterscheinungen  in  Wien 

Tiberüberschwemmung  in  Rom 

Sturmfhit  in  Flandern 

Gewitter  mit  Windhose  in  Oels 

Blitzschlag  in  Heidelberg 

Gewitter  in  Mecheln 

Rätselhafte  Lichterscheinung  im  Voigtlande     . 

Nordlicht  in  Franken 

Lichterscheinung  an  der  Sonne  in  Eisleben     . 

Nordlicht  in  Mitteldeutschland 

Nordlicht  in  Wittenberg 

1567  Oktober  30/31   Wasserflut  in  Verona 

1570  November/  Sturmflut 

Dezember 

1578  Mai  19  Gewitter  in  Ofen 

1582  Mai  9  Wolkenbruch  in  Karlsbad 

1597  Juni   15/16  Blut-  und  Schwefelregen  in  Stralsund    .     .     . 

Auch  aus  dieser  Liste  geht  hervor,  wie  gegen  das  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  die 
Zahl  der  Fälle,  daß  eine  außerordentliche  meteorologische  Erscheinung  zu  vielen  Flug- 
schriften  Veranlassung  gibt,  immer  kleiner  wird. 

Inhalt  der  Flugschriften. 

Zunächst  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  daß  zwischen  den  Flugschriften  und 
den  Flugblättern  oder  Einblattdrucken  der  Unterschied  besteht,  daß  letztere  fast  aus- 
nahmslos nur  über  eine  einzige  meteorologische  Erscheinung  berichten,  während  in  den 
Flugschriften  nicht  selten  mehrere  zugleicli  behandelt  werden.  Der  Grund  davon  liegt 
offenbar  darin,  daß  auf  einem  Einblattdruck  nur  für  eine  einzige  größere  Abbililung  Raum 
ist.  Es  kommt  allerdings  manchmal  vor,  daß  dann  im  Text  noch  einer  anderen  ähn- 
lichen oder  gleichen  Erscheinung  aus  der  jüngsten  Vergangenheit  gedacht  wird.  Auch 
die  ältesten  Flugschriften  beschäftigen  sich  nur  mit  einem  einzigen  Phänomen,  aber  schon 
in  den  vierziger  Jahren  kommt  es  häufiger  vor,  daß  über  ganz  verschiedene  Ereignisse 
politischer,  wirtschaftlicher  und  meteorologischer  Natur  in  derselben  Flugschrift  Mitteilung 

'  Vgl.  Felix  Stteve,  Ueber  die  ältesten  halbjährigen  Zeitungen  oder  Meßrelatiouen  und  insbesondere 
über  deren  Begründer  Freilierrn  Michael  von  Aitzing.  Abliandl.  d.  Bayer.  Akad.  d.  Wiss.  IlL  Cl.  XVL  Bd. 
München  1881.    4°. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  X  VI.  Jahrh.  1  5 

gemacht  wird,  und  gegen  das  Ende  des  Jahrhunderts  sind  die  Schriften  nicht  selten,  in 
denen  drei,  vier  oder  noch  mehr  »Neue  Zeitungen«,  d.  h.  also  Nachrichten  über  Zeit- 
ereignisse vereinigt  sind.  Dann  nimmt  die  Schrift  schon  ganz  den  Charakter  einer  Zeitung 
oder  eines  Nachrichtenblattes  an.  Wahrscheinlich  hatte  das  Erscheinen  der  halbjährigen 
»Relatio  historica«,  die  vielerlei  bot,  auch  die  Zusammensetzung  der  kleinen  Einzclzei- 
tungen  etwas  beeinflußt.  Es  braucht  wohl  kaum  hervorgehoben  zu  werden,  daß  in  dieser 
Art  von  Flugschriften  der  meteorologische  Anteil  nicht  die  Hauptsache  ist  und  etwas 
kurz  abgetan  wird. 

Um  ein  übersichtliches  Bild  über  die  meteorologischen  Erscheinungen  zu  geben,  mit 
denen  sich  die  in  der  nachfolgenden  Bibliographie  aufgeführten  Flugschriften  und  Flug- 
blätter beschäftigen,  lasse  ich  hier  eine  chronologische  Zusammenstellung  folgen,  die  zugleich 
als  eine  Art  Register  zur  Bibliographie  dienen  kann.  Bei  den  eben  erwähnten  Flug- 
schriften mit  mehrfachem  Inhalt  wurde  hier  natürlich  nur  der  meteorologische  Teil  angeführt. 

Die  Namen  der  Verfasser,  die  sich  selbst  als  solche  bekennen  oder  die  sonst  be- 
stimmbar sind,  wurden  in  Klammern  beigefügt  und  durch  den  Zusatz  (Lied)  die  in  Reimen 
abgefaßten  Berichte  hervorgehoben.  Die  am  rechten  Rande  ausgeworfene  Zahl  der  über 
die  Erscheinung  nachgewiesenen  Flugschriften  und  Flugblätter  (Einblattdrucke)  läßt  gleich 
erkennen,  mit  welchem  Interesse  sie  vom  Publikum  aufgenommen  wurden. 


Verzeichnis  der  in  der   narhfolfi^enden   Biblio^aphie   nachgewiesenen   inoteorolo^schen 

Ersehe!  nii  n^en. 

1490  .Juli   13  Blitzschlag  (;*)  bei  Konstantinopel 

1501  Mai   13  Blutregen  in  Norddeutschland  und  Belgien 

1509  Septeml/er  14  Ungewitter  bei  Konstantinopel 

1509  Dezember  22  I,ichterscheinung  an  der  Sonne  bei  München 

1514  Januar  ii  Lichterscheinung  am  Mond  in  Württemberg  (J.Virdüng) / 

1514  .lanuar  lo/ii,  Lichterscheinungen  an  Sonne  und  Mond  in  Schwaben  (J.  Stopei.)  .     .  \ 

März   1 7 

1520  Januar  3 — 7  AUei'lei  Lichterscheinungen   an  Sonne  und  Mond  in  Wien  (Fami-hilus 

GüNGENnACn) 

1523  Oktober  11  Gewitter  mit  Wolkenbrucli  in  Neapel  (.1.  Ludwig) 

1527  Oktober  11  Nordlicht  (noch  als  Komet  angesehen)  im  Westrich  (P.  rRErr/.KR) .     . 

1530  Oktober  8  Tiberüberschwemmung  in  Rom , 

1530  Oktober  8  und  Tiberübei  schwemmung  in  Rom  und  Sturmllnt  in  Flandern     .     .     .     .  \ 

November  5  "  [ 

1530  November  5  Stunntlut  in  Flandern ' 

1534  Juni  3  Rätselhafte  Lichterscheinung  in  Schleswig j 

1534  Juli  3  Rätselhafte  Lichterscheinung \ 

'535  September  1  Gewitter  mit  Windliosc  in  Oels  (A.  Moibanus) 

1536  Juni   I  Rätselhafte  Lichterecheinung 

■537  April  25  BHtzschlag  in  Heidelberg  (J.  Micyli-is) 

1337  Dezember  13  Blitzschlag  in  Rom 

1538  Januar  16  Gewitter 

1540  Juni  20  Lichterscheinung  in  Schlettstadt 

1540  September  6  Lichterecheinung  am  Mond  in  Ungarn 

1541  November  4  Nebensonnen  in  Balingen  (M.  Brotbkyhel) 

1542  Juni   10  Blitzschlag,  Stiii-m  und  Hagel  in  Konstantinopel 

1542  November  30  bis     Finsternis  und  Blutregen  in  Konstantinopel 

Dezember  2 

1543  Mai  4  Rätselhafte  Lichterscheinung  bei  Pforzheim 

1543  Juni  4  Nordlicht  (?)  in  Wiesenthal  (Erzgebirge) 

1543  Juni  8  Gewitter  und  Lichterscheinung  in  Florenz 

1544  April   19  Nebensonnenerscheinung  in  Glarus  (J.  Rüff) 

1545  März  29  Lichterscheinungen  in  Polen 

1546  .lanuar  14  Sturm  auf  Cypern 

1 546  Februar  26  Nebensonnen  in  Ungarn 


Zahl  der 

Flug-    1 
schritten! 

FtuR- 

hlätttir 

I 

7 

I 

2 

I 

4 

2 

10 


H 


E  r,  L  M  A  N  N 


546  August  7 

546  Juni  22,  .Fuli  27, 
August  7 

547  September  18 

547  November  13 

548  Mai   19 


548 

Juni  20 

549 

Juni  30 

550 

März  23 

550 

Juni   15 

550 

.luni 

550 

August  1 1 

551 

März  2 1 

551 

Mai   14 

5SI 

Oktober  25 

552 

Januar  9 

552 

Mai   17 

5=:i 

Februar   19 

554 

März  10 

554 

März  6  und   23 

554 

Mai   26 

554 

Juni  9  und 

Februar   19 

554 

Juni   1 1 

554 

Juli  24 

554 

September 

554 

554/55 

555 

Dezember  29 

556 

Anfang 

556 

INIai   I  2 

556 

Juni   2 

556 

August  9 

556  September  5 

556 

Dezember  6 

557 

Januar 

557 

Septembei'   14/1; 

557 

55« 

Mai   17 

55« 

Juni  30 

559 

August  13 

560  Januar  30 

560 

Mäiz  29 

560 

Dezember   14/15 

560 

Dezember  28 

s6o 

Dezember  28 

s6o 

Dezember  28 

561 

Januar  16 

561 

Februar  27 

56r 

März  2 

561 

April    14 

561 

August   1 1 

56. 

Dezember  28 

562 

März   13 

562 

April   20 

562 

Juni  6 

562 

August  3 

Gewitter  mit  Schadenblitzen  in  Mecheln 

Blitzschlag  in  Mecheln  und  Solothurn,  Wirbelwind  in  Italien      .     .     .  / 

Nordlicht  (;')  in  Wittenberg 

Lichterscheinung  in  Rom 

Lichterscheinung  am  Mond  in  Braunschweig  (M.  Illyricus,  N.  Medler, 

J.  PiSTORIUs) 

Nordlicht  (?)  in  Thüringen 

Ungewitter  (in  Versen) 

Kornregen  in  Kärnten 

Kornregen  in  Weimar 

Nordlicht  0') 

Lichterscheinung  in  Nürnberg 

Nebensonnen   an   der   mittleren  Elbe  und  in  Leipzig  (P.  Ebeb,  F.  Me- 

lanthon)       

Wolkenbruch  und  Überschwemmung  in  Franken 

Blutfließen  in  Prag 

Wasserflut  in  Marburg  in  Hessen  (Lied)  (H.  Engel) 

Hagel  in  Dordrecht 

Lichterscheinung  am  Mond  in  Thüringen  (G.  Joestei.) 

Nordlicht  (!')  in  ChAlons 

Nebensonnen  in  Ingolstadt 'und  Regensburg 

Blutregen  in  Dinkelsbühl 

Lichterscheinungen 

Lichterscheinung  oder  Nordlicht  (;')  bei  Nürnberg 

Nordlicht 

Lichterscheinungen  in  Prenzlau 

Lichterscheinung  in  Siebenbürgen 

Verschiedene  Lichterscheinungen  und  ein  Nordlicht  (?) 

Gewitter  mit  zündendem  Blitzschlag  bei  Altenburg 

Wintergewitter  in  Berlin  (J.  Cuno) 

Sonnenring 

Rätselhafte  Lichterscheinung  im  Voigtland  (J.  Bai) 

Nordlicht  in  Altenburg 

Nordlicht  in  Küstrin 

Lichterscheinung  an  der  Sonne  in  Wittenberg 

Nebenmonde  und  Nebensonnen,  auch  Nordlicht  (?)  in  Wien 

Tiberübersi'hwemmung  in  Rom 

Blutregen  in  Pommern 

Gewitter  und  Überschwemmung  in  Thüringen  (M.  Wagner)  .... 

Wolkengel)ilde  bei  Nürnberg 

Gewitter  und  Hagel    in  Freiberg  und  Meißen   (H.  Weli-er,  J.  Schütz, 

J.  Niederstetter) 

Nordlicht  an  der  böhmisch-sächsischen  Grenze  (H.  Weller,  J.  Merclius) 

Nordlicht  (Lied)  (J.  GÖLrrz) 

Gewitter  (und  Nordlicht?)  in  Wien 

Nordlicht  in  Eckeisheim  bei  Forchheim 

■'  Nordlicht  in  Bamberg  und  Lichtenfels ( 

Nordlicht  in  Nürnberg < 

Nebensonnen  in  Rothenburg  ob.  d.  Tauber l 

Merkwürdige  Lichterscheinung  an  der  Sonne  bei  Eisleben  (J.  WrrTicH) 

Lichterscheinungen  am  Mond  in  Nürnberg 

Lichterscheinung  an  der  Sonne  in  Nürnberg 

Nebensonnen  in   Eisleben ' 

Nordlicht  in  Mitteldeutschland   (H.  Opicirs,   G.  Lichtius,   J.  Agricola, 

C.  BoLovESus,  J.  AcRONius)  (i  Lied) 

Nordlicht  in  Wittenberg  und  Leipzig  (P.  Eber,  G.  Mauritius)     .    <.     . 

Wolkenbruch  (Lied)  (M.  Föli.ei.) 

Nordlicht  (?)  in  Hamburg 

Gewitter  und   Hagel  in   Württemberg 


Zahl  dir 


Flug" 
zhrifte 


Flug- 
blitt<T 


10 

2 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh. 


56^ 

563  März  9 
563  Jlärz  14 

563  Dezember  9 

564  Januar   13 — 15 
564  Februar    19 
564  März  I 

564  Juni  6,  7 
564  Juni  25 

564  Dezember  18 

565  Februar  7.  8 
565  April   21 

565  Juni   I 
565  Juni  8 

565  Juli  21 

566  Februar  i 

566  Juli  27,  28. 
August  7 

567  Febniar  3 
567  September  i. 

Oktober  23 

567  Oktober  30,  31 

568  März  28 
568  März  28 
568  Mai  2 

568  Dezember  14, 
21,  22 

568  Dezember  22,   2- 

569  Auftust  12 

570  Januar  12 
568 — 70  Mäi-7. 
570  Mäi-z 

570  Juni  14 
570  August  2 
570  Oktober  29 
570  November  1 
570  November  2 
570  November  10 
570  November  10 

und  17 
570  November  17 
570  November  i,  2. 

16  bis  21 
570  November  16 — 

2  t,    I 

570  November  16 — 

20,  I 
570  November 
570  November  2, 

Dezember  2 

570  Dezember  6 
570 

571  Januar  11 
571   Januar  26 
571  Mai  23 
571  Juni  6 

571  Juni  6,   14,   18 
571  Juli  29 
571  September  3 
571  September  29 


Verschiedene  Lichterscheinungen  (J.  Hebenstreiüt) 

Nebensonnen  in  Gera 

Nebensonnen  bei  Straßliurg 

Gewitter 

Lichterscheinungen    an  Sonne  und  >Iond   in  Erfurt   (J.  Hebensireidt) 
Nordlicht  in  Eisleben  und  Leipzig  (H.  Mencelius,  C.  Irenehs')    .     .     . 

Gelbe  Himmelsfär"bung  zwischen  Mechcln  imd  Brüssel 

Nordlicht  (?)  auf  dem  Mittelmeer 

Überschwemmung  in  der  Raurls  (Salzburg) 

Lichterscheinung  bei  Augsburg 

Überschwemmungen  in  Deutschland 

Gewitter    und   Wolkenbrueh    bei   Freiburg  a.  d.  l'nstrut    (V.  Zetsch, 

G.  LiSTENIUS) 

Gewitter  und  Wolkenbruch  in  Thüringen  (A.  Ursin i's) 

Blitzschlag  in  Breslau  (J.  Scholtze,  M.  Hoffmann) 

Wolkenbruch  in  Annaberg  i.  Sa.  (P.  Wagner) 

Lichterscheinungen  an  Sonne  und  Mond  im  Schwarzwald      .... 
Liohterscheinung  in  Basel  (S.  Corcius) 


Licbterscheinung  über  Calais 

Kreuzzeichen  in  Thüringen  (M.  Waoner) 


Was.serilut  in  Verona 

Blutregen  (?),  Nordlicht  (?)  (J.  Schütz) 

Nordlicht  (?)  im  Voigtland 

Nordlicht  (?)  in  Basel  und  Konstanz    .     . 

Lichterscheinungen  an  Sonne  und  Mond  in  Erfüllt  (('.  Faoius) 

Lichterscheinungen  und  Nordlicht  in  Jena  (F.  Widebrand) 

Blitztötungen  in  Thüringen  (V.  Rudolphus) 

Nordlicht  in  Kuttenberg  (Böhmen) 

Lichterscheinungen  und  Nordlichter  (A.  Ursinus) 

Nordlicht  (?)  in  Böhmen 

Kornregen  in  Österreich  (ob  der  Enns) 

Blutregen  in  Bayern  (D.  Holtzmann) 

Nebensonnen  in  Marburg  i.  Hessen 

Sturmflut  in  Antwerpen 

Sturmflut  in  Belgien  und  den  Niederlanden 

Stunnrtut  in  Friesland 

Sturmflut  in  Friesland 


Gewitterregen  (D.  Holtzuann) 
Sturmflut  in  Friesland    .     .     . 


Sturmflut  in  Antwerpen 

Sturmflut  in  Belgien  und  den  Niederlanden. 


Sturmflut  in  Belgien  und  den  Niederlanden.     . 
Sturmflut  in  Friesland,  Hhoneüberschwemmung 


Überschwemmung  in  Frankreich  (Lied)    . 

Blitzschlag  in  Venedig 

Lichterscheinung 

Nebensonnen  in  Köln  a.  liheia  .... 
Lichterscheinung  in  Löwen  (Belgien)  .  . 
Gewitter  und  Nordlicht  (?)  in  Gnesen.  . 
Kornregen  in  Schlesien  (Lied)  (H.  Linck) 

Nordlicht  (?)  in  Prag 

Blitzschlag  in  Magdeburg  (Lied) .... 
Lichterscheinung  an  der  Sonne  in  Cypern 


Zahl  der 

Flug-    I    Fliig- 

:cliriftent  blättcr 


Phys.-matk.  Abh.  W21.  Nr.  1. 


18 


Hellmann; 


1572  Januar  2,  3 

1572  Januar  6 

1572  Januar  17 

1572  Februar  16  1 

1572  April   16  / 

1572  Juni   18 

1572  Juli  5 

1572  September  14 

1572  Dezember  14 

1572  Dezember  22 

1573  März  30 

1573  August  12 
'573  November  18 

1574  Juni  II 

1574  Mal  31,  Juni  13,  14 
1574  Juli  20 — 22 
[574  Juni  8,  19, 

November  14,   15 

1574  November  13.   15 

1575  Januar  i 
■575  Mai  3 
'575  Juli  30 

'575  September  28 
[576  Juni  24 
t577  Januar  12 
'577  März  24 
[577  Mai  I 
[578  Februar  18 
1578  Februar  19 
1578  März  28 
[578  Mai  15 
[578  Mai  19 
1578  Juni  8 

1578  Dezember  5 
'579  April  9 
'579  August  2 

1579  August  2 
1579  September  und 

Oktober  . 

1579  Oktober  14 

1580  Januar  12 
1580  Januar  13,   18 
1580  März  27 

1580  März,  April   23 

1580  April  28 

1580  Mai  13 

1580  Januar  13,  Mai  13 

1580  Mai  27 

1580  Juni  13 

1580  August  10,  14 

1580  Juni   13    und 

September  10 
1580  August  16 
1580  August  16  und 

September  10 
1580  September  10 
1580 

1580  (1532,  1570, 

1577) 

1581  Januar  10 
1581  Januar  20 


Lichterscheinungen  an  der  Sonne  in  Chur  (H.  Campellus)      .... 

Blutwasser  in  Thorn  (Lied) 

Nordlicht  in  Nürnberg 

Lichterscheinung,  Gewitter  mit  Hagel  in  Konstantinopel     .     .     .     .     .  / 

Dasselbe \ 

Gewitter  mit  Wolkenbruch  im  Salzburgischen  (Lied) 

Donauhochwasser  (Lied)  (A.  Hundsperger) 

Überschwemmung  in  Hilperhausen  (Lied)  (J.  Holtzheuseh)     .... 
Gewitter  und  Überschwemmung  bei  Fulda  und  in  Hilperhausen  (Lied)  . 

Nebenmonde  bei  Beifort 

Lichterscheinung  an  der  Sonne  in  Koschcl  (Rochelle?)  (Lied)     .     .     . 

Wasserflut  im  Voigtland 

Nordlicht  in  Livland  (G.  Barthius).     .     .• 

Gewitter  mit  Hagel  in  Troppau 

Gewitter  (M.  Bertholdus) 

Lichterscheinung,  Blutregen  in  Böhmen  (Lied) 

Gewitter  mit  Hagel  im  Braunschweigischen  (V.  Greseb) 

Nordlicht  (N.  Orphanus,  M.  Zeysrs) 

Wunderzeichen  in  Posen 

Nebensonnen  (A.  ühsinus) 

Gewitter  mit  Blitztötungen  bei  Mainz 

Nordlicht  (i')  und  Lichterscheinungeu  in  Erfurt  und  Kauf'beuren  (Lied) 

Gewitter  mit  Wolkenbruch  in  Loßdorf  (Lied) 

Gewitter  mit  Blitzzündungen  in  Mähren  (Lied). 

Gewitter  mit  Blitzzündungen  in  Ungarn  (Lied) 

Nordhcht  und  Blutregen  in  Danzig  (Lied) 

Nebensonnen  in  Meißen  (M.  Henricus) 

Mondhof  in  Bautzen  (L.  Dresserus) 

Nordlicht  (;')  in  Wien  (?)  (Lied) 

Wasserguß  in  Horb  (Lied)  (A.  Wetz) 

Gewitter  mit  Blitzschlägen  in  Ofen 

Blutrote  Sonne  in  Franken  (Lied)  (L.  EnENBEROER) 

Rätselhafte  Lichterscheinung  bei  Tübingen 

t.'berschwemmung  in  Paris  (Übersetzer  Job.  Fischart) 

Nordlicht  (!')  in  Köln  und  Wolkenbruch  in  Dresden 

Gewitter  in  Dillingen  (H.  Kuntze) 

Mäuse-  (Lemminge-)  Regen  in  Norwegen 

Nordlicht,  Blutregen  in  Danzig 

Nebensonnen  in  Nürnberg  und  Altdorf 

Nebensonnen,  starker  Wind  in  Rom 

Getreideregen  in  der  Mark  Brandenburg  (C.  Stolshagius) 1 

Dasselbe  (Lied)  (A.  Wetz)      . i 

Dasselbe •     ■  ' 

Wolkenbruch  bei  Krems  (Lied)  (D.  Holtzmann) 

Nebensonnen,  Wolkenbruch  (z.  T.  Lied) 

Gewitter  mit  Hagel  bei  Göttingen  (J.  Kettler) 

Nordlicht  bei  Eisleben 

Starker  Wind  in  Livland 

Nordlicht  bei  Eisleben  und  in  der  Mark 

Lichterscheinung  bei  Prag 

Lichterscheinung  und  Nordlicht  bei  Prag 

Nordlicht  in  Deutschland  und  Böhmen  (P.  Raüneb,  J.  Colerüs) 

Nebensonnen,  Nordlicht  (?)  (Lied) 

Sturmfluten  (M.  Wagner)^ 

Lichterscheinung  in  Dresden 

Lichterscheinung  am  Mond  in  Nürnberg  und  in  Polen 


Zahl 

der 

Flug, 
schrilten 

blilter 

! 

! 

3 

. 

- 

Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  19 


Zahl  der 
Flug-    I    Flug- 
schriften I  blätter 


1581  Februar  17 
1581  Mai  28 

1581  August  27 

1582  März  6 

1582  März  bis  April  1 7 
1582  März  6  und 

Mai  9 
1582  Mai  9 
1582   Mai  12 
1582  Juli  5 
1582  Juli  31 

1582  November  16 
1582 

.582 
.582 

1583  April  9 
1583  August  5 
1583  September  2 

1583  Dezember  15 

1 584  Januar  i 
1584  Februar  18 
1584  April  19 
1584  Mai  10 
1584  Juni  7 
1584  Juni  7 

1584  Dezember  10 
1586  April   25 
1586  Juni  26 
1586  August  18 

1586  Oktober  28 

1587  Juli  2 

1587  Ende 

1588  Juni  20 
1588 

1588 

1589  Mai  21 
1589  Juli  II 

1589  Juli  23 

1590  Januar  i 
1590  März  8 

1590  April  II 

1890  November  12  bis 
November  16 

1590 

1591  August  19 
1591  September  8 

1591  Oktober  5 

1592  März  5 
1592  Mäi-z  15 

1592  Juni  28 

1593  Januar  8,  18 
1593  Januar  25 
1593  P'ebruar  10 
1593  Februar  12,  13 
1593  April  I 

1593  Oktober  3 
1595  Februar  2 
1595  Februar  23 
1595  Januar  16  bis 
März  2 


Wintergewitter  bei  Prag 

Nebensonnen  in  Heidelberg  (Lied) 

Nordlicht  in  Magdeburg  (J.  Pomarius) 

Nordlicht  in  Zwickau  (T.  Mollerus,  Bapst  von  Rochlitz)     .... 

Sturm  in  den  Niederlanden 

Nordlicht  und  Wolkenbruch  in  Karlsbad  (Lied) , 

Wolkenbruch  in  Karlsbad  (C.  Stkphani) 1 

Hagelwetter  bei  München * 

Gewitter  mit  Wirbelwind  bei  Erfurt  (J.  Hhodius) 

Gewitter  mit  Hagel  und  Wolkenbruch  bei  Aichach 

Nordlicht  in  Havelberg  (P.  Victorius) 

Schreckliches  Wetter,  Kornregen  bei  Schwandorf  (Lied) 

Grausames  Wetter  in  Rotenburg  a.  Neckar 

Überschwemmung  bei  Salzburg 

Nebensonnen  in  Nürnberg 

Blutquellen  und  Nordlichte  in  Württemberg 

Nordlicht  (C.  Füger) 

Blutwasser  zu  Kronach  (z.  T.   Lied) 

Gewitter  und  Wolkenbruch  in  Loßdorf  (Lied) 

Meteor  (.')  im  Bernerland 

Lichterscheinung  an  der  Sonne  in  Kronach  (W.  Pletzlein)   .... 
Gewitter  mit  Schadenblitzen  in  Biberach  (Lied)  (C.  W.  Platzius)     .     . 

Gewitter  in  Stargard  in  Pommern  (W.  Gretzer) 

Lichterscheinungen  (Lied) 

Finsternis  und  Biutregen  in  Rom  (V.  Sterck) 

Regenmangel  in  L^ngarn / 

Regenmangel l 

Gewitter  mit  Hagel  in  Gent  (C.  Strütberger) 

Rätselhafte  Lichterscheinung  in  Böhmen 

Windhose  bei  Augsburg 

Nordlicht  (?) 

Grewitter,  Überschwemmung,  Blutregen  in  Lfittich 

•  Erschreckliche  Geschieht« 

Nässe  des  Jahres,  Wasserfluten  in  Thüringen  (C.  Herrnschwagkr)  .     . 

Gewitter,  Nordlicht  (?)  in  Konstanz 

Wasserflut  im  Hohenloheschen  (Ü.  Mederüs) 

Lichterscheinung  an  der  Sonne  in  Hamburg  (D.  Wolder) 

Lichterscheinung,  Nordlicht  (?)  in  Konstanz  (Lied) 

Nordlicht  in  Augsburg 

Lichterscheinung  an  der  Sonne  in  Augsburg 

Nordlicht  (?)  in  Donauwörth  (G.  am  Wai-de) 

Nordlicht  (?) .     : 

Dürre  des  Jahres  in  der  Lausitz  (^L  Bohemus) 

Nordlicht  in  Nürnberg 

Nordlicht  in  Augsburg 

Nordlicht  in  Nürnberg 

Lichterscheinung  an  der  Sonne  in  Wittenberg  (G.  Müller)     .... 

Lichterecheinung  in  Kreuznach  (Lied) 

Blutfließen  in  Württembei-g  (Lied) 

Lichterscheinung  am  Mond  in  Laibach 

Nebensonnen  in  Nürnberg 

»Wundergeschicht«   in  Konstantinopel  (Lied) 

Nebensonnen  in  Nürnberg 

Nordlicht  (?)  in  Hessen  (Lied) 

Lichterscheinung  am  Mond  in  Aitsohl 

Nordlicht  (?)  in  Münster  (Lied) 

Wasserflut  in  Co.sprunn 

•  Wasserguß"  in  Nürnberg 


20 


H  K  L  L  M  A  N  N  : 


Wassergüsse  ia  Nürnberg 

Nordlicht  (?)  in  Berlin  (J.  Colerus) 

Schreckliches  Wetter  um  Großwardein 

Überschwemmungen  in  Deutschland  (Lied) 

Gewitter,  Blutregen  in  Schlesien 

Gewitter  mit  Hagel  in  Würzburg 

Blut-  und  Schwefelregen  in  Stralsund  (D.  Herlicius,  C.  Schi.üsselhir(;. 

F.  RuNGius) 

Uberschwemmangen  im  Rheinland,  Lichterscheinungen 

Tiberüberschwemmung  in  Rom  (i   Lied) 

Unwetter  in  Holstein 

Lichterscheinung  (Lied) •     • 

Verschiedene  Erscheinungen  (Lied) 


Zahl  der 

Flug-    1    Flug- 
»ehriftenl  blltter 

. 

I 

I 

2 

I 

I 

I 

I  I 

2 

r            I 
I 

I 
I 

H. 


1595  Februar  14  bis  28 
1595  Oktober  19 
1595  Sommer 

1595 

1597  Mai  I,  18 

1597  Juni  I 

1597  Juni  15,  16 

1598  Mai  6,  17 

1598  Dezember  24 

1 599  März   I 
1599 
1599 

Eine  genauere  Durchsicht  des  vorstehenden  Verzeichnisses  lehrt,  daß  es  bestimmte 
meteorologische  Erscheinungen  sind,  über  die  in  den  Flugschriften  mit  Vorliebe  berichtet 
wird   und   die   somit  als    besonders   merkwürdig   und   ungewöhnlich   angesehen   wurden. 
Ordnet  man  sie  in  größere  Gruppen  ein,  so  findet  man  folgende  Verteilung: 
Lichterscheinungen  an  Sonne  und  Mond  (am  Himmel,   »Gesicht«, 

»Wunderzeichen«) S^'^'' 

Nordlichte  und  nordlichtartige  Erscheinungen  (fragliche  Nordlichte)   22  >•    » 
Elektrische    Erscheinungen    (Gewitter,   Blitzschlag,    Hagel,     »grau- 
sames Wetter«,   »Ungewitter«   usw.) 21   »    » 

Wolkenbrüche  und  Überschwemmungen 12»    » 

Bluterscheinungen  (Blutregen,  Blutlaufen,  Blutfließen,  Blut  quellen)     6  »    » 
Sonstige  Wunderregen  (Getreide-,  Mäuse-,  Schwefelregen  usw) .  .      3  »    » 

Stürme  und  Sturmfluten 4"    » 

Allgemeine  Witterungsbeschaffenheit  des  Jahres  bzw.  der  Jahres- 
zeiten (Nässe,  Dürre) 2  »    » 

Wie.  man  hieraus  ersieht,  beschäftigen  sich  die  Flugschriften  sehr  selten  mit  eigent- 
licher Witterungsgeschichte.  Obwohl  es  im  XVI.  Jahrhundert  an  Witterungsanomalien 
aller  Art,  wie  strengen  und  milden  Wintern,  heißen  Sommern  usw.,  nicht  fehlte,  wissen 
die  Flugschriften  nichts  davon  zu  berichten ;  nur  gegen  das  Ende  des  Jahrhunderts  geben 
sehr  trockene  und  sehr  nasse  Sommer  die  Veranlassung  zur  Abfassung  kleiner  Schriften 
darüber.  Früher',  als  ich  die  Flugschriftenliteratur  in  ihrem  gesamtenUmfange  noch  nicht  über- 
sah, nahm  ich  an,  daß  sie  viele  Beiträge  zur  Witterungsgeschichte  liefern  würde.  Das  trifft  also 
nur  in  sehr  beschränktem  Maße  zu:  es  handelt  sich  fast  ausschließlich  um  auffällige  Einzel- 
erscheinungen, die  durch  die  Flugschriften  und  Flugblätter  der  Nachwelt  übermittelt  werden. 
Wenn  in  diesen  besonders  heftige  Gewitter  mit  vielen  Schadenblitzen,  oder  wolken- 
bruchartige  Regen  mit  nachfolgender  zerstörender  Überschwemmung,  oder  starke  Stürme 
und  verwüstende  Sturmfluten,  oder  naturwidrige  Erscheinungen  wie  Blutregen  usw.  be- 
handelt werden,  so  verstellt  man  das  Interesse  daran  ohne  weiteres;  daß  aber  Licht- 
erscheinungen" am  Himmel  am  häufigsten  die  Aufmerksamkeit  erregt  haben,  muß  einen 
andern  Grund  haben.     Es  liegt  hier  oöenbar  ein  alter  Aberglaube  vor,  der  sich  ins  Alter- 

'    Neudrucke,  Nr.  12,  Einleitung  S.  22. 

-  I^ine  von  Lalrentius  Fleischer  in  Chemnitz  (;')  [Ms.  Dresden  L.  83  FoL]  geführte  Chronik  enthält 
eine  große  Zahl  von  Handzeichnungen  über  Lichterscheinungen,  z.  B.  Nebensonnen  in  Breslau  am 
26.  Juni  1541  fol.  29,  Nebensonnen  (farbig)  in  Norwegen  am  13.  Januar  1545  fol.  33,  drei  weiße  sich  schneidende 
Ringe  am  blauen  Himmel  am  Pfingsttag  1548  foL  41,  sechs  Seiten  mit  verschiedenen  Zeichnungen  der  Neben- 
sonnen, die  am  21.  März  1551   an  vielen  Orten  gesehen  wurden,  vor  fol.  44. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flughlüttem  des  XYI.  Jahrh.  21 

tum  zurückverfolgen  läßt  und  der  auch  durch  viele  Aussprüche  der  Bibel  (z.  B.  Joel  3,  3 
»will  Wunderzeichen  geben  im  Himmel«,  Lucas  21,  25:  »und  es  werden  Zeichen  ge- 
schehen an  der  Sonne  und  Mond  und  Sternen«)  fortdauernd  genährt  worden  war.  In 
der  Tat,  es  ist  der  alte  Prodigienglaube  der  Römer,  der  hier  noch  fortlebt  und  der 
nun,  nach  Erfindung  des  Buchdrucks,  durch  die  Flugschriften  in  weitesten  Kreisen  neu 
belebt  wird.  Ein  Prodigium  war  für  die  Römer  ein  außerordentliches  Ereignis,  das  als 
Zeichen  göttlichen  Zornes  galt  und  gesühnt  werden  mußte'.  Sie  wurden  deshalb  auf- 
gezeichnet, und  namentlich  Livius  hat  uns  eine  große  Zahl  von  ihnen  überliefert.  Die 
hauptsächlichsten  Prodigien  aus  dem  Luftreich  waren  fast  dieselben  Erscheinungen,,  die 
am  häufigsten  in  den  Flugschriften  des  XVI.  Jahrhunderts  wiederkehren,  nämlich:  Licht- 
erscheinungen an  Sonne  und  Mond;  nächtliche  Lichterscheinungen  am  Himmel,  die  man 
als  Nordlicht  deuten  kann;  Färbungen  und  Glühen  des  Himmels;  merkwürdige  Wolken- 
bildungen ;  besonders  aber  Blitzschläge,  worin  man  wohl  einen  Einfluß  der  sehr  ausge- 
bildeten Fulgurallehre  der  Etrusker  erkennen  kann;  Unwetter  und  Überschwemmungen; 
Wunderregen  (es  »regnete«  Blut,  Eisen,  Erde  und  Kot,  Kreide.  Fische,  Milch,  Öl,  Steine, 
Wolle,  Ziegelsteine);  Blutlließen  und  Blutquellen'". 

Wie  ich  in  den  Neudrucken  Nr.  1 3  Einleitung  S.  9  näher  ausgeführt  habe,  achteten 
schon  die  alten  Babylonier  besonders  auf  atmosphärische  Lichterscheinungen,  Wolken- 
gestalten, Stürme  und  Gewitter,  die  sie  zu  Prophezeiimgen  benutzten,  so  daß  man  an 
ein  Forterben  solcher  Anschauungen  sehr  wohl  denken  kann.  Es  erscheint  auch  durch- 
aus verständlich,  daß  Völker,  deren  Götter  ihren  Sitz  im  Himmel  haben,  seltene  Licht- 
erscheinungen am  Himmel  als  direkte  Zeichen  der  Götter  ansehen.  Bei  den  Römern 
galten  sie  als  Zeichen  göttlichen  Zornes,  die  eine  Sühnung  (procuratio)  von  Staats  wegen 
verlangten.  Die  christliche  Kirche  faßte  sie  als  göttliche  Mahnungen  und  Warnungen 
auf,  welche  die  sündigen  Menschen  zur  Buße  und  Einkehr  auffordern.  Es  ist  interessant 
zu  beobachten,  wie  sich  auch  in  dieser  Beziehung  eine  Wandlung  in  der  Auffassung 
außerordentlicher  meteorologischer  Erscheinungen  im  XVI.  Jahrhundert  vollzog.  Anfänglich 
waren  die  Berichte  ziemlich  sachlich  gehalten  und  beschränkten  sich  im  wesentlichen 
auf  eine  Schilderung  der  Erscheinung.  Von  etwa  1540  ab  begann  die  moralisierende 
Betrachtungsweise  immer  mehr  Eingang  zu  gewinnen.  Es  scheint  außer  Zweifel  zu  stehen, 
daß  die  Wittenberger  Hochschule  darin  einen  ausschlaggebenden  Einfluß  ausübte. 
Melanchthon,  der  in  Tübingen  auch  den  Astronomen  Stöfflek  gehört  hatte,  besaß  aus- 
gesprochene astrologisclie  Neigungen  und  wird  in  seinen  Vorlesungen  die  jungen  Theo- 
logen nicht  bloß  zur  Beachtung  himmlischer  Zeichen,  sondern  auch  zu  deren  Auslegung 
angeregt   haben".     Ich    habe  ja  bereits  oben    gezeigt,    wie   häufig    gerade   protestantische 


'  Vgl.  Franz  Lvterbacher,  Der  Prodigienglaube  und  Prodigienstil  der  Römer.  Eine  historisch-philo- 
logische Abhandlung.  Burgdorf  1 880.  4°.  (Beilage  /..  Jahresbericht  über  das  Gymnasium  in  Burgdorf)  und 
Ludwig  WClker,  Die  geschichtliche  Entwicklung  des  Prodigienwesens  bei  den  Römern.  Studien  zur  Ge- 
schichte und  t'berlieferung  der  Staatsprodigien.     Inauguraldissertation.     Leipzig  1903.  8°. 

'  Auch  im  Stil  der  Darstellung  besteht  eine  Ähnlichkeit  zwischen  den  alten  Prodigienberichten  und  den 
Flugschriften  des  XVL  Jahrhunderts.  Das  Eintreten  eines  Prodigium  wird  mit  fieri  und  videri  bezeichnet, 
während  in  den  deutschen  Flugschriften  von  Geschieht  =  Geschehnis  und  von  Gesicht  =  Gesehenes  die  Rede  ist. 

'  Sclion  bald  nach  seiner  Ernennung  zum  Professor  in  Wittenberg  hat  Melanchthon  auf  direkte  Vei-- 
anlassung  des  Kurfürsten  über  Plinius,  d.  h.  über  Kosmologie  nach  dem  2.  Buch  von  Plinius'  Naturgeschichte, 
Vorlesungen  gehallen.  Diese  übernahm  später  der  Professor  der  Mathematik  (und  Medizin)  Jakob  Milich,  der 
einen  ausführlichen  Kommentar  dazu  veröffentlichte  (1534,  mehrere  Auflagen),  und  der  Schwiegersohn  von 
Melanchthon,  Kaspar  Pkücer,  der  einen  -Commentarius  de  praecipuis  divlnationum  generibus«  1553  (mehrere 
Auflagen)  erscheinen  ließ.  In  diesem  handelt  ein  eigenes  Kapitel  (De  teratoscopia,  von  t^pac  =  prodigium) 
von  der  Deutung  der  Wunderzeichen. 

Über  Melanchthons  \  ielfache  Bemühungen  um  die  ^Mathematik  und  Astronomie  belehrt  die  Monographie 
von  Bernhardt,  Philipp  Melanchthon  als  Mathematiker   und  Physiker,  Wittenberg  1865,  8°.     Auch   zeigt  die 


22  Hellmann: 

Geistliche,  die  in  Wittenberg  studiert  hatten,  meteorologische  Flugschriften  und  Flug- 
blätter veröffentlichten.  Dagegen  ist  die  Beteiligung  katholischer  Pfarrer  an  der  Heraus- 
gabe solcher  Schriften  sehr  gering. 

Dem  Geistlichen  steht  es  gut  an,  zur  Buße  zu  mahnen,  und  darum  hat  er  die  Ge- 
legenheit, dies  bei  der  Auslegung  von  Naturereignissen  zu  tun,  stets  gern  benutzt.  Daraus 
erklärt  sich  auch  die  Tatsache,  daß  Predigten  in  Anlehnung  an  außerordentliche  Vorgänge 
in  der  Atmosphäre  (»Wetterpredigten«)  fast  ausschließlicli  von  protestantischen  Pastoren 
veröffentlicht  worden  sind  (vgl.  meine  Beiträge  I  113—  138). 

Sah  der  Geistliche  in  merkwürdigen  Lichterscheinungen  eine  Mahnung  Gottes  an  die 
sündige  Menschheit,  so  betrachtete  sie  der  Astrolog  als  Vorzeichen  irgendeines  schlimmen 
Ereignisses  und  suchte  dieses  zu  deuten.  Die  Astrologie  stand  ja  gerade  im  XVI.  Jahr- 
hundert in  höchster  Blüte  und  hatte  gut  ausgebildete  Methoden,  die  auch  solche  Er- 
scheinungen in  Betracht  zogen.     Ich  habe  darüber  im  zweiten  Bande  meiner   »Beiträge« 

kleine  Schrift  von  O.  Clemen,  Alte  Einblattdrucke,  Bonn  191 1,  kl.-8°,  S.  540".,  wie  fleißig  Melanchthon  auf- 
fällige meteorologische  Erscheinungen  beachtete,  an  Freunde  darüber  Mitteilung  machte  oder  sie  in  lateinischen 
Hexametern  beschrieb. 

Bkrnhardt,  der  meist  aus  dem  Corpus  Reformatorum  schöpfte,  kennt  den  von  Melanchthon  heraus- 
gegebenen Einblattdruck  über  das  Nebensonnenphänomen  von  1551  nicht.  Ich  kann  hinzufügen,  daß  wahrschein- 
lich im  Hause  von  Melanchthon  ein  Witterungsjournal  geführt  wurde.  Ich  besitze  nämlich  ein  Exemplar  des 
»Almanach  novum  Petri  Pitati  Veronensis  Mathematici,  superadditis  annis  quinque  supra  ultimas  hactenus  in 
lucem  editas  loannis  Stoefleri  Ephemeridas  1551.  ad  futurum  Christi  annum.  M.D.  LVI  .  . .  Tubingae  M.D.XLnn, 
4° «,  in  dem  genau  in  der  Weise,  wie  ich  es  für  viele  Exemplare  von  Stöfflers  Ephemeriden  in  Neudrucke  Nr.  13, 
Einleitung  S.  14  näher  nachgewiesen  habe,  auf  der  linken  Seite  Familiennachrichten,  auf  der  rechten  Witte- 
rungsangaben handschriftlich  eingetragen  sind.  Aus  den  ersteren,  die  fortwährend  vom  Wegreisen  und  AVieder- 
kommen  Philipp  Mel(anchthons)  berichten  (nach  Torgau,  Leipzig,  Halle  und  anderen  Orten,  vermutlich  V'isitations- 
reisen),  und  die  auch  am  16.  November  1548  die  Eintragung  »mortuus  D.  Crucigerus  hora  5  M.  45«,  am  18. 
•  sepultiis«  enthalten,  geht  unzweideutig  hervor,  daß  die  Wetterbeobachtungen  im  nächsten  Freundes-  oder 
Verwandtenkreise,  vielleicht  sogar  im  Hause  von  Melanchthon  durch  einen  Famulus  - —  "familiaris  et  domesticus 
convictor«  —  gemacht  wurden,  also  sich  auf  Wittenberg  beziehen.  Da  sein  Schwiegersohn,  der  bereits  genannte 
Kaspar  Peucer,  bei  ihm  wohnte,  glaubte  ich  anfänglich,  daß  dieser  die  Eintragungen  gemacht  habe;  allein  die 
Vergleichung  der  Handschrift  mit  Autographen  von  Peucer,  die  sich  in  der  Darmstaedterschen  Sammlung  der 
Preußischen  Staatsbibliothek  in  Berlin  befinden,  macht  das  wenig  wahrscheinlich,  und  außerdem  findet  sich 
häufig  die  Eintragung  ».  .  .  abiit  .  .  cü  M.  C.  P.«,  die  ich  glaube  deuten  zu  müssen:  cum  Magistro  Casparo 
Peucero,  zumal  beim  19.  Dezember  1548  steht:   »abijt  Lipsiä  cfi  M.  Cas.« 

Die  Witterungseintragungen  eifolgen  nicht  regelmäßig  für  jeden  Tag  der  Jahre  1548 — 1550,  reichen  aber 
aus,  um  zu  erkennen,  daß  der  Winter  1548/49  streng  und  schneereich  und  daß  der  folgende  Sommer  1549 
warm  war.  Als  einen  kleinen  Beitrag  zur  Witterungsgeschichte  dieser  Jahre  im  mittleren  Norddeutschland  lasse 
ich  die  einzelnen  Eintragungen  selbst  hier  folgen : 


Witterungsbeobaehtungen  in  Wittenberg^. 
1548. 

Januar  25.  pluviae.    26.  venti.    28.  venti.    ^i.  venti.    Februar  2 pluvia  exigua.     3.  noctu  tonuit 

intern  &12.  10.  Conspecta  est  flamma  ...  in  aere  Hallae  versus  Magdeburgam  .  .  .  per  integram  horam. 
März  5.  .  .  .  ventorum.  9.  venti.  10.  pluviae  parvae.  14.  serenitas.  27.  frigora.  28.  venti.  31.  Cadebat 
nix  copiosa  hora  5.  per  2  horas.  April  2.  frigora.  Mai  14.  venti.  15.  pluviae.  22.  pluviae  parvae.  24.  venti, 
tonitrua.  25.  pluviae  et  venti.  28.  29.  30.  serenitas.  Juni  i.  pluit.  4.  pluvia  parva.  6.  tonitrua,  pluvia  & 
grando  hora  4.  post  m.      7.   tenuiss.   pluviae,   vesp.  &  mane.      8.  pluit.     10.   pluviae  m.   nocte.   calidus   dies. 

12.  coelum  nubilum.  15.  pluvia.  16.  coelum  nubilum.  17.  18.  19.  20.  serenitas.  21.  nubilum  coelum.  22.  tenuis. 
pluviae.  26.  venti.  29.  venti.  30.  venti,  pluviae  parvae.  Juli  i.  2.  3.  venti.  4.  pluit.  6.  aer  frigidus.  7.  venti, 
turbidus  aer.  14.  bis  20.  magni  aestus.  20.  schvvül(?).  23.  aer  turbidus.  24.  pluvia  parva.  26.  aer  calidus. 
29.  pluvia  parva.  30.  pluvia.  August  5.  6.  calidi  dies.  9.  calidissimus  dies,  tonitrua,  pluvia.  10.  calidus. 
II.  12.  pluviae,  tonitrua.  13.  pluviae.  15.  pluviae.  18.  pluviae.  23.  pluviae  largae.  24.  pluviae.  26.  pluviae. 
27.  tonitrua.  28.  pluviae.  29.  pluviae.  30.31.  serenitas.  September  i.  2.  3.  serenitas.  4.  pluvia.  5.  pluvia, 
venti.  6.  venti.  7.  pluvia.  8.  9.  serenitas.  10.  11.  coelum  nubilum.  12.  pluit.  14.  venti.  15.  venti. 
16.  serenitas.    20.  pluviae  parvae.    Oktober  4.  pluit.    5.  venti.    9.  pluit.     10.  nix.     11.  pluviae.     12.  pluviae. 

13.  pluviae.  14.  serenitas.  15.  venti,  pluviae.  17.  pluviae.  21.  22.  frigus.  28.  pluviae.  November  6.  casma 
[vgl.  weiter  unten  die  Anmerkung  zu  S.  24].  7.  pluvia.  13.  pluvia.  15.  coelum  nubilum,  pluvia.  19.  serenus 
dies.     21.  serenitas.     22.  pluit.     23.  24.  nix.     Dezember  i.  horrida  frigora.     7.  frigora.     8.  nix. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  23 

eingehender  gehandelt.  Hier  möchte  ich  nur  noch  hervorheben,  daß  mit  Vorliebe  frühere 
Beispiele  derselben  Erscheinung  beigebracht  und  irgendwelche  spätere  Ereignisse  politischer 
oder  wirtschaftlicher  Natur  als  deren  Folge  angegeben  wurden.  Es  erscheint  mir  daher 
sehr  verständlich,  daß  ein  Buch,  das  eine  Zusammenstellung  von  vielen  wunderbaren 
oder  auffälligen  Naturereignissen  enthielt,  gerade  damals  sehr  geschätzt  und  viel  gelesen 
wurde.  Es  war  dies  die  kleine  Schrift  von  Juuus  Obsequens,  einem  spätrömischen  Schrift- 
steller (wahrscheinlich  aus  dem  IV.  Jahrhundert  n.  Chr.),  der  nach  einem  Auszug  (epitome) 
von  Livius  ein  ziemlich  oberflächlich  gefertigtes  Verzeichnis  von  Prodigien  in  Rom  für 
die  Jahre  505 — 742  der  Stadt  aufgestellt  hatte.  Es  wurde  zum  ersten  Male  1508  von 
Aldus  in  Venedig  gedruckt  und  ist  gemäß  einer  Zusammenstellung  eines  späteren  Heraus- 
gebers (Fk.  Oüdendorp,  Lugd.  Bat.  1720.  8°)  nicht  weniger  als  noch  15  mal  im  XVI.  Jahr- 
hundert erschienen.  Man  findet  daher  in  den  Flugschriften  dieses  Jahrhunderts  viele 
Wunderzeichen  aus  der  römischen  Geschichte  als  Beispiele  und  Belege  zitiert. 

1549. 

Januar  5.  frigus,  serenitas.  7.  nix  copiosa  &  venti.  18.  frigus.  19.  .^erenitas.  20.  venti.  25.  venti. 
26.  pluviae.  27.  pluvia.  28.  frigora.  31.  nix.  Februar  12.  pluvia.  13.  venti,  pluvia.  17.  friguSv  19.  nix 
copiosa.  21.  nix  copiosa.  23.  nix  cecidit,  venti.  März  24.  pluviae.  26.  serenitas.  April  8.  pluvia.  10.  venti, 
frigora.  11.  nix  copiosa  et  duravit  per  duos  dies,  frigus.  20.  pluviae  parvae.  21.  coelum  nubilum.  22.  clarus 
dies,  venti.  25.  venti,  pluviae.  April  3.  4.  venti.  7.  venti.  10.  venti  &  coelum  .  .  .(?).  11.  venti.  12.  coelum 
nubilum.  13.  calidus  dies.  14.  coelum  nubilum.  15.  coelum  nubilum  .  .  .(•*).  17.  calidus  dies.  18.  19.  calidus 
dies.     20.  calidus  dies,  pluviae.     21.   coelum  nubilum,   pluvia,   venti,   tonitru.     22.   schwül.     23.  pluvia,  venti. 

26.  venti.     27.  coelum   nubilum.      28.  venti.     29.  coelum    nubilum.     30.  tonitrua,   pluvia.     31.  pluvia.      Juni 

2.  pluvia.  27.28.29.30.  pluvia.  Juli  i.  pluviae,  venti.  4.  coelum  nubilum  sed  et(?)  seren.  5.  calidus  dies. 
6.  venti.  8.  calidus  dies.  9.  serenitas.  10.  serenitas.  11. — 17.  calidus  dies,  magni  aestus.  18.  coelum  nubilum. 
19.  coelum  nubilum.  20.  venti.  21.  pluviae  parvae.  22.  coelum  nubilum.  23.  serenitas.  24.  tonitrua,  pluviae. 
25.  26.  coelum  nubilum.  27.  calidus  dies.  September  3.  coelum  nubilum.  6.  pluviae.  7.  pluviae.  8.  vidi 
indem  6  ma.  Venti,  coelum  nubilum.    9.  venti.    ii.  serenitas.    23.  pluviae.    25.  seren.    26.  serenitas.     Oktober 

3.  pluvia,  venti.    4.  pluvia.    6.  pluvia,  venti.    13.  14.  pluvia,  venti.    16.  venti  impetuosi.    21.  serenitas.    22.  pluvia. 

27.  frigus.    30.  ?.    31.  venti.     November   i.  pluviae,  venti.    4.  frigus.     8.  9.  venti.     13.  14.  venti  impetuosi. 

15.  pluvia,  venti.  20.  21,  pluviae.  25.  nix,  frigus.  27.  frigus.  Dezember  24.  Irigus.  25.  subita  mutatio 
frigoris.     26.  pluviae.     27.  28.  coelum  nubilum.     29.  venti. 

1550. 

Januar  8.  pluvia.  16.  frigus.  25.  dies  serenus.  26.  coelum  nubilum.  Februar  5. — 7.  nix  &  pluvia. 
8.  serenitas.  12.  13.  venti.  16. — 18.  venti,  coelum  nubilum.  20.  21.  clarus  dies.  22.  pluviae.  24.  venti. 
25.  clarus  dies.  26.  pluviae.  27.  coelum  nubilum.  28.  pluvia.  März  i.  clarus  dies.  6.  coelum  nubilum. 
7. — II.  venti.     9.  coelum  nubilum.     11.   serenitas.      12.   coelum  nubilum,  pluit,     13.   serenitas.     14.15.  venti. 

16.  serenitas.  17.  venti.  19.  venti.  21.  nix  capiosa.  26.  pluviae.  28.  venti.  31.  coelum  nubilum.  April 
3.  pluvia.  4.  coelum  nubilum.  5.  tonitrua,  grando.  14.  frigus,  venti.  20.  21.  venti.  30.  venti,  pluviae. 
Mai  I.  venti,  pluvia.  10.  calidus  dies.  ii.  coelum  nubilum,  pluvia.  12.  serenitas.  13.  pluviae,  tonitrua. 
14.  venti,  pluviae.  15.  pluviae.  16.  pluviae,  venti.  17.  tonitrua.  18.  coelum  nubilum.  19.  venti.  20.  coelum 
nubilum.  29.  pluvia.  30.  venti.  Juni  i.  2.  venti.  5.  6.  7.  serenitas.  8.  pluvia.  Oktober  14.  15.  pluvia, 
venti.     17.  nix  copiosa.     18.  venti.     19.  glacies,  serenitas.     20.  serenitas. 

1531. 

Januar  4.  5.  pluviae.     10.  venti  impetuosi. 

Es  scheint  sogar  im  Auftrage  der  Universität  Wittenberg  von  einem  ihr  Zugehörigen  ein  Wettertagebuch 
geführt  worden  zu  sein,  aus  dem  semesterweise  eine  Witterungsübersicht  gefertigt  und  der  Matrikel  voraus- 
geschickt wurde.  Diese  sind  veröffentlicht  worden  in  dem  Werk:  Album  Academiae  Vitebergensis  ab  a.  Ob. 
MDII  usque  ad  a.  MDCII.  Volumen  secundum  sub  auspiciis  Bibliothecae  Universitatis  Halensis  ex  autographo 
editum.  Halis  1894.  4°.  Die  Wetterberichte  reichen  von  1560  Michaelis  bis  1573  Ostern  und  enthalten  außer 
einer  allgemeinen  Charakteristik  des  Wetters  —  darunter  der  sehr  strengen  Winter  1560/61  und  1564/65  — 
auch  ausführliche  Berichte  über  einzelne  Erscheinungen,  wie  Nordlichte,  Nebensonnen  und  Überschwemmungen. 
Ob  der  jeweilige  Rektor  der  Universität  diese  Witterungsübersicht  und  den  sich  anschließenden  Überblick 
über  die  wichtigsten  Vorgänge  in  der  Geschichte  von  Europa  im  letzten  Semester  selbst  gefertigt  hat  oder  ob 
mit  der  Abfassung  ein  und  derselbe  Professor  beauftragt  war,  lasse  ich  dahingestellt.  Die  Wetterberichte,  in 
denen  als  Ui'sachen  anomaler  Witterung  Gestimstellungen  angegeben  werden,  könnten  möglicherweise  von 
Kaspar  Peüceb  herrühren.  Die  Beschreibung  des  Nordlichtes  vom  13.  März  1562  wird  allerdings  dem  zeitigen 
Rektor  Johannes  Schneidewein  zugeschrieben. 


24  H  E  I,  L  M  A  N  N  : 

Die  Deutung  und  Auslegung  der  Ersclieinungen  nimmt  in  den  meisten  Flugscliriften, 
besonders  in  späterer  Zeit,  weit  melir  Raum  ein  als  die  Beschreibung  der  ilrscheinungen 
selbst.  Ja  oft  erfährt  man  nur  aus  dem  Titel  oder  aus  der  Überschrift  des  Einblatt- 
druckes, daß  ein  ungewöhnliches  Naturereignis  stattgefunden  hat.  In  den  gereimten  Be- 
richten kommt  natürlich  die  Beschreibung  etwas  kurz  weg  und  ist  zudem  oft  so  ungenau, 
daß  man  nicht  recht  weiß,  was  für  eine  Erscheinung  gemeint  ist.  Das  gilt  aber  auch 
für  manche  Flugschrift  in  Prosa,  in  der  in  höchst  phantastischer  Weise  Dinge  beschrieben 
werden,  die  sich  in  keine  Klasse  von  meteorologischen.  Erscheinungen  einreihen  lassen. 
Insbesondere  bei  Lichterscheinungen  ist  man  oft  im  Zweifel  darüber,  ob  es  sicli  um  ein 
Phänomen  der  meteorologischen  Optik  oder  um  ein  Nordlicht  handelt.  Immerlün  ist  auch 
hierbei  eine  allmähliche  Entwicklung  in  der  richtigen  Auffassung  deutlich  zu  erkennen. 
Es  würde  zu  weit  führen,  dies  für  alle  Erscheinungen  darzutun,  und  es  mag  genügen, 
hier  darauf  hinzuweisen,  wie  sich  der  Begriff  des  Nordlichtes  als  einer  eigenen  Erscliei- 
nung  im  Laufe  des  XVI.  Jahrhunderts  entwickelt  hat. 

Daß  das  schön  ausgebildete  Nordlicht  vom  ii.  Oktober  1527  noch  als  ein  Komet 
angesehen  wurde,  habe  ich  in  einem  besonderen  Artikel  des  I.  Bandes  meiner- »Beiträge« 
bereits  näher  nachgewiesen.  In  den  dreißiger  und  vierziger  Jahren  kann  manche  Licht- 
erscheinung sehr  wohl  als  Nordlicht  gedeutet  werden,  namentlich,  wenn  von  einer  Bewegung 
der  Strahlen  gesprochen  wird  oder  wenn  streitende  Männer  bzw.  ganze  Heere  in  oder 
über  den  Wolken  gesehen  werden.  Noch  ein  Jahrhundert  später  (167 1)  ist  in  Jena 
darüber  di.sputiert  worden  (Frid.  Madeaveis  [def  J.  E.  Teubnerus],  P]xercitatio  physica  de 
armorum  militumque  simulacris  in  aere  comparentibus).  Eine  richtigere  Auffassung  der 
Erscheinung  verraten  zuerst  die  Zeichnungen  auf  einigen  Einblattdrucken,  wie  die  von 
1550  Juni,  1554  März  10,  1554  Juli  24,  1557  Januar,  die  Nordlichte  sicher  erkennen 
lassen*.  In  diesen  Fällen  scheint  die  richtige  Beobachtung  des  Formschneiders  selbst  — 
namentlich  von  Hamer  in  Nürnberg  —  von  ihm  auch  ziemlich  genau  wiedergegeben  zu 
sein.  Die  folgenden  Jahre  waren  so  reich  an  Nordlichterscheinungen,  daß  sich  die  Gelegen- 
heit, sie  zu  beobachten  und  zu  zeichnen,  öfter  darbot  und  damit  auch  die  Sicherheit 
im  richtigen  Erfassen  der  Erscheinung  wuchs.  Ganz  unzweideutig  läßt  sich  ein  Nord- 
licht erkennen  aus  den  Beschreibungen  der  »himmlischen  Feuerzeichen«  am  30.  Januar  1560, 
welche  die  beiden  Pastoren  Merkel  und  Weller  veröffentlichten.  Iü)enso  lassen  die 
8  Einblattdrucke  über  das  » Wunderzeichen «  (»Wunderbariich  Gesicht«)  vom  28.  Dezem- 
ber 1560  keinen  Zweifel  darüber,  daß  es  ein  Nordlicht  war;  diese  bildlichen  Darstellungen 
zeigen  zugleich,  wie  verschieden  ein  und  dasselbe  Phänomen  aufgefaßt  wurde.  Genau 
ein  Jahr  darauf,  am  »Tage  der  unschuldigen  Kindlein«  (28.  Dezember  1561)"^  erregt  aber- 
mals ein  Nordlicht  so  weitgehende  Aufmerksamkeit  in  Sachsen,  der  Mark  und  Lausitz, 
daß  der  Superintendent  Opitz  in  Bischofswerda,  der  Magister  Licht  in  Frankfurt,  der 
Schriftsteller  Agricola  in  Spremberg  die  »großen  feurigen  Zeichen«  beschreiben  (11  Drucke, 
1  Einblattdruck),    während    der  Züricher    Naturforscher  Gesnek    unter    dem    Pseudonym 

'  Auffällig  erscheint,  daß  das  große  Nordlicht  vom  6.  November  1548  durch  keine  Fhigscbrift  belegt 
ist.  Der  oben  genannte  Miliuhius  hat  es  in  Wittenberg  beobachtet  und  berichtet  darüber  (C.  Plinii  Liber 
secundus  de  mundi  historia,  cum  commentario  .1.  Milichii...,  Ausgabe  Lips.  1573.  S.  278)  ■■  Longe  horribilissi- 
mum  chasma  conspectum  est  in  bis  ferris  anno  1548  hoia  noctis  12  diei  6.  Novembris,  quod  non  tantum 
transcurrit  per  coeli  plagam,  sed  aliquando  stetit,  adeo  ut  coelum  prorsus  ignitum  conspiceretur,  et  in  qui- 
busdam  locis  etiam  ignis  copiosus  delapsus,  qui  aliquot  pagos  incendit«.  Die  Angabe,  daß  bei  einem  Nord- 
licht oder  einer  nordliclitähnlichen  Erscheinung  Feuer  vom  Himmel  gefallen  sei,  kommt  mehrfach  vor  und 
bei-uht  natürlich  auf  einer  Täuschung. 

2  Das  »Verzeichnis  beobachteter  Polarlichter,  zusammengestellt  von  Hermann  FRrrz  -  (Wien  1873,  8°). 
erheischt  nach  den  in  der  nachfolgenden  Bibliographie  gegebenen  neuen  Nachweisen  mancherlei  Berichtigungen 
und  Ergänzungen. 


Du'  Meteorologie  in  den  deutfchen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  25 

Bolovesus  ilim  eine  kleine  lateinische  Abhandlung  widmet.  Daß  über  dieses  Nordlicht 
kein  Bericht  bzw.  Kinblattdruck  aus  Nürnberg  oder  Augsburg  vorliegt,  glaube  ich  dahin 
deuten  zu  sollen,  daß  der  Himmel  daselbst  an  dem  Tage  bewölkt  war;  denn  sonst  hätten 
sich  die  zahlreichen  Briefmaler  dieser  beiden  Städte  die  Gelegenheit  zur  Anfertigung  von 
Einblattdrucken  darüber  nicht  entgehen  lassen.  Das  Nordlicht  vom  13.  März  1562  mit 
schön  ausgebildeter  Corona  hat  namentlich  in  dem  Wittenberger  General  Superintendenten 
Paci,  Eber,  einem  Freunde  und  Mitarbeiter  Melanchthons,  einen  gewissenliaften  und  ver- 
ständnisvollen Schilderer  gefunden,  der  aber  das  »schreckliche  Zeichen«  natürlich  auch 
zu  »einer  vermanung  zur  Christlichen  bekerung«  benutzt'.  Später  sind  noch  manche 
gute  Darstellungen  von  Nord  lichten  veröftentlicht  worden,  aber  es  fehlt  auch  nicht  an 
solchen,  die  Zweifel  daran  zurücklassen,  ob  man  es  wirklich  mit  dieser  Erscheinung  zu 
tun  hat.  Ein  Grund  dafür  liegt  offenbar  in  dem  Fehlen  eines  eigenen  deutschen  Wortes 
für  das  Nordlicht,  das  erst  gegen  1700  in  Deutschland  so  genannt  wurde.  Die  Gelehrten 
des  XVI.  Jahrhunderts  sprechen  meist  von  einem  xäcma,  auch  lateinisch  chasma  oder 
chasma  coeli;  ja  anläßlich  des  Nordlichtes  vom  16.  November  1582  schreibt  der  Havel- 
berger  Pastor  V'uTORiis  sogar  schon  eine  xAcwATOAoriA,  die  aber  mehr  Moral theologie  als 
Meteorologie  enthält. 

Was  die  Genauigkeit  und  Zuverlässigkeit  der  in  den  meteorologischen  Flugschriften 
berichteten  Erscheinungen  im  allgemeinen  betrifft,  so  ist  streng  zu  unterscheiden  zwischen 
denen,  die  auf  eigner  Beobachtung  der  Darsteller  beruhen,  und  soldien,  die  Mitteilungen 
fremder  Personen  wiedergeben.  Die  ersteren  sind  die  zuverlässigeren  und  glücklicher- 
weise auch  die  häufigeren.  Die  letzteren  wurden  ebenso  wie  die  Neuen  Zeitimgen  po- 
litischer Natur  durch  den  damals  schon  gut  entwickelten  brieflichen  Nachrichtendienst 
vermittelt;  solche  berufsmäßige  Briefschreiber'  gab  es  namentlich  in  Nürnberg,  Köln, 
Straßburg.  Welch  sonderbare  Wege  bisweilen  eine  Mitteilung  machte,  ehe  sie  gedruckt 
wurde,  zeigt  z.  B.  der  Bericht  über  merkwürdige  Lichterscheinungen  in  Schleswig  am 
3.  Juni  1534,  der  aus  Antwerpen  kam:  »dise  neue  zeytung  ist  von  Antdorff  hierher  ge- 
schriben  worden.« 

Besondere  Erwähnung  verdient  ferner  der  Umstand,  daß  Neue  Zeitungen  und  Nach- 
richten aus  Rom  und  Konstantinopel  relativ  häufig  vorkommen ;  man  interessierte  sich 
offenbar  für  alles,  was  am  Sitz  des  Papstes  geschah,  und  ebenso  erschienen  alle  auf  die 
Türken  bezüglichen  Nachrichten  besonders  wichtig.  Diese  letzteren  kamen  meist  über 
Italien. 

Hervorzuheben  wäre  noch,  daß  sich  eine  große  Zahl  phantastischer  Darstellungen, 
auf  die  ich  in  der  Bibliographie  jedesmal  hingewiesen  habe,  unter  den  Flugschriften  und 
Flugblättern  befindet  und  daß  es  geboten  ist,  diese  ganze  Literaturgattung  kritisch  anzu- 
sehen  und   vorsichtig  zu   benutzen. 

ZusammenfasBuu^cii  von  Flu^chrii'teii  zu  Büchern. 

Als  um  die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts  die  Zahl  der  jälirlich  erscheinenden  Flug- 
schriften und  Flugblätter  stark  zunahm  und  damit  ein  wachsendes  Interesse  des  Volkes 
an  solchen  Veröffentlichungen  zutage  trat,  scheinen  ziemlich  gleichzeitig  mehrere  Gelehrte 
die  Idee  gehabt  zu  haben,  eine  Zusammenfassung  der  Berichte  über  Natur-  und  andere 
Ereignisse  in  Buchform  herauszugeben.  Sie  fanden  wahrscheinlich  eine  weitere  Anregung 
dazu  in  dem  Unternehmen  des  Baseler  Professors  Konrad  Lycosthenes,  der  das  alte 
Prodigienwerk  von  Julius  Obsequens    ergänzt    und   mit    Abbildungen    versehen   1552    zu 

'    Ich  habe  die  schöne  Fingschrift  in  den  Neudrucken  Nr.  12  reproduziert. 

'    Vgl.  /,.  B.  15B4  Juni  7.  wo  sich  der  Verfasser  als   -deutscher  Schreiber«  bezeichnet. 

Phya.malh.  Abh.   1921.  Nr.  1  4 


26  H  E  L  I,  M  A  N  N  :  • 

Basel  hatte  erscheinen  lassen  (lulii  Obsequentis  prodigiorum  über,  ab  urbe  condita  usque 
ad  Augustum  Caesarem,  cuius  tantum  extabat  fragmentum,  nunc  demum  historiarum 
beneficio,  per  Conradum  Lycosthenem  Rubeaquensem,  integritati  suae  restitutus.  Poly- 
dori  Vergilii  Urblnatis  de  prodigiis  libri  III.  loachiml  Camerarii  Paberg.  de  ostentis 
libri  II.  Basileae,  ex  officina  loannis  Oporini  1552  mense  Martio.  8°).  In  ähnlicher 
Weise  hatte  Marcus  Frytsche  (aus  Lauban)  seinem  1555  herausgegebenen  Lehrbuch' 
der  Meteorologie  ein  Verzeichnis  von  ungewöhnlichen  Naturerscheinungen  beigefügt,  das 
bis  zum  Jahr  des  Erscheinens  des  Werkes  fortgeführt  war  und  schon  durch  seinen  be- 
sonderen Titel  erkennen  läßt,  daß  es  besonders  auch  moralische  Zwecke  verfolgte:  Cata- 
logus  prodigiorum  atque  ostentorum,  tam  in  coelo  quam  in  terra,  in  poenam  scelerum 
ac  magnarum  in  mundo  vicissitudinum  significationem,  iam  inde  ab  initio  divinitus  ex- 
hibitorum.  Am  Schluß  der  kurzen  Berichte  wird  bisweilen  die  Quelle  angegeben;  so 
bedeutet  beim  Jahre  1530  das  hinter  die  Nachricht  von  der  Tiberüberschwemmmig  ge- 
setzte Wort  »Chart.«  offenbar  Brief  bzw.  Neue  Zeitung.  Das  Verzeichnis  enthält  aber 
auch  eine  ziemlich  große  Zahl  von  ungewöhnlichen  meteorologischen  Erscheinungen,  von 
denen  gleichzeitige  Flugschriften  nicht  vorhanden  sind  bzw.  nicht  nachgewiesen  werden 
können. 

Erlebte  aucli  der  Catalogus  von  Frytsche  eine  zweite  vermehrte  Auflage  (1563),  so 
fand  er  doch  bei  weitem  nicht  die  große  Verbreitung,  die  dem  in  deutscher  Sprache 
abgefaßten  Druck  von  Jobus  Fincelius  (Hiob  Finzel)  zuteil  wurde.  Dieser  Arzt  und  Je- 
nenser  Professor  der  Philosophie  gab  zuerst  1556  eine  solche  Sammlung  heraus  unter 
dem  Titel:  „®unber}eid)en.  ®arl)atftige  befci)reibung  mb  grünölid)  »cr3ei(i)nu6  fd)rehlid)er  9Bunöer3eid)en  onD 
®cfd)id)ten,  öie  »on  öem  3ar  an  1517.  bis  auff  öas  3ar  1556.  gefd)el)en  onb  ergangen  ^inb,  nad)  Der  Sarsal." 
Wie  er  in  der  Vorrede  erklärt,  hat  er  das  Buch  als  «Bußprediger  und  Fürbote  göttlichen 
Zorns«  verfaßt;  demgemäß  fehlt  es  nicht  an  moralisierenden  Betrachtimgen.  Der  Stoff 
ist  chronologisch  geordnet  und  im  allgemeinen  kurz  gehalten;  nur  bisweilen,  wenn  die 
P>eignisse  ihm  besonders  merkwürdig  erscheinen,  hat  er  sich  an  den  Text  der  Flug- 
schriften ziemlich  genau  gehalten.  Das  Buch  fand  solchen  Anklang,  daß  es  5  Auflagen 
erlebte  und  daß  der  Verfasser  noch  einen  zweiten  und  dritten  Teil  herausgab,  die  Er- 
gänzungen und  Fortsetzungen  enthalten. 

Die  Berliner  Bibliothek  besitzt  ein  Exemplar  mit  allen  drei  Teilen,  das  vorher  der 
Kirchenbibliothek  in  Celle  gehörte  und  in  das  ein  früherer  niederdeutscher  Besitzer  die 
Eintragung  gemacht  hat:    »Dysse  hoch  habbe  ych  eynn  mal  uth  gelesen.« 

In  dem  mir  gehörigen  Exemplar  hat  ein  früherer  Besitzer  (1600),  der  offenbar  ein 
Katholik  bzw.  katholischer  Geistlicher  war,  zahlreiche  Anmerkungen  in  deutscher  und 
lateinischer  Sprache  gemacht,  aus  denen  hervorgeht,  daß  er  die  Auffassung  der  wunder- 
baren Naturerscheinungen,  wie  sie  in  der  evangelischen  Kirche  sich  eingebürgert  hatte, 
nicht  teilt.  Er  meint  sogar  .  .  .  prodigia  apud  catholicos  perpauca  visa  sunt  .  .  .  Die 
Ausfälle  Finzels  gegen  den  Papst  und  die  Parteinahme  für  Luther  sind  ihm  natürlich 
ein  Greuel,  und  darum  bezeichnet  er  den  Verfasser  mit  Vorliebe  als  einen  impudentissi- 
mus  haereticus.  Ich  möchte  hiernach  glauben,  daß  die  starke  Beteiligung  der  protestan- 
tischen Geistlichen  an  der  Veröffentlichung  von  Flugschriften  über  auffällige  Naturerschei- 
nungen die  katholischen  eher  abgehalten  als  angeregt  hat,  gleiches  zu  tun. 

Ich  habe  versucht,  die  verschiedenen  Auflagen  von  Finzels  Werk  ausfindig  zu  machen 
und  stelle  sie  hier  kurz  zusammen: 


'    Vgl.  meine  »Beiträge«  II,  72. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  X  VI.  Jahrh.  2  7 

Erster  TeiL 

1.  Nürnberg,  Johann  von  Berg  und  Ulrich  Newber  1556.  Kl.  8°.  (188)  Bl.  Vorrede:  Dinstags  am  Tage 
Elisabeth  1555.    Titel  schwarz  und  rot.     Große  kräftige  Typen.     [Berlin  N  4404;  München  H.  misc.  103.] 

2.  Jhena,  Christian  Rödinger  1556.    Kl.  8°.    Auffs  new  übersehen  und  gebessert.    Titel  schwarz  und  rot. 

[Berlin  in  N  ^^;  Göttingen.] 

3.  Leipzig,  Jacob  Bei-wald  1557.  KJ.  8°.  Aufi's  new  übei-sehen  und  gebessert.  Mit  Figuren  im  Text, 
6.9  X  5-8  cm.     Diese  einzige  Ausgabe  mit  Figuren  scheint  selten  zu  sein.     [Berlin  Cz  758.] 

4.  Ursel,  Nicolaus  Henricus  1559.    Kl.  8°.    Titel  schwarz  und  rot.     [Bibl.  Hellmann.] 

5.  Frankfurt  am  Main,  Thomas  Rebart  1566.  Kl.  8°.  Titel  schwai-z  und  rot.  [Berlin  in  N  4406;  Berlin, 
Meteorol.  Inst. ;  Breslau;  Göttingen;  Münster.] 

Zweiter  Teil. 

6.  Leipzig,  Jacob  Berwald  1559.    Kl.  8°.  Vorrede:  am  Tage  Conversionis  Pauli  1559-  Titel  schwarz  und 

rot.   [Berlin  in  N  'ti— 2;  München  Phys.  m.  62;  Bibl.  Hellniann.] 

7.  Frankfui-t  am  Main,  Thomas  Kebart  1566.  Kl.  8°.  Vorrede:  am  Tage  Matthaei  Apostoli  1559.  Titel 
.schwane  und  rot.     [Berlin  in  N  4406;  Berlin,  Meteorol.  Inst.] 

Dritter  Teil. 

8.  Jhena,  Oonatus  Richtzenhain  und  Thomas  Rebart  1562.    KI.  8°.     Von-ede:  am  Tage  Michaelis  1562. 

Kleiner  Holzschnitt  auf  dem  Titel.     [Berlin  in  N         ^;  Bibl.  Hellmann.] 

9.  Frankfurt  am  Main.  Weygand  Hanen  Erben  1567.  Kl.  8°.  Titel  schwarz  und  rot.  [Berlin  in  N  4406; 
Berlin,  Meteorol.  Inst.] 

Hiernach  hat  kein  Drucker  alle  drei  Teile  herausgegeben,  die  sich  deshalb  selten  in  einem 
Bande  vereinigt  finden.  Das  Berliner  Exemplar  N  4405  besteht  aus  2,  6,  8  der  eben 
aufgefiihrten  Einzelteile,  das  andere  Berliner  Exemplar  N  4406  (früher  in  der  von  Meuse- 
bachschen  Bibliothek)  aus  5,  7,  9,  ebenso  wie  das  dem  Meteorologischen  Institut  zu  Berlin 
gehörige  Exemplar.    Ich  selbst  besitze  eins,  in  dem  4,  6,  8  zu  einem  Bande  vereinigt  sind. 

VAn  Jahr  nach  dem  ersten  Erscheinen  von  Finzels  viel  gelesenem  Buch  wurde  von 
dem  obengenannten  Baseler  Professor  Conrad  Lycosthenes  (Wolffhart,  aus  Rufach  im  Elsaß 
gebürtig)  eine  viel  umfangreichere  Wunderchronik  in  lateinischer  Sprache  herausgegeben, 
die  gerade  deshalb  auch  im  Auslande  Verbreitung  fand  und  zudem  noch  in  demselben  Jahre- 
in  deutscher  Übersetzung  erschien.  'Auch  dieses  Werk  verfolgt  den  Zweck,  durch  Vor- 
führung zahlreicher  Zeichen  und  Wunder  die  Leser  zur  Buße  zu  mahnen.  Der  Titel  lautet: 
Prodigiorum  ac  ostentorum  chronicon.  Quae  praeter  naturae  ordinem,  motum,  et  opera- 
tionem,  et  in  superioribus  &  his  inferioribus  mundi  regionibus,  ab  exordio  mundi  usque 
ad  haec  nostra  tempora,  acciderunt.  Quod  portentorum  genus  non  temere  evenire  solet, 
.sed  humano  generi  exhibitum,  severitatem  iramque  Dei  adversus  scelera,  atque  magnas 
in  mundo  vicissitudines  portendit.  Partim  ex  probatis  fideque  dignis  autoribus  Graecis, 
atque  Latinis :  partim  etiam  ex  multorum  annorum  propria  observatione,  summa  fide,  studio, 
ac  sedulitate,  adjectis  etiam  rerum  omnium  veris  imaginibus,  conscriptum  per  Conradum 
Lycosthenem  Rubeaquensem.  [Holzschnitt]  Cum  Caesareae  Malest,  gratia  &  privilegio. 
Basileae,  per  Henricum  Petri.  (Folio  [6]  BL,  670  S.,  i  Bl.  [Druckfehler  und  das  Kolophon: 
Basileae,  per  Henricum  Petri  mense .  Augusto  anno  M.  D.  LVII].) 

Das  Werk  enthält  eine  ungewöhnlich  große  Zahl  Von  Holzschnitten,  welche  die  ver- 
schiedenen Erscheinungen  und  PZreignisse  veranschaulichen  sollen  und  oftmals  wiederkehren; 
auf  vielen  Seiten  stehen  vier,  fünf  und  mehr  solche  in  grober,  bisweilen  grotesker  Manier 
gezeichnete  Abbildungen.  Der  Text  ist  kurz  gehalten  und  streng  chronologisch  geordnet, 
wie  bei  Fincelius,  dessen  Werk  schon  benutzt  ist.  In  der  Einleitung  werden  auch  alle 
Autoren  aufgeführt,  aus  deren  Schriften  Lyco.sthenes  das  Material  entnommen  hat:  12  aus 
der  Bibel,   37  griechische,  95  lateinische  aus  dem  Altertum  und  Mittelalter,   75  moderne, 


28  H  E  L  I,  M  ANN: 

I  7  Zeitgenossen,  die  handschriftliche  Beiträge  lieferten,  und  lO  Chroniken,  in  der  Tat,  ein 
stattlicher  Quellennachweis'. 

Die  von  Johann  Herold  besorgte  deutsche  Übersetzung  erschien  noch  in  demselben 
Jahre  1557  bei  H.  Pelri  in  Basel,  der  die  vielen  Holzschnitte  der  lateinischen  Ausgabe  für 
sie  wiederum  benutzte.  Die  Übersetzung  ist  vielfach  gekürzt  und  nicht  sehr  genau.  Der 
Titel  lautet:  ©unöenoer*  ober  Lottes  unergrün5tlid)eö  oorbilDen,  Das  er  inn  feinen  grd)öpffen  allen  fo  9ei)ftlid)en 

fo  Iepblid)en,  in  Seror,  Cufft,  «Jaffer,  erben (Folio  [14]  Bl.  562  S.,    i  BI.  mit  dem  Kolophon). 

Noch  im  Jahre  1744  erschien  in  Frankfurt  a.  M.  ein  Auszug  aus  diesem  Buch,  der  aber 
nur  die  Kometenerscheinungen  enthält. 

Sodann  hat  Caspae  Goltwurm  (Goldtwurm,  Goldwui-m,  mit  dem  Zusatz  Athesinus, 
d.  h.  aus  dem  Etschland,  also  wohl  aus  Südtirol)  ein  Werk  ähnlichen  Charakters  in  deutscher 
Sprache  veröffentlicht,  von  dem  ich  nicht  feststellen  kann,  wann  es  zuerst  erschienen  ist. 
Die  in  Frankfurt  a.  M.  von  David  Zephelius  gedruckte  Ausgabe  in  Quart  (Wunderwerk 
und  Wunderzeichen  Buch)  ist  ohne  Druckjahr,  aber  das  Vorwort  des  Verfassers  ist  vom 
letzten  August  1557  datiert,  d.h.  die  Arbeit  müßte  gleichzeitig  mit  der  von  Lycosthenes 
beendet  worden  sein.  Ich  vermute  aber,  daß  Goltwurm  erst  durch  das  Erscheinen  des 
Werkes  von  Lycosthenes  dazu  angeregt  wurde,  ein  ähnliches  herauszugeben,  und  djurch 
das  frühe  Datum  der  Vorrede  seine  Selbständigkeit  beweisen  wollte.  Das  Werk  erschien 
sodann  mit  der  Jahreszahl  1567  (Wunderzeichen:  Das  ist  Warhafftige  Beschreibunge  aller 
fürnemen  ....  zeichen,  gesiebte  .  .  .  .)  in  Frankfurt  a.  M.  bei  Martin  Lechler,  in  Verlegung 
Sigmund  Feierabends  und  Simon  Hüters,  in  Folio,  während  eine  andere  Quartausgabe  1573 
von  Wolffius  in  Frankfurt  am  Main  veranstaltet  wurde  (Warhafftige  beschreibung  aller 
fürnemen  .  .  .  Wunderwerck  .  .  .).  Im  Gegensatz  zu  Frytsche,  Fincelius  und  Lycosthenes 
gliedert  Goltwurm  den  Stoff  nicht  chronologisch,  sondern  nach  den  Ereignissen  in  sechs 
Teile;  der  dritte  und  vierte  enthält  die  meteorologischen  Erscheinungen. 

Eine  ähnliche  Anordnung  der  Erscheinungen  und  Ereignisse  befolgt  das  kleine  Buch 
von  J.  Chr.  Deessel,  das  seltener  zu  sein  scheint  als  die  Werke  von  Finzel,  Lycosthenes 
und  Goltwurm.  Es  hat  folgenden  Titel :  93on  mandjer  \  Ici)  6traff  m  plagen  ®ot=  tes  /  als  Seurorsnot  / 
©ajTerpu: ;  ten  /  ©inbgprm  /  erbbibme  /  Donner/ 1  Sagel  /  Seite  /  6d)nc  /  Seurord)!C*cn  /  Sljeuning  /  ^eftilcn^  /  Ärieg 
onb  ?5Iut=  »ergiefTcn  /  k  mit  n)el(i)en  er  bie  fünbig  ®elt  3U  bifen  onfern  letften  jepte  jur  bufj  onb  befferung  befj 
fünbtlic^cn  Icbens  oer  manet  t>n  rei^t:  Slufj  ben  6l)Jonicken  onb  |  3arbQd)ern  burd)  ®co2gcn  6l)2iftoff  trefsl  oon 
Sad)aro  in  5JöI)em  |  treürolid)  jufamen  i  geläfen.  i  [4  Zeilen  aus  Psalm  148]  ©etruAt  3U  'Pfojöljepm  bei)  @eojg 
«aben / 1559. 1  (kl.  8".  193,  (i)Bl. ;  i.,  2.  und  vorletzte  Zeile  des  Titels  rot.  Die  Vorrede  ist 
datiert  aus  Eger,  15.  Oktober  1558.) 

Sodann  gab  der  vorher  genannte  Lehrer  Valentin  Rudolph  1580  ein  »Zeitbüchlein« 
heraus,  in  dem  die  wichtigsten  Erscheinungen  und  Ereignisse  von  1501  bis  1580  in  zeit- 
licher Folge  kurz  zusammengestellt  sind:  Die  mir  vorliegende  zweite  Auflage  hat  den  Titel: 
3eitbnd)Iein.  |  "Darinnen  grünbt=  lid)  /  auffs  hür^ep  oii  cinfeitigfte  /  angesogen  /  fBas  nad)  CHRISTI  onfers  6elig= 
mad)er8  !  @nabenreid)en  ©eburt/1501.  bis  auff  bae  1586.  3l)ar  ^  an  Kriegen  /  Sl)en)ren  jcitten  /  3ei(})en  an  §inimel 

onb  eiben  /  §agel  /  ©ngeroitter  /  ßtumiroinben  /  ßrbbibe=  1  men  /  Dünungen  /  5iafl"ungen ergangen  /  onb  inrocnbig 

85.  3()aren  /  fid)  begeben  onb  jugetragen.  Colligieret  burd)  1  ©alentinum  9tuboIp[)uni  /  ®ubt=  Jtabienfent  /  Äird)  onb 
6d)uelbiener  1 3U  95uttelftabt.  1  Anno  1586.  (kl.  4".  (74)  Bl.  Auf  dem  letzten  Blatt  rocto:  ©ebmdit  ju 
erfforbt  /  bur^  @eorgium  ©aro=  |  man  /  roonl)afftig  auff  bem  95ird)mar*t). 

Auch  in  einige  im  XVI.  Jahrhundert  gedruckte  Chroniken  einzelner  Landschaften  ist 
der  Inhalt  vieler  meteorologischer  Flugschriften  im  Auszuge  aufgenommen  worden.  So 
hat  sich  durch  alle  diese  Sammelwerke  die  Nachricht  von  manchen  ungewöhnlichen  Natur- 
erscheinungen erhalten,  von  denen  die  Originalberichte  verloren  gegangen  sind.    Denn  ohne 

'  Die  Münchener  Staatsbibliothek  besitzt  nns  der  Mannheimer  Hofbibliotliek  ein  Exemplar,  das  hand- 
schriftlich bis  zum  Jahre  1677  fortgesetzt  ist. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  21J 

Zweifel  müssen  wir  solche  Verluste  namentlich  aus  der  ersten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts 
in  gar  nicht  zu  kleiner  Zahl  annehmen,  wie  ja  auch  einige  Flugschriften  aus  jener  Zeit 
heute  nur  noch  in  einem  einzigen  Exemplar  nachweisbar  sind. 

Eine  Art  von  wissenschaftlicher  Behandlung  ließ  den  seltenen  und  wunderbaren  Natur- 
erscheinungen zuteil  werden  der  belgische  Arzt  und  Astrolog  Corneuus  Gemma,  der  Sohn 
des  bekannten  Gemma  Frisius,  indem  er  sie  zu  klassifizieren  und  zum  Teil  auch  zu  er- 
klären versuchte  in  dem  zweibändigen  Werke:  De  naturae  divinis  characterismis ;  seu 
raris  &  admirandis  spectaculis,  causis,  indiciis,  proprietatibus  rerum  in  partibus  singulis 
universi,  libri  11.  Antverpiae,  Chr.  Plantin  1575  (kl.  8°.  239S. ;  287  S.  und  16  Bl.  Register 
und  Privilegium;  mit  Figuren). 

Obwohl  der  Verfasser  Kometen  gesehen  und  darüber  geschrieben  hat,  hält  er  das 
Nordlicht  vom    i  I.Oktober  1527   doch  noch  für  einen  Kometen. 

Schließlich  sei  noch  erwähnt,  daß  selbst  ein  Jahrhundert  später  solche  »Wunder- 
zeichen« den  Inhalt  eines  Sammelwerkes  bildeten,  das  ein  Unbekannter  herausgab:  SRad)» 
Denchlid)e  fUunber  'Begebenl)eiten  o&er  Siftorirdje  Slnfüfjrung  i»er  9Bunöer=3eid>en,  fo  fict)  »or  unD  feini»  6I)ripi  ©eburti) 
bifj  l)itl)ero  an  öer  6onnen  unö  TOonöcn  begeben . . .  Durd)  D.  ©.  C.  6. 6.  6. 3. 5R.  0.  Dreßöen,  in  Verlegung 
6l)rinian  bergen.  1671.  4°.  Die  Erscheinungen  sind  zeitlich  geordnet.  V^erfasser  ist  wahr- 
scheinlich Benjamin  Leuber.  Desgleichen  hat  der  Schweizer  Pfarrer  Barth.  Anhorn  in  der 
Form  einer  moraltheologisclien  Betrachtung  eine  große  Zahl  von  » Zornzeichen  «^  zusammen- 
fassend erörtert:  6!)ripd)e  ©etra(|)tung  Der  Dielfältigen  jltl)  biefer  3fit  ereignenben  3orn=3eid)en  @ofte6  onb 
«orbotten  feiner  geredjten  Straffe . . .  ©afel,  3.  §.  Weper  1665.  12".  (24)  «I.,  609  6.,  (21)  «I. 

Deutliche  meteorolo^sehe  Flugschriften  und  Flugblätter  nadi   1600. 

Die  Zahl  der  meteorologischen  Flugschriften  und  Flugblätter  nahm  gegen  Ende  des 
XVI.  Jahrhunderts,  wie  oben  gezeigt  wurde,  merklich  ab,  aber  erst  sehr  viel  später, 
nämlich  im  XIX.  Jahrhundert,  hörten  sie  ganz  auf.  Es  wäre  vielleicht  richtiger  gewesen, 
die  gesamte  Literatur  dieser  Art  zusammenfassend  zu  behandeln.  Als  ich  dies  erkannte, 
war  es  für  mich  zu  s])ät.  Als  ich  nämlich  vor  etwa  drei  Jahrzehnten  das  Thema  zur 
Bearbeitung  aufnahm  und  die  dazu  nötigen  Unterlagen  zu  beschaffen  anfing,  erhielt  ich  bei 
Einsichtnahme  des  Katalogs  »Historische  Flugschriften«  der  Preußischen  Staatsbibliothek 
in  Berlin  den  Eindruck,  daß  mit  dem  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  die  meteorologischen 
Flugschriften  nahezu  aufgehört  hätten  zu  erscheinen:  denn  es  waren  fast  gar  keine  mehr 
verzeichnet,  während  aus  früherer  Zeit  die  Bibliothek  sehr  viele  besitzt.  Dazu  kam,  daß 
auch  Weller  seine  Arbeit  über  die  deutschen  Zeitungen  aufs  XVI.  Jahrhundert  beschränkt 
hatte  und  ich  dadurch  in  meiner  Annahme  offenbar  bestärkt  wurde.  Erst  sehr  viel  später, 
als  ich  gelegentlich  von  Reisen  einige  größere  Bibliotheken  auf  ihre  diesbezüglichen 
Bestände  des  XVI.  Jahrhunderts  bereits  durchforscht  hatte,  sah  ich  ein,  daß  auch  die 
spätere  Zeit  noch  reich  an  meteorologischen  Flugschriften  und  Flugblättern  ist.  Ich  konnte 
aber  nicht  noch  einmal  alle  Bibliotheken  aufsuchen,  um  die  ergänzenden  Aufnahmen  zu 
machen.  So  muß  ich  es  einem  andern  überlassen,  die  deutschen  meteorologischen  Flug- 
schriften, die  nach  1600  erschienen  sind,  einmal  zu  bearbeiten;  er  dürfte  in  den  vor- 
stehenden Darlegungen  manchen  Anhaltspunkt  finden,  der  ihm  die  Arbeit  erleichtern  wird. 

Da  ich  aber  immerhin  diese  späteren  Flugschriften  zu  einem  großen  Teil,  wenn  auch 
nicht  so  eingehend  wie  die  des  XVI.  Jahrhunderts,  kennengelernt  habe,  will  ich  hier 
wenigstens  einige  allgemeine  Bemerkungen  über  sie  machen. 

Im  ersten  Drittel  des  XVII.  Jahrhunderts  haben  sie  im  allgemeinen  denselben  Charakter 
wie  vorher;  auch  die  Flugblätter,  die  mit  Vorliebe  optische  Erscheinungen  und  Nord- 
lichte behandeln,  sind  nocli  zahlreich.  Von  etwa  1635  bis  1660  i.st  aber,  offenbar  unter 
dem    Kinlluß  des   Dreißigjährigen  Krieges,   der  alles  Interesse  für  sich  in  Anspruch  nahm, 


30  IIellmann: 

die  Zahl  der  meteorologischen  Flugschriften  klein.  Wenn  auch  weiterhin  ihre  Zahl  all- 
mählich abnimmt,  so  ist  daran  das  Erstarken  der  eigentlichen  naturwissenschaftlichen 
Forschupg  und  des  akademischen  Studiums  schuld.  Manche  ungewöhnliche  meteorologische 
Erscheinung  wird  nun  zum  Gegenstand  einer  gelehrten  Mitteilung  in  den  » Miscellanea « 
(Ephemerides)  der  Leopoldinischen  Akademie  (seit  1670)  oder  einer  Dissertation  bzw. 
Disputation.  Anonyme  Flugschriften,  in  volkstümlichem  Ton  gehalten,  werden  immer 
seltener  und  verschwinden  fast  ganz  gegen  das  Ende  des  XVllI.  Jahrhunderts.  Nur  eine 
Art  von  ihnen  ist  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  geblieben:  die  Berichte  über  ver- 
heerende Überschwemmungen.  Über  diese  erscheinen  namentlich  in  der  Provinz  noch 
besondere  kleine  Schriften,  die  den  Charakter  der  Flugschriften  haben.  Über  andere  auf- 
fallige meteorologische  Erscheinungen,  die  früher  in  Flugschriften  und  Flugblättern 
niedergelegt  wurden,  erscheinen  jetzt  in  den  Tageszeitungen  Berichte,  die  oft  ausführ- 
licher und  naturgemäß  auch  sachlich  richtiger  sind  als  jene  alten  Darstellungen,  die  nur 
durch   die   angefügten  moralischen  und  historischen  Betrachtungen  umfangreich  wurden. 

Im  ganzen  sind  mir  bekannt  geworden: 

Flugschriften        Flugblätter 

XVII.  Jahrhundert 55  36 

XVIII.  ..  21  "       17 

XIX.  ..  4  3 

so  daß  die  Zahl  der  Flugblätter  im  Verhältnis  zu  derjenigen  der  Flugschriften  groß  wäre. 
Die  Gesamtzahl  der  nach  1600  erschienenen  deutschen  Schriften  dieser  Art  dürfte  somit 
etwa  den  vierten  Teil  der  vorher  veröffentlichten  ausmachen,  doch  wird  die  genauere 
Erforschung  ihre  Zahl  jedenfalls  noch  erhöhen. 

Meteorologische  Flugschriften  und  Flugblätter  außerhalb  Deutschlands. 

Da  einige  deutsche  meteorologische  Flugschriften  ausdrücklich  als  Übersetzungen  aus 
fremden  Sprachen  bezeichnet  werden,  lag  es  nahe,  zu  untersuchen,  inwieweit  diese 
Literaturgattung  auch  im  Ausland  vorhanden  ist.  Es  war  nicht  leicht,  sich  darüber  zu 
unterrichten,  weil  aus  keinem  Lande  Untersuchungen  darüber  vorliegen  und  die  Schriften 
selbst  auf  den  deutschen  Bibliotheken  fast  ganz  fehlen.  Ich  habe  aber  auf  Reisen  im 
Ausland  eine,  wenn  auch  keineswegs  vollständige,  so  doch  für  ein  allgemeines  Urteil  aus- 
reichende Kenntnis  von  ihnen  erlangen  können.  Ich  beschränkte  mich  dabei  nicht  auf 
das  XVI.  Jahrhundert,  sondern  nahm  alle  derartigen  Drucke  auf,  die,  wie  in  Deutschland, 
auch  erst  gegen  die  Wende  des  XVIII.  zum  XIX.  Jahrhundert  zu  erscheinen  aufhören. 
Das  so  gewonnene  Material  umfaßt: 

Zahl  der 
Erschei-       Flug-       Flug-                                                                Erschei-       Flug-  Flug- 
nungen    Schriften   blätter                                                               nungen     Schriften  blätter 
Dänemark 12            12        —                   Niederlande 44          132        19 


Zahl  der 

Flug- 
Schriften 

Flug- 
blätter 

12 

— 

64 

27' 

70 

73 

I 

England 54  64        27 '  Portugal 4  4 

Frankreich 56  70       —  Schweden 3  3 

Italien 57  73  i  vSpanien" 16  19        — 

Der  allgemeine  Charakter  und  die  äußere  Form  der  fremden  Flugschriften  sind 
nahezu  dieselben  wie  bei   den  deutschen;    das  Format  der   französischen  ist  aber  Klein- 

'  Beziehen  sich  meist  auf  die  Eisfeste  auf  der  gefrorenen  Themse;  eine  ganz  eigenartige  Literatur  über 
Strenge  Winter,  die  in  dieser  Form  in  anderen  Ländern  nicht  vorkommt. 

"  Meteorologische  Flugschriften  in  polnischer  Sprache  habe  ich  nicht  nachweisen  können;  tschechische 
gibt  es  —  Prager  Drucker  haben  im  XVI.  Jahrhundert  öfters  zugleich  in  deutscher  und  in  tschechischer  Sprache 
Flugschriften  erscheinen  lassen  — ,  ich  habe  aber  nur  ein  paar  kennengelernt. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  X  VI.  .lahrh .  3 1 

Oktav,  das  der  spanischen  meist  Klein-Folio.  Die  moralischen  Betrachtungen  fehlen  in 
ihnen  fast  niemals;  bei  den  englisclien  werden  am  Schluß  häufig  die  Augenzeugen  mit 
Namen  aufgeführt. 

Im  Inhalt  spiegeln  sich  bis  zu  einem  gewissen  Grade  die  meteorologischen  Eigen- 
tümlichkeiten des  Landes  wider:  die  englischen  Flugschriften  behandeln  häufig  Stürme, 
die  holländischen  sehr  viel  Sturmfluten;  in  Frankreich,  Italien  und  Spanien  stehen  die 
Flußüberschwemmungen  im  Vordergrund  des  Interesses.  Auffällig  ist  die  relativ  große 
Zahl  italienischer  Berichte  über  Windhosen,  über  die  in  anderen  Ländern  nur  höchst  selten 
eine  Flugschrift  erschienen  ist.  Zwisclien  1723  und  1758  sind  in  Italien  8  Windhosen 
aufgetreten,  die  zur  Ausgabe  von  1 5  Flugschriften  Veranlassung  gaben.  Diese  Häufigkeit 
der  Tromben  in  Italien  ist  eine  aus  der  alten  Literatur  gewonnene  meteorologische  Er- 
kenntnis, die  aus  der  modernen  Forschung  nicht  hervorgeht.  Auffallige  Lichterscheinungen 
erweckten  im  XVI.  und  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  in  allen  Ländern,  ebenso  wie 
in  Deutschland,  großes  Interesse. 

Außerhalb  Europas  ist  diese  Literaturgattung  unbekannt.  Dagegen  gibt  es  ein  großes 
Kulturvolk,  das  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  den  heutigen  Tag  dafür  gesorgt  hat. 
daß  alle  auffalligen  und  ungewöhnlichen  Erscheinungen  am  Himmel,  in  der  Luft  und  auf 
der  Erde  schriftlich  aufgezeichnet  und  der  Nachwelt  überliefert  werden.  Das  sind  die 
Chinesen.  Bei  ihnen  bildet  die  Aufzeichnung  und  Deutung  solcher  außergewöhnlichen 
Erscheinungen  einen  integrierenden  Teil  der.  Staatsreligion.  J.  J.  M.  de  Groot  hat  in  seinem 
Werk  » Universismus «  (Berlin  1918,  8°,  S.33ifF.)  darüber  eingehendere  Mitteilung  gemacht; 
Proben  der  einen  Art  von  Aufzeichnungen  gibt  der  von  E.  Biot  gefertigte  Sternschnuppen- 
katalog vom  Jahre  1848*. 

Es  besteht  somit  eine  weitgehende  Analogie  zwischen  den  chinesischen  Aufzeich- 
nungen auffälliger  Naturerscheinungen,  den  altbabylonischen  selektiven  Beobachtungen 
und  dem  altrömischen  Prodigienritus.  Gemeinschaftlich  ist  allen  dreien  der  Glaube,  daß 
die  wahrgenommenen  Erscheinungen  ein  Zeichen  dafiir  sind,  daß  die  Gottheit  mit  den 
Menschen  bzw.  mit  den  Vorgängen  auf  der  Erde  unzufrieden  ist  und  zur  Besserung  mahnt. 
Dieser  Glaube  spricht  auch  noch  aus  den  europäischen  Flugschriften  meteorologischen 
Inhalts  des  XV.  bis  XVII.  Jahrhunderts.  Hier  hat  die  Genauigkeit  der  Wahrnehmung 
und  die  Zuverlässigkeit  der  Berichterstattung  im  Laufe  der  Jahrhunderte  solche  Fort- 
schritte gemacht,  daß  sie  die  Anstellung  exakter  meteorologischer  Beobachtungen  anbalmte 
und  allmählich  auch  zur  richtigen  Erklärung  der  Erscheinungen  führte.  In  China,  wo  die 
ungewöhnlichen  Phänomene  noch  heute  von  Staats  wegen  aufgezeichnet  werden,  ist  da- 
gegen eine  solche  Entwicklung  nicht  eingetreten. 

'  Catalogiie  general  des  etoiles  filantes  et  des  autres  meteores  observes  en  Chine  pendant  vingt-quatre 
siecles  .  .  .  par  Ed.  Biot  (Acad.  Paris,  Mem.  Sav.  Etrang.  X,  1848). 


32  He  l  I,  M  A  N  N  : 


Bibliographie 

der  deutschen  meteorologischen  Flugschriften  und  Flugblätter 


des  XVI.  Jahrhunderts. 


1490  Juli  13>). 

[Au/  der  linken  Hälfte  eines  Blattes,  37X27  cm,  28  Zeilen  Text,  beginnend :\  Sunt  DIIÖ  roijycnnt  fei)  aUcimeni9= 
lid)  öas  ein  fOlid)  gefdjidjt  »nnö  eifd)rcdt  \  .  ..  [Die  Unterschrift  unter  dem  Text:  3org  @IoghenI>on.  Auf  der  rechten 
Seite  eine  kolorierte  Abbildung,  vielleicht  eine  symbolische  Darstellung  eines  Blitzschlags  ins  Türkenlager  bei  Kon- 
stantinopel  im  Juli  1490,  möglicherweise  aber  auch  eines  Nordlichts.] 

Holztafeldruck.  In  verkleinertem  Maßstabe  wiedergegeben  bei  Hkss,  Abb.  29.  G.  Glogkendon  war  Holzschneider  in 
Nürnberg  München,  St.  B.  (Xyl.  52). 

1501  Mai  13. 

(i)  Das  Jinöt  öie  nemen  it>unDerbarlicf)en  jeici)en  öie  gefallen  finb    auff  öen  3el)cnden  tag  nad)  öes  l)ei!igen 

(Sreu^  erfinnöung.  |  [Abbildung  der  Kreuzfiguren;  tm  oberen  Teil  derjenigen,  die  am  13.  Mai  1501  ßelen,  im  unteren 
der  8  Tage  später  gefallenen;  unten  rechts  in  der  Ecke  neben  der  letzten  Krenzfigur:  3org  gloghcöö;  darunter  .9  Zeilen 
Text,  aus  dem  hervorgeht,  daß  die  Erscheinung  beobachtet  viurdc  unit  roeit  DOn  Jllaftrper  onnöCT  91d)«,  und  ztcar  am 
13.  Mai  1501.] 

Folioblatt,  25.4X17.7  cm:  Holzschnitt,  auf  Papier  schwarz  gedruckt  und  von  Linien  eingerahmt.  Das  Blatt  ist  ein- 
geklebt in  Ms.  Dresden  P.  38  und  reproduziert  in  P.  Heitz,  Einblattdrucke  des  fünfzehnten  Jahrhunderts.  48.  Band.  Straß- 
burg 1916.  Fol. Tafel  10.  Die  Nachricht  von  den  am  Niederrhein  und  in  Belgien  gefallenen  roten  Kreuzen  war  nach  Nürnberg 
gelangt  und  dort  zum  Gegenstand  eines  Einblattdruckes  und  einer  Flugschrift  gemacht  worden.  Dretden. 

(2)  Uflegung  Dti  betütnus  ber  cru§ ;  fo  pejo  fallen  /  burd)  ben  i)od)n)irbigen  fürften  onb  I)cr  renn  l)crn  eiber= 

tum  ^ifdjoff  3U  @erice  JCfamc  gclefen     onb  befdjriben.  j  [Holzschnitt  9.3X11.5  cm,  die  gefallenen  Kreuze  darstellend: 

rot  gedruckt:]  \  Das  finb  bie  nüme  rounberbarlid)?  jaid)en  bie  gefalle  fpnb  off  be  3el)enbe  tag  nad)  bes  l)eilge  ctü$ 
erfünbüg:  |  es  ift  ju  roilfen.    Das  alle  bie  3a9d)en  bie  l)ie  Derjepd)  /  1  [Der  Titel  setzt  sich  auf  der  Rückseite  in 

16  Znlen  kleineren  Druckes  fort;  darunter  ein  anderer  Hohschnitt,  9X11.2  cm,  der  die  acht  Tage  später  gefallenen 
Kreuze  darstellt  und  auch  rot  gedruckt  ist.] 

4°.   12  ungez.  Blätter  mit  den  Signaturen:  —  aij  aüj  aülj  ■ b  bij  büj  büij  —  — .    Am  Ende  auf  Bl.  ii':  S)eO  ®ratia&. 

Bl.  11^,  12'',  J2T  leer. 

Auf  den  Schleier  eines  Mädchens  hat  es  »eitel  blut»  geregnet  in  einem  Dorfe  "Morthire  in  dem  land  von  Talheym-. 
Nach  8  Tagen  hat  sich  die  Erscheinung  wiederholt.  München,  St.  B.;  Bibl.  HeUmann. 

(3)  aufjlegung  onb  bebeutnöf3  ber  creuö  |  fo  pejo  fallen  /  burd)  ben  l)Od)n)irbigen  furften  onb  l)er=  j  ren  l)ern 

Cibertum  Sifd)Off  JU  ©erice  jefamen    gelefen  ;  onb    berd)riben.     [Holzschnitt  10  X 11  cm,    rot,    andere  Darstellung  der 

Kreuze  als  im  vorigen  Druck.]  \  Da»  flnb  bie  neroen  TOunberbarlid)?  3aid)en  bie  gefallen !  finb  off  ben  3el)enbc  tag 
nad)  bes  l)et)lige  creuft  erfinbag  ]  onb  nod)  teglid)  bet)  onfj  fallen.  Ss  ijt  ju  roiffen.  ©as  alle  bie  3aid)en  bie  l)ie 
Der3eid)net  finb.    ©t)nb  n)arl)afftig  ge  |  rc^el)c  nit  roeit  ob  SRaftrier  onbcr  ad)  in  einem  bojff  oü    [Fortsetzung  auf 

der  Rückseite.] 

4°.  ?  Bl.  [im  vorliegenden  unvolLständigen  Berliner  Exemplar  4  Bl.  mit  den  Signaturen;  —  Slij ].  Auf  der  Rück- 
seite des  Titelblattes  noch  11  Zeilen  Erklärung  der  »Kreutze«,  darunter  ein  anderer  Holzschnitt,  loXit  cm,  schwarz,  der 
auch  »Kreutze«  darstellt.  Nach  Ausweis  des  Gesamtkataloges  der  preußischen  Bibliotheken  besitzt  Königsberg  anscheinend 
ein  vollständiges  Exemplar,  das  10  Bl.  umfaßt  und  auf  der  letzten  Seite  einen  Holzschnitt  hat.       Berlin;  Königsberg. 

(4)  2lufBlegung  onb  bebeutnufj  j  ber  kreu§  fo  pfto  fallen,   ©urd)  ben  l)od)roirbige  fürften  j  onb  l)erren  Cibertum 

bifd)Off  JÜ  @erice  JÜfamen  gele  !  fen  onb  bercl)Jiben.  [Holzschnitt  8.8X11.9  cm,  die  gefalUnen  Krtuze  darstellend, 
schwarz  gedruckt.] 

4".    12  ungez.  Blätter  mit  den  Signaturen:  —  aij  aÜj  aiüj b  bij  bÜj  biüj •    Bl.  12  leer.     München,  St.  B. 

(5, 6)  Sollectio  reuercnbiffimi  patris  1 ,  Domini  biii  Ciberti  ©pifcopi  ©ericefi.  De  crucibus.  [Ho/zschnitt9.4xll.6 cm. 

rot,   dieselben  Kreuzzeichen   wie  in  der  erstgenannten  deutschen  Ausgabe.]    ^ieronimus  Smfer :    6anguinOlenta  cruds 

fi  quem  miracula  terrent:  i  Defleat  erratos  fupplice  cojbc  bies.  Jftollis  arunbo  notl)is:  at  ncruo  flectitur  arcus:  3gne 
calibs:  abamas  fanguine  i  coibe  beus.  | 

4°.  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?lij  Slilj  Sliüj .    Auf  Bl.  n  derselbe  zweite  Holzschnitt  9X11. 2  cm  wie  in 

der  deutschen  Ausgabe,  darunter:  3bcm  (gnifer.  ',  SerccntO  6l)2ifti  luflriß  annog,  Puenfe:     Quarto  ibus  Jllaias:  que  pam  in 
fronte  libelli     Signa  crucis:  peplo  timibe  ceciberc  puellc:    9?uris  aquifgrano  oicini:  poff  ea  lapfo    ^jotinuö  octibuo:  pepluraq, 
puellaqj  rurfus  !  eanguincis  cabem  crucibus  maculatur  et  I)ifcc.     ?}era  loquoa:  feb  mira:  beus  tantam  auf  erat  iram.     Sclos. 
Am  Schluß  auf  Bl.  8'' :  Dco  (Sracias.  I  Bl.  8»  leer. 

')  Dieses  einzige  mii'  bekannt  gewordene  Flugblatt  meteorologischen  Inhalts  aus  dem  XV  Jahrhundert  ist  mit  auf- 
genommen worden. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  3  3 

Der  Herausgeber  Hiebonymus  Emser  war  nach  Jöcher  11,  341  Kaplan  und  Sekretär  beim  Kardinal  »Raymundo  Gurcensi» 
(Gurk  in  Kärnten),  der  am  Schluß  der  Schrift  zum  Kreuzzug  gegen  die  Türken  dringend  auffordert,  weil  er  glaubt,  so  die 
Erscheinung  der  gefallenen  Kreuzzeichen  am  richtigsten  deuten  zu  müssen.  Wie  der  Name  Libertus  im  Titel  zu  erklären  ist, 
vermag  ich  nicht  zu  sagen. 

Als  Ort  der  Erscheinung  wird  hier  bestimmt  die  Aachener  Gegend  angegeben.  Es  könnte  hiernach  auffallig  er- 
scheinen, daß  der  Bischof  von  Gurk  die  Erscheinung  zu  deuten  versuchte.  Kardinal  Raimund  befand  sich  aber  damals  als 
päpstlicher  Legat  in  Deutschland  und  hat  die  merkwürdige  Erscheinung  wahrscheinlich  gern  benutzt,  um  ihr  eine  Auslegung 
zu  geben,  die  seine  Pläne  forderte.  Wieweit  sein  Sekretär  H.  Emser  an  der  Abfassung  der  Schrift  beteiligt  war.  ist  scliwer 
festzustellen.     Die  deutsche  Übersetzung  dürfte  wohl  von  diesem  herrühren. 

Da  die  Abdrücke  der  Holzschnitte  in  dieser  lateinischen  Ausgabe  frischer  und  schärfer  erscheinen  als  in  der  deutschen  — 
wenigstens  in  den  beiden  mir  vorliegenden  Exemplaren  — ,  möchte  ich  annehmen,  daß  die  lateinische  Ausgabe  zuerst  er- 
schienen ist,  vvaä  auch  sonst  wahrscheinlich  erscheint.  >       Berlin;  München,  St.  B. 

Es  gibt  auch  eine  Antwerpener  Ausgabe  dieser  Schrift,  die  im  Katalog  des  Britischen  Museums  unter  »Libertus, 
Bishop  of  Berissa«  verzeichnet  ist:  CoHectio  ...  Liberti  Epi  Bericen.  De  crucibus.  Antwerpie  1501.  (4".  8  Bl.,  auf  dem 
Titel  ein  Holzschnitt.) 

Zunächst  möchte  man  glauben,  daß  ein  Druckfehler  vorliegt:  Bericeii  statt  Gericen,  zumal  das  G  dem  B  in  der 
angewandten  Schriftgattung  sehr  ähnlich  sieht.  Da  aber  unter  demselben  Namen  ein  Druck  aus  dem  XV.  .Jahrhundert  ver- 
zeichnet steht  —  den  auch  Campbell  und  nach  ihm  Copinger  (11,3574)  aufführt  — ,  kann  man  an  einen  Druckfehler  kaum  denken, 
und  die  Frage  wird  dadurch  um  so  verwickelter. 

Diese  letztere  Tatsache  war  den  Gelehrten,  die  sich  mit  Hieronymus  Emser  und  der  Schrift  Gollectio  näher  beschäftigt 
haben,  noch  nicht  bekannt.  Ich  nenne  namentlich :  Jon.  Barth.  Riederer,  Nachrichten  zur  Kirchen-,  Gelehrten-  und  Bücher- 
geschichte.  Altdorfi764.  8".  Bd.  I  S.421 — 431;  P.  Mosen,  Hieronymus  Emser.  Der  Vorkämpfer  Roms  gegen  die  Reformation. 
Halle  1890.  8°.  S.  14:  G.  K.vwkbau,  Hieronymus  Emser,  Ein  Lebensbild  aus  der  Refoi-mationsgeschichte.  Halle  1898.  8°.  S.  4 — 8. 

Einen  Bischof  Libertus  von  Gurk  hat  es  nicht  gegeben;  der  Bischof  von  Gurk,  bei  dem  H.  Emser  eine  Zeitlang 
Sekretär  und  Kaplan  war,  hieß  Raimund  Perault  (Peraudi).  Andererseits  ist  die  Angabe  im  Katalog  des  Britischen  Museums : 
Bishop  of  Berissa  offenbar  unriclitig;  denn  ein  solches  Bistum  hat  nicht  existiert. 

Durch  diese  Flugschriften  wurde  vermutlich  die  Abfassung  der  folgenden  Schrift  in  lateinischer  Sprache  veranlaßt, 
der  eine  Disputation  an  der  Kölner  Universität  zugrunde  liegt ;  sie  berichtet  über  ähnliche  Erscheinungen,  die  drei,  höchstens 
vier  Jahre  vorher,  also  1497  o<Jer  1498,  in  den  meisten  Städten  \on  Deutschland  und  Frankreich  und  1501  in  Lüttich, 
Aachen  und  Umgebung  beobachtet  wurden:  ' 

(7)  Qucftio  5c  (Srucibue  cruetis  que  anno  abl)inc  tertio.  oel  ab  i  fummum  quarto:  in  plerifq,  germanie  ac  gallie 
oppibie  miro  mobo  apparuerQt:  et  ijto  abl)uc  tempe  opparere  in   nonnullis  locie  clare  nunciantur.a  quoba  pfunbipimo 
faae  Xi)eologie  piofefToie:  in  9grippinenff  Solonia  pu  ;  blice  in  celebä  3iu5it02io  bifputata.  | 

4".    (6)  Bl.  ohne  Signaturen.    Am  Schluß  auf  dem  6.  Bl.  verso:  ^j  DeferminotiO  l)ec  facta  Cj!  (Solonie Slnno  ^a\\X- 

tis  .  1501.  Darunter  das  Druckerzeichen  Martin  Landsbergs  von  Leipzig. 

Lvcosthenes  verzeichnet  •cruces«  für  die  Jahre  1501  und  1503,  nicht  aber  tiir  1497/98. 

München,  St.  B. ;  BiU.  HeUmann. 

(8)  Queftio  be  Giuctb'  oTbufq,  6l)2ifti  aimis   inuentis  betenninata  ftubio  Solonienjl.  i 

4°  (8").  4  Bl.  ohne  Signaturen.  Der  Text  beginnt  auf  der  ersten  Seite  gleich  unter  dem  obigen  Titel.  Am  Ende 
auf  Bl.  4":  55ernl)arbu6  ^z  befbenübich  facrc  theologie  ^umil' pfcffoj.  Dcterminatio  l)cc  facta  cjt  golonie  in  fd)oli9  tl)eoIogojü 
pie  fente  tota  pniuerfitate  in  piofelto  ©iti  et  TOoöeJTti  martirum.   Slnno  falutis.  1501.  et  impiclfum  ÜTürmbcrg  Slnno.  1503. 

München,  St.  B. 
Die  -blutigen  Kreuze«,  von  denen  früher  und  später  so  oft  die  Rede  war,  sind  keine  eigentlichen  meteorologischen 
Erscheinungen,  sondern  wahrscheinlich  Algenbildungen.    Dagegen  sind  »Kreuze  am  Himmel«,  die  damit  häufig  in  Verbindung 
gebracht   wurden,   optische   Phänomene.     Über  beide  handeln  ausführlich  ein  1591  und  zwei  gleichzeitig  1641  erschienene 
Werke,  zu  denen  ähnliche  Erscheinungen  in  Frankreich  bzw.  in  Neapel  die  Veranlassung  gaben: 

a)  De  signis  sanctissimae  crucis,  quae  diversis  olim  orbis  regionibus  &  nuperhoc  anno  1591.  in  Gallia  &  Anglia  divinitus 
ostensa  sunt,  &  eomm  explicatione,  tractatus,  F.  Alfonso  Ciacone,  Biacensi,  Doctore  theologo,  ordinis  Pracdicatorum,  & 
Poenitentiario  Apostolico,  auctore  .  . .  Romae,  apud  Ascanium  &  Hieronymum  Donangelos.  1591.  Kl.-8°.  (5),  187,  (16)  S. 
mit  eingedruckten  Kupfern. 

Außer  vielen  anderen  ähnlichen  Erscheinungen  werden  auch  die  blutigen  Kreuze  des  Jahres  1501  eingehend  be- 
schrieben: De  crucibus  admirandis  in  Germania  visis  (S.  59 — 63),  und  zwar  hauptsächlich  auf  Grund  der  Darstellung,  die 
der  Bischof  von  Lüttich  in  einem  an  den  Kaiser  Maximilian  gerichteten  Briefe  vom  16.  Mai  (1501)  gegeben  hat.  Der  Inhalt 
dieses  Briefes  wurde  zuerst  auszugsweise  veröffentlicht  in  Job.  Nauclebus,  Memorabilium  omnis  aetatis  et  omnium  gentium 
chronic!  commentarii  . .  .  Tubingae  1516.  Fol.  und  in  späteren  Auflagen  dieses  Werkes  wiederholt.  Offenbar  stützt  sich 
Ciacone  auf  diese  Quelle.  Es  wäre  aber  auch  möglich,  daß  der  (natürlich  lateinisch  geschriebene)  Brief  des  Bischofs  von 
Lüttich,  der  damals  Johannes  IX.  von  Hom  war,  als  Flugschrift  selbständig  erschienen  ist. 

b)  Athanasii  Kircheri  Soc.  lesu  Diatribe  de  prodigiosis  Crucibus,  quae  tarn  supra  vestes  hominum,  quam  res  alias, 
non  pridem  post  ultimum  incendium  Vesuvii  Montis  Neapoli  comparuerunt.  Romae,  sumptibus  Blasii  Deversin  M.DC.LXI. 
Superiorum  pemiissu.     (1^1.-8°.  (4)  Bl.,   103  S..   i  Tafel  mit  23  verschiedenen  Figuren  der  Kreuze.) 

Das  Werk  ist  in  drei  Teile  geteilt:  Pars  prima  historica  S.  1—20,  Pars  secunda  physica  S.  21 — 80,  Pars  tertia 
prognostica  S.  81 — 99.  Es  werden  viele  frühere  Kreuzerscheinungen  aufgezählt  und  eingehend  über  die  vom  16.  August 
bis  15.  Oktober  1660  nach  einem  Vesuvausbruch  beobachteten  berichtet.  Bei  der  Besprechung  der  Ursachen  kommt  der 
Verfasser  zu  dem  Schluß,  daß  diese  Erscheinungen  zu  den  Wundern  niclit  gerechnet  werden  können  (inter  miracula  stricte 
snmpta  recenseri  non  posse,  cum  eae  Naturae  terminos  non  excedant). 

Das  kleine  Werk  scheint  bald  so  selten  geworden  zu  sein,  daß  es  Kirchers  Ordensbruder,  der  Jesuit  Kaspab  Schott, 
wieder  abdruckte  in  seinem  1666  zu  Würaburg  erschienenen  Buche :  Joco-Seriorum  Naturae  et  Artis  sive  Magiae  naturalis 
Centuriae  tres.    Accessit  Diatribe  de  prodigiosis  Crucibus.    (4°.  (2)  Bl.,  365  S.,  (4)  Bl.  Index,  22  Kupfer.) 

Phys.-math.  Abh.  1921.  N.l.  5 


34  n  E  I,  I,  M  A  N  N  : 

Das  zweite  Werk,  das  aus  Veranlassung  der  Kreuzerscheinungen  zu  Neapel  im  Spätsommer  1660  x  erfaßt  wurde,  ist 
viel  umfangreicher  als  das  Kirchersche  und  hat  folgenden  Titel: 

c)  Memorie  historiche  dell'  apparitione  delle  croci  prodigiose,  compendiate  dal  Presidente  D.  Carlo  Calä,  Duca  di 
Diano,  c  Marchese  di  Ramonte.  In  Napoli,  INIDCLXI.  Per  Novelle  di  Bonis  Stampator  della  Corte  Arcivescovale.  Con  licenza 
de' superiori.    (Gr.-8».  (6)  Bl.,  189  S.,  (13)  Bl.  Indice.) 

Der  Verfasser,  der  spanischer  Staatsrat  und  Kanzler  des  Königreichs  Neapel  war,  vereinigt  in  seinem  Werk  Berichte 
über  eine  große  Zahl  von  Kreuzerscheinungen  auf  der  Erde  und  am  Himmel  und  steht  hinsichtlich  ihrer  Deutung  auf  dem 
Standpunkte,  daß  es  nicht  natürliche  Zeichen  sind  und  »che  le  croci.  che  di  presente  appariscono  sopra  le  vesti,  per  ogni 
exento  si  devono  ricevere  con  molta  divozione.  e  riverenza». 

1509  September  14. 

(Srnerocrung  »nö  fdjier  pnetl)M  gerd)id)t  3n  öer  j  6tat  6onftantinopeI  cn5  bepliegenben  gegentcn.  [Diese  beiden 

Zeilen  als  Überschrift  m  größerer  Sihrift,  darunter  51  Zeilen  Text  in  kleinerer  Schrift,  beginmnd:]  ^  3nj  jor .  911 . 66666. 

DHÖ  ix.  jar  9lm  xiiij.  tag  eeptembiis  (öas  ift)  Slm  tag  öes  I)eiligc  |  — 

Ein  Blatt  Klein-Folio.  Bericht  über  »Erdbeben,  Donner,  Pützen  und  überschwenglich  Ungewitter«.  Eines  der  wenigen 
Einblattdnicke  meteorologischen  Inhalts  ohne  Abbildung.  Hess,  Einblattdrucke  S.  106  Nr.  VU  erwähnt  einen  zweiten,  an- 
scheinend etwas  jüngeren  Druck,  der  sich  in  der  Staatsbibliothek  in  München  befindet. 

Kürnberg,  Germ.  Mu-i.;  München,  St.  B. 
1509  Dezember  22. 

Sm.  1509.  3ar  am  fambytag  oor,  roeinadjten  Des  j  morgens,  5roird)en  öer.  Dij.enb.püj  ftunöt  ift  jrojprugk 
gelegen  brci  meil  Don  munidjen  errd)incnn  :  bife  l)ernad)  Dei3aid)ent  figur  Dllit  bem  9U)ten  kret3  5roen  3legenpogen 
Die  mit  färb  fein  geroefen  Kobt  ~  i  (Srun  vnb  gelb  JHit  breien  funnen  oon  bcr  mitlen ;  6unen  fcuren  flamen  ent= 

fprungen  finbt.  —  |  [Darunter  die  Darstellung  der  Erscheinung  leicht  koloriert. ^ 

Holztafel-Einblattdruck ;  Text  und  Figur  von  Linien  eingerahmt.  Wiedergegeben  in  Hellmanns  Neudrucken  Nr.  12. 
Prugk  ist  Fürstenfeldbruck  bei  München.  München,  St.  B. 

1514  Januar  II. 

(i)  ^  Die  aufjlegung  Jttagiftri  jol)anis  |  Oirbung  oon  Sagfurt  jü  bem  burd)Ieud)tigen  ()od)aebojnen  ;  dürften 
onb  Y)txxt.    \)txxtn  Cubroigen  *PfaIögraff  bep  SRI)ein.  \  Scr^og  in  ?3ai)ern.    Dcß  l)eiligen  SRbmift^en  reid)6  6r^biud)= 
fejfen.  enb  hürförften  k.  ober  bie  roaberbarlid)en  3eid)en  bie  bo  i  gefel)c  rooibe  fein,    bei)  bem  TOon  off  bem  6d)(og 
l)oi)em  Drad)  I  jm  Sirttenbeger  («f.')  lonöf-  3m.  5n.ccccc.xiiij.  8arc.  21m  binftag  .  nad)  6rl)arbi  frroe/pmb  biet)  oren/ 

bo  ber  6cOJpion  im  an  I  fang  ber  ©Onnen  gefel)en  roart.  [  [Holzschnitt  11..5Xil.S  cm-.  Mond  mit  Nebenmonden,  oben 

die  Überschrift:  «Ulönlein  OTon  J^önletn.] 

4".  4  Bi.  ohne  Signaturen.  In  der  Mitte  von  Bl.  4^':  ^|  ©ebiüAt  burd)  jacob  6d)mi)eben  3Ü  6pt)cr  Don  iBcgen  arnolt 
6d)Iicften  'Pfalögrauifdjen  l  Oiganiflen  off  fein  haiferlid)  frei)I)eibt  pnb  ma  '••  baten  /  nidjt  nad)  3Ü  bjü*cn.    Bl.  i"  leer.   Woller, 

Repertorium  863.  München,  St.  B. 

(2)  ©ie  auglegung  Üllagiftri  3ol)annis  i  ^Jirbung  oon  Saßfurt  jö  bem  burd)Ieüd)tigen  l)0d)geb02nen  '  Jürflen  »nnb 
\)tmn  I  l)enn  Cubroigen  «Pfal^graffe  bep  5RI)ein  / '  Ser^og  in  ^Sapern  /  bes  f)ailigen  «R6mifd)en  rcid)s  er^  brud)= '  feffen. 
onb  Surfürften  2C.  ober  bie  rounberbarlid)en  3aid)en  bie  |  bo  gefeljen  rooiben  feinb  bei)  bem  mon  auff  bem  6d)IoB 
l)of)en  j  ©rad)  jm  ©irttenberger  lanbt.  3m.5Il.ccccc.xiiij.jare.  2lm  aff=  ^frn">"t09  nad)  Sr()arbi  frfie/omb  brei) 
oren/bo  bcr  ©coipion J  in  bem  anfang  ber  ©onnen  gefcl)en  roarb.   [Darunter  Holzschnitt  10.5xt0.5  cm  {Mond  und 

Nebenmonde)  mit  der  Überschrift :  JHiJnlein  91lon  5Ri)nIein.] 

4".  4  Bl.  ohne  Signaturen.    Bl.  i''  leer.    Weller,  Repertorium  864.  München,  St.  B. 

(3)  Die  auglegung  TOagiftri  joI)annis  ©irbüg  |  con  Saßfurt  jö  bem  burd)leuc|)tigen  l)0(J)gebornen  dürften  onb 
l)erren.  I)erren  j  Cubroigen  «Pfalögraue  bet)  3?|)ein  hurfürften  ic.  93on  bcn  «Regenbogen  bie ,  bo  gefef)en  fein  ber)  bem 
9non  3Ö  «RottropII  jm.TO.ccccc.xiiij.  jare.  am  epifftcn   tag  bes  Senners /nad)  mittag  omb  bie  ad)t  oren. 

4"-    I  Bl.  ■  Nürnberg,  St.  B. 

Es  gibt  auch  eine  lateinische  Ausgabe  der  aus  4  Bl.  bestehenden  Schrift  von  Virdung: 

(4)  ([  3nterp2etatio  DHagiftri  3o  \  l)annis  ©irbungi  Saffurbenfis  9natl)ematici :  pio  3Ilu=  ftriffimo  piincipe  et 
bno:  bno  Cubouico  6omite  «Palatino  |  K^eni  2I.  principeq3  eiectoie.  fup  piobigiofa  jlgna  circa  Iu= '  nam  in  cafhro. 
Sod)em  ^lai).  bucatus  roirtenbergcfis  Di= !  fa  anno  bni.Dn.ccccc.xiiij.  bie  JUartis  poft  erl)arbi.  ma=   ne  pora  terda 

6C0jpi0ne  \)t)l0^lOfantt.\  [Holzschnitt  11.5X12  cm:   In    der  Mitte   der  Mond  mit  einem  Kreuz  in  der  Scheibe,   neuh 
unten  eine  (spitz)  auslaufende  'Piramis«,  die  bei  den  Nebenmonden  rechts  und  links  ebenso  vorhanden  ist.] 

4".  (4)B1.  ohne  Signaturen.   Bl.  n.  ^j"  gjb  lecfoiem.  SetrafHd)on [unterzeichnet:]  3n  felici  6tubio  Sei)belbergenti 

tJenUltimO  öanuarij.  !  9n. CCCCC.Xiiij.      Endet  in  der  Mitte  von  Bl.  4v.  ohne  jedes  Kolophon.  WiWi. 

1514  Januar  10,  11,  März  17. 

[y)  {\  5)ie  außlegung  3acobi  ©topcIs/Der  freien  hunftjoii  erftnet)  boctoi  3Ü  «memmingen  auff  bie.  iij.  6un 
nen  onb  TOön  fo  gefecf)en  finb  off  ben.x.onb.xj.tag  !  Senner,    ©arnacf) .  xoi} .  SrHarcij  anno  bfii.  1514.   ®ie  hie 

nad)er  be3aid)et  ift.  i  [Holzschnitt  10.5X12  cm,  Darstellung  der  Erscheinung.] 

4"-  4  Bl.  ohne  Signaturen.  Bl.  p  und  Bl.  4  leer.  Wiedergegeben  in  Hellmanns  Neudrucken  Nr.  12.  Weller.  Keper- 
'^"•'"'°  855-  •         München.  St.  B. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  ,'}ö 

(2)  Die  auglegung  3acobi  etopels  /  Der  fret)en  hiinft  onö  erSnct)  öoctor  3U  JOemmingen  3luff  öie.iij. fun  i  nen 
DHö  5nön  fo  gefel)en  feinö  off  ben   x.Dnnö.xi.  tag  3enner.   Darnad).XDij.  |9narcii  anno  5ni.  1514.  roie  l)ernad)  ftet. 

Kl.  4".  4  Bl,    Nach  Wcliei-,  Repertotiiini  Snppl.  I  Nr.  113  in  Stuttgart. 

1520  Januar  3—7. 

(i)  acglegüg  onö  ©eteüfung  /  der  fßun&eTbarli(i)en  3eid)e  /  roie  5ie  ju  oiel  malen  3n  ben  Cöfften  onö  off  5em 
firtrid)  errd)€inen  pnö  gcfeljen  roeröcn  /  ?)nö  fönöerlic^  tercn  /  5ie  3n  öcm  3are  nad)  6l):iltu6  gepurt  ^unfft3ef)en> 
t)un5ert  onö  jroenfsigh  ©|f  Den  Dritten  /  Jierben  Sönffte  /  6ed)Pen  /  oni»  6i)benöen  tage  bee  3enner6  jö  9Bi)en.  [  3nn 
Opereid)  in  ben  IQfften  gefel)en  roo2ben  ^ixn  i  ^  roas  o:=  {  fad)  /  3)nb  og  roas  maten'g  /  bie  entfp2ungen  /  9u(^  roae 
bieffe  Dil  berfelben  gleid)?  jeid)en  /  9^0  /  dR  hunfftiglid)  beteüt?  roer^  ben.  Dem  Durd)Iefid)tigften  ^od)geb02nS  SUrpen 
onb  t)er:  ren  /  Sern  Cubroigen  ^folftgrauen  bei  5RI)ein  /  Ser^ogen  3n  ©eiern  /  Des  I)eiligen  ^lomifd)?  3leid)6  (grjtrüd)= 
feg  /  (Sf)ur=  fUrft  dR  ^icarj  2c.  9ud)  gemeine  nü^  3U  eren.  Von  bem  Sod)  berümpten  9(ftronomo  oü  9Ratl)ematico  / 
snapfter  3ot)anfen  ©irbung  oon  Sagfurt  /  ©ggelegt  /  berd)2teben  /  onb  roie  na(^  uolgt  prc  ©eteütnis  offenbaret.     {Zwei 

Holsschnitte  nebeneinander,  die  zu  beiden  Seiten  und  unten  von  einer  schmalen  Bordüre  eingefaßt  sind,  8.6  X  9.H  cm ; 
beide  stellen  Leute  dar,  die  erstaunt  nach  dem  Himmel  schauen.]     opp!t)e9 

4".  20  Bl.  mit  den  Signaturen :  —  Äij  fln\  —  9Jj  Sij  SÜj  —  fij  6ij  (SHj  —  DJ  Dil  DÜj  —  S)  Si)  CHij  — •  Am  Scliluß 
von  Bl.  ao':  lid)en  roillen.  3men  .  Bl.  20''  leer.  Im  Text  noch  36  kleinere  und  größere  Holzschnitte,  optische  Erscheinungen 
darstellend,  meist  Nebensonnen,  Nebemnondc,  Regenbogen,  SiertMchnuppen,  Kometen  usw. 

Diese  Gelegenheitsschrift  kann  als  ein  erster  deutscher  Traktat  der  meteorologischen  Optik  betrachtet  werden. 

Der  Verfasser  vergleicht  die  Lichtkränze,  die  mn  brennende  Kerzen  wahrgenommen  werden  und  die  abgebildet  sind, 
mit  dem  Mondkranz,  der  am  S.Januar  1520  zu  Wien  zwischen  7  und  8  Uhr  gesehen  wurde. 

Am  Schluß  erklärt  Virduno,  daß  er  die  Ltchterscheinungen  für  Vorboten  dessen  hält,  was  1524  durch  das  Gestirn 
kommen  wird:  viel  böß  von  kriegen,  sterben  und  gewesser;  also  auch  eine  Anspielung  auf  die  Sündflut,  die  man  im 
■lahre  1524  erwartete  (vgl.  meine  Beiträge  I  Nr.  i). 

Weller,  Repertorium  1652.  Augsburg;  Wernigerode. 

(2)  9uf;legng  ber  fünff  3aid)en  fo  3a  roien  in  5fterret)d) ;  am  t)i)mel  gefei)en  feinb  rooiben  jm  taufentt  flinff^ 
l)unbert.onnb  .  XX.3(ur  beroert  burc^  et^  Itd)  roarf)afftig  p2opl)e  cepen  dS  alt  I)ift02ien.  ^  Des  liebgehabten  ^Ritters  '«$  \ 
[Holzschnitt  10.2  X  11  cm:  Am  Himmel  allerlei  optische  Erscheinungen,  im  Hintergrunde  eine  Stadt,  dahinter  Berge, 
im  Vordergrunde  ein  Gelehrter,  der  mit  einem  Quadrant  die  Erscheinungen  beobachtet,  neben  ihm  am  Boden  Astrolabium 
und  Sonnenuhren.] 

4".  8  Bl.  mit  den  Signaturen: 9 Bl.  8'  leer.    5  Holzschnitte  im  Te.\t.    [Am  Schluß  auf  Bl.  8'':] 

DSe  biicl)lein  bab  id)  getd)2iben  ben  Cat)en  on  pngelerten  /  auff  ber  l)oben  fd)ül  ba  fant  t)<'i)Qne6  bas  büd)  mad)et  ber 
l)ai)inlid)en  offen-  barung  biet)  mei)I  oon  Safell  /  cnb  i)ab  es  oollen«  bet  am  freotag  nad)  fant  9nid)el6  tag  id)  iar  M.  D  i  XX. 
aber  nod)  ain  gröffers  l)ab  ic^  geniad)t  doi  oier  jaren  /  ben  gelerten  genant  Auflegung  ber  reb  ;  ©nnb  ob  bu  bifen  3ai)d)en 
onb  figuren  nit  loolteft  gelauben  fo  lig  baffelb  büd)  ba  mirfT  bu  3eagknug  genüg  jinben  auB  ber  baiigen  gefd)2ift  on  anbe» 
ren  p2opi)eten  /  onnb  aug  bem  geflim.  ®an  ain  pforoen  fd)n)ant  gefeben  ifl  am  bQm  mell  in  ber  (SI)2ifYnad)t  in  Sroacia  im 
iar.M.D.XVIll.  O  fäiig  miift    bu  fein  wenn  bu  es  red)t   i»  oerfton  tt)i}fl.  *«t 

Nach  Weller,  Repertorium  1322  von  S.  Otmar  in  Augsburg  gedruckt. 

Ich  habe  nicht  ermitteln  können,  wer  der  Verfasser  ist,  noch  welche  größere  Schrift  aus  dem  Jahre  1516  gemeint  ist. 
Es    gibt    eine    italienische  Flugschrift   über  dasselbe  Ereignis:  C~  Le  rtupendifTime  apparitioni  che   fono  aparfe   in 
alemagna  nel.  1520.  adi  3.  e.  4.    .  .  .  .  Dresden;  Leipzig;  München,  St.  B. 

(3)  ^mpf)ilu9  ®engenbad)  3U  be  allergrogmcd)tigoften  hüng  karte,  j  ACs  mH  3alt.9n.CCCCC.Dnb.XX.in  be 
SHonat  bes  3enncr8  |  finb  bife  rounber3eid)en  3Ü  ©ien  pn  Ofterid)  alle  nad)ei)nanber  am  l)i)mel  gcfcf)?  rooibe  /  roie  es 
bafi  l)ie  bl)  jeglid)em  3ei)=   djen  gerd)2iben  ftot  /  onb  I)abent6  allroegen  ettlid)  taufent  menfd)en  gefe^en.  j  [Dreispaltiger 

gereimter  Text  mit  dem  Porträt  von  Kaiser  Karl  und  sieben  Abbildungen  der  optischen  Erscheinungen;  auf  der  linken 
und  unteren  Seite  zum   Teil  mit  reicher  Bordüre  eingefaßt,  rechts  unten  das  Druckerzeichen.] 

Gr.  Folioblatt.  Wohl  sehr  selten  und  offenbar  identisch  mit  der  von  Goedeke  (Pamphilus  Gengenbach,  Hannover  1856. 
8".  S.  518)  vergeblich  gesuchten  Schrift,  deren  Vorhandensein  er  nach  einer  sekundären  Quelle  kannte;  denn  er  hätte  in 
Lycosthenes,  Ciironicon  prodigiorum  die  Angabe  finden  können,  daß  Gengenbach  eine  solche  Schrift  veröffentlicht  hat.  Das 
Blatt  ist  inzwischen  von  H.  Koegleb  in  der  Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  XI.  Bd.  S.  414 — 416  eingehend  beschrieben  worden. 

Zürich  (Ms.  F.  21). 

14)  «Ra  (Sl)ri)Tli  unfes  l)erren  gl)ebort.  SHccccconb  xx.i)aer  in  Sonuario  fpnt  fuld)e  errd)i)ni)nge  roo  l)i)r  na 
DOlget  to  ®pen  in  Ofterpdi  in  benn  nt)gcn  erroelten  romefd)en  konindi  lanbc  oon  mennigl)cn  gl)efeen  roorben.   [Folgen 

die  Abbildungen  der  Erscheinungen  mit  ausführlichen  erklärenden  Überschriften.] 

Folioblatt.  Bruchstück  eines  niederdeutschen  Einblattdruckes  in  der  Stadtbibliothek  in  Hamburg.  Die  Rückseite  ist 
zu  Probedrucken  von  niederdeutschen  Liedern  benutzt;  vgl.  Serapeimi  XV,  1854,  S.  209 — 218,  wo  J.  L.  de  Bouck  eine  aus- 
führlichere Beschreibung  gibt  und  als  wahrscheinlich  hinstellt,  daß  es  Druckvarianten  dieses  Folioblattes  gegeben  hat.  Ab- 
weichend von  den  übrigen  Ausgaben  ist  die  Beigabe  von  erläuternden  Überschriften  zu  den  fünf  verschiedenen  Erscheinungen. 
so  steht  z.  B.  über  dem  ersten  Bilde  (Eine  Sonne  mit  einem  vierfachen  ICreis  umzogen) :  »Des  DJ.  bagl)e6  in  ^anuario  Ct)n 

ooruerlodt  grot  Cirkel  mit  regcnpag^en  farroS  »ine  be  fonne  tn>ei)ffd)en.  ij.  nnbe.  iij.  oren  na  mobbagbe.« 

(5)  Slin  Tarnung  bes  6ünbtfluf6  ober  errd)iod{enlid)en  roaffers  Des  xxiiij.  jars  aug  natürlid)er  art  bes  j  l)t)mels 
3fi  befolgen  /  mit  fampt  auglegung  ber  groffen  rounber»  |  iar)d)n  3Ö  ©ien  in  Ofteriepd)  am  l)pmel  erfd)inen  im  XX  iar. 


3fi  Hellmann: 

[Zwei  Holcschnitle  übereinander,  jier  obere,  10.6x6.6  cm,  stellt  die  optischen  Erscheimingen  vom  Jahre  152(>  vor, 
der  untere,  10.6X8.6  cm,  eine  Überschwemmung  mit  der  Arche  Noah  in  der  Mitte.'] 

4".  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ij  üj  iiij .    BI.  i^  und  6"  leer.    Weller,  Rcpertoiium  1663. 

Die  »Auslegung  der  Wundeiv.eichen«  auf  Bl.  4^  bis  6';  der  Verfasser  spricht  von  Hans  Hasfurter  (Virdung),  der  also 
wohl  nicht  selbst  der  Verfasser  ist.  Augsburg;  München,  St.  B. 

(6)  ain  QBarnung  öes  6üni»tfluf8  ot»er  errd)20*cnlid)en  roaJTers  ©es  xxiiij.  jars  aug  natürlid)cr  art  öe»  |  !)i)raete 
jü  beforgcn  /  mit  fambt  auglegung  der  großen  ©unöer ;  3aid)en  3fi  ®ien  in  Ofteriepd)  crrd)inen,..öeö  XX  iars.  i  [Zwei 

Holzschnitte,  10.0X6.0  und  10.6x8.0  cm  übereinander,  die  optischen  Erscheinungen  und  eine  L'htrschicemmvng  dar- 
itellend.] 

4".  6  Bl.  mit  den  Signaturen:   —  jj  üj  üjj  —  — .    Bl.  i^  und  6^  leer.    Weiler,  Repertorium  1664. 

Berlin ;  München,  St.  B. 

(7)  ein  roarnung  öes  eundtflus  oWer ;  errd)JC(hcnIid)en  roaJTcrö  öeß .  xxiiij.  3are  3uhunpg/auB  na=  turlid)er 
ari  öes  [)iemel6  3U  befojgen  /  mitfampt  auglegung  öer  |  groffen  rounbert3eid)en  3U  ®ien  in  Ofterrcid)  am  l)iemel  er= 
fdjienen  pm.'xx.  iar  roeldje  I)irnad)  ceriseic^ent  fein.  ^3um  erften  [ein  gefe()en  beet)  {sie.')  6onnen  mit  eine  regen= 
bogen.  ^  3um  anöern  ift  gefel)en  ein  ooablente  fonne  f  3um  bzitten  fein  gefel)en  anber  biet)  fonnen  ^  3um  Dierben 
ein  balAen  an  einer  kird)en  lenen  onb  bbinen  I  mie  ein  n)ad)6lid)t.  ^  3um  funfften  ein  ooiblenter  monb  ,  ^  3um  fed)|Tlen 
eölid)c  regcnbogen  (ü  3um  fiebenben  onb  leftften  ift  gefe^en  ein  kreu3  in  einem  rabe  mit  einem  gefpalten  monbe. 
^  ©etruckt  3u  leppggk  burd)  5BoIgang  (sie!)  etöAel.  1521.  j 

4".  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  aüj  —  b  — .    Bl.  1^  leer.  Mänclien,   Ü.B. 

(8)  (Si)n  roarnung  bes  ©unbtfluß  ober  j  erfcl)io*enIid)e  roaffers  Des.  xxiiij.  iars  aug  naturlid)er  art  bes  ,  l)t)iSeIs 
3U  befolgen  /  mit  fampt  auBlegung  ber  groffen  n)unber=  3ei)d)en  3u  9Bien  in  Operrcid)  am  |)j)inel  crfd)inen  im  .XX.  iar 

[Zwei  Holzschnitte  übercin,  oben  die  optischen  Erscheinungen  in  Wien,  unten  ein  Uberschwemmungsbild  mit  der  Arche; 
Noah.]  \ 

4".  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  3|ij  2liij  —  8  — .  Bl.  i'  und  6»  leer.  Wahrscheinlich  Weller,  Repertorium  1662. 
Vgl.  meine  »Beiträge«  I  S.  65.  "  Augsburg. 

(9)  Jakob  Milicii,  der  während  seiner  Studienzeit  in  Wien  die  Lichterscheinung  selbst  beobachtete,  beschreibt  einen  Teil 
derselben  (trabs)  folgendermaßen:  Ego  vidi  Viennae  Austriae  anno  Domini  1520  mense  Januario  in  meridie  sulcum  (juendani 
in  aere  magis  fumosum  quam  lucidum,  instar  trabis  sese  ex  infiina  aeris  regione  in  obllquum  demittentem,  atque  ad  turrim 
divi  Stephani  sese  inclinanteni,  donec  ad  cxtremum  vehit  nebula  dissipata  evanesceret  (C.  Plinii  libcr  secundus  de  mnndi 
hi.storia  cum  erudito  commentario  Jacobi  Miliohii  ...;  S.  273  in  der  Au.sgabe  Lips.  1573.  4"). 

1523  Oktober  11. 

(i)  e^n  6opei)  neroer  roari)afftigen  onb  erfcf)2öd?lid)en  3et)tungen  /  oon  l)en  3obft  Cubroig  dö  Steapolis  /  roie  bie 
etat  SReapolis  burc^  bas  roaffer  (bas  man  billid)  ei)n  ©inbtflug  nennen  mag)  am  xj  Octobjie  jämerli= ,  d)cn  Der= 
bOlben  i!^\.\[KleineT  Holzschnitt  8.2X11.5  cm,  starken  Regen  über  dem  überschwemmten  Neapel  darstellend;  links 
vom  Bilde:  <[  Die  6tat,  rechts  davon:  SHeapoIie.]  |  [Darunter  28  Zeilen  Text.] 

Folioblatt  mit  altkoloriertem  Bild,  das  im  Gegensatz  zu  den  Abbildungen  der  späteren  Einblattdruckc  sehr  klein  ist. 

Aus  dem  kurzen,  durchaus  sachlich  gehaltenen  Bericht  geht  hervor,  daß  sich  am  11.  Oktober  1523  in  der  Nacht 
zwischen  5  und  8  Uhr  ein  ungewöhnlich  starkes  Gewitter  mit  wolkenbruchartigem  Regen  über  Neapel  und  Umgebung  ent- 
lud. Der  an  Gebäuden  und  am  Vieh  angerichtete  Wasserschaden  war  außerordentlich  groß.  Der  Schreiber  Jobst  Ludwig 
scheint  ein  im  Dienste  des  Königs  von  Neapel  stehender  Deutscher  gewesen  zu  sein  (»©as  ^aHaCium  /  bflrinn  id)  bin     Onb 

Sönig  aifonfiue  geparot  l)at  /  roas  onbter  mir  mer  ball  eines  mans  I)Od)  ooUer  roaffer '^) 

Ähnlich  Weller,  Repertorium  2386.     Bei  Diederichs  Nr.  414  reproduziert.  München,  St.  B. 

.  Der  Text  ist  auch  in  folgender  Sammelzeitung  enthalten : 

(2)  sneroe  3e!)tug  ;  2lus  bem  «Riberlanbt.  ]  aufs  «Rom.   2Iufs  Sleapolis.   Slufs  ber  5leroenflat    aufs  Oefleneijd) 

[  Titelein fasiung.] 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?lij  ?liij  — .  München,  St.  B. 

1527  Oktober  11. 

(i)  auslegung  ^eter  |  greu^ers  /  etroan  bes  roeptbe;  |  rl)ümbten  aftrologi  /  DR.  3o.  eied)tenbeger6  [sie!)  bifci: 
pels  /  ober  ben  errd)jedili(f)en  ßometen  /  fo  in  ?öeftrid)  onb  j  ombligenben  grenzen  erfd)i)nen  /  am .  xj .  tag  9Bet)nmonats  / 
bes  9n. 66666. xxDij.  jars/ 3U  cf)ien  ben  roolgebomen  |  §erren / Serr  3ol)an/onb  ^J)ilips  gran^en / 1  beijbe / ®iü 

onb  yitX),n(iX(axtnit\C.\  [Holzschnitt  9.7X10.8  cm,  in  wellenden  Flammen  sieht  man  Köpfe  und  Schwerter.] 
4°.   12  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  aüj  —  S  53ij  SÜj  —  6  ßij  6iij  — .    Bl.  i^,   12'  und  I2V  leer. 
Die  Erscheinung  war  ein  Nordlicht,  kein  Komet.    Es  gibt  über  dieselbe  Erscheinung  einen  lateinischen  Bericht  von 

Gerardus   NovioMAoiJS   (Gerhard   Geldenhauer   aus   Nimwegen) :   De  terrifico  Cometa  .  . .  [in   der   Stadtbibliothek  Aachen]. 

Näheres  darüber  enthält  der  erste  Band  meiner  »Beiträge«  S.  107  — 113  (Die  älteste  gedruckte  Nordlichtbeschreibung). 

Nürnberg,  St.  B.:  Bibt.  Hellmann. 

(2,  3)  aufelegung  ^eter  6reuSer6  /  etroan  bes  |  roeptberümptc  aftrologi  9Il.3o.eied)tenbergers  bifcipel  /  ober  ben  er , 
fd)jijdilid)en  6ometen  /  fo  im®eftrid)  on  ombiigenben  grenzen  erfdji  nen  am.xj.tag^einmonats/besJn.D.xxoij.jars/ 
3ü  ceren  ben  j  roolgepomen  Serrn  /  l)err  3ol)an  /  onb  ¥!)'lipö  Sranjen  / 1  bepbe  /  3BilI  onb  «Rcpngrafen  jc.  1  [Holzschnitt 

11.2X15.2  cm,  ähnlich  wie  in  der  vorigen  Ausgabe.] 

4°.  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  aüj  —  S  Sij  55iij  — .  Die  Münchener  Staat.sbibliothek  besitzt  eine  Variante  mit 
dem  Druckvernierk  auf  Bl.  8v:  ^  ®ebjU*t  31t  STlurmberg  burd)    ®eOiq  ©ad)ter.  i  Bibl.  Hellmann. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  37 

1530  Oktober  8. 

(i)  ®arl)afftige  ansep^  gung  /  öes  groJTen  (Srrd)jöcklid)  en  ©eroeJTerö  /  6o  j1(^  3a  5Rom  auff  öen  2ld)ten  tag 

Öes  I  9Ronat6  OctObltS    begeben  OnD  JÜ  getragen  I)at.  '  [Hokuchnitt  9.5 Xl  cm:   Überschwemmte  Stadt  mit  einem  Schiß 
im  Vordergrund.]    Des  jars .  90 .  ?) .  XXX. 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  21ij  9Iiij  —  Bl.  i^.  4''  und  4V  leer.  Die  Münchner  Staatsbibliothek  besitzt  eine 
Variante,  mit  dem  Kolophon  auf  RI.  8^:  ^  ©eblUthtjÜ  Stdmiberg  burd)     ®e02g  ^ad)ter.  Berlin. 

(2)  ?Barl)afftige  SInjapgung  /  bes  grojyen  er  fc^iöcfelidjen  ©eroeJTcrs  /  fo  fiel)  3Ö  3ll)oni  aujf  ben  ad)ten  tag  bes 

OTonatS    Octobjiö  begeben  /  anno  JC.    im  911. ©.XXX.  jar.  !  [Drei  Meine  Schlußzeichen.] 
4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2lij  9liij  — .    Bl.  f,  4>'  und  4*  leer. 

In  München,  St.  B.  (Phys.  spec.  300  (<)^)  ein  Exemplar,  in  dem  die  erste  Zeile  endet:  er=    ,  statt  er    ;  sonst  wie  oben. 

Berlin;  München,  Sl.  B.;  Dresden;  Bibl.  HeUmann. 

(3I  ®ar|)apge  an3aigung.  bes  groffen  errd)iö*lid)en  geroeffcrs  /  fo  pd)  jö  5Rom  auff  ben  3Id)ten  tag  bcs  9non=  \ 
at9  Ottobiis  begeben.  Slnno  ic.  jm  Saufent  Sünff  Jjunbert  i  onb  jm  3)jet)lTigipen  !  ^e. 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  ?liij  —■    Bl.  i"  und  Bl.  4  leer.  München,  St.  B. 

(4)  Werne  jeotög  aug   Korn  /  roie  bas  graufam   ennb  errd)JOAIi(f)  groS   roalTer  ber  Sober  S^o.l)tn  \\)m  l)at. ' 

4°.  2  Bl.  ohne  Sigiiiituren.    Schöner  Druck.    ^Veller  53.  Berlin. 

(5)  yitmt  3ei)ttung  aug  «Rom  /  roie  bas  graufam   onb  erfd)iöchli(t)  grog  roajyer  ,  ber  Spber  fd)abcn  \  tl)an  ()at.  | 

4".  2  Bl.  ohne  Signaturen.     Weller  53''.  Berlin ;   Nürnberg,  Germ.  Mus.  (Scheurl). 

(6)  JTeroe  5etjtüg  au|  9lom  ©ie  bas  graufam  onnb  erfd)jö*enlid)  |  groB  ©affer  ber  \  Zvjba  fd)abc !  tl)an  l)at.  | 

[Unten  eine  kleine  Zierleiste.] 

4°.  2  Bl.  mit  den  Signaturen :   —  jj.    Fehlt  bei  Weller.  Berlin. 

(7)  Sterne  3ei)ttung  oon  Korn  /  roie  bas  graufam  onb  erfd)jij*Iid)  roaffer  bie  Si)ber  /  grolfen  fd)aben  F)at  getl)an. ' 

4".  2  Bl.    In  großer  kräftiger  Type  gedruckt.    Weller  53''.  Nürnberg,  Germ.  Mus.  (Scheurl). 

(8)  NEW>-ZEIT=  TVNG-«VON  «om:  roie  bas  graufaift  onb  erfd)ii5AIid)  gros  \  roaffer  ber  St)ber  rd)a  ben 
getf)an  l)at. 

4°.  2  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?Iij.    Weller  53'!.  Berlin;  Breslau,  U.  B.;  Dresden. 

1530  Oktober  8  und  \oTeinber  5. 

(i)  ©arijafftige  an3ei)=  gung  ber  graufamen  /  er=  fd)26cklid)en  übergieffung  ber  Siber  5U  «Rom  /  onb  bes  m62ö 
in  6e:  lanbt  onb  SIan=  bern  /  2c.  3n  bifem  1530.  jar  gefd)el)en.  S  [Etwas  tiefer:]  Cuce  22. ;  (Ss  roerben  5ei)d)en  ge= 
fd)el)en  an  ber  6onnen  onb  SRon  /  onb  ftern  /  unb  auff  erben  roirbt  ben  i  menfd)e  bang  fein  /  bas  fie  nit  roiffen  roo 
l)inauß  Onb  bie  roafTerroogen  roerben  b2aufen  /  jc. 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2  3  — .    Bl.  4y  leer.      Berlin;  München,  St.  B.;  Nürnberg,  Germ.  Mus.  (Scheurl). 

(2)  ©arf)apge  mitt)-  gung  ber  graufamen  /  er  fd)2öcklid)en  iibergieffung  ber  Siber  3u  «Rom  /  onb  bes  miJjs 
in  6elanbt  onb  SIanbern/2C.  3n  bifem  SR.©. XXX.  jar.  gefd)el)en.  Cuce  21.  (Ss  roerben  3et)cl)en  gefd)ef)en  an  ber 
6onnen  onb  «)non  /  onb  ftern  /  onb  auff  erben  roirbt  ben  menfd)e  bang  fein  /  bas  fie  nit  roiffen  roo  l)inauB  !  Onb  bie 
roafferroogen  roerben  b2aufen  /  2C. 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2  3  —     Bl.  4"  leer.  Nürnberg,  Germ.  Mus.  (Scheurl). 

(3)  9leroe  3ei)ttung  aug  9lom  /  roie  bas  graufam  onb  er^  fd)36(klid)  groB  roalfer  ber  3i)ber'fd)a:  |  ben  t!)an  t)at  / 
ben  Düj.  tag  Octobzis.  $eBgieid)en  ben  funpen  tag  \  «Rouembiis  jm  nt)ber[anb  |  jä  9nt02ff  onb  baruiü  |  Sn.O.ofi  xxx.  jar.  { 

4".  4  Bl.  ohne  Signaturen.    Bl.  iv  und  4»  leer.    Weller  53».  Berlin;  München  St.  B. 

(4)  Jlero  3eittung  ob  Moni  onb  5libberlanb  /  roie  1  bas  graufaili  onb  er= '  fcF)rc*Iic5c  gros  i  roaffer  /  fc^aben  i  ge« 
t()aü   ^at.  i  ^ : 

4".  4  Bl.  ohne  Signaturen.  Bl.  i^  und  4^  leer.  TitelOberschriil  des  2.  Teiles  (Überschwemmung  in  den  Niederlanden 
am  5.  Nov.  1 530)  auf  Bl.  y.    Fehlt  bei  Weller.    Das  51  in  der  ersten  Zeile  des  Titels  sieht  wie  ein  (S  aus. 

Berlin;  Dresden. 
1530  November  5. 
fi)  9teroe  3ei)tung  bes  crfd)fO(k=   (id)en  groffen  ©affers  /  60  fid)  auff  ben  ^  fönfften  tag  5louemb2i9  im  Äi«  1 
berlanb  ert)aben  /  onb  roas  es  für  fcl)aben  ge^   t^on  f)at  2c.   1530. 

4°.  2  Bl.  ohne  Signaturen.    Bl.  2"  leer.    Weller  54.    Sturmflut;  nach  einem  Bericht  aus  Antwerpen. 

Berlin;  Zürich. 

12)  Jleroe  3eitiig  bes  <Srfd)!0*Iid)en  groffen  ;  roaffers  /  fo  fid)  auff  ben  S^önff  [  ten  9'louemb2i6  pm  «Rt)=  öerlanb 
erl)aben  /  du  |  roas  es  fßr  fd)a=  ben  gettjan  ;  l)at  2C. 

4".  *  Bl.  ohne  Signattiren.    Am  Ende  von  Bl.  2':  911.0. XXX.    Bl.  2»  leer.    Weller  54».       Berlin;  München,  St.  B. 

(3)  5Reroe  3eitung  bes  er  rd)ro*Iid)en  groffes  roaffers  /  fo  fid)  i  auff  ben  ^unfften  Stouembris  !  ijm  «Rpbberlanb 
ert)aben  /  onb  roas  es  für  fd)aben   getl)an  l)at  etc.   [Ilohschnitt  9.2  x  6.2  cm,  zicei  Männer  am  Wasser.] ' 

4°.  2  Bl.  ohne  Signaturen.    Bl.  2"  leer.    Am  Schluß  auf  Bl.  2'-:  9n.X). XXX.    5?        Weller  54I1.   Große  kr.äftige  Typen 

Augsburg. 


38  Hei.  i,  m  a  n  n  : 

(4)  Keroc  3er)ttung  öes  errd)j6*lid)en  gro|Ten  i»a|Terö  /  fo  fid)  auff  öcn  fünfften  31ouemb2i6  im  3lit>cr=  lanö 
er|)aben  / 1  »nö  roas  es  für  fcijaben  getl)on  l)at  /  jc.  1530. 

4".  2  Bl.  ohne  Signaturen.    Kl.  2'  leer.   Weller  541-.       Tierlm,  Met.  liut.;  Nürnberg,  Genn.  Mm.  (Sclieurl)  und  St.  H. 

1.534  Juni  3. 

(i)  Sajt  mmbetbar--  lid)e  onö  DOjmals  mexl)bite  gcjld)t  /  [o  am  öjittcn  tag  Sunij/öiß  M.D.XXXIIll.3ars  / 
gleid)  i  nad)  5em  srnittagmal  in  ©ennmar*  /  beij  öer  |  6tatt  6d)lefroig  /  nit  fonöers  roept  eon  CübeA  gelegen  /  im  lufft 
fcinö  gefe=  j  l)en  /  ©nb  Don  ainem  6ecre=   tario  bafelbft  oiöenlid)   berd)iibcn  /  mb  ber    Äünigin  5üge=   fanöt  ift  rooibe. 

4».  4  Bl.  mit  den  Signaturen :  ~  aij  2liij  — .    Bl.  i^  und  4  leer. 

Auf  Bl.  2^  oben :  ©ife  neue  3ei)tung  |  ift  Don  antbojjt  l)iel)cr  gefd)2i'  ben  roojben.  München.  St.  B. 

(2)  gaft  ©unberbarlid^  onb  I  DOjmals  t)ner^62te / geffd)* / fo  am  b2it=  ten  tag  3unij.M.D.XXXXIlIl.jarö  /gleid) 
nad)  bem  «»nittagmal  in  Dennmardi  /  bep  ber  6tat  |  6d)Iefroig  /  nit  fonbers  rocit  i  oon  Cübed«  gelegen  /  jm  lufft  feinb 
gefel)en / ^n  \  Don  ainem  6ecreta=  j  rio  bafelbft  oibenlid)  1  berd)Jiben  /du  ber  j  Äünigin  5üge=   fanbt  ift  noi--   ben.   * 

[Holzschnitt  6.7  cm  Durchmesser,  Sonne  innerhalb  von  vier  konzentrischen  Krei-ien.] 

4".  4  Hl.  mit  den  Signaturen  :  —  9Iij  9Iiij  — .  München.  St.  li. 

1534  Juli  3. 

©unberbarlid)  cnb  i  n)arl)afftig  gefid)t  /  fo  nero=   lid)  gefeljen  /  bas  onc  jroeiffel  hunff=   tige  fd)redilid)e  bing  be= 
beutet.  :9n.5).XXXIlll.!ifi 

4".  2  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij.  _ 

Bericht  von  Hans  Pflug,  Herrn  \om  Rabenatein,  des  Königreichs  Böhmen  oberstem  Kanzler.  Der  Berichterstatter  will 
bei  »Scheswitz«  allerlei  Tiere,  Menschen,  Kreuze  usw.  »am  hellen  Himmel«  bald  nach  Mittag  gesehen  haben.  Möglicher- 
weise eine  nach  dem  vorigen  Bericht  zurechtgemachte  Geschichte,  wobei  das  Datum  vielleicht  verwechselt  wurde.       Berlin. 

1535  September  1. 

(i)  roie  inn  6d)lefien  jur  Olfen  !  über  bie  6tat  ain  »ner|)6jt  /  n)unber=  barlid)  onb  grarofam  cngeroitter  /  mit ' 
Seür  regnen  Dfi  errd)JOd»lid)em  \  rounberroürdienben  roinb  :  kbmen  ift  /  allen  @ot6  f62d)tigen  rool  juroiffcn.  ^falm.XXIX. 
©ie  ftim  bes  Ser2en  gel)t  auff  ben  roaffern  /  i  "Der  @ott  ber  el)ren  bonnert  /  ber  Ser2   auff  groffen  roaffern.   M.D. XXXVI. 

4°.   12  B!.  mit  den  Signaturen:  —  aij  Sliij  —  8  Sij  SÜj  —  6  Sij  GÜj  — .    Letztes  Bl.  leer. 

Bericht  von  Latirentius  von  Rosenroth,  Knar  genannt,  an  Ambrosius  Moibanus,  Pfarrheirn  zu  St.  Elisabeth  in  Breslau. 

Am  Schluß  (Bl.  güj)  noch  ein  »Sef(ftjeiben  bes  ^Jngeroitters  /  fo  fid)  im  i  'Do2ffc  6d)melroi6  /  bei)  ber  SdjroepN  nifi  /  begeben  l)at. 

München,  St.  B.  und  U.  B. 

(2)  ®unberbarlid)e  gefd)id)t  j  60  fid)  hur^Iid)  /  inn  ber  @lefien  jü  Olfe  inn  ber  6tatt  /  onnb  im  bozffe  6d)meU 
roij  /  bep  ber  \  6d)roeibni6  /  öon  eim  errd)2edilid)en  Dnge=  roitter  /  begeben  I)aben  /  ^erd)2iben  burd)  \  amb2ofium  9noi= 
banum  ^farl)er2n  |  ju  ©2enaro. !  ^falm.29. 1  ©ie  jtpm  bes  SewatSt  gel)et  auff  ben  roaffern  /  ber  @ott  ber  el)2en  bonnert  / 
©er  seKK  auff  grof=  |  fen  roaffern. !  1535. 

4°.   10  Bl.  mit   d.n   Signaturen:   —  2lij  Sliij  —  ^  Sij  6  6ii  6iij  — .     Auf  Bl.  lo^    am  Schluß:   ®eb2Udtt  JU   etra^burg 

burd)  Sans  ^2eüffen.   9n.5).XXXVl. 

Der  Hauptbericht  ist  der  von  Laurentius  von  Rosenroth.  Inhaltlieh  mit  dem  vorigen  übereinstimmeud  Kräftige,  der 
Schwabacher  ahnliche  Schrift.  Darm-^tadt. 

(3,4)  9BarI)afftige  neroe  jepttung  oon  j  rd)2edilid)en  ongeroittern  /  fo  i  fid)  im  ned)ft  oergangenem  3ar  in  ber  ©lefien 
bege=  i  ben  l)aben  /  rounber=  \  barlid)  ju  lefen.   Mit  einer  Ö02rebe  ©oct02    TOartini  Cut!)ers. 

4°.  12  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  Sliij  —  S  Sij  SJiij  —  6  6ij  6iij  — .  Bl.  i2t  leer.  Am  Ende  des  Textes  auf  Bl.  iz^: 
©ebrüdlt  3Ü  9lOrnberg  i  burd)  |  Sans  ©ulbenmunbt.  1  M.CCCCC. XXXVI.  |  Weller  105,  jedoch  mit  etwas  abweichendem  Kolophon. 

Die  Vorrede  Luthers  endet  auf  Bl.  2^,  der  Bericht  von  Laurentius  von  Rosenroth  an  Ambrosius  Moibanus  in  Breslau 
über  das  Unwetter  in  Oels  geht  von  Bl.  y  bis  IC^,  auf  iir  Bemerkungen  dazu  von  Moibanus  und  auf  Bl.  11"  bis  I2''  die 
Beschreibung  des  Ungewitters  in  Schmelwitz  bei  Schweidnitz. 

Es  gibt  einen  zweiten  Druck  von  demselben  Drucker,  in  dem  bei  gleicher  Seitenabteilung  die  Zwischenräume  zwischen 
den  Absätzen  etwas  kleiner  sind  und  die  Unterschrift  in  den  beiden  vorletzten  Zeilen  des  obengenannten  Kolophons  etwas 
größere  Schrift  hat.  Beide  Drucke  in  Berlin:  einer  in  Erlangen;  München,  St.  B.  und  Nürnberg,  Germ.  Mus. 

(5)  ©er  ►xxix-"  '■  ^falm  ©auibs  oon  ;  ber  geroalt  ber  ftimmc  @ottes  / '  jnn  ben  lüpen  / 1  Sin  bie  l)o()en  5Re  genten  / 
©ampt  etlid)en  fd)re*=  \  Iid)en  ongeroittern  /  fo  fid)  i  im  negft  oorgangenem  |  3are  jnn  ber  6lefi=  en  begeben  l)a=  ben  / 
aufge=  |  legt  onb  gefc|)rieben.  1  ©urd)  ©.  Slmbrofium  9noi=  i  banum  ^far()err  ju  ©reflaro.  9Ilit  einer  oorrebe  ©.  TOartini 

Cutl)er9.  I  [Dieser  Titel  in  schöner,  breiter  Holzschnittbordüre,  unten  ein  Mann,  der  Orgel  spielt.] 

4°.  24  Bogen  mit  den  Signaturen  ^  und  8  bis  3-     Das  letzte  Bl.  leer.     Auf  der  Rückseite   des  vorletzten  Blattes: 

® ebrudtt  3U  ©ittemberg  1  burd)  Sans  Cuff t.  j  M .  D .  xxxvi .  ] 

Der  Bericht  über  die  Unwetter  in  Oels  und  Schmelwitz  auf  Bl.  ?)ijTerso  bis  ans  Ende  ist  fast  gleichlautend  mit  dem 
in  (i)  bis  (3).     Keine   eigentliche  Flugschrift  mehr.  Bibl.  Hellmann. 

Zwei  spätere  Drucke: 

(6)  ©on  fd)roeren  onb  Dnge=  1  roönlid)en  Sngeroittem:  \  Sine  fonberlid)e  /  Dnerl)brete  onb  fel)r  erfd)re*Iid)e  ®e= 
rd)td)t:  I  ©ie  für  3roep  onb  fed)iig  3al)ren  /  in  ber  Sfirjt=   lid)en  6tabt  Olffe  /  2c.  fid)  begeben   l)at  /  Se^t  gebrudit  3u 


Dif  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XYl.  Jakrii.  39 

einem  gxcmpel  /  "Der  QrojTen  St)rannet)  onD  geroalt  i  Des  Seuffcis:  otiD  Das  gleid)n)0l  alle  feine  niad)t  in  ©ottes  SenDen 
|tel)t '  Das  er  feinen  raut=  roillen  onJi  bogl)eit  /  nid)t  roeiter  onö  ferner  bürjfe  gebraudjen  onö  eben  /  als  @ott  rooN 
gefellig.   Srefslaro.   1597. 

8".  8  Bl.  mit  den  Signaturen  :  —  91ij  9liij  9Iiiij  91  D .  Berlin. 

(7)  ©efdjreibung  I  Srocpcr  fonberbaren  erfd)ri5*Iid)en  |  unö  fafT  unerl)8rten  |  Ungeroitter  / 1  ©eld)e  in  ber  §od)= 
Sürftl.  3{efi=  ben^--  6taDt  Oelße  |  enfftanben  / 1  Unb  sroar  ift  bas  erfTere  gefd)eF)en  anno  1535  \  ben  1.  6ept.  am  Sage 
aegibii/  Sei)  ^Regierung  '  Des  ©eijlanb  ©urd)l.  Sod)ge=  bo!)rnen  dürften  unblSetrn/Serrn  (SaKC6/  f)iefc69laF)mcnö 
öes  (Srften  /  gerßogen  in  6d)lefien  3u  Dllünfterberg  ;  unb  Oelg  /  ©rafens  3U  ®IaS/K.Äöniglid)en  6tabtl)alter6  in  ®öf)eim  / 
Obriften=Sauptmanns  in  [  Ober=  unb  snieber=6cf)Iefien  /  Canb=5)ogt6  in  Caugnift  /  unb  |  Hauptmanns  ju  ®roB=@Iogau  / 
K.   ©as   [Riick.seite  des  Titelblattes:]  ©as  anbere  aber  Sat  fid)  ereignet  im  3al)r  (Sgrifti  1707.  ben  i  20.  3ulij  /  am 

Sage  bes  ^ropl)ete  6liä  /  |  ©reBlau  in  ber  Naumann,  erben  Bud)bruckercj) .  bruckts  3o[)ann  SI)eopF)iIu6 

©traubel  /  Factor. 

kl.  8°.  (24)  Bl.  mit  den  Signaturen:  8,  ®,  6.  Bihl.  Hellmann. 

(8)  Das  beftürmte  Oels,  ]  Ober  bas  im  3al)r  SSrifTi  1535.  ben  1.  ©eptcmbr.  am  Sage  SJegibii  j  entftanbene 
groffe  Ungeroitter  3n  ber  Soci)=Sürftl.  !Renben6=6tabt !  066©,  allen  feinen  merckroürbigen  Umftänben  nad)  j  mit 
^oetifdjer  Jeber  Stad)  art  eines  Selben=®ebid)t6  '  befcl)rieben, ;  Unb  allen  eiebl)abern  ber  «ßoefie  \  3U  beliebiger  9Ta(^= 
iefe  in  Druck  gegeben  oon  ©ottfrieb  ßpl)raim  6d)eibel.  53ref3lau,  3U  finben  bep.n  Authore,  unb  9nid)ael  5lol)rlat^, 
Sud)i)änbl. 

4°.    (4)  Bl.,  30  S.    Die  Vorrede  ist  vom  November  1727  datiert.  Bihl.  Hellmann. 

1536  Juni  1.  , 

ain  grof3  ti)unber=  barlid)  3aid)en  »ü  ger>d)t  /  fo  am  l)ellen  ^imei  nad)  mittag  /  inn  ber  Jnarggraffdjafft  Ceügni^  / 
von  Dil  glaubmirbigen   com  abel  Dnb  anbern  gefe^   l)en  ift  moiben  /  mie  oolget.  |  M. D. XXXVI. | 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  aüj  — .    Bl.  i",  4''  und  4^^  leer. 

l'm  I — 2''  Nachm.  werden  am  Himmel  allerlei  Gestalten,  ganze  Heere,  Menschen.  Tiere  gesehen,  ähnlich  wie  1534. 

Berlin;  München,  St.  B. 

1537  April  25. 

(f)  Srfd)20d{lid)e  9len>e  3eittung/Db  einem  grau  i  famen  ongemitter  /  60  fid)  nen>Iid)er  tag  3U  ^epbelberg  ereugt 

^at.  ■  [•?•?  Zeilen  Text  in  schön  geschnittenen,  Icräftigen   Typen;  oben  und  unten  eine  hübsche  Zierleiste.] 

Folioblatt  20  X  31  cm.     Eines   der  seltenen  Einblattdrucke  meteorologischen  Inhalts  ohne  Bild.     Fehlt  bei  Weiler. 
Blitzschlag  in  den  Pulverlurm  des  Heidelberger  Schlosses;  die  dadurch  verursachte  Explosion  hat  großen  Schaden  getan. 

Berlin,  Met.  Inst. 

(2)  (Srfd)rodilid)e  Jleroe  3ei)tung  oon  ainem  grarofamen  ©ngeroitter  1  60  fid)  nerolid)er  tag  3Ö  Saobelberg  ereügt 

l)att.    [36  Zeilen  Text,  ohne  jede  Unterschrift.] 

Folioblatt.    Dieser  Druck  ist  weniger  schön  als  der  in  der  vorigen  Ausgabe.    Weller  112.  Zürich. 

(3)  (Sin  erfd)reglid)e  iHeroe  3€itung  /  oon  einem  graufamen  ©ngeroiter  /  60  fid)  auff  6.  snarcue  tag  5U  $eibel= 
bcrg  /  jnn  '  biefem  XXXVII.  jor  /  erl)aben   l)at. 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen;  —  9Iij  %ü\  — .    Bl.  iv  und  4  leer.    Weller  11  ab. 

Schöne  große  Type,  vermutlich  von  demselben  Drucker,  der  das  Flugblatt  (i)  über  dieses  Ereignis  gednickt  hat. 
Zeilenbreite  nur  8  cm.  Leipzig;  München,  St.  B. 

(4)  Sin  erfd)reglid)e  3Teroe  3eitung  /  Don  einem  graufamen  Ongeroitter  /  60  fid)  auff  6.  TOarcus  tag  3U  §eibel= 
berg  /  jnn  ,  biefem  XXXVll ;  jar  /  er!)aben   l)at. 

4".  4  Bl.  mit  den  Sigiiatuien :  —  ^lij  aüj  — .  Bl.  i"  und  Bl.  4  leer.  Auf  Bl.  3»  am  Ende:  (Scbrudtt  tu  ^itteitlberg  burd) 
3tiAe(  6d)iTlen6.   1537. 

\\  fller  1 12».   Dieselben  Typen  wie  in  der  vorigen  Ausgabe,  also  \m>1iI  von  demselben  Drucker  herrührend.     Berlin. 

(51  ein  erfc^rodilic^e  neroe  3ei)tung  /  d5  einem  graufamen  Dngeroit=  ter/60  fid)  nen)lid)er  tag  3U  Sei)bel= 
berg  ereugt  l)at. .  1 3m  jar  TO.D.XXXVU. 

4°.  4  Bl  ohne  Signaturen.  Bl.  1  >  und  Bl.  4  leer.  Am  Schluß  aul  Bl.  3" :  ©ebrudtt  Dnb  DOlenbet  /    3m  3ar  SU.  D.  XKX  Dij. ! 
Gleichfalls  schöner  Druck.    Fehlt  bei  Weiler.  Berlin. 

(6)  Lycosthcnes  erwähnt  auf  S.  561  seines  l'rodigiorum  ac  ostentorum  Chronicon,  daß  sein  Heidelberger  Lehrer  J.Micylujs  ' 
den  Blitzschlag  in  einem  Gedicht  beschrieben  hat.  Mit  freundlicher  Hilfe  der  Universitätsbibliothek  in  Heidelberg  konnte 
Ich  zwei  Werke  ermitteln,  in  denen  das  (lateinische)  Gedicht  abgedruckt  ist,  nämlich  erstens  in  dem  Sammelwerk:  Opus 
historiarum  nostro  seculo  convenientissimum,  in  quo  multa  scitu  &  admiratione  digiia,  tum  veterum,  tum  recentiorum  circa 
urbes,  arces,  &   insulas   liabentur  .  . .    Basileac.     Anno  M.D.XLI.     (Kl. -8°);  hier  steht  auf  S.  263— 278; 

Narratio  stragis  Heidelbergensis  aeditae  ä  disiecta  turri  veteris  arcis  in  quam  fulmen  adactum  fuisset,  exposita  epl- 
stola  lacobi  Micylli.  anteposita  etiam  epistola  loachimi  Camerarij,  cui  MIcyllea  respondet. 


Lycosthenes  schreibt  Mycillus. 


40  Hk  LI, m  A  N  N  : 

In  dem  der  Heidelberger  Bibliothek  gehörigen  Exemplar  hat  jemand  auf  dem  Vorsatzblatt  vor  dem  Titel  folgende 
Eintragung  gemacht:   S.  263 — 278  Narratio  stragis  Heidelbergensis,  frühere  Ausgabe:   Tubingae   per  Ulrichum  Morhardum 
anno  Domini  MDXXXVII.    Darnach  wäre  das  Gedicht  gesondert  für  sich  schon  1537,  d.  h.  im  Jahr  des  Ereignisses  selbst, 
.  in  Tübingen  erschienen.  ^ 

Sodann  steht  das  Gedicht  in  der  Sammlung  der  lateinischen  Gedichte  von  Jakob  Micyllus,  die  sein  Sohn  Julius  1564 
herausgegeben  hat:  lacobi  Micylli  Argentoratensis  sylvarum  libri  quinque  ....  Ex  officina  Petri  Brubachii,  1564.  (Kl.  8°), 
S.  216—228.    Diese  Ausgabe  enthält  kleine  Abweichungen  von  der  früheren  Fassung  und  am  Schluß  einen  kleinen  Zusatz. 

1537  Dezember  13. 

(i)  fBarI)n|fte  Jleroe  jeittung.  \  (Saftiancrö  »ormeinte  oorant  ]  roortung  Äöniglid)er  anaieftat  gegebe  /  ner  ab= 
rcf)ie5. !  ©on  öetn  graufamcn  mb  errcl)ro*enIid)en  QBetter  fo  auff  5en  xiij  tag  9touembris  /  Das  i|t  am  tag  Curie  / 
3U  9loni  geroeft  ift.  | 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  — aij  aüj — •    Auf  Bl.  4''  der  VV^etterbericht  mit   der  Überschrift:   TOeld)er  Qejltalt  2)86 

roettcrju  Äom  !  erfci)rotftenIid)  eingefd)Iagcn  ftat  Ben  xiij.  tag  ©ecem    bris/2Inno  1537.    Fehlt  bei  Weller.    Die  Angabe  des 

Monats  im  Titel  ist  offenbar  falsch;  es  muß  heißen:  den   13.  tag  Decembris.  Leipzig. 

(2)  Newe  Zeytung  von  Rom,  welcher  gestalt  das  weter  erschrockenlich  eingeschlagen  hat,  den  13.  Decembris  1537. 

4°.  2  Bl.  mit  Titelholischnitt.    Weller  1 4. 

(3)  Weicher  gestalt  das  weter  zu  Rom  erschrocl^enlich  eingeschlagen  hat,  den  13.  Decembris  1537. 
Folioblatt.    Weller  1 4. 

1538  Januar  16. 
(i)  ?BunDerbSrIid)e  Jleroe  3eitung.  \  öon  öen  9Bunöer  3eicf)=  1  cn  am  ()imel  crrd)innen  /  eampt  bem   crrtf)iod?en= 
Iid)en  geroitter  /  tDeId)es  im  anfang  |  bifes  gegenroürtigen  jares  /  auff  öen  fed)=  j  3et)enöen  3anuarij  /  an  oil  02ten  ge= 
rd)e!)en  /  onnb  am  I)imel  oon  al=  j  ler  menidilid)  gefel)en  rooi  i  bcn/9lnno  |  M.D.XXXVIII.  j  [flb&scÄnj«  9.5x10  cm, 

allerlei  optische  Erscheinungen,  auch  phantastische  Gestalten  am  Himmel,  im  Vordergrund  Stadt  am  Wasser  und  am 
Gebirge  gelegen^ 

4°.  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  aÜj  —  b  — .  Bl.  P'  und  (t^  leer.  Am  Ende  von  Bl.  6'.  ^  Surcl)  3ol)an  ^afcIbergCT  /  auß 
ber  9teid)enan)  /  I  in  bzudt  DerOibnet.  I    Fehlt  bei  Weller.  Berlin;  Jena;  Königsberg;  Leipzig. 

(2,3)  9Bunberbarlid)e  9teroe3eitung.  j  ©on  öen  ©unöersepd)  j  en  am  l)i)mmd  crrd)t)nen  /  fampt  bem  errd)jodienIid)en 
geroitter  /  roelcf)e6  im  anfang  |  bifee  gcgcnroirtigen  jares  /  auff  ben  fed)=  j  3e()cnöen  Sanuari)  /  an  Dil  oiten  ge=  ^ä)ti)en  / 
onö  am  f)i)mel  von  al=  j  ler  menigklid)  gefel)en  rooi=  ben/21nno  M.D.XXXVIII. '  [//ofescAm«  9.5x10.3  cm,  phanta- 
stische Gestalten,  wie  in  der  vorigen  Avsgahel] 

4°.  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?lij  2(iij  —  95  — •  Bl.  i'  und  ö^  leer.  Am  Schluß  auf  Bl.  6'  unterzeichnet:  3.  §.. 
darunter  eine  Zierleiste.  Weller  119  gibt  den  Umfang,  wohl  irrtümlich,  nur  zu  4  Bl.  an.  AVellerii9a  fuhrt  noch  eine 
andere  Ausgabe  an,  die  in  Basel  liegen  soll.  Nürnberg,  Germ.  Mw).  (Scheurl);  Zürich. 

1540  Juni  20. 

Sin  fel<3am  rounberbarlid)  gefid)t/  nerolid^  im  §eromonat  am  I)imel  gefel)en.  [Holzschnitt  17x13  cm,  phanta- 
stische Darstellung  einer  Lichterscheinung  am  Himmel  gegen,  Sonnenuntergang ;  darunter  15  Zeilen  Text  ohne  Unter- 
schrift.] 

Kl.-Folio;  Bild  ausnahmsweise  nicht  koloriert.  Zu  Schlettstadt,  mit  Anfuhnnig  der  Personen,  die  das  Phänomen 
gesehen  habijn.  Gotha,  Mus. 

1540  September  6. 

3m  3ar  TOSXXXX.  ben  .  Dj.  tag  ©eptembiis  5roird)cn   ad)tcn   onö  fibcn  nad)  mittag  /  gegen  bem  iHibcrgang  / 

3ft  im  öngerlanb  ber  9Ron  mit  bjeicn  punditen  /  erftlid)  plutfarb   erfd)ienn  /  3um  Slnbern  mit  einem  rd)roar§en  bsi- 

angel  /  »nö  ip  roiöer  f^ijn  roojöen  3um  ÖJitten  /  3um  oiröten  t)at  fic^  ein  fd)roaröer  quaörangel  oom  21  tipebt  /  onö 

ift  gangen  bi^  3Um  j  [im  ganzen  8  Zeilen  Text  quer  über  das  ganze  Blatt;  darunter  rechts  die  zugehörige  Figur, 
während  links  in  10  kürzeren  Zeilen  zwei  andere,  auf  dem  unteren  Teil  abgebildete  Mond-  und  Stern  (?)-Erscheinungen 
beschrieben  werden,  und  zwar  aus  Worms  von  demselben  Jahre.] 

Quer- Folio,  44.5X32  cm.  Got/ta,  Mus.;  Bibl.  Hellmann. 

1541  November  4. 

©er  öreier  6onnen  /  mit  jren  Sdegenbogcn  onb  ringen  befdjrcibung  fo  iüi  3n.'D.xIj.8ar/am  iiij  tag  ®intter= 
mone  /  ob  Jber  [  ©tatt  ©allingen  /  ain  meil  roegs  ob  I)Ol)en  3olIern  in  ;  ©irtenberg  glegc  /  erfdjinen  /  aud)  an  anb'n 
bjtcn  gfel)en.    ©urd)  9RagiftrO  Dllattljiam  ?Srot= ;  beo^cl  oonn  ^auffbeoren  au%g,üt%t.   [Holzschnitt  10.2x11.5  cm: 

Sonne  mit  zwei  Nebensonnen  und  mehreren  Ringen.] 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  Sliij  — ■  Bl.  4^  leer.  In  der  Mitte  \on  Bl.  4'-:  ©elrudltjü  Slugfpurg  burd)  Sainrid) 
©taincr.  Bertin;  München,  St.  B.;  Bibl.  HeUmann. 

1542  Juni  10. 

(i)  9Teroe  3et)tung  »on  6on=  |  ftantinopoli.  MBon  epnem  6omet/bcr  big  in  bie  40.  tag  am  bpmel  oberjöe« 
SfirAen  pallaft  geftanöen  ift.  ©on  einem  fcrorcn  S;rad)en  /  ber  bem  Sürdien  feinen  fd)aö  j  cnb  bas  nero  ed)Iog  »er= 
pjent  onö  oerberbt  I)at. ;  ©on  tonnern  /  roinben  /  ()agel  onb  rd)aur  /  onö  roas  rd)abcn  fic  getl)an  I)aben.  ©on  groJTen 
@rbtbibmen.  ,  [Noch  13  Zeilen   Titel,  darunter  ei?ie  kleine  Zierleiste.] 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  41 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  91iij  — .  Am  Ende  auf  B1.4T:  5)afum  (Sonftantinopoli.  915i  15.  |  öa  Cuio  1542.  3ar.  I 
auS  3talianifd)er  fpiad)  in  Seuffd)  gcp2ad)t.  i .   Weller  147. 

Am  10.  Juui  1542  Gewittersturm  und  Blitzschlag  in  den  Palast  zu  Konstantinopel.  Berlin;  München,  St.  B. 

(2)  9leit>e  3et)tung  oon  6on:  i  {tantinopoli.  |  ^on  einem  6omet  bei  biB  in  Die  40.  tag  am  I)i)mel  ober  des  SUrdt ! 
cn  pallaft  gcpanöen  ijt.  [  ©on  einem  feroren  Sracken  /  Der  öem  groJTen  SürAen  feinen  ftl^ü^  cer=  |  pient  mb  pcröerbt  / 
Dn5  Das  nero  ^\o%  »erpient  \)nt. ,  Son  öonnern  /  roinDen  /  l)ag€l  /  x>nb  fdjaur  /  Dii  roas  rd)a5en  fie  getljon  t)abe. !  35on 

grojyen  SrDtbiömen.  ,  [yoch  IH  Zeilen  Titel,  darunter  eine  kkine  Zierleiste.] 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen: 3 — •     Der  Schluß  auf  Bl.  4^  ebenso   wie   in   der  vorigen  Ausgabe.     Fehlt   bei 

Weller,  der  zwei  andere  Ausgaben  noch  auffuhrt,  die  ich  nicht  einsehen  konnte.  Königsberg. 

(3)  y  5len)e  jephtng  er: ;  fd)rcAnd)er  5inge,  öie  3U  Q,m-  \  ftantinopel,  §anÖrionopeI,  Salliopol,  oii  }n)an=  {  öig  tneile 
brept  jl)res  Dmbhreifs,  Difs  oorgangen  XLIl.  i  jars,  in  Dem  JHonat  3unij  pd)  begeben  i)aben,  'Mi  j  Serofctirecken,  einem 

SerorblafenDen  Sraci)en,  gran)fa= ,  men  ©etfer,  ©türm  onö  ©inöt,  groffen  Sagel,  erötbib  !  men aus  gebrückter 

©elfdier  fprad)  in  bie  i  ©eubrd)e  perbolmeftft  »nb  ge=  |  brad)t  i)t,  etc. 

4°.  8  Bl.  mit  Titelholzsohnitt  (Komet);  Bl.  i' und  4"  leer.     Weller  III  8.  Breslau,   ü.  B. 

(4)  ®arl)afftige  Üteroe  |  jeitung  errci)recklicf)er  binge  / 1  bie  ju  6onftantinopel  /  §ianbrionopeI  /  Q,all\o-  \  pol  /  »nb 
5roan$ig  meile  breit  jres  ombkreis  /  bifs  :  oorgangen  XLII.  jars  /  in  bem  9Ilonat  3unij  fiel)  |  begeben  I)aben  /  9nit  Sero= 
fcljrecken  /  einem  Scror ;  blafenöen  Sraci)en  /  graufamcn  Wetter  /  6turm  |  onb  roinb  /  groffen  Sage!  /  erbbibmen  /  5libber=  | 
fallung  oieler  l)errlicl)en  geben)  /  geroapenter  Ceu  j  te  /  onb  l)auffen  ber  ©olffe  /  baruon  bem  Sürchen  |  mercl)licl)er  fcl)aben 
gefct)el)en  /  9temlicl)  /  ober  \  I)unbcrt  onb  oier  onb  sroenöig  taufent  3nenfcl)en  /  j  an  bas  93il)e  /  fo  onfoglicl)  ombhomen 
onb  oer=  i  borben  ifl.  6old)6  I)at  ein  ©enecianer  in  eigener  |  ^erfon  gefel)en  /  onb  als  ein  gefcljroorner  /  bem  |  Ser^ogen 
onb  ganzen  6enat  ju  ©enebig  3U  ge=  fdjrieben  /  ®elci)6  |  omb  etl\d)er  bitt  roillen  /  boä)  \  bem  Slllmec^tigen  @ott  ooraus 
3U  Cobe  onb  Gljre  /  barmd)  ben  Deubfctjen  ßljriften  3U  |  trofi  /  ben  ©Öfen  onb  Salftarrigen  3ur  |  rcl)recftung  onb  be» 
hening  /  9lus  ge^  j  brudtter  ®elf(l)er  fpracl)  in  bie  |  ©eubfclje  oerbolmetfcljet  /  j  onb  gebracljt  i(t  ic.    [Abbildung  eines 

Kometfn.] 

4".  8  Bl.  mit    den   Signaturen:  —  91ij  91d  (sie!)  —  ®  Sij  SHj  — •    Bl.  i^  und  8»  leer.    Hagelsturai   am    lo.  Juni   1542, 

merk« Tirdige  Zeichen  (pjel  brennenber  gackeln  onb  Ciecl)ter  I)in  onb  roiber  burcf)einanber  fpringenb)  am  Himmel  in  der  Nacht 
des  15.  Juni.     Fehlt  bei  Weller.  Berlin. 

1342  November  30 — Dezember  2. 

(i)  9len>e  3ei)tung  auH  6al :  liopoli  /  3n  ber  Sürcket)  ge=  |  legen  /  gen  ©enebig  gefcl)iiben.  |  3ö  Sonftantinopel  ift 
iTDten  tag  oR  nacJ)t  finfter  geroefen  /  bas  ber  tag  oon  ber  nacljt  nid)t  erkant  l)at  m6ge  |  werben  /  ©ergele«)cf)  auff  ein 
ftunb  lang  blüt  onb  roalfer  ]  geregnet.  ?)er  gelei)cl)en  roas  inn  bes  Sürcken  pallafl  /  onb  |  [S  Zeilen  weiter  Titel,  und  dann .-] ; 
9lug  ©elfdjer  fpiacf)  in  ifod)  Seutfci)  gepiaci)t.  ]  ©nb  ifl  3Ö  ©enebig  auggangen. !  [Kleine  schmale  Zierleiste.] 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  — 9l2  ?l3  — .  Bl.  p' und  4' leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4':  ...  Datum  Salliopoli/ ben  12.  tag  | 
(Senaro  bes  1543.  3or.  Sluß  ©elfdjer  fpiad)  Derteutf(l)t.  1-    Weller  153. 

Am  30.  November  und   i.  Dezember  1542  die  Finsternis,  am  2.  Dezember  der  Blutregen.  München,  St.  B. 

(2)  9lene  3et)tung  Slug  GaN  \  lipoli  /  3n  ber  Sörcket)  gelegen  /  gen  |  ©enebig  gefd)iiben.  j  3u  Sonftantinopel  ift 
2.  tag  onb  nacf)t  finfter  geroefen  /  bas  i  ber  tag  oon  ber  nad)t  nicf)t  erkont  l)at  miJgen  roerben  /  ber  j  geleicf)  auff  ein 
flunbt  lang  blut  /  onb  roaffer  gerengt  /ber  ge  leicf)en  roas  in  bes  SQrcken  pallaft  /  onb  im  neroen  6c|)Iog  I  onb  6a: 
raigo  /  ober  oerfperrung  ift  gefcl)el)en  /  onb  roie  oil  [  perfon  fein  ombkommen.  \  [7  Zeilen  weiter  Text.]  \  9lug  roelfdjer  fpjad) 
in  Ijod)  Seutfcl)  gebjacf)t.  ©nb  ifl  5u  ©enebig  au^gangen.  |  [Schmale  Zierleiste.] 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  5l2  9l5  {sie!)  — .    Bl.  iv  und  4^^  leer.    Weller  153a.  Zürich. 

(3)  9teroe  septung  2Iug  (Sal=  |  lipoli  /  3nn  ber  Sürckei)  gelegen  gen  |  ©enebig  gefcl)iiben.  j  3©  ßonftantinopel  ift 
ij.  tag  onb  nacf)t  pnfler  geroefen  /  bas  ber :  tag  oon  Der  nad)t  ni(|)t  erkanbt  l)at  mügen  roerben  /  ber  geleicf)  |  auff  ain 
ftunbt  lang  blut  /  onb  roaffer  gerengt  ber  geleicl)en  roas  inn  i  bes  Sörcken  pallaft  /  onb  im  neroen  6cl)log  onb  ©eraigo  / 
ober  oer:  fperiung  ift  gefcl)el)en  /  onb  roie  oil  perfon  fein  ombkummen  .  i . . .  [7  Zeilen.]  \  aug  roelfc^er  fpiacf  inn  l)oci) 
Seutfci)  gebjacl)t.  1  ©nb  ifl  3u  ©enebig  auggangen.  |  [Schmale  Zierleiste.] 

4».  4  Bl.  ohne  Signaturen.  Bl.  i^  und  4»  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4':  ...  5)atum  (Sallipoli  ben  12  tag  ©enaro  beg  1543.  | 
3ar.  I  aug  ©elf(J)er  !  fpjacf)  Derbeütfcl)t.  |  Weiler  153  b.  München,  St.  B. 

1543  Mai  4. 

9in  rounberbarlici)  erfd)20ckenlicl)  geficl)t  /  fo  auff  |  ben  oierbten  tag  bes  9nat)ens  bifes  xxxxiij.  3ars  in  bem 
bojff  3e)Tenl)aufen  [  3roü  9nei)l  oon  ^fojSI)aim  gcfe^en  rooiben  /  roie  bifc  figur  auf3roeif3t.  |  [Holzschnitt  25.3  x  14.8  cm, 

feuriger  Drache  und  strahlensrhießend-  Sonne.]  \  [Darunter  Text  von  20  Zeilen  ohne    Untfrschri/t.] 
Folioblatt.    Komet,  Meteor,  optische  Erscheinung  (?)  zwischen  4  und  5  Uhr  «gegen  der  nacht«. 

Zürich  (Ms.  F  2-1). 

1543  Juni  4. 

(i)  f!3unberbariici)e  ge«  |  fi(i)te  oon  oiel  perfonen  im  Wifen^  { tt)al  gefel)en  /  om  oierbten  |  junij  /  im  XCii).  | 

4».   4  Bl.  mit  den  Signaturen: 9Iiij  — .    Bl.  iv  und  4'  leer.    Große  Typen;   der  erste  Bnchstabe  (N)  im  Text 

ein  großer  Zierbnchstabe.  König.fherg. 

Phyt.-math.  Abk.  1921.  Nr.  1.  ti 


42  Hellmann: 

(2)  @ar  9SunDcrbarIid)e  1  errd)re(hli(l)e  ncroe  sojtung  onD  j  qefä)id)t  1  fo  im  ^\\txA\ß\  errd)inncn  feinö  ;  am  Simel  / 
na|)ent  bei)  6.3oa= !  d)im6tl)all  /  Den  Sieröten  Sunij  |  öes  1543. Sa«.  |  [Hohschmtt  9.4x12.3  cm.-  Phantastische  Dar- 

Stillung,  unten  bewaffnete  Männer  und  Frauen,  oben  aus  einem  Zentrum  nach  unten  gehende  Strahlen,  im  Zentrum 
bewaffnete  Arme  . . .] 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen: 9liij  — .    Bl.  i^  4'  und  4"  leer.    Am  Ende  von  Bl.  3':  ©ebiUCt  3U  Kegenfpurg 

Durd)  I  Sannfcn  S^ol.  |  ,,»,,„ 

Das  Phänomen  hat  abends  um  7  Uhr  angefangen  und  i'/j  Stunden  gedauert.  Menschen  und  Tiere  erscheinen  und 
verschwinden  am  Himmel.    Wohl  ein  Nordlicht?    Weiler  1 4.  Berlin. 

(3)  @ar  9BunberbarIic^c  |  crrd)re*Iid)c  ncme  jeittung  onb  |  gefielt  /  fo  im  ®il'entl)al  afä)imen  feinö  am  |  Simel  / 

na[)ent  bei)  6.  3oad)imSti)aI  |  ben  4  3uni  bes  1543.  3orS.  |  [Holzschnitt  9.8X9.8  cm,  phantastische  Darstellung  der  vier 
Mondphasin,  m  der  Mitte  als  Medaillon  em  Stadtbild.] 

4°,  4  Bl.  mit  den  Signaturen: Slilj  — .  Bl.  iv  und  4''  leer.  Am  Schluß  auf  Bl.  3'  und  auf  Bl.  4'  je  ein  Holz- 
schnitt (6X6  cm),  das  Sternbild  des  Wassermanns  und  des  Löwen  darstellend.    Weller  149a.  Erlangm. 

(4)  @ar  ®unberbarlid)e  |  ÜTcroe  je^tung  onb  grci)icl)t  /  fo  im  ©ifcn»  |  tl)al  erfdjinen  finb  am  l)imel  /  nal)ent  bet) 

6.  3oad)imstl)aII  /  ben  2)ierbten  |  3unij  Des  XLIIl.  |  3flrS.  |  [Holzschnitt  9.6X10.1  cm, phantastische  Darstellung  von  alkrUi 
Erschei/iungi-n  in  der  Luft.] 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen: \\\  — .    Bl.  i',  4' und  4^  leer.    Weller  149.    Bei  Zibrt,  Bibliografie  Ceske  Historie 

1307  anscheinend  eine  etwas  verschiedene  Ausgabe.  München,  St.  B. 

(5)  ^  ®ar  5Bunberbar=  |  Iici)e  SUcroejeptung  »ü  j  gercf)i(J)t  /  fo  im  ©ifen=  |  \tyA  erfd)inen  finb  am  l)imel  /  nal)ent 
bei)  6. 3oad)imötl)aII  /.  ben  |  Sierben  3unij  bes  |  XLIIl.  3arö.  | . 

4°.   4  Bl.  mit  den  Signaturen: üj  — .    Bl.  i'^,  4'  und  4V  leer.    Fehlt  bei  Weller.  Berlin;  Königsberg. 

1543  Juni  8. 

(i)  3leroe  jeohing  oon  etlid)  |  cn  n)unbet3e!)d)en  /  fo  gefel)en  fmb  roozbcn  |  in  lüfftcn  /  ober  einer  6tat  /  6tabo= 
nicd)io  genant  /  ligt  in  1 3ubea  /  gegen  ^ujfgang  ber  Sonnen  /  ge|)ö2t  bem  groffen  Sür^  { cken  /  fein  groffe  l)auffen  Sijidter 
in  liifften  gefel)en  rooiben.  |  Steroe  3ei)tung  roie  ein  Sneblein  in  9nareinan  geboien  j  fei)  /  gri^lfer  roaü  ein  gemein  nen>= 
geboien  kinblein  fein  fol  /  onb  j  als  balb  nad)  ber  geburt  /  reben  onb  get)n  künben.  i  9teroe  Beptung  n>ie  onb  roas  nen>: 
!id)er  jept  für  munDer=  1 3ei)d)en  ju  Slojeng  onb  berfelben  gegent  /  aud)  ©rbtbiben  / 1  graufame  geroitter  onb  felt3amer 
gerid)t/fo  ba  gefel)en  / 1  onb  tx\ßü  fein  roozben.  |  Slug  ber  9Beird)en  fpiad)  ins  Scutfd)  geb2ad)t.  1543.  j  [//ofe?cAn?Vf 
5.2x5.4  cm,  einen  Kometen  darstellend!]  \  ©ig  jft  ber  foim  bes  ßometen  /  fo  neroli(f)en  biet)  tag  aneinanber  ober  ber 
etat  SloKnö  geftanben  /  fo  ift  er  15.  tag  aneinanber  für  onb  für  ober  |  ber  etat  Sonftantinopolis  ober  bem  *palla{l 
bes  Sürdtifcf)en  Äepfers  /  j  geftanben  /  onb  gefet)en  roojben.  | 

4°.  8  ungez.  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  82  83  —  b  bz  bs  — ■  Der  Text  endet  oben  auf  Bl.  7''.  Bl.  i^,  8'  und  8«'  leer. 
Wahrscheinlich  Weller  148a.  Berlin;  Breslau,   U.  B.;  Bibl.  Hellmann. 

(2)  Jleroe  jeptung  oon  etli=  |  d)en  rounber}ei)d)en  /  fo  gefel)en  feinb  roo2=  |  ben  inn  löfften  /  ob  einer  etatt  /  etabo« 
niccf)io  genannt  /  ligt  in  1 3ubea  /  gegen  auffgang  ber  eonnen  /  gel)6jt  bem  grojfen  Sür=   Aen  /  feinb  groffe  I)auffen 

956ldier  ifi  lüfften  gefel)e  roojben.  ]  SHeroe  3ei)tung [3  Zeilen  Titel]  '<  «rteroe  3et)tung  roie  onb  roas  neroli(l)er  3ci)t 

für  n)unber=  ]  3ei)d)en  5a  Slozen^  onnb  berfelben  gegent  /  aud)  (Srbtbiben  /  graufame  geroitter  onb  felt3amer  gefid)t  / 
fo  ba  gefe=  j  I)en  onb  erl)ÖJt  feinb  rooiben.  |  Slug  ber  5öelfd)en  fprad)  jnns  Seütfd)  gebrad)t.  M.D. XLIIL  [Holzschnitt 
wie  in  dir  vorigen  Ausgabe.]  |  3)ig  ift  Der  form  beg  ßoRieten  /  fo  nerolid)en  brei)  tag  aneinanber  ober  |  ber  etatt 
Slorenft  geftanben  /  fo  ift  er  15.  tag  aneinanber  für  onnD  für  |  ober  Der  ftatt  ßonftantinopolis  ober  bem  ^allaft  beg 
Sürd?ifd)en  ^ei)=  |  fers  geftanben  /  onb  gefe()en  morben.  | 

4°.  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2ljj  3ljij  —  8  ^ij  55iij  — .  Bl.  8'  leer,  auf  der  Rückseite  des  Titels  ein  Holzschnitt 
9.5X10.2  cm,  all  ilei  Erscheinungen  am  Himmel,  links  unten  in  einem  Ruderboot  mit  Speeren  bewaffnete  Männer,  rechts 
ein  Bergschloß.    Weller  148.    In  einer  sonst  gleichen  Ausgabe  hat  das  Titelblatt  die  Abweichung  »1543"  statt  »M.D.XLIII«. 

München,  St.  B. 

1544  April  19. 

33«  3ar  als  man  3alt  9n.©.XLllII.  3ar  /  ift  gefet)en  rooibe  3Ö  ©lariö  in  bem  ;  IobIi(f)e  Oit  ber  ei)Dgnord)afft  / 
oon  rot)b  ofi  maii  /  ja  jung  m  alt  oud)  aller  mengklid)?  bafelbfl  /  ein  (Sriftallifd)er  ]  roi)ff3  gefärbter  3irdiel  on  ring  burd) 
bas  mittel  ber  eofien  /  on  an  mitten  burd)  ben  rooÜfen  kreig  ein  l)eitterer  fd)t)nbarer  9?egenbogen  mit  allen  fi)nen 
onber  \  fd)eiDIid)en  färben.  1 93nnb  ift  b'i%  gefel)en  roojben  bt)  I)eitterem  fuberem  gefürbtem  l)immel  am  19.  tag  Slpiellen 
001  mittag  omb  bie  eilfften  ftunb  /  roie  bann  |  big  nad)uoIgenb  pgur  f)cittere  anseigung  gibL  Sat  angefangen  errd)i)nen 
omb  bie  nüne  ooi  mittag  /  onb  roas  am  gr'öften  omb  bie  eilp  /  ofi  enbet  omb  bas  ein  nad)  mittag  jr  ganje  roärung 

4.  ftunb  minber  roenig  minuten.  |  [Holzschnitt  ohne  Linieneinfassung  16  X  18.5  c-m,  darunter  ,97  Zeilen  Text  mit  ge- 
lehrten Ausfuhrungen  astrologischer  Natur  und  die  Untirschrift:]  '  Per  lacobmn  Rüff  urbis  Tigurinae  Chirurgum. 
Folioblatt.  Zürich  (Ms.  F.  IS). 

1545  MSrz  29. 

(i)  9Barl)afftige  onb  erfd)J0dienlid)e  9Teuroe  3eitung  /  bef3gleid)en  oo:  nie  %el)M  i  fo  gefd)8l)en  ift  in  Dem  Äünigreid) 

"Polen /off  Den  ^almtag/|  3n  Difem  9n.D.XLlV.3ar.  [Holzschnitt  28.6X13.8  cm,  phantastisch"  Darstellung  von 
IJchtersi-heinungen.]  '  [Ziotispaltiger  Text,  links  28,  rechts  27  Zeilen,  ohne   Unterschrift.] 


Dif>  Meteorologie  in  rhn  deutschen  FlugschrifleVi  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  43 

Folioblatt.  Nach  einem  »grausamen  Donnerschlag«,  rote  Kreuze  um  die  Sonne,  große  Dunkelheit  bis  zum  nächsten 
Tag  imd  sodann  drei  Regenbogen.    Fehlt  bei  Weller.  Zürich  (Ms.  F.  18). 

(2)  ©arF)a|Ttige  onD  erfc^jodilic^e  neroc  jeitung  /  desgleichen  doj  nie  |  gel)öjt  /  fo  gerd)e[)en  ift  in  öem  Äönigreid) 
?0len  /  auff  bem  ^almtag  /  3n  öifem  911. ©.XLV.  3ar.  i  [Hokschnitt  28.6  X  13.4  cm,  ähnlich  phantastisclie  Darstilhmg 
der  Lichterscheüiungen,   wie   im   vorigen  Druck.']  '  [Darunter  zweispaltiger  Text  ron  je  31  Znilen  ohne   Untirschrifi.] 

Folioblatt.    Weller  163.  Zürich  (Mx.  F.  24).  ' 

1546  Januar  14. 

( i)  Seittung  /  öon  ei=  nem  grofl"en  onö  errd)rc*=  \  lidjen  grbbiöem  /  fo  pd)  öen  Xilll.  3a=  j  nuarij  /  öiefes  gegcn= 
roertigen  jcIdj.  jars  /  im  '  3ööird)en  lanöe  /  Bugetragen  /  öaöurd)  ju  |  Serufalem  onb  in  Dielen  ombligenöen  6teö=  j  ten  / 
mercklidjcr  fdjaöe  gerd)ef)en  /  ©n&  et= !  Iid)e  naml)a|Tte  6teöte  Untergängen.  9Iud)  j  oon  groffen  ongero6nIi(f)en  9öinDen  / 
Die  in  •  öer  berömpten  3nfel  /  (Sopro  /  in  einer  ©taö  Samagufta  genant  /  groffen  fd)a= :  Den  gctl)an. '  @efd)ricben  an 
etlid)e  furnemfte  ^erfonen  /  3U  ©cneDig  /  ©nD  folgents  aus  3talia=  \  nifd)er  fpraci)e  »erDeuDfd)t  /  onD  |  jöt  im  ®ru(h 
ausgangen.  j  ^ßittemberg.  j  MDXLVl. 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen;  — $(ii  SÜj — .     Bl.  i''' leer.    Weller  177. 

Bre-lau,   U.  B.;  König.iber</ ;  Leipzig;  Alüwhen,  St.  B. 

(2)  Seittung  oon  einem  }  groffen  cnD  erfd)re*Iid)en  erDt=  j  biDcm,  fo  fid)  Den  xiij.  Sanuarij,  i  Diefes  gegenmertigeu 
jclDj.  jars,  im  3Qöifd)en  CanDe,  3ugetragen,  DaDurd)  5U  S^ufalem  onD  |  inn  Dielen  ombligenDen  6teDten,  mer*lid)er  I 
fd)aDe  gcfd)el)cn,  ©nD  etlid)e  naml)affte  6teDte  Untergängen.  2lud)  Don  groffen  Dngcn)öniid)cn  |  QBinDcn  Die  in  Der 
berümbten  3nfe!,  6t)pro,  inn  einer  6taDt  Jamagufta  genant, '  grojfen  fdjaDen  getljan.  |  ©efdjrieben  an  etlidje  furnemefte 
'Perfonen,  5U  ©eneDig,  ©nD  folgents  aus  3talianifd)er  fprac^e  DerDeutrd)t,  onD  jftt  im  |  ©ruck  ausgangen.  |  ©ittemberg.  | 
SInno.Jn.S.JClDj.i 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  9iii  —  -   Bl.  i»  leer.  Weller  II  5.  BerUn;  Breslau,  St.  B.;  Halle. 

1546  Februar  26. 

[Holz-ichniti  24  X  24  cm,  etwas  phantastische  Darstellung  von  Nebensonnen  mit /arbigem  Bogen,  unten  eine  Stadt; 
darunter  20  Zeiln  Text,  ohne  Unterschrift.} 

Gr.-Folioblatt.    Zu  •Kascha«  in  Ungarn  gesehen.  Gotha,  Mus. 

1546  An^st  7. 

fi)  Surfte  /  roarfjapge  anjaigung  /  Defs  erfd)j6= !  ckenlid)en  /  ongeftömen  ©emitters  / 1  Difes  SHonats  onnD  Sars/j 
3u  9ned)el  ergangen.  ^ 

4".  2  Bl.  mit  den  Signaturen;  —  ij.    Bl.  2''  leer. 

Starkes  Nachtgewitter  mit  vielen  Blitzschlägen  in  Häuser  und  in  einen  Pulverturm  am  Sandtore. 

München,  St.  B.  und  U.  B. 

(2)  *•?  ®arf)apge  anjei  i  gung  Der  fd)rechlid)en  /  graufamen  /  erbermlid)en  gefd)id)ten  onD  onge=  |  roitters  /  fo 
fid)  aus  ©ottes  Der^eng=  j  nis  onD  ftraff  /  ju  5ned)eln  in  ©rabanD  /  am  VII.  i  augufti  Diefes  XLVI.  jars  /  in  Der  nad)t 
ywU  i  fd)en  3el)en  onD  cilff  Dl)ren  /  jugetragen  |  l)aben.  j  OTit  einer  ©or  onD  SinDerreDe  |  antonij  Soruinij.  |  PSALM .  LXXIX .  | 
[3  Ziilen  Zitat.]  |  PSALM.  XI.  |  [3  Ziiien  Zitat.]  \ 

4°.  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ^ij  3liij  —  35  9i\  SSHj  — •  Auf  der  Rückseite  des  Titels  das  Portrait  von  Corvinus 
mit  Unterschrift,  68X  16.5  cm,  sign.  AS  bzw.  SA.  Berlin. 

(3)  6opep  eiües  bzieffs  /  j  ©urd)  einen  gelerten  /  onD  glaub=  |  roörDigen  mann  /  Den  epifften  tag  Des  ^ugftmo  / 1 
nats  n)arl)afftig  jfi  3ned)len  gefd)iiben  /  oon  |  Dem  erfd)jödilid)en  onD  graufamen  ongeroitter  |  jü  9ned)lcn  inn  Dem  5liDer= 
lanD  Den  |1ben= ;  Den  tag  Des  2Iugftmonats  / 3roi=  ]  fcl)en  3e|)en  onnD  et)Iff  |  oren  in  Der  nad)t ;  gefdje^cn.  1 9 1  M.D.XLVI. ; 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  91iij  — .  Bl-  1''  und  4V  leer.  Auf  Bl.  4»  in  der  Mitte:  ©at.  3&  9ned)Icn  |  Den 
xj.  91ugufli.  i  M.  D.  XLVI.  1 .     Gezierte,  der  Schwabacher  ähnliche  Schrift. 

Darmsfadt ;  Nürnberg,  Gei-m.  Mus.;  Zürich  (Ms.  F.  15). 

(4)  Sopet)  eines  biieffs  /  ©urd)  einen  gelerten  /  oii  gIoub= !  reürDigen  mafi  /  Den  eilfftc  tag  Des  9Iugftmo=  |  nafs 
roarl)affti9  3»'  TOedjIcn  gefd)jiben  /  oon  Dem  errd)!ödili(f)en  du  graufamen  mqewiU  \  ter  3U  9ned)Ien  in  Dem  5TiDerIanD 
Den  n=   benDen  tag  Des  öugftmonats  /  iwU  fdjen  3cl)en  onnD  epiff  Dien  in  Der  nad)t  j  gefd)el)en. ;  W  j  M.D.XLVI. 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  ÜÜj  — •  Bl-  J*  und  4"  leer.  Auf  Bl.  4'  steht  in  der  Mitte  der  Seite:  ©at.  3Ü 
3ncd)len  i  Den  k\.  augul!! ;  M.  D.  XLVI.  Zürich  (Gal.  XXVII,  471  [30]). 

(5)  ®unDerbarlid)e  onD  er:  fd)r6d<Iid)e  gefd)id)t  /  fo  Durd)  Donner  onD  bli^  3U  9ned)elen  j  in  ©labant  /  onD 
anDere  Dafelbs  oin=  ligenDe  fle*en  gefd)el)en  /  6ambftag  für  Caurenti  /  alf3  man  seiet  |  911. ©.XLVI.  3or.  |  ©oj  in  ©ja= 
bantifd)er  fpiad)  geDiud<t  /  onD  pegt  DerDeutfd)t. 

4».  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ij  üj  — .    Bl.  i^,  4'  und  4^  leer.  Berlin;  Breslau,    U.  ß.;  Königsberg; 

München,  St.  B.  und  U.  B.;  Nürnberg,  Germ.  Mus.  und  St.  B.;  Bibl.  Hellmann. 

(6)  ?BunDerbarIid)e  onnD  erfd)re*lid)e  gefd)id)t  /  fo  Durd)  Donner  onD  blift  3U  9ned)  elcn  in  ©rabant  /  onnD 
anDere  Dafelbs  ombligenDe  fledien  gefd)el)en  /  6ambftag  für  Caurenti  /  als  man  seiet  j  9H.©.XCVi.  3ar.  ©or  in  ©ra« 
bantifd)er  fprad)  geDrudtt  /  onnD  j^t  DerDeuDfd)t.  { 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen  :  —  Si)  Stitj  — .    Bl.  i^  und  letztes  Bl.  leer.  Berlin;  Bibl.  HeUmann. 

6* 


44  Hellmann  : 

(7)  5BunöerbarIid)e  vmb  \  crrd)rD*Iicf)c  gerd)ici)t  /  fo  öurc^  ©onber  t>ni>  ©lift  ju  9ned)elen  in  Trabant  i  nnt»  anDere 
dafelbs  Dmbligcnbe  SIe*en  gerd)el)en  /  6ambftag  / 1  für  Caurentij  /  als  man  jelet  1546.  8ar.  l  ©or  in  ^Jrabantifdjer  fprad) 

gebrückt  /  |  Cnö  ieftt  Derbeutrd)t.  |  [Holzschnitt  6.3  X  8.4  cm,  Zerstörungsbild.]  \ 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  9Iiij  — .  Auf  Bl.  i^  ein  Holzschnitt  6.4X8.5  (Jüngstes  Gericht?),  ebenso  auf 
El.  4'  ein  Holzschnitt  6.5  X  8.7  cm  (brennende  Stadt).  Bl.  4^  leer.  Das  Original  in  .brabantischer«  Sprache  habe  ich  nicht 
auffmden  können.  Bre-flau,   ü.  B. 

(8)  «rictpe  3eittung  /  öer  j  man  furmals  ntcf)t  Diel  gel)6ret  /  j  5ie  fiel)  begeben  ^aben  in  9libber= :  lanö  /  ju  3ned)eln 
Dnö  anbern  Dmblicgen=  |  öen  6teöten  /  S^Iecften  /  6d)l6fl"ern  /  onnb  i  ©örffern  nicl)r  /  roeldje  com  "Donner  |  onb  «lixen  [el)r 
berd)e5iget  Jinö  xoox--  \  ben.  @erd)el)en  öen  VII.  tag  9lu=  1  gufti  /  öee  nacl)ts  3roird)en  1 X.  onb  XI.  93I)r  /  in  Dem  1 M .  D .  XLVl .  3I)are. 
9nit  einer  rci)6nen  93orrl)ebe  ei=  \  nes  6[)riftli(!)en  'prcbigers  /  roel=  |  dje  nfiftlid)  ju  lefen- '  9nattl)ei  XXlIll. '  ©ad)et  /  benn 
\\)X  roiJTet  nid)t  /  roeidje  |  Stunöe  croer  Serr  kommen  wirb.  | 

4°.  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  2liij  —  S  — •    Bl.  i"  und  6»  leer.    Weller  176.         Berlin;  München,  St.  B. 

(9)  JTeroe  jeittung  /  ber  man  |  furmate  nicf)t  oiel  gef)6ret  /  bic  fid)  bege  I  ben  l)aben  in  Jlibberlanbt  /  ju  9ned)eln 
onnb  anbern  ombligenben  6tebten  /  SIeckcn  / 1  6d)l6n'ern  /  onb  ©orffcn  mt\)x  i  roelc^e  oom   ©onner  onnb  ?5Iixen  fel)r 
berd)ebiget  \  finb  roorbcn.  ®ercl)el)en  ben  VII.  tag  j  augufti  /  bes  nad)te6  jroifdjen  i  X.  onb  XI.3)l)r  /  in  bem  i  M.D.XLVl.Sare. 
9nit  einer  fdiijnen  ©orrebe  eines  |  6l)riftlid)en  ^rebigers  /  vot\-  \  dje  nüftfid)  3U  lefen.  9nattl)ei  XXIIII.  i  ®ad)et  /  benn  jl)r 
njiJTet  ni(l)t  /  roeldje  |  ©tunbe  eroer  gerr  kommen  roirb.  | 

4°.  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  W\\  —  S  — •    Bl.  i^  und  6'  leer.    Fehlt  bei  Weiler.  Bihl.  Heltmann. 

(10)  ©ar|)apge  3eit=  |  tung  oon  bem  1  f(!)redtlid)en  9Bet= !  ter  ju  9ned)eln  in  1  Srobant.  ANNO  j  1546. 

4".  2  Bl.  mit  den  Signaturen:  — 9Iij.    Weller  175. 

Berlin;  Breslau,   ü.  B.;  Halle;  Königsberg;  München,  St.  B.;  Bibt.  HeUmann. 

1546  Juni  22,  Juli  27,  August  7. 

(1)  ©efdjicibung  ber  grau=  j  famen  erfd)20dienlid)en  gerd)id)t  /  oom  ]  §imel  ^erab  /  mit  Dngeroonlid)em  roctter  / 
^lifien  / 1  Jcürfträl  /  onb  gageln  /  an  et[id)en  oiten  /  nämlid)  1  jö  9ned)eln  in  ^Jiabanbt  /  3fi  6oIetum  in  j  ©t^roeptj  /  onb 
jü  Cejo  in  Stcapels  /  jc.  bifs  gegenroärtigen  Sors  gefd)cl)en  / '  aufj  geroifem  »nnb  grönbt!id)em  berid)t  /  onns  6t)2i]len 
3ur  I  roarnuf3  /  onb  menig=  ]  klid)  3Ü  gut  /  30=  |  famen  Dcr=  |  faffet. !  M>-D>-XLVI>- ' 

4».  4  Bl.  mit  den  Signaturen :  —  Slij  Slüj  — .    Bl.  4"  leer. 

Außer  dem  Bericht  über  das  Gewitter  vom  7.  August  in  Mecheln  ein  kurzer  Bericht  über  den  Blitzschlag  in  einen 
Pulverturm  zu  Solothurn  am  27.  Juli  1546  sowie  eine  aus  dem  Italienischen  übersetzte  Nachricht  über  einen  Wirbelwind 
und  Hagelfall  zu  Lezo  in  Legula  am  22.  Juni  1546.  Berlin;  München,  St.  B. 

(2)  ^gfd)2eibung  ber  grau=  j  famen  crfd)20dilid)en  gefd)id)t  /  oom  Simmel  J  l)erab  /  mit  DngeroonIid)em  ©etter  / 
^liöen  / 1  Seürfträl  /  m  Sagein  /  an  etlid)?  oiten  /  näm  !  lid)  3Ü  9ned)eln  in  ^Jrabanbt  /  3Ü  6oIeturn  !  in  6d)roeiJ  /  onb  3Ö 
Ce30  in  9leapcls  /  ic.  |  bif3  gegenroertigen  ^ms  gefdjeljen  / 1  auf3  geroifem  onb  grünbtiid)e  |  berid)t  /  ons  6f)ri)llen  3ur 
roarnuf3  /  onb  menig  /  i  klid)  3Ö  göt  /  3fifa  / 1  mc  oerf äffet.  |  [Kleines  Zierzeichen.]  |  M.D.XLVl. ; 

4".  4  ungez.  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  SJij  Süij  — .    Der  Text  endet  auf  Bl.  4',  Bl.  4V  leer. 

München,  St.  B.;  Bibl.  HeUmann. 
1547  September  18. 

gifi  roufiberbarlid)e  onb  roarl)apge  gefc^id)t  /  fo  Don  menig  /  lid)  gcfcJ)en  onb  gel)öit  ift  roojben  /  3n  ber  6!)m'= 
fürftlid)en  6tatt  ©ittemberg  in  6ad)fen  gelegen/;  ben  2Id)t3e^enben  tag  §erbftmonat  /  im  3ar  OH.D.XLVU.I  [Hofc- 

schnxtt  28.5X14  cm,  über  Wolken  "wie  ein  todten  boz  mit  einem  schwarzen  tuch  überzogen',  Männer  mit  Hörnern 
und  Trompeten  zu  beiden  Seiten].  |  [Drei-fpaltiger  Text  in  Versen  und  in  Prosa,  unter  der  dritten  Spalte  die  Unterschrift:] 

f[  ©etrudit  3ü  6traf3burg  / 1  bei)  Sacob  Srölid).  | 

Folioblatt.    Morgens  zwischen  4  und  5  Uhr;  ob  Nordlicht?    Weller,  Annalen  S.  224  Nr.  121. 

Gotha,  Miu.;  Zürich  (Mt.  F.  24). 
1547  November  13. 

(i)  6rfd)ie*Iid)e  Dtierl)02te  roarl)afftige  gefic^  / 1  ten  /  fo  gefel)en  ift  3Ö  3ll)om  an  bem  Spmmel  /  ben  b2et)3el)enbcn  tag 
ffiinter=  |  monat/Sm  3ar  3n.?).XLVll.  aufs  Stalianifer  j  \pia(i)  in  bas  teütfd)  transferiert.  |  [Holzschnitt  20.2x10.2  cm, 

über  einem  Wolhnbogen  eine  Rute,  ein  Kreuz  und  ein  Adler  sichtbar;  darunter  zweispaltiger  Text  von  22  und  23  Zeilen, 
darunter  in  der  Mitte:]  9II.®XLV1I. 

Folioblatt.  Um  3  Uhr  Nachm.  am  13.  Nov.  zeigt  sich  ein  rotes  Kreuz,  mit  Geißel  und  Rute  am  Himmel  und  währt 
3  Tage  lang!    Drugulin  (135).  Zürich  (Mg.  F.  TS). 

1548  Mal  19. 

(i)  3e«)d)en  am  l)immel  bei)  ©raun=  |  fd)roig  nerolid)  gefe()en  /  burd)  ben  fupera= ;  tenbentera  3U  Sraunfdjroig 

gefd)ri  |  ben  JRit  einer  »Orrebe.  |  [Holzschnitt  10.2X10.5  cm:  Im  Vordergrunde  lin  Wagen  mit  Insassen,  die  auf  dm 
Himmel  sehen,   wo  außer  drei  Munden  allerlei  Figuren,  Christus  am  Kreuz  u^w.,  zu  sehen  .-ind.]  \  Cuce  li  roenn  öij^ 

anfcl)et  3U  gefd)e|)n  fo  fe^et  off/|cnb  \)tbt  eroer  I)cftbter  »ff/barumb  bas  fid)  eroer  |  erl6fung  nal)et.  | 

4''._8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  91ij  2ljij  —  8 .    Bl.  8r  und  8^  leer.    Auf  Bl.  iv  ein  Holzschnitt  9.7  X  14.5  cm, 

den  Kur(ür-ten  Johann  Friedrich  von  Sachsen  darstellend,  oben  rechts  und  links  die  Wappen,  rechts  unten  die  Jahreszahl 
1548.  Die  Vorrede,  die  auf  Bl.  2'  anfängt  und  in  der  Mitte  von  Bl.  4^  endet,  ist  unterzeichnet:  911.  911.  OUpricL  AufBI.  7^^ 
ein  Holzschnitt  9.6  X  14.5  rm,  Chiistns  darstellend,  gleichfalls  mit  der  Jahreszahl  1548. 

Optische  Erscheinungen  am  Mond  imd  allerlei  Wunderbares  am  Himmel.  Berlin. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  45 

(2)  3ei)d)en  am  t)immel  bei)  *Braun=   ^ä)m\<i  ge[ef)en  /  5urd)  öie  preöigcr  ©.SWi:   colaum  OTeöIer  onD  90. 3of)anncm  . 
piftorium  gefdjriben.  S^it  einer  Dorreöe  9It.  30.  3IIi)rici. ;  [//ofescAnj«  10.1x10.2  cm  desselben  Inhalts  wie  in  der 
vorigen  Ausgabt-]  \  Cucc  21  itjenti  bifö  anfef)et  ju  gerd)e|)n  fo  rel)et  off  /  \  xmb  !)cbt  eivcr  !)eubter  off  /  öaruitib  bas 
fid)  etper  !  erlöfung  naf)et. 

4°.  8  Bl.  mit    den    Signaturen:    —  9lij  ?liij  —  S •    Letztes  151.  leer.    Auf  Bl.  i''  derselbe    Holzschnitt,    wie    in 

der  vorigen  Ausgabe,  ebenso  auf  Bl.  7^.  Bihl.  Hellmann. 

(3)  3eid)en  am  l)tmmel  bei)  ^rann=  fdjroig  nerolid)  gefel)en  /  burd)  ben  fuperat=  tenbententem  (•$!<;.')  ju  93raun= 

fd)n>ig  gerd)ri=  ben  JRit  einer  WXXtbt. '[HohschniU  IO.OXIO.2  cm,  Leute,  die  in  einem  Wagen  fahren,  beobachten 
am  Himmel  allerlei  phantastisch  dargestellte  Erscheinungen.]  j  CUCe  am  21.  toenn  bifS  anfel)et  JU  gefd)el)en  fO  fef)et 
[noch  2  Zeilen  Zitat]. 

^°.  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Sltj  Slilj  —  S  55ij  SÜj  — •  Auf  Bl.  i'  der  Kurfürst  von  Sachsen  mit  den  Wappen 
und  rechis  unten  der  Jahreszahl  1549.     Die  Vorrede  auf  Bl.  4^  ist  unterschrieben:  SR.  JR.  SIlQrici. 

Auf  Bl.  1^,  am  Ende  des  Textes,  ein  Teil  des  Titelbldes,  nämlich  der  Wagen  mit  den  Insassen.  Auf  Bl.  8'  Christus 
mit  der  Jahreszahl  1549.    B|.  8'  leer.  Berlin;  Kürnberi/,  Sl.  B. 

1548  Juni  20. 

(i)  (Stlic{)e  gefJcFjte  fo  ju  Solö()aufen  ontljer  ®afl"er=  I  bürg  /  im  Canbe  ©üring  gelegen  /  am  |  Donnerftag  nod) 
{sie!)  Srinitatiö  /  ©nö  3U  ;  ^retin/ben  20. 3unij.  ©iffes  48.  ;  Sars/am  gimmel  oon  glaub=  roirbigen  Ceuten  feint 
gefe« '  f)en  roorben.  j  '^* 

4".   4  Bl.  mit  den  Signaturen :  —  Slij  ?lüj  — •  Bl.  i'  und  4^^  leer. 

Abends  zwischen  9  und  10  Uhr     AV  ahrscheinlich  ein  Nordlieht;   Menschen  und  Tiere   werden    am  Himmel   gesehen. 

Die  Erscheinung  am  20.  Juni  dauert  i'/j  Stunden;  am  Schluß  heißt  es  >Samad)  i]t  gemenlid)  eins  nacf)  bem  anbcrn  n>et)f3 
iDorben  /  onb  PCTfd)n)unben«.  Berlin. 

(2)  etliche  gefic^te  fo  3u  Solöl)aufen  Dntl)er  ®affer=  j  bürg  /  im  Canbe  Düring  gelegen  /  am  |  DonnerjYag  nod) 
(«IC.')  Srinitatid  /  onb  3U  ^retin/ben  20.  Sunij.  Diffes  48.  ISars/am  $immel  oon  glaub:  |  mirbigen  Ceuten  feint 
gefes  |  l)en  morben.  i 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  ^Uij  — .  Bl.  i'  und  4'  leer.  OflFenbar  nur  eine  Variante  des  vorher  angeführten 
Druckes.  Leipzig. 

(3)  etlid)e  gefid)te  fo  ju  \  SoIö()aufen  ontl)er !  ©afferburg  /  im  Canbe  Du=  |  ring  gelegen  /  am  ©onncrjtag  j  nod) 
(sie!)  Srinitatiö  /  Snb  3u  ^re^  j  tin  /  ben  xx.  3un>j-  Diefes  xlDüj.  |  3ar9  /  am  §immel  oon  |  glaubmirbigen  Ceu^  |  ten 
feint  gefef)en  ;  morben. ,  9nno.  1 1548  i 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen: ?liij  — .    Bl.  i'  und  Bl.  4  leer.  Königsberg;  München,  St.  B. 

(4)  Slbcontrafact  3tt)eier  ®t^ö)t  nild)e  im  Canbe  3a  ©bringen  /  onb  1 3U  Prettin  am  $imel  gefel)en  feint  morben  / 
mit  l)ernod)  OOlget.  [Holzschnitt  35X10.4  cm,  höchst  phantastische  Darstellung  einer  schwer  zu  deutenden  optischen 
Erscheinung,  darunter  vierspaltig  Verse  von  26,  26,  24,  26  Zeilen  und  in  der  Mitte  darunter  die  Unterschrift:]  \ 
%l3ari)afftige  $(unbtfd)afft  /  ©ei)  3Örg  '  [weiteres  wohl  abgerissen]. 

Qiier-Folio.  Gotha,  Mus. 

1549  Juni  30. 

auS  roas  orfad)  bif3  i  Sngemitter  über  ons  erfolge.  I  Den  letflen  3unij  Anno  j  M.D.XLVIUI.  j  [Am  Ende:]  @e« 
bnidtt  3U  Slugfpurg,  burd)  |  $an»  3immermann. 

4°.  3  Bl.  Reimgedicht  in  deutscher  und  lateinischer  Sprache.  Weller,  Annalen  S.  225  Nr.  122  und  Auktionskat, 
der  Bibliothek  Hauser-Karlsruhe  bei  Boerner  in  Leipzig  1905. 

1550  MHrz  23. 

(i)  (Sin  munberbarlid)  rounbermerdt  /  oon  bem  ^imel  ^om  ge^    fallen  /  roari)afftig  gefd)el)en  /  Slnno  6alutis. 

ro.D.e.    am    XXiij.  OHarcij.     [Hohschnitl  H3X1H.7  cm,   Kornregen,    dirimter  8  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:] 

\  ©ebjudjt  3ü  Jlürnberg  burd)  6teffan  ^amer  ©riffmaler  auff  ber  6d)melöl)ütten.  [ 

Qaer-Folioblatt.  Gotha,  Mus. 

(2)  (Sin  munberbarlid)  onb  TOarl)afft  gerd)e|)en  ©unberroerdi  / 1  roie  in  Kernten  /  inn  bem  9n?)C.  ^ox  1  nad)  6J)iiftuö 
geburt/an  bem  XXlIi.  tag  / 1  TOartij  /  Sojh  oon  bem  Simmel  (roie  ein  Kegen)  gefallen  ift.  |  [Holzschnitt  30x18  cm, 

K'-rnregm;  darunter  i)  Zeili-n  Test  und  die  Unterschrift:]  \  ©etrudlt  tlüd)  bem  exempIflr/3U  JlÜrenberg  bUrd)  6tepl)an 

damer  [?,  :ers<hnitten]  Srieffmaler  off  ber  6d)melö^ütten  /  Df3gangen  ben  XX  3unij.  1 

Breites  Folioblatt      »Komregen«  in  Klagenl'urt  zwei  Stunden  lang.  Zürich  (Ms.  F.  21). 

(3)  (Sin  munberbarlid)  munbermerdt  /  oon  bem  |)iinelhoin  gefallen  / 1  mar|)afftig  gefd)9t)en  /  nad)  6f)]iffi  geburt 

M.D.Lam  XXiij.  tag  TOerÖenS.  I  [Holzschnitt  30.6X18.3  cm,   ^Komregen-    grobsinnlich   darstellend]  \  [7  Zeilen  Text 

und  die  Unterst hrift:]  ]  ©etrudit  3Ö  3ün)d)  mi)  bem  (Sxemplar  3Ü  9türenberg  oggangen  off  ben  xx.  tag  gunij.  sn.D.L.  i 

Quer-Folioblatt.  Zürich  (Ms.  F.  24). 

1550  Juni  15. 

Sin  anber  munber3ei)d)£n  ba  ee  loiber  hören  onb  maigen  oon  |  Simei  ab  geregnet  i)at  /  3a  ©epmar  onb  Stuer» 

rd)ftat/im  Canb  3Ü  XI)Üringen  /  K.    [Holzschnitt  .32.6X18.2  cm,  darunter  10  Zeilen  Text  und  die  Druckunttrschrift:] 

0eb2Ud»t  3U  9Türnbcrg  burd)  6teffan  l)amer  Sjieffmaler  auff  ber  6d)mel^i)Qtten.  | 


46  H  E  L  L  M  A  N  K  : 

Qner-Folioblatt.  .Komregen.  am  15.  Juni  1550  iu  Weimar.  Das  »Korn«  soll  zwei  Finger  dick  am  Boden  gelegen 
haben  und  »zu  wolgeschmachen  brot  gebacken  weiden«  sein!    Bei  Diederichs  Nr.  417.  Gotha,  Mm. 

1550  Juni. 

(Sin  new  ffrcijDtbars  /  graufani(es)  [abgerissen  die  rechte  obere  Ecke]  \  glaubt)(ifftigö  n)unber3ei)d)en  fo  biefe» 

9ünffi3  [abgerissen]  \  Sunij  /  am  I)imcl  gefef)en  n>02ben  i|t.  |  [Holzschnitt  24.5X24.0  cm:  Streitende  Heere  in  der  Luft, 
Blutregen  usw.  in  phantastischer  Weise  dargestellt]  j  [19  Zeilen  Text]  |  ^  @e52U(M  JÜ  ^Ifirnberg  burd)  6tc)fan  $amer 
Briepialer  auff  ber  6d)meISI)üttcn. ; 

Folioblatt.     Wahrscheinlich  Darstellung  eines  Nordlichtes.  Drngulin  (140).  Nürnberg,  Germ.  Mut. 

1550  August  11. 

(i)  Stüroc  3t)ttung  am  Simel  ift  gefel)cn  roojben  i  3n>ird)enb  Jlürmberg  5eüd)tn)angen  »nb  anoE^ad)  /  im  iar 

^.^. ^.[[Holzschnitt,  ohne  Linieneitifassung,  21x19..')  im,  phantastische  Darstellung  von  Lichterscheinungen,  dar- 
unter 28  Znlen   Text  ohne  Unterschrift.] 

Folioblatt.  Im  Text  die  Bemerkung:  -Sifi  ®Jid)t  foll  iiiemans  ad)ten  für  Dnipar/iDic  bau  ettlid)c  in  hurften  erbid)tet  finbt«.  — 
Weller  192.  Zürich  (Ms.  F.  13). 

(2)  [Eine  andere  Ausgabe  mit  nur  11  Zeilen  Text  und  der  Unterschrift:]  ^  ©ebJUdlt  30  ©a|"«I  /  bp  3acob  ^Ünbig.  . 
Fehlt  bei  Weller.  Zürich  (3h.  F.  21). 

1551  März  21. 

(i)  9n3et)gung  onb  Sonfrafactur  /  toie  ben  xxi.  JRartij  3um  i  ®enan<l!ein  /  gefef)en  i|t  roorbcn.    [Hohschniit 
79.8x22.5  cm,  Nebensonnen  mit  Bögen.]  |  [17  Zeilen  Text.]  \  ©ebiuckt  3U  SHümberg  burd)  6tcpn  §aracr  ^licffmaler 
aujf  ber  6d)melg()ütten.  | 

Folioblatt.    Drugulin  (142).  Gotha,  Mus.;  Nürnberg,  Germ.  Mus. 

(2)  ANNO  M.D.LI. XXI.  DIE  MARTII  LAIE  IN  VTRAQVE  |  RIPA  ALBIS  HAEC  PAREUA  CONSPECTA  SVNT,  AUBI  \  FOR- 
TASSIS PAVLO  ALITER.  SED  WITEBERGAE  VISA  !  SVNT  HAC  FIGVRA.  [Holzschnitt  19x23  cm,  .schön  ausgebildetes  Neben- 
sonnenphänomen,  mit  Buchstabfn  versehen,  die  sich  auf  die  untenstehenden  Erklärungen  beziehen.  Darunter  die  Stadt 
Wittenberg.]  \  PAVL.  EBER.  |  [Folgen  in  dni  Spalten  nebeneinander  die  Erklärungen.] 

Folioblatt.    Wiedergegeben  in  Hellmann,  Neudrucke  Nr.  12. 

(3)  ANNO  M.D.LI.  DIE  XXI.  MARTII  LATE  IN  VTRAQVE  j  RIPA  ALBIS  HAEC  PARELIA  CONSPECTA  SVNT.  ALIBI  FOR- 
TASSIS PAVLO  ALITER.  SED  VVITEBERGAE  VISA  |  SVNT  HAC  FIGÜRA  j  [Holzschnitt  19x24  cm,  dasselbe  Nebensonnen- 
phänomen] I  [10  Zeilen  Verse  mit  der   Unterschrift :]  \  Philip.  Melanth.  | 

Schmales  Folioblatt.  Der  Holzschnitt  ist  derselbe  wie  auf  dem  vorigen  Einblattdruck  von  Paul  Eber,  nur  umgekehrt : 
dort  Ortus  oben,  hier  Occasus  oben.  Wer  der  eigentliche  Zeichner  der  Erscheinung  war,  bleibt  unsicher.  Die  Erklärungen 
unter  der  Abbildung  bei  P.  Eber  sprechen  für  diesen ;  andererseits  kann  man  ans  der  größeren  Schärfe  des  Holzschnittes 
bei  Melanchihon  schließen,  daß  dieser  Einblaitdruck  zuerst  gedruckt  wurde.  Vielleicht  spricht  auch  die  folgende  deutsche 
Ausgabe  für  Melanchthon  als  Autor.     Oder  sollten  nur  die  Verse  von  ihm  herrühren? 

Berlin,  Kupferstich- K. ;  Gotha,  Mut.  (zerschnitten). 

(4)  ©ret)  ©onncn:  roie  biefelben  mit  man=  |  djerlei)  ^Regenbögen  3U  ©itcbcrg  /  »nb  roeit  l)erumb  an  ber  (SIb  / 
finb  lenger  benn  anberljalb  ftunb  gefeljen  roorben  /  am  21.  tag  9nar=  |  tij  /  n)eld)er  mar  ber  'Palmabent  /  bes  1551.  Sars. 

[Holzschnitt  19x24  cm,  wie  in  der  vorigen  lateinischen  Ausgabe]  \  PHILIPPVS  MELANTHON  |  [16  Zeilen  Text]  ',. 

Schmales  hohes  Folioblatt. 

Über  dieses  Nebensonnenphänomen,  wie  es  in  verschiedenen  Städten  gesehen  wurde,  befinden  sich  Zeichnungen  auf 
6  Seiten  im  Manuskript:  Dresden  L.  83  (vor  fol.  44).  Zürich  (Ms.  F.  24). 

(5)  ®arl)a|ftige  anseigung  /  roie  ben  xxj.  3nartij  i  bifes  Cj.  3ares  ju  Ceopiig  fünjf  6onnen  oon  Dielen  glaub» 

roirbigen  ^er=  |  fönen    gefel)en  fein  rooiben.  |  [Holzschnitt  20X20  cm.  Sonn«  mit  4  Nebensonnen;   darunter  15  Zeilen 

Text  und  die  Unterschrift. ■]  \  ©cbjudit  3a  STlürnberg  burd)  6tejfan  Samer  ©lieffmalcr  |  auff  ber  6d)melftl)ötten.  i 

Hoch-Folio.    Weniger  genaue  Auffassmig  und  Darstellung  als   in   dem  Wittenberger  Einblattdruck.    DruguUn  (141). 

Gotha,  Mug. 

1551  Mai  14. 

(i)  errd)ie*Iid)e  nerte  j  3eittunge  /  bie  im  Canb  3U  Sran*=    en  /  3U  6d)roeinfurt  /  Äiging  /  Od)fen=    fürt  /  onb 
anbern  ombligenben  ojten  /  am  |  ned)ften  ©onnerftag  noi  ^fingflen  gercl)cl)en  /  ba    etlid)c  ®Dl*enb2iid)e  niber  gefallenn 
feinb  /  Diel  [  jnenfdjen  Dnb  23il)e  /  jämerlid)  erfeufft  onb  roeg=  ;  gefürt  /  onnb  fonft  graufamcn  rd)aben  an  Seufern 
onb  Selbem  get|)on  /  bag  erfd)redilid)  ift  3U    I)6ren  /  Dnb  eiR  jeben  6!)jiften  ja  btllid)  j  3ur  buf3  onb  bcjfcrung  bifes 
n)ü=  I  ften  Dnb  rol)Iofen  lebens  in  |  bifen  legftenn  geferli=  |  d)en  3eiten  erma=  ,  ncn  folle.    an.S.Cj. 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  gjj  ajjj  — .  Bl.  4^  leer.  Auf  Bl.  iv  ein  Holzschnitt  7  X  5  cm  (Heuschreckenregen), 
auf  Bl.  4'  ein  ebenso  großer  Holzschnitt,  die  Arche  Noah  darstellend. 

I.  Gewitter  mit  Wolkenbruch  und  Überschwemmungen  am  Donnerstag  vor  Pfingsten  an  den  obengenannten  Orten 
bis  gegen  Bamberg.  2.  Regengüsse  und  Überschwemmung  am  Sonntag  nach  Trinitatis  zwischen  Eisenach  und  Gotlia 
(Teutleben).    3.  Blitzschlag  zu  Creutzburg  am  Freitag  vor  Trinitatis. 

Fehlt  bei  Weller.  BerUn 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Fluyschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  47 

(2j  grfcf)re*Iid)e  neroc  i  3citunge  /  öie  im  Can5  3U  Sran=  i  che  /  ju  6cf)roeinfurt  /  Aising  /  OdjJTenfurt  /  1  onD 
anöem  cmbligenöen  orten  /  am  nedjften  ;  ©onnerjtag  Dor  ^fingpen  gefdjefjen  /  öa  t%--  \  Iid)e  9BoIAenbriid)e  niöer  ge= 
falle  feinJ»  /  Diel  i  9Ilenrd)cn  onD  ©i^e  /  jcmmerlid)  erfeufft  m  {  roeggcfürt  /  onö  fonft  graufamen  fdjaöen  an  I  Seufern 
mb  jelDern  getl)an  /  bae  errd)rech=  |  lic^  ift  ju  ^ijren  /  onb  einen  jeöen  eijriften  \  ja  billid)  jur  bufs  onb  bejyerung 
öiefes  I  roüpen  onö  ro|)lofen  lebens  jn  bie=  fen  legten  gefe|)rlid)cn  jeiten  [  ermanen  folle.  [  [Kleine  Zierznchen.]  \  Stern 
»on  einem  ©eibe  /  i  rDe\d)es  Dom  Seuffel  in  ber  9necf)el=    burgird)en  ©renket  roeg=  |  gefüret  ijt.  1 1551.  i 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2Iij  Sliij  — .  Bl.  iv  und  4^  leer.  Auf  Bl.  4'  am  Ende:  ©ebrUtht  3U  &eiP3ig  burd)  : 
Seorg  gantjfd)  /    3m  3al)r  .  1551.  |    Weller  195.  ISlümberg,  G,rm.  Mus. 

(3)  <Srfd)rechIid)e  neroe  \  5eittunge  /  bie  im  Canb  ju  Sran=  *en  /  3U  6d)n)cinfurt  /  Aising  /  Od)fl'enfurbt  / !  onb 
anbem  cmbligenben  orten  /  am  ned)ften  ©onnerftag  !  cor  ^fingften  gerd)e|)en  /  ba  eftlidje  ®oIcftenbrü(l)e  ni=  |  ber  gc= 
fallen  feinb  /  oiel  anenrd)en  onb  2)iel)e  /  jemmerlid)  erfeufft  onb  roeggefurt  /  onb  fonft  grarofamcn  fcf)aben  an  Seufern 
onb  Selbem  getl)an  /  bas  erfd)reAIid)  ift  3U  I)6ren  /  onb  einen  jeben  6!)riften  ja  billid)  3ur  j  buf3  onb  befferung  biefes 
roüflen  onb    ro|)lofen  lebens  jnn  biefen  legten  j  9efel)rlid)en  selten  erma=    nen  folle.  i  anno  5n.CCCCC.LI.  | 

4°.  2  Hl.  mit  den  Signaturen:  —  aij.  Am  Schluß  von  Bl.  2V;  3u  (Srffurb  trudits  ©eruafius  6tl)ürmer  / bei)  6.  ^aul.  I 
Fehlt  bei  Weller.  Berlin. 

(4)  69?fd)rijdiiid)e  SHcroe  3eit=  tung  /  bie  jm  Canbt  3U  Jrandien  /  3U  ©djroeinfurt  /  Aising  /  Od)ffenfurt  /  onb  ; 
anbem  ombiigenbcn  orten  /  am  ned)ften  5)onnerftag  oor  ppngften  /  gefd)el)en  /  ba  e^lid)c  ©oIdicnbrüd)e  |  nibcr  gefallen 
fein  /  oiel  9nenfd)en  onb  ©iel)e  jeiner=  ;  lid)  erfeufft  onb  megk  gefurt  /  onb  fonft  graufamen  [  fd)abe  /  an  Seufern  ofi 
Seibern  getl)an  /  bas  erfd)redi=  i  lid)  ijt  ivScßxen  1  onb  ein  jeben  6I)ri|ten  jl)a  bilid)  3ur  [  Suf3  onnb  befferung  biefes 
roüften  on  rod)=  I  lofen  lebens  /  in  biefen  leftten  ge=  \  fel)rlid)en  seilten  /  er=  |  manen  folle.  1  Slnbere  erf(l)re*lid)e  Seittung  \ 
©ie  ber  Seuffel  ein  ®eib  /  bie  fel)r  geflud)t  onb  gefd)Olten  /  fid)tiglid)  in  ber  Cufft  geföret  /  erroürgt  /  onb  lejiid) 
auff  bie  erbe  /    fallen  laffen. 

4"'.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  Wi\  — .    Bl.  i^  und  4V  leer.    Weller  1953.  Zittau. 

1551  Oktober  25.  , 

Bon  sroeien  ®un=  i  berbarlid)en  onb  erfd)re*li  j  d)en  n)unber3eid)en  /  als  nemlid)  /  roie  in  ber  |  6tabt  JRepffen 
ein  «inblein  inn  3Rutter  j  lepbe  gerocpnet  l)abe  /  ©nnb  in  ber  i  6tabt  ^rage  93lut  auff  einem  j  Sifd)  gefloffen  2C.-.  | 
TOit  (grhierang  /  ©as  man  oon  biefen  onb  |  bergleid)en  3eid)en  /  fo  am  §j)mel  /  auff  er=  |  ben  /  an  9nenfd)en  /  onb 
am  ©iel)e  gefd)el)en    l)alfen  folle.  [  i)urd)  D.  Sieronimum  ©eller  1 1551.  i  \Klcine  Zierleiste.]  ] 

4".  8  Bl.  mit  den  Signaturen: Slij  (sie)  —  55  8ij  Siij  — .    Bl-  i^'  leer.     Mit  Anführung   anderer  Beispiele  von 

Hlutfließen.  Berlin. 

1552  Januar  9. 

epn  ganft  graro=  famlid)  onb  erfd)redilid)  ge=  I  fd)id)t  /  einer  groffen  ©afferflut  / 1  mit  ombreiffung  ber  ^rQd<en 
oü  Seufer  /  onb  ertrendiung  etli=  |  d)er  leut.  ®efd)el)en  3U  9nar=  purg  ber  gauptflabt  im  Sejfenlanbt  /  an  bem  | 
roaffer  bie  e6ne  |  genanbt  /  im  |  jF)ar  |  JS  |  90.©, LH.  i 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  9Iiij  — .    Bl.  i»  und  4»  leer.    In  Reimen. 

Verfasser  ist  Heinrich  Engel,  der  sich  am  Schluß  selbst  nennt,  Berlin;  Nürnberg  St.  B. 

1552  Mai  17. 

(i)  ©on  groffem  rounberbarlid)em  Sagel  /  ber  |  gefallen  ift  3Ü  f)oibicd)t  in  Sollanbt  /  im  3ar  9n.t).Cij.  i 

[Holzschnitt  22.2y.16  cm,  große  Hagihteine  fallen  axin  dtn  Wolken,  in  einigen  Itesonders  großen  sieht  man  Gesichtirr 
und  einen  Dormnkram! ;  daruntT  26  Zeilen  Ttxt  ohne   Untfrsrhri/t.] 

Folioblatt.     Zwischen  4  und  5  Uhr  Nachm.  starkes  Hagelwetter.     »(Stütze  feinb  am  gen)id)t   Bin   ^alb  ^funbt  fd)roer 

geroefen  /  etüd)e  biet)  oierbung  ains  pfunbö  /  baa  feinb  xx  iiij.  lot  /  aud)  etlicf)e  nod^  fd)rocrer  /  onb  etlid)e  ringer.* 

Zürich  (Ms.  F.  12). 

(7)  Von  grossem  wunderbariichem  Hagel  j  der  gefallen  ist  zu  Dordrecht  in  Hollandt  {  iüi  Jar  M.D.LII  {  [Hoksrhnitt 
22x14  cm,  einen  Ilagehrhauer  riarsiellen't]  |  IM  Jar  M.D.LII  auff  den  XVII.  tag  des  Monats  Maj  |  desselbigen  Afftermontags 
zwischen  vier  vii  funff  vren  nachmittags  |  So  ist  in  Hollandt  {  in  der  statt  Dordrecht  ain  erschrockenlich  wetter  gewest 

Eiublattdruck.     Nach  Hess  S.  100.  Bamberg. 

(3)  ©on  einem  n)ünberlicf)en  grojfen  I)agel '.  roelci)er  gefallen  ift  3u  ©orbiecl)t  im  $ollanbt.  |  [Holzschnitt  16x13  cm, 

Hagelkörner,  wie  in  dtr  vorigen  Dar.stellung,  darunter  15  Zeilen  Text,  ohne   Unterschrift.] 

Kl. -Folioblatt.    Bei  Diederiehs  Nr.  412  reproduziert.  Gotha,  Mus. 

1554  Februar  19. 

?Bunb€rbarlid)e    @eficf)t  am  gimmel  onb  ®ol=    dien  /  3U  ®eifenfel)e  in  ?)örin=    gen  /  ben  XIX.  Sebruarij  3u 
abenb  /  3roifcl)en    VIII.  onb  IX.  ol)r  /  roarl)afftig    gcfel)en  /  3m  31)ar  \  1554.    amos  9.  j  alle  6ünber  in  meinem  ©ol* 
follen  burd)ö  f(t)roerbt  flerben  /   bie  ba  fagen  /  (Ss  mirb  bas  on:  glüd«  nicf)t  fo  nal)e  fein  /  {  nocl)  ons  begegnen. ' 

4".  7  Bl.  mit  den  Signaturen :   —  ^ij  aüj  ?Iiiii  8  V\\  SÜj.    (Ob  letztes  leeres  Bl.  fehlt?)  Am  Ende  von  Bl.  '3'nf:  ®ebru*t 

3U  erffurbt  /  burd)  Sncrten  oon  ?)olaen  /  3u  ben  brcn  gülben  flro»  |  nen  /  bei)  6antt  |  3örgcn. 

Die   ganze  Kückseiie   von  Bl.  i   nimmt   ein  Holzschnitt  (11x15.5  cm)  ein.   opt.  Ersclicinungen   am  Mond   darstelleiul 
Verfasser  ist  fln-erorius  Joestel,  Pfarrer  zu  Weißensee  in  Thüringen.  Berlin;  Bibt.  Hellmann. 


48  Hellmann: 

1554  März  10. 

(i)  (Sin  (Srrcf)re*Ii(l)  »ni»  ©unöerbarlid)  3et)(i)en  /  fo  i  am  6amb)"tag  für  3ubica  Den  3el)enben  tag  smartij  jroifdjen 
Jibcn  onnb  ad)t  i  i)l)rn  in  öer  ©tobt  6d)aIon  in  Sran*ret)d)  /  eon  Dielen  leuten  qe^t\)en  roorben.  |  [Hokschnitt  20.7x10.6 cm, 

Feuergarbe  am   Himmel,    links   der  Mond,   rechts    eine  Spierxpitze,   vermutlich   (in    Nordlicht  darstellend ;   darunter 

33  Zeilen  Text  vnd  die  Unterschrift:]  9nid)ael  Dc  Jloftre  ©ante.  \  Slus  'Sxm^i)^\^ä)^x  ©pjad)  Sranßferirt  /  onb  gebruckt 
3U  Jlümiberg  bei)  911.  Soac^im  Seiler. 

Gr.  Folioblatt.  Zürich  (Ms.  F.  14). 

(2)  (Sin  (Srfdjrecftlid)  onD  ©unDerbarlid)  3et)ci)en  /  fo  am  |  eambjtag  für  3ubica  ben  3el)enben  tag  Jnartij  5roird)en 
Pen  Dnb  a(f)t  ol)2n  !  in  ber  6taöt  Salon  in  Sran&repd)/ eon  »ielen  leuten  gefel)enn)oiben.  |  [flo/^scÄ«?«  20.7 xM.Gcwi, 

ders'lbe  Holzschnitt  wie  in  der  vorigen  Ausgabe,   darunter  35  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:]  !  Sluö  Sran5i)fifd)er 

6p2ad)  Srangferirt  /  onb  ©ebiudftt  3U  atürmberg  bep  9tt.  8oad)im  Seiler. 

Gr.  Foiioblatt.  Gotha,  Mm. 

(3)  [Dieselbe  Ausgabe  wie  vorher,  nur  daß  die  Schreibweise  zweier  Worte  sich  ändert,  nämlich:  !>6rfd)!e(hlid)< 

und  »6d)alon«.] 

Gr.  Folioblatt.    Somit  existieren  drei  verschiedene  Drucke  von  demselben  Drucker  J.  Heller.  Gotha,  Mus. 

1554  März  6  und  23. 

(i)  ®ar!)affte  Seitungen  /  ©ie  (Stlid)  I)unbert  9nenrd)en  am  Simel/3U  3ng=  |  elflat  /  3u  «Regenfpurg.  93nb  3U 
9Törnberg  gefeljen  /  JTcmlid)  ©ie  3n  ber  Obern  onb  ©nbern  gigur  91nge3e»)t  3ft  /  ©ie  |  ©aii  onben  3m  Sext  ®et)t= 

leifftiger  ?3emeltl)  9BUrbt,    1554.  |  [Holzschnitt  24.6x25.7  cm,  INiben.sonneu;  darunter  zweispaltiger  Text  von  22  und 
20  Zeilen,  unter  der  rethten  Spalte  die  Unterschrift:]  \  ^  ®g©3t^6ÄS  ©6^  §351316  911)91951. 

Folioblatt  (Nürnberg).    Weller  203. 

In  Ingolstadt  werden  am  6.  März,  in  Nürnberg  am  23.  März  wohlausgebildete  Nebensonnen  beobachtet. 

Zürich  (M».  F.  13). 

(2)  Jleüroe  Septtung  »nb  5öarI)a)Tte  gercl)id)t  /  fo  bifes  ge=  j  genroertigen  9n.©.Lim.  8ars/oon  oilen  9nenrd)en 
3Ö  Sngelftatt  /  3Ü  3?egenfpurg  /  |  onb  3Ö  9Türnberg  am  $iinel  gefe|)en  morben  /  ©ie  bann  inn  bifcr  |)ienad)  gefaxten 
Sigur  I  onb  oolgenbem  Scxt  metjttieüffiger  3Jemelt  onb  angesepgt  roirt.  |  [Holzschnitt  23.7x23.6  cm,  ähnliche  Dar- 
stellung, wie  in  d-r  vorigen  Ausgabe.]  |  [Zweispaltiger  Text,  links  25,  rechts  23  Zeilen,  und  unter  der  rechten  Spalte 

die  Unterschrift:]  \  ^  30  6trar3burg  trucfttö  S!)eobalbu6  ^erger.  \ 

Gr.  Folioblatt.    Weller  203a.  Zürich  (Ms.  F.  2t). 

1554  Mai  26. 

@in  errd)2ij(klid)ed  Sunber3eid)en  3u  'Dtn(f<elfpül)el  j  gerd)el)en  am  6amb{tag  nad)  93rbani  bes  9n.©. Ulli.  gar». 

[Holzschnitt  23.7X16.7  cm,  Ansicht  der  Stadt,  auf  die  es  Blutstropfen  regnet,  im  Vordergrund  drei  Männer  und  zwei 
Frauen,  welch  letztire  beim   Trocknen  der  Wä^he  (auch  mit  Tropfen  befleckt)  beschäftigt  sind.]  j  [Zweispaltiger  Text 

von  je  15  Zeilen:]  9l9tno  ©omini  M.D.LIIII.  am  I  ©ambftag  nad)  93rbani  /  roelt^es  mar  |  ber  xxoj.  tag  9Jlai}  /  \)at  es  3U 

©indiel=  j  fpüljcl  roarl)apg  blut  geregnet  /  3roircl)c  |  xj.  onnb  xij.  ber  hicpnen  t)\)i  omb  mittag  / 1 [am  Schluß:] 

©ebjudit  3u  aiürnberg  burd)  Sans  ©lafer  / 1  l)inter  6.  Cojenöen  auff  bcm  ^laft.  i 

Folioblatt.  Berlin;  Nürnberg,  St.  B. 

1554  Juni  9,  Februar  19. 

3n)et)  ®unberbarli=  j  d)e  /  n)arl)ajttige  onnb  errd)2ödilid)e  j  @efid)t  /  fo  bif5  LIUl.  jar  gefel)en  '  roojben  pnb  am  Spmel 
onb  in  ben  9BoIdicn.  ©as  erft  \  ben  IX.  tag  lunij  3a  ?5Icd)  /  günff  meil  oon  9Tfirnberg  '  gelegen,  ©as  9lnber  3fi  ?öeiffcn= 
fel)e  in  ©6jingen  |  ben  XIX.  tag  Februarij  3Ü  abenbt  / smifi^en  |  Vlll.  »nb  IX.  Dl)2en  roarl)afftig  gefcl)en.   im  jar  M.D.LUIl. 

[Zwei  Engel  halten  eine  runde  Kartusche  mit  der  Inschrift:  VERBVM  |  DOMINI  MA  |  NET  IN  AET  ;  ERNVM.  |]  9lm0S  IX. ; 

9llle  ©önber  inn  meinem  ©oIA  follen  ;  burd)ö  6cl)roerbt  fterben  /  bie  ba  fagen :  \  (Ss  roirt  bas  onglö*  ni(f)t  fo  nal)e 
fein  / 1  nod)  ons  begegnen.  | 

40.  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  51ii!  —  5?  Sij  SÜj  — •  Bl.  8v  leer.  Am  Schluß  auf  Bl.  8':  ©ettudlt  3Ü  OTarpurg 
Dtf  Somel»  I  fart  9Ilariae. Anno. M.D. Ulli,  i 

Das  erste,  das  wahrscheinlich  am  ii.  Juni  stattfand,  eine  Lichterscheinung  (?)  bei  Sonnenaufgang,  das  zweite  der 
Bericht  des  Pfarrers  Gregorius  Joestel.  Dresden. 

1554  Juni  11. 

(i)  3m  9Il.©.eiiij.  3air  ben  xj.  Sunij/ijt  bis  gefid)t  /  ober  i  3et)d)en  / 3um  Sied)  ffinff  mcpl  oon  9Tfirmberg  ge= 

legen  /  gefel)en  ro02ben  ber  geftalt  roie  folget.  |  [Holzschnitt  22X  15.3  cm,  oben  in  der  Mitte  die  Sonne,  durch  die  ein 
blutroter  horizontal  r  Strich  geht,   darunter  zwei  gegeneinatider   anstürmende   Heiterscharen.]     [Hierauf  zweispaltiger 

Text,  links  23,  rechts  21  Zeilen;  am  Schluß  rechts:]  ^  @etru*  (sie!)  3U  9törmberg  burd)  @e02g  9ÖerdieL  • 

Folioblatt.    Eine  schwer  definierbare  optische  Erscheinung.  Berlin:  Gotha,  Mus.;  Nürnberg,  Germ.  Mus. 

(2)  3m9n.©.Lmi.  3ar/bcnXI.tag%ad)monatö/  ift  bif3  gefid)t/ober  3ei)=  d)en  /3flm«Ied)  fünff  mepl  oon 
9lürmberg  gelegen /oon  oilen  menfd)en  j  gefel)en  roo2Dcn/ber  geftalt  roie  l)ernad)  folget.  |  [ff"fc«fÄ'/i«  21.7x14.5  cm, 

kämpfende  Reiter  in  den  Wolken  unter  der  Sonne.]  j  [Zweispaltiger  Text,  links  27,  rechts  24  Zeilen  und  darunter:]  | 

^  30  etraf3burg  tru*ts  SI)eobalbU6  ©erger.  i 

Folioblatt.  Bei  Sonnenaufgang  blutige  Streifen,  dann  Erscheinungen  von  kämpfenden  Reitern.  Als  Zeuge  wird  an- 
geführt:  Leonhardt  Kellner  aus  Nürnberg.  Zürich  (Ms.  F.  24). 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriflen  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  49 

1554  Juli  24. 

(Sin  erfdjsöcWidjes  onD  roarl)a{ftiges  ©unDci3eid)en  / 1  roelc^es  Den  XXIIll.  Sulij  Diefes  Lllll.  3arö  /  am  Simel  ge= 

feljen   ijt  roOlDen.  j  [Hohschnitt  24.6X17.4  cm,  Ri/ti^r  mit  g'-:iUktim  Schwert  in   Wolken.]  |  [Zweispaltiger   Text  von  30 
b:w.  24  Zeilen,   unter   der  rechten  Spalte  die  Unterschrift:]  @eÖ2U(W  5U  «nürnberg  burd)  San»  ©lafer  |  l)inter  6.  Co= 

2engen  auff  5em  '^[a%.  \ 

Folioblatt.  AVahrscheinlich  Darstellung  eines  Nordlichtes.  In  verkleinertem  Maßstabe  wiedergegeben  bei  Hess  Abb.  i. 
Eine  etwas  verschiedene  Fassung  des  Titelblattes  findet  sich  in  Scheuchzer's  Bibliotheca  S.  67. 

Bamberg;  Gotha,  Mus.;  Nürnberg,  Germ.  Mus.;  Zürich. 

1554  September. 

Sroe  grote  Jllirahell  ^  roeicke  gefdjen  fijn  im  jar  1554.  j  ©at  crfte  tl)0  ^renfloro  in  Der  |  9Ilar(ke  /  5)at  anDer 
t()0  '  ©rcfloro  in  Der  6d)le=  |  fien  /  onD  fd)ir  |  omb  eine  |  tiDt.  |  ®oDt  gcue  »ns  fpne  @naDc.  |  [Schnörkel.]  j 

4".  4  Bl.  1  hne  Signaturen.    Bl.  4'  leer.     Lieliter--cht'inungen  bei  Sonnenuntergang  in  Prenzlui  und  später  in  Breslau. 

Außerdem  noch  kurze  Berichte    über   drei   andere  Ereignisse   aus   dem  Jahr  1555,   so  daß  die  Schrift   erst  in  diesem  Jahr 
gednu-kt  word'-n  ist.  Berlin,  Mark.  Mus. 

1554. 

Sine  SunDerbarIid)e  @efd)i(^t  / ;  60  in  6iebenbQrgen  /  balD  an  Der  @ren^e  Des  [  ^ungerlanDs  /  ergangen  i|l.  { 

[Folgen  47  Zeilen  Text.] 

Einblattdmck.     Nebel-  und  Lichterscheinungen.  vermischt  mit  vielen  anderen   Wundererscheinungen. 

Dresden  (Ms.  L.  83  vor  f.  52). 
1554.  1555. 

(Srrci)recklid)en  /  TOunDerbarIid)e  onnD  it)arl)afftige  mirahel  cnnD  5ei)d)en  /  inn  nad)gercl)rieben  6tetten  onD  gleciten  ' 
gjaufam  erfef)en  in  ocrgangen  onD  gcgenroertigc  ^ar  \  onfers  §er!n  jn.D.LIlII.  onD  9R.©.LV.  jeftt  oon  ]  gleubroirDigen 
Icütl)en  aufj  5nci)d)n'cn  lanD  3öfam:  men  qebm<i)t  i  oeDer  meniglid)  do2  äugen  gefteit  /  jör  \  anjeogung  »nnD  roarnimg 
De«  jökünfftigen  enDe  Der  TOelt  /  onD  errd)i6*li(^en  leftjten  tags  /  onD  gerid)t6  onfers  gerjen  /  onD  ()ei)=  lanDe  3I)efu 
Sl)2ifri.  ^ 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  Sliii  — .  Bl.  V  und  4^  leer.  Am  Ende  von  Bl.  t,'':  ^  ®etrU(kt  3&  ©fffurt.  Ein 
Sammeibericht  (Nordlicht?,  Nebensonnen).  Darm.itadt;  Leip:ig;  München,  Hit.  B. 

1555  Dezember  29. 

(i)  Sin  graufamee  6rrd)röchli(f)6  roar  onD  ®IaubI)afftigs  '  n)unDer3er)d)en  /  ?nit  einem  erbermlid)  TOetterIeid)en  / 
Donner  onnD  plijen  onD  ongeftümbt  jjat  feljen  laJTen  / 1  im  ne(l)j"tcn  Derfd)inen  6ontag  Den  29.  ©eccmber  abent  omb 

10.  onD  11.  d[)2.  im  1555.  3ar.     [Hohschnitt  24.7x24.2  cm,  Blitz  schlägt  in  eine  Kirche  ein,  die  brennt.]  \  [Darunter 
10  ZeiUn   Text,    avs   dem   ersichtlich,   daß  dai  Unwetter  bei  Alienburg  und  Schleiz  statlgefunden  und  die  Kirche  zu 

-SeDIiö  bei)  po2n«  angezündet  hat.]  I  ©eDrudrt  ju  SRürnberg  Durd)  ©olffgang  6traud)  Sormr<^neiDer  auff  Der  6cf)mel§= 
t)ätten.  I 

Folioblatt.  Berlin,  Met.  Inst.;  Nürnberg,  Germ.  Mu-i. 

|2)  [Eirte  andere  Ausgabe  dcielben  Blattes  mit  geändert/r  Schreibteeise  von  zwei  Worten:  !>erbermlid)en«  und 
-negften«.] 

Folioblatt.  Gotha,  Mus. 

1556  Anfangf. 

Bon  Dem  erfd)rechli=  (f)en  Someten  /  onD  ongem6n!i=  d)en  ©ettern  /  fo  mir  im  anfang  Diefes  lauffen:  i  Den 
M.D.LVI.  jares  gefel)cn  onD  ge= !  i)brt  i  ein  kurzer  ^eridjt  /  geftellet.  \  ©urd)  /  [  911.  Sacobum  (Sunonem  \  ©6belenfcm.  | 
6l)urfürftlid)er  gnaDen  3U  \  BranDenburg  MATHE-  MATICVM.  i  [Holzschnitt  D.ij  x  5  cm,  Komet  am  bestirnte?!  Himmel.]  \  1556.  | 

4°.    10  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Sljj S  5Sij  Slij  —  (S  — ■    Bl.  iv,   lor  und   lo"  leer.    Ungewöhnliches  Win  er- 

gewifter  in  Berlin.     Der  Winter  war  »sehr  feucht».  Berlin;   Wernigerode. 

1556  Mai  12. 
6in  ongetOOnlid)  gefid)t/an  Der  6onnen  erfd)inen.   '  [Holzschnitt  24.3X24.2  cm,  großer  weißer  Ring  um  die 

Sonne,  dariint<^  13  Zeilen  Text  und  die  Unterschriß :]  ©ei)  Sans  ©lafer  ©2ieffma[er  }u  JRürmberg  /  hinter  6.  Co2enöen 
auff  Dem  ^la^- ' 

Folioblatt.    •Weißer  Kreis  von  ziemlicher  Größe  um  die  Sonne  von  ii'/jUhr  bis  in  die  vierte  Stunde.» 

Dresden;  Gotha,  3fus.;  Zürich  (Ms.  F.  13). 
1556  Juni  2. 

(r)  ©arf)flfftige  onD  (Sr»  rd)rödilid)e  gerd)id)t  /  roeldje  je^unt  gefel)en  ift  roorDen  am  f)enen  Simel  inn ,  einem 
©orffe  genanDt  6tolö/im  I  ©oigtianDe  /  ein  oirtct)!  9nci)I  roegs  oon  (Slfterberge  gelegen.  |  [«<//Mc7m!«  4.4x6.7  cm, 
Christus  am  Kreuz.]  \  3u  mt\)xtm  glaubnis  /  onuD  Das  mans  nid)t  für  ongleublid)  l)altc  / 1  fo  feinD  Dife  oier  'ßerfonen 
vom  \  ^ÜM I  roie  t)ernad)  gemelt  /  \  i)inein  gefegt.  1 

40.  2  Bl.  ohne  Signatur.  Am  Schluß  auf  Bl.  2":  (SeD2Udtt  jU  GrDfurDt.  |  Rätselhafte  optische  Erscheinung.  Vgl.  1568 
März  28  wegen  eines  später  hergerichteten  Berichtes  über  dieselbe  Erscheinung.  Nürnberg,  Germ.  Mus. 

(2)  6in  Grfc^r5d{Iic5  '  ®efid)t  am  $imel  gefel)en  /  fßie  Das  @ött[id)e  ®erid)t  /  am  tag  Sifitationis  /  SInno  1556.  { 

[Holzschnitt  7.3X5.6  cm,  jüngstes  Gericht  {?).]  '  1556. 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ij .     Bl.  i^  und  4'  leer.     Große  Typen.  Königsberg. 

I'hgt.-math.  Abh.  1921.  Nr.  1.  7 


50  II  E  I,  L  M  A  N  N  : 

(3)  (Sin  ©efid)t  am  Si=  1  mel  gefel)en  /  9Bie  öas  @ött=  |  Iid)e  @erid)t  /  am  tag  ^\p  talionis  /  anno  1556.   [Hoh- 

svhnitt  6.7X10  cm:  Christus  in  einer  großen  Aureole  schwebend,  links  unten  betende  Menschen,  rechts  fliehende  teuf- 
lische Gestalten.]  1 1556.  | 

4".  3  (4)  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  —  Stüj-  Auf  Bl.  i*  ein  Holzschnitt  9X13  cm,  ein  Kruzifix  darstellend. 
Große  Typen.  Bibl.  Hellmann. 

(4)  ein  fer  Sr6ftlid)  1  onb  aud)  erfd)rccftlid)eö  öejid)t  /  oon  ©ottes  \  aüngftem  gcrid)t  /  60  am  Simel  Des  abcn^s  ' 
©ijitationie  OTarie/SInno  1556.  augen=  |  rd)einli(f)  gefel)en  ift  moröen.  mit  ei=  i  ner  hurten  onnö  <Sl)riftIid)en  |  erklerung 

onö  VtX-  '  matiung.  j  ^0\)'.  Bau:  |  {^Kleiner  Holzschnitt  ohne  ümrahmunff  5.5x7  im:  Christus  am  Kreuz,  am  F'uß  des 

Kreuzes  ein  Totenkopf.]  |  @eDrucht  ju  9IlagDcburgk  bei)  'pangraft  i  Äempff. ; 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2lij  2liij  — •  Auf  Bl.  i'^  ein  Holzschnitt  6.8x6.5  cm,  die  Himmelfahrt  Christi  dar- 
stellend.    Die  »christliche  Erklärung-,  deren  Verfasser  v^ohl  durch  Joh:  Bau:  bezeichnet  ist,  beginnt   am  Ende  von  Bl.  3''. 

Berlin,  Antiquariat  Breslauer. 

(5)  ein  ®arl)afftig  |  @cfid)t  am  Simmel  gefcl)en  /  gleid)  \  roie  Der  Serr  (Sfiriftus  kommen  roirbt  /  <  Das  3üngfte 
@erid)t  ju  l)alten  ec.  |  ?lm  tag  ©ijitationis  Düariae/    SInno  Slt.D.Coj.    [Holzschnitt  5x6.5  cm,  Christus  am  Krem, 

ein  Mann  und  eine  Frau  knien  davor.] 

4».  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Sllj  Slüj  — •     Bl.  iv  und  letztes  Blatt  leer.    Am  Schluß  von  Bl.  3V:  ^  9}lrid)  ?)ubanj1tT) 

Don  ©uban  auff  Cibi"d)id)  l)od)  |  Ieblid)cr  gebcd)tnus  Äunigin  jn  Sron  Se^em  ]  ©ntrftarar  onb  §auptraan  auff  ^rager  6d)(os. 

»Zu  Cötzgrim,  ein  Viertel  Meil  von  Elsterburg,  gegen  Blauen  zu«  beobachtet  von  4  adlichen  Herren.  Wahrscheinlich  in  Prag 
bei  Buryan  ^^'alda  Streynicky  gedruckt.  Breslau,  ü.  B. 

(6)  gin  mardafftig  @c=  j  fic^t  am  Simmel  ge=  |  fe()en  /  ©leid)  roie  ber  Serr  6()rijtu6  kom  i  men  roirbt  /  bas  3üngfte 

®erid)t  JU  |  !)alten  K.     2lm  tag  ©ifitati0=  |  nie  9nariae  /  SlnnO  \  1556.  |  [Kleiner  Holzschnitt:  Christus  am  Kreuz.] 
4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2Iij  SIüj  — .     Bl.  iv  und  Bl.  4  leer.     Große,  kräftige  Type.  Greifswald. 

(7)  ?Barl)ajftige  /  93}un=  i  berbarlid)e  /  onb  in  allen  Siftorien  :  Dnerl)6rte  @efd)id)t  /  rocld)e  gc("el)en  roorben  ]  ijl  / 
in  einem  ©orffe  /  genanb  ftol^  /  im  Boit=  j  lanbe  /  ein  35i€rteilmeile  oon  eifter=  |  berg  gelegen  /  am  abenb  9ttarie  |  Seim= 
fud)ung  /  roelcfier  ift  ber  |  anber  tag  bes  §ero= !  monbs. ;  ^  |  Jlad)  biefem  @efid)t  /  pnbeftu  aud)  ein  rd)red?Iid)  ©unber= 
3eid)en  /  oon  jroepen  j  ©rbbibemen  /  roel(!)c  gerd)el)en  finb  in  |  ber  Sürckei)  /  3U  5Ropnna  onb  ßonftantinopel  /  bes 
3al)r8  j  1556. !  2.  Sorintj).  5.  |  9Bir  mü|Ten  alle  offenbar  roerben  für  bem  SRid)terftuel  6I)ri=  jti  /  auff  bas  ain  jglid)er 
empfal)e  /  nad)  bem  er  gel)anbelt  I)at  bei)  |  Ceibes  leben /es  fep  gut  ober  bofe.  jSH.S.LVL  | 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?Ii(  ?liii  — .     Bl.  4V  leer.  Berlin. 

(8)  533arl)afftige  /  rounber  |  barlid)e  /  onb  onerljörte  @efd)id)t  /    n)eld)c  gefef)cn  roorben  ift  /  in  einem  ?)orf=    fe  / 
genant  6toIö  /  im  5)oitlanbe  /  ein    öiertelmeile  oon  (Slfterberg  ge=    legen  /  am  abenb  TOaric  Seim[ud)ung  /    roeld)cr  ift 
ber  anber  tag  bes  j  §eromonats  /  bis  Sars  j  1556.  i  [  Wappen  oder  Druckfrzeichm.]  \  §ier  finbeftu  aud)  ein  errd)red?lid) 
9Bunber3eicl)en  /  oon  sroeien  erbbibe=  i  men  /  roeld)c  gefd)el)en  finb  5U  «Ropnna     onb  GonJUantinope!  /    bes  Sars 
«m.D.LVI.  I 

4°.  4  Bl.  ohne  jede  Angabe  und  Signatur.  Nürnberg,  Sf.  B. 

(9)  SJTeroe  Septung  einer  roar    l)afftigen  /  rounberbarlid)en  onb  Dncrl)6r  \  ten  gefd)id)t  /  roeld)e  gefel)en  roorben  ijt  / 
in  einem  ©ojffc  /  genanb  6tolö  /  im  ?)ot=  j  lanbe  /  ein  Diertt()ai)l  mcile  oon  (Slftcr:    berg  gelegen  /  am  abenb  Jnarie 
I)cim=  1  fu(l)ung  /  roeld)er  ift  ber  an  ber  tag  \  bes  Seromonbs  bifes    onDCoj.  ■  [Holzschnitt  5.5x4.6  cm,  in  der  Luft 

über  den  Wolkin  Christus,  unten  Landleut",  rechts  Edclleute]. 

Kl. -8.   4  Bl.  ohne  Signaturen.    Bl.  ir,  41  und  4'  leer.    Weller  16.  Antiquariat  L.  Rosenthal,  Kat.  104. 

1556  August  9.     ■> 

(i)  9Barl)afftige  ncroe  3ei=  i  tung  onb  @efd)id)t  /  gefd)el)en  ju  m--  bcnburg  /  am  «rieunben  tage  bes  Slugflmonbs  / 

biefes  gegcnroertigen  M.D.LVl.  |  3|)ars.  \  [Holzschnitt  ll.OXO.2  cm,  ein  Kordlicht  darstellend.] 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  ?Iiij  — .  Am  Schluß  auf  Bl.  4^:  ®ebrudit3u  ©rff urbt / »um  bunten  Caroen/ben 
6.  ^aul.  i-    Weller  207. 

Der  in  groben,  einfachen  Strichen  ausgeführte  Holzschnitt  läßt  die  Erscheinung  als  ein  Nordlicht  schon  recht  deutlieh 
erkennen;  es  ist  eine  bemerkenswert  frühe  gute  Darstellung  der  Erscheiniuig.  Sie  wird  aber  als  ein  »greittlid)  PngeiDitter* 
bezeichnet.  "  Berlin:  Nürnberg,  St.  B. 

(2)  ®ar|)apge  neroe  3ci=  ,  tung  onnb  ©efcl)id)t  /  gefd)el)en  ju  211=    benburg  /  am  «Heunbten  tage  bes  \  9lugfl= 

monbS  /  bifes  gegenroertigen  j  9R.'D.Coj.3ar6.      [Hdzschntt  7X5.5  cm,  Christus  mit  dm  Aposteln  nach  dem  Himmel 

weisend.]  \  ©ebiudit  burd)  33alen=  tin  ©epfjler.  ! 

4".  4  Bl.  mit  den  Signat\iren:  —  aij  9liij  — .  Weller  207  a.  Breslau,  U.  B.;  Dresden;  JMimberg,  Germ.  Mus. 

1556  September  5. 

®art)affte  onb  grunblid)e  anBepgung  /  einer  erfd)2ödilid)en  |  onb  Simlifd)cn  @erd)id)t  /  fo  gefe!)en  roojben  iJt  am 
Simel  /  inn  einer  ©tat  ßüfterin  genanbt  / 1  onb  in  ber  marik  gelegen  /  @cfd)el)en  am  5. 6cptem.  in  bifem  M.D.LVl.  3ar. 

[Hokschnitt  25.2X18  cm,  Nordlichtdarstellvng  durch  zahlreiche  Flammen  verschiedener  Größe  und  Gestalt,  im  Vorder- 
grund einige  Bischamr:  darunter  24  Zeilin  Trxt  und  die   Vntcr.tchnft:]     ?Jei)  3ol)ann  Sramer. 

Groß-p-olioblatt.  Q^tha,  Mvs. 


i>/>  MHeorologk  in  den  (kiitschi'n  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  51 

1556  Dezember  6. 

©is  3eicJ)en  an  öer  6onncn  /  ift  3U  ©ittembergk  /  am  annöern  ©ontag  öes  Slöuentö  /  gleid)  i  onter  5er  ^reöigt  öes 
(Suangelij  Cuc:  21.  66  roeröen  Seidjen  gefdjcljen  an  öer  ©onnen  /  OTonö  /  onnD  I  6ternen  /  gcfel)cn  rooiöen  /  SInno  1556. 

\Holzfichnitt  24X23  c;«  mit  eiiier  Ntben'onn(7iabbilduny,  daiunhr  ein  Bild  d^r  Stadt  Wittenberg]  •  ©3$  erfdjtedftlld) 
©ild  an  der  6onn     3nan  l)at  am  Simel  fel)en  ftan  /     [im  ganzen  62  Zeilen  Verse  in  drd  Spalten ;  darunter  am  Schlvß 

der  dritten  Spalte:]  ©ei)  ©abfiel  ©djnelbolft  /  ju  ®it=    tenberg  in  öer  Söpffergaffe.    1556. 

Folioblatt.  In  verkleinertem  Maßstab  wiedergefiebcn  bei  Hkss,  Abb.  5,  nach  dem  Baniberger  Exemplar.  Hervor- 
gehoben durch  übergeschriebene  Bezeichnungen  ist  »^^ilippj  t)aUS<  zwisclien  »(Soüegiumo  und  »ßlofter«. 

JMimberff,  Girm.  Mus.;  Bihl.  Hellmann. 

1337  Januar. 

SIGNA  ET  PRODIGIA  IN  SOLE  ET  LVNA  Viennae  Auftriae  vifa.  Anno  I  M.D.LVll.  MAGNIRCO  ATQVE  CLARISSIMO 
VIRO  GEORCIO  BRANDTSTETTERO  SACR^E  ROM:  HVNG:  Bohaem:  &c.  Reg.  Maieft;  Confiliario,  &  Celeberrimae  huius  Vrbis 
Viennenris  Confuli  dignifTimo.  Domino  ac  Patrono  fuo  gratiofo.  [Holzschnitt  H6.5x24.(!  cm,  Nordlicht  und  Nebensonnen 
aber  der  Stadt  Wien,  reihts  di>-  Kirche  St.  Stephan,  linA's  das  Hospital  S.  Marci]  [Zweispaltiger  lateinischer  Text, 
gez( lehnet:  Ambrofius  Ziegler  ibidem  verbi  Dei  Minilter..  narunier  quer  über  die  ganze  Seite:  »Thomae  Rvef  Tyrolensis 
Carmen  de  pareliis.  VI.  Calend.  Anno  1557  visis-,  unter  diesen  vierspattigen  Ven-en:]  VlENNit  Auftriae  excudebat  Raphael 
Hofhalter.  ; 

Ungewöhnlich  großes  Folioblatt.  Am  6.  Januar  1557  sind  Nebenmonderscheinungen,  in  der  folgenden  Nacht  ein 
Nordlicht  (?)  beobachtet  worden.    Die  Darstellung  des  aufsteigenden  Nordlichts  nicht  übel.  Zürich  (Ms.  F.  32.) 

1537  September  14  (13). 

(i)  Gin  erpdjiijdtlid)  onb  graufamli(|)  geroäJTer  /  fo  yii)  in  der  6tatt  {  9tom  burd)  die  Spber  /  begeben  /  am  14.  tag 

öes  ScrpftmonatS  /  1557.  3ar.  j  [Holzschnitt  2(ix  l'J.5  cm,  Fluß  mit  schwimmenden  Gegenständen,  ei  trinkenden  Menschen 
und  Tieren,  im  Hintergründe  die  Stadt]  .  [Text  von  32  Zeilen,  vielleicht  auch  mehr  und  eine  Unterschrift  darunter; 
eortiegendes  Exemplar  unten  scharf  beschnitten.] 

Folioblatt.  Nürnberg,  Germ.  Mm. 

1557  September  15. 

(2)  %erid)t  Don  bem  'Sxxtb  1  \  60  jmifdjen  ^apf!  %tm\o  bem  IUI  k.  \  onb  $f)ilippo  ^i>nigen  in  ^ifpanien  onb 
(Snge=    lanbt  2c.  bei)  «Roüi  auff  freiem  Selb  1  gemad)t  roojben.    ©on  öem  groffen  roafl'er  /  t  fo  ben  XV.  6eptembji6  / 
M.D.LVll.   3u  iRoiü  gcroefen  /  onö  anftommen  ift.    W\\  erjelung  /  roas  fci)aben    Daffelbig  an  ^rud«en  /  Äird)en  /  ^al= 
laften  /  getrei)b  /  mein  onb  i)l  /  getl)an.  !  aud)  roie  Dil  es  leut  erfeufft  /  onb  roas  fi^  '  fonft  jugetragen  l)ab  /  in  bifem 
M.D.LVIL  jare. 

4°.  3  (4)  Hl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  ?liij.  Unterschrieben  am  Ende  auf  BL's^:  .  .  .  ®eben  3U  SROJti  ben  24.  Sep= 
tembiis  /  im  1557. 3ar.  Groer  TOirben  ©iener  i  L'OIfradi.  Nürnberg,  St.  B. 

(3)  ©erid)t  Don  bem  Sribe  /  60  3roifd)en  ©apfl  ^aulo  bem  lUL  jc.  onb  ¥l)ilippo  Königen  in  Sifpanien  onb  i 
(Sngelanb  it.  bei)  Rom  auff  freiem  \  Selbt  gemad)t  roojben.  ©on  bem  grojTcn  roajfer  / 1  60  ben  Xo.  6eptembri6  / 
sn.^.Cuij.  I  3Ü  Kom  geroefen  /  onb  ankommen  ift.  OTit  er3elung  /  roas  fd)abe  baffelbig  an  ©rugken  /  Äird)en  / 
^al= !  laflen  /  ®e<rei)b  /  ©ein  onb  Oel  getl)an.  2lud)  roie  oil  es  leüt  erfäufft  /  onb  roas  fid)  fonft  3ügetragen  ^ab  / 
in  bifem  !  TO.C.CDij.Sor. ! 

4".  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  91ii(  —  8  8ij  SSÄj  — .  Bl.  i*  und  8v  leer.  Der  Bericht  über  die  Übersrhwemnmng 
rndet  auf  3''  und  ist  unterschrieben;  L.  Olfradi.  Bibl.  Hellmann. 

(4)  fi3arl)afftige  neüroe  3eQtung :  |  Srftlid)  oon  beiii  friben  \  in  roas  moffen  ber  3roUfd)en  bem  Sapft  j  ^aulo  bem 
Vierten  /  ^nb  ^ünig  ^l)itippo  ift  offgerid):  tet.  Demnad)  oon  bem  Dnauf3fpred)Iid)em  {  fd)aben  /  ben  bas  Gaffer  SQberie  | 
3ü  5{t)om  ber  ftatt  31!=  !  gefügt  l)at.  auf3  3talianifd)er  fpiad)  /  inn  roeld)er '  es  nerolid)  3Ü  3ll)om  in  bruA  ift  auf3ge= 
gangen  /  inn  bie    Seütfd)  gebrad)t  /  allen  6l)!iftglaubigen    9Renfd|)en  nüglid)  3ulefen  onb  i  3übetrad)ten.    911. 9. L VII. 

4".  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  — 9Iij  aüj  —  55  Sil  Üj — .  Bl.  i^  leer.  Weiler  210.  Etwas  kleineres  Hochwasser  der 
Tiber  als  im  Jahre  1530.  München.  St.  B. 

1557. 

Warhafftige  ersdirecklidie  Newe  zeitung,  durch  welche  vns  Gott  abermals,  ehe  er  mit  der  eisern  Ruthe  nachdrucken, 
zur  zeitigen  Busse  vermanet. 

O.  O.  u.  J.  (1557).  4".  2  Bl.  Bericht  von  Z.W.  über  einen  in  Pommern  gefallenen  Bhitregen,  datiert:  Corlin,  am 
Sontoge  Reminiscere  eilig,  Anno  Ivij.  Nach  Weller  222  in  Nürnberg,  Kirchen-B.,  d.h.  jetzt  Stadtbibliothek,  wo  ich  aber  die 
Schrift  nicht  fand. 

1558  Mai  17. 

( I )  ®arl)afftige  @efd)id)t  /  eines  grarofamen  ©etters.   @efd)el)en  3U  ©urgktf)onna  in   Sl)üringen  /  ben  Dienftag 
nad)  Socem  ^ocun^    bitatis.  \  9nno  Domini  M.D.LVIU. 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  — ^ij  ^Hj — .    Bl.  4V  leer. 

-Sern  Cefer^  Bl.  iv— 2',  »Crfdjjödtlidje  ncroe  Septung«  ge3.  »SIlarcuB  TOagner  oon  primär-  Bl  2»— Mitte  3',  ?Jgr3eid)nuB 
ber  'Pcrfoncn  3U  Surgk  tl)onna  /  fo  mit  jren  Äinbern  /  Saug  onb  '  Soff  /  ©ienftag  nad)  Vocem  lucundltatis,  1 3U  SIbenb  im  TOaffer 
Dmbhommen  finb  Bl  3''— 4'  BM.  JJeilmann 


52  H  E  L  L  M  A  N  N  : 

(2)  «!BarI)afftige  gcrd)icl)t    eines  graufamen  roetters.    ®e\d)e\)en  ju  <Bur9tt)onna  in    Sl)ürin9en  /  öen  Dienftag 
nad)  Docem  3ocun=    bitatiö.  |  Slnno  ©omini  M.D.LVlll. 

4».  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Sil)  äüj  — .  Bl-  4'  leer.  Schwabacher  Type.  Vgl.  Hellinann,  Die  «Thüringische  Sünd- 
üut.  vom  Jahre  1613  (Bericht  über  die  Tätigkeit  des  K.  Preuß.  Meteoro!.  Instituts  im  Jahre  1912.   S.  [25]).  Bonn. 

(3)  9Barl)afftige  gefd)id)t  j  eines  graufamen  ©etters  /  gerd)e=   l)en  3U  «urghtl)onna  in  Sl)ü=  ringen  /  Den  ©inftag 
nad) !  ©ocera  .3ocun5i=  1  tatis.  1  Slnno  Domini  «m.D.loiij.    ©cörudit  3U  ©rffurtit  /  öurd)    Sfierten  oon  folgen  /  3U 
öen  örepen  gülöen  |  Äronen  /  bep  ;  6.  3ijr=  !  gen. 

4».  4  Bl.  mit  den  Signaturen  :  —  9lij  M\  — .    Bl.  4^  leer.  Ure^len. 

(4)  {Dieselbe  Ausgabe  wie  vorher,  nur  mit  dem  unterschied,  daß  liiomxxn*  statt  »©omini«  "tfht  und  daß  der 
DruckvermerJc  ganz  fehlt;  dafür  unter  dem  Titel  ein  Schnörlcel.} 

40.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  Slüj  — ■  Bl.  4V  leer.  Dprlin. 

1558  Juni  30. 

ein  ©unberbarüd)  gefidjt  /  ?öeld)e6  ju  Canerftat  fünff  9net)l  i  roegs  oon  «Römberg  /  gefel)en  rooiden  ift.  i  [Bok- 

schnitt  36Xiö.5  cm,  merkwürdige  Wolkenbildungm  bei  Sonnenuntfrgatig  am  HO.  Juni  1558  (feuriger  Draclun),  rlarunler 
7  Zeilen  Text  ohne   Unterschrift  (abgeschnitten).] 

Querfolioblatt.  Nürnberg,  St.  B.;  Zürich  (Ms.  F.  12). 

1559  August  13. 

(i)  9Bän5erIid)e  cnD  ma--  \  \)Mt  @erd)id)t  /  5ie  )id)  3"  Srepbergk  /  mb  \  in  Derfelbcn  ®egenD  in  TOepffen  ju= 
getragen  |)at  / 1  öen  13.  Slugufti  /  3m  1559. 3al)r.  [  «mit  einer  Borrebe  /  §errn  Sieronpmi  9BeIIcri  /    öcr  Ijeiligcn  6d)rifft 

©OCtor  /  JC.  I  [Holzschnitt  Sxl2  cm,  eine  Bergstadt,  am  Himmel  Sonne,  Mond,  Sterne  und  zwei  Engel,  ron  denen 
der  untere  zur  Erde  herunterruft:  WEWEWE.  Als  Umschrift  des  Holzschnittes  Bihistellen,  links:  Tobia  12,  in  drei 
Zeilen;  rechts:  Psal.  15,  auch  in  drei  Zeilen.] 

4».   10  Bl.  mit   den  Signaturen:  —  5Iij  Sliij  —  ^  8ij 6  6ij.     Auf  Bl.  lov   am  Schluß:    3u  CcipBig  bruAtß  gau» 

9{l)araban)  1559.1 

Die  Vorrede  von  Wellek  auf  Bl.  iv  bis  4',  dann  der  Bericht  »Com  ®UnbCJ3eid)en  Onb  ©etter«,  Bl.  4»  bis  v^  unter- 
zeichnet 3of)anneö  6c^üt  /3n  bcr  Meters  |  Sird)cn  3U  Jreobergft  ?. !  darauf  auf  Bl  7^  bis  8^:  ?5oIgen  nod)  3tDcp  ©unöerrocrdi  / 
roeld)e  i  3ugleic^  gcfd)e6en  finö.  i,  schließlich  auf  Bl.  gr  bis  lov:  gm  ftur^er  6ermon,  gezeichnet:  «dl.  3ol)anneö  JlieöerjTeter / 
^far^err  3u  6.  Kliclas. 

Ungewöhnlich  starkes  Gewitter  mit  Hagelschlag  (Hagelsteine  bis  33/4  Pfund  schwer!)  und  Windhose  (»Zwirwelwind«) 
mit  großen  Verwüstungen,  die  eingehend  beschrieben  werden.  Darm4adt;  Lübeck. 

(2)  9BunberIid)e  onb  ener|  J)6rte  @efd)id)t  /  bie  fid)  3U  Srei)bergk  /  i  »nb  in  berfelben  ©egenb  in  «RTepffen  3ugetragen 
l)at  /  ben  13.  Slugufti  /  3m  1559.  3a!)i'-  I  '^  1*'*^  ;  91lit  einer  5)orrebe  /  Ferren  gieronpmi  ©ellcri  /    ber  i)eiligen  6d)rifft 
Doctor  /  2c:  \  Sobie  12.  |  "Der  Könige  onb  gfirften  SRatJ)  onb  l)eimligkeit  /  fol  man  j  Derrd)roeigcn  /  Slbcr  ©ottes  ©unber= 
roerdie  /  folman  |  |)errlic^  preifen  onb  offenbaren.  |  ^fal.  18.  |  Unb  ber  SSSRSR  bonnerte  im  §imel  /  23nb  bcr  S6l)ep 
lies  feinen  Donner  aus  /  mit  Sagel  onb  W\^tn  i  v..  \  ^^J^  \ 

4°.   loBl.  mit  den  Signaturen:  —  21ij  SIÜj  —  S  95ij 6  6ij.     Am  Ende   von  lo':  3u  Srcf3lan)  bru*tö  ßrifplnus 

6d)arffenberg.  1559.  |  Derselbe  Inhalt  wie  in  der  vorigen  Ausgabe.  Berlin;  Bibl.  HeUmann. 

(3)  ©unberlid)e  onb  onerf)6j=  |  te  @efd)i(f)t  /  bie  fid)  3Ö  Srei)bergk  /  onb  inn  [  ber  felben  gcgent  inn  5Ret)ffen 
3ügetragcn  |  l)at  ben  xiij.  3Iugufti  /  3m  M.D.LIX.  3ai'.  \  ^\\  einer  ?5orrebe  Serrn  §ieronimi  |  ©elleri  /  ber  l)ci)ligen 
fd)rifft  I  ©octor  etc.  |  Sobie  am  xij.  6ap.  |  ©er  Äi)nige  onb  Surften  SRat!)  /  onb  I)cimiid)keit  fol  1  man  Dcrfd)n)eigen  / 
aber  ©ottes  rounbermerdien  foll  man  l)enlid)  preofen  onb  offenbaren.  | '«?  ^  i 

4°.  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ^ij  2Iiij  —  S  — .   Am  Ende  von  Bl.  6':  ®etrudit3fl  Strasburg  ben  S;i)ieboIt  Serger. 
Bl.  6v  leer. 

Derselbe  Inhalt  wie  in  der  vorigen  Ausgabe.  Dresden. 

(4)  9BunberIid)e  »nnb  Dner=  |  \)bi\t  @efd)id)t  /  bie  fid)  3fi  j  Srepbergk  /  onb  in  ber  felben  gegenbt  in  9ITei)fren 
3ugetragen  f)at  /  ben  Djei)=  |  3el)enDen  Slugufti  /  biefes  |  M.D.LIX.  jars.  |  «mit  einer  öosrebe  Serjn  i  §ieront)mi  ©elleri  / 
ber  |)ei)Iigen  \  6d)jifft  ©octoi  /  k.  |  Sobie  xij.  |  [3  Zeilen  Zitat.]  \ 

^  4°.  12  Bl.  mit  den  S  gnaturen:  —  9lij  2llii  —  S  9?ij  SÜj  —  6  6ij  ßüj  — .  Bl.  iv  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  12":  SeblUdtt 
3U  Jlurmbcrg  /  burd)  8oI)ann  |  DOm  Serg  /  cnb  Clrid)  STerober.  |  Enthäli  wieder  die  Berichte  von  »Johannes  Schütz«  und 
»Johannes  Nidersteter«.  Berlin. 

1560  Januar  30. 

(i)  ein  auf3legunng  /  auff  i  bie  St)mlifd)en  5en)23et)d)cn  /  fo  erfd)i= ;  nen  onb  auffgangen  fein  /  im  Doiff  5lei)d)e= 
naro  / 1  oin  9Rei)l  roeges  oon  eamift  gelegen  /  ben  30.  i  Sage  bef3  «monats  3anuarij  /  bifes  |  1560.  3or6  /  ©erd)ji= ;  ben 

burc^  /  I  ©OCtOJ  ^Deronimum  TOeller  /  |  3Ü  5ret)bcrgk.  j   [5  Zeikn  Bibelzitat  aus  Joel  2.  darunter  <in  Zierzeichen.]  '< 

®ebjudit  3ü  augfpurg  /  burd)  |  Sans  ©egier.  1 

4".  4  (?)  Bl.  (Exemplar  defekt).    Nordlicht.  Kürnherg,  Germ.  Mus. 


DIp  Mf'tfoi-ologie  in  den  deutsehen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrli.  53 

(2)  SimlifcFye  geuer5eid)cn  fo  im  grojyen  lidjtcn  gefid)t  Öes  l)im=  mds  /  öen  30  Sag  öcs  Dltonats  3anuarij  / 
öiefes  1560.  jars  /  auffgangen  m  errdjinncn  /  3)nö  im  ©orff  SReic|)enan)  (ein  mer)I  roeges  »on  ßamift  gelegen)  »nö 
im  ganzen  ^ef)emird)cn  /  onJ)  SJneppifdjen  @renSenti)aI  /  aud)  an  Dielen  orten  mcljr  gefe^cn  fein  '  rooröen  /  mit  einer 
SroftIid)cn  Auslegung  nad)  ©ottes  roort  /  oom  3üngften  Sage  /  onb  aujTerftel)ung  öer  SoDen  /  j  öurd)  3oannem 
9nerclium  ^farl)crrn  3U  5Repd)cnbad)  befd)rieben.-.  3oel.  am  2.  3d)  roil  ?öunöer3eid)en  geben  im  Spmel  onö  auff 
eröen  /    nemlic^  ©lut  /  Seuer  /  onb  5Jaud)öampff  /  ef)e  öafi    ber  gro|Te  on  rcJ)re*lid)c  Sag  öes  Serrn  kompt.  |  [Hoh- 

■•••cJinitt  J().0x7.9  cm,  »enkrechte  hiihtstvahlen    am  Himmel,  untin  im  Vnrdrgrvnde   darauf  hinwdsende  und  disku- 
tierende Leute.] 

4°.  7  (8)  Bl.  mit  den  Signaturen;  —  9lij  Slij  Sliij  55  8ij  SÜj.  Auf  Bl.  iv  nocli  ein  kleiner  Holzschnitt,  6.7  X  7.3  cm,  wie 
auf  dem  Titel  der  späteren  Auflagen  der  Hauernpraktik :  zwei  Männer  und  eine  Frau.  lierlin. 

(3)  [Eine  andtre  Ausgabe  virn  (2),  gedruckt  in  Nürnl/erg  von  Georg  Kreydlein,  mit  den  Signaturen  —  3lij  SliJj  — 
B  Sij  9iij  — ,  Bl.  8"  leer,  fand  ich  in  einem  Sammelbande  der  -alten  Bibliot/tek"  in  Wolfenbüttet.  versäumte  aber, 
den  Titel  genau  abzuschreiben.] 

1560  März  29. 

1 1)  iHcroe  Seitung.  ©in  rounbcrbarlid)  @end)t  am  Sim=  mel  /  fo  burd)  ben  ^farrl)crr  /  onnb  anber  'Per:  |  fönen  / 
bes  Dojffö  afd)re  /  inn  ber  Cöblidjen  Serr=  fd)ap  SI)onna  gelegen  /  gefe^en  1  ijt  rooiben.  j  Koma,  am  Vlll. '  [9  Zeilen 

Zitate  aus  der  Bibil.]  ^  ^ntlO  M.D.LX. 

4"-    (5)  (6?)  Bl-  niit  den  Signaturen:  — 9lij  SlÜj  —  8-     Bl.  i»  leer,  Bl.  2»  bis  3".  Vorrede   in  Prosa,  unterzeichnet: 

3oan  (SÖIi^  /  ^arrl)eTr  3U  i  9fd)2e.  !     Darauf  wird   in  Versen   die    Erscheinung,   offenb.'r  ein   Nordlicht,   am    •Freitag    nach 

l.actarr.,  hesihriebcn.     Fildt  bei  WclItT.  Wernigerode. 

(2i  9teroe  3eitung.  (Sin  rounbcrbarlid)  @cfid)t  am  Sim=  ■  mel  /  fo  burd)  ben  "Pfarr^err  /  onnb  anber  ^er=  |  fönen  / 
bes  ©oiffö  afd)re  /  inn  ber  Cöblid)en  Serr=  i  fd)ajft  S!)onna  gelegen  /  gefel)en  ift  roojben.  |  [11  Zeilen  Bibekitai.]  anno 
M.D.LX. 

4".  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  M\  —  8  — •  Bl.  i"  und  Bl.  6  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  5»:  ®ebJUdlt3U  3lürn= 
berg  /  burd)  (  Qeoiq  Srepblein.  '     Inhalt  derselbe  wie  vorher.     Weller  240.  Nürnberg,  St.  B. 

1560  Dezember  14/15. 

Tlttot  3eitung.  erfc^ro*licf)e  ge=  rid)t  /  fo  ju  ©ien  inn  Ofterreid) ;  am  Simel  /  oon  ber  SRöm.  Äai).  1  91tai).  per= 
fonlid)  /  fambt  jl)rer  1 9nai).  5lät()cn  /  Soffgefinb  onb  ©urgerfd)afft  ba= ,  felbft  gefel)en  roorben.   M.D.LXl.  j 

4".  4  Bl.  ohne  Signaturen.     Bl.  i^,  y  und  Bl.  4  leer.     Große  Typen.     Fehlt  bei  Weller. 

Am  14.  und  15.  Dezember  Gewitter  mit  Blitzschlägen  in  die  St.  Stephan-  und  St.  Peterkirche.  Am  Abend  des  15. 
und  am  21.  Dezember  Nordlicht  (?).  Königshert/. 

1560  Dezember  28. 

(i)  (Sin  graufamb  /  onb  erfd)riid{lid)  n>unber3ei)d)en  /  fo  j  am  28.  tag  t)ecemb2ts  im  Cx.  3ar/3U  (Sd{elf3l)ei)m  ein 

Ktei)!  j  roegs  OOn  S0Jd)l)ei)m  gefd)e()en  ift.  !  [Hfilz.<schnilt  27X20.3  cm,  Nordlicht  durch  abwärts  gehende  au-'!  den  Wrdken 
kommende  feurige  Strahlen   darstetl<r(d.]     [Darunter  19  Zeilen  Test  und  die  Unterschrift:]  (  ®ebnidtt  3Ü  Jrtürmberg  / 

burd)  ©eoig  SRcrdtel  /  im  LXl. : 

Folioblatt.     Vielleicht  Drugulin  (192).  Nüi-nberg,  derm.  31u-i. 

(2)  (Sin  graufamb  /  onb  erfd)]i)dtlid)  n>unber3eQd)en  /  fo  am  28.  tag  1)ecembii6  im  CX.  3ar  /  3ä  @d{elf3l)ei)m  ein 

JUepI    roegs   OOn  SOJd)l)ei)m   gefd)el)en    i%  \  [Holzschnitt  25.3  {?)X  19.7  cm,   Nordlicht,  feurige  Flammen  abwärts  aus 
den  Wolken,  darunter  19  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:]  \  (Sebrudtt  5a  9IQrmberg  /  burd)  ®eOig  ]  TOerdtel  /  im  C.Xi. 
Folioblatt  (\  erliegendes  Exemplar  an  den  Seiten  etwas  beschnitten).  Zürich  (Ms.  F.  12). 

(3)  (Sin  graufamb  /  onb  erfdjiödilid)  rounbcr3ei)d)en  /  fo  |  am  XXVIII.  tag  ©ccembris  im  LX.  3ar  3u  (Sdielf3!)ei)m 

einmei)!  roegs  ,  OOn  S0Jd)l)C9m  gefd)el)en  ift.  j  [Holzschnitt  28.3X20.3  cm,  Nordlichtdar Stellung  wie  in  der  vorigen  Aus- 
gabe, darunter  19  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:]  \  @ebrudtt  3Ü  Würmberg  /  burd)  @e0jg  TOerAel  /  im  LXl.  j 

Folioblatt.     Somit  gibt  es  drei  verschiedene  Einblattdrucke  von  Georg  Merckel.  Gotha,  Mu-i. 

1560  Dezember  28. 

Sin  fel)r  crfcF)jbdüic^  @efld)t  onb  ?öunber3aid)en  /  roeldjes  gefel)en  ift  \  rooiben  3U  Bamberg  onb  Cied)tenfelf3. 

SlnnO  9n.5).CX.  ben  XXoiij  Decembcrö.   ,  [Holzschnitt  .32.5X16.3  cm,    hn  Nordlicht  durch  lange  rote  SirahUn  dar- 
stell'nd,  darunter  die  Stadt  Bamberg.]   [Zweispaltiger  Text,  links  13,  rechts  11  Zeilen,  darunter:]  ^  @eblUdtt  30  5lfirn= 

berg  /  burd)  @eorg  9xtx)h\m. 

Foliublatt.  Ueproduziert  bei  Diederichs  Nr.  416;  der  Herausgeber  faßt  die  durch  lange  Schwerter  dargestellten  Nord- 
lichtstrahlcn,  die  aus  Gewölk  horvorschießen,  irrtümlichei'weise  als  «ein  paar  sonderbar  gestaltete  Wolken-  auf.  Eine  Aus- 
gabe mit  etwas  verschiedener  Titelfassung  bzw.  Orthographie  in  Nürnberg,  St.  B.,  Nr.  2463  des  historischen  Katalogs. 

Nürnberg,  Genn.  Mut.  u.  St.  B. 
1560  Dezember  28. 

(i)  ein  ©unberbarlid)  gefid)t  /  60  am  xxoiij  ^ecembiie  /  im  LX.  3ar  /  inn  ber  ©tabt  /  «Rürmberg  /  onb  auffer()alb  / 

ift  gefel)en   XOOlbtn.    [Holzschnitt  37X22.6  cm,  ziemlich  gute  Nordlichtdarstdlnng,  unten  Nürnberg,  darunter  links  8, 

rechts  6  Ziilen  Text  und  (rechts)  die  Unterschrift:] :  ^  Bci)  Sänne  @lafer  Biieffmalcr  /  5U  SRürmberg. ; 

Querfoliohlatt.  Gotha,  Mim. 


54  H  E  L  L  M  A  N  N  : 

(2)  [Eine   aiiderr  Ausgabe   d/saelbm  Blattes   ziigf  nur  die  kleine  Verschiedenheit,  daß  in  der  VnUrschriß  das 

erste  M'oTt  »^Set)"  fortgelassen  ist.  Koloriert  ist  es  ebenso  wie  das  vorsteh/mdi,  was  wohl  am  besten  beweist,  daß  die 
Hrießnaler  selbst  die  Farhengehwg  besorgten.] 

(Juerfolioblatt.  "  Cothn,  Muf. 

{3)  (Sin  rounbcrbarlic^  Oejic^t  /  fo  am  xxoiij.  ©erembris  /  im  CX.  3ar  /   inn  5er  6fatt  «Rürnbcrg  onb  au|Terf)aIb  / 

ift  aerel)en  roOJÖen.  |  [Holzschnitt  H3.3XI5:7  cm,  ziemlich  gute  Nordlichtabbildnng,  unten  Nürnberg,  darunter  zwei- 
spaltiger Text  von  8  und  7  Zuikn,  ohne  Unter schriß.] 

Querfolioblatt.  Zürich  (Ms.  F.  12  und  22). 

1561  Januar  16. 

?Bar()aflfte  3er)d)tn  mb  3ct)ttung/fo  ju  JRottenburg  Df  [öer]  |  Sauber /SInno/M.D.LXl.  ben  XVI.  Sanuarij / am 

§pmel  DOn  :  menigklid)  Öafclbft  roarijapg  qe^et)en  IDOJbcn.  j  [Holzschnitt  24.6  {?)X21  cm,  Nebensonnen  mit  vollstän- 
digen oberen  wid  unteren  Kreisen  und  einem  unteren  Berührungsbogen ;  darunter  24  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:]  { 

©ebiöcfet  ju  «nürcmberg  /  burd)  ©eoig  5Rer*eI.    2lnno  /  M.D.LXl.  3ar.  i 

Folioblatt  (■vorliegendes  Exemplar  oben  nnil  rechts  mit  Text-  und  Bildverlust  beschnitten).    Weller  249. 

Zürich  (Mm.  f.  12). 

1561  Februar  27. 

(i)  @rüfibtlid)e  onb  xom--  !)apge  ?3eri(^t  /  Don  Dem  erfdjre*: ,  lici)en  Dtib  «55unbcrbarlid)en  3eid)en  /  n)eid)es 
am  Simel  am  ©onncrftage  nad)  gnuocauit  Des  LXl.  \  3al)r6  /  3roird)en  eifslcben  mh  Dltonsfclt  /  auff  ben  91benb  mit 
ber  6onnen  onbergang  /  3roircJ)en  t».    onb  x>\.  r)l)r  /  »on  Dielen  «perfonen  gefcl)en  ift  roorben.   2In  einen  guten  Sreunb 

JU  Snörmbergk  gefdjrieben  /  |  Cnb  mit  getCi=  '  let.  [Holzschnitt  12X8  <m,  rechts  von  der  untergehenden  Sonne  Christus 
am  Kreuz,  links  zwei  rauchende  Siiulen  und  eine  Rute.] 

40.  4  Rl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  Sllij  — .     Bl.  41'  leer. 

Auf  Bl.  i^  ein  Brief  an  Max  Biching  in  Nürnberg,  gezeichnet  Weimar  den  12.  Martij  .  .  .  3.  ©.  911.  6.  Rätselhafte 
Lichterscheinung  bei  Sonnenuntergang.  Berlin;  Halle;  Königsberg. 

(2)  ©rfinblidjc  onb  n)ar[)affti=  ;  ge  ^erid)t  /  oon  bem  errcl)re*lid)en  onb  ,  n)unberbarlid)cn  3eic|)en  /  roeld)6  am 
§imel  am  ©on  \  nerftage  nac^  Snuocauit  bes  61.  3ar8  /  Broifclien  (Si)5=  leben  onb  JOansfelt  /  auff  ben  9lbenb  mit  ber 
6on  I  nen  ontcrgang  /  jroird)en  5.  onb  6.  Dl)r  Don  I  oielen  ^erfonen  gefe()en  ift  morben.  i  2Jn  einen  guten  5rcunb  5u 

9lÖrnbcrg  gefdjricben    onb  mit  geteilet.  1  [Äö/csc- An/«  8X12.7  cm,  dieselbe  Darstellung  tele  vorher.]  \ 
4°.  4  Bl.  ohne  Signaturen.     Bl.  4^  leer. 
Der  Brief  auf  Bl.  i'  ist  gezeichnet:  3ol)anne6  TOittid)  91T.  6.  Berlin. 

(3)  @rünbtlid)e  r»nb  mar  \  f)apge  Beri(f)t  /  Don  bem  grfd)i6ch  /   Iid)en  onb  5BunberbarIi(f)en  3ei)d)en  /  n)eld)6 
am  Simel  /  am  ©onnerftage  nad)  3nuocauit  bes  61.  Sars  /  sroifdjen  ©D^leben  onnb  TOansfelbt  /  auff  ben   abenbt  mit 
ber  6onnen  tmbtergang  /  3n)ird)en  |  5.  onb  6.  t)i)j  /  oon  oilen  «ßerfonen  gefel)en  |  ift  roojben.    an  einen  guten  Jreunb 

3Ö    iUÖrnbergh  gefd)2iben  »nnb  i  mit  geteplet.  |  [Holzschnitt  8X11.4  cm;  dieselbe  Darstellung  wie  vorher.] 
4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  Slijj  — .     Ende  des  Textos  in  der  Mitte  von  Bl.  4^. 
Der  Brief  an  Max  Biching  in  Nürnberg  auf  Bl.  i^  ist  wieder  gezeichnet  ...  3-  ®-  951.  6. 

München,  St.  B.;  Bibl.  HeUmann. 

(4)  STeüroe  Septung.  ,  ©jünbtiidjer  onb  roar()aJT/  ;  tiger  Beridjt  con  bem  erfd)jedilid)e  »nb  mm--  berbarlid)en 
3ei)d)en  /  n)eld)ö  am  SpmmeJ  am  ©onnerftage  i  nad)  Snuocauit  bes  61.  3ar6/3mird)e  (Spsleben  onb  9nan6=  feibt/ 
auff  ben  abenbt  mit  ber  ©onnen  cnbcrgang  \  3n)ifd)en  5.  onb  6.  t)l)i  oon  oilen  ^erfonen  gefel)en  |  ift  roojben.  Sin 
einen  gütten  greunbt  30  «Hörnbcrg  gerd)Jiben  onb  i  mitgeteplet.  |  [Holzschnitt  8x12.2  cm,  mit  derselben  Darstellung 

irie  in  den  vorigen  Drucken.] 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  m\  —■  Auf  Bl.  4'  am  Schluß:  ©etrudtt  3U  etrafxburg  am  Sommardlf  bCJ) 
6l)ai|itian  MlüIIer  /  3m  jar  i  M.  D.  LXL  \    Bl.  4V  leer. 

Der  Brief  an  M.  Biching  auf  Bl.  iv  ist  unterzeichnet :  3ol)aniICß  ©ittid).  911.  6.    Fehlt  bei  Weller.  Darmstadt. 

(5)  @rünbtlid)e  onb  ?Bar|)apgc  93erid)t  /  oonn  bemm  errd)ji5dilid)en  onb  ®unberbarlid)cn  3ct)d)en  /  ?i3elfd)6 
{sie:)  am  l)imel/am  ©onnerftage  nad)  Snuocauit  bes  61.  3ar5  /  3roircl)cn  eof3leben  onb  9Ilanöfelbt/  auff  ben  abenbt 
mit  ber  6onnen  onbtergang  / 3roifcJ)en  5.  onb  6.  dI)j  /  oonn  oilen  «ßerfonen  gefcl)enn:  \  [Holzschnitt  24.5x17  cm,  die- 
selbe Darslellitng  wie  in  den  darauf  bezüglichen  Flugschriften.]  \  [13  Zeilen  Text,  in  der  letzten  Zeile:]  Smenn.    ©ebrudJt 

3ü  aufpurg  («c .')  /  burd)  l)ann6  JTlofer. 

Folioblatt.  Nürnberg,  Germ.  Mus.;  Zürich  (Ms.  F.  12). 

(6)  [Dasselbe  Folioblatt,  jedoch  ohne  den  Druckvermerk.] 

Zürich  (Ms.  F.  21). 

(7)  ein  rounberbarlic!)  onb  erfcJ)jöd?li(f)e6  @eri(l)t/  roelcf)eö  gefel)en  ift  roojben  am  §immel  /  DonnerfTags  nad) 
Snuocauit  /anno  ;  M.D.LXl.  3roifd)en  epf3leben  onb  ananf3felb  /  omb  V.  onb  VI.  dI)=  \  ren  auff  ben  abent  /  mit  ber  6onnen= 

ontcrgang.  j  [Holzschnitt  19.5X12  cm,  Säulen,  Rute  und  Christus  am  Kieuz  (rechts)   in  der  Luft  um  die  Sonm- ;  dar- 
unter 17  Zeilen  Text  in  großen  Lettirn  mit  der  Unterschrift:]  3u  3IÜrnberg  bJUdttß  ©eoig  Ärepblein.  |  »nno  M.D.LXL 
Folioblatt.  Zürich  (Ms  F  12) 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flvysc/iriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  55 

(8)  ©arl)a|ftig  errcl}röcklid)  onD  rounöerbarlid)  3ei)d)en  /  roöllidjes  am  Simel  /  am  ?)onnerftag  nad)  3nuocauit 
öes  LXI.  3ar6  3n)ircl)en  SofBleben  Dnt)  TOanffcIM  /  aujf  öen  Slbcnt  mit  Der  ©onnen  onöergang  /  3n)ird)en  V.  onö  VI.  oI)i 

OOn   Dilen   ^er=    rci)Onen    gcfet)en    ift   mmt>tn.\[Holzschnitt  '24.3'><.J2.3  cm,   dieselbe  Darstellung:   Christus  am  Kreuz 
rechts  van  der  Somit  usw.]    [Zweispaltiger  Text  von  35  Zeilen.]  \  95c«)  9Rid)eI  SRofer  Soimrd)neiöer  jfl  Slugfpurg.  I 
Folioblatt.  JSürnberg,  Germ.  Mus. 

1561  MSrz  2. 

(i)  (Sin  ©underbarlid)  ®crid)t  öcsTOonös/fo  peft (verletzt)  hm  an=  |  5ern  tag  öcs  911er§ens  inn  biefem 

CXj  3ar  OOn  Oilen  perfonen  JÜ  !  Snfirmberg  /  n)arf)afftig  gefct)en.  '  [Holzschnitt  25X27  cm,  bei  (links)  au/gehender  Sonne 
(rechts)  der  Mond  mit  langen  Strahlenbüschefn,  namentlich  vnten  und  ohi-n ;  nnten  die  Stadt  Nürnberg.]\[Zxceispaltiger 

Text,  links  14,  rechts  12  Zeilen,  darunter:]  ©ei)  9nid)ael  9Rofer  ©jieffmaler  /  3Ö  augfpurg. , 

Folioblatt.     Dnigulin  (196).  Nürnberg,  Germ.  Mus. 

(2)  (Sin  ©unberbarlid)  ®efi(t)t  bee  9Ronb6  /  fo  peft  neülid)  ben  anöem  tag  bes  DReröens  inn  biefem  LXI.  3ar  / 
oon  Dielen  perfonen  ju  5lürmberg  /  n)arl)afftig  gefeljen. '  [Holz.<t(hjtitt  25.9x26.5  cm,  am  2.  Mär:  morgens,  der  Mond 

mit  langen  vertikalen  und  kurzen  horizantalen  Striemen  über  der  Stadt  Nürnberg,   darunter  zweispaltiger  Text,    links 

12,  rechts  11  Zeilen,  darunter  als  12.  Zeile:]  95ei)  §ann6  @Iafcr  ?52ieffmaler  /  5U  iHürmberg. 

Folioblatt.  •  Nürnberg,  St.  B. 

1361  April  14. 
[Titel  bzw.  Überschrift  im   vorliegenden  Exemplar  abgeschnitten.]    [Holzsch.iitt  37x25.5  (?)  cm,  höchst  phanta- 
stische Darstellung  von  allerlei  Lichtersvheinungen  um  die  Sonne:  Säulen,  Kugeln,  Kreuze  usw.]  !  [37  Zeilen  Text  mit  , 

der  Unterschrift:]  |  ([  ©et)  $ann&  (Slafer  ©lieffmaler  /  ju  SHürmberg.    • 

Gr.  Folioblatt.  Merkwürdige  und  schwer  zu  dcntonde  Lichterscheimingen  bei.  Sonnenaufgane  am  14.  April  1561  zu 
Nürnberg.  Zürich  (Ms.  F.  12). 

1561  Au^nst  11. 

®unberbarlid)e  pnb  [(Srrd)redtli(i)e]   3eid)en  fo  am  gimmeljö  ISisIeben  9efel)en  morben  1  [Holzschnitt  16.4x7.4  cm, 

recht  tollsiündiges  ILilophänomen  ('S  Circkel  und  Bogen',  von  9  bis   12  Uhr  am  11.  August  1561),  darunUr  min- 
destens 31  Zeilen  Text.] 

Folioblatt,  oben  und  unten  mit  Textverlust  be-schnitten.  Zürich  (Ms.  F.  12). 

1561  Dezember  28.  ' 

(i)  ©on  bem  crfdjjockli»  d)en  onnb  groffen  femiigen  i<x)--  c^en  /  roeldjes  am  §imel  am  tagej  ber  Dnrd)ulbigen 
Ainbtlein  /  im  I  Sor  naii)  ber  geburt  6l)2ifti/   M.D.LXI.  an  Dielen  |  oiten  onb  6tebten  ijlt  {  gefeijen  toozben  / 1  hur^e  er^ 

hle=    runge.    [Kleine  Zierleiste.] 

4".  4  Bl-  mit  den  Signaturen:  —  aij  Sliij  — ■  Am  Ende  von  Bl.  4V:  Qebm(ttt3u  31urmberg  /  burd)  |  ?5alentin  Jlerober. 

Verfasser  ist  Hikbokymus  Oppicius  [Opitz],  Pfarrer  und  Superintcident  zu  Biscliofswerda,  der  sich  in  der  Einleitung 
nennt.     Gute  Beschreilmng  eines  Nordlichts.  München,  St.  B.;  Bibl.  Hellmann. 

(2)  ©on  bem  errd)rodili=  1  d)en  onnb  groffen  femrigen  5ei=  c|)en  /  n>eld}eö  am  Simel  am  tage  ber  Dnfd)ülbigcn 
ainbtiein  /  im  aar  nad)  ber  geburt  6l)iifti/  90. t). LXI.  an  Diden  oiten  onb  ©tebten  iftigefcl)en  roojbcn  / 1  Äurfte 
erkle«  runge.  [Zierleiste.] 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  -   Sllj  aüj  -•  Auf  Bl.  4^  am  Ende:  ®ebju(kt3u  Jlfirmberg  /  burd) !  ©alentin  STerober. ' 

Der  Bericht  von  Opicius.  .Xnrnherg,  Germ.  Mu-i.  und  St.  B. 

(3)  ©on  bem  erfd)iedili=  d)en  Dnnb  groffen  ferorigen  3ei= ,  d)en  /  roeldjes  am  Simel  am  tage  ber  Dnfdjülbigen 
Sinbtiein  /  im  3ar  nad)  ber  geburt  6l)2ipi/  50. ©.LXI.  an  Dielen   oiten  onb  6tebten  ift  gefel)en  rooiben/   Äur^e 

erkle»    runge.  |  [Kleine  Zierleiste.] 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  aüj  — •   -Vm  Ende  auf  Bl.  4^:  ©ebjudit  3u  9tiirnibcrg  /  burd)  I  ©olentin  Stciübcr.  ! 

Variante  der  vorigen  Ausgabe.  Königsberg. 

(4)  ©on  bem  errd)redili=    djen  onnb  groffen  ferorigen  3eid)en  /    n)eld)es  am  l)imel  am  tag  ber  Dnfdjul  |  bigen 
Äinblein  /  im  3ar  nad)  ber  ge=    burt  (S()!ifti  /  9n.D.LXI.    an  oielen  oiten  onb  ©tebten  ift  1  gefel)en  roosben  /  Äurftc 
erklerunge.  '.  [Ziirleiste.] 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  Slllj  — .  Am  Ende  von  Bl.  n" :  (SebJUdtt  Ut  Slfirmbcrg  /  burd)  !  ©Olentin 
9ten»ber.      Her  Bericht  von   Opicr-s.  ^  Darmstadt ;  München,  St.  B. 

(5)  ©on  bem  erfd)redi=  lid)en  onb  groffen  ferorigen  3eid)en  /  rocld)es  am  Simel  am  tage  ber  on:  \  fd)ülbigen 
Stinblein  /  im  3ar  nad)  ber    geburt  6l)rifti  SR.©. LXI.  an  Dielen  [  6rten  onb  6tebten  /  ift  gefel)cn  roor=    ben  /  5tur$e 

Srklentnge.     [Holzschnitt  9.3XS  cm:    Ein   turmreiche   Stadt,  im   Hintergrund  Berge,  am  Himmel  Nordlichtstrahten 
mit  Sternen  dazwischen.] 

4".    4  ni.  mit  den  Signaturen:   —  Slij  9IÜi  — •   0.  0.,  aber:  Valentin  Neuber  in  Nürnberg.    Der  Bericht  von  Opicius. 

München,  St.  B. 

(6)  ©on  bem  erfd)redi=  lidjen  onb  groffen  ferorigen  3eid)en  /  roeld)e6  am  §imel  am  tage  ber  93n=  fd)ülbigen 
Sinblein  /  jm  3ar  nad)  ber    öeburt  (Sl)rifti  90 .  "D .  LXI.  an  Die=    len  6rtern  onb  ftebten  ift  gefel)cn    roorbcn  /  Äurge 

Örklerung.      [Holzschnitt  9.4xH.4  cm:  ähnliches  Bild  wie  rorher.] 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:   —  ?Iij  ?liij  — .     Wieder  der  Bericht  von  Opu-ius.  Berlin;  Königsberg. 


(55  Hellmann: 

(7)  53on  Dem  rd)r6*Ii=  1  d)cn  mb  befrübfem  Jtaroen  («v.')  3l)ar  /  [  fo  an  öen  ®oI*cn  öcs  §imels  öen  38.  (»'c.')  De=  | 
cembris  öiefes  61.  S^are  gefcl)en  /  @erd)rie=  !  ben  mit  feroriger  roter  öinten  oDcr  far=    ben  /  allen  mb  jeglid)en  9Ilen=  j 
rd)cn  jur  roamung  aud)  be)Tc=  |  rung  biefcs  rünDtIid)en  j  lebens.  j  Durd)  M.  Georgium  Liditium  '  Francofordianum.    9 
©eörudit  ju  Srandifurt  an  Der  |  Ober  /  burd)  3oI)an.  eid)orn.  \  ANNO  \  M.D.LXl. 

4».    8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  M\  —  S  55ij  »Üj  ~-     Hl-  i''  ""d  &"  leer. 

Der  Verfasser  führt  folgende  frühere  Nordlichterscheinungen  «uf:  1529  Jan.  9,  9  — loP  (nach  Jac.  Milichius,  Comment. 
in  Plinii  lib.  II.  AViteb.  1534.  4°);   1536  Dec.  12,  6— 7P;  455;  1098  October  5;   1147  oder  1141;   1373. 

Berlin;  Brexlau,    ü.  B. 

(8)  2)on  bem  fc^rödili=  j  d)en  onb  betrübtem  «Heroen  8ar  / 1  fo  an  ben  ©oldien  bes  §imels  ben  28. 5)e=  i  cembris 
biefes  61.  3()ars  gefel)en  /  gerd)rie=  !  ben  mit  feroriger  roter  binten  ober  far=  '■  ben  /  2IHen  »nnb  jegnd)cn  9nen=  fdjen 
jur  roarnung  t»nb  be)fe=  rung  biefes  fijnblid)en  \  lebens. ;  "Durd)  M.  Georgium  Lichtinm  ]  Franco/arriianum.  j  @ebrudit 
3U  Sönigfperg  in  |  ^reupn  burd)  3o^ann  |  Daubman.  |  ANNO  |  M.D.LXl. 

4".    8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?Iij S  Sij  SÜj  — •     Bl.  i^  und  Z"  leer.  Leipzig. 

(9)  ©ie  gerorid)te  ®oI*en  cnb  |  flammen  /  60  bis  3ar  /  an  ber  »nfd)fi(bigen  Sin  |  ber  tag  /  gegen  snitternadjt 
roerts  /  prüe  |  oor  tage  /  ganft  erfdiredilid)  / 1  erfdjienen  ift.  |  {RihschnUt  12.6x7  cm,  (nach  unten  gehende)  Nordlüht- 

strahlen  darstellend.^ 

4".    4  Bl.  mit  den   Signaturen: SIüj  — .     Auf  Bl.  ij  übereinander  zwei  kleine  Holzschnitte  6.8  X  5-9  «n,  die 

eigentlich  nicht  hierher  gehören ;   der  obere  stellt   eine  Art  Hagelfall   oder  gar  Steinregen  vor,    der  untere  eine  schwer  zu 
definierende  Lichterscheinung  am  Himmel.    Am  Schluß  auf  Bl.  4V  drei  Bilielstellen  (Matth.  XI,  Luc.  X,  Jon.  III).   In  Reimen. 


Die  Verse  beginnen  Bl.  2^: 


So  man  fdjreib  funffienbunbert  jar 

Cnb  bee  fccb^igjt  ein  enbc  maYft 

33nb  fing  bas  ein  onb  fedjftifl  an 

§in  groffe  flam  an  Simel  harn  Königsherg;  31ünchen.  f!t.  B. 


(10)  3)ie  feroric^te  rooldien  |  »nb  flammen  /  60  bis  3af)r  /  an  ber  |  onfd)üIbigen  Äinber  tag  /  gegen    5>nitternad)t 

roerts  /  früe  OOr  i  tage  /  gan§  erfd)redllid)  /  i  erfd)ienen  ift.  i  [Holzschnitt  12.5X7  cm,  aus  Wolken  herabschießende  Nord- 
lichtstrahlen.] 

(1561).  4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2lij  9Iiij  — .  Bl.  4V  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4^:  ®ebru*t  3U  ©rffurb  / 
burd)  I  SUcrten  DOn  Solgen.  |    In  Reimen.  JVümberg,  St.  B. 

(11)  f)i6  errd)redilid)  rounber3eid)en  /  ift  am  l)imel  an  Dielen  orten  bes  '  ©eutfd)en  Canbes  ^efe|)en  roorben  /  am 
tage  ber  t)nfd)Ulbigen  Äinblein  5roifd)en  oier  onb  j  fed)fen  /  gefd)e!)en  SInno  1561.  55nb  ift  rool  ju  uermuten  bas  ein 
geror  im  lanb  entbrennen  /  onb  ons  bie  afd)e  \  auff  ben  Sopff  fallen  mod)te.  [Kleiner  Abstand.]  30I):  agricola.  6prerab. 

[Darunter  in  der  31itte  ein  Holzschnitt  17x12.6  cm,  ziemlich  gute  Darstollitng  eines  Nordlichtes,  soteie  dreispaltiger 

Text  in  Versen,  mit  der  Unterschrift:]  j  ©ebruAt  JU  Sdlagbeburg  /  burd)  \  «ßangraft  Äempff. 

Breites  Folioblatt.  Zürich  (3h.  F.  2J). 

(12)  HISTORIA  I  ET  INTERPRETA  |  TIO  PRODICII,  QUO  CAE- 1  lum  ardere  vifum  eft  per  plurimas  Ger-  manie  regiones, 
ineunte  Ano  Do-  \  mini  M.D.LXl.  die  tertio  |  ä  natali  dominico.  qui  |  pueris  innocenti- 1  bus  dedica-  [  tus  eft.  £7"  DE  ALIIS 
QUIBUSDAM 1  prodigijs  veteribus  ac  nouis.  \  CONRADO  BOLOVESÖ  [  Fridemontano  authore.  | 

Kl.  8".  24  Bl.  Bl.  i^  und  24'  leer.  Keine  eigentliche  Flugschrift,  aber  zur  Ergänzung  hierher  gehörig.  Der  unter 
angenommenem  Namen  schreibende  Verfasser  ist  der  Züricher  Nalurforscher  Konrad  Gesnkb  (vgl.  R.  Wolf,  Biographien 
zur  Kulturgeschichte  der  Schweiz  I,  28,  Zürich  1858).  Das  scheint  seinem  Landsmann  J.  J.  Scheüchzer  unbekannt  geblieben 
zu  sein;  denn  in  seiner  Biblioiheca  (S.  23)  reiht  er  den  Verfasser  Bolovesus  unter  die  Deutschen  ein.  Dagegen  vermerkt 
schon  J.  J.  Wagner  (Historia  naturalis  Helvetiae,  Tiguri  1680.  12".  S.  317),  daß  Cour.  Bolovesus  i.  e.  Conrad.  Gesnerus 
das  prodigium  beschrieben  habe.  Zngleich  berichtet  er,  daß  auch  der  aus  Friesland  stammende  Baseler  Professor  Jon. 
AcBOKiüs  dasselbe  Nordlicht  (spectrum  luminosum)  in  einem  eigenen  Schriftchen  beschrieben  habe.  Es  ist  damit  offenbar 
die  kleine  Schrift  gemeint:  Miracslorum  quorundam  . .  .  descriptio.    (Basil.  1561.)    12°.     8  Bl.  Zürich. 

I 

1562  MSrz  13. 

(i)  ?5efd)reibung  bes  ;  fd)redilid)en  3eid)ens  /  fo  am  13.  tag  TOartij  /  faft  bie  ganfte  nad)t  ober  /  ju  ©itteberg 
onb  an  oiel  an= !  bern  orten  ift  gefe^en  roorben  /  mit  einer  oerma^  ^  nung  D.  «Pauli  Sberi  «Pfarl)ern  3U  ®itte=    berg 

3Ur  6()riftlid)en  beherung  |  [Kleines  Zierzeichen   und  darunter  ein   HolzschniU  10x8  cm,  ein  Nordlich',  darstellend.] 

@ebrudjt  3U  «©itteberg  /  burc^  ^eter  |  6eift.  Anno  1562.  !  [Kleines  ZierzHchn.] 

4".  13  (wohl  14)  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  9liij  —  8  Sij  W\\  —  6  ©ij  (SÜj  —  ©.  Die  ersten  4  Bl.  mit  der  eigent- 
lichen Nordlichtbeschreibung  sind  in  meinen  -Neudrucken.  Nr.  12  m  Faksimile  wiedergegeben.     Berlin;  Nürnberg,  St.  B. 

(2)  «efci)reibung  bes    fd)2e*lid)en  3eid)en6  /  fo  am  XIll.  tag  9nar=    tij  /  faft  bie  ganfte  nad)t  ober  /  3U  ®itte= 
berg  onb  an  I  ciel  anbern  ojten  ift  gefel)en  roojben  /  mit  einer  |  cermanung  ©.  ^auli  (Sberi  «Pfarljerm  3U    ?Bitteberg 
3ur  6l)2iftlid)en  '  beherung.  ;  [Holzschnitt  10.5x8.1  cm,  Nordlicht  mit  Corona.]     ©cbjudit  3U  SRürmberg  /  burd) 
9licolaum  Snoirn. ' 

,4°.  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  311}  Sljjj  —  «8  qjij  m\  —.  Bl.  8v  leer.  Am  Ende  auf  Bl,  8v:  D.  PAVLVS  EBERVS 
PASTOU  P:cclefiae  Wittebergenfis.  Im  Text  noch  vier  recht  gute  Nnrdlichtabbildungen.  ähnlich  wie  in  der  vorigen 
•^'»«g»''^-  Nürnberg,  St.  B. 


Die  Meteorologie  in  den  deutsehen  Flugschriflen  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  57 

(3)  Jleroe  Setjfung. '  ©on  einem  errcf)!öcJ?n(f)en  ®cfid)f  »nö  '  TOunberjeidjen  /  fo  Den  biep^eljenöcn  TOartij  öifes  | 
jroej)  onD  fed)t3igften  Sors  /  oon  5en  §od)gelertcn  /  ber  löb=  lid)cn  JJniuerfitet  Wittenberg  /  am  Simel  gefel)en  / 
onb  ;  bepdjiieben  n>orben  /  Sarinn  3ugleid)  jr  @i)}ijY:  j  lid)  bebendten  /  onb  orteil  begripn  j  »nb  angesengt  mirbt.  | 

[7  Zeiten  Bibelzilat,  darunter  ein  Zierzeichen.] 

40.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  aüj  — ■     Fehlt  bei  Weller.  Nürnberg,  St.  B.;  Wolfenbütlel. 

(4)  [Dieselbe  Ausgabe,  jedoch  auf  Bl.  4"  am  Schluß  mit  dem  DruckvcrmerJc:]   ©eblUdkt  JU  SRÖrmberg  /  burd) 

Valentin  ©e^fBler.  | 

Weller  254.  Nürnberg,  St.  B. 

(5)  5leroe  3ei)tung.  1  Bon  einem  errd)i6*Ii(i)en  ®e|i(f)t  rnb  |  9Bunbcr3eid)en  /  fo  ben  brep^ei)enben  TOartij  bifes  | 
jroei)  Dnb  fedjtsigftcn  '^axs  1  Don  ben  Sod)gelcrten  /  ber  I6b:  lidjcn  QSniuerfitet  Wittenberg  /  am  §imel  gcfel)cn  /  onb  |  be= 
rd)jieben  roorben  /  Darinn  3U  gleid)  jr  61)rift= '  lid)  bebendien  /  onb  orteil  begriffen  j  onb  ange3e9gt  roirbt.  j  'Pfalm.  XCVII.  | 
^eror  gel)t  ooi  jm  f)er  /  onb  sQnbet  an  omb^er  fep^  j  ne  $et)nbe.  6ein  bli^en  leud)ten  auff  ben  (Srbboben.  Das 
Srbtrid)  fi=  |  I)et  /  onb  erft^iiAet    ic.    Slpocal.  am  8.  Sap.    9Bef)e  /  ®e|)e  /  ®el)e  benen  /  bie  auff  erben  roonen.  i 

\ßchlußverziirung^ 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  9Iiij  — ■     Bl.  i^  leer.     Weller  254a.  Berlin;  Nürnberg,  St.  B. 

(6)  Ein  Gesicht.  Das  sehr  ersdirecklidi  dis  Jhar  I  Freitages  nadi  Cregorij  des  nachts  |  von  eilffen  bis  in  vier  uhren  / 
am  Himmel  gesehen  wor- 1  den  ist.  Anno  1562.  [Am  Schluß:]  J.  B. 

4°.    4  Bl.    Nach  dem  Autt.  Kat.  von  F.  Malota  in  Wien  vom  8. — 10.  Nov.  1909,  Nr.  589,  28. 

(7)  ein  rd)!ö*lid)  ?Bunber3et)d)en  /  fo  ben  Xlll.  tag    JRartij  bifee  M.D.LXII.  3ars  /  3U  eei)pl3ig  am  Simel  /  oon 

Oilen  i  9taml)afften  ^erfonen  ift  gefel)en  lOOJben.      [üokschnitt  23.2X21.S  cm,  merkwürdige  Darstellung  eines  Nord- 
lichts mit  Corona]  |  [24  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:]  \  ©ei)  $an6  9Bolff  ©lafer  /  ©jieffmaler  3U  SHörenberg.  I 

Folioblatt.  Zürich  (Ms.  F.  32). 

(8)  [Eine  andere  Aufgabe  desselben  Blattes  mit  der  Änderung:  JRarcij;  Holzschnitt  22.7x22.3  cm,  mit  derselben 
Darstellung,  welche  die  Corona  einet  Nordlichtes  hervortreten  lassen  soll.] 

Folioblatt.  Gotha,  Mm. 

(9)  EI£GIA  I  DE  HORRIBILI  ET  TREMENDA  SPEQE  HIC  WITEBERGAE  ET  IN  VICINIS  LOQS  j  conspecta,  &  obfervata 
ab  homlnibus  fide  !  di^nls,  Die  13.  MartiJ.  1  Anno  \  1562  fcripta  \A\M.  GEORGIO  MAVRICIO  \  Noriber^enfi.  \  [Zierseichen.]  \ 

WITEBERGAE,  \  EXCUDEBAT  JOHANNES  i  CRATO  i  ANNO  M.D.LXÜ. 

4°.  8  Bl.  Eine  Nordlichtbeschreibung  in  Versen.  Das  offenbar  sehr  schön  ausgebildete  Nordlicht  vom  13.  März  1562 
ist  auch  vom  Rektor  der  Universität  in  Wittenberg  .Iohamnks  Schneidewetn  in  lateinischer  Sprache  eindrucksvoll  beschrieben 
worden  (Album  Academiae  Vitebergensis  ab  a.  Chr.  MDII  nsqne  ad  a.  MDCII.  Volumen  secundum.  Halis  1894.   4°.   S.  26 — 27). 

Nürnberg,  St.  B. 

(10)  ©ber  bie  groffen  onb    erfd)redtlid)en  3eid)en  am  %U    mel  onb  auff  erben  /  fo  in  |  kurzer  3eit  gefd)e=  I  l)en 

finb.  I  ein  epigramma.  |   [Holzschnitt  6.7X5.7  cm,  Sturmwind.] 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Bij  ?liii  — ■  Auf  Bl.  4':  Oebrudlt  3U  Ceip3ig  /  burd)  OoCObum  I  Senoalbt  !  [Driu/cer- 
zeichen]  [yinno  9tt.^.Qn\.  \  Bl.  4»  leer.  Die  Verse  sind  unterzeichnet:  3t.  ^3.  Bezieht  sich  auf  das  Nordliclit  und  einen 
Stnrm  (Freitag  nach  Sankt  Gregoritag).  Zürich  (Ms.  F.  14). 

1562  April  20. 

3roei)  rd)6ne  neroe  ®eift=  lid)e  Cieber  /  ©as  erfle  /  Sld)  ®ott  tl)u  ,  bid)  erbarmen  /  burd)  6l)riftum  bei=  |  nen 
6on  /  etc.  3m  SI)on.  |  Srifd)  auff  jl)r  Canbehncd)!  alle  /  etc.  ©aß  anber  /  oon  bem  ?öoldien=  brud)  /  gefd)el)en  ben 
jüc.  tag  SIpriliö  /  im  |  1562.  3!)ar-  3m  '  S|)on.    3d)  gieng  ein  mal  fpacieren  /  ein  roeg.  etc.  |  [Holzschnitt  6.7x5.5  cm, 

links  Christus  mit  2  Männern,  rechts  Uberschwemmungsbitd.]  '• 

Kl.  8».  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9jj  aüj  — •  Am  Schluß  auf  Bl.  4':  eebid)t  burd)  SIliAd  SÖllel  3U  i  ©elnhaufen 
Äurf3ner  /  gan^  grunb»  '  lid)  erfaren.  I  [Zierzeichen].     Weller,  Annalen  II  S.  434  Nr.  579.  Berlin  (Hymn.  S71l). 

1562  Juni  6. 

©ife  erfci)ibdilic^e  onb  rounberbarlicF)  ®efic^t  /  feinb  am  ^x^mtl  1  3Ü  Saffiburg  /  j  ben  oj.  tag  Srad)monat9  /  bifes 
9n.?).CJcij.  3ar6  /  oon  oilen  naifil)afftigen  ^erfonen  gefel)en  rooiben  /  onb  bem  |  Serien  Canbtmarrd)al*  ber  9Ti)ber 

Ofleneid)ifd)en  Stegierung  /  ben  XJCij.  Sunij  fct)lifftlid)  3Ü  koiüen.  |  [Holzschnitt  33.6x23.2  cm,  allerlei  mmscMiche  Figuren, 
auch  ein  Schiff  am  Himmel,  unten  eine  Stadt]      [Dreispaltiger  Text  von  26  Zeilen,  darunter  in  der  Mitte:]  ®eb2Ud<t 

3A  ^ugfpurg  /  burd)  9nattf)eum  S^randten.  { 

Folioblatt.  Am  Abend  nach  einem  Regen  heitert  es  auf,  imd  von  Osten  nach  Westen  zeigen  sich  am  Himmel  allerlei 
Erscheinungen,  die  phantastisch  geschildert  werden,  vermutlich  aber  ein  Nordlicht  darstellen  sollen.  Druguliu  (Nachträge  201  a). 

Nürnberg,  Germ.  Mus. 
1562  August  3. 

erfd)redilid)e  9lüroe  |  3i)tung.  :  ©arl)afftiger  on  grönblid)erberid)t  /  ■  roie  bas  Wetter  im  Wirttenberger  [  lanb  fo 
groffen  fd)aben  getl)an  l)at  /    einem  guten  grünb    3ugefcl)riben.   Jn.D.Cxij.  | 

4».  4  Bl.  ohne  Signaturen.  Bl  i',  3",  4'  und  4V  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  3':  3)atum  in  Sili  6  W  >  31  ©nnb  31  L 
Weller  256.    Starkes  Gewitter  mit  verwüstendem  Uagelschlag.  München,  St.  B.;  UM.  Hellmann. 

Phys.-math.  Abh.  1921.  Nr.  1.  8 


58  Hellmann: 

1562. 

«Bunberjcidjen:  j  So  fid)  nerolid)er  seit  /  hurft  natt)  einan=  i  5er  in  ©eutfdien  Can5en  /  5)csgIeicJ)en  aud)  in  öer 
SürAei)  /  errci)rechlid)en  3uge=  j  tragen  /  in  öiefem  1562. 3ar.  i  ©arnungs  roeife  /  ©eutrd)er  Station  3U  gutte  ge=  I  fä)mbm  / 
Durd)  3o!)annem  Sebenftrei&t  / 1  Slrtium  et  'Pf)ilofopl)iae  DHagiftrum  /  i  TOeDicinae  Cicentiatura.  |  [IlolzscJmitt  10.5x8.3  cm, 

unten  zwei  sieh  kreuzende  Regenbogen,  in   der   Mitte   darüber  ein  Kreuz,   rechts  davon   ein«   Rute  und  eine  Kugel, 
links  davon  eine  andere  Rute  in  der  Hand  eines  Menschen.]  |  Cuce  12.  |  6eit  bereit  /  Senn  5es  9nenrd)en  6on  roirbt 

honten  ju  5er  |tun5e  /  5a  jr  nid)t  meinet.  | 

40.  12  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  Sliij  —  Sj  Sij  SÜj  —  6j  6ij  6iij  — •  Beschreibt  (nicht  sehr  genau)  mehrere 
optische  Erscheinungen  und  Nordlichte.  Gewidmet  ist  die  Schrift  dem  Landgrafen  Wilhelm  von  Hessen,  dessen  astro- 
nomische Beobachtungen  und  selbstgefertigte  astronomische  Instrumente  gerühmt  werden.    Der  Verfasser  ist  Arzt  m  Erfurt. 

Berlin. 

1563  März  9. 

®un5er3eid)en  fo  3Ö  groffen  ©ara/ein  nieil  »onn  @era/|  einem  6tettlia/im  3)ot)tIan5  gelegen /5en  neunöten 
«martij  am  morgen  lomb  Jlben  »l)r/5ig  1563.  jars  am  l)ellen  §immel  t  gefeF)en  rDoxl>tn.\  [Holzschnitt  24.3x13.5  cm, 

Nebensoiininerscheinung  über  einer  Stadt,  darunter  22  Znlcn  Text  und  die  Unterschrift:]  ©etrudtt  jß  Srand?furt  am 

SRaijn.  |9J1.3).LXII1.  j 

Folioblatt.   Im  Text  wird  auf  Plinius,  Buch  II,  Kap.  28  und  29  verwiesen,  also  gelehrte  Arbeit.    Zürich  (M.  F.  15. 4°). 

1563  MSrz  14. 

Sin  njar!)ajftig  ©unber}eid)en  on  gefi(l)t  fo  jö  ©engenbad)  /  i>ier)  meil  roegs  oon  Strasburg  i  an  5em  girma= 
ment  5e8  §iinelö  /  auf[  5en  XIIII.  tag  onerften  oon  eilen  3Tam=  |  l)afftigen  ^erfonen  gefel)en  ift  moibtn  i  im  M.D.LXlll.  3ar.  | 

[Holzschnitt  24x22.5  cm,  2  Nebensonnen  und  ein  oberer  Bogen,  unten  Bild  einer  Stadt,  in  einer  Straße  eine  Gruppe 
von  Männern,   die  die  Erscheinung   betrachten^  \  \Text  von  21  Zeilen  und  die  Unterschrift:]   @etnid{t  3Ö  BtraSbUrg 

be9  Sl)ieboI5  Serger  am  SarfölTer  pla^.  | 

Folioblatt.  Zürich  (M.  F.  15.  4°). 

1563  Dezember  9. 

Zeitung  von  Feuerflammen,  Donner  und  Plitz,  so  sich  1563  den  9.  Dezember  zugetragen.  Erfurt  bei  Jeremias 
Portenbach. 

Folioblatt.  Wien. 

1564  Januar  13—15. 

9Bunöer3eid)en  / 1  60  ^id)  öif5  oier  Dnn5  fe(f)3ig{te  gar  /  5en  öret)3el)en5en  |  Dier3el)enöen  /  onnö  funjf5cl)en5en  tag 
5ef5  Senners  /  an  |  6on  Dnn5  9non5  /  3U  erfur5t  /  in  ©bringen  /  Jlleijten  / 1  »n5  Bmgren§en5en  Ortern  /  begeben  /  onnÖ 

Ob=  I  feruiert  tDOXbcn.\  [Holzschnitt  11.8X7  cm,  die  optischen  Erscheinungen  darstedcid,  mit  lateinischen  Umschriften 

auf  den  vier  Seiten.]  6ampt  erselung  5er  förnembften  *pareIiorum  /  ©as  ift /Dreier  ©onnen/fo  für  onb  nad)  6I)ii: 

fti  @eburt  /  bifs  auffi^iges  64. 8ar  \\ä)  3ugetragen 1)eufd)Ianöt  3ur  9Barnung  gcftalt.  / .  ©urd)  !  JOANNEM 

HEBENSTREIDT.  Philofophiae  &  Medicinae  Doctorem  /  5er  Cöbli=  1  d)en  Sric5efta5t  (Srforöt  ^l)pficum!  | 

4°.  12  BI.    Am  Ende  auf  BI.  \2^:  ®e5rudit  3U  ©rforöt  /  bei)  8cre»  |  mias  ^oatenbad). !  Nürnberg,  St.  B. 

1564  Februar  19. 

(i)  Slbbrudi  / 1  gines  fd)redtlid)en  3orn=  1 3eid)ens.    ©ampt  j  6|)rifHid)er  onb  nötiger  grinne= !  rang  9Jt  6t)ripo= 

p|)Ori  Srenei  /  ?far=  I  I)er8  3U  ©.  ^eter/in  eisleben.  '  [Holzschnitt  14X8.7  cm,    Eisleben   (mit  seinen  durch  darüber 
gesetzte  Namen  bezeichneten  Kirchen  S.  Anna,  S.  And.,  S.  Nie,  S.  Peter,  h.  Geist)  und  darüber  das  Nordlicht.]  \  1564. 
4».    40  Bl.  mit  den   Signaturen:  —  %  91,  —  53  82  6  62  63  —  ©  ©2  ©3  —  "sw.  bis  C.     Bl.  I^  leer.     Am  Ende   von 

BI.  6v:  ®c5rudit3U  eisleben  /  5urd)  1  ©rban  ©aubitfd).  | 

Auf  Bl.  2r  bis  3^:  9jt.  Sicroni)mu6  |  unencelius  ©uperintenbcns  / 1  Sin  alle  frome  (SI)ri|l[en. ; 

Auf  BI.  4!  bis  6^ :  SlbÖrudl  /  |  usw.  von  Ireneus.  Alles  übrige  christliche  Betrachtungen  über  das  Phänomen  (Nord- 
licht, nachts  von  12  bis  5  Uhr).  Berlin. 

(2)  (Sin  erfd)rodilid)  ®efid)t/fo  auff  ben  XiX.  ^ebruarij  |  bifes  1564.  3ar8/3U  Ceppftig  oon  oilen  5laml)afften 

^erfonen  1  ift  am  Seilen  gimmel  gefel)en  roOJben.  |  [Holzschnitt  24.5X16.5  (?)  cm,  Nordlicht,  darunter  29  Zeilen  Text 

und  die^  Unterschrift:]  j  ©etrudtt  3u  Slugfpurg  /  Durd)  Sans  8immerman.  | 

Folioblatt.     Von  morgens  3  Uhr  an  5  Stunden  lang;  zwischen  den  feurigen  Strahlen  sind   farblose  Säulen  sichtbar. 

Zürich  (Ms.  F.  16). 

(3)  [Einen  anderen  Einblattdruck  über  dieselbe  Erscheinung,  gleichfalls  mit  29  Zeilen  Text,  verzeichnet  Drugulin 

(226).-  »3u  Jlörmberg  /  bep  Sans  ©olff  ©lafer  /  «riefmaler-^.] 

1564  März  1. 

(i)  ein  erfd)jödilid)  @efid)t  onö  roun5er3eid)en  /  melc^es  am  |  I)enen  Simel  5en  erften  tag  Snarttj  öiß  sn.S.CXüij 

aars.  8n)ifd)en  9Red)eIn  On5  |  Düffel  ift  gefel)en  roOlÖen.  |  [Holzschnitt  23X15.8  cm,  gelbe  H, n.mel^färbung  und  Meteor- 
steinfaU{>)  phantastisch  dargestelll.]\[27  Zeilen  Text  und  die  Untifrschrft:]\®t'bXW^\  Xü  Cauginoen  /  burd)  gmonuel 

©aljer.  I 


Z)c>  Metenrnlofi'w  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flv^hlättern  des  XVI ■  Jahrh.  59 

2)  (Sin  6rrd)röcklid)  @efüd)t  onb  rounöcrjeidjen  /  roeld)e6  am  Ijellen  i  Simel  denn  erftcn  tag  Dllartij  Difs  Ült.'D.C.Xiiij 

3ar6.  SlDifdjen  9ned)Cln  onnö 'BrÜffel    Sft  gcfet)en  VDOli)tn.\[Uoltschnitt  23yil5.8  cm,  g<  Ibe  Ilimmilsfärbuny  moryim 
um  9  Uhr  phantastisch  dargestellt.\  \  [Text  von  27  Zeilen  und  die  Unterschrift :'\  \  Sebruckt  3U  Caugiligen  /  burd)  (Sma= 

nuel  6al^er.  j 

Folioblatt.  Xürirh  (Mx.  F.  32). 

1564  Juni  6,  7. 

(i)  9len>e  Scittung/  ©erici)t/("o  gerd)el)en  oon  i  bem  fürnemen  Oberften  Sauptman  bes  5}cnebirct)en  j  Äriegs 
Seugs  auff  bem  TOeer  /  an  ben  ©urd)Icud)tigen  §cr$ogen  oon  Oencbig  /  antrcffenbe  bie  graufam  onb  ongeftüm  3er= 
{t6rung  ber  6tat  i  ßattaro  /  roeld)e  burd)  einen  erbbibem  ben  6.  tag  ^rad)monat6  bes  1564.  3ar5  jerftört  /  fampt 
anbern  errd)r6dt=  j  lid)en  3eid)en  /  fo  erft^ienen  feinb.  1  [Drei  kleine  Zierzeichen.]  Slnbere  roarl)ape  SRcroejeittung  / 1 

[  Weitere  4  Zeiltn,  darunter  kleines  Zierzeichfn.] 

4°.    4  Bl.  mit   den   Signaturen: 9liij  — .     Bl.  i^  und  4»  leer.     Am   Ende   auf  Bl.  4':   (Sebrudtt  3U  ^ugfpurg.  | 

Weiler  271.     Am  7.  Juni  ein  Nordlicht  (?)  auf  dem  Meere.  München,  St.  B. 

(2)  Jleroe  Seittung. ,  ©erid)t  /  fo  gefc5el)en  oon  bem  fürnemen  oberjten  Saupt  |  man  bes  ©enebifdjen  Äriegssugs 
auff  bem    9ITeer  /  an  ben  ?)urd)leüd)tigen  Serftogen  j  Don  ©enebig  /  antreffenbe  bie  grarofam  onb  |  ongepm  Serftöjung 
ber  6tatt  Sattaro  /  roeldje  burd)  einen  Srbbibem  /  ben  6.  |  tag  9rad)monat5  bes  64. 3ar6 1  jerftöit  /  fampt  anbern  er= 
fd)2odtenlid)en  3eid)en  /  fo  erfd)inen  feinbt.  |  [Hulzschniit  8x4.9  cm,  Bild  einer  zerstörten  Gebirysstadt.]  j  @etrud?t  jö 
augfpurg  /  burd)  \  9natt^eum  Srandien. 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  9liij  — .     Bl.  4^  leer.     Weller  271».  München,  St.  B. 

(3)  3Ten)e  3et)ttung  / 1  Äur^er  ©erid)t  /  fo  |  gefd)el)en  bem  fürnemen  Ober=  j  flen  Sauptman  befj  ©enebifd)en  Sriegö=  i 
juge  auff  bem  JlTeer  /  an  ben  ?)urd)Ieud)=  i  tigen  Sod)gebomen  Serftogen  oon  ©e-  |  nebig  /  antreffenbe  bie  graufame 
onnb  DU:  !  geftüme  3erftö]ung  ber  6tabt  Gattaro  /  me[d)e  burd)  einen  (Srbbibem  ben  6.  Sag  {  be»  ^rad)monatd  /  in 
bifem  1564.  |  3ar6  jerpöit  /  fampt  anbern  er=    fd)>i)d<lid)en  5ei)d)en  /  fo  t  erfd)inen  finb.  |  [Holzschnitt  8x4.9  an,  Bild 

einer  Stadt  im  Gebirge  mit  umgefallenen  Häusern.] 

4°.  4  Bl.  ohne  Signaturen.  Bl.  i»  und  4»  her.  Am  Ende  auf  Bl.  4':  ®ebrudtt3U  Jtörmberg/  |  burd)  Sans  ^tfolet.  \ 
Weller  271''.    Weller  271«  führt  noch  eine  vierte  Ausgabe  an,  die  in  Heerdegens  alter  Sammlung  war. 

Nürnberg,  St.  B. 

1564  Juni  25. 

(1)  6rfd)r6dtlid)e  Werne  Bettung.  ®arl)afftiger  95nnb  i  ®runbtlid)er  berid)t  /  roie  inn  bem  j  6tifft  6alftburg  /  inn 
ainem  Sf)al  5laurif5  ge:  nannt  /  ben  oergangnen  tag  3acobi  bif5  64. 3ar6  / :  ain  ®ol*enb2ud)  gefd)el)en  /  ©on  roellid)em  / 
ain  fSJaJl'er  genannt  ber  ®?i)f3bad)  angeloffen  /  ?3nnb  i  inn  bie  l)unbert  "Perfonen  ertrendit  /  2Iud)  inn  bie  |  bieiffig  §en)fer 
ferriffen  /  onb  roeg  gefört  l)at  / ,  allen  frommen  6l)jiften  3ür  n>ar=  \  nung  in  biudi  gegeben.  \  [Kleiner  Holzschnitt  6x4.6  cm, 
Schiff.]  i  ®etrudtt  3U  augfpurg  /  ^urd)  Sans  3immermann.  1564.  | 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Jl-j  ^Ij  — .     lü.  i''  und  4^  leer.     Weller  273.  München,  St.  B. 

(2)  (Srrd)jcdjlid)e  9leroe  i  3Ei)fu"9-  **  ®arl)apger  onb  |  ®rönblid}er  berid)t/roie  in  bem  (Sr^  6tifft  Salzburg 
in  einem  Sl)al  Kaurig  ge=  nant/ben  oergangnen  tag  3ocobi  (sie!)  big  64. 3ar8/  |  ein  ©oldienbrud)  gcfd)en/Don 
n>eld)em  /  ein  |  Gaffer  genant  ber  ®ei)f3bad)  angelauffen  / ;  Snnb  in  bie  100.  perfonen  ertrendtt  aud)  in  bie  30  i  ^eufer 
3errigen  onnb  roeg  gef&ret  l)at  /  allen  |  frommen  Gi)}|ten  («/c)  3ur  roar=  |  nung  in  brudt  gegeben.  |  (***)  1 15.64.  j 

4".  4  Bl.  ohne  Signaturen.     Bl.  i^  und  4^  leer.     Auflallig  schlechte  Zahlentypen.     Weller  273». 

Bonn;  München,  St.  B. 

(3)  erfd)i6dilid)e  «Herne  3ei)tung.  '•?  ®arI)apger^Dnb  \  ®rfinblid)er  berid)t  /  mie  in  bem  erft  6tifft  1  ©alftburg  / 
in  einem  Sl)al  9laurif3  genant  /  ben  Der=  gangnen  tag  Sacobi  bif3  64.  3ar6  /  ein  ©oldienbrud)  ge=  \  fd)el)en  /  oon 
roeld)em  /  ein  ^Baffer  genanbt  ber  ®et)f3bad)  /  ange»  i  lauffen  /  ©nb  in  bie  100  perfonen  ertrendit  /  aud)  in  bie  30.  |  genfer 
Seriffcn  on  roeg  gefüret  l)at/ allen  froüien  (Sl)2iflen  |  3ur  roarnung  in  bruA  gegeben.  |  [Ho/i«Än««  11x7.5  cm:  Eine 

mit  Mauer  nrngebme  Stadt.] 

4».  4  Bl.  ohne  Signaturen.  In  der  Mitte  von  Bl.  4':  ©ebrudlt  3U  9iumiberg  /  burd)  1  SHiCOlaum  ÄnOJm.  I  [Schlußzeichen 
als  Verxiernng.]     Bl.  4»  leer.    Weller  273''.  Bibl.  Uellmann. 

1564  Dezember  18. 

(Sin  erfd)iödilid)e  neroe  Seitung  /  oon  einem  gioffen  roun=  \  bcr3eid)en  /  fo  in  bem  ®erid)t  6d)roab  9nend)ingen  / 
oier  meil  oon  Slugfpurg  gelegen  / ;  ben  18.  tag  bee  6l)jiftmonat6  im  1564.  Sor  gefef)en  roojben.  |  [Holzschnitt  26x20.6  cm, 

darunter  13  Znlen   Text  und  die  Unterschrift:]  ©etrudlt  3Ö   Ailingen  burd)   äebalbum  ^OX^tX.  \ 

Folioblatt.     Lichterscheinungen  bei  Sonnenaufgang.     Weller  285.  Zürich  (M.  F.  17.  4"). 

1565  Februar  7  und  8. 

9len>e  Seitung  i  9)on  ei)nem  Srbbibem  / '  roeld)er  fid)  in  etlid)en  eanbfd)afften  am  9ll)ein,  in  ber  nad)te  /  sroifdjen 

bem  fibenben  onb  ad)= !  ten  tage  bes  Sornungs,  je§  lauffenben  M.D.LXV.  |  3ar6  /  er3ei)gt  onb  begeben  l)at  /  9lud)  roas 

für  groffe  geroäJTer  in  roenig  tagen  '  l)ernad)  gcDolgt.  i  [Kleiner  Druckerstock.]  \  TOit  anl)angenber  er3e|)Iungc  i  fBas  für 

Srbbibem  onb  ongeroönlid)e  obergiepnge  ber  ©afferftröme  in  Seutfd)en  Can»  i  ben,  oon  etlid)en  !)unbert  jaren  bei"  / 

8* 


(50  H  E  L  I,  M  A  N  N  : 

fouil  in  ben  6f)roniAen  :  onö  3eitbüc|)ern  oermelöt,  jid)  oor  öifer  seite  l)aben  begeben  onö  5ugetragen  /  aus  etlid)en 
©.  9nid)ael  ©cutJ)ers  j  Sifrorird)en  6d)rifften  gejogen  /  enb  i  jej  inn  Sru*  oerorbnet. ;  «Rlit  9{ömif.  Äet).  9nai.  Sreil)et)te  / 
na(i)3utruchen  »erbotten.  |  M.D.LXV.  | 

4».  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Süj  Sliij  —  53  »ij  55iij  — ■    Bl.  iv  nnd  8^  leer.    Fehlt  bei  Weller.  Darrtutadt. 

1565  AprU  21. 

ii)  ©arl)afftige  /  DnD  er=  j  rcl)«*lid)e  neroe  3eitung/roa6  \\ä)  iüqttxa^tn  Den  21.  Slprill  /  biefes  65.jar6/inn 
5er  6l)urfürjiHirf)en  pflege  ober  Slmpt  I  grepburgh  /  in  einem  Dorff  ©röft    genant  /  onb  roas  in  bie  naJ)e  i  ()erumb  ge= 
legen.  1 9temlid)  oon  einer  graufamen  onb  |  crrd)reckli(l)en  ©afferflut  /  fo  ben  armen  !  Ceuten  bafelbp  groffen  onb  raerkli= 
ct)en  fcl)aben  getl)an  l)at.  \  [Holzschnitt  6.9X5.8  cm,  eine  überschwemmte  Stadt  darstellend.] 

4°.    4  Bl.  mit   den   Signaturen:  —  2Iij  Sliij  —  ■     Bl.  ii  und  4^  leer.     Am  Ende   auf  Bl.  4'  vor  einem  Schlußzeichen: 

«alentinuö  Setfcl)  I  ?a)tor  i.    Weller  1 18.  ,     ,  .    „r      _^     .    ^        .  •  t>   ■ 

Am  üsterabend  verursacht  ein  heftiges  Gewitter  mit  Regen  und  Hagel  eme  plötzliche  Wasserflut  m  drost  bei  Jjrei- 
burg  a.  d.  Unstrut  und  richtet  an  Menschen,  Vieh  und  Häusern  großen  Schaden  an.  Kat.  J.  Rosenilial  33. 

(2)  ein  erfc^jetklicfies  mar ;  !)afftige6  @t^id)i  onb  Scidjen  /  fo  am  Simel  gefel)en  ift  roojben  /  am  Ofterabenbt 
biefes  I  LXV.  gares  /jroirdben  sroet)  onb  bier)  r>\)i  \  nad)  JRittage  /  onb  roas  für  groJTer  jem= ,  meriid)er  fd)aben  /  beibe  an 

9nen=  i  rd)en  onb  23iel)e  barauff  er=  |  folget  ift.  i  [Holzschnitt  nxl cm,  Bild  einer  Stadt.] 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen :  —  Slij  SIÜj  — •  Bl.  i v  und  4''  leer.  Auf  Bl.  4t  am  Schluß :  ©ebluAt  3U  9IÜrmberg  /  burd) 
TOWauöSnojrn.  I  M.D.LXV.  I 

Als  Verfasser  nennt  sich  auf  Bl.  2^  Georg  Listenius  von  Naumburg,  Pfarrer  zn  Rosspach. 

Zwischen  2  und  3  Uhr  eine  etwas  rätselhafte  optische  Erscheinung,  gegen  4  Uhr  ein  ungewöhnlich  starker  Gewitter- 
regen, der  in  Gröst  45  Wohnhäuser  zerstört.  Nürnberg,  Germ.  Mu^. 

(3)  Ein  Erschreckliches  j  warhafftiges  Gesicht  und  Zeichen  /  so  am  Himmel  gesehen  ist  worden  /  am  Osterabend 
dieses  LXV.  Jahres.  [Am  Ende:]  Gedruckt  zu  Weissenfels  /  durch  Georg  Vautzsch.  (1565.) 

4".    4  Bl.    .Xarli  Aukt.-Kat.  von  Fr.  Malota  in  Wien  vom  8.  — 10.  Nov.  1909,  Nr.  589,31. 

1565  Juni  1. 

®arl)afftige  Siftorp: :  "Des  @reroIic^en/Diel= ;  rd)eblid)en  ^Sngcmitters  onb  ©oldtenbiuft ;  fo  fid)  in  biefem  M.D.LXV. 
8ar  /  3m  Canb  ju  |  ©üringen  ober  Sunbtozff  /  «Jteroenbojff  /  ÜReAe»  j  felbt  onb  Äletbid)  /  l)at  jugetragen.  j  ©urd)  abamum 

©rfinum  3RoIi  =  |  bergenfem  gefteUet.  |  [Kleiner  Holzschnitt  8.4X4.9  cm,  starker  Regen.]  \  Cuce  am  13.  SapiteL    [Folgen 
8  Zeilen  dieser  Bibelstclle.]  | 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signatiu-en:  —  Slij  Sliij  — .  Bl.  4^  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4':  ©ebrudlt  JU  Jlürmberg  /  burd) 
5licolaum  Änonn.  | 

Der  Winter  1564/65  wird  als  ungewöhnlich  kalt  geschildert.  Am  i.  Juni  1565  war  der  wolkenbruchartige  Regen,  der 
sehr  großen  Schaden  anrichtete.  München,  St.  B. 

1565  Juni  8. 

(i)  ©efdjreibung  eines  i  erfci)rediiid)en  "Donnerfdjlags  /  fo  |  ben  8. 3unij  /  biefes  1565.  Sars  /ju  ©refslaro  inn  ber 
6d)Iefien  gefcl)e=  |  I)en  ift  /  mit  einer  kurzen  9)or=  1  manung  jur  ^uffe.  |  W  \  Pfalmo.  XVIII.  |  (Sr  fd)06  feine  6trale  /  onb 
Burftreroete  fie.  |  gr  lies  fe!)r  pli^en  /  onb  fdjrediet  fie.  |  [Zierzeichtn.]  |  @ebru*t  ju  Srefslaro/  burd)  |  ßrifpinum  6d)arffenberg.  | 

4".    6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  ?Iiij  —  %  —.    Bl.  i^  und  6^  leer.    Am  Ende  von  Bl.  6'  unterzeichnet:  SD.  30< 

I)anne6  6d)oIöc  |  ^rcbiger  ber  Sirdjen  3u  I  SJrefsIaro  bet)  6.  i  ©lijabetl).  j 

Blitzschlag  in  ein  Haus  und  Besenreibung  von  Blitzwirkungen  bei  Personen.  Breslau,  St.  B. 

(2)  DE  HORRENDIS  j  DVABVS  CORVSCATIONIBVS  |  ET  FVLMINIBVS  /  QV/C  FACTA  |  funt  Vratislauiae/ M.D.LXVI. 
26.  lanua:  I  ante  horam  15.  maioris  horologij.  | 

I  Blatt  kl.-40.  26  Verse  und  3  Zeilen  (Pfal.  76  . .  .),  unterzeichnet  Martinus  Hoffman.  Darunter:  VRATISLAV1.£  \ 
Ex  Officina  Crifpini  ScharfTenbergij.  j  Breslau,  St.  B. 

1565  Juli  21. 

Jleroe  Seittung.  |  ©arl)afftige  ®efd)iei)=  i  bung  bes  groffen  erfcl)i6dilid)cn  ©eroejfers  \  fo  nit  einem  Kegen  /  fonbem 
einer  3imlid)cn  6t)nbflut  |  e|)nlici)  geroefen  /  fic^  auff  6.  anncnberge  onb  in  |  anbern  ombliegenben  6tetten  onb  ©6:ffern  1 
mit  mer*licl)en  fdjaben  !)at  zugetragen.  |  3m  3ar  1565.  ©en  21. 3ulij.  j  allen  @ottf6id)tigen  ©laubigen  6I)jiften  3u  treroer 
roarnung  auffs  körfite  in  brudi  ocrfajfet.  |  ®urd)  M.  «pijilippum  ©agner  «Pfarjljenn  \  onb  ©upperattenbenten  bafelbs.  i 

[Zwei   kleine  Holzschnitte,  je  5X3.5  cm,  nebeneinander:  herabströmender  Regen.]     f[  @eb2U(fct  3U  STÜrmbCrg  /  burd) 

Jlicolaum  Änojrn.  | 

4".    8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  —  Slüj  —  g  gij  Sjjj  -.     Weller  284. 

München,  St.  B.;  Nüi^berg,  Germ.  Mut. 

1566  Februar  1. 

anno  M.D.LXVI.  auff  ben  erften  tag  Soinungs/am  mojgen  frü  omb  ad)t  orcn  ift  obge=  fefite  n>unbergefld)t 
am  Simmel  gefel)en  rooiben  /  in  einem  tl)al  auff  bcm  edjroarfiroalb  /  aller  ned)ft  bep  ber  «Reroenftatt  /  in  ber  langen 
oI)ren  /  De6gleid)en  in  6. 3ostI)al  /  onb  bei)  ons  in  ber  ««eroenftatt  /  roie  aud)  fünft  roeit  auff  bem  !  9Balb  mt\)t  bann 
oon  taufent  perfonen.    ©nb  l)altet  fid)  bie  fad)  in  kurzem  alfo.   [Holzsch?iitt  24.5x20  cm,  Nebensonnen,  unten  eine 


J}ie  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  61 

Stadt.]    [Darunter  zunächst  zweispaltiger  T'-xt  von  je  18  Zeikn,  dann  einspaltiger  von  10  Zeilen  und  die  Un/erschri/t :] 

^  ®etru(fct  jü  etrasburg  bei)  S^iebolt  ^erger  am  ^Qnmardtt  jöm  SrübeL 

Gr.  Folioblatt.     Am   i.  Horiiuns  Nebensonnen,   am   5.  Homung  Nebenmonderscheinung  (blutrot,   drei  Stunden  lang 
ob  Nordlieht?).  ''  Zürich  (3h.  F.  24). 

1566  Juli  27,  28;  August  7. 

i»>  6cl§ame  geftalt  fo  in  öifem  M.D.LXVl.  3ar  /  "•?  gegen  auffgang  onö'niöergang  /  onöer  Dreien  malen  am 
Fimmel    ift  gefe|)en  mozDen  /  3Ü  ^afel  auff  5en  xxDij.  mb  xxm].  $ön>monat  i  onö  D0igeni>9  auff  ben  oij.  ^ugften.  i 

[Holzschnitt  2Hx  17. 7  cm,  am  Himmel  die  Sonne  und  schwarze  Kugeln  in  der  Lu/t,  unten  das  Münster.  Häuser  von 

Basel  utid  betrachtende  Männer]  \  [Text  von  35  Zeilen  und  darunter  die  Unterschrift :]  @etru(ttt  burd)  6amuel  2lpiarium.  i 

Folioblatt.  Verfasser  ist  .eamucl  Socciuß  ber  l)ei)Iigen  ®ei"d)jifft  onnb  frraen  hün|Hen  ffubiofu6  3U  Safcl  im  ?)atterlanb«. 

Sonne  geht  in  biutroteui  Hitzedunst  (?)  auf  und  unter.  Die  schwarzen  Kugeln,  die  an  der  Sonne  vorbeifliegen,  weiß 
ich  nicht  zu  deuten.  Zürich  (Ms.  F.  17). 

1567  Februar  3. 

5leroe  3eittung  /  ©on  ber  groffen  onnb  :  (Srbermlid)en  6d)Iad)t  /  fo  nerolid}  |  sroifdjen  bem  Äönig  in  Deiimarck 
onb  6d)roe=  ben  /3Ü  roalfer  gel)alten  roojben.  M.D.LXVII.  i  [Holzschnitt  7x6.9 cm,  Kriegsbild]  j  ^  anbcre  Scitung/ 
©on  3roeicn  geroapneten  9nän=  nern  /  fo  am  Simmel  mit  jmeien  femzigen  rd)roer=  i  tern  onb  anbern  ge)ld)ten  ober 
Salis  gefel)en  moiben  /  ben  3.  ^ebruarij. 

|Nadi  Weller  332:  Straßimrg,  Peter  Hug].  4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  Släj — .  BI.  i^  und  4*  leer.  Der 
ei-ste  Bericht  in  Keimen,  der  zweite  in  Prosa  (Bl.  3^  bis  4'). 

Phantastische  Be.schreibung  einer  in  finsteren  Wolken  auftretenden  Lichterscheinung  um  10  Uhr  Vorm.,  auf  die  ein 
starkes  Gewitter  folgte.  Zürich  (Mg.  F.  17). 

1567  September  1  und  Oktober  23. 

®arl)afftigc  ©crd)rei=  bung  /  etlid)er  onglcidjer  6reufoeid)cn  /  fo  am  erften  \  tag  6eptembri6  /  onb  ben  23.  Oc= 
tobris  /  biefes  67.  3ar§  /  im  Düringer  lanbt  /  oon  Dielen  glaubroirbi: ,  gen  Ceuten  /  am  ^immel  gefel)en  (inb  roorben  / , 

Sriplid)  ben  @Ottliebenben  /  onb  fd)rech=     lid)  ben  onbugfertigen.  |  [Holzschnitt  7.7  cm  Durchmesser,  die  Kreuzzeichen 

am  Himmel  darstellend.]  \  Cuce  21.  1  §ufet  eud)  /  bas  emre  Serben  nid)t  befd)roeret  roerben  mit  fref: ;  fen  onb  fauffen  / 
onb  mit  forgen  ber  9Tarunge  /  onb  homme  biefer  Sag  fd)nell  ober  eud)  /  ©enn  roie  ein  Sallftri*  roirb  er  koiüen  / 
ober  alle  bie  auff  Srben  roonen.  60  feib  nu  madter  alle3eit  /  onb  betet  /  {  bas  jr  mirbig  merben  m6get  /  3u  entpfliel)en 
biefem  allem  /  bae  ge:  I  fd)et)en  fol  /  onb  3U  flel)en  fär  be»  9Ilenfd)en  6of)n.  | 

4".  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  91ij  ^Üj  —  8  — •  Bl.  i»  und  6'  leer.  Auf  Bl.  6'  die  Unterschrift:  9narcU6 
%Sagner  <Sxul(Si)rifti  !  Nordlicht.  Der  Verfasser  ist  vermutlich  derselbe,  der  das  Unwetter  vom  17.  Mai  1558  in  Burgthonna 
beschrieben  hat;  vgl.  auch   1580.  Bihl.  Hellmann. 

1567  Oktober  30.  31. 

(1)  ©arl)affe  (sie!)  onb  erfd)io=  dtenlid)e  @efd)id)t  /  fo  fid)  3iitragen  l)at  i  in  ber  Statt  ©erona  /  'Dietrid)S  ©ernn 
genannt  /  alba  ift  ein  groffer  n)afferfluf3  oibliftlid)  kommen  /  nid)t  1  allein  an  bem  ojt  /  fonbem  aud)  36  Oicenft  /  ^abua 
onb  i  Srient  /  barjö  im  gangen  S|)al  bafelbft  /  ein  groffe  an:  301  onb  menge  ber  menfd)en  oerberbet  onb  jämerlid) 
er»  trendit  Xmh  roojben  /  onb  bafelbft  oil  Seufer  onb  Dllülis  |  nen  l)inroeg  gefürt  /  l)aben  alfo  bie  armen  Ceut  oer»  j 
meint  ber  Süngfte  tag  fet)  p02l)anben  /  mag  {  n>ol  ein  6Qnbfluf3  geneüt  merben  /  gang  '  erbamlid)  (sie!)  3a  l)6ren  /  k.  { 

[Holzschnitt  6.7x4.!)  cm,  Überschwemmung  mit  Arche  Ä'oah.]  ,  @etrud<t  3Ü  ©afel  /  bet)  ;  ***  Samuel  31piariO.  *»*  I 
M.D.LXVIII.  : 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  Sliij  — .  Bl.  iv  leer.  Berlin;  Zürich. 

(2)  fl3art)apige  onnb  Cnr^ ;  fd)20d{enlid)e  <neme  Seittung  /  ©on  bem  1  gropn  onb  groaltigen  3älauff  /  beB  ^affer^ 
fluf3  / !  ber  Statt  ©em  /  3m  ®cird)Ianbt  /  onb  oon  bem  gjoffcn  fd)aben  /  fo  es  nit  allain  bern  ortten  /  fonber  aud) 
3ü  ©iceng  /  ^aboa  /  onb  Srienbt  /  onb  imm  gangen  St)al  bafelbft  /  getl)on  /  Slud)  oon  ber  grof=  i  fen  3ln3al  ber  Stetten 
Ceüt  /  onb  menge  ber  Seü=    fcr  /  60  burd)  baffelb  ombkommen  /  oerberbt  /  onb  |  l)inn>eg  geffirt  roojben  /  gang  6r= 

bermlid)  3Ö  Y^bltn.  @efd)et)en  ben  30  onb  31  tag  OctobJIS  /  bif3  1567.  3ar».  1  [Holzschnitt  8X5  cm,  Überschwemmung 
mit  der  Archt  Noah,   die  Taube   mit  dem    Ölzweig   kommt  eben   zur  Arcfie.]     ®etrud{t  3Ü  Slugfpurg  /  Durcf)  '  Sans 

3immerman. , 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  —  Sa  — •    Bl.  i"  und  4V  leer.    Schlecht  gedruckt.    Weller  331. 

München,  St.  B.;  Bihl.  Hellmann. 

(3)  %Barl)apige  onb  erfd)jo=  dienlid)e  neroe  3et)tung  /  oon  bem  groffen  |  onb  gemaltigen  3ulauff  bep  ©a|fer= 
fluf  /  ber  ftatt  |  ©ern  im  ^elfc^lanbt  /  onb  oon  bem  groffen  fd)a:  {  ben  /  fo  es  nid)t  allein  an  benen  oiten  /  fonbem 
aud)  3U  ©iceng  /  ^aboa  /  Srienbt  /  onb  im  gangen  S;i)al  bafelbft  gctl)on  /  9lud)  oon  ber  grojfen  an3al  ber  |  Stetten  / 
Ceüt  /  onnb  menge  ber  Seüfer  /  fo  burd)  bafl'elb  ombkommen  /  oerberbt  /  onb  l)inroeg  gefürt  roojben  /  gang  erbermlid) 
5U  1)6=  [  ren.  @efd)el)en  ben  30.  onb  31.  i  tag  Octobjis  /  bifes  1567.  Sars.  [Holzschnitt  8.0x5.1  cm,  die  Arche  Noah 
im  Wasser  schwimmend.] ,  @etrud{t  3u  Slugfpurg  /  burd) ;  $anns  BQmmennan.  j 

4'*.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  31ij  Slijj  — .    Bl.  4V  leer.    Weller  331a.  München,  St.  B.  und  U.  B. 

(4)  ®arl)afftige  onb  Gj=  \  fd)i6dienlid)e  3Teroe  Beittung  /  ©on  bem  |  grojfen  onb  geroaltigen  3Ulauff  /  bes  QBaffer= 
{Iu|^  /   ber  Statt  ©ern  /  3m  %l3elfd)lanbt  /  onb  oon  bem  <  groffen  fcl)aben  /  fo  es  nid)t  allein  beren  oiten  /  fon: ;  bern 


62  Hellmann: 

aud)  ju  iBicenö  /  ^aboa  i  cnö  Srienöt  /  onö  im  ganzen  Sl)al  öafdbft  /  get{)an  /  aud)  Don  öcr  groffen  «nsal  öer 
etcötten  /  8eut  onb  men=  ge  öer  §eufer  /  60  5urd)  Daffelb  Dmb=  kommen  /  oeröerbt  /  onö  l)inn)eg  ge=  j  ffirt  roojöen  / 
ganft  ßrbermlid) !  3U  !)62en.  @crd)el)en  Den  30.  onb  31.  tag  Octobris  /  bifj  1567.  3ars.  [Holzschnitf  7x5.1  cm, 
Arche  Noah,  ganz  ähnlich  wie  vorher.]  ^ 

40.    4  Bl.  mit  den  Signatm-en:  —  Slij  aüj  — .    BI.  i^  und  4^'  leer.    Am  Ende  von  Bl.  4'':  Cf  ©ebluAt  3U  JlUrmberg  / 

burd)   fHicoIaum  Änojrn.     Weller  331b.  ,     „   ,.       „        ,  u-u 

Von  alter  Hand  stellt  folgender  Zalilenscherz  auf  dem    Titelblatt  des  Berliner  Exemplars  geschrieben: 


I) 

500 

1 

1 

L 

50 

V 

5 

V 

5 

I 

I 

\' 

5     ■ 

M 

1000 

adde   — 

1567 
Von  oben  nach  unten  gelesen  DILVVIVM.  Berlin;  Erlangen;  Nürnberg,  Germ.  Mw. 

(5)  <!BarI)afftigc  onb  Gr=  j  rcl)r6dienlicl)c  9Teroc  Seitung  /  ©on    bem  groffen  onb  geroaltigen  3ulauff  /  bes  ®af= 
fcrflufs  /  ber  6tabt  Sern  im  ©elfdjlanbt  /  onb  |  oon  bcm  grofl"en  S^ahtn  i  fo  es  nid)t  allein  beren    orten  /  6onbern 
aud)  5U  ©icenft  /  ^aboa  onb  |  Srienbt  /  onb  im  gangen  S()a(  bafelbft  /  getl)an  /  |  9lud)  oon  ber  groffen  Snsal  ber 
etebten  /  Cent  |  onb  menge  ber  §eufer  /  60  burd)  baJTelb  t>mb=  |  kommen  /  oerberbt  /  onb  ()inn)eg  gef&rt  n)or= ,  ben  / 
ganft  erbermlid)  ju  l)ören.   @e=  |  rd)el)en  ben  30.  onb  31.  tag  j  Octob.  bis  1567.  |  3ar6.  i  [Holzschnitt  6.8x5.8  cm,  eine 

überschwemmte  Stadt  darstellend.] 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2lij  31 3   — .    Bl.  4^  leer.    Fehlt  bei  Weller.  Berlin;  Bill.  HeUmann. 

(6)  ?Barl)aPge  onnb  er=  \  fd)20*enlid)c  neroe  3et)tung  /  »on  bem  \  groffen  onb  geroaltigen  sülauff  bcs  ©affer= 
fluf3  /  ber  t  ftatt  ©ieterid)  93ern  im  ®eird)Ianbt  /  onnb  oon  bem  j  groffen  fcljaöen  /  fo  es  nidjt  allein  an  benen  ojten  / 
fon= !  bem  aud)  3Ö  33inceng  /  «paboa  /  Srienbt  /  onb  im  gan=  i  %tn  Sf)al  bafelbft  getl)on  /  aud)  oon  ber  groffen  an3al  i 
ber  ©tetten  /  Ccüt  /  onnb  menge  ber  geufer  /  fo  burd)  |  baffelb  ombkommen  /  oerberbt  /  onb  l)inroeg  gefürt !  rooiben  / 
ganö  erbermlid)  3Ü  I)6ren.   @cfd)e=    l)en  ben  30.  onb  31.  tag  Octobris  /    bes  1567. 8ars.    [Holzsch„iit  10.2x9.2  cm, 

Stadtbild,  halb  unter  Wasser.] 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  Sllij  — .    Bl.  4V  leer.     Am  Ende  auf  Bl.  4^:  ©etrudtt  3fi  6frasbUrg   bcp  Sl)ie« 

bolt  Serger  am  1  ©onmardi  3um  Srcübel.  Slnno  1568.  j  [Zierzeichen].    Weller  331  c.  München,  St.  B. 

1568  März  28. 

(i)  5leroe  3ei)tung  /  ©as  fid)  alll)ie  im  Canbt  3U  6ad)ffen  ;  l)at  3ugetragen  /  in  ber  ©tabt  ©itterfelbt  an  an 
ber  ©am  /  roie  ein  9nenrd)Iid)e  ganbt  mit  einem  ;  ?3lut  rl)oten  ©d)roerbt  am  l)ellen  gimel  geftan=  ben  ift  /  onb  Blut 
Dom  Simel  gefallen  ift  /  anno  j  1568.  bas  ift  ber  ©ritte  ©ontag  in  ber  'Sap  \  en  in  ©ru*  geben  /  ©urd)  ben  (Sl)r= 
roirbi=  |  gen  §enen  9Ragifter  3ol)an  ©d)ftgen  |  ^aftor  in  6.  Meters  Äird)en  3U  'Stet)=  |  burgk  in  bem  Canbt  OTeofffn. , 

[Kleiner  Holzschnitt  5X6  cm,  Prediger  auf  der  Kanzel.]  |  *?  ^ 

^^ 
4".    2  Bl.  ohne  Signaturen.    Am  Ende  auf  Bl.  2^  ein  größeres  Zierzeichen.    Weller  333. 

München.  St.  B. 

(2)  «Reroe  3eptung  /  |  9Bas  fid)  all)ie  im  (anb  3Ü  ©axen  l)at   3ugetragen  /  in  ber  ftatt  ©itterfelb  /  an  ber  ©am  / 
©ie  ein  menfd)lid)e  |)anbt  mit  einem  ^Slötroten  j  ©d)roert  am  gellen  Simmel  geftanben  ift  /  onnb    ©lüt  oö  l)iüiel  ge= 
fallen:  ano  M.D.LXVIII.  j  3n  biudi  gebe  /  burd)  ben  roürbigen  Scrm  951.  \  oon  ©d)üöen  /  «ßiebiger  in  6.  Meters  aird)en  . 

3Ü  Srepburg  /  im  Canb  3Ü  9Reiffen.  |  [Holzschnitt  6.4X8.5  cm,  Anbetung  Gottes.] 

Kl.  8°.  2  Bl.  ohne  Signaturen.  Am  Ende  auf  Bl.  2":  ©etrudit  burd)  ©jlhelm  ®erdi  /  buroer  xix  6öln  am  9?cnn  / 
M.D.LXVIII.  !  Fehlt  bei  Weller. 

Ob  vollständig?    Auf  der  Rückseite:  3tem  nod)  Cin  grofj  fBun=  Zürich  (Ms.  F.  18). 

1568  März  28. 

(i)  9Barl)apge  onb  j  erfd)re*lid)e  @erd)id)t  /  roel=  j  d)e  jftunb  gefel)en  ift  roorben  am  l)ellen  Simel  /  in    einem 
©orff  genant  ©tolg  /  im  ©oig=  |  tlanbe  /  ein  oierteil  TOeilroegs  oon  61=    jterbcrg  gelegen,    tf  3u  mel)rer  glaubnis  / 
onb  bas  I  mans  nid)t  für  ongleublid)  l)alte  /  fo  feinb  bie=  |  fe  oier  ^erfonen  oom  abel  /  roie  l)ernad)    gemelt  /  l)ienein 
gefegt.  \W\%  31od)  ein  anber  fel)r  erfd)re= :  dilic^  @efid)t  onb  ®unber3eid)en  /  roeld)6    gerd)el)en  i|t  3U  Bamberg  onb 
eid)tenfelf3.  i  M.D.LXVIII.  1 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  SKj  9Iiij  — .  Bl.  iv  und  4V  leer.  Am  Ende  von  Bl.  4':  (T  ©cbrudlt  XW  'Brag  ben 
55un)on  TOalban  1  ©trennichi).  |  ^' 

Hier  wird  die  Erscheinung  vom  2.  Juni  1556.  die  Caspar  von  Forchhcim  mit  seinen  adligen  Freunden  beobachtete, 
auf  den  3.  Mai   1568  verlegt! 

Die  zweite  Erscheinung  (Nordlicht?)  fällt  auf  den  28.  März  1568.  Darmsiadl. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrb.  63 

(2)  ®arI)aJTtige  ond  er=  i  rd)r6dilid)e  gerd)id)t  /  roel(f)e  je^unt  gefel)en  ift  roor&en  am  l)enen  Simel  inn  |  einem 
©orffe  genanDt  6tol$  /  im  Ooigtlanöe  /  ein  oirtet)!  5Ret)I  I  roegs  oon  eijterberge  [  gelegen.  \  [Holzschtitt  4.3x5.7  cm, 
Christus  am  Knu:.]  3u  mcl)rern  glaubnis  /  onnö  bas  mans  nid)t  für  onglcublicf)  !)alte  /  ■  fo  fein5  öife  oier  ^erfonen 
Dom  I  Slöel  /  roie  i)ernad)  gemelt  /    t)inein  gefegt. 

4°.    2  Bl.  ohne  Signaturen.     Am  Ende  auf  Bl.  2":  ScÖJUCktjU  SröfurDt.  \    Bei  Pbütz  (S.  162)  angeführt. 

München,  St.  B. 

(3)  ®ar()afftiger  :  on  erfd)recklid)er  ®efd)i(^ter  sroep  ;  Die  (Srfte  /  meiere  iftunöt  gefef)enn  ift  rooröen  am  I)eIIcn 
Siüiel  /  in  einem  öorf '  fe  genanbt  etolft  /  im  5)oigtIan=  |  öe  /  ein  Diertl)el  meil  roe=  |  ges  p5  elfterberge  |  gelegen  /  etc.  | 
©ie  anöer  (Srrd)re(hli(f)  ®e=  fid)t  meld)e  gefet)en  ift  am  l)ellen  Sim=  |  mell  3U  Bamberg  onö  Cid)=  1  tenfels.  ad)  laft 
cud)  Dod)  ju  t)erSen  gan  /  !  ©ie  rounDer5eid)en  fo  @ott  f)at  getl)an  /  |  SifBl)ero  ein  lange  ^eite  /  5öol  an  öes  §iemel6 
girmament  /  ,  Caft  ab  oon  eroer  fünö  bel)enö  /    Sl)Ut  bufj  jl)r  61)riften  Ceute.  ;  Slnno  ©omi.  9R.©.8.x»iii. 

KI.-8".   4  Bl.   Am  Ende  von  Bl.  4':  ®cbrudit3u  erffufö  burc^  I  (Seorgium  Saroman.  | 

Das  zweie  Gesicht  vom  28.  März  1568  scheint  ein  Kordlicht  gewesen  zu  sein.  Berlin. 

1568  Mai  2. 

^  ©unöerbare  aber  ?Barl)affte  ®end)t  ofi  erfd)einung  ;  in  ©oldien  öes  gimmels  auff  öen  anbern  |  tag  SHepens 
in  biefem  lauffenben  ad)t  |  onö  fedjtjigften  3ar.  [Iloh-schrntt  9.5x5.8  cm,  Das  Jüngste  Gericht (.'}.]  !  6ampt  ange= 
t)enditer  gefd)id)t  /  inn  öem  |  ocrgangnen  LXVII.  3ar  auff  ben  oij.  tag  SIprellenß  auf}  bem  lufft  geoffenbaret  /  '  bepbe 
voi\)in  niemaien  /  aber  |eg  =  unber  3ür  roarnung  im    trudt  auj^gangen.  | 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  91ij  9liij  — .    Bl.  iv  und  4V  leer.     Auf  Bl.  4r  am   Ende   des  Textes,    der  6.  6.  ^ 

unterzeichnet  ist:  6etru*t  jü  3Jafe(  /  bei)  |  ***  6omueI  ^iario  ***  |  1568.  ; 

Besonderer  Abschnitt  über  die  zweite  Erscheinung:  am  7.  April  1567  und  am  23.  November  nordlichtartige  Erschei- 
nungen in  Basel  und  Konstanz.  Zürich  (Ms.  F.  18). 

1568  Dezember  14,  21,  22. 

föunöer  6tern  /  onb  1  3om3eid)en.  60  an  6onn  /  onb  |  TOonbe  /  bes  1568.  3orf3  /  öen  14.  |  21.  onb  22  Sag 
Decembri»  /  3u  i  (Srfforbt  /  onb  angrenzen:  1  ben  6rtcrn  gefel)en  '  roorben.  [Holzschnitt  5.7x3.9  cm,  Christus  mit  den 
Jüngern  weist  nach  den  Zeichen  am  Himmel.]  \  6ampt  einer  oerroamung  /  roas  brauff  I  folgen  m6ge  /  ®eftalt  burd)  | 
Cafporum  Magium.  (S.  | 

4°.    8  Bl.  mit  den  Signaturen: m\  3«  «  Sj  55s  ^-    Am  Ende  auf  Bl.  %":  ©ebruAt  3U  ©rff  02bt  /  burd)  60n«  | 

rabum  ?)rcl)Cr  /3Uni  bunbten     Caroen  bei)  6.  i  ^aul.  '    Wahrscheinlich  ist  Weiler  354  danach  zu  verbessern. 

Optische  Erscheinungen  an  Sonne  und  Mond.  München,  St.  B. 

1568  Dezember  22  u.  25. 

TERRAEMO  /  TVS.  PARELIA.  PARA=  '  SELINAE  (siel),  FASCES,  SA-  1  gittae  &  falces  lenae  in  aere  i  confpectae.  | 
DESCRIPTJE  i  A  \  FRIDERICO  VVIDEBRANDÖ.  \  [Holzschnitt  7.0x6.2  cm,  phantastische  Darstellung  am  Himmel,  unten 
auf  der  Erde  bestürzte  Mtnschen.]    ANNO  M.D.LXIX. 

4°.    10  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  91,  83  —  8  8,  83  —  6  63     Ohne  Ort  und  Drucker.     Bl.  i»  leer. 

Der  Verfasser  beschreibt  in  Versen  ein  Erdheben  zu  Jena  vom  26.  Juli  1568,  Nebensonnen  und  Nebenmonde  vom 
22.  Dezember  1568  und  ein  Nordlicht  («fasces,  sagittae  et  falces  ardentes«)  vom  25.  Dezember  1568  um  Mittemacht. 

Bibl.  HeUmann. 

1569  Auj^st  12. 

©arl)afftige  /  onb  er^  |  fd)redilid)e  ®efd)id)t  /  fo  fid)  3u  groffen  ©rempad)  im  Canb  3U  ©firingen  /  ben  12.  Slugufti  / 
ber  ba  roar  Freitag  nad)  Caurenti  biefes  69. 3are  /   begeben  l)at.  \  [Zifrzeichen.]    ®ebrud<t  3U  3[)«ia-   Slnno  1569. 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:   —  9lij  Slnj  — .     Bl.  iv  und  letztes  Blatt   leer.     Am  Schluß  \on  Bl.  3^:  Slnno   1569. 

Ein  Gewitter  zieht  am  12.  August  1569  früh  um  83/4  Uhr  schnell  herauf  und  der  Blitz  erschlägt  zwei  Frauen  und 
ein  Kind.  Die  Blitzwirkungen  auf  dem  Körper  sind  ziemlich  genau  beschrieben.  Als  Verfasser  nennt  sich  gegen  den 
Schloß  de«  Berichtes:  •Valentinus  Rudolphus,  Schulmeister  zu  grossen  Brempach».  Dresden. 

1570  Januar  12. 

(Sin  onerl)'ö3te6  ©unber3eid)en  /  roelc^es  ift  gefel)en  roojben  auff  Äuttenberg  /  in  ber  Krön  ©6l)em  /  aud)  fonft 
in  anbern  6t8tten  onb  gleAen  l)erumb  /    ben  12. 3anuarij  /  oier  ftunb  in  bie  inad)t  /  onb  geroel)2et  bif3  nad)  8.  3nn 

ber  ^Oldten  bes  ^imelS  ftol)en/alf3  in  bifem  '^ex.  1570.  ]  [Holzschnitt  24.7x14.6  cm,  über  einem  gestimtcn  Himmel 
titele  lichte  brennende  Fackeln,  offenbar  ein  Nordlicht.]  [Zveispattigcr  Text,  links  33,  rtchts  31  Zeilen  und  die  Unter- 
schrift:] ®etrudtt  3U  augfpurg  /  bei)  9Rid)ael  TOanger. 

P'olloblatt.  Nürnberg,  Germ.  Mus. 

1568,  1569,  1570  März. 

Surge  Sefd)reibunge   ber  gcfd)el)enen  onb  gefel)enen  onnatür» !  Iid)en  9Bunber3eid)en  am  Fimmel  /  im  1568. 
69.  onb  70.  Z^art.    6ampt  einer  iiuröen  ßrinne:    rung  /  oon  berfelbigen  Drfad)en  onb   bebeutunge.  Obferuiret  onb 

geftellet  /  burd)  ^bamum  ©rfinum  /  9noIt)bergenfem.  '  [Holzschnitt  9X5.7 cm,  eine  Nebensonnenerscheinung  darstellend.]  ' 
3cfU6  6l)rad)  am  5.    [Diese  Bibelstelle  in   S  Zeilen.] 

4".    24  uiigcz.  lil.  mit  den  Signaturen  91  bis  5.     Am  Schluß    auf  Bl.  24»:   Sebrudtt  3U  (SrffOfbt  /  burd)  ©eorgium  \ 

Saroman  /  3U  ber  6d)roeinf3hlaroen  / ;  bei)  6.  'Paui. 


64  Hellmann: 

Die  anf  Bl.  3'  endende  Vorrede  ist  unterzeichnet:  9I5amU6  ^JrfinUS  /  ^ar()Cnr  3C  SunMofff. 

Der  Verfasser  beschreibt  24  verschiedene  »Zonueichen- : 

1568  Sonntag  Reniiniscere :  schwarzes  Kreuz  im  Mond  gegen  Abend. 

1568  August  14:  Nebensonne  um  43/4  Uhr. 

1568  August  17:  von  ghAb.  an  offenbar  ein  Nordlicht. 

1568  September  25:  nach  Sonnenuntergang  abermals  ein  Nordlicht. 

1568  September  27:  Nordlicht  nach  Berichten  glaubwürdiger  Leute. 

1568  Dezember  11:  Nebensonne  von  2  bis  3  Uhr  bei  großer  Kälte. 

1568  Dezember  13:  Nebensonnen  zwischen  2  und  3  Uhr,    »grimmig  kalt,   aulT  ellich   viel   tage   nach   einander«. 

In  der  folgenden  Nacht  um  2  Uhr  zwei  Nebenmonde. 
1568  Dezember  14:  bald  nach  Sonnenaufgang  zwei  helle  Nebensonnen  bis  gegen  Mittag,  welche  die  wirkliche  Sonne 

mit  ihrem  Schein  öfters  übertraf. 
1568  Dezember  15:  Nebensonnen  von  i  bis  3  Uhr. 

1568  Dezember  21 :  Nebensonnen  von  3  Uhr  bis  Sonnenuntergang  bei  großer  Kälte.  Darauf  drei  Monde  am  Himmel. 
1568  Dezember  22:  Schönes  Halophänomen  mit  zwei  Nel)ensonnen,  einem  oberen  Bogen  nebst  Berührungsbogeu 

und   zwei   seitlichen   Säulen;   abgebildet   hier   und   auf  dem  iTItel.     Es   währte   mit   Schwankungen    in   der 

Intensität  den  ganzen  Tag,  darauf  in  der  Nacht  wieder  Nebenmonde. 

1568  Dezember  25:  Nordlicht. 

1569  Januar  10:  »das  Paulinische  Gesicht«  um  Mitternacht!?). 

1569  Februar  6:  »das  Paulinische  Gesicht  mit  dem  hellen,  klaren  Pyramidalschein«,  zu  Mittemacht.  »Ich  nenne 
solches  das  Paulinische  Gesichte  darumb,  dass  es  vor  dem  anfang  des  Schwedischen  Krieges  auff.  S.  Paulus 
bekerung  tag  erstlich  meines  Wissens  in  Deutschemlande  in  dergleichen  forme  anfenglich  gesehen  worden«. 
Vielleicht  identisch  mit  einem  ruhigen  Nordlicht. 

1569  Februar  17:  Halo  um  die  Sonne. 

1569  März  10:  Nordlicht. 

1569  März  12:  um  Mitternacht  »das  Paulinischc  Gesicht«  mit  drei  langen,  weißen  und  hellen  Strähnen  zwischen 
Occident  und  Mitternacht. 

1569  März  31:  Roter  Strahl  \or  Sonnenaufgang  im  Osten. 

1569  Juni   16:  Nordlicht. 

1569  Juni  21 :  helle  Sonnenflecke  (?). 

1569  September  10:  Nordlicht  (Paulinisches  Gesicht). 

1569  Dezember  3:  Nordlicht  (Paulinisches  Gesicht). 

1570  Januar  13:  Nordlicht  (Paulinisches  Gesicht). 
1570  März  17:  Nordlicht  (Paulinisches  Gesicht). 

Darauf  folgt  eine  lange  theologische  Auslegung  der  Wunder-  oder  Zomzeichen,  aus  der  auch  hervorgeht,  dali  der 
Verfasser  regelmäßige  Witterungsbeobachtungen  gemacht  hat.  JVurnberff,  Sl.  B. :  Erlangen. 

1570  März. 

errd)re&Ii(^e  Bcotungc  |  Don  Btuepen  SHtör&ern  /  mit  namen  —  in  öiefein    1570.  <ia\)t  —  Slnöere  3eitung. 
(Sin  ongeroijnlid)  /  fel)r  errd)rccklid)  ©unöer  \  ie\ä)tn  /  roeldjes  in  &er  ^Jergjtaöt  Äuttenberg  im  Canbe !  ju  ©el)cm  /  onD 
an  anöern  Diel  umbligcnDcn  Orten  l)erumb  /  j  in  öen  9Bolckcn  ijt  gefe()en  rooröen.   TOcnniglid)  3U '  gut  aus  öem  ©€= 

I)emirci)en  ins  DeuDfd)  i  gebrad)t.  [Hokschnitt  6.3X0.7  cm.  Zusammenstoßen  zweier  H<erhauftn.  Sonne  und  Mond 
zugleuh  am  Himmel.     Rechts  hinten  ein  Dorf,  links  eine  Gruppe  von  3  Männern.] 

4°.  3  (4?)  Bl.  Weller  III,  32.  Eine  etwas  abweichende  Titelfassiuig,  mit  einem  Holzschnitt  5.6x70cm.  Kain 
schlägt  Abel  tot,  ist  verzeichnet  bei  Weller  II  24.  Breslau,   U.  B. 

1570  Juni  14. 

(i)  Oteroe  seijtung  oom  Äomregen.  \  Sin  QBarI)aPge  »nnb  !  ©unberfeitjame  gerd)id)t  /  fo  fid)  3U  jroifpalen  im 
Cönblein  ob  ber  ens  bem  Saufs  Ofteneid)  jugel)62ig  /  bef3=  gieid)cn  3U  Kieb  im  95ai)erlanb  /  dR  ©rafffctiajft  Oi= 
tenburg  bep  91lattigk()ofen  /  oon  oilen  nam=  i  I)afften  ^erfonen  ift  gej'el)en  roor=  ;  ben  /  bifes  70.  Sars.    am  14.  tag 

Sunij.  Stem  /  crrci)26ck[ici)er  Slbfagbjieff  /  bes  Sör*ird)en  ; [Noch  6  Zeilen.]  \  3nel)i  roari)apgc  Bercl)!eibung  onb 

errd)26*licf)e  1  @erci)id)te  fo  fid)  in  bifem  70.  3ar  am  Simm?I  ^a=  ;  ben  fel)en  lafTen  /  ober  Statt  onb  ©biffer  /  im  i 
©elfd)  onb  Seutrd)Ianbt  /  roie  bann  |  bie  ojt  oerner  oermelbet  /  alles  3U  einer  tren)lid)en  mar:  nung  an  Seutfd)» !  lonbt. 

4".    4  Bl.  ohne  Signaturen.    Bl.  4»  leer.    Am  Ende  auf  Bl.  4^:  ©rjTttid)  ©etrudlt  3U  '•  Slugfpurg.  |     Weller  359. 

» — 3roij"d)en  4.  nnb  5.  ?3bfn — l)at  es  angefangen  Soren  3U  Kcgnen  /  roie  bie  obgemalet  gigur  an3cigt  / Diese 

Figur  fehlt  aber.  München,  Sl.  B. 

(2)  «Herne  3e9tung  com  Sorn  regen.  Sin  ©arl)aftige  onnb  ©unberfclt3ame  gerd)id)t  /  fo  fid)  3U  Smifpalen 
im  eänblein  ob  ber  ens  bem  Saus  Oftereid)  3ugcf)i3rig  /  bcf3glcid)en  |  3u  Kieb  im  ©äpcrianb  /  onnb  ®rafffd)afft 
Ortenburg  bei)  |  «mattigkI)ofen  /  oon  oielen  nami)afften  «ßerfonen  ift  gefei)en  roorben  /  biefes  70.  3ars.  am  14.  tag 
Sunij.  I  3tem/ein  erfd)ö*Iid)er  («c.')  abfag  brieff/bes  Iör*ifcn  [sid)  Geifers.     [Noch  3  Zeilen.]  |  [Holzschnitt 

10.4X8.3  cm,  wohl  die  Krone  t  in  es  Nordlichtes  darsteWnd,  in  der  Mitte  "Coma  hereme'  {?)  ähnlich  der  Darstellung 

bei  Eber  1561.]  \  3nel)r  roarl)afftige  «efd)rcpbung  m  ("/c/)  erfd)rijdilid)e  ®efd)id)tc  fo  fic^  in  biefcm  70. 3ar  am  Simel 
Saben  fel)en  laffen  /  ober  6tebt  onb  \  "Dorffcr  /  im  ©clfd)  onb  Scutfd)lanb  /  roie  bann  bie  ort  ocrner  vtrmeU  |  bet 
roerbcn  /  alles  3u  einer  tren)Iid)cn  roarnung  an  Seutfd)Ianb. 

4"     4  Bl    ohne  Signaturen.    Bl.  4V  leer.     Am  Ende  auf  Bl.  4':  erftlid)  ®ebru*t  JU  «ugfpurg.      Weller  359  a. 

München,  St.  B. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  65 

(3)  Gin  it)arF)afftige  /  5od)  rounöcrfeltjame  gerd)i(l)t  /  So  gefel) [abgeschnitten]  \  rooiöen  /  Don  ctlicf)en  nam: 

I)affti9en  ^erfonen  5U  Broifpalen  /  in  Dem  CänDIein  ob  5er  (Ins /j  bei)  9nattikI)ofen  /  bifes  Caujfenbenn  JUl.S.CXX.  j 

3ar8/2Im  14  tag  3unij.     [lIolzKchnitt  20X21  cm,    Kornregen  darstellend.]  |  [15  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:]  | 

©etrucht  3Ö  3ün)d)  bi)  ei)jiftojfeI  6cl)n)pfter/Sojmrd)ni)ber.  |  5R.?).CXX.  | 

Foliohlatt.  Nach  Scheuchzer,  Bibliotheca  8.73  scheint  auch  der  Formschneider  Michael  Manger  in  Augsburg  einen 
Einbiattdnick  über  die  Erscheinung  gefertigt  zu  haben.  Zürick  (Ms.  F.  19). 

1570  August  2. 

©arl)afftige  /  bod)  errd)io=  |  dtenlid)e  ®erd)id)t  /  fo  9efe|)en  i|t  1  roozben  3Ö  iRI)ai)n  im  ^at)rlanb  / 1  bifes  M.D.LXX. 
3ar6/ 1  ben  2.  tag  9ugu{ti.  [  [Holzschnitt  11.5x8.5  cm,  Biutr-gen  darstellend.]  [  @ejtelt  burd)  ©aniel  Solftman.  i 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  Slüj  — .  Bl.  i»,  4''  und  4"  leer.  Am  Ende  anf  Bl.  3'^:  ®efrucht  }U  ^UOTpurg  / 
burd>  I  Philipp  ?)It)art.  |  Berlin;  Zünch  (Ms.  F.  19). 

1570  Oktober  29. 

©arl)apige  bod)  errcl)i6dienlid)e  gefdjidjt  /  fo  gefe=  |  f)en  ift  woiben  an  bem  Simmei  /  ju  DRarburg  inn  bem  Canb 

JU  Sefl"en  /  |  ben  29.  tag  OctObliS  /  be«  1570.  3ar6.  /  JC.  |  [Holzschnitt  25x17  cm,  Nebensonnmerachemung.]  \  [Zweispal- 
tiger Text  von  39  und  40  Zeilen,  darunter-:]  8u  augfpurg  bei)  Sans  TOofer  /  ©riejf maier.  1571.1 

Folioblatt.  Zürich  (Ms.  F.  19). 

1570  November  1. 

(i)  ©arl)afftige  /  bod)  er=  |  fd)ri5d<enlid)e  befd)iet)bung  /  ber  gren)=  1  lid)en  ©aJTernot  /  fo  gefd)ef)en  ift  j  3U  2lnt02ff 
in  bem  filibcrlanb  /  ben  1. 5Touembri6  /  n)e!= !  d)er  ijt  3I!erl)ei)ligen  |  tag  /  k.  |  [Holzschnitt  8X5  cm,  Stadtbild.]  ]  ©etrudtt 
5U  augfpurg  /  burd)  1 9Ilid)aeI  TOanger.  1 1570. 1 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Wj  SÜij  — ■     Bl.  i»  und  4^  leer.  •     München,  St.  B. 

(2)  9Bart)afftige  /  bod)  (SreR)Iid)e  onb  Srfd)iöd<enlid)e  |  ®efd)id)t  /  fo  gefd)ef)en  ijt  3Ö  ^Intboiff  /  $en  (Srften  { 

9U>Uembri6  '  beö  1570.  \  [Holzschnitt  27X15  cm,  Überschwemmung  bn  Antwerpen]  |  [Zwispaltiger  Text,  tinics  24  Zeilen 
und  die   Unterschrift:]  ^eftellt  burd)  Danieln  ^Ol^man.  [rechti  24  Zeilen   und  die   Unterschrift:]    3u  Slugfpurg  bet) 

Sans  TOofer  / 1  Brieffmaler.  j 

Folioblatt.  Xümberg,  Genn.  Mus.;  Zürich  (Ms.  F.  19). 

1570  November  2. 

( i)  3emmcrlicF)e  onb  er=  fd)rbdilid)e  3eittung  /  aufi  «Ribcrlanb/ 1  ©labant  /  SoIIanb  /  6eelanb  /  glanbern  i  oii  Srief3= 
lanb  /  9TemIid)  /  oon  bem  rd)äb=  lid)en  onb  erbermlid)en  rd)aben  /  »iler  i  Canbt  /  6tätt  /  5Ic*en  onb  ©ijrffer  /  fampt  j 
einem  Dnjelid)en  oerluft  /  bei)ber  9nen=  I  rd)en  onb  ©iel)e  /  roeld)e  burd)  fd)ri5dilid)e  |  ©ajfersnot  bes  STleers  ertrundien 
onb  !  ontergangen  feinb.   ®erd)el)en  ben  j  anbem  tag  JTouembris  /  bes  1 1570.  öars.  !  [Holzschnitt  5.6X4.2 cm:  Aus  den 

Wolken  bläst  ein  Engel  mit  der  Posaune  gegen  das  von  Schiffen  und  Schiffbrüchigen  belebte  Wasser.]  \  3oeI  am  2.  | 

36$  roil  rounber  geben  int  Fimmel  onb  auff  St»  j  ben  /  burd)  QBaffer  /  ^tma  onb  ©lut  /  beibe  an  TOen:  j  fd)en  onb 
©iel)e  /  fprid)t  ber  §69191 1  3m  3ar  /  M.D.LXX.  | 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Sij ■     Bl.  i''  und  ^^'  leer.    Am  Schluß  auf  Bl.  4<':  (Sebrudtt  burd)  3aC0bum 

fBeifft  /  ■  SÜrger3U  Sollen.  I  •    Weller  366.     Sehr  große  Typen,  nur  der  «Beschluß»  auf  BI.  4»  in  kleinerer  Schrift. 

Bamberg. 

(2)  3emmerlid)e  onnb  er=  j  fd)ii>ddid)e  Seitung  /  aus  9liberlanb  /  ,  SoIIanb  /  6eelanb  /  Slanbern  onb  Srief3lanb  / 
9lem  lid)  /  oon  bem  rd)äblid)en  onb  erbermlid)en  fd)aben  /  oiler  Canb  /  6tett  /  gledien  onb  ©öiffer  /  mit  fampt  ei= ' 
nem  Dn3el)lid)en  oerluft  /  beiber  Dnenfdjen  onb  ?)ici)e  /  roeld)e  burd)  fc^iödilid)e  TOajferönotl)  bee  SReers  |  ertrunAen 
onb  ontergangen  feinb.  j  ®efd)et)en  am  anberen  tag  ©intermonats  |  Anno  M.D.LXX.  !  [Holzschnitt  10.3x9.4  cm,  uber- 

.Kchwemmle  Stadt.] 

4".    4  Bl.  in  t   den  Signaturen:  —  tä\  mii  — .     Bl.  iv  und  4^  leer.     .\m   Schluß   auf  Bl.  4' :  ®etTUdtt  3Ü  Strasburg 

bei)  J()iebolt  »erger  i  am  fBQmnardtt  3uni  SreübcL  i    Fehlt  bei  Weiler.  Darmstadt. 

1570  November  10. 

©arl)afftige  onb  (Sr=  |  fd)redtlid)e  9leroe  3eittung  /  Bon  ber  ()0=  |  I)en  graufamen  ©ajferput  onb  i  Sturm  /  ba= 
burd)  ganö  Srief3=  i  lanb  oerterbet  /  on  jem=  j  merlid)  oerroöftet '  roorben  /  ic.  \  [Holzschnitt  5.3  cm  Durchmesser,  Christi 

llimme/fnhrt  {?)]  '  Lucae  XXI.    [3  Zeilen  Biheltext.]  \ 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Uj  9lili  — ■  Bl.  i»  leer.  Am  Schluß  anf  Bl.  4'':  f)a=  i  tum  /  ben  1 0.  9l0UCmbriö  / 
anno  I  M.D.LXX.  '  Vit  !  [Zierzeichen  (Schnörkel).]  f    Fehlt  bei  Weller.  Breslau;  Jena. 

1570  November  10  und  17. 

®arl)afftige  /  Srfd)redt!i::  1  d)e  9leroe  3ettung  /  ©on  ber  l)oI)en  graufamen  |  ©ajferflut  onb  Sturm  /  baburd)  gaiiö 
Srief3lanbt  oer=  [  berbet  /  onb  jemmerlid)  oerroüftet  i  roojben  /  etc.  i  ^  \  Desgleichen  ein  erfd)redi=  |  lid)  (Srbbebcn  /  3u 
Serrar  /  in  3talia  /  barin  es  i  merdtlid)en  fd)aben  geti)an  /  onb  in  bie  ©ier  Saufent  |  9nenfd)cn  ombs  Geben  gcbrad)t. 

Lucae  XXI.  I  [Kleiner  Holzschnitt,  darunter  in  3  Zeilen  das  Bibelzitat.]  \ 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ^ij  9Hj  — •    Weller  367.  ?iürnberg,  St.  li. 

Phys.-math.  Ahh.   1921.  Nr.  1.  f) 


66  II  E  L  L  M  A  N  N  : 

1570  November  17. 

©arijapge /  boä)  ©rerolic^e  onö  errd)JöchenIi(i)e  |  ®t\d)\&)t  /  fo  gercl)el)en  ift  3u  genar  onD  gloienft  /  ?)en  |iben§el)cn= 

öen  j  Sag  SROUembliS  /  ÖeS  1570.  3arS.  |  [Holzschnitt  25X18.5  cm,  zwei  Darstellungen  nebeneinander :  folgen  des  Erd- 
bebens, Gewitterregen,  Hagel]  \  [Zweispaltiger  Text,  links  mit  der  Unterschrift:]  ®eftelt  5urc^  ©Otlieln  Sol^man,  [rechts:] 

3u  augfpurg  bei)  Sans  9nofcr  /  «riejfmaler.  | 

Folioblatt  Nürnberg,  Genn.  Mus. 

1570  November  1,  2,  16—21. 

®art)afftige :  |  3emmerlid)c  mh  Qx--  \  rcl)räcklid)e  Seitung  /  aus  JTiberlanbt  /  SoI=  |  lanöt  /  ©eelanDt  /  Slanöem  Dtib 
Sriefjlanöt  /  Jlcmlid)  /  ©on  öem  |  r(f)eDlid)en  onD  erbcrnilid)en  rd)aöen  cieler  Caiib  /  6teöt  /  SIeAen  Dn5  Dörffer  /  9Rit 
fampt  einem  on3ef)licJ)en  oerluft  /  beiöe  an  9nen=  |  S^tn  enb  ©icl)e  /  ©e[d)e  öurd)  fcl)re*Iidje  ©aJTcrsnotl)  Des  9!le«r»  / 
ertrunchcn  cnö  unter  gangen  ftnö-  @ercf)e=  |  l)en  Den  ij.  tag  bes  ©intermonats  /  bes  |  1570.  ZWSl-  I  ^  i  ?5e6gleid)cn 
ein  errd)recklid)  Sröbeben  /  ju  |  gerrar  /  in  ?Beird)[anb  /  im  ?o  gelegen  /  in  cn  aufferljalb  ber  6tab  / 1  ic.  6o  )1d)  0"= 
gefangen  Ijat  ben  xoj.  «nouembris  /  onb  gemelj^  ]  ret  bis  auff  ben  xxj.  «Itouembris  /  bes  1 1570. 3l)arf3-  1 5?  I  St^ni  /  ©on 
ber  groffen  m  grerolidjen  ®af=  [  fernotl)  /  fo  gerd)ef)en  ift  3U  antorff  im  «Riberlanb  /  ben  erjten  |  tag  bes  ©intermonats  / 
roeld)er  i|t  aller  |  Seiligen  tag  /  anno  1 1570.  |  M.D.LXXl.  | 

4°.  4  BI.  mit  den  Signaturen:  —  aij  aüj  — •  BI.  4^  leer.  Auf  Bl.  4'  am  Ende:  ®ebru(ht  3U  Srjforbf  /  burd) 
®eorgiuni  Saroman.  |    Weller  366  c.  Breslau,  V.  B.,-  Nürnberg,  St.  B. 

1570  November  16 — 21,  bzw.  November  1. 

(i)  9Barl)apige:  |  Doc^  errd)redilic^e  be  \  Tdjreibunge  /  in  onb  aun'er!}alb  ber  6tab  (  gerrar  /  in  ^elfd)lQnbt  am 
^0  gelegen  /  fampt  ber  |  graufamen  @efd)id)t  onb  ßrbbibem  /  fo  fid)  angefan=  |  gen  l)at  ben  16.  Jlouembris  /  onb  ge= 
roel)ret  bis  |  auff  ben  21. 9Iouembris  /  biefes  |  1570.  3ars.  |  3tem  /  |  öon  ber  groffen  onb  gren)lid)en  ©affemotl)  /  fo  | 
gefd}el)en  ift  3u  antorff  im  SHiberlanbt  /  ben  1.  j  9touembris  /  roeld)er  ift  aller  l)ei=  1  ligen  tag  /  ttc.  \  [K'l.  Holzschiitt : 

überschwemmte  Stadt  darstellend]  /  1571.  [ 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Sljj  Sljjj  — .     Anr  Schluß  auf  Bl.  4^  ein  Zierzeichen. 

Auf  Bl.  3'  beginnt  (in  kleinerem  Druck) :  ®efd)id)t  DOn  antOrff.  Dresden  (Ms.  L.  S3). 

(2)  9Barl)afftige :  |  "Doc^  erfc^recklic^e  be=  |  fcl)reibung  /  in  onb  au|fcrl)alb  ber  6tab  |  gcrrar  /  in  ®elfd)lanbt  am 
Po  gelegen  /  fampt  ber  graufamen  gcrd)ic^t  onb  Srbbibem  /  fo  fid)  an=  j  gefangen  l)at  ben  16.  SHouembris  /  onb  ge= 
n)ct)ret  bis  auff  ben  21.  9To=  |  uembris  /  biefes  1570.  |  3a[)rs-  I  Stern  / 1  ©on  ber  groffen  onb  grerolicf)en  ®affeT=  ]  notj)  / 
fo  gef(t)el)en  ift  3U  antorff  im  3liber=  |  lanbt  /  ben  l.Jtouembris  /  roeld)er  |  ift  aller  I)eiligen  tag  / 1  etc.  |  [Zierzeichen]  \  1571. ; 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  3lnj  — .     Am  Schluß  auf  Bl.  4^  ein  Zierzeichen  (Schnörkel).  Jena. 

1570  November  16 — 20,  bzw.  November  1. 

erfd)re(klid)e  onb  er=  |  bärmlid)e  Seotung  /  auf3  SRieberlanb  / 1  9Jrabanb  /  Sollanb  /  6eelanb  /  glanbern  onb  ]  gn)f6= 
lanb  /  nemlid)  oon  bem  rd)eb!id)en  onb  er=  ]  bermlici)en  onberga^g  oißter  eanb,<  ptebte  1  gl|=  |  *en  onb  ©örffer  /  fampt 
einem  on3elid)en  oerluft  /  bepber  TOcnfdjen  onb  5}iel)es  /  roeld)e 'burd)  j  fd)reöilid)e,2Baff6rsB^  bes  TOeeres  er= ;  trun*en 
onb  oggangen  feinb.  •  ««=  fc|)c|jcn  im  JHonat  SRouembri  /  j  bes  oorfdjieHijn  1570.  i  3a|)'rp|.  |  aud)  babet)  /  fBie  ber 
Sürdi  «rticofia  |  eingoianwieij  /  H.  Ctcra  /.Bon  bem  (Srbbibem  /  \  ber  ©tabt  gerrar  in  ©elfd^iftnTnJu  ?o  ge=  j  legen  /  60  fid) 
angefangen- $at  ben  xoj.  j  «Itouembris  /  onb  geroel)ret  bifs  auff  |  ben  xx.  SHouemb.  biefes  i  1570^  3ars.  [Zwei  Holzschnitte, 

4.i X'ö.Srbzw.  ~4.1X,5.4  cm,  nebeneinander.    Volksgru/ipen  bei  einer  Wasser.mot  und  eimm-Efdbeben.]  \  M.D.LXXl.  | 
4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —   2lij  aiij  — .    Am   Ende   auf  Bl.  4V   ein   Schlußzeichen.     Weller  III  33. 

Berlin;  Breslau   U.  B. 

1570  November. 

(i)  3ammerlic"^e  onb  er=  |  fd)2ijdilid)e  3eittung  /  auf3  «Riberlanb  /  ,  'Brabanbt  /  Solanbt  /  ©eelanbt  /  glanbern  ofi 
grief3  |  lanbt  /  SRemlid)  /  oon  bem  fd)äblid)en  onb  erbermli=  \  d)en  rd)aben  oiler  Canbt  /  ©att  (sie!)  1  giedien  onb  ®öjf= !  fer/ 
fampt  einem  Dn5cI)Ii^en  oerluft  /  beDber  9nen=  |  fd)en  onb  ©ic^e  /  n)eld)e  burd)  fd)jödilid)e  ®ajfers=  \  not  bes  SHeers 
ertrundien  on  onbergagen  feinb.  |  @efd)een  in  bifcn  gegenroertigen  9nonat  i  ««oucbiis  /  bieffes  1570.  j  [3  ZiHen  Bibelzitat 

aus  Joel  III]  j  [Holzschnitt  10.2X7.!)  cm,   Üb'rschwemmung  mit  Arche  N'oah.] 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  QÜj  — .    Bl.  iv  und  4'''  leer.    Weller  366a.  München,  St.  B. 

(2)  [Derselbe  Titel,  wie  vorher,  aber  unter  dem  Holzschnitt  der  Druckoermerk :]  ©etrudlt  burd)  Aacobum  ®eift  / 

«ürger  3u  Sijllen.  |  a  ^  o  1:. 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ajj  aüj  — .     Bl.  jv  und  4V  leer.     Fehlt  bei  Weller.  Darmstadt. 

(3)  3emmerlicbe  onb  er=  |  fd)r6Alid)e  Seittung  /  auf3  «niberlanb  /  |  Sollanbt  /  ©eelanbt  /  glanbern  onnb  !  griß= 
lanbt  /  srtemlid)  /  oon  bem  fd)äb=  i  lidien  onb  crbermlic{)en  fd)aben  /  oiler  \  Canbt  /  ©tätt  /  gledicn  onnb  Dorffer  / '  mit 
fampt  einem  Dn3el)lid)en  oerluft  /  \  bepber  <menfd)en  onb  ?)iel)e  /  n)eld)e  |  burd)  rd)r6dilicf)e  ©affersnot  bes  !  TOeers  er= 
trundien  onb  Dnber=  j  gangen  feinb.  |  ®cfcl)el)en  in  bifem  gegenroerti-- 1  gen  9Ronat  «Tlouem^  1  bris.  I  3oel  am  3. !  13  Zeilen 
Bibeltext.]  \  3m  3ar  /  M.D.LXX.  I  11 

^  •<•     C'  *  ^''  "''t.'^'"'  Signaturen:   —  91ij  aüj  — .    Bl.  iv  und  4^  leer.    Am  Schluß  auf  Bl.  4^:  ©Cbrudrt  burd)  3aC0bum 
«Jeif3  /  «Urger3U  |  ßollcn.  :  [Schlußrerzierung]  i  .     Fehlt  bei  Weller.  BerHrTo,,^ 4J70) 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  67 

(4)  Jammerliche  vnd  ersdiröcklidie  Zeitung,  auSz  Niderland, . . .  von  dem  . . .  schaden,  viler  Landt,  Stett, . . .  welche 
durdi  schröckliche  Wasseryioth  des  Meers  . . .  untergegangen  seind  . . .  Anno  M.D.LXX.  Getrud<t  zu  Strasburg  bey  Thiebolt 
Berger  1571. 

4°.  4  Bl.  Knüttel,  Parafletten  187  bemerkt,  daß  ein  Jalir  vorher  eine  andere  Ausgabe  dieses  Berichts  bei  Peter 
Hug  in  Straßburg  erschienen  ist;  >  ielleicht  "Weller  366b. 

(5)  Jämmerlidie  vnd  erschröckliche  Zeyttung,  aus  Niderland,  Braband,  Holland  . . .  nemlich  von  dem  «chedllchen  vnd 
erbermlidien  vndergang  vieler  Land,  Stedte,  Flecken  vnd  Dörffer,  sampt  einem  vnzeglichen  verlust  beyder  Menschen  vnd 
Viehes,  welche  durch  schröckliche  Wassersnot  des  Meers  ertrundten  vnd  vergangen  seind.  Geschehen  im  Monat  Nouembri, 
des  verschienen  1570.  Jares,  LViV  Ti/e/WcscÄ«««.]  .  ., 

40.    3  Bl.     Knuttjel*  Pimfletten   186.     Fehlt  b^i  Weller.  •*   .*:  i.         f. 

■  '»  1570  November  2,  Dezember  2.  , 

%)aare  3ei)hing  |  »on  ötm  groffen  onnö  |  grufattien  (Srbbiöem  /  fo  jä  gerrar  in  3ta  |  lia  berd)äl)en :  Oud)  htm 
rd)äMid)en  S^ma\\>  cnö  Df3= '  biud)  Def5  5ll)0ööen5  /  in  onö  omb  5re  6tatt  Ceon  in  [  SranAriid).  91Tit  angel)enditer 
bcrd)2i)bung  Öcf3  rd)jäck  |  lid)en  ©roäjyers  /  cnnö  jemer(id)en  onöcrgangs  ciler  |  6tctten  /  Slädien  onö  ©öjjfcrcn  /  im 
Sliöerlanö  /  6ee= ,  lanD  /  Sollanö  onö  Srief3lanD :  fampt  martjafftem  be=  j  rict)t  /  roas  grojTen  rd)aöen6  /  jamers  /  angjt 
on5  noöt  /  {  an  Cüt  /  ®t)(t)  ond  gebüroen  fi(^  I)iemit  ju  ge^  { tragen  ^abe.  :  31IIed  i)if3  M.DLXX.  |  gars  oerlauffen.  | 

[Holzschnitt  H.8X6.8  cm,  Sladtbildchen  mit  umfallenden  Türmm.]  \  3oeI  am  11.  6ap  |  [2  Zeilen  Btbelzitat.]  \ 

4".    8  Bl.   mit   den  Signaturen:   —  aij  aiij  flüij  b  bij •    Bl.  i»,  71',  S'  u.id  8^  leer.     Weller  364.    Weller  364a 

fulut  noch  eine  andere  Ausgabe  an,  die  in  Zürich  von  Christofel  Schwytzer  gednu'k.t  ist  und  die  auch  in  der  Züricher 
Bibliothek  vorhanden  sein  soll.     Ich  habe  sie  aber  nicht  gefunden. 

Rhöne-Uberschvveminung  am  2.  Dezember  1570,  Überschwemmung  in  Frieslaiid  am  2.  November.  Die  beiden  ersten 
Berichte  aus  dem  Französischen   übersetzt.  Zürich. 

1570  Dezember  6. 

(Sin  neros  Cieb  ,  55on  5em  GrfdiJöcklidjcn  roajyer  /  |  gerd)cl)en  in  öer  @rafn'd)offt  6g=  nionöt  genanöt  /  in  SranA= 
reid)  i  den  6.  tag  eijiiflmonatö  jm  j  jar  9t.('/<  .')®.exx.  i  3m  tljon  /  Cobt  ©ott  j|)i  frommen  j  6l)2ij"ten  /  k.  |  [iMz- 
schnitt  7.4X5.9  cm,  zerstörte  Stadt.]  | 

KI.  8".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lii  SIÜj  — .     Bl.  iv  und  4^  leer.  Zürich  (M*.  F.  19). 

1570. 

(i)  Jleroe  3ei)tung  /  j  ©on  bem  ®rauj"a=  i  men  erftiiJoAcnlidien  onö  crbärm= !  hlidjen  jamcr  /  Der  fid)  inn  ber  ge= ; 
roaltigen  ftatt  Oenebig  3Üge=  1  fragen  t)att.  |  6ampt  einer  treroen  roarnung  an  ,  bas  Seutfilie  Canbt.  j  [Holzschnitt  S.2x6  cm, 

brennende  Stadt,  die  Menschen  rerlassen;  rechts  oben  in  der  an.igesparten  Ecke  des  Holzschnittes:  ®3  fcmi  DOn  §iinel 

fdieufst  30  ©enebig  |  in  be  bud)fenbufer  /  |  onb  rc[)n>efeltl)urn. '  ]  i  1570.  \ 

4".    4  Bl.  mit   den    Signaturen:  —  9lij  —   — .    Bl.  i^    und   4»   leer.     Am  Ende   auf  Bl.  4':  ©etrudtt  3U  Srondlfurt  / 

burd)  I  Kidauö  Satfe  /  im  1570.  jar.  | .    Weller  358. 

Bli:zschlag  in  das  Aitsenal  und  den  Pulvertiu-m  in  Venedig.  Zürich  (Gal.  XVllI.  469). 

(2)  9let»e  Beitfung.  I '®arl)a|ftige  bcfdirei:  '■  bung  bcr  erfdiriichlidien  onnb  graufa^  j  men  Jtraffe  ©ottes/  fo  ober 
bie  geroaltige  6tatt ;  ©enebig  ergangen  i|t  /  roic  l)ienad)=  |  folgenb  befdjribcn.  |  TOit  angel)en*ter  ?)ermanung  /  roie 
mir  fo[d)cm  onb  I  bcrglcid)en  obel  mit  ©üf3fertigem  leben  :  oorhommen  follen.  SHattljei  jcxd.  '  [10  Zeilen  Verse.]  :  3m 
3ar  nad)  Sl)ri|ti  ®eburt  /  j  M.D.LXX.  1 

4".     4   Bl.  mit  den  Signaturen:  —  >21ij  9lii(  — •     Bl.  p"  leer.     Weiler  357.  Zürich  (Ms.  F.  19). 

1571  Januar  11. 

ein  erfdiredilid)  ©unber3eid)en  ©ottes  /  fo  am  Simel  \  gefeljen  ift  roorben  /  ober  Öem  Saus  ©Iafl"cnburg  /  ben 
XI.  tag  bes  Senners  /  biefes  lauffen= ,  ben  3J)ar6  /  SUenniglid)  3U  einem  ßxempel  ber  ®uf3  /  in  |  ©ruA  oerfertiget.  \ 

[Holzschnitt  24X9.5  cm,  phantastische  Darstellung  einer  Lichttrscheinung]  |  \24  Zeilen  Text  in  großen  Lettern  und  die 

Unitrschri/t:]  ©ebrudtt  3U  (Srffojbt  /  burd)  ©eorgium  ©amman  / 1  bet)  6anct  ^aul  /  3m  1571.  3^0«.  I 

Folioblatt.  Zürich  (Ms.  F.  lU). 

1571  Januar  26. 

(i)  [Holzschnitt  21X17  cm,  unten  ein  Fluß,  darüber  drei  Sonnen  und  rechts,  links  und  darüber  je  (in  Aeben- 

sonntnring.]  \  3nn  bifem  Anno  MD.LXXl.  3ar  am  XXVI.  j  tag  lanuarij.  Jinbt  3U  66ln  am  «Rein  biej  6onnen  gefeljc 
rooiben  mit  fampt  bieie  \  [Dnt*)]erf(i)iblid)en  Regenbogen  /  ongeferlid)  off  biefe  foim  /  roie  l)ie  abgemalet  fttl)t.  Die  J)aben 
geroert  oon    fadjt*)]  bif3  omb  3n)6lff  o^ien  /  oier  gan^e  flunben  lang.    SHun  ift  rool  roai  /  bas  ber  exempell  oil  doi= 

l)anbe  I [im  ganzen  28  Zeilen  Text;  letzte  Zeile:]  ©eblUdlt  3U  Srandlfurt  am  TOapn  /  bei)  2lntl)0n}  602t0i6.  I 

Folioblatt.    Dm^lin  (376).     Titel  über  dem  Holzschnitt  vielleicht  abgeschnitten.  Jlirlin. 

*)  Etwas  ausgerissen. 

(2)  ©arl)afftige  bod)  erfd)iödilid)e  ®efid)t  /  fo  gefel)en  ip  rooj= !  ben  an  bem  gimel  3U  (Söln  am  9ll)ein  /  ben 

26.  3flnuari)  /  j  bes  1571.  30^6-     [Holzschnitt  27 X  18.5  cm,  über  der  Stadt  Köln  zwei  Atben.sonnen  und  drei  (Uerührungs-) 

Wujm]  \  [21  Zeilen  Text  und  die  UtUerschtiß:]  3ü  Slugfpurg  bei)  San»  JRofer  Srieff maier. 

Folioblatl.     Die  Erscheinung  dauerte  von  8  bis   12  Uhr.     Dnigulin  (375).  Niirnbery,  Germ.  Mus. 


68  Hellmann: 

1571  Mai  23. 

Ein  sehr  wunderliche  vnd  erschreckliche,  warhafftigc  newe  Zeitung,  die  geschehen  ist  in  Braband,  auff  vnsers  Herrn 
Himelfarts  abend,  in  der  berümbten  Stad  Löuen,  dieses  71.  Jars,  den  23  tag  Maij,  ein  gros  wunderzeichen,  das  Gott  der  Herr 
hat  lassen  geschehen  zur  warnung  allen  Menschen.  Cum  Gratia  &  Privilegio.  Nachdruck  so  zu  Emden  bey  Wilhelm  Galiars 
gedruckt  ist  worden. 

4".    4  Bl.    Weiler  389.     Von  mir  nicht  gefunden.  Zürich. 

1571  Juni  6. 

Gin  «3arl)apge  onö  erfd)2ö(ftenlid)e  Dteroe  Seittung  /  oöer  |  9Bun5erjeid)en  /  fo  (id)  in  Difem  M.D.LXXI.3ar  / 
bm  fed))ten  tag  932ad)monat6  jü  ©nieJTen  im  |  Canöt  3Ö  ^oln  /  fi^en  Weil  iregs  »on  ißo|Ten  iögetragen  l)at  /  roie 

Ons  öcr  Barm()erftig  /  gnäÖig  onö  güttig  @Ott  /  mit  öi=  |  [noch  8  Zeilen,  darunUr  ein  Holzschnitt  23.2  X  15.2  cm,  Feuer 
and  Wind  vom  Himmel,  geharnischte  Reiter  in  der  Luft,  brennende  Häuser,  am  Boden  eint  Mann]  \  [Darunter  zwei- 
spaltiger Text  von  38  bzw.  37  Zeilen,  unter  der  rechten  Spalte  die  Unterschrift:]  ©etfudlt  }fl  6traf5burg  am  ÄOjn= 

mardtt.  SInno  1571. 

Folioblatt.     Gewitter,  Sturm  und  Nordlieht  {?).    Weller  375.  Zürich. 

1571  Juni  6,  14,  18. 

(i)  (Sine  it)arl)atf=  i  tige  /  öod)  ©unDerbare  @e=  |  fdjidjt  /  60  gerd)el)en  ift  3um  i  ©oJöberg  /  onD  Cemberg  /  in  5ie= ; 
fem  jejtgen  1571.  3ar  /  öen  6.  onö  [  14.  tag  öes  Sunij.  2lud)  jum  |  Cauben  /  3.  DUeil  pon  (Sex-  \  lift  gelegen  /  Den  18.  '\  tag 
3unij.  I  ®ic  ©Ott  Öer  §6313?  /  onfcr  lieber  |  55ater  /  ons  alf3  feine  ÄinDer  /  fo  gnebiglid)  /  \  miltiglid)  /  fpeifen  roil  / 
Sat  Äorn  /  Seiften  / 1 2lrbeif5  /  onD  Kuben  laj^en  Wegen  /  Sie  es  |  \)\t  ©efangsroeifj  angeseigt  roirb :  3n  öer  OTeloöet) : 
60  roolt  id)  gerne  fingen  /  roenn  id)  »or  |  traroren  möcf)t.  |  2lnno  / 1571.  | 

Kl.  8".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  2liij  — .  Bl.  1^  und  4^  leer.  Im  ganzen  20  siebenzeilige  Verse.  Am 
Schluß  :  ?l9n63T.     Lemberg  soll  wahrscheinlich  Löwenberg  sein.  Dresden. 

(2)  eine  ®ar^aff=  |  tige  /  öod)  ©unöerbare  @e=  i  fd)id)t  /  60  gefd)el)cn  ift  jum  ®oIÖ=  \  berg  /  onb  Cemberg  /  in 
Diefem  \t^i-  \  gen  1571.  3ar  /  Den  6.  mh  14.  tag  !  Des  Sunij.   Slud)  3um  Cauben  /  3.   meil  oon  ©örlift  gelegen  /  Den 
18.  tag  3unij.  |  5Bie  ®ott  Der  Sgrr  /  »nfer  lieber  ©ater  /  ons  als  feine  Sinöer  /  fo  gneDig=  i  lid)  /  miltiglid)  /  fpeifen 
roil  /  l)at  Äom  / 1  ©eigen  /  (Srbeis  /  onD  3lübcn  laffen  Kc=  \  gen  /  9Bie  es  !)ie  ®efangsroeis  angeseigt  \  roirD :  3n  Der 
DUeloDei) :  60  roolt  id)  ger=  j  ne  fingen  /  roenn  id)  oor  traroren  |  möd)t.  \  Slnno  / 1571.  \ 

8".  4  Bl.  Am  Schluß  eine  vom  Lübecker  Drucker  Balhorn  mehrfach  \  erwendete  Arabeske.  Mitgeteilt  von  Dr.  Clausseu 
in  Rostock. 

Es  gibt  auch  eine  tschechische  Übersetzung,  die  in  Prag  erschien;  vgl.  Dlabacz,  Nachricht  von  den  in  böhmischer 
Sprache  verfassten  und  herausgegebenen  Zeitungen.  (Abh.  d.  Kgl.  Bölini.  Ges.  d.  Wissenschaften,  von  den  Jaliren  1802,  1803, 
1804.    Prag  1804.    8°.)  Wolfenbülfel. 

(3)  ein  fd)i5n  SRero  CieD,  oon  Dem  Äorn  regnen,  aud)  ©eigen,  erbeis  onD  9luben,  fo  gefd)el)en  ift  Den  oier= 
3el)cnDen  onD  18  3unij,  Diefes  lauffcnDen  1571.  3ars,  in  Der  6d)lcrien,  Stemlid)  3u  ©oltbcrg,  Cemberg  onD  Carobcn. 
3m  SI)on,  2ld)  @ott  ic^  tl)u  Dirs  klagen,  mein  ^amtx  onD  grof3  eienD.   @eDrudit  3U  Srandifort  an  Der  Ober.  1571. 

8».    4  Bl.    18  Strophen.    Am  Schluß:  Sieronimus  Cindi  ©lagenfiö  orDinauit  in  ©örlig.  9Inno  1571.  Den  21.  Sunt). 

Weller,  Annalen  S.  238  Nr.  200.  Wien. 

1571  Jnli  29. 

(i)  Jleroe  Scittung.  [  ein  gar  ©jaufam  »nD  j  erfd)rödilid)  @efid)t  /■®eld)es  jnn  Der  Sauptftat  Der  i  Äron  'Bcl)em  / 
3U  IJrag  /  bet)  9tcd)tlic^cr  |  roeil  /  gcfel)en  ift  roosDcn  /  @efd)el)en  /  |  Den  29.  Sulij.  Diefes  jegigen  1 1571.  |  3ars.  1  ®cDrudit 
3U  ^rag  jn  Der  2Ilt  ©tat  /  Durd)  |  ©eoagen  6d)roarg.  l 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  21ij  Üj  — .  Bl.  f  und  4V  leer.  Wohl  Weller  377.  Die  Erscheinung  (Nordlieht?) 
na'  hts  von  11  bis   i   Uhr.  München,  U.  B. 

(2)  ?Barl)apge  onD  er=  j  fcl)redilid)e  9leroe  Seittung  /  S)on  |  Dem  groffen  ©etter  /  pligen  onD  Don=  |  nem  /  fo  3u 
?rag  in  Der  «ReroftaDt  |  am  6ontage  nad)  3acobi  inn  Der  1  nact)t  gefcl)el)en  /  onD  roas  fid)  Dafelbs  i  3ugetragen  l)af  / 
erftlid)  in  ?5el)e=  [  mifd)er  fprad)  aufsgegangen  /  nu  |  aber  jeDermenniglid)  3U  gut  »nD  !  roarnung  /  ins  ©eutfd)  i  gcbrad)t. 
[Kl.  Holzschnitt,  bewaffnete  Ritter  zu  Pferde.]  \  Anno  M.D.LXXI.  j 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  Sliij  — .    Bl.  iv  und  4V  leer.    Am  Ende  von  Bl.  i^:  (grßÜCh  ©eDrudtt  XU  iJrag. 
Fehlt  bei  Weller. 

Außer  einem  nächtlichen  Gewitter  scheint  ein  Nordlicht  sichtbar  gewesen  zu  sein. 

Breslau.  St.  B. 

(3)  ein  gar  ©raufam  onD  erfci)reAlicf)  @efid)t  /  roeld)es  gefel)en  ift  roojDen  in  Der  Sauptftat  ^prag  /  in  Der 
«ron  m\)m  1  Den  xxix.  Söromonat  3Ö  «Rad)tö  omb  epiff  /  o^i  /  onD  l)at  geroäret  bif3  ein  dI)i  in  Der  nad)t  /  ift  oon 

t>ilen  bürgern  Der  6tatt  «präg  gefel)en  roOjDen.  |  [Holzschnitt  26X13  cm,  höchst  phantastische  Darstellung  wahrschein- 
lich eines  Nordlichtes,  darunter  zweispaltiger  Text,  links  38,  rechts  40  Zeilen  und  unter  dir  rechten  Spalte  die  Unter- 
schrift:] ®etrw*t  3Ö  ^rag  in  Der  alten  Statt  /  Durd)  1  ®eo!gen  6d)roarg  / 1571. 

Folioblatt.     Bild  ausnahmsweise  unkoloricrt.  Zürich  (Ms.  F.  32). 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  69 

(4)  (Sin  gar  ©raufam  on5  Sduöcklid)  gerid)t  /  daß  jü  9'läd)tli(i)er  roeii  /  inn  Der  Äron  ^el)em  Saubtftatt  |  'Prag  / 

gefef)en  ijt  roOJÖen  /  öifj  DIl.D.CXXj.  3ar.  i  [Holzschnitt  27.3X15.2  cm,  darunter  36  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:] 

®eDiudil)t  jü  ©Im  /  Durd)  3o!)ann  antl)onj  ?51l)aröt  /  bep  öem  ÄoinI)auf5.  i 

Folioblatt.  Phantastische  Darstellung  einer  Lichterscheinung  (Nordlicht?).  In  der  Nacht  ziehen  Reiter  und  Mens<!hen 
ohne  Köpfe  am  Himmel  entlang.  Ulm;  Zürich  (Ms.  F.  W). 

1571  September  3. 

(i)  (Sin  rd)ön  iHero  j  Cieö  /  ©on  btx  (Srrd)2äch=  i  lid)en  ®erd)id)t  /  roeldje  pd)  Jö  ,  JUagöenburg  öen  öritten  tag 
Serbjtmonat  / 1  in  öifem  ein  onb  fibenSigften  3ar !  jügetragen  l)at.  \  3m  S()on.  1  .^ompt  l)er  jö  mir  fpjidjt  ®otteö  6on.  j 
[Holzschnitt  7.6x4.7  cm,  Brand  eines  Haus's.]   ©etrudtt  jfi  55afel  /  be»)  j  6amuel  Slpiario.  I 

Kl.  8°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9Iij  9IÜj  — ■  Bl.  I^  leer.  Blitzschlag  in  das  Rathaus,  in  dem  eine  Hochzeit 
abgehalten  wurde  und  360  Gäste  verbrannten.  Zürich  (Mx.  F.  19). 

(2)  (Sin  6d)ijn  «rtero  Cieöt,  oon  der  (grrcl)ri)cklid)en  @erd)id)t,  roeldje  fiel)  3U  DItagbcnburg  öen  3  Sag  6eptembri6, 
inn  bifem  Sin  onb  jlbensigijten  3ar  sugetragen  l)at.  §.  Ä.  3m  SI)on:  «ompt  ^er  ju  mir,  fprid)t  Lottes  6on  jc. 
®etru*t  iu  SranAfurt  1571. 

8<*.    4  Bl.     Weller,  Annal.  S.  238  Nr.  198.    Zitiert  noch  einen  anderen  Druck  aus  Straßbuig.  Wien. 

(3)  (Sin  roarl)apge  onb  (Srrd)r6(klid)e  @erd)i(f)t  /  j  roelc^e  fid)  ben  iij.  tag  6eptembris  /  in  bifera  L.XXI.  3ar  / 
in  ber  ,  §od)  roeitberümpten  Äeiferlid)en  9leid)sjtatt  3nagbenburg  oerlauffen  |  »nnb  jügetragen  i)at  i  k.  \  [Holzschnitt 

12.2XH.1  cm,  daneben  18  schmale  und  darunter  noch  25  breit/au/ende  ZeiUn    mit  der   Unterschrift:]  ^  @etru(kt  5Ö 

etrasburg  bei)  l^eter  $ug  in  6.  Marbel  ®afTen.  |  M.D.LXXI.  | 

Folioblatt.     Text  und   Bild   in   einem  Rahmen  24  X  32.5  cm.  Zürich  (Gal.  XVUI,  469). 

1571  September  29. 

(i)  sneme  3eittung. ;  j|  %ßie  ber  Sürdt  /  $ie  ;  6tatt  snicoftam  /  in  (Sipern  eingenom  |  men  /  Dil  taufenbt  @t)}iften 
gefangen  /  etlid)e  ge= ;  febelt  onb  fonft  jämerlid)  mit  jl)n  ombgangen  /  ic.  j  6ampt  hiaglid)er  befdjieibung  /  etlid)er  6tett  / 
Dö2ffcr  Dnnb  Slä*en  /  fo  00m  roätter  bifes  1571.  jarö  groJTen  rd)abe  gelitten  l)aben  /  aud)  roas  Jid)  auff  öen  xxix.  tag 
Serpftmonat  /  am  Sim  1  mel  an  ber  6onnen  l)at  fel)en  laffen  /  auffs  kür^eft  jür  roarnung  i  Der3eid)net  /  @ott  omb 
gnabe  bittenbe  /  bas  er  bie  rooluer^  |  biente  ftraff  /  gnäbighlid)  oon  ons  abroenbe.    [Holzschnitt  6.6x5.6  cm,  Kampf 

von  Türken  und  Christen]     M.D.LXXI.  \ 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  äij  9ÜJj  — •  Große  Typen.  Auf  Bl.  i'^  ein  Gedieht,  am  Ende  auf  Bl.  4^:  ®c= 
trudrt  jü  «afel  /  bi)  |  6amud  apiario.  I .  Weller  385.  Zürich  (Ms.  F.  19). 

(2)  «Herne  3eitung. !  j|  ®ie  ber  Siirdt  /  Die  \  6tatt  Sticofiam  /  in  6t)pern  eingenom  :  men  /  Dil  taufenbt  6l)iiften 
gefangen  /  etlid)e  ge=   febelt  onb  fonft.  jämerlid)  mit  jl)n  Dmbgangen  /  jc.   6ampt  kiaglid)er  befd)ieibung  /  etlid)er  6tett  / 
Döijfer    Dnnb  SIä*en  /  fo  Dom  roätter  Difes  1571.  jars  groffcn    fd)aben  gelitten  l)aben  /  aud)  roas  fid)  aujf  9nid)aeli 
ben    xjcix.  tag  Serpflmonat  /  am  Simmel  an  ber  6onnen  ;  l)at  fel)en  lajTen  /  auffs  küröeft  jür  roarnung  Der3eid)net  / 
©Ott  omb  gnabe  bittenbe  /  bas  er  bie  rooluerbiente    ftraff  /  gnäbigklid)  oon  ons  abroenbe.   [Holzschnitte  6.4x4.8  cm, 

Kampfscrne,  innerhalb  einer  Zierleiste.] 

40.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Qij  fUij  — ■  Auf  Bl.  i»  Vei-se,  auf  Bl.  3'  ein  kleiner  Holzschnitt  mit  Sonne  und 
Mond.    Weller  385  a(?). 

Sonne  und  Mond  (blutrot)  haben  ihren  Schein  verloren.  Eine  schwarze  Kugel  soll  über  die  Sonne  hin  und  her  ge- 
laufen sein.    Sodaim  Bericht  über  ein  starkes  Gewitter  im  Sundgau.  Zürich  (Gal.  X  VHl,  472). 

1572  Januar  2  und  3. 

(Sin  gar  rounberbarlid)    onb  feltsam  rounberjeid)en  onnb  Deren=   berung  ber  6onnen  /  ob  ber  ©tatt  6l)ur  ber 
bipen  ,  ^üntl)en  iRi)etier  lanbs  gefel)en  roojben    am  anöeren  onb  bjitten  tag  3en=   ncrs  bif5  gegenroürtigen   M.D.LXXII. 
gär».  I  [Holzschnitt  3.2X3.8  cm,  Sonne]  |  M.D.LXXII. ; 

Gr.  4"  (Folio).  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  Sliij  — .  Bl.  4»  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4^  gezeichnet:  Hulderichus  Cam- 
pellus.  Mit  neun  ähnlichen  Holzschnitten  im  Text  wie  auf  dem  Titel.  Optische  Erscheinung  bei  Sonnenaufgang;  Soinie 
bleich;  Nebensonnen  (?) ;  Bewegungen  (Nordlicht?). 

Erwähnt  in  R.  Wolf,  Biographien  lur  Kulturgeschichte  der  Schweiz  IV  S.  26  Anmerkung.     Zürich  (Ms.  F.  21). 

1572  Januar  6. 

(i)  ein  6d)iJn  nero  1  Cicb  /  oon  ber  ©raufamen  j  erfd)ii5dilid)en  ®efd)id)t  /  roeld)ee    fid)  l)at  jü  getragen  in  bifem 
Sroei)  Dnb  fi=  |  benftigflen  3ar  /  ben  6.  tag  3anuarij  /  im  lanbt    3Ü  ^reijfen  /  in  ber  ©tatt  S^orn  /  roie  Das  roajfer 
b«9  tag  lang  /  inn  «lut  oerroanbelt  ift  geroef3t  / ;  onb  roiberumb  I)ernad)  mit  einem  errd)20=    dienlid)en  rounber3eid)en 
3ü  na=    türlid)em  roafl'er  roorben  /   roie  bann  ^ernad)    DOlgt. ;  3m  SI)on.  \  3nfprudi  id)  muf3  bid)  la|fen.  |  [Zierzeichen] : . 

Kl.  8".    4   l'.l.  mit  den  SiguaturiMi ;    -  ?lii  3liij  — .    Bl.  iv  und  4"  leer.  Zürich  (Ms.  /'.  21). 

(2)  (Sin  ®raufame  0efd)id)t,  fo  befd)el)en  iJt,  ben  oj.  tag  3enner6  bifers  3ar6  3U  ^reüffen,  in  ber  ftatt  tl)orn, 
allba  bas  ©affer  fid)  inn  Blut  oerroanbelt,  onb  nad)mals  roiberumb  3U  ©ajfer  roorben,  mit  erfd)redilid)e'  9Bunber5eid)en. 
3m  SI)on,  3nfpruk  id)  muf3  bid)  lalfen.  ©etruditsu  erbtfurt,  bei)  ©igmunb  «ü!)ell,  in  ©anct  Meters  gaffen.  M.D.LXXII 

8".    4   111.  mit  Titclholzscliiiitt.     Weiler,   .\nnaleii  S.  239  Ni\  204.  Luztnt. 


70  H  E  L  L  M  A  N  N  : 

1572  Januar  17. 

©06  3U  Jlürnberg  am  $imel  Kifes  Saufenbt  fünfft)un&ert  jroei)  |  »nö  fibensigftcn  jars  /  im  3anuario  ben  17. 
in  öer  nad)t  gere()en  roOJÖen  ift.  |  [3  Zeilen  Bibelzitat\  \  [HolzschniU  25.6X16.7  cm,  rechts  und  links  eine  Zierleiste, 
darunter  zweispaltiger  Text  von  je  3H  Zeilen,  querüb-r   die   Unterschrift:]  \  ©eölUdtt  3U    STlÜrmborg  /  Durd)    $erman 

(Sali  / !  ©jiepialer  inn  Der  93raiten  gaJTcn.  j 

Folioblatt.  Nordlicht.  Drugulin  (424).  Möglicherweise  bezieht  sich  der  von  Hess,  Einblattdruclie  .S.  loi  Nr.  VIII 
beschriebene  Einblattdruck,  den  er  auf  ein  Nordlicht  deutet,  hierher.  Als  Datum  wird  allerdings  der  12.  Januar  ange- 
geben, aber  solche  Verschiedenheiten  in  der  Datumsangabe  kommen  öfters  vor.  Gotha,  Mus.;  Zürich  (M».  F.  21). 

1572  Februar  16. 

(i)  9ßar!)ajftigc  abcon=  j  trafctung  öcr  ©tabt  6onffantinopeI  /  nnö  55efcl)rcibung  örepcr  (Sreufi  gefid)t  /  roeldje! 
aujf  6.  6opI)ia  /  ^atriard)a  /  cnö  anörea  Sird)cn  /  ge !  fe|)en  rooröcn  |"einb  /  ?)rei)  tag  auff  jebcr  befonöcr  /  onb  j  alle» 
mal  Don  einer  Sird)en  auff  öie  anöer  fid)  |  eraaigt.  ®erd)cl)en  (sicf)  ben  XVI.  gcbruarij  / 1  biefes  72.  Sares.  j  aud)  ijt 
roarljafftig  onben  l)ernad)  gefegtes  6d)rei=  |  ben  Don  ßonftantinopel  auf3  /  Don  ainem  Jlittcr  Grio  \  Mallui  genant  / 
Säbjtlid)er  Heiligkeit  fir  n)ari)a(ftige  1  Seittung  3ugerd)rieben  roorben:  Den  10.  SHartij  /  im  |  1572.  3al)re.  '  [Holzschnitt 

9.2X8.2  cm,  befistigte  Stadt  am  Berge  mit  einem  leuchtenden  Kreuz  über  einer  Kirche.] 

4".    2  Bl.  ohne  vSignaturen.    Am  Ende  auf  El.  2^  unterzeichnet  5).  §.  und  daninter  ein  ornamentales  Schlußzeichen. 

Berlin. 

(2)  ©arJ)afftige  Seitung  ,  »nb  befctireibung  ber  6tabt  6on)tan= ;  tinopel  /  breper  (Sreuft  gejlcf)t.  auff  6.  6opl)ia  / 
^atriard)a  /  »nb  anbrea  Äirdjen  gefel)en  roorben  !  feinb  /  Drehtag  auff  jeber  befonber  /  onb  allmal  oon  i  einer  Äird)en 
auff  bie  anber  fid)  cr3eigt  /  gefd)el)en  |  ben  16.  g^ebruarij  bes  72.  jars.    aud)  ift  roarl)afftig  |  onben  l)ernad)  gefegtes 
fd)reiben  t»on  6onjtanti=  |  nopcl  aus  /  oon  einem  Kitter  @rio  ^HaHuj  ge=  {  nanbt  /  ©cbftlid)er  Seiligheit  für  n)ar= 
I)afftige  3eitung  3ugefd)rieben  j  roorben  /  ben  10.  5Rartij  |  im  72.  3ar.  \  [Schmirket]  \ 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  -  -  aij  ailj  — .  Bl.  i''  und  4^  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4';  (SrfYIid)  ©ebrudlt  3U  augfpurg 
bei)  Sans  |  9JogeI  gormfd)neibcr.  |  [3  kleine  Zierzeichen]  I .     Fehlt  bei  Weller. 

Außer  den  über  den  Kirchen  gesehenen  weißen  Kreuzen  (?),  Beschreibung   eines   starken  Gewitters    mit  Hagel   am 

5.  März,  das  großen  Schaden  anrichtete.  Göitingen;  Jena. 

1572  April  16. 

ifieuroe  3eitung  auf3  ßonftantinopel.  j  ®arl)afftige  bercl)jeibung  /  bzeier  (Sreuögend)t  fo  |  3Ö  ßonftantinopcl  auff 

6.  6opl)ia  /  ^atriard)a  /  onb  anbiea  Äird)en  gefel)en  rooi= !  ben  feinb  /  biet)  tag  long  /  auff  jeber  Äird)cn  befonber  / 
Dnnb  alle  mal  oon  einer  Äird)en  auff  bie  an=  j  ber  fid)  cr3eigt  bcfc^el)cn  /  ben  xoj.  apjillis  bef3  Jn.D.CXXij  jars. 
53nb  ift  ®arl)afftig  onben  I)er  |  nad)  gefegtes  fd)iciben  auf3  ©onftantinopel  /  oon  einem  Slitter  @rio  9naIIuj  genant  / 
Säpft=  i  Iid)er  Seiligheit  /  für  roar!)afftige  3eitung  3ögerd)2iben  /  ben  !  3el)enben  tag  9net)en  im  1572.  jar.  I  [Zwei  Holz- 
schnitte nebeneinander,  zusammen  21.6  cm  breit  und  7  bzw.  7.3  cm  hoch,  Konstantinopel  und  insbesondere  die  gi- 
nnnntf-n  drei  Kirchen  darstellend]  |  [35  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:]  \  @etrud<  [sie!)  3Ü  augfpurg  /  bei)  Sans  ?logcI. 

Gr.  Folioblatt.     Schweres  Gewitter  mit  Hagel.     Offenbar  ein  Irrtum  im  Datum.     Fehlt  bei   Weller. 

Zürich  (Ms.  F.  21). 
1572  Juni  18. 
ein  5lero  Sieb  i  oon  bem  erfc!)jödilid)cn  @e  |  roaffer  onnb  ?)onnerfd)legen  /  fo  i  gefci)el)en  iJt  in  ber  6tat  Cauffa  / 
breo  meil  oon  Salzburg  gelegen  /  aud)  roie  |  es  in  anbern  6tetten  onb  gledien  ergan=  1  gen  ift  /  in  bifem  M.D.LXXII. 

3or.  :  3m  tl)0n.  |  Äompt   l)er  5Ü   mir    fpjid)t   ©OtteS  6oI)n  |  [Holzschnitt  6.6X5  cm,   Überschwemmung  im  Gebirge] 

@etrud<t  3ü  Safel  /  bep  !  Samuel  apiario.  j 

Kl.  8".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9(ij  aüj  — .  Am  Ende  auf  Bl.  4^:  1572.  |  [Zierzeichen.]  ;.  Gewitter  mit  Wolken- 
brucli  östlich  von  München  nach  Burghausen  zu  und  um  Passau.  Zürich  (Ms.  F.  21). 

1572  Juli  5. 

ein  fd)6n  neroes  \  6I)jiftIi<J)e6  gefang/oon  i  ber  crbärmlid)en  5Boffergüf3  /  fo  fid)  am  ganzen  SI)onoroftram  (sie!)/ 
im  3uIio  bifes  72.  3or6  /  3U=  i  getragen  I)ot.  ]  ff  3m  £l)on:  |  ([  ad)  @ott  roem  foll  id)6  hiogen  /  ic.  0= ;  ber:  ®ie  bas 
Cieb  oon  Olmi^.  |  ^  ©eftelt  burd):  i  \\  abial)am  Sunbtfperger  /  i  6tatt  piebicant  3u  Äreins.  I  ^  ^falm  18.  |  (T  5)a  fal)e 
man  ©affergüffe  /  onb  bes  |  erbbibems  grunb  roarb  auff=  i  gebedit  /  jc.  \  ©etrudit  3a  augfpurg  / 1  bet)  9nid)ael  SRanger. 

Kl.  8".  4  Bl.  mit  den  Signatm-en:  —  SJij  SÜj  — .  Bl.  4V  leer.  19  Verse.  Weller,  Annalen  S.  240  Nr.  206  führt  noch 
eine  Wiener  Ausgabe  an.  Berlin. 

1572  September  14. 

«Herne  gefd)id)t  1  5)om  Som  oti  @üte  j  ©ottes  /  fo  er  ober  bie  6tatt  Sil=  j  perl)aufen  /  am  14.  6cptemb.  bifes 
72.  jars  / 1  3u  nad)t  omb  7.  ol)r  /  burd)  ein  fd)rodiIid)6  ©etter  /  mit !  oerrouftung  6d)ulen  /  Sird)en  /  «Rf)atl)auf3  /  onb 
aller  |  anberer  Bürger  gSufer  /  I)at  gel)en  lajfen.  j  3ur  roarnung  onb  troft  ben  6l)jiftcn  ©efangsroeifc  gcmad)t  /  3m 
%i)on:  !  ®o  @ott  ber  Serr  nid)t  \  bet)  ons  I)elt  /  etc.  !  511.  3oi)ann  SoIöI)cufer.  i  3tem  Epigrammata  &  Diflidia  1  An- 
norum addita. 

,•7-       *°i   1  ,I^'-  "''' den  Signaturen: 21,  —.    Am  Schluß  auf  Bl.  4^:  ©ebrudil  3U  51ürm=  i  berg  /  burd)  Sans  Soler.  | 

l^ierzeichenj  I .     Bei  I  rutz  (S.  160),  der  den  Titel  niclit  ganz  genau  wiedergibt,  wird  der  Anfang  des  Gedichts  niiigeteiU. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  71 

Hilperhausen  =  Hildburghauseii.  Eine  eingehende  -Relation  von  dem  schrecklichen  Gevvitfei'  Anno  1572«  findet 
sich  iu  dem  Werke:  Beiträge  zur  Erläuterung  der  Hochfurstl.  Sachseu-Hildburghäusischen  Kirchen-.  Schul-  und  Landes- 
Historia.  .  .  herausgeg.  von  Joh.  Werner  Krauß,  Past.  Prim.  u.  Superintendent  zu  Eisfeld»  (1750),  abgedruckt  im  Auszug 
in  der  Z.Beilage  zu  Nr.  148  der  in  Hildburghausen  erscheinenden   »Dorfzeitung«  vom  27.  Juni  1920. 

Berlin;  Nürnherg,  St.  B.;  Zürich  (Ms.  F.  21). 

1572  Dezember  14. 

(i)  ein  crr(t)re(ftlid)€  onö  graufame  @e= :  rd)id)t  /  Des  gren)Iid)en  onö  oii  ril)eölid)en  Onge=  i  roitter  /  fo  3U  ©teina 
an  &er  ftraJTen  /  oier  meil  pon  Sulöa  im  lanöt  i  jö  §ejfen  /  in  Difem  3ar  /  nad)niittag  omb  örep  ©f)r  gerd)el)en  / 1  Da 
ein  fold)  geroiJTer  gerocfen  /  öas  oil  9nenrd)en  cnD  ©i^e  /  inn  1  Selöte  onö  Döffcrn  (sie)  grojyen  rd)a5en  genommen, 
allen  6l)ri=  i  Pen  jür  trcroe  roarnung.  Stern  nod)  ein  erfdirecklidje  onD  Dber= !  aufs  flraufamc  @erd)icf)t  eine»  »nge= 
roitters  /  gcrcf)el)en  3u  §ilpcr=  l)aufcn  am  Sl)iiringer  ©alö  /  fünf  meil  oon  6(t)malkaIDen  ge=  |  legen  /  roeld)es  2)nge= 
roitter  öie  6tatt  bifj  auff  örei)  Scufer  in  grunDt  jerfdjlagen  /  aber  öen  St)urn  ?Bad)ter  auff  bem  Sl)urn  |  fampt  mit 
©eib  »nb  Sinber  in  bie  Statt  l)erab  geroojffen  /  |  onb  alfo  tobt  bliben.  ®erd)ef)en  in  bifem  DTl.D.CXXij.  |  3ar  ben 
xiiij.  tag  6l)ri]tmonat6.  i  3m  tl)on  /  0  9Selt  id)  muß  bid)  laJTen  /  id)  fal)2  \  bal)in  mein  ftralTen  /  jc.  |  [24  Zeilen,  dar- 
unter:] Oetrudtt  burd)  ®it)eim  (sie)  9erdt  j  oon  6ÖIn.  [  [Daneben  auf  demselben  Grnßfolioblalt  zwei  andere  Berichte 
mit  derselben  Dntckuntersc/irift,  aber  richtig  Wilhelm  statt  Wihelm.] 

Gr.  Folioblatt.  Zürich  (Ms.  F.  22). 

(2)  [Dasselbe  in  ariderem  Druck  (von  Samuel  Apiarius  in  Basel)  mit  zwei  kleinen  Holzschnitten  zwischen  Titel 
und  Liid.] 

Folioblatt.  Zürich  (Ms.  F.  22). 

1572  Dezember  22. 

9teroe  3eitung.  Slnno  M.D.LXXII.  ben  itoet)  onnb  sroentjigften  "Decembiis  /  tft  bifj  erfd)}Od<enlid)  rounber5eid)en 
an  bem  Simmel  /  jü  nad)t  omb  neun  onb  3el)en  o^r  /  jö  6d)armcngi)  il)m  Sloffenfclber  tt)al  /  ein  meil  roegs  oon 
?5e|fojt  /  in  ©igelis  Äienbergers  l)auf3  '  roeld)er  bafelbft  ein  roürt  3üm  6almen  ijlt  /  in  betjfein  etlid)er  ®ergl)er2en 
Don  ©afel  onb  9nafjmün=   fter  fampt  bem  gantsen  gerid)t  3Ü  6d)ärmengi)  /  gefel)en  rooiben  /  roeldjer  nammen  omb  1 

lliirtje  roillen  Onberlaffen  roerben.  |  [Holzschnitt  25  X  19  cm,  Nebejimondtrschemvng,  darunter  zweispaltiger  Tixt,  links  13, 

rechts  l.f  Zeilen  und  querüber  die  Unterschrift:]  (Setrudtt  burd)  ®ill)elm  ©erdi  /  Don  SiJllen  roon!)afft  3Ö  Sran*furt 
am  9naQn. : 

Folioblatf.    Weller  415.    Eine  darauf  bezflgliehe  Zeichnung  befindet  sich  in  Gotha,  Mus.         Zürich  (Ms.  F.  22). 

1573  März  30. 

(i)  ®unber3eid)en  /  ^eld)ed  3U  9iofd)eI  am  l)immel  geftanben  /  onnb  alba  ift  ge^  |  fel)en  rooiben  /  ben  xxx.  tag 
OTertjen«  /  in  biefem  SHl.D.Cxxiij.  Sw  /  roie  bann  baplbig  bife    Sigur  fo  all|)ie  Dcr3eid)net  anitiqt  \  [Holzschniti 

27X15.5  cm,  Sfjnne  mit  Bluttrnp/en  rings  um  die  Scheibe,  die  auch  an  den  Speerspitzen  der  unten  betrachtenden 
Krieger  hängen]  !  f2.V  Zeilen  Text,  in    der   letzten  Zeile,  am  Schluß  des  Testes:]  ©etrudlt  3U  6d)roeinfurt  /  bei)  8o= 

I)anne6  Srifd).  1573. 

Gr.  Folioblatt.    Die  Sonne  liei  Aufgang  «bleich  rot  voller  blutstropllen..  Zürich  (Mk.  F.  22). 

(2)  9  eis  wflrl)aff=  tiges  5leroe6  Cieb  /  oon  bera  ®un= '  ber3eid)en  /  w'6ä)\e  (fic)  ®ott  \)at  5u  5lofd)=  |  eil  er= 
fd)einen  ialfen  /  auff  ben  xxx.   tag  9Her$en  /  in  bifem  1573.   3m  SI)on.  Wit  man  ben  ®raff  3Ti=    claus  oon  6erin 

finget,  i  [Holzschnitt:  Krieger.] 

Kl.  8°.    4  Bl.  ohne  Signaluren.    .\ni  Ende  auf  Rl.  4»:  SettuAt  3U  ötrafjburg  /  im  1573.  |        Zürich  (M'.  F.  22). 

1573  Aug'u-st  12.    '■ 

(i)  Äurt3e  onb  roarl)aff=  tige  ®efd)reibung  /  ber  crfd)re*lid)en  onb  grarofamen  ©afferflut  /  roeld)e  fid)  am 
12.  tag  Slugujti  /  biefes  73.  8a[)rs  angefangen  im  ©ogtlanbe  /  onb  t)ernad)  bafelbs  onb  im  sncifncrianb  /  an  5nen= 
fd)en  /  3)ie=    l)c  /  Scbero  onb  @etreib  /  ei= !  nen  oberaus  groffen  ,  fd)aben  ge=    tl)an. ;  SHit  einer  6l)riftlid)en  ©ermanung 

an   ben   Cefer  /  ©Urd)   §.  S.  (S.      [Holzschnitt  G.HX  5. H  cm,    Überschwemmung   einer   Stadt   an    den   Bergen]  \  Quct  21.  j 

3n  ber  legten  Seit  roirb  fid)  ein  Bold?  crl)ebcn  ober  bas  anber  /  onb  ein  9leid)  ober  bas  anber  /  onb  roerben  ge= 
rd)el)en  /  grolfe  (Srbbebung  ^in  onb  roiber  /  Serore  seit  onb  'Pcjti=  len§  /  aud)  roerben  fd)redinu8  onb  groffe  3eid)en 
oom  $im: ,  mel  gefd)el)en.  | 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?lij  9Iiij  — •  Text  endet  am  Ende  von  Bl.  4^  mit  91351031.  Der  Holzschnitt  ist 
dersellje  «ie  bei   1567  Oktober  30,  31  (6),  vermutlich  also  auch  der  Drucker.  Berlin;  Bihl.  Hellmmm. 

(2)  ®art)afftige  a\<i)itdü\' !  d)e  Sefd)reibung  /  ber  9Teroen3eitung  \  onb  graufamen  ©afferflutt  /  roeldje  fid)  am 
12.  tag  augufti  /  biefes  1573.  ^i)ts  angefangen  im  \  ©oigtlanbe  /  onb  l)ernad)  bafelbs  onnb  im  |  SUleifsnerianbt  /  an 
5nenfd)en  /  ©iel)e  /  ,  ©ebäroen  onb  @etraibe  /  einen    oberaufs  grojfen  fd)aben  I  getl)an.    TOit  einer  (Sl)rifllid)en  ©er= 

manung  ,  an  ben  Cefcr  /  ©urd)  §.  5-  S.  i  [Holzschnitt  HX4.8  cm,  Stadt  an  Berejen  gelegen,  die  Häu.ier  stehen  .ychief 
und  fallen  um.     Es  tieht  eher  nach  einem  Erdbeben,  als  nach  einer  Wasserßvt  aus.]  |  Cucae  /  21.  i  3n  ber  legten  3eit 

roirb  fid)  ein  ©oldi  erl)eben  ober  bas  anber  /  onb  ein    Keid)  ober  bas  anber  /  onb  roerben  gerd)e()en  grojfe  (Srbbebung 


72  H  E  L  L  M  A  N  N  : 

l)in  Dnö  roi=  i  öer  Serore  jeit  mb  ^eftilcnft  /  Sud)  roeröen  \d)teiknu»  x>nb  groffe  3eid)cn  i  Dom  Simmel  gerd)el)en.    ®e= 
Dju*t  3U  5lürmberg  /  5urd)  j  Sons  Äoler. 

4".    4  Rl.  mit  den  Sigiiatmcii:  —  Slj  Sls  — •    I"  der  Mitte  >on  Bl.  4^'  eine  Schlußi-igiiette.    Fehlt  bei  Weller. 

Dtriin;  Zürich. 

(3)  ©arl)a)ftige  befdjreibüg  öer  crrcl)recklid)en  du  grarofamen  ©afferflut  /  j  n>eld)e  Jid)  am  12.  tag  Augufti  /  biefe» 
1573.  Sa^rs  ange= '  fangen  im  93Di)tIanDe  /  ©nö  jjernad)  öafelbs  onb  im  \  3neif3ncr[anbe  /  an  9nenrd)en  /  ©ief)e  /  ©eben)  j 
onb  (Setreiöe  /  einen  überaus  groJTen  i  \(i)aben  getl)an.  \  9nit  einer  6l)ii)"tlic^en  53er=  [  manung  an  ben  Cefer  /  ©urd)  | 

H.  F.  E.  I  [Holzschnitt  6.0X4.6  cm;  Menschen  fallen  um,  Posaunen   blasende  und  nach   der  Erde  gerichtete  Engel  in 
Wolken.]  j  Cuce  21.  |  [4  Zeilen  Bibtltejt.]  ] 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen :  —  9lij  äüj  —  •    Bl.  4V  leer.  Zittau. 

(4)  OTeroe  Seitung  / 1  55nb  it)arl)aff=  |  tige  (Srrc|)reAIid)e  ®e= '  W^d^t  i  »on  Dem  grarofamen    ©ajfergufs  /  fo  ge= 
fd)el)en  ift  inn  Dem  |  Canb  3U  DlTeijfen  cnnb  95öl)emen  /  öa  es  i  Dil  ^\h\\  i  SIeAen  onb  D6rffer  /  aud)  Cent  /  j  53iel)  / 
®etreiö  /  jämmerlid)  Derfü()rt  I)at  /  \  21m  5nittn)0(i)en  nad)  Caurcnti  /  roeld)er  |  mar  5er  12.  Slugufti  /  in  bifem  73. 3ar  / 
roie  jl)r  l)emad)  f)6ren  roer=  |  bet  /  3nn  ©efangs  |  roeifB  geftel=  j  let.  i  \Kl.  Zieneichen]  \  3m  %i)on :  |  0  ®elt  id)  muf3 
bid)  iaffcn  /  k.  \ 

Kl.  8».  4BI.  mit^den  Signaturen:  —  aij  SIÜj  — •  Bl.  i»  und  4^  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4':  6ebrudtt  3U  6cl)»ein= 
furt  /  i  bei)  ?3alentin  Sroncr.  i  •  Weller  414.  .  Berlin. 

1573  November  18. 

®ar!)afftige  jebod)  ben  ©ottlofen  6rfd)redilid)e  ben  ©leubigen  j  aber  Srijftiid)e  gefd)id)te  roeld)e  ben  18.  Jlouembris 
bes  Derlauffenen  73.  Sares  /  als  bie  ©onne  i  auff  ben  abenbt  ift  ontergangen  ober  ber  ©tabt  ®enben  in  Cpfflanbt  / 
t)ier3e()en  OHeilen  oon  Kiga  |  gelegen  /  non  oielen  9Ilenfd)en  am  Fimmel  eine  lange  3eit  i|t  gefel)en  roorben.  |  [Holz- 
schnitt 26.5X17  cm,  phantastische  Darstellung  eines  Nordlichtes]  |  [Zweispaltiger  Text  von  je  .96'  Zeilen,  in  der  rechtin 

Spalte  lallten  die  letzten  Zeilen:]  faltigReit  /  SImen  ©atum  Cübedi  ben  28.  Decembris  /  anno  1573.   ©eorgius  Bartljius 
^rebiger  bafelbft.  1  [Querüber  die  Unterschrift:]  \  erftlid)  @ebrud»t  3U  Cübedi  burd)  afuerum  Ärügcr. ' 

Gr.  Folioblatt.     Nordlicht.  «  -  Zürich  (Ms.  F.  23). 

1574  Juni  11. 

(i)  ?BarI)afftiger  ^erid)t  ]  ?Jon  bem  graufamen  onb  |  erfdjredjüdjen  95ngeroitter  /  3a  aud)  ®un=   ber3eid)eTi  /  fo 
ber  91llmed)tige  @OSS  oerf)en=  1  gct  \)at  i  ober  bie  ©tabt  Sroppen  /  onb  neben  |  !)erumb  /  ©eicgen  an  ber  ©d)Iefiger 
onb  9Rai)rifd)cn  ©ren^e/  \  ben  11.  3unij  /  |  Slnno  i  1574.  j  [Holzschnitt  11.0X7.5  cm,   befestigte   Stadt,   Reiter  ziehen 
durch  das  Stadttor  hinein.]  ] 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signatiu'en:  —  Slij  2lijj  — .  Gewitter  mit  .starkem  Hagel  (hühnereier-,  gänseeiergroß  I)  in  Öster- 
reich-Schlesien, »iit  Beschreibung 'der  verursachten  Schäden.  Marburg;  Zittau. 

(2)  ®arl)apge  onb  @rrd)redi[id)e  |  SReroe  3eittung.  |  33on  beih  graufamen  onb  erfd)redilid)en  ©ngeroitter  /  3a 
aud)  '  ®unber3eici)en  /  fo  ber  2inmed)tige  ©Ott  oerl)enget  j  l)at  /  ober  bie  ©tabt  Sroppen  /  onnb  neben  l)e=  |  nimb  /  ge= 
legen  an  ber  ©d)Iefiger  onb  |  Dnai)riftJ)en  ©renge  /  ©efd)e=  i  l)en  ben  11.  3wiiÜ-  Slnno  i  1574.  j  [Zwei  kleine  Holzschnitte, 

je  5.2X  3.5  cm,  nebeneinander,  links  er.ichlagene  Menschen  am  Boden  liegend,  rechts  ein  Kornfeld,  auf  das  der  Hagel 
fällt.]  I  3ob  XXXVII.  j  [5  Zeilen  Bibelspruch.]  \  M.D.LXXIIII.  , 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen  :  —  9lij  Stiij  — .  Bl.  iv  nnd  4V  leer.  .\m  Ende  auf  Bl.  4'':  ©ebrudtt  3U  STurmberg  / 
burd)  '  JliCOlaum  Snorin.  i.     Fehlt  bei  Weller.  BerUn  (PG56S). 

1574  Mai  31,  Juni  13,  14. 

Locus  Methodicus  de  Tonitru  &  Fulgure.  i  Das  ift  /  j  ?Bare  onb  bebecF)tlid)e  j  Itur^e  befd)reibung  bes  Sonners  onb 
Dn=   geroitters  /  bamit  ons  onfer  Sene  ©ott  in  biefem  |  3ar  1574.  ?)eteriid)en  l)eimgcfud)t  onb  ge3üd)tiget  /  allen 
Dnbuf3fertigen  Serben  ^nföxbtx  yxx  treroen  oermanung  ber  |  ?3uf3  onb  6l)riftlid)er  beherung  /  9Teben  eim  kurzen  not= 
n)en=  \  bigen  Dnterrid)t  /  roie  man  fid)  in  fold)em  ©onner  /  ®et=   ter  /  onb  ?3ngeroitter  ailerocge  in  je^iger  3eit  onb 
3al)re6  gelegenl)eit  6l)riftlid)  onb  rool  folle  |  Derl)alten  /  ©urd)  '  Martinum  Bertholdum  Zittauienrem,    ba3umal  'Pfarl)err 
im  -Dorff  «Brinps.    leremie  im  22.  6ap.  |  [5  Zeilen  Bibeltex/.]  |  ©ebru*t  3U  ©örliö  /  ©urd)  ;  ambropum  gritfd).  j  1574.  • 

4".    8  Bl.  mit  den  Signaturen :  —  9lij  M\  —  3J  55ij  W\  —■  Zittau. 

1574  Juli  20—22. 

®arl)afftige  j  3ei)tung  /  ©on  ber  graufa=  |  men  ©ngeftümme  bef3  erfd)rödili=  d)en  ©etters  /  fo  3U  Semni^"  im 
Canbt  3u  ?3e^em  fid)  niber  gelajfen  I)at  /  roas  groffen  '  fd)aben  es  getljan  /  aud)  roie  es  l)at  3Jlut  gc=  i  regnet  /  ic.  qt-- 
fd)el)en  ben  3roet)  onb  ]  3roeinöigeftcn  3ulij  j  biefes  74.  j  3m  SI)on.  Silff  ©Ott  baf3  mir  gelinge  / 1  bu  Sbler  ed)ijpffcr 

mein  /  IC.  |  [Zierliches  Schlußzeichen.] 

1.-  . ,   u"-  -.ir  ?,'•  ^^'"^  Signaturen.  Auf  Bl.  41  am  Schluß :  ©etrudit  3U  SHürnberg  /  bei)  I  C^rifloff  ©eigel.  |  1 574.  | .  Bl.  4V  leer, 
tehlt  hei  Weller.     Bei   Zibrt  1072  vielleicht  eine  etwas  verschiedene  Ausgabe  (Zeittung). 

.  Erst  (20.  .luli)  Nebensonnen,  dann  am  22.  starkes  Ungewitter  mit  Blutregen  und  Überschwemmung. 

Kat.  100  von  L.  Rosmthal  in  München. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrhr        73 

1574  Juni  8,  19  und  \oreniber  14,  15. 

eine  'prcöigt  /  Wtt  öas  liebe  SJleroe  '  3ar  ret^t  an3Ufa()en  onö  3U=  \  uoinfüren  /  Das  es  ons  glückfelig  |  »nb 
fr6lid)  fein  möge  onö  rool=  gerl)aten.  9ITit  erjelung  jroeier  graufamer  onö  ]  \(i)el>liö)ex  öngeroitfer  /  onnD  eines  fd)r6ck= 
Ii=  djen  Seroer3eid)en  /  n)cld)e  gerd)et)en  onö  gefel)cn  it»or=  5en  /  im  Sürftentl)umb  ©raunrd)roeig  /  3m  abge=  1  laujfenem 
alten  3arc  /  allen  fromen  61)rijten  ju  guter  roarnung.  geti)an  /  am  i  5leroen  3arstage.  ■  Durd)  / 1  ©alentinum  ©refern  / 
¥farl)erm  onö  ®eneraln  6uperintenDenten  [  3U  @anöers()eim.  ©euteronom :  32.  @s  ift  ein  ©oick  öa  kein  ra^t  in 
ift  /  onö  ift  kein  oer=  ftanö  in  jt)nen.  0  bas  fie  roeife  roeren  cnD  oernemen  |  foId)6  /  Das  fie  oerftünöen  /  roas  jl)nen 
>)ernad)  begeg=   nen  roirb.  |  anno    1575.  | 

4°.  8  Bogen  Sl  liis  g  ohne  I'agination.  Bl.  iv  leer:  am  Schluß  auf  Bl.  32^:  (Sebrudtt  3U  Geip3ig  /  burd)  !  OaCOb  8cr= 
IDalbd  Srben.    •     Des  Umfanges  wegen  eigentlich  keine  Flugschrift  mehr. 

Beschreibt  ein  starkes  Gewitter  mit  Hagel  und  nachfolgender  Überschwemmung  in  Gandersheim  am  8.  Juni  1574, 
dem  ein  anderes  ähnliches  am  19.  Juni  lolgte  und  gleichfalls  großen  Schaden  tat,  sowie  ein  Nordliclu  in  der  Naclit  vom 
14.  zmn   15.  November  1574.  Bibl.  liellmnnn. 

1574  Xovember  13,  15. 

(ij  >8efd)reibung  Des  er=  fd)redtlid)en  ^rennenDen  /  glammenöen  ;  onD  6tralfd)ieffenDen  Seroers  onD  3orn3eid)en 
(Sottes  /  ober  (Suropa  /  roeldjes  man  Den  xiij.  unD  xo.  tag  Des  ?öinter=  mons  3u  5lad)t  /  Diefes  ablauffenDen  1574. 3ars  / 
am  Simel  gefeljen  l)at  /  W\\  anl)engung  Des  Somcten  fo  im  oorgangenen  1572.  ^ax  1  lang  am  §imel  geftanDen  / 
roie  jeDermenniglid)  be=  rouft  /  Darsu  l)ab  id)  Dergleid)en  Seichen  /  fo  oon  Dem  806.  3ar  /  bifs  auff  Die  je^ige  cnfcre 
3eit  gefd)cl)en  /  onD  roas  Darauff  erfoI=  gct  /  Dii  nod)  erfolgen  roirD  /  3um  Gxempel  aibier  cingcfüret  /  onD  allen  fromen 
(Sljriften  /  fie  fein  §oi)C6  ober  TODcrn  ftanbes  /  beibe  /  ©eiftlid)  onb  fBeltlid)  /  3U  treroer ,  roarnung  aus  6l)riftlid)er 
liebe  mit   allem  fleis  befd)riben:    Durd)    Nicolaum  Orphanum  Mathematicum.     \Klein«r  Ho'zxchidit  5.4x4.4  cm  mit 

ZitrI/isten  eingefaßt,  jünyst' s  Gericlit{f)\ 

4°.   io  Bl..  letztes  Blatt  leer.   Am  Ende  auf  Bl.  19^^:  ©ebruAt  3u  (Sislebcn  Durd)   SlnDream  ^ctri. 

liirim  (iinvoll-itänditj) :  Nürnberg.  St.  H. 

(2)  SetracF)tung  onD  erklerung  Der  fd)redi=  lid)en  ferorigen  ®efid)te  /  fo  man  '  Chafmata  nennet  /  oon  jl)ren 
orfa:  d)en  onb  roirdiung  ober  bebeu=  bung  /  onb  fonber=  lid)  |  ©on  bem  grojfen  onb  erfd)redilid)en  <  Chafmate,  fo 
im  kur§  oerlauffenen  1574  3ar  /  bcn  15  tag  Jlouemb.  burd)  bie  ganfte  iRad)t  erfd)ienen  /  oon  fei: ;  ner  orfad)  /  aud) 
bebeutung  onb  roirdtung.  Durd)  Matthaeum  Zeynum  Cuftri-  nenfem  Mathem.  ftud.  kür^Iid)  3U= !  fammen  ge3ogen. , 
®eDrud<t  3U  Srandifurt  an  ber    Ober  /  Anno    1575. 

Kl.  8°.     16  Bl.  mit  den  Signaluren:  —  aij  3liij  9Üiij S  53ij  SÜj  Siiij  '8t) .    Bl.  l6  leer.    Mehr 

Traktat  als  eigentliche  Flugschrilt.  Lübeck;  Zittau. 

1575  Januar  1. 

3Teroe  3eitung  /  öon  bem  groffen  onb  erfd)redilid)en  ©unberseidjen  /  60  Sott  j  ber  91llmed)tige  geroeift  l)at 
ober  ber  6taDt  ^ofen  /  im  lanD  3u  <poIen.  91m  1.  Sonuarij.  9lnno  1575.  [Ziir.^rhnörkel.]  erftlid)  geDruAt  5U  'Prag 
auff  Der  5leroftabt  /    bet)  9nid)ael  "Peterle. 

4''.    4  Bl.  mit  den  Signaturen;  —  Slij  SÜij  —     Bl.  i*'  und  4^  leer.     Fehlt  bei  Weller.  Dresden. 

1575  Mai  .3. 

(i)  ©unDer3eid>ett  ,t)er  ©ier  6onnen  /   onb  iwet)en  ^Regenbogen  /  fo  in  biefem    M.D.LXXV.  3a|)rs  /  frül)e  /  oon 
6.  bif^  3U  8.    ?ji)ren  /  am  §immcl  erfd)icncn  fein.   3u  (Srfforbt  /  in    3;i)üringen  /  onb  Dil  anbern  ombligenben  6tetten 
onb  Canben  oon  Diel  glaubl)afftigen  'ßer:   fönen  gefel)en  roorben.   Obferuirt,  onb  befd)rieben  /  Durd)  2lbamum  ?)rfinum  / 
9noli)bergenfem  /  ber  91^atl)ematird)en  fünfte  befon=  Deren  Ciebl)aber    [llohschnitt  9x6  cm,  Nebcnsunnen.]  \  1575.  \ 

4».  6  Bl.  mit  den  Signaturen :  —  «ij  «Hij  -  8  — ■  Auf  Bl.  6v :  ©eDrudit  3u  (Sollen  / 1  auff  6.  OTarcellen  flraf3  Durd)  | 
Danlei  Cipalb.    f^  l  [Noch  ein  Sclilußzeichen). 

Vorher  in  der  Nacht  hat  der  Mond  in  einer  -gar  blutroten  Farbe  am  Himmel«  gestanden.        Zürich  (Ms.  F.  24). 

(2)  ©unber3eid)en  Der  Oier  6onnen  /  onD  3roet)en  ^Regenbogen  /  fo  Den  bjitten  SHat)  biefes  1575.  3ar6  /  frül)e/ 
oon  6.  bif3  3U  8.  Dl)ien  doj  TOittage  /  am  Simel  erfd)ienen  feinb  im  Canb  5U  Düringcn  omb  (Srffurbt  /  onb  oon  Dielen 
^erfonen  eigentlid)  gefel)en  roozben.    Obferuiret  /  onb  befd)jieben  /  Durd)  2lDamunt  ©rfinum  JHolibergenfem  /  Der  3na= 

tl)ematifd)en  fünfte  befOnDern  Ciebl)aber.  ■  [Holzschnitt  24X16  cm,  Ntbensonnenerschcinung,  darunter  zicei  Spalten  Text 
ron  je  44  Z'ilen,  auf  der  linken  Seite  in  kleinerer  Sfhn/t  die  Unterschrift:]  ^  ßU  JlÖrmberg  /  DruAtS  JliclaS  ÄUOn  '. 
Gr.  Folioblatt.     Der  Verfa.sser   spricht   wieder  vom   «Paullinischen  Mitternechtliohen  WundergesichN,  wie   in  seiner 
1570  erschienenen  Schrift  daröber,  auf  die  er  \  erweist.  Gotha  (Mun). 

1575  Juli  .3«. 

Ginn  errd)!cAlid)e6  oft  Grbermlid)e6  geroitter  /  fo  gefd)el)e  ift  (Sin  l)albe  meill  ober  9nen§  /  bep  einem  fleAljen 
genant  9näi)nbifd)um  bem  burd):   leid)tigften  l)od)geb02nen  Surften  onnb  $erm  Canbgraff  ^diq,tn  3ugel)i>2ig  \  yx  Darm: 

(tat.  Denn  30.  3u''j-  Öaf3  {sie!)  Anno.  1.5.7.5.3a'''-  '.  [Jiolzschnitt  25.5Xlf).!)  cm,  vom  Blitz  Erschlagene  vor  einer 
Kapelle.]     [Zweispaltig' r  Text  ron  27  und  26  Znlen,  unter  dtr  rechten  Spalte  die  Unterschrift:]  j  ®eb2Udtt  inn  koften 

Durd)  Cennl)art  leberer  So2mfd)neiber  /  3U  ^Räng. 

Folioblatt.  Mit  Namennennung  der  vier  vom  Blitz  erschlagenen  Personen;  -Donner,  Blitz,  Kissell  [Hagel],  Wind 
und  Regen».  Zürich  (Ms.  F.  21). 

Fhi/s.-math.  Abh.   1f)2t.  Nr.  l.  |o 


74  H  E  L  L  M  A  N  N  : 

1575  September  28. 

«ncroe  Seitung  /  \  ©on  rd)iethlid)en  i  553unöer3eicf)cn  /  fo  man  am  ,  Simmel  inn  oielen  Canöen  aefeljen    f)at  /  auff 
6anct  9nid)el6  21benöt  /  onö  l)er=  j  nad)  in  Diefem  1575. 3ar.  §iebei)  roiröt  aud)  |  angejeigt  /  ©ie  Der  %{ix<iä\ä)t  Sorann  die 
6tatt  Soburg  eingenommen  i)ai  i  Wann  /  \  ©cib  onb  Sinbt  /  crbärmlid)en  i  Dmbgebra(l)t    \Kl.  Holzschnitt  5.3x4.3  cm, 
din  Türke?!  darsulknd.]  '  3m  SI)on:  |  9Bie  man  ben  6tür§enbä=  |  d)er  fingt  /  etc.  1 

Kl.  8».    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  -  Slij  2liii  -•    Bl.  4V  leer.    Am  Ende  auf  Bl.  4':  S- ?l.  5T.     ®etni*t  3U  etce^y- 

bura  /  bei)  i  9licoIau6  Saber.  I  ■   Weller  445-  ^^  ,  .    ,.  ,         .  •    ,r    ru  v  i- 

Nordlicht  (der  Himmel  hat  sich  aufgetan),  Neben.sonnen  m  Krfurt  und  m  Kaufbcuren.  tierlm. 

1576  Juni  24. 

grbermlid)e  oii  j  trmriä)e  gerc!)ici)t  /  fo  )id)  j  begeben  \)at  ju  CofBÖorff  /  ein  DRei!  ]  oon  ©orbruA  /  roie  alba  burd) 
ein  Dn=  i  gcftimmcs  ©eroitter  /  in  bie  sroei)  ()un=  I  bert  onb  ad)t3el)en  Seüffer  /  Derbrun=  ncn  /  fampt  brei)  onb  fünfftsig 
mann  1  9Beib  oii  «inb  /  qe\ä)e\)in  ben  ;  24.  Sunius  /  inn  bifem  j  1576.  jar.    3m  SI)on.  gilff  @ott  bas  mir  gelinge  /  k. 

Kl.  8°.    4  BJ.  mit  den  Signaturen: «t,  — .    Am  Ende  auf  Bl.  4^:  ®ctrudlt3U  Jrandlfort  /  SJfiO  1575  {Mc!)\[Zier- 

Vergleiche   1584  Januar  i.  Zürich  (Ms.  F.  28). 

1577  Januar  12. 

errd)2ädilid)c  DTeroe  Seitung    60  fid)  begeben    I)at  burd)  t)erl)enghnuf3  @ot  1  tes  /  ein  meil  Don  «20f5ni§  im 
8anb  ju  9nel)2ern  /  in  einem  ©oiff  |  Djefdje  genannt  /  roie  burd)  ein  ongepmes  i  geroitter  feror  Dom  Simmel  gefallen  / 
onb  I  in  bie  3n)eil)unbert  »nb  ad)f3ig  I)eufer  /  1  fampt  53.  perfonen  oerbjennt    ^at  /  in  bifem  1577.  3ar.    3m  t^on  / 
Silff  ©Ott  bas  mir  gelinge  /  ic.  [ 

Kl.  8".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?lij  äüj  —  Weiler  479?  Um  3  Uhr  nachm.  schweres  Gewitter  mit  vielen 
zündenden  Blitzen.  ■^"'•'■eÄ  (Mf.  F.  26). 

1577  MRrz  24. 

5teroe  3ei)ttung  \  einer  erbärmblid)en  onnb  |  kläglid)en  @efd)id)t  /  fo  pd)  begeben  t)ai  im  ©ngerlanb  an  ber 
til)eftung  6anifi  /  j  roeld)8  auf3  Derl)engni6  @ottc6  burd)  ein  ©ettcr  00m  Simel  ift  angesünbt  roo2=  ben  /  fo  in  ein 
«pulffertljurn  qe^\ü--  ]  gen  /  onb  in  bie  I)unbert  onb  oier  '  I)eufer  fampt  oielen  ooldts  fo  barinnen  Derb2nnnen  (sie!) 
onb  ;  ombhomen  finb  /  ®en  \  24  TOartij  bifes  ;  77.  gars.  'Sm  SI)on  /  Silff  @ott  bas  mir  gelinge  /  etc.  @eb2Udit3u 
©ImiS  /  bep  j  Süns  @üntl)er.  | 

Kl.  8".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2lä  (sie!) •    Am  Schluß  auf  Bl.  4^"  ein  Zierzeichen.    Weiler  476. 

Bertin. 

1577  Mai  1. 

ein  grfcl)2edilicf)es  i  ?5unber5eid)en.  1  Bon  eim  grau=  i  famen  5öetter  /  onb  bren=  nenben  Seroer  /  60  am  Simel 
ge= ,  fe!)en  ift  roorben  /  im  Canbt  3U  j  'ßreuffen  in  ber  ftat  "Dan^ig  /  33nb  Dmb=  l)er  /  ©nb  roie  ein  Seroer  f3ol*en 
fid)  in  i  berfelbigen  ftabt  Ijat  niber  gelaffen.  /  Slucl)  roie  es  Blut  geregnet  /  onb  ©tcin  3U  günff  ^funben  geroorffen  / 
bar ;  uon  ciel  93oldi  auff  ben    6t2affen  Sobt  |  blieben  ift.  !  [Zi>r zeichen.] 

Kl.  8°.  4  Bl.  ohne  Signaturen.  Am  P^nde  von  Bl.  4V:  grjtlid)  @ebrutkt3u  Königsberg  jn  ^rcuffen.  1577.  .Weller, 
Annalen  II  S.  436  Nr.  593.     Nordlicht,  Blutregen  und  Meleorsieine.  Berlin. 

1578  Februar  18. 

(i)  PARELIA,  CVM  AR-  \  CVBVS  COLORATIS  VISA  IN   Mifnia  ad  Albim,  Anno  1578.  die  18.   Februarij.    [DarunUr 

die  Nebensonnenerscheinung  14  X 17  cm]  j  Vldimus  en  iterum  geminos  fulgefcere  Soles,   Horridaque  aduerfo  praelia  Marte 

[im  ganzen   30  Zeilen  lateinischer  Reime,  darunter:]   M.  Martinus   Henricus  ProfefTor  Ebraeae    linguae  in  Academia 
Vitebergenfi.  ]  Vuitebergae  excudebant  Clemens  Schleidi  &  Antonius  Schöne. 

Folioblatt,  17  x38  cm  (beschnitten).    Unkoloriert.  BU>'.  Hettmanri. 

(2)  9Tac^  6l)rifti  onfers  §erren  feligmac^enben  ©eburt  onb  9nenfd)roerbung  im  1578.  3l)ar  ben  18.  Sebruarij  / 
ift  bies  ■  ®unber3ei(^en  an  ber  6onne  /  im  Canb  5u  SIReiffen  /  gefe!)en  roorben.  [Holzschnitt  17  x  14  cm,  ohne  recht- 
winklige Einrahmung,  Nehemiotmen  darstellend,  darunter  24  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:]    @ebrudtt3U  Wittenberg  / 

burd)  Siemens  6d)leict)  onb  9lnto=  i  nium  6d)öne.  1578. 

F"olioblatt.     Unkoloriert,  wie  anscheinend  die  meisten  Wittenberger  Einblattdrucke.  Gotha,  Mtu. 

1578  Februar  19. 

®arf)afftiger  Berid)t  onb  Jteroe  3eitung.  ©on  3roeicn  trefflid)en  ©unber5eid)en  /  beren  eins  l)ieniben  bei)  ons 
9ilenfd)cn  auff  ©rben  '  gefdf)el)cn  /  Sreotags  oor  ©eptuagefima  /  ben  24.  Sanuarij.  5öcld)es  roar  ber  übent  Conuerfionis 
Pauli,  3n  berfelben  nad)t.  "Das  anber  aber  /  broben  in  ber  l)i>l)c  am  Simmel  gefe=  |)en  ift  roorben  /  TOittrood)  nad) 
Inuocauit,  ben  19.  Februarij. !  3uabent6  omb  7.  Dl)r  /  onb  eölid)e  ftunben  l)ernad)  /  alles  in  biefem  lauffenben.  1578.  3al)re  / 
nad)  6f)rifti  geburt  /  ©er  ]  allgemeinen  lieben  6l)riftenl)eit  /  in  biefen  legten  fel)rlid)en  leuf=  \  ten  3um  beften  /  ben  jöigen 
mutroilligen  böfen  Buf3bürffti:  gen  Icuten  onb  3eiten  aber  /  3ur  roarnung  /  mit  einer  angebcfften  6l)rifllid)cn  Dcr= 
manung  /    befd)rieben.    ©urd)    Caurcntium  ©refferum  ©ircauienfem    ©eniorem  /  ber  6l)riftlid)cn  ©emein  /  3n  ber  S. 


J)li'  ]ft'tc(>r<)l()(iie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XXI.  Jahrh.  75 

6taö  BuDiffin  /  im  TOarggrafftljumb  ober  CauJTiö  /    euangelifd)en  ^rebigcr.    3ol)an.  4    ®cnn  jl)r  nid)t  5ei(l)ett  t»nö 
©unöer  fe^et  /    60  glaubet  \\)X  nid)t.    ©eöruckt  ju  SuDif^in  /  Durd)    9Tlid)ael  ©olrab.  1578.  i 

4°.  14  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  SJÜj  —  S  Sij  ^SÜj  —  6  6ij  ßüj  —  3)  — •  Auf  der  Rückseite  des  Titels  zwei 
auf  die  Ereignisse  bezügliche  Holzschnitte  und  am  Schluß  auf  Bl.  14''  ein  Holzschnitt  7.4  X  10.4  cm  (kämpfende  Heere, 
brennende  Stadt  usw.).    Bl.  14^  leer.    Weiler  488. 

Die  Erscheinung  am   19.  Februar  1578  war  ein  wohlausgebildeter  Mondhof.  Zittau. 

1578  März  28 
(Sin  tr\d)Teän-   lid)  rounöer3cid)en  fo  man    am  Simel  gefe()en  öen  28.  31lar=   ci  öifes  lauffcnöen  3ars  /  2lud) 
roie  Der  SürA  öie  6tatt  TOettling  eingenommen  /  TOann  /  ©eib  onö  Äinö  crfd)reAIid)  ombge^    brad)t  onö  n)eggefü()rt. 
[Zierzfichen.]    ©efrudtt  ju  ©Jen  / 1578. 

Kl.  8°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  9liij    — ■     Bl.  i",  4'  und  4*  leer.    In  Heimen.     Nordlicht? 

Zürich  (M/:.  F.  27). 
1578  .Mai  15. 

®ail)afftige  ofi  ein  errd)röchlid)e  3leuroe  seitung  /  des  groJTen  9Bafi"erguf3  /  fo  '  öen  15. 9Ilap  Difj  lauffenöen 
78.  8al)r6  /  jü  Sorb  gerd)el)en  /  bem  löblid)en  Saufj  Oefterreid)  jü  gel)ijrig  /  roie  man  l)er=  nad)  alDa  etlid)  ©ni)ul5en 
oerbrent  l)att  /  roie  fie  fc^riJAlid)  öing  bekenbt  Ijaben.  3m  S;i)on  /  roie  man  öen  Äönig  Cafjla  fingt.  1  [Zicrccirhen]  . 
©urd)  ambrofium^eft/    oon  Slntorjf.    [Zterznehm.] 

Kl.  8°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:   —  9Iij  SHij  — ■    Bl.  iv  leer.    Weller  499.  Ziirirh  (Ms.  F.  27). 

1578  Mai  19. 
(i)  Jlewe  Seitung  aue  Offen:  ^as  fid)  roegen  einee  rd)red{iid)en  (Srbbiöeng  onö  graufamen  @e=  j  roitterö  / 
öafelbft  in  ned)fl  Derrd)ienen  ^ngflcn  jugetragcn  /  öen  19.  yUat).  9Teben  oermelöung  /  roas  pöer  öem  ,  öicfes  Orts 
Canöee  an  öer  6onne  onö  Sefen  gefeljen  rooröen  ift.  3u  ;  troft  allen  fromen  ausfertigen  6l)ri=  |  ften  aber  jur 
öreroung  /  oermanung  onö  roarnung  allen  fid)crn  onö  rol)=  lofen  /  roeld)e  öaöurdj  billid)  jur  ©uffe  gelodtet  roeröen 
fol=    len  in  Drudi  gege=  .  ben.  i  [Kleine  Verzürum/.]    Srftlid)  ©eörudtt  3U  Offen  /  i  anno  M.D.LXXVIll.  I 

Kl.  8".    8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  9liii  —  3lD .    Bl.  i"  und  8^  leer.    Fehlt  bei  Weller.     Dresden. 

(2)  ®arl)afftige  (Srrd)r6*=  lid)e  jeitung  /  roas  fid)  oor  Ofen  onö  ]  ©eft  ocrioffen  onö  ju  tragen  l)at  /  öifj  1578.  jar  /  i 
öen  19.  tag  9Rai)  /  ?Bie  alöa  öas  Seror  oom  Sim=  mel  l)erab  gefalle  /  öas  6(ilof}  fampt  öer  ©tatt  oerl)eret  onö 
oerbrent  |)at.  "Die  anöer  seitung  /  roie  öas  öer  Sürdi  öen  28.  tag  STlarcj  ift  für  öie  ©tatt  9neölinge  jogen  /  onö  ein 
ge=  nomen  /  onö  alöa  jroei)  öaufent  6l)2iftcn  Dmb=  brad)t  /  onö  Dil  l)inroeg  gefüret  /  roie  l)er=  nad)  berd)riben  ift.  [  "Die 
öritt  Seitung  /  Wit  öas  8.  öaufent  ©inöird)e  onö  Srabatifd)!  Saroren  /  in  öie  jroelff  öau=  i  fent  Sürdiert  l)aben  er= 
rd)lagen  /öen  12.    tag  91prilli6/öif3  1578.    [IloUschmU  7.5  X  6  cm,  eine  brennende  Stadt  darstellend.]  \  Anno  M.D.LXXVIll. 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  9üij  — .  Am  Ende  von  Bl.  4':  (Setrudtt  3U  Slugfpurg  jm  Oar  1578.  \  Bl.  4^  leer. 
Fehlt  bei  Weller.  Berlin. 

(3)  9Barf)apge  6rrd)r5di=  lid)e  Seitung  /  roas  fid)  oor  Ofen  onö  ®eft  oerloffen  onö  3ögetragen  l)at/  öif3 1578. 3ar/ 
öen  19.  tag  snaij,  roie  allöa  öas  Scror  oom  §immcl    l)crab  gefallen  /  öas  ©d)lof5  fampt  öer  ©tatt ;  Derl)eret  öunö  {sie!) 
oerbrenöt  l)at.    i)ie  anöer  Seitung  /roie Die  öritt  Seitung  / [Drucker.stocK:]  anno  M.D.LXXVIll. 

4».  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  9liij  — ■  Bl.  4^  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4'':  ^  ®etru*t  3U  3Iugfpurg.  |  Fehlt 
bei  Weiler.  Daruhitadt. 

(4)  ^ur^  onö  roarl)afftige  Siflojia  /  öef3  /  roas  fid)  am  oerfi^inen  ^ngfll=  montag  /  öen  19.  öes  Jßlonats  TOai)  / 
öifes  78.  Sars  /  3U  Ofen  in  ©ngern  3ugetragen  /  mit  einer  6()iiftlid)en  erinerung.  \  [Holzschnitt  2!).2  x  1(1.6  cm,  die 

brennende  Stadt  Oftn  und  die  Elsplnsion  dts  Schlotes  mit  I'ulprtiirm;  darunt/-r  zweispaltiger  Text,    lijiks  T2  Z'ilen 

viit  Beschreibung,  rechts  3G  Zeilen  «Grinnerung  an  öen  6l)iiftlid)en  Cefer«  imd  die  Unterschrift \\  ®eö]ud(t  3u  Jlürnberg  / 
öurd)  eeonl)arö  $euf3ler. 

fir.  Folio.     .M)end.s  um   lo  LIhr  heftiges  Gewitter  mit  Blitzschlag  in  das  Schloß  und  den  Ptilverturm  zu  Ofen. 

Nürnberg,  St.  B.;  Zürich. 

(5)  6d)redtlid)e  5leroe  Seitung  /  ©on  öem  groffen  ongeroitter  /  öonner  onö  pli:  §en  /  roeld)6  fid)  im  eerfd)ienen 
9nonat  9nai  öiefes  lauffenöen  1578.  3al)res  3u  Ofen  in  Ungern  erl)aben  /  ©nö  roas  es  an  öem  ©d)los  onö  ©taöt 
öafelbft    für  ein  merdUi(i)en  faft  oner^    hörten  fd)aöen  getl)an.  , 

4".    4  Bl.    Am  .Schluß  auf  Bl.  4':  ©eöfudlt  3U  ©anfiig/    bei)  3acobO  9?1)0Ö0  1  1578. !  Bl.  4V  leer.     Fehlt  bei  Weller. 

Königsberg. 

(6)  Jleroe  3ei)tung  auf3  hungeren  oon  Ofen    onö  »ISefft  /  gefd)el)en  im  1578.  3ar.   [Holzschnitt  24  x  18.5  cm. 

Blitze  und  Fiuergarbm  fallen  aus  den   \Volk(n  auf  Pest  und  Ofen.]  \  [Text  fehlt,  weil  abgeschnitten], 

Folioblatt.    Weller  487.  ■  '  Zürich  (Ms.  F.  27). 

1578  Juni  8. 

©unöer  gerd)id)t.  3u  ©ernl)eim  am  9Ilci)n  in  frandien,  roie  öie  ©onn  il)rn  fd)ein  in  «lut  oerroanöelt,  6  Tag 
also  auf  und  nidergangen,  angefangen  am  St.  Medardi  Abend  1578 3m  Sl)on.  0  öos  id)  künöt  oon  l)er^en 

8°.  4  Bl.  Weller,  Annalen  S.  246  Nr.  244,  ergänzt  nach  Scheuchzcr,  Bibliotheca  S.  79,  da  ich  das  Stück  in  Zürich 
nicht  zu  sehen  bekam.    Verfasser  ist  L.  Edenberger.  Zürich. 

10* 


76  H  E  I,  L  M  A  N  N  : 

1578  Dezember  5. 
6d)iöAlid)e  «rieroe  3eitung  /  »on  bm  ©unöerseidjen  /  ne\ä)e»  Den  kurg  t)erfd)inenen  fünfften   Def3  6l)jipmonat6  / 

5U  aittorff  inn  öem  CanD  95ürtcmberg  ift  gefel)en  roOJben.    [Holzschnitt  25.8  X  lö.S  cm,  phantastische  Darstellung.] 
[Ziceispaltiyer  Text,  links  4H  Zeilen,  rechts  47  Zeilen,  Unterschrift:]  3u  ©frafjburg  /  bei  95ern|)art  3obin  M.D.LXXVIII. 

Gr.  Folioblalt.     Der  Ort   liegt  eine  Meile  von  Tübingen.     Vielleicht   eine  Lichterscheinimg  bei  Sonnenaufgang  oder 
auch  Nordlicht  Tunsicher'):  Neben  roter  Sonne  auf  schwarzen  Wolken  Reiterhaufen,  dahinter  ein  großer  Mann!  —  Weller  489. 
^  Zimch  (Ms.  F.  27). 

1579  April  9 

SReue  ^Bunöerjeitungen  aufj  granckreid)  »nö  öen  91i5crlanben.  1.  ©on  öem  fd)recklicl)en  t)ol}  fd)äMici)en  an= 
gcloffenem  ©eroäJTer  /  roeld)6  3U  ^arifj  /  inn  öen  öoiftätten  ©.«marcells  /  Den  neun=|  ten  äprilis/Difes  M.D.LXXIX.gars  / 
Dner^6rter  |  rd)redilid)er  meifj  ift  Drpl6ilid)  eingefallen  /  unD  i  mit  onfäglid)em  Deriujt  abgangen.  21uf3  Den  glaubroürDige»  / 
DnD  mit  fpermiffion  5U  «ßarifs  getrudkten  Sranö6fifd)en  3eitungen  oerteutfdjet.  |  II.  i  ©on  Der  (Srnften  «eläge=  rung 
Der  ®e|)rl)afften  ©tatt  9Ilaftrid)t:  roas  ;  [iceiier  7  Zeilen  Titel,  darunter:]  \  ANNO  M.D.LXXIX. 

40.     8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ^ij  2I3  —  S  82 -•     B'-  '^  7^  ""d  Bl.  8  leer.     Am  Schluß   des  Textes  auf 

Bl.  yf;  Alors  comme,aIors,  also  nach   Weiler  von  Joh.  Fischart.    Drucker  nach  demselben  Gewährsmann  6.  Jobin  in  Straft- 
burg.    Weller  502. 

Plötzliche  Überschwemmung  eines  Teiles  von  Paris  durch  den  Bach  Gentilly-  München.  St.  B 

1579  August  2 

(i)  3n)0  «Herne  3ei)ttung.   ?Barl)affte  du  grfinD=   Iid)e  3eittung  /  fo  gefd)el)en  ift  Den    29 tag  3uliu6  /  3U  66llen  / 

Don  einem  hiainen  \ ein  anDre  Sterne  3et)t=   tung  onnD  gefd)id)t  /  Don  Den  erfci)26cWid)en    3öunDer3eid)en  /  fo 

am  §immel  gefel)en  finDt   roojDen  /  5U  ®ref3n  /  Den  2  2lugufti  '  Difes  1579.   8l)ar.    [Kl.  Zierleiste.] 

40.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij .    Am  Ende  auf  Bl.  4' :  ®eDrucht  onD  gefd)cl)en  3U  (Sollen  /    bei)  gell* 

9{öfd)ne.    •     Bl.  4^  leer.    Nordlicht?  und  Wolkenbruch.    Weller  510a.  Manchen.  St.  li 

(2)  Newe  Zeitung  aus  Dresden,  Beschreibung  des  Ersdireckiidien  Wunderzeichens,  weldies  Gott  . . .  vber  die 
Stadt  Dresden  hat  sehen  lassen  ...  Die  ander  Newe  Zeitung,  Des  Turckischen  Keisers  abgesandten  feindcs  BriefF,  so 
er  den  Legaten,  dem  Rom.  Heiser  zugeschickt.    Budissen,  Michel  Walrab. 

4".     Nach  Weller  503  in  der  Bibl.  Ebner. 

1579  .August  2. 

(i)  9teroe  3eitung.  öon  einer  (Srfd)redi=  lid)en  Sl)at,  n)eld)e  3U  ©illingen,  oon  ei=  nem  3[)efun)iDer,  onD  einer 
Sexen,  gefd)et)en  ift,  roei=  |  d)e  fie  Denn  öffentlid),  Durd)  ftrenge  harter,  bekanD  l)aben,  roie  fi«  es  getrieben,  »nD  was 
)1e  für  groffen  fd)aDen  geti)an, ;  2lud)  infonDerl)eit,  oon  Diefem  groJTen  ©eroitter,  roeld)eö  fie  Den  2.  augufti,  Diefes 
1579. 3ar8,  Durd)  jre  3au= !  berep  gemad)t  l)abcn.  ©abeneben  aud),  oon  Dem  |  »ngefct)Iad)ten  ©etter,  als  «Regen,  onD 
Äelte,  roeld)e  Dem  Äorn  onD  ©ein,  \  3um  groffen  fcl)aDen  onD  nad)=  j  ii)t\\  gef(J)ef)en  ift.  2lud)  ift  Die  Sexe,  n>eld)e 
23. 31)ar,  mit  1  Dem  ^i)fen  SeinDe,  Dem  leiDigen  Seujfel  gebuf)let,  |  Den  8.  October,  3U  ©illingen,  3um  Seroer  Derurtl)eilet 
roor:  I  öen,  Slber  fd)redilid)er  roeife,  oon  Dem  Seuffel,  aus  Dem  Seroer,  in  Den  Cüfften  roeggefü!)rt  roorDen.  Öurtl) 
Sans  Äungen  befd)rieben.  |  ©cDrudit  3U  ^afel,  Durd)  ©amuel  '  Slpiario,  etc. ; . 

4°.    4  Bl.  ohne  Signaturen.    Weller  III 48.  Breslau,   U.  B. 

(2)  «rieroe  Seitung  /  ©on  einer  (Srfd)re*Ii=  ]  d)en  Sl)at  /  roeld)e  3u  Dillingen  /  oon  ei=  1  nem  3l)efuroiDer  /  onD 
einer  Sexen  /  gefd)c()en  ift  /  [  roeld)e  fie  Denn  öffentlid)  /  Durd)  ftrenge  «harter  bekant  I)aben  /  roie  \\t  es  getrieben  / 
onD  roas  fie  oor  grojTen  fd)aDen  getl)an  / ;  Slud)  infonDerl)eit  /  ©on  Diefem  groffen  geroitter  /  roeld)e6    fie  Den  2.  augufti  / 

Diefes  1579.  Sars  /  Durd)  jre  3aube=  j  re^  gemacl)t  !)aben Sefd)rieben  Durd)  Sans  «unöcn.   ®cDrudit  3U  ©rffel  / 

Durd)  I  «niclaus  S^inrid).  j 

4".    4  El.  mit  den  Signaturen:  —  31.,  2I3  — .    Fehlt  bei  M'eller.  Darmstadt. 

(3)  Steroe  Seitung.  |  5)on  einer  erfd)rcdi[i=  [  d)en  S()at  /  roeld)c  5U  ©illingen  /  oon  einem  :  3l)cfuroiter  /  onD  einer 
Sexen  /  gefcl)e!)en  ift  /  ©eld)e  j  Denn  ijffentlid)  Dur^  ftrenge  Jllarter  bckanDt  l)aben  /  roie  fie  es  getrieben  /  onD  roas 
fie  für  groffen  fd)aDen  get()an  /  2lud)  infon=  Derl)eit  oon  Diefem  großen  ©eroitter  /  roeId)C6  fie  Den  2.  augufti  Diefes 
1579. 3al)r6  /  Durd)  jre  Saubcrep  gemad)t  l)aben.  9a  ;  bepneben  aud)  /  oon  Dem  Dngefd)lad)ten  ©etter  /  alf3  Ke= ,  gen  / 
onD  Äelte  /  roeld)es  Dem  Sorn  onD  9öein  i  3um  groffen  fd)aDen  onD  nad)ti)eil  |  gefd)el)en  ift.  \  [6  weittre  Zeilen  Titel, 
dann:]  j  Durd)  gans  Sunöen  befcl)rieben.  |  erftlid)  geDruAt  3u  ?5afel  /  ©urd)    ©amuel  apiario  /  jc. , 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  Sljjj  — .    Fehlt  bei  Weller.  Jena. 

.     '         1579  Septeuiber  und  Oktober. 

(i)  ©utiDerseitung  /  oon  i  «Uleufen  /  fo  in  SRorroegen  aus  Der  lufft    auff  Die  SrDe  onD  Seufer  gefallen  onD 
geregnet  finD  /  anno  \  1579.  i  TOit.  einer  Erinnerung  !  00m  '  Äornkauff. '  [Holzschnitt  10.5  x  4.6  cm,  Tier,  einer  großen 

Maus  ähnlich.]  \  ©Iffcn.  |  1580.  \ 

■  I     T*!**',  'fr^'"  "''   ^'^"   Signaturen:  —  9|ij  Slüj  —  55  55ii  Jjjij  —  g  gfj  gjjj  _.    Bl.  12V  leer.    Als  Verfasser  bekennt 
sich   Jakob   Kruger,    Prediger  zu   Hamburg.     Auf  Bl.   iiv   und    12'   ein  Gedicht,  überschrieben:   ©.  S^ohannes  Srentiu« 
Weller  537.  ' 


Die  Meleondof^ip  in  flrn  rIpntftcJicn  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  11 

Die  angeblichen  Mäuse  sind  »Lennnen-.  d.  \\.  Lemminge,  die  im  Stift  Beigen  liei  nebligem  Wetter  im  September  und 
Oktober  1579  aus  der  Luft  gefallen  sein  sollen.  Lübeck. 

(2)  ©unöerseiftung :  ©on  «iRcufen  /  fo  im  SReid)  onö  Canöc  «Rorrocgcn  /  aus  öer  Cufft  /  auff  öaö  Canö  /  ins 
®a)Ter  /  cnö  auff    5ic  Seufer  /  3U  e$lid)en  malen  /  l)euffig  '  niöergefallen  /  onö  gereg=  1  net  finö  /  Anno  i  1579.  |  9Rit 

einer  Grinnerung  /  OOn  Äornhauff.  '  {Uolzschnitt  ß.2  X  S.f)  cm,  einf  i/roßr  vn4  eine  Meine  (junge)  Maus  —  richtig 
Lemming  —  darstellend.]     ANSO    M.D.LXXX. 

40.     8  Bl.  mit    den  Signaturen:  —  ?lii  aüj  —  53  Sij  55iij  — •     Am   Schluß    auf  Bl.  8v:  ©eörutht  3U  erfforbt  /  J>Urd) 

eeorgium    Saioman  /  auff  öem  üifd)e=    marcht.  ^      Weller  537  a.  /Miau. 

1579  Oktober  14. 

©2ei)  neroer  3ei)ttung.    ein  crfdjjöAlidje  nnö    erbärmliche  gefcf)id)t  /  fo  fid)  ein  meil=   rocgs  oon  öer  6tatt 

Siemen  /  in  9TiDerfad)fen  }u=    Die  öiitt  /  ©in  erfd)i6cklid)es  rounöerjeidjen  /  oon    eim  graufamen  ©ctter  /  onö 

biennenöen  Seroer  /  fo  am  Simel  gcfel)en  ift  rooiöen  /  im  Canöt  5u  ^aeuffen  /  inn  Der  6tatt  ©an^ig  onö  Dml)er  / 
onJ»  roie  ein  Seroer  roolcbcn  fiti)  /  inn  öerfelbigen  6tatt  l)at  niber  gelalTen.  /  Slud)  roie  es  ®lüt  geregnet  /  onnb  6tein 
jü  fünff    pfunöen  geroojffen  /  banion  oil  öolAs    auff  öen  ©traffen  tobt  blieben  ift.   1579.  jar.  \ 

4".  4  lii-  mit  den  Signaturen:  —  aij  2Iiij  — •  Am  Ende  auf  Bl.  4^:  ^  ©ebiucht  3U  Königsberg  in  ^leuffen / burch 

3ol)ann  Saubman.  Weller  515.  Am  S.  Burckharts  Tag  im  Weiimionat  (wahrscheinlich  14.  Oktober)  offenbar  Nordlicht, 
später  Gewitter  mit  Blitzschlag.    Eine  teilweise  Wiederholung  von  1577  Mai  i.  Münchm,  St.  B. 

1380  Januar  12. 

(i)  Sroö  Keroer  («(>•')  3et)ttungen.   <[  Die  erft:    ein  erfd)26cftlicf)e  @e=    f(i)\d)t  1 60  gefd)el)en  ift  in  ^labanö  : 

(."i  Zdlm\  ^  Die  anber:  TOarIjaffttige  rounbcr3ei)cl)en  /  bjci)er  Sonnen  /  oier  Regenbogen  /  onnb  barin  jroeoer  eied)ter= 
klarl)ei)ten  /  aud)  groffen  roeiffen  ereu^  ged  am  ^imel  /  an  oilen  02ben  gefel)en  rooiben  /  als  l)er  nad)  folget  /  onnb 
klärlid)  aufsroeifet.  1  [Horizontaler  StricL]  \  jn.D.C.XXX. ; 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Süj  9Iiij  — •   Am  Ende  auf  Bl.  4»:  ®cbju*t  3U  6d)n)einfurt  /  burd)  [  Valentin  ®2öner. 

Weller  525,  wo  aber  3len)er  statt  Äewer  steht. 

Am  12.  Januar  1580  von  i  Uhr  bis  Sonnenuntergang  ein  schön  ausgebildetes  Nebensonnenphänomen  in  Nürnberg 
und  Altdorf.  München,  St.  B. 

(2)  ®arl)affte  Gontrafactur  /  berer  jüngft  erfd)ienen  groffen  TOun=   Öer3ei)cf)en  /  b2ei)er  ©onnen  /  oier  Wegenbogen 
onb  barinn  3roei)er  Cied)terlilarl)ei)ten  /  aud)  groffen    roeiffen  ßreuges  am  Simel  /  an  oilen  02ten  gefe|)en  roo2ben  /  als 

folgenbe  Sigur  klarlid)  auf3roeifet.  '  [Holzschnitt  25.8  X  19.4  cm,  unhl  ausgebildete  Nehen.wnnenersclitinung,  unten 
Nürnberg  vnd  h'trnchtinde  Mänutr;  darunter  zwet.'^paltiger  Ti-xt,  links  25,  richts  26  Zeilen  und  querüber  die  Unter- 
schrift:] 3u  9Iürnberg  /  bei)  Sans  DHadi  ©2iejfmaler  /  roonl)afft  ins  Slorers  Sof.  | 

Folioblau.  Nürnberg,  St.  B.;  Zürich  (Mx.  F.  29). 

1580  Januar  13,  18. 

(1)  Jleroc  3eittung  /  ©efd)reibung  bes  grof^  fen  ©unbei^eie^ens  /  roeld)es  ben  XIII.  Senner  bikfes  (sie!) 
1580. 3ars  /  am  §immel  gefel)en  ift  roor=  ben  /  ©on  ben  bret)  ©onnen  onb  brep  Kegen= ,  bogen  /  2c.  3n  fonberl)eit 
aber  /  Don  bem  groffen  er=  fd)redilid)en  ©inb  onb  Grbbibem  /  roeld)es  3U  5Rom  /  brei)  Sage  nad)einanber  geroel)ret  / 
mit  groffem  3ittcrn  onb  beben  /  Daburd)  benn  Dnmef3lid)er  6d)a= :  ben  /  an  Äird)en  onb  ©eberoen  /  an  9nen=  |  fd)en 
onb  ©ie!)e  gefd)eJ)en  /  roie  l)ernad)  folget.  [Kleine  Verzierung.]  erftlid)  gebrudit  3U  6traf3burgk  /  be\)  Sf)eboIb 
«erger  /  anno  1580. 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2lij  2liij  — .  Bl.  4'  leer.  Fehlt  bei  Weller.  Ein  Bericht  auch  in  englischer  Sprache 
\'Orhanden.  Berlin. 

(2)  9lewe  Seitfung  /  ^efd)2eibung  bes  grof=  fen  ?öunber5eid)en6  /  roe!d)e6  ben  Xlll.  Senner  biefee  1580.  ^an  1 
am  gimel  gefel)en  ift  roo2=  ben  /  ©on  ben  b2ei)en  ©onnen  onb  b2ei)en  9?cgenbogen.  3nfonbert)eit  aber  /  oon  bem 
groffen  erfd)26dilid)en  ®inö  onb  Grbbibem  /  aud)  ®etter  /  roeld)6  5U  SRom  b2ei)  Sag  nad)  einanber  geroe|)2et  /  mit 
groffem  3it=  tern  onb  beben  /  ©aburd)  benn  Dnmef3lid)er  fd)aben  /  an  ^ird)en  onb  @eberoen  /  an  9nenfd)en  onb 
«iel)e  gerd)el)en  / ;  roie  ()ernad)  folget.   [Kl.  Verzierung.]    erftlid)  geb2Udjt  3U  6traf3burg. ,  M.D.LXXX. ; 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  9Iiii  — .  Bl.  4^  leer.  Fehlt  bei  Weller.  In  Rom  am  13.  Januar  Lichterschei- 
nungen am  Himmel  und  Sturm  mit  Erdbeben  am  24.  Januar.  Berlin. 

(3)  3leroe  3ei)tung.  Berd)reibung  /  biefee  grojTen  ?Bunber3eid)enö  /  9Beld)e8  ben  ,  13.  Senner  biefes  1580. 3al)rö 
am  §immel  gefe!)en  ift  roorben  /  oon  ben  brei)  ©onnen  /  onb  Drei)  ^Regenbogen.  3nfonberl)eit  aber  /  oon  bem  groffen  / 
erfd)redtli::  d)en  ^inb  onb  erbbeben  /  roeld)ed  in  gan$  Stalia  /  onb  fon=  berlid)  3U  9lom  /  brei)  Sage  nad)  einanber 
gcroel)ret  /  mit  grof=  fen  3ittern  onb  beben  gefd)cl)en  /  Darburd)  benn  Dnincf3li=  d)er  fd)abe  an  Äird)en  onb  ©ebero  / 
an  5nenfd)en  onb    93iel)e  getl)an  /  ®ie  l)ernad)  folget,   aufs  öer  3talianifd)en  ©prad)  in  Dcubtfd)  gebrad)t.  [Kl.  Holz- 

■H-hnitt  4.6  X  6.0  cm,    Nebensonnen  und  vom  Himmel  Wind  blasende  Emgel,   unten   bestürzte  Menschen   (das  jüng.tte 

Gericht)]  \  erftlid)  gebrudit  3U  ©trafsburgk. 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signatm'en:  —  91ij  ?liii  —  Bl.  i»  und  4"  leer.  Im  Text  steht,  daß  am  18.  Januar  das  Halu- 
phänomen  gesehen  wurde.    Weller  II  32  Breslau,  St.  B. 


78         ■  H  E  I,  I,  M  A  N  N  : 

(4)  SReroe  3eittung  /  ®erd)jcibun9  öes  grof=  fcn  <!Bunöei3cid)en8  /  roeld)eö  bes  XIII.  Senner  öiefes  1580. 3ar6  / 
am  Simel  gefe|)en  ift  rooi=  öen  /  ?)on  öen  öicoen  ©onnen  »nö  bia)en  SRcgenbogen.  3nfonöerI)eit  aber  /  Don  bm 
groj)'en-errd)26cklid)en  ®inÖ  mb  (SrDbibem  /  aud)  5öcttcr  /  roeld)8  ju  «Rom  biet)  Sag  nacf)  einanöcr  gcroel)!et  /  mit 
grofTem  itU  ,  tcrn  mb  beben  /  "Daburd)  Denn  cnmef3lid)er ,  \(i)aben  i  an  Sird)en  onnö  ©ebcroen  /  an  9nenrcl)en  onb 
Siebe  gerd)el)en  /  roie    l)ernad)  folget.   [Z^/f?«e  Verzienmff.] '  grftlid)  geöjuckt  ju  ^ien.    M.DLXXX. 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:   —  9lij  Sllij — .   Bl.  4*' leer.  Fehlt  bei  Weiler.      Anti'/tiariat  J.  Roxenihal  in  Miinc/ien. 

1580  März  27. 

6l)riftlid)e  onb  trerol)erSige  erinnerung  / ,  ©om  «Heroen  ©un5cr=  körn  ober  Äornregen  /  fo  in  ber  SHarck  ©ranbc= 
burgk  /  ^rigniS  /  onb  anbern  orten  me^r  in  biefem  80.  3ar  ge=  fallen  /  auffgelefen  onb  gebraud)t  roorben  /  aud)  roas 
mti)x  jur  j  roarnung  3nenrd)lid)8  gefd)Ied)t8  /  ffir  ftraff  ober  Stalia  gangen  onb  an  anbern  ortl)en  mel)r  /  roie  es  ber  glei= 
d)en  OTeufe  geregenet.  j  3Rit  erjelung  ber  roaren  @erd)id)t  onb  ernftlid)er  treroer  roar=  nung  jur  ©ufs  /  aud)  red)t= 
meffiger  onb  roolgegrünbter  betrad)tung  j  ®a8  fold)  Sornregen  bcbeute:  3tcm:  ©ine  ernfte  klage  ober  ben  8ornroud)er. 
allen  frommen  6!)riften  onb  fonberlid)  j  ben  Seutrd)en  3U  gut  in  ©rudi  geben  /  "Durd)  M.  CASPARVM  STOLSHAGIVM. 
P.Z.S,    [Hoh'-chmtt  12XH  cm,  aus  den    Wolken  regnet  es  Getreide,  das  Leide  au/sam/nelti.] 

40.    12  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  9liij  —  5?  Sij  55iij  —  6  ßij •    Auf  Bl.  iiv;  «HJagbeburgh  /  bei  3ol)an 

Srandien.    1580.    .    Bl.  i',   laf  und   12^  leer.    Die  2.,  3.,  9.,   ir.  und  14.  Zeile  des  Titels  in  Rotdruck. 

Auf  Palmarum  1580  (27.  März)  regnete  es  Korn  in  der  Gegend  von  Havelberg,  Perleberg,  Kyritz,  Putlitz.  Der 
Verfasser  zählt  auch  viele  ältere  Fälle  von  Wunderregen  mit  deren  vermeintlichen  Folgen  auf.  Berlin. 

1580  März  und  April  23. 

( 1 )  @rönblid)e  onb  ?öarl)afftige  ne= ,  roe  Seitunge  /  roie  ba8  es  ju  ®6ftenl)aufen  in  ber  War*  Sranbenburg 
kurg  Dor  Oftern  /  burd)  ©ottes  gnabe  Äorn  oom  Simel  geregnet  /  "Desgleidjen  ben  !  23.  april.  in  einem  6teblcin 
^em= :  ftabt  genant  /  2lud)  ju  «potlij^  /  ba  aud)  Äorn  oom  Simel  ift  ge=  fallen  /  roeld)6  oon  ben  Ceuten  ift  auff= 
gelefen  onb  jufamen  gefamlet  / ;  barau8  Srob  gebadien  /  alles  fein  sufamen  gejogen  /  onb  in  (Sefangsroeis  ge= 
ftellet:  ]  "Durd)  ambrofium  ©eft.  [  3m  SI)on  / ;  ad)  ©Ott  t|)U  bid)  erbarmen  /  etc.  |  anno  1508.  (sie!) 

Kl.  8°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  ^  aij  aüj  — .  Bl.  i^  und  4V  leer.  Weller  516.  Weller  516a  führt  noch  eine 
andere  Ausgabe,  aus  Basel,  an,  die  auch  in  Berlin  vorhanden  sein  soll,  vo  1  mir  aber  nicht  aufgefunden  wurde.     Berlin. 

(2)  3roei)  grünbtlid)e  onb.  ®arl)afftige  ne= ;  roe  Seitung  /  bie  ©rfte  /  9Bie  ]  ba»  es  ju  ®ufterl)aufe  in  ber  «Jltardi 
Branbenburg  kur§  oor  Oftern  /  burd)  @ot  tes  gnabe  ^orn  oom  Simel  geregnet  /  ©efj  gleid)en  23.  aprilis  /  anno 
1580.  in  ei=  nem  6teblein  3lero  6tabt  genanbt  /  aud)  ju  «ßotliö  /  ba  aud)  bas  Äorn  oom  Simel  ift  gefallen  /  me\ä)es 
Don  ben  Ceuten  ift  auff=  gelefen  onb  jufamen  gefamlet  /  bar  aus  33rob  gebadien.  3m  tI)on  /  ad)  ®ott  tl)u  bid)  er= 
barmen  alles  fein  3U=  famen  gejogen  /  onb  in  @e=  I  fangs  roeis  geftellet  /  burd).  ambrofium  ©eft.  3Tod)  ein  rounber^ 
lid)  nero  DnerI)ort  @efd)id)t  /  fo  in  9Torroegen  fick  jugetragen  f)at  /  omb  onb  ober  ber  6tabt  Sergen  /  roie  es  ba= 
felbft  lebenbige  TOeufe  com  Simel  geregnet  I)at  / '  ©mb  ÜRartini  ned)ft  »ergangen.  3m  Sl)on  /  ®ie  man  ben  Cinben= 
fd)miebt  fingt. 

8".     4  Bl.  (das  letzte  Blatt   fehlt)  mit  der  Signatur  %.     Mitgeteilt  von  Dr.  Claussen  in  Rostock.     Fehlt  bei  Weller. 

Wolfenbütt'l. 

(3)  Sroe  grünbtiike  »nbe  9Bar|)afftige  npe  Sobinge  /  ©e  ßrfte  /  ®o  bat  t)bt  ti)D  fi3efterl)ufen  i)n  ber  TOardie 
Sranbenbord)  kort  cor  ^ard)en  / !  bord)  ©abes  gnabe  Äorn  oam  §emmel  geregent  /  Defsgeliken  ben  23.  Aprilis,  An- 
no 1580.  i)n  einem  6tebeken  9Ti)eftabt  gen6=  met  /  i^öa  tf)o  «potlift  /  bar  odi  bat  Äorn  oam  i  Semmel  ps  geuallen  / 
roeldier  »an  ben  Cfi= ;  ben  i)s  opgelcfen  onbe  tl)0famen  gefammelt  /  baruti)  Srobt  gebadiet.  3m  SI)one  /  ad)  ®oM 
bo  bJ)  erbarmen.  ©efteU  !  let  bbrd)  ambrofium  ©cft.  |  mä)  ein  rounberli*  nt)c  Dn=  erl)6rt  ®efd)id)t  /  fo  in  5Torroegen 
fiA  tl)ogebragen  l)e|ft  /  omme  onbe  auer  ber  |  ©tabt  Sergen  /  roo  pbt  barfülueft  leuenbige  OTufe  «)am  §emmel  geregent 
l)efft  /  omme  Martini  negeft ;  »organgen.    3m  S[)one  /  aife  men  ben  ein=   benrd)mibt  finget. 

Kl.  8».  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?lij  ?|iij  — .  .'\ni  Sclilnß  auf  Bl.  4V:  ©ebrüdiet  tl)0  CÜbedl  /  börd)  Aohan  Sal» 
l)Om.    Weller  516.  ji^Un. 

1580  April  28. 

?Barl)afftigc  neroe  jeitung  /  onb  rounberlid)e  gerd)id)t  /  Wte  es  in  ber  li)blid)en  6l)urf.  Smarggraffefctjafft  Sran= 
benburg  Äorn  oom  Simmel  geregnet  ben  28.  aprill  biefes  80.  Sars  fein  örbentlid)  befcl)ricben  onb  abgcmalet.  [Holz- 

.schnitt  26Xt3.7  cm,  es  regnet  'Korn-   vom  Himmel,  das  Leut'<   von   der  Erde   einsammeln]  ;  [Dreispaltiger  Text  in 
Versen  von  40,  40,  36  Zeilen,  unter  dtr  3.  Spalte  die   Unterschrift:]  erftlid)  /  ©ebrudlt  JU  OTagbeburgk  bei)    3od)im 

roalbe  /  jftunber  3U  erffurt  /   bep  8oI)an  Sedi. 

Folioblatt.  .Komregeii.  in  Wusterhausen.  Als  Verfasser  bekennt  sich  am  Schluß  Ambrosius  Wetz.  Weller  518. 
Das  Damm  ist  vermutlieh  unrichtig  und  soll  heißen  den  23.  April.  Zürich  CMs.  F.  29). 

1580  Mai  13. 

(i)  3roo  neroe  3eittung  /  ©ie  erfte  /  (Sin  erfd)j6dilid)  m  fel)2  erbärmblid)  @efd)id)t/  fogefd)el)en  ift  ben  legten 
Se=  i  bjuarij  /  in  biefem  ad)öigtften  3ar  in  Srabanb  /  ein  ;  «meil  roegs  oon  enbl)ofen  /  oon  einer  TOitfraroen  /  mit 
Dier  kleinen  Äinben  (sie.'}  1  roie  fie  fo  groffen  l)unger    erlitten  /  barüber  oon  fmnen  kommen  /  onb  jrc  aogen   Sinber 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flvyschriften  und  Flugblättern  des  .YV7.  Jahrli.  79 

ertpärgt  /  aucf)  fid)  enblid)  |"elb|"t  er=    l)encht  /  roic  jr  öann  l)ernad)cr  1)6=   ren  roeröet.    "Die  SInöer.  ;  25on  öer  errcl)26ck= 
lid)en  ©ettcrsnotl)  /  onö  9Bolcken    biud)S  /  n)elct)e8  berc()ef)en  jroo  3neil  roegs  umb  Ärembs  onö    Stein  /  Den  13.  JUai) 
Öef5  jegtroerenöen  Jjare  /  öarin  auffs    kür^eft  gcmelöct  /  Die  fürnembjten  S^hhcn  i  an    Ceutijcn  /  ©ied)  /  ©etraiö  onb 
®ein  /  JC.    \Kleine  Zierleiste.]    grjtljd)  geöjucht  ju  ©icn. 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?lij  9liii  — ■  Bl.  4'  leer.  In  Reimen.  Vertassei-  ist  Daniel  Holtzniann,  der  sich  am 
Schluß  nennt.    Weller  523.  Berlin. 

(2)  ßin  nero  kleglid)    Cieb  /  oon  t»er  6ct)röchlid)en    ©ettersnott  /  onö  ©oicbenbrud)  /  n)el=  i  Iid)e6  bercl)ef)en  jroo 
TOeil  n)«g6  »mb  Ärembs  onb  ©tein  /  öen  13. 9Hap  Des    je^troerenöen  Sars  /  öarin  auffs  kür^eft  gemelt  /  5ie  fürnembften 
fdjäöen  /  an  ,  Ceutten  /  ©ied)  /  ©etraib  onö  ©ein  ic.  3m  SI)on:  ®ie  man  Das  Cieö  oon  Olmi§  fmgt.   ®eftelt  ©urd)  / 
f)anieln  ^olgmon  /  ?)eut=   fc!)en  ^oeten  oon  Slugfjpurg.   1580. 

Kl.  8".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  atj  9lii(  — ■  Am  Ende  auf  Bl.  4V:  @e5rud<t  3U  ©ienn  in  Ojter=  i  reid)  /  burd) 
6tepn  Sreufter  /  beim    Wotcn  Wann  /  in  ber  i  ©oltfeül. 

Ks  gibt  auch  eine  Ausgabe  in  tschechischer  Sprache;  \gl.  Dlabacz,  Nachricht  von  den  in  l)öhm.  Sprache  verfaßten 
und  herausgegebenen  Zeitungen,  Nr.  11.  '  Zürich  (Ms.  F.  29). 

1580  Januar  13,  Mai  13. 

Drey  newe  Zeitung.  Die  Erste,  Beschreibung  des  grossen  Wunderzeicliens,  weiches  den  13.  Jenner  dieses  1580. 
Jars,  am  Himel  gesehen  ist  worden.  Von  den  dreyen  Sonnen,  vnd  dreyen  Regenbogen.  Insonderheit  aber,  von  dem 
grossen  erschrecklichen  Wind  vnd  Erdbidem,  auch  Wetter,  welches  zu  Rom,  drey  Tage  nach  einander  gewehret, . . . 

Die  Ander Die  Dritte.  Von  der  erschröcklichen  Wetters  noth,  vnd  Wolckenbruchs,  Welches  beschehen  zwo  Meli 

wegs  vmb  Krembs  vnd  Stein,  den  13.  Maij  defs  jetztwerenden  Jars, . . .  Erstlich  gedruckt  zu  Strafsburg. 

4°.   8  Bl.   Das  dritte  Stück  ein  Lied  lon  Dan.  Holtzmann,  1 8  Strophen.   Nach  Weller  524.  Wi^. 

1580  Mai  27. 
Wetpe  fBarl)afftige  anö  ernftc  ftraffe  @otteß  /  oon  einem  fcl)r  S^xtdn-  iidjen  ©etter  /  Darinne  es  ©teine  ge= 
regnet  /  onö  an  Seu=  fern  /  griid)ten  Des  gelbes  /  ©iel)e  /  onb  fonjten  oielfeltigen  groJTen  fdjaöen  getl)an  /  in  bem 
SIedten  *nörtJ)en  /  ein  Jneilrocgs  oon  @i5ttingcn  /  onö  auff  Den  ©örffern  Dmbl)er  /  ben  ©örf:  fern  Dmbl)er  /  öen  27.  tag 
9Raij  /  öifcs  je^igen  80.  3a!)re6  /  Milien  Sljriflen  notroenöig  onö  nüftlid)  ju  roiffen  /  "Our.d)  3oad)imum  Äcttler  /  ^farl)errn 
}U  ©ene  bei)  ®Öttingen.  \  [Uotzschnitt  3.3X3.9  cm,  Christum  mit  dm  Jüngern,  Zeichen  am  Himmel.]  |  lEREMIAE  36.  | 
[7  Zeilen  Bibelzitat.] 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  SI2  %  %i-    Am  Ende  auf  Bl.  4»:  ©eörudtf  3U  Srffurt  ©urc^  3ol)an  Sedt  /  j 
Starkes  Gewitter  mit  Hagel  um  2  Uhr  nachm.  am  27.  Mai  1580.  Zürich  (Ms.  F.  29). 

1580  Juni  13. 

©arl)afftige  onö  Qu  gentlid)e  ^efd)reibung  /  De»  6rrd)rcdi=  lid)cn  ®unöer3eid)en6  /  60  an  öem  §immel  in  ' 
biefem  jc^igen  lauffenöcn  1580.  ^mt  1  öen  13.  3"=  "ij  /  3"  SIbenöt  /  nad)  öcr  6onnen  ©ntergang  /  3n  ber  Serrfd)afft 
TOanfjfelöt  /  ©ber  öem  (Slofter  Solfeclla  /  (Sin  l)albe  Weil  oon  Gifjleben  gelegen  /  gefel)en  ift  roorben  /  ©ie  foId)es 
nad)  Dnterfd)rie=  bene  ^erfonen  \>t-  sengen.  Sfaias  am  legten  ©apitel.  ^  [.»  Zdlen  Bibeltejt.]  \  [Schnörkel.]  j  Anno 
M.D.LXXX. 

4".    4  Bl.   mit  den  Signaturen:   —  Slij  %Ü\  — •    Bl.  4^'  leer.    Auf  Bl.  4''  am  Ende,  hinter  einem  Schnörkel:      Srftlid) 

gebrudtt  3U  Cri^leben  /  öurd)    9nbream  <petri  /  3n  öer  Center^« ;  gajTen  nobnent. ! 

•  war  es  hell  und  rot  am  Hinnnel,  und  llinkerte  wie  ein  reaerfl.unnjen«,  also  wohl  ein  Nordlicht,  nachdem  am  Nach- 
mittage merkwürdige  AVolken  erschienen  waren.  Jena. 

1580  August  10  und  14. 

3roo  ©unöerbarlic^e  /  er=  fd)redilid)e  @efd)icf)te  /  n)eld)e  fid)  3U  getragen  l)aben  in  Cieflanö  /  3roird)en  'Dud)= 
horo  onö  ^anöom.   ©ie  anöer    gefd)ef)en  ijt  in  yiiqa  in  Cieflanö    innen  onö  auemenöig  öer    6taö  /  gro6merd{=  lic^e 

®Un=    öer.    [Zierzeichen.]    1580. 

4°.  2  Bl.  ohne  Signatnren.  Bl.  2"  leer.  Am  10.  August  1580  um  9  Uhr  vorm.  »grausamer  Wind«,  am  14.  August 
regnet  es  in  Riga   »weißp  Würmpr«.  Köinpuberg. 

1580  Juni  13  und  September  10. 

(i)  ®arf)afftigc  onö  6i=  gentlid)e  ©efd)reibung  /  öes  erfd)redi=  Iid)en  ®unDer3cid)en6  /  60  an  öem  §immei  in 
öiefem  je^igen  lauffenöen  1580.  ^mt  1  Den  13.  3"=  "'i  /  3"  Ebenol  /  nad)  Der  6onnen  ?>ntergang  /  3n  Der  Serrfdjafft 
snansfelDt  /  ©ber  Dem  Clofler  Solfoella  /  Gin  l)albe  Jfieil  oon  (Sisleben  gelegen  /  gefcl)en  ift  rooröen  /  ®ie  foId)e6 
nad)  Dnterrd)riebe=  ne  <perfonen  be=  3eugen.  ?)erglcid)en  fe|)r  erfd)redili(f)c  /  Scn>ri=  ge  ©lutrote  onD  ©ciffc  /  Durd) 
einanDer  lauffenDe  6tralen  /  finö  öen  10.  6eptembri6  öiefee  80  Sars  /  oon  7.  Dl)ren  /  bifs  omb  Die  TOitternad)!  /  3U 
(Sisleben  onD  in  Der  OTardi  allentl)alben  l)erumb  /  aud)  gefel)en  roorben.  6ampt  einer  (Srklerung  /  onfers  ©eut= 
fd)en  'propl)eten  /  T).  Vü.  Cutt)crö  feiigen  ©as  oon  folc^en  onD  Der  gleid)en  ©un=  Der5eid)cn  3U  l)alten.  Sfaias  am 
legten  ©apitel.  6il)e  Der  S(Sn  roirD  komen  mit  geroer  /  onD  feine  ©agen  roie  ein  ©etter  /  Das  er  oergelte  im  grifü 
feines  jorns  /  etc. 

4".    4  Bl.  mit  den  Signatnren: W\\  —    Auf  Bl.  4"^  am  Ende:  3u  TOagDeburgk  bci)  3oban    Srandten  /3m  3ar  I 

1580.    .    151.4"  leer.  Berlin. 


80  Hellmann: 

(2)  Newe  Zeittung  vnd . . .  Beschreibung  des  erschrecklichen  Wunderzeichens,  so  an  dem  Himel  in  diesem  jetzt- 
werenden  1580.  Jare  ...  in  der  Herrschafft  Mansfeldt,  vber  dem  Closter  Holtzella  .  .  .  gesehen  ist  worden . . .  Magde- 

burgk  1580. 

4".    4  Bl.    Weller  1  17. 

1580  August  16. 

Drugxilin  (596)  verzeichnet  folyfnden  EinUattdrm'k.  über  eine  Lichterschcinuny  an    der  Sonne:  Wunderzeichen 

—  so  am  Himel  —  vier  Meil  von  Prag  —  ist  gesehen  worden.  [Drfi  geharnischte  Krieger  vor  zwei  fackelnden  Sonnen, 

unten  27  Zeilen  Text:]  Anno  1580,  am  Dienstag  nach  Maria  Himelfahrt  —  alles  warhafftiglichen  wider  faren  lassen  . . . 

Gedruckt  zu  Prag  inn  der  Alten  Statt,  bey  Buryan  Walda. 

Einen  ähnlichen  Druck  verzeiclmet  Zibn  1315  (ohne  genauere  Angaben). 

1580  August  16  und  September  10. 

3roet)  6eH3ame©un=|  ber/@ejld)t  onD  rouni)er3eid)en  /  Diefes  j  [horizontaler  Strich  5.7 cm  lang]  JH. ©.C XXX. 
3ars.  I  ©06  erfte  /  ift  öen  ©ienftag  nad)  OTarie  $imcl=  ■  fart  in  öer  Äron  ^ö^cm  /  3U  alten  Änijn  /  oier  9Reil  i  x>m 
^rag  gelegen  /  oon  »ielen  glaubroirbigen  1  'ßerfonen  gefel)en  roorbcn. '  [Kl.  Holzschnitt  3.4x3.2  cm,  Christus  (?)  mit 
drei  Jüngern.]  \  Das  2lnDer  jft  Den  ©onnobenb  nad)  Dllaric  \  geburts  tag  /  Don  oielen  guti)^igen  mb  glaubtpirMgen 
8eu=  I  tcn  in  Der  6ta5  «ßrag  mt)  fonften  an  »ielen  anDern  {  orten  mc()r  /  gefel)cn  n)or= '  den. '  [Kl.  Zierzeichen.]  grj»= 
lief)  gebrudit  3U  ^rag  in  öer  3llten  ©tabt  / 1  bet)  Burpan  ©alDa. 

4".    4  Bl.  mit  den  Signatnren:  —  9Uj  SIÜj  — ■     Bl.  4^  leer.     Nordlicht?  BiU.  Hellmann. 

1580  September  10. 

(i)  CHASMA  COELl,  i  Das  ijTt  /  eigenMid)e  mb  n3arl)ap=  ■  gc  berd)reibung  /  mit  allen  jren  ombjtenbcn  bes 
|"el)r  I  grcrolid)en  mb  errd)re*iic()en  Chafmatis,  bas  ift  Scroers  ober  ^lutsklüffte  /  fo  ben  3el)enben  tag  biefcs  OTonats 
6ep= !  tembris  /  ju  5lad)t  am  Simmel  allcntl)alben  :  ift  gcfcl)en  »nb  obferuirt  rocrbcn.  6ampt  kurzer  /  onb  bod)  gar 
notI)roenbiger  Cel)r  |  onb  onterl)aItunge  /  ®ie  fold)e8  onb  anberc  bcrglcid)en  /  ale  rc|)ii>inbe  3orn3eid)cn  GOTTES/  onb 
geroiö  folgen=  ]  ber  6trap  nal)e  öorleuffer  /  an3urci)aroen  onb  '  3ubetrad)ten  /  etc.  Durd)  gxempel !  onb  SijTtorien  /  etc. 

[Kleiner  Holzschnitt:  erschreckte  Lmte  auf  der  Straße.]  ^e^<i)mbtn   burd)  SRI.  'Petrum  SRaunern  /  ©jener     bes  ®Ött= 

iid)en  ®ort$  3U  langen  6al$a. 

4».    12  Bl.  mit  den  Signaturen: ^Is  2I4  55  S2  553  «4  6  62  63  —  •    -"^''i  Schluß  von  Bl.  12^:  ©ebrudltiU  ©rff urbt  / 

?)urc^30l)ann55cdl|  ANNO  M.D.L XXX.    .     Bl.  I2V  leer.  Dresden. 

(2)  «(Totroenbige  grinne=  |  rung  /  aujf  b3  fci)red?Iid)e  Seroer3eicl)en  /  60  ben  10.  ©eptembrie  bef3  je^lauffcnben 
1580.  ^al)X6  am  |  Simmel  gefe|)en  roorben  /  [ampt  einer  grünblid)en  ge=  roifl"en  9led)nung  aus  ©ottes  ©ort  /  baf3 
bas  '  enbe  ber  ©elt  onb  ber  aöngfte  tag  |  nal)e  für  ber  Sf)firen  '  lACOBVS  COLERVS  D.  Stamus  in  occurfum 
cupida  tibi  mente  parati:  \  Quando  tibi  vifum  eft,  CHRISTE,  venire,  veni,  \  [Kl.  Holzschnitt  5.JXG.4  cm,  ein  JS'ordlieht 
darstellend,  in  der  Mitte  ein  Adler  sichtbar!]  ]  CUCSE  om  21  ßapitel.  j  [4  Zeilen  Bibeltext]  \  ®ebrudtt  3U  Berlin  /  Sinno  1581. 

4".     18  Bl.  mit   den  Sisnaluren:  —  2Iij  Sliij  —  55  Sij 6  6ij  6iij  —  ©  ©ij  ©Üj  —  6  — •    Bl.  iS''  leer.    Auf  der 

Rücliseite  des  Tjlels  drei  kleine  Holzschnitte  von  je  2.5  X  4-o  cm.  Berlin;  München.  St.  B. 

(3)  6in  grof3  on  fel)2  errcl)Jödilid)s  ?Sunber3epd)«n  /  fo  man  im  3«""  1580.  ben  10.  ©eptember  /  in  ber  Äei)fer= 
licl)e  9leid)ftatt  augfpurg  /  nacf)  |  onbcrgang  ber  ©onnen  /  an  bem  §imel  /  gar  epgentlid)  gefei)en  l)at.   [Zweispaltig 

Verse  von  je  3  Zeilen]  I  [Holzschnitt  23X17.5  cm,  Nordlicht,  darunter  ziceispaltig  wieder  Verse  von  je  29  Zeiltn  und 

querüber  nie  Unterschrift:]  f^  3ä  Sugfpurg  /  bet)  Bartl)oIomc  Säppeler  Biieffmaler  /  im  kleinen  ©ac^ffe«  gefsün. 

Folioblatt.    Gute  Darstellung  eines  Nordlichtes.  Kürnhery.  denn.  Miw.  (defekt);  Zürich  fJ/«.  F.  29). 

(4)  TOunber3eid)en  onb  fcl^am  gefd)i(J)t  /  fo  am  Simel  ben  bien=  ftag  nad)  TOaria  §immclfal)jt  /  in  ber  Sron 
55i3l)aimb  /  3U  Sllten  Änin  /  oier  smeil  oon  «ßjag  \  gelegen  /  3n  bifem  1580.  Sai"  /  »on  oilen  glaubroirbigen  <perfoncn  ijt 

gefel)en  roOJben.  ^  [Holzschnitt  25.2X17.3  cm,  phantastische  Dar.ilellwig  dner  Lichterscheinung,   die  vielleicht  in  ein 
Nordlicht  (;')  übergeht:  gepanzerte  Männer  in  und  unter  der  Sonne,  die  ganz  rot  er.^cheint.]  •  [27  Zeilen  Tut.  rrchts 

und  links  Zierleiste,  darunter:]  ©ebiudit  3U  ^jag  /  inn  ber  Sllten  Statt  /  bep  Burpam  ©alba. 

Folioblatt.  Gotha,  Mus.;  Nürnberg.  Germ.  Ma.y. 

(5)  ©unber  felfeam  @eficf)t  onb  5Bunber3eid)en  /  fo  am  Simmcl  /  ben  ©ienftag  nad)  TOarie  Sim=  melfart  in 
ber  ^ron  Be!)aimb  /  3U  alten  Änijn  /  »ier  9ReiI  oon  «Prag  gelegen  /  in  biefem  M .  D .  LXXX.  3ar  /   oon  oielen  glaub= 

roirbigen  ^erfonen  ift  gefef)en  roorben.  :   [Holzschnitt,   unkoloriert:  25.5X15.2  cm,  in   den   Wolken  treten  Sonne  und 
Mona  herror,  in  denen  bewippnete  Männer  sichtbar  sind,  unten  Beschauer;  darunter  2.S  Zeilen  Text  und  die  Unier- 

svhri/t:] '  ®ebrudit  3u  ^rag  in  ber  Sllten  ©tabt  bep  «urpan  ©alba. 

Folioblatt.    Der  Text  ist  von  dem  der  vorigen  Ausgabe  verschieden.  Gotha,  Mus. 

1580. 

©rep  Älägli(l)e  SReroe  Seittung  /  in  ein  Cieb  ocrfaft.  ©ic  erfte  /  oon  bcf3  Sördien  groffe  Sprannep.  9ld)  {sie!) 
roie  Seroer  oom  §immel  gefallen,  ©ampt  einer  angel)en*ten  «practica  /  roas  fid)  auff  bif3  3ar  begeben  m6d)t  / 
oon  roegen  onfers  fünblid)=  |  en  Icbens  /  Sluff  bif3  1581.  3m  S;i)on  /  ©ie  man  ben  Ser^og  Srnft  finget.  [Holzschnitt 
0.5x4.5  cm,  Ketter.] ,  ©etrudit  3U  Slugfpurg  /  burd)  §anö  Sedi  /   SInno  1580. 


Die  Mffteoroh}gif>  in  den  deutschen  Flugschrifle^i  und  Flugblättern  des  X  VI.  Jahrh.  8 1 

Kl.  8".  4  Bl.  ohne  Signaturen.  Bl.  4^  leer.  Beruhtet  ganz  allgemein  von  -drey  Sonnen«,  »Hey  der  dunckhellen  nacht/ 
der  Himmel  wie  fewer  gemachtn  (Nordlicht?).    Weiler  519.  Berlin. 

1580. 

Sinfeltige  /  kur^e  /  roar=  l)afftige  /  rcl)recklid)e  /  Dnerl)6rte  Hiftoiiae,  i  ©on  öen  Dreien  ®a)Tcrfluten  in  ?l)rif5= 
lanöt  /  öcrer  bic  erjUe  /  Anno  &  nato  Chriflo  1512.  darinnen  jleben  Safpel  /  oöcr  ^farrkir= :  d)en  /  mit  allem  33oIck 
crfeuffet.  Die  anöere  / 1570.  Die  t)ritte  / 1577.  ergangen  /  ©as  für  onfäglid)  6d)at)en  /  Den  einroonern  öes  orts  / 
roi=  berfaren  /  Snb  roie  Diel  Saufen!  9nenfd)en  barinnen  Dmbkommen.  ©arnpt  befd)reibung  jroeijcr  grojfen  ongef)erorcn 
®alfifd)e  /  xotX&^tx  ber  eine  tobt  /  ber  anber  lebenbig  /  ans  lanbt  /  burd)  bie  flutl)  /  getrie=  1  ben  ift  roorben  /  Deutfd)er 
Nation  ju  einer  gemiffen  ?Bar=  nung  /  onb  oorlauff  etlid)er  groffen  6traffen  / ,  fo  Ijerpad)  auf  erben  foI=  |  gen  ma-- 
ben. :  ^  allen  onbufsfertigen  /  ©ottlofen  /  r»cl)em  / ;  epicurifd)en  Ceuten  3um  fd)red{en  /  önb  bargegen  ben  Punilis  j  Chrilti, 
jum  Sroft  jufamen  gejogen  /  TOit  Dielen  nö§lid)en  '  ©efdjidjten  /  Prouidentiae  Del.  Durd)  |  MARCVM  WAGNERVM  \ 
Frimarienfem,  Theologum  &  Hiftoricum    alter  Monumentorum  befonbern  j  Ciebl)aber.  i  [Trennungsstrich.]  [  M.D.LXXX.  j 

4".     30  Bl    mit    den  Signaturen  91  bis  g  ohne  Numerierung.     Auf  Bl.  30'  ein  Verzeichnis   der  Druckfehler  und   an 

dessen  Ende :  Sebrudtt  3u  (Sitforbt  /  burd)  ®e=  !  orgium  Saroraan.  I .   Bl.  30^  leer. 

Auf  5i  his  9/  ein  alphabetischer  Index,  auf  den  zwei  lateinische  Gedichte  folgen. 

Wegen  des  Verfa.s.sers  vgl.  1558  Mai   17.  liihl.  Hellmanii. 

1581  Januar  10. 

Brno  9len)ejeittung.  ?)ie  ßrfle :  ©on  ben  (Srfd)r6*li= !  d)en  ?l3unber3eid)en  /  fo  am  $immel  \  gefe|)en  finb  roorben  / 
3U  Dref3n  /  ben  10. 3anuarij  biefcs  1581. 31)ar.  Sie  Slnber:  i  (Sin  erfd)r6d?lid)e  onb  crbÄrmlidje  gefcf)id)t  /  fo  fid)  ein 
meil  roegs  Don  ber  6tatt  ^Bremen  /  in  9tibern  6ad)fen  3ugctragcn  /  roie  bafelbft  ein  TOann  fein  6d)n)anger  |  ®eib 
oerhaufft  /  onb  ben  TOörbern  in  einem  ©alb  gcliffert  l)at  i  Slber  rounberbarlid)er  roeif3  /  Don  einem  !  3undiern  i^r  ba 
jagen  geritten  /  erlöfet  /  onb  roie  ber  tl)äter  mit  fampt  ben  5n6rbem  barüber  gefan=  |  gen  /  onb  nad)  j|)rer  bekanter 
DbeUt)at  3U  1  Bremen  gerid)t  fein  roorben  / ;  im  1581. 3l)ar.  i  @ebrud<t  3um  Soff  /  burd)  |  9nattl)eum  ^feilfd)mibt.  i 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?üj  Sliij  — .  Bl.  i'  und  4^  leer,  p'ehlt  bei  Weller.  Optische  Erscheinung  am 
Monde  abends  8  Uhr,  nachher  ein  ■Wa.ssergus,  gleich  einem  Wolckenbruch« .  Berlin. 

1581  Januar  20. 

(i)  fßare  Sontrafactur  /  bes  jüngflen  3ojn  onb  ©unberseidjens  /  im  j  '^vcmet  bif3  1581.  Sares  erfdjienen  /  onb 
3u  le§t  el)e  fold)ß  roiber  oergangen  /  fid)  gen^lid)  in  bifer  gejtalt  / 1  3U  SRürnberg  onb  anbern  Dilen  ojten  feljen  laffen. 

[IIot:schnilt  lifi.4X  14.J  cm*),  A'ebenmond  und  Lichtkrcu:  am  Ifimm'L]  ,  [Zweispaltiger  Te.rt,  links  46  Zeilen,  rechts 

Li  Zeilen;  unt'-r  beiden  Spalten  die  Unterschrift:]  8u  Jlörnberg  /  bet)  Ceonl)arbt  ©Ifimel  Brieffmaler  /  bei)m  9Teroen 
Sf)oi  /  l)inber  bem  gulben  6tern. 

Gr.  Foliviblatt.  Die  Erscheiming  war  am  20.  Januar,  von  6  bis  9  Uhr.  Dragulin  (600)  mit  anderem  Datum  (29.  Januar?). 
Berichtet  auch  von  einer  anderen  Wundererscheinung  am   13.  Januar  frühmorgens. 

Berlin,  Kupferstich-K . ;  Nürnberg,  St.  B.;  Zürich. 
*)  Beim   Berliner  Exemplar  nur  12.2  cm  liochl 

(2)  Diei)  neroe  3eQttung  /  j  Die  Srft  /  ©om  erf(i)]6dtlid)en  (Srbbibem  /  gefd)el)en  ben  j  Sanuarij  iii).  tag  /  in  3tl)alien  / 
anno  «m.'O.exxXj.  Die  anber  3ei)ttung  /  lauttet  Don  biepen  6onnen  an  bem  §iiüel  /  6ampt  etlid)cn  eeid)ten  /  onb 
anberm  Sriegsuol*  /  fo  gefel)en  roojben  im  Canbe  3U  ^olen  ober  ber  6tatt  SHargenbojg  /  ben  20.  Sanuarij  bes  abenbte 
omb  oier  ©l)i.  Die  biitte  /  ©on  einem  6omet  6tern  /  aud)  ober  ber  1  Statt  SHargenburg  /  it.  1581.  |  [Darunter  drei- 
spaltig der  Text  und  im  oberen  Teil  der  2.  und  3.  Spalte  ein  Holzschnitt,  18.3X10.7  cm,  phantastische  Darstellung; 
Männer  mit  schwarz' n  Mänteln  und  Kopfbedeckungen  vor  drei  Särgen,  die  von  nackten  Männern  (im  Laufschritt) 
getragen  werden;   am  Jlimmcl  Sonne  und  Sterne  sowie  kämpfende  Reiter;   am  Schluß  der  dritten  Spalte:]  |  ®eb2Udtt 

3U  Cnrfurbt  /  bei)  [  3ol)ann  ©cdt  | 

Großes  Foliobiatt  unkoloriert.  Berichtet  unter  anderem  von  einem  starken  Gewitter  mit  Hagel  am  10.  August  1580. 
das  ati»  Nordwesten  kam.  von  Lichterscheinungen  am  Himmel  und  von  einem  Nordlicht  (?).     Fehlt  bei  Weller. 

Berlin,  Kupferstich-  IC. 
1581  Februar  17. 

Djei)erlei).   Dendiroürbige  /  onnb  ;  roarl)afftige  /  bod)  fd)36*lid)e  onnb  ;  (Srbärmlid)e  3ei)tung  auf3  'Prag  /  Dom 

16.  i  3anuani-  ""ö  17.  Sebmarij.  1581. ; ©on  bem  qt^biten  Donnerklapff  /  onb  barauflf  oolgcnbem  ge:  1  l)6iten 

©el)eklagen  /  ob  ber  Statt  onb  6d)lof3  ^ag.  j j  1581.  | 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2lij  SÜj  — .  Bl.  I"»  und  4»  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4r:  QcblUdtt  3C  (sie!)  ^rag.  i 
[Darunter  zwei  größere  Zierleisten   10.4  bzw.  10.5  cm  breit]    Weller  544.    Zibrt  1316. 

Anscheinend  ein  Wintergewitter  am  17.  Februar  1581.  München,  St.  B. 

1581  Mai  28. 

©arl)affte  6on=  trofartur  (siel)  onb  befd)reibung  /  i  Der  3öngftuerf(i)inen  groffen  ©un^  j  ber3eid)en  /  3roei)er 
6onne  /  onb  oier  9lc=   genbogen  /  fo   am  Simmel  gcftanben  /  ©ber  ber  t  6l)urfürftlid)en  6tatt  Scobelberg  /  ]  bifes 

D.  M  .LXXXI.  3ar.    3m  S|)On.  ©arumb  betrüftu  (!)  bid)  mein  SerJ.  [  [Holzschnitt  6.5X6.5  cm,  Neben.<!onnenersrheinung.] 

Srftlid)  ©etrudit  3U  Sei)belbcrg  /  bmrd)  1  3acob  SHüler  / 1581. 

Kl.  8°.    4  Bl.  ohne  Signaturen.    Bl.  4V  leer.     Weller.  Annalcn  II  S.  437  Nr.  604.  lierlin. 

l'hys.-math.  Ahh,  1921.  Nr.  1  11 


82  Hellmann: 

1581  August  27. 

©erd)reibung  i  ®cr  ©c^recklic^en  \  Brunft  /  geroersklufft  /  6f)afmatiö  \  »nb  ®efid)teö  /  fo  Den  27.  augufti  /  des 
jegt  lauf=   fenDen  1581. 3ar6  /  öie  gan^e  5lact)t  ober  am  i  Simmel  gefel)en  rooröen  ift.   9nit  kurzer  Dermcitiung  öer 
orfad)  foI= ,  d)er  gcroer3cid)en  /  aud)  jren  bcöeutungen  onb  n)ir=    chungen  /  alles  mit  angesogenen  3eugni(Ten  mb 
exempeln  crkleret  onb  berocret.  |  ©urd)  |  90. 3oI)annem  ^omarium  /  5U    ©•  ^eter  in  «RTagbeburgk  /   ^farf)err.  i  [T>- 
ziervng.]  |  3u  JlTagbeburgk  /  bei)  3oI)an  |  Srancken.  1581. 

4°.  i6  Bl.  mit  den  Signaturen  —  Slij  SIÜj  —  5?  5?ij  SÜj  —  6  6ii  SÜj  —  ©  ©ij  DU)  — ■  Bl.  iv  und  16"  leer.  Auf  Hl.  16' 
ein  Holzschnitt  10.5X9  em,  der  ein  Nordlicht  darstellen  soll,  darunter :  ©cbrucftt  iU  Sflagbeburgk  /  :  ©Urd)  fBiI()eIm  SRofö.l  1581. ,. 

Die  2.,  3..  7.,  12.  und  15.  Zeile  des  Titels  in  Rotdruek.  Der  Verfassei'  führt  folgende  frühere  Nordlichte,  n)it  ihren 
angeblichen  Wirkungen,  auf: 

1529  Januar  9,   lOP.  *i56o  Dez.  28.  1573  Apr.  11. 

1536  Sept.  16,  6— 7P.  *i564  Febr.  18,   loP.  1573  Apr.  23  (Brüssel). 

•    1549  Sept.  21,  I2P.  1564  Okt.  7.  1573  Apr.  25  (Gent). 

1551  Sept.  2.  1568  Sept.  25.  *i58o  Sept.  10. 

1560  April  10.  1569  Sept.  10. 

Von  diesen  Nordlichten  sind  nur  die  drei  von  mir  mit  einem  Sternchen  (*)  gekennreichneten  durch  Flugschriften 
im  vorliegenden  AVerke  belegt.  Berlin. 

1582  März  6. 

(i)  Äurfie  i  Scrcl)reibung  bes  er=  j  fcl)redtlid)en  3eid)ens  /  [o  er=  rd)Jenen  im  ^Rer^en  /  ©iefeö  3arö  /  [Hori- 
zontaler Strich]  j  M .  D .  LXXXII.  |  imenniglid)  jur  Stac^riditung  mit  fleis  gefeftet  onb  crkleret.  \  ©urd) ;  M.  Thobiam  Moilerum  j 

Aftronomum.  |  [Holzschnitt,  flankiert  xwi  2  Zierleisten,  5.2  X  4.5  cm,  das  jüngste  Gertcht(?).]  I  ©ebrudtt  }U  Ceipjig  / 

«ep  I  3t>l)an:®et)er.  i 

40.    8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  »ij  M\  —  35  8ij  Wn\  — .    Bl.  i^  und  8»  leer. 

Nordlicht  beobachtet  vom  Verfasser  Tobias  Müller  in  Zwickau  am  6.  März  1582  um  6'/2  Uhr. 

BerUn;  Bihl.  Hellmann. 

(2)  «!Barl)a(ftige  onb  erfc^iödUicFie  9Ieroe  3ei)ttung  /  fo  fid)  ain  Simmel  erjepget  |)at  /   ben  6.  Sllartij  /  anno 

1582.  3ar  /  Dngcfal)Jlid)  »On  9.  bifj  auff  12  Djjr  geftanbcn.  j  [Holzschnitt  32.5  X  iS.5  cm,  Darstellung  eines  Nfjrdlichts 
mit  Corona.]  j  [17  Zeilen  Text,  worin  gesagt  wird,  daß  am  10.  September  1580  hei  Nacht  eine  ähnliche  Erscheinung 

(chasma)  gesehen  worden  sei.]  \  ^  3u  2lugfpurg  /  be»)  Sanns  6d)uitcs  /  %ieffmaler  »nb  Sojmfdjnepber.  i 

Querfolio.  Weller  549.  Auf  der  Rückseite  des  Nürnberger  Exemplars  befindet  sich  von  alter  Hand  die  Notiz,  daß 
am  6.  April  1582  vor  Mitternacht  abermals  ein  Nordlicht  zu  Augsburg  gesehen  und  am  14.  Mai  ein  Nordlichtbogen  wahr« 
genommen  worden  sei.     Diese  letzteren  beiden  Nordlichte  werden  in  Fritz'  Katalog  nicht  erwähnt. 

Nürnberg,  Germ.  Mus.;  Zürich. 

(3)  Babst  von  Rochlitz,  Mich.:  Warhafftige  beschreibung  des  erschrecklichen  Blut  vnd  Fewerzeichens  welches 
den  6  Martii  1582.  Jahrs  am  Himmel  gesehen  worden.  Darinnen  notwendige  Lehren  zur  besserung  u.  bericht  was 
auff  dergl.  Fewrzeichen  erfolget Freyberg  1583. 

4°.    12  Bl.    Mit  Titelholzschnitt.  München,  Cat.  J.  Rosenthal  A.  R.  Nr.  83  [2930]. 

1582  März  7  bis  AprU  17. 

®arl)a)ftige  onnb  er=  i  fd)2edilid)e  STlcroe  Seittung  /  roeld)e  fid)  oon  [  bem  7.  smartij  an  bifj  auff  ben  17.  Slpriliö 
biefes  1582. 3ars  /  in  ©rabanb  /  golanb  /  ]  onb  6eelanb  /  befj  errd)reddid)en  6turm=  |  roinbes  /  grbbibems  onb  Blutuer» 
gieffens  Ijalber  j  sugetragen  I)at  /  2Iud)  oon  bem  «ßringen  oon  ]  55ranien  /  roie  er  ju  Slntborff  oon  einem  1  Sauffmansbiener 
gerci)offen  ift  mou  \  ben  /  roie  roeiters  ocrmclbet  roirb.  j  [Zierzeichen.]  \  1582.  [ 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2Io  %  — .  Bl.-  i^  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4V:  grfllid)  brudtt  3U  6ÖIIn  bet)  |  Ceon- 
l)arbt  3{eini)arbt.  1    Weller  550.  '  München,  S'.  B. 

1582  Mürz  6  und  Mai  9. 

eine  roar!)aff=  i  tige  /  onb  erbermlit^e  ne=  j  roe  Seitung  /  93ön  bem  ncrolid)en  i  Seroer  onb  Slu<3eid)en  /  fo  ben 
6.  «martij  I  in  oielen  Canben  na^e  onb  roeit  /  am  Si=  |  mel  ift  gefel)en  roorben.  Slud)  oon  bem  er=  \  rd)rcdilid)en  ?Baffer= 
guf3  /  »nb  ®oldien=  j  brud)  /  roeld)er  gefallen  ifl  auff  Äeofer  6ar=  |  Ics  «abt  /  in  biefem  82. 3al)r  /  barinnen  es  mel)r 
bann  30.  genfer  roeg  geriffen  /  aud)  |  ober  100.  3nenfd)en  crtrendiet  /  fampt  2.  ]  kleine  «inber  in  ^Biegen  /  ba  es  bann 
bas  I  eine  gefül)ret  l)at  8.  grojfe  TOeil  roeges  /  bifs  j  an  bas  ©orff  Cibiften  /  ein  oiertel  9neile  j  ober  6o§  /  allen 
frommen  onb  @ottfcli=  |  gen  6l)riften  ju  einer  treroen  erinne=  |  rung  in  ©rudi  Derfer=  |  tiget.  ]  3n  ein  Cieb  ocrfaffet  / 
3m  S!)on  /  i  3d)  ftunb  an  einem  OTorgen  /  etc.  |  @ebrudit  im  8al)r  / 1 1582. ! 

Kl.  8°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9(ij  SIjjj  — .    Bl.  4V  leer.    Weller  551.  Ziltau. 

'  1582  Mai  9. 

(1)  (Srbärmlid)e  onnb  Qu  \  fd)rödilici)c  SHeroe  jcitung  /  ber  doj  Dner=  |  I)örte  jämcrlid)en  ©affersnotl)  /  fo  pd) 
bifes  1582.  |  3ar  /  ben  9.  raat)  /  in  Reifer  ßarls  93ab  onnb  in  ben  |  ombligenben  6tätten  onb  gledien  /  im  Canb  3u 
95el)aim  jugetragen  /  mit  geroiJTem  |  grunbe  ber  roart)eit  be=  |  fd)riben  / 1  ©urd)  j  (SIementcm  6tepl)ani  bürgern  '  in  ßger  S. 

[Hohschnitt  f!.HX4.8  cm,  Überschwemmung.]  |  Cuce.  21.  |  [4  Zeilen  Bibelzitat.]  \  M.D. LXXXII. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugschriften  und  Flugblättern  des  XVI.  Jdhrh.  83 

40.    8  BI    mit  den  Signaturen:  —  2lij  W\  —  S  Sij  SÜj  ~-    BI.  i^.  8r  und  8v  leer.    Am  Ende  auf  BI.  7»:  ®ctru(kt 

ju  Jlürnberg  /  öurd)  Äafbarinam  ®er=  |  lac^in  /  pnD  8o()anns  oora  Scrg  (Srben.  i  M.D.LXXXll.  |    Weller  552. 

Der  Verfas>er  macht  eingehende  Angaben  über  die  Schäden  des  Hochwassers,  das  durch  einen  Platzregen  mit  Ge- 
witter am  selben  Tage  und  in  der  \ orhergehcnden  Nacht  veiursacht  wurde.  Leipzig;  Zürich. 

(2)  erbärmlid)c  onnD  er=  |  rd)i6(hli(f)c  «Tleroe  jeitung  /  i»er  ooi  Dner= '  l)6iten  jämmerlichen  ©affersnotJ)  /  fo  ftd) 
diefes  1582. ',  3ar  /  öcn  9.  9nai)  /  in  Äct)fer  Garls  ^aö  onö  in  öen  Dmbligen=  j  5en  ©tetten  onb  Siechen  /  im  CanD  ju 
9el)aim  3uge=  i  tragen  /  mit  geroiiyem  grunöe  öer  roar=  |  I)eit  befcljjicben.  ©urcl)  j  Slementem  6tepl)ani  Burgern  1  in 
Sger  S.  |  [Zur:eiihen.]  \  Cuce  21.  [4  Z--.7-»/:  BibrUitat]  \  M.D.LXXXll.j 

4".  6  BI.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  3I:(  —  S  — ■  BI.  6^  leer.  Auf  BI.  S^  am  Ende:  3lacf)gcbjUCftt  3U  JJegcnfpurg  / 
burct)  I  Sobann  Surger.  !  [Zierzeichen.]  ]     Weller  552  a.  München,  St.  B. 

(3)  erbärmlicf)e  onnb  er=  i  rcl)r6Alid)e  9Ten)e3Ci)tung  /  ber  oor  Dnerf)6r=  ten  jämmerlicl)cn  ©an'crfsnotl)  /  fo  Jid) 
biefes  1582.  3al)r  /  ben  9.  TOat)  /  in  Äepfcr  6arl6  Bab  onb  in  ben  ombligen=  i  ben  6tctten  onb  glecJien  /  im  Canb  3U 
Sei)aim  3uge=  tragen  /  mit  geroiffem  grunbe  ber  mar: ;  l)eit  bercl)riben.  ©urcf)  ßlemcntem  6tep[)ani  Burgern  \  in  Gger  S.  | 
[Zierzeichen.]  Cucae  21.  ©35  TOeer  Dnb  bie  ©aJTcrroogen  roerben  braufen  /  onb  bie  9nenrc()cn  rocrben  Derfdt)maci)tcn  / 
ffir  ■  furcf)te  /  onb  für  roartcn  ber  binge  /  bie  kommen  follen  auff  6rben  /  benn  aucl)  ber  Simel  hreffte  fic^  bcroegen 
werben. !  M.D.LXXXll. 

4°.    6  (?)  BI.  mit  den  Signaturen  ;  —  9ij  aüj  (?)•  —    Fehlt  bei  Weller.  Antiquariat  L.  Rosexthal  (Kat.  104). 

(4)  erbärmliche  onnb  er=  fcl)!6dilicf)e  Jleroe  3eitung  /  ber  ooi  Dner= ,  !)6ilen  jämmerlid)en  ©affersnotl)  /  fo  fiel) 
bife»  1582. '  3ar  /  ben  9.  SHai)  /  in  Reifer  6arl6  Bab  onb  in  ben  Dmbligen=  j  ben  6tetten  onb  Siechen  /  im  Canb  3U 
Seijflim  3uge=  tragen  /  mit  geroiffem  grunbe  ber  roar=  l)eit  befc!)iieben  /  ©urci)  1  (SIementem  ©tepljani  Burgern  i  in 
gger  S.  [Zierzuchen.]  Cuce.  21.  Das  TOeer  onb  bie  TOalferroogen  roerben  bjaufen  /  onb  bie  9ncnfcl)cn  rocrben  oer^^ 
f(i)macl)ten  /  für  furcl)te  /  onb  für  roarten  ber  binge  /  bie  kommen  follen  auff  Srben  /  benn  aucl)  ber  Simel  kreffte 
jld)  beroegen  roerben.  |  MDLXXXll. 

4°.   6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  ?liij  —  S  — •   Am  Ende  von  BI.  6':  ©cbrucht  3u  Stümberg  /  burct)  Satl)arinam 

6er=    Iad[)in  /  onb  3ol)annS  OOm  Serg  Srben. ' .    BI-  6"  leer.    Fehlt  bei  Weller.  Berlin;  München,  St.  B. 

(5)  Steroe  3ei)ttung.  @rünbtlid)e  /  ®arF)afftige !  kur^c  befcl)!eibung  /  ber  erfcf)j6cklidf)en  ©affers  '  not  /  fo  ben 
neQnbten  JRat)  bifes  1582. 3ar6  /  3roifd)en  fünff  onnb  feci)6  ol)rcn  gegen  Slbenbts  /  inn  ber  6tatt  Äeijfer  ßarolababt  / 
auf3  fonber=  licl)er  oerl)engnuf3  ©otfes  fiel)  3ugetragcn.  ©elcf)eö  roarm  ®af=  ferbab  oon  ßarolo  bcm  oierbten  / 
9l6mifd)en  Äepfer  erfunben  /  SInno  1371. 3or  /  onb  oon  jm  alfo  genennet  rooiben.  j  alles  mit  grunbt  ber  B}arl)eit  / 
bann  suuoi  /  befcl)jpben  /  onb  burct)  einen  (Srfamcn  3lal)t  ber  6tatt  Äet)= ;  fer  Sarolsbabt  in  Sruck  oerfertiget.  j  [Holz- 
schnitt lo.'j  X  'S..5  cm,  Arche  Noah  mit  der  Umschrift  ARCHA  NOE.]  i  ®etruckt  3U  Slugfpurg  /  burd)  Balentin  !  6cf)6nigk  / 
auff  onfer  Sraroen  Sl)02. 1 1582. 

40.  4  Bl.  ohne  Signaturen.  151.  iv  und  4"  leer.  Die  Vorrede  »Sin  ben  £i)liftlicl)en  Cefer«  auf  Bl.  2' und  2^  ist  initer- 
zeichiiei:  S()]iflopl)OrUS  ^rinefiue  /  ^fancr  bafelbfl.  '  Derei  gentliche  Bericht  endet  auf  Bl.  4^  mit  der  Unterschrift:  Nicolaus 
Neydeger,  Poligraphus.    Weller  553.  Berlii;  München,  St.  B. 

(6)  (Sin  kleglid)e  onb  erbärmlidje  3eitung  /  oon  einem  erfcl)recklici)en  onb  grof=  |  fen  ©eroelfer  mt\ä)ts  im 
3al)r  / 1582.  ?)en  «Reunbten  OTalj  /  im  6arl8  Bab  / ;  in  ber  Bel)emifcl)en  (Sron  gelegen  /  aus  :  oerf)engnu8  bes  5111= 
med)tigen  ©ottcs  Dn=  ucrfel)cn6  komen  /  Bnb  biefe  ®affer=  \  flut  /  §eufer  /  9nenfcl)en  /  öiel)  /  onb  '  allerlei)  Saufjratl)  / 
ein  groffe  3al    l)inroeg  geflöfet  onb  ge=    fül)ret.  \  [Kleine  Vignette]  \  ANNO  M.D.LXXXll.  j 

Kl.  8".    4  Bl.  mit  den  Signaturen :  —  aij  91iij  — ■    Bl.  i»  und  4^  leer.    Fehlt  bei  Weller.  Berlin. 

(7)  Bon  Seifer  Saris  Bab.   9Bie  baffelbe  ben    neunbten  5nai)en  /  bifs  1582.   3ar  /  öuircf)  ein«  3uuoi  Dnerf)öJte 
fBaffersnoti)  /  jämerlicl)  ift  befd)ä=    biget  rooiben  /  fampt  ben  ombligenben  ;  6tett  onb  Slecken  /  im  Canbt  3Ü  Böl)em  / 
mit !  geroiffem  grunb  ber  roarl)eit  befcl)ii:   ben  onb  angeseigt  roirt  /  zc.  |  3m  SI)on  /  §ilff  @ott  bas  mir  gelinge  /  jc.  1 

[Holzschnitt  7x7  cm,  Brunnen.] 

Kl.  8".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Süj  W,\  — •    BI.  4»  leer.    Am  Ende  auf  Bl.  n^:  ®CtrUCkt3U  JlÜmberg  /  burd) 
Ratl)arinam®erlac()in.' M.D.LXXXll.  Zürich  (Ms.  F.  30). 

1582  Mai  12. 

(I)  ©arl)afftigc  onb  Grfcl):6cklid)e  Seitung  ■  Bon  bem  graufamlicl)en    ®ätter  onb  6cl)auror  /  fo  gcfcl)el)en  ben 
sroelfften  tag  TOai)  /  bi^  1582.  jjars  im  Socl)l6bli=    cJ)en  $er§ogtl)umb  Obern  Bauern  /  bret)  SHepIen  i  oon  ber  Sürftlid)en 
Sauptftatt  TOünc^en  /  ober  ber    3fer  ergangen  /  onb  roas  für  Saaten  es  getl)an  / 1  bergleicl)en  in  Seutfcf)lanbt  doj  nie 

erl)6lt  ift  rooiben.     [Holzschnitt  S.'.iX  7.2  cm.  Pferd  mit  Reiter  niedersiürztnd,  Hagelsteine  am  Boden,  in  den  Wolhn 

eine  Figur.]    grftlicl)  gebrückt  3U  9Itüncl)en  /  burcl)  I  Sbamum  Berg,  j 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  9lij  ?liij  — .    Bl.  i'  und  4»  leer.    Weiler  554a. 

Ungewöhnlicli  starker  Hagelschlag,  der  viele  Menschen,  Vieh  und  Häuser  teils  direkt,  teils  durch  Überschwemmung 
vernichtete.     Die  f'iitstehuno;  wird  H-xen  /.nge.sclirieben,  die  auf  einem  Berge  bei  Burgliausen  das  Wetter  gebraut  haben: 

•man  t)at  aud)  gIcicJ)  cier  onb  nierftig  ©cibcr  onb  brei)  OTann  gefangen  /  onb  3U  Burgljaufen  oerbrannt.-    München,  .St.  B. 

(2|  9Barl)affte  onb  Grfcl)2iJck|)licl)e  SHeroe  i  Seittung  /  oon  bem  @iaufamlicl)en  Wät-  \  ter  onb  6cl)aroj  /  fo  gefcJ)el)en 
ben  12.  lag  fHax)  /  bes  82.  3or6    im  $o<l)l6blici)en  Seröogtl)umb  Obern  Bai)ern  /  biep  OTepl  i  oon  ber  Sürftlici)en 

11* 


84  H  E  L  L  M  A  N  N  : 

§aupfftatt  snündjen  /  ober  Der  3= ,  fer  ergangen  /  mi>  für  roas  f^aben  es  getl)on  /  j  öerglcid)en  in  Seulfdjlanö  doi 

nie  I  erl)ÖJt  roOlDen.  |  [Kleiner  Holzschnitt,  rechts  und  links  von  j<-  2  Leistm  eingefaßt:   Aus   einer  Wolke  fallen  auf 
einen  Reiter  solche  Hagelitüeke,  daß  das  Pferd  zusammenbricht.]  gfaiS  am  25.  6ap.  ]  6pji(i)t  Der  gcn:  9BenDet  eud) 

3U  mir  /  onD  lafst  eud)  l)clffen. ! 

4».   4  BI.  mit  den  Signaturen: Sliij  — .   Am  Ende  von  BI.  4':  Snn  Sruckt)  pcrfertiget  /  Durd)  '  Sanns  «Ringer. 

1582-1    BI.  IV  lind  4V  leer.    AVeller  554.  Dresder. 

(3)  ©arijafftige  onö  errd)redili(f)e  |  ?leroe  3eitunge  pon  ei=  j  ner  Sungen  ©iernen  /  ©eld)e fid)  Dem  Seuf=  |  [3  weitere 
Zeilen  Titel,  dann:]  \  Stem  /  33on  grerolif()en  ongeftümen  «Bettern  |  fo  Den  12.9naij  Diefes  82.  Sarea  in  ©apern  /  Diet) 
5neil  I  von  9nünd)en  /  roeit  onnD  ferne  groffen  6(i)aDen  /  j  an  yHin\ö)en  onnD  ?5i!)e  getl)an  Ijaben.  |  [«  ife(7f«  ZeVofc  aus 
der  Bibel.]  \  ©eDju&t  in  Der  6l)urfür1"tlid)en  6taDt  ©refsDen  /  ]  Durd)  ©irnei  bergen  /  SInno  1582.  ] 

4».    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  aiij  -•    Weller  557  Zürich  (Mi.  F.  30)' 

1582  Juli  5. 

(i)  ©arJ)afftiger  berieft  onD  |  hur^e  berd)reibung  Des  groffen  6d)aDen6  /  roel^  |  d)cn  Das  ?)orff  «Rodil)aufen  /  eine 
9ReiI  roegs  Don  (SrfforDt  / 1  «effenburgifd)er  «Pflege  /  Durd)  fd)re*lid)e  ©eroitter  onnD  6turm= '  roinDe  /  fo  einem  erD= 
biDem  gleid)  /  empfangen  /  Den  5.  3ulij  Diefes  j^t  lauffenDen  15  \  82.  jars  /  Den  foIgenDe  tag  in  Slugenfdjein  genome  / 
neben  marl)apger  crhünDigung  i  beim  «Pfarl)errn  /  6d)ultefen  /  Sct)mburgcn  m  et!id)en  cinroonern  /  befd)rieben  etc. 
"Durd)  loan:  Rhodium  Rockhufanum  ^farl)errn  3U  ^ifd)leben  |  [Holzschnitt  11.3x10.8  cm,  eine  vom  Sturme  zerstörte 
Stadt  darstellend,  aus  den  Wolken  fallen  Steine  (wohl  Rayelsteme).]  \  ^fal.  90.    3d)  TOil  jre  6ÜnDe  mit   Kuten    l)eim= 

fud)en  /  »nD  jre  |  «»HiffetJjat  mit  «plagen,  j 

4°.  8  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  SIÜj  —  S  8ij  W\\  —■  Am  Ende  auf  Bl.  8^:  Erphordiae  loannes  Piftoriiut 
excudebat.  \    Gewitter  mit  Hagel  und  Wirbelwind  (Windhose).  Berlin. 

(2)  <B3arI)afftiger  berid)t  onD  |  hur^c  befd)reibung  Des  groffen  6d)aDen6  /  roel=  \  d)cn  Das  ©orff  <Rodil)aufen  / 
Seffenburgifd)er  ^eg  /  Durd)  |  fd)reAlid)e  ©eroitter  onD  6turmroinDe  /  fo  einem  SrDbiDem  gleid)  /  em=  pfangen  /  Den 
5.  äulij  Diefes  jfttlauffenDen  1582.  jars  /  Den  foIgenDen  tag  in  Slugcn=  i  fd)ein  genomcn  /  neben  n)arl)apger  erhunDi= 
gung  beim  ^far^errn  /  6d)ul=  |  tefen  /  §et)mburgen  onD  etlid)en  einroonern  /  befd)rieben  /  etc.  \  Durd)  loan:  Rhodium 

Rockhufanum  ^farl)errn  3U  ®ifd)leben.  i  [Hokschnitt  11.2X10.7  cm,  Hagelwetter  mit  seinen  Zerstörxinyn.]  |  ^fal.  90. 

3d)  mil  jre  6önDe  mit  «Ruten  ()eimfud)en  /  onD  jre  i  5ttijfetl)at  mit  «plagen.  | 

4°.    7(8)B1.  mit  den  Signaturen:  —  ?lij  ?liij  —  S  ^ij  SÜj  —  •    Enthält  viel  Einzelheiten  über  die  Schäden. 

Zürich  (Ms.  F.  30). 

1582  Juli  31. 

«Reme  Seittung  aufjD  em  j  ?5a»)crIanD.  |  93on  eineiii  fcfirodilic^en  |  ©ngeroitter  /  fo  fid)  Dafelbften  mit  Sagel  / 
6d)an)er  /  onD  einem  ©oldienbrud)  /  aud)  Dnfeglid)em  j  6ci)aDen  Derfelben  gegenD  /  Den  legten  9110=    nats  tag  Sul'j 
Diefes  1582.  3ars  j  Jügetragen.  |  [Holzschnitt  10X7.5  cm,  4  Windgötter.]  j  [4  Zeilen  Bibelzitat.]  \ 

4°.    4  Bl.  mit  den  Siftnaturen:  —  2lij  %  —■    Bl.  4^  leer.    Am  Ende  auf  Bl.  4':  ®eDrudlt3U  Jlürmberg  /  Durd)  |  91iC0= 

laum  Snorrn.  |  9Inno  /  M.D.LXXXII.  1   Weller  556. 

Zwischen  4  und  5  Uhr  bei  Friedberg  und  Aichach  Gewitter  und  großer  Wasserschaden.  Viele  Einzelheiten  über 
die  Schäden;  z.  B.  im  Dorfe  Deimahausen  sind  24  Personen  ertrunken.  Levptig :  Zürich  (Ms.  F.  SO). 

1582  November  16. 

XAEMATOAOPIA  |  Ober  I  grinnerung  con  Dem  j  fd)re*Iid)en  CHASMATE,  oDcr    Seroer}eid)en  /  Das  mir  Den 
ned)ft  Dorfd)ienen  16.  j  «Rouembris  /  Diefes  ablauffenDen  1582. 3al)re8  im  1  «JTorDroeften  onD  «RorDoften  gel)abt  l)aben  / 
«Jncnniglid)en  jur  8el)rc  /  Sroft  onD  |  ©arnung  geftellet  / 1  ©urd)  Petrum  Victorium  Welfenacenfem. '  ^reDigcrn  ju  Sauel= 
bergli.  1  [Zierzeichen.]  \  3u  «»RagDeburg  /  bet)  3oI)ann  Sran=  |  dten  /  Slnno  1583. ' 

4".  16  ungez.  Bl.  mit  den  Signaturen:  21  8  6  ©.  Die  3.,  4.,  11.,  13.  Zeile  des  Titels  rot  gedrnokt.  Auf  Bl.  16"  ein 
Holzschnitt  10.5  X  8.6  cm,  Darstellung  eines  Nordlichts;  darunter:  ® cDrudlt 3U  JUagDeburg  /  i  Slnno  1 583.  | 

Mehr  theologische  Darstellung  als  Flugschrift  über  die  Erscheinung.  München.  St.  B. 

1582. 

Sterne  Seitung.  i  ©on  Dem  erfd)2e  |  *!id)en  ©etter  onD  Scroers  :  notl)  /  fo  @ott  Der  anmed)tige  ober  Die !  6taDt 
eallingen  .l)at  erge()en  lajfen.  ^  3m  SI)on.  i  0  «KJelt  id)  mus  Did)  lajfen  /  etc. ;  Das  SlnDer  /  ©on  Dem  gereg= ;  neten  «orn  / 
n)eld)es  Diefes  1582.  3al)rs    in  Der  «Pfalt3  '  in  einem  ©teDtlein  /  6d)man=  j  Dorff  /  Durd)  ©ottes  ®enaD  /  oom  Sim= 
mel  gefallen. !  3m  S!)on  !  3ld)  @ott  t|)u  Did)  erbarmen  /  etc.  \  @eDrud?t  3U  «afel  bep  6a=  muel  Slpiario.  3m  3al)r  1582. 

Kl.  8".    4  Bl.  ohne  Signaturen.    Bl.  4V  leer.    Fehlt  bei  Well«r.  Dresden. 


Warhafftige  vnd  erschröckliche  Zeitung.    Von  dem  grausamen  Wätter ...  zu  Rotenburg  am  Neckar . . .  Gedruckt 
zu  Basel.  1582. 


Die  Meteorologie  in  den  deutschen  Fluyschriflen  und  Flvgblättern  des  XVI.  Jahrh.  85 

1582.  / 

Drei)  ®a()apige  [sie .')  «Reroe  jeitung.  ©ie  fcl)r  errd)röcklid)  ;  finö  '  ^'f  crP  «>ö  öer  6tatt  ©trafjburg  j  [5  ^«//i??; 
u;«iVer  Titel,  rtann .]  ©ie  öritc  5leroe  jcitung  /  Don  einem  ;  groffen  roajyergufj  /  roie  öurd)  DajTelbig  \  ein  groffer  rcl)aDen 
ift  gerd)e!)en.  |  [Zier^eichen.]  j  grftlid)  ®eöru*t  in  j  ©er  6l)urfürftli(l)en  6tatt  §ei)öel=  '  berg  bei)  3acob  9!tüIIer  / 1582. 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2lij  —  — .    Weiler  566. 

Die  Überschwemmung  erfolgte  6  Meilen  von  Salzburg  und  wurde  außer  durch  starken  Regen  durch  rasche  Schnee- 
schmelze in  den  Bergen  verursacht;   122  Personen  und  viel  Vieh  ertranken.  Zürich  (Mi.  F.  30). 

1583  April  9. 

ISonhrafactur  ©es  jfingft  erfcljinen  n)un5er}eid)ens  /  öreier  6onnen  /  onb  öreier  «Regenbogen  /  fo  5U  5türnberg 
onb  anberftroo  / 1  im  JRonat  Slpril  /  öifes  1583.  Bars  gcfe!)en  roojöen.  [  [Ho/zschnitt  26x17  cm,  Nebensonnen  und  Be- 

rilhrunysbogev  (mReyenhoyen')  am  9.  April  bald  nach  Stmninaufyang ;  vnten  ein  Teil  von  Nürnberg  und  Zuschauer 
sichtbar.]  \  {Zweinpattiyer  Tejt,  links  30,  rechts  2H  ZeiUn  und  die  Unterschrift:]  ®e5rudtt  JU  SUfimberg  /  öurd)  9nattl)e6 

9{aud)  / 1  ^riefmaler  /  n)onl)aft  in  ber  neroen  galten. 

Folioblatt.    Vielleicht  Drugulin  (630). 

Nach  Dlabacz,  Nachricht  von  den  in  böhmischer  Sprache  verfaßten  und  herausgegebenen  Zeitungen  (Prag  1803.  8°. 
31  S.),  Ist  auch  in  tschechischer  Sprache  ein  Einblattdruck  über  dasselbe  Phänomen  erschienen. 

Nürnberg,  Germ.  Mus.;  Zürich. 

1583  Augfust  5. 

(i)  Jleroe  3ei)tung  /  ©ar^afftige  @efd)id)t  /  »nnö  grnjtlid)e  erhierung  ©örtliches  jorene  j  roiöer  bie  6ünb  / 
n>eld)en  Sott  bcr  JSigen  Öottlofen  ©elf  /  burd)  ®unber3eid)cn  oerkünben  lejt  /  bergleid)en  bann  biefes  ]  1583.  3ar6 
ju  ©et)Iftein  /  bcp  groJTcn  ©otmar  /  im  Canb  5U  ®irten=  berg  /  ben  5.  JITonatstag  Slugufti  /  im  ©aj^ergraben  l)inber 
bcm  6tätlein  /  rool  an  16.  Orten  ©lut  auffgequollen  onb  geflo)Ten  |  ijt  /  ic.  SHeben  anbern  errd)ri)*Iid)en  ?5unber= 
3ei)d)en  /  bie  an  bem  Sirael  an  oflen  orten  finb  gefe|)en  roor=  \  ben  /  roie  bann  menigklid)en  rool  berouft  ijt.  |  [Holz- 
schnitt 10.5X4.3  cm,  mit  Speenn  gegeneinander  streitende  Heere.]  j  M.D.LXXXIU.  | 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen»  —  ^2  %  —■  BI.  4»  leer.  Auf  Bl.  4'  am  Ende:  Qebrudlt  in  bcr  Sürllllicl)Cn  6tatt  j 
Sflbtngen.  ^    Weller  575  und  auf  S.  376. 

Im  Wassergraben  hinter  dem  Städtlein  ist  an  16  Orten  Blut  aufgequollen.  Darauf  am  6.,  7.  und  8.  August  »brei) 
groffe  er|'d)re(klid)e  6i)a|'mata*.    Ani  9.  August  in  Munderkingen  eine  Lichterscheinung.  Tübingen. 

(»)  (Srf(!)2'Öd<lid)e  5leroe  3^tung.  |  [Holzschnitt  25.5X17.5  cm,  große  Blutflecken  im  Wasser,  in  den  Wolken 
Hecrhavfen]  [Test  tion  19  Zeilen  mit  der  Unterschrift:  fß.  ©,  und  darunter  der  Druckvermerk:]  \  ®etrudtt  3Ö  Cau= 
gingen  /  bet)  Ceonl)art  9leinmid)el.  | 

Folioblatt.    Weller  574.    Drugulin  (636).  Nürnberg,  Germ.  Mus.;  Zürich  (Ms.  F.  31). 

1583  September  2. 

Äurger  ©erid)t  ©on  bem  ©unberbaren  |  ^erorjcidjen : !  ®eld)C6  bu  ©ref3ben  /  ben  2.  ®eptem=  briß  ein  gange 
^ad)t  I  Don  bem  9nontag  3U  Sbenbte  !  an  /  bis  auff  ben  ©injtag  ^äe  /  am  $imel  |  gang  rd)re(ftlid)  ift  gefel)en  roor= 

ben.  j  3n    biefem   1583.  3are.  i  [Holzschnitt  12.3X8  cm,  reiht  gute  Abbildung   eines  Nordlichts  über  einer  Stadt,  im 
Vordergründe  Männer  und  Frauen,  die  die  Erscheinung  betrachten.]  \  ®ebrud<t  3U  ©rej^ben  bürd)  ®imel  bergen.  \ 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  ?Iiij  — •  Am  Ende  auf  Bl.  4»  unterzeichnet:  Caspar  ^uger.  |  Schönes  Nord- 
licht, wahrscheinlich  mit  Korona,  von  8  Uhr  abends  bis  5  Uhr  morgens.  Königsberg. 

1583  Dezember  15. 

©arl)afftige  (Srrd)re  *lid)e  Jleroe  3eitung  ober  TOunber3ei=  1  d)en  /  oon  einem  Seid)e  /  roeld)er  bie  ©ee^t  genen=  I 
net  roirb  /  gelegen  auff  bem  6d)iof8  ber  6tabt  Granid)  /  in«  i  ftifft  ?3ambergk  gel)örig  /  roeld)er  fid)  burd)  @i)ttlid)e 
fcrafft  in  rotee  9lut  oerroanbelt  bat  /  onb  fold)e6  Blut3eid)en  ,  ift  Dielen  benad)tbarten  6tebten  /  roie  l)ernad)  |  folget  /  ge^ 
3eigct  roorben  /  0efd)el)en  ben  15.  ©ecembris  /  -  Slnno  1583. 1  [7  Zdlen  moralische  Betrachtungen.]  I  @ebrud{t  3U  snürm= 
bergh  / 1  anno  1584 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  SUj  Süij  — .    In  V'ersen  und  in  Prosa,    Weller  596  Nürnbirg,  St.  B. 

1584  Januar  1. 

Crfd)rädtlid)e  3eitung  / ;  ©nb  Grbärmli=  d)e  ®erd)id)t  /  fo  fid)  M  3ü=  getragen  onb  begeben  /  3Ü  Cof3=  1  borff  / 
ein  SReil  oon  6orbrud<  /  roie  alba  burd)  ein  ongepmes  ®eroit:  { ter  /  in  bie  3roei)  l)unbert  onb  ad)t3el)en  j  genfer 
Derbrunnen  /  fampt  brei)  onnb  fünffgig  TOann  /  ®eib  onb  ^inb  / ;  ben  1.  3«iier  bif3  1584.  3ar6.  '.  3m  Sf)on  /  §ilff 
Sott  bas  mir  gelinge  /  jc. ,  [Zierzeichen.]    ©ebrudtt  3U  6d)roeinfurbt  / ;  bep  Sans  Bürger.   1584. 

Kl.  8°.  4  Bl.  ohne  Signaturen.  Bl.  i^  und  4*  leer.  Weller  602.  Offenbar  eine  Wiederholung  der  Schrift  von  1576 
.tuni   24.  Zürich  (3Is.  F.  32). 

1584  Februar  18. 

©arl)affte  onb  erbcrm    lid)e  neüroe  Beittung  /  oon  bem  er=  j  fd)redtlid)en  Seroj3eid)en  onb  ßrbbibem  fo  inn 
bifem  84.  3ar  /  im  6d)roeigerlanb  in  ]  'Berner  gebiet  gefcl)en  onb    gefd)et)en.   6ampt    einem  6^iiftlid)en  berid)t  onb 
nuglid)en  kurzen    erinnerung  aus  bcm  §.  roort  ®otte».    [9  Zeilen  Bibelzitat  aus  Psalm  IH  und  Matth.  24.]  1 1584. 


86  H  E  L  L  M  A  X  N  : 

40.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij ■    Bl.  iv  und  4»  leer.    Am  Schluß  auf  El.  i^:  ^  ©ctTUCkt  3Ü  6fraf}burg 

bei)  I  SbiebOlt  Serger.  |  [Zierzeichen.]  i  Weller  598. 

Veraiutlici  ein  Meteor  und  darauf  am   i.  März  ein  Erdbeben.  •  Ulm. 

1584  April  19. 

(i)  ©ar^apger  ^eridjt  |  93n5  hur^e  ^tf<i)xe\b=  \  ung  /  bes  @ro|Ten  onnö  errd)re*Iid)en  «©unberjeic^cns  /  60 
fid)  am  ^eiligen  OJtertag  /  öen  1 19.  Slprilis  /  öiefes  jölauffenöen  84.  3ar6  /  an  öcr ;  6onnen  begeben  /  onb  jjat  fef)en 
lapn  /  3U  morgens  |  frü  /  iwi\d)en  5.  r>ni>  6.  ?3l)r.  «ep  öem  5)orff  Bcpern  /  in  öie  «Ptleg  onö  Sauptmannfdjajft  Der 
6taDt  I  eronad)  gel)brig  /  '9ef3gleid)en  ju  |  fUeimob  /  onb  anbersroo  :  mel)r  /  gerd)el)en.  j  Surd)  ;  9BilI)elm  ^leftlein  / 

^farrl)errn  j  JU  Sfpcrn.  j  [4  Zeilen  BibelzUat  aus  Tob.  Kap.  XI L]  I 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij ■    Bl.  i^  und  4^  leer.     Am  Ende  auf  Bl.  4':  ®ebruckt  3Um  §Off /burd) 

smatt»  I  V)t\m  f  feilfci)miöt.  |  Sen  30. 2lpriliö  /  Slnno  etc.  1584.  |  Nümh^g,  St.  B. 

(2)  ®arI)aJTtiger  ©erid)t  |  ©nb  kur^e  ©erd)rei=  |  bung  /  bes  @roJTen  onb  grrd)reckli=  j  cl)en  ®unber3eid)en6  /  60 
Jid)  am  Seiligen  Oftertag  /  j  ben  19.  5Iprilis  /  biefes  jefttlaujfenben  84.  Sars  /an  ber  |  6onnen  begeben  /  onb  I)at  feljen 
laiyen  /  3U  «Hlorgens  frü  / 1  sroifdjen  fünff  onb  red)ö  öl)r.  95ep  bem  ©orff  3et)ern  / ;  in  bie  'Pfleg  onb  Sauptmanrd)afft 
ber  etabt  I  ßronad)  ge|)6rig  /  'De8gleid)en  3U  \  Slteinrob  /  onb  anbersroo  \  mel)r  /  gerd)el)en. ;  Durd) !  ®ill)elm  "pieSlein  / 
^farr=  j  l)errn  3U  Sepern.  |  [5  Zeilen  Bibeltext  aus  Tobias  Kap.  XII.]  I  M.D.LXXXIIU.  i 

4°.    4  Bl.  ohne  Signaturen.    Bl.  i'  und  Bl.  4^  und  4^  leer.    Auf  Bl.  3^  am  Ende:  ©rjtiid)  gebrudrt  3Um  Soff.  i  ©ebrudtt 

3U  SHürnberg  /  burd)  |  griberid)  ®utlined)t.  | 

Etwas  rätselhafte  optische  Erscheinu)ig.     Die  Leute  vermuten,  es  seien  aus  der  Sonne  •viele  Laib  Brods  gefallen-. 

Ä'ürnberr/,  Germ.  Mus. 

1584  Mai  10. 

(i)  3n)0  n)arl)afftige  Sterne  3ei=  j  tung  in  @fangn)eif3  gejtelt.  j  Die  erft  oon  ben  \  geroaltigen  ftraffen  ©ottes  / 
fo  ober  bie  6tatt  ^ibrad)  im  ©d)roa=  |  benianbt  gefc^eljen  /  burd)  errd}r6dilid)e  Dn=   geroitter  /  barbet)  gemelt  /  roa  (nd) 
es  eingefdjlagen  j  I)at  /  onb  groffen  fdjaben  get()on  /  an  ;  CeutI)  Äird)en  onb  ©ebeip  /  in  ]  bifem  1584. 3ar.   3m  Sl)on  / 
Äompt  ^er  3Ö  mir  fpiidf)!  |  ©ottes  eoI)n  /  etc.  |  ©as  anber  Cicb  /  3ft  oon  ber  i  iBnröl)  /  fo  3Ü  Slugfpurg  gerd)e=   l)en  / 
oon  rocgen  ber  Äeli=  |  gion6fad)en.  |  3m  S()on  / 1  ®ie  man  ben  Cinbenfdjmib  fingt.  \  3m  3al)r  1584. 

Kl.  8».    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2lij  SlÜj  — •    Bl.  4''  leer.    Am  Ende  auf  Bl.  4':  erftlid)  i  ®etrudlt3il  6ant  ©allen. 
Weiler  603.    Heftiges  Gewitter  mit  vielen  Blitzschlägen.  Berlin;    WolfenOiittet. 

(2)  Newe  Zeitung  vnd  Burzspiegei,  Von  dem  Straal,  so  zu  Biberach  dises  lauffenden  84.  Jars,  den  10.  tag  Maij, 
in  den  Kirchen  vnnd  Clockenthurn  eingeschlagen.  Geprediget,  vnd  gestelt  durch  Conradum  Woiffgangum  Platzium, 
H.  Göttlicher  Schrifft  Doctorem,  vnd  Predigern.  Getruckt  zu  Tübingen,  bey  Alexander  Hock.  Anno  M .  D .  LXXXIIII. 

4°.     14  Bl.    Weller,  Zeitungen  597  nach  Th,  Lieschings  Sammlung. 

1584  Juni  7. 

erfd|)red?lid)er  berid)t  onb  6l)riftlicf)e  ©arnung.  |  SlClen  Aromen  d)riftlid)c  l)auö  Serren  onb  grame  fampt  3l)ren 
Sinbern  onb  Sausgefinbc  3um  exepel  roie  ©ort  ber  2Ilmed)tig  am  l)eiligcn  «ppngfttage  bes  jcg  lauffenben  84.  jares  / 
bie  Cöblid)e  5ürftlicl)e  6tab  ©targarbt  an  ber  \  3I)na  3nn  «pommern  gelegen  /  auff  ben  abenb  3roird)en  ©lodtcn  10- 
onnb  11.  burd)  ein  erfd)redilid)  Seroer  oom  Simmel  /  roegen  6ünblid)es  lebens  |  [noch  S  Zeilen  Titel,  darunter  drei- 
spaltig ein  Gedicht  von  Magister  Antoni  Remmling,  mit  der   Unterschrift  unter  der  dritten  Spalte:]      ©eftellet  burd) 

©olffgangum  @re=  j  §er  "Deubfd)en  ©d)reibern  oon  |  ?)ref3ben. 

Folioblatt  (ohne  Abbildung)  mit  einer  Zierleiste  eingerahmt.  Zürich  (Mi.  F.  32). 

1584  Juni  7. 

■Sas  Cüf lanbifdje  Sobten  |  ©efang.  ?B2Irl)afftige  3eitüg  /  roie  3U  Konben  in  Ciff lanb  Sob=  ten  Slufferftanben  / 
inn  einer  3erfrö2ten  1  [12  weitere  Zeilen  Titel,  dann:]  I  95ambergird)e  3eitung.  Wit  bafelb  ein  ?5er  /  Coro  /  8ürif=  fer  / 
onb  @eiftlid)e  ^erfon  /  am  'ptimP  '  abenbt  /  bif3  1584.  3a!)26  /  ©d)!i)*lid)  ift  ge=  fel)en  rooiben.  3u  ©ingen  /  inn 
ber ,  oerblid)nen  ©onnen  /  Son. 

Kl.  8°.    4  Bl.  ohne  Signoturen.    Bl.  i^  und  4V  leer.    Am  Ende  auf  Bl.  4^^  grlHIid)  ©etrudJt  W  8am=    berq  /  burd)  Ccon= 

hart  Koten.  1  1584. 1 

Zwischen  5  und  6  Uhr  allerlei  Gestalten,  die  verschwanden  und  wiederkamen  I  Zürich  (Ms.  F.  32). 

1584  Dezember  10. 

TOarl)afftige  neroe  3eit= ;  tung  /  onb  erfd)rcdilid)e  ©unbcr5eid)en  /  fo    fid)  nerolid)en  3U  5Rom  onnb  3U  ^aris  / 
in  bem  ned)ft  i  oergangenen  83.  3ar  gefd)e()en  /  roe[d)e  bem  ©oIgebor=    nen  Serrn  onnb  ©raffen  /  ©raffen  aibrcd)tcn 
3U  I  ©d)roaröburg  /  etc.    Q3on  bem  9Birbigen  onb  ©oIge= ;  lertcn  Serrn  DR.  Salentino  ©ter*  /  «Pfarrerm  3u  eau= 
tenbacJ)  /  3ugefd)rieben  roorben  /  bcffen  fid)  menniglicf)   3uuerrounbern  l)at  /  3n  bem  fie  ©ottes  ©traff  /  roie=    ber  bes 
«abftes  Sprannei)  /  eigentlici)  fe[)en  / '  aud)  alle  frommen  6l)riften  fid)  für  feiner    ler  onb  falfd)en  ©ottcsbinft  fleiffig 
JU  l)ütcn  l)aben. ;  [Zierteichen.]    (Srftlid)  @ebrud?t  3Ü  Slugfpurg  /  burci)    raidjacl  langer.  Slnno  1584. 

4"-    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ^Ijj  aiij  r~     VA.  jv  und  4V  leer.    Weller  595. 


Dif  Meteorologie  in  den  deutschen  Flugtichriflen  und  Flugblättern  des  XVI.  Jahrh.  87 

Vom  10.  Dezember  1584  ab  ist  es  in  Rom  fliei  Tage  und  Nächte  liintereiuander  ganz  finster  gewesen.  Darauf  Blut- 
regen.    Diese  und  andere  AVuiiderzeichen  werden  vom  Pfarrer  Sterck  als  Strafe  für  die  Kalenderreform  gedeutet. 

Königsberg;  Nürnberg,  Kirchen-B. 

1586  AprU  25. 

Adi  den  XXV.  Aprill,  defz  1586.  Jars.  Zwo  Newe  zeytung,  wie  erbärmlich  Gott  der  Herr  mit  seiner  straff  ein- 
gezogen, in  der  ersten  aber  er  zeigt,  vnd  Strafft  er  solches  Voick  mit  Theürung.  Nachmals  in  der  andern,  mit  Mangel 
des  Regens,  aui^  welchem  die  Theürung  eruolgt  ist,  Gott  wolle  jhnen  zuhilff  komen.  Amen  . . .  Erstlich  gedruckt  zu 
Wien,  bey  Steffan  Kreutzer.  M.D.LXXXVI. 

4".    6  Bl.  mit  Titelholzschnitt.     Betrifl't  Ungarn.     Weiler  643. 

1386  Juni  26. 

2löi  öen  xxoi  tag  3untu6,  3ni  3ar  1586.  3n)ü  SHeroc  jeptung,  roie  erbärmlich  @ott  Der  Serr  mit  feiner  ftrajf 
eingebogen,  in  öer  ersten  aber  crjeigt,  ond  Strafft  er  foId)Cö  ©oldt  mit  Sl)eürung.  51ad)mal5  in  Der  anöern,  mit 
mangcl  Des  Kegens,  auf}  roeldjem  Die  Sl)eürung  eruolgt  ift. . .  SeDrudit  3U  augfpurg,  Durd)  Ooflam  TOörlij,  bei)  Dem 
l)ei)ligen  6reu$,  IjinDer  Dem  <preDigf)auf3,  in  fanct  Otmarsgaffen,  M.D.LXXXVI. 

4°.  6  Bl.  mit  Titelholzschnitt.  Weller,  Annalen  U  S.  537  Nr.  306  und  Zeitungen  643a  nach  Butschs  Sammlung. 
Vennntlich  behandelt  diese  Schrift  dasselbe  wie  die  vorhergehende. 

1386  August  18. 

(i|  (grfd)26dtenlicf)e:    3ei)ttung  /  oon  einem  |  ®2aufamen  ^ngemptter  Den  |  18.  Siugufti  /  SInno  1586.  3ar  /  i  }ü 

®ennt  färgangen  ift.  [H'ihxchnitt,  7.7X6'./  cm,  rechts  und  links  von  Leisten  eingefaßt.  Phantastische  Darstellung 
eines    Unicetters;  in  d/r  Lv/t  der   Teufet  mit  einem  Mann,  iinten    betende  Menschen.^  •   ®eÖ2Udlt  JÖ  ^Ugfpurg  /  Durd) 

30=   nom  ^6rlij  /  bei}  Dem  I)ei)ligen  Sreüg  /   l)inDer  Dem  $ieDig|)aug  /  inn  fanct  j  Ohnarögalfen.  |  ^  j 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  9liii  — .  Bl  i''  und  4'  und  4'  leer.  Am  Ende  von  Bl.  3':  3äU02  fd)On  inn  Der 
9liDerlänDifd)en  1  fpjad)  3U  antoojff  Qetrudtt  |  »oaDen  /  im  3ar  1586.i 

Großer  Wirbelwind.  Zur  selben  Zeit  soll  auch  in  Mecheln  ein  arges  Unwetter  gewesen  sein,  bei  dem  Hagelsteine, 
wie  eiserne  Kugeln  schwer,  fielen.  In  der  Bibliotheca  Belgica,  Z.  24,  wird  ein  Exemplar  der  Genter  Univ.  Bibl.  eingehend 
beschrieben  und  bemerkt,  daß  nach  dem  Memorieboek  der  stad  Ghent  III,  105  ein  Sturm  am  15.  August  1586  großen 
Schaden  anrichtete.  Daß  in  Mecheln  -nombreux  aerolithes«  fielen,  ist  ein  Mißverständnis.  Es  waren  schwere  Hagelsteine. 
Weller  630.  München,  St.  B.  und  U.  B. 

(2)  Diefes  ©unDcr  auc^  erfd)redilic5  3eici)en  /  ift  Durd)  Dert)engnid  ©ottes  /  roarl)afftig  onD  j  gcroifjlid)  ge= 
fd)ei)en  in  Der  6taDt  @ent  in  SlanDern  /  ]  auff  Den  18.  Slugufli  in  Diefem  1586.  3oI)f  ^or  \  man  Die  b6fen  @eifter  onD  jree 
roerdts  /  fici)tbar=   lid)  in  Der  Cufft  gefel)en  /  9Bcld)6  fel)r  ]  fd)red{Iid)  ju  Icfen.  j  [Holzschnitt  8.1x8.1  cm,  in  dir  Lu/t 

teuflische  (iestaWn.  links  zwei  Männ/r,  die  nach  ihnen  schauen,  rechts  am  Boden  eine  vor  Schreck  umgesunkene  Frau.]  ' 

erftlid)  JU  antorff  (SeDrudit  /  3^0  ju    örfforDt  bet)  9Ilartin :  ©ittel.   anno  86. 1 

40.    4^151.  mit  den  Signaturen: giij  — .     Am  Ende  von  Bl.  4':  ©eDrudttjU  ÖrfforDt  /  Durd)  j  OTartin  ©ittel  /  1000= 

l)afftig 3um  gulDen  j  (Sngel / gegen  Der  Slleimergaffen / an  Der  Silöcn.  \^\-   Bl.  4V  leer. 

Großer  Wirbelwind.     Die   -ronilu.sic«   ist  gezeichnet:  (SejteÜet  Durd)  311.  (Sarel  6frutbcrger.  !  Berlin;  Jena. 

(3)  i»  9Ten>e  3ei)tung  aufj  @I)enDt  /  in  ^lanDern.  ^  |  ^it  es  Dafelbft  ein  gan^  greQlid)g  onD  @rfd)i'ödtlic|)e  / 
ongeroitter  entftanDen   De6gleid)en   oormale      *  nie  erl)ört  loorDen   ift  /  qefö)t\)tn  anno  1586.  Den  18.  augufti.  *  | 

[llohschnitt  2SX'J().8  cm,  drastische  Darstellung  eines  Gewitters  mit  Blitzen  und  Bränden;  Teufel  fahren  durch  di"  Luft.]  \ 

[Dreispaitiyr  Text  in  Virs/n  mit  der  Unterschrift:]  (äetrudtt  3U  augfpurg  /  bei)  Sanns  6d)ulte6  /  ^Jieffmaler  onD 
Sormfd)nei)Der  onDer  Dem  (Sifen  berg.  | 

Gr.  Folioblatt.    Weller  642.  Zürich  (Ms.  F.  35). 

1586  Oktober  28. 

09lerl)i3ite  greülid)e  /  onD  erfd)jödilid)e  /  Jleroe  3ept= ;  tung  onD  gefied)t  /  fo  jm  ©l)ömerIanDf  /  in  Der  6tatt  Sad)en/ 
in  Des  ©olgcbornen  Serien  Serien  /  6f)jiftoffen  popele  gebiet  anno  1586  an  Simon  3uDa6  tag  /  oon  oillen  Sun= 
Dert  ^erfonen  /  gefel)en  roorDen  ift  /  DarDurd)  fie  ain  foIlid)e  ford)t  ift  anhumen  Dag  fie  nit  anDerft  oermeinDt  l)abcn/ 
Der  3üngfle  tag  fei)  Derl)anDen  oDer  einbr0d)en  /  Der  roegen  fic  >n  Die  ^ird)en  gelauffen  onD  @ott  /  omb  {  abroenDung 
Difes  gefid)t6  mit  haften  onD  beten  erfud)et  onD  geflel)et  l)aben  /  j  roie  er  fie  Dan  aud)  gneDig  erl)öret  \)at  |  [Holz- 
schnitt 25  5X  17.5  cm,  zwei  sich  aufbäumende  Pf-rde,  die  gegeneinander  gewandt  sind,  in  der  Luft  üb- r  dm  ^Volken.]  \ 

[Text  von  29  Z-ilen,  in  der  letzten  Zeile:]  ©en  21.  Sebruoriuö  ?)ormalö  nod)  nie  in  "Diudt  kumen.  anno  87.  6.  ^. 
[darunter  durch  eine  horizontale  Linie  g/ trennt:]  '  (Setrudtt  3U  augfpurg  /  btr)  §annö  6d)ulteö  /  ^lieffmaler  onD  Sorm= 
rd)nci)Der  onDer  Dem  (Sifenberg.  | 

Gr.  Folioblatt.    Phantastische  Darstellung  eines  optischen  oder  Nordlichtphänomens.    Weller  659. 

Zürich  (Ms.  F.  35). 

1387  Juli  2. 

6d)i6dilid)e  neive  Seqtung  /  auf3  augfpurg  /  fo  man  an  {  Dem  Fimmel  gefe^en  /  onD  apgenDtlid)  oernommen 
l)at  /  ©ie  follid)eö  mit  etlic^  SunDert  9nenfcl)en  /  ju  'Piobieren  onD  beroepfcn  ift.  j  [Holzschnitt  25.7x18.6  cm,  eine 
Windhose  darstell' nd.\    astno  1587.  Den  2.  3uli(  /  3roifd)en  12.  onD  1.  ©I)r  /  nad)mittag  /  Sat  fid)  inn  Der  Cufft  ein 


88  Hellmann: 

groffes  t)ngel)ett)2e6  ©eroülAI)  3üfammen  geJ)auffet  /  gleicl)ram  als  ob  ein  fäjntrtä  ©etter  /  mit  §agel  /   [mlUTP  .5  Zeilm 

Beschreibung  und  7  Zeilen  religiöse  Betrachtungen,  am  Ende  6.  «R.]  i  ^  3u  Slugfpurg  /  bO)  Sanns  6d)UltI)es  /  dem 

güngcrn  /  ?)ockenmad)er  |  ooi  «arföJTer  SI)OJ.  | 

Folioblatt.    Wiedergegeben  in  Hellmann,  Neudrucke  Nr.  12.    Fehlt  bei   Weller,     Wahrscheinlich  Dmgulin  (745)- 

Nvmhfrg.  Gemi.  Mw^. 
1587  Ende. 

(i)  9Teroe  n)arl)apge  Seitung  / 1  93on  öem  errd)r6cklid)en  3eicl)en  /  roeidjes  ©Ott  am  §immel  l)at  laf=  fen 
errd)einen  ober  Die  ongejjeroren  'papiftifdjen  Äriegs=  leute  /  roeld)e  Das  (Suangelium  aefu  6l)rirti  /  onö  be)Teibigcn  ©er: 
msmb--  \  ten  /  ju  ^xx)X\i)  am  3ll)ein  /  am  ©nöe  öiefee  ablauffenben  1587. 3ar6  /  grerolid)  1  oerfolget  /  abgerd)ajfet  /  onö 
an  Itatt  öeJTelbigen  Die  Säpftird)en  gre=  |  roel  roi&erumb  angerid)tet.  'Der!)alben  @ott  fein  3orn:   3eid)en  l)at  fef)en  laJTen  / 

?Bte  Dann  nad)f0lgen=  !  Der  Sext  anjeigen  mirDt.  ]  [Holzschnitt  11X7.9  cm,  aber  einer  Stadt  ein  nahezu  ganz  ver- 
finsterter Mond,  avf  den  zwii  Männer  hinweisen.]  \  3lllen  Waren  red)tgläubigen  6l)riften  5ur  getremen  roarnung  /  onD 
Den  fidjern  9naulcf)riften  jur  ©uf3preDigt  oorgefdjrieben.  |  TOattl).  3.  i  Ss  ift  rc|)on  Die  9lxt  Den  bäumen  an  Die  9öur}d 
gelegt  /  Darumb  / 1  roeld)cr  35aum  nid)t  gute  Srüc^tc  bringet  /  roirDt  abgef)an)en  /  onD  |  ins  Seror  gcroorjfen. 

4°.  4  Bi.  mit  den  Signaturen :  —  9üj  Sliij  — .  Weller  660.  Scheint  ein  Nordlicht  gewesen  zu  sein ;  der  Titelholzschnitt 
paßt  dazu  aber  nicht,  was  ja  oft  der  Fall  ist.  Dre.'sdtn;  München,  St.  B.;   Wolftnbüttel. 

(2)  Jleuroe  /  roari)afftige  |  Seitung  /  ©on  Dem  errd)r()ck=  1  lid)en  3ei)d)en  /  roeldjs  Sott  am  Simmel  l)at  laf=  fen 
crfdjeinen  ober  Die  ongeljeroren  ^apiftifdjen  Äriegsleut^e  / ;  roeld)e  Das  Suangelium  3efu  @t)rifti  /  onD  Deffelbigen  ?kr= 
roanDten  /  ju  \  ^xr)fi(i)  am  3ll)ein  /  am  (SnDe'  Difes  ablauffenDen  1587.  Sars  /  grerolid)  '  oerfolget  /  abgefd)affet  /  onD  an 
ftatt  Dcplbigen  Die  ©Spftifd)cn  i  ©rcuroel  roiDerumb  angerid)tet.  Derljalben  ®ott  fein  3orn=  |  5e»)d)en  l)at  fel)en  laffcn  / 
Wie  Diefe  Sigur  auf3=  |  roeifjt  /  onD  folgenDer  Sext  anjer):   gen  roirDt. '  [Holzschnitt  'J.7x6.ö  im,  Sonne,  Mond,  Steme, 

(Bis  letzleren  Strahlen  auf  die  Erde  auf  eine  Grujqie  von  Männern  mit  Lanzen;  links  eine  Stadt  'Sintzch',  rechts  •brysich.'] 

allen  roaren  red)tglaubigen  61)riften  jur  getreroen  roar=  nung  /  onD  Den  fitl)«™  SHauldjriften  jur  Sufj:  preDigt  Dor= 
gcfd)rieben.  |  TOattl).  3.  |  [:i  Zeihn  Zitat.]  j  ©eDruckt  Durd)  5Rattl)ia6  oon  IRoDe  /  im  3ar  1588. 

4°.    4  Bl.  mit  den  Signaturen: Slüj  — .    Bl.  4*  leer.    Fehlt  bei  Weller.  Wol/enbiittel. 

1588  Juni  20. 

®arl)afftige  onD  erfcl)r6dilid)e  j  Steroe  3eitfung  /  öon  Dem  geroaltigen  onD  grarofamen  6rD:  \  beben  /  ©aJTer: 
guf3  onD  3Jlutregen  /  fo  ober  Die  |  StaDt  CüDid)  gefcl)el)en  /  Den  20.  tag  Sunij  /  in  j  Diefera  88.  Sar  /  ®ie  in  Die  1800. 
9nenfd)en  i  jemmerlicf)  finD  umb  }l)r  leben  kommen.  |  [Holzschnitt  6.3  x  8.4  cm,  ÜberscAtcemmung  darsttllmd.]  I  ©eDrudtt 
3u  SrandifurDt  am  9]Täi)nn.  | 

4«.   4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  2lij Auf^Bl.  41:  @efd)rieben  au6 CuDId)  jcn Gollcn  1  am.Kcin/ Den26.3unii / 

?lnn0 1 1588.  |  [Uruckerzeichen]  |@eDrUdlt3U5randlfurDt  am  SHaon/j  bCt)91ntl)0nt)  6ortt)0i6. ; .  Bl.  i^  und  4^  leer.  Fehlt  bei  Weller. 
Am   20.  Juni  1588   um    il^  nach   Mittag   erschreckliche   Finsternis    und    »Erdbeben-    (wohl  Wirbelslurm),   das   viele 
Häuser  usw.  zerstört,   darnach   großes  Gewitter   mit  Blitzschlägen,  Wolkenbruch   und   Maasüberschwemmung:    am  21.  Juni 
scheint  die  Sonne  blutrot,  um  5P  eine  wunderbare  Wolke  sichtbar    darnach  fing  es  an   -Blut  zu  regenen«.  Berlin. 

1588. 

Newe  Zeitung.    Erschreckliche  Geschieht ;  so  sich  zu  getragen  in  Schweinfurt  1588.    Wirtzburg  1588.    4°. 

Meinem  Repertorium  der  deutschen  Meteorologie  Sp.  555  Nr.  68  entnommen.  Die  Quelle  bzw.  den  Standort  kann 
ich  nicht  mehr  angeben. 

1588. 

De  Cataclyfmis.  \  ?5on  Den  ?öaf=  j  ferfluten  onD  tcglid)en  9le= ;  gen  /  Damit  ons  ®ott  Dif3  88.  31)ar    oerfolgt: 
«IBas  für  ein  plag:  roie  mand)=  ]  feltig  fie  fet):  root)er  fie  fid)  orfad)e:  3U  roas  1  enDe  fit  ©Ott  fenDe:  roas  für  fdjaD 
Draus  i  erfolge:  onD  roie  man  |ie  roiDerumb  ablet)-- 1  nen  fol  /  ein  kurzer  berid)t  /  in  forma   Methodi  aus  l)eiliger  6d)rifft 
3Ufamen  ge3ogen  /  6ampt  |  einem  ©ebet  omb  !  fd)ön  ®et=  i  ter.  ^urd) '  6afpar  §errnfd)roager  /  'Pfarr()errn  3U  6d)mal=  / 
kalben.  |  ©eDrudit  3U  6d)malkal=  i  Den  /  Sei)  md)el  6d)müdt 

8".    31   Bl.    Am  Schluß  der  Vorrede:  ?)atum  6d)malhaIDen  /  Dcn  6.  ©eptcmbris  /  Slnno  1588.        Nürnberg.  St.  B. 

1589  xMai  21. 

ein  erfd)redilid)e  5leroe  3citung  onD  rouhDer  gefd)id)t ;  roie  Diefes  89.  3al)rs  /  an  Dem  Seiligen  <Pfingfltag  /  ober 
Der  6tatt  eoftni^  an  Dem  Sim=  |  rael  ift  gefel)en  roorDen  oiel  fel^ame  rounDer  gefd)id)t  /  onD  9öetterlcud)tcn  /  roie  |)er= 

nad)  folget  etc.  \  [Holzschnitt  27.7  X  18.4  cm,  phantastische  Darstellung  von  Gewitter  (Blitz),  Nordlicht  u.  a.  m.,  im 
Vordergrunde  Konstanz  und  Beschauer;  darunter  26  Zeilen  Text  und  die  Unterschrift:]     erftlid)  geDrUdtt  3U  Srandlfort 

am  «mapn  /  3gt  3U  ««ürnberg  bei)  Sanns  eiement  Äoler  3u  erfragen. ! 

Folioblatt.    Gewitter,  Meteorsteinfall  (?),  abends  Nordlicht.    Fehlt  bei  Weller  Gotha,  Mws 

1589  Juli  11. 

®ajt)apge  befd)2eibung  |  eines  graufamen  erfd)!6dilid)en  ©roffen  «SJaf=  |  ferflut.  60  Sreitag  Den  11.  3ulij  Dif3 
1589.  3ars  /  Der  |  ©taDt  Oringen  /  in  Der  ®rafffd)afft  Sol)enloe  ein=  I  gefallen  /  DaDurd)  groffen  fd)aDen  onnD  gefa()j 
Der  i  armen  Ceuten  3ugeffiget  rooiDen  /  Dagegen  roas  |  ffir  ©unDer  ©ottes  DaDurd)  befd)el)en    fein  /  alles  körfelid)  Der= 


Die  Melrorologio  in  den  rleutschen  Fliigschrißpii  und  Flugblättern  des  XVI.  Jalirh.  89 

fertigt  Durd)  Senn  ©auiöum  oneDerum  /  «ßreöiger  onb  Sot)enloircl)er  @raffrd)a|ft  ©eneral  6u=  perntenöcntem  im 
etifft  Oringen.   Genefis  7.  Cap:  |  aifo  nam  öas  ©eroäJTer  obcrl)anö  /  onö  n)ud)S  fcl)r  auff  6r5en  /  '\  Das  öer  Äaften 

auff  Dem  ©eroäjTer  fu|)r.    [Hohxehnitt  7X5  cm,  die  Arche  Noah  darslellmd,  wie  inSl  Mai  11.]  \  ©eDruAt  JU  ?lÖri1= 

berg  /  Durd)  j  9ltcolauni  Snoirn. ; 

4».    8  Bl.   mit  den  Signaturen:   —  Slj  ?liii  —  5?  »ij  SÜj      -•     Bl.  f  und  8»  leer.  Bibl.  Heltmann. 

1589  Juli  23. 

ein  roarfjajftid)  6ontrafco  eines  anfel)n=  i  liken  ©unDcrteikens  Deler  (Sirdiel  /  Öa  man  tf)0  Sambord)  i  Slnno 
(St)n{'ti  1589,  Den  23.  Sulij  /  oor  miöDage  gefel)n  I)efft.  ,  [Holzschnitt  29.5  X  24.5  cm,  Nebensonnemr scheinung  über 
der  Stadt  llamhurg ;  das  Stadtbild  zeigt  die  durch   den  Blitzschlag   in  drr  Nacht  vom  16./17.  Juli  1589  entstandene 

Ruine  des  Nikotaiturmcs.]  j  ©i)  ^inrjdt  6taDtIenDer  tl)0  bekamen,  i 

Großfolio.    Dazu  auf  einem  zweiten,  gleichfalls  einseitig  bedruckten  Blatt  der  zugehörige  Text:  5)9lt  Seiken  Der  Delen 

6inhd  l)abbc  mx)  olll)i)r  tl)o  §ambord)  am  23.  Julij  büffee  1 589. 3al)rcs  /  roo  oik  anbere .  .  [71  Zeilen,  dann :]  M.  DAVID  WOL- 
DERUS   ^rebiger  in  Sambord).    ©ebrüdtet  tl)o  Sambord)  /  bord)  §inrid)  Sinbcr.  |  Anno  1589.  | 

.Mitgeteilt  von  Hrn.  Dr.  Claussen,  Rostuck.    Dnigulin  (785).  Hamburg,  Staitsarchiv. 

1590  Januar  1. 

3n)0    n)arl)afftige  ;  SReroe  Seitungn  /  ©ie  erfte  / ;  ©on  bcr  geroaltigen  fd)lad)t  /  fo  Der    Ä6nig  oon  Jlauarro 

mit  De  ©apjl    3m  S()on  /  roie  man  Den  ein=    DenfdjmiDt  jingt.    ©3  anCT  oon  Dem  erfd)re*  1  lid)en  9BunDer= 

Seidjen  /  fo  man  ju  Softnig  am  93oDem  gefel)en  f)at  /  im  anfang  Diefcs  90.  Sät's,  ßrftlid)  gebrudit  ju  ©afel  /  Durd) , 
9neld)iorem  Steridi. 

Kl.  8".    4  Bl.  mit  den  Signaturen :  —  3|ij  Stüj  — ■    Bl.  4>'  leer,    »©as  anDcr  CicDt"  beginnt  auf  Bl.  3''  unten.   Weller  723. 
Merkwürdige  Lichtcrschcinungen  um  Mittag.  Nordlicht  (?)  in  der  Nacht,  Feuersbrunst.  Herlin. 

1590  MKiz  8. 

GTfd)2ödtlid)eg  gefid)t  /  n)eld)eg  Den  8.  tag  9}Tartii  Dif3  1590.  Sars  /  an  Dem  gemüldt  De»  gimele  /  in  Der  6tatt 
augfpurg  /  oon  pilen  ,  3nenfd)cn  bei)  Der  5tad)t  ift  gefel)en  ro02Den  /  ic.  [Holzschnitt  22.<S  x  ^f.'.o  c7n,  ein  Nordlicht 
iibir  der  Stadt  Augsburg  dar.'telleiid :  ßvrige  Strahlen  über  den  Wolken  nach  dem  b/istirnten  Himmel  zuckend;  unten 
links  Männer,  rechts  Frauen  und  Kindtr,  die  die  Erscheinung  betrachten,  ganz  in  der-setben  Fassung  wie  bei  früheren 
Darstellungen  Augsburger  Nordlichte.]  |  [Text  von  mindestens  15  Z'ilen  —  vi>rliegindes  Exemplar  unten  unrollständig  — , 
aus  dentn  hervorgeht,  daß  die  Erscheinung  ton  H — I?  l'hr  gedauert  hat  und  um  11  Chr  am  stärksten  war.] 

Foliohlatt.  Xürnberg.  (!  rm.  Mtix. 

1590  .\|>ril   11. 

®arl)afftige  9len>e  3ei)ttung  eines  klüglid)en  (»e-  fi<i)ti>  onD  3aid)enö  /  n>eld)es  in  Sarben  geftaltet  roie  ein 
Regenbogen  /  Den  11.  tag  apiilis  Difes  1590.  Sore  /  3"  '3benDt  jn)ifd)en  oier  onD  fünff  x>\)X  bei)  Der  6onnen  am  §iinel 
geftanDen  /  onD  in  Der  Statt    augfpürg  /  roie  aud)  in  Derfeiben  gegenD  l)erumb  /  oon  menigklid)  /  nad)  auf}roci)fung 

onD  ,  foim  Difer  ^igur  gefei)en  roOJDert.  |  Holzschnitt  2:i.H  X  IS.O  cm,  BerUhrutigsbogtn  nntei-  der  Sonne  über  der  Stadt 
Augsburg,  im  lordirgruud  Utu/ijh  n  run  lir  >ii/touern.\  \Te.rt  von  mindestens  1'.)  Zeiten ;  rorliegendes  Exemplar  unten 
abgerissen .] 

I-'oli.ibhitt.     Kehlt  bei   Well.T.  Xiirnlier;.  (lirm.  Mm. 

1590  .November  12  bis  16. 

9Teroe  rounDergefid)!  onD  3eid)en  /  fo  Den  12.  13. 14.  15.  onD  16.  ®in=  termonat  Des  1590.  3ars  3U  SI)onaroerDt 
am  §imcl  gefel)en  rooiDen  /  Durd)  Den  CDlen  G()inue|ten  onD  Sod)ge!e|)ifcn  genn  ®eoigen  am  ©alDc  /  Der  red)ten 
Cicentiaten  /  ij()ilofopl)ie  /  onD  beiDer  ar$ne>)en  Doctorem  geftelt.    [Holzschnitt  27.7  x  s  cm,  feurige  Wolken  (wohl  ein 

Nordlicht)  darslettend.]     [Langer  fext.  ztreispalliq.  mit  der  l'nlersihrift :]  @eDlUdtt  3U  9lÜmberg  /  bei)  ®Oljf     '!)red))fe[  / 

Sormrd)neiDer. 

Kolioblalt.  Xiirnbere/,  denn.  Mus.  und  St.  li. 

159<K 
Schröckliche  newe  Zeytung,  aufz  Augspurg,  so  man  an  dem  Himmel  gesehen,  vnd  aygendtlich  vernommen  hat. 
Wie  solliches  mit  etlich   Hundert  Menschen,   zu   Probieren  vnd  beweysen  ist.  [Am  Ende:[  Zu   Augspurg,  bey  Hanns 
Schuithes,  dem  Jüngern,  Dockenmacher  am  Barfüsser  Thor. 

r.  1590.  Folioblatt  mit  Hol7>iliuilt.  ^\'ell(•r  7 1 5  (nach  dem  Kxemplar  in  Heerdegens  Sammlung).  Vielleicht  das  Nord- 
licht vom  8.  März  1590. 

1590. 

f>on  groffer  Dürre  3U    Eliae  3citen.   t)arbci)  kla=   rer  onD  roal)rer  ©erid)t  3U=   pnDen  /  ®eld)  eine  fd)redilid)e 
etraffc  ©ottes  obrige  Dürre  fetj:  ®a=   rumb  fie  Der  gered)tc  @ott  fc^idie:    önD  roie  roir  Diefcibe  ab:    roenDen  follen. 
9nit  nü5lid)en  eprüd)cn  Der  l)ci=    ligen  6(f)rifft  /  onD  roal)ren  Siftorien  ,  auf3fül)rlid)  gemad)t:  ©nD  bei)  Der  fd)roe=    ren 
Dürre  Dif3  1590.3al)re6/  menniglid)  3ubetrad)tcn  oorgeftcllet  /  Durd) '  Martinum  Bohemum,  Laubenfem  ^reDiger  Dafelbft. 
(SeDruAt  3U  ©örli^  /  Durd)  ,  ambrofium  Sritfd). 

8".  40  Bl.  3.,  4.,  10..  17..  19.  Zeile  des  Titels  rot  gedruckt.  .\m  Schluß  der  Vorrede:  ®egeben  3Uin  Cauban  in 
Ober  CoufiB  /  Den  22. 6epf.  Anno  1590.  Mirniierg.  St.  li. 

l'hg.s.-malh.Abh.    i;i2l.   Nr.  l  12 


1)0  HkI.  I.MANN  : 

1591  Aug-usl  29. 

ein  «JBun&crbarlid)  gefid)t  /  6o  ben  29. 2lugu1"tj  /  im  91.  3ar  /  am  Simcl  in  bet   6tat  «Hürnberg  /  t>nb  au)Tcr|)alb 

ift  gcfchcn  roOJÖen.  [llokschni/t  36.4  X  20.3  cm,    yordl(cht'larstftlung,    untfn    Närnlery,    darunter   dreispaltig  fr   Text 

ron  13, 14, 12  Zehen,  unter  der  letzten  Zeile:]  ©cDiudkt  5U  «Rümberg  /  bei)  Cucas  9nat)er  /  So2mrd)nciber. 

Querfolioblalt,    Ziemlich  gate  Darstellung  eines  Nordlichtes.  JViirnberf/,  St.  B. 

1591  September  8. 
9Ten)e  Bettung  auf3  ^Ugfpurg.  i  [HolzscJmitt  27.0  X  22.,')  cm,  ein  Nordlicht  darstellend;  besonders  hoch  hinauf- 
reichende Strahlen.]  \  [Zweispaltiger  Text,  links  20,  rechts  15  Zeilen,  gezeichnet:  6.  SR.,  darunter:]  f   3u  Slugfpurg  / 

bei)  @eo2g  Sref3  /  ^lieffmaler  /  in  Sacober  ©oiftat  /  ins  ^a--  '•  letein  TOairs  Saufs,  Sierrd)en*cn  /  bet)m  ©lüAIin. 

Folioblatt.    Das  Nordlichl  war  am  S.September  1591   von  7  bis  9  Uhr.     Weller  737   iiacli  Drugulin  (838). 

Aiimb'rff.  Germ.  Mtu>. 

1591  Oktober  5. 

(Srfd)jedilid)e  QBunberroerck  /  fo  abermal  öen  5.  October  /  im  1591.  3ar  /  in  Der  9Tad)t  ju  «Rürnberg  ij"t  ge|"el)en 

roozben.  j  [Holzachnitt  33.7  X  lf^.5  cm,  Nordlicht  über  dir  S  adt  Nürnberg;   noch  etwas  jihanta.yi.nhe  Darstellung.] 
[Driispaltiger  Text  in  großen,  schlecht  ge.'schnittmm  Typen  von  14  Zeilen,  in  dir  drifttn  Kolumne  nur  12  Zeilen,  aber 

darunter:]  @cÖiu*t  JU  «Rürnberg  /  bei)  ®o(ff  D2ecl)n"e(. ' 

Folioblatt.    Drugulin  (840).  Ni'irnherg.  (!erm.  Mii^.  und  St.  U. 

1592  März  5. 

ein  6^jiftlid)e  ^reöigt  /  j  Slufj  öem  (Suangeüo  |  be«  6ontags  Laetare,  in  Der  61)urfürf»=  \  lid)en  6d)loJjkir(t)en 
3U  ©ittemberg  get^an  /  als  Dafclbften  öie  §ulbigung  ju  empfaf)en  /  öer  ?)urd)Iaud)ti=  geft  /  Sod)geb02ne  Surft  onö 
Ser2  /  Ser2  Sröerid)  {sie!)  ®ill)elm  /  Ser=  ^og  ju  6ad)fen  /  ic.  Der  61)ur  6act)fen  abminiftrator  /  fampt  an=  bcrcr 
§cr2rd)aJTt  angelanget  /  mb  bemelte  Äird)en  Dom  6alui=  1  nird)en  ©aroerteig  ju  fegen  /  onnb  gleid)fam  neroe  9.1x6)-- 
n>eil)e  onb  Caetare  ju  |)alten  /  gute  gele= '  genl)eit  gegeben  mar.  |  Sampt  agel)engten  (sie!)  ]  ©nabenjeidjen  /  roe[d)es 
3roird)en  tot--  \  renöer  «ßrebigt  /  am  I)eIIen  Siiiiel  /  omb  Die  6on  I  nen  /  Der  gneDige  ®ott  /  feiner  <Red)tgIaubigen  Äire^n 
3U  Sroft  ]  fo  mol  aud)  ei)riftlici)er  Oberkeit  /  3U  befterckung  jl)res  @ott= '  feiigen  eijfers  /  offentlid)  l)at  rd)einen  onD 
leud)ten  I  laffen:  j  3n  ©rudi  oerfertiget  / 1  ©urd)  [  @e02gcn  OTüIlern  /  Der  geil:  6d)2ifft ;  Doctorem  cnD  ProfefTorem  3u 
3ena  /  ©iefer  3ei)t  Dero2Dneten  5)er!t)äfern  Der  Superintendenz  3U  Sittemberg. '  [Zierzeirhn.]  '  5Tad)  ©eDrudit  ju 
9legenfpurg  /  Dürd)  ;  SlnDream  Bürger  /  Slnno  l592.  | 

4".  16  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Sljj  9liij  SlÜij  S  Sij  SÜj  SÜij  6  (Sij  6iij  —  5)  ©1)  ©Hj  -■  151-  i"'  "nd  16»-  leer.  Die 
2.,  3.,  4.,  13.,  14.,  21..  22..  25.  Zeile  des  Titels  rot  gedruckt. 

.\uf  Bl.  I5r  die  Abbildung  des  am  5.  März  1592  in  Wittenberg  gesehenen  Halo.  Hihi.  HHlmann. 

1592  Mäpz  15. 

9lcroe  Seittung  ?3nnD  Slbcontrafactur  Der  6taDt  (Sreugennad)  /  fampt  einem  ?BunDer3eid)cn  /  fo  alDa  am 
Simmel  gefef)en  roor=  Den  /  Den  15.  TOar^ij  /  SInno  1592.  in  ©eutfcl)c  Garmina  bcfd)rieben  /  onD  in  eateinifd)e  Oerfj 
kür^lid)  Derfaft.  3tem.  5Reroe  erfunbenc  <propl)ecct)  /  Don  3al)ren  90.  bifs  ins  99. ;  3tem.  ein  «Reroes  CieD  oon  Der 
ealDiniften  l)ei)mlid)en  «prächtigen  onD  b6fen  53orl)abens  luftig  onD  kurftroeilig  3U  fingen.  3m  Sl)on  /  es  gcl)t 
ein  frifd)er  ©ommer  Dal)er  /  t\i. ;  [Kleines Zicrzdchen.]    (SeDrudit  3U  örfel  /  Durd)  «Ricolaum  Senricum.  Anno  M.D.XCll. 

4°.     10  Bl.  mit    den  Signaturen:  —  SIj  A;s  —  B  5J,.  83  ?5i ,  mit   einem  Querfolioblatt  25  X  18  cm,   enthaltend 

.\bbildung  der  Stadt  und  der  optischen  Erscheinungen  am  Himmel  bei  untergehender  Sonne.     Weller  751. 

Marburg:   Miiirhen.  St.  li.  und  Xiirnberg.  flenn.  Miw. 

1592  Juni  28. 

(1)  erfd)2bdilid)e  «Reroe  Seittung.  ?)on  Der  ©raufame  /  t>ber=  naturlid)e  9BunDergerd)id)t  /  Def3  »Blutb2un=  nens 
3U  @ö2lingen  im  CanDt  ju  ©irtemberg  /  Ceon  berger  ©ogtet)  /  roeld)er  00m  28.  3unij  biß  auff  Den  9.  3ulii  /  Difes 
1592.  Sars  /  ganft  trarorig  onnD    kläglid)  mit  ?3Iutf(ieffen  fid)  er3eiget  l)at  /  allen    frommen  6^2iften  3U  tren)l)erBigcr 

mar-    nung  in  Drudl  Oerfertiget.  ,  ['.1  Znlm  Verse,  darunter  Ui>lz.H'hnitt  6.7xJ.f^  cm,  religiösen  Inhalts.]     ©etrudlt  3U 
augfpurg  bei  TOic^ael  9Ranger.  \  M.D.XCll. 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen: Sllij  — .    lü.  p   und  4V  leer.    Am  Ende  auf  Bl.  4'':  J.  R.  G.  F.  und  darunter  eine 

kleine  Zierleiste.    Weller  744.  Ziirirh  (Gal.  XVIII,  1522). 

(2)  @rfinDlid)e  befd)reibung  onD  ®arl)afftiger  ?3erid)t  /  Was  roüDer  fid)  an  «petcr  onD  ^auls  abenD  be: 
geben  unD  3ügetragen  /  Difes  1592.  jars  /  im  CanD  3Ö  ?Bürtenberg  /  ein  DReil  roegs  oon  Stuttgart  /  bei)  einem  Sledien 
genant ;  @erling  /  allDa  fid)  Das  ©affer  auf3  einem  «rönnen  in  «lut  oerroanDlet  / 14.  gan=  ^er  Sag  /  smorgcns  pon 
fed)6  Dl)r  an  /  ift ;  es  blutrot  gelauffen  /  biß  gel)n  («>.')  Der  5lad)t  /  Darnad)  roiDer  auffgcl)6rt  onD  gelauffen  roie 
3UD02  /  Da  er  eingefaf3t  ro02Den  ■  002  sroei)  jal)2cn  /  an  «ar=  tI)Olomei.  '  ©efangsroeifs  geftelt  /  3m  SI)on  •/  es  ift 
geroif3lid)  an  Der  jeit  /  2c.   @etrudit  3u  augfpurg  /  bei)  9111=   cf)ael  «langer.   3m  3al)r  1592. 

Kl.  8".    4  Bl.  mit  den  Signaturen :— 2lij  .    lil.  iv  und  4V  leer.    Weiler,  Amialen  II  S.  439  Nr.  620.    üerlin. 


Die  Metcnrologif  in  den  deutschen  Flurfschriflen  und  Flughlnttern  des  XVI.  Jahrb.  !)1 

1593  Januar  8/18. 

(1)  3roo  roarl)apge  5leroejcitung  /  ©nö  grüntitlic^e  @e=  rd)id)t  /  fo  )ld)  ben  xxoüj.  Senner  jü  Cabad)  [)at 
jugetragen  /  Das  ein  klein  SinD  ift  gefunden  rooiöen  /  [/^'x  /*  2  Xnlen  Titel.]  'Q'k  anöer  /  oon  errcJ)röcklid)en  onö  er= 
bärmlid)en  ©unDerjcictjen  pnö  9nif3geburt  sroeoer  SinDer  /  gerd)el)en   in  ber  6tet)ermarck  jö  5Räckerfpurg  /  Den  8. 3enner  / 

öifes  1593.  3ar6.  !  [HoUgchnitt  7.HX10  cm;  Mond,  durch  den  ein  Schwiert  geht,  unten  zwei  Mifxjilnirten.]  \ 

4".  4  Bl.  mit  den  Sijrnaturen:  -  Stij  ^iij  .  Bl.  i^  und  4  leer.  Am  Schluß  nuf  Bl.  3":  6rJlHtd)cn  @eb2UCht  jü  ©rä^  / 
In    öifem  1593.      Fehlt  hei  Woller.  (lotha,  lUbl. 

(2)  3n>o  roarl)affte  «tteroe  jeittung  /  5?  ©nö  grünötlidje  ®e=  rcf)id)t  /  fid)  Den  acf)ten  3anuari  ju  Cä=  bad)  f)at 
jugetragen  / Die  anber  /  ©on  erfdjjödilidjen  onb  erbirmli=    d)en  ©unberjeidjen  / ben  8. ,  Senner  /  bifes 

1593.  8arö.    [Ilnkschnilt  7.HX!).8  cm,  blutiges  Schtrert  durch  dtn  Mond  gehmd,  witen  zwn  Mißg'hurten.] 

4".    4   Bl.  mit  den  Signaturen:  —  Slij  ?Kij  — .    Bl.  4^  leer.    Am  Ende  auf  Bl.  41 :  ©r|}Iicf)en  ©ebruAt  }ü  Sraft  /    inn 

bifem  1593.      AVeller  770.  Miinrhen.  St.  li. 

1593  Januar  23. 
Zeittung  aus  Wittenberg  Dieses  1593.  Jars  den  25.  Januarij,  seindt  diese  Drey  Regenbogen  Sampt  Dreyen  Sonnen 

vmb  1  vhr  Nach  Mittag  gerad  Ob  der  Statt  stehend  gesehen  worden.  [Am  Ende:]  1593  Gedruckt  zu  Nürnberg  bey 

Georg  Lang  Formschneider  in  der  Judengassen. 

Foliohlatt  mit  Holzschnitt.    Weller  772  nach  Heerdegens  Sammlung.    Drugulin  (864). 

1593  Februar  10. 

Newe  Zeittung  Vnd  Wundergeschiecht.  so  zu  Constantinopei,  den  10.  Februarij  dises  1593.  Jar  öffentlich  am  Himmel 
gesehen  worden  . .  .  Durch  A.  M.  Im  Thon.  Kompt  her  zu  mir  spricht  Gottes  Sohn  . .  .  Gedruckt  zu  Schützing  in  Hun- 
gern, bey  Hansen  Männel.    Anno  1593. 

8".    4  Bl.    31   Strophen.    W'eller  773  nach  Butschs  Sammlung. 

1593  Februar  12,  13. 

roa2l)afftige  onb  ©laubroirbige  Gontejfactur  eines  fc(»rö*lid)e  ®unber}eid)en6  /  roeldjes  ben  12  13  ^fbruarij 
bifes  93  jars  ift  3U  3Türmberg  onb  au|°erl)aib  ber  6tabt  am    Simle  iRad)mitag  Dor  ber  eonenonbergang  ift  gefed)en 

roorben  [Holzschnitt  27. öXULO  cm,  eine  Nehmsonne  vnd  drei  Bogen  über  der  /Sonne.]  j  [Tut  zweispaltig  in  schlechten 
Ti/fien.  links  1!),  rechts  20  Zeilen,  darunter  in  der  Mitte  die  Unterschrift:]  @ebrud!t  JU  9lÖrmbcrg  /  bei)  Cucas  Snaijr 

Sormfd)neiber. 

Folioblatt.    Wahrsciieinlich  Drngulin  (869).  tiotha.  Mus.;  Xürnherg.  (Serm.  Mnx. 

1593  April  1. 
Drei)  n)arl)afftige  neroe  Seitung :    Die  erjle  /    Des  grarofamen  Srb=    feinbes  bes  Sürdiens  /  n)eld)e  er  Dor  kotier 
Seil  in  ^er=   fien  an  ber  6tabt  JRorebel  begangen  /  ojib  ober  20.  taufent  9nen=    fd)en  jämmerlid)  ermorbel  /  aber  ber 

^6nig  in  ^erfien   mit  gemalt     [weiter  11  Z'Hrn    Titel,  damnler   ein    Ti'irkeiihipf  in   Rahmen    1.8X5.5  cm,  links  und 

nchti  davon:]  @ebru*t  inn  ber  alten  6tabt  ^rag  /  bet)  3o=  l)an  6d)uman.  15  93.  Die  britte  erfd)redilid)e 
neroe  3eitung  /  ®eld)e  im  Canbt  ju  Seffcn  Don  bem  getreroen  lieben  |  ®Ott  /  ons  allen  jur  Tarnung  Dorgeftellt  / 
onb  bes  5lad)t6  am  $imel  gefel)en  roorben  /  bamit  es  nid)t  Dcrborgen  /  fonbern  Seöerman  jur  93efferung  kunbt 
onb  offenbar  fein  fol. 

4".  6  Bl.  mit  den  Signaturen;  —  9Iij  Sliij  —  S  Siij  (sie!).  Bl.  i^  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  6v  unter  einem  Zier- 
zehhen  ;  M.  D.  LXXXXIII.  .    M'cllor  760. 

Das  erste  Stück  32  Strophen.  Die  Himmelserscheinungcn  (phantastische  Beschreibung  eines  Nordiiuhts?)  hat  »§err 
9nartin  Seiffc  /  "Pfarrljerr  3U  %iftt)aufen  gefeben--  München.  St.  U. 

1593  Oktober  3. 

(Sine  Srbftlid)e  5leroe  Beittung,  ©ie  Sott  ber  21IImed)tige  aber=  mal  feine  ®i)ttlid)e  genabe  onb  l)ülff  ben 
6l)riften  er=  jeiget  t)at,  aifo  bas  \\t  in  kleiner  anjat)!,  roibcr  ben  *B!utgirigcn  örbfeinb  ber  6l)riftenl)eit  ben  Sürdten 
bei  6tul)lroeiffenburg  glüdilid)  gefiegct,  onb  jl)n  nibergeleget  l)aben,  1  3n  biefem  1593.  8al)i',  ben  !  4.  SRouembris.  1  Den 
3.  Odobris  ift  ju  alten  3ol)l  an  bem  9Ronben  gefet)en  roorben,  Da  benn  bie :  erfte  Quabra;  befj  SHonben  geroefen, 
aifo  bas  in  ben  9nonben  ein  (Srucifix  geftanben,  onb  mit  trüben  ©oldten  oberjogen  roor=  <  ben,  onb  nad)mal6  aud) 
nod)  jroecne  anbere  TOonben,  in  gleid)er  grijffe,  aud)  l)at  man  an  jl)nen  gefel)en  «Rot  Seroer  onb  ©lut,  onb  ,  groffe 
grerolict)e  6tralen  oon  fid)  geben,  jc.  Sierauff  ift  balb  ben  folgenben  SHontag  als  ben  4.  October  Vefpanin  onb 
Palotta  Dom  Sürdten  erobert  onb  eingenoinen  roorben,  alles  nibergel)aroen  onb  @efäbelt,  jc.  3tem,  i  abfage  Srieff, 
an  bie  ©ergitabte. !  [DruckersUjck.]    (Srftlid)  gebrudit  yx  "Prag,  burd)  j  3oI)annes  6d)uman. 

4".    4  Bl    mit  den  Signaturen:  — ,  aij.  SHij     -•    Bl.  4^'  leer.    Weiler  III  74.  Breslau,   1'.  B. 

1595  Februar  2. 

Zwu  Warhafftige  Newe  Zeittungen.  Die  Erste:  Von  den  erschröcklichen  Wunderzeichen,  so  Erschinen  sindt,  vber 
der  Statt  Münster,  in  Westphaien,  Wie  in  der  Nacht  drey  Sonnen  am  Hiriiel  gestanden  durch  jede  Sonn  ein  Blutig 
Schwerdt: 

S"    4  Kl.  Am  Ende:  Erstlich  Gefruckt  zu  Metz,  bey  Anthonj  de  la  corda.  1595.  Z«ei  Lieder.  Nach  AVeller8o9.     Wie». 


«)2  II  i:  1. 1  M  A  N  N  : 

1595  Februar  23. 

©art)ajftige  'Jleroe  Seitung  /  6o  fic*)  auf  öem  ®e-  bürg  /  ein  l)albe  OTeil  Don  ©oöcn=  ftain  /  3n  einem  ©öjflein  / 
Don  neun  SertTtättcn  6ofprunn  genanbt  /  ©cn  23.  Scbr.  ?lnno  1595.  3roird)en  2.  i  onD  3.  öl)r  JJad)  OTittags  l)at 
3ugctragen  /  bü  in  einem  j  augenbü*  /  öer  6d)nce  onö  ^Bajler  Drei)  6täöel  fampt  ei=  j  nem  §auf5  /  3n  roeld)em  13.  "perfon 
geroefen  Jini)  /  öie  eilff  •  l)inn»egh  gefü()it  /  erfeuffet  onD  errd)lagen  /  aber  ein  Änedjt  /  onb  öefj  «Dorfleins  §utmann 
auf}  Dem  Saufj  /  auff  roafcr !  roeofe  jl)nen  nidjt  53en)uft  /  oon  (Sott  errettet  /  onD  be^m  ee=  ben  erl)alten  roojDen  / 
Der  ein  6taDeI  aud)  ein  jungen  Äna= :  ben  /  crFdjIagen  /  in  allem  12.  'ßerfon  jämmerlid)  Dmbkom=  men  oon  einem 
©laubroirDigcn  in  iRaim  gefalTet  /  tt)eld)er  Dabei)  geroefen  /  onnD  roie  Die  armen  Ceutl)  aufj  Dem  6d)nee  onD  ^BaJTer 
nad)  cinanDer  gebrad)t    tPOiDen  fein  /  gefel)en  l)at.   9ilag  aud)  gefungen  roerDcn  /  3m  SI)on:  erbarm    Did)  mein  0 

§er2  ©Ott  /  2C.    {llohsclinilt  4.6x6.0  cm,  Arche  Noah,   mit  der   Vmschrift,    [ink.i:   ©eDrudlt  JU  ^\iXT\\)txq  /  rr-thls: 
Durd)  6i)2iftoff  Cod)ner.    ] 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?lij  StHj  — ■     Weller,  Annalen  I  37.  lierlin. 

1595  Januar  16  bis  März  2. 

ein  kläglid)er  6prud),  Don  Dem  groffen  ^affergufj,  fo  fitf)  3"  3!ürnberg  oom  16. 3enner  bis  2.  TOartii  1595 
jugetragcn.   1596. 

4".     Weiler,   Anniilen  S.  257   Nr.  314. 

1595  Februar  24     28. 

\l)nt(/iilin  (!>}3)  verzriclmet  foli/enden  Kinhlattflrurk:]  Warhaffte  Beschreibung  der  drey  vnerhörten  gewaltige 
Wassergüssen  —  so  schnell  auffeinander  durch  Nürnberg  geflossen,  vnd  was  für  schaden  gethan.  \Vnti-n  dreisjmltiij' 
Beschreibnng  in  Reimm]  Gedruckt  zu  Nürnberg,  bei  Lucas  Mayer  Formschneyder. 

1595  Oktober  19. 

DOCT.  lACOBI  COLEB!    «ßrobfl  3U  Berlin  |  eigentlid)er  bericl)t  /  ©ö  Den   felgamen  onD  5U  onferer  3eit  Dner()6rten  / 
©unDerroerdien  onD  @efd)id)ten  /  fo  ^\i)  nerolid)er   jeit  in  Der  ?Rardi  ^ranDenburg  angetragen  /  onD  oerIauf=   fen 
l)aben  /  onD  nod)  teglid)  gefd)el)en.  j  [8  weitere.  Zeilen.]  j  hierbei)  roirD  aud)  ein  fonDerlid)  ®unDer3eid)en  '  onD  gefid)t 
am  Siüiel  gemeltet  /  ®eld)Cö  M.  loachimus  Vvoilinus  /  j  ^farrt)err  ju  Sofeen  /  inn  einem  fc^reiben  an  obgcmelten  §crrn 
D.  lacobum  Colerum  geDen*et.  |  [Wapptn.]  1  ©eDrudtt  ju  erprDt  /  Durd)  TOartin:  ^Bittet  /  3n    oorlcgung  "Paul  ©rad)= 
feitö  /  im  3al)r  1 1595. ! 

4".  14  Bl.  mit  den  Signaturen:  21,  S,  6,  ?).,  i  Tafel  (29X22  cm)  in  Kupfer  mit  der  Darstellung  von  allerhand 
Wunderzeichen. 

Optische  Erscheinung  oder  Nordlicht  in  der  Nacht  des  19.  Oktober  1593.  Der  Text  verweist  auf  die  Nummern  in 
der  Zeichnung,  z.  B.  13  Großes  Kreuz  durch  den  Mond  um  Mitternacht.     Berlin;  Lübeck ; München,  St.  B.;  Kümberi/,  St.  B. 

1595  Sommer. 

(i)  «Herne  Seittungen.  j  39In  roeld)en  aujf  Das  kürgeft  onnD  j  9li(t)tigeft  jufamen  gebiad)t  /  roaa  fxd)  fürnämb=  Itd)  / 
oon  Dem  17.  Sag  /  Defs  «Ulonats  3unij  /  bifs  auff  Den  15.  Sulij  /  Def3  ]  1595.  3al)jeö  /  inn  gungern  /  DuDer  Dem  gürjltcn 
»on  snannfjfelDt  / 1 [3  Zeilen]  j  kommen.  9öas  für  ein  6d)2i3dilicf)eö  ©etter  /  omb  j  @jof3  ©arDcin  geroefen 

fet)e  /  JC.  I  [HolzscJinitt  9X9  cm,  Schlachlbild.]  \ 

4".  4  Bl.  ohne  Signaturen.  .\uf  Bl.  4V  am  Schluß:  erftlid)  ®etru*f  3U  ©icn  /  bei)  Sanns  Siptfel.  •  Weller  804. 
Großer  Hagelfall  bei  Groß  Wardein.    Einige  Hagelsteine  ungewühnlicli  groß,   »als  gemeine  Bal^knollen-.  Ulm. 

(2)  Sönfferlet)  5Barl)afftige  Jleroc  3ei)ttung  /  \  Die  erfte  auf3  ?)ngern.  ©ic  Das  Die  Sfirdien  in  :  ©ngern  mit 
etlid)en  ©c^iffen  auff  Der  Donaro  auf3=  |  geftanDen  /  onnD  einen  träfflid)en  ed)armöSeI  mit  Den  onferigen  /  i  3roird)en 
Äo*orn  onD  @ran  getl)an  I)aben.  Darinnen  roirD  aud)  oermelDet  /  roae  !  SoDt  bliben  ift  /  ©arauff  ©raff  6arol  Don 
JnansfelD  /  Den  xxij.  Sulij  Das  ?Baffer=  |  ftäDtlin  /  fampt  Den  «Ranöenftätlin  /  onD  Den  3aun  /  roeld)cs  allee  omb  Die 
©eftung  \  [weiter  12  Zeilen  Titel.]  j  3um  Dierten  /  ©irt  aud)  l)ierin  angeaeigt  /  roie  ein  grof3  cngeftimm  ©ötter  omb 
©artein  /  in  ?3ngern  gcrocfen  /  onD  6tein  geroorffen  /  groffer  Dann  Die  i  gfiner  eper  /.  »nD  Das  in  etlidjen  9nenrd)en 

angefid)ter   3u  erkennen  geroefen  finD  /  2c.  j  3um  fünften [."?  Zeilen  Titel.]  \  [Zier:eichen.]  j  grftlid)  getrudit  5u 

^rag  /  Durd)  Sans  6d)uman  /  j  Anno  M.D.LXXXXV.  i 

4".    4  Kl-  mit  den  Signaturen:  —  91,  aüj  — .    Bl.  4^  leer.    Von  Weiler  (620)  irrtümlich  dem  Jahr  1585  zugeschrieben. 

MiincheiK  St.  B. 

1595. 

Sleglid)e  @efd)icl)t  /  j  ©on  Der  grof=  I  fen  erbermlid)en  ©affcrs  9lotl)  /  fo  an  allem  enDe  in  Deut=  fd)cm  CanDe 
ergangen  finD  /  Da  es  bet)=  |  gemelD  /  etlid)e  CänDer  /  6tr6m  /  6täDt  onD  bxi\)tx  i  Da  es  Dncrt)orten  grerolid)cn  6d)aDcn 
getl)an  /  5In  9nenrd)en  /  ?)iel)  / '  Seufer  onD  fefte  9Srö*cn  /  2lud)  3nüe= !  len  /  edier  /  ©arten  onD  «ÖJiefen  /  3n  Diefem 
1595.  3al)r  /  @efangf3= ,  roeife  geftellet. ,  3m  S^on  / ;  ®ie  man  Den  K6nig  eof3lau  finget  /  2C.  Die  auDcre  3citung  / 
©ie  man  bei)  SarftaDt  '■  in  5ran*enIanDe  /  klar  lauter :  9nel)l  aus  Der  SrDen  ge=  graben.  3m  St)on:  6s  ijt  geroif3lid) 
an  Der  3eit  /  etc. 

Kl.  8".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:    -  Slij .    Weller.  Annalen  HS.  440  Nr.  62  v  Berlin. 


Dir  Mefeoroloyir  in  di-a  lU-utxchoi  Flui/schrifti'ii  und  Flugblättern  des  XYl.  Jahrli.  i)3 

1597  Mai  1  (18). 

3roo  roarl)afftige  nero  jeitung  /    ©ic  Srfte.    ?3on  einer  Dn=   ert)6rter  rci)re*Iid)cn  @e=   rd)id)t  /  fo  fid)  in  öiefem 

igigen  97.    '^axt  jugctragcn  /  3u  Cangenberg  /  im  a6l=    Ttb^n  CanDe  /  ®ic  ein  fd)n)anger  ©eib |  "Die  Slnber  | 

©on  einem  errd)recklid)cn    @en)itter  onö  Jcroersnotf)  /  auc^    Blutregen  /  fo  @ott  ober  Die  6tat  6d)il=  |  brick  /  in  5cr 
6d)lcficn  /  ergel)en  laJTen  /   @erd)el)en  öen  1.  TOaji  1597.   3m  SI)on  /  gilff  @ott  öas  mire  gelinge. '  ©as  Dritte 

Kl   8".    4  Bl.  ohne  Sisnaturen.    Hl.  4'''  Irer.    \\'eller  845.    (rewittcr  und  Klutregen  nm  18.  Mai.  lierlin. 

l.>»7  Juni  1. 

fiurge  onö  aud)  grunDt=  lic^e  roarl)affte  9Teüroe  3e«)tung  /  oon  einem  Dnerl)6iten  errd)20chlid)en  ongeroit=  ter  / 
fo  ju  ©irftburg  im  Srancftenlanö  Den  erfte«  tag  Sournonats  ^id)  3ügetragen  |  l)at  /  mit  groffen  fteinen  /  onD  erfd)ro*= 
li=  d)em  ©affer  /  Dafj  oeDerman  mei=  nen  t()ett  /  Die  Ittfte  3ei)t  Defj  ;  Ferren  feo  oor:  '  l)anDen.  !  [Kleines  Zier- 
z''ich>>».\    erftlid)  getruAt  jü  ^Bamberg  bei)    Quirinus  ^eck  in  Der  |  Sargaffen.  1597. 

Kl.  8".     4  Bl.  mit  den  Signaturen ;  —  Slij  Sliij    -.     Das  letzte  Blatt  fehlt  im  vorliegenden  Exemplar.     Weiler  846. 
Starker  Gewitteiiegi^n  mit  Hagelsclilag.  Berlin. 

1597  Juni  15/16. 

1 1 1  'IBarl)afftige  erfd)recklid)e  «Herne  3eitung  onD  @efd)id)te  /  fo  fiel)  auffer  onD  in  Der  6taDt  6traIfunDt  Diefes 
jeglauffen^  Den  97.  gars  Der  minDern  3al  3ugetragen  onD  begeben  / '.  als  Daf3  ee  3U  Dnterfd)ieDlid)en  malen  Slut  onD 
edjroefel  geregnet  aud)  Seror  oom  §immel  auff  6.  SRarien  [  Äird)e  Dafelbfl  gefallen.  3tem  »on  einem  9BunDcrbar= 
!id)en  ®efid)te  /  fo  einem  Bürger  Dafelbfl  begegnet  /  roie  Der  6I)riftIid)e  Cefcr  auf3  er3clung  Der  @efd)id)te  |  roeiter 
oernemen  roirD.  \ZUrst,wh-.\  (Srftlid)  in  Der  gürftiid)cn  ©rudierei)  3U  ^artl)  ''  in  «Pommern  geDrudit  /  Se^t  aber  3U 
«oflodi  bei)    6l)riftoff  3?euf3ner  na(ft  geDrudit  /   anno  1597. ' 

4".  4  lil.  mit  den  .Signaturen:  —  Slij  aüj  — •  Bl.  i»  leer.  Am  Schluß  gezeichnet;  ....  gonroDe  6d)IÜffelburg 
©OCtOr  /  anno  1597.  Fehlt  bei  Weller,  der  aber  unter  Nr.  840  den  ersten  Druck  aus  Barth  nach  einer  bibliographischen 
Srlirilt  anführt:  daß  diese  Ausgabe  wirklich  existiert,  beweist  die  nach  ihr  gemachte  niederdeutsche  Übersetzung. 

Mi'inchen,   U.  B. 

(2)  [Zürltisie  mit  Engelskopf  in  der  Mitie.]  3Barl)afftige  (Srfd)iedilid)e  ncme  3eittüg  /  ge{id)t  onD  gefd)id)t  / 
60  nd)  aufferl)alb  onD  in  Der  6tat  6traaIfunD,  Dieses  iötlauffen=  |  Den  1597.  Sars  3ugetragen  onD  begeben  /  alf3 
Das  es  3U  Dnterrd)ieDlid)en  malen  onD  ÖJtern  ©lut  on  6d)roeffel  geregnet  /  aud)  Seror  com  §iifiel  auff !  6anct  TOarien 
S^ird)en  Dafelbft  gefallen.  3tem :  oon  einem  rounDcrbarlic^en  @e=  Hd)*«  /  f"  «'"«"i  Bürger  Dafelbft  begegnet  /  ®ie  Der 
(Sl)rift    lid)e  Cefer  aus  erftellung  Der  gcfd)id)t  roeiter  Derneinen  roirD.  ;  [In  der  Mitte  kiemer  llohschnitt  0..5  x  ö  cm, 

drei  Mänmr  tceism  auf  eine  Ersrhrmung  am  Himmel,  links  davon  steht:]  1  3n  Der  SB  1  rftlid)en  Ju  ;  Bart  Dru^  \  djerei)  / 

in  i  t^ommern  .  erftlid)c  ge=  i  Drudit  /  pftt  \  aber  3U  Wo  /    [rechts  rom  Ilohschniit  die  Fortsetzung:]  ftodi  bei)  6l)riftoffer  j 
5Reuf3ner    nad)geDru    dtet.    anno  ,  1597. 

4".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  23  '■ — .  Bl.  i^'  und  4*  leer.  Am  Schluß  auf  Bl.  4'  bezeugt  Conrad  Schlüssclburg, 
daß  die  pluvia  prodigiosa  in  Stralsund  gefallen  ist.     Fehlt  bei  Weller. 

Nach  einem  handschriftlichen  Vennerk  auf  dem  Greifswalder  Exemplar  ist  nach  diesem  Druck  unter  Verändeiung 
der  Orthographie  von  Michael  MeJfer   in  Stralsund   eine  neue  Ausgabe  im  Jahre  1681  (4".  i  Bogen)  veranstaltet  worden. 

^  Grdfxw'itfJ. 

(3)  ®arl)apige  erfc^redilid)e  «Reuroe  Seitung  onD  @efd)id)te  /  fo  fid)  auffer  i  onD  in  Der  Statt  ©tralfunDt 
Diefes  3fftlauffenDen  97.  3ars  Der  minDern  3all  3ugetragen  onD  begeben,  als  Das  es  ]  3U  i)nterfd)ieDtlid)en  mal)len 
©lut  onD  6d)roeffel  geregnet  /  aud)  '  Seroer  oom  Simmel  auff  6.  DITarien  Sird)e  !  Dafelbft  gefallen. !  3tem  oon  einem 
©unDerbarlic^en  @efid)te  /  fo  einem  Bürger  Dafelbft  begegnet  /  roie ;  Der  6l)riftlid)e  Cefer  auf3  er3el)lung  Der  ®erd)id)te , 
roeiter  oernemmcn  roirD.  [llutzschnitt  (!.'>xö  cm,  flankiert  auf  beiden  Seilen  von  Zierleisten..]  ®rt)pl)f5roalDen  / 
SeDrudit  Durd)  auguflin  Serber.    Anno  M.D.XCVII. 

4°.  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  aij  aüj  —  Bl-  4*  leer.  Der  Bericht  ist  gezeichnet  »(SonraDuS  6d)Iufrelburg  SOrtOr 
Dafclbpen".    Fehlt  bei  Weller.  Berlin. 

(4)  ®ar!)afftige  (Srfd)rcdtlid)e  iReuroe  3eitung  onD  @efd)id)te,  fo  fid)  auffer  onD  in  Der  6taDt  6tralfunDt 
Diefes  ^eöHauffenöcn  97.  Sarcs  Der  minDcr  3all  3ugetragen  onD  begeben,  ais  Das  es  3U  onterfd)ieDtIid)en  mat)Ien 
Blut  onD  6d)roefel  geregnet,  aud)  Seroer  oom  Simmel  auff  6.  TOartin  Äird)e  Dafelbft  gefallen.  Stem  oon  einem 
roünDerbarlid)en  ®e:   fi^te,  fo  einem  Bürger  Dafelbfl  begegnet,  roie  Der  St)ri]tlid)e  Cefer  auf3  er3e|)lutig  Der  gefd)id)te 

roeiter     oernemmen  roirD.    [Holzschnitt  5.S  X  '>.2  cm,  jüngstes  Gericht,  rechts  und  links  Röschenleiste.]  '•  @ri)pl)if3roalt 
öeDrudtt  Durc^  auguftin  Serber.    Anno  M.D.XCVII. 

4".    4  Bl.  mit  den  Signaturen:   —  aij  aüj     •    Bl.  4V  am  Ende:  bekenne  id)  (SonroDuö  !  6d)lüffclburg  Soctor, 

anno  1597.    [Großer  Druckstock]    .     Bl,  4^  leer.     \\'cller.  Zoitiingen  III  85.  Bi-esUui,    U.  B. 

(5)  ©arl)afftigc  erfd)re*li)ke  9Tt)e  Xi)Dinge  onDe  gefd)id)te  fo  fidi  buten  onnDe  in  Der  6taDt  ©tralfunDt  Düffes 
lopenDen  1597.  3al)r6  Der  ringern  Sali  tl)ogeDragen  onnDe  begeoen  aifo  Dat  t)öt  f()«>  onDerfd)etliken  mal)Ien  BIoDt 
onD  6d)roeocl  geregenct  od?  Sürocr  oonn  .^emmel  op  6.  SlRarien  Verdien  Darfulocft  gefallen.  3tem  oon  einem  ?SunDer= 
liken  0erid)te    fo  einem  Borger  Darfulocft  bejegenet    aife  De  d)riftlike  Cefer  otl)  ertl)ellinge  Der  @efd)id)te  rot)Der  Dor: 


94  II  Kl,  I.  M  A  N  X  : 

ncl)men  werbt  ©rftlich  geörucket  in  Der  ^örftühen  Drüdteroe  tf)o  ^arfl)  in  ^ommcren  iHageörüdiet  fi)o  Sombord) 
öord)  <pj)ilippum  pon  OI)r.    Typis  Binderianis    Anno  MDXCVlj. 

4».  4  Bi.  Mitgeteilt  von  Hrn.  Dr.  Claussen,  Rostocli  (nach  ScIioUer,  Biicherkunde  der  niedersäcjisischen  Sprache 
Nr.  1162).    Fehlt  hei  Weller. 

Es  gibt  auch  eine  Übersetzung  ins  Dänische  und  Niederländische. 

(6)  9)om  ^lu&tregen  3n  POMMERN  (Sine  erinnerung  an  al=  le  öafelbft  ^reöigcr  'Bolgaftifdjer  ortl)ö.  ©eftellet 
Durd)  DOCTOREM  FRIDERICUM  RUNGIÜM  Der  ort()5  general  6uperintenöenten.  [Kkines  Zter:eichen.]  @ri)p()if3roaI5t 
©cörucht  öurd)  auguftin  gerbcr  /   5lnno  1597. 

4".     6  151.   mit  den  Signaluren:   —  Slij  Sliij  SlÜij   —   -  -.  ■  BiU.  Hellmann. 

(7)  5)om  «lubtregen  i  3n  POMMERN  \  eine  erinnerung  an  al=  le  öafelbft  *preöiger  ®oIgaftifd)e6  ,  ortI)6.  ©eftellet 
burd) ;  DOCTOREM  FRIDERICUM  RÜNGIUM  j  Des  ortI)S  general  6uperintenbenten.  [Kleinen  Zieneichm.]  @ri)pi)if3n>albt 
©eörudit  burd)  SJuguftin  Jerber  / '  SInno  1597.  | 

4».  6  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  ?lij  9liij  ?liiij  —  — .  Offenbar  derselbe  Druck  wie  der  vorige,  nur  mit  Verbesse- 
rung der  beiden  Druckfehler  in  der  5.  und   11.  Zeile  des  Titels. 

Auf  vorliegende  Schrift  nimmt  Bezug  die   1618  ers<'hienene  Schrift   des  Greifswalder  Generaläuperintendenten  Bar- 

TuoLDus  Keakevitz  :  6()riftlic^e  /  ©olgcmeinete  ©ebandien  /  33on  bcm  jftt  brenncnben  gometen  / ,  —  9leben(l  angel)engter 
©rnjUen  /  3U  bicfcr  Seit  i)0(i)n'6--  tigen  erinnerung  /  oom  Slutrcgen  in  Sommern  /  an  alle  prebi= '  ger  TOolgaftifd)eö  orls  /  burd) 

6.  §errn  FRIDERICUM  RuNGlüM     (Greil'swald,  Hans  Witt   1618.   4°.    14  Hl.)  Beide  in  (ireifgteaid. 

(8)  DE  :  PLUVIIS  PRODI- ;  GlOSiS  SPECÜLATIO    PHYSICA  ET  HISTO-    RICA,    ©on  Slutregen  onb    anbern  ?Bunber= 
baren  unnatürlichen  j  3)ngen)i)I)n!id)en  5Rcgen  /  eine  Sren)f)er$ige  |  cnnb  inot()n)enbige  erhlcrung  /  geftellet    Durd) 
DAVIDEM  HERLICIÜM,  Phi-  |  lofophiae  &  Medicinae  Doctorem,  ©nb  Der  Univer-    [itet  ©rpp^ifsroalbt  im  ^ommem  Pro- 
felTorem  publicum. ;  3m  XI.  PSALM,  i  Der  §6315?  roirö  regnen  laffen  über  bie    ©ottlofen  ©li^  /  Seror  onb  6d)roeffel  / 
onnb  roirb  jl)nen  ein  TOetter  ju  i  Iot)ne  geben.   @rt)pl)if3roalbt.   ©ebrudiet  burd)  2luguftin  Berber  /   Anno  M.D.XCVII. 

4°.  16  Bl.  mit  den  Signaturen:  21  S  6  ©  Diese  Schrift  wurde  oH'enbar  durch  den  Blutregen  in  Pommem  vom  Jahre 
1597  veranlaßt.  li'rlin. 

(9)  Zwo  warhoCftige  Zeitung  vnd  erschröckiiche  Geschichten,  so  sich  in  der  Statt  Straisundt  begeben,  wie  da& 
es  Blut  vnd  Schwefel  geregnet ...  Im  Thon :  Ewiger  Vatter  im  Himelreich 

8°.    Weiler  843  nach  einem  Katalog  von  .\.shcr  vom  Jahre   1854. 

(10)  Der  Bbitrrgen  gab  offeuhar  auch  die  Veranlassung  zur  Verojfpiitiichung  der  folgendin,  auf  der  Greifswalder 
I  nirerfitätshibliothek  vorhandenen  kleinen  Schrift: 

SYNAPieMHIlE    SIVE  ;  ENVMERATIO  QVORVN-    DAM  PRODIGIORVM,  ET  PVB-    LICARYM  CALAMITATVM,  QV/£ 
EA  SVNT  SVBSECVTiC,  ET  DEINCEPS  '  CERTO  SVBSECVTVRS  VIDENTVR;  SIMVL  AN-     nexam  habens  rruz^wc-rw  ad 
omnes  homines,  ut  plurimis  ;  hifce  prodigijs  &  calamitatibus,  quibus  Devs    ttcwoaiSt^uiv  nobis  minatur,  moti:  iram  Dei 
deprecentur,  &  feriö  poenitentiam     agant.     GEORGIO  BRANDEBVRK  Au-    ctore.  P.  P.    [Kleiner  Jhhschnitl:  jüngstes 

Gfricht  (:')]  j  Pcibioi'  :--ri  ij-mixcctScii  y,  wixiir'^ca     SEDINI   TYPIS  RHETIANIS.     Anno  cb.  b. XCVU. 
Kl.  4".    (30)  Bl.  mit  den  Signaturen  A— G.    Titel  und  Text  innerhalb  Randleisten. 

Ein  lateinisches  Gedicht  des  Stettiner  Professors  Georg  Bka.ndenburgk  [so  unler->chreibt  er  sich  in  der  Widmung], 
in  dem  alle  mögliehen  auffälligeii  meteorologischen  Erscheinungen  und  deren  meist  unheilvolle  Folgen  aufgeführt  werden. 
Vom  Blutregen  heißt  es  auf  Bl.  6': 

Pi'O  pluvia,  coeli  delapsus  ab  aeihere  sanguis 

llic  ubi  Stetini  uioenia  clara  jacent 
Arboris  in  foliis.  viridanle  &  gramine  campl 
Est  Visus  Vera  visibilique  nota. 
Hiernach  ist  der  »Blutregen«   außer  in  Stralsund  und  Greifswald  auch  in  Stettin  beobachtet  worden. 

1598  Mai  6,  17. 

(i)  ©ret)  rotrl)apge  neroe  Seittungen:  Die  erfte:  ©on  bem  gewaltigen  onb  erfd)j6dilid)en  9Better  /  fo  ben 
fedjjten  ;  TOaij  an  eilen  Orten  gefd)el)en  /  211s  nemblid)  5u  Sexfum  /  bei)  ber  ©tatt  9nei)nS  /  onb  an  bcr  TOufel  bct) 
Srier  /  onnb  aud)  im  (S6llnifd)en  Canbt  /  mas  es  für  ge:  roaltigen  6d)aben  getl)an  /  pn  6tätten  onb  ©brffem  / '  an 
5nenfd)en  /  ©iel)e  /  ©einbergen  /  ©arten  /  ediern  onb  9öifen  /  bas  Äorn  Derfd)ipemmet:  2Iud)  roic  brei)  6onnen  onb 
Jlegenbogen  /  ben  17.  OTaij  /  gefe!)en  rour= ;  ben.  51Uen  9Ilenfd)en  jur  ©ufs  gefangsroepfs  geftel=  let.  3m  SI)on  /  rpie 
man  ben  einben=  fd)mib  fingt,  ©ie  anber: !  Slufj  bem  «Riberlanb  /  sroo  fmeplipegs  oon  66ln  /  in  einem  Slofter  ju 
6.  6atl)arinen  genen=  !  [drei  Zeilen  Titel.]     -Die  Dritte:    ©on  brep  6d)ulerknaben  /  roie  fie  aug  ber  6tatt     [noch 

!l  Zeilen  Titel.] 

4".  4  BI.  mit  den  Signaturen :  —  91ij  gijij  — .  Bl.  4V  leer.  Am  Ende  auf  Bl.  4^ :  erjÜlicb  getrudjt  iü  6Bln  /  bei)  JliclaUS 
6d)reiber.   3m3ar1598.:.     Weller,  Zeitungen  861   und  .\nnaleu  It  S.  443  Nr.  639.  Miinchen,  St.  B. 

(2)  Drey  warhafftige  Newe  Zeittungen.    Die  Erste  vonn   dem  gewaltigen  unnd  Erschröckhiichen  Wetter.  So  den 

6  Maji  an  vilen  Orten  geschehen (m  Versen.)    Colin  1598.  4". 

.\nsrheinend  von  der  vorigen  verschiedene  Ausgabe.  London.  Brit.  Muteuni 


Die  Mcteorologu'  in  den  deutschen  Fhi(jschrißen  und  Flugblättern  des  X  VI.  Jahrh.  U  ."> 

1599  Januar  6  (1598  Dezember  24). 

( 1 )  @rünötlid)e  onö  ?Barl)afftige  neroe  Seitung  oon  einer  Dner=  l)örten  onb  3uuor  nie  gefel)ener  snifjgeburt  / 
6o  5ur  Ciben  inn  Obern  Caufjnift  oon  eines  armen  §irten  ©eib  geborn  red)t  onb  natürlid)  /  roie  in  Diefer  gigur 
5U  fef)en  ift  /  gerc()el)en  am  Sage  i>er  l)eiligen  örep  Könige  /  öiefes  jeftt  lauffenöen  1599.  Sa'ji'ö.  Die  anDer  Seitung  / 
oon  öer  gewaltigen  ©affersnotl)  /  6o    öie  oergangen  Saftnad)t  in  Der  ©taöt  *Rom  gefdjeljen. '  ^Vürspaltigcr  Text,  in 

der  linken  Spalte  oben  ein  kleiner  Holzschnitt  der  Mißgeburt;  unten  in  der  Mitte  die  Unterschrift :\     ©rftlicf)  geöruckt 

ju  ©rfel. ; 

Folioblatt.  Das  Bild  tritt  gpgen  den  langen  Text  sehr  zurück  und  ist  unkoloriert.  Ob  die  Zeitangabe  (Fastnaclit) 
für  die  Tiberüberschwemmnng  richtig  ist.  erscheint  fraglicli.  Sicher  gab  es  solclic  am  23. — 25.  Dezember  1598  und  am 
10. — II.  .lanuar  1599.  Gotha.  Mim. 

(2)  3roo  n)arl)a)ftige  5leroe  3eitung  /   Die  (Srfte  /  2luf3     ßomorjn  /  00m  6.  Renner  /  ,  anno  1599.  roelcl)e  bei) 

einem  Sörck=    \fd)en  ßurier  / Die  anDer  Seitung  /  onnD    roal)rer  bericf)t  /  oon  Der  geroaltigen  ftrajf  ©ottee  / 

onnö  jämmerlid)e  ©aJTerö    notl)  /  60  bie  oergangen  ©einnad)ten  inn    aller  ?Belt  bekante  6tatt  SRI)om  /  gerd)el)en  / 
onö  roas  es  für  geroaltigen  ^at>cn  ge=     tl)on  /  finbt  jl)r  l)ie  ©efangsroeifj     berid)t.    3m  S()on  /    Wit  man  öen 
Cin{>enrd)mtbt  fingt  /  . 

Kl.  8".  4  151-  ohne  Signatuien.  Am  Schluß  auf  Bl.  4» :  ©ebrucht  3U  SÖrlift  /  bei)  9TclaUS  ?5ol6en  /  ?lnnO  /  99. !  [Kleines 
Zierzeiclien.]    AVeller  871. 

Einen  Einblatidruck  mit  tsrheehischem  Text  (erschienen  bei  W.  Stiijbrsky  in  Prag)  über  die  Überschwemmung  in 
Rom  erwähnt  Dl.\bacz,  Nachricht  von  den  in  böhm.  Sprache  verfaßten  Zeitungen,  S.  21.  Tierlin. 

1599  März  1. 

fBarl)afftige  onöe  erfdjreAlohe  9Bunbergefd)id)te  /  fo  fi*  im  lan=  be  tl)0  Solflein  tl)ogebragen  /  in  einer 
etabt  Olöenbord)  genanbt  /  \i>uen  5nt)le  roegcs  oan  CübeA  gelegen  /  in  bef=  fem  1599.  3al)re  /  ben  1.  9nartij  /  oan 
einem  iRcgcnbagen  onbe  erfc^rechlt)hem  ©nroebber  /  nid)t  anbers  alfe  roenn  be  Süngefte  Dad)  geha=  men  onbe  oor 
ber  Dö!)re  roere  /  barbeneuen  ock  /  roo  TOepten  /  (Srnete  onbe  9Di*en  op  ben  ackern  /  be  fe  tl)o  befel)en  IjennutI) 
gegal)n  fönt  /  ben  morgen  barna  /  oon  jebermanne  t)6  gefel)en  onbe  opgel)auen  roorben.  [Hoh-H-hnitt :  jüngstes  Ge- 
richt.]   (Srftiqck  gebrUcket  tl)o  Cübeck  /  bi)  (Sl=   fabe  Ärögers  / 1599. 

8".  4  Bl.  Signatur  31,  mit  Ku.stoden.  Mitgeteilt  von  Hrn.  Dr.  CLAUsst.v,  Rostock.  Nach  demselljcii  Gewährsmann  be- 
findet sich  eine  .\usgabe  in  hochdeutscher  Sprache  in  Wolfenbüttel.  Lüneburg. 

1599. 

Drey  warhaffte  Newe  Zeitungen Die  Dritte.  Von  dem  erschrecklichen  Wunderzeichen  eines  Crucifix,  so  ge- 
sehen worden  in  disem  99.  Jahr. 

4".    4  Bl.    Am  Ende:  Cetruckt  zu  Nürnberg,  bey  Abraham  Wagemann,  im  1599.  Jar.    In  Versen.    Nach  Weiler  865. 

Frauen  feld . 
1599. 

3100  ®arl)afftige  9Teroe  3eitung  /  Die  (Srfte  /  ©on  ben  ©raufammen  /  91ud)  rd)r6dilid)en  /  onb  juuor  oner^ 
l)brte  ©unber3eid)en  /  fo  man  in  ber  9Tad)t  002  bem  Sag  /  TOaria  ©eburt  in  ben  Cüfften  gefel)en  /  als  nemlid)  an 
bem  ganzen  Weinftrom  /  roie  aud)  in  bem  911ed)elburgerlanb  /  onnb  omb  bie  6tatt  Cütid)  onb  66ln  im  SRiberlanb  / 
aud)  anbcm  C)r=  ten  mel)r  /  ()ergegen  aud)  roiberumb  oon  ben  graufamen  Grbbibemen  /  fo  fid)  bar=  auff  erl)aben.  \ 
Die  anber  3eitung  /  3ft  oon  einem  ©ilben  Wann  /  fo  fid)  in  bem  Canbt  ju  Solftein  /  ®ie  aud)  auff  bem  ?Balb 
onnb  Canb  /  hierin  mit  grimmig=  lid)em  @efd)rei)  /  t)at  l)6ren  onb  fel)en  laffen  /  auc^  oon  einem  ©üben  ®urm 
onb  Srad)en.   3m  tl)on  /  0  (Sroiger  öatter  im  Simmelreid).   ©ebrudit  ju  Srädjfurt  am  5nai)n  /  burd)  3ol)anne6  6aroer.  1 

Kl.  8".  4  Bl.  mit  den  Signaturen:  —  %i\  9liij  — .  Sehr  allgemein  gehaltener  Bericht  über  nordlichtartige  Erschei- 
nungen, Sturm  und  Erdbeben,  ohne  genaue  Angabe  der  Zeit.    AVeller  874  verlegt  die  Schrift  ins  Jahr  1599. 

Herlin,  St.  n.  (\'e  Ö411). 

Schlußbemerkung. 

Auf  .S.  4,  zweiter  Absatz,  habe  ich  bereits  darauf  hingewiesen,  daß  bei  den  Titelaufiiahinen,  die  sich  auf 
einen  langen  Zeitraum  erstreckten  und  nicht  unmittelbar  hintereinandr-r  erfolgpri  konnten,  kleine  Ungleichheiten 
vorgekommen  sein  wei-den.  Eine  solche  ist  beim  Korrekturlesen,  das  bei  den  in  Berlin  und  München  (Staats- 
bibliothek) vorhandenen  Stücken  nach  den  Originalen  erfolgte  —  in  München  dank  der  Liebenswürdigkeit  des 
Hm.  Oberbibliolhekars  Dr.  Schotteni.oher  — ,  wiederholt  bemerkt  worden.  Ich  habe  nämlich  nicht  immer 
die  Schreibweise  der  Diphthongen  ae,  oe.  ue  (h  bzw.-ä,  6  bzw.  ö,  ü  bzw.  ül  richtig  unterschieden.  Im  all- 
gemeinen scheint  die  Schreibweise  mit  dem  aufgesetzten  c  die  hüufigere  zu  sein.  Es  kommt  aber  vielfach  vor, 
daß  in  einem  Titel  beide  .Schi-eibwei.sen  vertreten  sind.  Ob  da  eine  gewisse  (ii'setzmäßigkeit  vorhanden  ist, 
vermag  ich  nicht  zu  sagen. 

Ich  hoflTc,  daß  mir  keine  Dnickvariante,  die  sich  nur  durch  verschiedene  Schreibweise  der  genannten 
Diphthongen  von  anderen  unterscheidet,  entgangen  ist:  Dagegen  glaube  ich,  daß  es  noch  einige  meteorologische 
l-'lugschriflen  und  Flngblältei-  gibt,  die  bisher  nicht  zu  meiner  Kenntnis  gelangt  sind.  Für  Bekanntgabe  solcher' 
Drucke  wäre  ich  .sehr  dankbar. 


96     H  F.  L  L  M  A  N  N  :    Dic  Meteorologie  i.  d.  deutsch.' Flugschr.  u.  Flugblättern  d.  XVI.  Jahrh. 


Inhalt 

Seite 

Einleitung.     BegvifT  der  Flugschriften 3 

Nachweis  der  Flugschriften .     .  ' 4 

Flugblätter  oder  Einblattdrucke 5 

Allgemeiner  Charakter  der  Flugschriften 7 

Die  Verfasser  der  Flugschriften 8 

Drucker  und  Druckorte  der  Flugschriften 10 

Entwicklung  der  Flugschriftenliteratur 13 

Inhalt  der  Flugschriften 14 

Verzeichnis  der  in  den  Flugschriften  enthaltenen  meteorologischen  Erscheinungen 15 

Znsammenfassungen  von  Flugschriften  zu  Büchern '    .     .     .     .  25 

Deutsche  meteorologische  Flugschriften  und  Flugblätter  nach   i6oo 29 

Meteorologische  Flugschriften  und  Flugblätter  außerhalb  Deutschlands 30 

Bibliographie  der  deutschen  meteorologischen  Flugschriften   und  Flugblätter  des  XVI.  Jahrhunderts   .     .  32 


Herliü,  gedruckt  in  der  Reichsdruckerei. 


ABHANDLUNGEN 

DER  PREUSSISCHEN 

AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

JAHRGANG  1921 

PHYSIKALISCH-MATHEMATISCHE  KLASSE 


Nil2 

ÜBER  DIE  ENTSTEHUNG  DER  GELENKFORMEN 

MIT  TIERVERSUCHEN 

VON 

R.  FICK 


BERLIN  1921 

VERLAG  DER  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 

IN  KOMMISSION  BEI  DER 
VEREINIGUNG  WISSENSCHAFTUCHER  VERLEGER  WALTER  DE  GRUYTER  U.  CO. 

VORMALS  O.  J.  OÖSCUEN'SC'HK  VEBLAOSHANDLUNO.    J.  OUTTENTAQ,  VEHLAaSBUCHHAMDLOSO. 
OEOaO  RElMEk.    KAHL  1.  TBOBNEB.    VEIT  U.  COUP. 


Gelesen  in  der  Gesamtsitzung  am  31.  Juli  1919. 
Zum  Druck  genehmigt  am  31.  August  1921,  ausgegeben  am  3.  November  1921 


HERRN  KOLLEGEN  0.  HERTWIG 

IN  VEREHRUNG 

GEWIDMET' 


'    Durch  äußere  Umstände  wurde  das  Erscheinen  der  Abhandlung,  das  eigenth'ch   zum  70.  Geburtstag 
O.  Hertwios  geplant  war,  verzögert. 


/ 


Uie  Gelenke,  diese  Teile  der  tierischen  natürlichen  Bewegungsnaaschinen,  zeigen  uns  einen 
für  die  Bewegungsbedingungen  so  zweckmäßigen  oder,  wie  wir  im  Anschluß  an  den  Vor- 
schlag von  Dennert'  wohl  besser  sagen,  » nutzmäßigen«,  uns  »kunstvoll«  erscheinenden 
Bau,  daß  wir  formlich  dazu  gedrängt  werden,  bei  ihrer  Entstehung  an  mehr  oder  weniger 
grobmechanische  Vorgänge  zu  denken.  Der  erste,  der  sich  näher  mit  der  Frage  der  Ent- 
stehung der  Gelenkform  befaßt  hat,  war  wohl  der  früh  verstorbene  Marburger  Anatom 
Ludwig  FicK.  In  seinem  1845  (Marburg,  Kollmann)  erschienenen  Lehrbuch  der  Anatomie 
sagt  er  (S.  86):  »Es  gilt  aber  für  die  Bildung  der  Gelenkflächen  des  Skeletts  im  allge- 
meinen das  Gesetz,  daß  bei  der  aktiven  Bewegung  immer  der  entferntere  Skeletteil  an 
dem  dem  Rumpfe  näher  liegenden  bewegt  wird,  während  der  Rumpf  den  festen  Punkt 
bildet,  daher  vom  Kopfe,  als  dem  Centro  des  Körpers,  nach  dem  Becken  inid  den  Ex- 
tremitäten hin,  die  einzelnen  Knochen  ihre  ausgehöhlte  Gelenkfläche  immer  der  Peripherie 
zukehren,  um  so  den  rückwärts  gerichteten  konvexen  Gelenktlächen  der  folgenden  Knochen 
die  Bewegung  zu  gestatten.  —  Umgekehrt  gestaltet  sich  aber  dies  Verhältnis  an  der 
äußersten  Gliederung  des  Skeletts  im  Fuß  und  in  der  Hand  —  hier  und  bei  den  aktiven 
Bewegungen  der  Finger  und  der  Zehen  sind  die  festen  Punkte  im  gefaßten  Gegenstand  und 
berührten  Boden  zu  denken,  und  deshalb  die  Gelenk  köpfe  der  Finger  und  Zehenglieder 
nach  außen  von  dem  Zentrum  und  der  Wirbelsäule  abgewendet.» 

So  einleuchtend  dieser  Gedanke  auch  vielleicht  zunächst  scheinen  könnte,  so  glaube 
ich  doch  nicht,  daß  er  genauerer  mechanischer  Betrachtung  standhält,  denn  einen  »festen 
Punkt«  bildet  ein  von  der  Hand  gefaßter  Gegenstand  oder  der  von  den  Zehen  zu  er- 
fassende Boden  nicht  nur  für  die  Endglieder  der  oberen  und  unteren  Gliedmaßen,  sondern 
für  alle  Teile  der  Gliedmaßen  bis  zum  Rumpf  Dieser  ist  eben  dann  der  bewegte  Teil, 
der  sich  gegen  den  gefaßten  Gegenstand,  z.  B.  einen  Baumast  beim  Klettern  oder  gegen 
den  Boden  beim  Gehen,  fortbewegt.  Dann  müßten  aber  auch  beim  Hand-,  EUbogeu- 
und  Schultergelenk  bzw.  beim  Sprung-,  Knie-  und  Hüftgelenk  die  Pfannen  rumpfwärts 
gerichtet  sein,  wie  es  bei  den  Fingern  und  Zehen  und  sonst  aber  nur  beim  EUbogen- 
und  Kniegelenk  der  Fall  ist.  Denn  beim  Klettern  und  beim  Gehen,  könnte  man  sagen, 
sei  jeweils  das  vom  Rumpf  entferntere  Glied  der  vergleichsweise  weniger  bewegliche, 
»feste«  Punkt,  das  dem  Rumpf  nähere  Glied  bzw.  der  Rumpf  selbst  mit  seinem  Glied- 
maßengürtel, dem  Schulterblatt  und  dem  Becken,  können  als  der  hauptsächlich  bewegte 
Teil  betrachtet  werden.  Warum  es  übrigens  vorteilhaft  ist,  wenn  der  ruhende  Teil  die 
Pfanne,  das  bewegte  Glied  den  Kopf  trägt,  führte  L.  Fick  nicht  näher  aus;  er  meinte 
wohl,  und  das  vielleicht  mit  Recht,  daß  die  Bewegung  sicherer  sein  wird,  wenn  sich  der 
bewegte  Teil  gegen  eine  ruhende  Pfanne  stützt,  als  wenn  der  bewegte  Teil  gegen  einen 
glatten  kugligen  Kopf  stößt  und  auf  ihm  »ausgleiten«  kann,  wenn  man  so  sagen  will. 
Wenn  nun  aber  auch  in  der  Tat  die  wirklich  vorhandene  Pfannen-  und  Kopfanordnung 
im  Körper  eine  zweckmäßige  oder  wie  wir  alsf)  richtiger  sagen:  »nutzmäßige«  An- 
passung wäre,  so  würde  damit  übrigens  noch  nichts  über  die  Entstehungsweise  bei  der 
Stammes-  oder  Einzelentwicklung  ausgesagt. 

'   In:  Unsere  Welt  Heft  6.    19 18.    Godesberg.   Keplerbund. 


6  FiCK : 

I.  Form  und  Wachstumsbeziehung'en  zwischen  Nachbarorg-anen 

im  allgemeinen. 

Kurz  vor  seinem  Tode  stellte  dann  L.  Fick  den  Satz  auf,  daß  über  die  Richtung 
der  Krümmung  bei  den  Gelenkflächen  zunächst  größere  Wachstumsstärke  zur 
Zeit  der  Gelenkentstehung  entscheide.  Das  Knochenende,  das  zu  dieser  Zeit  schneller 
wüchse,  werde  zum  Gelenkkopf,  das  schwächer  wachsende  zur  Pfanne.  Das  stärker 
wachsende  Gelenkende  drücke  sich  gewissermaßen  in  das  schwächer  wachsende  Knochen- 
ende hinein.  In  seinen  von  Adolf  Fick  herausgegebenen  hinterlassenen  Papieren'  finden 
sich  Messungen  an  Embryonen,  die  für  die  Richtigkeit  seiner  Anschauung  sprechen.  Er 
fand  nämlich,  daß  z.  B.  das  Wachstum  des  Oberarmes,  der  den  Schulterkopf  ent- 
wickelt, gerade  zur  entscheidenden  Zeit  mehr  als  dreimal  so  groß  ist  als  das  des 
Schulterblattes,  an  dem  die  Schulterpfanne  entsteht,  und  in  der  für  das  Ellbogengelenk 
entscheidenden  Zeit  verhält  sich  die  Wachstumsstärke  des  Oberarmes  gegenüber  der  des 
Unterarmes  wie  3.3  zu  2.6,  so  daß  man  also  auch  hier  sehr  wohl  daran  denken  könnte, 
daß  Wachstumsunterschiede  bei  der  Formentstehung  der  Gelenke  eine  wichtige  Rolle  spielen. 

Auch  Braus  ist  bei  Untersuchung  der  Bildung  des  Schultergelenks  der  Unke  zu 
einer  Anschauung  gekommen,  die  sich  mit  derjenigen  L.  Ficks  gut  vertragen  würde;  seine 
Beobachtungen  würden  für  die  Angabe  L.  Ficks  gewissermaßen  die  histologische  Be- 
gründung abgeben,  falls  die  zeitlichen  Umstände  übereinstimmten.  Er  sagt  (Experim. 
Beitr.  z.  Morphol.  I.  Bd.  3.  Heft  1909  S.  363):  »Ich  glaube,  es  ist  dies  darauf  zurück- 
zuführen, daß  der  Humerus  früher  verknorpelt  als  der  Schultergürtel  und  daß  Druck- 
wirkungen des  festeren  Gewebes  der  Humerusanlage  auf  das  Acetabulum,  solange  keine 
Konsolidation  des  letzteren  eingetreten  ist  —  im  mesenchymatischen  und  vorknorpligen 
Zustand  desselben  —  möglich  sind.«  Auch  für  die  Jlrklärung  fehlerhafter  Ausbildimg 
bei  seinen  Pfropfversuchen  glaubt  Braus  eine  gewisse  Druckwirkung  des  Oberarmes  auf 
die  Pfanne  verantwortlich  machen  zu  müssen.  Er  sagt  a.  a.  0.:  »Es  spricht  für  die  Druck- 
wirkung des  Humeruskopfes  in  den  vorknorpligen  Stadien,  daß  der  Knorpelkern  des 
Coracoides  vom  Acetabulum  weg  verschoben  sein  kann.« 

Beispiele  solcher  gegenseitigen  Formbeeinflussung  benachbarter  Organe  finden  wir  im 
Körper  bekanntlich  überall;  ich  erinnere  nur  an  die  zum  Teil  tiefen  Eindrücke,  die  zum 
Beispiel  die  Lunge  und  die  Leber  durch  die  Nachbarorgane  empfangen,  die  W.  His  der 
Ältere  durch  seine  bahnbrechenden  Gipsabformungen  der  in  der  Leiche  gehärteten  Ein- 
geweide zuerst  genauer  verfolgte. 

Es  scheint  mir  richtig,  hier  auf  die  gegenseitige  Formbeeinflussung  benachbarter 
Körperteile  im  allgemeinen  etwas  näher  einzugehen.  Bei  den  angeführten  Beispielen  sehen 
wir  immer  das  festere  Organ  sich  in  das  weichere  »hineindrücken«.  Trotzdem  kann  man 
an  solchen  Stellen  keineswegs  mikroskopisch  eine  wirkliche  Zusammendrückung  der  Ge- 
websteile erkennen.  Das  beweist,  daß  der  Vorgang  durchaus  nicht  so  einfach  ist,  wie 
man  sich  ihn  wohl  gemeinhin  vorstellt.  Das  zeigen  auch  die  Fälle,  wo  Hartgebilde,  z.  B. 
Knochen,  von  Weichteilen,  z.B.  durch  Sehnen,  Gefäße,  Nerven  oder  Hirnwindungen,  »Ein- 
drücke« empfangen  oder  wenigstens  in  ihrer  Form  beeinflußt  werden.  Auch  in  diesen 
Fällen  spricht  man,  wie  gesagt,  von  »Druckwirkungen«,  obwohl  hier  von  vornherein 
klar  ist,  daß  das  Knochengewebe  bei  weitem  druckfester  ist  als  die  ihn  »eindrückenden« 
Weichteile.    Es  kann  sich  also  hier  nicht  um  eine  unmittelbare  Formbarkeit  (»Plastizität«) 

'  Über  die  Gestaltung  der  Gelenkflächen.  Aus  dem  wissenschaftlichen  Nachlaß  des  verstorbenen  L.  Fick. 
Mitgeteilt  von  A.  Fick.  Reicherts  und  Du  Bois-Keymonds  Archiv  für  Anat.  und  Physiol.  185g  S.  6573".  und 
A.  Ficks  Gesammelte  Schriften,  herausgegeben  von  R.  Fick,  I.  Bd.  Würzburg  (Stahel)  1903,  S,  4563". 


Ifbei-  die  Entstehung  der  Gelenkförmen.    Mit  Tiercermchen.  7 

handeln,  wie  wenn  man  mit  dem  Finger  in  einem  Klumpen  Thon  einen  Eindruck  hervor- 
ruft oder  wenn  die  Rippen  sich  in  die  angeschoppte  Lunge  eindrücken.  Der  Hauptsache 
nach  sind  diese  sogenannten  »Eindrücke«  sicher  nichts  anderes  als  sozusagen  »Aus- 
sparungen« im  Knochen  oder  den  andern  scheinbar  »eingedrückten«  Orgauen  aus  der 
Zeit  ihrer  ersten  Bildung  und  ihres  gewöhnlichen  Entwicklungswachstums.  Sie  sind  in 
dieser  Beziehung  nicht  anders  aufzufassen  als  die  Gefäß-  und  Nervenlöcher  des  Schädels, 
d.  h.  die  Knochenbildung  konnte  nur  bis  dahin  fortschreiten,  wo  das  andere  Organ  der 
Knochenanlage  auflag  oder  wo  es  die  Knochen  anläge  oder  das  der  Knochenbildung  zu- 
grunde liegende  »Muttergewebe«  durchbohrte.  Das  eine  Organ  erhält  so  unter  Umständen 
eine  Einkerbung,  eine  Rinne,  das  andere  einen  Vorsprung,  oder  das  eine  gar  ein  Loch, 
durch  das  das  andere  hindurchgeht,  ohne  daß  es  sich  um  eine  wirkliche  »Druckwirkung« 
bandelt. 

An  manchen  Stellen  macht  diese  Formanpassung  der  Nachbarorgane  aber  entschieden 
den  Eindruck  eines  »Kampfes  der  Teile«,  wie  es  W.  Roux  treffend  genannt  hat.  Das 
eine  Organ  scheint  dem  andern  gewissermaßen  nur  widerwillig  ausweichen,  ja  sich  viel- 
leicht falten  zu  müssen,  wie  es  His  der  Ältere  bei  der  Hirnentwicklung  zuerst  ausein- 
andersetzte. Übrigens  lassen  sich  auch  hier  keine  wirklichen  Druckzeichen,  d.  h.  etwa 
Zusammenpressungen  der  Zellenlagen  erkennen,  wie  neuerdings  Graf  Haller  feststellte. 
Aber  auch  nach  Abschluß  der  eigentlichen  »Entwicklung«  und  des  gewöhnlichen  Wachs- 
tums sehen  wir  zwischen  den  Nachbarorganen,  namentlich  zwischen  den  Knochen  und 
den  ihnen  anliegenden  Weichteilen,  noch  Formanpassungen  auftreten,  die  offenbar  auf 
eine  Beeinflußbarkeit  der  Ernährung  des  einen  Organes  durch  den  Druck  eines  Nachbar- 
organes  hinweisen. 

W.  His  der  Ältere  hat  diese  Formbarkeit  durch  Wachstums-  und  Emährungseinflüsse 
»trophische  Plastizität«    genannt. 

G.  Franke  ist  im  Anschluß  an  seine  belangreichen  Versuche  über  das  Knochen- 
wachstum (Über  Wachstum  und  Verbildungen  des  -Kiefers  und  der  Nasenscheidewand  auf 
Grund  vergleichender  Kiefermessungen  und  experimenteller  Untersuchungen  über  Knochen- 
wachstum. In  Ztschr.  f.  Laryngol.,  Rhinol,  u.  ihre  Grenzgeb.  Bd.  X.  1921.  Leipzig,  Kabitzsch) 
zu  der  Annahme  gelangt,  daß  die  »Gefäß-  und  Hirnfurchen«  des  Schädels  durch  Knochen- 
auflösung infolge  der  regelmäßigen  wechselnden  (»periodischen«)  Druck-  oder,  wie  ich 
sagen  möchte,  Klopf-  oder  Hämmerwirkung  vielleicht  in  Verbindung  mit  einer  gewissen 
schubähnlichen  Wirkung  auf  die  Knocheijoberfläche  entstehen,  während  andauernde, 
gleichmäßige  Druck beanspruchung  des  Knocheninneren  das  Knochenwachstum  bekanntlicli 
steigert,  den  Knochen  verdickt.  Dieser  Knochen  aushöhlende  Einfluß  der  klopfenden  oder 
strömendes  Blut  führenden  Gefäße  und  Hirnmasse  würde  wohl  am  besten  zu  beweisen 
sein,  wenn  auch  bei  Erwachsenen  die  Erscheinung  beobachtet  würde,  die  an  Kindern 
an  der  Kinderklinik  in  Zürich  festgestellt  wurde.  Es  wurde  dort  nämlich  nachgewiesen, 
daß  die  sogenannten  »Fingerabdrücke«  und  »Hirnleisten«  im  Schädel  bei  dauernder  Seiten- 
lage der  Kinder  auf  der  Liege. seile  des  Schädels  viel  deutlicher  werden,  auf  der  ent- 
lasteten Seite  aber  verstreichen.  Bei  Kindern  braucht  man  zur  Erklärung  dieser  Er- 
scheinung natürlich  nicht  eine  Auflösung  bereits  gebildeten  Knochens  durch  die  Klopf- 
wirkung heranzuziehen,  sondern  es  genügt  dafiir  die  von  mir  oben  gegebene  Erklärung; 
bei  Erwachsenen  würde  aber  die  FRANKESche  Annahme  wohl  die  richtige  Erklärung  bilden'. 
.'ähnlich  sind,  so  möchte  ich  glauben,  vielleicht  die  Auskehlungen  der  Knochen  an  Stellen, 

'  K.  Thoma  (Unters,  über  das  Scbädelwachstum  und  seine  Störungen.  In  Virchows  Archiv  206.  Bd. 
191 1  .S.  201  ff.)  führt  die  »Hirnleisten-  und  » Fingereindrücke "  auf  den  Unterschied  zwischen  dem  Drucii  in 
den  Hirnwindungen   und   ini   Hirnwasser  zwischen  den  Windungen  zurücli. 


8  'Fick: 

wo  ihnen  sich  verdickende  Muskelbäiiche  anliegen,  durch  wecliselnden  Seitendnick,  den 
der  Knochen  dort  bei  den  Muskelzusammenziehungen  erfährt,  zu  erklären.  L.  Fick  hat 
bekanntlich  schon  in  den  Jahren  1857  — 1859  durch  Versuche',  die  wohl  die  ersten  »ent- 
wicklungsmechanischen Versuche«  darstellen  und  seinerzeit  großes  Aufsehen  machten, 
am  Kopf  und  an  den  Gliedmaßen  junger  Hunde  und  Schweine  die  Beeinflussung  der 
Knochenform  durch  die  Muskeln  bewiesen.  Der  wechselnde,  »unruhige«  Druck,  wenn 
ich  so  sagen  soll,  der  Blutgefäße  mit  ihrem  strömenden  Blutinhalt  und  die  wechselnde 
vorübergehende  Anschwellung  der  Muskelbäuche  wirken  also  ähnlich  wie  die  »scherenden« 
schleifenden  Kräfte,  der  an  den  Knochen  vorbeilaufenden  Sehnen,  die  den  Knochen  be- 
kanntlich auch  nach  abgeschlossenem  Wachstum  noch  zum  Schwund  bringen  und  die 
schon  in  der  Entwicklungszeit  entstandenen  Sehnenfurchen  vertiefen  können,  wenn  die 
Tätigkeit  der  Sehnen  gesteigert  wird. 

Bei  allen  diesen  »Druckfurchen«  ist  aber,  wie  gesagt,  an  den  aneinander  anstoßenden 
Teilen  nichts  von  wirklicher  unmittelbarer  Druckformimg,  von  zusammengepreßten  Zellen- 
lagen usw  zu  sehen.  Das  läßt  sich  meiner  Meinung  nach  nur  so  erklären,  daß  auch  schon 
geringe  Druckerhöhungen  in  benachbarten,  sich  gegenseitig  anliegenden  Zellen,  die  nicht 
hinreichen,  den  natürlichen  Schwellungszustand  (»Turgor«)  und  die  natürliche  Zellform 
zu  überwinden,  doch  schon  genügen,  um  auf  die  Nachbarzellen  zu  wirken  und  sie  z.  B. 
zum  Schwund  zu  bringen  oder  in  der  Vermehrung  zu  behindern,  so  daß  eine  Grube 
oder  Rinne  in  einem  Knochen  »durch  Druck«  eines  Nachbarteiles  entstehen  kann,  ohne 
^daß  die  Zellform  der  Grubenoberfläche  im  mindesten  eine  Druckwirkung  erkennen  läßt. 

Ich  kann  es  mir  nicht  versagen,  bei  dieser  Gelegenheit  auch  die  »Zwerchfellstriemen« 
der  Leber  zu  erwähnen.  Bei  ihnen  steht  es  bisher  nicht  fest,  ob  sie  nur  direkte  »Druck- 
falten« sind,  die  durch  plötzliche,  z.  B.  im  Todeskampf  oder  bei  Eintritt  der  Leichenstarre 
auftretende  Zusammenziehungen  einzelner  Zwerchfellstränge  entstanden  sind  oder  aber 
schon  bei  Lebzeiten  als  Dauerfurchen  durch  Wachstumshinderung  der  Leber  an  der  Stelle 
von  dauernd  verkürzten  Zwerchfellsträngen  vorhanden  waren.  Daß  die  Furchen  wirklich 
Zwerchfellsträngen  entsprechen,  wurde  jüngst  durch  einen  meiner  Assistenten,  Hrn.  Dr.  Friedel, 
an  Leichen  durch  Abgipsen  des  Zwerchfells  und  der  Leber  mit  Sicherheit  nachgewiesen'. 
Im  ersteren  Fall  wären  die  Zwerchfellstriemen  als  ein  Ausdruck  der  reinen  Druckformbarkeit 
der  Leber  zu  betrachten,  im  letzteren  könnte  aber  doch  auch  die  »Formbarkeit  durch 
Emährungseinflüsse «   dabei  eine  Rolle  spielen. 

Während  bei  allen  bisher  erwähnten  Formbeziehungen  die  sich  aneinander  anpassenden 
Organe  unmittelbar  benachbart  sind,  haben  schon  die  Versuche  von  L.  Fick  und  später 
von  B.  GuDDEN'^  und  von  Leshafft*  gezeigt,  daß  auch  nicht  unmittelbar  aneinanderstoßende 
Organe  voneinander  formabhängig  sind.  Sie  fanden  nämlich,  daß  sich  die  Augenhöhle 
verkleinert  bezw.  bei  jungen  Tieren  kleiner  bleibt,  wenn  der  Augapfel  herausgenommen 
wird,  obwohl  doch  der  letztere  nirgends  die  Wand  der  Augenhöhle  selbst  berührt.  Freilich 
konnte  man  bei  diesen  eingreifenden  Versuchen  daran  denken,  daß  der  Knochen  vielleicht 
durch  Narbenzug  in  seiner  Form  verändert  werde. 

Neuerdings  hat  nun  aber  Wessely'',  der  Vorstand  der  Universitätsaugenklinik  in 
Würzburg,  höchst  belangreiche  Versuche  in  dieser  Frage  angestellt;  es  ist  ihm  gelungen, 

'  L.  Fick,  Über  die  Ursachen  der  Knochenformen.  Göttingen,  Wigjind  1858.  —  Neue  Unters,  über  d. 
Ursache  d.  Knochenformen.    Marburg.  Elwert  1858. 

^    Friedel,  Inauguraldissertat.     Berlin   1921. 

'    GuDDEN.  Kxperimentaluntersuchungen  über  das  Scbädehvachstum.     München    1874. 

*    Leshaff-i',  Grundlagen  der  theoretischen  Anatomie.     Leipzig  1892. 

■'■  Wessely,  R.,  t 'ber  Korrelationen  des  Wachstums  (nach  Versuchen  am  Auge)  in  Münchener  Mediz. 
VVochschr.  1909  Nr.  14  und  Zeitschi',  f.  Augenheilkunde  von  Kuhnt  und  Michel.  Hd.  43.    1919. 


über  die  Entstehung  der  Gelenkformen.    Mit  Tierversuchen.  9 

durch  kleinste  Eingriffe,  nur  an  der  Linse  des  wachsenden  Auges,  das  ganze  Auge  in 
allen  seinen  Teilen  zu  starker  Vergrößerung  oder  aber  Verkleinerung  zu  bringen.  Bei 
diesen  Versuchen  ergab  sich  nun,  daß  bei  Vergrößerung  des  Auges  sich  auch  die  Augen- 
höhle vergrößerte,  bei  Verkleinerung  des  Auges  aber  sich  nicht  unwesentlich  verkleinerte, 
trotzdem  von  Schrumpfungsvorgängen  nicht  im  mindesten  die  Rede  sein  konnte.  Und 
zwar  zeigte  es  sich,  daß  die  Augenhöhle  keineswegs  etwa  durch  Verdickung  ihrer  Wand, 
also  durch  »Dicken Wachstum  in  der  Richtung  des  geringeren  Widerstandes«,  wie  in  den 
Versuchen  von  L.  Fick,  Guddkn  inid  Leshafft  kleiner  geworden  war. 

Wir  sehen  daraus  also  gewissermaßen  eine  höchst  merkwürdige  »Fern Wirkung«  von 
Organen    aufeinander,    die   freilich,   wenn   aucli    nicht   unmittelbar,   so   doch   mittelbar  in 
Beziehung  zueinander  stehen.    Wessely  erinnern  die  von  ihm  gefundenen  Formbeziehungen 
zwischen  dem  Auge  und  der  Augenhöhle  an  die  bekannte  Tatsache,  daß  bei  tuberkulöser 
Erkrankung  des  Hüft-  oder  Kniegelenkes  im  Kindesalter  die  ganze  untere  Gliedmasse  ein- 
schließlich des  Fußes  kleiner   bleibt   als  auf  der  gesunden  Seite.     Dieses  Kleinerbleiben 
und  auch  die  von  Wessely  zum  Vergleicli  herangezogenen  kleineren  Ersatzglieder  usw. 
von   Pflanzen   oder   niederen   Tieren    bei   künstlicher  Entfernung   der  entsprechenden  ur- 
sprünglichen Teile  scheint  mir  aber  längst  nicht  so  geheimnisvoll  wie  »die  Verkleinerung 
der  Augenhöhle  beim  Kleinauge«   (Mikrophthalmu.s).    Wirklich  genau  erklären  können  wir 
ja  freilicli  die  ersteren   Vorgänge   auch    nichj,   aber  ähnliche  Erscheinungen  sind  uns  so 
geläufig   als    Hemmung   der  Ausbildung   oder  Verkümmerung   durch  Gebrauchsbe- 
schränkung, daß  wir  uns  gar  nicht  mehr  über  sie  wundern.    In  manchen  solchen  Fällen 
handelt  es  sich  übrigens  wirklich  um  leicht  erklärliche  Bezieliungen,  wenn  nämlich  durch 
eine   zufallige  Verletzung   oder  Erkrankung   oder  aber  durch    einen    künstlichen  Eingriff 
schwerere  Gefäß-  oder  Nervenstörungen  oder  V^erminderung  oder  Schädigungen  der  ganzen 
.\nlagemasse  gesetzt  wurde.    In  solchen  Fällen  ist  das  Zustandekommen  von  Zwerggliedern 
usw.  eigentlich  von  vornherein  zu  erwarten.     So  glaube  ich,  beiläufig  erwähnt,  daß  sich 
auch  bei  den  interessanten  Pfropfversuchen  von  Braus  an  Unkenlarven  das  Kleinerbleiben 
der  Pfanne    dadurch    erklären    läßt,    daß   gerade   ihre   Anlagemasse   schwerer  durcli  den 
Versuch  geschädigt  war  als  die  des  Oberarmes.     Bei  der  Formanpassung  der  Augenhöhle 
an  das  verkleinerte  Auge  ist   aber,    wie  mir   scheint,   die  Erklärung  für   uns  noch  ganz 
verborgen.    Unmittelbare  Beziehungen  zwischen  beiden,  die  eine  Verkleinerung  der  Augen- 
höhle  bei  Verkleinerung   des   Auges   bewirken    könnten,    scheinen    mir   nicht   auffindbar. 
Daß  bei  einer  Vergrößerung  des  Augapfels  er  selbst  und  alle  sonstigen  Gebilde  der  Augen- 
höhle ihre  Tätigkeit  nur  regelrecht  ausüben  können,  wenn  .sich  auch  die  Augenhöhle  er- 
weitert, ist  klar,  wenn  auch  der  Weg,  wie  diese  uns  als  nötige  Anpassung  erscheinende 
Vergrößerung  geschieht,  im  einzelnen  ims  noch  unbekannt  ist.     Daß  aber  auch  die  Ver- 
kleinerung des  Auges  eine  Verkleinerung   der  Augenhöhle   nach  sich  zieht,    scheint  uns 
zunäclist  jedenfalls  weit  weniger  »nötig«.    Höchstens  könnten  wir  vielleicht  daran  denken, 
daß  alle  mit  dem   Auge  unmittelbar  verbundenen  Teile,  wie  vor  allem  die  Muskeln  und 
aucli  die  Drüsen  sich  auch  mit  verkleinern   werden  oder  niclit  so  groß  auswachsen  wie 
beim    Regelauge,   weil   eine   kleinere   Augenmasse    natürlich    leichter   zu   bewegen   ist  als 
eine  große    und   die   Befeuchtung   des  kleineren  Auges    eine  kleinere  Drüse  erfordert  als 
die  eines  größeren  u.  s.  f.    Wenn  nun  auch  die  das  Auge  umgebenden,  ihm  zugehörigen 
Hilfswerkzeuge   kleiner   bleiben,   so   müßte   das    Fettpolster   umgekehrt   sich    stärker  ent- 
wickeln, um  die   Augenhöhle  auszufüllen.     Dazu  könnte  aber  die  Anlagemasse  vielleicht 
nicht  ausreichen,    und   da   das    Fett   imd    die  Beinhaut  bei  regelrechten  Verhältnissen  in 
Zusammenhang  stehen,  müßten,   so   könnte   man   vielleicht  annehmen,    die  Augenhöhlen- 
wände gewissermaßen  dem  Fett  nach  innen    folgen,  also  enger  werden.     Aber  auch  bei 

Phys.-math.  Abh.  1921.  Nr.  2.  2 


10  Fick: 

diesem  Erklärungsversucli  wird  der  genauere  Vorgang  noch  nicht  verständlich  gemacht, 
ebensowenig  wie  bei  den  anderen  Anpassungen.  Früher  dachte  man  bei  solchen  und 
ähnlichen  Erscheinungen  immer  an  reflexähnliche  Wirkungen  der  »Ernährungsnerven« 
(»trophische  Nervenbahnen«),  heutzutage  ist  es  beliebt,  bei  allen  solchen  unklaren  Körper- 
vorgängen an  chemische  »Reizstoffe«  der  Organe  oder  besonderer  »geschlossener«  Drüsen 
(»Inkrete«  W.  Roux",  »Hormone«  der  englischen  Gelehrten)  zu  denken.  Freilich  scheint 
mir  gerade  hier  durch  die  Heranziehung  dieses  neuzeitlichen  Schlagwortes  besonders  wenig 
gewonnen.  Überdies  hat  Nussbaum'  vor  Jahren  festgestellt,  daß  mindestens  in  manchen 
Fällen  (Brunstschwielen  am  Froschdaumeu)  für  die  Wirkung  der  Reizstoffe  auf  das  be- 
treffende Glied  die  Nerven  eine  Rolle  spielen. 


II.  Muskel  einfluß  auf  die  Gelenkform. 

Während  L.  Fick  die  erste  Entscheidung,  welche  der  beiden  Gelenkflächen  gewölbt 
und  welche  ausgehöhlt  wird,  vom  stärkeren  oder  schwächeren  Wachstum  des  betreffenden 
Knochens  ableitete,  machte  er  für  die  weitere  Ausgestaltung  der  Gelenkform,  für  die 
Entscheidung,  ob  ein  Kugel-,  ein  Walzen-,  ein  Ei-  oder  ein  Schraubengelenk  u.  s.  f.  ent- 
steht, die  Muskelanordnung  verantwortlich.  Die  Schraubenform  des  Ellbogengelenks 
leitete  er  und  sein  Bruder  Adolf  Fick"  z.  B.*davon  her,  daß  die  Muskeln  auf  der  Vorder- 
seite und  auf  der  Hinterseite  niclit  senkrecht  zur  queren  Ellbogenachse  angreifen,  sondern 
die  Beugemuskeln  den  Arm  etwas  nach  oben  vorne  außen,  die  Streckmuskeln  aber  etwas 
nach  oben  hinten  innen  ziehen.  So  sehen  wir  denn  gewöhnlich  die  Führungsrinne  oder 
-nute  der  Gelenkrolle  des  Oberarmes  vorne  etwas  nach  außen,  hinten  aber  etwas  nach  innen 
von  der  ebenen  Kreisform  abweichend  eine  Schraubenlinie  bilden. 

L.  FiCKS  Schüler,  W.  Henke,  führte  den  Gedanken  der  Gelenkschleifung  durch  die 
Muskeln  näher  aus. 

a.   Einfluß  der  Zugkraftansätze  bei  Gelenkbildung  an  Gipsblöcken. 

Für  die  Beurteilung  der  Möglichkeit  und  die  Beurteilung  der  Art  und  Weise  der 
Muskelwirkung  auf  die  Gelenkform  schien  es  mir  seinerzeit^  vor  allem  nötig,  einmal  der 
Art  und  Weise  gelenkähnlicher  Bildmigen  an  leblosen  Massen  unter  dem  Einfluß  be- 
wegender Kräfte  grundsätzlich  und  durch  Versuche  nachzugehen.  Es  ergab  sich  auf 
Grund  mechanischer  Betrachtungen  ein  Gesetz  für  die  Beziehungen  zwischen  dem  Ansatz 
der  bewegenden  Kräfte  und  der  Gelenkform,  das  sich  auch  durch  Schleifversuche  an 
Gipsblöcken,  die  mit  Hilfe  eines  Wassermotors  bewegt  wurden,  bestätigen  ließ.  Das 
Gesetz  sagt  aus,  daß  allemal  dasjenige  Gelenkende,  bei  dem  die  Schleifkräfte  nahe  am 
Gelenk  ansetzen,  zur  Pfanne,  dasjenige,  an  dem  sie  entfernt  angreifen,  zum  Kopf  wird. 
Schon  aus  der  bloßen  Anschauung  (s.  Bild  i)  ist  es  einleuchtend,  daß  bei  »nahem  Ansatz« 
der  Zugkraft  der  bewegte  Gipsblock  leicht  über  die  Ecken  des  ruhenden  unteren  Gips- 
blockes herübergezogen  werden  (s.  Bild  i  a)  und  daher  diese  abschleifen,  abrunden,  zu  einem 
»Gelenkkopf«  gestalten  wird  (s.  Bild  i  b).  Umgekehrt  wird  bei  »entferntem  Ansatz« 
(s.  Bild2au.  b)    der  bewegte  Block   leicht  auf  dem  unteren  umkippen  und.  sich  selbst 


'    NUSSBAUM,  Innere  Sekretion  und  Nerveneintluß.     Anatom.  Anz.  29.  Bd.   1906. 

■'  A.  Fick,  Über  die  Gestaltung  der  (Jelenkflächen.  Müllers  Arch.  f.  Anat.  u.  Phys.  1859,  abgedruckt  in 
A.  FicKS  Gesammelte  Schriften  Bi  I.    Wiirzburg  (Stahel)   1903,  S.  466. 

"  Vgl.  R.  Fick,  über  die  Form  der  Gelenkflächen.  His,  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Anat.  Abt.  1890  und 
R.  Fick,  HandbHch  der  Anatomie  und  Mechanik  der  Gelenke  I.  Bd.  S.  41.    Jena.    Gust.  Fischer. 


über  die  Entstehung  der  Gelenkformen.   Mit  Tierversuchen. 


11 


seine   Ecken    abstoßen,   abrunden    und  sich   so   selbst   zum    » Gelenkkopf «   gestalten,    wie 
Bild  2  b  zeigt.     (Der  geometrisch-mechanische  Beweis  ist  a.  a.  0.  geführt.) 

Durch  entsprechende  Anordnung  der  Zugkräfte  an  den  Gipsblöcken  könnte  man 
offenbar  alle  möglichen  Gelenkformen  künstlich  erzeugen.  Gustav  Tornier  hat  es  seinerzeit 
imternommen,  meine  Betrachtungen  fortzuführen,  und  ist  zur  Ableitung  einer  ganzen  Anzahl 
verschiedener  Gelenkformen  gekommen  (Arch.  für  Entw.-Mech.  Bd.  I  Heft  2  S.  225fr.). 


b.  Muskeleinfluß  bei  tierischer  Gelenkbildung, 
a.  In  der  Einzelentwicklung. 

Wenn  man  die  tierischen  Gelenke  von  diesem  Gesichtspunkt  aus  betrachtet,  so  sieht 
man,  daß  die  Gelenkform  im  großen  und  ganzen  offenbar  tatsächlich  dem  bei  den  Gips- 
schliffen bewährten  Gesetz  der  Abhängigkeit  von  den  Muskelansätzen  entspricht.  Ich 
brauche  nur  an  das  Ellbogengelenk  zu  erinnern,  wo  an  der  stark  ausgehöhlten  Elle  die 

Muskeln  ganz  nahe  der  Mitte  der  Gelenkspalte 
ansetzen,  am  Oberarm  hingegen  wesentlich  wei- 
ter von  der  Mitte  der  Gelenkspalte  entfernt 
sind.  Übrigens  ist  bei  den  meist  recht  ver- 
wickelten Muskelverhältnissen  an  den  wirk- 
lichen Gelenken  die  Plntscheidung,  welche 
Gelenkflächenform  nach  dem  obigen  Gesetz  zu 
erwarten  wäre,  durchaus  nicht  in  allen  Fällen 
leicht,  ja  sie  ist  eigentlich  überhaupt  noch 
nicht  möglich,  ehe  die  Kräfte-  und  Hebelarm- 
verhältnisse aller  Muskeln  genau  bekannt  sind. 
Es  ist  nun  die  Frage,  ob  man  sich  zu 
denken  hat,  daß  die  tierischen  Gelenke  wäh- 
rend der  Entwicklung  in  ähnlicher  Weise  wie 
die  Gipsgelenke  mechanisch  geschliffen  werden. 
Ich  selbst  lehnte  es  nicht  nur  seinerzeit  (1891), 

sondern  auch  in  der  Darstellung  der  Gelenkentwicklung  in  meinem 
Handbuch  der  Gelenklehre  (1904)  ab,  diesen  Schluß  zu  ziehen, 
sondern  begnügte  mich,  damit  zu  sagen,  durch  meine  Untersuchung 
sei  »bewiesen,  daß  die  Gelenkform  eine  zu  den  Muskelansätzen 
passende,  den  mechanischen  Gesetzen  entsprechende  und  daher  zur 
Vererbung  durch  die  natürliche  Zuchtwahl  geeignete  sei«.  Icii  muß  diese  Tatsache  aus- 
drücklich betonen,  da  z.  B.  aus  der  Darstellung  von  Braus  (Experim.  Beitr.  z.  Morpho- 
logie Bd.  I  Heft  3,  Leipzig  1909,  S.  413)  leicht  die  irrtümliche  Anschauung  entstehen 
könnte,  ich  hätte  behauptet,  die  Gelenke  würden  in  der  Einzelentwicklung  durch  die 
Muskelzusammenziehungen  iü  ähnlicher  Weise  wie  die  Gipsgelenke  »geschliffen«.  Braus 
sagt  nämlich  a.a.O.:  »R.  Fick  (1904  S.  40)  hat  diese  Gelenkhypothese  [L.  Ficks,  Henke 
und  Reyhers]  neuerdings  gegen  spätere  Einwände  verteidigt  und  Versuche  über  künstliche 
Gelenkbildung  angestellt,  welche  nach  ihm  auch  für  die  Ontogenese  wesentlich 
sein  sollen'.«  Die  gesperrten  Worte  sind  aber  von  mir  in  einem  Zusammenhang  ge- 
braucht,  der  einen   ganz   anderen  Sinn  gibt  als   den  von  Braus  damit  hervorgerufenen. 


Bild  I 
a)  Vorbild  zweier  unge- 
schlifTeiier  Gipsblöclce;  der 
untere  fest,  der  obere  be- 
weglich zu  denken.  Der  Pfeil 
deutet  Ansatzstelle  und  Ridi- 
tung  des  rechtsseitigen  Zug- 
seiles   an    (das    liuEsseitige 

nicht  gezeichnet): 
b)  dieselben  Blöcke  dun-li 
zwei  seitliclie  nahe  deren 
Spalte  angebrachte  Zug- 
kräfte zu  einem  Gelenk  aus- 
geschliSen. 


Bild  2 

Vorbild   der  Schleifung 

zweier    Gipsblöcke    bei 

»entferntem«    Ansatz    der 

Zugseile;    auch  .hier    der 

untere   Block  fest,   der 

obere  beweglich. 


Von  mir  gesperrt.     R.  Fick. 


12  Fick: 

Ich  sagte  nämlich  a.a.O.:  »Aus  diesem  Grunde  schien  es  mir  nicht  nur  vom  allgemein 
wissenschaftlichen  Standpunkt  aus,  sondern  auch  für  die  Ontogenese  der  Gelenke  wesent- 
lich, den  möglichen'  Einfluß  der  Muskeln  auf  die  Gelenkform  theoretisch  und  experi- 
mentell zu  untersuchen.«  Daß  ich  trotz  der  so  handgreiflichen  Ergebnisse  meiner  theo- 
retischen Untersuchung  und  meiner  Schleifversuche  doch  für  die  Einzelentwicklung  des 
Menschen  den  gleichen  Vorgang  nicht  annahm,  sondern  im  Gegenteil  seine  Annahme 
ablehnte,  habe  ich  bereits  ausgeführt.  Warum  Braus  damals  meine  Zurückhaltung  nicht 
erwähnte,  sondern  jene  mißverständliche  Darstellung  meiner  Anschauung  gab,  entzieht  sich 
meiner  Kenntnis. 

Ich  scheute  mich,  eine  direkte  Schleifung  anzunehmen,  hauptsächlich  aus  2  Gründen: 
Erstens,  weil  die  künftigen  Gelenkkörper  aus  keinem  wirklich  schleifbaren  Stoff  bestehen, 
sopdern  zuerst  aus  sog.  Vorknorpel,  und  sich  dann  in  echtes  Knorpelgewcbe  verwandeln. 
Dessen  Oberfläche  ist  später  bekanntlich  spiegelglatt,  so  daß  sie  gegen  wirkliche  Ab- 
schleifung  besonders  gesichert  erscheint.  Diese  Sicherung  gegen  Abschleifung  dürfen 
wir  ja  geradezu  als  den  Hauptzweck  oder  besser,  um  der  Natur  keine  »Absicht«  anzu- 
dichten, nach  Dennert  als  den  »Nutzen«  des  Knorpelüberzuges  der  Gelenke  bezeichnen. 
Dieser  Grund,  die  stoffliche  Beschaffenheit  der  sich  entwickelnden  Gelenkteile,  .schließt 
eigentlich   schon   allein   eine   richtige  Schleifwirkung  aus. 

Ihre  Annahme  wird  aber  auch  durch  das  Aussehen  der  Bilder,  die  man  an  Schnitten 
durch  Gelenke  in  der  Entwicklung  erhält,  unmöglich  gemacht  oder  widerlegt. 

Vor  allem  ist  zu  beachten,  daß  nach  den  vorliegenden  Beobachtungen  bei  den  Säugern 
die  Skeletteile  nicht  ursprünglich  einheitliche  Stäbe  sind,  in  denen  die  Gelenke  erst 
durch  Spaltbildung  infolge  der  Muskelwirkung  entstehen,  wie  es  z.  B.  R.  Thoma  (Virchows 
Archiv  207.  Bd.  19 12  S.  265)  annimmt,  sondern  sich  von  vornherein  als  getrennte  Knorpel- 
stücke im  Mesenchymgewebe  des  Keimlings  anlegen.  Ferner  ist  es  Avahrscheinlich,  daß 
wenigstens  die  Frage,  welcher  Gelenkkörper  gewölbt  und  welcher  hohl  wird,  mindestens 
in  manchen  menschlichen  Gelenken  schon  zu  einer  Zeit  entschieden  ist,  wo  noch  gar 
keine  Spalte  zwischen  beiden  Gelenkkörpern  vorhanden  ist. 

Dieser  Zustand  erinnerte  mich  schon  immer  lebhaft  an  die  Verhältnisse  an  der  Wirbel- 
säule bei  Fischen,  wo  an  den  doppelt  oder  einfach  hohlen  (den  »amphicölen«  oder  den 
»pro-  bezw.  opisthocölen«)  Wirbelkörpern  die  Zwischenknorpel  und  die  Wirbel  einen 
schönen  Kopf  oder  eine  Pfanne  erkennen  lassen,  obwohl  keine  Gelenkspalte  zwischen 
ihnen  besteht.  Dieses  Verhalten  ist  zugleich  auch  ein  Beweis  dafür,  daß  auch  ohne 
Gelenkspalte  in  »Knochenhaften«  (»Synarthrosen«)  ausgiebige,  für  die  schnellste  Orts- 
bewegung ausreichende  Bewegungen  ausgeführt  werden  können.  Neuerdings  hat  auch 
LuBoscH  in  seiner  auf  breiter  Grundlage  aufgebauten,  höchst  wertvollen  Sonderdarstellung 
der  vergleichenden  Anatomie  des  Gelenkbaues  und  der  Gelenkentstehung  (Jena,  Gustav 
Fischer  19 10,  s.  a.  Bericht  darüber  in  d.  Sitzungsber.  d.  Würzb.  phys.-med.  Ges.)  bei  Fischen 
und  Amphibien  solche  »Haften«  außerhalb  der  Wirbelsäule  beschrieben.  Man  sieht  da 
auch  bei  den  ausgewachsenen  Tieren  überhaupt  noch  keine  Gelenkspalten,  aber  doch  schon 
deutlich  kuglige  Gelenkköpfe  und  bei  manchen  auch  hohlkuglige  Pfannen.  Sehr  zweckmäßig 
erscheint  dafür  der  Name  »virtuelle«  Köpfe  oder  Pfannen.  Auch  Semon  (Festschrift  f. 
KuPFFER,  Jena  1899)  hat  schon  solche  Bildungen  beschrieben  und  gefunden,  daß  bei 
manchen  solchen  Haften  die  beiden  »virtuellen  Gelenkkörper«  durch  eine  fasrige  Abart 
des  Knorpels,  bei  anderen  durch  Bindegewebe  miteinander  verbunden  sind.  Ersteres, 
eine  faserknorplige  Verbindungsmasse   zwischen   den   deutlich   an  Kopf  und   Pfanne   er- 


'    Von  mir  jetzt  gesperrt,     R-  Fick, 


Über  die  Entstehung  der  Gelenkformen.   Mit  Tierversuchen.  13 

innernden  Grenzflächen,  fand  Bier'  auch  an  Falschgelenken  des  Mensehen.  Letzteres, 
d.h.  eine  bindegewebige  Verbindung  zwischen  den  » Gelenkenden « ,  stellte  Y..  Payr"  bei 
künstlicher  Gelenkneubildung  am  Menschen  fest. 

Solange  noch  keine  Spalte  zwischen  den  Knochenflächen  vorhanden  ist,  kann  aber 
natürlich  von  einer  wirklichen  »Schleifung«  keine  Rede  sein,  denn  zu  einer  solchen 
könnte  es  nur  bei  ganz  ausgiebigen  Hinundherschiebungen  schon  getrennter  Flächen 
kommen.  Bei  noch  verbundenen  Flächen  sind  zwar,  wie  ich  schon  früher  für  die 
Fische  hervorhob  und  Braus  (a.  a.  0.)  auch  bei  Amphibien  und  Payr  beim  lebenden 
Menschen  beobachteten,  ganz  ausgiebige  Bewegungen  und  also  wohl  avich  Zerrungen  an 
der  Verbindungsstelle  möglich,  nicht  aber  richtige  »Schleifung«.  Trotzdem  ist  W.  Roux 
offenbar  der  Ansicht,  daß  meine  Zurückhaltung  in  der  Anwendung  meiner  Versuchs- 
ergebnisse an  den  Gipsgelenken  auf  die  Vorstellung  von  der  wirklichen  Gelenkbildung 
zu  weit  gehe,  und  zieht  sie  doch  zu  ihrer  Erklärung  herbei.  Braus  hätte  daher  a.  a.  0. 
unter  den  Gelehrten,  die  zur  Erklärung  der  Gelenkbildung  unmittelbar  die  Muskeltätigkeit 
heranziehen,  nicht  mich,  sondern  W.  Roux  nennen  und  als  Gegner  der  von  Braus  ver- 
fochtenen  Anschauung  bekämpfen  müssen.  W.  Roux  sagt  nämlich  ausdrücklich  (Biol. 
Zentralbl.  1891  S.  189,  s.  a.  Tornier,  Die  Entstehung  der  Gelenkform  in  Roux'  Archiv  i.  Bd. 
Heft  I — 3,  Leipzig  1894/95,  S-  '37^-)»  meine  Ableitung  der  künstlichen  leblosen  Gelenk- 
formen von  den  "Muskelansatzverhältnissen«  sei  doch,  »soweit  die  Gelenkform  nicht  durch 
Selbstdifferenzierung  der  einzelnen  Gelenkformen  entsteht,  als  Grundlage  für  eine  direkte 
mechanische  Erklärung  der  Gelenkform  in  normalen  und  pathologischen  Verhältnissen  zu 
«lienen  geeignet«,  auch   wenn  eine  unmittelbare  Schleifung  ausgeschlossen  sei. 

Nach  W.  Roux  ist  nämlich  das  Knorpelgewebe  in  seinem  Wachstum  in  hohem  Grade 
von  den  mechanischen  Verhältnissen  abhängig.  Der  Knorpel  wird  nach  Roux  in  dem 
Zeitraum  der  Entwicklung,  in  dem  er  sell)ständiges  Wachstum  zeigt  (im  Gegensatz  zum 
»erwachsenen«  Knorpel),  durch  Druck  im  Wachstum  gehemmt,  durch  Entlastung 
aber  gefördert.  Roux  wies  nun  mit  Recht  darauf  hin,  daß  bei  meinen  Schleifver- 
suchen die  Stellen  stärkster  Schleifung,  wie  meine  Kräftezerlegung  (a.  a.  0.)  ja  auch  zeigt, 
zugleich  auch  die  Stellen  stärksten  Druckes  durch  den  Muskelzug  sind. 

[Roux  glaubt  sogar  weitere  Schlüsse  aus  der  Abhängigkeit  des  Knorpelwachstums 
vom  Druck  ziehen  zu  können.  Er  sagt  (Ges.  Abh.  I.  Bd.  S.  354  Anm.^),  daß  durch  sie 
bei  Rotationsbewegungen  »Rotationsflächen«  entstehen  müssen.  »Diese  gestaltende  Druck- 
wirkung wird  sich  auf  alle  Teile  der  Pfanne  und  des  Kopfes  erstrecken,  welche  sich  bei 
der  Bewegung  berühren.  So  können  ohne  eigentliche  Abschleifung  erhebliche  gegen- 
seitige Regulationen  der  beiden  Gelenkteile  erfolgen  —  und  bei  großer  Variation  des  einen 
Teiles  kann  sich  der  andere  gleich  erheblich  anpassen.  Doch  werden  besonders  vor- 
springende Stellen  auch  abgeschliffen  werden  können.  Der  so  gebildeten  Knorpel- 
gestalt folgt  dann  die  enchondrale  Ossifikation  so  weit  nach,  bis  der  Gelenkknorpel  bloß 
noch  eine  gewisse,  durch  die  Größe  des  Drucks  und  der  Abscherung  bestimmte  Dicke 
behält.  Im  Falle  auf  diese  Weise  erworbene  Eigenschaften  vererblich  sind,  dann  kann 
auf  solche  Weise  entstandenen  Umbildungen  ein  erheblicher  Anteil  auch  an  der  Phylo- 
genese der  Gelenke  zugekommen  sein.« 


•    Bier,  A.,  Beobarhtungen  über  Regeneration  beim  Menschen.     D.  Med.  Wochenschr.  1917  Nr.  23. 

'  Payr,  E.,  Über  Wiederbildung  von  Gelenken.  Ihre  Erscheinungsformen  und  Ureachen;  funktionelle 
Anpassungs-Regeneration.     D.  Med.  Wochenschr.  1918  Nr.  30 — 32. 

^  Vgl.  auch  W.  Roux,  Anpassungslehre,  Histomechfinik  und  Histochemie.  Mit  Bemerkungen  über  die 
Entwicklung  und  Formgestaltung  der  Gelenke,  Berichtigungen  zu  R.  Thomas  gleichnamigem  Aufsatz.  In 
ViRCHOws  Archiv  209.  BJ.   191a, 


14  Fick: 

Auch  R.  Thoma  tritt  in  seinen  sehr  beachtenswerten  Ausführungen  über  die  An- 
passungslehre für  die  Annahme  ein,  daß  bei  der  Gelenkformung  die  Abhängigkeit  des 
Knorpelwachstums  vom  Druck  eine  Hauptrolle'  spielt.] 

Wenn  Roux'  Anschauung  richtig  ist,  würde  durch  den  Muskelzug  an  den  Druck- 
stellen das  Knorpelwachstum  gehemmt.  Also  würde  beim  Vergleich  mit  unseren  Gips- 
blöcken (vgl.  Bild  i)  am  »unteren  Knorpelstab«  an  der  gedrückten  Ecke  der  Knorpel 
schwinden,  am  »oberen  Stab«  aber  würde  an  der  Druckstelle,  einwärts  von  seiner  Ecke, 
eine  Höhlung  entstehen.  Am  unteren  Stab  würde  aber  einwärts  von  der  Ecke,  wo  also  der 
Druck  geringer  ist,  der  Knorpel  wuchern,  es  würde  sich  also  dort  eine  Vorwölbung  bilden. 

Allerdings  scheint  ja,  wie  wir  sahen,  die  Richtung  der  Wölbung  schon  entschieden, 
ehe  es  zwischen  beiden  Gelenkflächen  zu  Wackel-  und  Schleif bewegimgen  gekommen  ist. 

Aber  man  darf,  glaube  ich,  noch  weitergehen  und  denken,  daß  das  Knorpelwachs- 
tum auch  schon  vor  der  Spaltbildung  durch  die  beginnende  Zugwirkung  der  Muskeln 
beeinflußt  werden  kann.  Durch  den  Muskelzug  muß  nämlich  offenbar  eine,  wenn  auch 
nur  geringe  Verbiegung  des  Knorpelstabes  eingeleitet  werden  können.  Dadurch  werden 
aber  offenbar  Druckkräfte  und  »Scherkräfte«,  d.  h.  Kräfte,  durch  die  die  Teilchen  seit- 
lich gegeneinander  zu  verschieben  trachten,  wachgerufen.  Durch  diese  Scherkräfte  können 
sich  wohl  auch  im  Innern  des  Knorpels  geringe  Verschiebungen  oder  gar  Zerreißungen 
der  Zellagen  gegeneinander  einstellen.  So  kann  eine  Lockerung  des  Gefüges  herbeige- 
führt werden,  die  später  zur  vollständigen  Spaltbildung  führt. 

Die  Druck-  und  Scherkräfte  bei  der  Biegung  könnten  aber  vielleicht  nicht  nur  die 
Stelle  der  Spaltbildung,  sondern  durch  Beeinflussung  des  Knorpelwachstums  auch  die 
Form  der  Grenzflächen  bestimmen. 

Vorbedingung  für  die  Einwirkung  ist  natürlich  nicht  nur  die  Zusammenziehungs- 
tätigkeit  der  Muskeln  in  diesem  Zeitpunkt,  sondern  auch  die  entsprechende  Ausbildung 
der«Sehne.  Denn  wenn  das  Verbindungsgewebe  zwischen  den  Muskeln  und  den  Knorpel- 
stäben noch  ganz  locker  wäre,  könnte  die  Gelenkform  der  Knorjjelstäbe  natürlich  selbst 
durch  ganz  regelmäßig  erfolgende  Zusammenziehungen  der  betreffenden  Muskeln  nicht 
beeinflußt  werden.  Man  darf  aber  wohl  annehmen,  daß  die  Zusammenziehungsfahigkeit 
des  Muskelgewebes  und  die  Festigung  des  Ansatz-  oder  Sehnengewebes  sich  gleichzeitig 
ausbilden. 

Über  diese  Fragen  müßten  jedenfalls  noch  besondere,  alle  Möglichkeiten  berücksich- 
tigende Untersuchungen  angestellt  werden,  ehe  eine  direkte  Beeinflussung  der  ersten  Ge- 
lenkbildung durch  die  Muskeln  als  »sicher  möglich«  betrachtet  oder  aber  vollkommen 
abgeleugnet  werden  darf. 

Das  letztere  geschieht  von  Braus,  wenigstens  für  das  Schultergelenk  der  Unke.  Er 
sagt  a.  a.  0.  S.  415:  »Die  Komponenten  des  Schultergelenkes  bei  Bombinator  sind  also 
in  der  ersten  Periode  ihrer  autogenetischen  Ausbildung  formativ  weder  von  den  um- 
gebenden Weichteilen  noch  voneinander  abhängig.«  Daß  die  Muskeln  keinen  Einfluß 
auf  die  Gelenkform  haben,  schließt  er  daraus,  daß  sich  die  Muskelanlagen  der  Scli.ulter 
»bis  gegen  die  Metamorphose  hin«  nicht  bewegten  und  auch  nicht  elektrisch  erregbar 
seien.  Er  sagt  ferner:  »Besonders  beweisend  sind  die  akzessorischen  Vorderbeine  der 
Parasiten,  da  diese  bei  meinem  Material  nervenlos  sind,  sich  deshalb  auch  in  älteren 
Stadien  nicht  bewegen  und  auch  direkt  vom  Muskel  aus  unerregbar  sind.«  Aus  diesen 
Angaben  von  Braus  geht  mit  Sicherheit  so  viel  hervor,  daß  bei  den  beobachteten  Schulter- 


'   R.  Thoma,  Anpassungslehre,  Histomechanik  und  Histochemie.    Mit  Bemerkungen  Ober  die  Entwicklung 

srmgestaltung  der  Gelenke.    Eine  Entgegnung  auf  W.  Roux'  Berichtigungen.    Virch.  Archiv.  207.  Bd.   1912. 


und  Formgestaltung 


über  die  Entstehung  der  Gelenkformen.   Mit  Tierversuchen.  15 

gürtelanlagen  trotz  schon  deutlich  ausgebildeten  Gelenkformen  jedenfalls  keine  sehr  häu- 
figen und  auffälligen  Bewegungen  stattgefunden  haben.  Daß  aber  nicht  doch  hier  und 
da,  wenn  auch  vielleicht  nur  träge,  langsam  verlaufende  und  daher  der  Beobachtung 
leicht  entgehende  Zusammenziehungen  der  Muskelanlagen  stattfanden,  dürfte  nicht  aus- 
zuschließen sein,  dazu  bedürfte  es  anhaltender  Lupenbeobachtung.  Auch  daß  die  Mus- 
keln noch  nicht  auf  die  doch  nur  künstlichen  elektrischen  Reize  ansprechen,  dürfte  wohl 
kein  Beweis  gegen  die  Möglichkeit  natürlicher  Zusammenziehungen  sein.  Denn  wenn 
wir  sehen,  daß  bei  einem  Hühnerei  schon  am  zweiten  Bebrütungstag  am  Herzen  Bewe- 
gungen und  an  den  Gliedmaßen  menschlicher  Früchte  schon  Ende  des  zweiten  Monats 
ganz  deutliche  Bewegungen  nachweisbar  sind,  kommen  doch  wohl  auch  in  den  Muskel- 
anlagen schon  zu  einer  Zeit  Bewegungen  vor,  wo  die  Gelenkformen  noch  nicht  sozu- 
sagen   »fertig«   sind. 

Aber  selbst  wenn  durch  künftige  Untersuchungen  bewiesen  würde,  daß  die  erste 
Entstehung  der  Gelenkform  wirklich  ganz  unabhängig  von  den  Muskelansätzen  ist,  weil 
sie  vor  jeglicher  Muskeltätigkeit  eintritt,  so  sind  die  Muskelansätze  doch  sicher  bedeut- 
sam in  den  späteren  Entwicklungsstufen,  wo  siclier,  soweit  es  die  räumliche  Beschränkung 
in  der  Gebärmutter  oder  im  Ei  zuläßt,  schon  mehr  oder  weniger  lebhafte  Bewegungen 
stattfinden,  zu  einer  Zeit,  wo  noch  keine  Gelenkschmiere  und  glatte  Knorpelflächen  die 
Bewegungen  fast  »reibungslos«  machen.  In  diesen  Stufen  würde  nämlich  die  weitere 
Formbildung  jedenfalls  gehemmt,  wenn  die  Muskelansatzverhältnisse  nicht  den  besprochenen 
mechanischen  Gesetzen  entsprächen. 

Wenn  aber  auch,  wie  bemerkt,  schon  frühzeitig  kleine  und  später  lebhaftere  Be- 
wegungen zur  Zeit  der  Gelenkformung  bei  manchen  Lebewesen  nicht  fehlen  werden,  so 
können  wir  doch  offenbar  nicht  annehmen,  daß  die  letztere  lediglich  unter  dem  Einfluß 
der  aus  den  Muskelzügen  ableitbaren  Zug-,  Druck-  und  Scherkräften  erfolgt.  Vor  allem 
bei  den  Gelenken,  wo  die  Pfanne  den  Kopf  nur  zu  einem  geringen  Teil  umgibt,  wie 
z.  B.  beim  Schultergelenk  oder  Kniegelenk,  kommen  während  der  Entwicklung  im  Mutter- 
leib oder  bei  Reptilien  und  Vögeln  im  Ei'  unmöglich  so  ausgiebige  Bewegungen,  nament- 
lich keine  so  umfangreichen  Streckungen  vor,  daß  der  ganze  Gelenkkopf  durch  die  Be- 
wegungen in  der  Pfanne  gefonnt  werden  könnte. 

Es  wäre  daher  erwünscht,  wenn  über  die  Gelenkstellungen  der  Frucht  im  Mutter- 
leib imd  der  Tiere  im  Ei,  auch  mit  Hilfe  von  Röntgenstrahlen,  besondere  Feststellungen 
gemacht  und  daraufhin  die  Gelenkflächen,  namentlich  ihre  Knorpelüberzüge,  neuerdings 
untersucht  würden.  Freilich  hat  schon  C.  Hüeter  (Virchows  Archiv  Bd.  25.  26.  28, 
1862-1863)  höchst  wertvolle  Untersuchungen  an  den  Gliedmaßengelenken  Neugeborener 
und  Erwachsener  ausgeführt.  Er  fand  dabei,  daß  die  Gelenkflächen  keineswegs  schon 
bei  der  Geburt  die  Form  oder  gar  die  Ausdehnung  haben  wie  später,  und  betont  die 
Einwirkung  der  späteren  Vergrößennig  des  Bewegungsumfanges  auf  die  Gelenkform.  Hueter 
fand  auch  die  Muskeln  der  Gliederstellung  im  Mutterleib  genau  angepaßt,  so  daß  die 
Neugeborenen  die  Glieder  noch  gar  nicht  im  selben  Umfang  wie  die  Erwachsenen  strecken 
könnten.  Danach  bestünde  ein  wesentlicher  Unterschied  in  der  Gelenk-  und  Muskelaus- 
bildung zwischen  den  Menschen  und  vielleicht  allen  Säugern  und  den  Vögeln  oder 
wenigstens  den  »Nestflüchtern«.  Bei  den  Nestflüchtern  müssen  nämlich  die  Gelenkflächen 
imd  die  Muskeln  schon  im  Ei  eine  viel  weitergehende,  dem  erwachsenen  Zustand  ent- 
sprechende Ausbildung  zeigen,  da  diese  Vogelarten,  worauf  Hr.  Prof.  Heinroth  (s.  Anm.) 

'  Aul"  diesen  Umstand  machte  im  Laufe  der  Aussprache  übei-  meinen  Vortrag  über  die  Gelenkt'oiinen 
in  der  Ges.  Naturforsch.  Freunde  Hr.  Prof.  Heinhoth,  Voi-stand  der  Vogelabteilung  des  Zoologischen  Gartens, 
besonders  aufmerksam,  namentlich  filr  die  sog.  -Nestflüchter«. 


16  Fick: 

hinwies,  sofort  nach  dem  Ausschlüpfen  ihre  im  Ei  eng  zusammengeklappten  Glieder  voll- 
kommen strecken  und  davonlaufen. 

Diejenigen  Teile  der  Gelenkköpfe,  die  wärend  der  Entwicklung  nicht  in  Berührung 
mit  der  Pfanne  kommen,  weil  die  Bewegungsraöglichkeit  im  Ei  oder  im  Fruchtbehälter 
zu  gering  ist,  so  daß  also  eine  »gegenseitige  Anmodehmg  der  Flächen  durch  die  Be- 
wegung« oder  durch  unmittelbare  Wachstumsdruckeinflüsse  unmöglich  ist,  müßten  also 
im  wesentlichen  durch    »reine  Vererbung«   gestaltet  werden. 

Braus  scheint  die  reine  Vererbung  der  Gelenkform  bei  seinen  Pfropfversuchen  an 
Unkenlarven  für  die  ganzen  Gelenkflächen  anzunehmen,  denn  er  sagt,  wie  bereits  früher 
(s.S.  14)  erwähnt,  »die  Entwicklung  von  Kopf  und  Pfanne«  sei  »voneinander  unabhängig«. 

Wenn  wirklich  die  Entwicklung  von  Kopf  und  Pfanne  voneinander  unabhängig  wäre, 
d.  h.  mit  anderen  Worten,  wenn  die  ganze  Gelenkform  fest  vererbt  wäre,  müßte  man 
erwarten,  daß  bei  alleiniger  Entwicklung  eines  Schultergürtels  die  Gelenkpfanne  vollkommen 
die  regelrechte  Form  erhielt.  Ein  solches  Vorkommnis  könnte;  eintreten,  wenn  bei  dem 
Versuch  der  Abtragung  einer  Gliedmaßenanlage  zufällig  (oder  absichtlich)  der  Schnitt  gerade 
zwischen  die  Anlage  des  Gürtels  und  die  der  freien  Gliedmaßen  hineingeriete.  Die  ver- 
pfropfte Gliedmaßenanlage  müßte  dann  einen  regelrecht  geformten  Oberarmkopf  aufweisen, 
und  an  der  Entnahmestelle  müßte  eine  regelrechte  Pfanne  gebildet  werden'.  Die  Ver- 
hältnisse und  Deutungen  bei  den  Pfropfversuchen  scheinen  übrigens,  wie  leicht  erklär- 
lich, nicht  ganz  einfach  zu  liegen,  so  daß  Braus  selbst  nicht  immer  gleich  die  Sachlage 
richtig  erkannte.  So  erklärte  z.  B.  Braus  früher  (1906-  S.  166),  daß  an  seinen  operierten 
Tieren  sich  an  der  Entnahmestelle  überhaupt  keine  Skeletteile  entwickelten.  Später  fand 
er  an  den  Präparaten  aber  doch  bei  den  meisten  solche  auf,  ja  vermißte  sie  bei  keinem 
ganz.  Und  früher  (1909^  S.  373)  beschrieb  er  Abplattungen  an  den  Rändern  der  Schulter- 
pfanne, die  durch  den  Druck  des  Schulterkopfes  entstanden  seien,  weil  er  nicht  in  die 
Pfanne  hineinpasse,  sondern  viel  zu  groß  sei  und  daher  ihren  Rändern  und  den  um- 
gebenden Höckern  aufliege*.  Später  (1910^  S.  484)  widerrief  aber  Braus  die  frühere 
Angabe,  da  es  sich  an  den  Plattenmodellen  herausstellte,  daß  der  Kopf  doch  in  der  Pfanne 
saß  und  in  einer  bestimmten  Stellung  genau  hineinpaßte,  d.h.  ihr  genau  anlag. 
Diese  Stellung  bezeichnet  Braus  19 10  als  eine  »exzentrische  Zwangslage«.  Früher 
(1909  S.  399)  hatte  er  aber  angegeben,  daß  trotz  der  mangelnden  Übereinstimmung  der 
Pfannen-  und  Kopfgröße,  wenn  die  Tiere  alt  genug  seien,  »ein  Zusammenarbeiten  bei 
Bewegungen  des  Gliedes  möglich  sei.  Wenigstens  wurde  im  Leben  keine  Steifigkeit  im 
Schultergelenk  bei  Bewegungen  der  eingepfropften  Gliedmaßen  beobachtet.«  Der  Schluß 
von  Braus  (1909  S.  415),  daß  »die  Form  und  ModeUierung  der  Pfanne  auch  von  den 
Skeletteilen  der  Nachbarschaft  und  speziell  von  dem  zugehörigen  Gelenkkopf  unabhängig 
ist«,  den  er  offenbar  mit  auf  Grund  seiner  »graphischen  Rekonstruktionen«,  nach  denen 
der  Kopf  den  Pfannenwänden  auflag,  ihrem  Grund  hingegen  nicht  anlag,  aussprach,  wird 
durch  diese  Angaben  natürlich  auch  hinfällig.  Die  Textabbildungen  der  Abhandlung  von 
1910  beweisen  vielmehr  klar  und  deutlich  das  Gegenteil,  nämlich  eine  innige 
Abhängigkeit  der  Form  von  Kopf  und  Pfanne.  Sie  greifen,  wie  Braus  selbst  zugibt,  in 
ihrer  Ruhestellung,    in   der  sie  sich  offenbar  entwickelt  haben,   ineinander    »wie  die  Er- 

'    Ein  solcher  Versuch  ist  freilich  bisher  noch  nicht  gemacht  worden. 

''  Braus,  Vordere  Extremität  u.  Operculum  b.  Bombinatorlarven.  In:  Experimentelle  Beitr.  z.  Morphol. 
Heft  2,  Leipzig  1906,  S.  166. 

'    Ebenda  Heft  3,  S.  373f. 

*  Diese  Angabe  von  Braus  schwebte  offenbar  Roux  vor,  als  er  (Virchows  Arch.  Bd.  209.  1912,  S.  202) 
sagt,   daß  »die  an  sich  normal  gestaltete  kleine  Pfanne  fiir  den  ...  daneben  gebildeten  Kopf  zu   klein  war-. 

^    Braus,  Angeborene  Gelenkveränderung  usw.    Festschrift  für  Roux.    1910. 


Ifber  du'  Entstehung  de?-  Gelenkfoi-men.   Mit  Turvei'suc/mi.  17 

liabenlieiten  und  Vertiefungen  zwischen  Petschaft  und  Siegel«.  Trotzdem  hat  Braus  seinen 
früheren  Schluß  nicht  auch  widerrufen,  sondern  unter  Betonung  des  Nichtpassens  der 
Flächen  bei  anderen  Gelenkstellungen  an  ihm  festgehalten. 

Das  Nichtpassen  der  Gelenkflächen  in  anderen  Stellungen'beweist  aber  natürlich  nicht 
im  mindesten  die  Unabhängigkeit  der  Pfannen-  und  Kopfbildung.  Es  beweist  vielmehr 
nur  den  Satz,  daß  eine  »direkte  Schleifung  der  Gelenkfläclienformen«  nicht  stattfindet. 
Diese  Annahme  ist  aber  bereits  aus-  anderen  Gründen  (s.  o.)  als  unwahrscheinlich  oder 
unmöglich  nachweisbar.  Unwahrscheinlich  wird  ferner  durch  das  Nichtpassen  in  vielen 
Stellungen,  daß  bis  zu  dieser  Entwicklungsstufe  im  Schultergelenk  bereits  ausgiebige  Be- 
wegungen stattfinden.  Freilich  hat,  wie  wir  (a.  v.  S.)  sahen,  Braus  selbst  (1909  S.  371 
und  399)  angegeben,  daß  er  an  den  Larven  trotz  des  Nichtpassens  Bewegungen  gesehen 
habe  und  daß'  keine  Steifigkeit  der  Glieder  zu  bemerken  war.  Ferner  wurde  bereits  oben 
(S.  12)  betont,  daß  selbst  in  vollkommen  zusammenhängenden  Haften  ( » Synarthrosen « ) 
regelrecht  ausgiebigste  Bewegungen  ausgeführt  werden.  Aber  es  ist  doch  wahrscheinlicher, 
daß  die  Schultergelenke  bis  dahin  nur  wenig  bewegt  wurden,  daß  sich  aber  s])äter  bei 
ausgiebigem  Gebrauch  auch  die  übrigen  Teile  von  Kopf  und  Pfanne  einander  in  der 
Form  angepaßt  haben  würden  (s.  S.  19  ff.). 

Daß  mindestens  die  Form  der  Pfanne  nicht  immer  vollkommen  »fest  vererbt«  und 
unabhängig  vom  Kopf  sich  entwickelt,  geht  übrigens  auch  schlagend  aus  einem  »Natur- 
versuch«, wenn  ich  so  sagen  soll,  hervor,  den  vor 
einigen  Jahren  einer  meiner  Schüler'  beschrieb.  Es 
handelte  sich  um  ein  Schaf,  das  armlos  geboren  war. 
Wir  fanden  an  ihm  zwar  keine  Spur  eines  Armes, 
wohl  aber  ein  Schulterblatt.  Dies  zeigte  nun  aber 
keineswegs  eine  hohle  Pfanne,  wie  man  es  erwarten 
müßte,  wenn  die  Gelenkformen  wirklich  fest  vererbt 
wären,  sondern  es  zeigte  merkwürdigerweise  einen  deut- 
lich gewölbten  Gelenkkopf  (s.  Bild  3).  uiu 

Bei  der  Bildung  dieses  regelwidrigen  Geleukkopfes  ScimitPi-biott  oin.'sa  im  los  seimicnen  Schafes. 
an  Stelle    einer  Pfanne   könnte  man  übrigens  an  ganz 

direkte  mechanische  Einwirkungen  in  den  späten  Entwicklungsstufen  denken.  Man  wird 
fast  dazu  gedrängt,  anzunehmen,  daß  er  durch  die  ihn  deckende,  kapselähnliche  Binde- 
gewebskappe  abgerundet,  »abgeschliffen«  sei,  denn  mit  der  Kappe  waren  die  sich  sonst 
am  Oberarm  ansetzenden  Muskeln  verlötet. 

Die  Pfanne  ist,  mindestens  in  diesem  Fall,  nicht  »unabhängig  vom  Kopf«  zur  Ent- 
wicklung gekommen. 

Ähnlich  liegen  die  Verhältnisse  wohl  bei  den  angeborenen  Speichenausrenkungen,  wo 
nach  Payr  (a.  a.  O.  S.  36)  das  Sjjeichenköpfchen  kuglig  ist,  ohne  Andeutung  einer  Delle 
oder  völlig  abgestumpft. 

Die  Gelenk  köpfe  sind  aber  nach  dem  Obigen  wohl  von  der  Umgebung  unabhängiger, 
wenn  man  so  sagen  will,  »in  ihrer  Form  fester  vererbt«,  ähnlich  wie  z.  B.  Zähne  oder 
Haare  sich  in  einer  Eierstockgeschwulst  trotz  ganz  regelwidriger  Umgebung  mehr  oder 
weniger  vollkommen  in  den  vererbten  Formen  bilden  können.  Dieser  Unterschied  von 
Kopf  und  Pfanne  steht  vielleicht  in  Beziehung  zu  der  von  Lubosch  zuerst  hervorgehobenen 
Tatsache,  daß  die  Gelenkköpfe  auch  stammesgeschichtlich  älter  und  unabhängiger  zu  sein 
scheinen  als  die  Pfannen.     (Lubosch  ist  übrigens  der  Meinung,  daß  sogar  auch  das  von  mir 

'    U.  Jknny,  Notizen  über  ein  mäanliches  Schaf  ohne  vordere  Extremität.  In :  Anat.  Anz.  Bd.  40,  19 1 2.  S.  624. 
Fhyg.-math.  Ahh.  1921.  Nr.  2.  3 


18  ^i<^«: 

beobaclitete  frühere  Auftreten  der  Geleiikköpfe  bei  den  Gipsschliflen  iiiclit  mir  etwa  eine 
auf  optischen  Gründen  beruhende  Täuschung  sei,  sondern  wohl  mechanische,  grundsätz- 
liche Bedeutung  habe.) 

Wenn  wir  für  diejenigen  Kopfteile,  die  der  Pfanne  nicht  anliegen,  »feste  Formver- 
erbung« annehmen,  so  darf  uns  diese  Annahme  aber  nicht  dazu  verführen,  zu  glauben, 
daß  die  Kopfform  von  den  von  uns  auseinandergesetzten  mechanischen  Bedingungen  im- 
abliängig  wäre.  Das  ist  keineswegs  der  Fall.  Wir  haben  uns  nur  zu  denken,  daß  die 
Übereinstimmung  zwischen  der  Gelenkform  und  der  Muskel-  und  Bänderanordnung  erb- 
lich verankert  ist,  daß  sie  sich  also  nicht  jedesmal  erst  unter  dem  Eintluß  der  Bewe- 
gungen neu  herstellen  muß.  So  kommt  es,  daß  auch  diejenigen  Stellen  der  Gelenkkörper, 
die  sich  bei  der  Entwicklung  im  Mutterleib  oder  Ei  gar  nicht  unter  der  Einwirkung  der 
Muskeltätigkeit  aneinander  anpassen  können,  tatsächlich  doch  aufeinander  passen  und  für 
den  späteren  Gebraucli  mehr  oder  weniger  fertig  vorgebildet  sind.  Daß  ausnahmsweise 
auch  ohne  Vorhandensein  von  Muskeln  und  Sehnen  ziemlich  wohlgeformte  Gelenke  ent- 
stellen können,   zeigen   die  Fingerknochen  in   überzähligen  Fingern  ohne  Sehnen. 

c.   Muskeleinfluß  auf  die  Gelenkform  in  der  Stammesentwicklung.     • 

Dieselben  Anatomen  und  Zoologen,  die  die  Beeinflussung  der  Gelenkform  durcli  die 
Muskelansätze  während  der  Entwicklung  der  Einzelwesen  schroff  ablehnen,  wie  z.  B. 
Bebnays  und  Gegenbaur,  nehmen  sie  in  der  Stammesentwicklung  als  sicher  an.  Zuerst 
und  hinsichtlich  der  mechanischen  Verhältnisse  am  gründlichsten  hat  sich  Gustav  Tornieb 
(a.  a.  0.)  mit  der  Stammesgeschiclite  der  Entwicklung  der  Gelenkform  im  aligemeinen 
und  im  besonderen  befaßt,  der  ganz  auf  dem  Boden  der  mechanistischen  Erklärung  steht 
und  nicht  nur  die  Gelenke  aus  »Gelenkvorstufen«  ableitete,  sondern  ganze  Gelenkstamm- 
bäume aufstellte,  über  deren  Berechtigung  man  freilich  wohl  verschiedener  Meinung  sein 
kann.  Gut  begründet  ist  jedenfalls  seine  Angabe,  daß  bei  manchen  niederen  Formen  dies 
oder  jenes  Gelenk,  von  allen  Seiten  her  durch  Muskeln  in  Bewegung  gesetzt,  sehr  freie 
Bewegungen  zeigt,  bei  den  Abkömmlingen  aber  durch  Einschränkung  der  Bewegung  in- 
folge von  Verknöcherung  von  gewissen  Muskelansätzen  und  Bändern  das  Gelenk  in  ein 
beschränkt  bewegliches  verwandelt  wird.  Wie  sich  die  Zoologen  und  Anatomen  aber 
die  Gelenkentstehung  aus  den  Gelenkvorstufen  und  den  Übergang  einer  Gelenkart  in  die 
andere  in  der  Stammesgeschichte  im  einzelnen  denken,  darüber  liegen,  soviel  icli  sehe, 
noch  keine  näheren  Angaben  vor.  Auch  in  dem  schönen  Werke  Luboschs  (s.  o.)  wird 
auf  diese  Fragen  nicht  eingegangen.  Die  Forscher  müssen  sich  den  Vorgang  wohl  so 
vorstellen,  daß  ursprünglich  bei  jugendlichen  Einzelwesen  niederer  Arten  nur  Gelenkvor- 
stufen oder  noch  unbestimmte  Gelenkformen  vorhanden  gewesen  seien,  die  sich  unter 
dem  Einfluß  durch  »Mutation«  entsprechend  veränderter  Muskelansätze  im  Laufe  des 
Lebens  zu  den  einzelnen  »neuen«,  bestimmt  ausgesprochenen  Gelenkformen  entwickelt 
hätten.  Das  erstere,  die  Umwandlung  einer  »Hafte«  in  ein  »Gelenk«,  würde  auch  den 
Anschauungen  Semons  entsprechen,  die  er  oline  Beziehung  auf  die  hier  behandelte  Frage 
und  die  Vererbung  geäußert  hat.  Er  gibt  nämlich*  an,  er  halte  es  fiir  sehr  wahrscheinlich, 
daß  bei  gewissen  Tierarten,  die  ursprünglich  nur  spaltenlose  »Vorstufen«  eigentlicher  Ge- 
lenke besitzen,  durch  besondere  Leistungen  im  Laufe  des  Lebens,  z.  B.  beim  Graben  oder 
bei  besonders  erschwerter  Fortbewegung,  z.  B.  an  den  Endgliedern,  Höhlenbildungen  in 
den  Gelenkvorstufen  auftreten,  ich  möchte  sagen,  »gerissen  werden«.    So  entstünden  also 


'    Semon.  R.,  Zur  verglpiclienden   Anatomie  der  rioleMkl)il(liingen  bei  den   Wirbeltierer.     Festschrilt  für 
Cabi.  Kupkfkr,  .Iftiia    1899. 


Über  die  Entstehung  der  Gelenkformm.    Mit  Tierversuchen.  19 

nach  Semon  bei  diesen  Tieren  aus  sog.  »Haften«  oder  »Synarthroscn«,  bei  denen  zwischen 
den  Gelenkendell  noch  keine  Spalte  ist,  im  Einzelleben  »Halbgelenke«  mit  Spaltbildung 
im  Verbindungsgewebe. 

Wenn  nun  in  der  Stammesentwicklung  z.  B.  aus  Haften  ein  sich  vererbendes  wirk- 
liches Gelenk  entstehen  sollte,  müßte  sich  also  diese  im  Laufe  des  Lebens  erworbene 
Körpereigenschaft  dann  auf  die  betreffende  Art  und  von  ihr  auf  die  von  ihr  abzuleitenden 
Arten  weitervererbt  haben.  Nach  den  jetzigen  Anschauungen,  die  eine  im  Einzelleben 
erworbene  Eigenschaft  nicht  für  vercrbungsfähig  halten,  weil  der  Reiz  auf  das  Keimplasma 
zu  schwach  sei,  müßte  man  die  Ililfsaiinahme  machen,  daß  sich  eine  solche  Fortbildung 
dann  vererben  könnte,  wenn  sie  bei  derselben  Tierart  wieder  und  wieder  im  Einzelleben 
erworben  würde  und  dadurch  der  Reiz  auf  das  Keimplasma  verstärkt  würde.  Wie  das 
möglich  sein  soll,  muß  aber  noch  fraglich  erscheinen.  Vielleicht  könnte  man  sich  die 
»Verstärkung«  so  erklären,  «laß  in  der  ersten  Geschlechtsfolge  durch  den  körperlichen 
Reiz   des   neuentstandenen   oder  abgeänderten  Gelenlces   im  Keimplasma   nur  eine  kleine 

•  Vorstufe»  für  das  Dauermerkmal  oder  die  neue  »Anlage«  erzeugt  würde.  Bei  mehrfach 
wiederholter  persönlicher  Umbildung  des  betreffenden  Gelenkes  in  der  gleichen  Weise  wie 
bei  den  Eltern,  würde  aber  die  im  Keimplasma  entstandene  »Merkmalvorstufe«  oder  der 
»Anlagenkeim«  oder  das   »Progen«,  wie  wir  sie  vielleicht  nennen  können,  immer  mehr 

•  verstärkt«,  bis  sie  schließlich  zu  einem  vererbungsfähigen  »Dauermerkmal«  oder  einer 
wirklichen  »Anlage«  (»Gen«  Joiiannsens)  für  die  Bildung  des  betreffenden  Gelenkes  an 
Stelle  der  früheren  Gelenkvorstufe  oder  der  alten  Gelenkart  geworden  wäre.  Wenn  man 
sich  in  der  Weise,  wie  ich  es  früher  vorgeschlagen  habe  (R.  Fick,  Über  die  Vererbungs- 
substanz, His-Wau)Eyers  Archiv  1907,  Individualplasma:  Lancet  1907),  das  Keimplasma 
als  eine  cliemische  Molekel  denkt,  in  der  die  einzelnen  Erbanlagen  Seitengruppen  oder 
Seitenketten  sind,  so  könnte  man  sich  die  »Verstärkung«  des  »Anlagenkeimes«  als  den 
chemi.schen  Weiterbau'  oder  Umbau  einer  Seitenkette  vorstellen.  Die  einzelnen  kleinen 
»Stufen«  in  dein  Weiterbau  oder  Umbau  der  ursprünglichen  Seitenkette  würden  nach 
meiner  Annahme  am  Körper  noch  nicht  äußerlich  merkbar  sein,  sowie  aber  die  Seiten- 
kette einen  bestimmten  chemischen  Endkörper  erreicht  hätte,  der  einer  neuen  Vollanlage 
entspricht,  würde  auch  körperlich  das  Merkmal  gleich  bei  der  Geburt,  also  als  »vererbtes 
Merkmal«    erscheinen. 

III.    Anderung^cn  der  Gelenkfonn  durch  den  Gebrauch. 

Sicher  uikI  auch  allgemein  zugegeben  ist  es,  daß  sich  die  Gelenke  des  vollentwickelten 
Körpers  im  weiteren  Gebrauch  durch  die  Bewegungen,  d.  h.  also  vuiter  dem  Einfluß  der 
Muskeln,  noch  weiter  ausgestalten  und  gegebenenfalls  noch  verändern  und  umformen  können. 

An  erster  Stelle  möchte  ich  hier  die  eigentümliche  Erscheinung  an  der  Meergnmdel- 
art  Periophthalmus  erwähnen,  die  ihre,  Bnisttlossen  auch  zum  (iehen,  ja  zum  Hüpfen  be- 
nutzen können.  Bei  diesen  Tieren  .sollen  sich  durch  die  Benutzung  der  Brustflossen  zum 
(Jehen  bei  Trockenzeiten  an  ihnen   vorübergehend  Gelenke  bilden. 

Bei  manchen  Gelenken  z.  B.  älterer  Leute  sieht  man  bekanntlich  in  der  Nähe  der 
(Tclenktlächen  deutliche  Anschlagstellen  in  Gestalt  von  kleinen  Gruben  auftreten,  in  denen 
sich  gewisse  Vorsprünge  des  bewegten  Gliedes  bei  den  Grenzbewegungen  anstemmen. 
Und  w^enn  die  Bewegungen  eines  Gliedes  in  einer  gewissen  Richtung  besonders  häufig 
und  in  besonders  großem  Umfang  ausgeführt  werden,  so  sieht  man,  z.  B.  bei  Kugelgelenken, 
daß   sich    die   Knorpelfläche   am    Kopf  der  Bewegungsrichtung   entsprechend    vorschiebt. 

'    S.  a.  I{,  Fick,   Bemerkungen  zur  Vererbung  erworbener  Eigenschaften.     In  Anat.  Anz.   Bd.  53,  1920. 

3* 


20  Fick: 

Eine  besonders  auffällige  Verschiebung  konnte  ich  an  einem  Präparat  nachweisen, 
das  mir  seinerzeit  von  W.  Braune  (Leipzig)  nach  Würzburg  zur  Begutachtung  geschickt 
wurde.  Es  war  der  linke  Arm  eines  Menschen,  dessen  beide  Unterarmknochen  etwa  an 
der  Grenze  des  mittleren  und  oberen  Drittels  knöchern  miteinander  verwachsen  waren, 
so  daß  die  Unterarmknochen  nicht  »pro-supinatorisch«  gegeneinander  gedreht  werden 
konnten.  Die  Speiche  steht  in  »halber  Vorwendung«  {» Pronation«),  die  »vordere«  Fläche 
fast  gerade  nach  innen  gewendet. 

Dieser  Stellung  entspricht  aber  keineswegs  die  Stellung  des  Speichenhöckers;  er 
sollte  dabei  etwa  gerade  gegen  die  Elle  hin  gerichtet  sein;  das  ist  aber  nicht  der  Fall, 
sondern  die  rauhe  Seite  des  Speichenhöckers  schaut  gegen  innen  und  etwas  nach  oben. 
Auch  die  äußere  Kante  der  Speiche  beteiligt  sich  an  der  Höckerbildung.  Der  Höcker 
ist  sehr  stark  erhoben,  die  höchste  Erhebung  ist  gerade  nach  vorn  gerichtet.  Aus  diesem 
Verhalten  geht  hervor,  daß  der  Ansatz  des  Zweiköpfers  gewandert  ist,  und  zwar  nach 
vorn  imd  außen.  Die  Wanderung  ist  wohl  in  folgender  Weise  als  ein  gutes  Beispiel  för 
die  »Tätigkeitsanpassung«  (»funktionelle  Anpassung«  W.  Rouxs)  zu  erklären.  Die  Rück- 
wendung (Supination)  war  ausgeschlossen,  dadurch  kam  es  zum  Schwund  der  medialen 
Teile  der  Zweiköpfersehne,  die  bei  der  Vorwendung  (Pronation)  am  meisten  »um  die 
Speiche  herumgewickelt«  sind  und  daher  für  die  Rückwendung  am  günstigsten  angesetzt 
sind.  Mit  dem  Schwund  dieses  Teils  der  Sehne  verschwand  auch  der  mediale  Teil  des 
Speichenhöckers.  Umgekehrt  verstärkten  sich  die  für  die  reine  Beugung  am  günstigsten 
angesetzten  mittleren  und  seitlichen  Sehnenbündel  und  breiteten  sich  sogar  noch  nach 
der  Seite  der  günstigsten  Wirkungsmöglichkeit  weiter  aus.  Der  Sehnenverstärkung  folgte 
dann  auch  die  Höckerbildung,  so  daß  sich  die  Stellung  des  Speichenhöckers  gegenüber 
der  Regel  »verschoben«  hat.  Der  Speichenhals  ist  weniger  tief  durch  den  unteren  Ring- 
bandrand »ausgeschliffen«,  der  »Speichentellerrand«  (circumferentia  articularis  radii)  des 
Speichenköpfchens  setzt  sich  daher  nicht  so  scharf  gegen  den  Hals  ab  als  gewöhnlich, 
selbst  vom  Speichenhöcker  aus  gegen  den  »Speichentellerrand«  hin  findet  sich  ein  all- 
mählicher, am  Hals  kaum  eingesunkener  Übergang. 

Der  Tt'llerrand  entbehrt  fast  ganz  des  Knorpelüberzuges,  nur  ganz  hinten  ist  er  noch, 
allerdings  schon  in  Auffaserung  begriffen,  in  beschränkter  Ausdehnung  erhalten.  Überall 
da,  wo  der  Knorpel  fehlt,  ist  die  Knochenrinde  eindrückbar.  Das  S])eichenköpfchen  ist 
durch  Bandmassen  mit  der  Elle  engstens  verbunden,  doch  ist  im  Speichenellengelenk 
noch  eine  enge  Spalte  zu  bemerken.  Das  äußere  Seitenband  setzt  sich  nicht  am  Speichen- 
hals bzw.  am  Riugband  an,  sondern  geht  breit  nach  unten  auslaufend  in  den  Überzug 
der  Speichenpfanne  über.  Diese  Fortsetzung  des  Seitenbandes  bildet  so  gewissermaßen 
eine  Gelenklippe  für  den  Speichenteller,  die  ihn  vergrößert.  Durch  diese  Gelenklippe 
wird  der  Schluß  im  Gelenk  zwischen  dem  Speichenteller  und  dem  Oberarmköpfchen 
wesentlich  sicherer  als  er  es  gewöhnlich  ist,  wenn  in  dem  Gelenk  nicht  nur  Beuge-Streck- 
bewegungen stattfinden,  sondern  auch  Umwendbewegungen  der  Speiche.  Das  Speichen- 
köpfchen hat  sich  im  sagittalen  Durchmesser  verschmälert,  im  Querdurchmesser  verbreitert. 
Auch  das  Oberarmköpfchen  hat  an  seiner  Kugelgestalt  Einbuße  erlitten,  es  ist  mehr  einer 
queren  Walze  vergleichbar. 

Am  oberen  Ende  des  Oberarmes  zeigten  sich  folgende  Besonderheiten:  Der  kleine 
Armbeiidiöcker  ist  nach  oben  gerückt,  springt  als  ziemlich  kugliger  Höcker  stark  gerade 
nach  vorn  vor.  Die  beiden  vom  großen  und  kleinen  Höcker  herunterkommenden  Leisten 
(crista  tub.  maj.  und  c.  t.  min.)  weichen  am  chirurgischen  Hals  und  unter  ihm  etwas 
auseinander,  so  daß  dort  sich  die  Fortsetzung  der  »Zwischenhöckerrinne«  zu  einer  Grube 
erweitert. 


{^ber  die  KntsteMmy  der  Gelenkfoi-inen.    Mit  Tierversuchen. 


21 


Der  große  Armbeinhöcker  hat  eine  ganz  sonderbare  Gestalt.  Während  wir  sonst 
seine  Außenseite  fast  senkreclit  abfallen  sehen  und  nur  an  seinem  oberen  Rand  die  be- 
kannten drei  Sehnenansatzfelder  finden,  springt  er  hier  als  ein  etwa  rautenförmig  be- 
grenzter, unregelmäßig  kugliger,  rauher  Buckel  nach  außen  vor  (s.  Bild  4a),  so  daß  sich 
der  Kopf  dadurch  erheblich  verbreitert,  w'iv  man  auch  in  der  Ansicht  von  hinten  her 
(s.  Bild  5  a)  deutlich  erkennt.  Die  ganze  Außenseite  des  Höckers  wird  von  Muskelansätzen 
eingenommen.  Die  »Auswärtskreisler«  (»Supinatoren«)  haben  so  einen  günstigeren  Ansatz 
aufgesucht,  sie  haben  sich  im  Sinne  der  Gewinnung  eines  größeren  Hebelarms  ausgebreitet, 
•loch  so,  daß  ein  Teil  von  ihnen  noch  den  alten  Platz  einnimmt.    In  der  Ansicht  von  außen 


Bild  4 
.1 

Linker  Oberarm  bei  Kllen- 

Speichenvcrwachsuiig.     genau 

von  außen  gesehen.    Die 

Muskelansatzstellen  des 

großen   .VrmbcinhOokers   noeli 

von  Sehnenresten  bedeckt. 


b 

Linker  Oberarm 

genau  von  außen 

(Rogelarni). 


Bild 
a 

Linker  Oberarm  bei  Ellen- 
Speichenvenvachsuiig,  genau 
von  hinten  gesehen,  (ielenk- 
lläche    seitwärts    gewandert. 


Linkci'  Oberarm 

genau  \on  hinten 

(Regelarm). 


her  sieht  man  sehr  gut,  daß  sich  der  große  Arrabeinhöcker  nicht  nur  nach  der  Seite 
durch  Vorbiickelung  ausgedehnt  hat,  sondern  auch  nach  unten.  Dort  endet  er  mit  einem 
scliarf  vorspringenden  Höcker,  der,  den  Oberarmschaft  am  chirurgischen  Hals,  der  hier 
regelwidrig  stark  ausgekehlt  ist,  fa.st  um    '/z  cm   überragt  (s.  Bild  5  a). 

In  der  Ansicht  von  hinten  (s.  Bild  5  a)  und  auch  von  oben  her  bemerkt  man  endlich, 
daß  die  Kopfgelenkfläche  sich  nach  der  lateralen  Seite  hin  gegen  den  großen  Armbein- 
höcker hin  ausgebreitet  hat.  Ja  die  Gelenkfläche  erstreckt  sich  sozusagen  noch  auf  einen 
Teil  dieses  Höckers  selbst  hinüber,  so  daß  dort  eigentlich  gar  kein  »anatomischer  Hals« 
besteht.  Diese  Wanderung  der  Gelenkfläche  kam  der  Auswärtskreiselung  (»Supination«) 
im  Schultergelenk  zugute  oder,  besser  gesagt,  war  offenbar  durch  vermehi'te  Inanspruch- 
nahme des  Gelenkes  für  Auswärtskreiselungen  hervorgerufen.  Der  Grund  für  diese  Ver- 
mehrung der  Längskreiselungen  des  Oberarmes  ist  hier  leichtverständlich.  Der  betr. 
Mensch    hat    die    ihm    verlorenen    Drehbewegungen    im    EUenspeichengelenk    durch    ent- 


22  Fmk: 

sprccliende  Drelibewegungon  im  Schultergelenk  y.u  ersetzen  gesucht.  Da  die  Speiche 
dauernd  in  halber  »Vorwendung«  stand,  so  war  natürlich  vor  allem  die  Rück  Wendung 
im  Sclmltergelenk  zu   ergänzen,   wie  wir  es  auch   tatsächlich   eingetreten  finden. 

Ein  Wandern  des  Knorpelüberzuges  am  Gelenkkopf  bei  krankhafter  Pfannenver- 
schiebung hat  auch  Payr  (1894)  beim  sog.  Hallux  valgus  beschrieben. 

Unter  Umständen  tritt  aber,  wie  bekannt,  eine  ganz  richtige  Ab  Schleifung  der 
üclenkflächen  aneinander,  wie  bei  den  Gipsgelenken,  auf,  wenn,  meist  im  Alter  oder 
selten  auch  schon  früher,  krankhaftei'weise  der  Knorpel  an  den  Gelenkenden  schwindet. 
Die  gegenüberliegenden  Flächen  werden  in  solchen  Fällen  bekanntlich  oft  spiegelblank 
geschliffen  wie  Billiardkugeln. 

Die  mikroskopischen  Verhältnisse  solcher  Gelenkoberflächen  und  alle  in  Betracht 
kommenden  Fragen  bei  den  vielgestaltigen  Erscheinungen  der  mißstaltenden  Gelenkent- 
zündung (»arthritis  deformans«)  wurden  neuerdings  in  gründlichster  Weise  von  G.  Pommf.r' 
untersucht.  Seine  Untersuchungen  brachten  auch  für  das  Verständnis  des  regelrechten 
Knorpelwachstums  eine  Fülle  von  wichtigen  Funden. 

Auch  Knochenwucherungen,  die  durch  Verletzung  oder  Entzündungen  entstanden 
sind,  graben  durch  die  Bewegungen  oft  tiefe  Rinnen  in  den  gegenüberliegenden  Gelenk- 
körper oder  aber  schleifen  sich  durch  den  Gebrauch  allmählich  mehr  oder  weniger  glatt  ab, 
wie  neuerdings  Payr"  in  seiner  auch  für  den  Anatomen  wichtigen  Arbeit  über  die  Wieder- 
bildung von   Gelenken   erwähnt  hat. 

Daß  durch  den  Reiz  eines  ausgerenkten  Gelenkkopfes  an  einer  regelwidrigen  Stelle 
sich  eine  Gelenkpfanne  bilden  kann,  und  zwar  durch  Knochenwucherung  um  die  an- 
drängende Kopfkuppe  herum,  ist  längst  bekannt. 

Sehr  wesentlich  für  die  Beziehung  der  einzelnen  Gelenkteile  zueinander  sind  auch 
die  Erfahrungen  bei  angeborenen  und  erworbenen  Ausrenkungen,  von  denen  Payr  (a.  a.  O. 
S.  36)  berichtet.  Er  fand  z.  B.,  daß  sich  bei  einer  ausgerenkten  Elle  die  Ellenzange 
stark  verengte,  weil  der  hintere  Ellbogenhaken  unter  dem  Einfluß  des  verlagerten  gedehnten 
Streckers  nach   vorn  wucherte. 

[Anderseits  zeigen  sich  die  Gelenke  manchmal  merkwürdig  formbeständig  gegenüber 
mechanischer  Ruhigstellung.  So  fand  ich  in  der  an  Merkwürdigkeiten  so  reichen  Sammlung 
der  deutschen  Anatomie  in  Prag  die  Gelenkflächen  eines  beiderseitig  unbeweglichen 
Kiefergelenkes  einer  (1780  in  Deutschböhmen  gestorbenen)  Frau,  die  sich  nur  flüssig 
hatte  nähren  können,  anscheinend  nicht  wesentlich  verändert.] 

Nach  dem  vorstehend  Gesagten  liegen  also  zahllose  sichere  Beweise  dafür  vor,  daß  die 
Form  der  Knochen  und  Gelenke  nicht  lediglich  durch  die  Vererbung  bestimmt  ist,  sondern 
auch  von  äußeren  mechanischen  Einflüssen  abliängig  ist. 

Besonders  wichtig  für  unsere  Frage  wäre  es  auch,  die  sog.  »falschen  Gelenke« , 
die  »Pseudarthrosen«,  die  sich  unter  Umständen  bei  Knochenbrüchen  bilden,  wenn  die 
beiden  Bruchenden  nicht  miteinander  verwachsen,  auf  ihre  Form  genau  zu  untersuchen 
mit  Berücksichtigung  der  Muskelansätze.  Leider  ist  das  bisher  von  den  Chirurgen  und 
Orthopäden  oder  den  Vertretern  der  pathologischen  Anatomie,  denen  solche  Präparate 
zur  Verfügung  stehen,  noch  nicht  geschehen.  Erfreulicherweise  hat  aber  jüngst  auch 
E.  Payr  in  seiner  obenerwähnten  Arbeit  darauf  aufmerksam  gemacht  und  die  Beobachtung 


'  G.  PoMBiER,  Mikroskop.  Befunde  bei  Artliritis  deformans.  Denkschr.  d.  Wiener  Akad.  d.  Wiss.  89.  Bd., 
auch  als  Sonderdruck,  Wien  19 13  u.  Derselbe,  Die  funktion.  Theorie  der  Arthritis  def.  vor  dem  Forum  des 
Tierversuches  u.  d.  path.  Anat.    Arch.  f.  orthop.  u.  Unfallchir.  1920.    S.  573ff- 

^  K.  Payr,  Über  Wiiderbildung  von  Gelenken.  Ihre  Erscheinungsform  und  Ui-sachen.  funktionelle  An- 
passung —  Regeneration.    In  D.  Med.  Wochenschr.  1918.    Nr.  30 — 32  S.  34. 


Über  die  Entstehung  der  (ielenkformen.    Mit  Tierversiichen.  23 

der  Muskclansatz Verhältnisse    bei    den    Falscligelenken    im    Hinblick    auf*  meine    Versuche 
empfohlen. 

Ganz  merkwürdige  Fälle  von  immer  wieder  an  derselben  Stelle  auftretenden  Falsch- 
gelenken nach  vorübergehender  Heilung  hat  neuerdings  Biek  (Beob.  über  Regeneration 
b.  Menschen,  D.  Mediz.  Wochenschr.  191 7  S.  427)  beschrieben  imd  die  Vermutung  aus- 
gesprochen, daß  es  sich  dabei  um  streng  örtliche  Einwirkung  eines  « Reizstofles «  (In- 
kretes  oder  Hormons)  handelt.  .Sollte  der  Reizstoff'  von  der  Beinhaut  aus  wirken,  so  könnt(> 
man  daran  denken,  zu  versuchen,  durch  eine  Verpflanzung  der  betreffenden  Beinhaut- 
stelle anderwärts  eine  Knochenauflösung  herbeizuführen. 

IV.    Tierversuche  über  den  Muskeleinfluß  auf  die  Gelenkform. 

Gerade  heutzutage,  bei  der  Unzahl  von  Knochenverletzungen  der  Krieger  und  den 
zahllosen  Versuchen,  bei  Gelenkzertrümmerung  den  Beschädigten  natürliche  Ersatzgelenke 
zu  bilden,  erschien  mir  eine  genauere  Untersuchung  der  (Jelenkformfrage  durch  neue 
eigene  Tierversuche  wünschenswert. 

Schon  früher  (1889/91)  hatte  ich  solche  Versuche  selbst  vorgenommen,  war  aber 
—  es  war  noch,  ehe  man  keimfrei  operieren  lernte  —  zu  keinen  entscheidenden  Erfolgen 
gelangt.  Neuerdings  nahm  ich  die  Versuche  wieder  auf  und  erfreute  mich  dabei  der 
Hilfe  der  HH.  Kollegen  v.  Haberek  in  Innsbruck  und  Bier  in  Berlin,  die  mir  freund- 
lichst die  Unterstützung  ihrer  Kliniken  zur  Verfügung  stellten.  Den  Assistenten  Hrn. 
Dr.  Wächter  und  Privatdozent  Dr.  Chiari  und  Dr.  v.  Meyersbach  in  Innsbruck  sowie  Hrn. 
Privatdozent  Dr.  Martin  in  Berlin  bin  ich  für  ihre  wertvollen  Ratschläge  und  die  Aus- 
führung der  nötigen  Operationen  sowie  der  Nachbehandlung  den  wärmsten  Dank  schuldig, 
denn  die  bei  den  Versuchen  erzielten  Erfolge  sind  natürlich  in  erster  Linie  ihrem  be- 
währten chirurgischen  Köimen  zu  verdanken. 

I.    Beschränkung  der  Bewegung  in  einem   Kugelgelenk. 

Vor  allem  suchte  ich  festzustellen,  wie  sich  ein  Kugelgelenk  verhält,  wenn  an  ihm 
möglichst  nur  Scharnierbewegungen  ausgeführt  werden.  Zu  dem  Zweck  ging  ich  darauf 
aus.  bei  jungen  Tieren  die  Hinterbeine  beider  Seiten  zu  verbinden,  so  daß  die  Bewegungen 
nacli  der  Seite  und  die  Längsdrehungen  wesentlich  behindert,  die  Beuge-  und  Streck- 
bewegungen aber  in  ausgiei)iger  Weise  stattfinden  konnten.  Zuerst  wollte  die  Verbindung 
der  Beine  nicht  gelingen.  Verbände  wurden  gelockert  >md  zerfressen,  auch  Vernähung 
der  Haut  der  Innenseite  l»eider  Beine  führte  nicht  zum  Ziel,  da  sich  die  Verbindung 
nach  einiger  Zeilt  löste.  Selbst  die  Fesselungen  mit  Katgut  und  mit  gewöhniicliem  Draht 
versagten. 

In  einigen  Fällen  gelang  es  aber  doch,  die  Beine  einigermaßen  gut  untereinander 
zu  verbinden.  Bei  Versuch  (i  war  ein  Draht  durch  den  rechten  Oberschenkel  hart  über 
dem  Kniegelenk  durchgeführt.  Links  lag  er  in  einer  tiefen  Knochenrinne,  die  sich  auf 
der  Vorder-  und  Außenseite  des  Oberschenkels  gebildet  hatte.  Die  Strecksehne  war  mit 
der  Kniescheibe  nach  der  Seite  ausgerenkt.  Die  Knie  waren  verbunden,  das  rechte  Knie 
ist  stark  angezogen,  das  linke  war  etwas  von  der  Mittellinie  abgezogen.  Am  Präparat 
waren  Ab-  und  Anziehungen  im  Hüftgelenk  trotz  der  Knieverbindung  nicht  ganz  aus- 
geschlossen. Das  linke  Bein  kann  aber  nur  nach  der  Abziehungsseite  bewegt  werden; 
es  kann  hingegen  nicht  in  die  Regelstellung,  geschweige  denn  in  »Anziehung«  gebracht 
werden.  Das  rechte  Bein  läßt  sich  umgekehrt  nur  in  der  medialen  oder  >< Anziehungs- 
häifte"   der   »Bewegungskugel«    des   Hüftgelenkes   hin   und   her  bewegen. 


24  F I 0  K  : 

Die  Eröffnung  der  Hüftgelenke  ergab,  daß  beide  Hüftköpfe  entschieden  kleiner  und 
schmächtiger,  die  Muskelhöcker  des  oberen  Oberschenkelendes  aber  besonders  im  Vergleich 
zu  den  schmächtigen  Köpfen  mächtiger  waren  als  in  der  Regel.  Ferner  erschienen  die 
Köpfe  namentlich  von  hinten  betrachtet  weniger  kuglig  als  gewöhnlich.  Und  zwar  ist 
die  Abplattung  am  linken  Kopf  unten,  am  rechten  Kopf  oben  deutlicher.  Das  rührt 
offenbar  von  der  dauernden  Seitwärtsdrehung  der  "Beine  her.  Der  Kopf  des  linken  Ober- 
schenkels, der  »abgezogen«  stand,  war  oben  sogar  etwas  deutlicher  vom  Hals  abgesetzt; 
hingegen  der  Kopf  des  rechten  Oberschenkels,  der  »angezogen«  stand,  war  unten  etwas 
schärfer  »unterhöhlt«,  er  war  dort  durch  den  Druck  der  Pfanne  bei  der  Beinanziehung 
etwas  geschwunden. 

Auch  das  Versuchskaninchen  .1,  bei  dem  die  Beine  unter  dem  Knie  durch  eine 
Seidenschlinge  und  Vernähung  der  ünterschenkelbinde  beider  Seiten  aneinander  befestigt 
waren,  hielt  sich  längere  Zeit.  Freilich  war  die  Verbindung  der  beiden  Beine  doch  etwas 
nachgiebig.  Die  Beine  waren  hier  nicht  nach  der  Seite  »verzogen«,  sondern  etwas  hinter- 
einander verschoben,  so  daß  der  linke  Oberschenkel  in  etwas  »gestreckterer«  Lage  stand 
als  der  rechte.  Dadurch  lag  das  linke  Knie  dem  (oberen  Ende)  des  rechten  Unter- 
schenkels, nicht  dem  rechten  Knie  an.  Beide  Hüftpfannen  erwjesen  sich  etwas  erweitert, 
die  runden  Hüftbänder  verdickt,  in  tiefer  Grube  entspringend.  Die  Köpfe  zeigten  leichte 
Abweichungen  von  der  Kugelgestalt,  und  zwar  der  linke  deutlicher  als  der  rechte.  Der 
linke  Kopf  war  unten,  ähnlich  wie  im  Versuch  (I  der  rechte,  etwas  schärfer  eingekehlt 
als  gewöhnlich. 

Bei  Versuchskaninchen  K  verband  in  der  Mitte  des  Unterschenkels  eine  Messing- 
drahtschlinge beide  Beine.  Der  linke  Unterschenkel  war  gebrochen,  und  es  hatte  sich 
ein.  Falschgelenk  ausgebildet.  Das  obere  Bruchende  war  leicht  gewölbt,  stand  vor  dem 
stark  verdickten,  nicht  ausgehöhlten  unteren  Bruchende.  Die  Wölbung  des  oberen  Bruch- 
endes war  wohl  durch  Abschleifung  an  den  Weichteilen  entstanden  (s.  o.  S.  17).  Am 
Hüftgelenk  waren  kaum  Abweiclumgen  zu  sehen,  was  leicht  begreiflich  war,  da  die  Beine 
wegen  des  Falschgelenkes  sehr   »geschont«   wurden. 

Am  besten  gelang  der  Versuch  bei  einem  jungen  Hund  (Versuch  H),  bei  dem  Hr. 
Dr.  Chiari  die  Haut  durchstechend  ziemlich  dicht  oberhalb  der  Kniegelenke  eine  Silber- 
drahtschlinge unter  den  Muskeln  um  beide  Oberschenkel  herumgeschlungen  hatte.  Der 
Hund  ertrug  den  Eingriff  sehr  gut  und  sprang  nach  der  Heilung  immer  ganz  munter 
umher.  Leider  lernte  er  aber  nur  allzu  gut  seine  in  ihren  Bewegungen  behinderten  Beine 
vom  Gebrauch  möglichst  auszuschalten,  indem  er  beim  Laufen  meist  hauptsächlich  nur  die 
Vorderbeine  benutzte  und  das  Hinterteil  samt  den  Hinterbeinen  hochhob  oder  die  Hinter- 
beine nur  ab  und  zu  kurz  aufsetzend  (»hinkend«)  zur  Unterstützung  des  Körpers  beim 
Laufen  benutzte.  Der  Hund  wurde  1  Jahr  nach  der  Operation  getötet.  Es  zeigte  sich, 
daß  der  Silberdraht  im  Knochen  eine  ,tiefe  Rinne  verursacht  hatte  und  daß  an  den  Hüft- 
köpfchen deutliche  Veränderungen  gegenüber  dem  Verhalten  bei  einem  gesunden  Ver- 
gleichshund derselben  Rasse  festzustellen  waren.  Auch  in  den  Gewichts-  und  Längen- 
verhältnissen der  Muskeln  und  Knochen  ergaben  sich  Veränderungen,  die  später  besonders 
geschildert  werden  sollen. 

Bild  6au.b  zeigt  den  linken  Oberschenkel  des  Hundes  (mit  Beschränkung  der  Seiten- 
und  Kreiselbewegungen)  von  vorne  gesehen  und  daneben  den  Oberschenkel  des  Vergleichs- 
hundes. Man  erkennt  vor  allem  sofort,  daß  der  Oberschenkelkopf  ganz  anders  zum  Schaft 
steht.  Beim  Bein  des  Vergleiclishundes  steht  er  viel  steiler.  Seine  Kuppe  überragt  fast 
die  Spitze  des  großen  Rollhügels,  während  beim  behinderten  Oberschenkel  das  Umgekehrte 
der  Fall  ist,   da   die  Rollhügelspitze    hier   sehr  deutlich   die  Kopfkuppe  Oberragt.     Auch 


TUter  die  Entstehung  der  Gelenkfoiinen.   Mit  Tierversuchen. 


25 


die  Gelenküäche  des  Kopfes  zeigt  Unterschiede:  der  gewöhnliche  Kopf  ist  kugliger,  der 
behindert  gewesene  ist  namenthch  an  seiner  Oberseite  tlächer,  nicht  so  stark  gekrümmt. 
Bild  7  zeigt  uns  dieselben  Knochen  von  hinten.  Da  ist  die  Veränderung  noch  deut- 
licher. Die  Flachheit  beim  behinderten  Kopf  ist  noch  ausgesprochener,  und  seine  Gelenk- 
tläche  erstreckt  sich  etwas  weiter  nach  abwärts  als  beim  gewöhnlichen  Kopf.  Am  Präparat 
erkennt  man  außerdem  noch  eine  besondere  bogenförmige  Leiste  neben  der  Gelenkfläche, 
die  dem  gewöhnlichen  Kopf  fehlt.  Auch  war  das  runde  Hüftband  beim  behinderten  Kopf 
dicker  als  gewölmlich,  während  der  (Oberschenkel   im  Ganzen  viel  schlanker  war. 


I':* 


M 


'.<■  -X 


■J      ■,■: 


a  ßild  6.  h 

I.iiikt'r  Oln'rsrinMik<'l  des  llutiflcs  \<iii   \(n*ii. 


a  l'.ild   7.  b 

Linker  Olx^i'Sclienkrl  des  llmid<'.s  mjii   liiiitoii. 


Bild  8  zeigt  die  Knoclien  der  rechten  Körperseite  von  vorne  her.  Wir  erkennen, 
(laß  hier  dem  Wesen  nach  dieselben  Veränderungen,  aber  noch  in  wesentlich  liöherem 
Grade,  ausgebildet  sind  als  auf  der  linken  Seite.  Die  Überragung  des  Rollhügels  am  be- 
hindert gewesenen  Bein  ist  auch  auffällig,  und  die  wagerechte  Stellung  des  Obersclienkels 
springt  sofort  in  die  Augen.  Sie  ist  zwar  auch  am  Verlauf  des  unteren  Halsrandes,  wenn 
man  ihn  vom  Schaft  her  zum  Rand  der  Gelenkfläche  hin  verfolgt,  zu  erkennen,  namentlich 
aber  am  oberen  Rimd  sehr  ausgesprochen.  Beim  gesunden  Oberschenkel  tritt  der  Kopf  frei 
schräg  nach  oben  innen  aus  dem  Schaft  heraus,  beim  behinderten  Schenkel  geht  hingegen 
der  obere,  wagerecht  verlaufende  Halsrand  ganz  flach  mit  einem  dreieckigen  Feld  in  die 
Kopfkuppe  über.  Die  Krümmung  auf  der  Oberseite  des  Kopfes  ist  hier  also  in  frontaler 
Richtung  ganz  flach,  einer  querstehenden  Walze  ähnlich,  während  sie  beim  gewöhnlichen 
Oberschenkel  einer  scharf  begrenzten  Kugelhaube  entspricht. 

Phys.-math.  AM.   IU21.  Nr.  2.  4 


26 


Fl 


c  K : 


Auf  Bild  9  sehen  wir  die  Hinterseite  des  rechten  Oberschenkels:  Wie  auf  der  linken 
Seite,  so  sind  die  Veränderungen  auch  auf  der  rechten  Seite  hinten  noch  ausgesprochener 
als  vorne.  Hier  ist  der  Kopf  überhaupt  kaum  mehr  als  »Kugelabschnitt«  zu  bezeichnen, 
sondern  hier  ist  nicht  nur,  wie  vorne,  nur  der  obere  Streif,  sondern  die  ganze  Fläche 
»unregelmäßig  walzenförmig  gekrümmt«.  Das  von  vorne  her  schon  sichtbar  gewesene, 
nicht  kuglig,  sondern  walzenförmig  gekrümmte  P'eld  erstreckt  sich  auf  der  äußeren  Seite 
der  Hinterwand  des  Kopfes  hinunter.  Es  ist  übrigens  nicht  von  echtem  Knorpel  über- 
zogen, sondern  zeigt  eine  glatte,  nur  von  Gelenkinnenhaut  überzogene  Knochenoberfläche. 


a  Bild  8.  b 

Rechter  Oberschenkel  des  Ihiiidcs  von  \orn. 


a  Bild  9.  b 

Hechtcr  Obersehenkel  des  Hundes  von  hinton. 


Bild  lo.  Deutliche  Veränderungen  zeigt  auch  die  Betrachtung  von  der  Innenseite 
her.  Während  der  gesunde  Schenkelkopf  auch  von  da  aus  den  Eindruck  einer  mehr  oder 
weniger  regelmäßig  ausgebildeten  Kugelfläche  macht,  ist  der  behindert  gewesene  Kopf, 
von  hier  aus  gesehen,  breiter  und  niedriger  als  gewöhnlich ;  die  Kugel  erscheint  ge- 
wissermaßen von  oben  nach  unten  etwas  zusammengedrückt,  so  daß  die  Fläche  eben  von 
vorne  nach  hinten  »breiter«  als  gewöhnlich  ist.  Sehr  auffallig  ist  in  der  Seitenansicht 
auch  die  bei  weitem  stärkere  Krümmung  des  kranken  Überschenkels  und  die  bedeutend 
weniger  »tiefe«  Entwicklung  der  Oberschenkelfläche  für  das  Schienbein;  die  Ausdehnung 
der  Oberschenkelknorren  von  vorne  nach  hinten  beträgt  beim  gesunden  Hund  3.2  cm, 
beim  Versuchshund  aber  auf  beiden  Seiten  nur   2.5  cm. 

Die  Bilder  zeigen  uns  also  starke  Veränderungen  eines  Gelenkes  durch  Behinderung 
gewisser  Bewegungen.    Diese  Krümmungsveränderungen  lassen  sich  nun  wohl  auch  mecha- 


J'her  dif  Entstehumj  der  Gelenkfonnm.    Mit  Tierversuchen. 


27 


nisch  deuten.  Die  Oberschenkel  waren  (wie  oben  S.  24  angegeben)  nn  ausgiebigen  Seiten- 
bewegungen, (1.  h.  Erhebungen  des  Schaftes  nach  der  Seite,  behindert.  Dadurch  fehlte 
also  die  für  gewöhnlich  immer  sich  einstellende  » Abschleifung«  bezw.  der  Druck  durch 
den  Pfannenrand  auf  die  oberen  seitlichen  Teile  der  Gelenkkugel.  Diese  Teile  waren  also 
dauernd  entlastet,  so  daß  der  Knochen  nach  dieser  Richtung  hin  wachsen  konnte,  nicht 
wie  gewöhnlich  am  seitlichen  Wachstum  gehindert  wjir.  Dadurch  ging  die  Schlankheit 
und  Auskerbung  des  oberen  Schenkelrandes  verloren.  So  wird  dann  die  Mittellinie  oder- 
•  Seelenachse«  des  Hal-^es  allmälilich  mehr  wagerecht  gestellt,  und  die  Krümmung  des 
Kopfes  fällt  nach  den  Seiten  nicht  mehr  .so  .schroff  kuglig  ab,  sondern  wird  walzenförmig. 

Die  stärkere  Kntwicklung  des  großen  Rollhügels, 
der,  wie  wir  gesehen  haben,  beim  behinderten  Ober- 
schenkel den  Kopf  überragt,  während  er  beim  ge- 
wöhnlichen Oberschenkel  vom  Kopf  überragt  wird, 
könnte  man  sich  vielleiclit  so  erklären,  daß  beim  ge- 
sunden Bein,  das  zum  Laufen  benutzt  wird,  der  Ue- 
lenkkopf  einen  großen  Teil  der  Körfjerlast  zu  tragen 
hat  und  deshalb  im  Verhältnis  zu  den  seitlichen 
Muskelansatzhöckern  größer  sein  muß.  Bei  dem  Hund, 
dessen  Beinbewegung  beschränkt  war  und  der  die 
Hinterbeine  auch  beim  Laufen  sehr  wenig  benutzte, 
ist  das  Verhältnis  hingegen  umgekehrt,  der  Stütz- 
knochen ist  im  Vergleich  zu  den  seitlichen  Muskel- 
ansatzhöckern  im  Wachstum  zurückgeblieben. 

.ähnliche  Versuche  hat  übrigens  auch  schon 
L.  FicK  (s.  o.)  gemacht  und  gefunden,  daß  bei  teil- 
weiser Muskelwcgnahme  die  Form  der  bewegten  CJc- 
lenkllächen  sich  verändert,  indem  ihre  Krümmung 
abnimmt,  llaeher  wird.  Leshafft  (Theoret.  Anat. 
L  Bd.,  Leipzig  1892,  S.  177  u.  Anat.  Verhdlg.,  Wien 
1892)  lähmte  die  vom  Wadenbeinnerven  versorgten 
Mu.skeln  bei  einem  Hund  und  erhielt  infolge  der 
dadurch  l)ewirkten  fehlerhaften  Hüftstollung  eine 
Umwandlung  des  Hüftgelenkes  »in  ein  elli[)tisches 
Gelenk«.  Letztere  Versuche  hat  wohl  W.  Roux  im 
Auge,  wenn  er  (Ges.  Abh.  L  Bd.  S.  376  als  Zusatz) 

sagt:  »Kugelgelenke  bilden  sich  nur  da,  wo  die  Muskeln  mindestens  zwei  rechtwinklig 
zueinander  wirkende  Antagonistengruppen  von  fast  gleicher  Stärke  bilden ;  wirken  zugleich 
noch  Rotatoren,  so  ist  die  Kugelform  nocli  gesicherter.  Wird  eine  dieser  Muskelgruppen 
bei  einem  jugendlichen  Tier  fast  ganz  exstirpiert  oder  gelähmt,  so  bildet  sich  bei  der 
Weiterentwicklung  das  ursprünglich  vorhandene  Kugelgelenk  zu  einem  Kllip- 
soidgelenk  um. 

2.   Veränderung  der  Muskelansatzverhältnisse  ohne  Gelenkeröffnung. 

Schon  früher  unternahm  ich  aucl»  Versuche  an  jungen  Kaninchen  in  der  Absicht,  festzu- 
stellen, ob  die  Änderung  der  Muskelansatzverhältnisse  die  Gelenkform  beeinflußt. 
So  durchschnitt  ich  im  August  1890  bei  einem  jungen  Kaninchen  auf  der  rechten  Körperseite 
den  Zweiköpfer  des  Armes  und  den  »Oberarmmuskel«  und  trennte  die  Dreiköpf  ersehne  am 
Ellbogen  ab.     Das  Tier  ging  nach  fünf  Monaten  an  Hirneiterung  (vom  Ohr  ausgehend)  ein. 


a  Bild   10. 

Keelitef  Oberschenkel  \oii 


der  Innenseite. 


28  F 1 0  K : 

Es  fand  sich,  daß  die  durchschnittenen  Muskeln,  namentlicli  die  Strecker,  wesentlich  dünner 
geworden  waren;  ihre  sehnigen  Teile  hatten  sich  erhalten,  das  Fleisch  war  geschwunden. 
Der  Dreiköpfer  hatte  aber  durch  Bindenzüge  doch  wieder  mit  dem  Unterarm  Verbindung  ge- 
wonnen. Die  Streckung  war  aber  weniger  ausgiebig  wie  auf  der  linken  Seite.  Die  Be- 
festigungen des  Zweiköpfers  und  des  Oberannmuskels  am  Unterarm  hatten  bindenähn- 
liches statt  sehniges  Aussehen;  sie  bestanden  aus  mehr  oder  weniger  ungeordnetem  Binde- 
gewebe. Die  gewöhnlich  an  der  Elle  vorhandene  tiefe  Rhme  für  die  Sehne  des  langen 
Kopfes  des  Dreiköpfers  war  vollständig  verschwunden;  zum  Teil  war  die  Rinne  durch 
Knochenraasse  ausgefüllt,  /um  Teil  verschwand  sie,  weil  ihre  Ränder  abgeflacht  und  ab- 
gestumpft waren. 

Die  Unterarmknochen  sind  etwas  kürzer  als  links  (Eile  77  :  79  mm,  Speiche  63  :  64  mm) 
und  deutlich  leichter  (Elle  0.84:  1.03  g,  Speiche  0.734:0.825  g).  Die  Gelenkflächen»sind 
erheblich  weniger  ausgeschliffen,  »seichter«,  wie  gewöhnlich.  Die  Speiche  ist  überdies 
schmaler  (größte  Breite  4.0:4.75  mm)  und  sieht  fast  krüppelhaft  aus.  Im  Gegensatz  dazu 
war  die  Schulterblattgelenkfläche  rechts  größer  (größter  Durchmesser  85  :  80  mm,  kleinster 
Durchmesser  57:55  mm);  ihre  Ränder  waren  abgerundeter,  ihr  Gewicht  etwas  größer 
(1.41  :  1.33  g).  Auch  der  rechte  Oberarm  war  etwas  länger  (70:69  mm)  und  eine  Kleinig- 
keit schwerer  (2.034:2.032  g).  Die  obere  eingeknickte  äußere  Gelenkfläche  beim  großen 
Armbeinhöcker  war  nicht  so  tief  wie  links;  die  innere  halbmondförmige  Muskelrauliigkeit 
hingegen  war  bei  einer  Länge  von  70  mm  am  rechten  Oberarm  30,  am  linken  aber  nur 
17.5  mm  breit.  Daß  der  Oberarm  bei  dem  Versuchstier  nicht  gelitten  hatte,  sondern  seine 
vermutlich  schon  vor  dem  Eingriff  vorhanden  gewesene  Überlegenheit  an  Länge  und  Gewicht 
behalten  hat,  beruht  wohl  darauf,  daß  das  Tier  bei  der  Schädigung  des  Unterarmes  den 
Oberarm   wohl  für  gewisse  Zwecke  als   Aushilfe   besonders  in   Anspruch   nahm. 

Neuerdings  nahm  ich  mit  Hrn.  Privatdozent  Dr.  Martin  auch  diese  Versuche  wieder 
auf,  und  zwar  bei  einem  jungen  Hund.  Es  wurden  die  Ansätze  derjenigen  Muskeln,  die 
nahe  an  der  Schulterpfanne  ansetzen  (oder  «entspringen«),  durchschnitten,  ohne  daß  das 
Gelenk  eröffnet  wurde.  Bei  der  Sektion  zweier  so  operierter  Hunde  ergab  sich  aber  keine 
wesentliche  Veränderung  im  Gelenk.  Das  beruht  wohl  mit  auf  dem  Umstand,  daß  die  Tiere 
die  Arme  nach  dem  Eingriff  infolge  der  stark  veränderten  Beweglichkeit  nicht  melir  im  ge- 
wöhnlichen Ausmaß  gebrauchten.  Ferner  ist  es  klar,  daß  die  Gelenkflächen,  wenn  sie  einmal 
eine  bestimmte  Form  und  glatte  Knorpelüberzüge,  von  Gelenkschmiere  schlüpfrig  gemacht, 
besitzen,  auch  durch  Muskelansatzverhältnisse,  die  eigentlich  nicht  zu  ihrer  Form  passen, 
nicht  allzu  schwer  geschädigt  werden.  Es  findet  z.  B.  kein  Umkippen  über  die  Kante  der 
gegenüberliegenden  Gelenkfläche  statt  wie  bei  den  Gipsblöcken,  auch  wenn  der  Muskel 
weit  weg  von  ihr  ansetzt,  sondern  die  einmal  gebildete  Pfanne  rutscht,  statt  umzukippen, 
an  dem  unterliegenden  glatten  Kopf  gewissermaßen  aus  und  gleitet  an  ihm  entlang.  Freilich 
wird  der  Kopf  durch  die  Einleitung  einer  Kippbewegung  des  die  Pfanne  tragenden 
Knochens  wohl  etwas  mehr  gedrückt  wie  gewöhnlich,  aber  zu  einer  wirklichen  Ein- 
drückung oder  allmählich  pfannenähnlichen  Aushöhlung,  d.  h.  zu  einer  Verwandlung  des 
fertig  gebildeten,  gesunden,  knorpelüberzogenen  Kopfes  in  eine  Pfanne,  kann  es  doch 
nicht  kommen.' 

3.    Neubildung  eines  Gelenkes  nach  Veränderung  der  Muskelansätze. 
In  neuerer  Zeit  sind  von  verschiedenen  Seiten  Tierversuche  über  die  Wiederbildung 
von  Gelenken  ausgeführt  worden,   namentlich  auch  von  Payk,    der  darüber  in  der  oben 
mehrfach  erwähnten  Arbeit  berichtet.     Bei  diesen  Versuchen  sind  aber  meines  "Wissens 
noch  nie  die  Muskelansatzverhältnisse  berücksichtigt. 


Über  die  Entstehung  der  Gelenkformen.  Mit  Tierver Stichen. 


29 


Uns  lag  begreiflicherweise  besonders  daran,  gerade  den  Einfluß  der  Muskelanordnung 
auf  die  Gelenkneubildung  zu  verfolgen.  Wir  machten  daher  verschiedene  Versuche  derart 
an  Kaninchen  und  an  einem  Hunde,  und  zwar  am  Schultergelenk.  Die  Gelenkflächen  der 
Pfanne  und  des  Kopfes  wurden  glatt  abgetragen  und  alle  nahe  an  der  Pfanne  sowie  die 
weiter  unten  am  Arm  ansetzenden  Muskeln  abgetrennt.  Es  sind  das  der  lange  Kopf  des 
Dreiköpfers  und  der  lange  Kopf  des  Zweiköpfers  (oder  des  M.  glenohumeralis)  sowie  der 
Dreieck-  und  der  große  Brustmuskel.  In  mehreren  Fällen  kam  es  leider  nicht  zur  Bildung 
eines  beweglichen  Gelenkes,  sondern  zu  einer  steifen  Verbindung  mit 
unregelmäßig  gestalteten  Knochenendflächen.  Bei  einem  von  Hrn.  Dr. 
Wächter  (Innsbruck)  operierten  Kaninchen  bil- 
dete sich  aber  ein  gut  bewegliches,  vom  Tier 
regelmäßig  benutztes  Gelenk.  Dieses  Gelenk 
zeigte  nun  die  Andeutung  einer  vollen  Um- 
kehrung der  Gelenkflächenform,  wie  auf  Bild  1 1 
leicht  zu  erkennen  ist.    Wir  schon  am  Schulter- 


Bild  II. 


Kaiiinrhoii»chiilt<'r);elenk  mit  Foiiiiuinkelii-uiig  diircli   N'ri- 

.Tiideniii]K  der  Muskriansiilzvri'liältiiissc.     Solmllorblatt  iiiil 

"(;i"lciikko|)("-   von  hiiitpii  hez«.  außen  jjeselioii. 


(ifleiikkopf  des  Schulter- 

lileittes  von   medial  be/.w, 

von  vom  gesehen. 


01)eiaiin  mit  ITaniic: 
initercr  I'l'aniiciirand 
etwas   hakenförniig   um- 
gebogen. 


blatt  statt  der  ausgehöhlten  Pfanne  einen  deutlich  gewölbten  Buckel  (s.  Bild  1 1  a  u.  b), 
der  in  seinem  untersten  Teil  fast  einer  Rolle  verglichen  werden  kann,  und  am  Oberarm 
statt  des  Kopfes  eine  deutliche  pfannenähnliche  Höhlung  gebildet  (s.  Bild  1 1  c).  Die  Pfanne 
hat  sogar  einen  hakenförmigen  Fortsatz  entwickelt,  ganz  ähnlich,  wie  er  an  der  EUbogen- 
gelenküäche  der  Elle  vorhanden  ist:  Dieser  Fortsatz  greift  in  eine  entsprechende  Ver- 
tiefung tinter  dem  »Gelenkkopf«  des  Schulterblattes,  ähnlich  wie  der  »Ellbogen«  der  Elle 
in  die   »Ellbogengrube«   auf  der  Rückseite  der  Oberarmrolle. 

Verwickeitere  Formverhältnisse  zeigte  Versuch  P  ebenfalls  an  einem  Kaninchen.  Es 
war  der  lange  Koi)f  des  Dreiköpfers  zerschnitten;  sein  oberer  Stumpf  bildete  am  Prä- 
parat eine  Geschwulst  zwischen  Oberarm  und  Schulterblatt.  Der  untere  Stumpf  des  Zwei- 
köpfers war  spindelförmig,  hatte  normalen  Unterarmansatz.  Die  großen  Brustmuskel- 
stümpfe waren  kurz  und  fleischig  an  der  vorderen  Oberarmkante  festgewachsen.  Ebenso 
war  auch  der  Dreieckmuskel  doch  wieder  festgewachsen,  aber  etwas  oberhalb  der  regel- 
rechten Stelle.  Das  Schultergelenk  zeigt  Sattelform.  Der  Oberarm  hat  eine  tiefe  Rinne 
(Bild  12b);  diese  Rinne  reitet  auf  einer  gewölbten  »Schneide«  des  Schulterblattes  (s.Bildi2a). 


30 


F  I  C  K 


Die  BcAvegung  längs  dieser  Krümmung  ist  eine  »Pro-Supination«.  Sie  wurde  offenbar 
bewirkt  durch  die  nahe  an  der  (die  »Pfanne«  bildenden)  Oberarmrinne  ansitzenden  Muskeln, 
den  großen  Runden,  den  üntergrätenmuskel  und  den  sogenannten  »Abzieher«  und  den 
hier  an  der  Schulterblattgräte  ansetzenden  »kleinen  Brustrauskel«.  Der  Rollenwölbung  von 
oben  nach  unten  entspricht  eine  Bewegung  in  einer  einwärts  und  nach  vorn  von  der 
»gewölbten  Schneide«  des  Schulterblattes  liegenden  Rinne  und  am  Abhang  seitlich  von 
der  »wewölbten  Schneide«.  D.h.  der  seitliche  rollenähnliche  Oberarm  wulst  gleitet  »frei 
im  Gelenk« ;  ihm  steht  keine  eigentliche  hohle  Gelenktläche  des  Schulterblattes  gegenüber. 
Diesem    gewölbten    Teil    der   Oberarm- »Satteltläche«     entsprechen    ganz   gut   die    erhalten 


Bild  12. 
Durch  Veränderung  der  Muskelansätze  erzeugtes  sattelförmiges  Schultergeleuli  beim  Kaninchen, 
a  b 

Schulterblatt  \on  hinten,  wulstige  Gelenkfläche  lateral  oben.        Oberai-m  mit  Muskeln,  Kopf  von  lateral  her. 


gebliebenen,  weit  von  der  Spalte  entfernt  ansetzenden  Muskeln;  vor  allem  die  von  oben 
kommenden,  tief  unten  ansetzenden  Bündel  des  großen  Brustmuskels  und  des  Dreieckmuskels. 
Auch  der  Obergrätenmuskel  ist  durch  halbe  Ausrenkung  (Subluxation)  des  Kopf<^s  nach 
unten  weiter  von  der  Gelenkspalte  entfernt  als  in  der  Regel.  Der  Schulterhaken-Arm- 
muskel (Cocaco  brachialis)  sitzt  am  Schulterblatt  dicht  bei  der  Gelenkspalte,  am  Oberarm 
aber  weit  von  der  Gelenkspalte.  Unter  ihm  springt  der  »Pfannenrand«  des  Schulterblattes 
sogar  besonders  vor.  So  paßt  die  regelwidrige  Gelenkform  gut  zu  den  vorhandenen 
Muskelansätzen.  Ein  ähnlich  verwickelt  gestaltetes  Gelenk,  nur  fast  ganz  unbeweglich, 
fand   sich   an   einem   von  Hrn.  Dr.  Martin   in    ähnlicher  Weise   operierten  jungen  Hund. 


Ibe?'  die  Entstehung  der  Gelcnkformen.    Mit  Tierversuchen.  31 

Die  Hauptergebnisse  der  Untersuchung  dürften  folgende  sein:  Die  Stammesentwick- 
lung der  Gelenkfonu  ist  unter  dem  Einfluß  persönlicher  Gebrauchsänderung  des  Gliedes 
erfolgt;  dabei  sind  »Vorstufen«  der  Erbmerkmale  (»Anlagenkeime«  oder  »Progene«)  an- 
zunehmen. 

Die  Gelenkform  ist  nicht  vollständig  fest  vererbt,  sondern  außer  von  der  Vererbung 
in  der  Regel  auch  von  mechanischen  Verhältnissen  während  der  Entwicklung  bis  zur 
vollen  Ausbildung  abhängig. 

Auch  die  Form  eines  fertig  entwickelten  Gelenkes  kann  sich  unter  dem  Einfluß  ver- 
änderter Bewegungen  verändern. 

Bei  Neubildung  eines  Gelenkes  nach  Abtragung  der  alten  Gelenkflächen  kann  durch 
»entsprechende«  (s.  Gesetz  fär  Gipsschlifte)  Muskelanordnung  bewirkt  werden,  daß  sich 
die  Gelenkform  der  früheren  entgegengesetzt  gestaltet. 


Rrrlin.  gedrucltt  in  der  Reichsdruckerei. 


AS  Akademie  der  Wissenschaften, 

182  Berlin.     Philosophisch-Histo- 

B34  Tische  Klasse  -/f 

1921  Abhandlungen 


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